Auch wenn es großen Teilen der Handwerksbetriebe verglichen mit anderen Wirtschaftsbereichen wie etwa der Industrie noch vergleichsweise gut geht, gibt die aktuelle Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade keinen Anlass zur Euphorie. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Unser Handwerk befindet sich weiterhin im konjunkturellen Seitwärtsgang. Es fehlen die Impulse, die unseren Betrieben Auftrieb geben könnten – in wirtschaftlicher wie auch in politischer Hinsicht. Das Titelthema dieser Ausgabe widmet sich ausführlich den Ergebnissen unserer Konjunkturumfrage und beleuchtet, wo es aktuell im Handwerk hakt. Die Geschäftslage stagniert – und dass nun schon das dritte Jahr in Folge. Während geopolitische Krisen und wirtschaftliche Unsicherheiten weiterhin nachwirken, fehlt es vielen Betrieben an Zuversicht, Planungssicherheit und konkreten Perspektiven. Der Geschäftsklimaindex liegt mit 116 Punkten weiterhin deutlich unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Auftragseinbrüche, steigende Kosten und Personalengpässe setzen unsere Betriebe unter Druck. Viele Betriebe kämpfen mit Unsicherheit und das lähmt Investitionen, Innovationen und Ausbildungsbereitschaft. Die Stimmung bleibt verhalten. Diese Entwicklung darf nicht einfach hingenommen werden. Politik ist in der Pflicht, endlich spürbare Entlastungen zu schaffen. Weniger Bürokratie, zielgerichtete Steuersenkungen, bezahlbare Energie – das sind keine Luxusforderungen, sondern Grundvoraussetzungen für wirtschaftliche Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit.
Die angekündigten Maßnahmen der neuen Bundesregierung etwa zur Senkung der Stromsteuer, zur Entlastung bei Netzentgelten oder zum Abbau statistischer Berichtspflichten sind wichtig. Doch entscheidend ist, dass sie schnell und entschlossen umgesetzt werden. Auch die steuerlichen Entlastungen dürfen nicht auf die lange Wartebank geschoben werden. Die Senkung der Körperschaftsteuer und Entlastungen für Personenunternehmen müssen früher greifen, ebenso steuerliche Entlastungen für die Beschäftigten. Wir brauchen in den ersten 100 Tagen klare Signale! Die neue Regierung muss zeigen, dass sie das Handwerk ernst nimmt. Denn eines ist klar: Das Handwerk bleibt auch in herausfordernden Zeiten das Rückgrat unserer Wirtschaft. Umso mehr verdient es verlässliche Rahmenbedingungen, echte Unterstützung und klare Perspektiven.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr
Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
AUS DER HANDWERKSKAMMER
6 ZukunftstaginderHandwerkskammer
Fragen, erkunden, Eindrücke sammeln
10 StagnierendeGeschäftslage
Handwerkskonjunkturreform gefordert
17 Frühjahrs-Vollversammlung
Appell an die neue Bundesregierung
18 HundertjährigeFirmengeschichte
Zimmerei Wohlert feiert Jubiläum
20 PräventiongegenLärmbelästigung
Präsentationsveranstaltung der BG Bau
Auch als App Regionales und Management aus einer Hand!
BETRIEB
24 WarnungvorgefälschtenMeisterbriefen
Zahl der Betrugsversuche wird größer
26 NeuerKoalitionsvertrag
Was halten Unternehmer von den Plänen?
30 RisikenfürSelbstständige
Barometer liefert Umfrageergebnisse
32 WissenandenNachfolgerweitergeben
Welche Infos wirklich wichtig sind
REGIONALES
34 EssbareKunstwerkefürjedenAnlass Über die Liebe zu Zahlen und schönen Torten
BETRIEB
36 E-RechnunginderPraxis Erfahrungsberichte aus dem Betriebsalltag
38 SteuerfreieGehaltsextras
Mehr Netto für das Team rausholen
40 NeueRegelungenfürVerluste
Verlustvortrag und Verlustrücktrag erklärt
42 Berichtspflichtenverschoben
EU-Parlament stimmt für späteres Inkrafttreten
BETRIEB PLUS
46 Hybrid-Pick-upvonToyota Bewährt sich der Allradler im Praxistest?
PANORAMA
48 FünfJahreBirneundBeere Eismanufaktur überzeugt mit Handwerkskunst
IMPRESSUM
50 Pflichtangaben
Ein Handwerksberuf für wahre Genießer
Julian Rakowski führt seit fünf Jahren ein Eislabor in Hannover. Sein Eis kommt ohne Fertigmischungen aus und wird mit viel Leidenschaft für das Handwerk hergestellt. |48
Fotos:
Mit einer Rallye durch die Werkstätten der Technologiezentren in Braunschweig, Lüneburg und Stade.
Ein Tag für die Zukunft
Am Zukunftstag kamen Schülerinnen und Schüler in die Handwerkskammer, um die Vielfalt des Handwerks zu erkunden.
ASTRID BAUERFELD UND LENNARD KUGELER
Berufsorientierung hat viele Bausteine. Einer davon ist der Zukunftstag. Der auch als Girls‘Day und Boys‘Day bekannte Zukunftstag hat auch in Niedersachsen Schülerinnen und Schülern ab Klasse 5 die Chance gegeben, Berufe zu erleben. In Werkstätten, Büros, Laboren und Redaktionsräumen bekamen Interessierte Einblick in die Praxis verschiedenster Bereiche der Arbeitswelt und konnten Kontakte herstellen.
In den Technologiezentren der Handwerkskammer in Braunschweig, Lüneburg und Stade konnten verschiedende Gewerke erkundet werden.
„Schülerinnen und Schüler können eine Perspektive im Handwerk erkennen.“
Ute Wehling, Nachwuchswerbung der Handwerkskammer
Bei den Malern, Tischlern, Bäckern oder Kraftfahrzeugmechatronikern gab es die Möglichkeit, über die Schulter zu schauen, Fragen zu stellen, erste Eindrücke zu gewinnen. Für einige Teilnehmende war es die erste Berührung mit dem Handwerk und zeitgleich ein Tag voller Inspirationen und Ausblicke. „Es ist schön zu sehen, wie bereits ganz junge Schülerinnen und Schüler für sich eine Perspektive im Handwerk erkennen“, sagt Ute Wehling von der Nachwuchswerbung und Ausbildungsberatung der Handwerkskammer.
Auch die Arbeit in der Handwerkskammer wurde begleitet: Die redaktionelle Pressearbeit
Fotos: Bauerfeld, Kugeler, HWK
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inklusive Betriebsbesuch gab zwei Schülerinnen zahlreiche Impressionen. „Der Zukunftstag ist eine tolle Gelegenheit ins Handwerk zu schnuppern, auch direkt in die zahlreichen Betriebe, die sich daran beteiligen“, betont Wehling. Sie empfehle sowohl Unternehmen als auch Schülerinnen und Schülern, diesen Tag zu nutzen auf dem Weg zur Berufsfindung. W
Mehr Eindrücke auf Instagram: hwkbls
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Celina und Kimberly hatten Spaß (Bild 2): „Innerhalb der Schulzeit könnte ruhig viel mehr Praktisches angeboten werden. Es hilft bei der Entscheidung für einen Beruf.“
Viele Fragen: Während der Rallye durch das Technologiezentrum gab es großes Interesse an Details zum entsprechenden Gewerk.
Auch für die Meister von Bedeutung: Der Zukunftstag eigenet sich sehr gut, um junge Leute früh fürs Handwerk zu begeistern.
Anne und Jana unterwegs im Handwerk (Bild 5): „Für uns war es doppelt spannend - wir haben die journalistische Arbeit einer Redakteurin für das Handwerk kennengelernt und gleichzeitig das Arbeiten in einem Handwerksbetrieb - das war beeindruckend.“
Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
ABSCHIED AUS DER FRIEDENSTRASSE
Kooperation zwischen Kammer und Netzwerk Leseförderung
Seit 2007 stellte die Handwerkskammer dem Netzwerk Leseförderung Lüneburg (NLL) kostenfrei einen Büroraum in der Friedensstraße 7 zur Verfügung. Dieser Raum diente sowohl dem NLL als auch dem Verein „MENTOR – Die Leselernhelfer“ als Anlaufstelle. Die Kooperation begann ein Jahr nach der Gründung des Netzwerks, das am 6. November 2006 im Huldigungssaal des Lüneburger Rathauses ins Leben gerufen wurde. Aufgrund geplanter Um- und Ausbauarbeiten in der Handwerkskammer muss der Büroraum
nun aufgegeben werden. Das Netzwerk bedankte sich bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade für die langjährige und verlässliche Zusammenarbeit. „Das war eine große und großzügige Unterstützung für die beiden Vereine“, sagte Marianne Braucks-Rochlitz, Vorsitzende des NLL. Auch bei technischen Fragen oder bei der Durchführung größerer Veranstaltungen konnte das Netzwerk stets auf die Unterstützung der Kammer zählen. Thorsten Schulze, Geschäftsbereichsleiter Zentrale Dienste der Handwerks-
DR. ANDREAS BIERICH INFORMIERT:
kammer, betonte die Bedeutung der Lesekompetenz insbesondere für Jugendliche, die sich für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden. Nun ist das Netzwerk auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Zudem wird tatkräftige Unterstützung für die Vorstandsarbeit gesucht. „Es wird Zeit, dass sich der Vorstand
Riskante Post: Der Zugang einer Kündigung oder: Wenn der Postmann gar nicht klingelt!
Teil 2: Zwischen einer Arzthelferin, die seit Mai 2021 in einer Augenarztpraxis beschäftigt war, und ihrem Arbeitgeber war das Vertrauensverhältnis tiefgreifend gestört. Ihr Arbeitgeber sprach Mitte Juli 2022 eine außerordentliche, hilfsweise ordentliche Kündigung zum 30.09.2022 aus. Zwei Mitarbeiterinnen des Arbeitgebers hatten das Kündigungsschreiben gemeinsam in einen Briefumschlag gesteckt, den Umschlag dann zur Post gebracht und dort als Einwurf-Einschreiben aufgegeben. Die Arbeitnehmerin bestritt den Erhalt des Kündigungsschreibens
und erhob Kündigungsschutzklage.
Ausweislich des im Internet abrufbaren Sendungsstatus sei das Schreiben mit der entsprechenden Sendungsnummer der Arbeitnehmerin am 28.07.2022 zugestellt worden, so der Vortrag des Arbeitgebers im Prozess; dieser legte auch einen Einlieferungsbeleg der Deutsche Post AG vor. Einen Auslieferungbeleg der Deutsche Post AG konnte er allerdings nicht vorlegen, da die Frist, innerhalb derer die Kopie eines Auslieferungsbeleges angefordert werden kann, abgelaufen war. Das BAG (Urteil vom 30.01.2025, Az.: 2 AZR 68/24) entschied, dass damit
der Arbeitgeber den Beweis für den von der Arbeitnehmerin bestrittenen Zugang der Kündigung nicht erbringen konnte. Der vom Arbeitgeber vorgelegte Sendungsstatus - auch in Verbindung mit einem dazu passenden Einlieferungsbeleg - lasse weder erkennen, an wen die Zustellung erfolgt sei noch zu welcher Uhrzeit, unter welcher Adresse und zumindest in welchem Zustellbezirk. Der Arbeitgeber habe eine angemessene Zeit gehabt, den Auslieferungsbeleg anzufordern. Der Klage der Arbeitnehmerin wurde vom BAG im Ergebnis stattgegeben.
etwas verjüngt und neue Ideen eingebracht werden, um diese wichtige Arbeit fortzuführen“, sind sich Braucks-Rochlitz und der stellvertretende Vorsitzende Jörg-Erich Scheunemann einig. Der Kontakt zwischen dem Netzwerk und der Handwerkskammer bleibe aber auch über die Raumfrage hinaus bestehen. (JU)
Fachanwalt für Arbeitsrecht: Dr. Andreas Bierich
Fazit: Die richtige Zustellmethode spart Zeit und Nerven. Die persönliche Übergabe oder die Zustellung einer Kündigung durch Boten sind oft die besten Methoden, da sie im Streitfall am leichtesten nachgewiesen werden können.
Foto: Schmitz
Eine langjährige Kooperation endet.
Foto: HWK
JETZT BEWERBEN
Handwerkspreis zum Thema KI
Für den Wettbewerb Lünale werden Betriebe gesucht, die bereits erste Schritte mit der Nutzung von künstlicher Intelligenz unternommen haben. Sei es der Bäcker, der mit KI die optimale Produktionsmenge vorhersagt, der Betrieb, der mit KI seine Social-Media-Aktivitäten plant oder seine Stellenanzeigen für seinen Betrieb erstellen lässt oder mittels Maschinendaten ermittelt, wann seine Maschinen die nächste Wartung benötigen. Bis 31. Juli 2025 läuft die Bewerbungsfrist.
Die Handwerkskammer erweitert ihr Engagement für die Nachwuchsförderung im Handwerk: An den Standorten Braunschweig und Lüneburg wurde das Beratungsangebot im Bereich Ausbildung erweitert. Ab sofort stehen Jugendlichen und ihren Eltern mit Michael Möller und Holger Holz- van Hettinga neue Ansprechpartner zur Verfügung, die umfassend und individuell über die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk informieren. Die beiden sollen gezielt Schüler,
NEUE SCHULUNGSTERMINE
Auszubildende werden Botschafter
Mit der Initiative „Ausbildungsbotschafter für das Handwerk“ unterstützt die Handwerkskammer bei der Nachwuchssuche. Der Kontakt läuft dabei über die Auszubildenden, die als Botschafterinnen und Botschafter für das Handwerk und den Betrieb auftreten. Vor Schulklassen geben sie – meist zusammen mit anderen Ausbildungsbotschaftern – einen Einblick in ihren Azubialltag und erzählen, warum es sich lohnt, eine Ausbildung im Handwerk zu machen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten so Informationen aus erster Hand. Sie erfahren mehr über die Perspektiven im Handwerk sowie zu den Ausbildungs- und Einstiegsmöglichkeiten in ihrem Betrieb. Es wird dabei bewusst auf eine Ansprache auf Augenhöhe gesetzt. Wenn fast gleichaltrige junge Handwerkerinnen und Handwerker anderen jungen Menschen von ihrem Beruf erzählen, ist das wirkungsvoll. Jeder Auszubildende kann zur Influencerin und
Schulabgänger und Abiturienten beraten, ebenso wie deren Eltern. In persönlichen Gesprächen erhalten Interessierte Orientierung und Unterstützung auf dem Weg in eine handwerkliche Ausbildung. Ziel ist es, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, Vorurteile abzubauen und gemeinsam mit den Familien individuelle
Influencer für das Handwerk und den eigenen Betrieb werden.
Entwicklungsmöglichkeiten auszuloten. „Eine fundierte Beratung kann für Jugendliche den entscheidenden Impuls geben, sich für eine Ausbildung im Handwerk zu entscheiden“, betont Möller. „Mit unserem erweiterten Angebot wollen wir Wege aufzeigen, Orientierung geben und berufliche Perspektiven verständlich vermitteln“,
sagt Holger Holz- van Hettinga. Beratungstermine sind flexibel und individuell nach Vereinbarung möglich.
