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Hans-Josef Vogel und Ruhestand?
Hans-Josef Vogel im Interview
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Hans-Josef Vogel und Ruhestand? Zugegeben, ein Widerspruch in sich – und im Gespräch wird schnell klar, dass Ruhestand nur für das Ende der beruflichen Tätigkeit zutrifft. Gut zehn Wochen, nachdem er offiziell aus dem Amt des Regierungspräsidenten verabschiedet wurde, treffen wir beim Interview auf einen bestens gelaunten Vogel. Einen Mann, der nach wie vor klare Botschaften sendet: an Politik, Verwaltung, an uns, die hier lebende Bürgerschaft. Botschaften, die Mut machen. Mut, der auch dringend benötigt wird. Lesen Sie in der HEIMATLIEBE eine Mitschrift des Gesprächs.
Herr Vogel, Sie sind nun seit wenigen Wochen offiziell außer Dienst. Wie geht es Ihnen aktuell persönlich? Mir geht es sehr gut. Im Ruhestand hat man ziemlich viel Freiheit, sich um das zu kümmern, was einem selber wichtig ist. Ich unterstütze die Klimabewegung und war hier zuletzt auf einem Kongress in Frankreich eingeladen. Es ging unter anderem um das Bauen mit Holz, was auch für unsere Region wichtig werden kann. Zudem setze ich mich nach wie vor für die Modernisierung der Verwaltung ein, bei der uns vor allem das große Thema Digitalisierung helfen kann.
Kunst und Kultur interessieren mich sehr, auch da bekomme ich immer wieder Einladungen. Außerdem kümmere ich mich mehr um die Familie. In öffentlichen Ämtern kommt vieles zu kurz, das hole ich nun nach. Natürlich hat mir das alles Spaß gemacht, aber nun kann ich das Private mehr genießen und gestalten.
Wie blicken Sie – mit etwas beruflicher Distanz – auf den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs? Es stört mich momentan die ganze Negativrhetorik, es sind doch herausfordernde Zeiten. Negative Rhetorik baut nicht auf, sie schwächt sogar. Wir müssen die Chancen suchen und nutzen. Ich glaube fest an den Wandel zum Besseren. Das möchte ich insbesondere den jungen Leuten weitergeben. Die jungen Leute müssen in den Mittelpunkt – wir müssen sie anschieben, sie unterstützen, ihnen die Türe öffnen. Wir Älteren dürfen den Kontakt zu den Jungen nicht verlieren, ganz im Gegenteil: Wir müssen mehr denn je auf sie setzen!
Wenn Sie auf Ihre Zeit als Regierungspräsident zurückschauen: Wie fällt Ihr kurzes Fazit aus? Wir haben in der Bezirksregierung ein Innovationslabor gegründet: Digitalität als Problemlöser und Wirksamkeitsverstärker, volldigitales Verfahren für die NRW-Corona-Soforthilfen. Digitalisierung ist mehr als Technik, ist Führung, Team und Tool. Die Bezirksregierung hat sich stärker geöffnet, arbeitet in Netzwerken, nutzt Partnerschaften, unterstützt Open Social Innovation. Und Bezirksregierung kann Krise. Und: Wir haben mit den Kommunen bei der digitalen Infrastruktur des Bezirks deutlich aufgeholt.
Auf was sind Sie besonders stolz – und was hätten Sie gerne noch erledigt? Verwaltung wird heute vor allem bestimmt durch neue Herausforderungen. Wir sind da wirksamer geworden. Das Recht aus der vordigitalen Zeit muss aber an das digitale Zeitalter angepasst werden, um besser und schneller zu sein.
Wie blicken Sie aktuell auf die Situation im Regierungsbezirk Arnsberg – insbesondere auf den Raum Arnsberg-Sundern? Bei den erneuerbaren Energien müssen wir endgültig Volldampf geben. Wichtige Unternehmen brauchen die ganze Palette der Erneuerbaren, um wettbewerbsfähig zu sein. Man weiß, wie wichtig die Wirtschaft für unsere Region ist. Bildung, Bildung unterstützen! Neues Lernen voranbringen! Attraktiv sein für die Jüngeren! Wir könnten mehr, sind aber immer noch zu langsam. Auch eine öffentliche Verwaltung muss modern und attraktiv für junge Leute sein, gerade was digitale Arbeitsplätze angeht.

