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GULP FICTION

Mein Angelpartner begann mich zu nerven, fast wie in einem schlechten Film. Als wir so in der Dunkelheit der Nacht dastanden, er mit Spinnrute und ich mit Fliege, sagte er im Großen und Ganzen nur drei Dinge: „Da beißt was an“, „Da war er wieder“ und „Jetzt hab ich ihn“. Zum Glück hat er einige von ihnen verloren, aber er war auf dem besten Wege, nicht nur nervig, sondern geradezu beschwerlich zu werden.

Alles begann damit, dass wir in der Abendsonne am Strand lagen und frischen Espresso tranken. Draußen im Wasser stand ein junger Mann, von dem wir dachten, dass er schon verschwinden würde, wenn es ganz dunkel wurde. Dann würden wir beim Angeln unsere Ruhe haben. Er kam tatsächlich im letzten Tageslicht herausgewatet, aber leider nur zum Abladen. Drei ordentliche Fische hatte er gefangen: Einen Dorsch, eine Makrele und eine Meerforelle. Gemischte Fänge dieser Art sind einigermaßen bemerkenswert. Wir lobten den Fang, boten dem Angler Kaffee an und fragten, natürlich ganz beiläufig, womit er die Fische angelockt hatte. Bereitwillig zeigte er sein seltsames Rig, an dem ein Gulp-Sandaal befestigt war. Ohne jegliche Belastung oder Bombarde als Wurfgewicht, nur das Rig und der Gummifisch aus der übelriechenden Flüssigkeit. Der junge Mann war damals noch Medizinstudent, aber wir haben sehr schnell angefangen, ihn als „Doktor Gulp“ zu betiteln.

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So nerdig wie Fliegenbinden

Mein Angelpartner sofort Feuer und Flamme und setzte sich zu Hause an den Couchtisch und entwickelte das Rig weiter. Er fand Fliegenfischen und die damit verbundene Fummelei mit Federn und Haken bisher immer nerdig. Als ich nun sah, wie seine groben Maurerhände winzige, präzise Knoten banden, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Das hier war wirklich nerdig. Das Problem war, dass es draußen am Wasser wirklich funktionierte. Ich habe versucht, es so gut wie möglich zu ignorieren. Eigentlich ist es mir auch gut gelungen, mich nicht darum zu kümmern, bis ich eines Abends eine Spinnrute mitgebracht hatte, denn es könnte vielleicht (nur vielleicht!) sein, dass ich diese „Gulperei“ mal ausprobieren wollte. Ich watete hinaus in den Gezeitenstrom, während mein Angelpartner noch am Ufer saß und den Sandaal ans Rig friemelte. Ein Prozess, der so lange braucht, wie er eben braucht. Als er endlich mit seinen Watstiefeln ins Wasser kam, hatte ich schon lange dort gestanden, ohne das Geringste zu spüren. Die Fische waren wahrscheinlich noch nicht da. Mein Angelpartner fing sowohl mit dem zweiten als auch mit dem dritten Wurf eine Forelle. Nun gut, keine Riesen und sie wurden beide wieder freigelassen, aber ich hatte den Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr konnte. „Rück mal einen Sandaal und ein Rig rüber!“ – Ich musste an mich halten, um nicht zu brüllen.

Eine intensive Nacht

Es war ein denkwürdiger Abend bzw. Nacht. Zuerst wurde der Sandaal immer wieder angegriffen. Dabei habe ich unter anderem gelernt, dass man keinen Anhieb/modhug setzen darf, bevor man einen Zug spürt. Mein innerer Trockenfliegenfischer hat aus diesem Grund ein paar verloren. Dann kam die Frustration, als ein Hornhecht das Rig malträtierte und ich die ganze Schose entwirren musste. Damit muss man wohl einfach leben. Der Höhepunkt war, als ich in einen Wirbel in Ufernähe warf und der Gulp ein gutes Stück über der Oberfläche von einer Forelle inhaliert wurde.

Es stellte sich als eine unterhaltsame, effektive und sehr intensive Angelmethode heraus.

Wurfweite wie ein Fliegenfischer

Bei dieser Methode wird nicht sehr weit geworfen. Das Rig und der GulpSandaal wiegen zusammen nur 6 Gramm und der Windwiderstand ist ziemlich groß. Verwenden Sie leichte Küstenausrüstung und rechnen Sie mit ungefähr der gleichen Wurfweite wie beim Fliegenfischen. Keine Sorge, auch Fliegenfischer fangen Fische. Ein Teil der Technik ist, dass man nicht einfach drauflos werfen sollte, sondern sehr beherrscht, sonst kann sich das Rig verknoten. Der übelriechende Gummifisch sollte nahezu hineingleiten, am besten mit langen Spinnstopps. Er dreht und wendet sich im Wasser und sieht, wie mein Angelpartner zutreffend sagt, aus wie „ein ziemlich kranker Sandaal“. Im fließenden Tidegewässer kann man die Strömung die Arbeit machen lassen und im Grunde nur so viel Kontakt mit dem Köder halten, dass er nicht zu Boden sinkt. Beim Anhieb geht es darum, es ruhig angehen zu lassen und das Tier ins Wasser fallen zu lassen, anstatt Anhieb zu setzen. Ich habe mich daran gewöhnt, den Rutengriff auf meiner Handfläche liegen zu lassen, weil man etwas langsamer ist, wenn man ihn hält. Wenn der Fisch anbeißt, muss die Rute nur zu einem behutsamen Anhieb angehoben werden.

