Der Agrarversicherer 10/24

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Der Agrarversicherer

Das Magazin der Schweizer Hagel

10/2024

Prämienverbilligungen

Ab 2025 werden die Prämien für die Risiken Frost und Trockenheit subventioniert. Wir zeigen auf, wie sich dies auf die Prämie auswirkt.

Gemeinsam sind wir stärker – packen wir es an

Als Agrarversicherer ist es uns ein Anliegen, durch aktive Vernetzung und Unterstützung der Produzentinnen und Produzenten starke Gemeinschaften zu fördern, um zusammen wirtschaftliche und soziale Herausforderungen zu bewältigen.

Impressum

Der Agrarversicherer erscheint einmal jährlich in deutscher und französischer Sprache.

Verantwortliche für die Redaktion: Esther Böhler

Mitarbeitende dieser Ausgabe: Adrian Aebi

René Fassbind

Luzia Kaufmann

Bettina Koster

Gaylor Monnerat

Übersetzung (F):

Valérie Degend

Laurence Bally

Adresse der Redaktion: Der Agrarversicherer

Schweizer Hagel

Seilergraben 61

Postfach

CH-8021 Zürich

Konzept, Gestaltung und Illustration: HERRROHR GmbH, Cham

Fotos: Adobe Stock

Bäuerliches Sorgentelefon

Schweizer Hagel

Schweizerischer Bäuerinnenund Landfrauenverband

3 Editorial

4 Willkommen

Melanie Knup und Yvonne Ritter

6 Schweizer Hagel im Wandel Ein Blick in die Zukunft mit Gaylor Monnerat

8 Prämienverbilligung

Einführung der staatlichen Prämienverbilligung im Rahmen der AP22

9 Wussten Sie schon? Wissenswerte Informationen rund um die Schweizer Hagel

10 Mutterkuhhaltung

Wie kann sich ein Betrieb mit Mutterkuhhaltung gegen Tierseuchen versichern?

12 Gemeinsam sind wir stärker – packen wir es an In unsicheren Zeiten bilden Netzwerke eine wichtige Stütze.

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser

Liebe Versicherte

Ein Ausblick sei gewagt: Das Jahr 2024 wird ein gutes Jahr für die Schweizer Hagel. An dieser Stelle muss das Wort «gut» definiert werden. Als Genossenschaft im Besitz der Versicherten aus der Schweizer Landwirtschaft ist gut nicht einfach maximaler Gewinn. Gut ist, wenn wir als Schweizer Hagel einen Beitrag zur langfristigen Sicherung der landwirtschaftlichen Erträge leisten können. So gab es auch in diesem Jahr Wetterereignisse, die für den einzelnen Betrieb zu teilweise existenziellen finanziellen Verlusten geführt hätten. Ich denke an den Spätfrost vom April mit grossen Schäden in der Region Genf, an die zahlreichen Hagelzüge oder die Schneedruckschäden im Frühling. Die Schweizer Hagel hat die Schäden durch die erfahrenen Schadenexpertinnen und -experten begutachtet und die Summen ausbezahlt. Von Landwirt zu Landwirtin. Gut ist aber auch, wenn die Schweizer Hagel finanziell erfolgreich ist. In diesem Jahr tragen voraussichtlich die Auslandmärkte viel zum Erfolg bei. So können wir langfristig stabiler Partner unserer Versicherten sein. Stabilität gelingt jedoch nur mit kontinuierlicher Erneuerung und Anpassung. Erfolgreiche Unternehmen erneuern sich, bevor sie aus äusserem Druck dazu gezwungen werden. Das hat die Schweizer Hagel laufend und erfolgreich praktiziert, in der Vergangenheit wie auch aktuell. So werden Sie in dieser Ausgabe vom erfolgreichen Einstand von Gaylor als Leiter Schweiz lesen oder von unseren beiden neuen Verwaltungsrätinnen Melanie und Yvonne, die neben ihren vollen Agenden Zeit finden, sich für die Schweizer Hagel zu engagieren.

