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Im Gespräch mit Direktor Daniel Herzog
Trotz den bekannten Einschränkungen und Beeinträchtigungen durch Corona ist es gelungen, im Jahr 2020 ein sehr gutes Ergebnis zu erzielen. Dies dank einem überdurchschnittlichen Einsatz aller Mitarbeitenden des RVK.
Daniel Herzog
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Direktor
Wie beurteilen Sie den Geschäftsgang im Jahr 2020?
Nach anfänglicher Skepsis über die Geschäftsentwicklung in Zeiten der Pandemie ist es gelungen, die Umsatzeinbussen, die vor allem in den Bereichen MedCasePool und Bildung eingetreten sind, mit dem Ausbau von Kundenbeziehungen in anderen Bereichen zu kompensieren. Hier zeigt sich die Stärke des RVK, der mit seinen Dienstleistungen breit aufgestellt ist und sehr unterschiedliche Zielgruppen im Fokus hat. Diversifikation erweist sich als Vorteil in Krisenzeiten. Zu den guten Ergebnissen in den verschiedenen Dienstleistungen hat aber auch die noch im Jahr 2019 gestartete Vertriebsoffensive beigetragen, deren Früchte 2020 geerntet werden konnten. Wenn es trotz Corona gelungen ist, an das sehr gute letztjährige Resultat anzuknüpfen, zeigt dies, dass der RVK nicht nur strategisch, sondern auch operativ optimal aufgestellt ist und dass er die Fähigkeit besitzt, rasch und adäquat auf sich verändernde Rahmenbedingungen zu reagieren. Dass dabei sogar ein positives Betriebsergebnis erzielt werden konnte, unterstreicht zudem auch noch die finanzielle Fitness des RVK.
Welche Ereignisse und Entwicklungen haben das Geschäftsjahr besonders geprägt?
Die Hauptsorge war, wie wohl überall in der Wirtschaft, Corona. Anfänglich konnte man überhaupt nicht einschätzen, in welchen Geschäftsbereichen und in welchem Umfang sich die Pandemie auswirken würde. Eine zweite, nicht minder wichtige Frage war: Wie kann und soll sich der RVK mit Homeoffice optimal organisieren und welches sind die zweckmässigsten Kommunikationsmittel und methoden dafür?
Ich bin überaus froh und auch stolz, dass der RVK über alle Stufen und Bereiche hinweg auf sehr motivierte und verantwortungsbewusste Vorgesetzte und Mitarbeitende zählen konnte, welche die durch die Pandemie erforderlichen Anpassungen des Arbeitsumfelds rasch, flexibel und stets im Sinne des RVK mitgestaltet haben. Es hat sich auch gezeigt, dass die Produktivität und die Kommunikation durch den Einsatz von digitalen Mitteln erstaunlich gut aufrechterhalten werden konnten. Die grösste Herausforderung war wohl, die unterschiedlichen Kontaktbedürfnisse der Mitarbeitenden untereinander und auf allen Stufen adäquat zu gestalten. Das ist gut gelungen. Hierfür möchte ich vor allem den Vorgesetzten ein grosses Lob aussprechen. In der im Frühjahr 2020 durchgeführten Mitarbeiterzufriedenheitsumfrage, deren Resultate sich gegenüber der vor drei Jahren durchgeführten Umfrage und gegenüber dem Branchenbenchmark erneut verbessert haben, zeigte sich die hohe Motivation und die Arbeitszufriedenheit der beim RVK tätigen Mitarbeitenden. Darauf dürfen wir alle – Vorgesetzte und Mitarbeitende – stolz sein. Gleichzeitig mit der erwähnten Umfrage führt der RVK ebenfalls alle drei Jahre eine Kunden und Mitgliederzufriedenheitsumfrage durch. Auch hier können wir über das ausgesprochen hohe Zufriedenheitsniveau und die weiter verstärkte Bindung unserer Kunden und Mitglieder zum RVK sehr zufrieden sein. Details dazu lesen Sie weiter hinten im Geschäftsbericht.
An der Kundenfront mussten wir in den Dienstleistungen des MedCasePools einige Abgänge hinnehmen. Nicht wegen Qualitätsproblemen oder einer unattraktiven Preisgestaltung, sondern aufgrund von Strategieentscheiden dieser Kunden, ihre an den RVK outgesourcten Dienstleistungen wieder selber zu erbringen. Solche Kundenverluste lassen sich nicht von heute auf morgen kompensieren. Die erwähnte Vertriebsoffensive konnte bereits einen guten Teil des Umsatzverlusts wettmachen.
Welche Themen aus der Krankenversicherungswelt und der Gesundheitspolitik standen für den RVK im Mittelpunkt?
Auch im Jahr 2020 blieben die Massnahmen aus dem Kostendämpfungspaket 2 ein Dauerthema. Insbesondere die Absicht von Bundesrat Berset, zur Einsparung von Leistungskosten vor jedem Arztbesuch eine Erstanlaufstelle vorzuschalten. Dass schon über 65 Prozent aller Versicherten ein Krankenversicherungsprodukt mit freiwilliger Einschränkung von Leistungserbringern gewählt haben und damit das Einsparpotenzial dieser Massnahme eher gering wäre, war offenbar nicht von Belang. Und dass durch diesen GatekeeperZwang die Arztwahlfreiheit, die die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger noch vor wenigen Jahren an der Urne deutlich bekräftigt haben, geritzt wird, diesen Volkswillen scheint der Bundesrat offensichtlich zu ignorieren. Soll es hier in Richtung mehr Steuerung und Staatsmedizin gehen? Die Gründe für Einschränkungen dieser Art sind jedenfalls für uns nicht überzeugend. Etwas mehr Freude machen die Entwicklungen an der Tariffront. Einerseits scheint im Einzelleistungsbereich eine Aktualisierung des Tarmed weitgehend gelungen zu sein, andererseits sind – wo möglich – schon zahlreiche Pauschaltarife gerechnet, sodass hoffentlich bald mit dem Segen des Bundesrats gerechnet werden kann. Der Königsweg scheint hier die Kombination von beiden Systemen zu sein, wobei einer Pauschalisierung von ärztlichen Leistungen im Zweifelsfall der Vorzug gegeben werden soll.
Ein ganz anderes Projekt ist die Branchenvereinbarung. Dort ging und geht es darum, dass die Krankenversicherungsbranche via Selbstregulierung eine gesetzliche Beschränkung des Einsatzes von Versicherungsvermittlern und Plafonierung der Vermittlungsprovision im KVG und im VVG vermeiden möchte. Ziel wäre allerdings, dass alle Krankenversicherer die Branchenvereinbarung mittragen, was bis dato noch nicht der Fall ist. Das letzte Kapitel ist hier noch nicht geschrieben.