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Sommer, Sonne, Erdbeerzeit
Sommer, Sonne, Erdbeerzeit
Selber pflücken auf den Feldern von Erdbeerbauer Fabry
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Wenn die Luft feucht ist und das Hemd beim Pflücken an der Haut klebt: Erdbeeren rasch verarbeiten. Franz Fabry
Wonnemonate für alle Schleckermäuler: Leuchtend rot lachen uns die Erdbeeren seit Wochen auf dem Markt und in den Läden entgegen. Wirklich frisch und aromatisch sind dabei vor allem regional gewachsene, wie die Erdbeeren von Franz Fabry aus Endorf, die keine Stunde brauchen, um vom Feld auf dem Teller zu landen. Oder eben direkt im Mund.
Seit 30 Jahren ist Franz Fabry nun Erdbeerbauer. Und er weiß, wie eine Erdbeere schmecken muss: „Süß, intensiv, nach dem ganzen Aroma dieser schönen Landschaft hier.“ Drei speziell auf den Standort abgepasste Sorten hat er rund um die Heiligenfeldkapelle oberhalb von Endorf angebaut. Neben einer Frühsorte und seinem Liebling, der Sonata, erstmals auch eine späte Sorte: Malwina, die sich durch einen exzellenten Geschmack auszeichnet und je nach Wetterlage bis in den Juli hinein geerntet werden kann.
Dem Boden zum Trotz
Bis zum Genuss ist es allerdings ein arbeitsreicher Weg. „Erdbeeren sind sensible Früchtchen, die eine gesunde Bodenflora brauchen.“ So kämpft Fabry nicht nur gegen Klimawandel und die Risiken im Freilandanbau wie Hagel, Starkregen und Sonnenbrand, sondern vor allem auch mit den schwierigen Sauerländer Bodenverhältnissen. Pflanzt nach allen Regeln der Fruchtfolge Jahre vorher Getreide auf den Erdbeerfeldern, düngt noch im Herbst vor der Saison mit eigenem Kuhmist, umgeht steinernen Untergrund und Nassstellen, pflügt und fräst und bereitet den Boden vor, der dann hoffentlich wassergesättigt in einen frostigen Winter geht. Anfang Mai setzt der Bauer die noch jungen Erdbeerpflanzen aus. Kaum mehr als 2 cm ragen dann aus der Erde und die bekommen erst mal ein Jahr Zeit, um sich kräftig zu entwickeln. Eine Herausforderung sind auch die fehlenden Bienen. Die wenigen, die unterwegs sind, lockt im Mai das Rapsfeld in der Nachbarschaft an, sodass Fabry dieses Jahr ein Hummelhotel inmitten seiner Erdbeerfelder eröffnet hat. Bis zur Ernte gilt es, Unkraut, Schädlinge und alle möglichen Pflanzenkrankheiten fernzuhalten. Fabrys Devise: „Was ich selbst machen kann, mache ich selber – und wo ich Chemie eben vermeiden kann, verzichte ich drauf. Ich will die Früchte ja selbst auch noch essen!“
Nur die süßen ins Körbchen
Bevor die Früchte reifen, werden die Bahnen mit Stroh ausgelegt, damit die Erdbeeren von unten sauber bleiben und der Boden auch bei Sonne feucht. Franz Fabry steht während der Erntezeit an seinem Stand neben den Feldern, sortiert die gepflückten Früchte sorgfältig nach und packt die Schalen zum Verkauf. „Für Ömeckes aus’m Dorf gibt’s gerne auch mal eine dicke Erdbeere obendrauf.“ Das wissen die Kunden zu schätzen. Manche nehmen auf der Durchreise ein abgepacktes Paket mit. Andere freuen sich aufs Selberpflücken und reisen mit großen Körben an, gern mit der ganzen Familie. Eine Frau aus Hagen fährt jedes Jahr mit einem Zentner Ernte nach Hause. Ein Ehepaar aus Plettenberg holt pro Saison 40 Pfund vom Feld. Ein Stammkunde, der mit über 80 Jahren kaum noch auf die Knie kommt, erscheint immer pünktlich zum Saison-Start zum Pflücken. Denn das Ernten selbst ist ja bereits ein Genuss. Schlagsahne braucht’s erst gar nicht. Wer selbst pflücken möchte, sollte zwei Dinge beachten: „Die beste Erntezeit ist am Vormittag, weil die Früchte über Nacht genug Zeit hatten zu reifen. Und sie sollten nach der Ernte rasch verarbeitet werden, am besten am selben Tag noch.“ Im Kühlschrank halten sich die Früchte zwar etwas länger, allerdings verlieren sie hier auch an Geschmack. Roh verzehrt, im Obstsalat, Quark, als Tortenbelag oder in der Bowle, bleiben viele Vitamine und Mineralstoffe erhalten. Gut lässt sich die Erdbeere aber auch tiefkühlen oder einkochen. Der Klassiker: zur Erdbeermarmelade, die dann ein Jahr lang die Erinnerung ans Pflücken unter blauem Sommerhimmel wachhält. Marianne Fabry stellt auch Saft und Likör her, zur Freude ihres Ehemanns Franz: „Jeden Abend zwei Naturjoghurts mit Erdbeerlikör – das ist das Letzte, was ich vor dem Schlafengehen zu mir nehme.“ Na dann: Süße Träume.
Text: Carina Middel, Fotos (u.a.): Ralf Litera
Tipp für alle Rezepte
Zum Waschen die Erdbeeren in einer Schüssel mit lauwarmem Wasser leicht bewegen. Erst dann die Kelchblätter und Stielansätze entfernen, weil sonst Wasser in die Früchte dringt und Aroma verloren geht. Anschließend vorsichtig trocken tupfen.
Erdbeereis am Stiel
Zutaten für 6 Portionen
200 g Erdbeeren 125 g griechischer Naturjoghurt (10 % Fett) 1 EL brauner Zucker ½ Vanilleschote 200 ml Schlagsahne Erdbeeren waschen und grob zerkleinert pürieren. Erdbeerpüree mit Joghurt und Zucker mischen. Vanilleschote längs aufschneiden, Mark herauskratzen und unter Erdbeermasse heben. Gut gekühlte Sahne separat aufschlagen und unterheben. Masse in Eisförmchen mit Stiel füllen und 5 Stunden in die Tiefkühltruhe stellen. Vor dem Genuss kurz antauen lassen und aus den Förmchen lösen.

