OTXWORLD Nr. 162 / Juni 2019

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DETAILHANDEL Wie wandelt sich die Gesundheitsbranche? →  14

IMPLANTATE Viele Umstände um wenig Fälle. →  06

MANN UND FRAU FUNKTIONIEREN ANDERS Mit der Gendermedizin wird bei der Behandlung auf wichtige Unterschiede geachtet. →  20


SWISS M A D E

Reduziert signifikant die Dauer von Durchfallerkrankungen 1 Regeneriert die gestörte Darmflora 2 Schützt den Darm bei Antibiotika-Einnahme 2 Hemmt darmschädigende Bakterien 2 Sicher anwendbar bei allen Patientenpopulationen 3: Bisher keine bekannten Nebenwirkungen 2

DIE NR.14 UNTER DEN PROBIOTISCHEN ARZNEIMITTELN

SACH.BIBI.18.07.0619

www.bioflorin.ch 1 Allen SJ et al. 2010, Probiotics for treating acute infectious diarrhoea (Review). Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, Issue 11. Art. No.: CD003048. 2 Fachinformation Bioflorin®, swissmedicinfo.ch, Stand 03/2018 3 kontraindiziert bei Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe des Arzneimittels 4 IQVIA sell-out data MAT 05/18 Bioflorin® W: lebende Enterokokken des Stammes SF 68. I: Enteritis und Enterocolitis bei Erwachsenen und Kindern; Dyspepsie infolge Ernährungsumstellung bei Säuglingen; Dysbakterien des Darmtraktes verschiedenen Ursprungs (Therapie mit Antibiotika, bei Störungen der Ernährungsbalance); Reisedurchfälle. D: Behandlung von Durchfällen: 3 Kapseln täglich. Durchfallprophylaxe: 2 Kapseln täglich, Behandlung für mindestens 5 – 7 Tage empohlen. KI: Überempfindlichkeit auf einen der Inhaltsstoffe des Arzneimittels. VM: Je nach Ausmass der Durchfälle, des Alters und Allgemeinzustands des Patienten Wasserund Elektrolytaushalt aufrechterhalten. IA: Der Stamm SF 68 ist gegenüber verschiedenen gebräuchlichen Antibiotika empfindlich, daher mit zeitlichen Abstand einnehmen. P: Bioflorin zu 25 und 2 x 25 Kapseln. AK: D. Zul-Inh.: sanofi-aventis (schweiz) ag, 1214 Vernier/GE. Stand Info: März 2018 (SACH. BIBI.18.06.0469). Ausführliche Informationen siehe www.swissmedicinfo.ch.


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Martina Novak, Redaktorin

HABEN SIE FIT? Erkrankt im eigenen Umfeld jemand an Krebs, wird diese Krankheit plötzlich omnipräsent. Was, der Kollege hat es auch? Und die Nachbarin ist daran gestorben? 2015 lebten laut Schweizerischem Krebsbericht 317 000 Menschen mit der Diagnose Krebs in unserem Land. Etwa 40 000 Patienten erhalten jedes Jahr die niederschmetternde Diagnose. Die Krankheit kommt oft überraschend. Nicht für alle Arten von Krebs gibt es Vorsorgeuntersuchungen – oder die Vorsorge wird nicht ernst genommen. Wer ist eigentlich dafür verantwortlich? Sind es die mündigen Patienten selber? Sind es die Hausärzte, die ihre Kunden und deren Risiko kennen sollten? Die Krankenkassen? Oder sind es die Apotheken als Grundversorger? Mit dem FIT («fecal immunochemical test») führen Apotheken zumindest einen einfachen und erschwinglichen Test im Angebot. Er zeigt an, ob sich im Stuhl Blut befindet und ist ein zuverlässiger Indikator für eine eventuelle Darmkrebserkrankung. Vergangenes Jahr wurden in Schweizer Apotheken 11  500 Stuhltests verkauft. Da geschätzte drei Viertel der Über-50-Jährigen von sich aus nicht zur Darmspiegelung gehen, ist das schon viel wert. Herzlich,

Martina Novak

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POLITIK

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Der Trend zum Einbettzimmer im Spital

Warum immer mehr Spitäler den Fokus darauf legen.