Kontakt: Michael Möller, Tel. 04131 712-149, E-Mail: michael.moeller@hwk-bls.de; Holger Holz- van Hettinga, Tel. 0531 1201-413, E-Mail: holzvan-hettinga@hwk-bls.de
Fotos: Gramann
Michael Möller
Holger Holz- van Hettinga
Foto: HWK
Handwerkskonjunktur braucht
Die Geschäftslage im Handwerk stagniert. Einige Gewerke erholen sich. Die Auswertung der Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade macht deutlich, was sich nun ändern sollte.
VON FRANK AHLBORN
braucht Impulse
Erforderlich: strukturelle Reformen
Das Handwerk benötigt zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit Entlastungen auf allen Ebenen.
Die aktuelle Geschäftslage im Handwerk stagniert im ersten Quartal 2025. Das zeigt die aktuelle Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage bleibt mit 44 Prozent unverändert. 20 Prozent der 437 befragten Betriebe bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als schlecht, im Vorjahr waren es 18 Prozent. „Der Krieg in der Ukraine und die geopolitischen Herausforderungen haben die Konjunkturerholung im Handwerk nach der Corona-Zeit deutlich gebremst. Seit 2022 zeigen unsere Frühjahrsumfragen eine vor sich hin plätschernde Konjunktur“, sagt Hauptgeschäftsführer Matthias Steffen. Der von der Kammer berechnete Geschäftsklimaindex steigt nur leicht von 113 auf 116 Punkte und bleibt damit weiterhin deutlich unter dem Wert von 141 Punkten, die vor der Corona-Krise erreicht wurden. Der jetzige Zuwachs ist auf leicht verbesserte Zukunftserwartungen der Handwerksbetriebe zurückzuführen. Während der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen der künftigen Geschäftslage im Vorjahr lediglich bei zwei Prozent lag,
erwarten in diesem Frühjahr acht Prozent der Betriebe eine Aufhellung. Im ersten Quartal 2025 kam es erneut zu Umsatzeinbußen. 38 Prozent der befragten Betriebe waren davon betroffen. Lediglich 18 Prozent konnten ihre Umsätze steigern. In ähnlichem Umfang schrumpfte auch der Auftragsbestand. Während vor einem Jahr noch 14 Prozent Beschäftigungszuwächse hatten, sind es jetzt nur noch zehn Prozent. Gleichzeitig melden mit 22 Prozent mehr als doppelt so viele Betriebe einen Personalabbau (Vorjahr: 23 Prozent). Verschärft hat sich auch die Kostensituation in den Handwerksbetrieben. Bereits im Vorjahr meldeten per Saldo 62 Prozent höhere Einkaufspreise, jetzt sind es 69 Prozent. „Die Kosten steigen, es fehlt an Zuversicht und Planungssicherheit in vielen Handwerksbetrieben,“ sagt Steffen und richtet einen deutlichen Appell an die künftige Regierungskoalition in Berlin: „Die Politik muss jetzt liefern. Unsere Handwerker brauchen auf allen Ebenen Entlastungen, bei Steuern und Abgaben genauso wie bei der Bürokratie.“ Für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit seien strukturelle Reformen unumgänglich. Der Zoll-Streit und die drohenden negati-
ven Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zeigten das einmal mehr. In den Handwerksgruppen ist der Geschäftsklimaindex im Kraftfahrzeughandwerk mit 127 Punkten trotz eines Rückgangs um acht Punkte am höchsten. Im Gesundheitshandwerk verbessert sich das Stimmungsbild um 23 auf 117 Punkte. Mit einem Plus von zwei Punkten gibt es bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf wenig Veränderung, der Geschäftsklimaindex liegt mit 116 Punkten exakt beim Durchschnittswert aller Handwerksgruppen. Bei den Dienstleistungshandwerken für den persönlichen Bedarf (zum Beispiel Friseure, Kosmetiker oder Fotografen) und bei den Nahrungsmittelhandwerken (u.a. Bäcker und Fleischer) geht der Geschäftsklimaindex auf 101 Punkte (minus 21 Punkte) bzw. auf 102 Punkte (minus 16 Punkte) zurück. Eine Erholung um 11 Punkte auf 113 Punkte zeigt sich im Bauhauptgewerbe, der Wert bleibt jedoch unter dem Wert für das Gesamthandwerk. Höher liegt der Geschäftsklimaindex im Ausbauhandwerk, wo aktuell 118 Punkte (plus vier Punkte) erreicht werden.
Das sagen Betriebsinhabende zur Lage im eigenen Gewerk:
„Die Umsätze sind stabil im Vergleich zum Vorjahr, gern hätten wir diese spürbar erhöht. Aber durch die schwierige Situation überhaupt Arbeitskräfte zu finden, ist Wachstum im Betrieb momentan keine Option. Die hohen, zum Teil noch steigenden Materialpreise, die sehr hohen Energiekosten und dazu stark gestiegene Lohnkosten können nicht direkt in den Verkaufspreisen abgebildet werden. Geld verdienen wird immer schwieriger. Gern würde ich die Mitarbeiter noch besser bezahlen und auch mehr in meinem Betrieb investieren.“
„Die Nachfrage ist immer noch verhältnismäßig gering, eine Erholung im Baugewerbe nur langsam zu spüren. Dennoch wünschen unsere Kunden wieder deutlich häufiger Angebote für An- und Umbauten, Einfamilienhäuser und energetische Sanierungen. Die hohen Bauzinsen und teuren Baustoffe schrecken aber noch immer ab. Zurzeit sind es insbesondere die Kosten für das Bauholz, die stark steigen. Wir haben nun den Koalitionsvertrag im Blick und setzen auf Fördertöpfe seitens der neuen Bundesregierung.“
Jens Neubauer, Fleischerei Neubauer
Anne-Kathrin Peters, PS Peters Schulz GmbH
Blick auf die Handwerkskonjunktur in den Regionen
Region Braunschweig (BS, GF, GS, HE, PE, SZ, WF, WOB):
43%
beurteilen ihre Geschäftslage im ersten Quartal 2025 als gut
43 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im ersten Quartal 2025 als gut, weitere 34 Prozent als befriedigend.
Für die kommenden Monate erwarten 24 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 57 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 19 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 112 Punkten um einen Punkt unter dem Vorjahreswert von 113 Punkten.
Region Lüneburg (CE, DAN, HK, LG, UE, WL):
45%
beurteilen ihre Geschäftslage im ersten Quartal 2025 als gut
43%
beurteilen ihre Geschäftslage im ersten Quartal 2025 als gut
45 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im ersten Quartal 2025 als gut, weitere 39 Prozent als befriedigend.
Für die kommenden Monate erwarten 25 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 61 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 14 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 120 Punkten um zehn Punkte über dem Vorjahreswert von 110 Punkten.
Region Stade (CUX, OHZ, ROW, STD, VER):
43 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im ersten Quartal 2025 als gut, weitere 36 Prozent als befriedigend.
Für die kommenden Monate erwarten 28 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 52 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 20 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 115 Punkten um zwei Punkte unter dem Vorjahreswert von 117 Punkten.
Frank Ahlborn zur Konjunkturumfrage im Kammerbezirk
Herr Ahlborn, warum befragt die Handwerkskammer ihre Mitgliedsbetriebe zur Konjunkturentwicklung?
» Frank Ahlborn: Es gehört zum gesetzlichen Auftrag der Handwerkskammern, regelmäßig über die wirtschaftlichen Verhältnisse im Handwerk zu berichten. Wir bitten die Betriebe jeweils im Frühjahr und im Herbst um eine Einschätzung ihrer Geschäftslage und wie sich Konjunkturindikatoren wie Auftragslage, Umsatz oder die Beschäftigung im Betrieb entwickelt haben. Interessant ist auch der Blick in die Zukunft: Wie schätzen die Handwerksbetriebe die weitere Entwicklung dieser Größen für die kommenden Monate ein? Aus den Ergebnissen erhalten wir ein relativ gutes Gesamtbild über die Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk und in den einzelnen Handwerkszweigen. Das veröffentlichen wir dann in unserem Konjunkturbarometer und in komprimierter Form über unsere Kanäle oder wie hier in unserem Mitgliedermagazin.
Die Betriebe stöhnen doch über zu viele Statistik- und Berichtspflichten. Wie hoch ist der Aufwand bei der Konjunkturumfrage?
» Frank Ahlborn: Das ist uns natürlich bewusst. Daher haben wir die Konjunkturumfrage so einfach und kurz wie möglich gehalten. Die Online-Umfrage dauert nur fünf Minuten. Wir fragen ganz wenige absolute Zahlen ab, wie zum Beispiel die Anzahl der Mitarbeitenden im Betrieb. Bei der Einschätzung der Konjunkturmerkmale wird nur nach der tendenziellen Entwicklung gefragt, also zum Beispiel, ob die Umsätze gestiegen, gleichgeblieben oder gesunken sind. Dafür muss nicht aufwändig in die Bücher geschaut werden. Die Umfrage läuft in der Regel völlig reibungslos. Seitdem wir vor einigen Jahren auf das Online-Format umgestellt haben, gibt es so gut wie keine Rückfragen. Und natürlich gilt: Die Teilnahme an der Befragung ist völlig freiwillig.
Warum sollten sich die Betriebe an der Konjunkturumfrage beteiligen?
» Frank Ahlborn: Je mehr Betriebe mitmachen, desto klarer wird das Gesamtbild und es wird möglich, auch auf regionaler Ebene Aussagen zur Entwicklung in den Handwerksgruppen oder sogar zu einzelnen Gewerken zu machen. Vor allem unterstützen uns die Umfrageergebnisse auch bei der handwerkspolitischen Arbeit vor Ort. Wir bringen die wirtschaftliche Situation des Handwerks in die Öffentlichkeit. Und wenn wir aufzeigen können, dass zum Beispiel die Investitionen im Handwerk wiederholt rückläufig sind, dann lässt sich daraus politischer Handlungsbedarf ableiten und einfordern: zum Beispiel mehr Verlässlichkeit bei Förderbedingungen, bessere Abschreibungsbedingungen, weniger Bürokratie- und Steuerbelastungen, um die Investitionsbereitschaft im Handwerk wieder zu stärken.
Macht das nicht eher der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin, der ja auch Konjunkturumfragen zum Handwerk veröffentlicht?
» Frank Ahlborn: Wir gehen da Hand in Hand. Während der ZDH sicherlich eher mit dem Wirtschaftsminister oder dem Finanzminister auf Bundesebene spricht, nutzen wir den Austausch mit unseren regionalen Bundestagsabgeordneten, um konkrete Verbesserungen für das Handwerk zu erzielen. Bei den Konjunkturumfragen ist es so: Ohne die regionalen Umfragen der 53 Handwerkskammern gäbe es auch keine Konjunkturumfrage des ZDH. Die Antworten der Handwerksbetriebe aus allen Kammerbezirken werden auf Bundesebene zusammengeführt. Dadurch kann der ZDH auf die Rückmeldungen von rund 23.000 Handwerksbetrieben zurückgreifen, wenn er seinen Konjunkturbericht erstellt. Ich vergleiche das gern mit dem bekannten Ifo-Geschäftsklimaindex: Dafür befragt das Münchener Institut für Wirtschaftsforschung regelmäßig rund 9.000 Unternehmen zu ihren Geschäftserwartungen. Mit unserem mehr als doppelt so hohen Datensatz können wir eine hohe Qualität der Konjunkturberichterstattung im Handwerk liefern, die sich hinter den Verfahren anerkannter Wirtschaftsforschungsinstitute nicht verstecken muss. Daher nochmals der Dank an alle Handwerksbetriebe, die an unseren Konjunkturumfragen teilnehmen.
Frank Ahlborn Stabsabteilungsleiter Interessenvertretung, Wirtschaftsanalyse, Handwerksgeschichte
Kontakt: Tel. 04131 712-103 ahlborn@hwk-bls.de
Berichterstattung reduzieren
Nachhaltigkeit: Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg- Stade mahnt zur Eile bei bürokratischer Entlastung.
Nach dem Beschluss des EU-Parlaments, im Schnellverfahren darüber zu entscheiden, ob Unternehmen mehr Zeit bei der Umsetzung der Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) erhalten, mahnt der Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-LüneburgStade zur Eile.
„Gerade kleine und mittlere Unternehmen brauchen bürokratische Entlastungen und schnell Rechtssicherheit. Ein erster wichtiger Schritt ist die rasche Verschiebung dieser Vorschrift,“ sagt Detlef Bade.
Nach dem Willen der EU-Kommission sollen die neuen Pflichten zwei Jahre später als ursprünglich vorgesehen greifen – somit frühestens 2028.
„Wir brauchen schnelle Rechtssicherheit.“
Detlef Bade, Präsident
Betriebsinhabende brauchen Entlastung.
Dazu muss neben dem Parlament auch der Rat seine Zustimmung geben. Laut Bade sei Nachhaltigkeit im Handwerk gelebte Praxis. Ob bei der Errichtung von Photovoltaikanlagen, der Dämmung von Gebäuden oder der Installation von Ladesäulen für die E-Mobilität – Handwerksbetriebe würden täglich einen entscheidenden Beitrag zur Transformation der Wirtschaft leisten. „Unsere Betriebe arbeiten längst nachhaltig, aber sie haben weder die Zeit noch die Ressourcen für aufwendige Berichte“, sagt Bade.
Die geplante Einführung des freiwilligen Nachhaltigkeitsberichtsstandards für kleine und mittlere Unternehmen (VSME) könne eine Chance für das Handwerk sein, um Anforderungen anderer Marktteilnehmer, zum Beispiel im Bereich der Finanzierung, zu erfüllen. Wichtig sei eine praxisgerechte Ausgestaltung und Umsetzung.
Der VSME müsse leicht verständlich sein, mit einem vertretbaren Zeitaufwand umsetzbar und flexibel an die Strukturen der Handwerksbetriebe angepasst werden. „Ein kleines Unternehmen darf nicht mit denselben Anforderungen konfrontiert werden wie ein Großkonzern. Modular aufgebaute Berichtsinhalte und ein Fokus auf wesentliche Indikatoren wie Energieverbrauch oder soziale Maßnahmen wie zum Beispiel die Ausbildungsleistung sind notwendig, um unnötige Bürokratie zu vermeiden“, fordert Detlef Bade.
Außerdem dürften die Berichtspflichten nicht durch die Hintertür über die Lieferketten auf kleine Betriebe ausgeweitet werden. „Wir dürfen nicht zulassen, dass größere Unternehmen ihre eigenen Berichtspflichten an das Handwerk weiterreichen. Es muss klare Grenzen geben, welche Informationen von nicht-berichtspflichtigen Betrieben verlangt werden können“, sagt Bade. Entscheidend sei daher, dass der freiwillige VSME als maximaler Standard verankert werde. (FA) W
Mit Zuwachs in die Zukunft
Zimmerei Wohlert aus Groß Ilsede blickt auf ein Jahrhundert erfolgreiche Firmengeschichte.
Vor 100 Jahren legte der Zimmerermeister Walter Wohlert den Grundstein für ein Unternehmen, das heute – ein Jahrhundert später – als feste Größe in der Region Braunschweig-Lüneburg-Stade gilt. Die Firma Wohlert blickt auf eine beeindruckende Geschichte zurück, die geprägt ist von Handwerkskunst, Beständigkeit und Innovationsgeist. Der Betrieb wird heute mit Zuwachs in der Geschäftsführung in die Zukunft geführt.
