Norddeutsches Handwerk 06/2025

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Das Handwerk baut auf Mitgestaltung

Keramik bewahrt

Geschichte

Handwerksbetrieb zwischen Flucht und Zukunft

Sechs Ideen für den Bau-Turbo

Praktiker sagen, was den Bau voranbringen würde

www.hwk-hildesheim.de

Neues Gesetz zur Nutzung der KI

EU-Verordnung hat auch Auswirkungen auf Betriebe

Antworten auf diese und weitere Fragen rund um Unternehmensführung, betriebliche Mobilität und Digitalisierung liefern wir Ihnen auf dem FORUM mobility & work.

Liebe Leserin, lieber Leser,

stellen Sie sich vor, wir haben Demokratie – und keiner macht mit. Wer an dieser Stelle vor allem die Wahlbeteiligung bei Landtagsoder Bundestagswahlen im Kopf hat, denkt vermutlich etwas zu kurz. Denn unser gesamtes Gemeinwesen basiert auf dem Prinzip der Demokratie: vom Verein vor Ort bis zur Selbstverwaltung der Handwerkskammer. Wir möchten in dieser Ausgabe aufzeigen, dass Demokratie eben mehr ist als eine Stimmabgabe alle paar Jahre –und dass sie vor allem keine Selbstverständlichkeit darstellt.

Gerade in diesem Jahr, in dem wir 80 Jahre Kriegsende begehen und mit Margot Friedländer eine der letzten Zeitzeuginnen verloren haben, wird deutlich, wie wichtig Erinnern jetzt ist. Die Geschichte mahnt uns, wachsam zu bleiben und für Freiheit und Demokratie einzustehen – gerade weil wir sie so oft für selbstverständlich halten. Auch das Handwerk war in der Zeit des Dritten Reiches von staatlicher Kontrolle und Unterdrückung geprägt (S. 6–7). Wir haben darüber hinaus einen Betriebsinhaber besucht, dessen Familie damals selbst gezwungen war, ihre Heimat zu verlassen (S. 8–9).

Die Erinnerung prägt noch heute sein Handwerk.

Es sind die Eckpfeiler unseres Grundgesetzes, die Regeln definieren und die Ausrichtung unserer Gesellschaft festlegen. Dazu gehört auch das Prinzip der Selbstverwaltung des Handwerks, eine Errungenschaft, durch die wir seit 125 Jahren die Interessen der Betriebe vertreten können. Doch wie passt die Idee der Demokratie überhaupt mit der Kammer-Pflichtmitgliedschaft zusammen? Wir klären auf (S. 10-11)!

Die Zukunft demokratisch gestalten heißt dabei auch, die Kleinsten unserer Gesellschaft frühzeitig mitzunehmen, zum Beispiel mit den Wettbewerben „Kleine Hände, große Zukunft“ oder „MACH WAS!“.

Dabei geht es nicht nur darum, jungen Menschen Wege zur Selbstverwirklichung und beruflicher Erfüllung aufzuzeigen, sondern auch Mitgestaltung, Eigenverantwortung und Gemeinschaft vorzuleben (S. 12–13). All diese Perspektiven sind entscheidend, um die Demokratie als Ganzes zu erkennen und zu schätzen. Hierzu gehört auch das Engagement der vielen Ehrenamtlichen im Handwerk. Sie bilden eine zentrale Basis unserer demokratischen Wirtschaftsordnung. Gerade in tiefgreifenden Transformationsprozessen, wie wir sie zurzeit erleben, ist dies von besonderer Bedeutung. Ehrenamtliches Engagement in der Interessenvertretung sorgt mit dafür, dass wir faire Rahmenbedingungen für Betriebe und Beschäftigte politisch erreichen. Dieser Einsatz ist von unschätzbarem Wert!

Zum Abschluss habe ich noch eine ganz persönliche Bitte an Sie: Machen Sie mit! Beteiligen Sie sich an demokratischen Prozessen und wirken Sie bei gesellschaftlichen Fragen mit. Dabei ist es egal, ob im Verein, in der Kommunalpolitik oder in einem Ehrenamt im Handwerk. Demokratie ist kein Zuschauersport – wir alle sind gefragt!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Yannik Herbst, Leitung Stabsbereich Kommunikation.

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Chefredaktion:

Clemens Noll-Velten

(Chefredaktion, V.i.S.d.P.)

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clemens.noll-velten@schluetersche.de

Abo- und Vertriebsservice

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AUS DER HANDWERKSKAMMER

6 Zeitsprung:HandwerkinderNS-Zeit

Über eine Zeit der Kontrolle und Ausgrenzung

8 Produkteschaffen,Wertebewahren

Bunzlauer Handtöpferei für das Miteinander

10 ParadebeispielgelebterDemokratie

Die Selbstverwaltung der Handwerkskammer

12 DemokratieundVerantwortunglernen Handwerksprojekte für Kinder wecken Chancen

BETRIEB

22 Wohnungsbau-Turbo

Maßnahmenvorschläge von Handwerkern

24 Abrechnungin5-Minuten-Arbeitswerten

Martin Berteit setzt auf transparente Preise

26 WenigerBürokratie–aberwie?

Sieben konkrete Handlungsvorschläge

28 BezahltesDuscheninderArbeitszeit

Über Gesetze zur Körperreinigung im Betrieb

30 VäterinElternzeitoderTeilzeit

Wie Betriebe Unterstützung anbieten können

32 Gerüchtenvorbeugen

Transparente Kommunikation zahlt sich aus

REGIONALES

34 LohnenderInvestinOnline-Marketing Betrieb steigert Export um das Zehnfache

BETRIEB

36

WenigerSteuerndurchSteuerbonus

Was Kunden dabei beachten müssen

40 NutzungvonkünstlicherIntelligenz

Welche Regeln die EU-Verordnung festlegt

KFZ

42 FORUMmobility&work

Über den Auftakt der Veranstaltungsreihe

BETRIEB PLUS

46 Wir-GefühldurchCorporateFashion Wie eine gut kalkulierte Anschaffung gelingt

PANORAMA

48 FleischerdesJahres2025

Markus Leggedör vereint Tradition und Moderne

IMPRESSUM

50 Pflichtangaben

Digitale Lösungen sind die Zukunft

Markus Leggedör hat in seiner Fleischerei seit der Betriebsübernahme vor fast 20 Jahren einige Veränderungen herbeigeführt – darunter eine eigene Web-App und einen smarten Verkaufsshop. |48

Foto: Pexels Chung Ausbildungen wurden in der NS-Zeit ideologisch gefiltert.

Funktionieren – aber nicht frei

Vergangenheit. Gleichschaltung, Kontrolle, Ausgrenzung: Das Schicksal des Handwerks unter dem NS-Regime.

MARIE BENDER

Jeder von uns hat Dinge, die man nicht aus der Hand gibt: das Werkzeug, den eigenen Betrieb – und die Freiheit, selbst Entscheidungen zu treffen. Was heute selbstverständlich erscheint, war es nicht immer. Denn das Handwerk kennt auch andere Zeiten.

Zeiten, in denen Selbstverwaltung nicht erlaubt, sondern unterdrückt wurde. Zeiten, in denen Verantwortung nicht geteilt, sondern zentral kontrolliert wurde.

Zeiten ohne Demokratie

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 hatte starken Einfluss auf das Handwerk. Aufgrund neuer Gesetze wurden die Handwerkskammern und die Handelskammern gleichgeschal-

„In Hildesheim begann die Handwerkskammer 1945 mit sieben Aktenordnern in einer unbeheizten Baracke.“ Heide-Susanne Bock.

tet, wodurch sie nicht nur ihre Eigenständigkeit verloren, sondern auch die gewählten Vertreterinnen und Vertreter entmachtet und durch Funktionäre des Regimes ersetzt wurden.

Von Selbstverwaltung zur Gleichschaltung Die Mitbestimmung durch Handwerkerinnen und Handwerker selbst wurde abgeschafft – und somit auch das jahrzehntelange demokratische Prinzip der Branche. Statt gelebter Eigenverantwortung musste nun unter ideologischer Kontrolle gearbeitet werden. Das Berufsbild verlor seine Freiheit – und viele Menschen ihre Existenz.

Denn für unzählige Betriebe bedeutete das: Anpassung oder Aus. Wer nicht mitlief, wurde zum Ziel. Jüdische Handwerkerinnen und Handwerker

hatten in der NS-Zeit keine Mitbestimmung.

wurden enteignet, aus ihren Innungen ausgeschlossen und verfolgt. Viele Betriebe, die über Generationen aufgebaut worden waren, verschwanden binnen weniger Jahre. ö

Politisch kritische Stimmen verstummten – und die Selbstverwaltung, einst Garant für Unabhängigkeit, wurde zu einem Werkzeug staatlicher Lenkung. Das Vertrauen, das heute zwischen Betrieben, Kammern und Gesellschaft besteht, war damals zerstört. Was blieb, waren tiefe Wunden – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch menschlich. Entscheidungen fielen von oben – und waren oft geprägt von Willkür, Rassismus und Ausgrenzung.

Leben und Arbeiten unter dem NS-Regime Für das Handwerk hatte das weitreichende Folgen. Ausbildungen wurden ideologisch gefiltert. Wer nicht in das Menschenbild der Nationalsozialisten passte, hatte keinen Platz. Der Verlust der Mitbestimmung war kein abstrakter Vorgang – er war spürbar in jedem Betrieb, in jeder Werkstatt. Die tägliche Arbeit blieb, doch die Freiheit war verschwunden. Verantwortung bedeutete oft nur noch Gehorsam.

„Zudem waren die Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister angehalten stets eine Handwerksnadel zu tragen, als äußeres Zeichen ihrer berufsständischen Einheit und Geschlossenheit“, erklärt Heide-Susanne Bock, Jubiläumsbeauftrage der Handwerkskammer.

„Einige wenige, die nicht mit dem Regime übereinstimmten, versuchten diese unter ihrem Kragen zu verstecken – dadurch war sie nicht dauerhaft sichtbar, konnte aber bei einer Kontrolle vorgezeigt werden.“ Ein kleiner Akt der eigenen Freiheit.

1939

IN diesem Jahr hatte die Machtübernahme der Nationalsozialisten einen starken Einflauss auf das Handwerk. Dazu gehörte die Gleichschaltung von Handels- und Handwerkskammer, wordurch die Handwerkskammer ihre Eigenständigkeit verlor.

Nach dem Krieg war der Wiederaufbau deshalb mehr als eine logistische Aufgabe: Er war ein demokratischer Neuanfang, bei dem das Handwerk seine Freiheit Stück für Stück wiedergewann.

Doch der Weg war steinig: „In Hildesheim begann die Handwerkskammer 1945 mit sieben Aktenordnern in einer ungeheizten Baracke – aber mit einem klaren Ziel: zurück zur Selbstverwaltung“, so Bock.

„Es ging darum, das Handwerk wieder in die Hände derjenigen zu legen, die es ausmachen – nicht an den Schreibtisch einer zentralen Behörde, sondern mitten in die Betriebe.“

Lernen aus der Geschichte

Es wurden wieder Prüfungen organisiert, Materialien beschafft und sich gegenseitig beim Neuanfang unterstützt.

Aber vor allem: Die Demokratie erlang im Handwerk ihre Struktur zurück. Gewählte Vertreterinnen und Vertreter konnten wieder selbst entscheiden – nah an der Praxis und getragen von gegenseitigem Vertrauen. Diese Rückkehr zur Mitbestimmung war keine Formalie – sie war ein klares Zeichen gegen die Vergangenheit. Ein Beweis, dass das Handwerk aus der Geschichte gelernt hatte.

Denn wer einmal erlebt hat, was es heißt, keine Stimme zu haben, der weiß, wie wertvoll Beteiligung ist. Selbstverwaltung ist deshalb mehr als Organisation – sie ist gelebte Erinnerung. Eine Zeit, in der das Handwerk funktionieren musste, aber nicht frei war. Und die Erkenntnis, dass echte Verantwortung nur dort entstehen kann, wo Menschen selbst entscheiden dürfen. W

Foto: HWK
In der HWK sind viele historische Stücke ausgestellt.
Foto: Pexels Işık
Handwerker

Die Geschichte der Töpferei begann 1867 in Schlesien. Seitdem ist sie im Familienbesitz.

Tradition mit Ton –zwischen Flucht und Zukunft

Vergangenheit trifft auf Gegenwart. Keramikhandwerk aus Fredelsloh hält seine Geschichte

lebendig.

MARIE BENDER

Zwischen Tonstaub und warmem Licht, in einem alten Haus in Fredelsloh bei Moringen, entsteht Keramik, die mehr als nur Gebrauchsgegenstand ist. Sie erzählt von Flucht und Ankunft, von Familie und Gemeinschaft – und vom unerschütterlichen Glauben daran, dass das Miteinander stärker ist als das Gegeneinander. In der Bunzlauer Handtöpferei Georg Greulich GmbH lebt ein Handwerk weiter, das mehr formt als nur Ton: Es hält Erinnerung wach und gestaltet zugleich Zukunft. Und mitten-

„Das

Handwerk lebt vom Miteinander. Ohne das geht es nicht.“

Volker List, Betriebsinhaber der Handtöpferei.

drin: Betriebsinhaber Volker List, der die Vielfalt dieses Berufsbildes lebt.

Verwurzelt in Geschichte

Die Geschichte der Töpferei reicht bis 1867 zurück, in die Region Bunzlau, im heutigen Polen. Dort führte Lists Urgroßvater bereits einen kleinen Betrieb – bis 1945, als Krieg und Vertreibung alles veränderten. Lists Mutter flüchtete als Zwölfjährige mit ihrer Mutter und zwei Schwestern nach Uslar, sein Großvater wurde einberufen. Nach dem Ende

des Zweiten Weltkriegs kam es zu einer Wiedervereinigung der Familie – in Südniedersachsen, ihrer neuen Heimat. Eine Rückkehr war undenkbar. „Wir treffen uns da wieder, wo es Keramik gibt“, hatte Lists Großvater damals seiner Frau in Schlesien versprochen.

Diese Vergangenheit lebt noch heute in der Töpferei weiter – in den alten Maschinen, im weitergegebenen Wissen und in der Beharrlichkeit, mit der Volker List das Familiengeschäft führt. Seine Mutter lernte direkt beim Großvater und auch für den 67-Jährigen kam nie ein anderer Job in Frage: „Ich wollte das schon immer machen. Auch, wenn ich keinen Druck von zu Hause bekommen habe. Aber die Vielfältigkeit und Möglichkeit, mich frei auszuleben, haben mich immer schon fasziniert.“

Demokratie als Lebensgrundlage

Die Erfahrung von Flucht und Heimatverlust prägt die Haltung des Handwerkers bis heute. „Für mich ist es unvorstellbar, wie es sein muss, sein Zuhause zu verlassen, ohne zu wissen, wohin man geht“, sagt List leise. Vor einigen Jahren haben seine Frau und er das alte Zuhause seiner Familie in Polen besucht – doch nur noch das Wohnhaus stand, alle alten Werkstätten waren abgerissen. Seine Mutter und Urgroßeltern erzählten kaum von der damaligen Zeit, zu tief saß der Schmerz.

Lists heutige Heimat Fredelsloh war früher ein waschechtes Töpferdorf. „Es gab mehrere Werkstätten – doch nie einen Kampf gegeneinander, vielmehr unterstützte man sich“, erinnert er sich. „Jede Generation bringt seine eigene Note ein. Meine Becher sehen zum Beispiel ganz anders aus als die meiner Tante.“

Er ist sich sicher: „Das Handwerk lebt vom Miteinander. Ohne das geht es nicht – weder im Betrieb noch in der Gesellschaft.“ Als ehemaliger Obermeister in Niedersachsen und mit bundesweit gutem Ruf in seinem Gewerk weiß er: Krisen übersteht man nur gemeinsam – und auf dem Boden demokratischer Werte. „Wieso muss man immer gegeneinander arbeiten, wenn Miteinander doch so viel einfacher ist? Dann können auch alle überleben – und nicht nur die Stärksten.“

Ausbildung als Fundament Volker List hat rund 40 Auszubildende begleitet, heute fehlt oft der Nachwuchs. Die Arbeit ist fordernd – meist gönnt sich der 67-Jährige selbst nur einen freien Tag pro Woche. Und doch: Der Respekt vor dem Handwerk, die Verantwortung gegenüber der Geschichte, das Vertrauen in die Kraft des Gemeinsamen treibt ihn seit 52 Jahren an.

Es dauert circa eine Woche bis aus dem Ton ein fertiges Produkt entsteht.

SEIT 52 Jahren

treibt Herrn Volker List der Respekt vor dem Handwerk und die Verantwortung gegenüber der Geschichte an sein Handwerk weiter fort zu führen.

Heute arbeitet Volker List allein in der Produktion. Seine Frau und fünf Mitarbeiterinnen unterstützen im Verkauf und der Bemalung. Die Nachfrage ist aufgrund von Massenware und steigenden Kosten zurückgegangen. Doch viele Privatpersonen, Kitas oder Restaurants wissen die Qualität noch immer zu schätzen. Manche Aufträge – wie 95 Schalen für einen Kindergarten in Wolfsburg – bringt List persönlich vorbei.

Mehr als Keramik

Auch Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema: Tonreste werden wiederverwendet sowie das verbrauchte Wasser neu aufbereitet. Für dieses Engagement erhielt die Werkstatt einen Nachhaltigkeitspreis. Alle Arbeitsschritte – Drehen, Trocknen, Bemalen, Brennen – finden innerhalb einer Woche unter einem Dach statt.

Die Bunzlauer Handtöpferei Georg Greulich GmbH ist ein Ort, an dem Ton Geschichte erzählt. Sie ist ein Symbol dafür, wie Handwerk nicht nur Produkte schafft, sondern Werte bewahrt – und wie wichtig Demokratie ist. In einer Zeit, in der vieles ins Wanken gerät, zeigt die Werkstatt also, wie stark ein Betrieb sein kann, der weiß, woher er kommt – und warum das Morgen nicht ohne das Gestern geht. W

Foto:

Die Handwerkskammer übernimmt die Interessenvertretung des gesamten Handwerks.

Pflichtmitgliedschaft als Prinzip der Freiheit

Gegenwart. Westliche Demokratien stehen in diesen Zeiten gewaltig unter Druck. Wieso die Kammern ein Beispiel gelebter Demokratie sind und es gerade jetzt auf uns alle ankommt.

Seit 125 Jahren stehen die Handwerkskammern in Deutschland für eine starke Interessenvertretung und Selbstverwaltung des Handwerks – damit gibt es sie sogar deutlich länger als unser Grundgesetz. Was technisch klingt, ist eine besondere Errungenschaft. Ich würde sogar soweit gehen und sagen: Die Kammern sind ein Paradebeispiel gelebter Demokratie. Das Handwerk bestimmt selbst, welche Wege es einschlägt und welche Schwer-

punkte es setzt. Unternehmer können durch die Handwerkskammer entscheiden, wie die Ausbildung in den einzelnen Berufen aussehen muss, um auch in Zukunft erfolgreich im Wettbewerb zu bestehen.

