Norddeutsches Handwerk 04/2025

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Vielfalt Handwerk

Wir können alles, was kommt!

Fachkräftebedarf als Chance sehen

Handwerk kann vieles, auch Inklusion

Zweifelhafte Bewertungen gelöscht

Wie Hannes Liebenow sich erfolgreich gewehrt hat

www.hwk-hildesheim.de

Fachkräfte aus dem Ausland einsetzen

Worauf Sie dabei rechtlich achten müssen

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Handwerk ist mit seinen über 130 Ausbildungsberufen vor allem eines: vielfältig. Doch diese Vielfalt beschränkt sich nicht nur auf die verschiedenen Arbeitsaufgaben – sie zeigt sich auch in den Menschen, die im Handwerk tätig sind. Für das Handwerk sind Standortverbundenheit und Weltoffenheit die Grundlage des Erfolgs. Denn hier zählt nicht, woher man kommt, sondern, wohin man will.

Viele Menschen im Handwerk fühlen sich dennoch durch die zahlreichen persönlichen Angriffe und die diffamierende Sprache der vergangenen Monate, insbesondere während des Wahlkampfs, verunsichert. Mit dieser Ausgabe möchten wir diesem Gefühl etwas entgegensetzen.

Wir geben Ihnen einen kleinen Einblick in die Vielfalt innovativer Betriebe (S. 10), zeigen die einzigartigen Geschichten der Menschen im Handwerk und machen erlebbar, wie das Handwerk für alle zugänglich wird (S. 7 u. 12).

Geschichte ist dabei das richtige Stichwort: Denn vor exakt 125 Jahren wurden mit den Handwerkskammern wichtige Organisationen der Selbstverwaltung und Interessenvertretung gegründet. Deshalb blicken wir auch zurück: Welche Veränderungen hat die Welt des Handwerks hinter sich und was können wir daraus für die Zukunft lernen (S. 8)?

Und wo wir gerade über Zukunft nachdenken, führt an der Berufsorientierung junger Menschen natürlich kein Weg vorbei. Das dachte sich auch die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Ham-

burg, die gemeinsam mit uns erleben durfte, was praktische Berufsorientierung wirklich bedeutet (S. 6).

Vor allem in global herausfordernden Zeiten ist eines für uns klar: Jetzt ist die Zeit für Weltaufgangsstimmung. Diesen Fokus setzt auch seit einigen Wochen die neue Phase der Imagekampagne (S. 13).

Als wichtige Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe liegt uns der Standort Deutschland und dessen Zukunft in einem friedlichen, respektvollen Zusammenleben besonders am Herzen. Und genau Sie können in den Betrieben und Kommunen vor Ort den Unterschied machen. Denn Sie können alles, was kommt!

Zum Abschluss möchte ich Ihnen daher ein Zitat der US-Moderatorin Oprah Winfrey mit auf den Weg geben: „Verlasse die Geschichte, die dich zurückhält. Betrete die neue Geschichte, die du bereit bist, zu erschaffen.“

Viel Spaß beim Lesen, Ihr

Yannik Herbst, Leitung Stabsbereich Kommunikation

Foto:

AUS DER HANDWERKSKAMMER

6 Handwerkswettbewerb„MACHWAS!“

Wertvolle Erfahrungen für Göttinger Schüler

8 125JahreHandwerkskammer

Interview mit der Jubiläumsbeauftragten

10 ArbeitserleichterungdurchKI

Tischlerei Fricke lebt technologische Vielfalt

13 StarkesSignalfürdasHandwerk

Bundesweite Kampagne läuft seit März

BETRIEB

Auch als App Regionales und Management aus einer Hand!

14 Kommunikation–HilfevonderKI

Beispiele für Erleichterung im Büroalltag

22 GegenFake-Bewertungenvorgehen Erfahrungsbericht eines Handwerkers

24 LeiharbeiteralsVerstärkungimBetrieb

Was aus rechtlicher Sicht zu beachten ist

28 NachfolgeausdemeigenenTeam Checkliste für eine gelungene Übergabe

30 Forderungen,dieGrenzenüberschreiten Auch Kundenwünsche haben ein Limit

REGIONALES

34 WendederWirtschaftspolitikgefordert Ergebnisse der aktuellen NHT-Umfrage

BETRIEB

36 MehrNettovomBrutto So lohnt sich die freiwillige Steuererklärung

40 HoffnungtrotzKrise Creditreform-Studie über die Geschäftslage

42 RichtigEinsprucherheben

Welche Fristen gelten, wie geht der Antrag?

44 Eventreihe:FORUMmobility&work Best Practices, Workshops, Testfahrten u. v. m.

BETRIEB PLUS

46 ElektrischerPick-upvonMaxus Kann der eTerron 9 im Test überzeugen?

PANORAMA

48 MitFreudeanderTransformation

Treppenspezialisten der Tischlerei Sonnemann

IMPRESSUM

50 Pflichtangaben

Stufe für Stufe neue Ziele erreichen

In der Tischlerei Sonnemann trifft moderne Technologie auf präzise Handarbeit. Die Spezialisierung auf Treppenbau war eine strategische Entscheidung. Nun soll das Wachstum weitergehen. |48

Fotos: pixelliebe

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Von der Skizze zur fertigen Sitzbank

Mitten im Geschehen: Kultusministerin Hamburg packt bei Handwerkswettbewerb mit an.

Schleifen, sägen, fräsen – und noch so viel mehr. Am Felix-Klein-Gymnasium in Göttingen erleben Schülerinnen und Schüler hautnah die Vielfalt des Handwerks. Im Rahmen des Wettbewerbs „MACH WAS!“ der Firma Würth bauen sie gemeinsam mit der Tischlerei Beyland aus Friedland neue Sitzbänke für ihren Schulhof.

Doch das Projekt geht weit über Holzverarbeitung hinaus: Es zeigt, wie vielseitig das Handwerk ist – von kreativer Gestaltung bis zur präzisen Umsetzung technischer Ideen.

Großer Wunsch nach festgeschriebenem Werkunterricht

Unter Anleitung von Inhaber Luis Beyland setzen die Jugendlichen ihre Entwürfe in die Tat um. Der Tischlermeister ist beeindruckt vom Engagement der Schülerinnen und Schüler: „Sie haben schnell ein Gefühl für das Arbeiten mit Holz entwickelt und waren mit viel Leidenschaft dabei.“

Die praktische Arbeit ermöglicht es ihnen, ihre handwerklichen Fähigkeiten auszuprobieren und ihre Kreativität zu entfalten. Zudem gewinnen sie wertvolle Einblicke in den Beruf des Tischlers. Durch das eigenständige Arbeiten stärken sie ihr Selbstvertrauen und ihre Problemlösungsfähigkeiten.

Auch die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg hat die Projektgruppe während der „Woche der beruflichen Bildung“ besucht und konnte selbst mit anpacken, indem sie eine Sitzbank abschliff. Das Privileg, einen

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SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER

lernten das Handwerk hautnah im Rahmen des Wettbewerbs „MACH WAS!“ der Firma Würth kennen.

eigenen Werkraum zu besitzen, haben nicht viele Schulen – geschweige denn geschulte Fachlehrkräfte. „Das Felix-Klein-Gymnasium finanziert aktuell über sein eigenes Budget einen Sozialpädagogen. Viele Schulen in Niedersachsen erhalten diese Stelle direkt vom Land bezahlt und können ihr Budget für andere Zwecke nutzen – zum Beispiel für eine Fachlehrkraft für Werken“, erklärte Schulleiterin Iris Bruse. Sie ist begeistert, wie viel Freude die Jugendlichen am handwerklichen Arbeiten haben und dass sie sogar während der wöchentlichen Doppelstunde ihre Handys freiwillig in den Taschen lassen. Dies zeige, wie sehr sie in ihre Projekte vertieft sind und wie motivierend praktische Tätigkeiten sein können. Gerade in Zeiten der Digitalisierung sei es wichtig, den Schülerinnen und Schülern einen Ausgleich zu bieten und ihnen die Möglichkeit zu geben, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen.

Handwerkliche Berufsorientierung stärken Aron-David Zgoll, Teamleiter der Berufsorientierung der Handwerkskammer, hob hervor, wie spannend und zukunftsfähig das Handwerk ist: „Die Branche bietet unzählige Möglichkeiten –von traditionellen Berufen wie Tischlerei und Metallbau bis hin zu modernen Technologien in der Digitalisierung und Automatisierung. Wichtig ist, dass wir jungen Menschen frühzeitig zeigen, wie facettenreich das Handwerk ist.“

Stolz präsentieren die Schüler der Kultusministerin ihr Handwerksprojekt.

Diese Vielfalt und Praxisnähe sind auch aus bildungspolitischer Sicht von großer Bedeutung. Sie bieten den Schülern nicht nur wertvolle handwerkliche Erfahrungen, sondern auch eine wichtige Ergänzung zum theoretischen Unterricht. Die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg zeigte sich beeindruckt von der Initiative und betonte: „Solche Projekte eröffnen neue Perspektiven für die berufliche Orientierung. Durch den Kontakt mit dem Handwerk können Schüler ihre praktischen Fähigkeiten erproben und Interessen entdecken. Vielleicht ebnet dieses großartige Angebot sogar den Weg in eine handwerkliche Karriere.“

BENDER W

Vielfalt im Handwerk leben

Für Menschen mit Behinderung ist der Zugang zum Arbeitsmarkt oft mit Hürden verbunden. Doch Inklusion bereichert das Handwerk.

Unterschiedliche Materialien, Techniken und vor allem Menschen machen das Handwerk lebendig. Die Koordinierungsstelle für Inklusive Arbeit in Südniedersachsen (KIAS) setzt sich dafür ein, diese Vielfalt weiter auszubauen. Sie unterstützt Betriebe dabei, Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt einzubinden und Inklusionsbetriebe zu etablieren.

Betriebe zeigen, wie Inklusion funktionieren kann

Inklusionsbetriebe ermöglichen es, dass Menschen mit und ohne Behinderung selbstverständlich zusammenarbeiten. Doch in den Landkreisen Göttingen und Northeim gab es lange kaum Möglichkeiten. „Als KIAS 2023 gegründet wurde, existierte hier nur ein einziger Inklusionsbetrieb – das Hotel Einbecker Sonnenberg“, erklärt Projektleiterin Dr. Katrin Creutzburg. Erst 2024 kam ein weiteres Unternehmen hinzu. Für viele Menschen mit Behinderung bedeutete das bislang eine schwierige Wahl: eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) oder eine reguläre Stelle ohne spezielle Unterstützung. „Doch nicht jeder fühlt sich in einer WfbM gut aufgehoben,

besonders Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen oft andere Lösungen“, so Dr. Creutzburg. KIAS begleitet Betriebe auf diesem Weg – sei es durch die Gründung eines Inklusionsbetriebs oder die Integration einzelner Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter mit Behinderung. „Es gibt bereits erfolgreiche Beispiele wie die Gemeinschaftswäscherei Himmelsthür gGmbH oder Bode Metall GmbH“, berichtet Dr. Creutzburg. „Auch in der Schreinerei Protze GmbH wird Inklusion gelebt, ohne dass es sich um einen offiziellen Inklusionsbetrieb handelt.“

Fachkräftebedarf als Chance für mehr Vielfalt

Inklusion kann für Handwerksbetriebe eine echte Chance sein. Angesichts des Fachkräftebedarfs bringen viele Menschen mit Behinderung wertvolle Qualifikationen und eine hohe Motivation mit. Die Projektleiterin betont: „KIAS unterstützt Betriebe nicht nur bei der Planung, sondern auch bei der Personalakquise und Vernetzung.“ Zudem gibt es finanzielle Fördermöglichkeiten – doch vor allem profitieren Unternehmen von einem positiven, vielfältigen Arbeitsklima. MARIE

Weitere Infos

Wer mehr erfahren möchte oder selbst überlegt, sein Unternehmen inklusiver zu gestalten, findet hier weitere Informationen: https://awo-goettingen.de/beratung/ kias

BENDER W
Foto: Adobe_Stock AnnaStills
Inklusion kann für Handwerksbetriebe eine Chance sein.

Heide-Susanne Bock erforscht die Geschichte der HWK.

Informationen

Weitere historische Meilensteine aus 125 Jahren Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen können Sie auf unserer Jubiläumswebsite finden: www.hwk-hildesheim.de/hwk125

125 Jahre Geschichte

Im Interview mit der Jubiläumsbeauftragten Heide-Susanne

MARIE BENDER

Seit fast 30 Jahren erforscht Heide-Susanne Bock die Geschichte des Handwerks und hat sich dabei ein tiefgehendes Wissen über seine Entwicklung angeeignet. Die gelernte Zahntechnikerin und studierte Historikerin kennt nicht nur die Schlüsselereignisse der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, sondern auch die Vielfalt und die gesellschaftliche Bedeutung des Handwerks in all ihren Facetten.

Frau Bock – 125 Jahre Handwerkskammer, voller Geschichte und Geschichten. Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine?

» Bock: Auf jeden Fall die Gründung im Jahr 1900. Davor gab es die Gewerbefreiheit, durch die jeder Handwerker im Prinzip machen durfte, was er wollte. Das führte oft zu chaotischen Zuständen und einem Qualitätsverlust im Handwerk. Durch die Handwerkskammern entstanden Ordnung, Regularien und ein Zugang zur politischen Ebene. Diese Struktur hat sich bis heute bewährt und ist in der aktuellen Zeit vielleicht wichtiger denn je. Außerdem war es spannend herauszufinden, wie das Dritte Reich das Handwerk beeinflusst hat. Im Zuge der Gleichschaltung wurden die bestehen-

„Es liegt an jedem Einzelnen von uns, die Vielfalt des Handwerks zu erhalten.“
Heide-Susanne Bock

Bock.

den Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern zu einer gemeinsamen Organisation umstrukturiert: den sogenannten Wirtschaftskammern. Diese schränkten die Selbstverwaltung des Handwerks stark ein. Nach dem Krieg wurde das Konstrukt aufgelöst und die Handwerkskammern bekamen ihre ursprüngliche Funktion zurück.

Seit 1998 befassen Sie sich nun bei der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen mit der Historie. Würden Sie sagen, Sie sind am Ende Ihrer Forschung?

» Bock: Definitiv nicht! Geschichte ist ein fortlaufender Prozess. Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten unglaublich viel recherchiert, viele alte Dokumente durchforstet und spannende Geschichten entdeckt, aber es gibt immer wieder neue Aspekte, die auftauchen. Ich war zwar auch in einer anderen Abteilung der Handwerkskammer tätig, doch die Historienforschung bleibt mein Herzensprojekt.

Welche Herausforderungen musste das Handwerk in den letzten 125 Jahren besonders meistern?

» Bock: Die wirtschaftliche Lage ging immer mal wieder rauf und runter. Wir alle haben das wäh-

Fotos:

In der HWK sind viele historische Stücke ausgestellt.Ein Tischler gab nach der NS-Zeit sein Handwerkszeichen zurück.

rend der Corona-Pandemie selbst miterlebt. Solche Phasen der Durststrecke und Mangelwirtschaft hat es in der Geschichte des Handwerks immer wieder gegeben – beispielsweise während der Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren oder in der Nachkriegszeit. Doch gerade in Krisenzeiten hat sich die Handwerkskammer als zuverlässiger Ansprechpartner und Unterstützer der Betriebe gezeigt, der nicht nur auf politischer, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene das Handwerk vertreten hat.

Handwerk ist unglaublich vielfältig. Hat sich diese Vielfalt über die Jahrzehnte verändert?

» Bock: Absolut! Es gibt mittlerweile viele Spezialisierungen, aus denen neue Handwerksberufe entstanden sind. Auch durch den technischen Fortschritt haben sich viele Gewerke enorm weiterentwickelt. Ich finde das besonders spannend in der Zahntechnologie zu beobachten, da ich den Beruf ja selbst einmal gelernt habe. Durch den Einsatz von 3D-Druckern und digitaler Planung hat sich das Berufsbild stark verändert. Gleichzeitig sind aber auch viele Berufe in Vergessenheit geraten, zum Beispiel der Böttcher oder der Wagner. Ich finde das schade, denn damit geht auch ein Stück Tradition verloren. Es liegt an jedem Einzelnen von uns, die Vielfalt des Handwerks zu erhalten. Ein gutes Beispiel ist das Bäckerhandwerk: Der Duft und Geschmack von frischem Brot ist etwas ganz Besonderes. Doch wenn Verbraucher vermehrt zu billigem Supermarkt-Brot greifen, gefährden wir diese traditionelle Handwerkskunst. Deshalb ist es so wichtig, Qualität wertzuschätzen und zu unterstützen.

Gibt es ein historisches Dokument oder eine Anekdote, die Sie besonders berührt hat?

„Das

Handwerk ist immer in Bewegung. Es geht darum, Tradition zu bewahren und gleichzeitig mit der Zeit zu gehen. Das möchte ich auch jungen Handwerkerinnen und Handwerkern mit auf den Weg geben: Bleibt neugierig!“

» Bock: Neben dem Gründungsdokument der Handwerkskammer blieb mir besonders ein Brief eines Tischlers aus den 1960er Jahren im Gedächtnis. Darin berichtete er, wie er sein Handwerkszeichen aus der NS-Zeit zurückschickte – ein Symbol, das Handwerker damals verpflichtend tragen mussten, um ihren Beruf weiterhin ausüben zu dürfen Doch nicht alle taten dies offen. Viele, die dem Regime kritisch gegenüberstanden, versteckten das Zeichen unter dem Kragen ihrer Kleidung. So konnten sie es bei Kontrollen zwar vorzeigen, vermieden jedoch, es dauerhaft sichtbar zu tragen. Der Brief machte deutlich, wie Handwerker damals zwischen Anpassung und innerer Distanz zum Regime balancierten. Er zeigte, dass selbst kleine Gesten stillen Widerstands Ausdruck von Haltung und Mut sein konnten.

Was können wir aus der Geschichte lernen, um das Handwerk für kommende Generationen zu stärken?

»Bock: Das Handwerk ist immer in Bewegung. Es geht darum, Tradition zu bewahren und gleichzeitig mit der Zeit zu gehen. Das möchte ich auch jungen Handwerkerinnen und Handwerkern mit auf den Weg geben: Bleibt neugierig! Die Chancen zur Weiterbildung und Weiterentwicklung sind heute größer als je zuvor. Digitalisierung, neue Materialien, Nachhaltigkeit – all das sind Themen, die das Handwerk voranbringen. Es ist wichtig, dass wir nicht nur auf bewährte Techniken setzen, sondern auch neue Wege gehen. Zudem müssen wir wieder mehr Begeisterung für handwerkliche Berufe wecken, insbesondere bei jungen Menschen. Das Handwerk bietet nicht nur Sicherheit und Selbstverwirklichung, sondern auch eine sinnstiftende Tätigkeit. Wir haben die Chance, Zukunft mit unseren Händen zu gestalten – und das ist doch etwas Wunderbares! W

Digital und handwerklich stark

Die Tischlerei Fricke aus Sibbesse zeigt, wie der handwerkliche Alltag durch technologische Vielfalt bereichert werden kann.

Immer mehr Handwerksbetriebe setzen auf Künstliche Intelligenz (KI), um ihre Abläufe zu vereinfachen und die Effizienz zu steigern. Diese innovative Technologie bringt frischen Wind in die Werkstätten, ohne die handwerklichen Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Auch die Tischlerei Fricke aus Sibbesse hat viele Arbeitsprozesse mithilfe KI automatisiert.

2011 gründete Fabian Fricke die Tischlerei aus dem Nichts, arbeitete sich eigenständig in die damit ver-

bundene Bürokratie ein und baute den Betrieb kontinuierlich aus. Seine Frau Karolin Fricke unterstützte ihn bei der Büroarbeit. 2018 kam es zu einem digitalen Umdenken im Unternehmen: Sein Kollege Sören Koch ging in Teilelternzeit und arbeitete verstärkt von zu Hause aus.