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Kolumne – Komplementäres

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Ambulante Psychiatrie unter Druck

Was ändert sich durch die Tarmed-Tarifstruktur?

06

Viel Wirbel um nur wenig Fälle

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Der erste Eindruck – was bleibt?

Prüfstellen für Implantate werden streng überwacht.

Bericht vom T&R Partneranlass auf dem Bocken

10

Die grosse Herausforderung

33/36 Markt und Menschen in Kürze

Wie Apotheken ihre Kompetenzen erweitern müssen.

11

Kolumne – Trendbarometer

12

Politik in Kürze

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Officinius

34

Mit Bewegung gegen Krebs

Catherine Ormond Bertholet über das Projekt «MAKEE».

37

Ein Nachmittag mit Geigenspiel

WIRTSCHAF T UND FINANZEN

Christian Gansch auf der vips Generalversamlung.

14

Detailhandel: Brutale Auslese

38

Seit 50 Jahren: Medizin aus Tibet

Doch im Thema «Gesundheit» liegt viel Zukunft.

PADMA Schweiz blickt auf 50 Jahre Erfolgsgeschichte zurück.

15

Kolumne – Zukunftsgeschichten

39

Markt-Trends

16

Generika-Markt: Schweiz vs. Ausland

BAG will die Schweizer Preise senken. Apotheker wehren sich.

WISSEN UND WISSENSCHAF T

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Wirtschaft und Finanzen in Kürze

40

Was den Darm gesunden lässt

Impulse vom diesjährigen SNE-Kongress.

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Scheidentrockenheit: häufig und tabuisiert

MARK T UND MENSCHEN

50% der Frauen sind betroffen – darüber muss gesprochen werden.

20

Mann und Frau sind anders krank

Gendermedizin behandelt geschlechtsspezifisch.

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Tollwutimpfung auch bei Kratzern

Gut informiert vor dem Sommerurlaub.

Nach phänologischem Kalender Arzneien herstellen.

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Wissen und Wissenschaft in Kürze

27

Pharmakey.ch – 10-Jahre-Jubiläum

47

Impressum

Der Fortbildungstag widmete sich dem Thema «Herz».

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Eisen muss stimmen

An der Iron Academy wurde erklärt warum.

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Heilpflanzen in den zehn Jahreszeiten

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AMBULANTE PSYCHIATRIE UNTER DRUCK Die Einführung der vom Bundesrat verordneten Tarmed-Tarifstruktur gefährde die ambulante, psychiatrische Versorgung in der Schweiz. Davon sind zwei Psychiatrieverbände ein Jahr nach Einführung der neuen Tarife überzeugt. Befürchtet wird, dass es schneller zu stationären Einweisungen kommen wird. Text: Mireille Guggenbühler Vor zwei Jahren hat Bundesrat Alain Berset durchgegriffen: Weil Ärzte, Spitäler und Krankenkassen jahrelang ergebnislos über eine Revision des Ärztetarifs Tarmed verhandelt hatten, griff der Gesundheitsminister gleich selber in die Tarmed-Tarifstruktur ein. Per 1. Januar 2018 ist die entsprechende Verordnungsänderung in Kraft getreten. Seit einem Jahr also gilt nun die durch den Bundesrat vorgegebene Tarifstruktur. Bereits vor Einführung der Verordnungsänderungen wehrte sich der Dachverband der Schweizer Psychiaterinnen und Psychiater (FMPP) gegen den Tarifeingriff. Nun, ein Jahr später, haben die Sorgen nicht abgenommen, wie Alexander Zimmer, Präsident der Ständigen Tarifkommission der FMPP auf Anfrage festhält. Als «stossend» empfindet er die Einkommenseinbusse, welche die Psychiaterinnen und Psychiater durch den bundesrätlichen Eingriff hinnehmen müssten. Ausgerechnet die am geringsten verdienende Einkommensgruppe innerhalb der Ärzteschaft müsse noch weitere Reduktionen hinnehmen. «Aus unserer Sicht spiegelt diese einkommensmässige Benachteiligung der Psychiater die Benachteiligung von psychisch erkrankten Menschen gegenüber somatisch erkrankten Menschen in unserer Gesellschaft», findet Alexander Zimmer.

