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Perfektes Spiel bekannter Werke

Das Laienensemble Spielwerk

Viele Arnsberger erinnern sich gerne an ein kulturelles OpenAir-Highlight im Jahr 2013: Die „Jedermann“-Aufführung im Wedinghauser Klosterhof auf der Bühne des geöffneten gläsernen Lichthauses. Damals trat die Laienspielgruppe Spielwerk ins Rampenlicht, die dieses sehr anspruchsvolle Theaterstück von Hugo von Hoffmannsthal mit einer großen Anzahl weiterer Schauspieler, Statisten und einem Rahmenprogramm inszenierte. Die erstaunliche Professionalität der Gruppe, die heute eingetragener Verein ist, hat sich in ihren jährlich stattfindenden Aufführungen erhalten, wenn nicht gar gesteigert.

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Christian Vernholz in einer Nebenrolle in der „Jedermann“-Aufführung, 2013

Seit 2013 betreuen Susanne Gieseke und Gaby Renner als Regisseurinnen die heute etwa 20 Schauspieler. Die beiden wählen auch die Stücke aus, die an alle Beteiligten hohe Ansprüche stellen. „Wir suchen Aufführungen, die das Publikum aus der Schule, vom Theater oder Fernsehen kennt, und setzen sie möglichst eins zu eins um“, erläutert Susanne Gieseke. Nach „Jedermann“ kamen bekannte Titel wie zum Beispiel „Der Besuch der alten Dame“, „Der zerbrochene Krug“ oder „Die zwölf Geschworenen“ zur Aufführung. Im November 2022 steht der Thriller „Der Seelenbrecher“ von Sebastian Fitzek an. Neben den Premieren folgen traditionell noch jeweils zwei bis drei weitere Spieltage in der Arnsberger Kulturschmiede in der Altstadt. Dieses Theater fasst bei Bühnendarbietungen bis zu 90 Zuschauer, eine Auslastung, die das Ensemble meist erreicht. Großes Aufsehen erregte das Fernsehspiel „Terror“ von Baldur von Schirach. Mutig wie gewohnt warteten die Regisseurinnen die Freigabe dieses für Laiendarsteller sehr anspruchsvollen Schauspiels ab und brachten es, präsentiert vom Lions Club Arnsberg-Sundern, im November 2021 auf

Aufführung „Die zwölf Geschworenen“, 2020

die Bühne mit dazugehöriger Publikumsabstimmung. Diesmal spielten sie mit riesigem Erfolg sogar im Sauerland-Theater mit fast 600 ausverkauften Plätzen.

Acht Monate Vorlauf von der Ideenfindung zur Premiere

Christian Vernholz hatte in „Jedermann“ eine Nebenrolle, ist heute Vorsitzender des Vereins und inzwischen Vollblut-Darsteller in wichtigen Besetzungen. Er weiß natürlich, wie die Bühnenarbeit von der Ideenfindung bis zur Premiere abläuft: „Am Anfang des etwa achtmonatigen Vorlaufs steht das Vorlesen des Stücks, dann werden die Rollen verteilt. Die anschließende Pause nutzen die Darsteller zum Lernen der Texte. Während der anfänglichen Proben spielt man nur den Text, teilweise noch mit Manuskripten in den Händen. Wenn der sicher ist, kommen Mimik, Ausdruck und Bewegung hinzu.“ Es mache zunehmend Spaß, wenn man nach anfänglichen Zweifeln merkt, dass man mitten im Stück

Aufführung „Zwischen den Stühlen“, 2014

ist. Die Proben laufen sehr konzentriert ab, jedoch in heiterer Atmosphäre mit witzigen Situationen und auch lustigen Versprechern. „Nach den Aufführungen ist man erst mal platt“, bekennt Vernholz. „Aber nach etwa zwei Monaten fiebert man der Inszenierung des nächsten Stücks entgegen.“

Text und Fotos: Jochem Ottersbach

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All das dank schöner Musik

Lied- und Oratorientenor Georg Poplutz

Unsere Gegend kann mit einigen sehr guten Chören aufwarten, deren anstehende Weihnachtskonzerte von vielen schon sehnsüchtig erwartet werden. Manchmal geht aus solchen Chören auch ein Solist hervor, der sich weit über die Grenzen des Sauerlands hinaus einen Namen machen kann. So wie der Lied- und Oratorientenor Georg Poplutz, der 1974 in Arnsberg geboren wurde und als mittlerer von drei Brüdern im Eichholz aufwuchs. Inzwischen lebt er mit seiner Frau Katharina in Frankfurt und reist mit seiner Musik um die ganze Welt, dem Sauerland und vor allem Arnsberg ist er aber weiterhin verbunden. Ein Interview von Denise Weber.

Herr Poplutz, wie sind Sie mit der klassischen Musik in Berührung gekommen? Schon als Kind bin ich zum einen mit klassischer, zum andern auch mit geistlicher Musik in Berührung gekommen. Zum Beispiel nahmen unsere Eltern uns drei Brüder ab und zu mit in klassische Konzerte im Sauerland-Theater und von klein auf mit in die Kirche. Mit etwa 7 Jahren bekam ich dann ersten Klavierunterricht und begann, im Kinderchor von Gerd Schüttler zu singen, später auch in seinem Jugend- und Kammerchor.