Die Erfolgsgeschichte begann bescheiden, aber mit klarem Blick auf die Zukunft: Im Garten des Nachbargrundstücks des heutigen Firmengeländes gründete Walter Wohlert seine eigene Zimmerei mit sechs bis zehn Mitarbeitenden in der Anfangszeit. Bereits vier Jahre später folgte ein erster Wachstumsschritt mit der Übernahme des Zimmereibetriebs Warmbold in Oberg sowie dem Kauf eines
„Unsere Tradition bekommt neue Impulse.“
Walter Wohlert, Geschäftsführer
Hanomag als erstem Firmenfahrzeug. 1938 erwarb die Firma das heutige Betriebsgelände in Groß Ilsede und begann mit dem Aufbau einer eigenen Tischlerei – zu diesem Zeitpunkt waren bereits 18 Mitarbeiter beschäftigt. Die Geschichte des Unternehmens ist auch eine Geschichte von Krisenbewältigung und Neuanfang. Der Zweite Weltkrieg hinterließ Spuren – viele Mitarbeitende wurden eingezogen, das Holzlager von Besatzungsmächten geräumt. 1950 traf ein verheerender Brand das Unternehmen und zerstörte die Zimmerei in Oberg vollständig. Doch die Familie Wohlert ließ sich nicht entmutigen.
Mit dem Eintritt von Willi Wohlert 1952 begann eine neue Ära, die in den folgenden Jahrzehnten durch kluge Entscheidungen wie die Zusammenführung beider Betriebsteile in Groß Ilsede (1986) geprägt war. Nach seinem
Zuverlässig seit Jahrzehneten: Das Team der Zimmerei Wohlert.
Ehrungen und Urkunden
Ihr Betrieb feiert Jubiläum? Stellen Sie einen Antrag bei 25, 40, 50 oder 75 Jubeljahren auf eine Urkunde. Ab 100-jährigem Jubiläum oder einem Meisterjubiläum von 50 oder 60 Jahren möchte die Handwerkskammer darüber hinaus einen Artikel in Form eines Porträts im Norddeutschen Handwerk veröffentlichen, aber auch digital auf Homepage oder in Social-Media-Kanälen der Handwerkskammer berichten. Einige wichtige Informationen sind für die Antragsstellung einer Urkunde notwendig und können online über ein entsprechendes Formular übermittelt werden.
Web: www.hwk-bls.de/ehrungen
Mail: ehrungen@hwk-bls.de
Tod 1999 übernahm Sohn Lars Wohlert die Geschäftsführung – bis zu seinem frühen Tod im Jahr 2021. Seitdem führte Walter Wohlert, erneut ein Träger des Gründernamens, das Unternehmen durch bewegte Jahre und ebnete schließlich den Weg für einen strukturierten Generationswechsel: Benjamin Brömer ist nun Teil der Geschäftsführung – als künftiger Inhaber wird er von Walter Wohlert an seine neue Aufgabe herangeführt.
Die Firma Wohlert steht heute nicht nur für Qualität im Tischlerhandwerk, sondern auch für Verlässlichkeit, Ausbildung und regionale Verantwortung. Generationen von Mitarbeitenden, Auszubildenden und Kundinnen und Kunden haben vom Einsatz der Familie Wohlert profitiert – eine Tradition, die mit dem Eintritt von Benjamin Brömer künftig neue Impulse erhält. (LK) W
Herzlichen Glückwunsch
Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade gratuliert zum Jubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg:
25-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN
Dachdeckermeister Holger Hartmann, Heere, am 01.02.2025
Friseurmeisterin Astrid Hey, Cuxhaven, am 01.04.2025
Elektrotechnikermeister Detlev Areschin, Soltau, am 01.04.2025
Installateur- und Heizungsbauermeister Frank Junge, Wingst, am 01.04.2025
25-JÄHRIGE SELBSTSTÄNDIGKEIT
Dachdeckermeister Holger Hartmann, Heere, am 01.02.2025
Friseurmeisterin Astrid Hey, Cuxhaven, am 01.04.2025
Maler- und Lackierermeisterin Sibille Druschke, Braunschweig, am 01.04.2025
Installateur- und Heizungsbauermeister Frank Junge, Wingst, am 01.04.2025
Tischlermeister Henning Hartkopf, Bad Bevensen, am 01.04.2025
Dachdeckermeister Dirk Müller, Südergellersen, am 01.04.2025
50-JÄHRIGES BETRIEBSBESTEHEN
Augenoptikermeisterin Ulrike Fischer, Stade, am 01.04.2025
Elektro Rosin GmbH, Uelzen, am 01.04.2025
100-JÄHRIGES BETRIEBSJUBILÄUM
Lierse & Blumenberg GmbH, Heizungs- und Lüftungsbau, am 19.12.2024
Friseurmeister Hans-Michael Timm, Lilienthal, am 07.04.2025
25-JÄHRIGES MEISTERJUBILÄUM
Bäckermeister Jörg Goldenbaum, Melbeck, am 14.02.2025
Installateur- und Heizungsbauermeister Frank Junge, Wingst, am 04.02.2025
Kraftfahrzeugtechnikermeister Torsten Peters, Buxtehude, am 07.04.2025
„Laut ist out“ – Warum
Lärmschutz
essenziell ist
Lehrlinge erleben Prävention live: Eine Veranstaltung der BG BAU zeigt, wie wichtig Gehörschutz auf Baustellen ist – und was Betriebe konkret tun können.
Ein lauter Arbeitsplatz ist Alltag in vielen Handwerksberufen – besonders auf dem Bau. Doch was viele unterschätzen: Schon kurze, regelmäßige Lärmbelastung kann zu irreparablen Schäden führen. Die Folge ist oft eine Lärmschwerhörigkeit, die sich schleichend entwickelt, aber dauerhaft bleibt.
Diese Problematik nahm die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) zum Anlass, eine eindrucksvolle Präventionsveranstaltung im April im Technologiezentrum Stade durchzuführen. Rund 50 Auszubildende aus den Bauberufen – darunter Maurer und Zimmerer – erlebten hautnah, wie belastend Lärm sein kann und wie wichtig ein richtiger Gehörschutz ist. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen praktische Tests mit Lärmmessgeräten. Die Lehrlinge untersuchten verschiedene Werkzeuge – etwa eine Kreissäge – und staunten über die hohen Dezibelwerte und deren Folgen. „Dass die BG BAU den ‚Tag gegen Lärm‘ nutzt, um den Auszubildenden in den Bauberufen ein Verständnis für die Gefahren von Lärm für die eigene Gesundheit näherzubringen, ist für die
Auszubildenden und auch deren Arbeitgeber von großem Wert. Vor allem das eigene Erfahren und Erleben an verschiedenen ‚Lärmstationen‘ hinterließ bei den jungen Menschen einen nachhaltigen Eindruck. Die hier erworbenen Erkenntnisse werden sie sicher in ihre tägliche Arbeit auf der Baustelle und im Betrieb mitnehmen“, sagt Jürgen Knoll, Abteilungsleiter des Technologiezentrums Stade.
René Haprich war unter anderem als Vertreter der BG BAU vor Ort, um Fragen zu beantworten. Er betonte: „Schwerhörigkeit ist die Berufskrankheit Nr. 1 in den Bauberufen. dabei ist es besonders wichtig, zu wissen, dass eine Gehörschädigung nicht heilbar, nicht reversibel ist. Lärmquellen werden im Alltag oft nicht als solche wahrgenommen.“ Allein 2023 waren es rund 4500 Verdachtsmeldungen bei der BG BAU, Tendenz steigend.
Die Auszubildenden zeigten sich beeindruckt und aufgeschlossen gegenüber dem Thema – ein wichtiger Schritt in Richtung höherem Gesundheitsbewusstsein bei den jungen Leuten im Handwerk. (LK) W
Was Betriebe tun könnnen
Die BG BAU empfiehlt das sogenannte TOP-Prinzip:
ɓ Technische Maßnahmen: Verwendung lärmgeminderter Maschinen, spezieller Sägeblätter oder Dämmmaterialien.
ɓ Organisatorische Maßnahmen: Arbeitszeitmodelle mit Ruhephasen, Lärmzonenkennzeichnung, Rotationsprinzip.
ɓ Persönliche Schutzmaßnahmen: Ab einem Tageslärmexpositionspegel von 85 dB(A) ist Gehörschutz Pflicht – in Form von Kapselgehörschützern, Stöpseln oder individuell angepassten Otoplastiken.
Zusätzlich bietet die BG BAU finanzielle Förderungen für die Anschaffung geeigneter Schutzausrüstung und hat eine Checkliste für Arbeitgeber entwickelt, um den Lärmschutz systematisch anzugehen. „Die BG Bau stellt Betrieben eine Checkliste zur Verfügung, mit deren Hilfe jeder Arbeitgebende das individuelle Lärmrisiko und daraus ableitbare Schutzmaßnahmen für die Mitarbeitenden ermitteln kann“, erläutert René Haprich.
Prävention mit System
Ob Auszubildender, Meister oder Betriebsinhaber: Wer frühzeitig in Lärmschutz investiert, schützt seine Belegschaft – und sichert die Zukunft des Handwerks. Die Veranstaltung in Stade hat gezeigt, wie wichtig Sensibilisierung ist – aber auch, wie motivierend sie sein kann.
Denn: Gutes Hören ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein Gut, welches im Arbeitsalltag geschützt werden muss.
Mehr Infos für Betriebe
ɓ Checkliste und Materialien zum Download: www.bgbau.de/laerm-und-vibrationen
ɓ Förderprogramme der BG BAU: www.bgbau.de/praemien
Ausbildungsleiter Alexander Brotsmann ist im engen Austausch mit den Auszubildenden Robin und Hennes (v. r. n. l).
Azubi-Suche: Chancen erhöhen
Mehr
Ausbildungsplätze
als Bewerber: Das ist auch im Handwerk Realität. Wie positionieren sich Betriebe optimal?
MARTINA JAHN UND KATHARINA WOLF
Das Ausbildungsjahr beginnt bald, doch bei Ihnen ist noch eine Stelle frei?
Damit sind Sie nicht allein. Laut AzubiRecruiting-Trends konnten im vergangenen Jahr 39 Prozent von knapp 1.800 befragten Betrieben nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. 70 Prozent gaben an, weniger Bewerbungen als früher erhalten zu haben.
Für die Azubi-Recruiting-Trends werden jedes Jahr neben Ausbildungsverantwortlichen auch junge Menschen in oder vor einer Ausbildung befragt. Bei den Antworten der beiden Gruppen zeigt sich, dass so mancher Betrieb einem oder mehreren Denkfehlern aufsitzt. Vier Tipps, damit Ihnen das nicht passiert.
50
PROZENT der Jugendlichen gaben in der Befragung an, dass sie mehr als ein Ausbildungsplatz-Angebot erhalten haben.
1. Die Azubi-Suche ist kein Selbstläufer Früher mag es so gewesen sein, dass Schülerinnen und Schüler Schlange standen, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Doch heutzutage streben viele Jugendliche ein Studium an. Und die Konkurrenz schläft nicht Die Hälfte der rund 5.000 befragten jungen Menschen gab an, mehr als ein Angebot für einen Ausbildungsplatz erhalten zu haben. Handwerksbetriebe sollten deshalb auf sich aufmerksam machen und aus der Masse hervorstechen. Das empfehlen die Autoren der Azubi-Recruiting-Trends: ɓ Liefern Sie wichtige Informationen zu Ihrem Ausbildungsangebot wie Arbeitszeiten, Aus-
Foto:
Seusta Stade
bildungsvergütung, Urlaubsanspruch sowie Ablauf und Inhalt der Ausbildung.
ɓ Storytelling – erzählen Sie Geschichten aus dem Arbeitsalltag, um die Jugendlichen zu begeistern. Um Kontakte zu Auszubildenden zu knüpfen, ist das Team der Johs. Seufert + Sohn GmbH, kurz Seusta, regelmäßig auf Ausbildungsmessen aktiv. „Dorthin begleiten uns auch einige Azubis“, sagt Alexander Brotsmann, gewerblicher Ausbildungsleiter in dem Betrieb in Stade. Das senke die Hemmschwelle: „Die Kommunikation der Jugendlichen auf Augenhöhe hat eine sehr starke Wirkung“, betont er.
Der persönliche Kontakt auf den Messen sei der Schlüssel zum Erfolg. Es brauche aber eine kontinuierliche Präsenz auf mehreren Ausbildungsmessen, um sichtbar zu sein. Ein Netzwerk in die Schulen der Region ermöglicht es dem Betrieb zudem, Schülerinnen und Schüler für ein zweiwöchiges Praktikum zu gewinnen. „In dieser Zeit lernen wir uns kennen und können prüfen, ob wir zueinander passen“, sagt Brotsmann. Wenn es für beide Seiten stimmt, folge zeitnah die Zusage für einen Ausbildungsplatz und die Vertragsunterzeichnung. Auch die Arbeitskleidung werde gleich anprobiert, „damit ist der Weg in die Ausbildung strukturiert und transparent“.
2. Unterschätzen Sie Google nicht Angehende Azubis nutzen für ihre Suche nach einem Ausbildungsplatz Google. 83 Prozent der befragten Jugendlichen haben diese Suchmaschine verwendet. Doch nur 19 Prozent der Ausbildungsverantwortlichen gaben an, für die Azubi-Suche GoogleAnzeigen zu schalten. Erhöhen Sie Ihre Sichtbarkeit bei Google! Zum Beispiel so:
ɓ Laden Sie Stellenanzeigen auf Ihrer Seite nicht als PDFs hoch, Google kann sie nicht lesen. Nutzen Sie eine HTML-Seite.
ɓ Verzichten Sie auf eine Registrierung. Google bevorzugt Stellenanzeigen mit der direkten Bewerbung (Direct Apply).
ɓ Verwenden Sie die richtigen Keywords. Kein Jugendlicher sucht nach Schüler (m/w/d), sondern eher nach Berufsbezeichnungen wie „Ausbildung auf dem Bau (m/w/d)“.
In dem Stader SHK-Betrieb starten pro Jahr vier bis sechs Auszubildende. Sie erlernen den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Für die Sichtbarkeit im Netz spielt auch der Webauftritt eine große Rolle, betont Ausbildungsleiter Brotsmann. Bei Seusta gibt es einen Karrierebereich. Hier sind Informationen zu den Ausbildungsberufen und Stellenanzeigen zu finden. Interessenten erfahren alles über die Zusammenarbeit in dem Betrieb. Auch Kontaktmöglichkeiten per E-Mail, Telefon und Social Media werden genannt.
„Damit Auszubildende Vertrauen aufbauen, braucht es einen strukturierten und transparenten Prozess.“
Alexander Brotsmann, Ausbildungsleiter
Über Social-Media-Kanäle gibt der Betrieb Jugendlichen einen authentischen Einblick in den Arbeitsalltag. „Direkte Bewerbungen erhalten wir darüber nicht – doch es stärkt das Interesse an unserem Unternehmen“, ist sich der 33-Jährige sicher.
3. Den Bewerbungsprozess vereinfachen Lebenslauf, Bewerbungsschreiben, Zeugnisse –je höher die Anforderungen an eine Bewerbung sind, desto weniger sind Jugendliche geneigt, sich zu bewerben. Laut Azubi-Recruiting-Trends sagten 51 Prozent der befragten jungen Leute, dass eine schnelle, einfache Bewerbung „auf jeden Fall“ die Chance erhöhe, dass sie sich bei einem Unternehmen bewerben. Nur 7 Prozent antworteten „nein“ auf diese Frage.