Auch unsere von der AXA übernommene Epidemienversicherung, die eine Deckung gegen Tierseuchen bei Schweinen und Legehennen anbietet,

steht nun im zweiten Jahr. Luzia und René haben das langjährige Know-how von Robert übernommen und gemeinsam haben sie unsere Palette mit Deckungen für Mastgeflügel und Milchvieh sowie Mutterkühe ausgebaut. Lesen Sie mehr zu diesem neuen Angebot für die Schweizer Landwirtschaft.

Veränderungen gibt es auch im politischen Umfeld. Während bereits sehr viel über die Reform 2030 diskutiert und lamentiert wird, setzen wir die Verordnung zur Prämienverbilligung von Frost- und Trockenheitsversicherungen um. Diese stammt noch aus der Agrarpolitikreform 2022 und soll in Zeiten des Klimawandels zu einer höheren Versicherungsdurchdringung für Frost- und Dürrerisiken führen. Unterstützung für die Hilfe zur Selbsthilfe. Was einfach tönt, ist für ein Unternehmen unserer Grösse mit rund 22'500 Versicherten in der Schweiz komplex und aufwändig in der Umsetzung. Trotzdem haben wir versucht, das Angebot so anzupassen, dass möglichst viele von der neuen Prämiensubvention profitieren können. Lesen Sie mehr dazu in dieser Ausgabe.

«Das Leben ist wie Fahrrad fahren. Um die Balance zu halten, musst du in Bewegung bleiben.» Das sagte schon Albert Einstein. Die Schweizer Hagel fährt, das werden Sie beim Lesen feststellen. Wir halten dabei die Balance und bleiben Ihr verlässlicher Partner als Agrarversicherer. Dafür stehen unsere Inspektoren, Agentinnen und Agenten als auch Expertinnen und Experten, allesamt aus der landwirtschaftlichen Praxis, sowie unser spezialisiertes Team am Hauptsitz in Zürich.

Melanie Knup und Yvonne Ritter, willkommen im Verwaltungsrat der Schweizer Hagel

Anlässlich der Delegiertenversammlung vom 20. April 2024 wurden Melanie Knup und Yvonne Ritter als neue Mitglieder in den Verwaltungsrat der Schweizer Hagel gewählt. Sie treten die Nachfolge von Caspar Baader und Pierre-François Veillon an. Im Interview sprechen sie über ihre Motivation und Herausforderungen in der Landwirtschaft.

Melanie Knup, du führst den Beerenbetrieb Knup. Wie wichtig ist dir der Versicherungsschutz deiner Kulturen?

Melanie Knup: Die Beerenproduktion erfordert hohe Investitionen, weshalb ein angemessener Versicherungsschutz bei Ernteausfällen unerlässlich ist. Besonders bei unvorhersehbaren Wetterereignissen wie Hagel bietet die Schweizer Hagel den passenden Schutz. Wir waren bereits mehrfach von schweren Hagelschäden in unseren Erdbeerfreilandkulturen betroffen und wurden dank der schnellen und objektiven Schadenabschätzung sowie der Deckung der Schweizer Hagel angemessen entschädigt. Auch bei Sturm und Schneedruckschäden an unseren Tunnelkonstruktionen hatten wir den richtigen Versicherungsschutz. Es ist jedoch wichtig, alle möglichen Schutzmassnahmen eigenverantwortlich zu ergreifen und sich nicht nur auf Versicherungen zu verlassen.

Welche Herausforderungen siehst du aktuell für die Schweizer Landwirtschaft, insbesondere im Zusammenhang mit dem Klimawandel und Extremwetterereignissen?

Melanie Knup: Die Schweizer Landwirtschaft steht vor vielen Zielkonflikten. Die Konsumenten fordern perfekte Qualität zu konstanten Preisen, gleichzeitig soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden. Hinzu kommen der Klimawandel und zunehmende Extremwetterereignisse, die Ertragseinbussen verursachen und die Margen weiter schrumpfen lassen. Nur wer sich an die lokalen Bedingungen und Marktanforderungen anpasst, hat noch Erfolg. Jede Bäuerin und jeder Bauer sollte die Risiken von Extremwetter in der eigenen Region abwägen und die passende Versicherung abschliessen. Zusätzlich ist die Anpassung der Produktion an den Klimawandel unerlässlich.