Das Singen begleitet Sie also schon von klein auf, trotzdem haben Sie zuerst auf Lehramt studiert. Wie kam es dazu, dass Sie sich dann ganz der Musik gewidmet haben? Musik habe ich schon immer gern gemacht. Ich habe aber nicht geglaubt, dass mein Singen auch mein Beruf werden könnte. Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, konnte ich mir aber gut vorstellen und so wollte ich eben Musiklehrer werden. Ich selber hatte engagierte Musiklehrer am Laurentianum und am Mariengymnasium kennengelernt und konnte so auch in Musicals oder der Schulband singen. Dieses Engagement wollte ich gern weitergeben. Durch verschiedene Begegnungen und Ermutigungen habe ich mich dann aber doch zur Aufnahmeprüfung für ein Gesangsstudium entschieden und bekam tatsächlich einen Studienplatz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und zum Konzertexamen an der Kölner Musikhochschule. So entschied ich mich zunächst gegen den Lehrerberuf und ging Schritt für Schritt meinen Weg als Konzertsänger weiter, wofür ich heute sehr dankbar bin, weil ich es sehr gern bin!

Inzwischen wohnen Sie in Frankfurt, reisen aber zu Konzerten um die ganze Welt. Gab es ein besonders aufregendes Ziel? Tatsächlich haben mich Konzertreisen schon nach Mexiko und Singapur geführt, auch konnte ich nach Namibia, Botswana, Südafrika und Shanghai reisen; das waren natürlich sehr besondere, exotische Ziele und es blieb auch immer etwas Zeit und Gelegenheit, einen Eindruck der Gegend zu bekommen, was natürlich zusätzlich bereichernd war. Ich freue mich aber auch, dass ich in Deutschland immer wieder neue kleinere und größere Städte kennenlerne und in anderen erneut zu Gast sein darf. Im Hamburger Michel oder der Elbphilharmonie etwa, der Dresdner Frauenkirche, der Leipziger Thomaskirche, im Berliner Konzerthaus oder im Speyerer Dom. In Polen bin ich öfter in Danzig und Breslau eingeladen, in der Schweiz regelmäßig in St. Gallen, Basel und Zürich; gerade erst war ich in Spanien in Bilbao, Vic und Barcelona. Wenn ich irgendwo zum Singen zu Gast bin, nehme ich mir möglichst Zeit zum Nachlesen über den Ort und zum Spazieren. Ehrlich gesagt bin ich eigentlich überall gern, es gibt doch überall Schönes zu entdecken!

Was lieben Sie an Ihrem Beruf bzw. Ihrer Berufung am meisten? Dass ich mit dem, was mir Freude macht und was mich erfüllt, mein Geld verdienen darf, dass ich damit zusätzlich an

schöne Orte reisen darf, an denen ich besondere Kirchen und Stätten besuchen kann, dass ich eigentlich immer mit freundlichen, interessanten und interessierten Menschen arbeiten kann und dass ich so viel von Zuversicht und Gottvertrauen singen darf – all das dank schöner Musik.

Was bedeutet es für Sie, vor Publikum zu singen? Es bedeutet, auch nach inzwischen etlichen Jahren immer wieder große Aufregung und Spannung vor dem Konzert, aber auch Freude und Dankbarkeit, wenn es dann gelungen ist, wenn es Kontakt gab zum Publikum und wenn ich das Gefühl habe, dass ich meine Botschaft oder meine Rolle übermitteln konnte und die Leute zufrieden oder gar glücklich scheinen.

Haben Sie ein Lieblingswerk oder Lieblingskomponisten? Eigentlich singe ich alles, was ich singen darf, ausgesprochen gern! Das können Lieder der Romantik von Schubert oder Schumann sein oder biblische Texte von Schütz, Monteverdi, Bach oder Mendelssohn. Sehr gern singe ich die Rolle eines der vier Evangelisten in den Passionen oder in den Weihnachtsoratorien verschiedener Komponisten. Manche Werke wiederholen sich öfter, Händels Messias habe ich zum Beispiel inzwischen an die 75-mal gesungen, aber erstaunlicherweise habe ich auch immer wieder neue Werke zu lernen, was damit zusammenhängt, dass so viele Werke von Komponisten aus der Barockzeit noch in den Archiven der Bibliotheken schlummern, die nach und nach ausgegraben, aufgeführt und aufgenommen werden. Das ist einfach toll!

Im Oktober haben Sie ein Benefizkonzert in der Propsteikirche Arnsberg gegeben. Was bedeutet es für Sie, in der alten Heimat zu singen? Das bedeutet mir sehr viel! Ich habe in der alten Heimat und insbesondere auch in und rund um die Propsteikirche sehr glückliche Zeiten verbringen dürfen. Und so kehre ich bis heute immer wieder sehr gern zurück. Beim Konzert Anfang Oktober war es für mich sehr besonders, nach fünf Jahren dort wieder einmal ein ganzes Programm zu singen, und ich habe mich sehr gefreut, unter den zahlreichen Menschen doch einige bekannte Gesichter zu entdecken.

Gibt es etwas, was Sie am Sauerland, an Arnsberg vielleicht sogar vermissen? Gibt es hier Lieblingsorte? Die vertraute Umgebung und damit auch die Menschen dort, die schöne Altstadt, viel Wald und die Ruhr, das Osterfeuer und das Schützenfest, oft auch einfach die Stille im Eichholz. Und ich mag es, dass man sich kennt in der Stadt – das ist in Frankfurt natürlich nicht so. Wer weiß, vielleicht kehre ich eines Tages doch zurück hierher?!

Ehrlich gesagt bin ich eigentlich überall gern, es gibt doch überall Schönes zu entdecken!

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