Bedeutung

Selbstverwaltung

Im Rahmen der sogenannten Selbstverwaltung engagieren sich Handwerksunternehmer und Angestellte ehrenamtlich – trotz ihrer täglichen Arbeit im Betrieb. Sie sind unentbehrlich für die Erfüllung

der Aufgaben der Kammer und gestalten dabei aktiv die Zukunft ihres eigenen Wirtschaftsbereichs mit. Der Staat hat dem Handwerk hierfür bewusst Raum überlassen. Im Zuge der Gründung der Handwerkskammern wurde dieser institutionell gefüllt.

Die Selbstverwaltung ist ein demokratisches Prinzip: Betriebe regeln ihre Angelegenheiten selbst, treffen Entscheidungen, entwickeln innovative Lösungen. Die Kammern vertreten die Interessen des Handwerks,

kümmern sich um Ausbildung und Fortbildung. Handwerker haben das Recht, an Wahlen teilzunehmen und sich zu beteiligen. Wichtige Entscheidungen werden nicht ohne ihre Vertreter getroffen – verbunden mit Diskussionen und Dialog.

Die Selbstverwaltung im Handwerk ist eine große Errungenschaft – aber auch eine besondere Verantwortung. Doch wie passt die Idee der freiheitlichen Demokratie mit der Pflichtmitgliedschaft in den Kammern zusammen?

Pflichtmitgliedschaft vs. Demokratie

Um diesen Punkt angemessen zu beantworten, müssen wir uns die Frage stellen, welche Alternative es gäbe. Ohne die Kammern und ihre Pflichtmitglieder würde der Staat selbst alle Aufgaben direkt übernehmen – bis auf die unterste gesellschaftliche Ebene. Dies würde höhere Kosten verursachen und wäre keinesfalls effizient.

Eine Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft würde dem Handwerk also keinerlei Gewinn bringen, sondern nur einen gewaltigen Verlust von Selbstbestimmung und gesellschaftlichem Einfluss. Nur dank eigenständiger Handwerkskammern bleiben die Belange des Handwerks deutlich sichtbar, anstatt hinter den Interessen unterschiedlicher Unternehmen und Branchen zu verschwinden.

Erst die Pflichtmitgliedschaft macht es der Handwerkskammer möglich, im Namen des gesamten Handwerks zu sprechen und zu handeln. Weil die Kammer alle Betriebe vertritt, wird unsere Stimme bei Politik

„Unsere Verfassung, die Demokratie und die Selbstverwaltung haben eines gemeinsam: Wir haben immer die Freiheit, Entscheidungen zu treffen.“

und Verwaltung sehr aufmerksam gehört. Wir sollten die Kammern deshalb als die freiheitlichen Einrichtungen betrachten, die sie tatsächlich sind! Die handwerkliche Selbstverwaltung stärkt die Demokratie durch die Mitbestimmung und die Beteiligung der Handwerksbetriebe an den Entscheidungen. Die Kammern regeln Angelegenheiten, die für alle Betriebe wichtig sind.

Quasi-staatlicher Einfluss muss in einem Rechtsstaat demokratisch legitimiert sein. Die demokratische Legitimation der Selberverwaltung ist der tiefste Grund für die Pflichtmitgliedschaft – ein

Eckpfeiler unserer Verfassung. Voraussetzung für ein funktionierendes Gemeinwesen, für eine funktionierende Selbstverwaltung ist eine intakte Demokratie. Und gerade diese ist oftmals zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Dabei ist genau das der Hebel, den wir alle in der Hand haben. Dies bedingt aber, dass wir uns aktiv engagieren.

Demokratie: Alle müssen mitmachen

Das „Ich“ ist in liberalen Gesellschaften in den vergangenen Jahren sehr stark geworden. Es kommt also auf uns alle an: Wir müssen mitmachen, im Rahmen unserer Möglichkeiten. Damit unser demokratisches System funktionieren kann, haben wir alle auch eine Verantwortung, uns um Wissen und Verständnis zu bemühen. Gerade in angespannten Zeiten. Denn die Forschung zeigt uns immer wieder auf, dass der Schlüssel zur erfolgreichen Krisenüberwindung vor allem in unserer eigenen Bereitschaft steckt, sich einzubringen. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir das schon lange: Miese Stimmung

Im Handwerk hat jeder eine Stimme.

und Misstrauen setzen nicht besonders viel Tatendrang frei.

Viele Menschen fühlen sich von Politik und Institutionen nicht mehr repräsentiert. Sie beteiligen sich nicht mehr an Wahlen oder drücken mit ihrer Stimmabgabe einzig ihren persönlichen Unmut aus – ohne dabei den Blick in die Zukunft zu richten. Auch sonst möchten viele Menschen oft gar nicht mehr mitmachen – nicht im Verein, nicht in der Feuerwehr, nicht im handwerklichen Ehrenamt.

Dabei greift das Verständnis von Freiheit hier zu kurz. Freiheit bedeutet nicht Bindungslosigkeit. Wird das übersehen, gerät unsere demokratische Ordnung schleichend aus den Fugen. Freie Wahlen und stabile Institutionen wie die Kammern sind beides Merkmale einer Demokratie. Verfassung, Demokratie und Selbstverwaltung haben eines gemeinsam: Wir haben die Freiheit, Entscheidungen zu treffen. Nutzen wir diese Freiheit – nicht nur in Wahlen, sondern jeden Tag.

YANNIK HERBST W

SEIT 125 Jahren stehen die Handwerkskammern für die Interessenvertretung und Selbstverwaltung des Handwerks.

Selbstverwirklichung und Demokratie von Anfang an

Zukunft. Praktische Handwerksprojekte haben die Chance, Mut zur Mitgestaltung bei Kindern zu wecken.

MARIE BENDER

Kinder stark zu machen für ein demokratisches Miteinander bedeutet, ihnen früh Vertrauen zu schenken – in ihre Fähigkeiten, ihre Entscheidungen und ihre Stimme. Demokratie ist keine abstrakte Idee, sondern lebt vom Entdecken. Schon im Kita-Alter können Kinder erfahren, was Teilhabe bedeutet: Mitentscheiden, Verantwortung übernehmen, Konflikte gemeinsam lösen. Wer sich selbstwirksam erlebt, entwickelt früh ein Gespür für Gerechtigkeit, Respekt und Zusammenarbeit – alles Werte, die unsere Gesellschaft und auch das Handwerk prägen. Es geht um Mitgestaltung, Eigenverantwortung und Gemeinschaft. Wer Demokratie in der Kindheit erlebt hat, erkennt diese Strukturen später nicht als Pflicht, sondern als Chance. Um diese Möglichkeit

„Sie helfen sich gegenseitig –egal, welche Haut- oder Haarfarbe ihr Gegenüber hat.“

Bianca Swiridow, HWK-Beraterin für Berufsorientierung.

auf Selbstverwirklichung schon früh zu ermöglichen und unterstützen, hat das Handwerk verschiedene Wettbewerbe entwickelt. Nicht nur, um das Berufsbild als Zukunftsperspektive zu präsentieren – sondern vor allem, um Kindern zu zeigen, was sie selbst erreichen können.

Demokratie spielerisch lernen

Der bundesweite Wettbewerb „Kleine Hände, große Zukunft“ lädt Kita-Gruppen ein, Handwerksbetriebe direkt in ihrer Nachbarschaft zu erkunden und somit früh eigene Entscheidungen zu treffen, was sie mit ihren Händen erschaffen möchten.

„Wer im jungen Alter erlebt, dass er mitgestalten kann, wird auch später nicht nur zuschauen, sondern handeln“, ist sich Bianca Swiridow von der

Handwerk und Demokratie stehen für Teamwork.

Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen sicher. Als Beraterin für Berufsorientierung begleitet sie die Kita-Kids durch ihre Betriebsabenteuer und staunt immer wieder, wie selbstständig und entschlossen sie mit anpacken: „Hier ist deutlich zu spüren, dass die Kinder ohne Vorurteile und ohne Klischees an die Sache ran gehen. Sie helfen sich gegenseitig – egal, welche Haut- oder Haarfarbe ihr Gegenüber hat.“

Es geht bei dem Wettbewerb also um so viel mehr, als frühzeitige Berufsorientierung: Es sind Themen, wie Vielfalt, Fairness und Zusammenhalt, die dabei ebenfalls vermittelt werden. „Die Kinder sind total begeistert“, erzählt Kita-Erzieherin Marina Pudlitzke bei einem Besuch im Autohaus König in Echte. „Als wir ihnen die Teilnahme am Wettbewerb vorgeschlagen haben, waren sie direkt mit Herzblut und Freude dabei.“

Zukunft durch Verantwortung

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Berufsorientierung in der Schulzeit – am besten praxisnah und mit Raum für Eigeninitiative. Genau hier setzt der Wettbewerb „Mach Was!“ der Firma Würth an, der nun in seine siebte Runde startet. Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 10 entwickeln gemeinsam mit einem lokalen Handwerksbetrieb ein eigenes Projekt. Dabei geht es nicht nur ums Schrauben, Sägen und Bauen, sondern vor allem um Teamarbeit, Verantwortung und Kreativität. Demokratie im besten Sinne: gemeinsam planen, Lösungen finden und Erfolge feiern.

„Man merkt, die Schülerinnen und Schüler werden selbsttätig und selbstwirksam. Sie sehen sofort, was sie gefertigt haben und arbeiten im Team zusammen. Das macht ganz viel für die Motivation“, sagt Iris Bruse, Schulleiterin des Felix-Klein-Gymnasiums in Göttingen. „Viele Jugendliche spiegeln uns wieder, dass es für sie die schönste Zeit in der Schulwoche ist. Und vor allem: Die Handys bleiben freiwillig in ihren Taschen!“ Sie erleben durch das Projekt also, was es heißt, Teil eines Ganzen zu sein – nicht nur digital vernetzt, sondern ganz real eingebunden.

Demokratie stärken heißt Zukunft sichern Ob im Kita-Alltag oder beim Bauprojekt in der Schule – Kinder und Jugendliche brauchen Räume, um sich auszuprobieren und Verantwortung zu übernehmen.

Wer dabei auch das Handwerk entdeckt, findet oft nicht nur einen Beruf, sondern auch eine Haltung. Demokratie braucht Menschen, die anpacken – und das Lernen viele am besten ganz praktisch. Lasst uns also auch weiter in Zukunft kämpfen - für ein demokratisches Miteinander. W

DIE Klassen Sieben bis Zehn entwickeln gemeinsam mit einem lokalen Handwerksbetrieb ein eigenes Projekt.

Weitere Informationen

WER jetzt Lust bekommen hat, Kindern und Jugendlichen die handwerkliche Vielfalt näherzubringen, kann sich bei unserer Beraterin für Berufsorientierung, Bianca Swiridow, melden:

aKontakt: bianca.swiridow@hwk-hildesheim.de 05121 162-174

Der Wettbewerb „Mach Was!“ vermittelt demokratische Werte.
Foto: HWK-Bender

Baubetriebe bauen Stellen ab

Die schwache Baukonjunktur schlägt jetzt auf die Beschäftigtenzahl durch. Laut ZDB verzeichnete die Branche erstmals seit 2009 wieder einen Stellenabbau.

Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe waren 2024 rückläufig: Laut Statistischem Bundesamt sind sie gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 0,7 Prozent zurückgegangen. Allerdings sei das Minus im Hochbau (–4 Prozent) und im Wohnungsbau (–3,5 Prozent) deutlich höher. Der Tiefbau hingegen habe 2024 um 5,7 Prozent zugelegt. Insgesamt sind die Auftragseingänge aber rückläufig, und das macht sich nun erstmals bei der Zahl der Beschäftigten bemerkbar: „Nach einem stabilen Jahr 2023 musste die Branche 2024 erstmals seit 2009 wieder einen Stellenabbau hinnehmen“, sagt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. 2024 sei die Zahl der Beschäf-

tigten von 928.000 auf 916.300 zurückgegangen.

Pakleppa forderte deshalb „klare Signale der Politik“. Sie seien jetzt wichtiger denn je. Laut dem ZDB-Hauptgeschäftsführer könne der „notwendige Kapazitätsaufbau“ nur „mit dauerhaft stabilen Investitionsbedingungen“ gelingen. Der Investitionsstau bei Infrastruktur und Wohnungsbau mache entschlossenes Handeln unverzichtbar. Die schwache Baukonjunktur spiegelt sich laut Pakleppa auch in der Umsatzentwicklung wider: „Mit gut 163 Milliarden Euro im Jahr 2024 verzeichnete das Bauhauptgewerbe nur einen nominalen Zuwachs um 0,5 Prozent.“ Unter Berücksichtigung der Preisentwicklung entspreche das einem Rückgang um

etwa 1,5 Prozent. Besonders hart sei der Wohnungsbau betroffen – dessen Umsatz sei um rund 6 Prozent auf 54,5 Milliarden Euro gefallen. Insgesamt bleibt die Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe laut Pakleppa gespalten. Während der Wirtschaftstiefbau von den Investitionen in die Energie- und Mobilitätswende profitiere, hätten Wohnungsund Wirtschaftshochbau mit einer schwachen Nachfrage zu kämpfen. Im Wohnungsbau habe es zuletzt Lichtblicke gegeben. Trotzdem geht Pakleppa davon aus, dass die „Talsohle längst nicht durchschritten“ ist. Der Rückgang bei den Wohnungsgenehmigungen 2024 werde sich verzögert in den Auftragszahlen widerspiegeln. (AML) W

„Nach einem stabilen Jahr 2023 musste die Branche 2024 erstmals seit 2009 wieder einen Stellenabbau hinnehmen.“

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Die Baubranche hat 2024 Stellen abgebaut: Die Zahl der Beschäftigten ist laut ZDB gegenüber dem Vorjahr um 11.800 zurückgegangen.

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Lärmschwerhörigkeit wurde bei Verdachtsanzeigen im vergangenen Jahr erneut die am häufigsten gemeldete Berufskrankheit in der Bauwirtschaft.

Noise-Cancelling-Kopfhörer als Schutz?

Die Geräusche auf dem Bau sind vielfältig und laut. Wie kann man sich am besten dagegen schützen? Die BG Bau hat eine klare Empfehlung.

Schleifen, Bohren, Hämmern, Stemmen: Auf Baustellen wird es meistens laut. Doch wie können Handwerker den schädigenden Lärm reduzieren? Mit dieser Frage hat sich die Berufsgenossenschaft (BG) Bau anlässlich des „Tages gegen Lärm – International Noise Awareness Day“ beschäftigt. Denn Lärmschwerhörigkeit war 2024 in der Bauwirtschaft die Berufskrankheit mit den meisten Verdachtsanzeigen.

4.917 Fälle wurden demnach im vergangenen Jahr gemeldet, das sind etwa 400 Fälle mehr als noch 2023. Hans-Jürgen Wellnhofer, kommissarischer Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG Bau, weist darauf hin, dass das Ohr empfindlich auf Lärm reagiert und deshalb ein besonderer Schutz notwendig sei. Denn Hörschäden seien unumkehrbar.

Die BG Bau hat auch eine klare Empfehlung, was

Gehörschutz auf der Baustelle angeht: Musikkopfhörer mit Active-Noise-Cancelling-Funktion (ANC) seien auf gar keinen Fall geeignet. Die Begründung: Sie blenden lediglich gleichmäßige niederfrequente Störgeräusche aus. Auf Baustellen fallen jedoch eher plötzliche und hochfrequente oder sehr laute Geräusche an, beispielsweise durch Hämmern, Sägen oder Bohren. Um Lärmemissionen zu senken, können leisere

Maschinen oder lärmmindernde Arbeitsmethoden helfen. Ist das nicht möglich, sei es wichtig, einen „persönlichen Gehörschutz“ einzusetzen, so die BG Bau. Ab einem durchschnittlichen Lärmpegel von 80 Dezibel pro Tag sind Arbeitgeber verpflichtet, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung zu stellen. Ab 85 Dezibel sei es Pflicht, diese zu tragen. (JTE) W

Warum der Mittelstand Kredite meidet

Immer weniger Mittelständler nutzen Bankkredite. Dafür gibt es gute Gründe, aber auch besorgniserregende.

Die Nachfrage nach Bankkrediten im Mittelstand sinkt – das zeigt eine aktuelle Analyse von KfW Research. Der Anteil der investierenden Mittelständler, die Kredite von Banken nutzen, ging von 40 Prozent im Jahr 2004 auf 23 Prozent im Jahr 2023 zurück.

Der KfW zufolge gibt es dafür drei mögliche Ursachen:

ɓ Hohe Eigenkapitalquote: Seit 2002 stieg die Eigenkapitalquote im Mittelstand von 18,4 auf 30,6 Prozent im Jahr 2023. Viele Unternehmen finanzieren

Investitionen daher aus eigener Kraft. 2023 gaben 36 Prozent der Befragten an, Kredite zu meiden, um keine Schulden zu machen.

ɓ Steigendes Alter: 2024 waren 54 Prozent der mittelständischen Unternehmer 55 Jahre oder älter, vor 20 Jahren lag der Anteil bei nur 20 Prozent. Ältere Inhaber investieren erfahrungsgemäß zurückhaltender als jüngere, was die sinkende Kreditnachfrage erklärt.

ɓ Höhere Anforderungen der Banken: Kredit­

institute verlangen heute deutlich mehr Informationen von ihren Kunden. Das erhöht den finanziellen und zeitlichen Aufwand für Kreditanträge, was viele Unternehmen abschreckt.

Wie lange diese Zurückhaltung anhält, bleibt laut KfW ungewiss. Die Entwicklung könnte jedoch langfristige Folgen haben: Ohne ausreichende Finanzierung drohen Investitionsstaus und Wettbewerbsnachteile, warnt die KfW. (JW) W

Ein Grund für den Verzicht auf Bankkredite: Ältere Inhaber investieren erfahrungsgemäß zurückhaltender und benötigen daher weniger Kredite.

Doch kein nachträglicher Wechsel

Der Fall: Trotz seines Rechts zur Einnahmen­Überschussrechnung erstellt ein Unternehmen Bilanzen. Bei einer Betriebsprüfung bemerken die Prüfer BilanzierungsfehUm Nachzahlungen nach einer Steuerprüfung zu verhindern, will ein Unternehmer rückwirkend die Gewinnermittlung ändern. Ein Gericht gab ihm recht, ein anderes hat ihn nun gestoppt.

ler. Deren Korrektur führt zu einer Erhöhung des steuerpflichtigen Gewinns. Daher ändert das Finanzamt einen bereits bestandskräftigen Steuerbescheid. Dagegen legt

Wenn das Finanzamt einen bestandskräftigen Steuerbescheid ändert, muss ein Unternehmer bei der einmal gewählten Gewinnermittlungsart bleiben.

der Unternehmer Einspruch ein und reicht als Begründung eine geänderte Gewinnermittlung mittels Einnahmen­Überschussrechnung ein. Darin fällt der Gewinn deutlich niedriger aus.

