„Gastronomie heißt oft: Hektik, Stress und improvisieren. Aber nicht bei den Geschäftszahlen – dank meiner Steuerberaterin.“
Christiane
Machhörndl, Kaffeerösterei Machhörndl
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LiebeLeserinnen, liebeLeser!
UnsereHandwerkskammerfeiert125.Geburtstag. 125 Jahre Geschichte des norddeutschen Handwerks, der Tradition und zahlreicher Veränderungen an und um unsere Standorte Braunschweig, Lüneburg, Stade und Königslutter - aber auch Ereignisse an denen wir zurecht festhalten: So feiernwirbeispielsweiseunserGinkgofestbereitsseitlanger ZeitundfreutenunsauchindiesemJahrwiederüberdie Gäste aus Politik,Wirtschaft,Verwaltung und Handwerk aufdemKammerhofinBraunschweigunterdemGinkgobaum, der ähnlich viele Jahre zählt wie unser Jubiläum. Seien Sie neben der Berichterstattung über diesesTraditionsfest auch gespannt auf ein paar Einblicke in unsere Kammergeschichte,außerdemindienaheZukunft,indie wir mit Hilfe von Bund und Land so stark investieren. Hierzu gibt es eine Kurzchronik zur Kammergeschichte, zu der direkt ein QR-Code führt. Das Richtfest für unser neues Werkstattzentrum in Lüneburg hat bereits stattgefunden, wir werden moderner, zukunftsgerichteter, stets dieWeiterentwicklung für das Handwerk im Blick. AbernichtnurdieHandwerkskammer,aucheinigeunserer Mitgliedsbetriebe gibt es seit dem Jahr 1900, einen Bäcker aus Buxtehude und einen KfZ-Meisterbetrieb
aus Braunschweig stellen wir in dieser Ausgabe vor. Die Handwerkskammer Braunschweig-LüneburgStade hat eine vielseitige Geschichte, seit der Kammerfusion Lüneburg-Stade und Braunschweig im Jahr 2009 bin ich nun der dritte Präsident in meiner dritten Amtsperiode. Ich bin sehr stolz auf eine bewegte Handwerkskammer-Vergangenheit und all die Projekte und Investitionen, die wir noch umsetzen werden in unseren Technologiezentren, an allen Standorten und im gesamten Kammerbezirk vom Harz bis ans Meer. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr
Matthias Steffen und Detlef Bade im Interview 10 Investitionen in die Zukunft
Handwerkskammer plant Baumaßnahmen
14 GingkofestderHandwerkskammer
Forderung nach mehr politischer Unterstützung
20 WegweiserWeiterbildung
Neues Projekt gegen den Fachkräftemangel
125JAHREHANDWERKSKAMMERN
22 BetriebeanlässlichdesKammerjubiläums Was sie sich von den Kammern wünschen 24 WasdasEhrenamtkann
Die Zukunft im Handwerk aktiv mitgestalten
38 AngebotederHandwerkskammern Nutzen Sie diese Dienstleistungen?
BETRIEB
46 FriseureimVisier
Was sich hinsichtlich Schwarzarbeit ändern soll
47 Soka-BauundZollverwaltung
Gemeinsam gegen die Schattenwirtschaft
48 Umsatzsteuervoranmeldung
Fünf Fehler, die Sie vermeiden sollten
50 Steuerhinterziehung
Chefin mehrerer „Servicefirmen“ verurteil
50 Umzug
Wann lassen sich Umzugskosten absetzen?
VERANSTALTUNG
52 Mobilitätneugedacht
Das war das FORUM mobility & work
PANORAMA
56 ZwischenTraditionundWandel
Nicht nur die Handwerksorganisation hat 2025 Grund zum Feiern.
IMPRESSUM
58 Pflichtangaben
Regionales Event feiert Premiere
DieFORUMmobility&workist eine Mischung aus Fuhrpark- und Mobilitätsthemen auf der einen und Betriebsführungsthemen auf der anderen Seite. Ein Rückblick. |52
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125 Jahre Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade –ein Interview mit Präsident Detlef Bade und Hauptgeschäftsführer Matthias Steffen.
Im Jubiläumsjahr richten beide den Blick nicht zurück, sondern nach vorn: Was macht die Handwerkskammer heute so wichtig? Warum ist sie auch morgen unverzichtbar? Und was bedeutet eigentlich Selbstverwaltung für das Handwerk?
Herr Bade, Herr Steffen – 125 Jahre Handwerkskammer: Was feiern wir da eigentlich?
» Detlef Bade: Wir feiern keine Institution um ihrer selbst willen, sondern das, wofür sie steht: das selbstverwaltete Handwerk, das Miteinander von Ehren- und Hauptamt und die vielen Handwerkerinnen und Handwerker, die sich einbringen, Verantwortung übernehmen und unsere Branche stark machen. 125 Jahre Handwerkskammer heißt: 125 Jahre Einsatz für Qualität in der Ausbildung, Gewerbeförderung und dafür, dass das Handwerk eine Stimme hat.
» Matthias Steffen: Unsere Stärke liegt darin, dass wir uns aus dem Handwerk heraus organisieren, und zwar mit klaren gesetzlichen Aufgaben und viel ehrenamtlichem Engagement. Gerade das macht unsere Arbeit so wirksam: Wir wissen, wovon wir sprechen, wenn wir uns für das Handwerk einsetzen. Das war 1900 so, und das gilt auch heute – vielleicht mehr denn je.
Stichwort Selbstverwaltung: Was bedeutet das konkret für die Mitgliedsbetriebe?
» Bade: In der Vollversammlung und dem Vorstand der Handwerkskammer sitzen Menschen aus dem Handwerk – Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber, Beschäftigte, Ausbilderinnen und Ausbilder – als gewählte Vertretende für unsere Mitgliedsbetriebe. Sie gestalten von der Berufsausbildung über Prüfungen bis zur Interessenvertretung alles mit. Selbstverwaltung heißt daher vor allem: Diejenigen, die es betrifft, reden mit, statt dass der Staat alles vorgibt.
» Steffen: Und das auf Augenhöhe und vor allem auch Arbeitgebende und Arbeitnehmende gemeinsam. Das ist gelebte Demokratie und eine große Stärke des Handwerks, die sonst in kaum einer Branche so ausgeprägt ist. Es ist unser gemeinsames Interesse, dass das Handwerk zukunftsfähig bleibt. Das schaffen wir mit Engagement, mit Praxiswissen und einem klaren Blick für die Herausforderungen vor Ort.
Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für das Handwerk – und wie hilft die Kammer, ihnen zu begegnen?
» Bade: Der Fachkräftebedarf ist wohl das dringendste Problem, das ist ähnlich wie vor 125 Jahren. Gute Ausbildung, gute Arbeitsbedingungen, gute Perspektiven – darum müssen wir uns kümmern. Das geht nicht ohne die Handwerkskammer. Wir organisieren die Ausbildung, wir prüfen, wir entwickeln gemeinsam mit den
Umzug der Kammer Lüneburg in das neu errichtete Verwaltungsgebäude in der Friedenstraße in Lüneburg
Namensänderung der Kammer Lüneburg in „Lüneburg-Stade“
Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Präsident
Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
brauchen
Betrieben neue Wege. Das Ehrenamt bringt Erfahrung aus dem Alltag. Das Hauptamt sorgt für Struktur und Umsetzung. Zusammen entwickeln wir Lösungen, die praxisnah und wirksam sind. Das macht die Kammer besonders.
» Steffen: Zudem wächst der Druck durch Bürokratie, Digitalisierung und Nachhaltigkeitsanforderungen. Viele Betriebe wollen da mitgehen, aber sie brauchen Unterstützung. Wir helfen bei Fördermitteln, Digitalisierung, Nachfolge, Umweltauflagen. Und wir setzen uns gegenüber der Politik dafür ein, dass die Rahmenbedingungen immer auch an den Bedürfnissen des Handwerks ausgerichtet werden. Das ist ein zentrales Element unserer Interessenvertretung.
125 Jahre Geschichte – aber was bedeutet das für die Zukunft?
» Bade: Das Handwerk wird sich weiter verändern. Aber es bleibt unverzichtbar, daran wird auch die KI nichts ändern. Die Handwerkskammer ist die Organisation, die diesen Wandel begleitet. Und sie ist ein Ort, an dem man sich austauschen, vernetzen und weiterentwickeln kann.
» Steffen: Wir werden noch digitaler, noch flexibler und müssen dabei trotzdem nah am Betrieb bleiben. Persönliche Beratung, praxisnahe Bildungsangebote, politische Präsenz – das bleibt unser Fundament. Wir wollen ein starker Interessenvertreter gegenüber der Politik und in der Öffentlichkeit bleiben. Dafür brauchen wir die
Unterstützung unserer Mitglieder und des Ehrenamtes – und natürlich ihr Vertrauen.
Welche Rolle spielt Bildung für die Kammer?
» Bade: Eine zentrale. Ausbildung ist eine unserer Kernaufgaben, und zwar von der Beratung bis zur Prüfung. Wir setzen uns dafür ein, dass junge Menschen ins Handwerk finden und dort Perspektiven haben.
» Steffen: Unsere Bildungszentren sind modern aufgestellt. Ob Meisterkurse, Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung oder Fort- und Weiterbildung: Wir qualifizieren Handwerkerinnen und Handwerker für die Zukunft, und das auf höchstem Niveau.
Was wünschen Sie sich für das Handwerk – und die Kammer – in den nächsten Jahren?
» Bade: Ich wünsche mir, dass junge Menschen wieder mehr Lust aufs Handwerk bekommen. Dass wir zeigen können: Handwerk ist modern, sinnvoll, zukunftsfähig. Und ich wünsche mir, dass das Ehrenamt weiter so stark bleibt, denn das ist der Motor unserer Selbstverwaltung.
» Steffen: Ich wünsche mir mehr gesellschaftliche Anerkennung für das, was Handwerkerinnen und Handwerker leisten. Und ich wünsche mir, dass die Politik begreift: Ohne das Handwerk geht nichts. Unsere Aufgabe als Handwerkskammer ist es, genau das sichtbar zu machen und unsere Mitglieder zu unterstützen. Wir sind da, wenn Betriebe uns brauchen. Und wir bleiben es auch.
Mit einem klaren Bekenntnis zur Fachkräftesicherung und technologischen Weiterentwicklung ihrer Bildungsstätten investiert die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade in ihre Technologiezentren (TZHs) und Verwaltungsgebäude. An allen Standorten sind in den kommenden Jahren diverse Baumaßnahmen geplant. Am Standort Königslutter entsteht bis Mitte 2028 das neue Bildungszentrum MoLaTec – Mobilitäts- und Landbautechnik. Das Projekt zielt darauf ab, einen modernen Schulungsstandort für die Bereiche Kfz-, Land- und Baumaschinentechnik sowie nachhaltige Antriebstechniken zu etablieren. Geplant ist ein Kompetenzzentrum mit direkter Anbindung an die Automobilwirtschaft, die Landwirtschaft und Forschungseinrichtungen der Region. Kernpunkte des Projekts sind die Modernisierung und Umnutzung der bestehenden Gebäude des ehemaligen Steinmetzzentrums. Vier Steinmetzwerkstätten werden zu Kfz-Werkstätten umgebaut. Die Aus- und Weiterbildung des Kfz-Handwerks wird nach Abschluss der
Baumaßnahmen vom Technologiezentrum Braunschweig nach Königslutter verlagert. Auf einer Freifläche werden außerdem in zwei neuen Hallen großzügige und technisch zeitgemäße Werkstätten für die Ausbildung in der Land- und Baumaschinentechnik errichtet. Das Projektvolumen liegt bei rund 16 Millionen Euro. Davon werden etwa 85 % durch Fördermittel von Bund aus Mitteln der Strukturfondsförderung der ehemaligen Kohleregion Helmstedt finanziert. Die Kammer selbst trägt rund 2,5 Millionen Euro. Das neue Bildungszentrum wird Kurse der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU), Meistervorbereitung, Prüfungsvorbereitungen sowie Fortbildungen wie zum Beispiel zum Kfz-Servicetechniker bieten. Auch Existenzgründer und Betriebsnachfolger sollengezieltangesprochenundunterstützt werden. „Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade wird nach Abschluss der Arbeiten auch im südlichen Kammerbezirk einen zusätzlichen modernen und leistungsstarken Bildungsstandort für dieseweiterhinwachsenden
Handwerksbereiche anbieten und damit einen Beitrag zur Bewältigung des Technologie-undStrukturwandelssowiezum Technologietransfer in die kleinen und mittleren Unternehmen der Region, speziell auch im Zuge der Transformation der Wirtschaft, leisten“, sagt Kammerhauptgeschäftsführer Matthias Steffen. Mit weiteren Bauprojekten sollen auch die Standorte Braunschweig, Lüneburg und Stade gestärkt werden. Am Verwaltungssitz am Braunschweiger Burgplatz wird aktuell die Entwässerungs- und Elektroinfrastruktur modernisiert. Historische Gebäudeteile wie die Fassade oderderTurmimInnenhofwerdendenkmalgerecht saniert. Am Verwaltungssitz in Lüneburg wird ein modernes Bürogebäude errichtet, das barrierefrei mit dem denkmalgeschützten Altbau verbunden wird. Der Baubeginn ist für 2026 vorgesehen. Die Gebäude in der Stresemannstraße und Johannisstraße werden aufgegeben, um die rund 100 Mitarbeitenden künftig zentral zusammenzuführen und so die Servicequalität der Handwerkskammer noch weiter zu steigern.
