Story des Tages Erzählnachtbroschüre Schreibzentrum PHZH 2016

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STORY DES TAGES # Dein Newsfeed

Silvio S. versteckte

MOHAMEDS LEICHE

auf dem Estrich S.05

Ein ALLIGATOR auf Abwegen S.08 Wenigstens einmal RÜLPSEN, bitte! S.10 Diese Jungs werden zu ewigen VERLIERERN S.04 FEDERER langweilt Nadal S.02


GUTEN MORGEN, LIEBE LESERIN, LIEBER LESER Donnerstag, 3. November 2015. Die Storys des Tages wollen unsere Beachtung und Verachtung. Anstatt uns mit langatmigen Erklärungen aufzuhalten, bringen wir’s in deinem Newsfeed wie immer auf den Punkt! Viel Spass!


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

/08:09

FEDERER LANGWEILT NADAL Amanda Wong Federer und Nadal sit­ z­en beieinander in der Umzieh­kabine des Wim­ bledon-Stadions nach einem nervenaufreiben­ den Spiel.

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als Geschenk, weil ich bester Spieler und Sexiest Man Alive bin, darum. Federer: Ach so ist das. Raffa, mal ehrlich: Woher hast du diese hippen, ne­ onfarbenen Schnürsenkel? Von Galaxus? Nadal: Nike mir gegeben als Geschenk, weil ich bester Spieler und Sexiest Man Alive bin, darum!

Federer: Du Raffa, eine Fra­ge. Ich beneide dich um dein Schweissstirnband. Wie kommst du dazu?

Federer: Ach so ist das. Raffa, unter uns Tennisho­ mies: Wie kommt es, dass du diesen Tennisarm hast?

Nadal: Nike mir gegeben als Geschenk, weil ich bester Spieler und Sexiest Man Alive bin, darum.

Nadal: Weil ich diesen nachts im Bett zusätzlich trainiert habe, was denkst denn du, du Volldepp!

Federer: Ach so ist das. Du, Raffa, woher hast du diese wohlduftende Body­ lotion schon wieder? Milka – äh ich meine Mirka, die hätte bestimmt auch gerne eine als Geschenk. Nadal: Nike mir gegeben


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

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ICH BIN EINE LUSCHE, UND DAS IST AUCH GUT SO

WARUM ALKOHOL UND ZIGARETTEN SO GUT ZUSAMMENPASSEN

Maja Mojsilovic Bei der gestrigen Parla­­ men­­t­s­debatte in Bern kam es zu einem Eklat. Aufgrund einer lautstarken Auseinandersetzung zur Flüchtlingsdebatte schlug ein in Rage geratener Politikstudent einem lan­ desbekannten rechtsorien­ tierten Ratsmitglied mitten ins Gesicht. Beim Versuch, den Hieb zu kontern, rutschte der Politi­ ker auf einer Bananenscha­ le aus und fiel auf die Nase. Peinlich berührt verliess er stürmisch den Saal und jammerte beim Hinausren­ nen: «Ich bin eine Lusche!» Da rief der Student ihm nach: «Und das ist auch gut so!»

Alex Rickert Trudi ist eine Raucherin und sie trinkt fürs Leben gerne. Es ist Herbst. Die Sonne scheint und Trudi hat gute Laune, denn es ist Sonntagnachmittag. Und jede Woche geht sie in die La Ola Bar gleich hinter dem Lochergut. Sie tritt über die Schwelle, sagt der Gabi, die hinter der Bar gerade einen Röteli in der Hand hält, «hoi», grüsst den Peti und winkt dem Raini zu. Gabi, die Barmaid, schenkt Trudi einen Féchi ein und reicht ihr ein Schnapsglas mit dem Be­ leg und einem roten Zettel. Darauf steht «Trudi». Im Fernseher an der Wand


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

läuft das Finalspiel der Swiss Indoors in Basel ohne Ton. Es spielt Roger Federer gegen Rafael Nadal. Raini rückt mit dem Barhocker zu Trudi hin und sagt: «Nächste Woche gehe ich aufs CountrySchiff. Das kostet gar nicht viel.» «Das ist schön», sagt Trudi und danach noch: «So ein schöner Herbsttag.» Das findet Raini auch. Trudi sagt: «Der Nadal ist ein Linkshänder. Weisch wie schwierig. Alles ist sei­ te­n­verkehrt.» «Auf dem Country-Schiff servieren sie einen Dole», sagt Raini. Und: «Weisch, vom Weiss­wein kriege ich immer Hunger.» Trudi zieht die Mundwinkel nach unten und schüttelt leicht den Kopf. Sie ist selig. Der Alleinunterhalter René macht sich am Keyboard bereit, um Musik zu spie­­len. Bevor die Musik anfängt, geht Trudi noch kurz nach draussen, um zu rauchen. Sie zieht kräftig und in kurzen Abständen an der Zigarette. Als sie wieder hereinkommt, singt René