Doch der Datenaustausch gestaltete sich schwierig, da die Tischlerei bis dahin keine digitale Schnittstelle eingerichtet hatte. „Innerhalb von eineinhalb Jahren haben wir unsere Abläufe komplett neu gedacht

und uns vollständig digital aufgestellt“, berichtet Fricke stolz. „Angefangen hat es mit zwei Tablets. Mittlerweile besitzt jeder meiner zehn Mitarbeiter ein eigenes. Darüber können sie nicht nur Daten, Vorgänge und Dokumentationen abrufen, sondern auch ihre Arbeitszeiten erfassen und Aufgaben koordinieren.“

„Kommunikation ist das A und O!“

Die Begeisterung über diese Arbeitserleichterung ist im gesamten Team spürbar – von

den Auszubildenden über die Gesellen bis hin zu den Meistern.

„Man muss sich seiner Sache aber sicher sein und das Team in dem Digitalisierungsprozess mitnehmen“, erzählt Fricke. „Kommunikation ist das A und O! Außerdem haben wir eine interne Schulungsplattform mit Video-Tutorials zu allen möglichen Abläufen eingerichtet. Vom Kaffeekochen bis zur Bedienung der CNC-Maschine können sich unsere Mitarbeiter jederzeit informieren.“

Die Tischlerei vereint Tradition und Innovation.

Auch in der Verwaltung hat die Digitalisierung enorme Vorteile gebracht. Rechnungen werden nun über eine Software koordiniert und einfacher verarbeitet. „Früher musste ich vieles händisch erledigen, jetzt benötigt es zwei Klicks“, sagt Fricke begeistert. „Vor der Umstellung habe ich täglich bis zu zwei Stunden für das Bearbeiten von Rechnungen gebraucht – heute sind es nur noch 30 bis 60 Minuten pro Woche.“ Zeit, die er nun lieber auf Baustellen oder mit seiner Familie verbringt.

KI muss man machen Doch nicht nur intern ist die Digitalisierung der Tischlerei spürbar. Aktuell testet Fabian Fricke die KI-Assistentin „Hallo Petra“, die vom Betrieb in „Leni“ getauft wurde und als interaktiver Anrufbeantworter agiert. Mithilfe eines „Wenn-dann“-Algorithmus bearbeitet sie zum Beispiel telefonisch Aufträge, Bewerbungsanfragen und weitere Anliegen. „Im Schnitt managt Leni ein Drittel der Anrufe komplett selbst“, erklärt Fricke. „Anschließend

„Kommunikation

ist das A und O! Außerdem haben wir eine interne Schulungsplattform mit Video-Tutorials zu allen möglichen Abläufen eingerichtet. Vom Kaffeekochen bis zur Bedienung der CNC-Maschine können sich unsere Mitarbeiter jederzeit informieren.“

Fabian Fricke, Betriebsinhaber der Tischlerei Fricke aus Sibesse.

bekomme ich eine E-Mail mit einem Protokoll und einer klaren Anweisung, wie der Auftrag weiterverarbeitet werden soll. Unser Ziel ist es, dass die KI in Zukunft ganze Angebote detailliert mit den Kunden durchgehen kann.“

Die Tischlerei wirkt aktiv an der Entwicklung einer

entsprechenden Software der Plattform „OneQrew“ mit und bringt praktische Erfahrungen sowie Herausforderungen aus dem Betriebsalltag ein.

Zusätzlich soll auch eine KI-gestützte Chatbox auf der Firmenwebsite eingerichtet werden, die rund um die Uhr für Kundenanfragen bereitsteht. „Natürlich ist es anstrengend, diese ganzen Prozesse aufzubauen“, gibt Fricke zu und lacht. „Aber die Arbeitserleichterung im Nachhinein ist enorm. Meine Frau muss mittlerweile nicht mehr bei der Büroarbeit helfen – sie führt inzwischen erfolgreich ihren eigenen Zerspanungsbetrieb direkt nebenan.“

Der Tischlermeister sieht die Digitalisierung und den Einsatz von KI als große Chance für das Handwerk. Seiner Meinung nach kann der Einstieg in den Beruf durch moderne Technologien attraktiver und zugänglicher gestaltet werden. Deshalb bietet er auch Schulungen und Unterstützung für andere Handwerksbetriebe an, die sich technisch weiterentwickeln möchten.

Dabei betont er: „Man muss es nicht nur wollen, man muss es auch machen.“

Chancen fürs Handwerk nutzen

Für den Fall eines technischen Ausfalls ist der Betrieb durch mehrere Server abgesichert. Sorgen, dass durch den Einsatz von KI der persönliche Kundenkontakt verloren gehen könnte, hat der 38-Jährige nicht: „Im Büro wird es mittelfristig sicherlich einen Umbruch geben, aber Handwerk kann man nicht ersetzen – nur erleichtern.“ Seine Philosophie lautet: „Gehst du

KI-Assistentin Leni gehört fest zum Team.

nicht mit der Zeit, gehst du mit der Zeit.“

Nachhaltigkeit ist ein weiterer wichtiger Aspekt in Frickes Betriebsabläufen. Neben einer Photovoltaikanlage soll die Tischlerei durch Nahwärme mit dem Zerspanungsbetrieb seiner Ehefrau verbunden werden. „Dieses Jahr steht im Zeichen der Veränderung“, erzählt Fabian Fricke voller Vorfreude. Es sind nicht nur weitere technologischen Entwicklungen geplant, auch das Betriebsgelände soll erweitert werden. Die Tischlerei zeigt damit, wie digitale Vielfalt im traditionellen Handwerk wachsen kann. MARIE BENDER W

MINUTEN pro Woche ansatt zwei Stunden pro Tag benötigt Frau Fricke für bürokratische Alltagsaufgaben, seit der Umstellung auf eine KI-Assistentin.

Fabian Fricke ist stolz auf seine innovative Tischlerei.

Fachkräfte für das Handwerk

Das IFHa-Projekt läuft nun schon seit einem Jahr – und zeigt, dass es sowohl Zugewanderten, als auch Betrieben eine wertvolle Unterstützung bietet.

Der Fachkräftebedarf im Handwerk bleibt hoch – eine Herausforderung, die das „Integrationsprojekt Fachkräfte für das Handwerk“ (IFHa)* gezielt angeht. Seit rund einem Jahr unterstützt es Betriebe und Zugewanderte gleichermaßen bei der beruflichen Integration. Und die Nachfrage nach den Beratungsangeboten ist da:

„Betriebe sind weiterhin sehr interessiert an unseren Beratungsleistungen – trotz der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage in einzelnen Branchen“, erklärt Malte Diercks, Projektkoordinator des IFHa-Projekts. Besonders die Fachkräfteeinwanderung bietet vielen Unternehmen Chancen, wirft aber auch Fragen auf, die einer gezielten Beratung bedürfen.

Das vom Land Niedersachsen geförderte Projekt setzt auf individuelle Beratung und passgenaue Vermittlung. Zwölf Beraterinnen und Berater stehen im gesamten Bundesland bereit, um Betriebe und Zugewanderte zu unterstützen – von der beruflichen Orientierung über die Vermittlung in Praktika, Ausbildung und Beschäftigung bis hin zur Klärung rechtlicher Angelegenheiten mit den Behörden.

„Vielfalt im Betrieb ist ein Thema, das immer mehr Unternehmen betrifft. Erfolgreiche Integration trägt nicht nur zur Fachkräftesicherung bei, sondern stärkt auch das Teamgefüge“, betont Diercks.

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BERATERINNEN UND BERATER stehen im gesamten Bundesland bereit, um Betriebe und Zugewanderte zu unterstützen.

Das IFHa-Projekt gliedert sich in vier zentrale Säulen:

ɓ Gewinnung, Beratung und Unterstützung von Zugewanderten, Geflüchteten und Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund sowie von Handwerksbetrieben.

ɓ Vermittlung und Matching in Ausbildung und Beschäftigung sowie in vorbereitende Maßnahmen.

ɓ Entwicklung und Durchführung bedarfsgerechter Unterstützungsangebote, um Beschäftigung und Ausbildung langfristig zu stabilisieren.

ɓ Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, um erfolgreiche Integration sichtbar zu machen und Handwerksbetriebe zu ermutigen, sich an der Fachkräftesicherung zu beteiligen.

Eine besondere Herausforderung bleibt jedoch der Mangel an staatlichen Sprachkursen. „Gerade die sprachliche Förderung ist ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Integration. Hier braucht es zusätzliche Unterstützung, damit Zugewanderte ihre Qualifikationen optimal einbringen können“, so Diercks.

Mit Blick auf die demografische Entwicklung wird die Bedeutung des IFHa-Projekts weiterwachsen. Integration bleibt ein zentraler Schlüssel, um das Handwerk zu stärken und die Betriebe von morgen langfristig zu sichern.

„Sicherheit und Wohlstand im Handwerk können wir nur erhalten, wenn wir uns gegenseitig eine Chance geben – das gilt besonders für Menschen mit Flucht- oder Zuwanderungsgeschichte“, fasst Diercks zusammen. YANNIK HERBST W

Ihr Ansprechpartner:

Malte Diercks, Projektkoordinator IFHa

Weitere Informationen:

Tel. 05121 162-170, E-Mail: malte.diercks@ hwk-hildesheim.de

)* Gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung. Im Rahmen der Fachkräfteinitiative Niedersachsen.

Handwerk zeigt Zukunft

Seit dem 1. März läuft die bundesweite Kommunikationskampagne des Handwerks, die ein klares Signal setzt: Das Handwerk kann alles, was kommt.

Unter dem Motto „Wir können alles, was kommt.“ zeigt sie, dass das Handwerk auch in herausfordernden Zeiten auf seine Stärken setzt –mit Vielfalt, Innovationskraft und einem starken Gemeinschaftsgefühl. Neben der Bewusstseinsentwicklung für die Bedeutung des Handwerks richtet sich die Kampagne gezielt an junge Menschen, die sich in der Berufsorientierung befinden.

„Wir wollen nicht nur zeigen, wie zukunftssicher das Handwerk ist, sondern auch das Selbstbewusstsein unserer Branche unterstreichen. Handwerkerinnen und Handwerker gestalten aktiv den Wandel und machen unsere Gesellschaft lebenswert“, erklärt Helena Griesohn, PR-Redakteurin der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen.

Ein starkes Signal für das Handwerk

Die Kampagne erscheint im modernisierten Handwerksdesign und wird deutschlandweit in unterschiedlichen Medienformaten ausgespielt.

Dazu gehören:

ɓ TV- und Streaming-Spots: Ein 40-SekundenClip zur Primetime auf reichweitenstarken Sendern, unter anderem direkt vor der Sportschau.

ɓ Plakate und Anzeigen: Bundesweite Plakatkampagne sowie Anzeigenschaltungen in relevanten Print- und Onlinemedien.

ɓ Digitale Kanäle: Eine Social-Media-Kampagne mit 15-Sekunden-Spots auf Instagram und TikTok, ergänzt durch digitale Radiowerbung.

Im Mittelpunkt stehen 17 authentische Handwerkerinnen und Handwerker als Botschafter ihres Berufs. „Die Gesichter der Kampagne beweisen, dass das Handwerk ein Berufsfeld mit Zukunft ist“, so Griesohn.

Handwerk erobert das Gaming-Universum Seit dem 2. April schlägt das Handwerk mit dem interaktiven Bauprojekt „Monument der Zuversicht“ eine Brücke zwischen digitaler und realer Welt. In Minecraft errichten junge Menschen eine riesige „Daumen hoch“-Skulptur, abgeleitet aus dem Logo des Handwerks. Diese soll ein Zeichen für Optimis-

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HANDWERKERIN­

NEN UND HANDWERKER stehen bei der Social Media Kampagne mit 15-Sekunden Spots im Mittelpunkt.

mus und Zusammenhalt setzen und zugleich zeigen, wie vielseitig Handwerksberufe sein können. Durch die Verbindung von Gaming und Handwerk wird eine neue Zielgruppe angesprochen. Rund um dieses Symbol entsteht eine pulsierende Handwerksstadt, in der verschiedene Berufe erlebbar sind.

„Dieses Projekt zeigt, wie kreativ und innovativ das Handwerk ist. Wer in Minecraft eigene Welten erschafft, kann auch im echten Handwerk spannende Aufgaben finden“, sagt Griesohn. Damit bringt sie die Idee des Projekts auf den Punkt: die Verbindung zwischen digitalem Bauen und realem Handwerk.

Begleitet wird das Ganze von der Kreativagentur CarlNann und Rocket Beans TV. Der Bauprozess wird viermal im Monat live auf Twitch gestreamt – mit Unterstützung bekannter Gaming-Streamerinnen und -Streamer. So können Zuschauer nicht nur zuschauen, sondern auch interaktiv am Geschehen teilhaben.

Das Projekt zeigt, wie spielerische Kreativität und handwerkliches Geschick zusammenfinden können – und vielleicht sogar neue Talente für das Handwerk entdeckt werden. „Wir können alles, was kommt“ – dieser Leitsatz steht für die Zukunft des Handwerks und für alle, die sich für eine Karriere in dieser vielseitigen Branche entscheiden. YANNIK HERBST W

Weitere Informationen: Finden Sie unter: www.handwerk.de.

Die neue Imagekampagne vermittelt Zuversicht!
Foto: Konrad
Berthold

Bereit loszulegen? Mit unseren Beispiel-Prompts können Sie KI für die Kommunikation im Betrieb ganz einfach testen.

Wie

Sie Zeit im Büro sparen

Keine Angst vor der KI! Wir haben für Sie vier einfache Beispiele zusammengestellt, mit denen KI Ihre Kommunikation erleichtert.

KATHARINA WOLF

Egal ob ChatGPT, Bing Copilot oder Google Gemini: Wer mit einer KI kommuniziert, muss sich so ausdrücken, dass sie es versteht. Der Schlüssel dafür sind die sogenannten Prompts, also die Anweisungen, die die intelligenten Bots von Ihnen bekommen. „Gute Ergebnisse erzielen Sie nur, wenn der Prompt präzise formuliert ist“, sagt Handwerksberaterin Andrea Eigel. Mehrdeutige Begriffe und ungenaue Angaben kann eine KI missverstehen, entsprechend mau sind dann die Ergebnisse.

Um einen guten Prompt zu formulieren, sollten Sie daher Ihr Ziel so klar und detailliert wie möglich beschreiben. Damit Sie gleich loslegen können, haben wir vier einfache Aufgaben zum Thema „Text im Handwerksbetrieb“ zusammengestellt. Zu jeder Aufgabe liefern wir den passenden Prompt. Viel Spaß beim Testen!

Test 1: Texte korrigieren lassen Sie haben einen Brief oder eine längere E-Mail geschrieben und sind sich unsicher, ob alle Recht-

„Chatbots funktionieren als Ideengeber und Helfer.“
Andrea Eigel, Handwerksberaterin

schreib- und Grammatikregeln eingehalten wurden? Außerdem liest sich der Text ein bisschen holprig.

„Das ist eine Aufgabe für die KI-Helfer“, so Eigel. Beispiel für den Prompt: „Du bist Textprofi. Bitte korrigiere Rechtschreib- und Grammatikfehler im folgenden Text. Gib mir außerdem Tipps, wie ich den Text umformulieren kann. Es ist eine Einladung per Mail an alle Mitarbeitenden zum Betriebsfest. Wir duzen uns. Der Ton sollte deshalb freundlich sein.“ Laden Sie Ihren Text in das Eingabefeld und innerhalb von Sekunden hat die KI ihn überarbeitet. „Wenn Sie nicht zufrieden sind, können Sie präzisere Anfragen stellen und um weitere Überarbeitung der ersten Version bitten“, sagt Eigel.

Test 2: Leichte Texte schreiben lassen Sie haben nur Stichworte und brauchen einen ausformulierten Text? Dabei kann KI helfen. „Ob es ein Protokoll zu einem Kundengespräch ist, ein Begrüßungsbrief für Azubis oder eine MailAbwesenheitsnotiz: Die KI funktioniert als guter Ideengeber“, sagt Eigel.

Beispiel für den Prompt: „Du bist Mitarbeiter im Sekretariat. Bitte schreibe mir aus meinen Notizen ein ausformuliertes Protokoll, das ich meinem Kunden übergeben kann.“ Dann geben Sie Ihre Notizen ein.

„Das funktioniert genauso gut für die Formulierung von Social-Media-Posts oder Stellenanzeigen“, sagt Eigel. „Dafür sollten Sie allerdings komplexere Prompts nutzen, bei denen Sie unter anderem auf die Zielgruppe eingehen.“

Test 3: Texte zusammenfassen lassen Sie haben eine unübersichtliche Mail mit Daten, Zahlen und vielen komplizierten Sätzen bekommen? Dann lassen Sie sich von der KI helfen. „Die Bots fassen Texte zusammen und können Zahlen in Tabellen auflisten“, beschreibt Eigel.

Beispiel für den Prompt: „Bitte fasse folgenden Text zusammen und liste die wichtigsten Punkte auf. Die Zahlen fasse in einer Tabelle zusammen.“

Das geht auch, wenn Sie komplizierte Fachtexte für Kunden umformulieren wollen. „Dann muss der Prompt entsprechend ergänzt werden: ‚Formuliere so, dass es ein Laie versteht‘“, sagt die Handwerksberaterin. Gut funktioniere auch die Formulierung: „Formuliere so, dass es ein Zehnjähriger versteht.“

Test 4: KI als Sparringspartner

Sie gehen ein Projekt zum ersten Mal an? Dann können Sie die Chat-KI als Sparringspartner nutzen. „Ganz egal, ob Sie eine Marketingkampagne für ein neues Produkt planen oder eine Kundenbroschüre verfassen wollen – die intelligenten Chatbots können Ihnen helfen, indem sie Ihnen Fragen stellen“, sagt Eigel.

Beispiel für den Prompt: „Du bist Projektmanager. Bitte stelle mir alle erforderlichen Fragen, um mich bei meinem Projekt XY strukturell und inhaltlich optimal zu unterstützen. Stelle mir alle Fragen einzeln. Nach meiner Antwort stelle die nächste Frage.“

Grenzen der KI-Helfer

Foto: Kaleidoskop Marketing

Ob Sparringspartner oder Schreiberling – jede KI hat ihre Grenzen. Denn so überzeugend die Antworten auch klingen, Sie sollten Daten und Fakten immer überprüfen. Chatbots sind keine Lexika! Auch sollten Sie keinesfalls sensible Daten oder gar Betriebsgeheimnisse hochladen.

Und noch eine Einschränkung gibt es: „Die Bots funktionieren als Ideengeber und Helfer“, betont Eigel. „Wenn ich aber keine Strategie im Hinterkopf habe und nicht weiß, was für ein Ergebnis ich brauche, dann helfen sie mir nicht weiter.“ W

KI-Nutzung nimmt zu

Kleine und mittlere Betriebe setzen laut einer Studie zwar mehr KI-Anwendungen ein. Doch die Nutzung ist im Vergleich noch ausbaufähig.