Auch der Altbau wird saniert und technisch aufgewertet. Das TZH Lüneburg wird in drei Bauabschnitten erweitert: Im Werkstattzentrum3entstehenbisAnfang 2026 neue Kfz- und Fahrzeuglackierwerkstätten. Im Werkstattzentrum 2 ist die Erneuerung der Werkstätten für Maurer, Zimmerer und Tischler geplant. Der BauantragliegtzurPrüfungvor,derAbrisssoll 2026erfolgen.DanachwirdmitdemNeu-
baubegonnen.FürdenGeschäftsbereich Berufliche Bildung, der im April 2025 in das Technologiezentrum umgezogen ist, wird ab 2026 der Verwaltungstrakt aufgestockt. Auch im TZH Braunschweig ist nachAbschlussdesKönigslutter-Projekts einumfassenderUmbauvonWerkstätten mit Teilrückbau und Neubau ab 2028 geplant.ImTZHStadesindzurOptimierung der Werkstätten ebenfalls Modernisie-
rungsmaßnahmen in Vorbereitung. „Diese Projekte unterstreichen den Anspruch der Kammer, ein verlässlicher Partner für die Mitgliedsbetriebe und ihre Mitarbeitenden und Auszubildenden zu sein, und zwar mit leistungsfähigen Bildungszentren und einer zukunftsgerichteten Infrastruktur“, erklärt Kammerpräsident Detlef Bade. Die Handwerkskammer sei damitfürdieZukunftgutaufgestellt. W
Tätowierungen gelten schon seit langem als Ausdruck individueller Lebensgestaltung. Laut Statistiken ist in Deutschland etwa jeder dritte Erwachsene tätowiert. Auch im Arbeitsumfeld sind Tätowierungen weitgehend akzeptiert. Doch nicht jedesTattoo gelingt - sowohl aus optischer als auch aus medizinischer Sicht. Welche arbeitsrechtlichen Konsequenzen sich aus letzterem für einen Arbeitnehmer oder einer Arbeitnehmerin ergeben können, verdeutlicht ein aktuelles Urteil des Landesarbeitsgerichts (LAG) Schleswig-Holstein (Urteil vom 22.05.2025, Az.: 2 Ca 278/24). Der Fall: Eine als Pflegehilfskraft beschäftigte Arbeitnehmerin ließ sich einTattoo auf den Unterarm stechen. In der Folge entzündete sich die tätowierte Stelle; die Arbeitnehmerin wurde für mehrereTage
krankgeschrieben. Die Arbeitgeberin verweigerte für diesen Zeitraum die Entgeltfortzahlung gemäß § 3 Abs. 1 Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG), worauf die Arbeitnehmerin Zahlungsklage erhob. Sie argumentierte vor Gericht, sie verlange keine Zahlung für den Zeitpunkt derTätowierung, sondern für die nachträgliche Entzündung. Diese sei eine seltene Komplikation, die nur in etwa 1 bis 5 Prozent der Fälle auftrete.Tattoos seien heute weit verbreitet undTeil der geschützten privaten Lebensführung. Mit der Entscheidung zurTätowierung habe die Klägerin bewusst ein Risiko übernommen, hielt die beklagte Arbeitgeberin dagegen. Dass sich eine frischeTätowierung entzünden könne, sei ein bekanntes und nicht ungewöhnliches Risiko, was die Klägerin selbst zu tragen habe. Damit sei die Erkrankung eben nicht „verschuldensfrei“ im
ArbeitfürSicherheit,Brandschutz undauchdenKlimaschutzist“,sagt DunjaKreiser. W
Instagram: @dunjakreiser
Sinne des EFZG. Das LAG folgte der Ansicht der Beklagten und wies die Zahlungsklage ab. Die Begründung: Nach § 3 Abs. 1 Satz 1 EFZG entfällt der Anspruch auf Lohnfortzahlung, wenn dasVerhalten des Arbeitnehmers einen groben Verstoß gegen das eigene Gesundheitsinteresse darstellt. Die Klägerin habe selbst vorgetragen, das Hautentzündungen nachTätowierungen in bis zu 5 Prozent der Fälle auftreten können. Diese Wahrscheinlichkeit sei nicht vernachlässigbar und stelle keine außergewöhnliche oder völlig fernliegende Komplikation dar. Auch bei Medikamenten gilt eine Nebenwirkung als „häufig“, wenn sie in mehr als 1 %, aber weniger als 10 % der Fälle auftritt, so das Gericht. Die Klägerin habe ihre Arbeitsunfähigkeit selbst verschuldet, da sie sich bewusst einem
Verletzungsrisiko ausgesetzt und mit ihrem Verhalten einen groben Verstoß gegen das eigene Gesundheitsinteresse begangen habe. Fazit: Wenn sich Arbeitnehmende aus privaten Gründen einem Risiko aussetzen, das typischerweise zu gesundheitlichen Komplikationen führen kann, tragen sie dieVerantwortung für die daraus resultierende Arbeitsunfähigkeit. Ein Tattoo kann damit dreimal schmerzen: Beim stechen lassen, bei einer möglichen Entzündung und bei einer Arbeitsunfähigkeit ohne Entgeltfortzahlung.
Präsident Bade fordert: „Wirtschaftspolitik vom Handwerk aus denken.“
SANDRAJUTSCH
Eine stärkere politische Unterstützung des Handwerks hat der Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade anlässlichdesGinkgofestsinBraunschweig gefordert. „Wir haben kein Verständnis dafür, dass zentrale Versprechen zur Entlastung kleiner und mittlerer Betriebe im Bundeshaushalt 2026 keinen Niederschlag
„EsistZeit, vomMittelstandauszu denken.“
DetlefBade
finden“, so Bade. Weder die angekündigte Stromsteuersenkung für alle Betriebe noch dieimKoalitionsvertragzugesagteEinkommenssteuerentlastungseienbisherberücksichtigt. „Hier muss die Koalition nacharbeiten.“Esfehlezudemweiterankonkreten Schritten für die nötigen Strukturreformen im Steuer- und Abgabensystem, bei den Lohnzusatzkosten,imSozialversicherungs-
system und der Bürokratieentlastung. „Der Veränderungsnotstand ist mittlerweile groß“, so Bade. Das Handwerk sei eine tragende Säule der Gesellschaft: „Es steht für Verlässlichkeit, für Ausbildung, für Innovation. Aber dass es dem Handwerk gut geht, ist kein Selbstläufer.“ Notwendig sei deshalb ein politisches Umfeld, das Unternehmertum fördere und den Mittelstand stärke: „Es ist Zeit, die Wirtschaftspolitik vomHandwerkundMittelstandauszudenken.“ Der Austausch zwischen Handwerk, PolitikundGesellschaftseidaherwichtiger denn je. Rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Handwerk waren im Hof der Handwerkskammer am Braunschweiger Burgplatz zum traditionellen Ginkgofest zusammengekommen. Unter ihnen zahlreiche Mitglieder des Bundestags, des Europäischen Parlaments und des Niedersächsischen Landtags sowieVertreterinnenundVertreterderStadtundRegion Braunschweig. W
Als Gesche und Conrad Dietz ihrWohnund Geschäftshaus errichten und eine kleine Bäckerei eröffnen, beginnt eine Geschichte, wie sie typisch ist für das Handwerk – bodenständig, familiär, zukunftsorientiert. Heute, 125 Jahre später, ist die Bäckerei Dietz ein regional verankerter Handwerksbetrieb mit elf Filialen, über 130 Mitarbeitenden und einer klaren Philosophie: Qualität, Verlässlichkeit und Liebe zum Bäckerhandwerk.Was 1900 mit Auslieferungen per Pferdekutsche begann, hat sich über vier Generationen zu einem modernen mittelständischen Unternehmen entwickelt. Bereits der Gründer Conrad Dietz war seiner Zeit voraus: Neben Brot bot er auch Kuchen und Baiser an –damals keine Selbstverständlichkeit. Die Geschichte der Bäckerei ist jedoch nicht nur von Innovation, sondern auch von familiärer Resilienz geprägt. Als Adolf
Dietz während des ZweitenWeltkriegs vermisst wird, führt seine Frau Anni das Unternehmen mit Schwiegervater Conrad weiter – und sichert so das Überleben des Betriebs in dunklen Zeiten. Mit Adolf jr. und seiner Frau Helga beginnt in den 1980er Jahren die Zeit der Filialisierung. Die Eröffnung eines kombinierten Ladengeschäfts mit der Fleischerei Hartmann in der Buxtehuder Bahnhofstraße 1984 ist ein Meilenstein und Ausdruck moderner Betriebsführung. Seit 1996 steht Ralf Dietz mit seiner Frau Anja an der Spitze. Das Paar führt das Unternehmen mit viel Augenmaß, erweitert die Produktion behutsam, aber konsequent und bleibt dabei stets den handwerklichen Grundwerten verpflichtet. Ein Markenzeichen: die Entscheidung, sonntags und feiertags geschlossen zu bleiben – aus Überzeugung und mit Blick auf die Lebensqualität der Beschäftigten. Ralf Dietz ist ein
Handwerker mit Herz, dessen Tag oft um Viertel vor drei beginnt – ohneWecker.
Anja Dietz wiederum ist die kaufmännische Chefin des Hauses und prägt die Unternehmenskultur entscheidend mit.
Beide haben mitWeitblick ein stabi-
les Fundament gelegt, auf dem die nächste Generation aufbauen kann. Die fünfte Generation steht längst bereit: Tochter Annelen Dietz, Konditormeisterin, bringt internationale Patisserie-Erfahrung aus Wien mit und verleiht süßen Kreationen wie den Zitronen-Sahneschnitten oder „Unser Franz“-Likör eine moderne Handschrift.
Sohn Jochen Dietz, Bäckermeister und studierter Betriebswirt, denkt Digitalisierung und Teamführung neu – mit einer klarenVision: Führung auf Augenhöhe und Qualität ohne Kompromisse. In der Backstube in Hedendorf riecht es heute noch wie vor 125 Jahren nach frisch gebackenem Brot – und doch ist kein Tag wie der andere. Das Team um Ralf, Anja, Annelen und Jochen arbeitet täglich daran, traditionelleVerfahren mit neuen Ideen zu verbinden. Das „Scheunenbrot“, ein über 45 Stunden geführtes Dinkelbrot, steht dabei exemplarisch für die Philosophie des Hauses: Zeit, Sorgfalt und echter Geschmack statt industrieller Schnelllebigkeit. Und so steht die Bäckerei Dietz heute nicht nur für Brot, Brötchen und Kuchen, sondern für gelebte Handwerkstradition, für Zusammenhalt über Generationen und für eine Haltung, die gerade in unsicheren Zeiten Mut macht. W
Was 1900 als kleine Schmiede im Mascheroder Schmiedeweg begann, ist heute ein moderner Kfz-Meisterbetrieb mit familiärerTradition. Die Firma Klinzmann feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen – und blickt damit auf eine bewegte Geschichte zurück, die eng mit dem Wandel des Handwerks verknüpft ist. Am 1. Juli 1900 erwarb Schmiedemeister Otto KlinzmanndasAnwesenamSchmiedeweg. Seine Arbeit galt vor allem den Landwirten der Umgebung: Pferde beschlagen,Wagen reparieren, schwere Schmiedearbeiten –das war das tägliche Geschäft. Doch mit der Zeit verloren dieseTätigkeiten an Bedeutung. Hermann Klinzmann, Ottos Sohn, stellte den Betrieb in den 1930er-Jahren auf moderne Anforderungen um. Mit Beginn der Motorisierung öffnete sich die Familie dem neuen Handwerk: der Repara-
tur von Automobilen. Einen großen Schritt wagte Gerhard Klinzmann im Jahr 1960: Er errichtete eineTankstelle mit kleiner Werkstatt. Diese entwickelte sich schnell zu einer dörflichen Kommunikationsstelle. 1966 übernahmen Gerhard und seine Ehefrau Else die Leitung des Unternehmens. Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt von stetigem Ausbau: eine neueWerkstatt, die Erweiterung des Serviceangebots und der Übergang zur modernen Kfz-Instandsetzung. Die Nachfolge blieb fest in Familienhand. Frank Klinzmann, Sohn von Gerhard und Else, erlangte 1986 seinen Meistertitel als Kfz-Mechaniker und trat in den elterlichen Betrieb ein. 1997 übernahm er dieWerkstatt endgültig. Gemeinsam mit seiner Frau Sabine baute er das Unternehmen kontinuierlich weiter aus. Reifenlager, moderneWerkstattausrüstung
Stauch Metalltechnik GmbH, Tarmstedt, am 01.08.2025
und eine enge Partnerschaft mit Zulieferern stärkten die Position des Betriebs. Im Laufe der Zeit wurde dieTankstelle aufgrund gestiegener Umweltauflagen geschlossen, doch dieWerkstatt blieb das Herzstück des Unternehmens. Die Einführung eines umfangreichen Reifenservices, die Einrichtung zusätzlicher Lagerkapazitäten und die Einstellung qualifizierter Fachkräfte wie Maik Niemeier und Kevin Schneyer prägten die jüngere Geschichte. Besonders Schneyer, der im Betrieb seine Ausbildung absolvierte und später selbst die Meisterprüfung bestand, steht für die erfolgreicheVerbindung vonTradition und Nachwuchsförderung. Heute ist die Kfz-Werkstatt Klinzmann ein fester Bestandteil des Stadtteils Mascherode. Viele Kunden halten der Familie seit Jahrzehnten dieTreue. W
40-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN
Friseurmeisterin Siegrid Ness, Lemgow, am 15.08.2025
25-JÄHRIGE SELBSTSTÄNDIGKEIT
Michael Gaede-Kelle, Elektrobetrieb, Suderburg, am 01.08.2025
Stefan Stauch, Metallbauerbetrieb, Tarmstedt, am 01.08.2025
75-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN
Helmut Baxmann Heizungsbau GmbH, Celle, am 15.08.2025
100-JÄHRIGES
BETRIEBSBESTEHEN
Timo Bartling Land- und Gartentechnik e. K., Gilten, am 01.06.2025
25-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM
Friseurmeisterin Christiane Noak, Kirchtimke, am 04.08.2025
Friseurmeisterin Sabine Henning, Bergen/Dumme, am 11.08.2020
50-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM
Landmaschinenmechanikermeister Walter Wolter, Twistringen, am 22.08.2025
DasThema ‚Fachkräftemangel‘ stellt aktuell eine der größten und vielfältigsten Herausforderungen für Handwerksbetriebe dar, insbesondere in einer stark ländlich geprägten Region wie Nordostniedersachsen.