Weniger Zeit für Gespräche mit Angehörigen

Der folgenschwerste Eingriff sei jedoch das Zeitlimit für die «Leistungen in Abwesenheit». Mit dieser Tarifposition rechnen die Psychiaterinnen und Psychiater etwa Gesprächskontakte mit anderen, an der Behandlung der Patienten beteiligten Personen, ab: mit Ärzten, Therapeuten, ambulante Pflegefachpersonen und Angehörigen. Was dies in der Praxis bedeuten kann, erläutert Zimmer am Beispiel einer an Demenz erkrankten Person: «Die meisten dieser Patienten möchten so lange wie möglich in ihrem häuslichen Umfeld wohnen. Um diesen Wunsch zu ermöglichen, muss der Psychiater häufig mehr Gespräche mit den Angehörigen, der Spitex, dem Hausarzt und diversen Ämtern führen, als

mit der Person selber», erklärt Zimmer. Diese Gespräche zu limitieren bedeute nichts anderes, als eine Rationierung von medizinisch notwendigen Leistungen. Dadurch sänken die Erfolgsaussichten, diese Patienten ambulant behan­deln zu können. Die Folgen seien absehbar: «Es kommt schneller zu stationären Einweisungen.» Das gesundheitspolitische Credo ambulant vor stationär bleibe damit ein reines Lippen­be­ kenntnis der Politik, wenn sie die Finanzierung für dessen Umsetzung nicht entsprechend garantiere. Davon ist auch die Schweizerische Gesellschaft für Sozialpsychiatrie (SGSP) überzeugt. Der bundesrätliche Eingriff in die Tarife verursache in den ambulanten psychiatrischen Diensten und psychiatrischen Praxen der Schweiz einen Verlust von rund 10 Prozent, was die Entwicklung der ambulanten Versorgung enorm beeinträchtige, schrieb die SGSP jüngst in einem Protestbrief. Konkret fürchtet die SGSP, dass es zu Reorganisationen im Bereich der ambulanten Angebote kommen könnte. Als aktuelles Beispiel führt sie die angestrebte Integration des ambulanten und tagesstationären Angebots der Psychiatrischen Dienste Thun in das stationär ausgerichtete Psychiatriezentrum Münsingen im Kanton Bern auf. «Wenn ambulante Leistungen abgebaut werden, werden mehr und teurere stationäre Leistungen nötig sein», ist SGSP-Präsident Walter Gekle überzeugt. «Es ist eine Tatsache, dass psychiatrische Bettenstationen gewinnbringend betrieben werden können und dass jedes zusätzliche Bett voll ausgelastet werden kann», so Gekle. Dies sei­ aber die Abkehr vom Grundsatz «ambulant vor ­stationär». Mittlerweile haben das Psychiatrie­ zentrum Münsingen und die Spital STS AG als Betreiberin der Psychiatrischen Dienste Thun einen weiteren Entscheid gefällt, wie in einer Mitteilung steht: Die «Optimierung der Patientenprozesse an der ambulant-stationären Schnittstelle sowie die enge Koordination und Vernetzung der Angebote» soll im Rahmen eines Kooperations- statt Integrationsprojekts weiterverfolgt werden.

Psychiatrie: Die geänderte Tarmed-Tarifstruktur könnte sich auch negativ auf Patienten auswirken.

