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AB 31. MÄRZ DAS EREIGNIS

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THE CARD COUNTER

THE CARD COUNTER

›TRE PIANI‹|DRAMA |FRANKREICH 2021

Eine junge Studentin wird im Frankrich der 1960er Jahre ungewollt schwanger. Ein Film über soziale Klassen, die Durchlässigkeit der Gesellschaft und den schwierigen Versuch, sich als Frau nicht unterkriegen zu lassen.

Frankreich Anfang der 60er Jahre. Anne (Anamaria Vartolomei) hat es fast geschafft. Sie steht kurz vor den Aufnahmeprüfungen zur Universität, wo sich ihr Traum, als Professorin zu unterrichten erfüllen kann. Doch dann erfährt Anne, dass sie schwanger ist, was selbst für eine Frau aus besseren Kreisen ein Problem wäre, für jemanden wie sie, die aus einfachen Verhältnissen in der Provinz stammt und kaum vernetzt ist, ist es meist das Ende. Schwangerschaftsabbrüche sind zu diesem Zeitpunkt in Frankreich illegal, sobald Ärzte von ihrer Lage hören wird Anne aus den Praxen hinauskomplimentiert – oder bekommt gar Medikamente untergeschoben, die die Schwangerschaft befördern statt sie zu beenden. Ihre Mutter (Sandrine Bonnaire) bekommt von den Sorgen der Tochter kaum etwas mit, ihr liberaler Professor (Pio Marmaï) ahnt etwas, doch helfen kann er nicht… Wer Filme wie „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“ oder „Niemals Selten Manchmal Immer“ gesehen hat kennt die Muster, von denen Audrey Divan in ihrem zweiten Spielfilm erzählt, kennt den Kampf von Frauen in patriarchalischen Gesellschaften, um Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Doch auch wenn Divan den langen, schweren Weg ihrer Protagonistin zu einer Abtreibung in harschen Bildern zeigt, erzählt sie doch von viel mehr. Wie den oft kaum wahrnehmbaren, aber stets existenten Klassenunterschieden, die die französische Gesellschaft prägen. Wirkt Anne äußerlich noch wie eine ganz normale Studentin, wirkt gerade die regelmäßige Heimreise zu den Eltern auf dem Land wie eine Zeitreise. So wie sie kann hilft die Mutter ihr, doch man merkt, dass sie die Ziele der Tochter kaum begreifen kann. Von welcher Enge die Gesellschaft geprägt ist deutet Audrey Divan durch das fast quadratische Bildformat an, in dem die kleinen Räume der Engelsmacherin, die Anne nach langem Suchen ausfindig macht, noch viel bedrückender wirkt. Gerade im Kontrast zu den hohen Räumen der bürgerlichen Arztpraxen, aber hoch zu den universitären Hörsälen. Am Ende wird es Anne geschafft haben, doch der Weg dahin war schwer und hat Narben hinterlassen. PROGRAMMKINO.DE / MICHAEL MEYNS

REGIE Audrey Divan BUCH Audrey Diwan, Marcia Romano, nach dem Roman von Annie Ernaux DARSTELLER Anamaria Vartolomei, Kacey Mottet-Klein, Sandrine Bonnaire, Louise Orry-Diquero, Louise Chevillotte, Pio Marmaï, Anna Mouglalis LAUFZEIT 100 Minuten

„Mit ‚The Card Counter‘ legt ‚Taxi Driver‘-Autor Paul Schrader eine ebenso faszinierende wie intensive Charakterstudie vor.“ lmstarts.de

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