Maßnahmen wieWeiterbildung, Qualifikation und Personalentwicklung werden in der Regel in Personalabteilungen größerer Unternehmen aufgefangen. Doch insbesondere in den zahlreichen Kleinund Kleinstbetrieben des Handwerks arbeiten die Inhaber meist imTagesgeschäft mit und verantworten die Personalentscheidungen selbst. Sie können diese Themen aus Mangel an Zeit oderWissen über die in der Region vorhandenenWeiterbildungs- und Beratungsangebote oft nicht so vorantreiben und umsetzen, wie es erforderlich wäre, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies wusste auch Judith Kraus, Abteilungsleiterin Bildungsmarketing bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, als sie zusammen mit der IHK Lüneburg-Wolfsburg für die Region Nordostniedersachsen das Projekt „Weg-
weiserWeiterbildung Nordostniedersachsen“ (WWWNON) ins Leben rief.
„MitunseremProjektbietenwirein ergänzendesBeratungsangebotfürkleine undmittlereBetriebe.Wirwollenfürdie ThemenWeiterbildung,Qualifizierungund Personalentwicklungsensibilisierenund überBildungs-undBeratungsangebote sowiediezurVerfügungstehendenFördermöglichkeiteninderRegionNordostniedersachseninformieren“,erklärtJudithKraus. Für die Umsetzung dieses Projektes sind die beiden Qualifizierungslotsinnen Susann Pleß und SandraTimmer für die Handwerkskammer in den Landkreisen Lüneburg, Uelzen, Lüchow-Dannenberg, Celle, Harburg und dem Heidekreis unterwegs und kontaktieren zielgerichtet die Betriebe mit dem Fokus auf Erstberatung. „Wir sprechen gezielt Unternehmen an, die bislang noch keine oder nur wenige Bildungs- und Beratungsangebote in Anspruch genommen haben, und bieten ihnen unsere Unterstützung an. Die Betriebe müssen also nicht auf uns zukommen, sondern werden von uns proaktiv
kontaktiert“, erklärt SandraTimmer.
In erster Linie geht es um Informationen zum Bildungs- und Beratungsangebot in der Region, weiterführend jedoch auch darum, Bedarfe zu ermitteln und für weitergehende Beratung an Fachexpertinnen und -experten zu vermitteln. DieseVermittlung erfolgt auch über den Bildungsbereich hinaus und schließt ebenso Angebote von Partner-Institutionen wie beispielsweise den Arbeitsagenturen mit ein.
Susann Pleß merkt an: „Viele Unternehmen kennen die breit gefächerteVielzahl an Unterstützungs- und Beratungsangeboten nicht und können sie somit auch nicht für sich nutzen. Gemeinsam mit diesen Betrieben analysieren wir ihre Bedarfe:Wo steht dieser Betrieb aktuell und wo möchte er hin?Wie kann durch Weiterbildungsaktivitäten eine neue Perspektive für Beschäftigte im Unternehmen geschaffen und somit die Arbeitgeberattraktivität erhöht werden, um letztendlich auch dieWettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sichern zu können? Hier setzen wir an und versuchen, Anregungen für
künftige Entwicklungen zu geben“, erklärt Susann Pleß.
Die Beratungen sind kostenfrei. Das Projekt „WegweiserWeiterbildung Nordostniedersachsen“ wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus und des Landes Niedersachsen gefördert.
Für ihre neue Aufgabe bei der Handwerkskammer bringen sowohl Susann Pleß als auch SandraTimmer schon jede Menge Berufserfahrung und fachliches Know-how mit. Als Beraterin im Arbeitgeber-Service schlug Susann Pleß die Brücke zwischen Unternehmen und qualifizierten Fachkräften und ist somit bestens vertraut mit den oft damit einhergehenden notwendigen Fort- undWeiterbildungsmaßnahmen. SandraTimmer kennt als Architektin das Baugewerbe und weiß durch ihre langjährigeTätigkeit als Badverkäuferin um die Anforderungen im Handwerk. Beide freuen sich darauf, nun direkt in die Unternehmen zu kommen, um als Qualifizierungslotsinnen dieThemen „Förderung“ und „Entwicklung“ besprechen zu können.
Fotos: IHK Lüneburg/Wolfsburg, Andreas Tamme / Gramann
Wünsche zum Jubiläum
Die Handwerkskammern feiern 2025 ihr 125. Jubiläum. Betriebe wissen das vielfältige Angebot zu schätzen. Doch was würden sie sich für die Zukunft noch wünschen?
VonAwieAusbildungsberatungbis ZwieZivil-undVertragsrecht:Die Handwerkskammernbietenihren Mitgliedbetrieben umfassende Beratung und sind Problemlöser in vielen Angelegenheiten.
Zum 125. Jubiläum hat die Redaktion dieserZeitungHandwerkerinnenundHandwerker gefragt, was sie sich zusätzlich zu bestehenden Dienstleistungen wünschen würden.MeistsinddaskleineErgänzungen zum aktuellen Angebot.
Ausbildung,Förderung,Sichtbarkeit „Mehr Weiterbildungsangebote, die über die Ausbildung hinausgehen, wären toll.
„Frauenim Handwerk müssensichtbarerwerden.“
MelanieKruse, TischlereiKruse, Sevelten
Ich denke da anThemen wie Baustellendokumentation oder Wirtschaftlichkeitsberechnung aber auch Büroorganisation oder bewährteSoftwareangebote.Daswürdeuns imArbeitsalltagwirklichweiterhelfen.“(FlorianKastner,DachdeckereiKastner,Hameln)
„MeinWunsch ist, dass die HandwerkskammernundInnungenengerzusammenarbeiten.InsbesonderedieAusbildungsverordnungistteilweisesoveraltet,dassTechniken und Materialien verwendet werden, die in derPraxisgarnichtmehrgefragtsind.Kaum jemand nutzt beispielsweise mehr einen Hobel–derliegteheraufdemDachboden.“ (Walter Keitel,Tischlerei Keitel, Lenne)
Foto: Hermann Pentermann; Anna Nacke; HWK Magdeburg; Meyer Gruppe; Privat
„DaichgeradeeineBetriebsübernahme hintermirhabe,würdeichmirrückwirkend mehr Informationen rund um die Themen Startkapital, Fördergelder und Unterstützung für junge Unternehmer wünschen.“ (SergejSchäfer,BrunsZerspanungstechnik, Isernhagen)
„IchwünschemireinegrößereSichtbarkeit der Frauen in Handwerksberufen und ihreStärkunginderGesellschaft.Daherbitte ich die Handwerkskammern, weiterhin am Ball zu bleiben und als Institution auch in diesemBereichpräsenterzuwerden.“(Melanie Kruse,Tischlerei Kruse, Sevelten)
„Wir müssen es schaffen, die VollversammlungenindenHandwerkskammernzu verjüngen. Das geht nur, wenn viele junge Handwerker auch ein Ehrenamt übernehmen. Dafür müssen wir sie durch unsere
„Wirmüssen esschaffen,
dieVollversammlungen inden Handwerkskammernzu verjüngen.“
KaiSchaupmann, Joh.FischerGmbH, Osnabrück
Arbeit für eine ehrenamtliche Tätigkeit begeistern.“ (Kai Schaupmann, Joh. Fischer GmbH, Osnabrück)
„DaunsdieWeiterbildungderMitarbeitenden am Herzen liegt, wünsche ich mir aktuelle Informationen zu entsprechenden Fördermöglichkeiten.WenneineFörderung ausläuft, beginnt meist ein anderes Programm, das Betriebe nutzen können. Das wüsste ich gern vorab, sodass wir Chancen auf eine rechtzeitige Bewerbung haben.“ (LukasBäcker,MeyerGruppe,Ganderkesee)
„Mein Wunsch ist, dass das Handwerk für die jungen Generationen wieder spannender wird und wir Betriebe wieder mehr Nachwuchs finden. Das betrifft sowohl die AusbildungalsauchdieUnternehmensnachfolge.“ (Kerstin Prause, Inhaberin Kerstin`s Friseursalon, Stendal) W
Wir feiern 125 Jahre Handwerkskammern in Niedersachsen.
Was das Ehrenamt kann
Ein Ehrenamt im Handwerk ist mehr als nur Pflicht – es ist eine Chance,Verantwortung zu übernehmen und die Zukunft im Handwerk aktiv mitzugestalten.
InDeutschlandengagierensich29MillionenMenschenineinemodermehreren Ehrenämtern.DasichdasHandwerk–historisch gewachsen – selbst organisiert, ist ehrenamtliches Engagement hier besonders wichtig. Dabei geht es nicht nur um die Bedürfnisse und Wünsche im eigenen Gewerk, sondern auch um die WeitergabevonWissenandienächsteGeneration. „DieVielfalt der Ehrenämter im Handwerk isteineBesonderheit“,sagtThomasFelleckner, verantwortlich für den Bereich HandwerksgeschichteinderHandwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.
VielfaltderEhrenamtsrollen
DasHandwerkbietetverschiedeneEhrenämter, in denen sich Azubis, Gesellen, Meister und Betriebsinhaber engagieren können.
In den Handwerkskammern ist das beispielsweise dieVollversammlung.Wer dort gewählt wird, kann später oder parallel im Vorstand,imPräsidiumoderinverschiedenen Ausschüssen mitwirken. Aber auch in Kreishandwerkerschaften,Innungen,beiden UnternehmerfrauenimHandwerkoderden JuniorendesHandwerkskönnensichHandwerker ehrenamtlich engagieren.
FlexibilitätimZeiteinsatz
„DerZeitaufwanddereinzelnenEhrenämter fälltunterschiedlichaus“,erläutertFelleckner. „Ebenso sieht es in den Prüfungsausschüssenaus“,erklärtClaudiaMeimbresse, GeschäftsbereichsleiterinBeruflicheBildung der Handwerkskammer BraunschweigLüneburg-Stade.EsgebeGewerkebeidenen häufigerPrüfungenanstehen,damüssemehr Zeit eingeplant werden. „Klappt es terminlich mal nicht, gibt für jede Person im Prüfungsausschuss einen Stellvertreter“, stellt Meimbresse klar.
FundamentderAusbildung
Rund 50.000 ehrenamtliche Handwerker und Handwerkerinnen sind bundesweit in Meister- und Gesellenprüfungsausschüssen aktiv und sichern damit die Qualität der handwerklichen Ausbildung. In den Prüfungsausschüssen planen, organisieren und begleiten ehrenamtliche Prüfer Gesellen-, Fortbildungs- und Meisterprüfungen, erstellen Aufgaben und bewerten die LeistungenderPrüflinge.Damitstellen sie sicher, dass die berufliche Bildung eng andenaktuellenAnforderungenderPraxis ausgerichtet bleibt.
JORINATENBERG
So könnten auch Fachkräfte für die Zukunft des Handwerks gesichert werden. „UmindenPrüfungsausschusszukommen, braucht man einen Meistertitel in dem zu prüfendenGewerk.MöglichistdasEhrenamt auch mit einem gleichwertigen Abschluss, wiebeispielsweiseeinemIngenieur“,unterstreicht Meimbresse.
GarantfürNeutralität
Für Gesellenprüfungen werden in der Regel drei Prüfer in einer paritätischen Besetzung sowie Stellvertreter benötigt. Bei den Fortbildungs- und Meisterprüfungen kommen mindestensvierzumEinsatz.„IndenMeisterprüfungenistesgesetzlichfestgelegt,dassein fachfremderVorsitzendedabeiist.Dieserorganisiert und leitet die Prüfung, bewertet aber nicht“,erläutertMeimbresse.DerAustausch mitanderenPrüfendensowiedieZusammenarbeitmitdenPrüflingenermöglichees,unterschiedlichePerspektivenkennenzulernenund neueErfahrungenzusammeln.
PersönlicherGewinnfürdieEngagierten Wer sich einbringt, baut Netzwerke auf, bleibtfachlichamPulsderZeit,erhältAnerkennung–undprofitiertauchberuflichvon diesem Engagement. Wer in PrüfungsausschüssenoderFachgremienmitarbeitet,ist stets auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen im eigenen Gewerk.
VerankerunginderRegion
„Ein engagierter Ehrenamtsträger hat oft noch drei bis vier andere Ehrenämter, die sogenannte Ämterhäufung“, beschreibt Felleckner. „Wenn man ein Ehrenamt gut meistert, wird man oft noch für ein anders angefragt.“VieleEhrenamtlicheberichten,es seieingutesGefühlzusehen,dassdaseigene Engagementetwasbewirke.VieleHandwerkerundHandwerkerinnenengagiertensich zudemweitüberihrenBetriebhinaus–vor Ort in Vereinen, Feuerwehr und RettungsdienstenoderinsozialenProjekten.Sieseien oft unentbehrlich für das Gemeinwohl.