Die Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) nutzen, nimmt zu: Im Zeitraum von 2023 bis 2024 ist die Anzahl um 8 Prozentpunkte auf 19 Prozent  gestiegen. Das hat das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) aus den Statistiken der jährlichen EurostatErhebung zur IKT-Nutzung in Unternehmen ausgewertet. Der Anteil der KMU in Deutschland mit KI-Nutzung liege somit zwar weiterhin über dem EU-Durchschnitt. Doch Betriebe anderer euro-

päischer Länder wie Dänemark (26 Prozent), Schweden (24 Prozent) oder Belgien (23 Prozent) sind noch aktiver in dem Bereich. Weiteres Ergebnis der Auswertung: Während nur knapp jedes fünfte deutsche KMU Künstliche Intelligenz nutzt, ist es unter den großen Unternehmen fast jedes zweite. Die IfM-Studie zeigt, dass deutsche KMU zunehmend ERP-Software einsetzen: 42 Prozent nutzten im Jahr 2023 für die Abwicklung ihrer Geschäftsprozesse die digitale Vernetzung mittels

Zwar nutzen mehr kleine Betriebe hierzulande KI-Anwendungen, aber im europäischen Durchschnitt liegen sie damit hinter anderen Ländern.

einer ERP-Software und liegen damit im EU-Durchschnitt. Abgenommen habe der Anteil der KMU, die ihren Mitarbeitenden Fortbildungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie anbieten. 2023 machten das 25 Prozent der Befragten, 2022 waren es noch 26 Prozent. (JA) W

Foto:

Neue Berufskrankheiten anerkannt

Zum 1. April 2025 wurde die Liste der Berufskrankheiten erweitert: Neu dabei ist auch eine Erkrankung, unter der viele Bauhandwerker leiden.

Die Berufskrankheiten-Verordnung wird zum 1. April 2025 geändert: Damit wird die Liste der Berufskrankheiten um drei Erkrankungen erweitert. Darauf weist die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) hin.

Neu auf der Liste ist zum Beispiel die Schädigung der Rotatorenmanschette der Schulter durch eine langjährige und intensive Belastung. Laut BG sind von dieser Erkrankung besonders Beschäftigte im Maurer-, Maler- und Dachdeckerhandwerk, im Trockenbau sowie im Reinigungsgewerbe betroffen.

Die Rotatorenmanschette besteht aus Muskeln und Sehnen, die das Schultergelenk umschließen und stabilisieren. Die Schädigung könne zum Beispiel durch das Heben von schweren Lasten, Überkopfarbeiten und monotone Bewegungsabläufe verursacht werden.

„Wiederholte Bewegungen und hohe Belastungen der Schulter über Jahre hinweg können zu strukturellen Schäden an Sehnen und Muskeln führen“, erklärt Jörg Wachsmann, Leiter der Abteilung Steuerung Rehabilitation und Leistungen bei der BG Bau. „Betroffene leiden häufig

„Wiederholte Bewegungen und hohe Belastungen der Schulter über Jahre hinweg können zu strukturellen Schäden an Sehnen und Muskeln führen.“
Jörg Wachsmann, BG Bau

unter Schmerzen und Kraftverlust und können den Arm nicht mehr richtig oder nur noch eingeschränkt bewegen.“

Mit der neuen Verordnung werden laut BG noch zwei weitere Berufskrankheiten in die Liste aufgenommen:

ɓ die Gonarthrose: Das ist eine Erkrankung, unter der viele Fußballprofis leiden.

ɓ die chronische obstruktive Bronchitis: Sie wird durch Quarzstaub verursacht.

Schultererkrankungen vorbeugen

Seit einiger Zeit bietet die BG Bau ein präventives Therapieprogramm an – das sogenannte Schulterkolleg. „Damit wollen wir Schultererkrankungen gezielt entgegenwirken, sodass eine Berufskrankheit gar nicht erst entsteht“, erläutert Wachsmann. Das Programm ist kostenfrei und dauert insgesamt drei Wochen. Weitere Infos dazu finden Sie auf der Website der Berufsgenossenschaft unter www.bgbau.de/schulterkolleg. Alternativ können Sie sich per E-Mail an rrl@bgbau.de wenden oder bei der Servicehotline unter 0800/3799100 anrufen. (AML) W

Die Schädigung der Rotatorenmanschette der Schulter gilt seit 1. April 2025 als Berufskrankheit.

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Wärmewende: Die neue Taskforce Gebäudetechnik fordert von der Politik, dass sie in den kommenden Monaten die richtigen Weichen stellen muss.

Taskforce will Klimawende forcieren

Die Klimagewerke haben eine Taskforce Gebäudetechnik gegründet. Was das mit der Energiewende zu tun hat und wer die Gründungsmitglieder sind.

Um die Energiewende voranzubringen, haben sich sechs Handwerkverbände zu einer neuen Taskforce Gebäudetechnik zusammengeschlossen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören:

ɓ der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH),

ɓ der Zentralverband der Deutschen Elektro­ und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH),

ɓ der Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks (BIV),

ɓ der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und

ɓ der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (ZIV).

Zudem fungiert der Bundesverband Metall (BVM) als ständiger Gast in der neuen Interessenvertretung für die Klimahandwerke.

Wie die Verbände gemeinsam mitteilen, soll die Geschäftsstelle beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin eingerichtet werden. Die Taskforce solle die Interessen der einzelnen Gewerke bündeln, damit diese ihre zentrale Rolle im Transformationsprozess

noch effektiver ausführen können. Ziel sei es, „mit einer gemeinsamen Stimme“ zu sprechen und die gebäudetechnischen Klimahandwerke in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen, sodass diese in der politischen Diskussion mehr Schlagkraft gewinnen.

Die Taskforce hat anlässlich der Gründung ein Positionspapier veröffentlicht, das die Kernforderungen zusammenfasst. Mit Blick auf die laufende Regierungsbildung appelliert sie an die Politik, dass nun die „richtigen Weichenstellungen für das Gelingen der Wärmewende“ erfolgen

müssten. Die Verbändekooperation fordert „klare politische Rahmenbedingungen, um Investitionen zu fördern und Unsicherheiten zu beseitigen“. Dazu gehörten zum Beispiel nachhaltige Förderprogramme, die nicht abrupt gestoppt oder gekürzt werden. Aber auch faire Strompreise, vereinfachte Genehmigungsverfahren, dezentrale Lösungen und die Sicherstellung des Fachkräftebedarfs seien wichtig.

In den kommenden Monaten will sich die Taskforce Gebäudetechnik aktiv in die politische Diskussion einbringen. (AML) W

Wann gilt ein Dach als erneuert?

Im Streit um den Zustand eines 2009 sanierten Dachs zogen die Käufer eines Einfamilienhauses bis vor den Bundesgerichtshof. Doch trotz Urteil geht der Fall weiter.

Der Fall: Die Käufer eines Hauses aus dem Jahr 1974 hatten im Kaufvertrag Mängelfreiheit zugesichert bekommen. Im Maklerexposé hieß es darüber hinaus, das Dach sei im Jahr 2009 komplett erneuert worden. Die Käufer monierten, dass seinerzeit lediglich neue Bitumenbahnen verklebt und verschweißt worden waren. Das Dach entspreche nicht den Anforderungen der Energieeinsparverordnung und sei daher nicht mängelfrei. Sie verlangten vom Verkäufer mehr als 20.000 Euro für die Kosten der erneuten Sanierung.

Das Urteil: Der Prozess drehte sich um die Frage, ob der Ersatz der Bitumenbahnen als komplette Erneuerung des Dachs gewertet werden könne. Das Oberlandesgericht (OLG) Dresden hatte es so gesehen. Nach allgemeinem Sprachgebrauch sei ein Dach der Abschluss eines Gebäudes, der aus Ziegeln oder einem anderen Material wie Bitumen bestehe, so die Richter. Nicht gemeint seien etwa Unterkonstruktion oder Dämmung. Daher wies es die Klage ab. Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied hingegen

Foto: Sven Böttcherstock.adobe.com

im Sinne der Käufer. Es gebe keinen allgemeinen Sprachgebrauch, wonach eine „komplette Erneuerung“

Die Bitumenbahnen auf einem Flachdach werden neu verlegt –gilt das schon als komplette Erneuerung des Dachs?

nur die oberste Dachschicht betreffe. Maßgeblich sei, ob ein durchschnittlicher Käufer nach Lesen des Exposés eine vollständige Erneuerung des Dachs einschließlich Unterkonstruktion und Dämmung erwarten konnte. Da dem BGH aber keine näheren Informationen über die Beschaffenheit des Dachs vorlagen, hob er das Urteil auf und verwies den Fall an das OLG Dresden zurück. (KW) W

aBGH: Urteil vom 6. Dezember 2024, Az. V ZR 229/23

Foto: Simon Kraus - stock.adobe.com

Der „Inklusionspreis im Handwerk“ ging auf der Zukunft Handwerk an die Holzmanufaktur Marcus Riedel aus Lautertal.

Wie gelungene Inklusion funktioniert

Die Holzmanufaktur Marcus Riedel wurde mit dem Preis „Inklusion im Handwerk“ ausgezeichnet. Wie der gesamte Betrieb von der Inklusion profitiert.

Die Holzmanufaktur Marcus Riedel aus Lautertal in Oberfranken hat mit ihrem Engagement in der Inklusion von Menschen mit Behinderungen den Inklusionspreis im Handwerk gewonnen. Der Preis wurde von der IKK classic, dem Bundesverband Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) sowie den Handwerksjunioren Deutschland auf dem Kongress Zukunft Handwerk in München vergeben. Der

Betrieb kann sich nicht nur über ein Preisgeld von 5.000 Euro freuen. Er darf außerdem sein Engagement für Inklusion in einem Video vorstellen, das eigens dafür erstellt wurde. Der Betrieb beschäftigt drei Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen. Er integriert diese in den normalen Arbeitsablauf – sowohl in der Werkstatt als auch auf Baustellen, lobte die Jury

bei der Preisverleihung in München. Marcus Riedel, Geschäftsführer der Holzmanufaktur, berichtete, dass sich die Einbindung dieser Mitarbeiter positiv auswirke: Andere Fachkräfte werden entlastet, die Effizienz wird gesteigert und die Teamdynamik gefördert.

Durch das Aufteilen der Arbeiten und etwas Unterstützung wurden die neuen Kollegen geduldig an die Aufgaben herangeführt:

„Wir haben sie in ihren Fähigkeiten bestärkt, sie motiviert, respektiert sowie gefördert und gefordert“, erklärt Riedel.

Ein Mitarbeiter, der mit einem Behinderungsgrad von 90 Prozent aus einer Behindertenwerkstatt in das Handwerksunternehmen kam, habe sich von einem zurückhaltenden Menschen zu einem selbstbewussten Handwerker entwickelt. (JOH) W

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Meike Lotze-Franke (mit Michael Franke), Zimmerei und Bedachung Lotze-Franke GmbH, Hann. Münden

Preise für clevere digitale Lösungen

Eine Software für die Materialverwaltung und ein selbst programmiertes System für eine Bäckerei. Sechs Unternehmen pitchten live auf der Bühne ihre Ideen.

Grund zur Freude hatten die Sieger des „Pitch im Handwerk“: die Zimmerei Lüddecke aus Sprockhövel (3. v. re.) und die Bäckerei & Konditorei Gnauck aus Ottendorf-Okrilla (4. v. li.)  – hier zusammen mit der Jury auf der Bühne.

Vor dem Publikum und der Jury haben die sechs Finalisten des „Pitch im Handwerk“ auf der Zukunft Handwerk um gleich zwei Preise gepitcht. Der Jurypreis ging in diesem Jahr an die Holzbauprofis, Zimmerei Lüddecke aus Sprockhövel. Den Publikumspreis gewann die Bäckerei & Konditorei Gnauck aus Ottendorf-Okrilla. Ausgetragen wurde das Pitch-Finale am 13. März live auf der IKK-classic-Bühne. Es stand unter dem Motto „Stolz, im Handwerk zu gestalten“. Die Sieger-Projekte erhielten je ein Preisgeld von 5.000 Euro – zur Verfügung gestellt vom Verein zur Förderung des Handwerks.

Jurypreis: Effiziente Materialbeschaffung Von Handwerkern für Handwerker: Mit „MaterialMeister“ will Peter Schmücker von die Holzbauprofis die Materialbeschaffung effizienter und transparenter gestalten. Dazu bietet die Plattform eine zentrale und automatisierte Bestellabwicklung und verbindet Handwerker und Lieferanten. Aus Sicht der Jury hat dieser Pitch besonders überzeugt, da die Software nicht nur im eigenen Betrieb nutzbar ist, sondern auch auf andere Unternehmen übertragen werden kann. Diese Skalierbarkeit sei innovativ und davon könnten weitere Handwerksbetriebe profitieren.

Standen in München im Rampenlicht: die sechs Finalisten des „Pitch im Handwerk“.

Publikumspreis: Digitale Lösung Für mehr wertvolle Zeit im Handwerk entwickelte Marlon Gnauck von der Bäckerei und Konditorei Gnauck eine digitale Lösung. Interne Abläufe in Produktion, Verkauf und Kundenberatung wurden dabei intelligent vernetzt. Firmeninhaber Marlon Gnauck programmierte diese Lösung selbst, berichtete er beim Vortrag seines Pitchs. Backstube, Verkaufsraum und Büro sind vernetzt und komplett papierlos. In seinem Betrieb mit elf Mitarbeitenden komme das super an und er sieht sich damit als Vorreiter in seiner Branche.

Weitere Finalisten

ɓ Voigt und Böhm GmbH & Co. KG und Fliesen Götting GmbH & Co. KG aus Hude/Bösel: ein Azubitag als Bereicherung für die Ausbildung in den Bereichen Fliesenleger, Lagerist und Bürokauffrau/-mann. Damit möchten die beiden Fliesenfirmen Voigt und Böhm sowie Götting ihre Azubis zusammenführen und ihnen alle sechs Monate Einblicke in unterschiedliche Arbeitsbereiche ermöglichen. Das kommt bei den Azubis gut an, stärkt die Mitarbeiterbindung und den Austausch untereinander.

ɓ Heeet Holding GmbH aus Siegen: Die Unternehmen Bäcker Haustechnik und Willi Gräf schlugen mehrere Fliegen mit einer Klappe. Eine davon: die Herausforderung der Unternehmensnachfolge. Die Unternehmen fusionierten schließlich zu Heeet und erschufen damit eine neue Marke, die gleichzeitig den Fortbestand des Unternehmens sichern und den Teamgeist stärken soll.

ɓ Holzbau Baden-Württemberg Bildungszentrum aus Biberach: Das Bildungszentrum Holzbau entwickelte eine Web-Anwendung, um Bürokratie abzubauen und Lernprozesse zu optimieren. Mit „kursm.app“ soll die digitale Verwaltung von Nachweisen und Qualifikationen ermöglicht werden. Außerdem stellt die App online Lerninhalte bereit.

ɓ Markus Mack Heizung Sanitär e. K. aus Michelbach an der Bilz: Für die Nachwuchsgewinnung setzt Mack SHK auf kreative Social-Media-Formate. Ziel ist es, mehr Sichtbarkeit zu generieren und junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. (JOH/JA) W

„Vielleicht

Fake-Bewertungen gelöscht

Ein paar gefälschte Ein-Stern-Rezensionen genügten, um die GoogleBewertung von Hannes Liebenow herunterzuziehen. So hat sich der Handwerker dagegen gewehrt.

JÖRG WIEBKING

An einem Abend Anfang Februar piepte das Handy von Hannes Liebenow im Minutentakt: „Da kam plötzlich eine schlechte Google-Bewertung nach der anderen“, berichtet der Geschäftsführer der L&S Autowerkstatt in Oldenburg. Gute Google-Bewertungen sind für seinen Betrieb wichtig – und die hatte Liebenow bis dahin auch: 4,7 Sterne waren es bis zu diesem Abend.

Dann sank der Wert innerhalb weniger Minuten auf 4,4 Sterne. Der Grund: sechs neue Bewertungen mit jeweils nur einem von fünf Sternen. Dazu immer ein bis zwei Sätze wie „Leider sehr unzufrieden“, „Schlechter Service“ oder „Leider wenig Kompetenz in der Beratung ziehen ein über den Tisch. Hätte auch weniger als ein Stern gegeben wenn das möglich wäre“ (Rechtschreibfehler wurden übernommen).

„Ich habe richtig Panik bekommen“, erinnert sich der Handwerker. „Ich ärgere mich schon über eine schlechte Bewertung und versuche, auf solche Kunden einzugehen.“ Das war diesmal jedoch nicht möglich. Denn anders als in früheren Fällen konnte Liebenow diese Bewertungen keinem Kunden in der Datenbank des Unternehmens zuordnen.

„Ich habe richtig Panik bekommen.“

Hannes Liebenow,

Geschäftsführer der L&S Autowerkstatt in Oldenburg

Unseriöse Anbieter im Spiel?

Liebenow hat eine Vermutung, wer dahintersteckt: „Ich erhalte regelmäßig Anrufe von irgendwelchen Firmen, die mir die Löschung schlechter GoogleBewertungen anbieten“, berichtet der Handwerker. Meistens habe er solche Anrufer schnell abgewimmelt, doch Anfang Februar sei er bei einem besonders hartnäckigen Anrufer „richtig sauer“ geworden und habe ihm die Meinung gesagt. Ein paar Tage später habe er die schlechten Bewertungen erhalten – und kurz danach den nächsten Anruf eines solchen Anbieters.

„Vielleicht waren die Fake-Rezensionen ein Versuch, mich unter Druck zu setzen“, vermutet Liebenow. Diesem letzten Anrufer habe er mit einer Strafanzeige gedroht, berichtet der Unternehmer. Auch die falschen Bewertungen hat er online mit einem Hinweis auf die Staatsanwaltschaft beantwortet. Seitdem sei Schluss mit schlechten FakeBewertungen gewesen.

Google löscht Fake-Bewertungen

Gleichzeitig meldete Liebenow die falschen Bewertungen bei Google und forderte deren Löschung. Rund vier Wochen musste sich der Unternehmer gedulden – dann entfernte Google diese Bewertun-

Foto: Jörg
Wiebking
waren die Fake-Rezensionen ein Versuch, mich unter Druck zu setzen“, vermutet Hannes Liebenow.

gen aus seinem Online-Profil und verschaffte ihm so wieder die 4,7 Sterne.

Deutlich schneller reagierten einige von Liebenows Kunden: Als sie von dem Problem erfuhren, konterten sie auf Google mit ihren eigenen Erfahrungen. „Bin seit Jahren Kunde bei LuS, sehr netter Service, kompetent und auch mit durchdachten Lösungen. Preislich korrekt“, schreibt einer. Ein anderer kommentiert: „Ich habe meinen Anhänger kaputt gemacht, musste ihn in diese Werkstatt bringen und war anschließend sehr begeistert, weil sie ihn in kürzester Zeit repariert haben, sodass ich ihn für die Baustelle weiter nutzen konnte.“ Insgesamt 18 neue Bewertungen mit viel Lob und jeweils fünf Sternen kamen so zusammen. Über die Solidarität seiner Kunden habe er sich „sehr gefreut“, sagt Liebenow. Und natürlich auch darüber, dass die Fake-Bewertungen dadurch schnell in den Hintergrund gerückt sind.

Tipps vom Anwalt

Nicht immer geht der Stress mit falschen GoogleBewertungen so glimpflich aus. Doch welche Möglichkeiten haben Handwerker, sich dagegen zu

„Vor einer Klage sollten Betroffene Google zur Löschung auffordern.“
Christian Solmecke, Rechtsanwalt

wehren? Rechtsanwalt Christian Solmecke von der Kanzlei Wbs.Legal in Köln weiß, was zu tun ist. Eine Klage gegen eine Google-Bewertung sei möglich, „wenn die Bewertung falsche Tatsachenbehauptungen enthält, die der eigenen Reputation schaden, das Persönlichkeitsrecht verletzen oder wenn sie beleidigend, verleumderisch oder datenschutzrechtlich unzulässig ist“. Zudem sei eine Klage möglich, wenn die Bewertung von jemandem stammt, der gar kein Kunde war. „Vor einer Klage sollte jedoch zunächst versucht werden, die Bewertung außergerichtlich durch Google entfernen zu lassen“, rät Solmecke.