Was hat dich motiviert, neben deinem eigenen Betrieb auch im Verwaltungsrat der Schweizer Hagel aktiv zu werden?

Melanie Knup: In unserem Beerenbetrieb arbeite ich täglich in der Produktion, dem Handel und der Vermarktung sehr kurzlebiger Produkte. Mein Alltag erfordert schnelle operative und langfristige strategische Entscheidungen. Im Verwaltungsrat der Schweizer Hagel möchte ich meinen Horizont erweitern und meine Erfahrungen als Landwirtin und Unternehmerin einbringen, um die Schweizer Hagel in ihren strategischen Entscheidungen bestmöglich zu unterstützen.

Melanie Knup

Yvonne Ritter, was bedeutet es für dich persönlich, als Verwaltungsrätin bei der Schweizer Hagel tätig zu sein?

Yvonne Ritter: Es ist für mich eine Ehre, meine land- und betriebswirtschaftlichen Erfahrungen im Verwaltungsrat einbringen zu können. Gleichzeitig gibt mir diese Tätigkeit auch die Gelegenheit, meinen Horizont um versicherungstechnische Aspekte zu erweitern. Nicht zu vergessen sind die wertvollen Austausche mit den Verwaltungsrätinnen, Verwaltungsräten und den Mitarbeitenden, die stets eine Bereicherung bedeuten.

Wie bringst du deine Erfahrung aus der Praxis in die strategische Arbeit bei der Schweizer Hagel ein?

Yvonne Ritter: In engagierten und mit Herzblut geführten Diskussionen, die zu pragmatischen und weitsichtigen Entscheiden führen.

Welche Entwicklungen oder Neuerungen wünschst du dir für die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft und den Versicherungsschutz für landwirtschaftliche Kulturen?

Yvonne Ritter: Der Klimawandel bedeutet für die Landwirtschaft als Hauptbetroffene und die Schweizer Hagel als Ernteversicherer eine grosse Herausforderung. Entwicklungen in der Infrastruktur und bei den Pflanzen werden wichtig sein, damit die Schweizer Landwirtschaft bei immer extremeren Wetterereignissen weiterhin ihren Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung leisten kann. Der Versicherungsschutz muss weiterhin ein flexibles Angebot bieten, um bei Ertragsausfällen die Existenz zu sichern.

Yvonne Ritter

Schweizer Hagel im Wandel: Ein Blick in die Zukunft mit Gaylor Monnerat

Seit Januar 2024 leitet Gaylor Monnerat den Schweizer Markt bei der Schweizer Hagel.

Wir haben ihn zu den Herausforderungen der Schweizer Landwirtschaft und seinen Zielen befragt.

Gaylor Monnerat

Was sind deine wichtigsten Ziele und Prioritäten für die kommenden Jahre in deiner neuen Rolle?

Gaylor Monnerat: Mein Fokus liegt darauf, den Versicherungsschutz für unsere Kundinnen und Kunden kontinuierlich zu verbessern. Der Klimawandel setzt die Branche zunehmend unter Druck. Extremwetterereignisse und Schädlingsbefall stellen enorme Risiken dar, die teils nicht versicherbar sind. Dennoch wollen wir unsere Versicherten bestmöglich unterstützen. Ein gutes Beispiel ist der Ausbau im Bereich der Tierseuchen mit der Versicherung für Betriebe mit Mastpoulet- und Mutterkuhhaltung. Zudem wird ab 2025 die Prämienverbilligung für die Risiken Frost und Trockenheit von 30% eingeführt. Es ist uns ein Anliegen, dass Versicherte aufgrund der Prämienverbilligung keinen administrativen Mehraufwand haben. Wir wollen jedoch nicht nur Lösungen bieten, sondern auch eine enge Beziehung zu unseren Versicherten pflegen, um ihre Bedürfnisse direkt in unsere Arbeit einzubringen.