UnterstützungimBetrieb
„DasbekanntesteundhöchsteEhrenamtim HandwerkistdiePositiondesZDH-Präsidenten. Das ist quasi ein Voll-Zeit-Job“, erklärt Felleckner. Wer zeitintensive Ehrenämter im Handwerk anstrebt, könne das aus seinerSichtnurmitUnterstützungdeseigenen Betriebes schaffen. W
125 Jahre Handwerkskammern in Niedersachsen – das ist ein stolzes Jubiläum. Seit ihrer GründungimJahr1900sinddieHandwerkskammerndasSprachrohr,dieDienstleisterund die Interessenvertretung für die mehr als 87.000 Handwerksunternehmen gegenüber Politik,WirtschaftundderÖffentlichkeit.SeitdieserZeitwerdenvondenHandwerkskammern ununterbrochenhoheitlicheAufgabenübernommen,wiezumBeispieldasFördernderberuflichenAusbildung,dasFührenvonHandwerks-undLehrlingsrolleoderdasOrganisierendes Prüfungswesens.DieErfolgeunddieGeschichtederHandwerkskammernsindengmitdem PrinzipderSelbstverwaltungverbunden.MitdereinzigartigenKombinationausehrenamtlichemEngagementvonHandwerkerinnenundHandwerkernausdenRegionenundeinem modernenDienstleistungsgedankenistdasModellderSelbstverwaltunginternationalhoch angesehenundsichertbisheutedieZukunftsfähigkeitdesHandwerks.Geradeinderheutigen Zeit ist der unermüdliche ehrenamtliche Einsatz von Handwerkerinnen und Handwerkern vorbildhaftfürdiemehralsachtMillionenNiedersachsen.TrotzdiverserKrisenundvoller AuftragsbücherengagierensichHandwerkerinnenundHandwerkerseitmehrals125Jahren mitHerzblutundKnowhowtagtäglichinHandwerkskammern,InnungenundVerbänden.Für diesesEngagementgebührtihnenDankundhöchsteAnerkennung!
DasbesondereJubiläumisteinAnlassinnezuhaltenundaufdasErreichtezurückzublicken.Es istaberaucheinAnsporn,dieHerausforderungenderZukunftmitMut,Zusammenhalt,KreativitätundBesonnenheitanzugehen.Dabeiistesunerlässlich,dasswirgemeinsamhandeln: Handwerk, Politik und Gesellschaft. Ich bin überzeugt, dass die niedersächsischen Handwerkskammern auch weiterhinmitKompetenzundaufallerhöchstemNiveau dierichtigenImpulsefürdasniedersächsischeHandwerk setzenwerden.
125JahresindeinelangeZeit,inderdieSelbstverwaltungsorgani- sationderHandwerkskammernundderenLandesvertretungLHN die Interessen der mittelständischen Handwerksunternehmen gegenüber Politik undVerwaltung vertreten. Ein Jubiläum wie diesesisteinschönesundpassendesEreignis,umdasErreichte zuwürdigen.
Auch in ökologischer Hinsicht setzt das Handwerk wichtige Impulse: Ob im Baugewerbe, in der EnergieversorgungoderimBereichderMobilität–dasniedersächsischeHandwerkisteintreibender FaktorbeiderUmsetzunginnovativer,nachhaltigerundklimafreundlicherLösungen. FürdieZukunfthoffeichweiterhinaufguteZusammenarbeitzwischenWirtschaft,Verwaltungund PolitikundwünschedenBetriebendesHandwerksvieleweitereerfolgreicheJahre.DieHandwerks- kammernunddieLHNwerdensicherlichweiterhinvieldazubeitragen.
OlafLies NiedersächsischerMinisterpräsident
„Die Betriebe stehen im Mittelpunkt“
125 Jahre Handwerkskammern: Die Präsidenten über die Bedeutung der Betriebe, das Ehrenamt und ihre Rolle als Dienstleister imWandel der Zeit.
125JahreHandwerkskammernsindeinstarkesZeichenfürBeständigkeit, Verlässlichkeit und die Fähigkeit, sich immer wieder auf Herausforderungen einzustellen“, sagt Eckhard Stein, Präsident der HandwerkskammerOldenburg.DiesesJubiläumseieinAnlass,aufdasEngagementunzähliger Handwerkerinnen und Handwerker zurückzublicken, die das Fundament für den heutigen Erfolg gelegt haben.
„Als Handwerkskammer vertreten wir die Interessen unserer Betriebe gegenüberPolitik,VerwaltungundÖffentlichkeit.Wirtreteneinfürfairewirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen, zukunftsfähige Ausbildung, unterstützen bei der Fachkräftegewinnung, der Digitalisierung und der Innovation“, sagt Stein.
EckhardStein, Präsident HandwerkskammerOldenburg
Das Ehrenamt sieht Stein als unverzichtbaren Bestandteil der Arbeit und zugleichalsAusdruckderbesonderenKulturimHandwerk.DiesesEngagementseidasRückgratderKammernund verleihe ihrer Arbeit Glaubwürdigkeit und Gewicht. Mit einer noch engeren und vertrauensvolleren Zusammenarbeit könnten Handwerkskammern und Betriebe den Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit, Energiewende und Digitalisierung erfolgreich begegnen.“ W
DiesesJubiläumistfürmichdieGelegenheit,unsereBetriebe,dieMitarbeitendensowiedasEhrenamtzufeiern – und nicht uns selbst als Selbstverwaltungsinstitution“, sagtThomas Gehre, Präsident der Handwerkskammer Hannover.ImFokusmüsstendieGeschichtenübertraditionsreicheundinnovativeBetriebestehensowieEhrenamtsträger und qualifizierte Beschäftigte.
ThomasGehre, Präsident
HandwerkskammerHannover
„Als Interessenvertretung der Unternehmerinnen und Unternehmer setzen wirunsfürpolitischeRahmenbedingungenein,fürwenigerBürokratie,aberauch füreineWirtschaftspolitik,diemittelstandsfreundlichist“,betontGehre.„Meine Motivation als Präsident der Handwerkskammer Hannover ist es, die Rahmenbedingungen für die nächste Generation von Handwerkerinnen und Handwerkern mitgestalten zu können“, sagt er. Im Ehrenamt engagierte Menschen seien Vorbilder. Sie zeigten der nächsten Generation, dass sich Einsatz lohnt und dass Verantwortung etwas bewegt.
Was er sich für die Zusammenarbeit mit den Betrieben wünscht? „Dass der Wert unserer Selbstverwaltung immer wieder neu verstanden wird.“ Mit ihren hoheitlichenAufgabenleistedieKammerzurOrdnungdesHandwerksGroßartiges. Und mit ihrem breiten Dienstleistungsangebot stelle die Kammer Betrieben ein umfassendes kostenfreies Angebot zurVerfügung. W
Für mich sind 125 Jahre Handwerkskammern ein starkes Zeichen: für Selbstverwaltung, Zusammenhalt und Verantwortung. Diese Tradition erfüllt uns mit Stolz – und sie ist zugleich Ansporn, das Handwerk und unsere Gesellschaftaktivweiterzugestalten“,sagtDelfinoRoman,PräsidentderHandwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen.
NachdenwirtschaftlichschwierigenJahrenseiesnunwichtig,wiederStabilitätundOptimismuszuetablieren.AuchdergesellschaftlicheZusammenhalt sollte wieder wachsen. Hier könne das Land vom Handwerk lernen: „Was uns starkmacht,istnämlichnichtnurdas,waswirtun–sondernvorallem,wiewir estun.Handwerkheißt,Verantwortungzuübernehmen,auchwenn’sunbequem wird“,betontRoman.„StattAlarmzuschlagen,brauchenwirZuversicht,klare Perspektiven–undvorallem:denMut,neueWegezugehenundDingeeinfach mal anzupacken.“
OhnedasfreiwilligeEngagementimSportverein,beiderFeuerwehrundauchimHandwerkwürdedasLandlangfristig Probleme bekommen. „Deshalb möchte ich jeden motivieren, sich an irgendeiner Stelle aktiv einzubringen“, sagt Roman. W
Die Gründung eigenständiger Handwerkskammern steht in engem Zusammenhang mit der SchaffungeinesmodernenBildungswesensundeiner weltweiteinzigartigenBerufsbildungskultur,dieheute zudenStärkendesStandortsDeutschlandzählt“,sagt DetlefBade,PräsidentderHandwerkskammerBraunschweig-Lüneburg-Stade. Noch heute zeige sich, wie visionär und zukunftsweisend diese Idee ist.
„Die politische Einflussnahme und Kontaktpflege zuParlamenten,ParteienundBehördensindwichtige AspektederInteressenvertretungunsererHandwerkskammer“, betont Bade. Aber auch die WirtschaftsbeobachtungzurAnalysederEntwicklungenimHandwerkunddieÖffentlichkeitsarbeit,umdiegesellschaftliche Bedeutung des Handwerks hervorzuheben und fürdieInteressenunsererBetriebeeinzustehen,seien weiteremaßgebliche Punkte.
DetlefBade, PräsidentHandwerkskammer
Braunschweig-Lüneburg-Stade
„Die 125 Jahre Handwerkskammer stehen für mich daher nicht nur für Vergangenes und Tradition, sondern auch für die Zukunft desHandwerks“, betont Bade. W
Guter
Versicherungs-Tipp:
Feiern Sie schön!
Herzlichen Glückwunsch zum 125-jährigen Bestehen der Handwerkskammern.
Seit 125 Jahren stehen die Handwerkskammern als starke Partner an der Seite der Handwerkerinnen und Handwerker. Sie fördern die Ausbildung, sichern die Qualität des Handwerks und vertreten die Interessen ihrer Mitglieder. Wir gratulieren zu diesem Jubiläum und wünschen weiterhin viel Erfolg bei der Gestaltung der Zukunft des Handwerks. Als Partner des Handwerks sind wir auch in den nächsten 125 Jahren gerne dabei.
DieKammerübernehmeeineVielzahlwichtigerAufgabenfürdieBelangedesHandwerks:SieseiAnsprechpartner,UnterstützerundImpulsgeber.IhreKernaufgabebleibe dabei dieVertretung der legitimen Interessen des Handwerks und seiner Betriebe.
„Für die kommende Zusammenarbeit wünsche ich den Akteuren auf beiden Seiten allzeit gute Fahrt und immer eine HandbreitWasser unter dem Kiel! Ich bin überzeugt, dassdasostfriesischeHandwerkauchindennächsten125JahrensicherseinenKurshält und eine starke, verlässliche Säule unserer Region bleibt.“ W
Das Jubiläum ist nicht nur eine feierliche Rückschau – es ist ein Bekenntnis zur Stabilität,zumWandelundzurVerantwortung“,sagtAndreasDieckmann,PräsidentderHandwerkskammerMagdeburg.„Esmachtmichstolz,heutePräsident einerInstitutionzusein,dieüberGenerationenhinwegfürQualität,Ausbildung, Interessenvertretung und Gemeinschaft im Handwerk eingetreten ist – und dies auch in Zukunft mit voller Kraft tun wird“, ergänzt er.
AlsInteressenvertretungverstehesichdieKammeralsBündlerunterschiedlicher Stimmenausmehrals100Gewerken.„Unsistwichtig,zuzuhören,Anliegenaufzugreifen und so Lösungen zu fördern, die das Handwerk insgesamt voranbringen“, betont Dieckmann.
AndreasDieckmann, Präsident HandwerkskammerMagdeburg
DasEhrenamtseidasFundamentderKammerarbeit.„Fürmichpersönlichbedeutet das:Verantwortungübernehmen,mitgestalten,aberauch:ausdemHandwerkfürdas Handwerksprechen.“DieFormderSelbstorganisationseietwasganzBesonderes.SieschaffeIdentifikationundVerbindlichkeit–zweiWerte,dieimEhrenamtundimHandwerkgleichermaßenzählten.UmdieHerausforderungenderZukunft zu meistern, wünsche der Präsident sich vor allem eins: „Dass wir weiterhin eng, vertrauensvoll und auf Augenhöhe zusammenarbeiten.“ W
In 125 Jahren hat sich nicht nur dieWelt grundlegend verändert, sondern auch das Handwerk selbst“, sagt Andreas Nünemann, Präsident der HandwerkskammerOsnabrück-Emsland-GrafschaftBentheim.DieHandwerkskammer alsverlässlicherPartnerhabesichalsInteressenvertretungdafüreingesetzt,die Ausbildungsstandards zu sichern und Innovationen förderlich zu begleiten.
ImMittelpunktstündenimmerdieMenschen,diedurchihrEngagement,ihre Kreativität und ihren unermüdlichen Einsatz diese Erfolgsgeschichte möglich gemachthaben.„IhnengebührtunserbesondererDankfür125Jahreerfolgreiche Handwerksgeschichte“, betont Nünemann.
