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Der Sinfonische Chor nimmt wieder Fahrt auf
Konzert „Die letzten Dinge“ (Louis Spohr) –Weihnachtsfeier – Ausblick auf das Jahr 2023
Von Birgit Westphal
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Zwei Jahre lang hatte der Sinfonische Chor darauf gewartet, wieder ein Konzert zusammen mit der Südwestdeutschen Philharmonie geben zu können. Am 13. November 2022 war es dann soweit: Die bereits für Herbst 2020 vorgesehene Erstaufführung des Oratoriums „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr in Konstanz konnte nun endlich in der Gebhardskirche stattfinden, und das zum Glück ohne Einhaltung von besonderen Hygienemaßnahmen.
Spohr-Konzert und Nachfeier
Das Jahr 2020 begann zunächst wie gewohnt mit der Aufnahme der Chorproben für das im November anvisierte Konzert, bis die Corona-Pandemie ab März 2020 zunächst sämtliche weitere Choraktivitäten unmöglich machte. Um den Zusammenhalt unter den Sängerinnen und Sängern in den folgenden beiden Jahren nicht vollständig zu verlieren, wurden von Seiten des Vorstands und Chorleiter Wolfgang Mettler erhebliche Bemühungen angestellt, von virtuellen Proben über Proben in mehreren kleinen
Gruppen in der kalten Stephanskirche oder im Stephanshaus mit verpflichtendem vorherigen Corona-Test. Nur so war es möglich, dass der Chor ab März 2022 wieder regulär proben konnte. Und dies mit Erfolg. Dem Sinfonischen Chor gelang mit der Aufführung des Spohr-Oratoriums im November 2022 ein eindrückliches und viel beachtetes Konzert (siehe auch Beitrag „Nachklang zum Spohr-Konzert“ mit Eindrücken und Stimmen hierzu), wenn auch in erheblich reduzierter Anzahl an Chormitgliedern im Vergleich zu der Zeit vor Corona: Immerhin hat der Chor etwa ein Drittel seiner aktiven Sängerinnen und Sänger in diesen beiden Jahren verloren!

Aufgrund der allgemeinen Aufhebung der Einhaltung von besonderen Vorsichtsmaßnahmen – alle Chormitglieder haben sich dennoch verantwortungsbewusst vor Hauptprobe, Generalprobe und Konzert jeweils getestet – konnte im Anschluss an das Konzert auch wieder die beliebte
Konzertnachfeier stattfinden, dieses Mal im Restaurant „Terracotta“. Alle Sängerinnen und Sänger, teilweise mit Angehörigen, sowie drei der Solistinnen und Solisten des Abends Christina Daletska (Sopran), Johannes Petz (Tenor) und Thomas Gropper (Bass) – Stefanie Iranyi (Alt) konnte aus terminlichen Gründen nicht daran teilnehmen – wie auch Vertreter von Partnerchören und Sponsoren, der Vizepräsident des Badischen Chorverbandes Wolfgang Denecke, der Herausgeber der Neuausgabe des Spohr-Oratoriums Dieter Zeh und nicht zuletzt Bürgermeister Andreas Osner als Vertreter der Stadt Konstanz freuten sich sichtlich, wieder eine Veranstaltung in diesem Rahmen durchführen zu können. Insbesondere die ukrainische Sopran-Solistin Christina Daletska war sichtlich bewegt und rührte auch alle Anwesenden mit ihren Worten, mit denen sie sich „herzlich“ (so auch im Goldenen Buch des Chores) im Namen aller Kriegsopfer für die Spenden in Höhe von ca. 2.500 Euro bedankte, die im Rahmen des
Konzerts zusammenkamen. Nicht zuletzt auch durch den im Anschluss an das Konzert vom Sinfonischen Chor gesungenen Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, der eingebettet in eine Komposition von Dirigent Wolfgang Mettler mit Anklängen an die ukrainische Nationalhymne und durch Trommeln versinnbildlichten Bombeneinschlägen bei allen Zuhörern einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Besuch vom Nikolaus und Weihnachtsfeier Da sich Chorleiter Wolfgang Mettler im Anschluss an das Konzert einem medizinischen Eingriff unterziehen musste, wurden die restlichen drei Chorproben bis zum Jahresende freundlicherweise von der Stimmbildnerin des Chores Andrea Heizmann durchgeführt, die die Sängerinnen und Sänger bereits seit fünf Jahren stimmlich bei allen Herausforderungen begleitet. Es war für alle Chormitglieder eine teils neue, aber auch schöne und wichtige Erfahrung, die Leitung einer Chorprobe einmal aus einer anderen Sichtweise kennenzulernen, ohne die durch Wolfgang Mettler gewohnte langjährige Balance zwischen künstlerischem Anspruch und verbindlicher Art der Einstudierung von Stücken missen zu müssen.