Bericht weist auf Finanzierungs­ probleme hin

Inwieweit die Befürchtungen der beiden psychi­ atrischen Verbände zutreffen werden, wird sich zeigen. Der Bund ist überzeugt, dass die Schweiz über eine qualitativ hochstehende psychiatrische Versorgung verfügt. Dies zumindest steht in einer Mitteilung des Bundesrats von diesem Jahr. Darin wird auf zwei Berichte verwiesen, die 2016 sowie 2018 erschienen sind. In diesen Berichten geht es um die Zukunft der Psychiatrie in der Schweiz sowie um mobile, ambulante Dienste in der Psychiatrie. Nebst der offenbar gut funktionierenden psychiatrischen Versorgung in der Schweiz, wurde im Bericht, der zwei Monate nach dem Tarifeingriff des Bundesrats erschienen ist, auf Folgendes hingewiesen: Eine ungenügende Finanzierung der Angebote und auf gewisse, ungenügend finanzierte, notwendige Einzelleistungen beim Ärztetarif Tarmed. Der Bundesrat will deshalb eine nachhaltige Finanzierung der intermediären Strukturen anstreben, wie in derselben Mitteilung steht. OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch


06 | POLITIK

VIEL WIRBEL UM N Medizinprodukte – vom Pflaster bis zum chirurgischen Roboter – verbessern die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten, von behinderten und betagten Menschen. Die Bevölkerung ist allgemein sehr zufrieden. Und doch: Bei Fehlleistungen begehren die Patientinnen und Patienten zu Recht auf. Zudem heizen Medien gerne das Thema an. Text: Hans Wirz Auch wenn es um sehr wenige Einzelfälle geht, bei denen beispielsweise mit ungeeigneten Implantaten schlechte Erfahrungen gemacht werden, gibt es Ängste und aggressive Reaktionen: Wer beispielsweise als Patient mehrfache Nachoperationen erdulden muss, hat dafür wenig Verständnis und löst immer öfter negative Aufmerksamkeit in den Medien aus. Jetzt drängt man – im Gleichschritt mit der EU – auf wirkungsvollere Kontrollmechanismen für Medizinprodukte. Inwiefern und weshalb? Die Schweizer Medizintechnikindustrie – 1400 Unternehmen, davon 93% kleine und mittlere Unternehmen – ist eine wichtige Arbeitgeberin in der Schweiz. Allein in den letzten zwei Jahren hat sie 4000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Mit heute 58 500 Beschäftigten stellt sie jeden hundertsten Arbeitsplatz in der Schweiz. 2017 hat die Branche einen Umsatz von 15,8 Mrd. CHF OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

erwirtschaftet, Medizinprodukte im Wert von 11,3 Mrd.­ CHF exportiert und damit 13,5% zur positiven Handelsbilanz der Schweiz beigetragen. Für die Bevölkerung ist Medizintechnik die Grundlage für eine erstklassige medizinische Versorgung. Mehr als 500 000 Produkte – vom Pflaster bis zum chirurgischen Roboter – sind Alltag in Spitälern, Arztpraxen und in der heimischen Pflege. Sie verbessern die Lebensqualität von Patienten, von behinderten und betagten Menschen. Innovative Produkte zur Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krankheiten unterstützen ein selbstbestimmtes Leben. Aber eben: Es gibt auch Risiken. Wir haben Peter Biedermann, Geschäftsleiter Swiss Medtech befragt. Sind die Erwartungen ans Gesundheitswesen zu hoch? Peter Biedermann: Sie müssen hoch sein, jedoch nicht unrealistisch hoch. Ein Nullrisiko

gibt es auch im Gesundheitswesen nicht. Keine noch so strenge Regulierung kann alle Risiken ausschliessen. Weder beim Medizinprodukt selbst noch bei der Operation. Wichtig dünkt mich eine Kultur, bei der Vorkommnisse seitens Hersteller und Ärzte mit hoher Disziplin gemeldet werden. Ist es denn auch an der Zeit, mehr über die Risiken von Medizinprodukten zu sprechen? Ich halte eine sachliche Auf‌klärung über die Chancen und Risiken des medizintechnischen Fortschritts für notwendig und wichtig. Das ist eine gemeinsame Aufgabe von medizinischen Einrichtungen, Ärzten, Pflegern, Krankenkassen, Patientenorganisationen und Herstellern. Reisserische Berichterstattungen – wie wir sie Ende letzten Jahres erlebt haben – sind wenig hilfreich. Sie verunsichern vor allem Patienten und verleiten zu Überreaktionen.