„OhnedasEhrenamtgehtgarnichtsimHandwerk“,istersichsicher.Gemeinsam mit dem Hauptamt sei das Handwerk zu dem geworden, was es heute ist: Eine tragende Säule der deutschenWirtschaft: Modern, konjunkturell resistent, zukunftsgerichtet.„DasistauchmeinpersönlicherAnspruch,demichjedenTag versuche, gerecht zu werden.“ W
»JörgDittrich: Ein Jubiläum ist immer auch ein Moment der Besinnung. Es lädt dazu ein, zurückzuschauen und zugleich mit klarer Haltung nach vorne zu blicken. 125 Jahre Handwerkskammern und 75 Jahre ZDH sind weit mehr als beeindruckende Zahlen. Sie sind Ausdruck von Stabilität, stehen für Eigenverantwortung und den Willen zur Mitgestaltung. Die Handwerkskammern entstanden vor 125 Jahren aus dem Wunsch heraus, das Handwerk zu organisieren, zu stärken und eine gemeinsame Stimme zu finden. Menschen haben sich zusammengetan, um Verantwortung für ihre Berufe, ihre Ausbildung und die nächste Generation zu übernehmen. Vor 75 Jahren wurde der ZDH als Antwort auf die gesellschaftlichen Herausforderungen der Nachkriegszeit ins Leben gerufen. Dass Kammern damals noch vor der Gründung der Bundesrepublik wieder ihre Arbeit aufgenommen haben, zeigt, welche Gestaltungskraft in der Selbstorganisation des Handwerks liegt. Demütig schaue ich auf die Leistung der Vorfahren und entnehme dort Kraft und Pflicht, das Privileg der Teilhabe auch für unsere Nachfahren in die Zukunft zu tragen.
»Dittrich: Wir vertreten die Interessen von über einer Million Betrieben und deren 5,6 Millionen Beschäftigten. Das geschieht nicht abstrakt, sondern konkret. Wir bringen das Wissen aus der Praxis und die Perspektiven aus dem Handwerk in politische Entscheidungsprozesse ein. Wir im Handwerk sind keine Zuschauer der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung, wir sind Akteure. Ob beim Thema Ausbildung, Fachkräftesicherung, Energiepolitik oder Digitalisierung: Die im ZDH zusammengeschlossenen Kammern und Verbände sorgen dafür, dass die Stimme des Handwerks gehört wird. Vor allem findet dort die Organisation der beruflichen Bildung statt. Eine gewaltige gesellschaftliche Leistung, die leider zu wenig Wertschätzung erfährt.
antwortung und Erfahrung der gesamten Gesellschaft. Die Zahlen sind beeindruckend. Über 300.000 Ehrenamtliche engagieren sich allein im Handwerk, etwa in Prüfungsausschüssen, Gremien und Organisationen des Handwerks. Nur durch ihren Einsatz funktioniert das System.
»Dittrich: Die Selbstverwaltung ist das Fundament des Handwerks. Sie steht für Mitgestaltung, für Eigenverantwortung, für Teilhabe. Entscheidung durch die Betroffenen. Das Prinzip der Subsidiarität ist hier sichtbar. Das heißt, Betriebe und Beschäftigte gestalten ihren Berufsstand aktiv mit. Die Handwerkskammern sind keine bloßen Verwaltungsapparate. Sie sind Orte, an denen Verantwortung übernommen wird. Dieses Prinzip funktioniert seit über einem Jahrhundert und hat sich in Krisen als besonders tragfähig erwiesen. Es ist ein demokratisches Modell, das wir bewahren und weiterentwickeln müssen. Gerade in einer Zeit, in der das Vertrauen in Institutionen vielerorts schwindet.
»Dittrich: Ich wünsche mir, dass wir selbst erkennen, welchen Schatz wir mit unserer Organisation in den Händen halten. Viele andere Länder beneiden uns darum. Es ist unsere Aufgabe, diese Organisation zu bewahren und weiterzuentwickeln für die Zukunft. (JA)
Stimmen und Meilensteine
Die Handwerkskammern beraten ihre Mitgliedsbetriebe in zahlreichen Konstellationen. Doch wie kommt dieser Service an?
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Die Handwerkskammern werden gegründet. Die Grundlage bildete ein neues Handwerksgesetz des Reichstagsvon1897.
1935:
Der „Große Befähigungsnachweis“ wird eingeführt. Dieser legt fest, dass „jeder Handwerker,dereinenHandwerksbetrieb leiten und Lehrlinge ausbilden will“, den Meisterbrief besitzen muss.
1929:
Der Reichstag beschließt eine Ergänzung der Gewerbeordnung. DieHandwerkskammern werden damit zur Führung einer „Handwerksrolle“ verpflichtet. Das ist ein amtliches Verzeichnis„derjenigen Gewerbetreibenden, die im Bezirk der Kammer selbständigeinHandwerkals stehendes Gewerbe ausüben.“
1949:
Gründung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks(ZDH)inBoppard. Der erste Präsident wird Richard Uhlemeyer aus Hannover.
1990:
Die Handwerkskammern der DDR treten dem ZDH und dem Deutschen Handwerkskammertag (DHKT) bei einer Großkundgebung in Zwickau mit mehrerenTausendTeilnehmern für die Einheit des Handwerks bei.
1953:
Aktivierung einer einheitlichenHandwerksordnung. Sie wird von Bundestag und Bundesrat verabschiedet und schafft im gesamten Bundesgebiet ein einheitliches Handwerksrecht.
1999:
Der ZDH zieht von Bonn nach Berlin um.
2005:
Seitdem trägt die Handwerkskammer HildesheimSüdniedersachsen ihrenheutigenNamen.
2009:
Die HandwerkskammerBraunschweig-Lüneburg-Stade bildet sich aus einer Fusion der ehemaligen Handwerkskammern Braunschweig und Lüneburg-Stade.
2004:
Die neue Handwerksnovelle(HwO) tritt in Kraft, damit wird die Meisterpflicht in 53 Gewerken abgeschafft.
2013:
Ergänzung der Grafschaft Bentheim im NamenderHandwerkskammer OsnabrückEmslandals„Ausdruck derWertschätzung“.
2010:
DieImagekampagne desdeutschenHandwerks startet.
2019:
Die Meisterpflicht wird in zwölf Gewerken wieder eingeführt.
Es gibt kaum einenThemenbereich, den die Kammern in ihrer Beratung nicht abdecken.Verschaffen auch Sie Ihrem BetriebVorteile!
DurcheinenAnrufderHandwerkskammer ist Uwe Ronneburg auf ihr Dienstleistungsangebot aufmerksam geworden. „Wir haben einen Vor-Ort-Termin vereinbart und den Beraterzuunseingeladen“,sagtderBetriebsleiterdesTruckportsHamburg-Hannoveram StandortHildesheim.Ihmseinichtbewusst gewesen,dassdieKammerauchzudenThemenWebseiten und Social Media berät. „In
dem zweistündigen Gespräch haben wir vielewertvolleTippsundVerbesserungsvorschläge erhalten“, berichtet Ronneburg. So haben sie gemeinsam Themen und Inhalte fürdieDarstellungdesKfz-BetriebsimNetz erarbeitet. Zudem wurden Ideen für mehr SichtbarkeitdesUnternehmensaufdenSocial-Media-Kanälen Instagram und Facebook entwickelt. „Die Beratung hat mich begeistert“, resümiert der Betriebsleiter.
MARTINAJAHN
UweRonneburg, TruckPortHamburg-Hannover
BeratungfürdieBetriebsführung
Alle Handwerkskammern bieten ihren Mitgliedsbetrieben kostenfreie Beratung an. Je nach Angebot kann das unter anderem folgende Themengebiete umfassen:
● Betriebswirtschaftliche Beratung
● Rechtsberatung
● Gründungs- und Nachfolgeberatung
● Marketingberatung
● Qualitätsmanagement
● Digitalisierungs- und Technologieberatung
● Fördermittel- und Energieeffizienzberatung
● Lehrgangsangebote in Bildungszentren
● Vermittlung von Kooperationspartnern, internationalen Kontakten, Fachkräften.
Ausbildungs-undPrüfungswesen
Zudem bündeln die Handwerkskammern die Bereiche Aus- undWeiterbildung. Diese Angebote gehören zu den „öffentlichen Leistungen“. Dazu zählen beispielsweise:
● Führung der Handwerksrolle und Lehrlingsrolle
● Organisation von Gesellen-, Meisterund Fortbildungsprüfungen
● Durchführung von Gleichwertigkeitsund Anerkennungsverfahren
● Bestellung und Vereidigung von Sachverständigen
● Mitwirkung bei Berufsausbildungsvorschriften und Prüfungsordnungen
● Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung
● Integrationsleistungen, wie die „Willkommenslotsen“
● Vermittlung zwischen Wirtschaft, Politik und Betrieben.
EinAnrufgenügt...
Wenn Ronneburg künftig Fragen rund um die Weiterentwicklung der Online-Marketingkanäle hat, wird er sich bei der Kammerin Hildesheimmelden.Bisdahintestet der Betrieb die neuen Zeiten für dieVeröffentlichung der Social-Media-Beiträge. W
Nachhaltigkeit, Innovation, Klima und soziale Verantwortung – die Leibniz Universität Hannover und die Hochschule Hannover bieten einzigartige Studiengänge, die Wissenschaft mit Praxis verbinden und Zukunft gestalten. Gemeinsam forschen, entwickeln, verändern. www.hannoverweb.de
» Uwe Runge, Präsident des Handwerkstages Sachsen-Anhalt: Die Handwerkskammern sindseit125JahrenDienstleisterundStrukturgeberfürdieBetriebeimHandwerk.Viele Inhaber würden wahrscheinlich erst dann merken, was ihnen fehlt, wenn es die Kammern nicht mehr gäbe. Denn meiner MeinungnachnehmennichtalleBetriebewahr, was die Handwerkskammern – besonders in Sachen Ausbildung und Weiterbildung – leisten.
FürmichsinddieHandwerkskammern aber auch eine Interessenvertretung – und so sehe ich auch die Rolle des Handwerks-
„UnsereArbeit imHintergrundist erfolgreich.“
UweRunge,PräsidentdesHandwerkstagesSachsen-Anhalt
tages hier in Sachsen-Anhalt: Wir sind das politische Sprachrohr, wir treibenThemen voran und haken bei der Landesregierung immer wieder nach. Das geschieht zwar im Hintergrund,erzieltabergroßeErfolge.Stolz sind wir zum Beispiel über die Einführung desAzubi-Tickets,dieVerhandlungendafür haben sich über Jahre hingezogen.
» Runge: Unser Ziel ist es, Handwerkskammern,Verbände, Kreishandwerkerschaften und Innungen zum Austausch zusammenzubringen.Wirsindfürsiealleda,nehmen uns Problemen an und finden Lösungen. Nur,wennwirdieInteressendesHandwerks immerwiederausSichtallerAkteureschildern, erreichen wir mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und der Politik.
WelcheRollespieltdabeidasEhrenamt?
» Runge: Das Ehrenamt spielt eine entscheidende Rolle, es trägt das Handwerk. Und es funktioniertnurinZusammenarbeitmitdem Hauptamt.DasTolleimEhrenamtist:Jeder bringtseineErfahrungenundExpertisemit ein und es ist breit gestreut – in Kammern, Innungen, Kreishandwerkerschaften und Verbänden.OhneEhrenamtwürdeVielesim Handwerknichtfunktionieren,eshatzudem eine große gesellschaftliche Bedeutung.
» Runge: Ich wünsche mir weiterhin eine erfolgreiche Zusammenarbeit.Wir müssen es schaffen, das Handwerk in der öffentlichen Wahrnehmung in ein positives Licht zurücken.Wirmüssenzeigen,waswirleisten und das mit erreichten Meilensteinen untermauern. Nur, wenn wir für die jungen Generationen eine attraktive Branche werden,kriegenwirdenFachkräftemangel unddieNachfolge-ProblematikindenGriff. MARTINAJAHN W
»MikeSchneider,NHT-Präsident: Das 125-jährige Jubiläum der Handwerkskammern ist einstarkesZeichenfürStabilität,BeständigkeitundVertrauen.EsisteinAnlass,dieenge Zusammenarbeit zwischen denVerbänden undKammerndesHandwerksinNiedersachsenzuwürdigen:Dennsiestellenjeweilsfür sichalleinealsauchgemeinsameinestarke StimmefürdieBetriebedar.ErgänzendverleihendabeidieLandesvertretungderHandwerkskammerninNiedersachsen(LHN)und dieUnternehmensverbändeHandwerkNiedersachsen (UHN) – die beiden Säulen des NHT– dem Handwerk Gehör in der Politik.
» Schneider: Die Zusammenarbeit zwischen denVerbänden und Kammern ist seit Jahrzehnten geprägt von einem konstruktiven AustauschunddemgemeinsamenInteresse, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Handwerksbetriebe zu verbessern. BeideSeitenbringenihrePerspektivenund Stärken ein, um praxisnahe Lösungen zu entwickeln und die Interessen des niedersächsischenHandwerkswirkungsvollzuvertreten. Bei der Erarbeitung von Positionen oderauchimRahmenvonVeranstaltungen werden zudem gemeinschaftlich wichtige Impulse gesetzt.
WelcheRollespieltdabeidasEhrenamt?
» Schneider: Das Ehrenamt spielt im HandwerkstetseinezentraleRolle,soauchinder Zusammenarbeitzwischendenniedersächsischen Handwerkskammern und -verbänden. Es bringt wertvolle Praxiserfahrung, Engagement und eine starke Verbindung zurunternehmerischenRealitätein.Gerade auchdurchdieehrenamtlichtätigenVertreterinnenundVertreterentstehteinvertrauensvollerDialog,derdiegemeinsameArbeit bereichert. Das Ehrenamt ist das zentrale
» Schneider:DieVerbandsseitefreutsichauf viele weitere Jahre der partnerschaftlichen Kooperation.DasgiltauchfürdieWahrnehmung handwerklicher Interessen in den unterschiedlichen Gremien und Ausschüssen auf Landesebene. Der NHT gratuliert denniedersächsischenHandwerkskammern sowiederLandesvertretungderHandwerkskammernNiedersachen(LHN)ganzherzlich zum125-jährigenJubiläum. MARTINAJAHN W
Foto: Lena Schöning Fotografie
Stimme für Niedersachsen
Das
Dach der sechs niedersächsischen Handwerks-
kammern bildet die Landesvertretung. Ein Rückblick auf 125 Jahre Zusammenarbeit.
