SI-GRUEN_2012_02

Page 1

gruen

#2 26. Mai 2012 www.si-gruen.ch CHF 7.–

100% Grün. 100% Lifestyle.

Starköchin

tanja grandits „Luxus, der anderen hilft” +

Vitra-Design Möbel zum Vererben

8 Seiten Mode Blumen, Muster, bunt gemixt


GRUEN Fotos: Susanne Märki (2), Sarah Maurer

EDITORIAL SCHLEMMEN UND LEIDEN Unter Gourmets braucht man Tanja Grandits (GaultMillauAufsteigerin des Jahres 2010, GaultMillau-Köchin des Jahres 2006, 1 Michelin-Stern) niemandem vorzustellen. Doch die Spitzenköchin vom «Stucki» hat auch Anhänger, wo man keine erwartet. Bei unserem Shooting im Botanischen Garten in Basel wurde sie vom Zivildienstler um ein gemeinsames Foto gebeten: «Für meine Mutter. Sie findet Sie so toll.» Dem können wir uns nur anschliessen. Tanja Grandits – als Jugendliche «auf der Öko-Schiene» – zeigt perfekt, wie sich Genuss und Umweltschutz verbinden lassen. Wie trendig ein verantwortungsvoller Lebensstil sein kann. Im Restaurant Stucki können etwa Vegetarier problemlos einen Mehrgänger ohne Fleisch geniessen. «Die Luxusprodukte der neuen Zeit sind nicht Foie gras oder Kaviar, sondern das perfekte Rüebli, die perfekte Kartoffel, ein schöner Ziegenquark aus der Region», sagt Tanja Grandits. Das Interview ab Seite 20. Mit fair gehandelten Bananen ist Paola Ghillani

bekannt geworden: Als «Frau Havelaar» hat sie bewiesen, dass sich fairer Handel auch finanziell lohnt. Trotzdem musste Paola Ghillani 2005 den Sitz bei Max Havelaar unfreiwillig räumen. Den Grund dafür hat sie nie erfahren: «Vielleicht war ich zu erfolgreich – oder zu unternehmerisch.» Darauffolgende Angebote für CEO-Mandate hat Paola Ghillani alle abgelehnt. «Ich wollte frei sein.» Ihre Freiheit nutzt sie nun, indem sie Firmen im Bereich der Nachhaltigkeit unterstützt oder Bundesrätin Doris Leuthard in Energiefragen berät. Soll die Schweiz Gaskraftwerke bauen? Oder sogar ein neues AKW? Die Antworten ab Seite 34. Er schwimmt, paddelt, versucht, im eisig kalten Wasser an der Oberfläche zu bleiben: Ernst Bromeis will mit dem Rhein – von der Quelle im bündnerischen Tomasee bis zur Mündung in die Nordsee – schwimmen. Dieses Vorhaben hat noch keiner geschafft. Einen Monat lang ist der Bündner dafür unterwegs. Wo Eis oder Wasserfälle den Weg verstellen, geht

IM BOTANISCHEN GARTEN BASEL

Christoph Köstlin (Bild oben links, Bild rechts kniend) hat zum ersten Mal die GRUENTitelgeschichte fotografiert. Kleines Bild von links: Kathrin Eckhardt (Styling), Tanja Grandits, Rachel Wolfisberg (Hair & Make-up), Lorenz Richard (Assistent).

er zu Fuss. Auf den 1231 Kilometern kann aber auch das Wasser selbst zur Gefahr werden. «Wir werden sehen, wie viel Rheinwasser mein Körper verträgt.» Das Hafenbecken von Rotterdam etwa ist stark mit Chemie belastet. Wieso tut sich ein Mensch so was an? Ernst Bromeis will mit seiner Aktion für einen bewussten Umgang mit der Ressource Wasser werben. Dafür leidet er im eiskalten Fluss und sagt sich dabei: «Ernst, deine Probleme sind jetzt unwichtig, behalte dein Ziel im Auge.» Eine Einstellung, die einem auch sonst im Leben ab und zu weiterhilft. Das Porträt des Extremschwimmers – ab Seite 56. Viel Spass mit SI GRUEN! Barbara Halter Redaktionsleiterin

Barbara Halter: „Genuss und Umweltschutz verbinden.“

5


GRUEN 2/12

GRUEN

#2 26. Mai 2012

www.si-gruen.ch

CHF 7.–

100% Grün. e. 100% Lifestyl

Starköchin

TANJA GRANDITS „Luxus, der ft” anderen hil

COVER

Foto: Christoph Köstlin Styling: Kathrin Eckhardt Hair- und Make-up: Rachel Wolfisberg Assistenz: Lorenz Richard Outfit: Bluse By Zoé, Jeans Sandro, beides bei Globus. Gurt Zara. Halskette Eclectic. Armreif und Ring Sundrani, beides bei Globus

40

+

8 Seiten Mode Blumen, Muster, bunt gemixt

Vitra-Design erben Möbel zum Ver

WELLNESS im Öko-Hotel La Grée des Landes in der Bretagne.

Starter

34

10 Miss Earth: Den Garten entgiften 12 Colin Firth: Rettet die Awá-Indianer 14 Adrian Sieber: Auf fairen Sohlen

Storys 18 WWF-Footprint: Wie umweltfreundlich ist Ihr Alltag? Testen Sie sich! 20 Tanja Grandits: Die Spitzenköchin blickt über den Tellerrand 28 Vitra: Das Bürokonzept der Basler Möbelfirma macht Angestellte glücklich 34 Paola Ghillani: Die Wirtschaftsfrau ist auch Weltverbesserin 40 Bretagne: Gepflegtes Nichtstun im Öko-Hotel La Grée des Landes 48 Die GRUENE Liste: Grüne Paare – im Doppel für eine bessere Welt 56 Ernst Bromeis: Er stürzt sich auf seiner Mission ins eisige Rheinwasser 62 Da zwitschert was: Auf Tour mit den Ornithologen am Flughafen Zürich 68 Mode: Der Sommer wird knallbunt 78 City-Trip: Nah und überraschend – ein Samstag in Aarau 84 Matthias Althof: Er kocht im Tessin mehr als nur Risotto und Polenta

PAOLA GHILLANI Die ehemalige «Frau Havelaar» im Interview.

78

CITY-TRIP Auf nach Aarau! Tipps für den nächsten Tagesausflug.

28

Money 96 Ich fahre GRUEN: Maria Dolores Diéguez mit ihrem Mazda CX-5 100 Wandern wie Thomas Cook: Durch die Trientschlucht im Wallis 102 Carol Franklin: Mit The Tree Partner Company in einen Baum investieren 104 GRUEN einkaufen: Vom Chai Latte bis zum hängenden Kräutergarten

6

VITRA CEO Hanns-Peter Cohn über Luxus und Langlebigkeit.


Fotos: Flurina Rothenberger, Marc Wetli, Vanessa Püntener, Rita Palanikumar, Christoph Köstlin, Roland Tännler, Stephan Rappo, Chris Tribelhorn

20

TANJA GRANDITS Die Köchin vom «Stucki» in Basel kreiert gern vegetarische Menüs.

56

62

68

ABTAUCHEN Wasserbotschafter Ernst Bromeis schwimmt den Rhein runter.

ABHEBEN Wieso der Flughafen Kloten auch ein Vogelparadies ist.

ABSTIMMEN Nur Mut: Diesen Sommer werden gemusterte Teile kombiniert.

7




GRUEN

Nützlinge statt Gift: Unter dem Mikroskop von Irina de Giorgi liegen Larven gegen den Dickmaulrüssler.

MISS EARTH SCHWEIZ

Charmantes Gegengift

STÜHLE MIT DEM GEWISSEN ETWAS KLASSIKER Sitzt man mit kurzen Hosen auf diesem Stuhl – «rillts» nachher so lustig auf den Oberschenkeln. Der Spaghettistuhl von Huldreich Altorfer wird von der Schweizer Möbelfabrik Embru wieder aufgelegt. Die neue Version hat leicht geschwungene Armlehnen. Rillen gibts zum Glück immer noch. www.embru.ch

10

Nützlingen oder das Aufhängen von Klebefallen – etwa gegen Kirschfliegen. Ein Tipp, den auch Irina de Giorgi beherzigen wird. «Wir haben zu Hause viele Obstbäume – Kirschen direkt vom Baum sind für mich einfach das Grösste.» Die Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz (Pusch) steht hinter der Kampagne «Stopp den Giftzwerg». Sie hilft auch beim Entrümpeln des hauseigenen Giftschranks und veranstaltet dafür spezielle PflanzengiftRücknahme-Tage. Fall gelöst! www.giftzwerg.ch

FILM ESSEN FÜR DEN MÜLL Brot, Joghurt, Tomaten: Täglich werden in Europa tonnenweise noch geniessbare Lebensmittel weggeworfen. Im Supermarkt – oder bereits auf dem Feld, weil Gemüse oft nicht den optischen Ansprüchen der Detailhändler genügt. Filmemacher Valentin Thurn hat darüber die Dokumentation «Taste the Waste» gemacht. Der Film ist auf DVD erhältlich. www.tastethewaste.com

KULINARISCHER SONNTAG AUS DER REGION Feinschmecker, aufgepasst! Das Genusswerk führt jeden ersten Sonntag im Monat eine Art «Garage-Sale» durch. In der Scheune des Landhotels Hirschen in Erlinsbach AG werden Säfte, Konfitüren oder Speck verkauft. Alles aus regionalen Kleinbetrieben. www.genusswerk.ch

„Wer auf die Sonnenseite des Lebens gestolpert ist, hat die Pflicht, sich in das Unglück der Welt helfend einzumischen.“ Jan Josef Liefers, „Tatort“-Kommissar

Fotos: zvg (2), Embru, Star Press

ENTGIFTEN Der Mörder ist immer der Gärtner: Das weiss nicht nur Agatha Christie. Miss Earth Irina de Giorgi, 22, stellt sich dem Tatort Garten – gerade dort wird besonders fleissig und dilettantisch mit Chemikalien hantiert. Rückstände davon findet man jedes Jahr im Grundwasser. Zu hoch dosiert oder falsch eingesetzt, schaden Pflanzenschutzmittel Mensch und Umwelt. «Es gibt einfache Tricks, wie man Schädlinge anders bekämpfen kann», sagt Irina de Giorgi. Dazu gehören die Wahl von resistenten Pflanzen, der Einsatz von



GRUEN

Der britische Schauspieler Colin Firth («The King’s Speech») im Kurzfilm «Das bedrohteste Volk der Welt».

COLIN FIRTH

„Ich, Freunde, Familie – jeder von uns zählt“ Vertreibung aus dem Paradies: Die Awá-Indianer im brasilianischen Regenwald sind bedroht. Unterstützung kriegen sie von Schauspieler Colin Firth.

APPELL AN ALLE Sein ernster Blick in die Kamera sagt alles: Der britische Schauspieler und Oscar-Gewinner Colin Firth, 51, ist bekümmert. Seine Sorge gilt den AwáIndianern im brasilianischen Amazonasgebiet. Das indigene Volk wird von illegalen

12

Holzfällern, Viehzüchtern und Siedlern verdrängt. Diese zerstören den Regenwald und somit die Lebensgrundlage. Wenn Holzfäller auf Awá treffen, töten sie sie. «Pfeil und Bogen haben gegen Gewehre keine Chance», sagt Colin Firth. Der eben lancierte Kurzfilm mit Firth gibt Einblicke in das Leben der Awá-Indianer. Er zeigt spielende Kinder in Flüssen, Menschen in unberührter Natur, die zusammen mit kleinen Affen in einfachen Hütten hausen. Untermalt werden die paradiesähnlichen Bilder von der Musik des brasilianischen Komponisten und Grammy-

Gewinners Heitor Pereira. Auf die idyllischen Aufnahmen folgen Bilder von niedergebranntem Regenwald – und der eindringliche Appell von Colin Firth, die Zerstörung zu beenden. «Ein Mann kann es stoppen: der Justizminister von Brasilien. Doch im Moment scheint ihn das Thema nicht zu interessieren. Das müssen wir ändern, bevor es zu spät ist.» Er fordert Leute aus der ganzen Welt auf, dem Justizminister José Eduardo Cardozo Mails oder Briefe zu schicken und so Druck zu erzeugen. «Ich, unsere Freunde, die Familie – jeder von uns zählt.» Cardozo hätte die Macht, mithilfe der Bundespolizei die illegalen Eindringlinge auszuweisen, die das Land der Awá-Indianer verwüsten. Hinter der Aktion steht die Menschenrechtsorganisation Survival International. Sie widmet sich ausschliesslich den Rechten von indigenen Völkern. Der Kurzfilm kann auf ihrer Website angeschaut werden. www.survivalinternational.de

„Ich verwende Dinge wieder und wieder. Ich sage Nein zu Plastiktüten, bevorzuge Produkte aus Hanf und brauche zu Hause und auf der Tour nur recycelbare Batterien.“Alanis Morissette, Sängerin

Fotos: Survival International (3), Eyevine

Die Awá-Indianer leben im brasilianischen Amazonasgebiet. Illegale Holzfäller, Viehzüchter und Siedler rücken immer näher und verdrängen die Awá aus ihrem Gebiet.



GRUEN

UMWELTBERATER IN DER TASCHE TOP, DIE WETTE … Diese Woche unter der Dusche während des Einseifens das Wasser abdrehen? Challenge angenommen! Die App Eco Challenge liefert einem wöchentlich zwei solche Herausforderungen. Dazu jede Menge Informationen zu Themen wie regionales Essen, Baumwolle, sauberes Licht oder der richtige Fisch. Gratis im App Store. http://eco-challenge.eu

HOSENTRÄGER MANN KLEMMT WIEDER Die Retrowelle rollt – und bringt die Hosenträger zurück! Beim Schweizer Label Treger kriegt man sie in vielen Varianten: gepunktet, gestreift oder unifarben. Mit einem Clip oder einer Lederlasche werden sie an der Hose befestigt. Hinter Treger stehen Anna de Weerdt und Markus Elmiger. Seit Kurzem hat das Duo im Luzerner Bruchquartier einen Hosenträgershop eröffnet. Dort kann man sich die Teile gleich anpassen lassen oder zuschauen, wie sie im Atelier genäht werden. Bestellung auch per Post möglich. Für Erwachsene und Kinder, ab 60 Franken. Da hätte Gordon Gekko gleich zugeschlagen. www.treger.ch

Lovebugs-Sänger Adrian Sieber ist momentan auf Tournee und tritt unter anderem beim Festival Moon and Stars in Locarno auf.

ADRIAN SIEBER

ALTERSLOS BEQUEM Turnschuhe for ever – oder hat jemand den Sänger Adrian Sieber, 39, mal ohne die bequemen Freizeitschuhe gesehen? Jetzt sind er und seine ebenfalls meist beturnschuhten Bandkollegen von den Lovebugs mit dem neuen Album «Live Is Today» auf

14

Tournee. Mit von der Partie: die Sneakers von Ethletic. «Das legendäre Design hat es mir besonders angetan», sagt Adrian Sieber. «Und der Schuh lässt sich platzsparend im Koffer verstauen.» Zusätzlichen Applaus gibts für Materialien und Herstellung: Der Stoff ist aus Bio-Baumwolle, die Gummisohle aus FSC-zertifiziertem Naturkautschuk,

und genäht werden die Sneakers in einer kleinen Schuhfabrik in Pakistan, die ihren Angestellten faire Löhne auszahlt. Das rockt! Zu bestellen über den Fairshop von Helvetas. Ab 89 Franken. www.helvetas.ch, www.lovebugs.com

„Ich habe auf dem Dach meines Hauses Solarzellen anbringen lassen, recycle den Müll, und ich habe extra Hühner gekauft für eigene Frühstückseier.“ Jennifer Aniston, Schauspielerin

Fotos: zvg (2), Helvetas / Christian Flierl, Helvetas, Opticphotos and Video

Auf fairen Sohlen



GRUEN

Fahrt in die Zukunft

Mobilität ist ein Urbedürfnis. Bei einer wachsenden Bevölkerung braucht es neue und vor allem angewandte Konzepte. Diese kommen der Intuition nahe. Text: Edith Arnold / Infografik: Mathias Bader, Ringier Infographics

MANAGED MOBILITY Und was, wenn man hier und jetzt den Schlüssel zu allen Fahrzeugen im Cityparkhaus hätte oder kurzum das Gefährt vor der Haustür aktivieren könnte? «90 Prozent der Autos stehen immer irgendwo still», sagt Sarah Volk vom Zukunftsinstitut Deutschland. In der Studie «Zukunft der Mobilität – 2030», die sie mit verfasst hat, steht: «Wir werden reisen, ohne uns physisch zu bewegen, wir werden Autos fahren, die keiner Person mehr gehören, wir werden zu Beginn einer Reise nicht wissen, welche Verkehrsmittel wir unterwegs nutzen werden.» Der Verband

1

1

Heimwärts

6

Kino Stadtpark

Mitfahrgelegenheit Céline hat noch Platz für einen Fahrgast. Sie fährt in 5 Minuten am Parkausgang vorbei.

Verabredung Mittagessen mit Anna in Echtzeit

2

1

Stau auf Zielstrecke Fussweg, Velo oder Tram benutzen Restaurant Echtzeit

Büro

2

Büro

Eingabe Zielort

3

Vorschläge der optimalen Verkehrsmittel

Zu Hause

Reisedauer Routenplan mit Zusatzinformationen wie nächste Batterieladestation für Elektro-Autos, Parkplatzangebot, Veloverleih

Managed-Mobility-App Fast in Echtzeit erscheinen auf dem Display drei Wege zum Ziel – Stau, Wetter, Auslastung einkalkuliert. Was meint die Intuition?

PROBLEMZONE STADT Nach wie vor sind städtische Verkehrswege vor allem auf Autos ausgerichtet. Dabei werden sie links und rechts vom Langsamverkehr überholt. Gleichwertige Bewegungsräume für Velos, Fussgänger und öffentliche Verkehrsmittel könnten Mobilitätsströme entspannen. Als flinkes, umweltschonendes Verkehrsmittel würde Ulrich Weidmann den Trolleybus vermehrt einsetzen. Das Tram würde der Ingenieur in den Untergrund verlegen.

5

Auto Schweiz freut sich über ein Umsatzplus von 8,4 Prozent im Jahr 2011. Doch eine neue Generation fährt vor. «Ein Bewusstseinswandel findet schleichend statt», sagt Ulrich Weidmann, Professor am Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme der ETH. «Wir beobachten bei Jugendlichen eine starke Tendenz, gar kein Auto mehr besitzen zu wollen. Sie zeigen sich bei der Wahl des Verkehrsmittels mobil.» Mit dem Smartphone haben sie den «Steuerknüppel» auch bereits in der Hand. Ziel sind synchronisierte, umweltfreundliche Mobilitätsangebote in Kombination mit kubanischer Improvisationskunst.

In immer dichteren Städten… 6 5

bewegen sich zunehmend mehr Menschen.

Stadtbevölkerung

4

19 %

innerhalb des ländlichen Raums

5% 5%

vom ländlichen in den städtischen Raum vom städtischen in den ländlichen Raum

3 2 1

Landbevölkerung

71 %

innerhalb des städtischen Raums

Auto 53

22 öffentliche Verkehrsmittel 13 zu Fuss 7 Fahrrad 2 Motorrad 2 nicht täglich unterwegs

0 1950

Ihr liebstes Verkehrsmittel: das Auto…

2000

1 andere Verkehrsmittel

2050

Städtische und ländliche Bevölkerung weltweit; in Milliarden 1)

Anteile zurückgelegter Wege nach Teilräumen in der Schweiz 2)

Beliebtheitsskala der Verkehrsmittel im europäischen Alltag; Zustimmung in % 3)

Quellen: 1) United Nations, 2010, und 3) European Commission, 2011, beide in «Zukunft der Mobilität – 2030», Zukunftsinstitut Deutschland, 2011

16

Verkehrsplanung www.zukunftsinstitut.de www.ivt.ethz.ch www.urbanscale.org Unterwegs www.sbb.ch/mobilitaet www.mobility.ch


Einkaufen Einkaufsliste absenden Lieferservice anfordern 1

Ziele und Wege idealerweise

Message von Moritz Kommst du heute Abend ins Open-Air-Kino? Kino-Tickets bestellen Zwei Plätze im Kino Stadtpark für «La Strada» buchen

Kino Stadtpark

4

5

Business-Lounge

Business-Meeting Besprechung mit Nina aus Stockholm und Yohji aus Tokio Business-Lounge Nächste Möglichkeit für Ihre Online-Konferenz

3

Business-Lounge

Grafik: © Ringier Infographics

Ziele und Wege heute

MOBILITÄTSBEWUSSTSEIN IM WANDEL Der Mensch ist dazu geschaffen, seinen Körper in Gang zu setzen. Inzwischen jagt und sammelt er allerdings pfeilschnell mit mehr oder weniger ökologischen Verkehrsmitteln. Glücklicherweise entwickeln sich Gegentrends wie «Mitfahrgelegenheit» oder «Nachbarschaftsauto». Via Skype oder Telepresence kann sich der Zeitgenosse nach Tokio, Kapstadt oder San Francisco beamen. Fortschrittliche Unternehmen bieten tageweise Home-Office an. Dabei ist die Wirkung auf den Verkehr etwa dieselbe wie bei autofreien Sonntagen: Der Bewusstseinswandel wird beschleunigt. Öffentliche Verkehrsmittel müssen immer bereitstehen. Allen voran an Bahnhöfen als Mobilitätshubs. Markus Dössegger gleist bei den SBB das multimodale Mobilitätskonzept auf. Seine Fahrtrichtung: «Wie kann man den Kunden in Echtzeit durch den Mobilitätsalltag navigieren?»

4

Restaurant Echtzeit

Dieser Anstieg verlangsamt den motorisierten Strassenverkehr. 4 163 003

4 075 825

3 545 247

2 985 397

2 246 752

509 279

1383 204

146 998

dessen Anzahl stetig wächst.

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2011

Bestand der Personenwagen in der Schweiz 4)

20,3 km/h Tram, Bus

30,4 km/h Postauto

39 km/h Auto

11,9 km/h Velo 4,4 km/h zu Fuss

66,2 km/h Bahn Durchschnittliche Geschwindigkeit von Fortbewegungsmöglichkeiten in der Schweiz 5)

Universalticket Intelligent die notwendigen Möglichkeiten nutzen. Die Rechnung folgt zu Monatsende.

2) und 5) «Mikrozensus zum Verkehrsverhalten», 2005, 4) «Strassenfahrzeugbestand nach Fahrzeuggruppe», 2011, beide Bundesamt für Statistik

www.m-way.ch www.mitfahrgelegenheit.ch www.tamyca.de Verkehrsverhalten der Schweizer www.bfs.admin.ch (mikrozensus)

17


GRUEN FOOTPRINT

DER GRUEN-FOOTPRINT

Wie grün ist Ihr Tag?

Duschen, Kaffee trinken – und ab zur Arbeit: Unser tägliches Programm läuft meist wie automatisch ab. Ob man nun morgens drei oder fünfzehn Minuten duscht – das macht einen Unterschied. Testen Sie sich!

MOBILITÄT

Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fährt, macht mehr Punkte als Autofahrer. Noch umweltfreundlicher ist das Velo.

Duschen Kaffee Arbeitsweg Essen Kühlen Freizeit Abfall Getränke

TOTAL PUNKTE

18

1 DER TAG BEGINNT. WELCHER DUSCHTYP SIND SIE? O Ich wasche mir das Gesicht mit kaltem Wasser und den Körper mit einem warmen Waschlappen. O Sonnenkollektoren auf dem Dach wärmen das Wasser, eine Sparbrause habe ich auch installiert. O Ich stelle mich kurz für drei Minuten unter die Dusche. O Ich brauche eine lange, warme Dusche, um wach zu werden. Fünfzehn Minuten kann das schon dauern.

6 8 5 1

2 WIE BEREITEN SIE DEN MORGENDLICHEN KAFFEE ZU? O Mit dem Kaffee-Vollautomaten oder einer Portionenmaschine. Das Gerät ist immer betriebsbereit. 1 O Ich habe eine Filterkaffeemaschine bzw. einen Mokka-Pot wie in Italien. Den stelle ich auf die kleinste Herdplatte. 2 O Ich nehme den Wasserkocher und mache Filterkaffee, den ich im Thermoskrug heiss halte. 5 O Ich habe einen Kaffee-Vollautomaten/eine Portionenmaschine. Das Gerät wird bei Nichtgebrauch ausgeschaltet. 4 O Ich trinke lieber Tee. Dafür habe ich einen Wasserkocher. 5 3 WIE KOMMEN SIE ZUM ARBEITSPLATZ? O Mit Bus und/oder Bahn O Zu Fuss oder mit dem Velo O Mit dem Auto (allein)

12 15 3

Tipps für den Alltag wwf.ch/tipps Energie sparen www.energieschweiz.ch www.minergie.ch Entsorgen www.recycling-map.ch

Fotos: Keystone, WWF

IHR PERSÖNLICHER GRUEN-FOOTPRINT


Fotos: Keystone, WWF

O Mit einer Auto-Fahrgemeinschaft O Ich arbeite meist zu Hause.

6 15

4 FÜR WELCHES MITTAGSMENÜ ENTSCHEIDEN SIE SICH? 3 O Rindsschmorbraten mit Pommes frites O Gemüse-Lasagne 12 O Tofu-Geschnetzeltes mit Rösti und Rüebli 9 O Gebratene Pouletschenkel mit Pommes und Zucchetti 6 O Ich nehme etwas Vegetarisches von zu Hause mit. 15 5 WAS MACHEN SIE ZU HAUSE GEGEN DIE SOMMERHITZE? 8 O Ich lüfte in der Nacht. Tagsüber schliesse ich die Storen. O Dafür habe ich eine Klimaanlage oder ein Klimagerät. 2 O Ich wohne in einem Minergie-Haus. Da wird es dank guter Wärmedämmung gar nicht heiss. 10 O Tisch- oder Deckenventilator sorgen für Abkühlung. 6 O Nichts. Ich kann gut mit der Hitze leben. 8 6 FEIERABEND! WIE VERBRINGEN SIE DIESEN? O Ich setze mich ins Auto und fahre ins Fitnesscenter. O Ich geniesse die freie Zeit beim Pflanzen heimischer Arten im Garten, auf der Veranda oder auf der Terrasse. O Ich mache eine kleine Velo- oder Joggingtour, einen Spaziergang oder gehe in der Nähe baden. O Ich mache eine Spritztour mit dem Auto oder Töff.

