Nr 21 1951-1952

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hatte, lebte er trotzdem sein Leben, wie es ihm gefiel. Es plagte ihn dabei kein kleinbürgerliches Gewissen. Frühling und Sommer, Herbst und Vl'inter durchstreifte er seine geliebten Berge und verdiente sich sein Brot als Sportsmann und Journalist. Mit Recht konnte er von sich sagen, er habe dabei wohl auch einiges beigetragen zum raschen Ausbreiten eines schönen Sportes. „Das werden mir dereinst vielleicht auch die zugeben und zu Gute halten, denen die ganze Art meiner Entwicklung und meines Lebens nicht paßt." Als Skifahrer und Skibergsteiger darf er sich denn auch uneingeschränkt zu den wenigen Pionieren zählen. Als Geologen und Geographen führten ihn seine Forschungsreisen in jungen Jahren nach Bolivien. Dort führte er eine Reihe von Solo-Erstbesteigungen aus: TUNARI ( Jzoo m, in Ostbolivien), TACORA (6060 m, an der chilenischen Grenze), CHANCAPINNA (5400 m, in den Cordillera de Tres Cruces). Er war Erstersteiger, mit Hilfe der Skier, schon im Jahre 1903 von Gipfeln bei Jötunheimen dann des Finsteraarhornes, Dammastockes, Mönchs, Wetterhorns, Strahlhorns, Piz Curver etc. Seine bergsteigerische Neigung lag, wie er einmal von sich sagte, immer zwischen den ,,Wilden und den Milden". Er bestieg im Laufe seines reichen Wanderlebens über zyoo Gipfel. Seine Ski-Laufbahn nahm im Schwarzwald ihren Anfang. I 890 ließ er für sich und einen Freund Ski aus Christiania kommen, angeregt durch Nansens Buch cQw dz/rch GrOlaland. Der Autodidakt wurde zum Meister: 1901 wurde er deutscher Langlaufmeister, dreimal war er Meister des Skiclubs Schwarzwald - damals der tonangebende deutsche Ski-Zirkel. Später wählte er Graubünden zur Wahlheimat. 1931 ließ er sich dauernd in Davos nieder und wurde Davoser Bürger. Mit unserm Club war Henry Hoek seit den I. INTERNATIONALEN SKIWETTKÄMPFEN 19.24 in St. Moritz verbunden. Es war eine glückliche Idee, ihn für diesen Anlaß als Schiedsrichter zu gewinnen. Ich erinnere mich noch, wie er am Start des Abfahrtslaufes auf Corviglia die neue Lehre vom Abfahrtsreglement bekannt gab: ,,Jedes Stockreiten ist verboten, Kontrolle wird nicht gemlcht, Einhalten der Spielregeln ist für Akademiker Ehrensache." Diese Art des Vortrages war bezeichnend für ihn. Daß dabei ein Teil der deutschen Mannschaft aus Protest gegen diese neue, ihnen unbequeme Regel sie nicht einhielt, war für mich immer eine Enttäuschung gewesen. Allerdings wurde es dem Schiedsrichter leicht gemacht. Disqualifikation war nicht nötig, denn sie hätte an der Rangordnung nichts geändert. Winter für Winter war Hoek bei unsern großen Rennen in den Anfangsjahren Schiedsrichter und gab durch seine Anwesenheit den Anlässen ein besonderes Gepräge. Er wies uns Jungen den Weg zum gesunden Sport und sagte uns - da wir es noch nicht wußten - was Sport und Sporttrieb war. Immer war es ein Genuß, seine vornehme, hagere Gestalt vor uns zu sehen und seinem gepflegten Vortrag in edelster Sprache zu lauschen, der, wie er selber, in Format und Stil echt aristokratisch war. 1927 wählten wir ihn als Auszeichnung seiner großenVerdienste als Skipionier zum Ehrenmitglied des s ~ s . Als Lyriker und Sportschriftsteller hat Hoek Erhebliches geleistet. Der Schreibende schuldet ihm großen persönlichen Dank für die zahlreichen, immer lesenswerten Beitrage, die er während seiner zojahrigen Tätigkeit als Schriftleiter dieses Jahrbuches ihm zur Verfügung stellte. Viele seiner Beiträge werden vielleicht einmal Grund sein, dieses Jahrbuch zu einem skisportlichen Nachschlagewerk zu machen. Hoek hatte für mich auch des öftern beruflich als Texter zu arbeiten. Da konnte man nur staunen über die beneidenswerte Leichtigkeit, mit der er schreiben konnte. Wie ein nie versiegender Quell sprudelte seine Sprache nur so aus ihm heraus, und wie Perlen an einer Kette reihte er seine wohlgeformten Satze, deren Worte - um seine Sprache zu brauchen - an sich schon Glück waren. Alles, was er sagte, war abgewogen, im Ebenmaß seiner rhythmischen Sprache. Entsprechend ist auch die reiche Ernte seines Schriftstellertums. Seine besten lyrischen Veröffentlichungen werden ihn zweifelsohne lange überleben. Von den vielen Veröffentlichungen seien hier die wichtigsten erwähnt:


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