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DAS RÄTSEL

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KINDERKINO IM JUNI

KINDERKINO IM JUNI

In der Abgeschiedenheit eines Bunkers sollen Übersetzer ein heiß erwartetes Buch übersetzen. Literarisches Rätselspiel, das mit cleveren Wendungen und einer interessanten Auflösung überzeugt.

Der dritte Band von Oscar Brachs „Dedalus“-Trilogie ist heiß ersehnt. Ein Milliardengeschäft wird erwartet, weswegen die Übersetzung des französischen Originals in verschiedene Landessprachen auch unter höchsten Sicherheitsbedingungen stattfindet. Der Verleger Eric (Lambert Wilson) lässt die Übersetzer in einen Bunker bringen und schneidet sie von der Außenwelt ab. Doch es dauert nicht lange und die ersten zehn Seiten werden online gestellt – zusammen mit der Forderung nach fünf Millionen Euro. Bei Nichterfüllung wird mit dem Leaken weiterer hundert Seiten gedroht. So lange, bis das komplette Buch frei verfügbar ist…

Im Grunde funktioniert der Film nach den typischen Konventionen eines Whodunnit, nur dass hier kein Mörder, sondern ein Hacker gesucht wird. Man hat seine Verdächtigen, man hat die falschen Fährten, und man hat eine Geschichte, die nicht von ungefähr an „Die üblichen Verdächtigen“ erinnert, gibt es doch auch hier reichlich Überraschungen und eine Auflösung, die man nicht unbedingt kommen sieht. Vor allem aber ist es eine Auflösung, die auch funktioniert, wenn man das Vorhergekommene darauf abklopft. Die Geschichte ist in sich einfach stimmig. Natürlich ein Konstrukt, aber eines, dessen Rädchen perfekt ineinander übergreifen. Sehr schön ist, dass mit den verschiedenen Sprachen der Übersetzer gespielt wird. In einer besonders intensiven Situation beginnen sie, in anderen Sprachen miteinander zu reden, wobei nicht jeder derselben mächtig ist. Doch auch das ist clever gemacht und holt aus dem babylonischen Sprachenwirrwarr das Maximum an Spannung heraus. Darüber hinaus fasziniert „Das Rätsel“ aber auch, weil er nicht nur oberflächlich als Mysterium funktioniert, sondern auch mit der Metaebene punktet. Es geht um das Auszehren der Kunst, die Gleichmachung des künstlerischen Prozesses, nicht zuletzt auch um die Ausbeutung derer, die wenig haben, durch die, die alles haben. Das eine Prozent kollidiert hier mit den übrigen 99 Prozent – bis das Internet als großer Gleichmacher fungiert. programmkino.de / Peter Osteried

KILIMANDSCHARO –

Diesmal Mit Kr Cken

DOKUMENTATION | 108 MINUTEN | FSK 0 | DEUTSCHLAND | 2023

Die fast unglaubliche Geschichte eines Höhenforschers, der den höchsten Berg Afrikas auf Krücken bezwang. Ein Dokumentarfilm über die Kraft der Gedanken.

Der Bergsteiger Thomas Lämmle bezwang Achttausender wie den Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff. Nach einem schweren Unfall mit dem Gleitschirm landete er jedoch im Rollstuhl – mit dem Verdacht, nie wieder laufen zu können. Damit abfinden konnte er sich allerdings nicht. Er fing an, hart zu trainieren, und setzte sich ein Ziel: Noch einmal den geliebten Kilimandscharo besteigen. „Und wenn das nur mit Krücken geht“, sagte Lämmle, „dann ist das eben so“. Der Film begleitet seinen 63. Aufstieg auf den höchsten Berg Afrikas – aber dem ersten, bei dem er auf Gehhilfen angewiesen ist.

Der Dokumentarfilm „Kilimandscharo – diesmal mit Krücken“ ist im August und September 2021 in Tansania gedreht worden. Dabei begleitete der Bodolzer Filmemacher Michael Scheyer, damals 41, den Waldburger Bergsteiger Thomas Lämmle, damals 55, und eine fünfköpfige Gruppe von Erstaufsteigern bis auf den Gipfel des höchsten Berg Afrikas in 5895 Meter Höhe. Thomas Lämmle bestieg sieben der insgesamt vierzehn Achttausender, und das ohne zusätzlichen Sauerstoff. Als Höhenforscher entwickelte er eine Atemtechnik, die es Menschen erlaubt, auch in dünner Luft ausreichend Sauerstoff aufzunehmen, um leistungsfähig zu bleiben. 2020 überlebte Lämmle einen Gleitschirmunfall in den Allgäuer Alpen nur knapp. Die Ärzte konnten ihn in stundenlanger Operation vor dem Tod bewahren. Allerdings verließ er das Krankenhaus im Rollstuhl. Lämmle rang mit sich um den Sinn des Lebens und begann trotz aussichtsloser Prognose und starker Nervenschmerzen noch im Krankenbett, intensiv zu trainieren. Bis sein taubes rechtes Bein gesundete und der zerrissene IschiasNerv im linken Bein wenigstens teilweise wieder aktiv wurde. Seither ist er vom linken Knie abwärts gelähmt. Ein Jahr nach dem Unfall beschloss Lämmle, seinen alten Trainingsberg ein weiteres Mal zu besteigen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer folgen Lämmle und den Erstaufsteiger, fünf Männern und einer Frau, auf der achttägigen Tour über die Lemosho-Route bis zum Uhuru Peak.