42 Prozent der befragten Ausbildungsverantwortlichen gaben hingegen an, die Bewerbenden müssten schon „ein bisschen Engagement“ mitbringen. Den Unternehmen sind vor allem der Lebenslauf, Schulzeugnisse und Anschreiben wichtig.
Dennoch klare Empfehlung: Machen Sie Ihren Bewerbungsprozess so einfach wie möglich und verzichten Sie auf Unterlagen, die auch eine KI oder die Eltern geschrieben haben können.
4. Geben Sie nicht zu früh auf Sie rechnen schon nicht mehr damit, noch einen Azubi zu bekommen? Geben Sie nicht zu früh auf! Viele Jugendliche sind oft bis zum Sommer noch unversorgt und suchen auf den letzten Drücker. 17 Prozent der Jugendlichen gaben in der Befragung an, sich erst nach dem Schulabschluss intensiv mit dem Thema der beruflichen Orientierung zu beschäftigen.
ɓ Diese 17 Prozent sind erstmal auf das Wichtigste fokussiert – ihren Schulabschluss. Sie machen einen Schritt nach dem anderen.
ɓ Die Gefahr, dass der Bewerbende abspringt, ist kleiner, als wenn Sie mit langem Vorlauf planen.
ɓ Studienabbrecher erreichen Sie eher kurzfristig. Ihr Interesse sei groß, schnell etwas Neues zu beginnen und nicht mehr Zeit zu verlieren.
Auch bei Seusta kamen in den vergangenen Jahren einige Bewerbungen später als sonst an. Deshalb vergibt der Handwerksbetrieb auch kurzfristig Ausbildungsplätze. Normalerweise kümmern sich Alexander Brotsmann und Team schon ab August um die Akquise für das Folgejahr. „Nach der Vertragsunterzeichnung erhält jeder eine Einladung zum Willkommenstag“, erläutert er. Dort lernen sich die Azubis untereinander kennen. Das Positive daran: Es springen sehr wenige Azubis vor Ausbildungsbeginn ab. W
In einem ehrlich erworbenen Meisterbrief steckt viel Arbeit. Doch immer häufiger werden gefälschte Urkunden bei Kammern und Betrieben vorgelegt.
Warnung: Mehr gefälschte
Meisterbriefe
„Schmuckurkunden“
im Umlauf
aus dem Internet sind von echten Urkunden kaum zu unterscheiden, warnt der ZDH. Auf welche Warnzeichen Sie achten sollten und wo Sie Hilfe finden.
KATHARINA WOLF
Sie sehen täuschend echt aus und sind deshalb für Laien kaum zu erkennen: gefälschte Meister- oder Gesellenbriefe aus dem Internet. Spürbar habe die Anzahl solcher Schmuckurkunden zugenommen, sagt Markus Peifer, Bereichsleiter Organisation und Recht beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). „Dementsprechend erhalten wir auch von den Handwerkskammern vermehrt die Rückmeldung, dass gefälschte Meisterbriefe verwendet und vorgelegt werden.“
Carsten Buderer, Leiter des Geschäftsbereichs Recht bei der Handwerkskammer Karlsruhe, kann dies nur bestätigen. Es vergehe kaum ein Woche, in der die Kammer nicht auf die eine oder andere Weise mit gefälschten Meisterbriefen zu tun habe, berichtet er: „Entweder jemand will bei uns im Kammerbezirk einen Betrieb eröffnen und reicht eine gefälschte Urkunde ein, oder eine andere Kammer möchte einen Meisterbrief, der angeblich von uns ausgestellt wurde, prüfen lassen.“ Da die Daten der Meisterprüfungen in den jeweiligen Kammern vorliegen, sei eine solche Überprüfung kein Problem.
„Die falschen Urkunden fliegen auf.“
Jan Frerichs, Jurist an der Handwerkskammer Oldenburg
Auch die Handwerkskammern in Magdeburg und Oldenburg haben schon Erfahrungen mit gefälschten Meisterbriefen gemacht und versichern: „Die falschen fliegen auf.“ Schwieriger sei es hingegen für Arbeitgeber, eine gefälschte Urkunde zu erkennen, warnt Jan Frerichs, Jurist an der Handwerkskammer Oldenburg. „Vor allem wenn es sich um fremde Kammern handelt und man deshalb nicht weiß, wie diese ihre Urkunden gestalten.“
Auf diese Warnzeichen sollten Sie achten Es gibt allerdings typische Warnzeichen, bei denen Arbeitgeber misstrauisch werden sollten, darunter:
ɓ Tipp- oder Formatierungsfehler,
ɓ falsche Postleitzahlen,
ɓ ein nur schwach ausgeprägtes Siegel oder ɓ es sind nicht alle vier Teile der Meisterprüfung angegeben.
Andere Dinge, die fehlerhaft seien können, sind weniger leicht zu entdecken. „Es kommt zum Beispiel vor, dass die Urkunde zwar optisch einen sehr guten Eindruck macht, aber von einer Kammer aus-
gestellt sein soll, die den Meisterprüfungsausschuss für das angegebene Gewerk gar nicht hat“, sagt Carsten Buderer.
Gefälschte Meisterbriefe: Die Folgen für Betriebe können gravierend sein Für die Betriebe, die auf eine gefälschte Urkunde hereinfallen, können die Folgen fatal sein: „Ich stelle jemanden ein, der die Expertise nicht hat und fachliche Fehler machen kann“, warnt Jan Frerichs. Noch ärgerlicher kann es werden, wenn der Betrieb einen „falschen“ Meister als Technischen Betriebsleiter einstellt. „Dann muss schnell Ersatz gefunden werden, damit der Betrieb überhaupt weiterlaufen kann.“
Die Vertreter der Kammern und auch der ZDH raten daher dringend, bei der Handwerkskammer, die auf dem Meisterbrief als Ausstellerin angegeben ist, nachzufragen, ob der Handwerker tatsächlich
„Bei Zweifeln schicken
Sie uns gern eine Kopie oder einen Scan des fraglichen Prüfungszeugnisses oder Briefes.“
Jan
Frerichs, Jurist an der Handwerkskammer Oldenburg
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die Meisterprüfung dort abgelegt hat. „Bei Zweifeln schicken Sie uns gern eine Kopie oder einen Scan des fraglichen Prüfungszeugnisses oder Briefes. Wir können dem Betrieb dann mitteilen, ob die Urkunde von uns ausgestellt wurde“, sagt Frerichs.
Für solche Überprüfungen gibt es zudem kostenlose Zeugnis-Check-Apps, bei denen bereits zahlreiche Daten echter Zeugnisse hinterlegt sind. Diese Apps können auch von Betrieben genutzt werden. „Jedoch müssen für eine flächendeckende und verlässliche Überprüfung sämtliche Daten aller jemals in Deutschland erstellten Meisterbriefe hinterlegt werden“, schränkt Markus Peifer vom ZDH ein. Der Prozess laufe, sei jedoch noch nicht abgeschlossen. „Vor diesem Hintergrund ist Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhabern nach wie vor eine Abfrage bei der jeweiligen Handwerkskammer zu empfehlen“, betont Peifer. W
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Koalitionsvertrag: Das sagen Unternehmer
Ob Bürokratieabbau, Wohnungsbau oder Mutterschutz – der Koalitionsvertrag enthält viele Dinge, die auch das Handwerk betreffen: Sieben Unternehmer sagen, was sie von den Plänen halten.
MARTINA JAHN UND ANNA-MAJA LEUPOLD
„Wer anpackt, statt nur zu verwalten, verdient bessere Rahmenbedingungen“ Als „klare Chance“ sieht Jan Voges (Foto) den Koalitionsvertrag. „Was das Dachdeckerhandwerk jetzt von der neuen Bundesregierung braucht, ist vor allem Stabilität bei Förderprogrammen, spürbare Entlastung bei Lohnnebenkosten und ein ernsthaftes Engagement gegen überbordende Bürokratie“, sagt der Handwerksunternehmer. Die Fachkräftelücke drohe „zum echten Krisenthema zu werden“, ergänzt der Vizepräsident des Zentralverbandes des deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH). Was sind die wichtigsten Punkte für sein Gewerk? Hier nennt Voges einige Beispiele:
ɓ die Förderung von Betriebsübergaben,
ɓ die Reduzierung von Schriftformerfordernissen,
ɓ die Vereinfachungen bei KfWFörderung und
ɓ die WorkandStayAgentur für einfachere Zuwanderung und Anerkennung von Fachkräften.
Zudem fordert der Unternehmer: „Politik muss endlich verstehen: Das Dachdeckerhandwerk ist ein zentraler Problemlöser für Energiewende, Klimaschutz und Wohnraumschaffung.“ Sein Fazit: „Wer anpackt, statt nur zu verwalten, verdient bessere Rahmenbedingungen.“
Mutterschutz für Selbstständige: „Ein toller Start in die neue Legislaturperiode“ „Wir stehen im Koalitionsvertrag“, kommentiert Tischlermeisterin Johanna Röh (Foto) die Einigung
von Union und SPD auf Instagram. Damit meint die Unternehmerin die Pläne zum Mutterschutz für Selbstständige. Dazu haben die drei Parteien Ziele für ihre Regierungszeit festgehalten. Sie umfassen unter anderem „einen Mutterschutz für Selbstständige analog zu den Mutterschutzfristen für Beschäftigte“. Zudem sollten geeignete Finanzierungsmodelle geprüft und Konzepte zur Absicherung der betroffenen Betriebe entwickelt werden.
Röh kann kaum fassen, dass die schwarzrote Koalition nun das umsetzen möchte, wofür sich die Handwerksunternehmerin seit knapp drei Jahren einsetzt. Die Tischlermeisterin fordert, dass „Schwangerschaft keine Existenzbedrohung sein“ darf. Inzwischen hat sie mit dem Verein „Mutterschutz für Alle!“ viele Mitstreiterinnen gefunden. Der Koalitionsvertrag sei „ein toller Start in die neue Legislaturperiode“. Allerdings stellt Röh klar, dass sie genau beobachten wird, was Union und SPD umsetzen werden: „Wir nehmen euch beim Wort und bleiben dran, bis der Mutterschutz für Selbstständige umgesetzt ist!“
und
dem
werk: Der Koalitionsvertrag wird in den Branchen des Handwerks unterschiedlich bewertet.
„Wir nehmen euch beim Wort und bleiben dran, bis der Mutterschutz für Selbstständige umgesetzt ist!“
Johanna Röh, Tischlermeisterin
Kritik
Lob aus
Hand-
wichtig für uns“, sagt Alb. Lohnerhöhungen bringen immer auch Preiserhöhungen mit sich. Doch den Friseurbesuch sollen sich alle leisten können – daher sollten die Preiserhöhungen nicht eins zu eins an die Kunden weitergegeben werden. Dazu brauche es die politischen Rahmenbedingungen.
Ihr Fazit: „Solange die Politik nicht bereit ist, sich ernsthaft mit den Herausforderungen in unserem Gewerk auseinanderzusetzen, ist der Vertrag eher politisches Gerede als wirkliche Klarheit für unsere Branche.“
„Wir brauchen praktische Perspektiven anstatt vage Versprechen“ „Die Erwähnung des Handwerks im Koalitionsvertrag ist ein begrüßenswerter Schritt. Weniger Bürokratie, schnellere Verfahren und NachfolgeUnterstützung sind gut – aber ohne echte Verbindlichkeit und praktische Perspektive bleibt das Ganze ein vages Versprechen“, sagt Henning Hanebutt (Foto), Dachdeckermeister und Geschäftsführer der Hanebutt Gruppe.
Solange der Fachkräftemangel, Materialengpässe und planungsfeindliche Strukturen ungelöst blieben, sei der Vertrag nicht mehr als ein politisches Alibi. Es brauche jetzt vor allem eines: mutige Entscheidungen, echte Prioritäten und qualifiziertes Personal. Was aus Sicht des Handwerks fehlt, fasst Hanebutt wie folgt zusammen:
ɓ ein realistischer Umsetzungsplan für Infrastruktur und Klimaprojekte – inklusive Handwerksperspektive,
ɓ schnellere Verfahren bei Genehmigungen und öffentlichen Ausschreibungen,
ɓ Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, die über Imagekampagnen hinausgehen,
ɓ digitale Entlastung, die Betriebe nicht zusätzlich überfordert.
„Gute Ideen, doch die Senkung der Lohnnebenkosten fehlt!“
„Ich freue mich, dass der Mutterschutz für Selbstständige im neuen Koalitionsvertrag erwähnt wird. Dass selbstständige Frauen finanzielle Unterstützung bekommen, wenn sie eine Familie gründen wollen, ist längst überfällig“, sagt Katja Lilu Melder (Foto), Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) und Inhaberin von BMG Santec in Hamm.
„Solange die Politik nicht bereit ist, sich ernsthaft mit den Herausforderungen in unserem Gewerk auseinanderzusetzen, ist der Vertrag eher politisches Gerede als wirkliche Klarheit für unsere Branche.“
Nannette Alb, Inhaberin des Friseurstudios Nannette
Zudem gefalle ihr die Idee des Freiwilligenjahrs im Handwerk nach dem Vorbild der Handwerkskammer Lübeck. „Wenn mehr Menschen in die Betriebe und Berufe reinschnuppern, finden sich mit Sicherheit auch mehr potenzielle Auszubildende, die wir dringend brauchen“, sagt die Handwerksmeisterin. Doch dass die Senkung der Lohnnebenkosten keine Erwähnung findet, gefällt ihr überhaupt nicht. „Dass wir da dringend unter die 40ProzentMarke müssen, fordert das Handwerk schon lange“, betont Melder. Umso dramatischer sei es, dass das nicht auf der Agenda stehe.
Mit Zuversicht habe die Unternehmerin jedoch zur Kenntnis genommen, dass die Koalition sich Bürokratieabbau und Steuersenkungen als Ziele gesetzt habe. Jedoch habe auch im Koalitionsvertrag der AmpelRegierung viel gestanden, das nicht umgesetzt wurde. „Wir warten mal ab und hoffen, dass sie diese Themen wirklich umsetzen“, sagt Melder.
„130 Seiten weiter so“: Koalitionsvertrag ist „mutlos“ Aus Sicht von Bäckermeister Sebastian Brücklmaier (Foto) beinhaltet der Koalitionsvertrag „130 Seiten weiter so“. Daher erachtet er das Papier von Union und SPD insgesamt als „mutlos“.
Der Inhaber der Bäckerei Konditorei Brücklmaier in München kritisiert, dass darin „keine Reform des maroden Sozialsystems“ enthalten ist. Die junge Generation bekomme gerade bei der Renten, Pflege und Krankenversicherung einen „regelrechten Kostenwucher“ übertragen. Das habe Folgen: Denn durch stetig „steigende Prozentsätze für die Sozialversicherung“ verpufft die Lohnerhöhung und die Lohnnebenkosten für Betriebe werden zudem steigen, meint er.