» EckhardStein(LHN-Präsident):Die125Jahre stehen für Verlässlichkeit, Zusammenhalt und eine starke gemeinsame Stimme des Handwerks.DieVertretungderHandwerkskammern, die heutige LHN e.V., wurde im Gründungsjahr von den Handwerkskammern etabliert, weil man von Anfang an erkannt hat, dass Gemeinsamkeit stark macht. Dabei war und ist neben der politischenInteressenvertretungdiegemeinsame AufgabederHandwerkskammernalsSelbst-
„Wirsehenuns alsTeilder Handwerksfamilie.“
EckhardStein, LHNPräsident
verwaltungseinrichtungen des Handwerks, die Betriebe vor Ort eng zu begleiten und dabeieinequalitativhochwertigeAus-,FortundWeiterbildung zu sichern.
WasbedeutetdiesesJubiläumfürdieLHN?
» HildegardSander(LHN-Hauptgeschäftsführerin):WirhabenvieleGlückwünscheausder Landesregierung,vonvielenPolitikerinnen und Politikern und aus befreundeten Kammern,Verbändensowieausunseremübrigen Netzwerkbekommen.DieseWertschätzung bedeutetdemgesamtenLHN-Teamsehrviel. Die erfolgreiche Interessenvertretung auf Landesebene ist das Ergebnis einer kons-
truktiven, beharrlichen, manchmal auch kritischen Positionierung. Sie findet in vielen Anhörungen, Stellungnahmen und Gesprächen ihren Niederschlag. Unsere Maxime ist es, mitWertschätzung und Respekt die Interessen des Handwerks in Erinnerung zu rufen.
» Eckhard Stein: Uns eint das gemeinsame Ziel.DieMitarbeitendenderHandwerkskammern stecken Engagement und Herzblut in ihre Aufgaben. Wir merken das, wenn wir engeFristenvorgebenmüssen,umStellungnahmen für plötzlich aufkommende Themenzuerarbeiten,beispielsweisewennwir Best-Practice Beispiele für politische PresseanfragenbenötigenoderVeranstaltungen durchführen. Die LHN ist keine eigenständige, abgegrenzte Organisation. Wir sind und fühlen uns als Teil der vertrauensvoll zusammenarbeitenden Handwerksfamilie.
» HildegardSander: AmHerzenliegenunsdie Handwerksbetriebe und ihre Beschäftigten. Handwerk ist ein besondererWirtschaftsbereich, in dem Familienbetriebe mit LeidenschaftfürdieProdukteundDienstleistungen dominieren,diesieanbieten.Fürunsbedeutet dasthemenmäßigimEinsatzfürdieseBetriebe:
● Schaffung einer guten Infrastruktur für die berufliche Bildung und Ausbildung: Der Erfolg Deutschlands steht auf zwei Säulen der Bildung, der akademischen und der beruflichen. Letztere hat im Zuge der Akademisierung gelitten und muss dringend wieder in gleichwertiger Form gestärkt werden.
● Unternehmertum und Betriebsentwicklung stärken: Die Bedeutung von engagierten Unternehmerinnen und Unternehmern ist nicht hinreichend sichtbar, an vielen Stellschrauben muss wieder gedreht werden, um die Freude an der Führung eines Betriebes zu stärken –auch außerhalb der Start-up Szene.
● Weniger Bürokratie, mehrVertrauen schaffen: Die Betriebe können ihre Kernaufgaben nur noch teilweise wahrnehmen, weil die überzogenen, bürokratischenVorgaben wertvolle Zeit rauben. Dabei könnte mehrVertrauen mehr Gestaltungsspielräume schaffen.
● Bedeutung des Handwerks sichtbar machen: Handwerk ist systemrelevant bei der Sicherstellung der Lebensmittelversorgung, der Gesundheit und Hygiene, derVersorgung in den BereichenWasser,Wärme und Energie, der Mobilität undTransport sowie der Kommunikation. Das ist nicht immer allen klar. Bei der Energie- und Klimawende ist das in der Politik und Bevölkerung inzwischen sehr präsent.
AufwelcheMeilensteinesindSie besondersstolz?
» EckhardStein:DasHandwerkistunfassbar breitaufgestellt.SogibteskeinMinisterium, mit dem wir nichtThemen vorantreiben.
● In jedem Fall sind wir stolz auf die Einführung der Innovationsförderung für kleine Unternehmen, anfangs nur für Handwerk, die bundesweit in der Form einmalig ist und seit Ende der 90er Jahre trotz wechselnder Regierungen fortgeführt wurde.
● Die Integrationsleistung, die mit dem IFHa-Projekt seit 2015 von allen Handwerkskammern mit Eigen- und Fördermitteln als landesweite Initiative auf große Aufmerksamkeit gestoßen ist.
● Die Zusammenarbeit mit den Handwerkskammern während der Coronazeit, die dazu geführt hat, dass die Bildungszentren nur kurzzeitig geschlossen werden mussten, unterstützt mit Mitteln des Landes.
● Stolz sind wir auch auf die frühe Einführung der Meisteranerkennungsprämie (4.000 Euro) und die Einführung der Meistergründungsprämie (10.000 Euro), mit beiden Ansätzen stand und steht Niedersachsen an der Spitze imVergleich der Bundesländer.
» HildegardSander: Ein progressives Vorgehen in der vertrauensvollen Zusammenarbeit.DabeiwollenwirneueHerausforderungenalsChancenbegreifen.Dazuzählen die Einführung von KI-Anwendungen zur OptimierungderBetriebsprozesse,dieStärkung der Nachhaltigkeit des Handwerks, die Fachkräftegewinnung mit neuen Formaten und Konzepten in der Ansprache, Qualifizierung und Begeisterung für das Handwerk. W
Ein Blick voraus
Die Schlütersche Mediengruppe ist Dienstleister und Partner der Handwerkskammern. Und entwickelt gemeinsame Ideen weiter.
Seit der ersten Stunde begleitet die SchlüterscheMediengruppealsPartner die Handwerkskammern. Erst in Niedersachsen, dann nach der Wiedervereinigung ab 1990 auch die HandwerkskammerMagdeburg.InjederAusgabe des Norddeutschen Handwerks bereitet die RedaktionTexteundThemenauf,dieBetriebe in der Betriebsführung unterstützen und gibt ihnen Tipps und nutzwerte Artikel als Lösungsvorschläge an die Hand. Auch mit dem Online-Angebot handwerk.com, dem Newsletter,Push-Nachrichtenundderbegleitenden App Handwerk finden Betriebe ein vielseitigesInformationsangebotzudentäglichenHerausforderungenimHandwerkvor.
Mahl, CEOder Schlüterschen Mediengruppe
NeueFormdesE-PapersundderApp Die digitale Ausgabe der Zeitung – mit dem E-Paper und der dazugehörigen App – werden im kommenden Jahr auf einer neuen Plattform erscheinen (siehe Screenshots rechts).DazugehörenauchneueFunktionen, die durch eine Künstliche Intelligenz (KI) gestütztsind.Künftigwirdesbeispielsweise möglich sein, eine Zusammenfassung der Themen einer Ausgabe zu erhalten. Zudem kanndurchdieReader-FunktionjederArtikelvorgelesenwerden.AufWunschfasstdie KI auch den Inhalt jedes einzelnen Artikels zusammen.
Die neue digitale Plattform kann Podcasts einbinden und abspielen, News,
Videos sowie Newsletter von eigenen und externen Websites integrieren und ausspielen.
OptionalliefertderAnbieteraucheinen KI-Chatbot mit. Die integrierte Suche ist in der Lage, nur die internen Medien ähnlich wieChat-GPTzurdurchsuchen.DerVorteil: Eswerdenkeineüberflüssigenodergefälschten News ausgegeben.
VielenDankfürIhrVertrauen
Auf diese Weiterentwicklung ist auch Ingo Mahl, CEO der Schlüterschen Mediengruppe, gespannt: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in den kommenden Jahren und die Umsetzung der vielen gemeinsamen Ideen.“ Zum Jubiläum fügt er hinzu: „Persönlich und im Namen der Schlüterschen Mediengruppe möchte ich den Handwerkskammern, der LHN und dem ZDH ganz herzlich zu diesem besonderen Jubiläum gratulieren. Mit Respekt und großer Wertschätzung blicke ich auf die vergangene, gegenwärtige und zukünftige Arbeit dieser überragend wichtigen Institutionen – stets im Sinne des Handwerks und der zahlreichen Betriebe im ganzen Land. Die Schlütersche Mediengruppe ist stolzer Partner der Kammern und Verbände.“ W
Die Koalition will den Katalog der Schwarzarbeits-Branchen ändern: Die Friseure sollen aufgenommen werden und die Fleischer vorerst raus.Was sagen dieVerbände?
ANNA-MAJALEUPOLD
DasFriseur-undKosmetikgewerbe soll in den Katalog der Branchen aufgenommenwerden,diebesondersvonSchwarzarbeitbetroffen sind.DasgehtauseinemGesetzentwurfhervor, den die Bundesregierung im August vorlegt hat. Demnach will die schwarz-rote Koalition mit dieser Maßnahme vor allem zwei Dinge erreichen: Zum einen soll die Verbreitung von Schwarzarbeit im Friseurhandwerk eingedämmt und zum anderen solldieEinhaltungfairerWettbewerbs-und Arbeitsbedingungen gefördert werden.
WelcheÄnderungenstehenan?
Sollte der Gesetzentwurf auch vom Bundestag beschlossen werden, kommen auf Betriebe des Friseur- und KosmetikhandwerksundderenBeschäftigteneuePflichten zu.LautBundesfinanzministeriumsinddas dieMitführungs-undVorlagepflichtvonAusweispapierenfürdieArbeitnehmerunddie SofortmeldepflichtbeiderNeuaufnahmevon BeschäftigungsverhältnissenfürArbeitgeber. DarüberhinaussiehtderGesetzentwurf jedoch noch weitere Pflichten vor. So sollen
Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) hält für richtig, dass das FriseurgewerbeindenKatalogderSchwarzarbeitsbekämpfungsbrancheaufgenommen werdensoll.ErsiehteinekonsequentePrüfung aufgrund der Strukturveränderungen als „dringend erforderlich“. Häufig werde angenommen, dass Barbershops und vergleichbare spezialisierte Anbieter von Haar-undKörperpflegeleistungennichtzum Friseurhandwerk gehörten. Doch das „entsprichtnichtdenTatsachen“,betontderZV. DemBundesinnungsverbandzufolgeist daspersonalintensiveFriseurhandwerk„von denAuswirkungenderSchwarzarbeitschwer betroffen“. Daher sei die Aufnahme des Friseurhandwerks in das Gesetz zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzar-
beitsbekämpfung ein wichtiger Schritt, um diebestehendenWettbewerbsverzerrungen in der Branche zu bekämpfen.
Allerdings geht der ZVdavon aus, dass die von der Bundesregierung geplanten Maßnahmen allein nicht reichen werden, um die Schwarzarbeit im Friseurhandwerk einzudämmen.Vielmehrseien„ergänzende, passgenaue Maßnahmen erforderlich, die der kleinteiligen Branchenstruktur gerecht werden“.DaskönntezumBeispieldieAbsenkung des Mehrwertsteuersatzes oder auch eine branchenspezifische Anpassung der Kleinunternehmerregelung sein.
WassichfürFleischerändernsoll FürdasFleischerhandwerksiehtderGesetzentwurf ebenfallsVeränderungen vor: Das Gewerk soll künftig nicht mehr im Fokus der Schwarzarbeitsbekämpfung stehen und zumindest befristet aus dem Anwen-
dungsbereich des § 2a Absatz 1 Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzherausgenommen werden. Der Deutsche Fleischer-Verband (DFV) begrüßt die geplante Änderung ausdrücklich.
VonderHerausnahmedesFleischerhandwerksausdemSchwarzarbeitsbekämpfungsgesetzversprichtersichvorallemeinesachgemäßere Einordnung von Fleischindustrie und Fleischerhandwerk. „Die Betriebe des Fleischerhandwerks sind eher mit denen andererLebensmittelhandwerke,fürdiedie Verschärfungen eben nicht greifen, als mit derFleischindustriezuvergleichen“,teiltder Verbandmit.
DerDFVgehtzudemdavonaus,dassdie Herausnahme zu einer „ersten spürbaren bürokratischenEntlastung“fürdieBetriebe führendürfte.DasbetreffezumBeispieldie SofortmeldepflichtenoderdieMitführungspflicht von Ausweisdokumenten. W
Im Kampf gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung wollen die SOKA-Bau und die Zollverwaltung stärker zusammenarbeiten.Wie die Soka mitteilt, haben beide eine neueVereinbarung unterzeichnet. Diese regele den digitalen Datenaustausch zwischen dem Zoll und der Sozialkasse. Konkret geht es dabei um die Daten von Inlandsbetrieben und ihren Mitarbeitenden. Künftig solle sich der Datenaustausch zudem auf ausländische Betriebe erstrecken, die Arbeitnehmer auf deutsche Baustellen entsenden. „Die Digitalisierung
bei der Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung ist ein zentrales Anliegen der Generalzolldirektion“, sagt ConstanzeVoß, Leiterin der DirektionVII bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS). Die Vereinbarung passe gut zu den aktuellen Entwicklungen und trage dazu bei, die Effizienz der Zusammenarbeit weiter zu steigern. Laut Voß sende sie ein klares Signal, dass Soka-Bau und Finanzkontrolle Schwarzarbeit ein gemeinsames Ziel verfolgen und eng zusammenarbeiten. Und Soka-Vorstand Gerhard Mudrack
ergänzt: „Im Interesse der ordnungsgemäß und korrekt arbeitenden Baubetriebe stärken wir die Ordnungsfunktion von Soka-Bau auch mit den Mitteln, die uns die Digitalisierung bietet.“ Soka-VorstandWerner
Schneider, weist darauf hin, dass „die bereits gute und jahrelang etablierte Zusammenarbeit mit dem Zoll“ durch den digitalen Datenaustausch in der Praxis „künftig deutlich vereinfacht“ werde. (AML) W
Fehler in der Umsatzsteuervoranmeldung können zu vielen Problemen führen. Fünf häufige Fehler, die Sie vermeiden sollten.