Das Urteil: Das Finanzgericht Thüringen hatte dem Unternehmer zunächst recht gegeben. Seine Argumentation: Wenn das Finanzamt bestandskräftige Steuerbescheide ändere, dürfe auch der Unternehmer erneut über die Gewinnermittlungsart entscheiden (wir berichteten). Doch dieses Urteil hat nun der Bundesfinanzhof (BFH) wieder kassiert: Ein

Unternehmen sei an seine Wahl der Gewinnermittlungsart gebunden, entschied der BFH. Es gebe weder steuerrechtliche noch verfassungsrechtliche Gründe für einen Wechsel. Der Gleichbehandlungsgrundsatz und das Rechtsstaatsprinzip würden nicht dadurch verletzt, dass der Steuerpflichtige an seine ursprüngliche Wahl gebunden bleibt. Das gelte auch dann, wenn eine Außenprüfung zur Änderung des Steuerbescheids führt. (JW) W

aBundesfinanzhof: Urteil vom 27. November 2024, Az. X R 1/23

Mit einem einfachen Bewerbungsprozess zu neuem Personal

Zu umständlich, zu langsam, nicht mobil möglich: Laut einer Befragung des Unternehmens Softgarden1 haben schon mehr als die Hälfte aller Jobsuchenden den Bewerbungsprozess aus diesen Gründen abgebrochen. Dabei sollte ihnen in Zeiten, in denen Fachkräfte und Auszubildende Mangelware sind, die Bewerbung so einfach wie möglich gemacht werden.

Ideal: ein kurzer, digitaler Bewerbungsprozess, in dem Interessierte mit wenigen Klicks Informationen über sich liefern und schnell Kontakt zum Betrieb aufnehmen können.

Abschied vom klassischen Anschreiben So ist es vor allem für jüngere Bewerber eine Last, ein ausführliches Anschreiben zu formulieren und verschiedene Unterlagen zusammenzustellen. Eine Studie hat gezeigt: Viele Kandidaten würden sich ohne die Notwendigkeit eines Anschreibens öfter auf ausgeschriebene Stellen bewerben, als sie es letztlich tun. Denn gerade junge Jobsuchende haben Probleme damit, sich einem zukünftigen Arbeitgeber prägnant und aussagekräftig vorzustellen. Hinzukommt, dass viele Bewerber ein Anschreiben aus Textbausteinen zusammensetzen oder im schlimmsten Fall nur die Adresse austauschen.

Kurz, knackig, online Große Chancen auf Bewerbungen haben Sie, wenn Sie Ihren zukünftigen Mitarbeitenden eine Onlinebewerbung ermöglichen – auf Ihrer Webseite oder Ihren Social-Media-Kanälen. Gerade Angehörige der Generationen Y und Z erledigen viele Angelegenheiten bevorzugt online. Was viele potenzielle Kandidaten abschreckt: ein langer Fragebogen. So gaben bei einer Umfrage des Unternehmens Softgarden 45 Prozent der Befragten an, sie würden maximal zehn Minuten mit der Dateneingabe in Bewerbungssysteme beschäftigt sein wollen.1

Digitalisieren Sie also Ihren Bewerbungsprozess und stellen Sie darin eine Auswahl an Fragen zusammen, die dem Bewerber das Beantworten möglichst leicht macht – im Idealfall als Multiple

Schnell muss es gehen, unkompliziert soll es sein: Damit Jobsuchende nicht aus dem Bewerbungsprozess aussteigen, sollte dieser möglichst kurz sein.

Choice. Gleichzeitig sollten Ihnen die Fragen einen guten ersten Eindruck von den Kandidaten ermöglichen.

Schnell reagieren

Haben Sie Bewerbungen erhalten, sollten Sie schnell darauf reagieren. Ein bis zwei Wochen sind dafür eine gute Zeit. Warten Sie länger, riskieren Sie, dass die Kandidaten die lange Antwortdauer als Desinteresse wahrnehmen und sich anderweitig orientieren. Zudem ist eine schnelle Reaktion auf die Bewerbung ein Zeichen dafür, dass Sie gut organisiert sind.

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Was der Zoll aufgedeckt hat

Der Zoll hat bundesweit Friseursalons und Kosmetikstudios unter die Lupe genommen. Warum haben die Beamten das gemacht und was ist das Ergebnis?

Eine Woche lang wurden bundesweit 334 Friseursalons, Barbershops und Kosmetikstudios inspiziert. Dabei waren 30 Hauptzollämter mit mehr als 1.300 Einsatzkräften im Einsatz. Wie der Zoll mitteilt, haben die Beamten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) vor allem geprüft, ob die Betriebe ihre sozialversicherungsrechtlichen Pflichten und die Vorgaben des Mindestlohngesetzes einhalten und ob eine illegale Beschäftigung von Ausländern vorliegt. Bei Arbeitnehmern wurde auf den unrechtmäßigen Bezug von Sozialleistungen geprüft.

Der Zoll habe die Friseur- und Kosmetikbranche „bewusst in den Fokus genommen, um weitreichende Erkenntnisse – insbesondere in den Bereichen Barbershops und Nagelstudios – zu gewinnen“, so die Behörde. Die gesamte Branche sei nach wie vor besonders häufig von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung betroffen. Und wie viele Verstöße deckte die FKS bei der Schwerpunktkontrolle im April 2025 auf? Bereits vor Ort seien 194 Strafverfahren eingeleitet worden – davon mehr als 20 Verfahren wegen Nichtzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen und 135 Fälle wegen Aufenthalt ohne Aufenthaltstitel. Darüber hinaus müssten noch mehr als 730 Fälle auf weitere mögliche Verstöße überprüft

FRISEURSALONS,  Barbershops und Kosmetikstudios wurden bei der Aktion der Zollbehörden bundesweit inspiziert.

werden. Zum Beispiel habe es Hinweise auf die Nichtzahlung des Mindestlohns oder auf Sozialleistungsmissbrauch gegeben.

Schwarzarbeitsbekämpfung: Kommt Änderung für Friseurbetriebe? Auf Friseurbetriebe könnten infolge des Koalitionsvertrags von Union und SPD bald Änderungen zukommen. Denn in dem Papier heißt es, dass „das Friseurgewerbe in den Katalog der Branchen im Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz aufzunehmen ist“.

Bislang sind in § 2a Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz (SchwarzArbG) unter anderem das Baugewerbe und die Gebäudereinigung genannt. Sollte auch das Friseurhandwerk in die Liste aufgenommen werden, würde für Mitarbeitende in Friseurbetrieben künftig eine Mitführungs- und Vorlagepflicht von Ausweispapieren gelten.

Holger Stein, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, sieht in der Ankündigung von Schwarz-Rot einen „Meilenstein“. Das Friseurhandwerk kämpfe seit Jahren dafür, dass faire Betriebe vor illegaler Konkurrenz geschützt werden. „Jetzt hören wir endlich: Die Botschaft ist angekommen“, kommentiert Stein den Koalitionsvertrag. (JTE) W

Friseur- und Kosmetikbetriebe im Fokus: Bei der Schwerpunktkontrolle im April 2025 hat der Zoll 194 Strafverfahren eingeleitet.

Bereits im Frühling ist die UV-Strahlung so intensiv, dass ein „gründlicher Schutz“ unerlässlich ist.

Foto: Medienzunft Berlin - stock.adobe.com

UV-Schutz nicht nur im Sommer!

Im vergangenen Jahr wurde der BG Bau ein Höchststand an Verdachtsanzeigen für Hautkrebs gemeldet. So können Sie Ihre Mitarbeitenden schützen.

Die Sonnenscheindauer nimmt nach Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) seit Jahren zu. „Menschen am Bau sind der Sonne besonders stark ausgesetzt“, sagt Anette Wahl-Wachendorf, ärztliche Geschäftsführerin des Arbeitsmedizinischen Dienstes der Berufsgenossenschaft Bau (AMD der BG Bau). Die BG habe 2024 insgesamt 3.052 Verdachtsanzeigen zu weißem Hautkrebs erhalten.

Die UV-Strahlung ist laut BG Bau eine der Hauptursachen für weißen Hautkrebs. Die Intensität der Strahlung wird mit dem UV-Index angegeben, der bereits im Frühling Werte erreicht, bei denen ein gründlicher Schutz unerlässlich ist. Ab einem UV-Index von 3 solle die Haut geschützt werden, um Schäden zu vermeiden.

Zum Schutz der Mitarbeitenden empfiehlt die BG Bau Baubetrieben folgende Maßnahmen:

ɓ Technische Maßnahmen: Das können Sonnensegel, Wetterschutzzelte oder andere Mittel zur Verschattung sein.

ɓ Organisatorische Maßnahmen: Arbeiten im Freien vermeiden – das gilt besonders in der Zeit zwischen 11 und 16 Uhr, wenn die UV-Strahlung am stärksten ist.

ɓ Persönliche Maßnahmen: Beschäftigte können ihre Haut durch lange Klei-

dung, eine Kopfbedeckung mit Nacken-, Ohren- und Stirnschutz, eine Sonnenbrille sowie wasserfeste UV-Schutzcreme (mindestens Lichtschutzfaktor 30, besser 50) schützen. (JTE) W

wTipp für Betriebe: Die BG Bau bietet finanzielle Zuschüsse für UV-Schutzmaßnahmen. Informationen finden Sie unter bgbau.de.

Verbände fordern „klare Regeln“

Das Heizungsgesetz soll laut Koalitionsvertrag wieder abgeschafft werden: Diese Ankündigung sorgt für „erhebliche Verunsicherung“, sagen Verbände und erheben vier Forderungen.

Die neue Bundesregierung muss rasch verlässliche Rahmenbedingungen in der Wärmewendepolitik schaffen. Das fordern 13 Wirtschaftsverbände – darunter auch der Zentralverband Sanitär Heizung Klima und der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke. Nur so könne der Gebäudesektor dauerhaft zur Erreichung der Klimaziele beitragen, schreiben sie.

Hintergrund des Verbände-Appells ist eine Formulierung im Koalitionsvertrag: Dort haben Union und

Um Investitionen anzustoßen, fordern die Verbände unter anderem „eine langfristig stabile Förderpolitik“.

SPD angekündigt, dass sie das sogenannte „Heizungsgesetz“ abschaffen und ein neues Gebäudeenergiegesetz (GEG) einführen wollen.

„Um das Vertrauen in den Transformationsprozess zu sichern und Investitionen anzustoßen, sind jetzt konkrete Entscheidungen und eine langfristig stabile Förderpolitik erforderlich“, betonen sie und fordern:

1 Die Modernisierung des Heizungsbestands müsse konsequent auf Basis erneuerbarer und klimaneutraler Energien weitergeführt werden.

2 Das Gebäudeenergiegesetz müsse praxisgerecht novelliert und die EU-Gebäuderichtlinie 1:1 in nationales Recht umgesetzt werden.

„Würde es wieder tun“

3 Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und für effiziente Wärmenetze (BEW) müsse nachhaltig ausgestaltet werden. Zudem sei das KraftWärme-Kopplungsgesetz ein zentrales Element der Wärmewende und müsse mit Blick auf die Klimaneutralität weiterentwickelt werden.

4 Das Gebäudeenergiegesetz und das Wärmeplanungsgesetz müssten eng verzahnt werden, um Synergien zu nutzen und die Umsetzung effizient zu gestalten. Zuständigkeiten müssten klar geregelt sein. (AML) W

Mehr als 90 Prozent der Kunden, die auf eine Wärmepumpe umgestiegen sind, geben sowohl der Technik als auch dem Handwerk sehr gute Noten.

Viele SHK-Handwerker sind schon lange von den Vorteilen einer Wärmepumpe überzeugt. Doch die Kundschaft zeigte sich oft skeptisch. Eine Forsa-Umfrage belegt nun, dass sich viele Sorgen später auflösen. Für die Umfrage hat Forsa im Auftrag des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) insgesamt 794 Hausbesitzer befragt, die sich beim letzten Heizungstausch im Gebäudebestand für eine Wärmepumpe entschieden haben. 67 Prozent von ihnen sind mit dem Betrieb ihrer Wärmepumpe sehr zufrieden

und 29 Prozent eher zufrieden. Lediglich 2 Prozent sind unzufrieden. 96 Prozent, also nahezu alle befragten Hausbesitzer mit Wärmepumpe, würden sich rückblickend erneut für diese Heizungstechnik entscheiden.

Auch die Handwerkerleistungen erhalten sehr gute Noten: 86 Prozent der Hausbesitzer sind mit der Beratung, Planung und Installation zufrieden. Beurteilt wurden unter anderem Pünktlichkeit, Dauer und Ordnung. Nach einem schwierigen Jahr blickt die Branche opti-

mistisch in die Zukunft. Nach dem Rekord 2023 mit über 350.000 verkauften Wärmepumpen und einem Einbruch 2024 auf gut 193.000 Stück stimmen die Antrags- und Verkaufszahlen im ersten Quartal 2025 den BWP zuversichtlich. „Wir rechnen mit einem Absatz von 260.000 Wärmepumpen in diesem Jahr“, sagte Verbandsgeschäftsführer Martin Sabel.

Die Ampelregierung hatte das Ziel, 500.000 Wärmepumpen pro Jahr zu installieren. „Davon sind wir leider weit entfernt“, räumte Sabel ein. Er

forderte die neue Regierung auf, schnell für verlässliche Rahmenbedingungen zu sorgen. (KW) W

Gute Beratung ist wichtig, wenn ein neues Heizsystem installiert wird.

Foto:

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Ideen für den Bau-Turbo

Die neue Bauministerin will einen Wohnungsbau-Turbo starten. Doch was muss der beinhalten, damit mehr und schneller gebaut wird? Wir haben bei Handwerkern nachgefragt.

ANNA-MAJA LEUPOLD

Verena Hubertz führt seit Anfang Mai das Bundesbauministerium und hat ihre Agenda für die ersten Wochen im Amt vorgestellt. „Ich möchte ein ambitioniertes Tempo angehen“, sagte sie im Bundestag. Schon in den ersten 100 Tagen solle ein Gesetzentwurf vorgelegt werden. „Wir starten mit dem Wohnungsbau-Turbo“, versprach sie. Genau das steht auch im Koalitionsvertrag, auf den sich Union und SPD für diese Legislaturperiode verständigt haben. Allerdings enthält das Papier noch keine konkreten Maßnahmen. Deshalb haben wir bei Unternehmern nachgefragt, was sich ändern muss, damit in Deutschland wieder mehr gebaut wird. Hier sind sechs Vorschläge:

1. Kosten für Energie senken

Die Preise für Baumaterialien sind in den vergangenen Jahren zum Teil deutlich gestiegen. Zurückzuführen war das zunächst auf die Lieferengpässe infolge der Corona-Pandemie, anschließend auf den Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiepreissteigerung. „Inzwischen haben sich die Preise zwar normalisiert, sind aber nicht mehr auf das alte Niveau zurückgefallen“, sagt Matthias Schöning, der das Bauunternehmen Theo Schöning im niedersächsischen Bösel führt. Damit das Bauen wieder bezahlbarer wird, sieht er die Politik gefordert, für niedrigere Energiepreise zu sorgen: „Wenn die Energiepreise sinken, wird sich das positiv auf

„Wenn die Energiepreise sinken, wird sich das positiv auf die Preise für Baumaterialien auswirken.“
Matthias Schöning, Bauunternehmer

die Preise für Baumaterialien auswirken“, ist er sich sicher.

2. Ranking mit Genehmigungszeiten „Bei manchen Ämtern dauert es lange, bis eine Baugenehmigung da ist“, berichtet Karsten Wiebe, Inhaber vom Bauunternehmen Heinrich Wiebe in Wietze und Präsident des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen (BVN). Er wünscht sich deshalb ein bundesweites Ranking mit den Baugenehmigungszeiten – geclustert nach Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern. „Für Behörden wäre das ein Anreiz, die internen Prozesse zu optimieren“, meint der Unternehmer. „Kein Landrat will bei dem Ranking den letzten Platz belegen.“

3. Lohnnebenkosten senken

Ein weiteres Hemmnis beim Bauen sieht Wiebe in den hohen Lohnnebenkosten: „Das Handwerk ist sehr lohnintensiv. Steigende Sozialversicherungsbeiträge verteuern Handwerkerleistungen und somit auch das Bauen“, sagt der Unternehmer. Er fordert deshalb, dass die Politik die Lohnnebenkosten zumindest wieder unter die 40-Prozent-Grenze bringen müsse.

4. Senkung der Grunderwerbsteuer Ein weiterer Kostenfaktor ist die Grunderwerbsteuer, die beim Kauf einer Immobilie zu entrichten ist. Je nach Bundesland liegt sie aktuell zwischen 3,5 und 6 Prozent.

Foto:
Denny
Gille
Damit wieder mehr gebaut wird, braucht es laut Handwerksunternehmer Matthias Schöning mehr Planungssicherheit.

Wiebe plädiert dafür, diese Ungleichheit zu beseitigen und die Grunderwerbsteuer bundesweit auf niedrigem Niveau festzusetzen – zum Beispiel bei 2,5 Prozent. Dem Unternehmer ist bewusst, dass diese Steuer den Bundesländern viel Geld in die Kassen spült. „Die Absenkung der Grunderwerbsteuer erfordert deshalb Mut“, meint Wiebe. Allerdings verweist der BVN-Präsident auf eine Studie, die mehrere Bauverbände 2024 in Auftrag gegeben haben. Demnach würde eine Reduzierung der Grunderwerbsteuersätze um 50 Prozent die Zahl der Baugenehmigungen um 9 Prozent steigern.

5. Planungssicherheit für Bauherren

Damit wieder mehr gebaut wird, ist für Bauunternehmer Matthias Schöning Planungssicherheit besonders wichtig. „Wenn Förderungen kurzfristig wegbrechen,

„Wenn Förderungen kurzfristig wegbrechen, sorgt das für Verunsicherung.“
Matthias Schöning, Bauunternehmer

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wie es 2022 passiert ist, sorgt das für Verunsicherung und Kunden schieben Bauprojekte erstmal auf.“ Seine Forderung an die Politik: „Wenn Förderprogramme aufgelegt werden, müssen sie auch mehrere Jahre laufen, damit Bauherren Planungssicherheit haben.“

6. Keine Überförderung

Förderungen sind aus Sicht von Schöning gut, allerdings hält er zu hohe Förderungen für kontraproduktiv: „Betriebe erhalten dann mehr Kundenanfragen, als sie abarbeiten können, weil die Kunden die Gelder abgreifen wollen“, sagt der Unternehmer. Das führe letztlich zu Preissteigerungen und das Bauen werde teurer. „Wichtig ist deshalb, dass der WohnungsbauTurbo nicht mit einer Überförderung einhergeht“, sagt Schöning. W

Anzeigenschluss

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„Durch die Abrechnung in Arbeitswert-Einheiten von fünf Minuten ist die Bezahlung für die Kunden fair und transparent“, sagt Handwerksmeister Martin Berteit.

„Ich

war die Diskussionen über Stundensätze leid“

Martin Berteit rechnet Arbeitszeiten im Fünf-Minuten-Takt ab. Über die

Preise informiert der Handwerksmeister im Internet. Zahlt sich das aus?

JÖRG WIEBKING

Die Website von Martin Berteit ist eine Fundgrube für Angebotsvergleicher: Bei ihm müssen sie nicht erst um einen Kostenvoranschlag bitten, um seine Stundensätze zu erfahren. Darüber informiert der Installateur- und Heizungsbaumeister aus Bad Zwischenahn detailliert auf seiner Website. Das macht es potenziellen Kunden leicht, die vollen Stundensätze inklusive Mehrwertsteuer zu errechnen.