Betroffene müssten sich zudem entscheiden, ob sie Google verklagen wollen oder direkt gegen den Bewertenden vorgehen. „In den meisten Fällen ist es sinnvoller, Google zu verklagen, da die Bewerter häufig anonym sind und schwer identifiziert werden können“, sagt der Jurist. „Falls der Bewerter bekannt ist, kann auch gegen diesen direkt vorgegangen werden, insbesondere wenn es um unwahre Tatsachenbehauptungen oder ehrverletzende Aussagen geht. Dies sollte immer vorab mit einem Rechtsanwalt besprochen werden.“ W

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Fachkräfte aus dem Ausland einsetzen

Wenn

Handwerker Leiharbeiter oder Subunternehmer

aus dem EU-Ausland engagieren, müssen sie rechtlich einiges beachten. Worauf kommt es dabei an?

JÖRG WIEBKING

Seit einiger Zeit häufen sich in Handwerksbetrieben die Angebote für Fachkräfte aus Polen und anderen EU­Staaten. Manche Betriebe nutzen diese Möglichkeit als Lösung für den Fachkräftemangel. Andere lassen die Finger davon – aus Sorge vor rechtlichen Fallstricken. Dabei unterscheide sich der Einsatz von Leiharbeitern oder Subunternehmern aus dem EU­Ausland in wesentlichen Punkten kaum von der Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen, sagt die Juristin Cornelia Höltkemeier von der Landesvereinigung Bauwirtschaft Niedersachsen.

1. Entscheidung: Leiharbeit oder Subunternehmer?

Was erwarten Sie für Ihren Betrieb von der Hilfe aus dem Ausland: Benötigen Sie Fach­ oder Hilfskräfte, die Ihr Team flexibel unterstützen? Oder wollen Sie Teilleistungen komplett vergeben? Das sei der Unterschied zwischen Leiharbeitern und Subunternehmern, sagt Höltkemeier:

ɓ Leiharbeit mit Überlassungsvertrag: Leiharbeiter setzen Sie flexibel in Ihrem Betrieb ein, teilen ihnen Aufgaben zu und erteilen ihnen Weisungen. Es handelt sich um eine sogenannte Arbeitnehmerüberlassung. Der Verleiher schuldet Ihnen die Überlassung von Arbeitskräften. Dafür schließen Sie einen Überlassungsvertrag mit dem Verleiher. In dem Vertrag müssen entliehene Mitarbeitende namentlich genannt werden. Derselbe Mitarbeitende darf maximal 18 Monate an denselben Betrieb entliehen werden.

ɓ Subunternehmer mit Werkvertrag: Wenn Sie einen Subunternehmer mit der Ausführung einer abgeschlossenen Teilleistung beauftragen, handelt es sich um einen Werkvertrag. Der Subunternehmer schuldet Ihnen den

Erfolg und muss selbst entscheiden, wie er seinen Auftrag erfüllt. Das arbeitsrechtliche Weisungsrecht über die eingesetzten „fremden“ Mitarbeitenden bleibt beim Subunternehmer.

Handwerker müssten genau überlegen, was sie benötigen, sagt die Juristin. Probleme ergäben sich dann, wenn auf dem Papier ein anderer Vertragstyp vereinbart wird, als er dann in der Praxis tatsächlich gelebt wird.

2. Illegale Arbeitnehmerüberlassung vermeiden

Die „größte Gefahr“ für Handwerksbetriebe sei dabei eine illegale Arbeitnehmerüberlassung, so Höltkemeier. Die Folgen wären gravierend: Der Handwerker müsste Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen, und die Arbeitskräfte hätten einen Beschäftigungsanspruch gegenüber dem Betrieb. Zu illegaler Arbeitnehmerüberlassung komme es vor allem in diesen Fällen: ɓ Sie haben einen Werkvertrag mit dem Subunternehmer geschlossen, in der Praxis setzen Sie die fremden Arbeitnehmer aber so ein, als seien es Ihre eigenen – übernehmen also auf der Baustelle die komplette Arbeitgeberrolle. Weil Sie zum Beispiel die Mitarbeitenden des Subunternehmers nach und nach in die Arbeitsabläufe Ihres Handwerksbetriebs

Verlockende Angebote für Leiharbeit aus dem Ausland? Ob sie zu Haftungsproblemen führen, hängt von der Vertragsgestaltung ab.

„Der Einsatz von Leiharbeitern oder Subunternehmern aus dem EU-Ausland unterscheidet sich in wesentlichen Punkten kaum von der Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen.“

Cornelia Höltkemeier, Landesvereinigung Bauwirtschaft Niedersachsen

Foto:
Medienzunft Berlinstock.adobe.com

integrieren und ihnen direkte Arbeitsanweisungen erteilen zum „wann, wo und wie“ ihrer Arbeitsleistung.

ɓ Der Personaldienstleister hat keine Erlaubnis der Arbeitsagentur zur Arbeitnehmerüberlassung.

Dabei gebe es keinen Unterschied zum EU­Ausland, sagt Höltkemeier. Die Unterscheidung zwischen Werkvertrag und Arbeitnehmerüberlassung erfolge nach den gleichen Beurteilungskriterien – egal, ob der Vertragspartner seinen Sitz in Deutschland, Polen oder einem anderen EU­Staat hat.

3. Subunternehmer: Scheinselbstständigkeit vermeiden

Bei Werkverträgen mit Subunternehmern ist zudem Scheinselbstständigkeit eine Gefahr. Auch dabei gelten für Subunternehmer aus dem EU­Ausland die gleichen Regeln wie für deutsche Auftragnehmer, sagt Höltkemeier.

Fälle von Scheinselbstständigkeit betreffen häufig Solo­Selbstständige. Entscheidend sei immer,

Illegale Arbeitnehmerüberlassung ist „eine große Gefahr“.
Cornelia Höltkemeier, Landesvereinigung Bauwirtschaft Niedersachsen.

ob ein Auftragnehmer tatsächlich oder nur formal selbstständig ist:

ɓ Selbstständige Subunternehmer entscheiden selbst über ihre Arbeitszeit, verfügen über eigene Arbeitskleidung und Werkzeug und unterliegen bei der Ausführung des Auftrags keinen Weisungen des Auftraggebers.

ɓ Scheinselbstständig ist hingegen, wer voll in den Betrieb des Auftraggebers integriert ist.

Auch Scheinselbstständigkeit käme den beauftragenden Handwerker teuer zu stehen: Er müsste Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen und der Subunternehmer hätte einen möglichen Beschäftigungsanspruch als Arbeitnehmer.

4. Subunternehmer aus der EU: Erlaubnis kontrollieren

Geht es um einen Werkvertrag über Leistungen in einem zulassungspflichtigen Gewerk?

ɓ Subunternehmer mit Sitz im EU­Ausland benötigen eine sogenannte Dienstleistungsanzeige einer deutschen Handwerks­

kammer. Diese erhalten sie, wenn sie eine EU­Bescheinigung vorlegen.

ɓ Subunternehmer mit einer Niederlassung oder Betriebsstätte in Deutschland müssen in der Handwerksrolle eingetragen sein.

Bei zulassungspflichtigen Leistungen sollte der deutsche Handwerksbetrieb prüfen, ob der Subunternehmer die Erlaubnis der Kammer hat oder dort eingetragen ist, sagt Höltkemeier. Bei der Vergabe von Aufträgen in nicht meisterpflichtigen Gewerken gebe es hingegen keine Genehmigungspflicht.

5. Haftungsfallen vermeiden

Kontrollieren sollten Handwerksbetriebe zudem die Zahlung von Mindestlöhnen, Sozialversicherungsbeiträgen und Sozialkassenbeiträgen, sonst haften sie für diese Zahlungen mit, warnt Höltkemeier. Mindestlohn: Ausländische Personaldienstleister und Subunternehmer müssen ihren Mitarbeitenden während des Einsatzes in Deutschland die hier geltenden Mindestlöhne zahlen:

ɓ Die Untergrenze ist der im Mindestlohngesetz festgelegte Stundenlohn.

ɓ Für bestimmte Gewerbe gelten gemäß Arbeitnehmerentsendegesetz höhere

Ausländische Personaldienstleister und Subunternehmer müssen ihren Mitarbeitenden während des Einsatzes in Deutschland die hier geltenden Mindestlöhne zahlen.

branchenspezifische tarifliche Mindestlöhne, zum Beispiel im Bauhauptgewerbe und Baunebengewerbe.

ɓ Arbeitskräfte haben zudem Anspruch auf die in allgemeinverbindlichen Tarifverträgen vorgesehenen Überstundensätze und Zulagen. Diese Zulagen dürfen nicht mit Kosten für Unterkunft, Reise oder Verpflegung verrechnet werden.

ɓ Ebenso wenig dürfen Arbeitgeberanteile an den Sozialversicherungsbeiträgen auf den Mindestlohn angerechnet werden.

Sozialversicherungsbeiträge: Auch für die Zahlung der Sozialversicherungsbeiträge kann ein beauftragender Handwerksbetrieb haftbar gemacht werden. Eine A1­Entsendebescheinigung des jeweiligen Landes dient als Nachweis, dass der Auftragnehmer die Beiträge ordnungsgemäß entrichtet.

Sozialkassen: Ausländische Subunternehmer können zu Zahlungen an Sozialkassen verpflichtet sein. Falls sie dieser Pflicht nicht nachkommen, könnte eine Sozialkasse Beiträge vom deutschen Einsatzbetrieb im Rahmen der Bürgenhaftung verlangen, warnt Höltkemeier. Eine Enthaftung sei nur durch Vorlage einer entsprechenden Bescheinigung der Sozialkasse möglich. W

Polnische Leiharbeiter – „das konnte ich mir nicht vorstellen“

Strategiewechsel im Elektrofachbetrieb von Michael Huwald: Seit Mitte 2024 setzt der Handwerksbetrieb regelmäßig Fachkräfte aus Polen ein. „Früher konnte ich mir das nicht vorstellen. Ich wollte immer alle Aufträge mit unseren eigenen Leuten umsetzen“, berichtet der Geschäftsführer der Elektro Rieger GmbH im niedersächsischen Langenhagen. Aber das sei durch den Fachkräftemangel „nicht mehr möglich“, sagt Huwald. Leicht sei ihm der Wechsel nicht gefallen, obwohl andere Betriebe „das schon sehr viel länger machen“. Den Ausschlag habe ein Mitarbeiter gegeben: „Einer unserer Bauleiter wurde auf einer Baustelle von einem Unternehmer aus Polen direkt angesprochen“, berichtet Huwald. „Unser Bauleiter spricht Polnisch

und hatte einen guten Eindruck. Da haben wir es ausprobiert.“ Seitdem verstärken regelmäßig sechs bis zehn Fachkräfte aus Polen das Team, „je nach Bedarf“. Die Akzeptanz sei hoch, der Umgang miteinander wertschätzend.

Das polnische Unternehmen, mit dem der Handwerksbetrieb zusammenarbeitet, ist ein Personaldienstleister. „Das ist klassische Leiharbeit“, sagt Huwald. Dafür habe der Dienstleister die notwendige Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung. Vor dem Einsatz prüfen Huwald und seine Bauleiter noch einige Unterlagen selbst:

ɓ A1-Bescheinigung: Sie ist der Nachweis, dass die Kollegen in Polen sozialversichert sind.

ɓ Mindestlohn-Bescheinigung: Sie dient als Nachweis, dass die Leiharbeiter von ihrem Arbeitgeber mindestens den im allgemeinverbindlichen „Tarifvertrag über ein Mindestentgelt in den Elektrohandwerken“ geregelten Mindestlohn erhalten.

ɓ Persönliche Papiere: „So können wir nachvollziehen, dass tatsächlich derjenige für uns arbeitet, den wir in unseren Unterlagen führen“, sagt Huwald.

Diese Kontrollen seien erforderlich, um sich gegen Haftungsansprüche für Sozialversicherungsbeiträge und Mindestlöhne zu schützen. Dazu gehören auch Arbeitszeitkontrollen, „genau wie bei unseren eigenen Jungs“. Die konkreten Aufgaben verteilen die Bauleiter auf den Baustellen an die polnischen und deutschen Kollegen. Huwalds Tipp zur Vermeidung von Missverständnissen: „Man sollte die Aufgaben klar definieren und nach Arbeitsbeginn schnell kontrollieren, ob alles richtig verstanden wurde.“

Finanzielle Vorteile biete der Einsatz polnischer Fachkräfte nicht, betont der Handwerksunternehmer – jedenfalls nicht im Kostenvergleich mit angestellten Gesellen. (JW)

Foto: Janko Woltersmann

KIRCHENTAG

Handwerker-Gottesdienst am 3. Mai

Der Deutsche Evangelische Kirchentag (vom 30. April bis 4. Mai in Hannover) wird von der Arbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche begleitet. Sie lädt am Samstag, den 3. Mai, um 11 Uhr zu einem Handwerks-Gottesdienst ein. Die Einladung gilt „Handwerkerinnen und Handwerkern aller Gewerke, Auszubildenden, Mitarbeitenden der Handwerksorganisationen

sowie allen, die sich dem Handwerk verbunden fühlen“.

Der Gottesdienst findet in der Basilika St. Clemens am Platz an der Basilika 1 in Hannover statt. Ein Ticket für den Kirchentag sei nicht erforderlich. Das Motto des Gottesdienstes nimmt den Satz der neuen Kampagne des Handwerks auf: „Wir können alles, was kommt.“ (JA)

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Eine Betriebsübergabe erfolgreich abzuschließen, erfordert Vertrauen und transparente Kommunikation.

Nachfolger im Betrieb finden

Den Betrieb an einen Mitarbeiter zu übergeben, kann viele Vorteile haben. Doch im Prozess sind Vertrauen und Kommunikation gefragt. Unsere Checkliste hilft Ihnen weiter.

Achtung, da steckt viel Herzblut drin: Den eigenen Betrieb an einen Nachfolger zu übergeben, ist für Unternehmer im Handwerk nicht immer leicht. Wichtig ist es deshalb, den richtigen Nachfolger zu suchen. Der könnte sich im eigenen Team finden lassen. „Wenn es einen passenden Kandidaten gibt, kann das enorme Vorteile haben“, sagt Dirk Lebeda, Nachfolgemoderator bei der Handwerkskammer Osnabrück­Emsland­Grafschaft Bentheim. „Er kennt den Betrieb, die Abläufe, die Kunden und das Team.“ Doch gerade bei der Nachfolgersuche im eigenen Team sei Fingerspitzengefühl gefragt, betont der Berater. Worauf sollten Sie achten? Diese Checkliste hilft Ihnen weiter.

Check 1: Selbstanalyse

„Der erste Schritt in bei einer Betriebsübergabe ist immer eine Selbstklärung des Übergebers, ganz egal, wer den Betrieb übernehmen soll“, sagt Lebeda. „Legen Sie für sich einen Plan A fest, wie es optimal laufen sollte.“

Die Handwerkskammern bieten sich für einen solchen Selbstcheck als Sparringspartner an, betont der Moderator. „Nutzen Sie diese Möglichkeit, damit Sie keine wichtigen Punkte vergessen.“

Check 2: Team

Sind Sie sich darüber im Klaren, was Sie wollen, können Sie Ihre Mitarbeiter an diesem Plan A messen: Haben Sie jemanden dabei, der das nötige Potenzial mitbringt? „Kümmern Sie sich rechtzeitig um eine solche Mitarbeiteranalyse“, rät Lebeda. Es könne sein, dass ein

vielversprechender Kandidat auch frisch aus der Ausbildung kommt. „Wenn Sie aber schon im nächsten Jahr übergeben wollen, können Sie ganz junge Leute nicht berücksichtigen.“ Er empfiehlt, die infrage kommenden Mitarbeiter mit einer Checkliste zu prüfen:

ɓ Hat er oder sie die notwendigen fachlichen Qualifikationen – vom Meisterbrief bis zur Kenntnis aller Aufgaben im Betrieb?

ɓ Hat der potenzielle Nachfolger Kenntnisse über Betriebswirtschaft? Kann er oder sie mit Kunden und Lieferanten umgehen?

ɓ Wie sieht’s aus mit Führungskompetenz? Wird er im Team akzeptiert? Kann sie Entscheidungen treffen und durchsetzen?

ɓ Wichtig ist auch die Bereitschaft, Risiken einzugehen, sich auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten zu engagieren und mit Druck umzugehen.

Check 3: Kontaktaufnahme

Sie haben einen Kandidaten gefunden? „Das erste Gespräch ist ein sensibler Zeitpunkt im Prozess und sollte sehr gut vorbereitet sein“, sagt Lebeda. Das bedeutet:

ɓ Laden Sie Ihren Top­Kandidaten zu einem günstigen Zeitpunkt zu einem Mitarbeitergespräch und machen Sie mit der Einladung klar, dass es um ein positives Thema gehen soll.

ɓ Legen Sie für sich fest: Was will ich im Gespräch erreichen? Welche Fragen will ich stellen?

„Steigen Sie wertschätzend in das Gespräch ein, um Ihren Mitarbeiter nicht abzuschrecken“, rät Lebeda.

Zum Beispiel so: „Ich bin jetzt 58 und möchte irgendwann in Rente gehen. Deshalb möchte ich jetzt schon langfristig meine Nachfolge planen. Könntest Du Dir eine Selbstständigkeit hier im Betrieb grundsätzlich vorstellen? Ich würde Dir das zutrauen.“ Wahrscheinlich hat Ihr Mitarbeiter nun viele Fragen. „Jetzt zahlen sich die gute Vorbereitung und die langfristige Planung aus“, sagt Lebeda. „Ihr Mitarbeiter muss nicht schnell entscheiden. Es ist genug Zeit, um eventuelle Wissenslücken zu schließen.“

Ein Thema sollten Sie beim ersten Gespräch aussparen: „Reden Sie noch nicht über Zahlen, selbst wenn die Frage kommt“, betont der Moderator. „Wichtiger sind am Anfang die Persönlichkeit und die Motivation des Mitarbeiters. Das Finanzielle können Sie später klären.“ Signalisiert Ihr Mitarbeiter Interesse, legen Sie den nächsten Gesprächstermin fest.

Check 4: Übergabefahrplan

Um einen strukturierten Übergang zu schaffen, rät Lebeda dazu, einen detaillierten Übergabefahrplan zu erstellen: Was kommt wann auf uns zu? „Hier ist es auf jeden Fall hilfreich, externe Unterstützung wie bei den Handwerkskammern zu suchen“, betont er. Der Vorteil: Der Übergabefahrplan zeige beiden immer, an welchem Punkt sie im Prozess stehen und was die nächsten konkreten Schritte sind. „Natürlich kann sich der Fahrplan im Laufe der Zeit verändern. Wichtig ist es deshalb, dass beide Seiten daran arbeiten und im Gespräch bleiben, damit sich die Vorstellungen nicht auseinanderentwickeln.“

Jetzt ist auch der Zeitpunkt gekommen, ganz konkrete Hürden anzusprechen: Welche Fortbildungen könnte der Übernahmekandidat brauchen? Welche finanziellen Vorstellungen habe ich und welche Modelle kommen infrage? Wie sieht meine Rolle nach der Übergabe aus? Wie und wann kommunizieren wir die Übergabe gegenüber dem Team und den Kunden? Wie soll die Einarbeitung aussehen?

Check 5: Ausstiegsszenario Zu einem Prozess gehört auch, dass er scheitern kann. „Wenn beide Parteien auch darüber sprechen, dass solch ein Prozess scheitern kann, nimmt das unter Umständen viel Druck“, sagt Lebeda. Es könne immer sein, dass sich die Umstände ändern, bei beiden: Sie wollen doch länger im Betrieb bleiben, bei Ihrem Mitarbeiter ändert sich die familiäre Situation. „Es muss möglich sein, die Übergabe positiv zu beenden, wenn es nicht mehr zu 100 Prozent passt.“

Ohne diesen Druck könne der Prozess sogar richtig Spaß machen, betont der Nachfolgemoderator. „Man arbeitet gemeinsam an der Strategie des Betriebs und hat gleichzeitig einen Plan für den Fall, dass der Nachfolgeprozess letztendlich doch nicht zur geplanten Übernahme führt.“ W

„Erstellen Sie einen detaillierten Übergabefahrplan und bleiben Sie

im

Gespräch.“

Dirk Lebeda, Nachfolgemoderator

„Unabhängige Beratung wichtig“

Marcel Dieckmann (Foto) arbeitete schon seit 30 Jahren bei Holzbau Wagemester, als sein Chef ein großes Thema ansprach: Ob er sich vorstellen könnte, den Betrieb zu übernehmen? Er selbst wolle aufhören. Ein anderer Nachfolger sei nicht in Sicht.