Wie willst du sicherstellen, dass deren Bedürfnisse im Mittelpunkt deiner Arbeit stehen?

Gaylor Monnerat: Die Nähe zu unseren Versicherten ist ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Unsere Genossenschaftsstruktur erlaubt es uns, direkt auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Unsere Agentinnen und Agenten sowie Expertinnen und Experten stammen selbst aus der Landwirtschaft, was den Dialog fördert. Ein gutes Beispiel hierzu ist die im letzten Jahr durchgeführte, umfangreiche Kundenumfrage, die wertvolle Einblicke in die Erwartungen gab. Gibt es geplante Innovationen oder Veränderungen bei der Schweizer Hagel?

Gaylor Monnerat: Ja, das digitale Kundenerlebnis soll mit dem Digitalisierungsprojekt «InnoGrêle» optimiert werden. Dank der einfachen Bedienbarkeit sollen Versicherte Zeit sparen sowie ihre Unterlagen und Informationen an einem einzigen Ort wiederfinden.

Wie stellst du sicher, dass die Digitalisierung nicht nur die Prozesse vereinfacht, sondern auch den persönlichen Kontakt zu den Versicherten beibehält?

Gaylor Monnerat: Die Digitalisierung soll den administrativen Aufwand für unsere Versicherten minimieren, aber der persönliche Kontakt bleibt zentral. Unsere lokalen Agentinnen und Agenten werden weiterhin direkt vor Ort sein, um individuelle Beratungen anzubieten. Zudem erfolgt die Schadenabschätzung an den Pflanzenkulturen weiterhin durch unsere erfahrenen Expertinnen und Experten vor Ort.

Welche Massnahmen sind geplant, um die Schweizer Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen?

Gaylor Monnerat: Da der Klimawandel zunehmend Extremwetterereignisse verursacht, möchten wir nicht nur auf aktuelle Ereignisse reagieren, sondern auch proaktiv Lösungen anbieten. Neben der Anpassung des Versicherungsschutzes ist es auch unser Ziel, die Landwirtinnen und Landwirte in ihrem Übergang zu nachhaltigen und widerstandsfähigeren Anbaumethoden zu unterstützen. Wir sehen uns als Partner in dieser Transformation, um die landwirtschaftliche Produktion langfristig abzusichern.

Prämienverbilligungen für die Risiken

Frost und Trockenheit

Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft vor grosse Herausforderungen. Häufigere und intensivere Extremwetterereignisse wie Frost, Trockenheit und Überschwemmungen gefährden die Ernten und damit die Existenzgrundlage vieler Betriebe. Um diesen Risiken vorzubeugen, bietet die Schweizer Hagel umfassende Versicherungslösungen an und unterstützt Landwirtinnen und Landwirte dabei, ihre landwirtschaftlichen Kulturen abzusichern.

Erfahren Sie mehr

Ablauf Zuschuss Prämien für die Risiken Frost und Trockenheit ab 2025

Versicherungsnehmender

DZ: Direktzahlungen

Prämie : Hagel (100%) | Trockenheit/Frost (70%)

Falls DZ-berechtigt: 30% Zuschuss des Bundes für die Risiken Trockenheit und Frost

Bund
Schweizer Hagel (Zürich)
Police für Hagel-, Trockenheitund Frostdeckung

Ab 2025 wird der Bund erstmalig Prämienverbilligungen für Ernteversicherungen gewähren. Bei den Risiken Trockenheit und Frost übernimmt der Staat 30% der Prämienkosten. Diese Subventionen werden ohne zusätzlichen administrativen Aufwand direkt an Sie als Versicherte weitergegeben. Diese Massnahme soll dazu beitragen, dass mehr Betriebe Versicherungslösungen nutzen, um sich vor den zunehmend extremen Wetterbedingungen zu schützen.

Die Prämienverbilligung gilt für Flächen innerhalb der Schweiz und ist für einen Zeitraum von insgesamt acht Jahren befristet. Die Schweizer Hagel profitiert nicht finanziell von diesen Subventionen – die Unterstützung des Bundes wird vollständig an Sie weitergegeben.