Vor jeder Operation wird genauestens abgeklärt und abgeschätzt, welches Implantat die beste Lösung verspricht.

Foto: © ???, de.123rf.com

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SERIE MEDIZINPRODUKTE

M NUR WENIG FÄLLE Tragische Fälle lassen sich nicht wegreden. Richtig. Und jeder Einzelfall ist höchst bedauerlich. Aus diesen Schicksalen eine gross angelegte Systemkritik zu machen, ist indessen unseriös. Die Medizintechnikbranche ist bereits heute streng und effektiv reguliert. Mit der neuen EU-Verordnung über Medizinprodukte und der gleichwertigen Neuregulierung in der Schweiz wird der Patientenschutz weiter erhöht. Was hat sich geändert? Namentlich steigen die Anforderungen an die klinischen Daten, an die Prüfstellen sowie an die Marküberwachung. Zudem wird die Transparenz erhöht. Zukünftig ist jedes Medizinprodukt

«Zentral ist, dass die Prüfstellen qualitativ gut arbeiten, streng überwacht werden und unabhängig sind.»

Peter Biedermann, Geschäftsleiter Swiss Medtech

mittels einer eindeutigen Identifizierungsnummer lückenlos rückverfolgbar und in einer zentralen Datenbank erfasst, zu der auch die Öffentlichkeit Zugang hat. Warum werden Medizinprodukte wie Implantate nicht staatlich geprüft, so wie Arzneimittel? In der Schweiz und in der EU erfolgt der Marktzutritt über private Prüfstellen, während die Marktüberwachung staatlich organisiert ist. In der Schweiz ist Swissmedic für die Marktüberwachung zuständig. Demgegenüber sind die beiden Verantwortlichkeiten Zulassung und Überwachung zum Beispiel in den USA unter einem Dach der Food and Drug Administration (FDA). Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Entscheidend für die Patientensicherheit ist, dass die Prüfstellen qualitativ gut arbeiten, von den Behörden streng überwacht werden und unabhängig sind. Und nicht, ob sie staatlich oder privat organisiert sind. Mit der neuen Medizinprodukteregulierung steigen die Prüfstellen-Anforderungen weiter an. Inwiefern? Im Speziellen werden die Anforderungen an den Marktzutritt von Implantaten und anderen Hoch-

TEIL 2

risikoprodukten auf allen Stufen deutlich erhöht. Neu ist bei Hochrisikoprodukten – also auch bei entsprechenden Implantaten – zusätzlich zur Begutachtung durch die privaten Prüfstellen eine unabhängige Beurteilung der klinischen Bewertung durch ein internationales Expertengremium vorgesehen. Die Durchführung und Dokumentation der klinischen Bewertung muss zudem über den ganzen Lebenszyklus eines Medizinproduktes erfolgen und laufend aktualisiert werden. Die Anzahl gemeldeter Vorkommnisse bei den Behörden hat zugenommen. Das erschreckt und beunruhigt die Bevölkerung, die Patientinnen und Patienten, aber auch die Politiker. Sind immer mehr schlechte Produkte auf dem Markt? Nein. Mehr Meldungen heisst nicht schlechtere Qualität. Allein wegen der älter werdenden Gesellschaft, des steigenden Versorgungsanspruchs der Bevölkerung und neuer Behandlungen, die aufgrund des technischen Fortschritts heute möglich sind, werden immer mehr Medizinprodukte angewendet. Damit geht einher, dass die Anzahl besagter Meldungen in absoluten Zahlen heute höher ist als vor zehn Jahren. Dies losgelöst von der Produktesicherheit und -qualität. OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch


08 | POLITIK

eMediplan

Polymedikation

CDS

Industrie, Prüfstellen und Spitäler haben grosses Interesse daran, bei Patientinnen und Patienten mit problemlosen Lösungen neue Lebensfreude zu wecken.

