SAS News no 112

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NACHRUF

©Archiv Markus Fiechter

Am frühen Morgen war Peter von zuhause zu einer einfachen Bergtour in den ihm vertrauten, heimatlichen Bergen aufgebrochen. Gemeinsam mit einem Freund wollte er ein neues Gipfelbuch auf dem Vorder Grauspitz, dem höchsten Liechtensteiner Gipfel, deponieren. Für einen erfahrenen Alpinisten wie Peter ist der Weg dorthin zwar lang, aber nicht wirklich schwierig. Dennoch, an einer exponierten Stelle machte Peter einen Fehltritt und konnte den Sturz nicht mehr vermeiden. Schwere Kopfverletzungen führten zum sofortigen Tod. Seine Frau Silvia, die Kinder Petra und Martin verloren innert Sekunden den Menschen, der ihr Lebensmittelpunkt war und ihnen Rückhalt gab. Wir sprechen ihnen unser tiefempfundenes Beileid aus.

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Peter Sprenger wurde am 29. 12. 1953 geboren. Der Vater war Liechtensteiner, die Mutter Schweizerin, weshalb Peter beide Nationalitäten besass. Nach der Matura begann er 1976 ein Jura-Studium an der Universität Zürich, das er 1981 mit dem Lizentiat abschloss. Im gleichen Jahr trat er in die renommierte Anwalts- und Treuhandkanzlei von Dr. Ivo Beck in Vaduz ein, wo er vorerst hauptsächlich forensisch tätig war. 1985 bestand er das Examen als Dr.iur. Als 1991 sein Arbeitgeber unerwartet verstarb, konnte Peter als junger Anwalt dessen Kanzlei mit zahlreichen Angestellten übernehmen. Dies war einerseits eine grosse berufliche Chance, verlangte andrerseits aber auch von Peter recht viel Selbstvertrauen, denn das Treuhandgeschäft und die Gründung und Verwaltung von Off-Shore-Gesellschaften waren ihm vorerst eher fremd. Dank viel Einsatz und einer für ihn typischen Konzentration auf das Wesentliche wurde Peter einer der führenden Liechtensteiner Treuhänder. Wie schon sein Vater war Peter auch politisch tätig. Als Vertreter einer der beiden grossen Parteien in Liechtenstein, der Vaterländischen Union, wurde er 1997 in den Landtag gewählt, 2001 erfolgte die Wiederwahl. In diese Zeit fiel der sogenannte „Verfassungsstreit“. Der Fürst hatte einen Verfassungsentwurf vorgelegt mit zahlreichen neuen Rechten zu seinen Gunsten. Peter hingegen trat im Gegenteil für eine Stärkung der Volksrechte und für die Gewaltenteilung ein. Inzwischen Sprecher seiner Partei geworden, hielt er mit dieser Meinung nicht zurück. Zu seiner grossen Enttäuschung und Ernüchterung nahm Liechtenstein in einer Volksabstimmung mit grossem Mehr die neue Verfassung an. Als Konsequenz zog sich Peter aus der aktiven Politik zurück. Nach Studiumsbeginn trat Peter Sprenger 1977 in den SAS ein und verstärkte die aufstrebende Gruppe der Nordischen. Er war ein erfolgreicher Langläufer. An Zürcher- und Schweizer Hochschulmeisterschaften erzielte er zahlreiche Podestplätze. Er war Teilnehmer an verschiedenen internationalen Studentenrennen, u.a. der Universiade 1981 in Spanien. Sehr gute Resultate erzielte er an den zahlreichen Volksläufen. Den „Engadiner“ beendete er dreimal in den Top 100, bei insgesamt 29 Teilnahmen. Über die zahlreichen Zwischenfälle an solchen Läufen berichtete Peter mit viel Humor am damals

noch wöchentlich stattfindenden, viel besuchten SAS-Stamm. Man spürte, mit wieviel Freude er den Sport betrieb. An den zahlreichen Unternehmen im Rahmen von „SAS Alpinismus“, an denen Peter dabei war, übertrug sich diese Freude und sein Optimismus auf die gesamte Gruppe. Mit unerschöpflichem Humor sorgte er für gute Stimmung. Nicht unerwähnt sei auch, dass er die SAS Alpin-Stiftung mit grosszügigen Spenden finanziell unterstützte. Peter war schon beinahe 50, als ihn mehr und mehr die hohen Berge in ihren Bann zogen. Es begann 2001 mit einer Besteigung des Alpamayo (5‘947 m) in den peruanischen Anden, einem der anerkannt schönsten Berge der Welt. 2004 folgte die Besteigung von Sechstausendern in der Atacama Wüste, dem Grenzgebiet zwischen Chile und Bolivien. 2006 bestieg er mit Ski einen „grossen Brocken“, den 7‘500 m hohen Muztagh Ata in der chinesischen Provinz Xinjiang. Nach weiteren Touren in Neuseeland und Alaska wurde der Himalaya die logische, grosse Herausforderung. Sein ambitiöses Ziel war der Mount Everest, dessen Gipfel er am 25. Mai 2012 zusammen mit seinem Bergführer Diego Wellig im Rahmen einer von Kobler&Partner organisierten Expedition erreichte. Nach der Besteigung des Everest nahm sich Peter die „Seven Summits“ zum Ziel, die höchsten Gipfel aller Kontinente mit u.a. Aconcagua und McKinley. Auch hier hatte er Erfolg; es fehlte ihm nur noch der Mount Vinson in der Antarktis, den er im kommenden Dezember besteigen wollte. Dies blieb jedoch ein Traum. Der SAS hat einen ausgezeichneten Langläufer und leidenschaftlichen Alpinisten verloren, einen unterhaltsamen, interessanten und grosszügigen Freund. Wir hofften, dass er nach Abschluss seiner beruflichen Tätigkeit und nach dem Erreichen der „Seven Summits“ wieder vermehrt mit uns unterwegs sein würde. Es schmerzt sehr, dass er nicht mehr unter uns ist.

Christoph Jezler Jürg Schweizer Hansjörg Lutz

©Archiv Markus Fiechter

In erster Linie war Peter Sprenger ein Familienmensch und so traf die Mitteilung von seinem Tod die Familie, die in Harmonie unter dem gleichen Dach zusammen wohnte, jählings und mit unsäglicher Härte.

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