Herr Berteit, warum informieren Sie auf Ihrer Website über Ihre Preise?

» Martin Berteit: Ich war es leid, immer mit Kunden über Stundensätze zu diskutieren. Daher habe ich vor ein paar Jahren entschieden, auf der Website transparent über meine Preise zu informieren. Das fiel mit der Entscheidung zusammen, unsere Arbeitszeiten nach Arbeitswerten abzurechnen. Bei uns entspricht ein Arbeitswert fünf Minuten.

„Es kommen weniger kritische Nachfragen, weil die Kunden merken, dass ich transparent und öffentlich über meine Sätze informiere.“

Martin Berteit,

Welchen Vorteil bietet die Kalkulation mit Arbeitswerten im Fünf-Minuten-Takt?

» Berteit: Handwerksbetriebe können ihre Arbeitszeiten schlecht auf die Minute genau abrechnen. Also runden sie auf. Wir runden auf 5 Minuten auf, andere Anbieter runden auf 15 Minuten auf. Je stärker ein Betrieb aufrundet, umso teurer ist es für die Kunden – und umso mehr Diskussionen gibt es, ob ein Einsatz wirklich so lange gedauert hat, wie er abgerechnet wurde. Für die Kunden ist das Fünf-Minuten-Intervall also günstiger, und wir ersparen uns zeitaufwendige Diskussionen.

Der Arbeitswert bringt noch einen Vorteil: Wenn ich den Preis pro Arbeitswert zum Beispiel um 15 Cent erhöhe, dann fällt das in der Wahrnehmung der Kunden nicht so stark ins Gewicht wie eine Erhöhung des Stundensatzes um 1,80 Euro.

Faktisch bedeutet die Erhöhung des Arbeitswertpreises eine Erhöhung des Stundensatzes. Ist das nicht Augenwischerei?

» Berteit: Mir geht es nicht darum, etwas zu verschleiern. Sonst würde ich die Preise nicht im Internet veröffentlichen. Mir geht es um die Wahrnehmung der Kunden. Erhöhungen der Stundensätze sind in diesen Zeiten nun einmal unvermeidlich –und durch die Abrechnung in Arbeitswert-Einheiten von fünf Minuten ist die Bezahlung für die Kunden fair und transparent.

Nehmen Ihre Auftraggeber das auch so wahr?

» Berteit: Ich habe das Gefühl, dass das ein gutes Argument ist. Jedenfalls kommen weniger kritische

„Mein Anspruch ist es, die bessere Leistung zu bringen, nicht den besseren Preis.“
Martin Berteit, Installateur- und Heizungsbaumeister

Nachfragen, weil die Kunden merken, dass ich transparent und öffentlich über meine Sätze informiere. Das gibt ihnen auch die Sicherheit, dass ich alle Kunden gleich behandele.

Haben Sie keine Sorgen, dass potenzielle Kunden Ihre Offenheit für Angebotsvergleiche nutzen, um sich günstigere Anbieter zu suchen?

» Berteit: Ich kann nicht ausschließen, dass wir Aufträge deswegen nicht erhalten. Kunden, die nur nach dem Preis gehen, sind nicht meine Kunden. Wir sind nicht die günstigsten Anbieter. Aber wir sind preiswert, weil wir unseren Preis wert sind. Das sage ich den Kunden auch in Beratungsgesprächen. Mein Anspruch ist es, die bessere Leistung zu bringen, nicht den besseren Preis. W

Streichung eines Feiertags gefordert

Deutschland steht vor vielen Infrastrukturaufgaben: Doch wie lassen sich die bewältigen, wenn dafür nicht mehr Arbeitskräfte zur Verfügung stehen: Einen Feiertag streichen?

Der Bund hat im Frühjahr ein Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro für Deutschlands Infrastruktur und Verteidigung auf den Weg gebracht. Wofür das Geld konkret ausgegeben wird, steht noch nicht fest. Klar ist aber, dass Deutschland vor vielen Bauaufgaben steht. Vor diesem Hintergrund spricht sich Clemens Fuest, Präsident des Münchener ifo Instituts, dafür aus, einen Feiertag zu streichen. Dieser Verzicht sei nötig, um die neuen Anstrengungen für Infrastruktur und Verteidigung zu ermöglichen.

„Wenn nicht mehr Arbeitskraft zur Verfügung steht als bisher, werden diese Ausgabenprogramme dazu führen, dass die Umset-

zung der Investitionen verzögert wird und Arbeitskräfte aus anderen Bereichen abwandern und dort fehlen“, sagt der Ökonom.

Fuest zufolge sichere die Kreditfinanzierung der öffentlichen Programme zwar Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung. Doch er geht davon aus, dass Engpässe drohen: „Mehr Geld allein baut noch keine Straßen und Brücken, man braucht auch zusätzliche Arbeitskräfte.“

Der Präsident des ifo Instituts betont, dass ein Feiertagsverzicht das Problem allein nicht löse. Er erwartet dadurch aber zumindest einen „messbaren Effekt“ und prognostiziert, dass die Wirtschaftsleistung um etwa acht Milliarden

Euro jährlich steigen würde. Fuest weist daraufhin, dass andere Optionen wie mehr Ausbildung und private Investitionen ebenfalls wichtig seien – doch angesichts des Fachkräftemangels müssten alle Potenziale genutzt werden. (AML) W

wWas ist Ihre Meinung: Was halten Sie von dem Vorschlag, einen Feiertag zu streichen? Haben Sie andere Ideen, wie die Sanierung dennoch gelingen kann? Schreiben Sie uns an redaktion@ handwerk.com!

Wie gelingt es, neue Brücken zu bauen und alte Brücken sowie Straßen trotz Fachkräftemangels zu sanieren?

Sieben Vorschläge für weniger Bürokratie

Wie viel Zeit und Geld kostet die Bürokratie kleine Handwerksbetriebe – und wie lässt sich das ändern?

Pro Jahr müssen in einem sächsischen Metallbaubetrieb mit 5 bis 15 Mitarbeitenden 596 Arbeitsstunden oder 75 Arbeitstage für bürokratische Pflichten aufgewendet werden. Und solche Pflichten gibt es viele: 102 Aufgaben, die zumeist vom Unternehmer selbst erfüllt werden müssen, hat die Studie „Weniger Papier, mehr Handwerk“ identifiziert. Der Löwenanteil resultiert demnach aus der Rolle als Arbeitgeber. Die Zusatzkosten durch die Bürokratie liegen bei rund 22.000 Euro im Jahr, ermittelte die Fachhochschule des Mittelstands Bielefeld (FHM) im Auftrag der Handwerkskammer (HWK) Dresden. Für diese Untersuchung hatte die FHM 60 repräsentativ ausgesuchte Metallbaubetriebe aus dem Bereich der HWK Dresden zur Teilnahme eingeladen. Beteiligt haben sich acht Betriebe, die sehr detailliert ihre bürokratischen Pflichten, die Kosten und den Zeitaufwand dokumentierten. In zwei anschließenden Workshops mit Metallbauunternehmern aus dem Kammerbezirk wurden alle Bürokratiepflichten auf ihre praktische Durchführbarkeit und die Regulierungskosten untersucht.

Von Statistik bis zur Meldepflicht

Aus der Studie und den Workshops mit Metallbaubetrieben aus Sachsen sind sieben konkrete Handlungsempfehlungen für den Bürokratieabbau entstanden:

1 Statistikpflichten reduzieren und vereinfachen

Die Unternehmen wünschen sich weniger und seltener durchgeführte Befragungen durch Behörden. Fragebögen und Meldeformulare sollen einfacher und verständlicher gestaltet werden. Außerdem schlagen sie sogenannte

„Statistikpausen“ vor – also Phasen, in denen keine Erhebungen stattfinden – sowie ein Rotationssystem, das die Meldepflichten auf verschiedene Betriebe verteilt, um die Belastung gleichmäßiger zu verteilen.

2 Datenschutzpflichten an die Betriebsgröße anpassen Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Mitarbeitenden sollten von bestimmten Datenschutzvorgaben ausgenommen werden. Für alle kleinen und mittleren Unternehmen wünschen sich die Betriebe mehr Unterstützung durch standardisierte Regeln und staatlich zertifizierte Softwarelösungen, die dabei helfen, Datenschutzanforderungen einfach und rechtssicher umzusetzen.

3 Arbeitszeiten flexibler regeln Anstelle starrer täglicher Arbeitszeitgrenzen fordern die Betriebe die Einführung einer flexiblen wöchentlichen Höchstarbeitszeit. Dadurch könnten sie auf saisonale Schwankungen oder Auftragsspitzen reagieren, ohne gegen gesetzliche Vorgaben zu verstoßen. Unterstützend sollen digitale Systeme zur Zeiterfassung und Abrechnung gefördert werden.

„Mit dieser Studie können wir ganz klar sagen, wie hoch die bürokratische Belastung für kleine und mittlere Unternehmen im Handwerk inzwischen ist.“
Jörg Dittrich, ZDH-Präsident
Foto: lucadpstock.adobe.com
Weniger Papierkram ist der Wunsch vieler Handwerker.

4 Doppelte Auskunftspflichten gegenüber der Arbeitsagentur abschaffen

Im Rahmen der Arbeitsförderung müssen Betriebe häufig mehrfach dieselben Informationen an die Agentur für Arbeit melden. Diese wiederholten Auskunftspflichten sollten entfallen, damit Unternehmen, die Menschen eine Chance geben, nicht zusätzlich belastet werden.

5 Aufbewahrungsfristen für Unterlagen verkürzen

Die Betriebe fordern, dass die im Bürokratieentlastungsgesetz IV geplante Verkürzung der Aufbewahrungsfrist von Unterlagen nach Handels­ und Steuerrecht auf acht Jahre zügig umgesetzt wird. In einem zweiten Schritt soll die Frist perspektivisch auf fünf Jahre reduziert werden.

6 Gefährdungsbeurteilungen einfacher und praxisnäher gestalten Für Maschinen, die unter gleichbleibenden Bedingungen zuverlässig laufen, sollen längere Prüfintervalle erlaubt werden. Gleichzeitig

ARBEITSTAGE

müssen in einem sächsischen Metallbaubetrieb mit 5 bis 15 Mitarbeitenden pro Jahr für bürokratische Pflichten aufgewendet werden.

sollen standardisierte Vorlagen die Dokumentation erleichtern und die Mitarbeitenden stärker in die Verantwortung für sicheres Arbeiten eingebunden werden.

7 Aushangpflichten weitgehend abschaffen Gesetzlich vorgeschriebene Aushänge –etwa im Pausenraum – halten viele Betriebe für überholt. Stattdessen sollen Informationen den Mitarbeitenden digital oder online zugänglich gemacht werden können.

Nun ist die Politik gefragt

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), fordert jetzt ein klares Signal von der Politik: „Mit dieser Studie können wir gegenüber der Bundes­ und Landespolitik nicht nur ganz klar sagen, wie hoch die bürokratische Belastung für kleine und mittlere Unternehmen im Handwerk inzwischen ist, sondern zeigen klar auf, wie die Betriebe entlastet werden können“, sagte Dittrich. W

Nicht jede Verschmutzung von Mitarbeitenden erfordert, dass das Duschen im Betrieb zur bezahlten Arbeitszeit gehört. Betriebe sollten sich informieren, denn subjektives Schmutzempfinden zählt hier nicht.

Duschen als Arbeitszeit?

Zu schmutzig für den

Nachhauseweg?

Eine Fachanwältin erklärt, wann Arbeitnehmer Geld für Körperreinigung und Kleidungswechsel bekommen.

Wer körperlich arbeitet, schwitzt oder macht sich schmutzig. Doch müssen Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden auch fürs Umziehen und Duschen bezahlen? Ina Jähne, Fachanwältin für Arbeitsrecht, erklärt, worauf es ankommt.

Umziehen: Tragen der Arbeitskleidung muss angeordnet sein Ein T-Shirt mit Betriebslogo, eine Zimmermannshose oder schwere Arbeitsschuhe: Ob ein Arbeitgeber seine Mitarbeitenden für die Zeit des Umziehens bezahlen muss, hängt von mehreren Bedingungen ab. „Zunächst muss der Arbeitgeber das Tragen der Kleidung anordnen“, sagt Jähne. Ob es sich um gesetzlich vorgeschriebene Schutzkleidung oder einen Hoodie mit Logo handelt, sei erstmal zweitrangig. Das Umziehen ist dann eine sogenannte

„Es kann sich für Arbeitgeber schon lohnen, in den Konflikt zu gehen, wenn ein Mitarbeiter plötzlich eine bezahlte Duschzeit verlangt.“
Ina Jähne, Anwältin

fremdnützige Tätigkeit, die der Arbeitnehmer auf Anweisung des Arbeitgebers verrichtet.

Allerdings sei es auch eine Frage des Zeitaufwandes, ob der Arbeitgeber die zusätzliche Zeit für den Kleidungswechsel bezahlen müsse, sagt die Anwältin: „Wenn ich komplette Schutzkleidung inklusive Sicherheitsschuhe anlegen muss, ist das etwas anderes, als wenn nur ein Pullover übergestreift wird.“ Letzteres müsse nicht extra bezahlt werden. Zudem komme es darauf an, ob die Kleidung freizeitgeeignet ist, also ob der Mitarbeitende problemlos in seiner Arbeitskleidung zur Arbeit kommen kann.

Und wie viel Zeit muss der Arbeitgeber einräumen? „Ermitteln kann man das zum Beispiel, indem man Mitarbeitende die Arbeitskleidung anoder ausziehen lässt und dabei die Zeit stoppt“, sagt Jähne. Dabei müsse man sich nicht am Langsamsten orientieren, sondern am Durchschnitt.

Foto: Robert Kneschke -

Duschen: In diesen Fällen muss der Arbeitgeber zahlen

Ebenso wie das Umziehen kann auch das Duschen Teil der bezahlten Arbeitszeit sein. „Duschen gehört zur bezahlten Arbeitszeit, wenn Mitarbeiter mit gesundheitsgefährdenden oder anderen gefährlichen Stoffen in Kontakt kommen, also wenn beispielsweise mit Asbestplatten hantiert wird“, erklärt Anwältin Jähne. In solchen Fällen könne das Duschen als Schutzmaßnahme für die Gesundheit des Arbeitnehmers angesehen werden, sodass die Reinigungszeit zur vergütungspflichtigen Arbeitszeit wird. Gleiches gilt, wenn Hygienevorschriften das Duschen vor oder nach der Arbeit verlangen.

Grauzone: Wann ist eine Verschmutzung zumutbar?

Nicht ganz so eindeutig zu beantworten ist die Frage, ob das Duschen zur bezahlten Arbeitszeit gehört, wenn Mitarbeitende sich schmutzig machen. Die entscheidende Frage ist hier: Kann es einem Arbeitnehmer zugemutet werden, nach Hause zu gehen, ohne sich zuvor im Betrieb zu reinigen? „Wenn die Verschmutzung so stark ist, dass der Arbeitnehmer nicht in der Lage ist, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen oder sein Fahrzeug in einem akzeptablen Zustand

„Duschen gehört zur bezahlten Arbeitszeit, wenn Mitarbeiter mit gesundheitsgefährdenden oder anderen gefährlichen Stoffen in Kontakt kommen.“
Ina Jähne, Anwältin

zu benutzen, wird das Duschen im Betrieb Teil der vergütungspflichtigen Arbeitszeit“, erläutert Jähne. Aber: Nicht jede Verschmutzung erfordert Duschen: „Wer in einer Kfz-Werkstatt ölige Hände hat oder nach einem Tag auf der Baustelle verschwitzt ist, kann auch nur die schmutzigen Körperstellen waschen und muss nicht gleich komplett duschen“, stellt die Anwältin klar. Sie geht davon aus, dass bezahlte Duschzeiten im Handwerk die Ausnahme sind.

Wichtig: Es kommt nicht auf ein subjektives Schmutzempfinden an, sondern auf eine objektive Sicht der Dinge. „Da kann es sich für Arbeitgeber schon lohnen, in den Konflikt zu gehen, wenn ein Mitarbeiter plötzlich eine bezahlte Duschzeit verlangt“, sagt Jähne. Sie rät, beispielsweise bei der Innung nachzufragen, wie viele andere Betriebe über Duschen verfügen und diese Zeit bezahlen. Auch wenn das eigene Unternehmen seit 30 Jahren ohne Dusche und ohne Beschwerden ausgekommen sei, sei dies ein Indiz dafür, dass es objektiv nicht erforderlich ist zu duschen.

„Es kann sonst schnell teuer werden“, warnt Jähne. Denn wenn ein Mitarbeitender Duschzeit bezahlt bekommt, muss das wegen des Gleichbehandlungsgrundsatzes auch für alle anderen gelten. W

Wenn Überstunden zur Gefahr werden

Mitarbeiter, die regelmäßig länger arbeiten, tragen sich oft mit Wechselgedanken. Zwei Maßnahmen helfen, sie zu halten – oder Unzufriedene abzuwerben.

Mehr als ein Drittel der Deutschen leistet regelmäßig Überstunden. Bei jüngeren Arbeitnehmern zwischen 18 und 29 Jahren ist es sogar jeder zweite. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Jobbörse jobtensor.com unter 1.000 Arbeitnehmern.

Kompensiert wird diese Mehrarbeit meist mit Freizeit: 78 Prozent der Befragten können sie abfeiern, 39 Prozent bekommen sie bezahlt – Mehrfachnennungen waren möglich. Trotzdem können Überstunden für Arbeitgeber zur Gefahr werden, zeigen die

Ergebnisse. Denn 26 Prozent der Arbeitnehmer, die regelmäßig Überstunden aufbauen, erwägen deswegen einen Wechsel. Mehr als die Hälfte empfindet besonders hohen Stress aufgrund des hohen Arbeitspensums. Zum Vergleich: Beschäftigte ohne regelmäßige Überstunden geben das nur zu einem Anteil von 19 Prozent an.

„Die Organisation von Arbeitszeit gehört neben dem Gehaltsniveau zu den wichtigen Rahmenbedingungen für Beschäftigte“, sagt Thomas Hense, Geschäftsführer von jobtensor, zu den Ergebnissen

der Umfrage. Arbeitgeber sollten deshalb reagieren und flexible Arbeitszeitmodelle anbieten oder Mehrarbeit attraktiv ausgleichen. Wer das schon tut,

kann sogar profitieren und mit diesem Themen in Stellenanzeigen, auf seiner Website oder in Social-Media-Kanälen für sich werben. (KW) W

Wer regelmäßig Überstunden leistet, fühlt sich deswegen oft gestresst.

„Väterfreundlich“ überzeugen

Familienfreundlichkeit ist längst kein Frauenthema mehr. Auch immer mehr Männer wollen für ihre Kinder da sein. Flexible Handwerksbetriebe können bei diesem Thema als Arbeitgeber punkten.