In der letzten Chorprobe des Jahres am 6. Dezember 2022 bekamen die Sängerinnen und Sänger überraschenderweise sogar Besuch vom Nikolaus. Der Geschäftsführende Vorsitzende des Chores Hans-Joachim Knopf, verkleidet mit einem entsprechenden Gewand und mit einem Sack auf dem Rücken, hatte neben einem vorgetragenen Gedicht für jedes Chormitglied eine Mandarine und einen kleinen Schokoladen-Nikolaus als Geschenk dabei sowie ein etwas größeres Präsent für Stimmbildnerin Andrea Heizmann und Chorleiter Wolfgang Mettler, das seine Frau Lucia für ihn entgegennahm. Dafür begrüßten und verabschiedeten die Chormitglieder den Nikolaus standesgemäß mit dem bekannten Lied „Lasst uns froh und munter sein“, bevor sie ihre Probe wieder aufnahmen.
Eine Woche später, am 13. Dezember 2022, konnte auch die traditionsgemäße Weihnachtsfeier des Chores im Stephanshaus zum Abschluss des Jahres wieder stattfinden. In geselliger Runde ließen sich die Sängerinnen und Sänger die bestellten Speisen wie auch die mitgebrachten Salate und vor allem die Nachtische – einschließlich des berühmten Tiramisus von Tilo Burgbacher und der „Käseplatte“ – schmecken. Hans-Joachim Knopf dankte als Geschäftsführender Vorsitzender in diesem Rahmen vor allem den Mitgliedern des Chorvorstands für ihre nicht immer einfache Arbeit während des Jahres und insbesondere Chorleiter Wolfgang Mettler und Stimmbildnerin Andrea
Heizmann für ihren Einsatz. Auch konnte er erfreulicherweise bekanntgeben, dass einige ehemalige Chormitglieder nach der Corona-Pandemie beabsichtigen, wieder im Chor aktiv mitzusingen. Um auch neue Sängerinnen und Sänger zu gewinnen und den Chor über Konstanz hinaus bekannter zu machen, stellte Kateryna Voropai an diesem Abend allen Anwesenden zudem den neuen Imagefilm des Chores vor, für dessen Regie, Kamera, Ton und Design sie sich verantwortlich zeichnete. Der ca. zweiminütige Film zeigt sehr anschaulich die Vorbereitungen zum Spohr-Konzert mit Einsingübungen und kurzen Ausschnitten aus dem Oratorium während der verschiedenen Proben bis hin zum Konzert selbst.
Einen Höhepunkt an diesem Abend stellten die beiden einstudierten Stücke „Gaudete Christus est natus“, ein aus dem 16. Jahrhundert überliefertes Weihnachtslied, und „Adventi ének“ von Kodály dar, die die zehn Sängerinnen und Sänger der Chorjugend (Johanna Ernst, Laura Gemmerich, Isa Hauer, Natascha Jankowski, Lea Johannes, Ella Klink, Dominik Pfeiffer, Patrick Schiele, Alexander Stierl) unter der Leitung von Daniel Böckmann zu Gehör brachten und dafür viel Applaus erhielten. Chorleiter Wolfgang Mettler, der an der Weihnachtsfeier krankheitsbedingt leider noch nicht wieder teilnehmen konnte, meinte zu der ihm zugesandten Aufnahme des zweiten Stücks in seiner von ihm gewohnten direkten Art: „Es ist doch wunderbar beruhigend zu wissen, dass es auch in nachfolgenden Generationen noch sensible Menschen und nicht nur ‚Krawalltüten‘ gibt.“


Ausblick auf das Jahr 2023
Der Sinfonische Chor ist schon seit dem Spätjahr 2022 – da die Corona-Pandemie scheinbar allmählich auf dem Rückzug ist – intensiv mit den Planungen für das Jahr 2023 beschäftigt. Im Zentrum steht dabei insbesondere das nächste November-Konzert des Chores in der Gebhardskirche, für das die Aufführung des Requiems von Giuseppe Verdi geplant ist. Die Chorproben hierzu haben inzwischen bereits begonnen, denn für viele der Sängerinnen und Sänger wird es das erste Mal sein, dass sie sich dieses Werk erarbeiten.
Ein weiterer Höhepunkt wird im Mai 2023 der viertätige Besuch unseres englischen Partnerchores Thames Philharmonic Choir aus Richmond sein, mit dem ein gemeinsames Konzert stattfinden wird und für den ein umfangreiches Rahmenprogramm in und rund um Konstanz vorgesehen ist.


Im September 2023 ist der Sinfonische Chor Konstanz im gewohnten fünfjährigen Turnus zudem Gastgeber im Rahmen des Dreibundtreffens, für das nach dem Ausscheiden des Chores „ars vocalis“ aus Winterthur im Jahr 2019 neben dem
Foto: Birgit Westphal

Oratorienchor aus Schaffhausen nun der Oratorienchor St. Gallen als zweiter Chor aus der Schweiz für diese bereits seit Jahrzehnten bestehende Verbindung gewonnen werden konnte.
Der Sinfonische Chor freut sich sehr auf seine neuen Projekte, vor allem im Hinblick auf das pandemiebedingte Ruhen fast sämtlicher Aktivitäten in den Jahren 2020 und 2021.