2 8 8 2

7 WAS LANDET IN IHREM ABFALLSACK? O Nur das, was ich nicht separat entsorgen kann (also alles ausser Altpapier, Karton, Plastik, PET, Batterien, Alteisen, Grün- und Sperrgut). 9 O Alles ausser Altglas – das entsorge ich im Glascontainer. Das Altpapier wird jeweils abgeholt. 3 O Alles, was ich nicht kompostieren oder der Grünabfuhr mitgeben kann. Altglas/Altpapier entsorge ich separat. 6 O Ich achte schon beim Einkaufen darauf, dass möglichst wenig Abfall entsteht. Im Güselsack landet nur, was wirklich nicht mehr andernorts verwendet werden kann. 12 8 SOMMERHITZE MACHT DURSTIG. WAS TRINKEN SIE? O Ein kühles Schweizer Mineralwasser oder Süssgetränk O Frisches Leitungswasser, sprich «Hahnenburger» O Instant-Getränke wie Eistee oder Soda-Getränke O Ein kaltes Bier – in- oder ausländisch, spielt keine Rolle O Kalten oder warmen Tee

2 5 3 1 4

AUSWERTUNG O 0 bis 30 Punkte

O 31 bis 55 Punkte

O Mehr als 55 Punkte

Als «grün» kann man Ihren Alltag nicht bezeichnen. Wollen Sie damit Ihre Individualität ausleben? Werden Sie doch grüner Trendsetter! Vieles, was Sie im Alltag tun, machen Sie richtig. Verbessern kann man sich immer – packen Sie es mit Spass und Freude an! Sie leben ökologisch sehr bewusst. Vorbildlich! Das können Sie getrost mit einem kühlen Blonden feiern!

5 FRAGEN an Jennifer Zimmermann GRUEN: Wenn ich meinen Alltag Schritt für Schritt grüner machen will, in welchem Bereich erwirke ich am meisten? Beim Wohnen und bei der Ernährung. Je ein Drittel unserer Umweltbelastungen gehen auf deren Konto. Die Wärmedämmung von Wänden, Dachstock und Keller, Isolierfenster, das Heizen mit erneuerbaren Energien und energieeffiziente Geräte reduzieren die Belastung deutlich. Selbstverständlich ist auch ein klimabewusstes Mobilitätsverhalten wichtig. Möglichst kurze Distanzen, vermehrt die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen und möglichst wenig fliegen sind hier entscheidend. Worauf sollte ich achten, wenn ich meinen Arbeitsweg ökologisch gestalten will? Je kürzer der Weg, desto geringer die Umweltbelastung. Die wenigsten wohnen aber in unmittelbarer Nähe des Arbeitsplatzes. Benutzen Sie Velo, Bus, Tram, Bahn, oder gehen Sie zu Fuss. Wenn es nicht ohne Auto geht: Bilden Sie zu viert Fahrgemeinschaften. Das ist auch ein Beitrag zu weniger Stau. Wie kann ich die Ernährung umweltbewusster machen ? Als Erstes: nicht zu viel einkaufen und Reste verwerten. Dann gehört ein massvoller Umgang mit Fleisch, Milchprodukten und Eiern dazu. Eine vegetarische Mahlzeit produziert dreimal

Jennifer Zimmermann ist Projektleiterin Konsum beim WWF Schweiz.

weniger Treibhausgase als ein Fleischgericht. Bevorzugen Sie ausserdem biologische und saisonale Produkte. Worauf sollte ich beim Kauf von Getränken achten? Hahnenwasser ist genauso gut wie abgepacktes Wasser. Pro Liter eines weit gereisten Getränks werden bis zu zwei Deziliter Benzin benötigt. Leitungswasser dagegen belastet die Umwelt bis zu tausendmal weniger. Warum ist es sinnvoll, Abfälle zu sortieren, statt wegzuwerfen? So werden wertvolle Ressourcen wieder verwertet und giftige Stoffe korrekt entsorgt. Elektrogeräte und Batterien gehören nicht in den Abfall, weil bei der Kehrichtverbrennung chemische Verbindungen mit giftigen Schwermetallen entstehen. Der Abfallkalender Ihrer Gemeinde orientiert Sie über die Entsorgung von problematischen Stoffen.

Der WWF unterstützt Schweizerinnen und Schweizer, ihren ökologischen Fussabdruck zu verringern – in jedem Lebensbereich. Für eine erste Standortbestimmung bietet der WWF den Footprint-Rechner im Internet an. Spielerisch können Benutzerinnen und Benutzer ihre eigene Lebensrealität nachbauen. Konkrete Tipps und Tricks gibts ebenfalls. Der WWF-FootprintRechner wird von Swisscanto, einem führenden Asset-Manager für Anlage- und Vorsorgelösungen, gesponsert. www.wwf.ch/footprint

www.igora.ch www.petrecycling.ch www.kompost.ch Fahrgemeinschaften www.pendlernetz.ch Fleischlos www.eaternity.ch

19


GRUEN COVER

TANJA GRANDITS

„Ich bin eine Macherin“ Wenn Tanja Grandits eine Idee hat, dann setzt sie die um – ob als Spitzenköchin im Basler «Stucki» oder um anderen Menschen zu helfen. Text: Barbara Halter / Fotos: Christoph Köstlin / Styling: Kathrin Eckhardt / Hair & Make-up: Rachel Wolfisberg

20


Tanja Grandits, 41, GaultMillau-KĂśchin des Jahres 2006, hat 2008 das Restaurant Stucki in Basel Ăźbernommen.

21


22

Wenn aber Bio­Gemüse lange in den Geschäften liegen bleibt, wird es saft­ und kraftlos und schmeckt nicht besser. Wie soll man für den eigenen kleinen Haushalt einkaufen? Ich gehe auf den Wochenmarkt in Basel und in Bio­Läden. Grundsätzlich empfehle ich saisonale Produkte aus der Region. Spargeln oder Erdbee­ ren, die eingeflogen werden, finde ich sehr unsinnig. Es gibt mittlerweile auch ganz tolle Hofläden. Dort findet man nicht nur Gemüse oder Früchte, sondern auch Öle. Sie beteiligen sich auch bei Aktionen von Fairtrade. Genau. Gerade nahmen wir bei der Aktion «Fairtrade­Früh­ stück» von Max Havelaar teil.

„Ein vegetarisches Menü ist eine wahnsinnige Heraus­ forderung. Aber ich kann dabei sehr kreativ sein.“

Diese Produkte widerspiegeln meine Philosophie: Man muss ja einkaufen und essen – wenn man gleichzeitig mit seinem Einkauf so leicht etwas Gutes unterstützen kann, dann sollte man das wirklich tun. Wie kochen Sie privat? Das ist eine ganz, ganz einfache Küche. Wir machen Gschwellti mit Käse oder Pasta. Oft koche ich gemein­ sam mit meiner Tochter: Wir gehen zusammen in den Keller, schauen, was es für Gemüse hat, und bereiten uns daraus eine Suppe zu. Essen Sie oft Fleisch? Als Teenager war ich Vege­ tarierin, Fleisch hat mir nicht geschmeckt. Und ich lebte damals schon bewusst, sehr auf der Öko­Schiene. Heute ist man ja vom ganzen Birken­ stock­Ding weggekommen und Umweltschutz absolut salonfähig. In der Kochlehre musste ich dann wieder Fleisch essen. Heute wähle ich sehr gezielt. Ausser Haus esse ich praktisch kein Fleisch. Gerade in der Spitzenküche scheint Fleisch aber einfach dazuzugehören. Bei uns im «Stucki» gar nicht. Aber klar, an anderen Orten sehe ich das genauso. Die meisten Köche kochen auch gar nicht gern ohne Fleisch – ein vegetarisches Menü ist eine wahnsinnige Heraus­ forderung. Aber ich kann dabei sehr kreativ sein, und das Resultat ist super. Viele Gäste kommen zu uns, weil sie auch zehn oder zwölf rein vege­ tarische Gänge bekommen. Dann geht der Trend klar Richtung vegetarisch? Die Luxusprodukte der neuen Zeit sind nicht Kaviar oder Foie gras, sondern das perfekte Rüebli, die perfekte Kartoffel, ein schöner Ziegenquark aus der Region. Man kocht mit Gemüse, mit Wildkräutern, konserviert Produkte, wenn sie Saison haben. Gourmet-Lokale haben den Ruf, verschwenderisch mit Nahrung umzugehen.

Tanja Grandits www.stuckibasel.ch Stiftung Menschen für Menschen www.menschenfuermenschen.ch

Erste Doppelseite: Jacke und Shirt Maison Scotch, bei Jelmoli; Jeans Levi’s Curve ID, bei Jelmoli; Halskette Eclectic. Bild links: Kleid Carven, bei Modestrom. Bild rechts: Kleid und Gurt Filippa K, Kette Eclectic

gruen cover GRUEN: Sie haben für uns im Botanischen Garten in Basel posiert. Trifft man Sie auch sonst hier an? Ja, ab und zu. Meiner Tochter Emma gefällt der Garten sehr gut. Und ich interessiere mich auch für Botanik – das meiste, was ich koche, sind ja Pflanzen. Wir haben zu Hause einen grossen Kräutergarten mit speziellen Gewächsen. Dann haben Sie auch einen grünen Daumen? Ich habe vor allem eine gute Wahrnehmung – wenn man die Pflanzen aufmerksam beobachtet, gedeihen sie auch. Vor vier Jahren haben Sie das renommierte Restaurant Stucki übernommen. Es ist für Sie Wohn- und Arbeitsplatz in einem. Glück oder Bürde? Für mich ist es ein absolutes Glück – in jeder Beziehung. Ich habe keinen Arbeitsweg, was mir Zeit erspart. Dann ist es ein Glück, weil meine sechs­ jährige Tochter jeden Moment zu mir kommen kann und ich zu ihr. Ich trenne Arbeit und Privatleben nicht. Das ist für mich eins – unser Leben. Haben Sie nie das Bedürfnis, vom Beruf abzuschalten? Nein, nein. Ich muss mich nicht vom Schaffen erholen. Wenn ich Feierabend habe, gehe ich nach oben – aber ich arbeite in meinem Privatbüro weiter. Dort kann ich kreativ sein: Ich denke mir neue Menüs aus, kreiere die Rezepte für mein Küchenteam. Wie muss man sich sonst den Alltag einer Spitzenköchin vorstellen? Ich stehe auf jeden Fall täglich in der Küche. Bereite Gerichte zu wie die Amuse­Bouches. Das ist das Erste, was der Gast

kriegt. Sonst ist mein Platz am Pass: Dort kann ich koordinie­ ren und jeden Teller kontrollie­ ren, der die Küche verlässt. Gibt es Zutaten, mit denen Sie aus ökologischen Gründen nicht kochen? Es kommen sicher keine Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, auf die Karte. Dann achten wir beim Fisch strikt darauf, dass er dem WWF­Fischführer entspricht. Und wir verwenden viel Süss­ wasserfisch. Das Fleisch liefert ein Metzger aus der Region, ein Bio­Bauer pflanzt für uns spezielles Gemüse an. Schmeckt Bio-Gemüse auch besser? Wenn es direkt vom Bauern kommt, dann auf jeden Fall.


Tanja Grandits beim Teichbecken im Viktoriahaus des Botanischen Gartens Basel.

23


gruen cover

„Es beelendet mich, dass Kinder in Afrika hungern. Aber es bringt nichts, wenn ich aufhöre zu kochen. Also habe ich ein spezielles Kochbuch lanciert.“

24


25


GRUEN COVER Tanja Grandits interessiert sich f체r Botanik. Beim Restaurant Stucki (1 Michelin-Stern, 17 GaultMillau-Punkte) hat sie einen Kr채utergarten.

26


Zweite Doppelseite: Overall By Malene Birger, bei Modestrom. Bild links: Kleid Carven, bei Modestrom; Armband Arielle de Pinto, bei Erbudak; Schuhe privat. Bild rechts: Kleid Filippa K, Kette Eclectic Produktion: Susanne Märki. Fotoassistent: Lorenz Richard. Location: Botanischer Garten der Universität Basel

„Wir werfen im ‚Stucki‘ keine Lebensmittel weg, das ist mir sehr wichtig. Resten verteilen wir an Personal und Freunde.“

Wir werfen keine Lebensmittel weg, das ist mir sehr wichtig. Wenn etwas nicht mehr allerbeste Qualität hat, kochen wir dies für uns. Bleibt trotzdem etwas übrig, verteilen wir es in der Nachbarschaft. Die Putzfrau nimmt Essen für ihre Kinder mit. Meine Freundin, die mich mit Wildkräutern beliefert, holt ebenfalls Resten ab. Aber Sie haben auch das Gegenteil erlebt, oder? Ja, ich habe ausserordentlich Grausames und Unglaubliches gesehen: etwa, dass man Fleisch pariert, zurechtschneidet und den Rest einfach wegwirft. Haben Sie interveniert? Ich hatte damals noch nicht die Position, um alles umzukrempeln. Manchmal habe ich insistiert, musste bei manchen Dingen aber auch einfach wegschauen. Vieles habe ich gut gespeichert – als Beispiel, wie ich es nie machen möchte, wenn ich mal Chefin bin. Genuss muss nicht an sich dekadent sein. Genau. Alles, was man kocht, muss man mit Freude kochen. Dazu gehört auch, über den

Tellerrand zu gucken, an andere Leute und an die Umwelt zu denken. Dies machen Sie mit dem Projekt «Schweizer Spitzenköche für Afrika». Wie kams dazu? Ich will meinen Erfolg nutzen, um anderen Leuten zu helfen. Es beelendet mich, wenn ich sehe, wie Kinder in Afrika hungern – aber es bringt ja nichts, wenn ich aufhöre zu kochen. Also habe ich zwanzig meiner besten Kochkollegen angespornt, Rezepte für ein Kochbuch zu geben. Wir haben ausserdem bei uns eine Gala gemacht. Zusammen sind über 150 000 Franken zusammengekommen. Wofür wird es eingesetzt? Es geht an die Stiftung «Menschen für Menschen», die Schulprojekte in Äthiopien finanziert: Ohne Bildung gibt es keinen Fortschritt. Waren Sie schon mal dort? Ein Besuch ist für nächstes Jahr geplant. Diesen Herbst machen wir bei mir wieder eine Gala. Daneben lancieren wir auch Produkte wie eine Gewürzmühle, die man bald kaufen kann. Das Projekt soll weitergehen!

Sie sind immer auf Draht. Ich bin eine Macherin – manchmal auch etwas ungeduldig. Wenn ich eine Idee habe, will ich sie umsetzen. Wie entspannen Sie? Ich fahre mit dem Velo zum Sport, mache Yoga oder Pilates. Gehe mit meiner Tochter in den Wald, der gleich bei uns in der Nähe ist. Emma besucht den Rudolf-Steiner-Kindergarten und ist am liebsten draussen. Sie kennt schon mehr Kräuter und Pilze als ich. Das ist toll: Wenn man etwas schützen will, dann muss man sich auch etwas auskennen. Wie umweltbewusst wohnen Sie mit Ihrer Familie? Wir haben kaum Möbel. Ich brauche viel Platz für meine Gedanken. In der Küche dominiert der Flohmarkt-Stil: Es ist

bunt und etwas kitschig. Flohmärkte und Brockenstuben zu besuchen, ist mein Hobby. Sonst werden Sie nicht viel Zeit zum Shoppen haben … Ich bin mit der Designerin Tanja Klein von Kleinbasel befreundet. Wenn sie eine neue Kollektion hat, legt sie die kleinste Grösse für mich zum Probieren weg. Sie hat auch meine Kochjacken entworfen. Ihre Küche ist inspiriert von fremden Ländern. Reisen Sie auch dorthin? Asien mag ich sehr. Vor Jahren habe ich die Six-Senses-Hotels entdeckt, die sehr auf Umweltverträglichkeit achten. Auch der Flug wird beim Buchen automatisch kompensiert. Solche Ferien sind ein Luxus – aber einer, der anderen Leuten auch wieder hilft.

DER GRUEN-FOOTPRINT Wie grün ist Tanja Grandits’ Alltag?

Duschen

5

Kaffee

4

Arbeitsweg

15

Essen

12

Kühlen

8

Freizeit

8

Abfall

9

Getränke

4

Total Punkte

65

65 Punkte = Tanja Grandits lebt sehr bewusst, das verdient ein Bravo! Sie hat das Glück, dass sie Wohn- und Arbeitsort miteinander verbinden kann. Das spart Energie. Wie wärs mit Sonnenkollektoren auf dem Restaurant Stucki? Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren und Spass machen. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint auf den Seiten 18 und 19.

Tanja Grandits’ Kochbücher www.at-verlag.ch Mode www.kleinbasel.net Shooting http://pages.unibas.ch/botgarten

27


GRUEN UNTERNEHMEN

VITRA

Der wahre Chairman Vitra-St체hle begleiten Generationen: Neben Langlebigkeit z채hlen umweltvertr채gliche Materialien. Stimmen diese nicht, setzt man Produkte auch schon mal ab.

Text: Barbara Halter Fotos: Rita Palanikumar / 13 Photo

28


CEO Hanns-Peter Cohn im Vitra-Haus in Weil am Rhein in Deutschland. Links: Der Eames Plastic Chair ist der Bestseller der Schweizer MĂśbelďŹ rma.

29


gruen unternehmen

1

Für Design-Liebhaber war es eine Katastrophe. 1993 stellte Vitra die Produktion des beliebten Eames Plastic Chair ein. Grund dafür war, dass Vitra damals begann, sich intensiv mit den Materialien ihrer Möbel auseinanderzusetzen. Die aus Fiberglas gefertigte Sitzschale des Plastic Chair fiel durch. «Sie lässt sich weder in den biologischen noch in den industriellen Kreislauf zurückführen. Das Zeugs verrottet nicht, also lassen wir die Hände davon», erinnert sich Hanns-Peter Cohn, 64, der 1984 zu Vitra kam und die Schweizer Möbelfirma seit 2005 als CEO leitet. Nach sechs Jahren Produktionsstopp und Materialrecherche erlebte der Plastic Chair ein Revival. Anstelle des Fiberglases wird nun Polypropylen, ein rezyklierbarer Kunststoff, verwendet. «Dieser hat sogar zusätzliche Vorteile. Er ist elastischer und macht die Sitzschale darum bequemer.» Ein 1 + 2 Qualitätstest früher und heute: Bürostühle des ID Chair Concept werden in der «Folterkammer» (2) auf Langlebigkeit hin getestet. Diese Stühle haben eine Lebensdauer von mindestens 15 Jahren. 3 Das Vitra-Grossraumbüro in Weil am Rhein: Wer eine Besprechung hat, zieht sich in die Koje zurück. 4 Mitarbeiter brauchen Rückzugsmöglichkeiten, diese bieten die hohen Sofas der Brüder Bouroullec.

30

doppelter Gewinn also – und ein Beispiel dafür, wie bei Vitra mit Umweltschutz umgegangen wird. Dass sich die Möbelfirma überhaupt so erfolgreich entwickeln konnte, hat viel mit dem Namen Eames zu tun. 1957 entdeckte der Basler Ladenbauunternehmer Willi Fehlbaum auf einer USA-Reise die Möbel des amerikanischen Designerpaars Charles und Ray Eames. Er war von den Entwürfen begeistert und erwarb die Lizenz für die Produktion für Europa und den Nahen Osten. Schrittweise begannen Willi Fehlbaum und seine Frau Erika, auch eigene Modelle zu designen und zu produzieren.

Funktionalität, Qualität und auch Optik entscheiden darüber, wie lange ein Produkt hält Vitra ist und bleibt in Familienbesitz. Rolf Fehlbaum, der älteste Sohn von Erika und Willi, hat lange die Firma geführt, zog sich 2005 offiziell zurück und ist heute Verwaltungsratspräsident. Der Hauptsitz befindet sich in Birsfelden BL. Auf der anderen Seite der Grenze, im deutschen Weil am Rhein, erstreckt sich der Vitra-Campus mit dem Design-Museum, dem Vitra-Haus von Herzog & de Meuron und den Produktions-

2

hallen. Dort werden die Möbel montiert und auf ihre Langlebigkeit hin getestet. Im Testcenter – auch ziemlich unschön Folterkammer genannt – werden Stühle an Maschinen mit Gewichten belastet, geschubst und gedehnt. Das Prozedere stellt sicher, dass sie mindestens 15 Jahre halten. Einige Modelle haben Garantien von 30 Jahren. «An denen messen wir uns selbst», sagt Hanns-Peter Cohn. «Es gehört zu unserer Grundhaltung, Produkte herzustellen, die eine lange Lebensdauer haben.» Um dies zu gewährleisten, ist neben der Funktionalität und Qualität auch die Optik entscheidend. Für die Zeitlosigkeit sind bei der Entwicklung neuer Produkte grosse Gestalter oder «Autoren», wie sie Cohn nennt, mit von der Partie. «Vitra wird als Design-Firma gesehen – was auch richtig ist. In Wirklichkeit sind wir ein Ingenieurunternehmen. Jedes Produkt ist durchkonstruiert bis ins Detail.» Wie beispielsweise die Bürostühle vom ID Chair Concept. Zu Beginn stand die Idee, ein streng ökologisches Produkt zu entwickeln: Seine Materialien sollen leicht trenn- und rezyklierbar sein. Es muss lang halten, das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen, und von seiner Konstruktion her soll es Rücksicht auf die Anatomie des Menschen nehmen. Für Letzteres wurde

Firma www.vitra.com Vitra Design Museum www.design-museum.de Möbeldesign www.eamesoffice.com www.antoniocitterioand


3

„Den Begriff Büro mag ich schon gar nicht mehr in den Mund nehmen. Er passt heute nicht mehr.“ mit dem Biomechanik­Institut der ETH Zürich zusammengearbeitet. Bei der Wahl der Rohstoffe und ihrer Rezyklierfähigkeit wurden von Beginn weg die Lieferanten in den Prozess integriert. «Wir stellen unsere Anforderungen. Diese zu erfüllen, ist wie ein sportlicher Wettbewerb, das macht Spass», sagt Cohn. Beim ID Chair können die Kunden nach dem Kauf das «Green User Agreement» abschliessen. Nach fünf oder zehn Jahren finden Service­Checks statt, bei denen die Vereinbarung um fünf Jahre verlängert wird.Am Ende nimmt Vitra die Stühle zum Entsorgen retour. Dieser Service läuft noch in der Testphase. Hanns­ Peter Cohn glaubt allerdings nicht, dass der ID Chair nach 15 Jahren zurückgegeben wird. «Nach meiner Erfahrung hält er viel

länger.» Und in wenigen Jahren seien die Rohstoffe so teuer geworden, dass keiner den noch kostenlos zurückgeben würde. Reparieren – etwas, das in der heutigen Wegwerfgesellschaft weitgehend ausge­ dient hat – erfreut sich bei Vitra und seinem CEO höchster Beliebtheit. Ein Produkt, das man reparieren kann, sei wirtschaftlich und ökologisch gesehen viel vernünftiger. Hanns­Peter Cohn zitiert in diesem Zusam­ menhang den ehemaligen Hermès­Ge­ schäftsführer Jean­Louis Dumas, der auf die Frage, was ein Luxusprodukt sei, geant­ wortet habe: «Das ist ein Produkt, das man reparieren kann.» Cohn schwärmt davon, wie seine 40­jährige Rolex­Armbanduhr nach einer Revision wieder auf die Sekun­ de genau läuft. Nun ja, Hermès, Rolex und

4

ebenso Vitra gehören zu den Marken, die nicht für alle Menschen erschwinglich sind. Was tun? «Ich würde jetzt brutal sagen: Verzichten und sparen. Die Freude, auf etwas hinzusparen, ist doch viel grösser, als wenn man es sofort besitzt. Aber diese Ansicht ist nicht modern», sagt Cohn. 2005 hat Vitra eine Kollektion für zu Hause lanciert. Die Sofas, Sessel oder Tischchen lassen sich gut integrieren und mit dem kombinieren, was man bereits besitzt. «Wir bieten Ideen für diesen Mix an und nennen dies Collage.» Nach wie vor aber arbeitet Vitra überwiegend für grosse Kunden. Richtet Bibliotheken, Banken,Verwaltungs­ räume oder Wartesäle von Flughäfen ein. In diese öffentlichen Räume werden keine Möbel hineingestellt, sondern hier werden Welten geschaffen. Eine davon lässt sich in den Verwaltungsgebäuden in Weil am Rhein erleben. Der offene Raum ist eine Kreuzung aus Hotellobby, Wohnzimmer und Büro. Auf 2200 Quadratmetern arbei­ ten 170 Menschen, die 400 Sitzplätze zur Verfügung haben. Die Tische sind wie lang gezogene Inseln. Entlang der Wände sind bunt gestrichene Arbeitskojen, sogenannte Coves, eingebaut. Es lassen sich Vorhänge ziehen, die Mitarbeitenden haben mobile Telefone, um nicht an einen Ort gebunden zu sein. Eine Sofa­Landschaft fehlt

partners.it www.bouroullec.com Architektur auf dem Vitra-Campus www.herzogdemeuron.com www.zaha-hadid.com www.foga.com

31


gruen unternehmen

„Es gehört zu unserer Grundhaltung, Produkte herzustellen, die eine lange Lebensdauer haben.“

32


1

ebenso wenig wie eine Bibliothek. «Die Gestaltung der Räume inspiriert auch die Stimmung. Die Menschen sind disziplinierter und freundlicher. Hier schreit niemand ins Telefon», sagt Hanns-Peter Cohn. Wenn er in Weil am Rhein ist, steckt er seinen Laptop an einem der «non-territorialen Arbeitsplätze» ein. Das eigene Büro für den Chef wurde längst abgeschafft. Sowieso, Cohn spricht lieber von einer «Office-Fläche»: «Den Begriff Büro mag ich schon gar nicht mehr in den Mund nehmen. Er klingt nach Bürokratie und Administration. Das passt heute nicht mehr.» Die heutigen Angestellten machen Wissensarbeit, kollaborieren in Teams – aber sie brauchen auch Orte, wo sie in Ruhe lesen und arbeiten können. In der Sprache von Vitra heisst das dann: Net’n Nest. Wer jetzt einwendet, dass so eine Einrichtung doch sicher sehr viel kosten müsse, dem hat Cohn schnell eine Antwort parat. Mit einem Stift zeichnet er auf seine Unterlagen eine Torte. Das grösste Stück, 80 Prozent, steht für die Personalkosten. Nach Abzug von Miete und Abschreibungen und der ganzen IT-Ausrüstung bleiben für die Büroeinrichtung 2 Prozent – für die 1 Besucher im Eingangsbereich des Vitra-Hauses von Herzog & de Meuron in Weil am Rhein. 2 Ein Wurf: Cohn mit dem Designklassiker Panton Chair, hier als Kinderversion in Orange.