Es ist kein Einzelfall mehr: Junge Väter nehmen ihre Rolle in der Familie ernster als die Generationen vor ihnen. Ob Elternzeit, Teilzeitarbeit oder Zuhausebleiben, wenn das Kind krank ist – eine wachsende Gruppe von Männern will solche Angebote in Anspruch nehmen. „Es ist noch nicht die Mehrheit, aber eine Veränderung ist spürbar“, sagt Daniel Dirkes, Inhaber der Beratungsagentur Auf Kurs GmbH. „Junge Männer wollen sich in der Familie einbringen.“

Dirkes sieht diese Entwicklung als große Chance für Handwerksbetriebe, sich als flexible Arbeitgeber zu positionieren und Väter als Zielgruppe bei der Fachkräftesuche in den Blick zu nehmen. Wer nach der Ausbildung und den ersten Berufsjahren eine Familie gründen wolle und erlebe, dass im eigenen Betrieb nur wenig möglich sei, gehöre schnell zu den latent Suchenden. „Kleine Betriebe im Handwerk sind dann viel eher als große Unternehmen mit starren Strukturen in der Lage, passende Lösungen für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden zu finden“, ist er überzeugt. Ein Selbstläufer sei es allerdings nicht.

Väter als Zielgruppe:

Passt Ihre Positionierung dazu?

Hand aufs Herz: „Wenn Sie Väter als potenzielle Fachkräfte ansprechen wollen, müssen Flexibilität und Familienfreundlichkeit auch zu Ihrer Positionierung passen“, sagt Dirkes. „Sie muss authentisch sein, alles andere fliegt Ihnen um die Ohren.“ Setzen Sie in Ihrem Betrieb also auf Überstunden, Samstagsarbeit und Leistungsprämien, um möglichst viele Projekte zu schaffen, könnten Sie ein Problem bekommen.

Und: Nicht nur Sie als Chef, sondern auch das Betriebsklima muss familienfreundlich sein.

„Wenn jedes Mal ein dummer Spruch kommt, wenn ein Vater in Teilzeit früher geht oder das kranke Kind aus der Kita abholen muss, wird die neue Fachkraft nicht lange bleiben“, warnt der Experte. „Die Haltung der Kollegen ist vielen noch wichtiger als die des Chefs.“ Hier sei Überzeugungsarbeit gefragt.

Familienfreundlich sichtbar werden –so geht‘s Beginnen Sie im Betrieb: Wie gehen Sie mit den Eltern um, die bereits für Sie arbeiten? Welche Unterstützung bieten Sie an? „Diese Dinge, von flexibler Arbeitszeit bis hin zu zusätzlichen Kindkrank-Tagen, gehören auf Ihre Website“, sagt Dirkes. Denken Sie auch an die Bilder: Zeigen Sie nicht nur Mütter, wenn es um Familienfreundlichkeit geht, sondern auch Väter.

„Wichtig ist, dass Sie in Ihren Angeboten an Eltern flexibel sind und das auch zeigen“, sagt Dirkes. Nicht alle Väter wollen dasselbe: „Während der eine gern nur vier Tage die Woche arbeiten möchte, will der andere vielleicht grundsätzlich

Sie setzen auf Familienfreundlichkeit? Dann zeigen Sie auch die Väter – nicht nur die Mütter.

„Kleine Betriebe im Handwerk sind dann viel eher als große Unternehmen mit starren Strukturen in der Lage, passende Lösungen für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden zu

finden.“

KATHARINA WOLF

früher nach Hause“, nennt der Experte zwei Beispiele. „Der Dritte braucht vielleicht vor allem in den Schulferien mehr Zeit zu Hause, weil dann die Kita geschlossen ist.“ Wichtig sei die Bereitschaft des Betriebs, sich an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden anzupassen.

Für Anzeigen oder Social-Media-Posts brauche es keine langen Listen mit Unterstützungsangeboten. „Senden Sie die klare Botschaft: Family first –Du kannst nach Hause gehen, wenn Du da gebraucht wirst. Ohne Spruch, ohne schlechtes Gewissen“, sagt Dirkes.

Bis die ersten Bewerbungen eintrudeln, kann es allerdings etwas dauern: „Das ist kein Thema, bei dem man auf eine Anzeige gleich sechs Bewerber bekommt“, warnt Dirkes. „Planen Sie mittelfristig.“

„Wichtig

ist, dass Sie in Ihren Angeboten an Eltern flexibel sind und das auch zeigen.“

Dirkes,

Väter halten: Werden Sie aktiv!

Beim Werben um Fachkräfte von außen sollten Sie aber Ihr Team nicht vergessen – die Bedürfnisse und Lebenssituationen Ihrer Mitarbeitenden ändern sich. „Werden Sie aktiv, wenn Sie von familiären Veränderungen hören“, rät Dirkes. „Suchen Sie das Gespräch und fragen Sie nach den Wünschen und Bedürfnissen. Bieten Sie Unterstützung an.“

Das gelte im Übrigen nicht nur, wenn ein Mitarbeiter Vater werde. Familiäre Veränderungen betreffen auch ältere Mitarbeitende, die sich um Eltern oder Partner kümmern. „Der große Vorteil im Handwerk ist, dass wir unsere Mitarbeitenden kennen“, betont Dirkes. „Deshalb können wir auch passende Angebote machen, um unsere Leute zu halten.“ W

Wenn Gerüchte brodeln:

So sorgen Sie für Klarheit

Klatsch und Tratsch im Betrieb können das Team spalten, Vertrauen zerstören und sogar den Betrieb gefährden. Da hilft nur eins: Transparenz.

KATHARINA WOLF

Gerüchte, Klatsch und Tratsch – sie gehören dazu, wenn Menschen sich unterhalten. „Es ist spannend, etwas zu verbreiten, was der andere noch nicht weiß“, sagt Coachin Meike Müller. Wer Neuigkeiten zu erzählen hat, wirkt wichtig, hat vielleicht besondere Informationsquellen und kann sich so aufwerten. Nicht zuletzt stößt er meist auf offene Ohren bei seinen Zuhörern. Nicht immer sind Gerüchte harmlose Geschichten. Geht es um boshaften Klatsch oder angedeutete schlechte Nachrichten, kann ein Gerücht gefährlich werden: „Will ein wichtiger Kunde einen Auftrag stornieren? Der Chef ist immer so schlecht gelaunt. Wahrscheinlich wird bald der Erste entlassen!“ Und weil jeder, der ein Gerücht weitererzählt, noch

Foto: Petra Schneider-Schmelzer

ein bisschen mehr drauflegt, ist die Stimmung im Betrieb schnell mies.

Gefährlich sind Gerüchte auch deshalb, weil Menschen ihnen glauben – und zwar mehr als ihrer eigenen Erfahrung. Das belegt ein Experiment, das am Max-Planck-Institut mit 100 Probanden durchgeführt wurde: Jeder der Teilnehmenden erhielt zehn Euro und durfte sich entscheiden, ob er einem Partner etwas abgab oder alles für sich behielt. In weiteren Runden erfuhren die Probanden dann vor ihrer Entscheidung durch Notizen, wie sich ihr Gegenpart angeblich zuvor verhalten hatte. Dabei zeigte sich: Erhielten sie negative Informationen, glaubten die Probanden sie sogar dann, wenn sie selbst vorher positive Erfahrungen gemacht hatten. Die Gerüchte wogen stärker als die eigene Erfahrung.

Wer Gerüchte erzählt, macht sich interessant. Auch deshalb sind sie schwer aufzuhalten.
Meike Müller, Coachin

„Für Chefs ist es daher wichtig, Gerüchte so schnell wie möglich aufzuhalten“, betont Müller. „Teams leben von Zusammenhalt und Vertrauen –genau das könnte durch Gerüchte zerstört werden.“ Nicht zuletzt sinken Motivation und Produktivität, wenn sich das Team vor allem mit Gerüchten beschäftigt. So gehen Sie am besten vor.

Sorgen Sie für Aufklärung

Sobald Sie merken, dass im Team die Gerüchteküche kocht, sollten Sie handeln. Gibt es einen Urheber der Gerüchte? „Dann machen Sie in einem VierAugen-Gespräch klar, dass Sie ein solches Verhalten nicht dulden“, sagt die Trainerin. „Wenn jemand sich davon nicht abhalten lässt, können Sie auch eine Abmahnung in Erwägung ziehen.“

Grundsätzlich sollten Sie für klare und transparente Kommunikation sorgen. „Berufen Sie ein Meeting ein, in dem Sie Ihre Wahrnehmung schildern“, rät Müller. „Sprechen Sie die Themen der Gerüchte offen an und entkräften Sie sie mit Fakten.“ Dabei müssten Sie nicht alles auf einmal lösen, meint sie: „Hier wabert so einiges durch den Raum, besonders brisant sind die Themen X, Y, Z. Also: So sieht es aus.“ Dann gehören alle Fakten auf den Tisch.

Haben sich schon Lager gebildet oder ist die Stimmung am Boden, sei es hilfreich, einen externen Trainer zur Unterstützung zu holen, vor allem wenn die Glaubwürdigkeit des Chefs schon Schaden gelitten hat, empfiehlt Müller.

Gerüchten vorbeugen

„Ursache für Gerüchte ist häufig, dass im Betrieb nicht eindeutig kommuniziert wird“, erklärt Müller. Andeutungen, Stimmungen des Chefs oder Kleinigkeiten werden dann schnell zum Kern neuer Gerüchte. „Gut gegen Gerüchte hilft eine proaktive Informationspolitik“, sagt die Trainerin. „Treffen Sie sich regelmäßig im Team und besprechen Sie nicht nur die Alltagsprobleme, sondern auch: Was ist neu, was bewegt uns?“

Helfen kann auch ein Kummerkasten, in den Mitarbeiter anonym ihre Sorgen und Nöte einwerfen können. „Diese Themen sollten Sie bei den Meetings ansprechen“, so Müller. Gleichzeitig sei es wichtig, als Führungsperson grundsätzlich Offenheit zu signalisieren: Ich bin ansprechbar.

Sie rät darüber hinaus, dass sich alle Mitarbeitenden gemeinsam mit dem Thema Gerüchte auseinandersetzen: Wie wollen wir kommunizieren? Wie reagiere ich, wenn ich Klatsch und Tratsch höre? Gieße ich Öl ins Feuer oder frage ich nach? Woher kommt das Gerücht? Kann man es vielleicht gleich klären? „Warten Sie nicht ab, bis etwas passiert ist, sondern sorgen Sie für eine offene Kommunikation. Das ist die beste Vorbeugung vor Gerüchten.“ W

„Für Chefs ist es wichtig, Gerüchte so schnell

wie möglich auf-

zuhalten.“

Meike Müller, Coachin

Mit offenem Ohr gegen Gerüchte

Es kann immer mal Mitarbeitende geben, die sticheln und im Team schlechte Stimmung verbreiten. Diese Erfahrung hat auch Enes Emre, Geschäftsführer von Emre Haustechnik, gemacht. In dem SHK-Betrieb aus Giesen arbeiten verschiedene Teams auf Baustellen, im Kundendienst und im Büro. „Ab und zu bekomme ich mit, dass etwas nicht rundläuft“, sagt Emre. Als seine Aufgabe sieht er es, offen das Gespräch mit Mitarbeitenden zu suchen und ihnen eine Plattform für den Austausch zu geben. In einem Fall habe ein Mitarbeitender in seinem Team andere mit seiner negativen Einstellung angesteckt. „Da kann die Stimmung schnell kippen“, sagt der Unternehmer. Da es nicht nur einmal vorgekommen sei, habe Emre dem Mitarbeiter gekündigt. „Wenn einer nicht ins Team passt und uns nichts Gutes will, muss er gehen“, steht für ihn fest. Wenn das Zwischenmenschliche nicht stimmt, sollten Betrieb und Mitarbeiter aus Sicht von Emre getrennte Wege gehen. „Unsere Mitarbeiter sind unser höchstes Gut und wir möchten deshalb das Arbeitsumfeld so angenehm wie möglich gestalten. ,Schwarze Schafe‘ zerstören in diesem Zusammenhang die Gruppendynamik“, begründet der Unternehmer. Damit solche Vorkommnisse ausbleiben, geht Emre in die Offensive: Wöchentlich gibt es in dem Betrieb Teammeetings, in denen Raum für Probleme und Austausch ist. „Wenn wir es als Führungsebene schaffen, eine gute Stimmung zu erzeugen, und ein offenes Ohr haben, beugt das Gerüchten und Unzufriedenheit vor“, ist der Handwerker überzeugt. Deshalb tauscht er sich regelmäßig mit den Teamleitungen aus. Sie haben die Aufgabe, Probleme zunächst in ihren Teams zu thematisieren und zu klären, bevor sich die Unternehmensleitung einschaltet. Aber auch mit jedem einzelnen Mitarbeitenden ist die Führungsebene stets im Kontakt. Eine offene Kommunikationskultur präge die Werte des Handwerksbetriebs. Emres Fazit: „Die Leute sollen bei uns Spaß an der Arbeit haben und nicht mit Bauchschmerzen kommen.“ (JA) Foto: Emre Haustechnik

„Kunden können nur Aufträge vergeben, wenn sie wissen, dass wir Experten auf unserem Gebiet sind“, ist sich Moritz von Soden sicher. Deshalb hat er in Online-Marketing investiert und damit den Export vervielfacht.

Mit Vision und klaren Zielen

Innerhalb weniger Jahre hat dieser Betrieb den Export um das Zehnfache gesteigert – durch gezieltes Marketing und Digitalisierung. Doch zum Erfolg gehört noch ein wesentlicher Punkt.

Ein Gang durch die Produktionshallen von Bornemann Gewindetechnik in Delligsen zeigt: Dieser Betrieb beliefert Kunden in vielen Teilen der Welt. Von Norwegen bis Ägypten, von einem einzigen versandfertigen Teil bis hin zu einer ganzen Serie – hier gibt es in Sachen Gewindetechnik fast nichts, was nicht geht. „Wir stellen uns bewusst breit auf“, sagt Geschäftsführer Moritz von Soden.

Als er 2008 nach Schule und Studium in England sowie Berufserfahrungen in Asien in den Familienbetrieb seiner Schwiegereltern eingestiegen ist, lag der Exportanteil gerade mal bei fünf Prozent. Bei der Übernahme des Betriebs gemeinsam mit seiner Frau Kathrin ging es zunächst darum, die Unternehmensstruktur zu analysieren, Prozesse zu hinterfragen und an der Unternehmenskultur zu arbeiten. „Uns ging es vor allem um die zentrale Frage: Wo wollen wir hin?“, sagt Moritz von Soden.

„Es brauchte vor allem Investitionen und Mut, ins Risiko zu gehen.“

Moritz von Soden, Geschäftsführer

Von regional zu international Schnell wurde den Unternehmern klar, welches Potenzial in dem Familienbetrieb in nun dritter Generation steckt. „Es brauchte vor allem Investitionen und Mut, ins Risiko zu gehen“, erinnert sich von Soden. So seien Maschinen neu angeschafft und Gebäude erneuert worden. Heute kann das Team aus 53 Mitarbeitenden kleine und übergroße Teile bewegen – die Infrastruktur in den Hallen ist ausreichend vorhanden. Aber auch einen Zeitplan für Wachstum und Expansion hat von Soden erarbeitet. Dabei stehen die Themen Digitalisierung und Marketing für ihn an oberster Stelle. Mit einem Partner zum Thema Suchmaschinenoptimierung (SEO) hat er die Website neu aufgesetzt und gezielt ins Online-Marketing investiert. Das brachte den Stein für immer mehr Anfragen aus dem Ausland ins Rollen. Aktuell beliefert der Betrieb alle Kontinente außer Nordamerika. Der Exportanteil liegt nun bei knapp 50 Prozent.

Foto: Martina Jahn
MARTINA JAHN

Die Website von Bornemann ist in 17 Sprachen verfügbar – inklusive einer KI-Assistentin, die Fragen der Nutzer beantwortet. Wettbewerber gibt es in Deutschland und Europa nur vereinzelt. Die Spindeln und Gewinde aus Delligsen werden beispielsweise in der Windkraft, der Kerntechnik, der Raumfahrt, der Erdölgewinnung und in der Medizintechnik eingesetzt.

„Automatisierung ist unser Pluspunkt“

Einen großen Vorteil für den Erfolg im Export sieht Moritz von Soden in den familiären Strukturen des Unternehmens. „Wir haben kurze Wege, können Entscheidungen schnell treffen und bleiben agil.“ Wichtig sei ihm dabei, sein Team zu befähigen, Entscheidungen selbst zu treffen. Ein Führungskreis übernimmt mittlerweile so viel Verantwortung, dass von Soden das Unternehmen mit Hochdruck strategisch weiterentwickeln kann.

Dazu gehört beispielsweise die Anschaffung einer modernen Automatisierungsanlage, die nachts vollautomatisch läuft. „Vor ihrem Einsatz wird sie so bestückt, dass sie durcharbeiten kann“, sagt der Unternehmer. Früher habe eine Person eine Maschine bestückt, heute sind es durch die technische Weiterentwicklung zwei Maschinen. Zudem erleichtern die Roboter „Robert“ und „Berta“ den Mitarbeitenden in der Produktion die Arbeit. „Sie nehmen dem Team keine Arbeit weg, sondern werden da eingesetzt, wo wiederkehrende Tätigkeiten anfallen“, erklärt von Soden. Durch die Erhöhung der Produktivität bleibe der Betrieb leistungsfähig.

Eine Vision eint das Team Damit das gesamte Team die Weiterentwicklung mitgestaltet, begann Anfang 2024 die Entwicklung der „Vision 2030“. „Wir haben uns vorgestellt, wie Bornemann Gewindetechnik in diesem Jahr aussehen soll“, sagt der 49-Jährige. Die Ergebnisse wurden schriftlich festgehalten und hängen für alle sichtbar im Eingangsbereich des Unternehmens. Aktiv gearbeitet wird an der Umsetzung der Vision täglich: In einem Konferenzraum sind einzelne Schritte jahres- und monatsweise auf bunten Klebezetteln an der Wand dokumentiert. „Das ist kein starres System – wir justieren und prüfen regelmäßig, wie wir vorankommen und wer für welche Aufgaben verantwortlich ist“, berichtet der Unternehmer. Ein Meilenstein auf dem Weg des Betriebs in die Zukunft ist der Gewinn des Niedersächsischen Außenwirtschaftspreises. Die Steigerung des Exportanteils innerhalb von zehn Jahren und die Einbeziehung der Mitarbeitenden in die Weiterentwicklung der Firmenkultur tragen aus Sicht der Jury zu diesem Erfolg bei. W

„Die

Roboter

nehmen

dem Team keine Arbeit weg, sondern werden da eingesetzt, wo wiederkehrende Tätigkeiten anfallen.“

Moritz von Soden, Geschäftsführer

Namen und Nachrichten

Wiebe folgt auf Staub Karsten Wiebe (Foto li.) ist neuer Präsident des Baugewerbeverbandes Niedersachsen (BVN). Seit 2019 war er Vizepräsident des Verbandes und hat sich im Arbeitskreis Junger Bauunternehmer engagiert. Der geschäftsführende Gesellschafter der Heinrich Wiebe GmbH in Wietze übernimmt das Amt von Christian Staub, der nicht wieder zur Wahl antrat.