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gerade «ein Prooooosit der Gemüüüt-lich-keit» und Trudi nickt sanft zum Takt. /11:17

DIESE JUNGS WERDEN ZU EWIGEN VERLIERERN Johannes Fuchs 4. Februar 2015: Borussia Dortmund – Augsburg 0:1 –– alter, wie war das spiel heut?!?! –– katastrophe ey, jetzt sind wer so weit und verliern sogar daheim gegn die!! wart nur, diese saison geht’s noch runter in die zweite! –– das glaub ich jetzt ned!!!! sonst trifft der bobadilla doch kein scheunentor aus zwei metern! habn sie wenigstens vernünf­ tig gespielt? –– schön wärs, zum kotzen wars. ich sags dir, diese


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

jungs werden zu ewigen verlierern … wenn nicht n wunder ge­schieht kan­nste wirklich froh sein wennwer nich ab­ steigen …!! –– kloppo muss weg … ich kann gar nich glaubn dass ich sowas über­ haupt denken könnte … –– du sprichstmer aus der se­ele … es ist wirklich hart wie selten bvb fan zu sein in diesen tagen … / 12:01

SILVIO S. VERSTECKTE MOHAMEDS LEICHE AUF DEM ESTRICH Larissa Häberli Der Nebel lag tief an je­nem Abend. Das kühle Nass drang durch seine Kleidung und liess ihn erschaudern.

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Der Wind zerzauste seine Haare, sein Gesicht wir­kte im fahlen Schein der Lat­ erne blass und eingefallen. Totenstille. Ein Geräusch ertönte, er zuckte zusam­ men. Es blieb ihm keine Zeit für Zweifel, Auswege waren nicht in Sicht. Seine Nasenflügel bebten, ein Stöhnen entfloh sei­ nen Lippen. Silvio S., ein hagerer Mann in der Blüte seiner Jahre, schleifte das nasse Paket zum Hausein­ gang und machte sich mit Müh und Not daran, das massige Ding die Treppen hochzuhieven. Wieso ist der Bursche nur so ver­ dammt schwer? Hätte seine Wampe wohl bes­ser weniger vollge­sto­pft, ver­ fluchter Fettsack! Silvio S. brach unter seiner Last fast zusammen. Der süssliche Geruch der Verwesung gepaart mit der zwiebel­ artigen Ausdünstung des Kerls drang ihm bei jedem Atemzug in seine Nase. Als er den obersten Stock erreichte, mussten bereits etliche seiner Ge­r uchs­ zellen das Zeitliche geseg­


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

net haben – dabei war der Typ nicht mal 48 Stunden tot! Wie zum Teufel kann je­mand eine Nase bloss so beleidigen? Die Tür des Estrichs knarz­ te, als er sie langsam öf­­­f­ ne­te. Staub lag wie graues Moos auf dem Mobiliar. Mühevoll trat er ein, die Leiche immer noch hinter sich her schleifend. Die alte Kühltruhe in einer der dunkelsten Ecken bot glücklicherweise Raum genug für drei Stück solch fetter Idioten. Silvio S. beug­ te sich über Mohameds blutverschmier ­tes Gesicht. Hätte seine Dö­n er doch besser ohne Zwi­­e­beln be­ stellt, dachte er amüsiert und ertappte sich beim Gri­n­­sen. Doch dieser An­ flug von Hei­­­terkeit verging kurz darauf beim Versuch, den unförmigen Leichnam in die Truhe zu hieven. Als ob seine Arbeit in der Dönerbude in diesem ab­ gelegenen Kaff nicht schon Strafe genug gewesen wäre. Verdammt! Nun war er auch noch zu­ ständig für die Beschaffung

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des Fleisches – und dieses musste er wohl zuerst noch auf den Dönerspiess kriegen. Da hilft nur Mus­­ kelkraft. Wenigstens bleibt mir so der Gang ins Fit­ness­­center erspart! Und hier lassen wir auch einmal das gute Alte Spri­­chwort gel­ten: Döner macht schöner. /12:40

WARUM SICH AMERIKA WIEDER BETRINKEN DURFTE Pablo Dubach Flüchtlingsströme, Wirt­ schaftssorgen, zu heisses oder zu kaltes Wetter, und natürlich der steigende Alkoholkonsum der Bevöl­ kerung. Viele Sorgen für Obama. Die Lösung, wie Gandhi einst sagte, liegt bei solch schwerwiegenden Sorgen