Kritik übt der Bäckermeister auch an der Umsetzung des Themas Mindestlohn: „Wenn man eine Tarifautonomie haben will, wie es im Vertrag steht, erschließt sich mir auch nicht, wieso man einen Mindestlohn mit 15 Euro für 2026 reinschreibt.“ Das bedeute, dass zweifelsohne auch die Tarife im Handwerk steigen werden. „Diese Kostensteigerungen werden auch nicht durch die Gastrosteuersenkung kompensiert werden können“, meint er.
Laut dem Bäckermeister enthält die Einigung von Union und SPD aber auch gute Aspekte. Dazu gehört für ihn die geplante Senkung der Netzentgelte für Strom und dass Überstunden steuerfrei sein sollen. Gleiches gelte für die Flexibilisierung der Arbeitszeit. „Hier profitieren sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer“, sagt Brücklmaier. W
Im Schnitt sind deutsche Mittelständler 32 Stunden pro Monat mit Bürokratie beschäftigt. Das hat die KfW beim aktuellen Mittelstandspanel ermittelt.
So viel Zeit geht für Bürokratie drauf
Die Wirtschaft beklagt die hohe Bürokratiebelastung seit Langem. Eine Studie zeigt, welche Betriebe besonders betroffen sind und wie hoch die Bürokratiekosten sind.
Sieben Prozent ihrer Arbeitszeit verwenden mittelständische Unternehmen in Deutschland im Schnitt für bürokratische Prozesse. Das entspricht durchschnittlich 32 Stunden im Monat pro Unternehmen oder 1,5 Milliarden Arbeitsstunden im Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt das KfWMittelstandspanel, für das die Förderbank 10.000 Unternehmen verschiedener Größen und Wirtschaftszweige befragt hat. Laut KfW ging es dabei neben Dokumentations- und Informationspflichten auch um die Zeit, die Unternehmen für die Befolgung von Gesetzen und Regeln benötigen. Nicht inbegriffen seien hin-
gegen Belastungen, die sich nicht oder kaum in Arbeitszeit erfassen lassen – also zum Beispiel langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, schlechte Behördenerreichbarkeit oder die strittige Auslegung von Vorschriften.
„Speziell diese psychologischen Kosten im Umgang mit Bürokratie nehmen aber eine tragende Rolle ein“, sagt Michael Schwartz, Mittelstandsexperte bei der KfW. Er weist darauf hin, dass der „Faktor Bürokratie“ aus Sicht der Unternehmen „das mit Abstand größte Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit und den Standort Deutschland“ ist.
Die Förderbank hat zudem ermittelt, dass Solo-Selbstständige mit 8,7 Prozent den größten bürokratischen Aufwand haben. Mit steigender Unternehmensgröße sinke die relative Bürokratiebelastung. Eine Branche, die besonders viel Arbeitszeit –nämlich 8,1 Prozent – auf bürokratische Prozesse verwendet, sei das Baugewerbe.
Die Studie zeigt auch: Gemessen an einem Wert von 41,30 Euro pro Arbeitsstunde (Daten des Statistischen Bundesamtes für 2023) gaben die mittelständischen Unternehmen rund 61 Milliarden Euro für die Erfüllung sämtlicher gesetzlicher Vorgaben aus. (AML) W
Was
sind für Selbstständige die größten Risikofaktoren?
Die Risikoeinschätzung von Gefahren ist in kleinen Unternehmen enorm gestiegen. Neben Umsatz- und Krankheitsausfällen macht ihnen vor allem eine Sache zu schaffen.
MARTINA JAHN
Welche Sorgen und Risiken treiben Selbstständige in diesem Jahr um?
Diese Frage hat sich der Versicherungsmonitor gemeinsam mit der Signal Iduna gestellt. Sie haben das Umfrageinstitut infas quo mit einer Studie beauftragt. Das Ergebnis: Besonders die steigenden Kosten und das dadurch sinkende Kaufverhalten machen den Unternehmern zu schaffen. Aber auch die wirtschaftliche und politische Unsicherheit steigert das Bewusstsein, dass Selbstständige hohe Risiken eingehen, ergibt die Umfrage.
Das „Risikobarometer Selbstständige“ hat außerdem abgefragt, gegen welche Risiken sich Unternehmer bereits abgesichert haben. Befragt wurden über 600 Selbstständige mit und ohne Mitarbeitende.
PROZENT der Befragten geben steigende Kosten als größtes Risiko für ihr Unternehmen an.
Unternehmer sehen erhöhte Risiken
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewerten Unternehmer die Risiken offenbar anders als in besseren Zeiten. Auf die Frage „Wie hoch ist nach Ihrer Einschätzung heute das Risiko, dass Ihr Unternehmen in den nächsten 12 Monaten in existenzielle Gefahr gerät?“ antworteten 22 Prozent „hoch“ oder „sehr hoch“. Das sei ein Anstieg von 7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Als Top Ten der größten Risiken für ihre Unternehmen gaben die Befragten an:
1 steigende Kosten (20 Prozent),
2 Kundenrückgang/Kaufverhalten (15 Prozent),
3 Inflation/Rezession (14 Prozent),
4 Veränderung politischer Vorgaben (12 Prozent),
5 Wirtschaft (10 Prozent),
Selbstständige sehen 2025 mehr Risiken und wünschen sich Entlastungen bei Bürokratie und Kosten von der neuen Bundesregierung.
Risiko-Absicherung: Haftpflicht- und Sachversicherung vorn
Gegen welche betrieblichen Risiken haben sich Selbstständige abgesichert? Die am häufigsten abgeschlossenen Versicherungen sind laut der Umfrage die Betriebshaftpflichtversicherung gefolgt von der Sach- und Inhaltsversicherung sowie der Elektronikund Maschinenversicherung.
Fragt man genauer nach, gegen welche Risiken sich Selbstständige versichert haben, sind es mit 32 Prozent Cyber- und Datenrisiken, 7 Prozent mehr Unternehmer haben diese Absicherung gegenüber 2024 abgeschlossen. Nach Einschätzung von infas quo sei diese Zahl überraschend gering. Immerhin habe knapp ein Drittel der Befragten vor, sich in diesem Bereich weiter abzusichern.
Das sei dringend nötig, denn 17 Prozent der befragten Selbstständigen sind laut der Studie schon einmal Opfer eines Cyberangriffs geworden. Das entspricht einem Anstieg von 3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Sorgen über einen Cyberangriff macht sich knapp ein Viertel der Befragten. Auch der Wert stieg im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozentpunkte.
Alarmsignal: Bürokratischer Aufwand beträgt einen Tag pro Woche In 2024 ist die Zeit für die Erledigung bürokratischer Aufgaben bei den Befragten um neun Stunden gestiegen – das ist mehr als einen Tag pro Woche.
PROZENT der befragten Selbstständigen sind laut der Studie schon einmal Opfer eines Cyberangriffs geworden.
In größeren Unternehmen sind es zwölf Stunden in der Woche, im Vorjahr waren es noch zehn Stunden. Das Risikobarometer ergab auch, dass sich 62 Prozent der Unternehmen durch bürokratische Vorgaben eingeschränkt fühlen. Knapp ein Drittel fürchtet sogar, dass weitere bürokratische Regularien zu einer Existenzgefährdung führen könnten.
Wünsche an die neue Regierung: weniger Bürokratie, weniger Kosten
Wie könnten Betriebe in Zukunft so unterstützt werden, dass sich Risiken und Gefahren für ihre Arbeit verringern? Mit Abstand der größte Wunsch ist mit knapp 60 Prozent der Abbau von Bürokratie. 36 Prozent der Befragten fordern niedrigere Energieund Rohstoffkosten sowie je 23 Prozent eine bessere digitale Infrastruktur und eine Absicherung vor Risiken. Bessere Bedingungen bei Finanzierungen wünschen sich 22 Prozent der Umfrageteilnehmer.
Weitere Sorgentreiber: Ausfälle wegen Unfall oder Krankheit
Was genau könnte Unternehmen 2025 in Gefahr bringen? Die bedeutendsten fünf Risikoereignisse sind der Studie zufolge:
ɓ Krankheit/Unfall mit Ausfallzeiten (42 Prozent),
ɓ Ausfall von IT-Systemen (30 Prozent),
ɓ Zahlungsausfall bei Auftraggebern (29 Prozent),
ɓ Schäden oder Verlust, zum Beispiel durch Einbruchdiebstahl oder Brand (28 Prozent),
ɓ Cyber- und Datenrisiken (24 Prozent).
Vor allem im Vergleich zum Vorjahr sei die Angst vor den ersten vier Ereignissen besonders angestiegen, teilten die Herausgeber der Studie mit.
Aufgrund der großen Risikoeinschätzung sei es nicht nachzuvollziehen, warum sich nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Unternehmer auch gegen Krankheit oder Unfall abgesichert hat: Gut 40 Prozent der Befragten geben an, dass sie abgesichert sind. 33 Prozent haben es nicht vor und 26 Prozent planen, sich abzusichern.
Wer eine Absicherung plant, beschäftigt sich vor allem mit einer Unfall-, Krankentagegeld- oder einer Berufsunfähigkeitsversicherung, ergab die Umfrage.
Nutzung von KI-Verfahren nimmt zu, aber auch die Sorgen Verfahren, die von künstlicher Intelligenz (KI) gestützt werden, nutzen bereits 40 Prozent. Mit der steigenden Nutzung von KI wachse aber auch die Sorge, dass bestimmte Tätigkeiten durch KI überflüssig oder weniger wichtig werden könnten. W
Foto: Jo Panuwat D - stock.adobe.com
Welches Wissen der Nachfolger vom Betriebsinhaber benötigt, sollten beide gemeinsam herausfinden.
Welches Wissen braucht Ihr Nachfolger wirklich?
Damit einem Handwerksbetrieb bei der Betriebsnachfolge kein wichtiges Wissen verloren geht, braucht es Augenmaß und Motivation.
JÖRG WIEBKING
In Handwerksbetrieben verlässt mit dem Inhaber viel Erfahrungswissen das Unternehmen. Gleichzeitig bringt der Nachfolger eigene Erfahrungen und Kompetenzen mit. Umso wichtiger ist es, gemeinsam herauszufinden, welches Wissen der Neue benötigt.
Unterstützung durch die Handwerkskammer nutzen „Wenn wir eine Betriebsübergabe begleiten, berücksichtigen wir diesen Aspekt im Übergabefahrplan“, sagt Jan-Michael Hobelsberger, Nachfolgemoderator der Handwerkskammer Hannover. Er rät Betriebsinhabern davon ab, sich schon im Vorfeld zu viele Gedanken über diesen „Wissenstransfer“ zu machen. Sonst könne die Informationssammlung schnell ausufern.
„Viele Inhaber erkennen das Wissen der Nachfolger an und sehen es auch als Chance.“
Jan-Michael Hobelsberger, Nachfolgemoderator der Handwerkskammer Hannover
„Welches Wissen wichtig ist, lässt sich kaum vorab beantworten.“ Die Nachfolgegeneration bringt oft eigene Erfahrungen und Ansätze in die Unternehmensführung ein. „Das Wissen des Altinhabers und des Nachfolgers ergänzen sich eher, als dass es eins zu eins übernommen wird“, so Hobelsberger.
Passende Methoden für den Wissenstransfer
Wenn sich im Übergabeprozess konkreter Bedarf abzeichnet, kann die Handwerkskammer den Wissenstransfer mit erprobten Methoden und Werkzeugen unterstützen, ergänzt Benita von Steinaecker, Leiterin des Fachkräftezentrums der Handwerkskammer Hannover.
Die „Wissensstafette“ ist zum Beispiel eine solche Methode. Sie hilft, Wissen effi-
zient, strukturiert und möglichst vollständig weiterzugeben. Dazu finden Altinhaber und Nachfolger in moderierten Gesprächen zunächst gemeinsam heraus, welche Informationen der Übernehmer wirklich benötigt und wie sie am besten dokumentiert werden. Werkzeuge zur Visualisierung und Dokumentation von Wissen könnten Bilder, Mindmaps oder Wissenslandkarten sein, erklärt von Steinaecker. Auch FAQs, Videos, Fotos oder ein Wiki können sich dafür eignen. Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl des Werkzeugs: „Für den Betrieb muss es machbar sein“, sagt von Steinaecker. So eigne sich zum Beispiel ein Wiki nicht für alle Betriebe als Wissenspool, da es ein paar digitale Grundlagen im Betrieb voraussetze. Werkzeuge wie eine Wissenslandkarte helfen bei der Visualisierung. Wichtig seien aber auch die Kommunikation über dieses Wissen und seine Erprobung in der Praxis, sagt von Steinaecker. Das sei nicht anders als
„Für den Betrieb muss es machbar sein.“
Benita von Steinaecker, Leiterin des Fachkräftezentrums der Handwerkskammer Hannover
in der dualen Ausbildung. Wenn Altinhaber und Nachfolger bis zur Übergabe genügend Zeit gemeinsam im Betrieb verbringen, ergäbe sich beides meist automatisch.
Erfolgsfaktor: motiviertes Miteinander Nicht zuletzt hängt der Erfolg davon ab, dass beide Seiten motiviert sind. Diese Motivation sei in der Nachfolgegeneration vorhanden, berichtet Hobelsberger: „Die Übernahmeinteressierten zeigen großen Respekt und Anerkennung vor dem Werk und dem Wissen der Übergeber.“
Umgekehrt sei das im Idealfall genauso: „Viele Inhaber erkennen das Wissen der Nachfolger an und sehen es auch als Chance“, sagt Hobelsberger. Zum Beispiel seien die Digitalisierungspotenziale ein Thema, bei dem das Wissen nicht mehr exklusiv beim Inhaber liege. „Da kann die nachfolgende Generation schon sehr gut die Verantwortung übernehmen.“ W
Wissen für den Nachfolger: „Alle Tipps auf Video dokumentiert“
Wenn Meister und Altgeselle fast gleichzeitig in den Ruhestand gehen: Was wird dann aus ihrem über Jahrzehnte gewachsenen Expertenwissen? Tischlermeister Hermann Kasper (Foto) aus Rhens hat eine praktische Lösung gefunden, um dieses Wissen für seinen AchtMannBetrieb zu sichern: „Wir haben alle besonderen Kenntnisse und Tipps in Videos festgehalten und Diagramme zu den wichtigsten Prozessen entwickelt.“
sparen, wenn man sie richtig vorbereitet“, sagt Kasper.
Expertenwissen „so in keinem Lehrbuch“
Aber lernen die Nachfolger so etwas nicht in der Ausbildung und auf der Meisterschule? „Was unsere Videos zeigen, findet sich so in keinem Lehrbuch.
Die Videos zeigen die richtigen Handgriffe und Einstellungen an den Maschinen und Werkzeugen. Die Diagramme beschreiben die Abläufe in den Fertigungsprozessen. Warum sie so wichtig sind für den Betrieb? Diese Kenntnisse würden „unheimlich viel Zeit in der Fertigung
Dafür gibt es auch keine Fortbildungen, das kann man nur von Generation zu Generation weitergeben“, sagt Kasper. Deswegen habe heute jeder seiner Mitarbeiter per Handy Zugriff auf die Aufnahmen. „Diese Videos ziehen die Jungs bei Bedarf zurate, wenn es um konkrete Aufgaben oder Probleme geht.“
Regelmäßig zum Einsatz kommen auch die Diagramme. Im DINA2Format hängen sie an den Werkstattwänden. „Die Diagramme zeigen Prozess
wege, von denen man im Alltag gerne mal abweicht“, sagt Kasper. Dass ein junger Geselle manchmal denkt, es ginge auch anders, sei verständlich. Doch falls es dabei mal hakt, „kann man mit einem Blick auf die Diagramme schnell erkennen, welchen Schritt jemand im Prozess übersprungen hat“. Dadurch entstehe ein großer Lerneffekt.
