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AUF EIN WORT » Editorial

Sicherheit hat einen höheren Stellenwert als je zuvor

PETRA REGER

Corona ist mit geballter Kraft zurück. Erneut zwingen uns drastische Schutzmaßnahmen in die Defensive, wohlwissend, dass die nunmehr vierte Welle zeitnah gebrochen werden muss – ganz gleich welch’ erneute Kraftanstrengung das bedeutet. Fakt ist aber auch, dass die bisherigen Prognosen für 2022 vorerst über den Haufen geworfen sind: Die ersten Messeveranstaltungen werden schon wieder abgesagt. Aber wie in den vergangenen zwei Jahren hat sich die Bauwirtschaft einmal mehr als Fels in der Brandung gezeigt: Sie stampft wie eine eiserne Dampflok durch die Pandemie, während dieser Winter andere Branchen auf das Abstellgleis rangiert. So sind laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC 75 Prozent der Bauunternehmen auch jetzt kaum von Covid-19 betroffen und kommen eigenen Angaben zufolge weiterhin gut durch die Krise. Zeigen wird sich laut Experten jedoch erst im Frühjahr, welche Auswirkungen der Winter tatsächlich auf die Gesamtwirtschaft hat.

»Mehr Fortschritt wagen«

Seit kurzem haben wir eine neue Regierung auf den Weg gebracht – eine, die für Erneuerung steht und im wahrsten Sinne »mehr Fortschritt wagen« will. Und eben das ist die Lehre, die auch wir aus diesem Jahr ziehen: Es muss trotz aller Kraftanstrengungen und des drohenden Ermüdungsbruchs der Gesellschaft nicht nur weiter gehen, sondern auch weiter gedacht werden. Die bauSICHERHEIT hat 2021 öfter mit seinen Lesern, den Verbänden sowie Herstellern und Händlern gesprochen als je zuvor. Die wichtigste Erkenntnis daraus ist, dass die Sicherheit für Menschen noch stärker in den Mittelpunkt rückt. Und das ist auch bitter notwendig. Erst kürzlich hat die BG Bau von einer „dramatischen Bilanz“ im Bereich der Arbeitsunfälle berichtet - bis September wurden bundesweit 69 Unfälle mit tödlichem Ausgang registriert. Carsten Burckhardt, Bundesvorstandsmitglied bei der IG Bau: „Diese Zahl ist alarmierend – rein statistisch ist demnach in diesem Jahr alle vier Tage ein Bauarbeiter tödlich verunglückt.“ Erschwerend hinzu kommt Corona: In zahlreichen Gesprächen wurde deutlich, dass die Gesellschaft mit Blick auf Covid-19 keinen Zwiespalt mehr ertragen kann, sondern dringend Heilung braucht. Statt sich im Kreis zu drehen, hat die Branche die Gelegenheit genutzt, um den Arbeitsschutz und die Arbeitssicherheit noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken – wohlwissend, dass Corona nicht die einzige Gefahr ist, die es auf der Baustelle zu bannen gilt.

Die A+A 2021 – ein Rückblick

Deutlich wurde das insbesondere im Oktober, als die A+A ihre Tore öffnete und erstmals seit Ausbruch der Pandemie eine Veranstaltung in dieser Größenordnung stattfand. Die bauSICHERHEIT war eine ganze Woche lang in Düsseldorf unterwegs und hat mit den Fachbesuchern und Ausstellern über die wichtigsten Neuheiten der Branche gesprochen. Dabei zeigte sich gerade im Bereich der PSA sowie der PSAgA, dass die Ingenieure ihre Zeit inmitten der Pandemie genutzt haben, um ausgeklügelte Schutzlösungen von Kopf bis Fuß auf den Weg zu bringen. Gleiches gilt für den Bereich der Steigtechnik: Sowohl die Umsetzung der TRBS 2121-2 als auch die EN 1004, deren Übergangsfrist zum 1. Dezember abgelaufen ist, haben die Hersteller unter Zugzwang gebracht. Viel Beachtung schenkten die Messebesucher allerdings auch dem Robotics Park und damit einer Präsentationsfläche für Exoskelette: Die Roboteranzüge kombinieren menschliche Intelligenz mit maschineller Kraft und sollen Mitarbeiter künftig bei anspruchsvollen Tätigkeiten unterstützen. Im Fokus stand aber auch die Corona-Pandemie selbst: Während der Veranstalter ein umfassendes Hygiene- und Abstandskonzept auf den Weg gebracht hat, um die A+A überhaupt abhalten zu können, beteiligten sich zahlreiche Firmen mit neuen Denkanstößen – seien es neuentwickelte Desinfektionsprodukte, das Aufbauen von Produktionskapazitäten für Atemschutzmasken oder das aus dem Boden stampfen digitaler Tools, um Begegnungen zwischen Hersteller und Anwender sowie Bauunternehmer und Mitarbeiter auch in Zeiten von Corona und im Namen der Digitalisierung möglich zu machen.

Das Jahr 2022 – ein Ausblick

Stand der Dinge ist, dass die Bauwirtschaft auch 2022 mutig voran schreitet. Die Nachfrage ist hoch und damit einhergehend auch der Bedarf an persönlicher Schutzausrüstung, Steigtechnik und Sicherheitslösungen. Natürlich lässt sich dieser Tage nichts mehr mit Bestimmtheit sagen – der Blick in die Glaskugel bleibt eine heikle Angelegenheit. Aber bei aller Fragilität hat Winston Churchills Leitspruch weiter Gültigkeit: »Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird«. Uns allen, und auch das hat die bauSICHERHEIT aus dieser Zeit gelernt, wird dieser erneute Kraftakt gelingen, so lange wir die Ernsthaftigkeit dieser Pandemie begreifen und uns gegenseitig schützen.

In diesem Sinne möchte ich Ihnen für das kommende Jahr vor allem Gesundheit wünschen. Das Team der bauSICHERHEIT bedankt sich darüber hinaus von ganzem Herzen bei seinen Lesern, Anzeigenkunden und Wegbegleitern für die gute Zusammenarbeit. Wir wünschen Ihnen sowie Ihren Mitarbeiterinnen und Ihren Mitarbeitern eine besinnliche Weihnachtszeit sowie viel Erfolg und Gelassenheit für das neue Jahr.

Ihnen alles Gute; wir lesen uns 2022 wieder!

Dan Windhorst Chefredakteur