Marcel Dieckmann und seine Frau Tanja machten sich die Entscheidung nicht leicht, auch wenn die Voraussetzungen gut waren: Er kannte das Unternehmen gut, die Kunden und das Team. Tanja Dieckmann könnte sich mit ihrer kaufmännischen Ausbildung um Einkauf und Buchhaltung kümmern. „Ich wollte außerdem nach so langer Zeit im Betrieb ungern wechseln“, sagt der 46-Jährige.

Doch die ersten Gespräche mit dem alten Chef blieben ohne Ergebnis. „Wir haben dann die Handwerkskammer mit an den Tisch geholt“, berichtet Dieckmann. „Für mich war es wichtig, eine unbeteiligte Person mit dabei zu haben, die auch weiß, wie man so eine Übergabe angeht und wie es am besten läuft.“

Schließlich seien viele Details zu klären und nicht zuletzt auch wichtige finanzielle Fragen. Ein genauer Fahrplan wurde aufgestellt und Schritt für Schritt abgearbeitet. Schon nach einem halben Jahr war die Übernahme perfekt: Seit Sommer 2023 leiten die Dieckmanns den Betrieb.

Für Marcel Dieckmann war es wichtig, dass nicht nur der alte Inhaber, sondern auch das Team ihn als neuen Chef akzeptiert. „Ich habe die anderen gefragt, ob sie bleiben, wenn ich übernehme – ohne Leute hätte ich ja nicht weitermachen können.“ Bewusst habe er auch den Namen Holzbau Wagemester beibehalten, „das war für den Kundenstamm besser“.

Doch es hat sich auch vieles verändert: „Wir haben ein bisschen Gas gegeben“, drückt Dieckmann es aus. Mehr Marketing, auch über Social Media, und neue Geschäftsfelder sorgten für mehr Arbeit und ein wachsendes Team. (KW)

Foto: Dirk

Ein klares Nein zu diesen Kundenwünschen

Der Kunde ist König, auch im Handwerk. Aber es gibt Forderungen, die Grenzen überschreiten. Bei diesen fünf Kundenwünschen sollten Sie das Stoppschild zeigen.

KATHARINA WOLF

Kundenwünsche – klar, die erfüllen wir gern! Viele Handwerksbetriebe haben sich eine klare Kundenorientierung auf die Fahne geschrieben. Aber es gibt Punkte, zu denen Sie Nein sagen sollten.

1. Schwarzarbeit

Während der Arbeiten an einer Baustelle nimmt Sie der Kunde zur Seite: „Sagen Sie mal, können Sie nicht einen Teil ohne Rechnung erledigen? Damit fahren wir doch beide besser.“ Verschwörerisches Zwinkern inklusive. „Auf so ein Angebot sollten Sie keinesfalls eingehen“, sagt Maik Hensel, Handwerksunternehmer und Kommunikationsberater aus Gummersbach.

Schwarzarbeit mag verlockend erscheinen, weil Sie Steuern und Sozialabgaben „sparen“. Es handelt sich aber um eine Straftat, mindestens aber um eine Ordnungswidrigkeit. Die Strafen sind hoch – es drohen Geld- oder sogar Haftstrafen.

„Zu bestimmten Kunden darf man einfach Nein sagen.“
Maik Hensel, Handwerksunternehmer und Kommunikationsberater

Tipp: Freundlich, aber bestimmt ablehnen: „Ohne Rechnung geht bei uns leider gar nichts.“

2. Gewerkefremde Aufgaben

Auf der Baustelle ist ein Malerbetrieb tätig, doch auch eine Badsanierung steht an. „Sie machen doch gute Arbeit“, sagt der Kunde. „Können Ihre Leute das Bad nicht auch schnell fliesen?“

Gewerkefremde Aufgaben übernehmen? Die Handwerksordnung erlaubt in § 5 solche Arbeiten, wenn sie mit dem Leistungsangebot des Gewerbes technisch oder fachlich zusammenhängen oder es wirtschaftlich ergänzen. Vielleicht gehören die gewünschten Aufgaben ohnehin zu Ihrem Geschäftsmodell? Ansonsten rät Handwerker Hensel zur Vorsicht: „Wenn ich für Arbeiten in die Gewährleistung gehen muss, auf die ich nicht spezialisiert bin, wäre mir das Risiko zu groß.“

Tipp: Empfehlen Sie einen Kollegen aus dem passenden Gewerk. Wenn Sie direkt einen Kontakt

Bei manchen Kundenwünschen helfen nur klare Worte.

herstellen können, haben Sie einen Kundenwunsch erfüllt, ohne ins Risiko zu gehen.

3. Verstoß gegen Ihre Werte

Der Kunde braucht einen Tischler, die Tür ist kaputt. „Wir möchten aber nicht, dass Ausländer kommen. Schicken Sie einen Deutschen.“ Wenn der Kunde mit seinen Wünschen gegen Ihre Werte und Ihre Unternehmenskultur verstößt, sich rassistisch äußert und damit Ihr Team beleidigt, sollten Sie ruhigen Gewissens den Auftrag ablehnen, so Hensel. „Zu bestimmten Kunden darf man einfach Nein sagen.“

Tipp: Schützen Sie Ihre Werte. Sie müssen nicht jeden Auftrag annehmen.

4. Preise drücken im letzten Moment

Der Auftrag ist klar und das Angebot so gut wie unterschrieben. Doch plötzlich hat der Kunde wieder Bedenken – wegen des Preises. „Können wir da nicht noch was machen?“ Sie stehen unter Druck, denn Sie haben schon viel Arbeit in den Auftrag gesteckt und wollen ihn unter Dach und Fach bringen.

„Lassen Sie sich nicht auf solche Preisdrückereien ein“, rät Hensel. „Wenn Sie im Verkaufsgespräch klar Ihren Preis angesprochen haben, müssen Sie darauf nicht eingehen.“

Tipp: Sie können mit Humor reagieren: „Beim Preis was machen? Ja, den können wir bunt anmalen.“ Oder die Konsequenzen aufzeigen: „Ja, aber dann können wir leider auch nicht alle Arbeiten erledigen.“ Machen Sie freundlich, aber bestimmt klar, dass es Ihre qualitativ hochwertige Leistung nur zum vereinbarten Preis gibt.

5. Unrealistischer Zeitplan

Natürlich möchte jeder Kunde, dass sein Auftrag schnell erledigt wird. Aber manche machen plötzlich enormen Zeitdruck: „Wir haben eine Feier. Bis dahin soll alles fertig sein – am besten übers Wochenende.“

Da müsse man überlegen, meint Handwerksunternehmer Hensel: „Wollen Sie Ihr Wochenende opfern? Wie sieht es im Team aus – sind Ihre Leute auch dabei?“ Schließlich sei die Firma nicht alles. „Flexibilität ist wichtig, aber Sie sollten Ihre Grenzen und die Ihres Teams kennen“, so Hensel.

Anders sehe es aus, wenn der Zeitplan völlig utopisch ist, weil die Arbeiten nun mal nicht so schnell zu erledigen sind, oder Ihr Terminkalender voll ist. „Das sollten Sie sofort kommunizieren, damit es keine Missverständnisse gibt“, so Hensel.

Tipp: Wenn es zu Ihrer Firmenkultur passt, auch mal am Wochenende zu arbeiten, dann können Sie das tun. Aber nicht vergessen: Wenn etwas schnell fertig werden muss oder am Wochenende gearbeitet werden soll, darf das auch extra kosten. W

„Lassen Sie sich nicht auf Preisdrücke­

reien ein. Wenn Sie im Verkaufsgespräch klar Ihren Preis angesprochen haben, müssen Sie darauf nicht eingehen.“

Maik Hensel, Handwerksunternehmer und Kommunikationsberater

Nicht um jeden Preis!

Ab und zu erreichen

Tina Bormann (Foto) eilige Anfragen von Kunden. Doch gilt in der Natursteinwerkstatt Bormann in Hann. Münden das Prinzip „wer zuerst kommt, wird zuerst bedient“. „Wir arbeiten in einem sehr emotionalen Bereich, weshalb aus Kundensicht das eigene Anliegen immer besonders dringlich ist“, sagt Bormann, die in dem Unternehmen für das Büro und die Organisation verantwortlich ist. Dennoch könne sie nicht die einen Kunden den anderen vorziehen und Letzteren eine noch längere Wartezeit zumuten.

Die Anzahl der Unternehmen nehme ab und die Nachfrage nach Handwerksleistungen zu. Qualität gehe in dem Betrieb, den ihr Mann führt, vor Schnelligkeit. Ausnahmen gebe es in dem Steinmetzunternehmen dennoch: Wurde beispielsweise vergessen, einen Beisetzungstermin mitzuteilen, entladen die Bormanns auch mal einen fertig gepackten Lkw und setzen alle Hebel in Bewegung. Denn die Vorbereitung einer Grabstätte für die Beisetzung könne nie warten. In aller Regel haben die Kunden aber Verständnis, wenn geplante Arbeiten dafür verschoben werden müssen.

Es komme manchmal auch dann zu Wartezeiten, wenn Lieferanten bestellte Materialien für den Auftrag nicht zeitnah genug liefern können. „Wir kommunizieren offensiv in der Auftragsbestätigung, dass wir auf Lieferzeiten keinen Einfluss haben“, sagt Tina Bormann.

Dem Wunsch nach Preisnachlass aus diesem Grund könnten sie nicht nachkommen. Aber sie seien stets um eine einvernehmliche Lösung und einen höflichen Tonfall bemüht. „Wir schätzen unsere Kunden und haben großes Verständnis für ihren Wunsch nach Fertigstellung der Arbeit.“ Um bei 70 Wochenarbeitsstunden gesund zu bleiben, haben Peter und Tina Bormann vor einiger Zeit beschlossen, das Wochenende von Beratungsterminen auszunehmen. Hier ziehen sie mittlerweile eine klare Grenze. (JA)

Foto: Franz Fender

Foto: Dilok -

Preise rauf? Was Kunden verdienen

Sie fragen sich, ob sich Ihre Kunden eine Preiserhöhung leisten könnten? Dann hilft ein Blick auf deren Einkommen – und auf die wichtigsten Einkommensfaktoren.

Hochschulabschluss, Berufserfahrung oder Personalverantwortung? All das hat Einfluss auf die Gehälter Ihrer Kunden.

Tipps für Ihre Preisstrategie finden Sie regelmäßig auf handwerk.com. Dabei spielen Leistungen, Positionierung, Wettbewerb und Kosten eine Rolle. Doch wie sieht es eigentlich auf der Kundenseite aus? Was können sie sich leisten?

Denn die Zahlungsbereitschaft hängt auch von den Finanzen ab. Einen Anhaltspunkt für verschiedene Berufsgruppen bietet der Gehaltsreport 2025 der Karriereplattform Stepstone. Das mittlere Jahresgehalt (Median­Gehalt) aller Branchen beträgt demnach 45.800 Euro pro Jahr. Median­Gehalt bedeutet: Die Hälfte aller Vollzeitbeschäftigten verdient mehr, die andere Hälfte verdient weniger. Der Report berücksichtigt dabei das Bruttojahresgehalt inklusive Prämien, Provisionen und Boni.

Die Top­Verdiener sind mit Abstand Ärzte. Ihr mittleres Brutto­Einkommen beträgt fast 99.000 Euro pro Jahr. Erst weit dahinter liegen mit 58.000 bis 60.000 Euro jährlich das Finanzund Versicherungswesen, Ingenieure, Unternehmensberater und die Informationstechnologie. Die Gehälter innerhalb der Branchen haben allerdings eine große Spannbreite. Sie hängen ab vom Hochschulabschluss, der Personalverantwortung, der Unternehmensgröße, der Berufserfahrung und auch von der Region.

Gehaltsfaktor #1: Hochschulabschluss Deutlich höher liegen die Gehälter, wenn Ihre Kunden einen Hochschulabschluss haben: Sie verdienen im Durchschnitt 40 Prozent mehr als Arbeitnehmer ohne Hochschulabschluss.

Die Gehälter innerhalb der Branchen haben eine große Spannbreite.

Gehaltsfaktor #2: Berufserfahrung

Entscheidend für die Einkommenshöhe Ihrer Kunden ist auch deren Berufserfahrung. So verdienen Ärzte mit mindestens elf Jahren Berufserfahrung fast doppelt so viel wie Berufsanfänger. In allen anderen Branchen fallen die Zuwächse zwar viel geringer aus, betragen aber durchschnittlich noch 30 Prozent.

Gehaltsfaktor #3: Personalverantwortung

Deutlich überdurchschnittlich verdienen Ihre Kunden in der Regel, wenn sie Personalverantwortung tragen. Solche Gehälter liegen zwischen 9 und 35 Prozent über den Gehältern ohne Personalverantwortung. Einzige Ausnahme: Ärzte mit Personalverantwortung verdienen sogar 56 Prozent mehr.

Gehaltsfaktor #4: Unternehmensgröße

Auch die Unternehmensgröße ist ein wichtiger Gehaltsfaktor: Deutlich über dem Durchschnitt zahlen Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeitenden. Wer in Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden tätig ist, verdient unterdurchschnittlich.

Gehaltsfaktor #5: Region

Auch die Region, in der Ihr Kunde lebt, hat Einfluss auf sein Gehalt. Die durchschnittlich höchsten Gehälter werden in Hamburg, Hessen, Baden­Württemberg, Bayern, Berlin und Bremen gezahlt. Die Schwankungsbreite innerhalb einzelner Branchen ist zum Teil gravierend: So verdienen Mitarbeitende im Finanz­ und Versicherungswesen in Thüringen 21 Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt, in Hamburg erhalten sie dagegen 13 Prozent mehr.

Was übrig bleibt: Netto-Einkommen Was sich ein Kunde leisten kann, hängt natürlich vom Netto­Einkommen ab. Unsere tabellarische Übersicht zeigt, wie viel die Berufsgruppen nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben verdienen. Berechnet haben wir die Werte für einen Haushalt mit einem Verdiener und einem Kind (ohne Kirchensteuer). (JW) W

w Direkt zum Download: Kurzlink svg.to/tabgehkun

Schenkung bleibt steuerfrei

BFH-Urteil: Geschenkte Geschäftsanteile für Mitarbeitende sind kein steuerpflichtiger Lohn, wenn es dabei um die Nachfolge geht.

Der Fall: Eine leitende Mitarbeiterin einer kleineren GmbH soll gemeinsam mit vier weiteren leitenden Mitarbeitern die Unternehmensnachfolge antreten. Die Gesellschafter übertragen jeweils 5,08 Prozent der GmbH per Schenkung an die fünf Führungskräfte. Das Finanzamt behandelt die Schenkung als geldwerten Vorteil, der als Arbeitslohn zu besteuern ist.

Das Urteil: Der Bundesfinanzhof (BFH) gibt den dagegen klagenden Führungskräften recht. Bei dem finanziellen Vorteil aus der

Übertragung der Gesellschaftsanteile handele es sich nicht um einen Ertrag aus nicht selbstständiger Arbeit.

Die Begründung: Auch wenn die Schenkung mit dem Arbeitsverhältnis zusammenhänge, sei sie durch dieses nicht maßgeblich veranlasst, so der BFH.

Entscheidend für die Übertragung sei in diesem Fall die Regelung der Unternehmensnachfolge. Daher stelle die Schenkung keine Entlohnung der leitenden Mitarbeiter für erbrachte oder in Zukunft zu erbringende Dienste dar. Gegen die Vermu-

Schenkungen an Mitarbeitende: Ein steuerpflichtiger geldwerter Vorteil besteht nur, wenn die Schenkung eine Entlohnung für erbrachte oder künftige Dienste ist.

tung von Arbeitslohn spreche auch, dass die Schenkung nicht an den Fortbestand der Arbeitsverhältnisse geknüpft ist und im Vergleich zu den Bruttoarbeitslöhnen der

Beschenkten deutlich aus dem Rahmen fällt. (JW) W

aBFH: Urteil vom 20. November 2024, Az. VI R 21/22

Wie lang darf die Probezeit sein?

Ein Kfz-Meister klagt gegen die Kündigung seines befristeten Arbeitsvertrags. Das BAG gibt ihm aber nur teilweise recht. Warum der Arbeitgeber ihm trotzdem kündigen durfte.

Der Fall: Ein Autohaus stellte einen Kfz-Meister für sechs Monate zur Probe ein. Im befristeten Arbeitsvertrag wurde eine Kündigungsfrist von zwei Wochen über die gesamte Dauer festgeschrieben. Gleichzeitig wurde dem neuen Mitarbeiter eine unbefristete Weiterbeschäftigung in Aussicht gestellt. Eine automatische Verlängerung verabredeten die Parteien aber nicht. Das Autohaus kündigte dem Mann bereits nach zwei Monaten. Dagegen klagte der Entlassene. Die vereinbarte Probezeit sei unverhältnis-

mäßig lang, daher sei die Kündigung unwirksam.

Das Urteil: Die Richter am Bundesarbeitsgericht (BAG) gaben dem Kfz-Meister nur zum Teil recht: Tatsächlich

Auch ein befristeter Arbeitsvertrag kann eine Probezeit enthalten.

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dürfe die Probezeit in einem befristeten Arbeitsvertrag nicht der gesamten Vertragslaufzeit entsprechen. Sie müsse im Verhältnis zur Dauer der Befristung und der Art der Tätigkeit stehen. In diesem Punkt stellte sich das Gericht auf die Seite des Kfz-Meisters. Dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine mögliche Weiterbeschäftigung in den Vertrag aufnahmen, spiele in diesem Zusammenhang keine Rolle.

Allerdings sei der Arbeitgeber trotzdem berechtigt gewesen, das Arbeitsverhältnis zu kündigen, so das

Gericht. Entscheidend war, dass die beiden Parteien im Arbeitsvertrag eine Regelung für eine Kündigung getroffen hatten. Für einen verständigen Arbeitnehmer sei ausreichend klargestellt worden, dass eine Kündigung vor Ablauf der Befristung möglich war, so die Richter. Deshalb hat der Meister nun doch seinen Job verloren – allerdings mit vierwöchiger statt zweiwöchiger Kündigungsfrist. (KW) W

aBAG: Urteil vom 5. Dezember 2024, Az. 2 AZR 275/23

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Bürokratie – und kein Ende in Sicht: Seit Jahren ist die Bürokratiebelastung in niedersächsischen Betrieben die mit Abstand größte Herausforderung.

Es wird Zeit zu handeln!

Betriebe

fordern weniger Bürokratie und Sozialabgaben und hoffen

auf eine Wende in der Wirtschaftspolitik. Das ergibt eine aktuelle NHT-Umfrage.