Um den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden gerecht zu werden, können Sie ab Januar 2025 die Risiken Frost und Trockenheit auch einzeln versichern. Die Versicherung für Trockenheit basiert auf einem Index, der die Niederschlagsmenge in Bezug auf das Vegetationsstadium abbildet. Wird der festgelegte Schwellenwert unterschritten, erfolgt die Auszahlung automatisch, ohne dass eine Begutachtung vor Ort nötig ist (siehe Beitrag «Wussten Sie schon?»). Neu können Sie auch das Risiko Frost separat absichern. Wie gewohnt erfolgt die Schadensermittlung durch unsere erfahrenen Expertinnen und Experten direkt vor Ort. In Zeiten des Klimawandels bleibt die Schweizer Hagel Ihr vertrauensvoller Partner und unterstützt Sie dabei, Ihre landwirtschaftlichen Kulturen bestmöglich zu schützen.

Wussten Sie schon?

Wie funktioniert eine Indexversicherung?

Eine Indexversicherung zahlt Ihnen automatisch eine Entschädigung, wenn ein bestimmter Wetterindex –wie beispielsweise die Niederschlagsmenge – einen festgelegten Schwellenwert unterschreitet. Anders als bei traditionellen Versicherungen erfolgt die Auszahlung unabhängig von einem direkten Schadensnachweis. Sobald der Index einen bestimmten Wert erreicht, wird die Auszahlung ausgelöst.

Erfahren

Sie mehr

1. Schnelle Auszahlung: Da keine Schadensprüfung vor Ort notwendig ist, erhalten Sie Ihre Entschädigung schneller und können Engpässe sofort überbrücken.

2. Transparente Bedingungen: Die Bedingungen sind klar definiert und basieren auf objektiven Wetterdaten, was die Planung und Absicherung für Ihre Kulturen erleichtert.

3. Anpassbar: Indexversicherungen können flexibel an die spezifischen Bedürfnisse und Risiken Ihrer Region angepasst werden.

Auszahlung

März

Oktober

Schwellenwert
Ihre Vorteile

Tierseuchenportfolio wird auf

Mutterkühe erweitert

Seit Anfang 2023 bietet die Schweizer Hagel auch Tierseuchenversicherungen an. Neben den von der AXA übernommenen Verträgen für Schweine und Legehennen wurde das Angebot im Jahr 2024 auf Mastgeflügel, Milchvieh und Mutterkühe erweitert. Gerade die immer geringere Distanz zur Afrikanischen Schweinepest in Italien und Deutschland zeigt, dass mit der Globalisierung auch das Risiko von Seuchenausbrüchen steigt.

Risiko des Ertragsausfalls ist vielen nicht bewusst

Bei vielen Tierseuchenausbrüchen werden je nach Seuche bis zu 90% des Tierwertes von der öffentlichen Hand entschädigt. Das Risiko des Ertragsausfalls, der nie von der öffentlichen Hand entschädigt wird, wird oft vergessen: Ein leerer Stall oder eine Milchliefersperre können zu grossen Verlusten führen und viele Betriebe in ihrer Existenz bedrohen.

Wenn Tiere wegen einer Seuche gekeult werden müssen, ist der Ertragsausfall bei langen Produktionszyklen besonders hoch. Mutterkühe mit einem Zyklus von etwa einem Jahr bis das nächste Kalb und somit der Erlös aus der Viehhaltung generiert wird, gehören in diese Kategorie. Der Ersatz von Tieren ist zudem teuer und das Angebot beschränkt. Darum bietet die Schweizer Hagel ab dem 1. Oktober 2024 neu auch eine Versicherung für die Mutterkuhhaltung an.

