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VATERSLAND

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TOVE

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AB 10. MÄRZ VATERSLAND

›MADRES PARALELAS‹ | DRAMA |DEUTSCHLAND 2020

Das Leben einer Filmemacherin von den 60er Jahren bis heute wird zur autobiographischen Reise durch eine disruptive Kindheit. Hybrider Spielfilm, der auf mehreren Ebenen als intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie funktioniert.

Als eines Tages eine große Kiste bei der Filmemacherin Marie eintrifft, fragt die Tochter: „Was ist da drin?“, und erhält als Antwort von der Mutter: „Meine Kindheit.“ Die Kiste enthält Fotos und Filme, die von Maries Vater stammen. Er war Profi-Fotograf und hat das ganze Familienleben auf Celluloid gebannt. Dabei nimmt die Geschichte dieser Familie, die so schön und harmonisch beginnt, einen tragischen Verlauf. Das Geschehen hat bei Marie Narben hinterlassen, die bis heute schmerzen. Dennoch begibt sie sich auf die Reise zurück in die 60er Jahre. Die Krankheit und der Tod der Mutter, der schwierige Alltag mit dem älteren Bruder und dem Vater, die Internatsschule, die ersten Anzeichen von Rebellion, die langsame Ablösung von der Familie… Petra Seeger hat eine ungewöhnliche und sehr interessante Form für ihre Frauengeschichte gewählt: Spielszenen in Rückblenden und mit unterschiedlichen Darstellerinnen für das jeweilige Marie-Lebensalter wechseln sich ab mit OriginalDokumenten aus der Vergangenheit und mit Szenen aus dem Hier und Jetzt. Die so entstehenden Schnittstellen und Parallelen machen einen Teil der Faszination des Filmes aus. Das ist überraschend, sind doch ansonsten selbstreferenzielle Storys, noch dazu mit Bezug auf die Filmbranche, oft eher öde Bauchbepinselung als ernsthafter Diskussionsbeitrag. Auch cineastisch hat der Film einiges zu bieten, z. B. eine aufmerksame, sensible Kameraarbeit. Die Bilder aus Maries Kindheit, wie das Begräbnis der Mutter, sind am einprägsamsten. Es scheint, als ob die Bildsprache umso bewegender wird, je weiter Petra Seeger in ihre bzw. Maries Kindheit zurückgeht. Die Szenen zwischen der kleinen Marie und der kranken Mutter oder später am Esstisch mit Bruder und Vater sind extrem anrührend. „Alles ist autobiografisch, selbst das Erfundene“ – das Zitat des französischen Schriftstellers Claude Simon steht als Motto über dem Film. Es beschreibt in aller Kürze gleichzeitig das Thema des Films und Petra Seegers sympathische und intelligente Umsetzung. Chapeau! PROGRAMM-

KINO.DE / GABY SIKORSKI

REGIE & BUCH Petra Seeger DARSTELLER Margarita Broich, Felizia Trube, Momo Beier, Stella Holzapfel, Bernhard Schütz, Matti SchmidtSchaller KAMERA Hajo Schomerus MUSIK Dietmar Bonnen LAUFZEIT 118 Minuten

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