2

auf die Sofa-Landschaft. «Man trifft sich, Anschaffung einer Vitra-Einrichtung reichkommuniziert. Sonst arbeitet man von ten sogar 1,5 Prozent. «Mit diesen 1,5 bis unterwegs oder vom Home-Office aus.» 2 Prozent beeinflussen Sie die 80 Prozent Hanns-Peter Cohns liebster Arbeitsort bePersonalkosten positiv – oder negativ.» findet sich schon heute bei ihm zu Hause: Planung, Gestaltung und Qualität eines den Rechner auf den Oberschenkeln, auf Büros fördern oder bremsen Stimmung und dem Eames Lounge Chair. Produktivität entscheidend. Wer das als Arbeitgeber nicht verstehe, sei «ein falscher Rechner». Für die Vitra-Mitarbeitenden, denen auch eine Firmenkinderkrippe zur Verfügung Wie grün ist Hanns-Peter Cohns Alltag? steht, werden nächstens Duschen 5 Elektrobikes angeschafft, um sie zu animieren, damit zur Kaffee 5 Arbeit zu fahren. HannsArbeitsweg 3 Peter Cohn, der vor vier JahEssen 15 ren in Zürich seinen letzten Kühlen 8 Marathon gelaufen ist und Freizeit 8 wöchentlich sechs bis acht Abfall 12 Stunden Sport treibt, wird sich dieser Initiative ebenGetränke 4 falls anschliessen: «Dann Total Punkte kann ich von Riehen, wo ich wohne, im Anzug, und ohne 60 Punkte = Vorbildlich! Vitra-CEO Hanns-Peter Cohn zu schwitzen, an meinen Arsteht morgens nur kurz unter die Dusche. Fürs Mittagessen beitsort gelangen.» nimmt er Früchte von zu Hause mit, und abends Allerdings: Wahrscheinlich macht er gern draussen Sport. wird man bald nicht mehr Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für täglich das Haus verlassen SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren müssen, um zur Arbeit zu geund Spass machen. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint auf den Seiten 18 und 19. hen. Bei der Frage nach dem Büro der Zukunft zeigt Cohn

DER GRUEN-FOOTPRINT

Labels und Zertifikate bei Vitra www.dgnb.de www.blauer-engel.de www.fsc.org www.usgbc.org www.greenguard.org

60

33


gruen IntervIew

Die smarte Gratwanderin paola ghIllanI Im Kopf ist sie Unternehmerin – im Herzen eine Weltverbesserin. Paola Ghillani hat mit Max Havelaar den fairen Handel etabliert. Heute berät sie andere Firmen. Und ist überzeugt: Nachhaltigkeit funktioniert nur, wenn etwas dabei rausspringt.

Text: Nina Siegrist Fotos: Marc Wetli

34

Sie sitzt in Verwaltungsräten, internationalen Komitees und berät sogar Bundesräte. Doch für viele ist und bleibt sie «Frau Havelaar»: Paola Ghillani hat sechs Jahre das Fairtrade-Label geführt, dessen Umsatz verfünffacht und bewiesen, dass man mit Bananen, Kaffee und Blumen aus fairem Handel richtig Geld machen kann. Die Tochter italienischer Einwanderer wurde erst gefeiert, dann gefeuert. Anstatt zu hadern, gründete sie 2005 kurzerhand ihre eigene Unternehmensberatungsfirma. Im Zürcher Seefeld, in einer bunten Bürogemeinschaft voller Kunst

und Krimskrams, steht ihr Schreibtisch. Ordner, Bücher, Schreibmaterial? Paola Ghillani schüttelt ihre wuschlige dunkle Mähne. Die Vision einer besseren Welt dank nachhaltigem Wirtschaften – sie ist da drin: in ihrem Kopf. GRUEN: Frau Ghillani, sind Sie eine Idealistin? Viele sehen mich als Idealistin. Ich selbst halte mich für eine Realistin, die einen Beitrag für die Gesellschaft leisten will. Aber Ihr Ziel ist es, die Welt zu verbessern. Im Herzen bin ich eine Weltverbesserin, ja. Aber als besonders soziale und ökologische

Managerin wurde ich von aussen positioniert. Mein eigentliches Talent liegt darin, dass ich Strategien entwickeln und umsetzen kann – und das auch mal sehr hartnäckig. Dieses Talent habe ich in den Dienst der nachhaltigen Entwicklung gestellt. Aber ich bin kein «Öko-Fundi». Fundis haben zwar viele Dinge vorausgesehen, aber statt sich in die Wirtschaft einzubringen, um das System zu verändern, stellen sie sich häufig nur dagegen. Das ist nicht lösungsorientiert. Ich komme aus der Wirtschaft und versuche als Teil des Systems etwas zu verändern.

Paola Ghillani www.paolaghillanifriends.com www.icrc.org (Who we are/Structure) www.swisscanto.ch (Nachhaltigkeitsbeirat)


Naturverbunden: Paola Ghillani neben ihrem B端ro im Z端rcher Seefeld. In ihrer Freizeit wandert sie gern, sammelt Pilze und serviert diese in einem Risotto ihren Freunden.

35


GRUEN INTERVIEW

Wurden Sie von eben diesen «Fundis» manchmal kritisiert? Ich wurde eigentlich von allen Seiten kritisiert. Ich bin eine Gratwanderin. Als ich bei der Max Havelaar-Stiftung eintrat, war ich für die ökologischen Hardliner die «Feindin aus der Privatwirtschaft». Auf der anderen Seite waren da die Finanzleute, die Banker. Wenn ich vor denen meine Vorträge hielt, erklärte, ich wolle mit Fairtrade-Bananen 30 Prozent Marktanteil erreichen, haben sie mich höflich ausgelacht. So etwas funktioniere in unserer Welt nicht, sagten sie. Nach vier Jahren hatten wir aber sogar 50 Prozent Marktanteil. Deshalb sage ich immer: Die Resultate müssen stimmen. Nur so konnte ich Karriere machen. Sie waren Managerin bei Novartis, später beim Hörgerätehersteller Bernafon. Warum haben Sie in eine – vermutlich weniger lukrative – Fairtrade-Stiftung gewechselt? Als ich zu Max Havelaar ging, dachten tatsächlich viele meiner Kollegen, dass ich auf eine Karriere verzichte – fairer

Handel galt nicht als erfolgversprechende Geschäftsidee. Ich wiederum war schon lange Max-Havelaar-Kundin, fand das ein vielversprechendes Business-Modell und wollte mit einer innovativen Strategie zeigen, dass es funktionieren kann. Ich bemerkte aber auch, dass die Qualität der Produkte nicht optimal war. Ich war

überzeugt, dass man das besser machen kann. Und habe mich spontan auf ein Stelleninserat beworben. Mit Erfolg. Nein, anfangs überhaupt nicht. Eine Headhunterin teilte mir sogleich mit, dass ich keine Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit hätte – und deshalb nicht infrage komme.

Wie grün ist Paola Ghillanis Alltag?

5

Kaffee

5

Arbeitsweg

12

Essen

12

Kühlen

8

Freizeit

8

Abfall

12

Getränke

5

Total Punkte

67

67 Punkte = Paola Ghillani ist nicht nur, was fairen Handel anbelangt, ein Vorbild. Sie punktet dank konsequentem Bahnfahren und spart – als Italienerin hat sie die Wärme im Herzen – mit kalten Duschen Energie. Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren und Spass machen. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint auf den Seiten 18 und 19.

36

ein Werbespot für mich: Wenig später bekam ich Jobangebote, es waren sogar einige CEOMandate dabei. Die Sie aber nicht angenommen haben. Nein, ich wollte frei sein, mein eigenes Unternehmen führen. Und verhindern, dass jemand mein Image nutzt, um sich grünzuwaschen.

„Kollegen dachten, dass ich bei Max Havelaar auf eine Karriere verzichte. Fairer Handel galt nicht als erfolgversprechende Geschäftsidee.“

DER GRUEN-FOOTPRINT Duschen

Vier Monate später wollte mich der Stiftungsrat dann doch sehen: Max Havelaar stand vor finanziellen Schwierigkeiten, man musste innert eineinhalb Jahren selbsttragend werden. Ich weiss nicht, ob ich an dem Tag blind und taub war, aber ich sagte: «Kein Problem, das krieg ich hin.» Nach diesen eineinhalb Jahren, das hat viele

überrascht, haben wir sogar Profit gemacht. Warum hat man Sie denn 2005 bei Max Havelaar rausgeworfen? Mir wurde nie ein Grund genannt. Vielleicht war ich zu erfolgreich – oder zu unternehmerisch. Ich wollte die Zertifizierungsprozesse professionalisieren, fand sie ungenügend. Letztlich hat einfach die Chemie nicht mehr gestimmt. Man bat mich zu gehen. Am Tag Ihrer Entlassung sassen Sie in der Talkshow von Kurt Aeschbacher. Und haben nichts von Ihrem Rausschmiss erzählt. Ja, das war speziell. Wir hatten vorerst Stillschweigen vereinbart. Das Thema der Sendung lautete ironischerweise «Time-out». Es ging da aber um eine NahtodErfahrung, die ich nach dem Biss einer Viper gemacht habe. «Jeder hat seine Aufgabe im Leben», sagte ich – und Kurt Aeschbacher meinte: «Und Ihre ist Max Havelaar.» Ich antwortete, dass es primär wichtig sei, nachhaltiges Wirtschaften in die Unternehmen zu integrieren – bei Max Havelaar oder anderswo. Das war

Stattdessen gründeten Sie Paola Ghillani & Friends. Klingt wie eine Band. Es ist eher eine Philosophie. Meine Firma berät andere Firmen mit dem Ziel, in Strategie und Führung Nachhaltigkeit zu integrieren und damit einen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Mehrwert zu schaffen. Die Friends sind alle, die diese Vision teilen – Mitarbeiter, Investoren, ja sogar Konkurrenten. Wie nachhaltig verhalten Sie sich denn selbst? Ich versuche, wenn immer möglich, den Zug zu nehmen und auch mal Sitzungen online abzuhalten. Ich konsumiere gern regionale Produkte, von denen ich weiss, wo und wie sie produziert werden. Die Bluse, die ich trage, habe ich in Parma gekauft – da, wo meine Familie herkommt. In diesem kleinen Laden werden die Kleider noch selbst geschneidert. So etwas gefällt mir. Aber natürlich sündige auch ich manchmal … Zum Beispiel? Nehmen wir mein iPhone. Dessen Elektronik-Lieferant Foxconn hat sich zwar verbessert, wird aber immer

Fairtrade www.fairtrade.net www.maxhavelaar.ch www.pronatec.com www.claro.ch www.swissfairtrade.ch


Paola Ghillani ist die Tochter italienischer Einwanderer. Der Vater war Mechaniker, die Mutter Schneiderin. Beide setzten alles daran, dass ihre Kinder studieren konnten.

37


gruen IntervIew

noch wegen schlechter Arbeits­ bedingungen kritisiert. Trotz­ dem will ich in meiner Zeit leben, auf mein iPhone nicht verzichten. Verhalten sich Frauen eigentlich nachhaltiger als Männer? Generell glaube ich schon, ja. Das liegt vermutlich daran, dass sie Leben geben. In Füh­ rungspositionen gibt es aber leider nur sehr wenige Frauen – und die müssen oft so kämpfen, um sich durchzusetzen, dass sie kaum noch Nachhaltigkeit in ihre Führung integrieren können. Sie sitzen im MigrosVerwaltungsrat, haben sich vor Kurzem fürs VR-Präsidium beworben. Sind Sie enttäuscht, dass es nicht geklappt hat? Ich habe es sportlich genom­ men. Ich dachte, dass sich die Delegierten vielleicht jemanden mit meinen Qualifikationen wünschen, der den Gottlieb­

Duttweiler­Geist noch besser in der Strategie verankert. Vermutlich war es dafür der falsche Moment. Ich freue mich aber, weiterhin im VR zu sein. Ist die Migros ökologischer als Coop? Die Migros ist seit Längerem ökologischer als Coop, aber das wurde nicht gut vermarktet und ungenügend kommuniziert. Vielleicht hat sie den Trend der Bio­Produkte etwas ver­ schlafen, aber insbesondere bei der Logistik ist die Migros top und seit Jahren der grösste Kunde von SBB Cargo. Die Hälfte aller Produkte wird auf Schienen transportiert. Sie sind auch Teil des Expertenrates, der Bundesrätin Doris Leuthard in Energiefragen berät. Was sagen Sie zu den vorgeschlagenen Gaskraftwerken? Ich war immer der Ansicht, dass wir eine Strategie ent­


„Meine Bluse stammt aus Parma, der Heimat meiner Eltern. Ich mag Produkte, bei denen ich weiss, woher sie kommen.“ wickeln müssen, um bis 2035 unabhängig zu werden von fossilen Energien. Aber wenn ich Bundesrätin wäre und ver­ antwortlich für die Versorgungs­ sicherheit unseres Landes, würde ich – als «Back­up» – ein oder zwei Gaskraftwerke bauen. Wieso denn nicht für eine Übergangszeit noch ein AKW? Überlebende von Tschernobyl oder Fukushima könnten Ihnen vermutlich eine bessere Antwort geben als ich. Die Bevölkerungssicherheit ist die Achillesferse der Atomenergie. Ausserdem zeigen verschie­ dene Studien, dass die Atom­ energie aufgrund externer Kosten wie Demontage oder Versicherungen teurer ist, als bisherige Berechnungen es vermuten lassen. Da habe ich mehr Vertrauen in neue Technologien, mit denen

man den CO2­Ausstoss von Gaskraftwerken beherrschen kann. Welchen Tipp würden Sie als Unternehmensberaterin jedem CEO ans Herz legen? Wichtig ist vor allem, dass man eine Vision für die Firma hat und diese mit realistischen Zielen umsetzt. Man denkt immer, die Firmen, die wäh­ rend der Finanzkrise zugrunde gingen, hätten ihre soziale Verantwortung nicht wahr­ genommen. Aber das war nicht der Ursprung des Übels: Diese Firmen haben ihre wirtschaftliche Verantwortung vernachlässigt, sich falsche Ziele gesetzt – übertriebenes Wachstum, zu hohe Renditen. Man muss am Boden bleiben. Und dennoch versuchen – zusammen mit anderen Menschen –, die Vision einer besseren Welt umzusetzen.

Persönlich Paola Ghillani Paola Ghillani, 48, ist eines von vier Kindern einer Gastarbeiterfamilie. ihre eltern wanderten 1955 aus – sie kamen vom italienischen Parma nach Monthey im Wallis. Ghillani studierte Pharmazie und arbeitete bis 1996 in führenden Positionen für novartis. Ab 1999 führte sie die Fairtrade-stiftung Max havelaar zum erfolg, 2005 gründete sie das Beratungsunternehmen Paola Ghillani & Friends. sie ist Mitglied des internationalen Komitees für das rote Kreuz (iKrK), sitzt in verschiedenen Verwaltungsräten (u.a. Migros, helvetia) und expertengremien (u.a. expertenrat von swisscanto für nachhaltige Anlagefonds).

Energiepolitik www.energiestiftung.ch www.uvek.admin.ch


GRUEN REISEN

40

Tief du r

Das Hotel www.lagreedeslandes.com Sein Ă–ko-Label http://ec.europa.eu/environment/ecolabel Ausgezeichnet mit http://voyage-res


1

2 1 Blick über die Heidelandschaft und den Wald von La Gacilly. 2 Wie ein grosser Guckkasten ragt der Wellnessbereich in die Luft.

WELLNESS

u rchatmen

Très sympa! Im Öko-Hotel La Grée des Landes in der Bretagne werden Natur und Gäste gleichermassen liebevoll behandelt. Text: Barbara Halter Fotos: Flurina Rothenberger

ponsable.voyages-sncf.com/trophees Umweltstiftung von Yves Rocher www.yves-rocher-fondation.org Vogelschutz www.lpo.fr

41


gruen reisen

1

Was gibts Schöneres, als ein Wochenende lang abzutauchen? Langeweile zu zelebrieren und einfach mal nichts zu tun? Und zwar an einem Ort, an dem nicht nur die Menschen, sondern auch die Natur liebevoll behandelt wird. Das Hotel La Grée des Landes schmiegt sich in den Hügelzug oberhalb des bretonischen Dörfchens La Gacilly. Im Frühling blüht rundherum der Stechginster in einem leuchtenden Senfgelb. Die dornigen Sträucher sind typisch für die steinige, trockene Heidelandschaft – «les landes», wie man diese hier nennt. Ein anderer treuer Begleiter ist der Wind, der einem die Haare zerzaust und kalte Hände beschert. Für die Bretagne, wo das Wetter schnell wechseln kann, gehören ein warmer Pulli und Regenschutz unbedingt in den Reisekoffer. Aufwärmen kann man sich bei einer Tasse Verveine-Tee in der Hotel-Lounge. Dort ist alles in erdigen, natürlichen Tönen gehalten. Die Böden bestehen aus dunklem Schiefer, der in der Region vorkommt. Über der Bar hängen zwei grosse Lampen aus Schwemmholz. An kalten Tagen flackert im offenen Cheminée ein Feuer. Auf den tiefen Holztischen stehen Mühlespiel und Kunstbildbände zum Verweilen bereit. Der reizvollste Entspannungsort ist jedoch der Pool. Man liegt wie in einem riesigen Guckkasten, schaut über Heide und Wald. Beobachtet, wie vor der grossen Glasfront der Wind die Wolken vorbeischiebt, und hängt seinen Gedanken nach. Besonders

42

2

3

stimmungsvoll ist es hier abends, wenn die Sonne untergeht und den ganzen Raum in ein rötliches, warmes Licht taucht.

Die Dächer der 29 Zimmer sind begrünt, so wird das Raumklima natürlich gesteuert Bei der Planung von «La Grée des Landes» wurde der Verlauf der Sonne mit einbezogen, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Das Hotel ist südwestlich ausgerichtet. Wenn die Sonne im Winter niedrig steht, scheint sie in die Räume und wärmt diese auf. Im Sommer fängt dann ein Dachvorsprung die Sonnenstrahlen auf, und die Zimmer bleiben angenehm kühl. Wenn man vom Balkon des Wellnessbereichs blickt, fallen einem die darunter liegenden 29 Zimmer erstmals gar nicht auf. Die Dächer sind alle mit Erde bedeckt und begrünt – was wiederum hilft, das Klima im Hotel natürlich zu steuern. Zusätzlich für Wärme sorgt eine Heizanlage, die mit

4 1 Badezimmer mit Schiebefensterchen – eine künstliche Lüftung braucht es so nicht. 2 In allen Zimmern sorgen Eichenparkett und andere natürliche Materialien für ein ruhiges Ambiente und ein gutes Raumklima. 3 Zum Frühstück wird Bio-Kaffee serviert, die meisten Esswaren sind aus der Region. Bienenkästen hat es gleich beim Hotel. 4 + 5 Im Baumhaus des Hotels kann im Winter genächtigt werden. Von Juni bis Ende September finden in luftiger Höhe Spa-Behandlungen statt. 6 Eric Vaucelle (l.) ist technischer Leiter des Hotels. Auguste Coudray organisiert als Präsident das Festival Photo La Gacilly.

Das Städtchen La Gacilly www.paysdelagacilly.com www.la-gacilly.fr Der botanische Garten www.jardinyr.com Essen www.lesenfants


5

Holzabfällen aus den nahen Wäldern betrieben wird. Das Abwasser vom Pool wird später für die Toilettenspülung wieder verwendet, Sparbrausen in den Duschen drosseln den Wasserverbrauch. Der durchschnittliche Feriengast brennt wohl nicht danach, alle technischen Finessen zu kennen. Interessant wird es aber dort, wo die Konstruktion das Wohlbefinden beeinflusst. So werden auf Strahlen sensibel reagierende Menschen froh sein, dass die Zimmer mit Kabelnetz statt WLAN ausgestattet sind. Das Bächlein, das mit Regenwasser gespeist wird und von innen durch die Glasfronten sichtbar ist, sorgt für Harmonie und einen positiven Energiefluss. «Ein Geo-Biologe hat das

6

ganze Gelände analysiert und uns dazu geraten», sagt Eric Vaucelle, der technische Leiter des Hotels, der bereits 2007 bei der Planung mit von der Partie war. Die schlichten Räume und die ruhige Umgebung sind eine Wohltat für Auge und Gemüt. Man fühlt sich sehr schnell sehr entspannt. Dafür tragen auch die Behandlungen im Schönheitsbereich bei. «La Grée des Landes» gehört der Kosmetikfirma Yves Rocher. Der inzwischen verstorbene Firmengründer wurde in La Gacilly geboren und rührte hier erste Salben an. Sein Sohn Jacques Rocher hat das Öko-Hotel realisiert. In den vier Behandlungsräumen werden Körper und Gesicht verwöhnt. Bei den Anwendungen sind auch solche

Der gelb blühende dornige Stechginster ist typisch für die bretonische Heidelandschaft, die hier „les landes“ genannt wird.

gatthes.com Chambres d’hôtes www.closdutay.com Foto-Festival www.festivalphoto-lagacilly.com

43



gruen reisen 1

mit zertifizierter Naturkosmetik erhältlich. Eine Besonderheit ist die Behandlung mit den Samen der Entada-Pflanze. Dieses tropische Gewächs hat riesige Schoten, deren Samen erwärmt und ähnlich wie bei einer Hot-Stone-Massage entlang der Wirbelsäule aufgelegt werden.

2 1 + 2 Eine Wohltat für Körper und Seele: Nach der Behandlung «Rituel Culture Bio» ist die Haut wunderbar zart. Ein grosser Teil der verwendeten Extrakte stammt von Pflanzen, die in La Gacilly angebaut werden. 3 Pflanzenliebhaber besuchen den botanischen Garten von Yves Rocher in La Gacilly. Die Firma pflanzt dort Kamille, Ringel- und Kornblumen für ihre Kosmetik an. 4 Der kleine, feine Pool mit seinem atemberaubenden Ausblick.

In wenigen Minuten erreicht man zu Fuss den Wald oder das Dörfchen La Gacilly Gleich hinter dem Hotel beginnt der Wald – perfekt, um frühmorgens die Turnschuhe anzuziehen und rauszugehen. Etwas Überwindung brauchts, aber man kann ja auch nur einen zügigen Spaziergang machen. Die frische Luft weckt einen, und der Ruf eines Kuckucks zaubert einem das erste Lächeln ins Gesicht. Der mit Kiefernadeln gepolsterte Waldboden dämpft die Schritte – doch das Reh, das plötzlich auftaucht, hat einen längst gespürt und entschwindet mit eleganten Luftsprüngen im Dickicht. Zauberhaft! Magie verspricht das benachbarte Waldgebiet Brocéliande. Wer sich einmal durch die Fantasy-Bücher «Die Nebel von Avalon» gewälzt hat oder der Artus-Sage kundig ist, dem sollte dieser Wald ein Begriff sein. In der Brocéliande, die einst fast die ganze innere Bretagne bedeckte, soll Zauberer Merlin der Fee Viviane verfallen sein. Ein anderer Spaziergang führt uns nach La Gacilly. Vom Hotel geht ein kleiner Pfad direkt runter ins Dorf. Schon nach zehn Minuten steht man auf der Brücke und guckt auf das dunkle Wasser des vorbeifliessenden Aff. Das Ufer ist mit hängenden Weiden bewachsen, an einer Anlegestelle schaukeln ein paar einsame Boote. Im Moment ist im Örtchen mit den

3

Im Pool liegt man wie in einem riesigen Guckkasten, schaut über die Heide und beobachtet, wie der Wind die Wolken vorbeischiebt.

Bretagne www.bretagne.com www.bretagne-reisen.de www.bretagne.de www.bretagne-links.de www.ebba.de/Bretagne

4

45


gruen reisen

1

2300 Einwohnern nicht viel los. Ungestört schlendern wir durch die Gassen entlang der alten, aneinandergereihten Steinhäuser mit den bunt gestrichenen Fensterläden. Rund dreissig Kunsthandwerker haben sich hier niedergelassen, in den Ateliers und Geschäften werden Lederwaren oder Kera­ mik hergestellt und verkauft. Im Sommer wird es lebendiger: Dann findet das Festival Photo La Gacilly statt. Scharen von Besu­ chern schauen sich jeweils die Natur­

fotografien an, die in Grossformat an den Fassaden hängen. Dieses Jahr beginnt die Ausstellung am 1. Juni und dauert bis Ende September. Sie steht unter dem Motto «La Gacilly aux couleurs de Rio» – in Anlehnung auf den Uno­Nachhaltigkeits­ gipfel, der im Juni in der brasilianischen Metropole stattfinden wird. Ein charmanter Treffpunkt im Dorf ist das Restaurant Les Enfants Gat’Thés – auf Deutsch «die un­ gezogenen Kinder» und mit dem Wortspiel

2 1 Der Fluss Aff fliesst mitten durch La Gacilly. Hier gibt es eine Anlegestelle für Hausboote. 2 Das Restaurant Les Enfants Gat’Thés ist spezialisiert auf Tee, hat aber auch eine wunderbare, regional geprägte Küche.

ein Hinweis auf das grosse Teesortiment, das man hier kriegt. Auch die Küche ist sehr empfehlenswert – wir gönnen uns im Hin­ blick auf das Nachtessen in «La Grée des Landes» nur ein Amouse­Bouche. Vom hoteleigenen Restaurant Les Jardins Sauvages hat man einen schönen Aus­ blick auf den Kräuter­ und Gemüsegarten. Natürlich reicht dieser niemals aus, um die Gäste zu verköstigen, aber Chefkoch Gilles Le Gallès hat in seinem Gärtchen eine Auswahl, um zu sehen, was momen­ tan gerade Saison hat und reif ist. Neunzig Prozent der Lebensmittel stammen aus biologischer Produktion, praktisch alles wächst und gedeiht in der Region, «Slow Food» nennt sich diese Küche. Vor dem dreigängigen Menü gibts einen Apéro in der Lounge. Hausspezialität: Kir Breton – statt Champagner wird der Cassis­Sirup mit dem typisch bretonischen Cidre gemixt. Gepflegtes Nichtstun nach einem Tag, an dem Körper und Seele ihre Balance wieder gefunden haben.

infos HoTEL UND ANREisE ANREisE La Gacilly ist sechzig Kilometer von Rennes und neunzig Kilometer von nantes entfernt. Der nächste Bahnhof liegt in Redon. Ab Paris Montparnasse fahren täglich mehrere schnellzüge direkt nach Redon. Von dort aus sind es ungefähr zehn Minuten mit dem Taxi bis ins Hotel La Grée des Landes. ÜbERNAcHTUNG im Doppelzimmer (ohne frühstück) ab CHf 162.–. Es werden diverse Pakete angeboten, beispielsweise «forfait Découverte»: eine Übernachtung mit Halbpension und eine spa-Behandlung ab CHf 276.– pro Person.