Wie sehen Sie die Rolle unserer Region in diesem großen Regierungsbezirk? Das Alleinstellungsmerkmal unseres Bezirks ist, dass wir einen großen Ballungsraum mit den großen Hochschulstädten Dortmund und Bochum sowie das ländliche Südwestfalen haben, das eine der führenden Industrieregionen in ganz Deutschland ist. Diese Stärken gilt es im Verbund durch mobile und digitale Innovationen zu halten und auszubauen. Es gibt keine Stadt- und Regionalentwicklung ohne Hochschulen und
Hans-Josef Vogel war von 2017 bis 2022 Regierungspräsident des Regierungsbezirks Arnsberg und war zuvor von 2009 bis 2017 Bürgermeister der Stadt Arnsberg. Er studierte Rechtswissenschaften, Philosophie und Politische Wissenschaften und absolvierte ein Ergänzungsstudium der Verwaltungswissenschaften an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer. 1991 übernahm er die Verwaltungsleitung beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) in Dresden und trug so zum Aufbau des MDR in Sachsen bei, ehe er 1993 Stadtdirektor Arnsbergs wurde.

Wissenstransfer! In Arnsberg und Sundern müssen wir diese Nähe zu den Ballungsräumen positiv nutzen. Auch für die Kultur. Die Dortmunder Akademie für Theater und Digitalität ist beispiellos. Ich denke, wir müssen noch ein Stück „urbaner“ werden in unserer Landschaftsregion.
Es gibt so viele Krisen wie nie zuvor: Energieknappheit, Ukraine-Krieg und die Nachwehen der Pandemie. Wie können der Bezirk und seine Kreise das meistern? Wir müssen aus Krisensituationen wie Corona unsere Konsequenzen ziehen. Was bedeutet so eine Pandemie in Zukunft für ein Meldewesen, für Ärzte und Krankenhäuser? Wir haben ja gesehen, wo es hakt, zum Beispiel bei fehlenden digitalen Schnittstellen. Wir haben gelernt, dass wir gerade in Schulen das digitale Lernen unterstützen müssen. Jetzt haben wir die Chance, endlich umzuswitchen! Land- und Forstwirtschaft, ja wir alle sind zunehmend und stärker vom Klimawandel, von Hitzewellen, Waldbränden und Dürren, von Starkregen und Überflutungen getroffen. Die Zahl der Hitzetoten ist gestiegen. Wir sehen, dass der Klimawandel die größte Herausforderung unserer Zeit ist. Mit Wille und Innovation können wir etwas dagegen tun. Dafür brauchen wir gute Kommunikation. Die Anpassungsfähigkeit von Menschen ist enorm, darauf kann die Politik zählen, wenn sie endlich mehr tut. Man muss die Vorteile von Veränderung entdecken, um Untergangsszenarien zu meiden.
Was hat der Tod Ihres Kollegen Walter Lübcke, der 2019 aus rechtsextremen Motiven ermordet wurde, persönlich mit Ihnen gemacht? Ich wollte mich mit ihm noch treffen, um gemeinsame Themen zu erörtern. Kassel ist ja unser Nachbarbezirk. Für mich war Lübcke ein mutiger Mann, von dem wir lernen
können. Demokratie braucht Mut, um verteidigt zu werden. Der Sicherheitsaspekt war für mich persönlich nie ein Thema. In der öffentlichen Verwaltung ist es auch unsere Aufgabe, die Demokratie tagtäglich zu verteidigen. Und neben Mut braucht es vor allem eines: auch in der neuen Medienwelt Respekt und Zivilität!
Auch heute noch sind die Themen, für die er bis zuletzt gekämpft hat, akuter denn je ... Das große Thema Zuwanderung wirkt sich positiv und eben nicht negativ auf unsere Gesellschaft aus – zum Beispiel auf den Arbeitsmarkt und die Vielfalt in diesem Land. Das muss man Leuten erklären, die am Stammtisch oder in Stadien stumpfe Parolen anbringen. Und für die Energiewende, den Klimaschutz hat er gekämpft.