Erdbeer-Minz-Marmelade
Zutaten für 4 Personen
1500 g Erdbeeren 500 g Gelierzucker (3:1) 2 große Zitronen 5 Zweige Marokkanische Minze Erdbeeren waschen, in Stücke schneiden und mit dem Saft von 2 Zitronen in einen Topf geben. Gelierzucker dazu, kurz durchmengen und gut 10 Minuten ziehen lassen. Zum Kochen bringen, dabei ab und zu rühren und mindestens 3 Minuten lang sprudelnd kochen lassen. Unterdessen Minzblätter waschen und fein hacken. Topf vom Herd ziehen, und wenn die Marmelade nicht mehr kocht, Minze unterheben. Die Marmelade in saubere Twist-off-Einmachgläser geben und auf den Kopf stellen. Nach 15 Minuten umdrehen und kalt werden lassen.
Tipp:
Geliertest: Nach der Kochzeit einen Teelöffel der Marmelade auf einen eisgekühlten Teller geben. Geliert die angedickte Flüssigkeit sofort, kann die Marmelade vom Herd genommen werden.

Freie Wahl beim Spossen-Topping
Erdbeer-Vanille-Törtchen

Für den Teig
150 g Mehl 50 g Zucker 75 g Butter 1 Eigelb 1 Pr. Salz
Für den Mürbeteig Mehl, Zucker, Butter, Eigelb und Salz mit den Knethaken, anschließend kurz mit den Händen zu einem glatten Teig verkneten. 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen. Pudding nach Anleitung auf der Verpackung zubereiten, in eine Schüssel füllen und geschmolzene Schokolade unterrühren. Frischhaltefolie direkt auf den Pudding legen, damit sich keine Haut bildet, und abkühlen lassen. Kuchenförmchen einfetten, Mürbeteig ausrollen und Förmchen damit auskleiden. Mit einer Gabel einstechen, bei 180 °C Ober- und Unterhitze ca. 15-20 Minuten backen und anschließend auskühlen lassen. Teig aus den Förmchen heben, Vanille-Creme verrühren und auf die Törtchen füllen. Erdbeeren waschen, halbieren oder vierteln und auf der Creme verteilen. Weiße Schokolade darüberraspeln.
Für die Füllung
½ P. Vanille-Puddingpulver 250 ml Milch 1 EL Zucker 50 g weiße Schokolade 300 g Erdbeeren

Hier wird gepflückt:
Tagesaktuelle Infos, an welchen Tagen das Pflücken lohnt, gibt’s jedes Jahr ab dem Start der Erdbeersaison auf der Website www.erdbeeren-fabry.de Auch auf dem Obsthof Alteköster in Möhnesee-Körbecke oder auch in Echthausen (www.hauswesthemmerde.de) gibt’s Erdbeeren zum Selbstpflücken.

Familie Scanu mit ihrer Ernte beim Abwiegen.