Nachhaltiger Urlaub http://umwelt.bretagne-reisen.de


PUBLIREPORTAGE

VOLVO C30 ELECTRIC

Eine smarte Trendsetterin Die Professorin der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg, Laure Lalande, 34, fährt als echte Trendsetterin umweltbewusst mit einem Volvo C30 Electric.

«Es ist herrlich, mit dem Volvo C30 Electric unterwegs zu sein», verrät Laure Lalande. Die 34-jährige Professorin fährt nun ein Jahr lang mit dem kompakten Schweden mit Elektroantrieb. «Man stellt automatisch seinen Fahrstil um, fährt viel entspannter und geniesst die Stille an Bord ohne den herkömmlichen Motorensound», schildert sie ihre ersten Fahreindrücke. Aber auch die hochwertige Verarbeitung und das stilvolle Interieur treffen ihren Geschmack: «Für mich war nach den ersten Kilometern klar: Dieser Volvo ersetzt mein aktuelles Auto.» Die smarte Professorin wird zur Umsteigerin. «Durch die zwei je 140 Kilo schweren Lithium-Batterien hat der Wagen zudem einen recht tiefen Schwerpunkt. Das verschafft ihm ein unglaublich gutes Fahrverhalten», ergänzt die Waadtländerin und meint verschmitzt, «das reizt zum sportlichen Fahren.» Kein Wunder, bei 220 Nm ab der ersten Umdrehung und einem Sprint von 0 auf 50 km/h in nur 4 Sekunden. Doch geht dann nicht die Reichweite von 120 bis 150 Kilometern rasch zur Neige? «Nein, für meinen Alltag reicht mir die mit einer Batterieladung mögliche Reichweite locker», erklärt Lalande. «Zudem habe ich an der Uni in Freiburg einen Park&ChargePlatz, wo ich das Auto während meiner Arbeit aufladen kann.» Gegner der Elektromobilität behaupten jeweils, dass durch den massenhaften Umstieg auf E-Fahrzeuge ein massiv höherer Strombedarf entstehe.

Schon nach wenigen Kilometern am Steuer des Volvo ist Laure Lalande, 34, vom Elektro-Schweden begeistert.

Die studierte Physikerin erwidert: «Neue Atomkraftwerke braucht es deswegen nicht. Aber wir müssen erneuerbare Energien besser nutzen.» Nicht beim Strombedarf sieht sie ein Problem, sondern bei der Infrastruktur: «Das Netz der öffentlichen Ladestationen muss besser werden.» Als Materialwissenschaftlerin will sie dem Volvo C30 Electric auch technisch auf den Zahn fühlen: «Vor allem die Haltbarkeit der Batterie, der ich sehr viele Ladezyklen zumuten werde, interessiert mich. Aber dazu muss ich noch ein paar Kilometer im Volvo C30 Electric abspulen.»

Persönlich Laure Lalande Laure Lalande, 34, studierte in Grenoble (F), Brighton (GB) sowie Lyon (F) Physik und Materialwissenschaften. 2007 erwarb sie an der EPFL in Lausanne ihren Doktortitel. Seit April 2010 lehrt sie als Professorin für Mechanik an der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg. Die zweifache Mutter gehört dank der erfolgreichen SI-Leseraktion zum exklusiven Volvo E-Team, das als Botschafter für eine emissionsfreie Zukunft mit dem C30 Electric Erfahrungen sammeln darf.

Emissionsfrei Volvo C30 Electric

Der Volvo C30 Electric glänzt mit einer Reichweite von 120 bis 150 km.

Unter der Karosserie des Volvo C30 Electric verbirgt sich die Technik für die emissionsfreie Mobilität der Zukunft. Bis auf den dezent im Kühlergrill versteckten Stecker zum Aufladen ist der Elektro-Volvo nicht von herkömmlich motorisierten Modellen zu unterscheiden. Er wird von einem 111-PS-Elektromotor angetrieben, der dem C30 Electric dank 220 Nm viel Dynamik verleiht und in 10,5 s von 0 auf 100 km/h sprinten lässt. Der Vierplätzer verfügt über eine 24-kWh-Lithium-IonenBatterie, die ihm eine Reichweite von 120 bis 150 Kilometer verschafft. Zusätzliche Infos zum Volvo C30 Electric gibts unter www.e-team.ch und zu weiteren Volvo-Modellen unter www.volvocars.ch

47


DIE GRUENE LISTE

TOP 30 Im Doppel für eine bessere Welt: ganz nach dem Motto «Grün und grün gesellt sich gern». Wir zeigen PROMINENTE PAARE, die ihre Millionen wohltätigen Organisationen spenden, Öko-Produkte lancieren oder Solarzellen auf ihrem Hausdach installieren. Text: Sylvie Kempa

Bono, 52 Ali Hewson, 51 Musiker mit Herz: Der Rockstar aus Dublin nutzt seine Bekanntheit seit Jahren für den guten Zweck. Seine Hauptanliegen: der Kampf gegen Aids und die Armut in der Dritten Welt. Über sein Engagement sagt Bono: «Die Leute denken, ich will die Welt retten, eigentlich will ich nur meinen eigenen Arsch retten!» Faire Businessfrau: Die irische Geschäftsfrau Ali Hewson ist seit dreissig Jahren mit U2-Sänger Bono verheiratet. Das Paar hat vier Kinder im Teenager-Alter und ist international bekannt für seinen politischen und sozialen Einsatz.

Foto: Getty Images

Engagement: Sie hat das Fair-Trade-Modelabel Edun ins Leben gerufen. Er gründete 2002 gemeinsam mit anderen Aktivisten die Organisation Data, die sich für den Schuldenerlass, die Aids-Bekämpfung und den fairen Handel in Drittweltländern einsetzt.

48

Na-ja-Faktor: Das millionenschwere Ehepaar soll einen Teil seiner Einnahmen in den Niederlanden versteuern, wo es vom günstigen Steuersatz profitiert. Öffentlich fordert Bono die Industriestaaten gleichzeitig auf, ihre Entwicklungshilfe zu erhöhen.

GRUEN-FAKTOR

10

GRUEN-Faktor: Redliche Absicht oder alles nur Show fürs gute Image? Vielleicht von beidem etwas. Immerhin reichts 2009 für eine Friedensnobelpreis-Nomination.

Rating 10: Zwei Menschen, ein Ziel: Rettet den Planeten! 9: Ausgezeichnet: Dieses Paar verdient ein Öko-Prädikat 8: Ein Duo mit Vorbild-


GRUEN-FAKTOR

Bastien Girod, 31, Ellen Tkatch, 28

Engagement: Er kennt, wenns um die grüne Sache geht, keine Grenzen. Ob als einfacher Konsument, Greenpeace-Aktivist oder Sachpolitiker bei den Grünen. «Ich kann Umweltzerstörung und

soziale Ungerechtigkeit nicht akzeptieren.» 2011 veröffentlicht der ETH-Umweltwissenschaftler das Buch «Green Change». Die Aussage: Wirtschaftliches Wachstum sei kein erstrebenswertes Ziel. Stattdessen müsse das Glück der Menschen maximiert werden. Dieses Ziel liesse sich auch mit einem geringeren Ressourcenverbrauch erreichen. Bei Bastien Girods Verlobten stand immerhin schon vor der Beziehung Bio-Apfelsaft im Kühlschrank. Na-ja-Faktor: Strom sparen ist nicht Ellen Tkatchs Ding: «Ich erwarte von der Politik, dass sie Bedingungen schafft, mit denen wir umweltbewusst, glücklich und genussvoll leben können. Dank erneuerbaren Energien müssen wir den Verbrauch gar nicht so weit runterschrauben.» Er behauptet, seine einzige Umweltsünde bestehe darin, den Computer an der ETH nicht mit erneuerbarem Strom zu betreiben. GRUEN-Faktor: Eine rot-grüne Koalition mit ordentlich Glamour; regelmässig im Vegi-Restaurant Tibits anzutreffen.

funktion 7: Grün und grün gesellt sich gern 6: Hand in Hand auf dem richtigen Weg 5: Recycling klappt doch schon ganz gut!

Foto: Marcel Nöcker

Grüner Bad Boy: Einst schipperte der Globalisierungsgegner per Floss Richtung Evian, um den G8-Gipfel zu stören. Kettete sich an eine Tankstelle, um den Irak-Feldzug der USA anzuprangern. Und er zog sich gegen umstrittene Polizeipraktiken aus. Auch als Nationalrat sorgt der junge, wilde Grüne für Furore: 2006 mit der «Stopp Offroader»-Initiative. 2009, weil er Bedenken gegen die Einwanderung äussert – und damit die eigene Partei vor den Kopf stösst. Lady in Red: Die Miss Zürich 2005 ernährt sich vorwiegend vegan, um ihren ökologischen Fussabdruck zu verbessern. Und kurvt brav mit dem Velo durch die Stadt, seit sie mit Bastien Girod verlobt ist. Beim Kennenlernen vor drei Jahren hatte sie ihn noch mit der Frage geschockt: «Wo kann ich meinen Mini parkieren?»

10

49


DIE GRUENE LISTE

Miranda Kerr, 29 Orlando Bloom, 35 Die «Schönste Frau der Welt»: Wenn man mit sinnlicher Anmut und den Massen 81-61-86 den Planeten retten könnte – Miranda Kerr würde es tun. Das Victoria’s-Secret-Model interessiert sich nicht nur für Mode, Beauty und Söhnchen Flynn, sondern ist um einen bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen besorgt. Der Öko-Elb: In der «Herr der Ringe»-Trilogie spielt der britische Schauspieler den Elben Legolas, einen Beschützer und Botschafter der Natur. Dieser Rolle wird er auch privat gerecht. Er setzt auf Klimaschutz im Alltag und seine Vorbildrolle als Vater.

Engagement: Kerr gibt die Bio-Kosmetika Kora Organics heraus und ist dieses Jahr Botschafterin für die Organisation Earth Hour. Bloom kämpft als Unicef-Botschafter für sauberes Trinkwasser in Nepal. Na-ja-Faktor: Mit dem Wassersparen nimmt es Bloom offenbar ein bisschen zu ernst. Er wasche seine Kleidung und sich selbst eher selten und setze deswegen teilweise ziemlich un-«bloomige» Duftnoten, heisst es.

GRUEN-FAKTOR

9

GRUEN-Faktor: Sie fahren ein Hybrid-Auto, ihr Londoner Stadthaus ist mit Solarzellen ausgestattet, und sie nutzen ausschliesslich Energiesparlampen. Dieses Paar lässt Worten Taten folgen!

Dieter Meier, 67 Monique Meier, 59

Fotos: Getty Images, Bruno Voser

Der Bio-Bauer: Erfolge als Musiker und Konzeptkünstler sind nicht genug. Dieter Meier ist auch Bio-Farmer. In Argentinien bewirtschaftet er insgesamt fünf Farmen, die verschiedenste Produkte hervorbringen: Wein, Premium Beef, Mais, Getreide, Soja, Früchte und Wolle. Die Seidige: Seine Ehefrau Monique kennt der Yello-Sänger seit vierzig Jahren. Sie leitet in Zusammenarbeit mit ihren Töchtern das Zürcher Seidenhaus En Soie, das auf sozial gerechte und möglichst ökologische Produktion Wert legt.

50

Engagement: Meier ist Markenbotschafter des Smart Electro Drive und Tierfreund. «Meine Rinder sind das ganze Jahr in der freien Natur und ernähren sich von frischem Gras.» Die Firma seiner Frau unterstützt lokales Kleingewerbe: In Kolkata die Produktion von Seide und Silber, in Nepal Kaschmir, im Glarnerland Stoffdruck und in Warschau Keramik. Na-ja-Faktor: Seit Kurzem importiert Meier jährlich 80000 Kilo Angus-Beef in die Schweiz. Das Fleisch unter dem Label «Ojo de Agua» wird in Bio-Qualität produziert. Ist ein Produkt wirklich umweltfreundlich, wenn es vom andern Ende der Welt stammt? GRUEN-FAKTOR

9

GRUEN-Faktor: Zwei Unternehmer mit Gewissen.

Rating 10: Zwei Menschen, ein Ziel: Rettet den Planeten! 9: Ausgezeichnet: Dieses Paar verdient ein Öko-Prädikat 8: Ein Duo mit Vorbild-


Fürstin Charlène, 34 Albert von Monaco, 54 Eine mit Herz: Schon vor ihrer Hochzeit unterstützte die südafrikanische Schwimmerin die sozialen Projekte ihres zukünftigen Gatten. Sie trat als Botschafterin für den Mandela-Day und die Special Olympics auf. Als Frau des Fürsten von Monaco hat sie nun ihre eigene Stiftung ins Leben gerufen. Die Princess Charlène Foundation richtet ihre Bemühungen auf Kinder und Frauen in Schwierigkeiten. Der grüne Fürst: Bei der Amtsübernahme 2005 setzt sich Fürst Albert II. zwei Ziele: das Einhalten der Spielregeln auf dem internationalen Finanzmarkt und Nachhaltigkeit in Sachen Umwelt. In Monaco ansässige Firmen versuchen mittlerweile, klimaneutral zu produzieren. Und die Busse im Fürstentum fahren mit Biodiesel. GRUEN-FAKTOR

10

GRUEN-Faktor: Vegetarierin heiratet Öko-Reformator – hoffentlich gibts bald grünen Nachwuchs!

Diane Kruger, 35 Joshua Jackson, 33 Die Am-Boden-Gebliebene: Sie ist der deutsche Exportschlager in Hollywood, hat an der Seite von Brad Pitt und Liam Neeson gespielt. Doch privat ist Diane Kruger noch immer das Mädchen vom Lande – sie stammt aus dem 7000-Seelen-Dorf Algermissen in Niedersachsen. Auf Paparazzi-Bildern ist sie oft mit dem Velo unterwegs. Auch in Grossstädten wie Paris und New York. Der Digitale: Schauspieler Joshua Jackson fühlt sich «der grünen Lebenseinstellung sehr verbunden». Gerecht wird er ihr auch im Detail: Seine Drehbücher druckt er schon lange nicht mehr aus, sondern lernt die Texte, den Regenwäldern zuliebe, direkt ab Laptop-Bildschirm. GRUEN-Faktor: «Wir lieben es, draussen zu sein. Unser erstes Date war eine Wanderung.» Und ihr erstes gemeinsames Liebesnest in Los Angeles hat Solarpanels auf dem Dach.

GRUEN-FAKTOR

8

Der Öko-Veteran: Saubere Luft, reines Wasser, die Erhaltung der Landschaft und neue Wege der Energieerzeugung – dafür setzte sich der Oscar-Preisträger schon ein, bevor Hollywood dem grünen Trend verfiel. Er gründete das Institute for Resources Management, bewirtschaftet das streng ökologische Sundance Resort in Utah und unterstützt Politiker mit Klimagewissen, egal, welcher Partei sie angehören. Die Stille: Die deutsche Malerin interessiert sich sehr für indianische Kunst. Seit Anfang Neunzigerjahre ist sie mit dem legendären Schauspieler liiert und unterstützt seine Arbeit.

GRUEN-FAKTOR

10

GRUEN-Faktor: Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter soll gesagt haben: «Meine Taten als Präsident gehen zum Teil auf Redford zurück.» Dazu gehören Gesetze zum Schutz der Umwelt und der unberührten Natur in Alaska, Utah und Nevada.

funktion 7: Grün und grün gesellt sich gern 6: Hand in Hand auf dem richtigen Weg 5: Recycling klappt doch schon ganz gut!

Fotos: Getty Images (3)

Robert Redford, 75 Sibylle Szaggars, 55

51


DIE GRUENE LISTE

Bill Gates, 56 Melinda Gates, 47 Der Philanthrop: Der Microsoft-Gründer und ehemals reichste Mann der Welt ist ein Menschenfreund. Sein Engagement richtet sich gegen soziale Ungerechtigkeit. Die Bill & Melinda Gates Foundation, die er gemeinsam mit seiner Frau ins Leben gerufen hat, setzt ihre Gelder hauptsächlich für landwirtschaftliche Entwicklungshilfe sowie gegen Malaria und Kinderlähmung in Afrika ein. Die Soziale: Die ehemalige Programmiererin gilt als treibende Kraft, wenn es um das soziale Engagement des Ehepaars Gates geht. Gemeinsam erhielten sie 2006 den Prinz-von-Asturien-Preis.

GRUEN-FAKTOR

8

GRUEN-Faktor: Melinda Gates ist der Meinung: «Wem viel gegeben ist, der soll auch viel geben.» Daran hält sich das Ehepaar. Die Gates-Stiftung ist die grösste Privatstiftung der Welt. Nach dem Tod sollen die Kinder des Ehepaars nur 10 Prozent des Vermögens erben – der Rest, 100 Milliarden Dollar, fliesst in die Stiftung.

Tobey Maguire, 36 Jennifer Meyer, 36 Der Veganer: Der Schauspieler trägt seinen Teil zum Klimaund Tierschutz bei, indem er auf Fleisch verzichtet. Seit 1999 lebt der Anonyme Alkoholiker vegetarisch. Vor drei Jahren schloss er sich sogar der veganen Lebensphilosophie an. Nur wenn er für eine Filmrolle an Muskelmasse zulegen muss, etwa für «Spider-Man», gönnt er sich zum Frühstück ein Ei. Die Asketin: Die Schmuckdesignerin und Mutter von zwei gemeinsamen Kindern teilt die asketische Lebensweise ihres Ehemanns, praktiziert mit ihm Yoga und spielt mit ihm Schach. GRUEN-Faktor: Das Ehepaar hat die Ledersitze aus dem Auto entfernen lassen, da Maguire den Geruch von Tierhaut nicht erträgt. Gäste werden gebeten, Ledergürtel und -schuhe vor der Haustür abzulegen. «Wir verurteilen niemanden dafür. Aber wir wollen nichts damit zu tun haben.»

GRUEN-FAKTOR

9

Cate Blanchett, 43 Andrew Upton, 46

Fotos: Getty Images (3)

Die Sonnenkönigin: Die australische Schauspielerin ist Schirmherrin der internationalen Nichtregierungsorganisation Solar Aid. Sie spendierte dem Sydney Theatre, das sie mit ihrem Mann leitet, eine Solaranlage und einen Regenwasser-Aufbereiter. Und macht sich in ihrem Heimatland für eine Kohlesteuer stark. Australien hat den weltweit höchsten CO2-Ausstoss pro Kopf. Der Gleichgesinnte: «Wir machen uns grosse Sorgen wegen des Klimawandels und wollen unseren Kindern eine nachhaltige Zukunft bieten», betont der Drehbuchautor.

GRUEN-FAKTOR

52

10

GRUEN-Faktor: Das Ehepaar Blanchett Upton hält sich auch privat daran, was es öffentlich predigt. Das Haus der fünfköpfigen Familie in Sydney wird mit Solarstrom betrieben. Und die Dusche ist mit einem Wasserzähler ausgestattet. «Bei uns duscht niemand länger als zwei Minuten.»

Rating 10: Zwei Menschen, ein Ziel: Rettet den Planeten! 9: Ausgezeichnet: Dieses Paar verdient ein Öko-Prädikat 8: Ein Duo mit Vorbild-


Angelina Jolie, 37 Brad Pitt, 48 Die Unterschätzte: Im Beruf ist ihre Schönheit ihre stärkste Waffe. Privat würde Angelina Jolies vorwiegend sozialpolitisches Engagement vielleicht weniger argwöhnisch betrachtet, wäre da nicht ihr Image als Sexbombe, das sie der Filmrolle Lara Croft verdankt. Sie ist unter anderem Trägerin des Citizen of the World Award und des Global Humanitarian Award. Der Hausmann: Während Jolie um die Welt jettet, nimmt Brad Pitt die Rolle des Hausmanns ein. Er versorgt drei Adoptiv- und drei leibliche Kinder und macht sich für den Klimaschutz stark.

Engagement: Jolie unterstützt humanitäre Projekte weltweit und ist Sonderbotschafterin des Uno-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). Ihr Verlobter richtet sein Augenmerk auf ökologische Probleme: Im hochwassergeschädigten New Orleans baute er umweltfreundliche, für Familien erschwingliche Häuser. Na-ja-Faktor: An der guten Absicht zweifelt niemand. Doch tauchen Fragen auf, wenn Jolie beim Interview in einem Flüchtlingslager zum schmutzigen Kopftuch perfektes Make-up trägt. GRUEN-Faktor: «Brad hat hohe Ideale und engagiert sich sehr für die Umwelt und grüne Politik. Umgekehrt imponiert ihm meine Arbeit im Bereich Flüchtlingshilfe und Kinderrechte», sagt sie.

GRUEN-FAKTOR

10

GRUEN-FAKTOR

6

Jessica Biel, 30 Justin Timberlake, 31 Die Wasser-Botschafterin: Die Schauspielerin macht mit der Besteigung des Kilimandscharo 2010 auf die weltweite Trinkwasserknappheit aufmerksam. Ausserdem widmet sich Biel, die selber mehrere Hunde hat, gern dem Tierschutz. Der Teilzeit-Grüne: Der Popstar mag viele grüne Dinge. Etwa seinen ökologischen Golfplatz in Memphis, für den er mit dem Zukunfts-Award der EMA ausgezeichnet wurde. In der Dankesrede witzelt er: «Ich mag auch Dollarscheine, Kermit den Frosch und grüne Kräuter, für die man ein ärztliches Rezept braucht.»

Na-ja-Faktor: Wer in der Grossstadt mit einen Jeep Wrangler Rubicon (Benzinverbrauch: 15 l/100 km) umherkurvt, muss sich nicht wundern, wenn seine Bemühungen für den Umweltschutz ab und zu belächelt werden. GRUEN-Faktor: Nur so grün, dass es noch trendy ist. Da liegt noch mehr drin!

funktion 7: Grün und grün gesellt sich gern 6: Hand in Hand auf dem richtigen Weg 5: Recycling klappt doch schon ganz gut!

Fotos: Getty Images (2)

Engagement: Ende 2007 kauft Timberlake in seiner Heimatstadt ein Grundstück, um die kommerzielle Bebauung zu verhindern. Für einen Öko-Golfplatz lässt er 400 000 Quadratmeter Rasen in Naturwiesen zurückverwandeln und vorhandene Bäche und Teiche deregulieren.

53



DIE GRUENE LISTE

Natalie Portman, 30 Benjamin Millepied, 34 Die moderne Diane Fossey: Hollywoods engagierteste Alternative entschied sich bereits mit acht Jahren für den Vegetarismus. Natalie Portman weigert sich, Rollen zu spielen, in denen sie Leder, Federn oder Pelz tragen muss. Trotz ökologischer Gesinnung ist die junge Mutter bemüht, glamourös aufzutreten. Sie entwarf eine vegane Schuhkollektion – etwa mit Ballerinas aus Satin. Der Erlös kommt der Stiftung The Nature Conservancy zugute. 2007 reiste sie für eine TV-Dokumentation über vom Aussterben bedrohte Berggorillas in den Kongo und nach Ruanda. Der Konsequente: Der Choreograf fand in seiner Ehefrau eine Gleichgesinnte. Er lebt seit Jahren umweltbewusst.

GRUEN-FAKTOR

10

GRUEN-Faktor: Öko bis ins Detail – das Paar hat Eheringe herstellen lassen, die ihren Überzeugungen gerecht werden: Sie sind aus recyceltem Platin und «sauberen» Diamanten gefertigt.

Steffi Graf, 42 Andre Agassi, 42 Die Öko-Sportlerin: Trainingsjacken aus wieder verwerteten Plastikflaschen sind ihr Ding. Die beste Tennisspielerin aller Zeiten setzt auf Nachhaltigkeit in der Mode. Gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner Adidas hat sie Sportbekleidung aus Bio-Baumwolle und Recycling-Materialien entworfen. 1998 gründete sie die Stiftung Children for Tomorrow für Kinder, die unter den Folgen von Krieg, Flucht oder Misshandlung leiden. Der Förderer: Als zweifacher Vater liegt auch Agassi die Zukunft der nächsten Generation am Herzen. Seine Agassi Foundation unterstützt unter anderem eine Schule für mittellose Kinder. GRUEN-Faktor: Auch nach dem Karrierenende als TennisProfis sammelt das sportliche Ehepaar weiter Auszeichnungen. 2008 erhält es für sein soziales Engagement den Deutschen Medienpreis.

GRUEN-FAKTOR

8

Die Bio-Autorin: Sie kauft für ihre beiden Kinder ausschliesslich biologische Lebensmittel. Nun will die Schauspielerin auch andere von ihrem Lebensstil überzeugen. Sie schreibt an einem Elternratgeber über einen gesünderen und umweltfreundlicheren Alltag, der 2013 unter dem Titel «The Honest Life» (Das ehrliche Leben) erscheinen soll. Bereits realisiert ist The Honest Company, ein Unternehmen für Naturwindeln und Bio-Babyprodukte. Weniger nett ist Alba, wenn es um Tierschutz geht – als Aktivistin hat sie auch schon an illegalen Aktionen teilgenommen. Der Zweite im Bunde: Die grüne Ader des Filmproduzenten ist nicht zu unterschätzen – es braucht zwei für einen Bio-Haushalt. GRUEN-FAKTOR

9

GRUEN-Faktor: Alba stellt ihr Licht gern unter den Scheffel: «Ich bin nicht extrem. Ich will nur einen Mittelweg vorgeben.»

Rating 10: Wow! 9: Paar mit Öko-Prädikat 8: Ein Vorbild 7: Grün und grün gesellt sich gern 6: Auf gutem Weg 5: Recycling klappt schon

Fotos: Wenn.com, Getty Images (2))

Jessica Alba, 31 Cash Warren, 33

55


gruen Abenteuer

ernst bromeis

Ein Schwimmer mit Mission Ein Bündner will als Erster von der Quelle des Rheins bis zu seiner Mündung schwimmen. Ein ehrgeiziges und gefährliches Vorhaben. Text: Sylvie Kempa / Fotos: Roland Tännler

Erst ist da nur dieser Gedanke, dieser Satz, festgehalten mit einem Kugelschreiber in leicht kursiven Buchstaben. «Wie wäre es, im Rhein von der Quelle bis nach Rotterdam zu schwimmen?» Im Jahr 2008 schreibt Ernst Bromeis diesen Satz in sein Tagebuch, kurz nachdem er seinen Job

„Wasser ist endlich wie alles auf dieser Welt. Dafür will ich die Menschen sensibilisieren.“ 56

als Journalist bei Radiotelevisiun Svizra Rumantscha gekündigt hat, um sich selbstständig zu machen – als Wasserbotschafter. Vier Jahre später ist es so weit: Der 44-jährige Bündner macht seinen Traum wahr. Mitte April 2012, ein regnerischer, kühler Montag. Ernst Bromeis steht auf einer Sandbank in Versam GR und beobachtet das milchig-weisse Schmelzwasser, das ein paar Kilometer weiter oben dem Tomasee entspringt. Der Rhein ist hier kaum breiter als ein Bach und doch unberechenbar. Kraftvoll, verwirbelt, eiskalt – ein idealer Trainingsort für Ernst Bromeis. Er weiss: Von der Rheinquelle bis zur Nordsee wird er viele solcher Schlüsselstellen passieren, deshalb ist das Training davor die Versicherung für den Erfolg der Aktion. An herkömmliches Kraulen ist

Der Wasserbotschafter im Netz www.dasblauewunder.ch www.heja.ch Mitschwimmen per Blog www.myswitzerland.com


Übung macht den Meister: Ernst Bromeis beim Training im eiskalten Vorderrhein. «Spass macht das nicht.»