Die Nachbarn Von Oben

Der nette Abend für ein Ehepaar wird zum Prüfstein ihrer in Routine erstarrten Ehe, als die Nachbarn beim Besuch nicht nur eine exotische Spezialität, sondern auch ein pikantes Angebot mitbringen.

Der wilde Sex des benachbarten Paares lässt bei Thomas und Anna die Bilder an den Wänden wackeln und trifft ihre in 20 Ehejahren festgefahrene Beziehung ins Mark. Übermüdet und genervt streiten sie noch mehr als sonst. Dabei gab es Zeiten, da konnten auch sie kaum die Finger voneinander lassen. Als Anna die Nachbarn auch noch zum Apéro einlädt und diese ihnen ein überraschend freizügiges Angebot unterbreiten, überschlagen sich die Ereignisse: Die Nacht wird zu einem Moment der Wahrheit…

Regie in der warmherzigen Komödie führte Sabine Boss, die sich bereits als renommierte freie Autorin sowie als Regisseurin für Film, Fernsehen und Theater bewiesen hat. Ihr erster Kinofilm „Ernstfall in Havanna“ (2002) rangiert mit über 300 000 Kinobesuchern noch immer unter den publikumsstärksten Filmen der Schweiz. Mit der preisgekrönten SRF-Dramaserie „Neumatt“ gelang ihr zudem als Co-Regisseurin ein großer Erfolg, welcher ins Angebot von Netflix aufgenommen wurde. Alexander Seibt verantwortete das Drehbuch dieser originellen Plot-Konstellation rund um die vier Protagonisten und Protagonistinnen, die überzeugend von Sarah Spale („Platzspitzbaby“, „Wilder“), Ursina Lardi („Das weisse Band“), Max Simonischek („Zwingli“, „Trügerische Sicherheit“) und Roeland Wiesnekker („Der Kommissar und die Wut“) gespielt werden.

Ein Mann kehrt nach 40 jahren in seine Heimat Neapel zurück. Seine Vergangenheit und die Mafia scheinen nur darauf gewartet zu haben, ihn endlich einzuholen.

Nach 40 Jahren kehrt Felice in seine Heimatstadt Neapel zurück, um seine Mutter ein vielleicht letztes Mal zu sehen. Dort angekommen, begibt er sich auf eine Reise zum Ort seiner Jugend, einem Viertel im heutigen Neapel, aus dem die Gefahr nie ganz verschwand.

„Nostalgia“ ist der italienische Beitrag für den Oscar® 2023 und lief im Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes. Der Film erzählt eindringlich das Schicksal eines sensiblen, sanftmütigen Mannes, dessen Rückkehr in seine Heimatstadt eine Nostalgie in ihm auslöst, der er sich nicht entziehen kann. Seine Vergangenheit und die Mafia scheinen nur darauf gewartet zu haben, ihn endlich einzuholen. Gleichzeitig zeigt “Nostalgia” ein einfühlsames Bild von Neapel mit all seinen romantischen, aber auch hässlichen und brutalen Ecken. Die gleichnamige Buchvorlage von Ermanno Rea ist 2022 im Marix Verlag erschienen. Regisseur Mario Martone über seinen Film: „Bei der Geschichte und der Thematik des Films habe ich mich von aktuellen Ereignissen inspirieren lassen, habe aber auch versucht, darüber hinaus zu gehen. Ich wollte die mysteriöse Stimmung erfassen, die ich auch während der Dreharbeiten in Neapel gespürt habe. Ich war fasziniert von der Idee, einen Film nicht in einer Stadt, sondern in einem Viertel zu drehen, als wäre es ein Schachbrett, und deshalb stammen alle Straßen, Häuser und Personen, die auftauchen, ausschließlich aus dem Viertel Sanità, einem neapolitanischen Stadtteil, der ein Stück vom Meer entfernt liegt. Das Viertel verbindet alles: die fernen Jahre, in denen der Film spielt, den Nahen Osten – wo der Protagonist schließlich gelandet ist –, die Träume, die Herausforderungen, die Fehler. Ich habe die Schauspieler und die Crew eingeladen, in das Viertel einzutauchen, ohne Angst, sich zu verirren, als wäre es ein Labyrinth.

Christo Foersters Reise von der Zugspitze bis nach Sylt

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