Die jüngeren Mitarbeiter schätzen die Erfahrungen der älteren Kollegen, berichtet Hermann Kasper. „Die Videos schauen sie sich immer mal wieder an, auch in den Pausen. Und wenn ich mit dem Altgesellen einen schwierigen Punkt an einer Treppenanlage bespreche, hören sie uns zu, um etwas zu lernen.“
Digitale Kompetenzen der nächsten Generation Umgekehrt schätzt Kasper die digitalen Kompetenzen der jüngeren Kollegen: „Wir arbei
ten heute überwiegend mit Tablets und kaum noch auf Papier. Das ist ihr Verdienst, da sind sie uns meilenweit voraus.“
Auch die Abrechnungen im Büro und die Nachkalkulation hätten sich dadurch verändert: „Mit papierlosen Prozessen ist ein Auftrag für den Meister wesentlich einfacher abzuschließen.“
Eine schnelle Lösung waren diese Veränderungen allerdings nicht: Fünf Jahre lang hat der Tischlermeister seinen Betrieb auf den Generationswechsel vorbereitet. In diesem Jahr ist es so weit: Im Herbst geht der Altgeselle in den Ruhestand. Und Hermann Kasper übergibt das Unternehmen an seinen Sohn.
Der Handwerker ist zuversichtlich: „Unsere Nachfolger arbeiten bereits selbstständig. Wir machen jetzt bis zur Übergabe nur noch das Feintuning.“ (JW)
Foto: Tischlerei Kasper
Torten mit Köpfchen
Zu jedem Anlass entstehen in der Konditorei von Melanie Bauer-Sonntag tolle Motivtorten. Dahinter steckt nicht nur handwerkliches Können, sondern auch jede Menge Akribie.
Jede Torte, die das Geschäft von Melanie Bauer-Sonntag verlässt, ist nicht nur für die Kunden eine Freude. Auch die Inhaberin von Melea Cakedesign in Rastede erfüllt es mit Stolz: „Wir bedienen Emotionen – denn die bestellten Torten werden für Feiern mit positiven Anlässen bestellt. Diese Wünsche dürfen wir erfüllen – das macht Spaß“, sagt die Inhaberin der Konditorei.
Ohne Zeitplan keine gute Qualität
Was die Kunden meist nicht ahnen, ist die akribische Organisation, die hinter der Produktion steckt. „Ohne eine detaillierte Wochen- und Tagesplanung würde es hier nicht rundlaufen“, betont Bauer-Sonntag. Die größten Herausforderungen bei der Tortenherstellung seien die kurze Haltbarkeit der Lebensmittel und die Kühlkapazitäten. Zudem sollen die „Kunstwerke“ nicht nur gut aussehen und gut schmecken. „Die Torten sol-
„Die Liebe für Zahlen ist von Vorteil für unsere Arbeit.“
Melanie Bauer-Sonntag, Inhaberin
len auch an den Tagen nach der Übergabe noch haltbar und schmackhaft sein“, erläutert sie ihren Anspruch. Daher regele ihr Wochenplan genau, wann beispielsweise Böden gebacken werden, wie viel Vorlauf die Herstellung der Füllungen braucht oder wie viel Zeit in die Dekoration fließt. Besonders zu großen Anlässen wie Ostern oder zur Konfirmations- und Einschulungszeit sei Akribie und Disziplin gefordert – auch bei der Terminierung der Abholzeiten.
Teamwork: Jeder darf seine Stärken entfalten Damit jeder Handgriff sitzt, sind alle aus dem siebenköpfigen Team bei der Wochenbesprechung dabei. Dort werden Aufträge erläutert, Aufgaben verteilt und Ziele festgesetzt. „Nicht jeder kann alles gleich gut. Deshalb setzen wir die Mitarbeitenden so ein, dass sie ihre Stärken entfalten können“, erklärt Bauer-Sonntag. Das trage zu einem guten End-
Im Betrieb von Melanie Bauer-Sonntag entstehen „Kunstwerke“ – Torten für die Sinne also.
MARTINA JAHN
Foto: Svenja Sonntag
ergebnis und zur Zufriedenheit jedes einzelnen bei. Zudem werde das Teamgefühl so gestärkt.
Damit die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau genug Zeit für Kundengespräche und administrative Aufgaben hat, hat sie Konditormeisterin Lea Hau die Betriebsleitung übertragen. „Das verteilt die Verantwortung auf mehrere Schultern“, betont die Mutter zweier Söhne. Denn bürokratische Vorgaben, Dokumentationen und Korrespondenzen forderten ihr viel ab. Somit erledigt die angestellte Meisterin wichtige Aufgaben in der Betriebsführung. „Den Teamgedanken leben wir beide, da sind wir von Beginn an auf einer Wellenlänge“, berichtet die 45-Jährige.
Selbstständigkeit und Selbstverwirklichung
Die Idee für ihre Selbstständigkeit sei eine Eingebung gewesen: „Ich hatte das Gefühl, nach knapp 20 Jahren als Angestellte etwas in meinem Leben ändern zu müssen. Mir war bewusst, dass ich aus einem sicheren Arbeitsverhältnis ins Risiko gehe“, sagt die Unternehmerin, die sich vor gut zweieinhalb Jahren selbstständig gemacht hat.
Ausreichend berufliche Erfahrung hatte sie gesammelt, vor allem im Controlling und in der Buchhaltung. Die Leidenschaft für schöne Torten
Bald Handwerksministerpräsident?
Was braucht der Wohnungsbau in Niedersachsen jetzt?
Diese Frage diskutierten die Teilnehmer des Wirtschaftsdienst Forums Ende April in der Handwerkskammer Hannover mit dem noch amtierenden niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies (Foto). HWKHauptgeschäftsführer Peter Karst dankte dem Politiker, der auch als „Handwerksminister“ gilt, für die gute Zusammenarbeit. Lies versprach, dass er bei der anstehenden Wahl zum Niedersächsischen Ministerpräsidenten am 20. Mai dafür antreten werde, künftig auch ein „Handwerksministerpräsident“ zu sein. (AML)
„Wir wachsen Stück für Stück und entwickeln uns jeden Tag weiter.“
Melanie BauerSonntag, Inhaberin
sei aus ihrem privaten Kontext heraus gewachsen. „Erst habe ich für meine Jungs gebacken, dann für Freunde“, erinnert sie sich. Später habe sie begonnen, nach den Vormittagen in der Buchhaltung in einer Bäckerei Torten zu dekorieren. Das habe sie so erfüllt, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen wollte. Heute schaut Melanie Bauer-Sonntag zufrieden und dankbar darauf zurück, was sie erreicht hat. Nicht viele Betriebe würden die ersten Jahre gut überstehen. „Wir sind zu zweit in einer Zeit gestartet, in der die Lebensmittel- und Energiepreise stiegen – leicht war das nicht“, betont sie.
Mit vielen Ideen in die Zukunft Fertig sei der Aufbau des Betriebs noch lange nicht. „Wir wachsen Stück für Stück und entwickeln uns jeden Tag weiter.“ An Ideen fehlt es der Inhaberin nicht: Das Geschäft im Zentrum von Rastede bietet auch einen Tresenverkauf mit Gebäck an. Zudem würde Melanie Bauer-Sonntag gern mit einigen Produkten in den Online-Versand einsteigen. Doch bis das so weit ist, seien noch einige Details zu planen. Daher konzentriert sie sich derzeit auf das Hauptgeschäft mit den Torten und bereitet sich auf die nächsten Kunden vor, die ihre „Kunstwerke“, wie sie sie nennt, entgegennehmen können. W
Außenwirtschaftspreis verliehen
In der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen“ (KMU) ging der Preis an die Bornemann Gewindetechnik GmbH & Co. KG aus Delligsen. Der Betrieb produziert komplexe Gewinde, die extremen Bedingungen – beispielsweise im OffshoreBereich und in der Medizintechnik – standhalten. Nominiert waren in dieser Kategorie auch die Urban GmbH & Co. KG aus Hude und die Herzog GmbH aus Oldenburg. In der Kategorie „Großunternehmen“ gewann Sennheiser electronics SE & Co. KG aus der Wedemark. Weltbekannt sind die Mikrofon und Monitorsysteme, die Konferenz und Informationstechnik sowie Kopfhörer und StreamingTechnologien des Unternehmens. „Mit dem Preis machen wir auf das großartige unternehmerische Engagement über Ländergrenzen hinweg aufmerksam“, sagte Olaf Lies bei der Preisverleihung. (JA)
Zimmermeister: Meyer folgt Hoffmeister
Nach 18 Jahren an der Spitze von Holzbau Deutschland – Verband Niedersächsischer Zimmermeister übergibt Karl Hoffmeister aus Lamspringe sein Amt an Andreas Meyer (Foto). Der Zimmerer und Holzbauunternehmer aus Bruchhausen-Vilsen wurde auf der Mitgliederversammlung im April gewählt. Er will mit frischen Impulsen die Zukunft des Verbandes mitgestalten. Karl Hoffmeister wurde für sein Engagement für das niedersächsische Zimmererhandwerk ausgezeichnet und zum Ehrenvorsitzenden des Verbandes ernannt. In seiner Amtszeit habe er die Neuausrichtung des Holzbaus in Niedersachsen geprägt. (JA)
E-Rechnung in der Praxis: Das sagen Betriebe
Mehr als 100 Tage gilt die Empfangspflicht bei der E-Rechnung inzwischen: Drei Betriebe berichten von ihren Erfahrungen –und ob sie schon E-Rechnungen verschicken.
ANNA-MAJA LEUPOLD
Die Empfangspflicht bei der E-Rechnung gilt seit 1. Januar 2025. Für Betriebe bedeutet das: Sie müssen seither elektronische Rechnungen von anderen Unternehmen empfangen, verarbeiten und archivieren können. Wir haben bei drei Handwerksbetrieben nachgefragt, was gut läuft, wo es hakt und wie sie sich auf die Ausstellungspflicht vorbereiten, die ab dem 1. Januar 2027 auf Unternehmen in Deutschland zukommt. Hier sind die Antworten.
„Die Bedenken haben sich gelegt, wir wollen künftig alle Vorteile nutzen“ Wie startet das Jahr 2025 mit der E-Rechnung und können wir überhaupt arbeiten? Diese Frage hat sich Petra Reupke Ende 2024 häufig gestellt. Nach knapp 100 Tagen E-Rechnungspflicht zieht sie ein erstes Fazit: „Meine Bedenken haben sich gelegt. An den Prozessen hat sich gar nicht so viel geändert“, sagt die Unternehmerfrau, die beim SHK-Betrieb Frank Reupke das Büro managt. Seit Jahresanfang bekommt der Handwerksbetrieb aus Garbsen häufiger Rech-
nungen per E-Mail und seltener per Post. In dieser Entwicklung sieht Petra Reupke klare Vorteile: „Die Rechnungen der Lieferanten sind jetzt schneller bei uns und wir können unseren Kunden schneller eine Rechnung schicken.“ Doch sie weiß auch, dass der Betrieb noch nicht alle Potenziale der E-Rechnung nutzt.
„Wir sind dabei, unsere gesamten Prozesse zu optimieren, und suchen dafür noch die richtige Software.“ Zusammen mit ihrem Mann, Gas- und Wasserinstallateurmeister Frank Reupke, hat sie sich des-
Wie klappt es mit der neuen E-Rechnungspflicht: Drei Handwerksbetriebe berichten, was sich seit 1. Januar 2025 geändert hat.
halb bei der Handwerkskammer Hannover beraten lassen: „Dort haben wir zunächst geklärt, welche Anforderungen wir in unserem SHK-Betrieb haben und welche Software-Programme diese erfüllen können“, berichtet die Unternehmerfrau.
In die engere Auswahl haben es neun Programme geschafft: Jetzt wollen Petra und Frank Reupke bis zum Sommer eine Entscheidung treffen, welche Software-Lösung sie künftig nutzen wollen. Ihnen sei bewusst, dass es zwischen einzelnen Software-Lösungen große Preisunterschiede gibt. Digitalisieren wollen die beiden aber auf jeden Fall: „Wir wollen uns nicht nur auf das Pflichtprogramm beschränken“, sagt Petra Reupke.
„Kostenfreier QUBA-Reader funktioniert wunderbar“
Wenn bei Traute Meyer Rechnungen per E-Mail eingehen, prüft die Inhaberin von Fotospektrum in Oyten immer, ob es sich um eine normale Rechnung im PDF-Format handelt oder ob es eine E-Rechnung im ZUGFeRD-Format ist. „Dafür nutze ich den kostenfreien QUBA-Reader und das funktioniert wunderbar“, berichtet sie.
Und war schon eine E-Rechnung dabei? „Bislang schickt nur unserer Steuerberater E-Rechnungen“, sagt die Fotografin. Sie arbeitet vor allem für Privatkunden, hat
„An den Prozessen hat sich gar nicht so viel geändert.“
Petra Reupke, Büromanagerin eines SHK-Betriebs
„Es wäre schön, wenn es für die Rechnungsausstellung auch eine kostenfreie Lösung gibt.“
Traute Meyer, Fotografin
„Jeder kocht sein eigenes Süppchen.“
Nadine Fach, Büromanagerin eines SHK-Betriebs
aber auch einige große Firmenkunden. „Von denen hat noch keiner nach einer E-Rechnung gefragt“, so Meyer. Trotzdem will sich die Unternehmerin rechtzeitig auf die Ausstellungspflicht bei der E-Rechnung vorbereiten. Sie weiß, dass sie spätestens 2027 für ihre Firmenkunden solche Rechnungen erstellen muss. „Es wäre schön, wenn es dafür auch eine kostenfreie Lösung gibt, denn die Anschaffung einer teuren Software lohnt sich für mich nicht“, sagt Meyer.
„Einheitliche Regeln für alle Unternehmen wären schön“
Bei Fach Heizungsbau in Norden gehen die Rechnungen von Lieferanten noch auf verschiedensten Wegen ein: Mal sind es Papierrechnungen, mal normale PDF-Rechnungen und mal E-Rechnungen. „Jeder kocht sein eigenes Süppchen“, meint Nadine Fach, die sich im Betrieb um den Rechnungsein- und -ausgang kümmert. Sie würde sich einheitliche Regeln für alle wünschen. Denn durch den unregelmäßigen Eingang von E-Rechnungen sei es schwieriger, eine Routine im Umgang mit elektronischen Rechnungen zu finden.
Aufträge erhält der SHK-Betrieb vor allem von Privatkunden. Doch ab und zu ist das Team um Michael Fach auch für gewerbliche Kunden im Einsatz. „Inzwischen verschicken wir an Unternehmen schon E-Rechnungen, auch wenn bislang niemand explizit danach verlangt“, berichtet Fach. Doch warum macht der SHK-Betrieb das? „Unser Software-Programm kann das, daher wollten wir schon loslegen, bevor die Ausstellungspflicht kommt“, meint die Unternehmerfrau.