57


gruen Abenteuer 1 Für den symbolischen Start im Tomasee am 2. Mai 2012 wurde ein Loch in die Eis­ fläche gehackt. Auf der Höhe von Disentis begann dann die eigent­ liche Schwimmtour. 2 Er schwimmt für eine gute Sache: 2008 durch 200 Bündner Berg­ seen, 2010 durch den jeweils gröss­ ten See jedes Schweizer Kantons.

1

da nicht zu denken. «Im Wildwasser geht es nur um zwei Dinge: nicht unterzugehen und sich nicht zu verletzen.» Unter dem roten Triathlonanzug trägt Ernst Bromeis einen Rückenpanzer aus dem Biker-Bedarf, dazu dicke Neoprenschuhe und einen Helm. In gebückter Haltung, vorsichtig mit Händen und Füssen tastend, wagt er sich ins Wasser.

58

Wenn Muskelschmerzen und Kälte zu schlimm werden, versucht er, sich selbst von aussen zu betrachten. Als kleiner Mensch im grossen Ganzen. Dann sagt er im Zwiegespräch mit sich selbst: «Ernst, deine Probleme sind jetzt unwichtig, behalte dein Ziel im Auge.» Trotzdem, jetzt muss er raus aus den nassen Sachen. Möglichst schnell. Wenn er jetzt noch krank geworden wäre, wäre sein Projekt gescheitert, bevor es begann.

Das chemiebelastete Hafen­ becken von Rotterdam könnte zum Problem werden In 30 Tagesetappen legt Bromeis nach seinem genauen Plan insgesamt 1231 Kilometer zurück. Meistens schwimmend, manchmal auch zu Fuss dem Ufer entlang. «Den Rheinfall kann man nicht schwimmen, das wäre Selbstmord.» Ende Mai will der Wasserbotschafter mit seinem Team (drei Lebensretter, ein Begleiter im Kajak, Physiotherapeut, Bloggerin, Fotograf und Kamerafrau) in den Niederlanden die Rheinmündung erreichen. Vorausgesetzt, Wetter und Gesundheit machen mit. Denn beim Schwimmen schluckt er immer wieder Wasser. Das könnte ab Köln, spätestens aber im chemiebelasteten Hafenbecken von Rotterdam zum Problem werden. «Wir werden sehen, wie viel Rheinwasser mein Körper verträgt. Wenn ich aufgeben muss, weil ich mich nur noch übergebe, setzt das auch ein starkes Zeichen.»

Den Rhein erleben in der Schweiz www.rheinfall.ch www.portofbasel.ch www.sbsag.ch www.ilanz.ch www.disentis-sedrun.ch

Fotos: zvg (2)

2

Als Kind lernt Ernst Bromeis nicht schwimmen. Keiner seiner Freunde lernt es – Schwimmunterricht gehörte im Engadin nicht zur Schulbildung. Zwar verbringt er als siebenjähriger Bub zum ersten Mal Ferien an der italienischen Küste und lernt dort, sich mit ein paar Zügen über Wasser zu halten – «aber mehr war das auch nicht». Erst Mitte zwanzig entdeckt er seine Leidenschaft fürs Schwimmen. Als seine Ehefrau Cornelia in Basel Theologie studieren will, entscheidet er sich, sie zu begleiten. Er beginnt ein Sportstudium und lernt beim Triathlontraining «sein» Element richtig kennen. Damit legt er unbewusst den Grundstein für seine heutige Mission: Mit spektakulären Aktionen versucht der Wasserbotschafter, die Gesellschaft für einen nachhaltigen Umgang mit dieser Ressource zu sensibilisieren. 2008 durchschwimmt er 200 eiskalte Bündner Bergseen. 2010 die grössten Seen der Schweiz. Jetzt als erster Mensch den Rhein auf fast seiner gesamten Länge. Ernst Bromeis paddelt mit den Armen. Er versucht, seine Rückenlage zu halten, damit er gefährliche Steine mit den Füssen abfangen kann. Elegant sieht das nicht aus. Es mache auch keinen Spass, sagt Bromeis, als er nach zehn Minuten Training wieder aus dem Wasser steigt. Die Kälte hat seine Haut krebsrot gefärbt. Doch Bromeis zittert nicht. «Das ist reine Kopfsache. Wenn ich mich darauf einstelle, halte ich es auch aus.» Er kennt das Problem schon vom Schwimmen in den eisigen Bergseen.


Ernst Bromeis im Zwie­ gespräch mit sich selbst: «Ernst, deine Probleme sind jetzt unwichtig, behalte dein Ziel im Auge.»

59


GRUEN ABENTEUER

Schnell raus aus dem nassen Neoprenanzug. Wenn Ernst Bromeis aus dem Eiswasser steigt, z채hlen die Sekunden.

60


Sprung in den Stausee Albigna im Bergell. Start der Aktion «Graubünden – das blaue Wunder» im Sommer 2008.

Foto: zvg (1)

„Diese Expedition wird mich verändern. Wenn ich in Rotterdam ankomme, werde ich ein anderer Mensch sein.“ Nach seinem «Trainingsbad» bei Versam ist Ernst Bromeis ordentlich durchgefroren. Auf der Heimfahrt macht er beim nächsten Restaurant halt und bestellt eine heisse Schoggi. Ausnahmsweise! «Zu Hause trinken wir nur Wasser», sagt er, überlegt kurz und korrigiert seinen Satz um ein kleines, vielsagendes Wort. «Zu Hause trinken wir Wasser.» Damaris, 11, Salome, 9, und Benjamin, 6, wachsen in einem sensibilisierten Umfeld auf. «Wir leben zwar nicht in einem Minergie-A-Haus, aber wir haben Solarzellen auf dem Dach.» Die umweltbewusste Lebensweise widerspiegelt sich auch im Alltag. In der Küche steht ein Kompostkübel. Im Kühlschrank finden sich biologische Lebensmittel und Fleisch aus Bündner Produktion. In der Waschküche fehlt der Tumbler. Die Kinder sind noch nie geflogen, sie verbringen ihre Ferien gern in der Schweiz. Die Familie ist christlich. Cornelia Camichel Bromeis, 41, betreut als Pfarrerin eine grössere Gemeinde in Davos. Im Gebet um Kraft für sein Projekt zu bitten, entspricht jedoch nicht der Glaubenspraktizierung des Wasserbotschafters. Es handle sich hier ja nicht um eine Notsituation. Sein Glaube sei auch keine naive Überzeugung, dass es den lieben Gott mit dem weissen Bart gebe. «Ich sehe das differenzierter und denke, unser Leben ist in etwas Grösseres, rational nicht Greifbares eingebettet.» Im Vorfeld plagten Ernst Bromeis nachts Albträume. Ein Wirbel, der ihn nach unten zieht und ihm die Luft abschnürt. Tagsüber

kämpfte er mit der Angst vor dem Versazen, die Ressource schwindet. Wie wirkt gen. In Holland ist das Medieninteresse riesich das auf die Wasserkraft aus? Die Kunstsig. So viele Menschen freuen sich auf den schneeproduktion? Die Landwirtschaft?» Moment, wenn der verrückte Schweizer in Am 2. Mai 2012 ist Ernst Bromeis mithilfe eines Bergführers auf Ski zur Rheinquelseinem roten Neoprenanzug dort auftaucht. le beim Tomasee aufgestiegen. Seine Ex«Was, wenn ich mein Ziel nicht erreiche? Wenn ich sie alle enttäusche?» Was, wenn pedition hat dort begonnen. Wenn er in Rotterdam aus dem Wasser kommt, davon ist er sich selbst enttäuscht? «Ja, ich bin streng er überzeugt, wird er ein anderer Mensch mit mir. Sehr streng», sagt Bromeis. Trinkt sein. einen Schluck aus seiner dampfenden Tasse. «Äusserst streng!» Schon ist er in Gedanken bei seinem nächsten Projekt: Der Botschafter des «blauen Wunders» will eine Stiftung Wie grün ist Ernst Bromeis’ Alltag? gründen, die sich im BilDuschen 6 dungsbereich einsetzt. Als ehemaliger Primarlehrer ist er Kaffee 5 überzeugt: «Wenn sich etwas Arbeitsweg 15 verändern lässt, dann nur über Essen 12 die Bildung.» Seine Stiftung Kühlen 8 will sich für den Aufbau eines Freizeit 8 Wasserkompetenzzentrums Abfall 12 im Unterengadin einsetzen. Dort sollen Experten aus Getränke 5 Wirtschaft, Politik, ForTotal Punkte schung, Kultur und Tourismus gemeinsam an einer Lö71 Punkte = Vorbildlich! Ernst Bromeis gestaltet seinen sung für die nachhaltige Alltag sehr bewusst. Er trinkt «Hahnenburger», wählt ein Nutzung des Wassers arbeivegetarisches Mittagessen und achtet beim ten. Auf die Schweiz bezoEinkauf auf Produkte, die wenig verpackt sind. gen, sagt Bromeis, stellen Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für sich ökonomische Fragen. SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren «Hier geht es ja nicht darum, und Spass machen. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint auf den Seiten 18 und 19. dass wir verdursten werden. Aber die Gletscher schmel-

DER GRUEN-FOOTPRINT

Wasser in der Schweiz www.trinkwasser.ch www.wasserqualitaet.ch Wassermangel www.die-wueste-lebt.ch

71

61


gruen reportage

auf Der pirsch

Jedem seinen Bei den Vögeln hat es sich längst herumgezwitschert: Die Flachmoore und Auenwälder beim Flughafen Zürich sind in der Schweiz «unique». Dieser Meinung ist auch das Ehepaar Abbühl, beide Ornithologen und Flight-Attendants bei der Swiss.

Text: Edith Arnold / Fotos: Stephan Rappo

62

Der Flughafen www.flughafen-zuerich.ch http://maps.google.ch Vogelschutz www.birdlife-zuerich.ch www.orniplan.ch www.naturschutz.


Vogel Grosse und kleine Vögel: Am besten hört man die Vögel nach dem Vorbeirauschen eines Flugzeugs. Links: Ein Silberreiher im Auenwald neben dem Flachmoor des Flughafens, das vom Bund geschützt wird.

zh.ch www.vogelwarte.ch www.int-ornith-union.org www.wildbirds.com Vogelfilme von Ruedi und Priska Abbühl www.naturemovie.ch

63


gruen reportage

1 Innerhalb des Flughafenareals finden sich Auenwälder und Flachmoore. 2 Die Abbühls arbeiten bei der Swiss. Ihre Vogelfilme laufen an Bord. 3 Der Linthgletscher schuf die Moränenlandschaft mit weiten Riedflächen. 4 Ich bin auch ein Nist-Raum: In der alten DC-8 brüten Stare und Bachstelzen. 5 Ein Wanderweg entlang des Flughafenzauns im Naturschutzgebiet.

1

Lärm hin oder her: Für Ruedi Abbühl gibt es keinen schöneren Wohnort als beim Flughafen Zürich. Sein Arbeitsweg ist kurz – als Maître de Cabine bei der Swiss landet er jeweils fast ne­ ben seiner Wohnung in Winkel. Aber vor allem kann der Vogel­ beobachter seiner Leidenschaft gleich vor der Haustür nach­ gehen, denn «Flughäfen sind eigentliche Naturoasen». Das gilt auch für das acht Quadrat­ kilometer grosse Areal des Flug­ hafens Zürich. Zum dschungel­ artigen Auenwald zwischen den Pisten 14/32 und 16/34 hat kein Mensch Zutritt, geschweige denn ein Hund oder eine Katze. Per­ fekt für am Boden brütende Vögel. Der Rotmilan dagegen schwebt über die weiten, un­ verbauten Flächen – und die Fluglotsen schauen ihm zu. Ruedi Abbühl – er ist auch stu­ dierter Biologe mit Doktortitel –

64

fühlt sich auf den Flughäfen rund um den Globus heimisch und kennt die ansässigen Vogel­ arten. «Beim Mount Pleasant Airport auf den Falklandinseln begrüssen einen Magellangänse, Falklandcaracas und Falkland­ pieper.» Die bunt schillernde Tangare, auch Juwel des Regen­ waldes genannt, ist nur eine der 372 Vogelarten, die am Flug­ hafen von São Paulo beobachtet werden können. Doch Ruedi Abbühl sieht sich mehr als Geniesser denn als Buchhalter. Im Ausland ist er jeweils mit der Kamera auf Pirsch. Seine Filme an Bord der Swiss erzählen Vogelgeschich­ ten aus aller Welt. Bei den Auf­ nahmen kriegt er Unterstützung von seiner Frau Priska – eben­ falls Flight­Attendant bei der Swiss. Während er Details filmt, erkennt sie die grösseren Zu­ sammenhänge, etwa den Ablauf von Balztänzen. Erst kürzlich haben sie im amerikanischen

2

„Der Sumpfrohrsänger lernt in seinem Winterquartier im tropischen Afrika neue Laute.“ Ruedi Abbühl Oregon Renntaucher aufgenom­ men, die synchron auf dem Wasser rannten. In Kloten ist der Lieblingsplatz der Abbühls das verwunschene «Teichli» beim alten Hangar. Hier lauschen sie abends dem Gesang ihrer Nachtigall.

Trotz Flugpisten und Wanderwegen sind die Vögel relaxt Derzeit löst der Ort allerdings eher ein Klagelied aus: Abge­ holztes Gebüsch gibt den Blick auf ein Schotterfeld frei. Eine

Informationstafel des Kanto­ nalen Amtes für Landschaft und Natur verweist auf Gebiets­ betreuer Jean­Marc Obrecht. Er beruhigt: «Hier entfernten wir einen Holzschnitzelhaufen, der die Umgebung wie Kom­ postdünger mit unerwünschten Nährstoffen versorgt hat.» Im gleichen Aufwisch seien Wei­ den zurückgeschnitten und Wurzeltriebe von wuchernden Goldruten abgezogen worden. Eigens konstruierte Kuppen und Mulden sollen später Laub­ fröschen und Gelbbauchunken als Laichgewässer dienen. «Der

Trägt der Ornithologe um den Hals www.swarovskioptik.at Vogelbestimmung üben www.biofotoquiz.com Bestimmungsbücher


3

Fotos: Marcel Ruppen / www.vogelbilder.ch (2)

4

Ort ist ja auch ein Amphibien­ laichgebiet von nationaler Be­ deutung.» Die Massnahme beim unteren Himmelbach führt eine gewisse Enge ans Licht: Flug­ pisten und Fussgängerwege durchziehen das Naturschutz­ gebiet. Trotzdem lassen sich die Vögel in erstaunlich relaxten Positionen beobachten. Als letzter «Langstrecken­ flieger» wird bald der Sumpf­ rohrsänger in Zürich Kloten eintreffen. Seine Konzertbühne befindet sich im Schilf beim grösseren Tümpel zwischen der Landepiste und dem unteren Himmelbach auf der Winkeler Allmend. Bezüglich Reper­ toire ist der Sumpfrohrsänger für Ruedi Abbühl der interna­ tionalste Vogel – und vor allem ein talentierter Nachahmer: «Der Meisterimitator lernt in seinem Winterquartier im tro­ pischen Afrika neue Laute, die er von anderen Vögeln über­ nimmt.»

Wer das Naturschutzgebiet beim Flughafen Kloten erkunden möchte, reist idealerweise mit Fahrrad, Feldstecher und Vogel­ bestimmungsbuch im ersten Zug an. «Nur schon beim Haupt­ gebäude gibt es die unglaub­ lichsten Beobachtungsorte», schwärmt Martin Weggler, Lei­ ter des Naturberatungsbüros Or­ niplan. Er beobachtet seit den Achtzigerjahren die Brutvögel im Gebiet.

Die männlichen Vögel drehen an lauten Orten ihr Organ auf Im elften Stock von Parkhaus 6 fangen «Planespotters» – Flug­ zeugfans – anrollende Flugzeu­ ge mit Teleobjektiven ein. Von dort sieht man auch Kiebitze ne­ ben der Piste auf Recyclingteer waten. Der taubengrosse Vogel gehört zu den dreizehn Arten in Kloten, die auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten stehen.

5

Für einen Kiebitz würde Wegg­ ler bis nach Holland fliegen. Seine Faszination für den Vogel: «Die dynamische Haube, das elegante weiss­schwarze Feder­ kleid mit metallisch­violettem Schimmer. Sein Gauklerflug – überhaupt: das schöne Flugbild durch die runden Flügel!» Beim Tor 13 stationiert Martin Weggler sein Fahrrad. Dieses erreicht man entlang des Flug­ hafenzauns und des Ausschaf­ fungsgefängnisses in wenigen Fahrminuten. Mit dabei ist nun auch Werner Loosli, der mit­ unter für die seltenen ornitholo­ gischen Führungen im Innern des Areals zuständig ist. Sein Tag im Flughafen beginnt ma­ gisch, «wenn aus der Dämme­ rung die Feldlerchen singen, um 6.04 Uhr die erste Maschine aus dem Fernen Osten landet und gleichzeitig ein Turmfalke auf einem rüttelnden Sinkflug zum Himmelbach ist.» Das Ornitho­ logen­Duo biegt zu Fuss in

1

2 1 Der Flughafen ist auch ein Hotspot für Nachtigallen. Sie singen Tag und Nacht. 2 Zu den 77 Brutvogelarten in Kloten gehört auch der Kiebitz.

www.haupt.ch www.kosmos.de Unter Vogelfans www.vogelforen.de www.ornithologe.ch www.birdingpal.org www.ala-schweiz.ch

65



GRUEN REPORTAGE Martin Weggler beobachtet seit den Achtzigerjahren die Brutvögel im Gebiet beim Flughafen.

die Naturschutzzone Schlosswinkel ein. Trapezförmig liegt sie zwischen Fluss und Pisten. Am südlichen Zipfel lockt ein Baumhaus. Aus der Vogelperspektive lassen sich startende Flugzeuge sehen, riechen und hören. Daneben beginnt eine Auenlandschaft mit Tümpeln und kleinen Seen. Niedrige Wasserstellen heizen schneller auf, so entsteht ein reiches Insekten-

Ried- und Auenlandschaft Schlosswinkel: Im Röhricht nisten unter anderem Rohrsänger.

«Wo hat es eine solche Weite!», hebt Weggler an. Er steht mit dem Swarovski-Fernglas zwischen der Meteo- und der Planespotter-Station an der Rümlangstrasse. Auf der einen Seite des Flughafenzauns gedeiht konventionelles Kulturland, auf der anderen Seite extensive Wiese. «So ein riesiges offenes Gebiet ohne einen Baum!», singt der Ornithologe,

BEOBACHTUNGSORTE Winkel

2

ald nw r

oo

hm

c Fla

Infografik: Nigel Simmonds

Flughafen Zürich

d

«man kommt sich fast vor wie in der letzten Prärie. Jetzt fliegt gerade ein Graureiher weg!» Auf einer Positionslampe lauert ein Turmfalke. Für Greifvögel stehen Aussichtsstangen bereit, damit sie weniger über die Magerwiesen kreisen. «Vogelschwärme werden notfalls mit Knallpetarden vergrämt», sagt Loosli. Eine Massnahme gegen Vogelschlag – das gefährliche Zusammenprallen mit Flugzeugen. Die Vögel nehmen sich das heraus, was sie dürfen. Und beweisen, dass Schrott auch der Natur dienen kann: in einer alten DC-8, die sonst für Feuerwehrübungen genutzt wird, brüten Bachstelzen und Stare.

un

„Nur schon beim Hauptgebäude gibt es die unglaublichsten Beobachtungsorte.“ Martin Weggler leben und viel Vogelfutter. «Bei der Birke dort hinten, der rote Bauch – ein Buntspecht», flüstert Weggler. Am besten hört man die Vögel unmittelbar nach dem Vorbeirauschen eines Flugzeugs. Das mag am Wohlklang nach dem Lärm liegen. Zudem drehen die männlichen Vögel ihre Lautstärke auf, um von den Weibchen gehört zu werden. Es lohnt sich, den vermeintlichen Lockrufen von Wasserrallen, Amseln oder Spechten vorsichtig und auf Samtpfoten zu folgen. Über dem Gebiet Schlosswinkel heben pro Tag 70 Prozent der 350 startenden Flugzeuge ab. Den Vögeln scheint dies piepegal zu sein.

e Au

Oberglatt

3

1

Rümlang

Bahnhof

Kloten

Opfikon 1 Naturfenster im Schlosswinkel Startende Flugzeuge, gute Vogelklangkulisse. 2 Lieblingsort von Martin Weggler Greifvögel in der Luft, Feldbrüter am Boden. 3 Teiche auf der Winkeler Allmend Lebensraum von Nachtigall und Rohrsänger.

Blechvögel «spotten» www.zrh-spotter.ch www.planespotters.net www.plane-spotter.com www.fysb.de www.neuespotter.de

67


GRUEN FASHION

Wirbelwin MODE

Der Sommer wird wild: Muster mit Blumen und Palmen, kräftige Farben, mutig gemixt – der Look für heisse Tage und modische Abenteurerinnen.

Fotos: Chris Tribelhorn / Redaktion: Karin Anna Biedert / Hair & Make-up: Monika Spisak, Style Council / Model: Martina P., Next Company

68


Ohrschmuck, bershka. Bluse «Gypsy» aus einem Baumwoll-Seiden-Gemisch, klamott. Ledergurt mit Nieten, ralph lauren denim & supply. Ausgefranste Jeansshorts, levi’s. Wildlederpumps, zara.

ind 69


gruen fashion Links: Kreolen mit Anhängern und Tanktop mit Palmenprint, beides bershka. Ledergurt, h & M. Blumenshorts aus Baumwolle, h & M Wateraid collection. Rechts: Feiner Strick­ pullover, Maje. Jupe mit Foulardprint und Jeans­ bund, d & G, bei Grieder.

70


71


72

gruen fashion


Kopftuch mit Blumenmuster, C & A. Langes Tanktop aus Leinenfeinstrick, Gudrun SjÖdÉn. Halsschmuck aus mehreren Gliederketten, BErSHKA.

73


74

gruen fashion


Bezugsquellen: Bershka www.bershka.com, C & A www.c-and-a.com, Grieder www.bongenie-grieder.ch, Gudrun Sjödén www.gudrunsjoeden.ch, H & M Wateraid Collection www.hm.com, Klamott www.klamott.ch, Levi’s www.eu.levi.com, Mango www.mango.com, Maje www.maje.com, Ralph Lauren Denim & Supply www.ralphlauren.com, Zara www.zara.com. Produktion: Susanne Märki, Fotoassistenz: Tomas Dikk

Links: Gemusterte Baumwollbluse «Trilby», klamott. Ledergurt, H & m. Ring mit türkisfarbenem Stein, mango. Seidenhose mit floralem Print, D & g, bei Grieder. Wildlederpumps, Zara. Rechts: Kreolen mit Anhängern und Minijupe, beides bersHka. Kurzarmbluse mit Palmenprint, H & m wateraiD collection. Freundschafts-Armband, selbst geknüpft. Wildlederpumps, Zara.

75


GRUEN FASHION

Ein Herz für Afrika

US-Schauspielerin Katie Holmes, 33, ist Botschafterin der «Promise Collection» von Tommy Hilfiger. Mit dem Erlös der Kollektion wird in Afrika der Aufbau von Dörfern unterstützt. Redaktion: Nina Lienhard Katie Holmes kämpft gegen die Armut in Afrika: Sie unterstützt ein Projekt von USDesigner Tommy Hilfiger. Er kreierte die «Promise Collection» mit afrikanisch inspirierten Prints für Mann und Frau. Käufer tun Gutes: Der Erlös fliesst zu 100 Prozent in die Organisation Millennium Promise. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2015 die extreme Armut und den Hunger in Afrika zu halbieren. Dafür werden in ländlichen Gebieten «Millennium Villages» gebaut, und es wird in Gesundheit und Bildung investiert. So soll die wirtschaftliche Entwicklung angestossen werden.

PERSÖNLICHES ENGAGEMENT

Schauspielerin Katie Holmes besucht Uganda und lernt die Kinder in der Nyakitunda-Primarschule kennen.