Auch die Posten der Vizepräsidenten wurden neu besetzt. Künftig werden Andreas Meyer (Zimmer-Innung Diepholz), Phillip Benckendorf (Straßenbauer-Innung Braunschweig), David Gründker (BauInnung Osnabrück Stadt und Land) und Dieter Schwarze (Innung des Bauhandwerks Süd-Ost-Niedersachsen) Wiebe vertreten. (JA)

LHN feiert 125-jähriges Jubiläum Die Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Seit 1900 setzt sich die LHN als politische Interessenvertretung der sechs niedersächsischen Handwerkskammern ein. „Das Handwerk steht für Zukunft. Was wir heute leisten, baut das Fundament für morgen“, sagte der LHN-Vorsitzende Eckhard Stein. Seit 125 Jahren vereint die LHN die Interessen der Handwerkskammern, bündelt Expertise und gibt dem Handwerk eine starke Stimme in Politik und Gesellschaft. Diese Arbeit sei heute wichtiger denn je: Denn nur gemeinsam mit dem Handwerk ließen sich die Herausforderungen unserer Zeit – von der Fachkräftesicherung bis zur Klimawende –erfolgreich bewältigen. (JA)

Steuerbonus – was Kunden wissen müssen

Ob

Reparatur oder energetische Sanierung im Eigenheim: Kunden können mit dem Steuerbonus ihre Steuern senken. Das hängt jedoch von einer Voraussetzung ab.

Der Steuerbonus ist eine seltene Ausnahme im Steuerrecht: Die abzugsfähigen Kosten senken nicht das zu versteuernde Einkommen, sondern direkt die Einkommensteuer. Dabei gibt es eine Grenze: Überschreitet die Steueranrechnung die Einkommensteuer, verfällt der Steuerbonus ganz oder teilweise. Das gilt zum Beispiel auch für die Steuerermäßigung für energetische Maßnahmen, wie ein aktueller Fall zeigt.

Der Fall: Grenzen der Steuerermäßigung nach §35c EStG

Ein Hauseigentümer ließ im Jahr 2021 in seinem Haus eine neue Heizung einbauen. Die Kosten: 9.432 Euro. Dafür beantragte er beim Finanzamt die Steuerermäßigung von 20 Prozent für energetische Maßnahmen nach § 35c Abs. 1 Satz 1 EstG, verteilt über drei Jahre:

ɓ 2021: 660,24 Euro

(= 7 Prozent von 9.432 Euro)

ɓ 2022: 660,24 Euro

(= 7 Prozent von 9.432 Euro)

ɓ 2023: 565,92 Euro (= 6 Prozent von 9.432 Euro)

Das Finanzamt erkannte die Aufwendungen für energetische Maßnahmen zwar an, doch eine Steuererstattung erhielt der Hausbesitzer für das Jahr 2021 nicht. Der Grund: Seine Einkommensteuerschuld für das Jahr 2021 betrug 0 Euro, eine Steuererstattung lehnte das Finanzamt daher ab. Der Hausbesitzer forderte daraufhin, „den vollen Betrag ganz für 2022 anzuerkennen oder zumindest anteilig auf mehrere Jahre zu verteilen“. Das Finanzamt lehnte auch dies ab.

Das Urteil: Das Finanzgericht Hamburg gab dem Finanzamt recht. Die Förderung nach § 35c Abs. 1 Satz 1 EStG setze voraus, dass der Steuerpflichtige in jedem Veranlagungszeitraum über einen ausreichend positiven Ausgangsbetrag verfügt. Nach dem Wortlaut des Gesetzes sei die Förderung nur in den gesetzlich festgelegten drei Jahren ab Abschluss der Sanierungsmaßnahme möglich. Der Hausbesitzer habe kein Wahlrecht bei der Verteilung auf die Steuerjahre (Urteil vom 6. August 2024, Az. 1 K 73/24). Diese Anrechnungsgrenze gilt auch für den Steuerbonus auf Handwerkerleistungen und auf haushaltsnahe Dienstleistungen.

3 x Steuerbonus für Handwerkerkunden Insgesamt gibt es drei verschiedene Formen des Steuerbonus, die Ihre Kunden nutzen können:

ɓ Steuerbonus auf Handwerkerleistungen: Beauftragt ein Kunde einen Handwerker mit der Sanierung, Renovierung oder Reparatur in seinen eigenen vier Wänden, so kann er eine Steueranrechnung beantragen. Das Finanzamt muss 20 Prozent der abgerechneten Arbeitskosten von der Steuerschuld abziehen, maximal jedoch 1.200 Euro im Jahr (§ 35a Abs. 3 EStG).

ɓ Steuerbonus auf haushaltsnahe Dienstleistungen: Auch die Kosten für haushaltsnahe Dienstleistungen kann ein Kunde auf seine Steuerschuld anrechnen lassen, zum Beispiel die Kosten eines Gebäude­ oder Fensterreinigers. Auch hier beträgt die Förderung 20 Prozent der Arbeitsleistung, maximal jedoch 4.000 Euro pro Jahr (§ 35a Abs. 2 EStG)

ɓ Steuerbonus für energetische Sanierung: Bei selbst genutztem Wohneigentum können sich Handwerkerkunden 20 Prozent der

Foto: nikomsolftwaerstock.adobe.com

Für den Steuerbonus auf Handwerkerleistungen zählen nur die Arbeitskosten. Nur bei der energetischen Sanierung können Kunden auch für Maschinen- und Fahrtkosten eine Steuerermäßigung beanspruchen.

Investitionskosten für energetische Maßnahmen erstatten lassen – bis zu einer Obergrenze von 40.000 Euro pro Objekt (§ 35c Abs. 1 Satz 1 EstG). Begünstigt sind Arbeits­, Maschinenund Fahrtkosten, nicht jedoch Materialkosten.

Die 20 Prozent verteilen sich über drei Jahre:

Im Jahr der Fertigstellung und im Folgejahr kann der Kunde jeweils 7 Prozent (maximal 14.000 Euro) steuerlich geltend machen und im dritten Jahr 6 Prozent (maximal 12.000 Euro).

Voraussetzungen für den Steuerbonus Vier wichtige Voraussetzungen muss ein Handwerkerkunde für die Steuererstattung erfüllen:

ɓ Der Kunde muss eine Rechnung des Handwerkers vorlegen können.

ɓ Der Anteil der Arbeitskosten und der Materialkosten muss in der Rechnung gesondert ausgewiesen werden. Eine Schätzung durch den Kunden ist nicht zulässig.

ɓ Die Rechnung darf nicht bar bezahlt werden. Zudem muss der Kunde einen Nachweis über die Bezahlung vorlegen können, zum Beispiel einen Überweisungsbeleg oder Kontoauszug.

ɓ Handelt es sich um eine energetische Sanierung, benötigt der Kunde eine Bescheinigung des Handwerkers, dass die Sanierung den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht.

PROZENT der Investitionskosten für energetische Maßnahmen können sich Kunden bei selbst genutztem Wohneigentum erstatten lassen.

Kombinationen der Steuerermäßigungen sind möglich

Die Steuerboni lassen sich teilweise kombinieren. Ein Beispiel:

ɓ Ein Kunde lässt 2025 das Bad seines Eigenheims sanieren. Die Arbeitsleistung kostet 5.000 Euro. Steueranrechnung: 5.000 Euro × 20 Prozent = 1.000 Euro.

ɓ Außerdem beauftragt er einen Gärtner mit der regelmäßigen Gartenpflege, die Arbeitskosten betragen im Jahr 6.000 Euro. Steueranrechnung: 6.000 Euro × 20 Prozent = 1.200 Euro. ɓ Zudem lässt er 2025 seine Heizungsanlage erneuern, Gesamtkosten ohne Material: 12.000 Euro. Steueranrechnung: 840 Euro im Jahr 2025 und im Jahr 2026 (12.000 Euro × 7 Prozent) sowie 720 Euro im Jahr 2027 (12.000 Euro × 6 Prozent).

ɓ Insgesamt kann der Kunde für das Jahr 2025 Steuerboni von 3.040 Euro geltend machen. In den Folgejahren kommen dann noch 840 Euro (2026) und 720 Euro (2027) hinzu.

Allerdings muss sich der Kunde bei der energetischen Sanierung entscheiden, ob er den Steuerbonus nutzen will oder staatliche Hilfe wie ein zinsgünstiges KfW­Darlehen. Denn er kann nicht beides miteinander kombinieren. W

Beweislast liegt beim Finanzamt

Ein Gesellschafter-Geschäftsführer kann Vermögenszuwächse nicht erklären. Das darf das Finanzamt nicht automatisch der GmbH anlasten, hat nun ein Gericht entschieden.

Der Fall: Die Steuerfahndung ermittelt nach einer Anzeige gegen den GesellschafterGeschäftsführer einer GmbH. Die Fahnder stellen fest, dass sich seine Ausgaben für den Lebensunterhalt nicht mit den versteuerten Einkünf-

ten decken. Zudem habe der Geschäftsführer in bar Verbindlichkeiten gegenüber der GmbH auf deren Verrechnungskonten getilgt und erhebliche Beträge auf seine privaten Konten eingezahlt. Diese Beträge behandelt das

Eine verdeckte Gewinnausschüttung würde die Steuerlast des Betriebs erhöhen.

Finanzamt als verdeckte Gewinnausschüttung. Die Folgen: Eine verdeckte Gewinnausschüttung würde das zu versteuernde Einkommen der GmbH und die steuerpflichtigen privaten Kapitalerträge des Gesellschafter-Geschäftsführers erhöhen.

Das Urteil: Das Finanzgericht Baden-Württemberg hat entschieden, dass das Finanzamt die Beweislast für eine verdeckte Gewinnausschüttung trägt. Das Finanzamt habe der GmbH keine als verdeckte Gewinnausschüttung zu wertende Vermögensmehrung nachweisen können. Aus hohen Bareinzahlungen lasse sich jedenfalls nicht

Umsatzsteuerfrei in der EU

automatisch auf zusätzliche Betriebseinnahmen schließen. Sei der ungeklärte Vermögenszuwachs eines GesellschafterGeschäftsführers nicht aufzuklären, so könne ihm der Zuwachs nur persönlich angelastet werden, nicht aber der GmbH. Eine Erhöhung des steuerpflichtigen GmbHEinkommens lehnt das Gericht daher ab. Gegenüber dem Gesellschafter-Geschäftsführer könne das Finanzamt jedoch zu einem anderen Ergebnis kommen. (JW) W

aFG Baden-Württemberg: Gerichtsbescheid vom 16. August 2023, Az. 10 K 2082/21

Kleinunternehmer können seit Anfang 2025 auch innerhalb der EU umsatzsteuerfrei tätig werden. Worauf Sie bei der Registrierung im neuen Online-Portal achten müssen.

Leistungen ohne Umsatzsteuer erbringen: Diese Kleinunternehmerregelung galt bis Ende 2024 nur für inländische Umsätze. Seit Anfang 2025 können Handwerksbetriebe diese Regelung auch für Umsätze innerhalb des EUGemeinschaftsgebiets nutzen. Das gilt für Unternehmer, die ɓ in Deutschland ansässig sind, ɓ grenzüberschreitende Lieferungen oder Dienstleistungen an Unternehmer oder Privatpersonen in

anderen EU-Mitgliedstaaten erbringen und ɓ deren Gesamtjahresumsatz in der EU im vorangegangenen Kalenderjahr 100.000 Euro nicht überschritten hat und im laufenden Kalenderjahr 100.000 Euro nicht überschreitet.

Dafür benötigen Betriebe eine Kleinunternehmer-Identifikationsnummer. Diese erteilt das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt). Was dabei zu beachten ist:

ɓ Betriebe müssen sich beim BZSt registrieren.

ɓ Die Anmeldung ist ausschließlich elektronisch über das Online-Portal des BZSt möglich – mit einem Elster-Zertifikat oder mit einer Bund-ID. Wer darüber noch nicht verfügt, muss sich zunächst dort registrieren.

ɓ Im Antrag können Betriebe auswählen, in welchen EU-Mitgliedstaaten sie die Regelung in Anspruch nehmen wollen.

ɓ Betriebe müssen für diese ausgewählten Staaten vierteljährlich Umsatzmeldungen an das BZSt übermitteln. Die Abgabetermine sind jeweils der 30. April, der 31. Juli, der 31. Oktober und der 31. Januar des Folgejahres.

ɓ Umsatzmeldungen sind auch dann abzugeben, wenn ein Unternehmen in einem Quartal keine Umsätze in den ausgewählten Staaten erzielt hat. (JW) W

Sie nutzen künstliche Intelligenz im Betrieb? Dann gilt auch für Sie der European AI Act, auch KI-Verordnung genannt.

Was Sie jetzt wissen müssen

Die EU hat mit dem European AI Act ein grundlegendes Gesetz zur Nutzung von KI-Systemen verabschiedet – mit Auswirkungen auch auf Handwerksbetriebe. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

KATHARINA WOLF

Ein Chatbot auf der Homepage, eine App, die aus gesprochenem Text fehlerfreie Berichte zaubert, oder ein Tool, das für Kunden schon mal ein erstes Angebot inklusive Foto für ein Möbelstück entwirft – viele Handwerksbetriebe nutzen die Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz bietet.

Mit den Möglichkeiten gehen aber auch Verpflichtungen einher: Seit dem 1. August 2024 ist der European AI Act in Kraft, das Gesetz der Europäischen Union zur künstlichen Intelligenz, auch KI-Verordnung (KI-VO) genannt. „Die EU-Verordnung legt Regeln für den Einsatz von KI-Systemen fest, um die Sicherheit und Rechte der Bürger zu

„Die KI-VO gilt für alle, die KI-Systeme entwickeln, anbieten oder verwenden.“
Moritz

Füser,

Rechtsanwalt

schützen”, erklärt Moritz Füser, Rechtsanwalt in der Kanzlei HMS. Barthelmeß Görzel in Köln. Und damit kommen auch auf Handwerksbetriebe neue Pflichten zu. Füser beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum sind Handwerker von der KI-VO betroffen?

„Die KI-VO gilt für alle, die KI-Systeme entwickeln, anbieten oder verwenden”, sagt Füser. Handwerksbetriebe, in deren betrieblicher Software KI-Systeme integriert sind, sodass Mitarbeitende oder Kunden mit ihnen interagieren, dürften als Betreiber von KI-Systemen gelten und damit unter die KI-VO fallen.

Foto: ipopbastock.adobe.com

Wie sorge ich für KI-Kompetenz bei meinen Mitarbeitenden?

„Seit Februar dieses Jahres müssen alle Anbieter und Betreiber von KI-Systemen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter über ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz verfügen“, betont der Anwalt. Das bedeutet: Alle, die im Unternehmen mit der künstlichen Intelligenz zu tun haben, müssen entsprechend geschult werden. Er warnt: „Ab August dieses Jahres wird die KI-VO allgemeingültig. Arbeitgebern drohen bei Nichteinhaltung dann Bußgelder.”

Allerdings: „In Handwerksbetrieben ist davon auszugehen, dass wir es eher mit KISystemen mit niedrigem Risiko zu tun haben. Daher dürften die Anforderungen an die erforderliche Schulung weniger streng sein“, sagt Rechtsanwalt Füser. Wie genau eine Schulung zur KI-Kompetenz auszusehen hat, sei allerdings noch unklar. Grundsätzlich könnte sie folgende Inhalte umfassen:

ɓ Grundverständnis der KI-Funktionalität, besonders von LLM-Sprachmodellen wie ChatGPT, ɓ Kenntnis der datenschutzrechtlichen und gesellschaftlichen Risiken, ɓ zusätzliche Kenntnisse bezogen auf den konkreten Anwendungsfall.

Welche Risiko-Gruppe gilt für meine KI-Anwendung?

Die KI-VO der EU orientiert sich an Risiken. Sie definiert:

ɓ Unannehmbares Risiko: KI-Anwendungen, die gegen Grundrechte verstoßen, sind verboten. Darunter fallen beispielsweise Systeme zur Emotionserkennung am Arbeitsplatz oder die KI-gestützte Bewertung von Sozialverhalten.

ɓ Hohes Risiko: KI-Systeme in sensiblen Bereichen des Personalwesens gelten als Hochrisiko-Anwendung. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn das KI-System Bewertungen vornimmt, also Bewerbungen vorsortiert, Bewerber und Leistungen von Mitarbeitenden beurteilt oder Entscheidungen trifft, die sich konkret auf die Bedingungen von Arbeitsverhältnissen auswirken.

Hoch risikoreich sind auch KI-Systeme, die als Sicherheitskomponenten bei der Verwaltung und dem Betrieb kritischer digitaler Infrastrukturen, im Straßenverkehr oder bei der Versorgung mit Wasser, Gas, Wärme oder Strom eingesetzt werden.

ɓ Niedriges Risiko: KI-Anwendungen mit geringem Risiko sind Spam-Filter oder Sprachassistenten.

„Geht

es um KI-Systeme mit niedrigem Risiko, ist der wichtigste Punkt Transparenz gegenüber dem Nutzer.“

Moritz Füser, Rechtsanwalt

„Wichtig ist, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden sensibilisieren, keine Geschäftsgeheimnisse oder personenbezogenen Daten in offene Systeme wie ChatGPT einzugeben und die Ergebnisse mit der größtmöglichen Sorgfalt zu prüfen“, betont Füser.

Welche weiteren Pflichten haben Betreiber von KI-Systemen?

Für die Betreiber von KI-Systemen gelten je nach Risiko unterschiedliche Transparenz- und Sorgfaltspflichten. „Geht es um KI-Systeme mit niedrigem Risiko, ist der wichtigste Punkt Transparenz gegenüber dem Nutzer“, sagt Füser. Ein Kunde, der beispielsweise mit einem KI-Chatbot interagiere, müsse darüber informiert werden, dass er nicht mit einer natürlichen Person im Austausch sei. Bilder und Texte, die von KI-Systemen erstellt werden, müssten entsprechend gekennzeichnet werden.

„Für Hochrisiko-Anwendungen gelten hingegen besondere Konformitätsprüfungen, Transparenzpflichten sowie diverse andere Verpflichtungen, die in den Artikeln 6 bis 49 der KI-VO zu finden sind“, so der Rechtsanwalt. „Arbeitgeber müssen die Einhaltung der EU-KI-Verordnung sicherstellen, um Sanktionen zu vermeiden.“ W

Lösungen für Praxis und Planung

Beim FORUM mobility & work trafen sich Macher, Fuhrparkmanager und Handwerker.  Was den Auftakt in Zusmarshausen besonders gemacht hat, lesen Sie hier.

MAREIKE ROSENBERGER-KNEWITZ

Frische Ideen, smarte Technologien, nachhaltige Ansätze – mit genau diesem Mix ging am 14. Mai 2025 das erste FORUM mobility & work in Zusmarshausen erfolgreich zu Ende. Die Premiere zeigte: Wer betriebliche Mobilität weiterdenken will, braucht den offenen Austausch. „Was Sie heute erwartet, sind vier Dinge: Informieren, Qualifizieren, Erfahren und Vernetzen. Also Wissen mitnehmen, Praxis erleben, Kontakte knüpfen“, versprach Clemens Noll-Velten, Chefredakteur Handwerksmedien, den rund 250 Teilnehmenden vor Ort.