Zusammenarbeit mit Mutterkuh Schweiz

Die Mutterkuh-Tierseuchenversicherung wird im Rahmen eines Kollektivvertrags in Zusammenarbeit mit Mutterkuh Schweiz angeboten. Versichert sind 14 Seuchen und Krankheiten, unter anderem der Botulismus. Die Haftzeit beträgt 360 Tage und auch der Ertrag aus der Mastrinderhaltung kann versichert werden. Der Betriebsleiter kann seine Deckung in der Grundversicherung «Ertragsausfall» und der Zusatzversicherung «Tierwert» individuell anpassen.

Da bei der Mutterkuh- und Rindermasthaltung bei einem Todesfall eines Tieres meist der gesamte Jahresertrag von diesem wegfällt, kann es sinnvoll sein, den Ertrag zu versichern. Im Seuchen- oder Krankheitsfall wird die versicherte Summe ohne Abzüge erstattet. Somit kann der Jahresertrag aus der Tierhaltung individuell versichert werden.

Welche Gefahren sind versichert?

Maul- und Klauenseuche (MKS)

Rinderpest

Milzbrand

Tollwut

Brucellose

Tuberkulose

Enzootische Leukose

Paratuberkulose

Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE)

Salmonellose

Listeriose

Infektiöse bovine Rhinotracheitis (IBR) und infektiöse pustulöse Vulvovaginitis (IPV)

Bovine Virus-Diarrhoe (BVD)

Akute Botulinumvergiftung

Ihre Vorteile

Kollektivversicherung Mutterkuh Schweiz

Grunddeckung Ertragsausfall: Versicherungssumme wählbar

Optionale Zusatzdeckung Tierwert: Versicherungssumme wählbar

Rückwirkungsschäden

Schäden im Zusammenhang mit behördlich verordneten Schutzzonen sind auch für versicherte zuliefernde/ abnehmende Betrieb gedeckt.

Wie berechnet sich die Entschädigung?

Grunddeckung Ertragsausfall

Pauschale Tierplatzentschädigung ohne Selbstbehalt

– Kälber

– Mastrinder

Versicherungssumme pro Platz wählbar

Vergütung für ein Kalb pro Kuh (auch bei Trächtigkeit)

Zusatzversicherung Tierwert

Pauschale Tierplatzentschädigung ohne Selbstbehalt

– Zuchtrinder ab 12 Mt.

– Mutterkühe

– Muni

Versicherungssumme pro Platz wählbar

Auch der Tierwert kann versichert werden, damit der Landwirt eine von ihm gewählte Versicherungssumme im Schadenfall gedeckt hat. Im Schadenfall (z.B. Botulismus) wird die versicherte Summe pro Tierplatz vergütet. Falls im Seuchenfall Leistungen vom Bund oder den Kantonen erfolgen, wird diese von der versicherten Summe abgezogen und die Differenz erstattet.

Gemeinsam sind wir stärker

– packen wir es an

Risikomanagement ist entscheidend für landwirtschaftliche Betriebe und umfasst den Schutz von Gebäuden, Maschinen, Kulturen und Menschen. Bei der Schweizer Hagel geht unser Engagement über die Schadensabwicklung hinaus. Wir fördern den Austausch von Wissen und Ressourcen durch die Vernetzung von Landwirtinnen und Landwirten sowie Organisationen. So entstehen starke Partnerschaften, die besonders in Krisenzeiten wertvoll sind. Denn wir sind überzeugt: Gemeinsam sind wir stärker.

Professionelle Unterstützung bei Konflikten, Überlastung oder bei der sozialen Absicherung

Der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) unterstützt Bauernfamilien mit Ratgebern, Beratungsangeboten und Fachadressen (siehe Box inkl. QR-Code). Ein Beispiel einer wichtigen Anlaufstelle – vor allem auch bei akuten Situationen und dem Bedarf nach einem offenen Ohr – ist das Bäuerliche Sorgentelefon. Kathrin Bieri-Straumann ist Geschäftsführerin des SBLV, Patrizia Schwegler ist Geschäftsführerin des Bäuerlichen Sorgentelefons. Mit den beiden Frauen haben wir über ihr Engagement gesprochen.

Patrizia, wie trägt das Team des Sorgentelefons dazu bei, dass sich Landwirtinnen und Landwirte in Krisensituationen nicht alleingelassen fühlen?

