Norddeutsches Handwerk 10/2021

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Handwerkskammer Braunschweig-LĂŒneburg-Stade

Vier statt fĂŒnf: Braunschweiger Friseur setzt auf Vier-Tage-Woche Es klingt zu schön um wahr zu sein: die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich und gleichbleibender Anzahl an Urlaubstagen. Ein Braunschweiger Friseur setzt auf dieses neue Arbeitszeitmodell. BJÖRN SCHMITZ

Ergebnisse einer Studie aus Island zeigen die positiven Effekte dieses Arbeitszeitmodells: FĂŒnf Jahre lang hat der Inselstaat in einem Experiment einen Teil seiner arbeitenden Bevölkerung bei vollem Lohn weniger arbeiten lassen. Bei einer Wochenarbeitszeit von 35 anstatt 40 Stunden verbesserte sich nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiter, sondern auch die ProduktivitĂ€t. Um genau diese Effekte zu erzielen, hat der Braunschweiger Friseursalon Haarwerk im Mai die Vier-Tage-Woche eingefĂŒhrt. Die GeschĂ€ftsfĂŒhrer Silvio Christall und Sascha Vollmer sind mit ihrem Arbeitszeitmodell Vorreiter in Niedersachsen. „Der Zeitpunkt fĂŒr den Startschuss unserer Vier-Tage-Woche ist zwar ungewöhnlich und auch etwas riskant gewesen, aber die Vier-Tage-Woche geht auf und wir sind alle sehr zufrieden“, resĂŒmieren die beiden. „Wir konnten nicht wissen, ob es mit den Lockdowns vorbei ist und wir nicht doch wieder schließen mĂŒssen, aber wir haben es einfach riskiert“, sagt Sascha Vollmer. Kennengelernt haben sich die beiden GeschĂ€ftsfĂŒhrer nach ihrer Ausbildung. Sascha Vollmer wollte ursprĂŒnglich Maskenbildner werden, hat sich dann aber fĂŒr eine Friseurausbildung entschieden. Als Geselle hat er in einer Friseurkette gearbeitet und konnte frĂŒh die Salonleitung ĂŒbernehmen. Silvio Christall hingegen wollte nicht von Anfang an Friseur werden. Das Friseurhandwerk wurde ihm von einem Freund vorgeschlagen. „Ich habe ĂŒber diesen Vorschlag

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Die Betriebsinhaber sind mit ihrem neuen Arbeitszeitmodell zufrieden: Sascha Vollmer (v.l.) und Silvio Christall.

„Viele trauten ihren Ohren nicht und haben permanent nach dem Haken gesucht.“ Silvio Christall, ­Friseurmeister

erst geschmunzelt, aber nachdem ich mich intensiv mit dem Gedanken beschĂ€ftigt habe und die Berufsperspektiven mit dem Meister und der SelbststĂ€ndigkeit erkannt habe, klang es fĂŒr mich sehr attraktiv“, erinnert sich Christall. Mit dem Friseurmeister in der Tasche grĂŒndete er zusammen mit Vollmer im Jahr 2003 das ‚Haarwerk‘. Der Friseursalon in einem Hinterhof im Östlichen Ringgebiet in Braunschweig entstand in einer alten Fabrikhalle. „In meiner Zeit als Salonleiter hat unseren Kunden die entspannte AtmosphĂ€re besonders gefallen. Mit dem ‚Haarwerk‘ wollten wir etwas Ähnliches schaffen, was uns mit dem Namen und der Anspielung an die Fabrikhalle auch gelungen ist“, erzĂ€hlt Vollmer. Das Konzept ging auf. Im Laufe der Jahre ist der Betrieb immer weiter gewachsen. Inzwischen beschĂ€ftigen die beiden sechs Gesellinnen und fĂŒnf Auszubildende. „Wenn krankheitsbedingt jemand ausfĂ€llt, fĂ€ngt ein kleines Team immer an zu wackeln. Deshalb haben wir unser Team kontinuierlich erwei-

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