Laut Fach versendet der SHK-Betrieb E-Rechnungen in der Regel im ZUGFeRDFormat. Das sei im Software-Programm, das Kaufmann heißt, so hinterlegt. Auf Wunsch könne das Programm von Hottgenroth aber auch XRechnungen erstellen. „Das kam bislang nur einmal vor“, berichtet Fach. Doch das von der Behörde gewünschte XRechnungs-Profil sei mit dem Software-Programm nicht möglich gewesen. „Wir haben in dem Fall eine andere Lösung gefunden.“ Sollte der SHK-Betrieb von der Behörde einen Folgeauftrag erhalten, weiß Fach, dass sie sich mit den XRechnungs-Profilen beschäftigen muss. W
wSie haben noch Fragen zur E-Rechnung oder wollen von Ihren Erfahrungen berichten? Dann schreiben Sie an: leupold@handwerk.com
Für Gutscheine gilt eine monatliche Freigrenze von 50 Euro. Das Finanzamt zählt dabei alle Sachzuwendungen zusammen. Überschreiten Betriebe den Betrag, werden Lohnsteuer und Sozialabgaben fällig.
Steuerfreie Gehaltsextras: Mehr Netto für Ihr Team
In unsicheren Zeiten helfen steuerfreie Gehaltsextras und Sachleistungen, Ihre Mitarbeitenden zu motivieren und zu binden. 15 Extras, die sich lohnen.
JÖRG WIEBKING
Steigende Lebenshaltungskosten und eine unsichere Auftragslage stellen Arbeitgeber vor Herausforderungen. Mitarbeitende erwarten höhere Gehälter, doch Lohnerhöhungen sind in dieser Wirtschaftslage für viele Betriebe schwierig. Eine Alternative bieten steuerund sozialversicherungsfreie Gehaltsextras. Voraussetzung: Die Extras gibt es zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Lohn. Arbeitgeber im Handwerk haben dabei viele Möglichkeiten. Hier sind 15 Beispiele.
1. Sachbezüge: Gutscheine und Gutscheinkarten
Eines der beliebtesten Gehaltsextras: Sie können Ihren Mitarbeitenden jeden Monat bis zu 50 Euro in Form von Gutscheinen oder Geld
Voraussetzung: Die Extras gibt es zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Lohn.
karten zukommen lassen (§ 8 Abs. 2 Satz 11 EStG). Das müssen nicht nur Tankgutscheine sein. Erlaubt sind auch Gutscheine und Gutscheinkarten, die Ihre Mitarbeitenden ausschließlich zum Bezug von Waren und Dienstleistungen berechtigen. Barzahlungen und Gutscheinkarten mit Barzahlungsfunktion sind hingegen nicht steuerfrei.
Tipp: Die 50 Euro sind eine monatliche Freigrenze, bei der das Finanzamt alle Sachzuwendungen dieser Art zusammenrechnet. Überschreiten Sie den Betrag nur um einen Cent, müssen Sie für die gesamte Zuwendung Lohnsteuer und Sozialabgaben zahlen.
2. Kaffee und Brötchen – im kleinen Umfang
Speisen und Getränke können Sie Mitarbeitenden zum Verzehr im Betrieb unentgeltlich anbieten. Dazu zählen Obst, Kekse, Mineralwasser, Tee und Kaffee. Auch eine Kombination aus Heißgetränken und unbelegten Backwaren wie Laugenbrötchen bleibt steuer und beitragsfrei, das hat der Bundesfinanzhof entschieden (Urteil vom 3. Juli 2019, Az. VI R 36/17).
Verluste – wie können Sie
Ihre Steuerlast senken?
Neue Regeln für Verluste: Für die Steuerjahre 2024 bis 2027 können Sie per Verlustvortrag und Verlustrücktrag höhere Verluste steuerlich geltend machen.
JÖRG WIEBKING
Mit einem Verlustvortrag können Sie Verluste auf die nächsten Jahre übertragen und so Ihre Steuerlast senken. Allerdings dürfen Sie Verluste oberhalb eines Sockelbetrags von einer Million Euro (Zusammenveranlagung als Paar: zwei Millionen Euro) nur eingeschränkt übertragen. Dafür hat der Gesetzgeber im Wachstumschancengesetz einen Prozent-
MILLION EURO hoch ist der Sockelbetrag, oberhalb dessen Verluste eingeschränkt übertragen werden dürfen.
satz von 70 Prozent festgelegt (§ 10d EStG). Das gilt für die Steuerjahre 2024 bis 2027. Danach sinkt er wieder auf die zuvor geltenden 60 Prozent.
Wie funktionieren Verlustrücktrag und Verlustvortrag?
Sie können Verluste vortragen und damit Ihre Steuerlast in den Folgejahren senken. Oder Sie entscheiden sich für einen Ver-
Verlustrücktrag oder Verlustvortrag: Verluste bis zu einer Million Euro können Sie vollständig mit Gewinnen der Vor- und Folgejahre verrechnen.
lustrücktrag und senken damit Ihre Steuerlast in den Vorjahren.
Verlustrücktrag: Wenn Sie am Jahresende einen Verlust feststellen, können Sie diesen Verlust in die beiden vorherigen Geschäftsjahre übertragen. Der Verlust wird dann mit den Gewinnen der Vorjahre verrechnet. Als Ausgleich für zu viel gezahlte Steuern erhalten Sie vom Finanzamt eine Gutschrift. Der Verlustrücktrag ist bis zu einem Sockelbetrag von maximal einer Million Euro (Zusammenveranlagung: zwei Millionen Euro) möglich.
Ein Verlustvortrag kommt in drei Fällen infrage:
1 Der Verlust liegt unter dem Sockelbetrag und wird durch den Verlustrücktrag nicht voll ausgeglichen. Dann können Sie den noch nicht verrechneten Anteil des Verlustes in den folgenden Geschäftsjahren vollständig mit Ihrem Gewinn verrechnen.
2 Der Verlust übersteigt den Sockelbetrag. Dann können Sie den Sockelbetrag per Verlustrücktrag in den beiden Vorjahren ausgleichen und 70 Prozent des noch nicht ausgeglichenen Verlustes auf die Folgejahre übertragen.
3 Sie verzichten auf den Verlustrücktrag und übertragen den gesamten Verlust in die Folgejahre. Nicht möglich ist es hingegen, einen Verlust steueroptimiert auf Vor- und Folgejahre zu verteilen.
Beispiele für einen kombinierten Verlustrücktrag und Verlustvortrag Beispiel 1: Stellen Sie sich vor, Sie haben im Jahr 2024 kräftig investiert und deswegen einen Verlust von einer Million Euro geschrieben. Im Jahr 2023 betrug Ihr Gewinn 500.000 Euro, im Jahr 2022 waren es 400.000 Euro. Im Jahr 2025 werden Sie voraussichtlich 600.000 Euro Gewinn machen. Also verteilen Sie den Verlust aus 2024 auf diese drei Jahre. Ihr Gewinn in 2022 und 2023 sinkt damit auf jeweils 0 Euro und in 2025 auf voraussichtlich 500.000 Euro. Da Ihr Verlust in diesem Beispiel den Sockelbetrag von einer Million Euro nicht überschritten hat, können Sie ihn vollständig mit den Gewinnen der Vor- und Folgejahre verrechnen.
Beispiel 2: Anders sähe die Lage aus, wenn Ihr Verlust höher gelegen hätte, zum Beispiel bei 1,2 Millionen Euro. Dann könnten Sie 900.000 Euro durch Verlustrücktrag in die Jahre 2022 und 2023 ausgleichen (400.000 Euro + 500.000 Euro) sowie weitere 100.000 Euro durch Vortrag in das Folgejahr 2025. Von den verbleibenden 0,2 Millionen Euro dürften Sie weitere 70 Prozent (0,14 Millionen Euro) in 2025 ausgleichen. Den restlichen Verlust von 0,06 Millionen Euro müssen Sie allerdings selbst tragen.
Verluste als Unternehmer und als Unternehmen geltend machen
Verlustrückträge und Verlustvorträge können nur vom Steuerpflichtigen geltend gemacht werden, der die Verluste erleidet. Das bedeutet:
ɓ Als Unternehmer können Sie den Verlustvortrag und Verlustrücktrag für die Einkommensteuer geltend machen.
Wenn Sie am Jahresende einen Verlust feststellen, können Sie diesen Verlust in die beiden vorherigen Geschäftsjahre übertragen. Der Verlust wird dann mit den Gewinnen der Vorjahre verrechnet.
ɓ Verluste einer Kapitalgesellschaft kann hingegen nur die Kapitalgesellschaft selbst bei der Gewerbesteuer und der Körperschaftsteuer geltend machen.
ɓ Für die Körperschaftsteuer gelten die gleichen Regeln wie für die Einkommensteuer (§ 8 KStG bezieht sich dazu ausdrücklich auf § 10d EStG).
ɓ Bei der Gewerbesteuer ist nur ein Verlustvortrag möglich, jedoch kein Verlustrücktrag. Der Vortrag ist auf maximal eine Million Euro begrenzt. Über diesen Sockelbetrag hinausgehende Verluste können nur zu 60 Prozent geltend gemacht werden (§ 10a GewStG). W
Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung: Auch das EU-Parlament hat sich dafür ausgesprochen, dass Regeln für „kleinere“ Unternehmen frühestens 2028 in Kraft treten.
EU-Parlament verschiebt Regeln für Berichtspflichten
Das EU-Parlament hat für ein späteres Inkrafttreten der Regeln zur EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung gestimmt. Welche Unternehmen trifft es und wie geht es weiter?
ANNA-MAJA LEUPOLD
Mit insgesamt 531 Ja-Stimmen (von insgesamt 617) hat das EU-Parlament ein späteres Inkrafttreten der neuen EU-Regeln zu Sorgfaltspflichten und zur Nachhaltigkeitsberichterstattung beschlossen. Damit haben die Abgeordneten den Vorschlag der EU-Kommission angenommen, der Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in der EU ist.
Hintergrund: Im Februar 2025 hatte die EU-Kommission einen Plan vorgestellt, wie sie die Wirtschaft in Europa wieder auf Wachstumskurs bringen will. Zu diesem Maßnahmenpaket gehören der sogenannte „Clean Industrial Deal“ und die beiden sogenannten OmnibusPakete.
531
STIMMEN im Parlament waren für das spätere Inkrafttreten der neuen EURegeln.
Welche neuen Fristen sind geplant?
Die Anwendung der EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie soll laut Beschluss des EU-Parlaments für folgende Unternehmen um zwei Jahre verschoben werden:
ɓ Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden: Sie müssten demnach erstmals 2028 einen Bericht über ihre sozialen und ökologischen Maßnahmen abgeben – und zwar für das vorangegangene Geschäftsjahr.
ɓ Börsennotierte kleine und mittlere Unternehmen: Sie müssten ihren Nachhaltigkeitsbericht erstmals 2029 abgeben.
Größere Unternehmen sind laut der CSRDRichtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive) bereits seit 2024 zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet – mit Auskünften
Per Aushang in die Steuerfalle
Steuerfrei waren die Corona-Sonderzahlungen nur, wenn Arbeitgeber sie zusätzlich zum geschuldeten Lohn bezahlten.
Ein Unternehmen hat selbstverschuldet die Steuerbefreiung der Corona-Prämie verschenkt –durch unbedachte Formulierungen in einem Aushang.
Der Fall: Ein Arbeitgeber hatte seinen Mitarbeitenden im Mai und November 2020 eine steuerfreie CoronaPrämie gewährt. Die Sonderzahlung kündigte er in einem Aushang an:
„Durch die ungewöhnliche Corona-Zeit werden wir in diesem Jahr einen Teil des Urlaubsgeldes als CoronaSonderzahlung ausweisen. … Auf der Abrechnung ausgewiesenes Urlaubsgeld zzgl. der Corona-Sonderzahlung ergibt
die Gesamtsumme Urlaubsgeld. Beachten Sie bitte, dass die Sonderzahlungen auf freiwilliger Basis erfolgen und nicht verpflichtend sind.“
Nach einer Lohnsteuerprüfung entschied das Finanzamt, dass die CoronaSonderzahlungen nicht steuerfrei seien. Steuerfrei wären sie nur gewesen, wenn sie zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Lohn gezahlt worden wären. Dass das Unternehmen nicht zur Zahlung von Urlaubsgeld
und Boni verpflichtet war, ließ das Finanzamt nicht gelten. Das Urteil: Das Finanzgericht entschied gegen den Arbeitgeber. Die Zahlungen hätten nur der Steueroptimierung gedient. Es sei nicht erkennbar, dass sie als Ausgleich für die Belastungen während der Corona-Pandemie gezahlt wurden. Stattdessen habe das Unternehmen mit dem Aushang erst einen Anspruch auf Urlaubsgeld und Bonuszahlung geschaf-
fen – und ihn dann teilweise durch die „Corona-Sonderzahlung“ erfüllt. Somit sei die Corona-Zahlung nicht zusätzlich zum geschuldeten Lohn erfolgt – und damit steuerpflichtig. Das Unternehmen hat Revision eingelegt. Nun muss der Bundesfinanzhof entscheiden (Az. VI R 25/24). (JW) W
aFG Niedersachsen:
Urteil vom 24. Juli 2024, Az. 9 K 196/22
verlangt
Wer Rezeptkosten von der Steuer absetzen will, muss dem Finanzamt dafür Belege vorlegen. Für E-Rezepte gelten seit Januar 2025 neue Vorschriften. E-Rezepte: Diese Belege werden
Seit 2024 erhalten Patienten Rezepte nur noch elektronisch. Als Nachweis für das Finanzamt benötigen Sie nun einen Beleg der Apotheke mit bestimmten Angaben.
Krankheitskosten können Sie als außergewöhnliche Belastung steuerlich absetzen. Das gilt auch für Medikamente, wenn
ɓ sie medizinisch notwendig sind,
ɓ die Kosten nicht von einer Versicherung übernommen werden und
ɓ die Summe der außergewöhnlichen Belastungen die zumutbare Belastung übersteigt.
Als Nachweis für Medikamentenkosten verlangt das Finanzamt eine Verordnung
eines Arztes. Doch wie sollen Steuerzahler diesen Nachweis für die seit Januar 2024 verbindlichen E-Rezepte erbringen? Diese Frage hat das Bundesfinanzministerium (BMF) in einem Schreiben an die Finanzverwaltung beantwortet. Als Nachweis dienen
ɓ bei Apotheken: der Kassenbeleg (oder bei privat Versicherten: der Kostenbeleg),
ɓ bei Online-Apotheken: die Rechnung der Apotheke.
Der Nachweis muss immer folgende Angaben enthalten:
ɓ den Namen der steuerpflichtigen Person,
ɓ die Art der Leistung (zum Beispiel den Namen des Arzneimittels),
ɓ den Betrag beziehungsweise den Zuzahlungsbetrag,
ɓ die Art des Rezepts.
Ausnahme: Für das Steuerjahr 2024 werden die Finanzämter allerdings noch eine Ausnahme machen: Fehlt der Name des Steuerpflichtigen auf dem Nachweis, so sei dies nicht zu beanstanden. (JW) W
Alt oder zukunftstauglich?
Der Toyota Hilux bekommt elektrische Unterstützung: 48-Volt-Technik macht den robusten Allradler für Handwerker sparsamer. Wir haben getestet, was der Hybrid-Pick-up im Gelände leistet.