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

im Alkohol. Amerika darf sich nach dem «Black Mon­ day» also end­lich wieder einmal betrinken. Cheers! /13:26

SPIEL MIR DAS LIED VON DER KOHLENGRUBE Saime Yildiz und Neka Mohanathas Es war einmal ein Mäd­ chen, das keine Familie und Freunde hatte zum Spielen. Sie war einsam. Alle lach­ ten sie immer aus, weil sie alleine dr­aus­sen mit ihrer Gitarre war. Das Mädchen hatte kein Zuhause und musste am Strassenrand ihre Nächte verbringen. An einem reg­nerischen Tag suchte es nach Essba­ rem. Unterwegs rutschte es am Waldrand auf einem nas­sen Stein aus. Als es am Boden lag, ent­deckte es eine Gru­­b e un­­mittelbar hinter einer Tanne. Diese Grube war mit Kohle gefüllt.

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Auf einmal sprach jemand aus dieser Kohlengrube, doch das Mädchen sah die Person nicht. Das Mädchen erschrak und heulte vor Angst. Doch da merkte es, dass es ein Kohlenstück war, das zu ihr sprach. Das Kohlenstück sagte: «Spiel mir das Lied von der Kohlengrube vor.» Das Mädchen zögerte erst und sagte dann: «Ja sicher, das ist mein Lieblingslied.» Als das Mädchen das Lied zu Ende spielte, war die Kohle überrascht, weil es so gut spielen konnte. Das Mädchen freundete sich mit den Kohlenstücken an. Sie hatten Spass zu­s­am­­­­­men. Deshalb blieb es für immer dort. Es war jetzt glücklich mit dem Leben. /14:52

EIN TAG IM LEBEN EINES SCHWEIZER GRAS-DEALERS


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

Semanur Sasivari und Labrini Skarlatos Mark hatte keine Hobbys, dafür eine Familie, die sehr reich war. Die Familie hat­ te aber grosse Pro­bleme. Der Vater war Alkoholiker, die Mutter war drogen­ süchtig und er selbst war der grösste Schweizer Gras-Dealer. Eines Tages wollte ein alter Mann von Mark Gras kaufen. Der Mann war seltsam. Er wollte 2 kg Gras. Mark hatte aber nicht so viel dabei und hätte eine sol­che Menge erst bei seinem Partner Richi be­ stellen müssen. Mark sagte ihm, dass er es erst auf morgen besor­ gen könne. Am nächsten Tag ging Mark zu Richi. Der Mann folgte Mark bis zu Rich­is Garage. Währ­end sie sich austauschten, kam der Mann und sagte: «Grüeziwohl, Kantonspoli­ zei Zürich, ich muss sie lei­ der mitnehmen.» Mark und Richi wollten wegrennen, aber sie schafften es nicht.

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Fünf Polizeiautos stellten sich ihnen in den Weg. Es war das Ende des Schwei­ zer Dealers. / 15:19

EIN ALLIGATOR AUF ABWEGEN Amanda Wong Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, wir be­ finden uns hier im Staat Florida auf der berühmtberüchtigten Alligator Alley und sehen 10 Meter vor uns, wie ausgewach­ sene männliche Alliga­ toren ein Sonnenbad nehmen. Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, welch ein Anblick diese mächti­ gen Kolosse doch bieten! Schon seit langer Zeit leben Mensch und Alligator auf diesem Raum zusammen und nicht selten kommt es vor, dass sich Mensch und Alligator an ungewöhn­ lich­en Orten unverhofft


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

begegnen. Shirley Coleman neben mir hat hierzu eine Geschichte, die sie mit uns teilen möchte. Herzlich willkommen zu einer unserer Live-Shows von «Wild Wilderness – Re­p ­ tiles Uncensored»! Shirley, erzähl uns, was du erlebt hast. «Dear Jerry, das war so: One day fuhr ich in den 7-Ele­ ven-Market, nichts ahnend von alledem, was noch auf mich zukommen sollte! Ich schnappte mir einen Fat Scooter und klapperte alle meine Lieblingsregale ab. I know, I know, der 7-Eleven ist beileibe nicht so gross wie der Walmart, aber the heck with it, ich bin nun mal fett und faul. No offense. Anyways, ich kam gerade aus dem Shop und wollte ins Auto wechseln, da rammte etwas Grosses meinen Fat Sco­oter! Ich erschrak so heftig, dass ich auf das Gas­pedal drück­ te und frontal in meine Wagentür fuhr. On grounds of I don’t know what, stand auf ein­­­mal ein Alligator vor mir und riss sein Maul