Politische Themen beschäftigen Unternehmer nach der Bundestagswahl und vor der Bildung einer neuen Regierung offenbar besonders stark. Das zeigt die Resonanz auf die jährliche Blitzumfrage des Niedersächsischen Handwerkstages (NHT) anlässlich der Aschermittwochs­Pressekonferenz. Mehr als 1.300 Betriebe hatten sich daran beteiligt. 95 Prozent von ihnen gaben an, dass der Top­Handlungsschwerpunkt der neuen Bundesregierung auf der Wirtschaftspolitik liegen müsse. „Nur durch eine starke Wirtschaft lassen sich alle anderen politischen Schwerpunkte finanzieren und gestalten“, betonte Hildegard Sander, Geschäftsführerin des NHT, bei der Präsentation der Umfrageergebnisse. Die Bildungspolitik sollte aus Sicht von 67 Prozent

„Jetzt ist die Zeit zu machen.“

Hildegard Sander, Geschäftsführerin des Niedersächsischen Handwerkstages (NHT)

der Befragten besondere Aufmerksamkeit erhalten. „Bildungspolitik wird von vielen Handwerkerinnen und Handwerkern als die nachhaltigste Sozialpolitik eingestuft“, sagte Sander. Sie wies erneut darauf hin, dass es endlich eine Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung geben müsse, die das Handwerk seit Jahren fordere. Der Zuwanderungs­ und Integrationspolitik messen 60 Prozent der Betriebe hohe Bedeutung bei. Das Handwerk sei ein Integrationsmotor. Laut Schätzungen aufgrund des Mikrozensus könne man beispielsweise im Reinigungsgewerbe von 60 Prozent der Beschäftigten mit Migrationsoder Fluchthintergrund ausgehen. Im Hochbau seien es 40 und im SHK­Handwerk geschätzte 20 Prozent.

Fotos: Lena Schöning
Fotografie
MARTINA JAHN

Nicht zuletzt führe ein mangelndes Sicherheitsgefühl bei vielen zum Vertrauensverlust in die staatliche Handlungsfähigkeit. Daher wünschen sich 54 Prozent der Befragten einen künftigen Schwerpunkt auf der Sicherheitspolitik.

Trotz robuster Lage Handlungsbedarf

Auch wenn knapp 77 Prozent der Betriebe die wirtschaftliche Lage noch als gut oder befriedigend einstufen, hat sich der Anteil der negativen Rückmeldungen fast verdoppelt. 40 Prozent der Betriebe erwarten in den kommenden Monaten eine Verschlechterung der Lage, nur 7 Prozent schauen optimistisch in die Zukunft. Die größten Herausforderungen sehen die Betriebe in folgenden Bereichen:

Bürokratie: Mit etwa 80 Prozent hat sich an dem Wert aus 2024 nichts geändert. Die Nerven der Betriebsinhaber seien angespannt und die Forderungen nach weniger Berichtspflichten und der Schaffung digitaler Verwaltungsabläufe ganz aktuell.

Namen und Nachrichten

Kfz-Gewerbe trotzt dem Trend

Hildegard Sander,

des Niedersächsischen Handwerkstages (NHT)

Steuer- und Sozialabgaben: 65 der Prozent der Befragten geben an, dass die Belastungen in dem Bereich wieder zugenommen haben. Das 40­Prozent­Ziel bei den Sozialabgaben müsse zwingend erreicht werden, um besonders die personalund arbeitsintensiven Branchen zu entlasten.

Energiekosten: Der Druck bleibe hoch, auch wenn es in den vergangenen Monaten eine Entschärfung der Problemlage gegeben habe. Alle Wirtschaftsbereiche müssten von Energiekosten entlastet und der Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig gemacht werden, betonte Hildegard Sander.

Fachkräftegewinnung: Die Suche nach Fachkräften ist für knapp 55 Prozent der Befragten nach wie vor schwer. 45 Prozent konnten offene Lehrstellen nicht besetzen. Um diese Lücken zu schließen, sei unter anderem eine verpflichtende Berufsorientierung an den weiterführenden Schulen sinnvoll wie auch ein benoteter Werkunterricht an Grundschulen. W

Das Kfz-Gewerbe Niedersachsen verzeichnete 2024 positive Zahlen. Das gab der Verband auf seiner Jahrespressekonferenz bekannt. Der Gesamtumsatz stieg um 6,1 Prozent auf 30,8 Milliarden Euro, angetrieben durch hohe Verkaufszahlen sowie ein starkes Servicegeschäft. Im Gebrauchtwagenmarkt gab es einen Umsatzrekord von 13,3 Milliarden Euro. Während 29,4 Prozent weniger Elektroautos verkauft wurden, stieg die Nachfrage nach Benzin- und Dieselfahrzeugen.

Laut Verbandspräsident Karl-Heinz Bley (Foto) bleibe abzuwarten, ob die Wende in der Förderpolitik Realität werde. Erfreulich entwickele sich die Ausbildungssituation: Die Zahl neuer Verträge stieg um 7,6 Prozent. (JOH)

Wohnungsbau: Mehr neue Kredite Die Lage im Wohnungsbau ist auch für die niedersächsischen Sparkassen ein wichtiges Thema. „Hier sind wir mit einer

alarmierenden Entwicklung konfrontiert“, sagte Cord Bockhop, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN), bei der Jahrespressekonferenz in Hannover. Aktuell fehlten in Deutschland rund 550.000 Wohnungen und der Neubau bleibe hinter den gesetzten Zielen zurück. „Nach einem regelrechten Einbruch im privaten Wohnungsbaukreditgeschäft“ im Jahr 2023 habe sich aber inzwischen wieder eine leichte Erholung eingestellt. „Die Neuzusagen erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 25 Prozent“, so Vizepräsident Guido Mönnecke. (AML)

Kreditgeschäft als Motor

Das Kreditgeschäft war für die Volks- und Raiffeisenbanken in Weser-Ems 2024 ein Wachstumsmotor. Insgesamt hatten die 47 Banken 31,44 Milliarden Euro an private und gewerbliche Kunden verliehen – laut dem Genossenschaftsverband entspricht das einem Plus von rund 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit 27,2 Milliarden Euro entfalle ein Großteil auf langfristige Ausleihungen und somit auf gewerbliche Investitionen sowie den Wohnungsbau. Mit einem Plus von 8,1 Prozent gegenüber 2023 hätten insbesondere die

Kredite für den Wohnungsbau überdurchschnittlich zugelegt. Allerdings sei der Bereich des privaten und gewerblichen Wohnungsbaus insgesamt als kritisch zu betrachten. Wegen der gestiegenen Baukosten seien „die eigenen vier Wände“ für immer weniger Menschen realisierbar. (AML)

Frauen gehen in Führung

Das Handwerk braucht noch mehr starke Frauen: Deshalb ist zum fünften Mal die Weiterbildung „Frauen gehen im Handwerk in Führung“ (Handwerk mit FiF) gestartet. Schwerpunkt diesmal: „Arbeitswelten im Wandel“. Im Zeitraum von zwei Jahren haben über 20 Frauen die Chance, an dem Programm der Handwerkskammer Hannover Projekt- und Servicegesellschaft teilzunehmen. Die insgesamt 300 FiF-Stunden setzen sich zusammen aus Coaching, Beratung, Qualifizierung (Workshops und Seminare) und Mentoring. Noch sind einige Plätze frei. Nächster Online-Infotermin: 23. April um 11 Uhr. (JA)

Infos und Anmeldung: www.hwk-psg/fif

Einfach zu mehr Geld für Ihre Mitarbeiter

Mitarbeitende verschenken Geld, wenn sie keine Steuererklärung abgeben. Warum Sie Ihrem Team zur Steuererklärung raten sollten – und für wen es sich besonders lohnt.

JÖRG WIEBKING

Mehr Netto vom Brutto? Gehaltsextras sind Sache des Arbeitgebers. Doch auch Arbeitnehmer können sich selbst ein ordentliches Extra verschaffen – wenn sie eine Steuererklärung abgeben. Denn diese führt in den meisten Fällen zu einer Steuererstattung. Die Erstattung auf Einnahmen aus nicht selbstständiger Arbeit betrug im Jahr 2020 durchschnittlich 1.063 Euro, berichtet das Statistische Bundesamt. Die meisten Erstattungen lagen zwischen 100 und 1.000 Euro (57 Prozent). Aber es gab auch Zahlungen von mehr als 5.000 Euro (zwei Prozent).

Sie wollen Ihre Mitarbeitenden ermutigen, sich diese Erstattung zu holen? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten für Ihr Team.

1. Für wen lohnt sich die freiwillige Steuererklärung?

Das komme zwar immer auf den Einzelfall an, sagt Meik Eichholz von der Bundessteuerberaterkammer in Berlin. Sinnvoll sei eine freiwillige Steuererklärung für Arbeitnehmer aber grundsätzlich in folgenden Fällen:

ɓ Fahrtkosten: Liegen die beruflichen Ausgaben über 1.230 Euro im Jahr, lohne sich eine Steuererklärung. Wer täglich 20 Kilometer zur Arbeit fährt, komme schnell über diesen Betrag.

ɓ Arbeitslosigkeit: Wer nicht das ganze Jahr beschäftigt war, zahlt dennoch jeden Monat so viel Lohnsteuer, als ob er durchgehend gearbeitet hätte – und damit zu viel.

ɓ Arbeitgeberwechsel: Wer innerhalb eines Kalenderjahres den Arbeitgeber wechselt, sollte eine Steuererklärung abgeben, um sich zu viel gezahlte Lohnsteuer zurückzuholen.

ɓ Außergewöhnliche Belastungen: Ungewöhnlich hohe Ausgaben – etwa durch Krankheit –senken die Steuerlast. Allerdings nur, wenn die Kosten die sogenannte zumutbare Belastung überschreiten. Was zumutbar ist, hängt vom Einkommen, dem Familienstand und der Kinderzahl ab.

ɓ Kapitalerträge: Kapitalerträge sind bis maximal 1.000 Euro (2.000 Euro bei zusammenveranlagten Paaren) steuerfrei – mit einem Freistellungsauftrag. Wer den vergessen hat, kann das durch die Steuererklärung nachholen.

ɓ Handwerker: Wer einen Handwerker mit Arbeiten im Haus beauftragt hat, kann diese Arbeitskosten angeben. Materialkosten sind hingegen nicht steuerlich begünstigt. Das Finanzamt erstattet 20 Prozent, maximal 1.200 Euro pro Jahr.

2. Muss ich eine Steuererklärung abgeben?

Eine Steuererklärung ist fast immer eine gute Idee –auch für Mitarbeitende, die zur Abgabe verpflichtet sind. Viele von ihnen erhalten ebenfalls Geld vom Finanzamt zurück. Zudem vermeiden sie mit der Abgabe Verspätungszuschläge, sagt Eichholz. Zur Abgabe verpflichtet seien Mitarbeitende:

Abgabefrist für die Steuererklärung 2024 ist der 31. Juli 2025.

„Die Belege schon im laufenden Jahr zu sortieren, lohnt sich: Dann dauert die Steuererklärung ungefähr 30 Minuten.“
Daniela Karbe-Geßler, Bund der Steuerzahler
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ɓ wenn sie nach Steuerklasse III, IV mit Faktor, V oder VI besteuert werden,

ɓ wenn sie mehr als 410 Euro steuerfreie Lohnersatzleistungen erhalten haben, zum Beispiel Eltern­, Mutterschafts­ oder Kurzarbeitergeld,

ɓ wenn sie gleichzeitig bei mehreren Arbeitgebern beschäftigt sind,

ɓ wenn sie bereits eine Rente beziehen, deren steuerpflichtiger Teil über dem Grundfreibetrag liegt (aktuell: 12.096 Euro, für Ehepaare: 24.182 Euro),

ɓ wenn sie Einkünfte von mehr als 410 Euro aus Vermietung und Verpachtung beziehen,

ɓ wenn sie in Nebentätigkeit selbstständig sind und damit mehr als 410 Euro im Jahr verdient haben.

Zudem kann es vorkommen, dass ein Finanzamt Arbeitnehmer zur Abgabe einer Steuererklärung auffordert. „Das ist nicht selten, beispielsweise

Foto: Bund der Steuerzahler

Daniela Karbe-Geßler, Bund der Steuerzahler

wenn Arbeitnehmer Lohnersatzleistungen erhalten haben“, sagt Eichholz. Solche Ersatzleistungen sind zwar steuerfrei. Sie fließen jedoch in die Bemessung des Steuersatzes ein und haben so indirekt einen Effekt auf die Höhe der Lohnsteuer.

3. Wie viel Zeit habe ich?

Für die Abgabe der Steuererklärung gelten feste Fristen. In der Regel muss sie spätestens am 31. Juli des Folgejahres beim Finanzamt eingehen. Das bedeutet: Stichtag für die Steuererklärung 2024 ist der 31. Juli 2025. Eine Ausnahme gilt für Steuerzahler, die sich steuerlich beraten lassen, zum Beispiel durch einen Steuerberater oder einen Lohnsteuerhilfeverein. Dann verlängert sich diese Frist um sieben Monate. Eine Ausnahme gilt allerdings für die Steuererklärung 2024: Deren Frist verlängert sich mit Beratung bis zum 30. April 2026. Das ist noch eine Spätfolge der Corona­Pandemie und der

Mehr Geld für Mitarbeitende: Arbeitnehmer können sich selbst ein ordentliches Plus auf dem Konto verschaffen – wenn sie eine Steuererklärung abgeben.

dadurch entstandenen hohen Auslastung von Steuerberatern.

4. Steuererklärung digital oder per Papier?

Steuererklärungen nehmen die Finanzämter inzwischen am liebsten digital entgegen. Nur in Ausnahmefällen fordern sie noch den einen oder anderen Beleg in Papierform an. Zur digitalen Abgabe verpflichtet sind Arbeitnehmer, wenn sie neben ihrem Arbeitsverhältnis auch selbstständig tätig sind.

Wer seine Steuererklärung digital erstellen will, kann Elster nutzen, das Steuerportal der Finanzämter. Damit lassen sich Steuererklärungen kostenlos erledigen. „Elster bietet alles, was man für eine Einkommensteuererklärung benötigt“, sagt Daniela Karbe­Geßler vom Bund der Steuerzahler in Berlin. „Ich kann in Elster die Daten aus der Finanzverwaltung abrufen und erhalte eine vorausgefüllte Steuererklärung“, so Karbe­Geßler. Elster frage ab, ob es die Daten übernehmen soll. Die Erklärung lasse sich auch mit zusätzlichen Angaben wie etwa Werbungskosten ergänzen. Elster sei „komfortabel“ und decke alle Aspekte einer Steuererklärung vollständig ab. Eine Alternative zu Elster sind kommerzielle Steuerprogramme und ­Apps. Sie bieten mehr Erklärungen als Elster, stellen Fragen und weisen auf Sparmöglichkeiten hin. Die Profis vom Finanzratgeber finanztip.de empfehlen zum Beispiel die Programme Steuerbot und Taxfix (beide 39,99 Euro) sowie Wiso Steuer (45,99 Euro, im Abo: 35,99 Euro).

Auch wer die Erklärung lieber in Papierform abgibt, kann Elster oder eine Software zum Ausfüllen nutzen: am Ende die Erklärung einfach aus­

„Fahrtkosten, Handwerkerleistungen, Arbeitgeberwechsel und andere Faktoren können zu einer Steuererstattung führen.“

Meik Eichholz, Bundessteuerberaterkammer

Foto: Bernhardt Link -Farbtonwerk

drucken und per Post ans Finanzamt schicken oder dort direkt abgeben.

5. Wie lange dauert das und welche Unterlagen brauche ich?

Wer mit einer Steuersoftware arbeitet, kann eigentlich keine Unterlagen vergessen, da sie alle relevanten Punkte abfragt. Für die erste Steuererklärung ist das hilfreich – nur die Suche nach den Belegen kostet Zeit. Das ist allerdings eine gute Vorbereitung auf die nächste Erklärung im Folgejahr. Denn dann ist ja schon klar, welche Unterlagen benötigt werden und über das Jahr hinweg gesammelt werden können. Karbe­Geßler empfiehlt:

ɓ Sammeln Sie alle Belege sofort, wenn sie vorliegen, zum Beispiel in einem eigenen Hefter oder digital in einem Ordner. Dann vergessen Sie garantiert nichts und müssen nicht erst noch suchen, wo eine Quittung abgelegt wurde.

ɓ Sortieren Sie die Belege ein wenig vor: Was gehört zur Arbeit, was zu Handwerkerleistungen, was zu Krankheitskosten, was zu Spenden und so weiter. „Denn dafür gibt es unterschiedliche Anlagen in der Steuererklärung, und wenn es so vorsortiert ist, geht es schneller.“

Am längsten dauere es, wenn man vor jeder Erklärung erneut mit der Suche nach den Belegen anfängt. Wer hingegen schon alles beisammen hat, könne eine Steuererklärung ungefähr in einer halben Stunde erledigen, sagt Karbe­Geßler.

6. Oder doch lieber Hilfe vom Steuerprofi? Professionelle Beratung bei der Steuererklärung bieten Steuerberater und Lohnsteuerhilfevereine. Beide kosten allerdings auch Geld: Das Honorar von Steuerberatern richte sich nach der Vergütungsverordnung für Steuerberater und hänge unter anderem von den Einnahmen des Arbeitnehmers und dem Beratungsaufwand ab, sagt Karbe­Geßler.

Lohnsteuerhilfevereine nehmen hingegen einen jährlichen Mitgliedsbeitrag. Der ist nach dem Einkommen gestaffelt und liegt nach Angaben des Bundesverbandes Lohnsteuerhilfevereine bei durchschnittlich 150 Euro im Jahr.

Die Profis kosten in jedem Fall mehr als eine Steuersoftware. Ob sich das lohnt? Im Prinzip könne jeder Arbeitnehmer seine Erklärung selbst erstellen, sagt Karbe­Geßler. Am einfachsten sei das für Arbeitnehmer ohne Nebeneinkünfte. Professionelle Hilfe lohne sich eher bei komplizierten Steuerverhältnissen. Zum Beispiel, wenn zum Lohn Mieteinnahmen, Einnahmen aus einer selbstständigen Tätigkeit oder eine größere Erbschaft hinzukommen. W

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Netto bleibt 2025 weniger übrig

Die Sozialabgaben sind 2025 gestiegen, doch es gab auch Steuersenkungen: Die Datev hat jetzt untersucht, wie sich das netto auf Löhne und Gehälter auswirkt.

Fast allen Arbeitnehmern bleibt 2025 weniger von ihrem Bruttogehalt übrig als im Vorjahr. Das hat die Datev ermittelt. Allerdings hat der IT­Dienstleister auch eine gute Nachricht: „Das Minus fällt nicht ganz so groß aus, wie es der Blick auf die JanuarGehaltsabrechnung vermuten ließ.“ Grund dafür sei das sogenannte „Gesetz zur Fortentwicklung des Steuerrechts und zur Anpassung des Einkommensteuertarifs“, das der Gesetzgeber noch Ende 2024 beschlossen habe. Die daraus resultierende Berechnungsgrundlage stehe inzwischen: Daher könnten die Lohnzettel nun auf Basis der aktuellen Gesetzeslage ausgegeben werden. Doch laut Datev

ist das kein Grund zur Freude:

„Mit den Nachbesserungen hat der Gesetzgeber zwar noch einmal Steuersenkungen beschert, ein signifikanter Anstieg bei den Sozialabgaben führt dennoch zu einer nahezu durchgängigen Mehrbelastung der abhängig Beschäftigten.“ Wie sich die Änderungen konkret auswirken, hat die Datev für folgende Konstellationen berechnet:

ɓ Single (Steuerklasse I), ɓ verheiratet und kinderlos (Steuerklasse III), ɓ verheiratet mit zwei Kindern (Steuerklasse III) und ɓ alleinerziehend mit einem Kind (Steuerklasse II).