CLEMENS NOLL-VELTEN UND HANNO BOBLENZ (SP-X)
KToyota macht den Hilux zum Mildhybrid. 90
napp 25.000 Pick-ups wurden letztes Jahr in Deutschland zugelassen – 90 Prozent davon auf Gewerbetreibende. Ein Geschäftsbereich, den sich Toyota in Deutschland mit Ford, VW, Dodge und Isuzu teilt. Da große Dieselmotoren aber die CO₂-Flottenbilanz des Herstellers belasten, hat der Toyota Hilux jetzt ein 48-V-Mild-Hybridsystem. Dessen ElektromotorGenerator unterstützt den 150 kW/204 PS starken Diesel beim Anfahren oder Beschleunigen mit rund 12 kW/19 PS. Den Strom liefert eine Mini-Batterie, die beim Bremsen gewonnene Energie speichert. Die Hybridtechnik soll rund fünf Prozent Kraftstoff sparen und gleichzeitig ein etwas ruhigeres Fahrgefühl
PROZENT der knapp 25.000 Pickup-Neuzulassungen im Vorjahr gingen an Gewerbetreibende.
bringen. Erhältlich ist sie nur beim 2,8-Liter-Diesel. Kosten: ab 45.659 Euro (zzgl. USt) in der zweiten Ausstattungsstufe Comfort. Parallel bleibt der 2,8er ohne Hybridantrieb für 38.979 Euro (zzgl. USt, Basisausstattung) im Programm.
Mildhybrid im Gelände
In der Praxis fährt sich der Mildhybrid eher unspektakulär. Beim Ampelstart springt sein Motor etwas schneller an und beschleunigt sanfter, was auch an dem auf nur noch 600 U/min gesenkten Leerlauf liegt. Kurz darauf biegen wir rechts ab auf eine der vielen Schotterpisten, die sich in wildem Auf und Ab durch die spektakuläre Landschaft winden.
Dort klettert der Kleinlaster völlig unbeeindruckt selbst steilste Schotterpisten mit fußballgroßen Steinbrocken hoch. Ob’s an der E-Unterstützung oder am ebenfalls neu eingeführten Offroadsystem liegt? Schwer zu sagen. Jedenfalls erleichtert das Multi Terrain Select (MTS) genannte System dem Fahrer die Arbeit. Aktiviert über einen Schalter auf der Mittelkonsole, passt es die Traktion den Fahrbedingungen an. Vorausgesetzt, der Fahrer hat sich fürs richtige der sechs Programme wie Sand, Schlamm, Schotter oder Schnee entschieden. Kombiniert wird das MTS-System mit dem bewährten Allradantrieb samt Untersetzung und Differenzialsperre, wegen dem die meisten Gewerbetreibenden einen Hilux überhaupt kaufen.
GR Sport II: Alles nur Show?
Und dann gibt es da noch die Freizeitpiloten, die Kö oder Kudamm als ideales Territorium sehen und deren Mini-Trucks eher selten Schotter unter die Räder bekommen. Diese Klientel bedient Toyota mit dem Hilux GR Sport II. In dieser 55.100 Euro (zzgl. USt) teuren und ebenfalls 204 PS starken Ausstattungsversion macht der Pick-up optisch einen auf dicken Max, mit breiterer Spur, ausgestellten Kotflügeln und 17-Zöllern aus Alu. Doch die japanischen Techniker werden nicht müde zu erklären, dass da mehr als Show dahintersteckt. Dank verstärkter
Radaufhängung, Federung und Bremsen und größerer Bodenfreiheit sei der vom Gazoo-Racing-Team beeinflusste GR Sport II „der am besten fahrende Hilux in seiner 55-jährigen Geschichte“.
Tatsächlich ist ein Unterschied zum Standardmodell spürbar. Der GR Sport II fährt auf üblen Pisten einen Hauch ruhiger und ausgewogener, erlaubt im Gelände höhere Geschwindigkeiten. Womöglich grüßt da doch die Rallye Dakar, die der Toyota Hilux bereits dreimal gewonnen hat? Auch auf geteerter Piste fühlt er sich geschmeidiger und weniger nervös an.
Bewährte Technik mit Schwächen
Bei aller Offroadkompetenz: Zurück auf der Straße beschleicht uns das Gefühl, dass der bereits 2015 eingeführte Wagen in die Jahre gekommen ist. Seine analogen Rundinstrumente, das Multimediasystem mit dem kleinen Bildschirm samt pixeliger Rückfahrkamera und der wie ein Fremdkörper weit aus der Mittelkonsole ragende Schalthebel wirken im Vergleich zum Ford Ranger und zu dem davon abgeleiteten VW Amarok fast schon antiquiert. Dass die Doppelkabine fast auf den Cent so viel kostet wie der vergleichbare Ford, sollte zu denken geben. Für 2026 hat Toyota aber einen komplett neuen Hilux angekündigt. Wen dann das Umweltgewissen zwickt, der kann sogar eine vollelektrische Version wählen. W
Das Interieur wirkt mittlerweile etwas angestaubt.
Ergonomie und Platzangebot bleiben gut.
In der Praxis fährt sich der Mildhybrid eher unspektakulär.
Den Strom liefert eine MiniBatterie, die beim Bremsen gewonnene Energie speichert.
Ein Eis für ein Lächeln
Vor fünf Jahren hat sich Julian Rakowski den Wunsch vom eigenen Eislabor erfüllt. Die Arbeit in der Manufaktur und die Reaktionen der kleinen und großen Kunden sind sein Antrieb.
Sonnig ist es an diesem Vormittag noch nicht in Hannovers Mitte – doch in Julians Eismanufaktur Birne und Beere werden schon die zwölf runden Eisschalen in den Tresen eingesetzt. Neben klassischen Sorten wie Schokolade und Stracciatella stehen heute auch Mohn- und Zimtschneckeneis sowie Eis aus Apfel- und Birnenmus auf dem Programm. Alle sind mit einem luftdichten Deckel versehen. „Eis mag keinen Sauerstoff, so bleibt es länger frisch und schmackhaft“, erklärt Julian Rakowski, Inhaber der Manufaktur.
Vor dem Laden stehen Holztische und -bänke, mit Blumentöpfen dekoriert. Drinnen in der Eisküche ist Eiskoch Pino am Werk. Er stellt die Basismischungen für die Eissorten her, die heute oder in den kommenden Tagen auf dem Produktionsplan stehen. Ein lautes Geräusch dringt bis in den Verkaufsraum vor – das kommt von dem übergroßen Stabmixer, der in Eimern portioniert Milch, Zucker, Vanillemark und andere Zutaten vermengt. Das flüssige Gemisch kommt später in die Eismaschine, in der nebenan gerade veganes Vanilleeis gefroren wird.
„Wir kommen ganz ohne Fertigmischungen aus.“
Julian Rakowski, Inhaber Eismanufaktur Birne und Beere
Eis ohne Fertigmischungen und chemische Zusätze
Jedes Jahr im April beginnt die Eissaison. In diesem Jahr ist der April ein besonderer Monat für den Gründer und Inhaber von Birne und Beere: Er feiert den fünften Geburtstag seiner Eismanufaktur. Und nicht nur den: Das Jubiläum verknüpft er mit der Eröffnung der zweiten Eis-Filiale in der Südstadt. Was sein Eis ausmacht? Es kommt ohne typische fertige Eiszutaten aus. „Das war mir für mein eigenes Eislabor und meine Geschäftsidee unheimlich wichtig“, sagt Rakowski. In den Jahren vor der Gründung hat er in einer Konditorei und einem Eisladen in Hannover Erfahrungen im Catering und Eismachen gesammelt. Seine Vision von seinem Unternehmen beschreibt er so: „Ich möchte ein ehrliches Produkt zu einem ehrlichen und fairen Preis verkaufen.“ Wichtig sei ihm auch, bewusst mit der Umwelt umzugehen und möglichst emissionsarm zu arbeiten. Der gelernte Holtelfachmann ist aus Münster zum Studium in die niedersächsische Landeshauptstadt gekommen. Als er mit dem Eislabor in der Calenberger Straße startete, gab es noch keinen Tresenverkauf. Das Eis verkaufte er in der Corona-Zeit
Fotos: Martina Jahn / Privat
Julian Rakowskis Vision: „Ich möchte ein ehrliches Produkt zu einem ehrlichen und fairen Preis verkaufen.“
MARTINA JAHN
Zwölf Eissorten gibt es zur Auswahl, sie wechseln täglich oder wöchentlich – und auch saisonal. Im Mai beginnt die Rhabarbersaison.
per Eisfahrrad an verschiedenen Orten in der Stadt. Kunden konnten ihn per GPS tracken. Mittlerweile hat der Betrieb drei dieser Räder: Aktuell werden sie zum großen Teil für private Events oder von Catering-Unternehmen für Firmenveranstaltungen gebucht, bestückt mit Eis und einem Verkäufer. Aber auch bei verschiedenen Veranstaltungen in Hannover und Umgebung wie Gartenfesten oder dem Maschseefest ist das Team von Julian Rakowski mit dem mobilen Eisverkauf präsent.
Regionale Produkte und echtes Handwerk Rakowski und Eiskoch Pino verwenden fast ausschließlich regionale Zutaten. Dafür hat der Unternehmer regionale Lieferanten, beispielsweise für Milch, Sahne, Eier, Obst oder Mohn, sorgfältig ausgewählt. „Die einzigen Zutaten, die von Übersee kommen, sind Schokolade, Vanilleschoten oder Gewürze“, sagt Rakowski. Denn ohne Schoko- und Vanilleeis wäre ein Eisladen kein richtiger Eisladen, ist der Inhaber überzeugt.
Für jede Eislinie, wie der Eis-Experte sie nennt, wird bei Birne und Beere eine eigene Grundmischung hergestellt. Sie setzt sich zusammen aus etwa 65 Prozent flüssigen und 35 Prozent trockenen Zutaten. Das sei zwar aufwendiger, aber die Sorten seien nicht übersüßt und er könne die Zutaten bewusst dosieren. „Ich möchte die Eisherstellung wieder zu einem Handwerk machen – weg von der Masse und den Convenience-Produkten“, betont Rakowski. Deshalb legt er auf seiner Website alle Zutaten offen.
Für seine Lieblingssorte – Streuselkucheneis mit Erdbeeren – werden der Grundmischung separat gebackene knusprige Streusel per Hand untergehoben. Die Früchte werden eingekocht und auch mit dem Eis vermengt. „Das ist zeitintensiv, aber es lohnt sich, weil es schmeckt.“
Der Unternehmer weiß auch zu schätzen, dass er jedem Kunden mit seinem Eis einen positiven
Einige Sorten gibt es ganzjährig in Vorratspackungen zum Mitnehmen.
Fünf Jahre Birne und Beere: Mit einem einzigen Eisfahrrad ist der Inhaber 2020 gestartet. Heute hat er drei Räder und zwei Geschäfte.
Moment verschaffen kann. „Ein Lächeln und ein Innehalten zum Genießen – das schenken mir die Kunden – und es erfüllt mich“, sagt Julian Rakowski, während er uns durch seinen Laden führt.
„Ich
möchte die Eisherstellung wieder zu einem Handwerk machen –weg von der Masse und den ConvenienceProdukten.“
Julian Rakowski, Inhaber Eismanufaktur Birne und Beere
Eissorten der Saison: Der Frühling bringt Waldmeister und Rhabarber Im Raum hinter dem Tresen, steht ein großer Holztisch für Team und Gäste, daneben kleine Tische und Bänke vor den Fenstern. Während im Winter hier Geburtstage und Eismachkurse stattfinden oder Kunden ihren Kaffee im Warmen trinken, schmückt heute eine Palette Waldmeisterpflanzen die Fensterbank. Der Duft hat sich schon im ganzen Raum verbreitet. Für die Eisproduktion wird der Waldmeister später in Milch aufgekocht. Außerdem werden gehackte frische Blätter für die Farbe und den Geschmack dazugegeben. „Auf das Eis freuen sich schon viele“, betont der 42-Jährige. Das gilt auch für die Rhabarbersaison, die im Mai beginnt.
Doch heute wird in der Eisküche zunächst das Vanilleeis in Portionsschalen abgefüllt, das ein Restaurant bestellt hat. Etwa acht bis zehn Kilo Eis gibt Rakowskis Maschine pro Gefriervorgang aus – im Vergleich zu großen Eisproduzenten sei das relativ wenig. Daneben warten schon die Grundmischungen für das Waldmeistereis.
Kurz nach 12 Uhr kauft der erste Kunde aus der Kühltheke einige Vorratspackungen von Birne und Beere. Wir hingegen dürfen aus den zwölf Sorten wählen und entscheiden uns für Zimtschnecke, Mohn und Joghurt-Heidelbeere. Rakowski portioniert jede Sorte mit einem Löffel in kleine Becher – so passen auch in diese Portion drei Geschmacksrichtungen. „Wir wollen Raum zum Probieren lassen“, erklärt er sein Konzept. Knapp 150 Gramm bringt unser Eis der Wahl auf die Waage. Das ist die mittlere Portion. Und natürlich genießen wir den Moment und lächeln dabei – denn es schmeckt einfach lecker. W
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ISSN 0029-1617
Druck: Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg Genderneutrale Sprache
Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wir bemühen uns um eine geschlechterneutrale Sprache, weisen aber darauf hin, dass wir in bestimmten Fällen wegen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit nur die männliche Form verwenden. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.
Panorama
W VIER FRAGEN AN
Patrick Meyer
Firmenname Gebrüder Meyer GbR
Webseite www.gebrueder-meyer-gbr.de
Ort Heudeber/Nordharz
Gewerk Dachdecker
Mitarbeiterzahl 3
Funktion Inhaber
1. Was sind Ihre Pluspunkte als Arbeitgeber? Pünktliche Bezahlung, ein ehrlicher Umgang und Verständnis für familiäre Belange sind mir besonders wichtig.
2. Wie rekrutieren Sie Nachwuchskräfte für Ihren Betrieb? Wir bieten Schülerpraktika an. Dazu arbeiten wir mit Schulen und den Praktikumslotsen des AWZ im Landkreis Harz zusammen.
3. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben? Bestimmend, aber immer verständnisvoll.
4. Was tun Sie, damit Ihre Mitarbeiter sich wohlfühlen? Jeder kann sich die Arbeitskleidung in seiner Lieblingsfarbe aussuchen. Firmenaufdruck und Schriftzug schaffen Einheitlichkeit. Das stärkt den Teamgeist.
W MEIN LIEBLINGSPROJEKT
Vom Azubiprojekt zur Kollektion
Den Bubble Ring hat Sina Meier 1999 während ihrer Ausbildung entworfen: „Ich habe damals mit der Wachstechnik experimentiert und so ist das Schmuckstück entstanden“, berichtet die Goldschmie-
din, die heute ein Atelier in Hannover führt. „Mir gefällt die schlichte Form. Das Design ist unkompliziert, aber markant und unverwechselbar“, sagt die Unternehmerin. Deshalb hat sie den Ring seit 2006 konsequent
weiterentwickelt, jedes Jahr um ein Schmuckstück. Inzwischen gibt es eine ganze Bubble Kollektion: Ringe, Ohrringe, Ketten und Anhänger. Auch 2025 bekommt die Bubble Kollektion Zuwachs: „Bald kommt der Bubble Loop, das ist ein Kettenanhänger.“ (AML)