Snowgliding
Cheftrainer Karl Frehsner führte seine Truppe erfolgreich durch die Achtzigerjahre. Dass er von seinen Vorgängern die besten Nachwuchsleute der Welt übernommen hat, wurde weder vom «Blick» noch vom «Schweizer Fernsehen» gebühre nd gewürdigt. Es zählte der momentane Erfolg, nicht die Ursache dieses Erfolges. Die Kehrseite der Medaille hat Karl Frehsner dann erlebt, als er zurückkehrte und wegen der mässigen Leistungen seiner Truppe vom «Blick» recht beharrlich in Frage gestellt wurde. Auch da hat man nicht gebührend recherchiert. Karl Frehsner hatte halt diesmal keine Trainingsgruppe übernehmen können! Er hat das übrigens klar erkannt. Sein Kommentar: «Es kommt nix nach.» Karl Frehsner und die übrigen Verantwortlichen hätten spätestens Mitte der Achtzigerjahre sehen müssen, dass der Skisport sich in Richtung Vollprofessionalismus entwickelte, nicht zuletzt wegen der österreichischen Doppelausbildungskonzepte. Die nachfolgende Tabelle zeigt das deutlich.
Der schleichende Abstieg Die brillante Trainingsgruppe wirkte für die nachfolgenden Fahrerlinnen wie ein Zapfen in der Flasche. Die Nachteile des neuen Konzepts verhinderten ein kontinuierliches Nachrücken, einen Druck von unten. Karl Frehsner gab dann einer kleinen Gruppe - unter ihnen beispielsweise Paul Accola - die Chance, ins B-Kader aufzusteigen, obschon sie von den FIS-Punkten her gesehen die strengen Bedingungen noch nicht erfüllt hatten. Das war eine gute, pragmatische Lösung, die aber die Lücken von zurücktretenden Spitzen fahrern nicht wirklich zu schliessen vermochte. Vergleicht man die Zahl der WM-Medaillen, die von den Schweizern und den Österreichern in Crans-Montana 1987 und Vail1989 erzielt worden sind, mit denen von Saalbach 1991 bis Bormio 2005, wird die verhängnisvolle Entwicklung augenfällig: Der SSV fuhr dem Austriaschnellzug mit einem Swiss-SkiBummler hintenher - und ist in Bormio gar nie angekommen.
Bormio-Marignano Wie den Schweizern in Marignano 1515 ist es den Skinationalmannschaften 2005 in Bormio ergangen: nach tapferem Kampf gegen die Österreicher geschlagen nach Hause zurückgekehrt - fast ein 500-Jahr-Jubiläum. Bundesrat Schmid und sein neuer oberster Sportchef, Mathias Remund, haben auf Bormio reagiert. Im Kursaal Bern wurde vor vollem Saal eine Art Krisenkonferenz einberufen. Im Wallis wurden Pirmin Zurbriggen und die Walliser Regierung aktiv. Brig, das schon lange eine Vorreiterrolle auf gymnasialer und kaufmännischer Ebene übernommen hatte, wurde durch Swiss Ski als Hauptzentrum der Doppelausbildung ausgewählt, Engelberg und Davos eine Stufe tiefer. Das sind alles Ansätze, die grundsätzlich in eine ähnliche Richtung weisen wie das österreichische Modell. Leider mit einigen grundsätzlichen Unterschieden.
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