Auch der Fachkräftemangel wird immer wieder als Herausforderung genannt: Was können gerade die ländlichen Regionen im Regierungsbezirk tun, um in Zukunft für junge Menschen attraktiv zu sein? Das Thema ist nicht vom Himmel gefallen. Es wurde schon in meiner frühen Berufsphase prognostiziert, dass wir auf eine solche Situation zusteuern und Antworten finden müssen. Das heißt vor allem: Bildung und Weiterbildung, technische Möglichkeiten nutzen. Wir brauchen eine Strategie für die Jüngeren – und die kann nur lauten: Wir müssen ihre zukünftigen Lebensgrundlagen schützen. Meine Enkelkinder werden das Jahr 2100 erreichen. Vor allem Kinder aus prekären Lebensverhältnissen müssen endlich besser gefördert werden. Hier sind wir alle gefragt. Es ist ein Skandal, dass Kinder aus prekären sozialen Verhältnissen, auch Kinder von Geflüchteten, nach wie vor zu wenig Aufstiegschancen haben. Zudem brauchen wir attraktive digitale Arbeitsplätze, sodass man auch hier gut leben kann. Außerdem sollte man die Älteren noch mehr mit einbinden, auch wenn sie schon im Rentenalter sind. Ihr Potential, ihr Engagement brauchen wir.
Zwei persönliche Fragen zum Schluss, Herr Vogel: Was lesen Sie gerade? Ich habe gerade Uwe Wittstocks Buch „Februar 33. Der Winter der Literatur“ gelesen. Beeindruckend, wie Literaten und Künstler bereits 1933 vorhergesehen haben, dass der Nationalsozialismus in die Vernichtung führt.
Wohin fahren Sie gerne in den Urlaub? Wir fahren oft nach Italien und haben Sizilien jetzt ganz neu für uns entdeckt. Ostern waren wir in Warschau, als der ganze Flüchtlingsstrom aus der Ukraine gerade in der Stadt angekommen war. Das waren ganz besondere bewegende Eindrücke.
Das Interview führte Gisbert Scheffer, Text und Konzept: Simon Engels, Fotos: Ralf Litera
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Wichtiger Baustein für die Zukunft
Neues Logistikzentrum des Speditions- und Logistikunternehmens A.L.S. nimmt Anfang 2023 Betrieb auf
Seit Anfang März dieses Jahres rollen die Bagger auf dem 25.000 Quadratmeter großen Grundstück der Allgemeinen Land- und Seespedition (A.L.S.) in Arnsberg-Voßwinkel: Der Bau des neuen Logistikzentrums des Unternehmens schreitet kontinuierlich voran. Mit dem 12.000 Quadratmeter großen Logistikzentrum wird die A.L.S. auf die gestiegene Nachfrage nach kurzfristig verfügbaren Lagerflächen und Ressourcen reagieren. „Wir freuen uns, dass der Zeitplan eingehalten wird. Von außen steht die Lagerhalle bereits. Jetzt erfolgt noch das Finetuning mit der Elektronik und der Inneneinrichtung, außerdem wird eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert“, berichtet A.L.S.-Geschäftsführer Christoph Dahlmann. Bereits im ersten Quartal 2023 soll der Betrieb in dem neuen Logistikzentrum aufgenommen werden. Das nach Energieeffizienzkriterien geplante Gebäude besteht aus drei Hallenmodulen, um an einem Standort verschiedene Produktwelten mit unterschiedlichen Anforderungen zu bündeln. Zusätzlich steht hier ein temperaturgeführter Bereich auf 1.000 Quadratmetern zur Verfügung.
Ein Bekenntnis zur Region
Somit schafft die A.L.S. beste Voraussetzungen, um die Einlagerung sperriger Güter sowie eine Block- und Regallagerung vorzunehmen. Die Kragarmregale ermöglichen eine optimale Lagerung von Langgut. Die Lagerkunden profitieren außerdem von der optimalen Lage an der Bundesstraße 7 mit der direkten Verbindung zur Autobahn A 46/445. „Diese Investition ist ein Bekenntnis zur Region und schafft weitere Arbeitsplätze“, betont Christoph Dahlmann. „Als Fullservice-Dienstleister übernehmen wir neben den Transporten und der Lagerung auch die Verpackung, Distribution und die Zollabwicklung bei Ein- und Ausfuhr.“ Seit der Gründung im Jahr 1989 ist das qualifizierte Speditions- und Logistikunternehmen aus Arnsberg für seine Kunden ein zuverlässiger und kompetenter Partner. Der Bau des neuen Logistikzentrums ist für die A.L.S. ein weiterer wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Zukunft.