Versprechen gehalten! Dafür haben die Speaker ordentlich PS auf die Straße gebracht. Insgesamt 18 Vorträge und Workshops, einen Live-Podcast, Live-Vorführungen und einen Paneltalk konnten die Teilnehmenden besuchen.

„Wissen mitnehmen, Praxis erleben, Kontakte knüpfen.“
Clemens Noll-Velten, Chefredakteur Handwerksmedien

Erleben statt nur zuhören: Probefahrten & Werksführung  Für viele aber das Highlight: die zahlreich angebotenen Probefahrten mit E-Autos von BYD, Xpeng, GWM und Mitsubishi. Und das bei „Kaiserwetter“, wie Reinhold Braun, Geschäftsführer von Sortimo, in seiner Begrüßung betonte. Exklusive Werksführungen auf dem Gelände in Zusmarshausen gaben zudem Einblicke, wie aus Transportern rollende Werkstätten werden.

Digitalisierung im Handwerk: Lernen von den Meistern

Ein Themenblock dieses Tages widmete sich der Digitalisierung. Dabei drehte sich alles um die Frage, wie digitale Werkzeuge den Handwerkeralltag erleichtern können. Fliesenlegermeister Stefan

Foto: Felix Albertin
Teil 1 des FORUM mobility & work in Zusmarshausen: Mobilität in der Praxis, Diskussionen, Austausch und Netzwerken

Bohlken zeigte in seinem Workshop auf, warum das Handwerk die Digitalisierung nicht verschlafen darf. Zudem zeigte er, wie er seinen Betrieb erfolgreich digitalisiert hat.

Dachdeckermeister und Coach Karl-Heinz Krawczyk lieferte konkrete Beispiele und machte deutlich, warum die digitale Baustellendokumentation für Betriebe so wichtig ist. Auf der Mainstage unter dem Campus konnten die Besucher beim FORUM erleben, wie ein Podcast live aufgenommen wird: Bei „Doppel D – der Business Talk“ diskutierten Dominik Wilder und Dominik Stark (GBS Kühlanlagen) vor Publikum zusammen mit Eike Graf von Saurma-Jeltsch (Sixt) und Sascha Auer (Sortimo) über moderne Arbeitsweisen und Digitalisierung im Handwerk.

Nachfolge meistern, Fachkräfte finden: So geht’s

Der Fachkräftemangel und die Herausforderungen der Betriebsnachfolge sind nach wie vor zwei der drängendsten Themen im Handwerk. Wertvolle Insights dazu lieferte Karl-Heinz Krawczyk in seinem Workshop „Best Practice Handwerk – Nachfolge“. Er zeigte praxisnah, woran viele Nachfolgeprozesse scheitern – und was Chefs konkret besser machen können.  Zudem gab der Dachdeckermeister auch persönliche Einblicke, wie es ihm gelungen ist, einen Nachfolger für seinen Betrieb zu finden.

Recruiting via Instagram? Ja, bitte!

Kathrin Post-Isenberg gab wertvolle Tipps zum Employer Branding.  „Social Media ist heute kein Nice-to-have, sondern ein Must-have für Betriebe“, betonte die Steinmetzmeisterin. Sie zeigte BestPractice-Beispiele, wie Handwerksbetriebe über Instagram gezielt Fachkräfte und Azubis ansprechen und gewinnen können.

Mobilität managen: Zwischen Steuerrecht und Strategie

Der dritte große Themenblock drehte sich um innovative Mobilitätskonzepte für Betriebe. In fünf Workshops erfuhren die Teilnehmenden alles rund um den Fuhrpark, sei es (steuer-)rechtlich oder ganz praktisch. Rechtsanwältin Katja Müller-Löhr betonte in ihrem Vortrag „Haftung & Steuern – Die rechtlichen Stolpersteine im Mobilitätsmanagement“, dass mit einem Poolfahrzeug keine privaten Fahrten erlaubt sind. „Es ist immer die Frage, wann fällt das auf? Es sind die dummen Zufälle im Leben: Sonntags passiert ein Verkehrsunfall oder der Fahrer wird sonntags im Poolfahrzeug geblitzt“, gab sie zu bedenken. Kommt es raus, hat das steuerrechtliche Konsequenzen – und die können es in sich haben.

„Social Media ist heute kein Nice-to-have, sondern ein Must-have.“

Eines wurde in ihrem Vortrag besonders deutlich: Es herrschen eine Menge Unklarheiten bezüglich Steuerrecht, arbeitsrechtlichen Aspekten und Unfallschäden im Fuhrparkmanagement. Aber auch sonst ist der Informationsbedarf beim Thema Mobilitätsmanagement hoch.

André Horl, Trainer der bfp AKADEMIE, wurde nach seinen Vorträgen von einigen Teilnehmenden befragt, die Lösungen für spezifische Herausforderungen, beispielsweise beim Controlling, benötigen. „Ich könnte stundenlang Vorträge halten über

DERNEUE FIATDOBLÒEASYPRO

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Das FORUM für Macher

Spannende Vorträge, Probefahrten und viele neue Impulse: Das neue FORUM mobility & work startete in Zusmarshausen mit starkem Besucher-Feedback. Das sagen die Teilnehmer zum FORUM.

Wie können Handwerker Social Media erfolgreich nutzen? Antworten auf diese Fragen hat Kathrin Post-Isenberg in ihrem Vortag geliefert, den Heiko Sasgen (SDH) besucht hat. Und was hat er dort gelernt? „In den sozialen Medien kommt es vor allem auf Authentizität an“, sagt er. „Posts müssen nicht verkrampft oder over-engineered sein, das bringt nichts.“ Heiko Sasgen (SDH)

Auch die Referenten tauschen sich aus: Hier Karl-Heinz Krawczyk, Kathrin Post-Isenberg und Stefan Bohlken im Gespräch.

Jochen Eckenweber beschäftigt sich intensiv mit der Digitalisierung im Handwerk. Beim FORUM mobility & work hat er den Vortrag von Dachdeckermeister KarlHeinz Krawczyk besucht, der Best-Practice-Beispiele aus dem Bauhandwerk präsentierte – unter anderem mit dem Appell, die Baustellendokumentation vollständig zu digitalisieren. „Für mich war das eine echte Inspiration“, sagt Eckenweber. „Aktuell läuft die Dokumentation bei uns noch halb digital, halb auf Papier – das ist nicht optimal und soll sich ändern.“ Jochen Eckenweber, Eckenweber Zaunbau GmbH

„Ich fand es spannend, mal über den Tellerrand zu schauen und eine ganz andere Branche kennenzulernen“, sagt Stefan Bohlken. Beim FORUM mobility & work hat er gezielt das Gespräch mit Fuhrparkverantwortlichen gesucht – vor allem zu digitalen Lösungen. „Ich habe neue Tools kennengelernt, aber auch gesehen, dass andere ganz verschiedene Herausforderungen haben. Das zeigt: Miteinander reden bringt wirklich was.“

„Betriebliche Mobilität ist Chefsache –wer heute gestaltet, fährt morgen vorn.“
Clemens Noll-Velten, Chefredakteur Handwerksmedien

Sicherheit, Schäden, Kosten, Halterverantwortlichkeiten, Führerscheinkontrolle oder Ladungssicherung“, sagte er nach seinem Vortrag „Alternative Mobilität: Mobilitätsbudgets, Lastenrad zur Mitarbeitergewinnung und -bindung“.

Chefsache Mobilität: Was Fuhrparkverantwortliche heute leisten    Auf dem FORUM mobility & work wurde deutlich: Betriebliche Mobilität ist kein reines Fuhrparkthema mehr – sie ist strategische Aufgabe und zentraler Hebel für Unternehmenserfolg. „Betriebliche Mobilität ist Chefsache – wer heute gestaltet, fährt morgen vorn“, brachte es Moderator Clemens NollVelten auf den Punkt. Gemeinsam mit Andreas Reichert (Mobiko), Thomas Unger (Sortimo), Christian Lochner (Mitsubishi & Great Wall Motors), Malte Schuler (Holman) und Dominik Stark (GBS Kühlanlagen) diskutierte Noll-Velten praxisnah, was betriebliche Mobilität heute leisten muss – und wo konkrete Hebel in den Betrieben liegen.

Die Diskussion zeigte: Jeder, der einen Fuhrpark betreut, übernimmt längst mehr als nur Verwaltungsaufgaben. Er hat auch die Möglichkeit, Konzepte zu entwickeln, Impulse zu setzen und ganz konkret Themen wie Nachhaltigkeit, Kosteneffizienz und Mitarbeiterbindung zu beeinflussen. „Fuhrparkverantwortliche sind keine Verwalter, sondern Gestalter. Sie haben es in der Hand, im Unternehmen etwas zu bewegen – im wahrsten Sinne des Wortes“, so Noll-Velten.

Auch das Publikum nahm praktische Erkenntnisse mit: von Mobilitätsbudgets über E-Mobilität

bis hin zu der Frage, wie moderne Mobilität zum Pluspunkt im Recruiting wird. Entscheidend sei dabei, so Noll-Velten, nicht nur die Technik, sondern die Haltung: „Wer mit einem offenen Blick auf betriebliche Mobilität schaut, findet nicht nur neue Wege – sondern bessere.“

Elektrifiziert auf Kurs

Buchstäblich das Steuer übernehmen konnten die Teilnehmenden bei den Probefahrten. Ein Angebot, das auf reges Interesse stieß. Folgende Modelle standen zur Verfügung:

ɓ WEY 03 Plug-in-Hybrid von GWM

ɓ Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid

ɓ G6 Performance von Xpeng

ɓ BYD Sealion 7

ɓ BYD Seal U DM-i

ɓ BYD SealSLHD L

ɓ BYD Atto 2.

Nächster Halt: Hannover und Gründau  Mit Vollgas gestartet, doch längst nicht am Ziel: Das FORUM mobility & work hat in Zusmarshausen gezeigt, wie spannend, vielfältig und praxisnah betriebliche Mobilität heute gedacht werden kann. Wer dieses Mal nicht dabei war, bekommt bald neue Chancen: Die nächsten Stopps der Veranstaltungsreihe stehen fest: 27. August 2025 in Hannover und 25. September 2025 in Gründau bei Frankfurt am Main. Wieder mit starken Themen, neuen Impulsen und reichlich Gelegenheit zum Austausch. W

wWer Zukunft gestalten will: Anmeldung unter forummobilitywork.de

MAN TGE 3.140 Kastenwagen 2.0 TDI Schaltgetriebe 4x4 103kW

EU-Ausführung, Tageszulassung: April 2024, Kilometerstand: 200 km, Differentialsperre hinten, Klimaanlage, Rückfahrkamera, Ganzjahresreifen, Tempomat, Vorbereitung Anhängevorrichtung 42.800,- Euro zzgl. MwSt. Energieverbrauch kombiniert: 9,6 l/100km, Co2-Emissionen kombiniert: 252 g/km, Co2-Klasse: G

FORUM verpasst?

Die nächsten Termine stehen fest:

27. August Hannover

25. September Gründau

E-Mobilität ist nach Einschätzung von Steinmetzmeisterin Kathrin Post-Isenberg zukunftsorientiert:

„Mich interessiert vor allem, wie aufgeschlossen die Teilnehmenden aus dem Handwerk dafür sind.“ An einer der Ladesäulen im Innovationspark zieht sie routiniert einen Stecker und sagt: „Ich würde gerne wissen, wie viele Kollegen sich vorstellen können, den Transporter abends an die Steckdose zu hängen, anstatt zu tanken.“

Kathrin Post-Isenberg, Steinmetzmeisterin

„Das Thema ‚Haftung und Steuern‘ in Raum 1 wird heute unser erster Anlaufpunkt sein“, sagt Rocco Kietzmann, der gemeinsam mit Kollegen angereist war.

„Spannend wird bestimmt auch die anschließende offene Fragerunde zum gleichen Thema.“

Rocco Kietzmann, Geiger FM Fuhrparkmanagement GmbH Bei uns können Sie das komplette Angebotsprogramm folgender Hersteller bestellen:

VW Crafter 35 DoKa Pritsche 2.0 TDI Schaltgetriebe 103kW EU-Ausführung, Tageszulassung: April 2025, Kilometerstand: 50 km, 5 J. Garantie, Klimaanlage, Vorbereitung Rückfahrkamera + AHK, Ganzjahresreifen, Tempomat 35.950,- Euro zzgl. MwSt. > Ca. 33% Rabatt! (UPE ca. 53.971,- Euro zzgl. MwSt.)

Energieverbr. komb.: 10,4 l/ 100 km, Co2-Emissionen komb.: 273 g/km, Co2-Klasse: G

VW Caddy Cargo 2.0 TDI Schaltgetriebe 4x4 90 kW EU-Ausführung, Tageszulassung: Ohne, Kilometerstand: 50 km, 5 Jahre oder 200.000 km Garantie, Klimaanlage, Ganzjahresreifen, Tempomat, Vorbereitung Anhängevorrichtung, App-Connect 30.850,- Euro zzgl. MwSt. Energieverbrauch kombiniert: 6,1 l/100 km, Co2-Emissionen kombiniert: 159 g/km, Co2-Klasse: G

Humbaur HTK 3000.31 3,0 t Dreiseitenkipper, Ladefläche: 3,15 m x 1,75 m, Nutzlast: ca. 2,12t, Elektround Nothandpumpe, Stahlbodenplatte, Rampenschächte, Pendelklappe 5.850,- Euro zzgl. MwSt. Saris GO 306 154 180 2000 2

2,0 t Kofferanhänger, Ladefläche: 3,06 m x 1,54 m x 1,80 m, Nutzlast: ca. 1,36 t, Hecktüren, Airlineschienen im Boden integriert, automatisches Stützrad 3.850,- Euro zzgl. MwSt.

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T-Shirts, Jacken, Hosen und vieles mehr: Berufskleidung sorgt für einen einheitlichen Auftritt des Teams und muss nicht teuer sein.

Workwear richtig kalkulieren

Berufsbekleidung oder Corporate Fashion – was stärkt Markenidentität und Teamgefühl wirklich? Die Anschaffung

JORINA TENBERG

Berufsbekleidung ist in erster Linie funktional – sie soll sicher, bequem und praktisch sein. Corporate Fashion geht darüber hinaus: Sie verbindet das Angenehme mit dem Nützlichen, also Funktionalität mit einem einheitlichen, markentypischen Erscheinungsbild. Durch Logo, Farben und Design entsteht ein professioneller Auftritt, der das Team optisch vereint und das Wir-Gefühl stärkt. Maren Ulbrich, Beraterin für Personal- und Veränderungsprozesse, sieht darin eine doppelte Wirkung: Zum einen stärkt einheitliche Kleidung die Zugehörigkeit des Betriebspersonals. Zum anderen erkennen potenzielle Mitarbeitende den Betrieb sofort – auch aus Kundensicht ein klarer Vorteil.

Schritt-für-Schritt-Plan

Ein strukturierter Ablauf hilft bei der Einführung von Corporate Fashion. Schritt eins: eine verantwortliche Person ernennen, die das Projekt koordiniert. Schritt zwei: ein realistisches Zeitfenster definieren. Ulbrich empfiehlt drei Monate mit klaren Zwischenzielen und einem Endtermin.

ɓ Monat eins – Grundsatzentscheidungen:

gezielt planen – so funktioniert’s.

Wer möchte mitwirken? Welche Kleidungsstücke sollen in welchen Größen bestellt werden? Was ist das Budget?

ɓ Monat zwei – Auswahl: Welche Hersteller gibt es? Wer passt ins Budget? Musterstücke bestellen und bewerten.

ɓ Monat drei – finale Entscheidung: Finale Bestellungen abgeben.

„Einheitliche Kleidung stärkt die Zugehörigkeit des Betriebspersonals.“

Maren Ulbrich, Beraterin für Personal- und Veränderungsprozesse

Foto: Liesa Flemming

Ein Koordinator begleitet den Prozess, Zwischenziele werden regelmäßig überprüft, das Projekt ist klar terminiert und das Team wird aktiv eingebunden.

Ab wann ist ein Logo sinnvoll?

Beim Thema Logo sollte laut Maren Ulbrich der „Reifegrad“ des Betriebs bedacht werden. Sind in den nächsten fünf Jahren keine Änderungen geplant, kann das Logo direkt berücksichtigt werden. Bei anstehenden Veränderungen wie Nachfolge oder Rebranding ist es sinnvoll, noch zu warten.

Was kostet der vollständige Look?

Die günstigste Variante ist laut Sabine Anton-Katzenbach, die schon seit Jahren in der Textilberatung tätig ist, ein T-Shirt mit dem Logo des Betriebs. Optimalerweise spiegelt die Farbe der Bekleidung den gesamten Auftritt des Handwerksunternehmens wider.

Wichtig dabei ist: Mindestens drei Shirts pro Person sollten eingeplant werden – eins wird getragen, eins ist in der Wäsche, eins in Reserve. Im Lebensmittelhandwerk müsse mit einem T-Shirt pro

Foto:

Arbeitstag gerechnet werden. Für ein Team von zehn Personen ergeben sich beispielhaft folgende Kosten:

ɓ 30 Shirts à 10 Euro: 300 Euro,

ɓ 10 Softshelljacken à 74 Euro: 740 Euro,

ɓ 10 Regenjacken à 60 Euro: 600 Euro,

ɓ 10 Winterjacken à 116 Euro: 1.160 Euro,

ɓ Druck auf 60 Teilen à 6 Euro: 370 Euro,

ɓ 20 Hosen à 36 Euro: 730 Euro,

ɓ einmalige Rüstkosten: 12 Euro.

Gesamt: rund 3.900 Euro brutto – etwa 390 Euro pro Person.

SCHÖFFEL PRO

Fazit

Einheitliche Kleidung schafft Wiedererkennung und Zusammenhalt! Corporate Fashion

Praktische Tipps

Die BG Bau vergibt Arbeitsschutzprämien für individuellen Sonnen- und Hitzeschutz, etwa für waschbare, geräteunabhängige Kühlkleidung sowie UV-Schutzkleidung. Gefördert werden 50 Prozent

kann einen wertvollen Beitrag zur Identifikation, zum Teamgeist und zum professionellen Auftritt eines Handwerksbetriebs leisten. W

der Anschaffungskosten, bis zu bestimmten Höchstbeträgen:

ɓ Kühlwesten: bis zu 100 Euro/Stück

ɓ Funktions- und Warnschutzshirts mit UV-Schutz: bis zu 30 Euro/Stück

ɓ Sonnenbrillen (nach EN 172 oder EN 166): bis zu 20 Euro/Stück

Optimierte Temperaturregulierung

Schöffel Pro präsentiert zum Sommer 2025 den Wärmetauscher, einen funktionellen Troyer, der laut Geschäftsführer Thomas Bräutigam auch besonders für die SHK-Branche geeignet ist. Bei höheren Temperaturen könne das langärmlige Oberteil als leichte Außenschicht und bei niedrigen Temperaturen als Midlayer verwendet werden. Die Belüftungseinsätze

HELLY HANSEN

Flexibel ab mit einem Zip

Mehr Flexibilität im Arbeitsalltag möchte Helly Hansen mit der neuen Connect-Kollektion bieten. Deren Taschen sollen sich unkompliziert per Reißverschluss oder Druckknopf mit einer Vielzahl von Arbeitshosen kombinieren lassen.