Patrizia Schwegler: Das Bäuerliche Sorgentelefon ist dreimal wöchentlich erreichbar. Die Teammitglieder (welche das Telefon betreuen) sind oder waren alle selbst Bäuerinnen oder Bauern und verstehen die besonderen Herausforderungen der Branche. Sie bieten konkrete Unterstützung, helfen Gedanken zu ordnen und gemeinsam erste Schritte zur Lösung zu finden. Bei Bedarf vermitteln sie Fachstellen, die weiterhelfen können.

Welche Hauptanliegen und Sorgen werden am häufigsten über das Bäuerliche Sorgentelefon geteilt?

Patrizia Schwegler: Seit der Gründung des Bäuerlichen Sorgentelefons 1997 betreffen die häufigsten Sorgen familiäre Themen wie Generationenkonflikte, Partnerschaftsprobleme sowie Überlastung und mentale Gesundheit. Weitere zentrale Themen sind Schwierigkeiten bei der Betriebsübergabe, Schicksalsschläge und Beziehungskrisen. Betriebliche und finanzielle Probleme sind seltener, doch oft sind die Anliegen miteinander verknüpft, wie bei Trennungen, wo auch Defizite in der sozialen Absicherung sichtbar werden.

Kathrin, wie steht es denn um die soziale Absicherung der Frauen in der Schweizer Landwirtschaft?

Kathrin Bieri-Straumann: Bäuerinnen und Landfrauen machen 36% der Arbeitskraft in der Schweizer Landwirtschaft aus, von denen 44% noch ohne Lohn arbeiten. Dieser Anteil ist sinkend, 2012 lag der Anteil noch bei 70%. Jede Frau ohne Entlöhung und Versicherungsschutz ist eine zu viel. Im Rahmen der AP22+, mit Inkrafttreten 2027, ist erstmals ein Versicherungsschutz von mitarbeitenden Ehepartnerinnen gefordert. Bei Nichteinhalten sind Kürzungen der Direktzahlungen vorgesehen.

Wie fördert der SBLV das Bewusstsein für die soziale Absicherung und Vorsorge in der Landwirtschaft?

Kathrin Bieri-Straumann: Wir informieren laufend auf Versammlungen, über unsere Webseite, den Newsletter und soziale Medien. Auf der Webseite bieten wir Ratgeber zu Themen wie soziale Absicherung, Familie, Hofübergabe und Finanzen an. 2021 starteten wir gemeinsam mit dem SBV, Agrisano und Prometerre eine Sensibilisierungskampagne, deren Herzstück eine Checkliste zur Analyse der eigenen Vorsorgesituation ist.

Welche Veränderungen wünscht ihr euch?

Kathrin Bieri-Straumann: Es muss selbstverständlich werden, dass alle Bäuerinnen und Mitarbeitenden entlöhnt sind und über eine angemessene Versicherung und Vorsorge verfügen. Diese Themen sollten genauso wichtig wie betriebswirtschaftliche Beratungen oder Sachversicherungen behandelt werden.

Patrizia Schwegler: Ich wünsche mir ein stärkeres Bewusstsein für die besonderen Herausforderungen in Familienbetrieben. Wichtig ist es, die Rollen und Zuständigkeiten regelmässig zu besprechen, um unausgesprochene Erwartungen zu reduzieren und die Wertschätzung zu fördern.

Weitere Informationen und Adressen:

Sensibilisierungskampagne zum Sozialversicherungsschutz inklusive Checkliste:

… einfach mal mit jemandem reden – wir hören zu!

Montag 08.15 – 12.00 Uhr

Dienstag 13.00 – 17.00 Uhr

Donnerstag 18.00 – 22.00 Uhr

Ratgeber und Merkblätter SBLV … zur sozialen Absicherung: … rund ums Zusammenleben und Zusammenarbeiten:

820 02 15

Bericht «Frauen in der Landwirtschaft»:

Patrizia Schwegler
Kathrin Bieri-Straumann

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