JÖRGWIEBKING
Umsatzsteuer-Sonderprüfungen belasten Unternehmen finanziell. 2024 brachte jede Prüfung dem Staat durchschnittlich 26.000Euroein.InsgesamterzieltederBund so 1,63 Milliarden Euro zusätzlich, meldet dasBundesfinanzministerium.Auchhäufige KorrekturenderUmsatzsteuervoranmeldung könnensolchePrüfungenauslösen.Dochdas ist nicht die einzige Folge von Fehlern bei der Voranmeldung, warnt Steuerberaterin Alison Siefert aus Hannover.
FolgenvonFehlernbeider Umsatzsteuervoranmeldung Fehlerhafte oder verspätete Umsatzsteuervoranmeldungen haben oft gravierende Konsequenzen, erklärt Siefert:
● Verspätungszuschlag: Das Finanzamt kann bei verspäteterVoranmeldung 0,25 Prozent der Steuerschuld pro angefangenen Monat verlangen, mindestens jedoch 25 Euro.
● WiderrufDauerfristverlängerung: Unternehmen können eine Dauerfristverlängerung um einen Monat beantragen. Doch bei wiederholten Verspätungen kann das Finanzamt diese widerrufen.
● WiderrufFreistellungsbescheinigung: Die Freistellungsbescheinigung für die Bauabzugsteuer kann entzogen werden, wenn ein Betrieb Steuern nicht pünktlich zahlt oder die Umsatzsteuervoranmeldung mehrfach verspätet übermittelt.
● Zinsen: Für Nachzahlungen aufgrund verspäteter Umsatzsteuermeldungen verlangt das Finanzamt Zinsen. Das passiert jedoch nur, wenn seit Entstehung des Steueranspruchs 15 Monate vergangen sind, so Siefert. Der Zinssatz beträgt 0,15 Prozent pro Monat.
● Betriebsprüfungen: Häufige Fehler oderVerspätungen erhöhen das Risiko einer Umsatzsteuer-Sonderprüfung oder einer umfassenden Betriebsprüfung.
FehlerNr.1:Fristfür Umsatzsteuervoranmeldungversäumt Die Umsatzsteuervoranmeldung ist spätestens am 10. Tag nach Ende des Voranmeldungszeitraums fällig. Für die meisten Handwerksbetriebe ist das der 10. des Folgemonats. Liegt die Umsatzsteuerschuld des Vorjahres unter 9.000 Euro, erfolgt die Anmeldungquartalsweiseundistam10.Tag nach Quartalsende fällig.
Tipp:BeantragenSieeineDauerfristverlängerung.DamitgewinnenSieeinenMonat Zeit.DenAntragmüssenSiejährlichbiszum 10. Februar stellen. Allerdings ist die Verlängerung mit einer Sondervorauszahlung verbunden:Siebeträgt1/11derUmsatzsteuervorauszahlung desVorjahres.
FehlerNr.2:Umsatzsteuerzuspätgezahlt
DieZahlungderUmsatzsteueristam10.fällig, betont Siefert. „Wer die Voranmeldung erst am 10. einreicht, muss sicherstellen, dassdasGeldnochrechtzeitigbeimFinanzamt ankommt.“
Tipp:NutzenSieeinSEPA-Lastschriftverfahren,rätSiefert.„DamitgiltdieSteuerals pünktlichgezahlt,auchwenndasFinanzamt erst einigeTage später abbucht.“
FehlerNr.3:Vorsteuerfalschermittelt
SiefertnennttypischeProblemebeiderVorsteuer aus Eingangsrechnungen:
● FormaleMängel:Rechnungen müssen alle Pflichtangaben nach § 14 UStG enthalten. Fehlen Angaben, besteht kein Anspruch aufVorsteuerabzug.
● ZeitlicheZuordnung:Vorsteuer können Sie erst geltend machen, wenn die Leistung erbracht wurde und/oder eine ordnungsgemäße Rechnung vorliegt. Fordern Sie für eine fehlerhafte Rechnung eine Korrektur an, dürfen Sie die Vorsteuer erst ziehen, wenn die korrigierte Rechnung vorliegt.
● Versicherungssteuer:Versicherungen sind umsatzsteuerfrei, unterliegen aber derVersicherungssteuer (19 Prozent). Betriebe verwechseln diese oft mit der Umsatzsteuer und ziehen sie fälschlich alsVorsteuer ab.
● Bewirtungskosten:Vorsteuer aus Bewirtungskosten können Sie vollständig abziehen.
● Betriebsfeiern: Übersteigen die Kosten pro Mitarbeitendem 110 Euro, entfällt derVorsteuerabzug komplett.
● Geschenke:Für Kundengeschenke bis 50 Euro netto können SieVorsteuer abziehen.Wird diese Grenze überschritten, entfällt der Abzug. „Das Finanzamt rechnet dabei alle Geschenke eines Jahres an einen Kunden zusammen“, erklärt Siefert.
● Pflichtangabennach§14UStG: Unvollständige oder fehlerhafte Rechnungsangaben können Zahlungsverzögerungen, Mehraufwand und kritische Nachfragen des Finanzamts auslösen. „Vor allem ungenaue Angaben zum Leistungszeitraum führen oft zu Problemen“, warnt Siefert. Für falsch oder zu Unrecht ausgewiesene Umsatzsteuer haftet der Rechnungsersteller.
FehlerNr.5:Grenzeder Kleinunternehmerregelungüberschritten Seit2025gilteineneueRegelungfürKleinunternehmer. Betriebe sind von der Umsatzsteuer befreit, wenn ihr Netto-Umsatz im Vorjahrmaximal25.000Eurobetrug.SindSie vonderUmsatzsteuerbefreitundübersteigt IhrNetto-UmsatzimlaufendenJahr100.000 Euro,müssenSiezurUmsatzsteuerwechseln –unddassofort.Nurdiebisdahinerzielten Umsätzebleibenumsatzsteuerfrei. W
Foto: Steuerberaterkammer Niedersachsen
Foto: Gregory Lee -
Forderung:UmsatzsteueraufProvision
Steuerhinterziehungund Schwarzarbeit: Die Chefin mehrerer„Servicefirmen“ landet im Gefängnis – und der Fiskus fordert Umsatzsteuer aufihre Provisionen.
DerFall: Eine Unternehmerin führte jahrelang ein lukratives Geschäftsmodell, bis die Steuerfahndung sie enttarnte: Ihre Servicefirmen stellten Schein- und Abdeckrechnungen für angebliche Bauleistungen aus. Die Kunden ver-
buchten die Rechnungen als Subunternehmeraufträge. Anschließend zahlten die Servicefirmen das Geld bar, abzüglich einer Provision, an die Kunden zurück. Mit diesem Bargeld finanzierten die Baufirmen die Bezahlung von Schwarzarbeitern Gleichzeitig bot die Unternehmerin an, die Schwarzarbeiter als legale Beschäftigte ihrer Servicefirmen anzumelden, um bei Kontrollen abgesichert zu sein. Ein Landgericht verurteilte die Betrüger zu Freiheitstrafen, doch das Finanzamt wollte mehr: Es forderte Umsatzsteuer auf die Provisionszahlungen. Die Unternehmerin klagte dagegen: Ohne Leistungsaustausch könne keine Umsatzsteuer anfallen.
DasUrteil: Das Finanzgericht Hessen wies die Klage ab. Die Begründung: Die Servicefirmen hätten als Leistung nicht nur die Schein- und Abdeckrechnungen erbracht, sondern ein umfassendes Leistungspaket angeboten. Die anderen Leistungen seien mindestens so bedeutsam wie die Ausstellung der Scheinrechnungen und nicht als unentgeltliche Nebentätigkeit zu werten.
Endgültig muss nun der Bundesfinanzhof über den Fall entscheiden (Az.VR 21/24). (JW) W
DerFall: Ein Ehepaar zog aus seiner 65-Quadratmeter-Wohnung ohne Arbeitszimmer in eine 100-Quadratmeter-Wohnung mit zwei Arbeitszimmern. In der Steuererklärung machte das Paar dieWerbungskosten geltend. Das Finanzamt lehnte ab, das Finanzgericht gab dem Paar recht. Dann landete der Fall vor dem Bundesfinanzhof (BFH).
DasUrteil: Der BFH bestätigte die Entscheidung des Finanzamtes. Die Motive für die Auswahl einer Wohnung und die Bestimmung desWohnorts seien „nahezu stets durch die private Lebensgestaltung geprägt“. Eine Ausnahme gelte nur,
wenn der Umzug klare berufliche Gründe habe. Absetzbar seien Umzugskosten vor allem, wenn der Umzug den Arbeitsweg um mindestens eine Stunde verkürzt oder durch einen Arbeitsplatzwechsel erforderlich wird.
Hingegen reiche es für denWerbungskostenabzug nicht aus, dass die neueWohnung erstmals Platz für ein Arbeitszimmer bietet. In diesem Fall sei davon auszugehen, dass private Gründe „keine ganz untergeordnete Rolle“ spielen, sondern den Umzug mitveranlasst haben, womit derWerbungskostenabzug für den Umzug entfällt. (JW) W
Eine Mischung aus Fuhrpark- und Mobilitätsthemen auf der einen und Betriebsführungsthemen auf der anderen Seite: Rückblick auf ein Event mitThemen, die Betriebe bewegen.
Premiere für das regionale Event FORUM mobility & work in Norddeutschland. Ende August kamen Fuhrparkverantwortliche undVertreter aus Handwerksbetrieben zu einem AustauschüberbetrieblicheMobilitätzusammen. AuchVorträge und Diskussionen zum Thema Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Fachkräftesicherung standen an
demTagfürdieüber350Fachbesucherinnen und -besucher auf dem Programm.
RechtlicheFallstrickeundteureSchäden Die Juristin Katja Löhr-Müller wies auf rechtliche Aspekte hin. So müssten Mitarbeitende bei der Fahrzeugrückgabe alle vernetzten Systeme auf die Werkseinstellungenzurücksetzen,umpersonenbezogene Daten zu löschen. Dies sollte vertraglich in derÜberlassungsregelungfestgehaltenwerden.BeiPoolfahrzeugen,diemiteinersogenannten Log-Box ausgestattet sind, müsse klargeregeltsein,unterwelchenUmständen dasSystemdeaktiviertwird,etwabeieinem Werkstattbesuch.
DieunterschätztePflichtzurUnterweisung In einem praktischen Workshop demonstrierte Michael Schulz, Fuhrparkmanager der Wuppertaler Stadtwerke, die korrekte Fahrzeugeinweisung gemäß der Unfallver-
hütungsvorschrift (UVV). So gelte ein Fahrzeug nur dann als betriebssicher, wenn es sowohl verkehrssicher (TÜV-Prüfung) als auch arbeitssicher (UVV-Prüfung) ist. Der Fuhrparkverantwortliche müsse die Prüfungen und die Einweisungen schriftlich dokumentieren.
TestfahrtenundFahrsicherheitstrainings
Das ADAC-Fahrsicherheitsgelände bot abwechslungsreiche Strecken für Testfahrten. Besucher hatten die Möglichkeit, sich vorab festeTermine und verschiedene ModellefüreineProbefahrtzubuchen.Unter anderemwarenModellederHerstellerBYD, Cadillac,Opel,PeugeotoderXPENGvonHerstellern und regionalen Autohäusern zur Verfügung gestellt worden. Für die Fahrsicherheitstrainingswarenhauptsächlichdie Kastenwagen Toyota Proace City und der Toyota Proace Max im Einsatz.
KIimHandwerksbüro:NeueDimensionen
Dass verschiedene KI-Anwendungen die Arbeit im Handwerksbüro erleichtern können,zeigteBastianStraußinseinerPräsentation.Erführtevor,wieeineZusammenarbeit verschiedener Programme beispielsweise dieBaustellendokumentationoderaberdie Auswertung eines Auftrags erledigen können. Der IT-Experte mit Erfahrungen aus einemHandwerksbetriebmachteaberkein Geheimnisdaraus,dassdahinterechteProgrammierarbeit und das Wissen rund um KI-Tools steckt.
Zettelwirtschaftvs.papierlosesBüro Handwerksbetriebe, die sich gegen digitale Prozesse sperren, werden abgehängt. An praktischen Beispielen aus seinem
Arbeitsalltag als Fliesenlegermeister, gab Stefan Bohlken Einblick in seine digitalen Tools.Erzeigteauchauf,wasinderZukunft möglichseinwird.Undermutigteaucherfahrene Unternehmer,Veränderungen positiv zu sehen.