Aggressiver Anhieb

Der Gulp-Sandaal kann große Fische völlig verrückt machen. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis zu sehen, wie eine große Meerforelle einen Wirbel an der Oberfläche fabriziert und dann, wie ein Bartenwal den Gummifisch verschlingt. Oft ist ein Wirbel zu sehen, weil der Fisch das Ziel verfehlt oder einfach nicht richtig zu fassen gekriegt hat. Das macht das Angeln so intensiv: Alles findet in relativ kurzer Entfernung statt. Es gibt viele Kontakte und die Fische werfen sich aggressiv auf den Köder. Wenn das Glück Ihnen gewogen ist, sollten Sie eine wichtige Sache nicht vergessen: Verwenden Sie immer ein Gummifischernetz – niemals eines mit einer as Rig sieht mühsam zu knoten aus, aber Übung macht wie so oft den Meister. Man benötigt kleine Drillingshaken der Größe 8-14, Dreifachwirbel und eine Schraube für die Nase des Gulps. Ich verwende 0,38 Fluorcarbon. Es ist nicht zu dünn und nicht zu starr. Entspannen Sie sich, setzen Sie sich hin und knoten Sie das erste Rig fertig. Wenn alles nietund nagelfest ist, schneiden Sie das Rig kaputt und fangen von vorne an. Ein missglücktes Rig kostet nur ein bisschen

Schnur. Beginnen Sie, indem Sie den vorderen Haken mit einem Aufhängknoten festknoten, so dass der Haken lose in einer kleinen Schlaufe hängt. Jetzt kommt das Schwierigste, nämlich die Schraube zu befestigen. Es kann hilfreich sein, den Knoten zu knoten, fast ganz zusammenzuziehen und erst dann die Schraube in die Knotenschlaufe zu legen, bevor Sie sie festziehen. Der hintere Haken ist einfach ein klassischer Blinkerknoten. Dasselbe gilt natürlich auch für den Dreifachwirbel. Wenn ein Rig zu kurz wird, werfen Sie es nicht weg. klassischen Netztasche/netpose. Ich weiß das aus bitterer Erfahrung. Wenn der Fisch nur an einem Drillingshaken anbeißt, wie es normalerweise der Fall ist, verfangen sich die anderen richtig schön im Netz. Der Unterhaltungswert beim Entknoten ist ziemlich begrenzt. Außerdem eignet sich das Gummimaterial viel besser für den Fisch, wenn er zurückgesetzt werden soll. Vier auf einen Streich

Darauf kommen wir zurück.

Eines Abends rief mich mein Angelfreund mehrmals an. Beim ersten Anruf erzählte er, dass er zwei schöne Meerforellen gefangen hatte. Später folgte ein dramatischer Bericht über einen 60-cm-Fisch, der in so kurzer Entfernung angebissen hatte, dass er mit seinem Gebiss fast die Rutenspitze umschloss. Zu beidem gratulierte ich ihm natürlich. Beim dritten Anruf, nur zwei Stunden nach dem ersten, hörte ich mich möglicherweise etwas angestrengt an. Er habe gerade einen halben Meter langen Fisch freigelassen. So langsam ging er mir auf die Nerven… Doch eines Abends rächte ich mich, als er nicht mit angeln gehen konnte. Die Nachricht, die auf seinem Handydisplay erschien, war recht simpel. Da stand nur „60“. Ich muss auch zugeben, dass ich inzwischen zum Mischkonsum übergegangen bin und sowohl die Fliegen- als auch die Spinnrute mitnehme, wenn wir im Frühling und Sommer auf Meerforelle angeln. Man muss schließlich immer bereit sein für die nächste Runde „Gulp Fiction“.

Dr. Gulp, Mikkel Warming, mit einer schönen Forelle von 64 cm. Der Fisch ist der Beweis dafür, dass das Angeln mit Gulp-Sandaal keine Nachtund Nebelaktion sein muss, sondern auch bei strahlendem Sonnenschein stattfinden kann. An einer Angelstelle ohne Strömung und praktisch ohne Wind haben Fliegen- und Spinnfischer den ganzen Tag erfolglos das Wasser mit ihren Ködern gepflügt. Ein sehr langsam eingeholter Gulp-Sandaal war letztlich ausschlaggebend. Besonders durch lange Spinnstopps von 3-4 Sekunden brachten die Fische dazu anzubeißen. Mikkel fing an diesem Tag eine 60 cm-Forelle.

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