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DEM LEBEN ENTGEGEN – KINDERTRANSPORTE NACH SCHWEDEN

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TOVE

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AB 3. MÄRZ DEM LEBEN ENTGEGEN –KINDERTRANSPORTE NACH SCHWEDEN

DOKUMENTATION | SCHWEDEN, ÖSTERREICH 2019

Die kurdisch stämmige Regisseurin Gülseren Şengezer porträtiert in ihrer Dokumentation vier jüdische Zeitzeugen, die Ende der 30er Jahre dem Tod in den Gaskammern entgingen, aber ohne Eltern und fern ihrer Heimat oft nur schwer ein neues Zuhause fanden.

Als eines der wenigen Länder gelang es Schweden während des Zweiten Weltkriegs neutral zu bleiben. Als das deutsche Reich die Nachbarländer Norwegen und Dänemark besetzte, wurden zwar ebenso deutsche Truppenverlegungen erlaubt wie später, als Deutschland die Sowjetunion überfiel, doch politisch hielt sich das skandinavische Land zurück. Eine Haltung, die sich auch im Verhalten gegenüber jüdischen Flüchtlingen zeigte: Wie die allermeisten Länder sträubte sich auch Schweden, die eigentlich festgesetzten Quoten einzuhalten oder gar zu erhöhen und der jüdischen Bevölkerung Deutschlands und später der besetzten Länder, eine Flucht ins Exil zu ermöglichen. Ende der 30er Jahre wurde es gerade einmal 500 Kindern gestattet, einzureisen, allerdings mit deutlich mehr Widerwillen als Empathie: Von der Regierung wurden die oft erst vier Jahre alten jüdischen Kinder kaum unterstützt, Bürgen mussten sich für sie einsetzen, dass ihre Eltern nachkommen konnten war ausgeschlossen. Wie in den meisten Ländern durchzog auch die schwedische Gesellschaft unterschwelliger Antisemitismus – und das obwohl nur gut 7000 Juden in Schweden lebten, was kaum 0,1% der Bevölkerung ausmachte. Für die vier Zeitzeugen, die Gülseren Şengezer für ihre Dokumentation interviewt hat, bedeutete das Exil in Schweden zwar das Überleben, aber zu einem hohen Preis. Hans Wiener, Herta Lichtenstein, Elise Reifeisen-Hallin und Gertraud Fletzberger heißen die vier Überlebenden, die zwischen vier und 13 Jahre jung sind, als sie sich an Bahnhöfen in Österreich von ihren Eltern verabschieden müssen. In ausführlichen Interview-Passagen berichtet das Quartett davon, wie es sich in das schwere Schicksal gefügt hat, das oft von Albträumen geprägt war, durch wechselnde Gastfamilien führte und stets vom Eindruck geprägt war, nicht erwünscht zu sein. Jahrzehnte liegen diese Ereignisse zurück, doch wenn die Zeitzeugen in Gülseren Şengezers Dokumentation über sie berichten, deutet sich auf eindringliche Weise an, warum es so wichtig ist, die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig zu halten. PROGRAMMKINO.DE/MICHAEL MEYNS

REGIE Gülseren Sengezer LAUFZEIT 94 Minuten FSK 12

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