SAFARI-CHIC

Die Tunika «Ask» von Gudrun Sjödén wurde aus 100 Prozent Baumwolle hergestellt und mit Pflanzenfarben bedruckt. Online bei Gudrun Sjödén erhältlich. CHF 109.–

GLÜCKSBRINGER

Die Designerin Nina Egli trägt ihn täglich: den Ring ihres Labels Circe mit natürlich geformten Steinen. Bei Waltraud in Zürich oder www.bottica.com/circe, ca. CHF 220.–

SOMMER Tommy Hilfiger liess sich für seine «Promise Collection» von afrikanischen Farben und Prints inspirieren. Die Teile sind im Tommy Hilfiger Store an der Bahnhofstrasse 24 in Zürich erhältlich. Der Erlös geht vollumfänglich an «Millennium Promise». CHF 99.90

76

ELEGANT AM HANDGELENK

Der rote Armschmuck des Schweizer Labels Royal Blush wird aus vegetabil gegerbtem Kalbsleder und Bio-Lachshaut hergestellt. Erhältlich im Online-Shop von Royal Blush. CHF 199.–

Die flachen Ballerinas zum Schnüren mit Cut-outs werden aus Leinen und Leder in Guatemala von Hand gefertigt. Die verschiedenen Modelle des Labels Osborn sind im Green Room erhältlich, www.asos.com ca. CHF 240.–

Ethno-Trends www.tommy.com www.royalblush.ch www.gudrunsjoeden.ch www.bottica.com/circe www.millenniumvillages.org

Fotos: zvg

BUNTE FÜSSE


GRUEN BEAUTY

Bereit für die Ferien

Der Sommer naht und mit ihm glatte Samthaut, zarte NahtlosBräune, Löwinnen-Mähnen und der Duft von grünen Bananen und Kokosnuss. Redaktion: Kristina Köhler

JUNGE, GLATTE SAMTHAUT

Das Serum Drops of Youth nutzt die Technologie pflanzlicher Stammzellen, um die Zellerneuerung der Hautoberfläche zu verbessern. Nutriganics von The Body Shop. CHF 34.90

ENGELSHAARSHAMPOO

NATÜRLICHE LÖWINNENMÄHNE

Der australische Haarstylist Kevin Murphy hat eine eigene Haarpflegelinie entworfen. Die Produkte sind nachhaltig produziert und biologisch abbaubar. SalonFinder: www.kevinmurphy.ch. 40 ml ab CHF 6.50

Auch Sarah Jessica Parker sitzt regelmässig in seinem Salon in New York: bei John Masters, dem Guru der organischen Haarpflege. Seine Pflegeserie gibts auch bei uns, etwa bei Osswald in Zürich. www.johnmasters.com

Fotos: Dukas / Eyevine, Paul Seewer (5)

AUF NACH SAINT-TROPEZ! Annemarie Börlinds NaturalBeauty-Look St. Tropez wünscht einen fröhlich glamourösen Sommer. Etwa mit Bronze für Wangen und Lider und einem Mandarinen-Lipgloss. Ab CHF 19.50

NAHTLOSE BRÄUNE Auch biologisch zertifizierte Selbstbräuner kreieren eine zarte und schön regelmässige Bräunung. Zum Ausprobieren: das neue Selbstbräunungs-Gel für Gesicht und Körper von Bio Beauté by Nuxe. CHF 19.–

OHNE RÜCKFLUGTICKET

So müssen InselFerien duften: nach Orchideennektar, grünen Bananen und Kokosnuss. Zudem wirken die neuen Duschgels und Bodylotions von Kibio erfrischend und befeuchtend. CHF 15.–

Infos zu SJP www.sarahjparker.com Annemarie-Börlind-Produkte www.boerlind.com Bio-Kosmetik-Auswahl www.portanatura.ch

77


GRUEN CITY-TRIP «Lass dich überraschen» – Aarau bietet für einen Ausflug genau die richtige Mischung: einen idyllischen Markt, einzigartige Boutiquen und Museen mit Gehalt.

Text: Barbara Halter Fotos: Vanessa Püntener Was Aarau ausmacht, lässt sich nirgends besser erfahren als bei einem Kaffee in der Cafe Bar Tuchlaube. Bereits am Vormittag erwärmt die Sonne die Bistrotische. Der Blick in die von alten Häusern gesäumte Metzgergasse könnte idyllischer nicht sein. Seit Kurzem fliesst der Stadtbach in einer offenen Wasserrinne durch die Fussgängerzone. Der servierte Cappuccino schmeckt vorzüglich: Die Bohnen der Hausmischung – von der Spezialrösterei Kaffeepur kreiert und aus fairer Produktion – werden für jede Tasse frisch gemahlen. Wer die Mischung mag: Es gibt sie auch als Bohnen für zu Hause zu kaufen. Alle Mitarbeitenden haben einen BaristaKurs besucht und zaubern gekonnt Milchschaum in Herz- oder Rosettenform auf die Oberfläche des Kaffees. Latte-Art heisst diese Kunst. Das gemütliche Plätzchen gibt man nur ungern auf – doch der Gemüsemarkt am Graben ist frühmorgens einfach am

In der Rathausgasse mit Blick zum Oberen Turm, dem Wahrzeichen der Aarauer Altstadt.

AARAU GANZ GRUEN

78

Auf Entdeckung in der Altstadt Aarau www.aarau.ch www.aarauinfo.ch www.zentrumaarau.ch Am Markt www.chocovin.ch www.felchlin.com www.omiobio.ch www.rolf


2

1

3

1 Ein hübsches Mitbringsel: Blumenkörbchen von Blumen Linder mit Aargauer Rosen. 2 Cappuccino trinken in der «Tuchlaube». Latte-Art heisst die Kunst, mit Milchschaum Formen zu zaubern. 3 In der Stoffabteilung von The Home Shop gerät man leicht in einen Kaufrausch. 4 Ohrhänger mit Korallenrosen, Ring aus Gelbgold und weisser Kopfschmuck für die Dame, gesehen bei Mehr & Wert. 5 Maître de Fromager Rolf Beeler kommt samstags an den Markt in Aarau. 6 In der Galerie Ausschnitt: Scherenschnitte in Miniatur, die Bäume sind so gross wie Fünfräppler. 7 Frische Gartenkräuter vom Hofladen Geier am Markt. 4

6

8 Mode und Accessoires made in Switzerland, erhältlich bei Helvetisch.

5

7

beeler.ch Sehenswertes in Aarau www.forumschlossplatz.ch www.museumaarau.ch www.roggenhausen.ch www.kunstraumaarau.ch

8

79


GRUEN CITY-TRIP

schönsten. Wer zu spät kommt, dem bleiben nur die verschrumpelten Rüebli. Zeitiges Erscheinen hat auch den Vorteil, dass die Produzenten Zeit für einen Schwatz haben. Wie Bäuerin Brigitte Geier. Sie empfiehlt Pfälzer Rüebli, getrocknete Äpfel von ihren Hochstammbäumen oder Nussmehl. Letzteres entsteht als Nebenprodukt, wenn die Baumnüsse zu Öl gepresst werden. «Man kann es über den Salat streuen oder zum Brotbacken ins Mehl mischen.» Sehr kalorienarm ausserdem, ein grosser Teil des Fetts wurde ja beim Pressen der Nüsse entfernt. Nichts für Kalorienzähler, sondern für Geniesser sind die Pralinés von Chocovin. Chocolatière Karin Schenk fertigt ihre Spezialitäten alle von Hand und ausschliesslich aus Grand-Cru-Couverture von Felchlin. Im Hauptberuf ist sie in der Finanzaufsicht tätig und darum nicht regelmässig auf dem Markt. Auf ihrer Website erfährt man die genauen Daten. Gleich dort, wo Karin Schenk ihr Klapptischchen aufgestellt hat, befindet sich das kleine Kräuterparadies von Peter und Monika Müller. O Mio Bio heisst ihr Zweipersonenbetrieb: Er zieht die Bio-Kräuter und -Beerensträucher in der eigenen Gärtnerei. Sie macht daraus Tee, Trockenkräuter und Sirup. Wer auf seinem Balkon oder im Garten mal was Besonderes ziehen möchte, wählt Gojibeeren oder Zitronengras.

Einmal monatlich findet in der Nähe des Gemüsemarkts der Flohmarkt statt Der Aarauer Markt schlängelt sich entlang der mit Kopfsteinpflaster besetzten Platanenallee am Graben. Die perfekte Kulisse, um entspannt einzukaufen! Beim Flanieren von Stand zu Stand stechen die grünen, knackigen Schnittsalate vom Bio-Betrieb Knechtli und Sager ins Auge, ebenso die Holzofenbrote der Beltramettis. Die Schlange vor dem Stand spricht für sich. Gebacken werden die Brote in Öfen, wie sie früher in jedem Bauernhaus standen. Am beliebtesten ist das Schwarzbrot aus Weizen- und Roggenmehl. Schön feucht und sehr zu empfehlen ist auch das Olivenbrot. Eine bekannte Grösse auf den Märkten und in der Spitzengastronomie ist Maître Fromager Rolf Beeler. Sein Team kommt jeden Samstag nach Aarau. Wie bei der Post ziehen die Kunden eine Nummer. Kommt man an die Reihe, fragt die Dame hinter der Theke charmant: «Was gluschtet Sie?» Eine Heraus-, wenn nicht sogar Überfor-

80

derung bei dieser grossen Auswahl! Der Mann neben einem macht es genau richtig: «Käse für einen Brunch für sechs Personen», wünscht er, und die Verkäuferin setzt zu einem Lobgesang auf Weissschimmeloder Doppelrahmkäse an und preist den «absolut genialen Taleggio aus Rohmilch». Wer den richtigen Termin trifft, kann nach dem Gemüsemarkt gleich beim Flohmarkt vorbeigehen. Dieser findet am ersten Samstag im Monat statt, und zwar in einer parallel verlaufenden Gasse zum Graben. Vor der Markthalle verticken junge Leute Überbleibsel aus dem Kinderzimmer oder Relikte aus der Pubertät wie Doc-MartensStiefel. Drinnen in der Halle bieten Händler Antikes an, von alten Schlüsseln bis zum Silberbesteck. Ein Tipp ist der Stand des Ehepaars Moor. Robert Moor stellt in seiner Zwirnerei hochwertige Garne und Kordeln her. Ergänzt werden diese mit einer riesigen Auswahl an Bändern, Posamenten

Wie bei der Post ziehen die Kunden bei Käsehändler Rolf Beeler eine Nummer. Kommt man an die Reihe, tönts charmant: „Was gluschtet Sie?“ und Spitzen. Darunter auch St. Galler Spitzen aus Fabrikauflösungen. Beim Stöbern vergeht die Zeit im Nu! Schon ist es Mittag – für eine Pause setzt man sich zum Beispiel an den Küchentisch des Restaurants Einstein. Jeden Mittag kriegt man hier ein Menü mit Salat oder Suppe à discrétion serviert – und isst es gemeinsam mit anderen Gästen an einem der beiden langen Holztische. Wer keine Gesellschaft möchte, wählt das angrenzende Restaurant – oder platziert sich im Sommer gleich draussen. Gekocht wird im «Einstein» mehrheitlich mit Zutaten aus der Region. «Gemüse, Käse und Fleisch beziehen wir aus der Nähe», sagt Geschäftsführerin Jeannette Zehnder. Bei der Zubereitung wird keine Butter, sondern nur Olivenöl verwendet. Eine leichte Küche, die nicht aufliegt – genau das Richtige, um den Nachmittag in der Alt-

stadt mit Shopping und Kultur zu verbringen. Ganz neu eröffnet hat das Kaufhaus zum Glück. Während dreissig Jahren wurden im Geschäft an der Metzgergasse 5 Wolle, Garn und Nähmaschinen verkauft. Franziska Lang und Karin Hostettler haben den Raum aufgefrischt: Die originale Einrichtung aus Holz durfte bleiben. Silberne Tapeten und hellblaue Wände bringen Farbe rein. Papeteriewaren, selbst genähte Kleider und Taschen aus kleinen Ateliers stehen zum Entdecken und Kaufen bereit. Kindheitserinnerungen werden bei den Dreirädern von Wisa-Gloria wach: Es sind alles Einzelstücke, die in der Strafanstalt Lenzburg renoviert wurden. Die Näh- und Stricksachen sind auch weiterhin erhältlich. Ein Programm mit Kursen, wie dem wöchentlichen Nähcafé am Mittwoch, animiert die Kundschaft zum Stricken, Nähen und Kreativsein. Am Graben – am Vormittag durch die Marktstände ziemlich verdeckt – befindet sich die Boutique Helvetisch. Der Name ist Programm: Was hier verkauft wird, stammt mehrheitlich aus Schweizer Produktion. Neben Kunsthandwerk aus Glas oder Keramik haben im hellen, freundlichen Geschäft ebenso Kleider und Accessoires von Schweizer Designerinnen Platz – etwa Format aus Basel, Magdalena Ernst, die in Zürich ihr Atelier hat, oder Nuda, ein Taschenlabel aus Luzern. Alles ist hübsch arrangiert und macht Lust zum Kaufen.

Eine Galerie für Scherenschnittkunst – ein schweizweit einzigartiger Ort Ganz in der Nähe vom Oberen Turm, dem Wahrzeichen von Aarau, liegt in einer ruhigen Gasse mit schönen alten Häusern die Galerie Ausschnitt. Sie ist einzigartig in der Schweiz: Nirgendwo sonst findet man einen Ort, der nur Scherenschnittkunst ausstellt und verkauft. Die Palette reicht vom traditionellen Alpaufzug bis zu abstrakten Werken. Für zwei Franken kann man sich eine Postkarte kaufen – die Originale erreichen Preise bis zu 10 000 Franken. Galeristin Felicitas Oehler ist Präsidentin von Scherenschnitt Schweiz und kennt die rund 25 Künstler und Kunsthandwerker alle persönlich. Darunter sind Leute wie Ernst Oppliger – vielen bekannt durch das Filmplakat von «Sennentuntschi», oder Sonja Züblin, die wunderbare, fein verästelte Bäume schneidet. Zum Staunen sind die Miniaturen von Engelhard Schmitt. Seine Scherenschnitte sind nicht grös-

Scherenschnitt-Künstler www.scherenschnitt.ch www.ernst-oppliger.ch www.schnitt-art.ch www.scherenschnitt-schmitt.de Shopping und


2

1

3

1 Erfrischende, aromatische Sirups aus Kräutern und Früchten von O Mio Bio. 2 Gelbe Tote-Bag von Griesbach, Murmeli mit Kerzenhalter aus der Kollektion Tiergarten, erhältlich in der Boutique 22. 3 Dinkelschraube, Früchte- oder Vollkornbrot? Die Bio-Holzofenbrote von Weber schmecken alle gut. 4 Mittagessen im «Einstein»: Swiss-PrimeSchweinsrack vom Asado-Grill. 5 Fühlt sich gut an! Naturkosmetik Daily Refresh von Farfalla. 6 Das rote Dreirad von Wisa-Gloria weckt Erinnerungen. Das Kaufhaus zum Glück verkauft sie als renovierte Einzelstücke. 7 Ein Nachmittag im Museum: Das Naturama zeigt auch lebende Tiere. 4

6

8 Gemüsemarkt: jeden Samstag und Mittwoch am Graben mitten in Aarau.

5

7

Genuss www.kaffeepur.ch www.formatbasel.ch www.magdalena-ernst.ch www.nuda.ch www.paradisdesinnocents.com

8

81


GRUEN CITY-TRIP

ser als eine Briefmarke und passen perfekt in eine Puppenstube. Das nächste Geschäft verkauft ebenfalls Kunsthandwerk. Im Mehr & Wert spannen die Goldschmiedinnen Christine Buser und Maria Lutz sowie die Modistin Lucia Vogel zusammen. Schmuck und Hüte entstehen an den Arbeitsplätzen vor Ort. Eine bunt gemischte Auswahl an Produkten von über dreissig Schweizer Labels ergänzt das Sortiment. Vom Ziegelrain gehts in den Rain. Entlang dieser Strasse gibts gleich drei Einkaufstipps. Wer gern selber näht, plant besser genug Zeit ein, wenn man die Stoffabteilung von The Home Shop betritt: Frauen mit glänzenden Augen tummeln sich zwischen gemusterten Stoffballen und romantischen Bändern. Wer noch nie genäht hat, muss sich ernsthaft bremsen, um sich nicht einen Meter von diesem und jenem abschneiden zu lassen. Den Trend zum Selbermachen hat Inhaberin TinaAmmann erkannt: «Viele Frauen beginnen wieder selber Kinderkleider, Schminkbeutel oder Tischsets zu nähen.» Für Naturkosmetik besucht man ein paar Häuser weiter die Filiale von Farfalla. Die Marke ist in einigen Städten vertreten – weniger bekannt ist wohl, dass sie auch ein Schweizer Unternehmen ist. 1985 eröffneten vier Schul- und Jugendfreunde im Zürcher Seefeld den ersten Duftladen. Heute gibt es neben den Düften ein grosses Sortiment an Pflegeprodukten für Gesicht, Körper und Haar. Darunter die Linie «Age Miracle» als Anti-Age-Pflege oder «In balance» für die unreine Haut. Alles wird unter streng biologischen, sozialen und ökologischen Anforderungen produziert. Ausgezeichnet mit dem Natrue-Label.

Wer keine Lust auf Shopping hat, besucht das Kunsthaus Aarau oder das Naturama Gegenüber von Farfalla findet man in der Boutique 22 «Waren mit einer Seele». Renate Steiner achtet beim Einkauf, dass die Produkte in Europa hergestellt werden. «Und in erster Linie verkaufe ich natürlich das, was mir persönlich gefällt.» Das ist beispielsweise die edle, schlichte Kleiderkollektion von Paradis des Innocents, Ledertaschen von Griesbach aus Winterthur oder Schuhe von Stefi Talman. Daneben sucht Renate Steiner leidenschaftlich gern nach ungewöhnlichen, nicht überall erhältlichen Spielsachen, Geschirr oder Dekoideen. Eine der neueren Entdeckungen sind die farbenfrohen Badeteppiche von

82

Pappelina, die man gleich für seine Wohnung haben möchte. Vom Rain ist es nur noch einen Katzensprung zum Kunsthaus. Man erspäht praktisch schon die markante und moderne Fassade des Museums. 2003 wurde der vom Architekten-Duo Herzog & de Meuron entworfene Erweiterungsbau eröffnet. DieAusstellungen zeitgenössischer Kunst erhalten regelmässig grosse Beachtung, wie die eben gezeigten Strassenbilder und Super-8-Filme von Roman Signer. Im grosszügigen Kunsthaus-Café und in der angrenzenden Kunstbuchhandlung gleich im Foyer lässt es sich gut etwas verweilen. Wer mit Kindern unterwegs ist, wählt das Naturama. Das Naturmuseum feiert dieses Jahr sein Zehn-Jahr-Jubiläum. Gerade eröffnet wurde die Sonderausstellung «CO2 – Lebenselixier und Klimakiller». Die permanente Ausstellung führt einen auf drei

In einer nachgebauten Abstellkammer erspäht man eklige Untermieter. Süss sind dagegen die winzigen Zwergmäuse im Naturama. Stockwerken durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Im Mittelpunkt steht das Schweizer Mittelland, seine Beschaffenheit und Natur. Damit dies nicht verstaubt daherkommt, sind in die Ausstellung lebendige Tiere integriert. In einer nachgebauten Abstellkammer erspäht man in Schubladen eklige Untermieter wie Mehlkäfer oder Silberfischchen. Süss sind dagegen die winzigen Zwergmäuse, die in einer Vitrine an feinen Gräsern herumturnen. Auf dem Rückweg zum Bahnhof gibts einen letzten Halt bei Blumen Linder. Die Lieben zu Hause freuen sich bestimmt über ein nettes Mitbringsel aus Aarau! Wieso nicht ein regionales Produkt, kombiniert mit Blumen, wie sie Stefan Linder in seinem Geschäft anbietet? Zum Beispiel Seetaler Rapsöl (prämiert mit einer GoldmedaillefürseineQualität)vomGenusswerk. Oder einfach ein Strauss mit Rosen, die ebenfalls aus dem Kanton kommen.

ADRESSEN UND ÖFFNUNGSZEITEN MÄRKTE GEMÜSEMARKT AM GRABEN Jeden Samstag von 7 bis 12 Uhr. Mittwochs von 8 bis 12 Uhr ein kleiner Gemüsemarkt. FLOHMARKT Von März bis November jeden ersten Samstag im Monat in der Markthalle Färberplatz, auf dem Färberhöfli und im Strassenzug Zwischen den Toren. Daten: 2. Juni, 7. Juli, 4. August, 1. September, 6. Oktober, 3. November. GESCHÄFTE AUSSCHNITT Raum für Schnittkunst, Golattenmattgasse 3, Do/Fr 14–18, Sa 10–16 Uhr oder nach Vereinbarung. www.ausschnitt.ch BOUTIQUE 22 Rain 21, Mo 13.30–18.30, Di–Fr 10–12.30 und 13.30–18.30, Sa 9–16 Uhr. www.boutique22.ch FARFALLA Rain 20, Mo 13.30–18.30, Di–Fr 9.30–12.30 und 13.30–18.30, Sa 9–16 Uhr. www.farfalla.ch HELVETISCH Graben 16, Mo 14–18.30, Di–Fr 9.30–18.30, Sa 9–16 Uhr. www.helvetis-ch.ch KAUFHAUS ZUM GLÜCK Metzgergasse 5, Mo–Fr 10–18.30 und Sa 9–16 Uhr. www.kaufhauszumglueck.ch LINDER Blumen am Bahnhofplatz 1, Mo–Fr 7.30–18.30, Sa 8–17 Uhr. www.blumenlinder.ch MEHR & WERT Ziegelrain 11, Di–Fr 10–12.30 und 13.30–18.30, Sa 10–16 Uhr. www.mehrundwert.ch THE HOME SHOP Rain 14, Mo 13.30–18.30, Di–Fr 9–18.30 und Sa 9–17 Uhr. www.thehomeshop.ch RESTAURANTS EINSTEIN Bahnhofstrasse 43, Mo 9–23, Di–Do 9–24, Fr/Sa 9–1 Uhr. www.restauranteinstein.ch TUCHLAUBE CAFE BAR Metzgergasse 18, Mo–Do 8–24, Fr/Sa 8–2, So 9–18 Uhr. www.tuchlaubeaarau.ch MUSEEN NATURAMA Bahnhofplatz, Di–So 10–17 Uhr. www.naturama.ch AARGAUER KUNSTHAUS Aargauerplatz, Di/Mi und Fr–So 10–17, Do 10–20 Uhr. www.aargauerkunsthaus.ch

Shopping www.griesbachweb.com www.stefitalman.ch www.pappelina.com Anlässe in Aarau www.jazzaar.com www.mida-aarau.ch


Illustration: Anna Haas

www.theatertage.ch www.oneminute.ch www.atelierbleifrei.ch www.literarischeaarau.ch www.aaraueusigsundstadt.ch

83


GRUEN GENUSS

Ziegenkäse aus dem Valle Onsernone, Rohschinken von der Alp: Im «Tentazioni» gibts Genuss aus der Region. Text: Peter Ruch / Fotos: Martina Meier

MATTHIAS ALTHOF

84

Singend zum


Matthias Althof und seine Frau Elvira SolĂŠr: Sie ist ConďŹ seurin und kreiert die Desserts im Tessiner Restaurant Tentazioni.

Ruhm

85


GRUEN GENUSS

Es ist Samstagmorgen, kurz vor neun Uhr, und Matthias Althof singt. Er steht in der Küche seines Restaurants Tentazioni in Cavigliano, greift mit beiden Händen tief in einen Behälter, in dem er grosse Rindsfiletstücke mariniert. Wendet sie, prüft mit dem Finger, ob sie schon die gewünschte Konsistenz haben. Und: Er singt. Nicht laut, mehr so für sich. Er ist überhaupt ein fröhlicher Mann, der Deutsche, der seit 25 Jahren – mit Unterbrüchen – im Tessin lebt. Er lacht viel und gern, er kann wunderbare Geschichten erzählen.

Aufregung im GeissenParadies: Ein Gitzi soll zur Welt kommen «Komm», sagt Althof, «wir gehen den Geisskäse holen.» Wir fahren ein paar Kilometer hoch von Cavigliano, das direkt am Eingang zum Valle Onsernone liegt, hinein ins abgelegene Tal. Besuchen die «zufriedene Ziege», Capra Contenta, in Cresmino. Christiane Kostka hat sich hier ein kleines Paradies geschaffen, in dem aber gerade etwas Aufregung herrscht. Eigentlich soll heut der Alpaufzug stattfinden, aber eine ihrer fünfzig Geissen hat sich kurzfristig entschlossen, ihr Zicklein nun doch heute auf die Welt zu bringen. Oder auch nicht. Kostka und ihre Helferinnen sind nervös, doch man findet noch Zeit für einen Schwatz. Althof hat sich frischen Ziegenkäse geholt und auch ein schönes Stück Rohschinken, den Kostka ebenfalls herstellt und selber räuchert auf ihrer Alp. Als wir gerade wieder gehen wollen, kommt der Geissen-Hirtin noch etwas in den Sinn: «Wart, ich hab noch etwas für dich – Ziegenmilch-Joghurt.» Sie holt zwei noch warme Flaschen. Erzählt, dass sie das zum ersten Mal gemacht hat, Ziegenmilch-Joghurt. Dass es noch ein bisschen flüssig sei,

86

Er singt am Herd: Matthias Althof verbreitet in seiner Küche gute Laune, erzählt gern Geschichten.

Das Restaurant und Boutique-Hotel www.ristorante-tentazioni.ch Der Hof der zufriedenen Ziegen www.capra-contenta.net Die Region


Blick von der Terrasse des Restaurants über die Kastanienwälder bis zum Örtchen Intragna.

Das «Tentazioni» ist ein typisches Tessinerhaus. Es wurde 1905 erbaut und 2009 renoviert.

„Mit Risotto und Polenta komme ich hier nicht weit.Wenn ich Risotto mache, dann kommt er bei mir mit Rhabarber.“

aber sie werde es wieder versuchen. Althof nimmt die zwei Flaschen gern. Er weiss zwar noch nicht so genau, was er damit anfangen wird, doch er wird sicher eine Idee haben. Dies ist typisch für Althof. Er hat sich in der Umgebung seines Restaurants ein ausgezeichnetes Netzwerk geschaffen. Man weiss, dass er kreativ kocht, dass er die lokalen Produkte extrem schätzt. «Gerade gestern», erzählt er, «haben mir zwei Kollegen aus dem Tal Morcheln gebracht, wunderbare Stücke.» Er habe zwar nicht damit gerechnet. «Doch da bin ich dann sehr flexibel, die habe ich natürlich sofort eingebaut ins Menü.» Das Menü wechselt Althof jeden Monat, es gibt bei ihm keine «Klassiker». Er will immer etwas Neues, etwas anderes bieten. Das muss er auch. «Mit Risotto und Polenta komme ich hier nicht weit.» Dafür gibt es andere ausgezeichnete Restaurants in der Umgebung. Von ihm erwarten die Gäste – und vor allem die Einheimischen – etwas anderes. «Ich

www.ticino.ch/de www.tessin.ch www.info-tessin.com www.valle-onsernone.info www.intragna.ch

SPARGELN AUS DEM OFEN Spargel-Saltimbocca mit Rohschinken (für 4 Personen) 480 g grüne Spargeln (am besten aus der Magadinoebene) 16 Salbeiblätter 16 Scheiben Rohschinken (ca. 80 g) 2 Ziegenkäse Salat Spargeln schälen, je drei Stück zuerst mit einem Salbeiblatt, dann mit Schinken umwickeln. Bei 160 Grad ca. 6 Minuten im Ofen garen. Dazu einen schönen Salat und einen frischen Ziegenkäse auf einem heissen Stein servieren.