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auf! Geistesgegenwärtig wie ich war, legte ich den Rü­ckwärts­gang ein und versuchte dem Ungetüm über den Parkplatz zu entkommen, was mir nur mäs­sig gelang. Ein paar Meter weiter ge­­ riet ich mit dem Scooter ins Schleudern und kippte um. Den Alligator im Seitenblick und den Tod vor Augen da­chte ich: «That’s it. Good­ bye, cruel world». Mir geschah jedoch nichts! Der Alligator stürzte sich stattdessen auf den Fat Sco­oter, kam auf dem Sitz zu liegen und gab grunzend fauchende Töne von sich.» Wow, Shirley, wie kam es denn dazu, dass der Alligator es nicht auf dich abgesehen hatte? «Well, es stellte sich her­ aus, dass dieses Monster tatsächlich domestiziert war. Der Halter, ein Farmer aus der Gegend, war eben­ falls am Einkaufen und hatte vergessen seinen Wagen mit seinem «Haus­ tier» darin abzuschliessen. Anscheinend fuhr der Tier­ halter auch immer mit dem


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

Fat Scooter herum und das Tier dachte wohl, ich hätte seinem Herrchen was angetan und dessen Fat Scooter beschlagnahmt. So jedenfalls erklärte es mir der Farmer.» Wie stehst du nun nach diesem Erlebnis zu Alliga­ toren, Shirley? Immerhin befindest du dich gerade jetzt auf der Alligator Alley, nicht weit von wilden Alligatoren. «That’s a good question, Jerry. Drei Dinge: Erstens hatte dieser Vorfall viel Entschädigungsgeld zu meinen Gunsten zur Folge. Logisch, dass ich gleich Tierhalter und 7-Eleven verklagt habe. Suckers. Zweitens entdeckte ich da­durch eine Marktlücke und bin nun grösster Hersteller und Vertreiber von prohibitive signs and stickers for alligators –­ kurz PSASA. Und drittens machen mir wild lebende Alligatoren keine Angst. Alligatoren mit einem Flair für Fat Scooters jedoch schon.»

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/ 16:05

WENIGSTENS EINMAL RÜLPSEN, BITTE! Stana Radojevic und Erkanda Shala Mein grünes liebes Mon­­ster, / ich mag dich ja wi­r­­­­­­­­k­lich sehr, / hör bitte auf zu rülpsen, / dann mag ich dich noch mehr. Egal an welchem Ort ich bin, / deinem Rülpsen zuzuhören komm ich nicht umhin. In unserem Haus stinkt es nach Socken, / und davon bekomm ich Pocken. / Bitte liebes Monster, lass dein Rülpsen sein, / sonst wirst du rausgeschmissen, dann bist du ganz allein. Grinsend und beflissent­ lich, / fragst du mich ein­ dringlich: Darf ich wenigstens noch


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

einmal rülpsen, bitte? / Das kommt nicht in Frage,  / weil ich das nicht mehr ertrage! /16:43

TIGER IM SCHRANK Ivana Aleksic, Said Bahri, Melissa Belinga, Mouhammad Farhat und Cristin Rinaldi Ich kam nach Hause, ka­putt von der Arbeit, kaputt vom Leben, kaputt von allem. Ich ging durch den Gang direkt zu meinem Bett, ohne irgendwo hinzuschau­ en. Ich lag im Bett, meine Augenlider fielen langsam zu und ich schlief ein. Ich träumte von einem Tiger, der im Schrank lauerte. Ich hörte ihn knurren, doch wollte ich es nicht glauben, und ich schrie: «Mama, Mama!» Sie kam, weckte mich auf und fragte: «Was ist los?» Ich sagte: «Ah, das war nur ein Traum.» Sie sagte: «Ok, dann gehe ich

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schlafen.» Als sie schlafen ging, hörte ich dieses Ge­ räusch wieder. Dieses Mal ging ich nachschauen. Da war tatsächlich ein Tiger im Schrank! Ich fragte ihn: «Wie heisst du?» Er sagte: «Alex und du?» «Ich, ich heisse Mike.» Dann fragte er: «Kann ich dein bester Freund sein? Ich werde immer für dich da sein.» Ich antwortete: «Wenn du mich beschützt, dann ja. Wirst du das auch?» «Ja, werde ich», antwortet er. Ich wusste jedoch nicht, ob ich ihm glauben sollte. / 17:39