Demnach ist die Mehrbelastung bei den Gehältern im

unteren und mittleren Bereich „noch relativ moderat“ – über das Jahr betrachtet liegt das Minus hier meist im unteren zweistelligen Bereich. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Verheiratete in der Steuerklasse III, die ein Monatsbrutto von 2.000 beziehungsweise 2.500 Euro erzielen, haben ein Minus von 120 und 150 Euro auf dem Konto. Bei Gehältern von mehr als 5.500 Euro sind die Abzüge besonders groß. „Hier schlagen die erwähnten Anpassungen der Beitragsbemessungsgrenzen zu Buche, die einen jeweils signifikanten Anstieg der Werte zur Folge haben“, erläutert die Datev. Laut den Berechnungen der Datev gibt es eine

Nur Singles mit einem Gehalt von 7.500 Euro haben laut einer DatevAnalyse 2025 etwas mehr Geld im Portemonnaie.

einzige Gruppe, die von der neuen Berechnungsgrundlage profitiert: Das sind Singles in der Steuerklasse I mit einem Gehalt von 7.500 Euro. Sie bekommen 2025 insgesamt 110 Euro mehr ausgezahlt. (AML) W

Eigenkapital-Förderung verlängert

Der Mikromezzaninfonds Deutschland geht in die dritte Runde. Er soll Existenzgründern, Soloselbstständigen oder kleinen Betrieben den Zugang zu Krediten erleichtern.

Das Bundeswirtschaftsministerium verlängert eine Förderung für Klein­ und Kleinstunternehmen, um ihren Zugang zu Krediten zu erleichtern: den Mikromezzaninfonds Deutschland III. Damit sollen vor allem Gründer und Betriebe ohne viel Eigenkapital unterstützt werden.

Die Idee dahinter: Über die Mikromezzaninbeteiligung stärkt ein Unternehmen sein Eigenkapital, ohne dass dem

Kapitalgeber ein Stimmrecht zusteht. So verbessert sich das Rating und mehr Spielraum für Kredite wird geschaffen.

Anträge an den Mikromezzaninfonds Deutschland III können kleine und junge Unternehmen sowie Existenzgründer stellen. Sie erhalten maximal 100.000 Euro als stille Beteiligung bei einer Laufzeit von zehn Jahren. Für besondere Zielgruppen wie beispielsweise gemeinwohlorientierte oder

ökologisch nachhaltige Unternehmen liegt die Obergrenze bei 150.000 Euro, heißt es aus dem BMWK. Gefördert werden sämtliche Investitionen in die Errichtung eines neuen oder die Fortführung eines bestehenden Unternehmens, aber auch Nachfolgefinanzierungen oder Betriebsmittelfinanzierungen sind möglich.

Verzinst wird das Kapital grundsätzlich zu elf Prozent. Dem Unternehmen wird

allerdings ein Zinszuschuss in Höhe von drei Prozent der Einlage gewährt. Das heißt, das Unternehmen muss nur eine ergebnisunabhängige feste Vergütung in Höhe von acht Prozent pro Jahr zahlen. Die Anträge werden an die jeweiligen Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften der Bundesländer gestellt. Alle Informationen gibt es auf der Website des Mikromezzaninfonds Deutschland. (KW) W

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Zarter Hoffnungsschimmer

Die Geschäftslage im Handwerk ist so schlecht wie seit 15 Jahren nicht, ergab eine Studie der Creditreform. Doch besonders in zwei Bereichen gibt es Grund zur Hoffnung.

Auswirkungen der zweijährigen Rezession in Deutschland sind laut einer Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform deutlich messbar. Im Handwerk ist die Stimmungslage so schlecht wie seit 15 Jahren nicht mehr, ergibt eine aktuelle Umfrage. Dafür hat die Creditreform im Januar und Februar 2025 deutschlandweit 1.255 Handwerksbetriebe befragt.

Geschäftslage nach Branchen

Die Geschäftslage bewerten demnach 51,6 Prozent der Betriebe „positiv“, „gut“ oder „sehr gut“. Im Vergleich zum Vorjahr sind das knapp 4 Prozentpunkte weniger. Dieses Ergebnis sei weitgehend auf die Entwicklung in der Bauwirtschaft zurückzuführen. In den Branchen des gewerblichen Bedarfs hingegen habe sich die Geschäftslage etwas verbessert. Auch bei den personenbezogenen Diensten habe sich der Geschäftsklimaindex verbessert, ebenso im Nahrungsmittelhandwerk. Vor allem sei Belebung in den Bereichen zu spüren, die für den privaten Bedarf tätig sind.

Knapp 27 Prozent der befragten Betriebe verzeichneten Umsatzrückgänge.

Ergebnis einer CreditreformUmfrage

Umsatzentwicklung abgeschwächt Knapp 27 Prozent der befragten Betriebe verzeichneten Umsatzrückgänge, ein Viertel ein Umsatzplus. Der Saldo aus positiven und negativen Umsatzrückmeldungen bleibe im Abwärtstrend – nur in der Corona-Krise 2021 sei der Wert noch schlechter gewesen.

Vor allem im Ausbauhandwerk sei der Trend rückläufig: 32 Prozent der Betriebe meldeten dort einen Umsatzrückgang und knapp 20 Prozent eine Steigerung. Im vergangenen Jahr seien die Antworten nahezu umgekehrt ausgefallen. Im Bauhandwerk hielten sich positive und negative Meldungen die Waage.

Angespannt sei die Umsatzlage weiterhin im Metallhandwerk und in den Gewerken für den gewerblichen Bedarf. Gute Umsatzentwicklungen habe das Kfz-Handwerk zu verzeichnen: Mit 45,6 Prozent liegt der Wert etwa 5 Prozent über dem Vorjahreswert. Auch im Nahrungsmittelhandwerk und im Handwerk für personenbezogene Dienstleis-

Bergab ging es 2024 mit den Umsatzzahlen im Handwerk, doch die Aussichten für dieses Jahr lassen hoffen.
MARTINA JAHN

tungen meldeten die Betriebe einen Umsatzanstieg (32,7 und 30 Prozent).

Leicht positive Umsatzerwartungen

Knapp ein Viertel der Befragten erwartet im laufenden Jahr ein Umsatzplus, etwa so viele wie im Jahr zuvor. Etwas weniger Betriebe (knapp 23 Prozent) rechnen mit einem Umsatzrückgang. Steigende Umsatzerwartungen gibt es vor allem im Metallhandwerk und in den Gewerken des gewerblichen Bedarfs (26 Prozent). Aber auch das Kfz- (38 Prozent) und das Nahrungsmittelhandwerk (36,5 Prozent) gehen von steigenden Umsätzen aus.

Zurückhaltender antworteten die Betriebe aus dem Ausbauhandwerk (18 Prozent) und den Gewerken mit personenbezogenen Dienstleistungen (knapp 29 Prozent).

Die „Aufhellung“ der Ertragsaussichten sieht Patrik-Ludwig Hantzsch, Pressesprecher der Creditreform, als Hoffnungsschimmer angesichts der düsteren Aussichten in der Wirtschaft. Seit 2022 sei der Index immer weiter gesunken. Nun steige vom Tiefpunkt in 2024 die Erwartung wieder. „Wenn sich die Erwartung der Betriebe verbessert, folgt meist auch ein wirtschaftlicher Aufschwung“, ordnet er die Ergebnisse ein.

Zahl der Mitarbeitenden sinkt

Wie im Vorjahr schrumpft die Zahl der Beschäftigten im Handwerk weiter, ergibt die Umfrage. Knapp 23 Prozent der Befragten bauten Personal ab, etwa 19 Prozent stockten auf. Der Hauptgrund für diese Entwicklung sei das Ausscheiden von Fachkräften, ohne dass ausgebildeter Nachwuchs nachrückt. Auch die Unsicherheit über die Konjunkturentwicklung bremse die Einstellungsbereitschaft der Betriebe.

Bedarf an Fachkräften wächst

Mehr Betriebe als im vergangenen Jahr planen der Umfrage zufolge jedoch, den Personalbestand aufzustocken (21,4 Prozent). Jeder zehnte Befragte rechnet laut Creditreform mit einer geringeren Mitarbeiterzahl. „Wenn Arbeitskräfte wieder gebraucht werden, bedeutet es, dass Betriebe die Aussicht auf mehr Aufträge haben“, betont Hantzsch. Das sei der zweite große Hoffnungsschimmer im Rahmen der diesjährigen Befragung.

Mehr Investitionen in Sicht

Nach der geringen Investitionsbereitschaft in den vergangenen zwei Jahren plant das Handwerk 2025 wieder Investitionen: Fast die Hälfte der Befragten will wieder Geld für Investitionsgüter ausgeben, 2024 waren es noch 41,5 Prozent. Investieren wollen vor allem Betriebe im Baubereich (55 Prozent), im Metallhandwerk und in den Gewerken für den

„Wenn Arbeitskräfte wieder gebraucht werden, bedeutet es, dass Betriebe die Aussicht auf mehr Aufträge haben.“
Patrik-Ludwig Hantzsch, Pressesprecher der Creditreform

gewerblichen Bedarf (54,5 Prozent). Auch im Nahrungsmittelgewerbe und im Dienstleistungshandwerk wollen mehr Betriebe investieren. Etwas abgeschwächt hat sich die Investitionsbereitschaft hingegen im Kfz-Bereich (knapp 52 Prozent).

„Nur mit Investitionen wird sich die Wirtschaft wieder positiv entwickeln können“, sagt Hantzsch. Dazu bräuchten die Betriebe Planungssicherheit, da sie mit privatem Kapital investieren.

Insolvenzen deutlich gestiegen

Auch das Handwerk blieb 2024 vom Anstieg der Insolvenzen nicht verschont, die Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um knapp 19 Prozent. In Zahlen heißt das: 4.350 Betriebe mussten Insolvenz anmelden, 2023 waren es noch 3.660 Betriebe. Als Grund für den Anstieg sieht die Creditreform vor allem die hohen Finanzierungs- und Personalkosten bei gleichzeitigen Auftragsrückgängen. Auch 2025 sei mit weiteren Insolvenzen im Handwerk zu rechnen. Zugenommen habe die Anzahl an Insolvenzen vor allem im Metallhandwerk und in den Gewerken des gewerblichen Bedarfs mit einem Plus von fast 39 Prozent. Es folgen das Ausbauhandwerk (plus 21,8 Prozent) und das Bauhandwerk (plus 18 Prozent). Am wenigsten Insolvenzen hat das Nahrungsmittelhandwerk zu verzeichnen: Mit 3,4 Prozent Gesamtanteil bedeutet das einen Rückgang von 11,8 Prozent.

Bürokratiebelastung hemmt das Wachstum Bürokratische Anforderungen und Regularien hemmen die Entwicklung von Unternehmen und schwächen den Wirtschaftsstandort – besonders im Handwerk. Fast 80 Prozent der befragten Betriebe beklagen eine Zunahme des bürokratischen Aufwands. Überdurchschnittliche Werte ergibt die Creditreform-Studie im Bau- und Ausbauhandwerk.

Die Folgen für die Betriebe seien enorm: Mehr als 71 Prozent der Betriebe entstehen durch die Bürokratie Mehrkosten, beispielsweise für die Einstellung von Verwaltungspersonal. Vielen Unternehmen (70 Prozent) bleibe dadurch weniger Zeit für die Abarbeitung von Aufträgen. „Dieser Faktor wiegt besonders schwer. Er verteuert die Leistungen und es kommt auf Seiten der Kunden zu längeren Wartezeiten, weil die Bürokratie die Betriebe stoppt“, erläutert Patrik-Ludwig Hantzsch die Folgen.

Zudem sei es in der Regel der Betriebsinhaber oder Geschäftsführer (80,4 Prozent), der sich um die Erfüllung der bürokratischen Anforderungen kümmert. Damit steige mit jeder Regelung oder jedem neuen Gesetz die Belastung für die Betriebe weiter. Umso dringlicher sei es, Bürokratie rasch abzubauen und weitere Belastungen für die Wirtschaft zu vermeiden, fordert die Creditreform als Konsequenz der Umfrageergebnisse. W

Wichtige Voraussetzung: Ihr Einspruch gegen den Steuerbescheid muss fristgerecht beim Finanzamt eingehen.

Richtig Einspruch erheben

Rund 2,5 Millionen Steuerbescheide haben Finanzämter 2023 nach Einsprüchen zugunsten der Steuerzahler geändert – ganz ohne Klagen. Worauf Sie achten müssen.

JÖRG WIEBKING

1. Einspruch lohnt sich: Prüfen Sie Ihre Steuerbescheide

Steuerbescheide sollten Sie immer schnell und gründlich prüfen. Denn ein Einspruch kann sich lohnen: Fast 69 Prozent aller von den Finanzämtern bearbeiteten Einsprüche führten 2023 zu einer Änderung der Bescheide. Das geht aus der aktuellen Statistik des Bundesfinanzministeriums hervor.

Insgesamt haben die Finanzämter 2.528.109 Bescheide geändert. Im Vergleich dazu wurden knapp 680.000 Einsprüche von den Betroffenen zurückgezogen und über weitere 437.000 Einsprüche haben die Finanzgerichte entschieden.

Eine große Mehrzahl der Einsprüche führte demnach ohne Klagen zu Änderungen der Bescheide. Ob dies an Fehlern der Finanzverwaltung lag? Oder daran, dass Steuerzahler erst im Einspruchsverfahren noch steuerlich günstige Sachverhalte nachgereicht haben? Das spielt keine Rolle, das Ergebnis zählt: weniger Steuern.

2. Beachten Sie die Einspruchsfrist Ihr Einspruch gegen den Steuerbescheid muss fristgerecht beim Finanzamt eingehen: innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe des Steuerbescheids.

Ihr Einspruch gegen den Steuerbescheid muss fristgerecht beim Finanzamt eingehen.

So berechnet das Finanzamt die Einspruchsfrist:

Beginn der Einspruchsfrist = Datum des Steuerbescheids + 4 Tage

Tag, an dem der Einspruch beim Finanzamt eingehen muss = Beginn der Einspruchsfrist + 1 Monat

Ein Beispiel: Der Steuerbescheid ist auf den 1. August 2025 datiert. 1. August plus 4 = 5. Also beginnt die Einspruchsfrist am 5. August. Der Einspruch muss spätestens am 5. September beim Finanzamt eingehen. Ausnahme: Falls der Beginn der Einspruchsfrist auf ein Wochenende oder einen Feiertag fällt, beginnt die Einspruchsfrist erst am folgenden Werktag. Ist der Steuerbescheid zum Beispiel auf den 1. Oktober 2025 datiert, ergäbe sich: 1. Oktober plus 4 = 5. Der 5. Oktober 2025 ist ein Sonntag, daher beginnt die Einspruchsfrist erst am 6. Oktober. Der Einspruch muss bis zum 6. November 2025 beim Finanzamt eingehen.

Hintergrund: Bis Ende 2024 durfte das Finanzamt noch mit 3 statt 4 Tagen Postlaufzeit rechnen. Doch zum 1. Januar 2025 hat der Gesetzgeber die

Laufzeitvorgaben für die Zustellung von Briefen verlängert. Das betrifft auch die Bekanntgabe von Verwaltungsakten, zum Beispiel von Steuerbescheiden. Ein zeitlicher Gewinn ist das für die Empfänger der Bescheide allerdings nicht, da sich nun auch die Post 4 Tage Zeit lassen darf für die Zustellung.

3. Form wahren: Was gehört in den Einspruch?

Einen Einspruch gegen den Steuerbescheid müssen Sie begründen. Ist die Zeit für eine gute Begründung zu knapp, dann können Sie diese nachreichen. Nicht fehlen dürfen hingegen folgende Angaben:

ɓ Aus dem Schreiben muss eindeutig hervorgehen, dass es sich um einen Einspruch handelt.

ɓ Gegen welche Bescheide richtet sich der Einspruch konkret – welche Steuerart für welches Steuerjahr?

ɓ Ihre vollständige Adresse und Name oder der Unternehmensname – je nachdem, um welchen Bescheid es geht.

ɓ Ihre Steuernummer oder Steueridentifikationsnummer.

4. Beantragen Sie Zahlungsaufschub

Ein Einspruch ändert nichts an der im Steuerbescheid festgesetzten Steuer. Handelt es sich

Fast 69 Prozent aller von den Finanzämtern bearbeiteten

Einsprüche führten 2023 zu einer Änderung der Bescheide.

um eine Steuernachzahlung, dann müssen Sie den Betrag fristgerecht überweisen.

Sie können jedoch die Zahlung vorläufig stoppen, indem Sie einen „Antrag auf Aussetzung der Vollziehung“ stellen. Danach ruht die Zahlungspflicht, bis das Finanzamt über Ihren Einspruch entschieden hat.

5. Einspruch gegen Aussetzungszinsen einlegen

Falls das Finanzamt den Einspruch später ablehnt, führt die Aussetzung der Zahlung allerdings dazu, dass Aussetzungszinsen fällig werden. Die betragen 0,5 Prozent pro Monat, also 6 Prozent pro Jahr. Diesen Zinssatz hält inzwischen auch der Bundesfinanzhof (BFH) für zu hoch – zumindest für die zurückliegenden Jahre anhaltender Niedrigzinsen. Daher hat der BFH aktuell einen solchen Fall dem Bundesverfassungsgericht zur Prüfung der Zinshöhe vorgelegt (Beschluss vom 8. Mai 2024, Az. VIII R 9/23).

Die Chancen stehen gut, dass das Bundesverfassungsgericht diese Zinshöhe kippt: Die Richter hatten zuletzt die Höhe der Nachzahlungszinsen des Finanzamtes von ebenfalls 0,5 Prozent pro Monat rückwirkend ab dem Jahr 2014 als unvereinbar mit Art. 3 Abs. 1 des Grundgesetzes erklärt. W

Was die Wirtschaft fordert

Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft dringen auf eine schnelle Regierungsbildung und stellen klar, worum sich die neue Bundesregierung dringend kümmern muss.

Ob hohe Energiekosten, steigende Sozialversicherungsbeiträge, der Fachkräftemangel oder die Handelspolitik des neuen US­Präsidenten –aktuell gibt es viele verschiedene Faktoren, die der deutschen Wirtschaft zu schaffen machen. „Es ist richtig, dass CDU/CSU und SPD in dieser Situation versuchen, schnell eine handlungsfähige Regierung zu bilden“, erklärten Vertreter von BDA (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände), BDI (Bundesverband der

Deutschen Industrie), DIHK (Deutsche Industrie­ und Handelskammer) und ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks) beim traditionellen Spitzengespräch auf der Internationalen Handwerksmesse in München. Union und SPD müssten eine wirtschafts­ und sozialpolitische Reformagenda aufsetzen, die zu mehr Dynamik führt.

Beim Spitzengespräch mit dabei: Peter Adrian, Rainer Dulger, Jörg Dittrich und Peter Leibinger (v.  l.)

Peter Adrian (DIHK), Rainer Dulger (BDA), Jörg Dittrich (ZDH) und Peter Leibinger (BDI) stellten klar, welche Punkte aus Sicht der Wirtschaft jetzt „prioritär angegangen werden“ müssten. Dazu gehören eine spürbare Steuerentlastung für Betriebe, eine Reform der sozialen Sicherungssysteme und eine Senkung der Bürokratiebelastung. Wichtig seien aber auch konkurrenzfähige Energiepreise, einfachere Planungsund Genehmigungsverfahren sowie ein hinreichendes Fachkräfteangebot. (AML) W

Foto: ZDH/Dominik Gierke

Event: Smarte Mobilität und digitale Tools für Betriebe

Wie bleibt Ihr Handwerksbetrieb wettbewerbsfähig? Das neue FORUM mobility & work zeigt Strategien für effiziente Mobilität, Digitalisierung und smarte Unternehmensführung.

CLEMENS NOLL-VELTEN

Steigende Betriebskosten, wachsende bürokratische Anforderungen und der anhaltende Fachkräftemangel stellen viele Handwerksbetriebe vor große Herausforderungen. Gleichzeitig eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkeiten, Prozesse zu optimieren und die betriebliche Mobilität effizienter zu gestalten. Doch welche Lösungen sind wirklich praxistauglich? Die neue Veranstaltungsreihe FORUM mobility & work von handwerk.com, bfp Fuhrpark & Management und dmm Der Mobilitätsmanager liefert Antworten für Handwerksunternehmen sowie Fuhrpark- und Mobilitätsverantwortliche.