Jede Tasche ist laut Hersteller mit einem doppelt gefütterten Boden und Verstärkungsmaterial im gesamten Tascheninneren ausgestattet. Neben universell einsetzbaren Taschen soll es spezielle

sollen den Wärmeaustausch beschleunigen. Der Troyer sei Oeko-Tex-zertifiziert und biete Vier-Wege-Stretch. Zusätzlich wird die Fleecejacke Wärmewächter vorgestellt, die durch ihren Materialmix ein leichtes Tragegefühl und Bewegungsfreiheit bieten soll. Das atmungsaktive Material aus 100 Prozent recyceltem Polyester soll Feuchtigkeit nach außen leiten und somit

Varianten für unterschiedliche Anforderungen und Gewerke geben. Dank verschiedener Fächer können unterschiedliche Aufbewahrungsmöglichkeiten für Werkzeuge entstehen. Zur Kollektion zählen laut Hersteller zudem Arbeitshosen, Shorts, ein neuer Gürtel sowie Hosenträger. (JOH)

Die HH-Connect Elektriker-Tasche ist über einen Reißverschluss mit der Hose verbunden.

Nässe und Geruchsbildung verhindern. Der Nylon-Anteil soll die Strapazierfähigkeit erhöhen. Das dritte Produkt ist die Workwear-Jeans Undercover, die laut Schöffel Pro Tragekomfort und Funktionalität kombinieren soll. Dank VierWege-Stretch sei die Hose bequem und das Besatzmaterial im unteren Beinbereich erhöhe die Strapazierfähigkeit. Die Jeans verfüge über eine unauffällige Zollstocktasche und sei ebenfalls Oeko-Texzertifiziert. (JOH)

FRISTADS

Kleidung

für

den Umweltschutz

Zum Start der warmen und wechselhaften Jahreszeiten stellt Fristads unter anderem lässige Sweatshirts und T-Shirts aus nachhaltigen Materialien vor. Auch Warnschutzkleidung wird neu gedacht: Das Konzept Stiby soll leichten Tragekomfort, Sicherheit durch Sichtbarkeit, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit vereinen. Stiby ist Fristads zufolge mit einer Umweltdeklaration (EPD) versehen, wurde also im Vergleich zu

Der Wärmetauscher – ein Troyer für warme und wechselhafte Temperaturen.

konventionell produzierten Kleidungsstücken mit geringen Auswirkungen auf die Umwelt hergestellt. Den Fortschritt im Bereich Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz betont das Unternehmen mit seinem Nachhaltigkeitsbericht 2024. Ein Meilenstein sei die Entwicklung von Kleidung aus chemisch recyceltem Polyester aus Textilabfällen gewesen, darunter auch das fluoreszierende Warnschutzgewebe. Außerdem trägt die Kollektion mit passenden Schnitten und Damengrößen dem wachsenden Frauenanteil im Handwerk Rechnung. (JOH)

Foto:
Schöffel
Pro
Foto: Helly Hansen

Wer wagt, gewinnt

In der Fleischerei Leggedör trifft traditionelles Handwerk auf moderne Prozesse und digitale Vermarktung. Das macht den Betrieb mit nur einer Filiale zum Vorzeigeunternehmen.

Wenn Markus Leggedör nicht an der strategischen Weiterentwicklung seines Betriebs feilt oder neue Rezepte ausprobiert, findet man ihn im Grünen – auf den Weiden der Landwirte, die seine Fleischerei beliefern. „Der Kontakt zu den Landwirten und den Tieren bedeutet mir viel“, sagt der 46-jährige Fleischermeister aus dem ostfriesischen Weener. Er schaue nicht nur nach den Tieren, sondern komme raus in die Natur.

Das Wohl der Tiere liegt Leggedör am Herzen. Deshalb stammen die Rinder und Schweine, die in der Fleischerei Leggedör geschlachtet werden, von Höfen im Umkreis des Betriebs. „Früher wurde nur das Tier selbst bewertet“, berichtet er. Sein Anspruch an die Haltungsform sei gewachsen: Seitdem er 2006 den Betrieb von seinen Eltern übernommen hat, arbeitet er nur noch mit Höfen zusammen, die diesen Anspruch teilen.

Alle Produkte aus eigener Herstellung

Zur Strategie des Betriebs gehöre es auch, dass das ganze Tier verwertet wird. „Wir haben Fleisch- und Wurstwaren in der Theke und bieten täglich einen

„Der Kontakt zu den Landwirten und den Tieren bedeutet mir viel.“
Markus Leggedör, Fleischermeister

Mittagstisch an“, berichtet Leggedör. Zudem werden Produkte und fertige Gerichte in Gläser abgefüllt und verkauft. „Wir haben den Prozess der Schlachtung und Verarbeitung so organisiert und strukturiert, dass nichts übrig bleibt“, sagt er. Auch kaufe er keine fertigen Produkte dazu. Geschlachtet wurde zwar früher schon selbst – doch von dem Partyservice, den sein Vater noch betrieb, hat sich Markus Leggedör verabschiedet. „Das war eine strategische Entscheidung, wir wollten uns mehr auf das Wesentliche konzentrieren.“

Digitale Lösungen sind die Zukunft

Dass auch traditionelle Gewerke einen anderen Weg gehen müssen, hat Leggedör während der CoronaZeit erkannt. Seitdem können Kunden mit der „Leggedör-Webapp“ ein digitales Bestellsystem nutzen. Von zu Hause oder unterwegs können sie Waren aus dem Sortiment auswählen, bestellen und später an der „App-Hol-Station“ der Fleischerei abholen. Nicht nur für die Kunden sei das Angebot ein Mehrwert. Auch der Betrieb profitiert: Mitarbeitende verbringen weniger Zeit am Telefon und haben Kapazitäten für andere Aufgaben. Mittlerweile sei das System so beliebt, dass rund 80 Prozent der Bestellungen

Fotos: Fleischerei Leggedör
Gehen weiter mutig neue Wege: Markus Leggedör und seine Frau Bärbel freuen sich gemeinsam über den Titel „Fleischer des Jahres 2025“.
MARTINA JAHN

Eine App hat Leggedör in der Corona-Zeit eingeführt. Darüber kommen heute über 80 Prozent der Bestellungen.

über die App laufen. Mehr als 6.000 Kunden sind dort registriert. Besonders zu turbulenten Zeiten wie Ostern und Weihnachten erleichtere das die Planung: „Wir können die Produktion besser steuern, weil wir die Nachfrage kennen“, sagt Leggedör. Die App diene zudem der Auswertung, was wann bestellt wurde.

Smarter Verkaufsshop ergänzt das Angebot Zusätzlich zum Tresenverkauf und zur Abholung wollte der Unternehmer noch ein neues Marketingkonzept ausprobieren. Wo vor Jahren schon der Wurstautomat für den Feierabend stand, gibt es heute einen Shop, der bargeldlos und ohne Personal betrieben wird. 16/7 heißt der Laden, der direkt neben dem Hauptgeschäft liegt und 16 Stunden am Tag geöffnet hat. „Damit ergänzen wir unser Angebot und erreichen neue Kunden“, betont der Handwerksmeister. Nach der Registrierung bekommen die Kunden per QR-Code Zutritt zum Shop.

Auf 50 Quadratmetern stehen acht Kühlschränke, zwei Tiefkühltruhen und jede Menge Regale. Das Besondere: Darin finden Kunden nicht nur Fleisch- und Wurstwaren von Leggedör. Regionale Spezialitäten von ausgewählten Partnern ergänzen das Sortiment so, „dass Familien am Wochenende ganze Mahlzeiten auf den Tisch bringen können“, inklusive Brot und Getränken.

„Der Shop hat uns noch flexibler gemacht“, sagt Markus Leggedör. Denn an Brückentagen müssten nicht mehr alle Mitarbeitenden bis zum Anschlag arbeiten, die Kunden können sich nach Lust und Laune versorgen. Und ist die Nachfrage mal besonders hoch, befüllt der Chef mit seinen Söhnen und seiner Frau persönlich die Regale. „Das lassen wir uns zum Wohle unserer Mitarbeitenden nicht nehmen“, betont er.

Einen Großteil seiner Arbeitszeit nutzt der Obermeister der Fleischerinnung Leer für die strate-

„Ich kann auf Wünsche und Reaktionen von Kunden und dem Markt nur reagieren, wenn ich flexibel bin.“

Markus Leggedör, Fleischermeister

gische Ausrichtung des Betriebs. Dazu gehören auch Weiterbildungen und der Austausch mit Kollegen. Angst vor Veränderungen und neuen Wegen habe er nicht – im Gegenteil. „Ich kann auf Wünsche und Reaktionen von Kunden und dem Markt nur reagieren, wenn ich flexibel bin“, sagt er. Und genau das mache die Arbeit spannend und erfülle ihn jeden Tag aufs Neue. Seine zweite Ausbildung als Koch mache möglich, dass er in allen Bereichen aushelfen kann, wenn er gebraucht wird: in der Schlachtung, in der Küche und im Verkauf. Doch das Team sei so gut aufgestellt, dass das Tagesgeschäft ohne ihn läuft. Einen weiteren strategischen Vorteil sieht Leggedör darin, dass sich alle Aktivitäten an einem Standort bündeln: „Wir konzentrieren uns auf diesen einen Laden – das Geschäft ist nach und nach gewachsen“, betont der Chef von 35 Mitarbeitenden. Die Kunden kommen aus Weener selbst genauso wie aus Leer und Papenburg, beide Städte sind etwa zehn Kilometer entfernt. An den Wochenenden fahren manche Kunden aber auch bis zu 50 Kilometer. „Dann wird der Einkauf bei uns zum Highlight: Sie nehmen Aufschnitt, Grillwaren, Braten und noch einen Snack zum Mittag mit“, berichtet Leggedör.

Fleischer des Jahres 2025

Dass Markus Leggedör mit seiner Strategie richtig liegt, wurde ihm vor einigen Wochen mit der Auszeichnung „Fleischer des Jahres 2025“ bestätigt. Den Preis hat die Allgemeine Fleischerzeitung zum zweiten Mal auf der internationalen Leitmesse Iffa vergeben. „Ich konnte mich dafür nicht bewerben“, berichtet der Unternehmer. Vielmehr habe eine Jury aus Branchenexperten ihn ausgewählt. Die Verzahnung von traditionellem Fleischerhandwerk, der regionalen Vernetzung, der nachhaltigen Mitarbeiterbindung und modernen Betriebsformen hat die Juroren überzeugt. W

Gern fährt er zu den Landwirten in der Region, tauscht sich persönlich mit ihnen aus – und schaut nach den Tieren.

Impressum

Organ der Handwerkskammern

130. Jahrgang

Herausgeber: Schlütersche Fachmedien GmbH Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe

Postanschrift: 30130 Hannover

Adresse:

Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0 www.schluetersche.de, www.handwerk.com

Redaktion: Clemens Noll-Velten (Chefredakteur, V.i.S.d.P.) Tel. 0511 8550-2701

clemens.noll-velten@schluetersche.de

Martina Jahn (verantwortliche Redakteurin) Tel. 0511 8550-2455

martina.jahn@schluetersche.de

Mareike Rosenberger-Knewitz Tel. 0821 319880-39 rosenberger-knewitz@schluetersche.de

Anna-Maja Leupold Tel. 0511 8550-2460

anna-maja.leupold@schluetersche.de

Johanna Ahrbecker Tel. 0511 8550-2439

johanna.ahrbecker@schluetersche.de

Jorina Tenberg Tel. 0511 8550-2624

jorina.tenberg@schluetersche.de

Content Management:

Torsten Hamacher, Tel. 0511 8550-2456 torsten.hamacher@schluetersche.de

Antje Todt, Tel. 0511 8550-2550 antje.todt@schluetersche.de

Regionalredaktionen (verantw. f. Kammerseiten)

Braunschweig-Lüneburg-Stade:

Astrid Bauerfeld

Hannover: Peter Karst Hildesheim-Südniedersachsen:

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Magdeburg: Burghard Grupe Oldenburg: Heiko Henke

Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim: Sven Ruschhaupt Ostfriesland: Jörg Frerichs

Verkauf:

Tanja Ehlerding (Anzeigenleitung) Tel. 0511 8550-2647 tanja.ehlerding@schluetersche.de

Anna Dau (Regionalverkauf BraunschweigLüneburg-Stade, Hannover, HildesheimSüdniedersachsen, Magdeburg) Tel. 0511 8550-2484 anna.dau@schluetersche.de

Kai Burkhardt (Key Account Manager Automotive) Tel. 0511 8550-2566, kai.burkhardt@schluetersche.de

Derzeit gültige Anzeigenpreisliste: Mediadaten 2025

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Erscheinungsweise: monatlich

Bezugspreis: Jahresabonnement: ¤ 46,00 inkl. Versand und MwSt. Studierende ¤ 28,00 Einzelheft ¤ 1,50 zzgl. Versandkosten Für die in der Handwerksrolle eingetragenen Handwerker ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.

ISSN 0029-1617

Druck: Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg Genderneutrale Sprache

Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wir bemühen uns um eine geschlechterneutrale Sprache, weisen aber darauf hin, dass wir in bestimmten Fällen wegen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit nur die männliche Form verwenden. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.

W VIER FRAGEN AN

Anna Stevens

Firmenname Tischlerei Stevens

Webseite www.tischlerei-stevens.de

Ort Rhede

Gewerk Tischlerei

Mitarbeiterzahl 7

Funktion Assistentin der Geschäftsführung

1. Was war Ihre wichtigste Entscheidung als Unternehmen? Unser Leitfaden – der besagt, dass wir alle Kunden zufriedenstellen wollen und ihnen Wertschätzung bei jedem Anliegen entgegenbringen.

2. Was bieten Sie Kunden, das Ihre Mitbewerber nicht haben? Neben unseren normalen Tischlerarbeiten fertigen wir auch Möbel aus nachhaltigen Materialien. Zudem sind wir im Denkmalschutz aktiv.

3. Welches Ziel wollen Sie mit dem Unternehmen noch erreichen? Jeden Tag zufriedene Kunden sehen, wenn wir unsere Produkte einbauen. Heute sind das sogar die Kinder unserer Bestandskunden. Das treibt uns an.

4. Wie halten Sie sich und Ihren Betrieb leistungsfähig? Mit einem wertschätzenden Umgang im Team, das zufrieden ist.

W MEIN LIEBLINGSPROJEKT

Fugenlos glücklich

Ein vollwertiges Bad auf 2 Meter mal 1,80 Meter unterbringen: Das war die Aufgabe für Raumausstatterin Lisa Wermuth aus Westerholt. Besonders freute sie: Es gab keine Vorgaben in der Visualisierung. Die Kunden wünschten sich ein barrierefreies Bad ohne Fliesen. Wermuth empfahl ein fugenloses Design, das den Raum größer wirken lässt. Zuerst erstellte sie eine digitale 3D-Visualisierung. Wichtig war ihr ein besonderes Element – denn ein fugenloser Raum könne schnell steril wirken. Handgetöpferte Lampen sorgen hier für einen wohnlichen Stilbruch. „Was mich begeistert hat, ist, dass das Endergebnis exakt so aussah wie in dem 3D-Modell“, sagt Lisa Wermuth. Aus einem kleinen, dunklen Zimmer wurde ein helles Wohlfühlbad. (JTE)

Foto: Martina
Jahn
Foto:

Anzeigen-Sonderveröffentlichung

Ausbildungsabbruch: Wie Betriebe vorbeugen können

Jede dritte Ausbildung im Handwerk wird vorzeitig beendet. Ein Ausbildungsabbruch kann für Betriebe kostenintensiv sein. Welche Trennungsgründe es gibt und auf welche Anzeichen Betriebe achten sollten.

Die Häufigkeit, in der Ausbildungsverträge vorzeitig beendet werden, ist seit Jahren ein echtes Problem. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Fast 30 Prozent aller Auszubildenden in Deutschland brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Besonders stark betroffen ist das Handwerk, wo die Quote bei etwa 36,7 Prozent liegt. Für Firmeninhabende und ihre Teams ist das eine starke Belastung, denn der Ausfall muss aufgefangen werden. Für Azubis ist ein Abbruch mental eine Herausforderung.

Trennungsgründe der Azubis

1. Manchmal gibt es gesundheitliche Gründe: Beispielsweise, wenn ein junger Mensch während seiner Ausbildung zur Bäckerin oder zum Bäcker feststellt, dass eine Mehlstaub-Allergie vorliegt.

2. Auch persönliche Ursachen sowie falsche Vorstellungen vom Ausbildungsberuf spielen eine Rolle. Für 82,5 Prozent der betroffenen Azubis war der Ausbildungsabbruch mit einem Berufswechsel verbunden.

3. Die fachliche Qualität der Ausbildung ist oft entscheidend für die Zufriedenheit der Azubis. Ein Drittel der Befragten hat keinen betrieblichen Ausbildungsplan, obwohl dieser gesetzlich vorgeschrieben ist. Unglücklich sind viele Azubis außerdem, wenn sie häufig zu ausbildungsfremden Tätigkeiten herangezogen werden.

4. Überforderung ist ein weiterer Trennungsgrund. Sie zeigt sich nicht nur in Form von hoher körperlicher Belastung, sondern auch als erheblicher psychischer Stressfaktor in der Ausbildung: 60 Prozent der Azubis haben demnach Schwierigkeiten, sich in der Freizeit ausreichend zu erholen.

5. Unterstützung und Wertschätzung sind Azubis wichtig. Die Betreuung durch kompetente Ausbildende ist hier oft der Schlüssel zum Erfolg. Regelmäßiges Feedback und Wertschätzung verbessern die Einschätzung der Ausbildungsqualität.

Sicht der Betriebe und Lösungen

Firmeninhabende nennen von ihrer Seite folgende Gründe für einen Ausbildungsabbruch:

• Falsche Berufsvorstellungen und fehlende Motivation

• Unentschuldigte Fehlzeiten und Unpünktlichkeit von Azubis

• Unzureichende Leistungen der Auszubildenden

• Mangelnde soziale Kompetenzen; Konflikte am Arbeitsplatz Wie lässt sich ein Ausbildungsabbruch für beide Seiten vermeiden? Ganz zentral sind Praktika. Zum einen während der Schulzeit und dann gezielt vor Beginn der Ausbildung. Seitens der Unternehmen ist die Kooperation mit Schulen sehr hilfreich. Sie können Ausbildungsberufe auf Informationsveranstaltungen vorstellen und Betriebsbesichtigungen sowie Praktika organisieren.

Den Bewerbungsprozess nutzen

Im Bewerbungsprozess sollten Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke, Belastbarkeit und Verantwortungsbewusstsein der oder des potentiellen Auszubildenen berücksichtigt werden. Diese können durch Rollenspiele, Gruppenübungen oder situative Fragen im Gespräch erfasst werden. ikk-classic.de/ausbildungsabbruch

Weitere Infos:

An unserem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) haben bundesweit bereits mehrere tausend Betriebe teilgenommen. Entdecken Sie viele Best Practice-Erfolgsgeschichten online: ikk-classic.de/bgm-best-practice

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