SCHÖN GROSS GEMACHT UND DANN ETWAS KLEIN GEDACHT Fabienne Bachmann und Adna Adilovic Am vergangenen Freitag gab es im Inselspital Bern einen Amoklauf, bei


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

dem mehrere Hundert Menschen gestorben sind. Der Täter wollte sich rächen, da seine Frau in diesem Spital gestorben war, weil ihre Geräte ausge­ schaltet worden waren. Viele Menschen wurden angeschossen oder starben, doch eigentlich wollte der Täter nur drei spezifische Ärzte erschies­ sen und sich dann selber richten. Aber sein Plan ging nicht auf, weil er einen der drei Ärzte nicht auffinden konnte. Er hatte nur noch eine Kugel. Damit schoss er sich dann selber ins Gehirn. /18:14

ELEKTRO IN NORDKOREA Monique Honegger Elektro in Nordkorea oha / Wo ist das Beurteilungsinstrument / Hoffentlich kommt es ganz geschwend / mit oder ganz ohne Boa

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So ist es eben mit dem Strom / er ist – und bleibt immer / ein unfassbarer Zitterglimmer / Da freut sich ziemlich jeder Gnom Elektro zog sich die Schuhe an / stieg auf sein ZweiradFlugzeugdings / spreizte die Flügel weit und schwings / hob er ab und gen Himmel an In den rauen Lüften dort / erspähte er einen Spatz gefiedert / mit Zigaretterin im Mund ungefliedert / sprach er das runde Zau­ berwort. ort kele ort kele ort ke le ortkele / er konnte den Ton­ fluss nicht mehr stoppen / und hatte nur noch Lust zu poppen / ortkele ortkele ortkele ortkele Kaum versiegte das Wort in seinem Mund / drängte ein anderes aus dem Magen von Trenor / vorbei an Gurgel durch Zähne her­ vor / und dies tat er allen Spatzen kund:


STORY DES TAGES # Dein Newsfeed / 03.11.2015

Rotklee Rotklee Rotklee Rotklee / Es blieb am Zahn­ fleisch vorerst kleben / um beim Formulieren dann zu beben / soweit so bebsam im weissstummen Schnee. In Nordkorea fand er seine Ruh / Beblos, verklebt, / gekleet und rot / gleichsam simpel krass mausetot / mit Grab und Decke und Wolkenkuh. /19:07

DER KÖNIG DER HERINGE Dieter Wiesflecker König sein ist en vogue, vor allem für Menschen und nicht nur für Heringe. Und das am liebsten in der Schweiz. Da die Schweiz schon sehr lange keinen Kö­­ nig mehr hatte, ist sie reif dafür. Weg mit demo­kra­­ tischen Hürden und rein in die Diktatur. Funktioniert am besten mit Königen, die mindestens 28 Jahre lang

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genau wissen, wie es laufen soll. Kurz vor dem Tod des Königs sollte der Thronfol­ ger bereit stehen und dafür braucht der König eine frische und unverbrauchte Königin. Der König braucht Liebe. Leider sind Liebe und Dik­tatur in­kompatibel, also stirbt der König ohne Thron­­folger und erst nach an­schliessendem Gemet­ zel lernen die Untertanen, wieder miteinander zu spre­­chen und sich der ge­ meinsamen Ziele bewusst zu werden. Die Schweiz hält zusammen und wählt einen neuen König, indem sie ein 110 Jahre altes, fast unverändertes Regelwerk strikte befolgt. Klare, einfa­ che Regeln. Und bei Fouls gibt es Gelb oder Rot.


IMPRESSUM Die Texte entstanden anlässlich der Schweizer Erzählnacht 2015. Autorinnen und Autoren: Pablo Dubach, Johannes Fuchs, Larissa Häberli, Monique Honegger, Maja Mojsilovic, Alex Rickert, Dieter Wiesflecker, Amanda Wong und die Sekundarschülerinnen und -schüler Adna Adilovic, Ivana Aleksic, Fabienne Bachmann, Said Bahri, Melissa Belinga, Mouhammad Farhat, Neka Mohanathas, Stana Radojevic, Cristin Rinaldi, Erkanda Shala, Semanur Sasivari, Labrini Skarlatos, Saime Yildiz. Herausgeber: Schreibzentrum PH Zürich 2016. Produktionsleitung: Erik Altorfer und Alex Rickert. Redaktion: Gabriel M. Sánchez, Nina Vogt und Amanda Wong. Gestaltung: Pia Fischer. Druck: OK Haller Druck AG. © 2016 Schreibzentrum PH Zürich. Auflage: 150 Exemplare.



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