DerKampfgegenFehlzeitenimHandwerk DerKrankenstandimHandwerkistsohoch wie nie – doch woher kommen die vielen Fehltage? Dieser Frage ging Maren Ulbrich, Inhaberin der Agentur Handwerksmensch, auf den Grund. In ihrem Vortrag erfuhren die Besucher, warum besonders die Motivation der Mitarbeitenden und die gelebte FührungskulturimBetriebAuswirkungauf den Krankenstand haben.Wenn Sie Lösungensuchen,umdenKrankenstandinihrem Betrieb dauerhaft zu senken, merken Sie sichdasOnline-WebinarvonMarenUlbrich vor! W
Aufgezeichnet wurde die Folge des Podcasts „Werken mit Recht“ mit demTitel „Fahrzeugortung und Datenschutz: Service oder schon Mitarbeiterüberwachung?“ live auf der Bühne des FORUMs mobility & work. Die Juristinnen Kim Cleve und Jennifer Smoch erläuterten die rechtlichen Aspekte der Fahrzeugortung. Fest steht aus ihrer Sicht: DasThema spielt in den Bereich der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hinein, denn es werden persönliche Daten der Mitarbeitenden verarbeitet, die die Fahrzeuge nutzen.
Aus Perspektive der Betriebe sei es nachzuvollziehen, dass sie beispielsweise zur effizienteren RoutenplanungTracking nutzten. So könnte die Routenplanung schneller angepasst werden. Auch gegenüber Kunden könnte es als Dokumen-
tation dienen, wie lange Mitarbeitende auf der Baustelle waren. Das erspare im Zweifelsfall Diskussionen über die Rechnung.
WannistTrackingerlaubt? Nach Diebstahl zum Beispiel sei das Tracking erlaubt. Doch müssten Betriebe ihrTeam schriftlich über den Einsatz der Software informie-
ren.Was Sie außerdem beachten müssen, erfahren Sie in der aktuellen Podcast-Folge! (JA) W
wDirektzum Podcast:geht esüberdiesen QR-Code
Foto: Felix Albertin
KimCleveund JenniferSmoch(v.l.).
MarenUlbrichzumThemaFehlzeitenimHandwerk.
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Nicht nur die Handwerkskammern haben Grund zum feiern: Auch einige Betriebe haben 2025 ein großes Jubiläum – und geben Einblick in ihre Geschichten.
ANNA-MAJALEUPOLD
DieZimmereiGröperausdemniedersächsischenHarpstedt,gehört zu den wenigen Betrieben, die in diesemJahrebenfalls125Jahrealt werden.„MeinUrgroßvaterHeinrichhatden Betrieb im Jahr 1900 als Sägerei mit angeschlossenerZimmereigegründet“,berichtet GeschäftsführerJensGröper,derdenBetrieb 1995übernommenhatundihndamitinzwischen in vierter Generation führt. SeitderGründunghatsichindemFamilienbetrieb allerdings viel verändert: „Wir haben lange Zeit selbst Holz geschnitten, doch aus diesem Geschäft sind wir vor Jah-
renausgestiegen“,sagtZimmerermeisterJens Gröper. Zu groß sei der Konkurrenzdruck durch die großen, modernen Sägereien gewesen. „Heute führen wir alle Arbeiten derklassischenZimmerei,desHolzbauseinschließlichZiegelbedachungendurch“,sagt der Unternehmer, der den Betrieb gemeinsammitEhefrauRitaundSohnPhilippleitet. AuchdieArbeitimZimmererhandwerk hatsichimLaufederletzten125Jahrenstark gewandelt. „Auf der Baustelle war früher allesHandarbeit,heutehabenwirmitKran undHebemittelvielTechnikimEinsatz“,sagt Bauingenieur Philipp Gröper. Doch es gibt
auchDinge,diesichnichtveränderthaben: „DasZimmererhandwerkistnochimmerkörperlicheArbeit“,meintRitaGröper.Schließlich seien die Mitarbeitenden permanent derWitterung ausgesetzt, da sie bei Regen, WindundSonnedraußenarbeiten.Trotzdem änderesichdasAnsehenderZimmererund das Handwerk werde wieder „cool“.
DerBetriebbeschäftigtheuteinsgesamt siebenMitarbeitende,dieaufBaustellenim Umkreis von maximal 50 Kilometern rund um Harpstedt im Einsatz sind. Gemeinsam mitdemTeamsowiemitGeschäftspartnern undLieferantenfeiertendieGröpersAnfang September ihr Firmenjubiläum. „125 Jahre, für mich ist das kaum greifbar, weil ich zu vielen Personen gar keinen persönlichen Bezugmehrhabe“,sagtPhilippGröper.„Das istabereineZahl,diemichsehrstolzmacht“, ergänzt der 28 Jährige, der die Zimmerei eines Tages übernehmen und in die fünfte Generation führen will.
VonderGlasplattezurDigitalkamera Auf eine lange Firmengeschichte kann auch Fotografenmeisterin Dodea Paulsen zurückblicken. Sie führt den Betrieb Foto Paulsen in Norden, der im Jahr 1894 von Peter Paulsen gegründet wurde. Das Unternehmen feierte im letzten Jahr somit sein 130-jährigesBestehen.IndieserZeithatdas FotografenhandwerkeinenenormenWandel erlebt. „Früher war die Fotografie richtige Handarbeit“, berichtet die Fotografin. Ihr Uropahabeum1900nochaufGlasplattemit vorhandenemTageslichtfotografiert.Später habe es dann die Magnesiumblitze und die Elektronenblitzegegeben,diedasFotografierenauchbeischlechterenLichtverhältnissen ermöglichten.
1995 übernahm Dodea Paulsen den Betrieb von ihrem Vater – trotz seiner wohlmeinenden Warnung: „Lern etwas Anständiges, dann hast du auch richtig Wochenende.“ Doch von diesen Worten ließ sich die Unternehmerin nicht abhalten: „Für mich kam kein anderer Beruf in Frage. Ich bin mit der Kamera in der Hand großgewordenundliebeeseinfach,zufotografieren“, sagt sie. Ihre erste Kamera sei eineInstamatikvonKodakgewesen.Später folgteneineRolleimitSchwingspannerund die A1 von Canon sei ihre erste Spiegelreflexamera mit Programmautomatik gewesen.Seit2005fotografiertPaulsenmiteiner Digitalkamera.
Mit der Digitalisierung hat sich das gesamte Berufsfeld stark verändert. „Heute kann jeder mit wenig Aufwand selbst gute Familienfotos machen“, sagt die Unternehmerin. Genau das war zur Gründungszeit des Betriebs aber der Grund, warum die Menschen in den Laden von Peter Paulsen kamen.
Klar ist schon, dass es wegen der Entwicklung des Fotografenhandwerks keine fünfte Generation bei Foto Paulsen geben wird:„IchwerdedenBetriebschließen“,sagt dieFotografin.Wanndasseinwird,weißdie 56-Jährige noch nicht. Ihre Berufsentscheidung bereut Dodea Paulsen allerdings bis heute nicht: „Ich bin mit Leib und Seele dabei“, sagt die Fotografin, die an ihrem Beruf besonders den Umgang mit Menschenschätzt.„MankommtdenLeutenbeim Fotografieren sehr nah und lernt sie richtig kennen.“
VonderTischlereizumBestattungsinstitut Ebenfalls mit großer Begeisterung ist auch Hans Aue im Einsatz: Der Tischlermeister arbeitet seit mehr als 60 Jahren bei Bestattungen Aue in Magdeburg. Somit durfte er den Großteil der 125-jährigen Firmengeschichte miterleben. „Otto Schrader, mein Großvatermütterlicherseits,hatdenBetrieb imJahr1900alsTischlereimitSargmagazin gegründet“, berichtet der 86-Jährige. Lange Zeit seien in derTischlerei die Särge für die Bestattungen hergestellt worden.
Die beiden Geschäftsbereiche hat die FamilieAueallerdingszuDDR-Zeitenvoneinandergetrennt:„ZudiesemSchritthabenwir unsaussteuerlichenGründenentschieden“, erinnert sich Hans Aue. Er habe damals die Geschäftsführung der Tischlerei übernommenundseineFrauDorisdasBestattungsinstitut.„DieTischlereihabenwir2002verkauft unddasBestattungsinstitutistnochimmerin HandderFamilie“,sagtderTischlermeister. Heute wird der Familienbetrieb allerdings von seiner Tochter Heike Esposito-Aue geführt. Neben dem Stammhaus in Magdeburg gehören noch fünf weitere Geschäftsstellen zum Unternehmen.
Hans Aue freut sich, dass er in diesem Jahr das Firmenjubiläum miterleben darf: „DasistetwasganzBesonderes,daichschon solangedabeibinundwiralsFamiliemitder Firma leben.“ Und so wie es aussieht, wird dasauchnochsoweitergehen:„MeineEnkelinarbeitetaktuellnochnichtimUnternehmen“,sagtderMeister.„Siehataberangekündigt, dass sie das Bestattungsunternehmen mal übernehmen möchte.“. W
Wie steht es um die Gesundheit im Handwerk? Welche Belastungen gibt es?
Und wo liegen Stärken, die andere Branchen nicht haben?
Ein Gespräch mit Frank Klingler, Fachbereichsleiter zentrale Aufgaben
Prävention der IKK classic.
Obwohl Handwerker oft hart arbeiten, empfinden sie häufig Erfüllung im Job.
RFrank Klingler, Fachbereichsleiter zentrale
Aufgaben Prävention der IKK classic.
und 85 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker bezeichnen ihren Gesundheitszustand als »gut« oder »sehr gut«. Das ist ein Ergebnis der neuen Studie »So gesund ist das Handwerk«, die die IKK classic alle zwei Jahre gemeinsam mit dem Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule Köln herausgibt. Gleichzeitig liegt der Krankenstand mit sieben Prozent im Handwerk über dem Durchschnitt.
Wie passt das zusammen?
Klingler: Das wirkt auf den ersten Blick widersprüchlich –aber wer genauer hinsieht, erkennt: Beides stimmt. Wer im Handwerk arbeitet, ist körperlich stark gefordert. Dass es dabei auch mal zu gesundheitlichen Einschränkungen kommt, ist für viele normal. Viele Handwerkerinnen und Handwerker erleben ihre Arbeit trotzdem als sinnstiftend und erfüllend. Dieses Selbstbild stärkt das Wohlbefinden –und das spiegelt sich in der positiven Einschätzung der eigenen Gesundheit wider.
Die Lebenszufriedenheit im Handwerk ist hoch, das Handwerk gilt als resilient. Woran liegt das?
Klingler: Wer am Ende des Tages sieht, was er geschafft hat, ist stolz. Diese Erfolgserlebnisse sind eine starke Kraftquelle und wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. Auch die Struktur im Handwerk spielt eine Rolle: kleine Teams, kurze Wege, klare Aufgaben. Viele erleben ihren Arbeitsplatz wie eine zweite Familie. Und: Handwerkerinnen und Handwerker bewegen sich viel. Das tut nicht nur dem Körper gut, sondern wirkt sich auch positiv auf die mentale Gesundheit aus.
Gesundheit wird zunehmend zum Wettbewerbsfaktor –gerade mit Blick auf Fachkräftemangel und demografischen Wandel. Wie können Betriebe sich hier gut aufstellen?
Klingler: Gesunde Mitarbeitende sind das Fundament eines stabilen Betriebs. Unternehmen, die in Gesundheit investieren, tun das nicht nur aus Nettigkeit – sie sichern ihre Zukunft. Ob Rückentraining, gesundes Essen, Betriebssport oder ein Lob: Es gibt viele Wege, etwas zu tun. Entscheidend ist, dass die Maßnahmen zum Betrieb passen: praktikabel, alltagstauglich und mit klarer Haltung der Führung. Denn gute Rahmenbedingungen und ein wertschätzender Umgang sind oft wirkungsvoller als aufwendige Einzelmaßnahmen.
Weitere Infos:
Die IKK classic unterstützt Bertriebe mit passgenauen Angeboten zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Jetzt informieren: ikk-classic.de/bgm
Mehr zur Studie »So gesund ist das Handwerk« erfahren Sie unter: ikk-classic.de/so-gesund-ist-dashandwerk
IHRE NEUEN GESCHÄFTSMODELLE
OPEL WARTUNGPRO: PLANBAR. ZUVERLÄSSIG. KALKULIERBAR
1 Unverbindliches Kilometerleasing-Beispiel der Leasys S.p.A. Zweigstelle Deutschland, Friedrich-Lutzmann-Ring 1, 65428 Rüsselsheim am Main, zzgl. gesetzl. MwSt., Überführungs- und Zulassungskosten für den Opel Vivaro Cargo Standard, 1.5 BlueHDi 120 Stop&Start (88 kW). Mtl. Leasingrate inkl. Opel WartungPro (19,95€ mtl.): 314,95€/Monat. Gültig bis 30.09.2025. Der Abschluss dieses Pakets ist jedoch keine Voraussetzung für das Zustandekommen eines Leasingvertrags.
* Opel WartungPro beinhaltet Leistungen über den Service-Baustein "Wartung und Verschleiß" der Leasys S.p.A. Zweigstelle Deutschland, gemäß dessen Bedingungen. Das Angebot setzt den Abschluss eines Leasingvertrags mit Leasys für ein nicht zugelassenes Opel-Neufahrzeug voraus (ausgenommen: Opel Rocks). Gültig bei teilnehmenden Opel-Händlern für Vertragsabschlüsse bis zum 31.12.2025.
Alle Preise zzgl. der gesetzl. MwSt. Nicht kombinierbar mit anderen Aktionen, Sonderkonditionen oder Rahmenabkommen. Beispielfotos der Baureihen. Ausstattungsmerkmale nicht Bestandteil des Angebots.