87


GRUEN GENUSS

mache schon auch Risotto, doch bei mir kommt er dann mit Rhabarber.» Die Kundschaft schätzt das. Den «capretto» hingegen, das Gitzi, das bereite auch er zu, wie es hier Tradition sei: «Ich habe dies und das versucht, aber es kam nicht gut – gewisse Traditionen haben schon ihren guten Grund.» Althof fährt nach den «zufriedenen Ziegen» in Richtung Intragna. Dort befindet sich die Metzgerei der Fratelli Freddi. Die sind weitherum bekannt für ihre ausgezeichnete Fleischqualität. Aber auch für ihr Trockenfleisch, für die Wurstspezialität Luganighe (gibt es nur am Dienstag). Auch hier wieder: Zuerst wird geplaudert, dies und das, auch über das Wetter, doch dann kommen die Herren ins Geschäft. Althof ist extra gekommen, weil die Metzger ihn angerufen haben, da sie für ihn ein Filet von einem ganz besonderen Rind zur Seite gelegt haben. Allerbeste

„Ich bin immer ehrlich zu meinen Gästen. Etwas anderes kann man sich gar nicht erlauben.“ Qualität, man kann es sehen. Koch und Metzger stehen vor dem Stück, drehen es, wenden es, fassen es an, riechen daran. Das ist allerfeinstes Handwerk, was Althof da praktiziert, und man merkt auch, dass die Metzger ihn mit Ehrfurcht behandeln, da versteht einer etwas von der Materie.

Althof sucht ständig neue Produkte, isst gern bei anderen Köchen Zurück in seinem Restaurant, zu dem auch ein kleines BoutiqueHotel mit vier schönen Zimmern und einer Ferienwohnung ge-

hört, begrüsst Althof vielsprachig seine Hotelgäste, die sich gerade am gewaltigen Frühstücksbuffet laben – rund ein Dutzend hausgemachte Konfitüren stehen da zum Beispiel zur Auswahl. Und ein herrlicher Reigen an regionalem Käse. Es ist schön anzusehen, dass hier ein Mensch auch nach 25 Jahren im Gastgewerbe noch Freude daran hat, seine Gäste glücklich zu machen. Und es ist schön anzusehen, dass er sich auch nach dieser langen Zeit noch für sämtliche Kleinigkeiten interessiert, dass er ständig neue Produkte sucht, innovativ bleiben will, kreativ. Er gehe

gern zu anderen Köchen essen, sagt Althof, es interessiere ihn, was alles möglich ist, welche Tendenzen es gebe. Althof erzählt vom Brot, das er von einer kleinen, wunderbaren Bäckerei zwei Dörfer weiter bezieht. Von einem CampingplatzBesitzer, der ihn mit ausgezeichneten Zucchetti beliefert. «Aber wir müssen die Kirche schon im Dorf lassen», sagt er dann auch. «Ich kann nicht auf dem Niveau von 15 Punkten kochen – und alles aus der nahen Umgebung beziehen. Wenn es noch keine Spargeln aus der Magadinoebene gibt, weil die erst zwei, drei Wochen später reif seien,


Verführung zum Genuss: Im «Tentazioni» werden Gäste glücklich.

müsse er Kompromisse machen. «Die Gäste erwarten halt um diese Jahreszeit Spargeln auf dem Menü.» Das gilt auch für das Fleisch, den Fisch – Althof bedient sich so lokal wie mög­ lich. Aber er sagt auch ganz offen, dass in der Schweiz wäh­ rend der Jagdsaison nicht ein Bruchteil des «Wildes» geschos­ sen wird, das als «Schweizer Jagd» verkauft wird. «Ich bin immer ehrlich zu mei­ nen Gästen», sagt der «Aufstei­ ger des Jahres 2012 im Tessin» des Restaurantführers GaultMil­ lau. «Etwas anderes kann man sich heute gar nicht mehr er­ lauben.» Die Kundschaft weiss viel, ist bestens informiert. Doch sie schätzt es auch sehr, wenn Althof davon erzählt, wie der Geisskäse gemacht wird, wenn er sogar weiss, von welchem Tier das Filet ist. Auf welcher Weide es gefressen hatte. Das «Tentazioni» hat sich bestens etabliert in den zweieinhalb

Jahren, seit es Matthias Althof und seine Frau Elvira Solér, eine gelernte Confiseurin, zuständig für die wunderbaren Desserts, eröffnet haben. Die Einheimi­ schen kommen am Morgen auf einen (hervorragenden) Kaffee und am späteren Nachmittag auf ein Glas Weisswein. Der Wein stammt selbstverständlich auch aus der Umgebung. Vor der Tür stehen auch viele Autos mit Zürcher oder Basler Kennzei­ chen, es hat sich herumgespro­ chen, was der singende Deut­ sche hier in derAbgeschiedenheit leistet. Jetzt steht er wieder in der Küche, schneidet ein Stück vom Filet ab, das in der Marinade liegt, gibt etwas Olivenöl dazu, sagt: «Probier.» Es ist ein Traum, extrem zart, mit sehr viel Ge­ schmack. Dann schaut Althof fast ein bisschen verliebt in den Fond, der da ganz leise vor sich hin simmert. Und singt wieder.


GRUEN GENUSS

Die Kartoffeln fürs Patatti-Brot liefert ein benachbarter Bio-Bauer.

Bäckermeister Claudio Stgier ist ein wichtiger Arbeitgeber in Tiefencastel (260 Einwohner) im Albulatal.

Nachdem der Teig geruht hat, wird er portioniert und ins Holzkörbchen gebettet.

Brot aus den Bündner Bergen

Claudio Stgier ist mit Leidenschaft Bäcker. Damit sein Bio-PatattiBergbrot allen schmeckt, tüftelte er lange am Rezept. Das Geheimnis des Bündners: die richtigen Kartoffeln und ein Gespür für den Teig.

Text: Lisa Merz / Fotos: Sara Merz Lange Zeit war es vergessen. Dabei kam das Kartoffelbrot während des Zweiten Weltkriegs bei vielen Schweizern auf den Tisch – reines Weizenmehl war zu teuer. Claudio Stgier aus Tiefencastel in Graubünden hat es wieder zum Leben erweckt. Ein benachbarter Bio-Bauer hat den Bäcker auf die Idee gebracht. Er habe 25 Sorten Kartoffeln, ob man damit nicht ein Brot machen könne. Claudio Stgier fing an zu tüfteln. «Am Anfang zahlte ich viel Lehr-

90

geld», erzählt er, während er die Zutaten für den Teig mischt. Heute hat er den Dreh raus: Kartoffeln, Weizen- und Roggenmehl, Salz, Hefe und etwas Sauerteig – alles biologisch und wenn möglich aus dem Albulatal. Schon Claudio Stgiers Grossvater war Bäcker in Tiefencastel. «Ich kann mich daran erinnern, dass neben dem Holzofen ein Divan stand. Währenddem das Brot am Backen war, machte Grossvater ein Nickerchen.» Heute arbeiten vierzehn Mitarbeiter in der Produktion. Das Bio-Patatti-Bergbrot wird im Rahmen der Coop-Patenschaft Pro Montagna für Bergprodukte verkauft. Ein Teil der Einnahmen fliesst direkt an die

Das Bio-Patatti-Bergbrot von Pro Montagna kann man für CHF 4.20 im Coop kaufen.

Bergregion zurück und unterstützt so das lokale Gewerbe. Nachdem der Teig etwa eine Stunde hat ruhen und aufgehen können, wird er in Holzkörbchen gebettet. Bevor diese in den Ofen gehen, müssen die Laibe an der Wärme nochmals 20 Minuten aufgehen. «Das ist sowieso das Geheimnis eines Brots. Es braucht Zeit», erklärt Stgier. Danach schiebt er die Körbchen für 40 Minuten bei 230 Grad in den Ofen. Jetzt kommt Claudio Stgiers Lieblingsmoment: Er macht die Ofenklappe auf, nimmt die runden und braun gewordenen Brote heraus, atmet den feinen Duft ein und freut sich, dass er ein Stück Geschichte gebacken hat.

Pro Montagna www.promontagna.ch Coop www.coop.ch Knospe www.bio-suisse.ch Bäckerei Stgier www.stgier.ch


Fotos: Das Gartenarchiv, Martina Meier

Die Alchemie des Frauenmänteli Tautropfen, die sich wie glänzende Perlen auf den Blättern des Frauenmantels sammeln, haben die Alchemisten des Mittelalters inspiriert: Sie glaubten, es handle sich um himmlischen Tau, und schrieben ihm folgerichtig magische Kräfte zu. Diesem Umstand verdankt die Pflanze ihren lateinischen Namen: Alchemilla. Man glaubte damals, dass die Frauen ihre Jugend erhalten können, wenn sie die zarten Blätterpflanzen sammeln und einnehmen würden. Allerdings: Der Frauenmantel soll im Mai und bei Vollmond gepflückt werden, und die Frau muss, als Zeichen der Reinheit, dabei nackt sein. Ob sich das vereinbaren liess mit der Tatsache, dass der Frauenmantel der Jungfrau Maria gewidmet war? Ihr Schultertuch sah dem Blatt der Pflanze offenbar ähnlich. Mag es auch unwahrscheinlich sein, dass sich heutzutage Frauen nackt zum Kräutersammeln begeben, so ist doch einiges des FrauenmantelWissens auch heute noch gültig: Die Pflanze wird verwendet, um Menstruationsbeschwerden zu lindern oder die Wechseljahre zu erleichtern. Der Frauenmantel blüht von Mai bis September und hat hellgrüne bis hellgelbe Blüten. Verwendet werden aber vor

allem die Blätter: Sie sind gestielt, handförmig angeordnet und stehen in Rosetten zusammen – nicht von ungefährt gehört das Kräutchen zu den Rosengewächsen. Zum Sammeln eignen sich die jungen Blätter, die den ganzen Sommer durch spriessen. Leicht verzupft gibt man sie beispielsweise in einen Sommerblattsalat und geniesst den leicht bitteren Geschmack. Will man die zarten Blätter trocknen, sollte man sie vor der Blüte sammeln. Sie eignen sich gut für Tee, der sich dank dem Farbstoff wunderbar gelb färbt. Ich verwende sie aber auch in Kräutermischungen. Mein Favorit für Fisch: Dill, Petersilie, Petersilienwurzel, Zitronenschale und Frauenmänteli – alles sorgfältig getrocknet und vermischt. Zum Grillieren mische ich gern Rosmarin, Knoblauch, Thymian, Oregano, etwas Pfefferminze und Frauenmänteli. Frauenmänteli findet man auf Alpen- und Bergwiesen. Sie können aber auch in Töpfen auf dem Balkon gezogen werden. In Hängekörbchen entfalten sie ihre ganze Schönheit. Und, ach ja – das Silbermänteli ist eine etwas haarigere Form des Frauenmantels und hat seinen Namen von den feinen, dicht stehenden und weichen silbrigen Härchen. Oskar Marti, 65, hat mit seiner Frau Ursula 25 Jahre lang die «Moospinte» in Münchenbuchsee BE geführt. Heute berät er Gastrounternehmer.

GRUEN KOLUMNE

CHRÜTER-OSKI

GRUEN REZEPT HEILKRÄUTERSUPPE NACH HIPPOKRATES 1 l kräftige Gemüsebrühe / je eine halbe Handvoll Schlüsselblumen, Petersilie, Erdbeerblätter, Brennnesseln, Liebstöckel und Frauenmänteli / Salz, Pfeffer / 2 Eigelb / 1,5 dl Rahm Die Gemüsebrühe aufkochen. Blüten und Blätter hineingeben und etwa zehn Minuten ziehen lassen. Dann abseihen. Eier verklopfen und mit Rahm mischen. Brühe mit der Ei-Rahm-Mischung binden und würzen. Nicht mehr kochen lassen, da sonst das Eigelb gerinnt. Dieses Rezept stammt vom altgriechischen Arzt Hippokrates, der mehr als 200 Heilpflanzen beschrieb.

Oskar Marti www.chrueteroski.ch Seine Bücher www.at-verlag.ch Gärtnerei für Wildpflanzen www.wildstauden.ch

91


GREEN LOUNGE präsentiert von

PRIX NATURE SWISSCANTO

WASSER REINIGEN MIT GRÜNEN MAUERN Eine Pflanzenmauer, die das Wasser von Pestiziden befreit: Mit diesem System gewann ecaVert den Prix NATURE Swisscanto «Generation Zukunft».

BIOBEDS Nicolas Ecabert und sein Partner produzieren grüne Mauern zur Wasserreinigung. Mit unserem Biobed-System wird zuerst das Abwasser gesammelt und dann in einem geschlossenen Kreislauf durch das Biobed geleitet, bis es verdampft ist. Woraus besteht ein Biobed? Aus einem organischen Substrat. Wir mischen zerkleinerte Tonbällchen mit Kompost, Holzfasern und Erde. Die Tonbällchen geben die Struktur, Kompost und Erde führen die wichtigen Mikro-

SWISSCANTO GREEN LOUNGE NACHHALTIGKEIT Als Fondsanbieter der Kantonalbanken fühlt sich Swisscanto der Nachhaltigkeit verpflichtet. In der Green Lounge präsentiert Swisscanto einen der Gewinner des Prix NATURE Swisscanto. Mehr über Nachhaltigkeit bei Swisscanto finden Sie unter: www.swisscanto.ch/nachhaltigkeit

92

organismen bei. Das Substrat wird in ein Gitter eingefüllt und beidseitig beispielsweise mit Gras oder Bambus bepflanzt. Das Ganze sieht dann aus wie ein grüner Zaun. Das Substrat beziehen wir übrigens von der Firma Ricoter, die Pflanzenerde aus rein rezykliertem Material herstellt. Und wie wird das Abwasser gereinigt? Wichtig ist, dass das Wasser überhaupt gesammelt wird. In unserem System für Landwirtschaftsbetriebe bieten wir unterirdische Wannen, wohin das mit Pflanzenschutzmitteln verschmutzte Wasser abgeführt wird. Durch eine Pumpe wird es dann in ein Drainagesystem ins Biobed geleitet und unten wieder aufgefangen. Dieser Zyklus wiederholt sich so oft, bis alles Wasser verdunstet ist. Und das Gras oder die Pflanzen, die im Biobed spriessen, gehen nicht kaputt?

Fotos: Geri Born, zvg

GRUEN: Nicolas Ecabert, Sie haben zusammen mit Sylvain Melis die Firma ecaVert in Bussigny VD aufgebaut und nun den Nachhaltigkeitspreis Prix NATURE Swisscanto «Generation Zukunft» gewonnen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung? Sehr viel, wir sind sehr glücklich darüber. Der Preis ist für uns der Lohn für die dreijährige Aufbauarbeit und die Zeit, die wir investiert haben. Er ist für uns auch ein Sprungbrett, weil wir nun auch in der Deutschschweiz bekannt wurden, wo die Leute sensibler und achtsamer gegenüber Umweltthemen sind. Sie vertreiben sogenannte vertikale Biobeds. Das verlangt nach einer detaillierten Erklärung! Ein Biobed ist ein Reinigungssystem für Pflanzenschutzmittel. In der Landwirtschaft, aber auch bei Freizeitanlagen werden viele Pflanzenschutzmittel und Pestizide versprüht. Die Tankwagen oder die Gefässe, mit denen man die Mittel auf die Felder bringt, werden dann mit sauberem Wasser ausgewaschen, und die Rückstände fliessen in die Kanalisation oder versickern irgendwo. Die Konzentration der Mittel ist bei diesem Waschvorgang gross, weshalb das äusserst schädlich für die Umwelt ist.


Fotos: Geri Born, zvg

Schön unD nützLIch Biobeds der Firma ecaVert, die Pflanzenschutzmittel und Pestizide aus den Abwässern rausfiltern. Nein, es ist aber wichtig, dass das Abwasser nicht auf die Pflanzen, sondern in das Substrat geleitet wird. Was passiert denn genau im Biobed? Einfach gesagt: Mikroorganismen fressen die Schadstoffe weg, verdauen sie und scheiden Wasser und CO2 aus. Bakterien und Pilze, die ganz natürlich in Pflanzenerde vorkommen, können die Schadstoffe zerteilen und so auflösen. Das ist ein rein biologischer Prozess. Durch die ganz langsame Verdunstung wird dann der letzte Rest noch aus­ geschieden, und so geben wir das Wasser, das zum Säubern der Tanks gebraucht wurde, sauber und vollständig an die Natur zurück. Aber das Gras ist dann Sondermüll? Wir können gewährleisten, dass ein bepflanztes Biobed mindesten fünf Jahre

benutzt werden kann. Wir arbeiten daran, es noch länger wirken zu lassen. Eventuell muss man dann einen Teil nachbearbeiten, aber das ist kein Problem. Für wen wurden die Biobeds konstruiert? Für die Landwirtschaft, den Wein­ oder Obstbau, aber auch für Golfplätze oder öffentliche Parks. Denn auch dort wird viel mit Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln gearbeitet. Eignet es sich auch für den privaten Garten? Ja, da reicht ein kleineres Biobed, und das Wasser kann für diese Mengen auch in einem Gefäss aufgefangen werden. Da ist man schon mit 2000 bis 3000 Franken dabei. Zudem kann es eine schöne Dekoration sein. Wie viel kostet ein grosses System für die Landwirtschaft?

Da sinds dann schnell mal 20000 Franken. Das hindert auch viele Landwirte, eines zu installieren. Ich persönlich denke, dass es eine ethische Verpflichtung ist, das Grund­ wasser nicht mutwillig mit Gift zu belasten. Sollten die Schutzbestimmungen strenger werden, könnte bald ein grosses Bedürfnis nach Biobeds entstehen. Gibt es noch andere Einsatzmöglich­ keiten für Biobeds? Ja. In Städten wären Biobeds zudem eine Begrünung und – an Hausmauern an­ gebaut – würden sogar Kälte und Wärme ausgleichen und den Lärm dämpfen. Gut wäre auch, wenn man Biobeds als letzten Schritt in die Abwasserkläranlagen einbauen würde. Das ganze Interview: www.schweizer­illustrierte.ch oder www.swisscanto.ch/multimedia

93



Money GRUEN

AUTO SHOPPING GELD WOHNEN REISEN

DAS FENSTER ZUM GARTEN BLÜTENZIMMER Eine eigene Blumenwiese – und dies mitten in New York. Wer in der Meadow Suite des Crosby Street Hotels nächtigt, hat diesen Luxus inklusive. Doch auch alle anderen Zimmer sind aussergewöhnlich: Fensterfronten bis zum Boden, viel Platz (eine Seltenheit in der Millionenstadt) und eine elegante Inneneinrichtung. Das Hotel liegt im Stadtteil SoHo und ist für seine ökologische Bauweise «LEED Gold»-zertifiziert. Auf dem Rooftop-Garten werden Melonen, Tomaten und Kräuter angebaut. www.crosbystreethotel.com

95


gruen auto

«ICH FaHre gruen»

Maria Dolores Diéguez: „So kann es nicht weiterge h FACTS & FigurES mazda cx-5 antrieb 2,2-Liter-SkyactivTurbodiesel, 150 PS, 380 Nm ab 1800/min Leistung 0–100 km/h in 9,2 s, Spitze 202 km/h Verbrauch 4,6 l/100 km, CO2 119 g/km, Energieeffizienz A Masse Länge 4,54 m, Breite 1,84 m, Höhe 1,71 m Kofferraum 463 bis 1620 Liter Preis ab CHF 34000.–

96

als Illustratorin und model kennt sich maria dolores diéguez, 30, mit gutem Stil aus. Kein Wunder, macht sie auch am Lenkrad des mazda cx-5 eine gute Figur.

Text: Jürg A. Stettler/Fotos: Tobias Sutter Assistenz: Sabrina Stäubli Die temperamentvolle Bernerin mit spanischen Wurzeln ist ein echtes Sprachtalent: Sieben Sprachen beherrscht Maria Dolores Diéguez. Sie wollte einst Basketballerin werden, studierte in London Kunst und arbeitet weiterhin als Model und illustratorin.

2003 wurde sie bei den Miss-Schweiz-Wahlen Dritte. Am Filmfestival in Taormina auf Sizilien lernte sie 2005 den Hollywood-Star Joseph Fiennes («Shakespeare in Love», «Luther») kennen. Vier Jahre später wurde geheiratet, und seit 2010 lebt die Familie mit den Töchtern Eva, 2, und isabel, 6 Monate, mehrheitlich in Los Angeles. Als Familienmensch kehrt Maria Dolores Diéguez gern in die Schweiz zurück und ist dann mit einem Mazda unterwegs – momentan mit dem CX-5. Wieso ausgerechnet ein kompakter SUV? Er ist frech, jugendlich und sieht zugleich sehr dynamisch aus. Der Wagen entspricht genau meinen Ansprüchen, und er bietet sehr viel Stauraum. Da hat sogar mein

mazda www.mazda.ch Skyactiv Technology http://de.mazda.ch/aboutmazda/skyactive-technology/skyactiv Sparsam fahren www.eco


kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, werden sie das Gesicht der Welt verändern. Und wenn jeder einen kleinen Schritt macht… Und was ist der wichtigste Schritt? Man muss Respekt zeigen, das ist in einer Beziehung genauso wichtig wie gegenüber der Natur. Daran denke ich jedes Mal, wenn ich die satten grünen Wiesen im Berner Oberland, die herrliche Luft oder den Blick auf die imposanten Berge geniesse. Vor allem wenn man weg war, lernt man die Vorzüge der Schweiz schätzen. Wir müssen lernen, dieser wunderbaren Landschaft Sorge zu tragen. Tut die Politik schon genug dafür? Schwierige Frage. Wissenschaft und Technik haben heute so viele Ideen, mit denen wir sicherlich gute Lösungen für unsere Probleme finden könnten. Man muss nur den Mut haben, alte Ansichten zu relativieren und neue Sachen zu fördern und zu nutzen. Dies könnte die Politik noch besser steuern. eine Tasche mit Tausenden von Farben Und was halten Sie vom Atomausstieg dabei. Dann sind natürlich auch immer der Schweiz? Ersatzwindeln, Feuchttüchlein und nicht Ich bin gegen Atomstrom, aber ich bin auch zuletzt der Kinderwagen mit von der Partie. pragmatisch. Wir können nicht von heute Wie sparen Sie zu Hause Energie? auf morgen den Hahn zudrehen. Man darf Beim Zähneputzen lasse ich das Wasser nicht einfach etwas verbieten. Autofahren beispielsweise nicht laufen. Und wenn ich oder Fliegen muss auch in Zukunft möglich den Raum verlasse, schalte ich immer das sein, aber wir sollten unseren Lebensstil Licht aus. Es geht sogar so weit, dass ich überdenken und alternative Energien besser beim Fernseher auch das Kabel ausziehe. nutzen. Nervt das nicht, wenn Sie später zuerst Hat sich Ihre Haltung geändert, seit Sie wieder das Kabel einstecken müssen? Mutter sind? Nein, daran gewöhnt man sich. Klar! Man denkt automatisch mehr nach. Ich nehme an, dann schalten Sie bei Ich weiss zwar nicht, ob ich diesbezüglich roten Ampeln auch den Motor aus? schon eine vorbildliche Mutter bin. Ich reise Klar, auch wenn es danach vielleicht etwas gern, nutze das Internet oder lasse meine länger geht, bis ich wieder losfahren kann. Tochter auch mit meinem iPad hantieren. Bei den neuen Mazda-Modellen ist das Idealerweise sollte man ja ein kleines dank dem cleveren Stopp-Start-System Bauernhäuschen haben und dort Gemüse nun viel einfacher geworden. Fuss auf anpflanzen. Aber ich kann ihr auch so die Bremse, und schon ist der Motor aus. noch Respekt vor der Umwelt und die Einfach cool. schonende RessourcenFahren Sie gern Auto? nutzung beibringen. So Ich fahre zwar gern Auto, wie bisher kann es schlicht aber nutze es dennoch nicht weitergehen, es sehr bewusst. Ich bin sind Änderungen nötig. gern flott unterwegs, Achten Sie auch beim aber immer innerhalb der Essen auf Ressourcenerlaubten Tempolimiten. RICHTIgE BERgFAHRT schonung? Kaufen Sie Und durch eine möglichst Schweizer fahren gern in auch Bio-Produkte? konstante Fahrweise die Berge, und dabei lässt Ja, ich kaufe primär lokale versuche ich, etwas für sich viel Sprit sparen: Ist Bio-Produkte. Und schon den Umweltschutz zu tun. man bergauf mit möglichst seit über einem Jahr koche Reicht das schon? hohem Gang und mehr Gas ich vor allem vegan. Das Man kann immer mehr (Pedal etwa zu drei Vierteln heisst, ich versuche, nicht machen, aber es fängt durchdrücken statt nur leicht) nur auf Fleisch, sondern im Kleinen an. Dazu gibt unterwegs, reduziert sich auf alle tierischen Produkte es ein gutes afrikanisches der Spritverbrauch um rund zu verzichten. Sprichwort: Wenn viele 30 Prozent.

„Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, werden sie das Gesicht der Welt verändern.“

e hen“ grosser Zweier-Kinderwagen locker Platz. Und trotz seiner Grösse ist der Mazda äusserst handlich und dank dem SkyactivMotor auch sehr sparsam. Wären Sie bereit, vom CX-5 auf ein Elektromobil umzusteigen? Das hängt von Mazda ab, lancieren sie ein Elektromobil, steige ich gern um. Nutzen Sie auch ab und zu den ÖV? Ja, in London nutze ich oft Tube, Bus oder auch das Velo. In Los Angeles ist das leider nicht möglich, da bin ich fast ausschliesslich mit dem Auto unterwegs. Das ist mit meinen zwei Töchtern auch einfacher. Sie haben meine Bedürfnisse an ein Auto radikal verändert. Mehr Platz ist nun klar wichtiger geworden. Zum Arbeiten habe ich immer

gRUEN FAHRTIPP

drive.ch Vegane Ernährung www.vegan.ch www.vegusto.ch Joseph Fiennes www.joseph-fiennes.net

97


GRUEN AUTO

Sparsamer Allrounder

PEUGEOT 508 RXH Mit einem schicken Geländekombi lässt Peugeot schon sein zweites Modell mit Diesel-Hybridantrieb zu uns rollen. Der Allrounder mit 18,4 Zentimeter Bodenfreiheit bietet viel Reisekomfort, kann aber seinen höheren Schwerpunkt nicht ganz verbergen. Dank der Kombination von 2,0-Liter-Diesel (163 PS) und Elektromotor an der Hinterachse (37 PS) soll sich der Allradler mit 4,1 l/100 km begnügen. Im Alltag dürfte der Franzose, der im Innern durch viel Platz (Kofferraum: 423–1439 l) und hochwertige Materialien glänzt, etwas durstiger sein. Zu haben ist der üppig ausgestattete 508 RXH ab 59900 Franken. www.peugeot.ch

STILVOLLER LUXUS-HYBRIDE CITROËN NUMÉRO 9 Mit diesem aufregenden Concept-Car zeigt Citroën, wie künftige DS-Modelle aussehen könnten. Neben Limousine und SUV soll auch ein Shootingbreak von den Stilelementen des nur 1,27 m hohen Numéro 9 profitieren. Unter dem attraktiven Blechkleid arbeitet ein Plug-in-Hybridantrieb mit einem CO2-Ausstoss von 39 g/km. Ebenfalls sehr effizient und schon zu kaufen ist der DS5 als Diesel-Hybride mit 3,8 l/100 km. www.citroen.ch

STROMER-FLOTTE IM HÄRTETEST BMW ACTIVEE Bevor BMW mit den speziell für den Elektroantrieb entwickelten Modellen i3 und i8 im Jahr 2013 auf den Markt kommt, testen die Bayern vollelektrisch angetriebene BMW 1er-Coupés. Mit von der Partie sind sieben Schweizer Firmen, die dem BMW ActiveE mit seinem 170 PS starken Elektromotor und einer Reichweite von 160 km beim Feldversuch auf den Zahn fühlen. www.bmw.ch

SCHNELLE GUMMIS AUF EIS

Nokian-Reifen sind auch auf Eis schnell. Das zeigt der neue Weltrekord von 252,09 km/h des Hightech-Elektromobils E-RA auf NokianWinterreifen mit Spikes. www.nokiantyres.ch

VW ECO UP Mit dem Up lancierte VW einen frechen Kleinwagen. Bereits Ende Jahr soll er ab 21400 Franken auch in einer quasimonovalenten Gasversion bei uns vorfahren. Angetrieben wird der Zwerg von einem neu entwickelten 1,0-Liter-Dreizylinder mit 68 PS, der mit nur 2,9 kg/100 km auskommt. Zwei Unterflur-Gastanks mit insgesamt 72 Liter Volumen sowie der 10-Liter-Benzintank verschaffen dem VW damit eine Reichweite von 610 km. www.volkswagen.ch

98

Auto Schweiz www.auto-schweiz.ch Effiziente Autos www.energieetikette.ch Autogewerbeverband der Schweiz www.agvs.ch

Fotos: zvg

VW-ZWERG UP GIBT GAS


GRUEN AUTO

Elektrofloh

Wie eine vierrädrige Ameise mutet der Renault Twizy an. Dank 18-PS-Elektromotor und nur 473 Kilogramm Gewicht ist man im Zweiplätzer flott unterwegs.