Das FORUM findet 2025 an drei verschiedenen Orten statt:

ɓ 14. Mai 2025 (Zusmarshausen bei Augsburg, Bayern),

ɓ 27. August 2025 (Hannover, Niedersachsen),

ɓ 25. September 2025 (Gründau bei Frankfurt, Hessen).

Wie machen Sie Ihren Betrieb effizienter? Hier setzt das Forum an.

Effizienz steigern, Zeit sparen, Risiken minimieren

Die drei Events bieten praxisorientierte Fachvorträge, Seminare und interaktive Workshops zu den zentralen Themen betriebliche Mobilität, Digitalisierung und Unternehmensführung. Handwerksunternehmer erhalten hier umsetzbare Lösungen, um ihren

Betrieb effizienter aufzustellen – von der Integration neuer Technologien bis hin zur Optimierung von Arbeitsprozessen. Zudem bietet das FORUM mobility & work eine Plattform für den Erfahrungsaustausch, auf der sich Handwerker vernetzen und von Best Practices von Kollegen profitieren können.

Thematische Schwerpunkte des FORUMs mobility & work

Mobilität:

ɓ Nachhaltiges Mobilitätsmanagement: Welche Strategien senken Kosten und Emissionen?

ɓ E-Fahrzeuge & Lade-Infrastruktur: Welche Lösungen sind praxistauglich?

Impulse, Lösungen, Netzwerken – betriebliche Mobilität und Digitalisierung für das Handwerk

ɓ Alternative Mobilitätsmodelle: Welche Konzepte ergänzen den klassischen Fuhrpark? Arbeit & Digitalisierung:

ɓ KI und smarte Software: Wie können Prozesse automatisiert und vereinfacht werden?

ɓ Mitarbeitergewinnung & -bindung: Welche Strategien helfen gegen den Fachkräftemangel?

ɓ Effiziente Unternehmensführung: Welche digitalen Tools erleichtern die Organisation?

ɓ Nachfolgeplanung: Wie kann der Übergang im Handwerksbetrieb frühzeitig und strategisch gestaltet werden?

ɓ Eigenmarketing in Social Media: Welche digitalen Kanäle stärken die Sichtbarkeit und Attraktivität des Betriebs?

Praxisnaher Austausch und Testfahrten

Das FORUM mobility & work bietet nicht nur Vorträge, sondern auch direkte Einblicke in Lösungen:

ɓ Testfahrten mit neuen Pkw- und Nutzfahrzeugmodellen,

ɓ Seminare mit Experten aus dem Handwerk zu wichtigen Themen der betrieblichen Mobilität und Digitalisierung,

ɓ interaktive Workshops mit erfahrenen Praktikern,

ɓ Expertenrunden und individuelle Beratung.

Termine und Veranstaltungsorte 2025

Den Auftakt macht das FORUM mobility & work Süd am 14. Mai 2025 im Sortimo Innovationspark Zusmarshausen bei Augsburg

Die zweite von drei eintägigen Regionalveranstaltungen, das FORUM mobility & work Nord, findet am 27. August 2025 im ADAC-Fahrsicherheitszentrum Hannover statt. Teilnehmende erwarten Best Practices, interaktive Workshops, Testfahrten und eine Fachausstellung in einem Umfeld, das Innovation und Sicherheit vereint.

Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet das FORUM mobility & work West am 25. September 2025 im ADAC-Fahrsicherheitszentrum Gründau bei Frankfurt am Main. Auch hier bieten Best Practices, Workshops, Testfahrten und eine Fachausstellung eine ideale Plattform für Austausch und Innovation in einem praxisnahen Umfeld. Die Teilnahme an allen drei Veranstaltungen ist für Handwerker kostenfrei. Melden Sie sich jetzt kostenlos an und sichern Sie sich wertvolle Impulse für die Zukunft Ihres Handwerksbetriebs! W

wDie Anmeldung und weitere Infos zum FORUM mobility & work finden Sie unter www.forummobilitywork.de

Das sind die Speaker des FORUMs mobility & work 2025

Kathrin

Post-Isenberg

Steinmetzmeisterin, Speakerin & Beraterin im Handwerk, Themen: Mitarbeitergewinnung & -bindung

Karl-Heinz Krawczyk

Dachdecker- und Landesinnungsmeister in Baden-Württemberg Themen: Nachfolgeplanung, Selbstorganisation, Digitalisierung

Bastian Strauß

Macher in der Digitalisierung des Handwerks, Themen: KI und smarte Software

Stefan Bohlken

Fliesenlegermeister, Themen: Digitalisierung, KI und smarte Software

Katja Löhr-Müller Rechtsanwältin, Themen: Recht und Steuern, Unfallverhütungsvorschriften

Maren

Ulbrich

Handwerksmensch, Trainerin & Speakerin für Mitarbeiterbindung & Kommunikation, Themen: Mitarbeiterfindung und -bindung

Martin Herber Gesellschafter Fachhandwerk 360°, Themen: BierdeckelKalkulation, Preisgestaltung im Handwerk

André Horl

Trainer und Coach, Themen: betriebliche Mobilität, effizientes Fuhrparkmanagement Oliver Piepenbrink Commodity Manager Fleet bei Thyssen Krupp, Themen: E-Mobilität, betriebliche Mobilität

Fotos: Markus Zielke Handwerksmensch
/ Akka Olthoff

Ein Pick-up mit Stecker

Allrad, Luftfederung, 430 km Reichweite: Der neue Maxus eTerron 9 soll im Handwerk überzeugen. Doch kann er mehr als nur dick auftragen?

CLEMENS NOLL-VELTEN

MDer neue E-Pick-up eTerron 9 von Maxus ist nun in Deutschland bestellbar. 430

axus bringt mit dem eTerron 9 den ersten vollelektrischen AllradPick-up Europas auf den Markt – und richtet sich damit gezielt an gewerbliche Nutzer. Der Wagen ist für schwere Arbeitseinsätze konzipiert, aber auch fürs Gelände ausgelegt. Damit ergänzt er den heckgetriebenen T90 EV und bietet mit 5,50 Metern Länge und einer geräumigen Doppelkabine Platz für bis zu fünf Personen. Die Kabine besitzt vier vollwertige Türen, was das Einund Aussteigen auch auf engen Baustellen erleichtert. Preislich startet der eTerron 9 bei 62.990 Euro (USt.).

KILOMETER

Reichweite verspricht Maxus gemäß des WLTP-Standards als Reichweite für den Pick-up.

Starker Antrieb und gute Reichweite

Der eTerron 9 leistet 325 kW – verteilt auf zwei Permanentmagnet-Synchronmotoren (vorn 125 kW, hinten 200 kW). Das sorgt für zügige 5,8 Sekunden auf 100 km/h und ein Drehmoment von insgesamt 700 Nm. Eine 102-kWh-Lithium-EisenphosphatBatterie liefert laut WLTP rund 430 Kilometer Reichweite. Geladen wird mit 115 kW Gleichstrom in 42 Minuten (20 bis 80 Prozent) – das entspricht etwa 1,5 Kilowattstunden pro Minute. Mit seiner Luftfederung und sechs Fahrmodi (z. B. Sand, Schlamm, Asphalt) passt sich der eTerron 9 an jedes Terrain an. Ein kamerabasiertes

Fotos: Maxus/Patrice Maurein

„transparentes Chassis“ zeigt Hindernisse direkt vor dem Wagen auf dem Touchscreen im Cockpit an – hilfreich beim Rangieren auf der Baustelle. Die Ladefläche misst 1,56 x 1,50 Meter und lässt sich per Knopfdruck verlängern: Die Rückwand der Kabine fährt elektrisch nach unten, wodurch sperrige Materialien bis zu 2,40 Meter Länge transportiert werden können. Im Easy-Load-Modus senkt sich das Fahrzeug zusätzlich um bis zu 60 Millimeter ab.

Frunk und Stromversorgung

Zusätzlich zur Ladefläche gibt es unter der Fronthaube einen Frunk mit 236 Litern Volumen. Dieser abschließbare, wettergeschützte Stauraum eignet sich ideal für empfindliche Werkzeuge, Akkus oder persönliche Ausrüstung. Besonders praktisch für das Handwerk: die sogenannte Vehicle-to-Load-Funktion (V2L). Sie ermöglicht es, externe Geräte mit Strom aus der Fahrzeugbatterie zu versorgen – über mehrere 2,2-kW-Steckdosen und einen 6,6-kW-Anschluss. Damit wird der eTerron 9 zur mobilen Energiequelle auf Baustellen ohne festen Stromanschluss. Vorne lassen sich beide Sitze umklappen und in eine ebene Liegefläche verwandeln – etwa für Pausen auf längeren Touren. Zwei 12,3-Zoll-Displays liefern Fahrdaten, Navigationsinfos und Geländedaten

Im Frontbereich bietet der eTerron 9 einen Frunk, in den 236 Liter Gepäck reinpassen.

Wie in der Pick-up-Klasse üblich, kommt der eTerron 9 auf eine Länge von rund fünfeinhalb Meter.

Das Arbeitstier bietet zudem eine 1,56 Meter lange und 1,50 Meter breite Ladefläche.

wie Kompass oder Neigungswinkel. Die maximale Anhängelast liegt bei 3,5 Tonnen (gebremst) und ermöglicht so den Transport von schweren Maschinen, Baustoffen oder Anhängern – vergleichbar mit leistungsstarken Diesel-Pick-ups.

Bereits die „Luxury“-Basisversion bietet LEDLicht, beheiz- und anklappbare Außenspiegel, Klimaautomatik, Sitz- und Lenkradheizung sowie induktives Laden. In der „Premium“-Version (65.490 Euro, zzgl. USt.) kommen unter anderem Ledersitze mit Massage, Glasschiebedach und ein elektrisch verstellbarer Fahrersitz dazu. Assistenzsysteme wie Notbrems- und Spurverlassenswarner sorgen für zusätzliche Sicherheit. Beim EuroNCAP-Crashtest erhielt der eTerron 9 die Höchstwertung von fünf Sternen. W

Mit Spezialisierung zu Wachstum

In einer Generation vom Dorftischler zum Treppenspezialisten mit eigenem Verkaufsteam. Der Tischlerei Sonnemann ist das gelungen –mit Freude an der Transformation.

Unablässig surrt die CNC-Fräse in der Werkstatt der Tischlerei Sonnemann in Hemmingen bei Hannover. Im ZweiSchicht-Betrieb verarbeitet sie ganze Stapel massiver Voll- und Leimholzware zu maßgefertigten Treppen für Kunden aus ganz Deutschland: viel Buche und Eiche, aber auch Nuss- und Kirschbaum, Birke, Ahorn oder Esche. Damit die Fünf-Achs-Fräse mit kurzen Rüstzeiten möglichst durchgehend laufen kann, werden Wangen, Stufen und Co. nicht vollständig aus den dicken Leimholzplatten gefräst. Etwa fünf Millimeter der Platte bleiben bestehen. „So vermeiden wir das ständige Umrüsten der Vakuumsauger“, erklärt Werkstatt-

„Unsere wichtigste strategische Entscheidung war, uns auf Treppen zu spezialisieren.“

Heinrich Nordiek, Tischlermeister

leiter Ben Weingart. Den finalen Ausschnitt erledigt ein Mitarbeiter in routinierten Bewegungen mit der Oberfräse. Auch Arbeitsschritte wie das Schleifen der Teile und der Ölauftrag passieren hier von Hand. Die Symbiose aus moderner Technologie und präziser Handarbeit prägt die DNA der Tischlerei Sonnemann. Mit ihr haben die Geschäftsführer Heinrich Nordiek und Ulrich Sonnemann das Unternehmen seit 1981 entwickelt. Heute durchlaufen seine Produkte eine klar definierte Fertigungslinie. Was war für die Entwicklung entscheidend?

„Unsere wichtigste strategische Entscheidung war sicherlich, uns auf Treppen zu spezialisieren“, sagt Tischlermeister Nordiek. Um kosteneffizient und

Fotos: Denny Gille
Gründer und Nachwuchs: Heinrich Nordiek (hinter der Mustertreppe), Ulrich Sonnemann (vorn) und Till Sonnemann (Mitte)

Zuwachs in der Fertigung. Kürzlich wurde ein größeres Bearbeitungszentrum der Marke Maka konfiguriert.

Schnell, sicher und staubarm werden Teile mit der Druckbalken-Formatkreissäge zugeschnitten.

leicht reproduzierbar fertigen zu können, ist das Unternehmen bereits Mitte der 90er-Jahre in die CNC-Fertigung eingestiegen. „Und weil mancher unserer festen Auftraggeber gewachsen ist, konnten auch wir leichter wachsen“, fasst der Unternehmer zusammen.

Für Kollegen bundesweit aktiv Diese Erfahrung kommt dem Betrieb auch bei Arbeiten für einen anderen Auftraggeberkreis zugute. „Für Kollegen aus dem Handwerk machen wir viel“, berichtet Ulrich Sonnemann. Nicht selten würden Schreiner aus Süddeutschland die Niedersachsen mit Massivholztreppen beauftragen. Zum einen seien die Tischler in der Lage, jede gewünschte Bauform zu fertigen. Gleichzeitig spiele ihnen in die Karten, dass sich im Norden günstiger produzieren lasse als in Süddeutschland. Auf Wunsch bieten die Tischler Handwerkskunden Unterstützung beim Aufmaß vor Ort an. Bei weit entfernten Lieferungen erfolge der Aufbau über ein Netzwerk von Montagebetrieben.

Vier Verkäufer holen für das 38 Mitarbeiter starke Unternehmen die Aufträge heran. Sie betreuen entweder ganze Regionen oder sind spezialisiert auf Handwerk oder Großkunden. „Inzwischen kommt einiges an Aufträgen über das Internet rein“, sagt der 70-jährige Nordiek. So findet auch der Privatkunde aus der Umgebung häufig zur Vor-Ort-Beratung nach Hemmingen. Was ist unter Kunden gerade beliebt? „Weiße Wangen kombiniert mit Stufen aus Eiche Natur und integrierte LED-Spots liegen gerade im Trend“, sagt Tischlermeister Till Sonnemann, der gerade zur nächsten Generation im Betrieb aufgebaut wird. Auch Kragarm-Treppen, die frei aus der Wand ragen, wären derzeit beliebt. Die verschiedensten Möglichkeiten des Treppenbaus, ihre Varianten und Materialien können die Tischler Kunden im Showroom am Firmensitz plastisch

„Weiße Wangen kombiniert mit Stufen aus Eiche Natur und integrierte LED-Spots liegen gerade im Trend.“

Till Sonnemann, Tischlermeister

Die CNC schneidet vor, die Oberfräse übernimmt den Rest. So spart der Betrieb das ständige Umrüsten der Vakuumsauger.

erklären. „Und bei der Gelegenheit zeigen wir ihnen gerne unsere Werkstatt“, berichtet der 28-Jährige. Hier können die Kunden sehen, dass ihre Treppe tatsächlich vor Ort produziert wird.

Blitztrocknung mit 15 Kilowatt Manch interessanten Anblick bietet die Werkstatt den Besuchern. Ins Auge fällt etwa das neue Bearbeitungszentrum der Marke Maka, das gerade eine kleinere Anlage abgelöst hat. Aktuell konfiguriert das Team die neue Maschine noch. Ziel: die Erweiterung des Angebots um Tische, Garderoben, Unterschranktreppen und Ähnliches, um das Know-how und die präzise Ausrüstung auch hierfür einzusetzen. Damit will Sonnemann die steigende Nachfrage nach individuellen, harmonisch abgestimmten Wohnlösungen bedienen.

Ein Glanzstück an Zeitersparnis präsentiert sich in der Oberflächenabteilung, wo die Teile lackiert oder geölt werden: Für die häufig verwendete Klarlack-Beschichtung hat das Unternehmen eine UV-Lackstraße eingerichtet. Hier laufen die Bauteile eine rund zehn Meter lange Linie entlang, wo sie angeschliffen, per Rolle lackiert und unter einer einzigen 15-Kilowatt-UV-Lampe getrocknet werden. Der gesamte Vorgang dauert weniger als zwei Minuten.

Modernisierung und Erneuerung

Mit der Zeit zu gehen und wo sinnvoll zu modernisieren, ist für die Unternehmer seit der Gründung eine Selbstverständlichkeit. Ob zum Beispiel komplexe Fünf-Achs-Programmierung zur Gestaltung geschwungener Handläufe oder 3D-Visualisierungen – für die Treppenbauer ist das Alltag. Auch im Büro läuft vom Auftragseingang bis zur Stellung der E-Rechnung vieles digital. „Den papierlosen Betrieb haben wir zwar noch nicht, aber wir bewegen uns in die Richtung“, erklärt Heinrich Nordiek. W

Impressum

Organ der Handwerkskammern

130. Jahrgang

Herausgeber: Schlütersche Fachmedien GmbH Ein Unternehmen der Schlüterschen Mediengruppe

Postanschrift: 30130 Hannover

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Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Tel. 0511 8550-0 www.schluetersche.de, www.handwerk.com

Redaktion:

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Einzelheft ¤ 1,50 zzgl. Versandkosten Für die in der Handwerksrolle eingetragenen Handwerker ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.

ISSN 0029-1617

Druck: Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg

Genderneutrale Sprache

Die Publikation richtet sich, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes angegeben ist, an alle interessierten Personen, unabhängig vom Geschlecht. Wir bemühen uns um eine geschlechterneutrale Sprache, weisen aber darauf hin, dass wir in bestimmten Fällen wegen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit nur die männliche Form verwenden. Gleichbehandlung ist uns wichtig, Diversität nehmen wir als Chance für die Zukunft wahr.

W VIER FRAGEN AN

Nadine Fach

Firmenname Fach Heizungsbau

Ort Norden

Gewerk Sanitär/Heizung

Mitarbeiterzahl 3

Funktion Büroleitung/Unternehmerfrau

1. Welche App nutzen Sie beruflich am meisten? Wir nutzen vor allem Apps für Heizungsbauer, mit denen man Zugriff auf Ersatzteile hat und Fehlerdiagnosen durchführen kann.

2. Was war Ihre größte digitale Herausforderung? Eine Routine im Umgang mit E-Rechnungen zu entwickeln. Da wir im Privatkundenbereich tätig sind, bekommen wir diese seltener.

3. Wofür nutzen Sie Social Media?

Um Unternehmerfrauen zu folgen. Wir möchten da auch gern selbst tätig werden – nicht um an neue Kunden zu kommen, sondern an neue Mitarbeiter!

4. Gönnen Sie sich Online-Auszeiten? Ja, ich schaue dann zum Beispiel nicht mehr in die Mails oder andere Kanäle.

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Leichtigkeit durch 3D-Druckverfahren

„Nikola“ heißt dieses Brillen-Modell, das Peter Resch hier im Produktionsprozess zeigt. In seiner Manufaktur in Lüneburg entwirft der Augenoptikermeister alle Gestelle selbst. Das Besondere: Die Grundlage bilden die Daten seiner Programmierung. Die Umsetzung erfolgt in seinem 3D-Drucker. Vollendet in Form und Farbe werden die Brillen dann je nach Kundenwunsch. „Dieses Gestell besteht aus einer Mischung aus Nylon und Carbon“, sagt der Inhaber von Resch. Manufaktur Sehen. Das Druckverfahren und die Leichtigkeit des Materials machen die Brillen aus. Wichtig sei ihm, dass nur das Material genutzt wird, das man wirklich braucht. „Bei anderen Verfahren entsteht durchs Ausfräsen aus dem vollen Material viel Restmüll, beim 3D-Druckverfahren wird die Brillenfassung sozusagen mittels Lasertechnik in ein Pulverbett gedruckt. Die Brille wird danach aus dem Pulverbett genommen und das Restpulver kann wieder verwendet werden“, betont Peter Resch. (JA)

Foto: Privat

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Norddeutsches Handwerk 04/2025 by Schluetersche - Issuu