Die skurrile Optik des Twizy sorgt für Aufsehen. Zudem garantiert sie dem zweiplätzigen Elektro-Renault auch viele Sympathien.

Fotos: zvg

Text: Jürg A. Stettler Weder Töff noch Auto. Irgendwie speziell und witzig, der vierrädrige Elektrofloh von Renault. Kein Wunder, stösst der Twizy auf viel Sympathie bei anderen Verkehrsteilnehmern. Und zwar bei Alt und Jung. Keck auch seine optionalen Flügeltüren (Aufpreis 800 Franken), die bei jedem Zwischenstopp für bewundernde Blicke sorgen. Selbst beim Ampelstart macht der Zweiplätzer eine gute Figur. Dank 57 Nm Drehmoment hält der Twizy locker mit herkömmlichen Rollern mit und schafft die ersten 50 Meter in nur 6,7 Sekunden. Bei Tempo 80 wird der 17-PSElektromotor dann abgeregelt. Aber selbst bei Höchstgeschwindigkeit fühlt man sich dank Sicherheitskäfig, Vierpunktgurt sowie Airbags stets sicher. Denn auch ohne ABS und ESP liegt der Renault sehr stabil und schiebt bei zu schnell gefahrenen Kurven kontrolliert über alle vier Räder. Der Twizy bietet so viel Fahrspass, dass man eher zu flott unterwegs ist und selten auf die Reichweite achtet. Die soll gemäss Renault zwar 100 Kilometer betragen, aber im Alltag schrumpft sie schnell mal auf rund 60 bis 75. Aufgeladen werden kann das Elektro-Vier-

rad übrigens an jeder herkömmlichen Haushaltssteckdose über ein drei Meter langes Spiralkabel. Bei leerer Batterie dauert dies rund dreieinhalb Stunden. Dann kann man schon zum nächsten Abenteuer mit dem Elektrofloh aufbrechen. Schade nur, dass man den Twizy im Gegensatz zu einigen anderen Ländern bei uns erst ab 18 Jahren und mit Ausweiskategorie B1 (Klein- und dreirädrige Motorfahrzeuge mit Leergewicht von nicht mehr als 550 kg) fahren kann. Dies und der doch stattliche Preis (inklusive Batteriemiete) dürften dazu führen, dass sich in der Schweiz junge Kunden trotzdem eher für einen konventionellen Kleinwagen entscheiden.

FACTS & FIGURES RENAULT TWIZY Antrieb Elektromotor 17 PS, Lithium-Ionen-Akku mit 6,1 kWh Leistung Spitze 80 km/h, 0–45 km/h 6,1 s Reichweite bis 100 km Masse Länge 2,34 m, Breite 1,40 m, Höhe 1,45 m Preis ab CHF 9600.– plus Batteriemiete ab CHF 59.– pro Monat

VARIANTE Der zweiplätzige Elektrofloh Renault Twizy ist auch mit farbigen Sitzbezügen und Aufklebern sowie mit Glasdach erhältlich. www.renault.ch

Renault www.renault.ch Infos zu Elektroautos www.elektroauto-tipp.de Renault Twizy www.twizy.renault.com

99


GRUEN WANDERN

Auf Kutscherwegen durchs Wallis

Die Via Cook führt auf den Spuren der Tourismuspioniere durch das Trienttal. Auf dem Weg begegnet man Zeugen der Belle Epoque, Schluchten und Murmeltieren.

Text: Lisa Merz auf der «Route des diligences», der alten Postkutschenstrasse. Die Strecke ist Teil des Kulturweges Via Cook, welcher der historischen Reise von Thomas Cook durch die Schweiz folgt. Der Engländer organisierte Mitte des 19. Jahrhunderts Gruppenreisen nach Europa. Er brachte den Tourismus auch ins Wallis. So manches Bergdorf wurde in dieser Zeit zur internationalen Berühmtheit und beherbergte Gäste aus der ganzen Welt. Gereist wurde zu Fuss, per Bahn, Schiff, Kutsche und mit Maultieren. Nach der Schluchtbesichtigung wartet auf dem Weg nach Salvan schon das nächste Spektakel – der Ausblick auf die Cascade

1

de Pissevache, einen 114 Meter hohen Wasserfall. Möchte man ihn von nah besichtigen, braucht es einen kleinen Umweg. Hier sollte man nochmals Kraft tanken, denn ab jetzt geht es aufwärts. Der Weg schlängelt sich in 37 Kurven den Berg entlang, uralte, bemooste Steinmauern säumen ihn. Zu Thomas Cooks

HIER GEHTS LANG ROUTE UND INFOS Olten Route Via Cook Luzern Pontarlier (F)

Genève

Spiez

Vernayaz 450 m ü. M.

Grindelwald

Leukerbad Martigny

Salvan

Les Marécottes

Chamonix

Martigny Le Trétien

Chamonix

100

Finhaut 1225 m ü. M.

1 km

ROUTE Start: Bahnhof Vernayaz MC. Ende: Bahnhof Finhaut MC. Dauer: 4 bis 5 Stunden; 900 Meter Aufstieg. Technisch problemlos, aber eher strenge Wanderung. Etappen: Vernayaz, Salvan, Les Marécottes, Le Trétien, Finhaut. Die Route folgt markierten Wanderwegen. GEMÜTLICHE VARIANTE Wer lieber bergab als bergauf geht, beginnt die Wanderung in Finhaut und beendet sie in Vernayaz. FÜR DEN HUNGER Auf der ganzen Strecke laden Bänke für ein Picknick ein. In den Dörfern gibt es Restaurants. INFOS In jedem Dorf entlang der Route hat es einen Bahnhof – Abkürzungen sind kein Problem.

2

Zeiten manövrierten hier Kutschen um die engen Kehren. Die Strecke wurde in den 1850er-Jahren gebaut und konnte zuerst nur von Einspännern befahren werden. Da der Verkehr immer mehr zunahm, wurden enge Kehren aufgehoben, um die Steigung zu reduzieren. Somit konnten auch Zweispänner den Weg passieren. Die Stationsglocken der Martigny-Châtelard-Bahn (MC) läuteten im Jahr 1906 eine neue Epoche im Tal ein – der Tourismus war endgültig angekommen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Hotel nach dem anderen gebaut. Die Gäste kamen aus Frankreich, Belgien, Deutschland, Russland und England.

Manches Bergdorf wurde dank der Route zur Berühmtheit Im ersten Etappenziel, in Salvan, zeugen seither Bauten aus der Belle Epoque von dieser Blütezeit. Zwar ist es um einiges ruhiger geworden, doch noch immer gibt es vieles zu entdecken. So führen vom Dorfplatz

Fotos: Thomas Cook Archives, Zentralbibliothek / Graphische Sammlung und Fotoarchiv, Prisma, Heinz Dieter Finck / Via Storia. Infografik: Nigel Simmonds

Wie müssen die Reisenden damals gestaunt haben, als sie Mitte des 19. Jahrhunderts die Trientschlucht in Vernayaz erblickten. Türkisfarben windet sich der Trientbach 200 Meter tief durch das Gestein des Montblanc-Massivs. Felswände ragen auf beiden Seiten in die Höhe und lassen den Himmel zu einem schmalenStreifenwerden.Genau das haben die Touristen gesucht: ein Abenteuer in der mancherorts noch wilden, wenig erschlossenen Schweiz. Das Naturschauspiel hat nichts von seiner Eindrücklichkeit verloren. Es ist das Highlight zu Beginn der Wanderung von Vernayaz bei Martigny nach Finhaut

Wanderroute www.kulturwege-schweiz.ch Via Storia www.viastoria.ch Öffnungszeiten Gorges du Trient www.vernayaz.ch Salvan www.sal

v


l

1 Der Engländer Thomas Cook organisierte als Erster Gruppenreisen nach Europa – 1863 ging es in die Schweiz. 2 Schon im 19. Jahrhundert beeindruckten die Gorges du Trient die Touristen. 3 Auf einem halbstündigen Spaziergang kann man die Schlucht erkunden. 4 Früher manövrierten Kutschen um die engen Kehren, die sich den Berg hinaufschrauben.

verschiedene Themenwege zu den Sehenswürdigkeiten der Gemeinde: bis zu 7000 Jahre alte Felszeichnungen, Gletscher­ mühlen und verschiedene Aus­ stellungen. Von Salvan geht es nur noch eine halbe Stunde bis nach Les Marécottes mit seinem Zoo. Hier verstecken sich Murmeltiere, sonnen sich Waschbären und hüpfen kleine Ziegen umher. Ein Naturschauspiel ist die an­ grenzende Piscine, die aus dem Felsen gehauen wurde und wo heute als Erfrischung Glace an­ geboten wird.

Für die adligen Gäste in Finhaut spielte im Sommer ein Orchester

3

Weiter geht es zum Weiler Le Trétien mit seinen traditio­ nellen Chalets. Kurz danach passieren die Wanderer die Schlucht des Triège mit ihren drei kühnen Brücken. Auf dem letzten Abschnitt nach Finhaut schrauben sich noch einmal acht Kehren den Berg hinauf. Der Ausblick ins Tal entschädigt für alle Müh – hier oben herrscht nur der Wind! Früher trug er gegen Abend bestimmt die Orches­ terklänge aus Finhaut mit sich. Denn für die adligen Gäste aus England wurden häufig Bälle veranstaltet. Nach dem Dinner machten sie in ihren edlen Abendgarderoben einen klei­ nen Spaziergang im Dorf und tanzten danach in die Nacht. Heute baumeln Verkaufsschil­ der an den einst legendären Palasthotels – mit dem Ersten Weltkrieg sind die reichen Gäste verschwunden. Seinen Charme aber hat sich Finhaut bewahrt.

4

van.ch Zoo Les Marécottes www.zoo-alpin.ch Finhaut www.finhaut.ch Dinosaurierspuren im Vallée du Trient www.emosson-lac.ch

101


gruen money

Bäume als Geldanlage In einen Baum investieren statt in eine Aktie: Das ist das Prinzip von The Tree Partner Company. Die Rendite fällt nach rund zwanzig Jahren an – so lange sollte man eine Aktie halten.

Text: Monique Ryser Wer sein investiertes Geld auch mal anschauen und berühren möchte, ist bei The Tree Partner Company richtig. Hier pflanzt man mit dem angelegten Geld Bäume. Edelhölzer, um genau zu sein. Und zwar in Panama. Die Idee dazu hatte Carol Franklin. Die Ex-Direktorin der Swiss Re

und ehemalige WWF-SchweizChefin ist keine Träumerin, sondern eine Frau der Wirtschaft. Die vor einigen Jahren ganz untendurch musste: Sie war im Verwaltungsrat einer Gesellschaft, die aus finanztechnischen Gründen von der Bankenkommission geschlossen wurde. «Das war das schwerste Jahr meines Lebens», sagt sie. «Ich fühlte mich verantwortlich für die Investoren, die ihr Geld verloren hatten, und musste einfach etwas tun. Mit den grössten Investoren der vorherigen Gesellschaft zusammen kaufte sie für 460000 Dollar das Land und die Bäume in Panama. Investoren-Besuch auf einer der Baumplantagen von The Tree Partner Company in Panama.


Sie überzeugte rund 85 Prozent der vorherigen «Baumpartner», nochmals Geld einzuschiessen. Und siehe da: Es klappte, sie konnten die Investition retten.

Fotos: zvg (2)

Mischwald und Ausgleichsflächen, weil das ökologischer ist «Die Idee, in einen Baum statt eine Aktie zu investieren, war so bestechend, dass wir eine neue Gesellschaft gründeten: The Tree Partner Company, die von der Vergangenheit unbe­ lastet neue Pflanzungen anlegen und neue Investoren aufnehmen kann», erklärt sie. Die Teak­, Ma­ hagoni­ und Spanische­Zedern­ Bäume werden nach ökologi­ schen Kriterien angepflanzt. «Obwohl Teak das wertvollste Holz ist, verzichten wir bewusst auf eine Monokultur, denn das wäre ökologisch nicht vertret­ bar», sagt Franklin. Sie und ihr Mann leben seit einigen Jahren

ebenfalls in Panama und küm­ mern sich eigenhändig ums Pro­ jekt. In der Schweiz ist Jacqueline Jakob­Gallmann als Geschäfts­ führerin die Ansprechpartnerin. «Die Bäume werden regelmässig entastet, damit Stämme ohne Astlöcher entstehen und sie dann schön verarbeitet werden kön­ nen.» Für die Arbeiten werden Leute aus den Dörfern engagiert. Rund ein Viertel der nutzbaren Fläche wird nicht bepflanzt. «Das sind zum Grossteil Schutzgebie­ te in Form von Feuchtgebieten sowie ökologischen Inseln und

Korridoren, um die einheimische Fauna und Flora zu fördern», so Franklin. Zudem wird auf jeder Plantage eine Infrastruktur ge­ baut, dem Vorarbeiter und seiner Familie steht ein Wohnhaus mit Gemüsegarten zur Verfügung, die Arbeiter haben Räume zum Schlafen, Umziehen, Duschen. Nach der Schlussernte soll das Land weiter nachhaltig bewirt­ schaftet werden. Insgesamt besitzt The Tree Part­ ner Company rund 220 Hektaren Land. Davon ist gut die Hälfte bepflanzt, etwa 55 Hektaren sind

„Wir haben Gross­ investoren, aber auch Eltern und Grosseltern, die ihren Kindern und Enkeln einen Baum schenken.“

Schutzfläche. Die ältesten Bäu­ me sind nun etwa fünf Jahre alt. Ein Teakbaum wächst rund elf Meter in den ersten drei Jahren. Trotzdem dauert es rund zwanzig Jahre, bis er gefällt und verkauft wird. «Bei Aktien rechnet man auch mit einem Anlagehorizont von zwanzig bis dreissig Jahren.» Mit Baumplantagen hilft man, CO2 abzubauen, und gibt den Menschen in der Region Arbeit. «Wir sind fast völlig von der Finanzwelt abgekoppelt und bieten einen realen Wert», sagt Franklin. Unter den Aktionären habe es Eltern und Grosseltern, die ihren Kindern und Enkeln einige Aktien zur Geburt schen­ ken, aber auch grössere Investo­ ren. «Bei jedem Investment gilt, dass man nur das Geld anlegen soll, das man kurzfristig nicht braucht. Ein Baum bleibt ein Baum und hat seinen Wert. Aber wie sich der Holzpreis und der Dollar entwickeln, können auch wir nicht vorhersagen.»


GRUEN SHOPPING

Vorboten des Sommers Ob Bergwurst oder Stadthonig, Regenjacke oder Sonnengrill, Papierkörbe oder Seidenwäsche – ein bunter Bio-Mix macht Lust auf den Sommer und den Grillplausch ohne Rauch! Redaktion: Eva Bünter

2

3

BEEREN-POWER ZUM FRÜHSTÜCK

FLEISCHLOS GLÜCKLICH

MULTIKULTI-ÖKO-CHAI

4

5

6

WAS FÜR EIN KÄSE!

ERFRISCHEND GESUND

MINI-GARTEN IN DER KÜCHE

7

8

9

KORSISCHES GEWÜRZ

SEIDIGE TRÄUME

SAISONALES SCHLEMMEN

Diese Birchermüesli-Mischung mit roten Beeren garantiert einen guten Start in den Tag. Im Bio-Regal in der Migros, 700g CHF 6.90

Bio-Tortelloni mit Appenzeller AOC, alle landwirtschaftlichen Zutaten stammen aus biologischem Anbau. Coop, 250g CHF 4.95

Gewürzmischung mit mediterranem Flair aus biologisch angebauten Kräutern von Herbaria. Im Bio-Geschäft, 80g CHF 12.20

104

Es muss nicht immer Fleisch und Käse sein. Der Hummus-Bio-Aufstrich für den vegetarischen Genuss. Spar, 125g CHF 2.90

Kenzai bedeutet «Gesund sein». Der Tee in drei Sorten sorgt für Wohlbefinden. www.kenzai-tee.de, 33cl CHF 2.30

Dieses Fair-Trade-Traumpyjama aus Seide wird in Vietnam handgewoben und mit Reiseetui geliefert. Helvetas, CHF 119.–

Milch vom Hirzel, Tee aus Sri Lanka und eine Flaschenpost auf der Etiketten-Innenseite. www.traktorgetraenke.ch, 250ml CHF 3.60

Eine platzsparende Hängevorrichtung für Kräuter, Blumen, Salate oder mehr. Online bestellen unter www.rrrevolve.ch CHF 89.–

Koch Mark Jensen zeigt anhand schmackhafter Rezepte, wie man gesund und «anständig» kocht. Collection Rolf Heyne, CHF 46.90

Fotos: Paul Seewer, zvg

1

Einkaufen www.coop.ch www.claro.ch www.migros.ch www.burgerstein.ch www.helvetas.ch www.spar.ch www.collection-rolf-heyne.de


10

ALLES IM SACK

Der modische Shopper von Francesco Rossis schenkt acht recycelten PET-Flaschen ein zweites Leben. 28×34×13cm CHF 69.–

13

KNACKIG UND FAIR

Würzige Maniok-Chips von genossenschaftlich organisierten Kleinbauern von der Insel Java. Claro-Shops, 100g CHF 3.90

16

ZÜNDHÖLZLI ZUM NASCHEN

Sieben «Allumettes» in verschiedenen Geschmacksrichtungen aus 100 Prozent BioSchoggi. www.lacuilleresuisse.ch CHF 10.–

18

GUTES AUS DEM GLAS

Tomatencremesuppe mit Wasser erwärmen, und fertig ist die Bio-zertifizierte Mahlzeit. Bei Globus Delicatessa, 400ml CHF 7.90

11

SCHÖNHEIT KOMMT VON INNEN Nährstoffe für Haare und Nägel von Burgerstein. In Apotheken und Drogerien, 90 Tabletten CHF 44.–

14

ELEFANTENSTARK

Znüni und Schulsachen sind im Rucksack aus Bio-Baumwolle gut verpackt. Im WWFShop oder unter www.wwf.ch CHF 39.90

17

FRISCHFLEISCH VOM BERG

Die erste Bratwurst im Pro-Montagna-Produktsortiment. Fleisch und Kräuter stammen aus Schweizer Bergzonen. Coop, 260g CHF 5.50

19

RECYCELTES FLECHTWERK

Die Flechtkörbe «Best Before» werden aus Papier und in Handarbeit in Korea gefertigt. Bei Changemaker, ab CHF 29.–

12

SÜSSES AUS DER STADT

Honig aus Zürich von fleissigen Stadt-Bienen und Imker Peter Schneider. Auf 500 Gläser limitiert! U.a. bei Globus, 350g CHF 19.50

15

ORGANISCHER REGENSCHUTZ

Der Damenmantel «Sabrina» ist regenfest und besteht aus organischen Materialien. Swiss made. www.vingetorix.ch CHF 698.–

20

FEUERLOSER GRILLSPASS Grillieren ohne Holz und Kohle! Der Solargrill CookUp funktioniert nach einem simplen Prinzip: Sonnenstrahlen werden in der Halbkugel konzentriert und gesammelt. So verteilt sich die Hitze auf das Grillgut. 40 Minuten Sonnenschein pro Stunde reichen für 200 Grad Temperatur und sonnengebräunte Grilladen. Um den CookUp «auszuschalten», dreht man einfach die Schüssel um. So günstig und sauber war Grillieren noch nie! Durchmesser 1 Meter, bei Manor, CHF 499.–

www.globus.ch www.rossis.com www.zürihonig.ch www.manor.ch www.herbaria.de www.changemaker.ch

105


GRUEN

Impressum Leitung GRUEN /Verlagsdirektor Urs Heller Mitglied der Chefredaktion Monique Ryser Redaktionsleitung Barbara Halter

ANITA LEHMEIER

Mitarbeit Edith Arnold, Karin Anna Biedert, Eva Bünter, Sylvie Kempa, Kristina Köhler, Anita Lehmeier, Nina Lienhard, Oskar Marti, Lisa Merz, Peter Ruch, Nina Siegrist, Jürg A. Stettler

DIE GRUEN-KOLUMNE

Der Kartentrick

106

Grafik / Produktion Fabienne Rodel (Leitung / Layout) Mathias Bader (Infografik) Doris Wüthrich (Satztechnik) Design Beling Thoenen Design Bildbearbeitung Ringier Redaktions-Services Korrektorat Irène Müller, Susan Winkler Verlag der Ringier-Zeitschriften Dufourstrasse 23, 8008 Zürich Telefon 044 259 61 11 Fax 044 259 68 44 gruen@schweizer-illustrierte.ch

„Schlecht erzogene Zeitgenossen strapazieren tagtäglich meine Nerven.“ ein Kärtchen gebrauchen können mit dem Wortlaut: «Liebe(r) Mitreisende(r). Bitte machen Sie Ihre Maul-und-Klauen-Hygiene im Bad und nicht im Business-Wagen. Danke!» Nageltrimmer oder -lackiererinnen trifft man beim Bahnfahren bisweilen. Ein einmaliges Erlebnis aber bot der ÖVTeilnehmer, der sein Gebiss zahnseidelnd freilegte. Meine Kärtchen kommen prima an. Die Empfänger lesen sie (immer), lassen leicht düpiert von ihrem unflätigen Tun ab (... hurra!) und stecken die Karte ein (selten). Und der nette Herr neulich, der mich fragte, ob er auch ein Kärtchen von mir haben dürfe, bekam eins: meine Visitenkarte. Und ein Date. Womit einmal mehr bewiesen ist: Wer Verkehr will, muss nur freundlich sein.

Nachlesen http://john-irving.com Benehmen Sie sich! www.knigge.de

Marketing Verena Baumann Druck Swissprinters AG 4800 Zofingen Telefon 058 787 30 00 Papier Inhalt: Furioso matt, FSC-zertifiziert, 80 g/m2 Umschlag: WFC, matt gestrichen FSC-Mix, 200 g/m2

Foto: Christian Hug

Kennen Sie Garp? Den wackeren Helden aus John Irvings bestem Roman? Garp regte sich derart über Raser auf, dass er zur Selbstjustiz überging. Er rannte den rücksichtslosen Schnellfahrern wenn nötig durchs ganze Wohnquartier nach, zerrte sie beim nächsten Rotlicht aus dem Wagen und verprügelte sie ordentlich. Prima Idee, gefällt mir. Als Zugpendlerin habe ich gottlob nie mit Rasern zu tun, die meinen Leib oder mein Leben gefährden, nur mit rasend schlecht erzogenen Zeitgenossen. Die strapazieren tagtäglich meine Nerven mit ungebührlichem Verhalten, das zu ignorieren mindestens so anstrengend ist wie Garps Rennerei nach Rasern. Das KANN nicht gesund sein. Um jeden Dauertelefonierer, Zweiplatzbesetzer, Musikmacher, Tickschniefer oder Popler (gibts übrigens alles auch in weiblicher Form) abzumahnen, fehlt es mir an pädagogischem Feuer und auch an Zivilcourage. Man hat sich doch nur ungern dafür, im voll besetzten Pendlerzug Standpauken zu halten, nicht wahr? Ist ja auch irgendwie sehr peinlich. Ich hab mir jetzt eine elegantere Methode einfallen lassen und verteile hübsche, vorgedruckte Kärtchen an die VerkehrsRowdies. Da steht dann drauf: «Liebe(r) Mitreisende(r). Wenn sich in Ihrer Aktenmappe die Kronjuwelen befinden und/oder Ihr Handgepäck ein eigenes Erst-Klass-GA besitzt, lassen Sie es ruhig auf dem Sitz stehen. Wenn nicht, würde ich gern hier Platz nehmen. Danke!» Oder: «Liebe(r) Mitreisende(r). Es gibt schalldichte Kopfhörer, die Ihnen echt exklusiven Musikgenuss garantieren und Ihre Umwelt vor nervigem Ndz-ndz-ndzGedudel verschonen. Fragen Sie Ihren Elektronikfachhändler, und lesen Sie die Packungsbeilage. Danke!» Oder: «Liebe(r)

Bildredaktion Susanne Märki (Leitung) Geraldine Haas

Mitreisende(r). Ihr(e) Kadersitzung/ Scheidungsstrategie/Steuerspar-Kniffe/ Ferienerlebnisse/Anbaggermasche ist/sind viel weniger interessant, als Sie glauben. Bitte erzählen Sie es Ihrem Therapeuten/ Gattin/Golfkollegen/Anwalt persönlich, und beenden Sie Ihr Ferngespräch. Danke!» Immer öfter muss ich im Kärtchenstapel auch das suchen, auf dem steht: «Lieber Gast aus dem grossen Nord-Land. Auch wenn Sie unsere Mundart, die in Ihren Ohren wie eine Halskrankheit klingt, nicht verstehen – wir Schwiizerli verstehen Ihr Hochdeutsch gut. Danke für die Rücksichtnahme auf Ihr Gastland!» Neulich hätte ich


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.