Wie lange hält ein Medizinprodukt? Das variiert von Medizinprodukt zu Medizinprodukt. Ein künstliches Hüftgelenk zum Beispiel hält heute bei 90% der Patientinnen und Patienten bis zu 20 Jahre. Die Lebensdauer von Prothesen, die im Körper bleiben, hängt auch ab vom Krankheitsbild, Begleiterkrankungen, vom Operationsverlauf, aber auch von der Beanspruchung. Gibt es noch andere Faktoren als die Qualität des Medizinprodukts, die Probleme verursachen können? Ja, sicher. Andere Faktoren für Probleme bei Ersatz-Reparaturen können etwa spitalbedingte Infektionen oder Fehler anlässlich der Operation sein. So gehen zum Beispiel weniger als 2% der Probleme mit Hüftgelenkersatzprodukten auf das Implantat selbst zurück. Ein Schwarzer-Peter-Spiel? Keineswegs. Vielmehr will ich sagen, dass es für eine erfolgreiche Patientenversorgung mehr als ein sicheres und leistungsstarkes Medizinprodukt braucht. Es braucht – im Fall von ImplanOTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

taten – eine erfolgreiche Operation. Wichtig ist auch das korrekt geschulte Verhalten des Patienten nach der Operation. Krankenhäuser, Ärzte, Hersteller und Krankenkassen stehen gemeinsam in der Pflicht, die Qualität der Behandlungsmethoden zu evaluieren und zu verbessern. Dialog und Transparenz sind dabei wichtige Themen. Worauf können sich Spitäler stützen, wenn sie Implantate einkaufen? Gibt es beispielsweise «Ranglisten» von Produkten bezüglich Qualität? Es gibt heute Register, allerdings mit nicht vergleichbaren Leistungsindikatoren. Das wird sich mit Einführung der neuen EU-Datenbank EUDAMED unter der EU-Regelung für Medizinprodukte mit Geltungsbeginn von Mai 2019 ändern. Swiss Medtech begrüsst die Erhöhung der Transparenz. Sie ist im Interesse aller – insbesondere der Patienten.

Schreiben Sie uns: hans.wirz@sanatrend.ch

Neu mit Integration der Clinical Decision Support-Checks. Weil Ihnen die Patienten am Herzen liegen. www.pharma4.ch Tel. +41 58 851 26 00


GALE XIS INFORMIERT | 09

OPTIMIERTE KUNDENBINDUNG DANK FELAN Im Herbst 2018 hat Galexis das Eigenmarkenkonzept FELAN lanciert. Heute stehen die rezeptfreien Medikamente bereits in den Regalen von über 40 Schweizer Apotheken. Auch die Apotheke Drogerie Kempten in Wetzikon nutzt das Angebot. «Seit Mitte November 2018 bieten wir FELAN – mit unserem Logo – als unsere Hausmarke an. Das Konzept von Galexis ist überzeugend, die Produkte kommen bei unserer Kundschaft sehr gut an», sagt Edith Kleisner, eidg. dipl. Apothekerin ETH und Inhaberin der Apotheke Drogerie Kempten in Wetzikon. Als ein Aussendienstmitarbeiter von Galexis die Apotheke Drogerie Kempten besuchte und der Apothekerin das Eigenmarkenkonzept vorstellte, war für sie umgehend klar: «Das müssen wir auch haben.» Für Edith Kleisner liegen die Vorteile von FELAN auf der Hand: «Wir geben bewährte OTC-Medikamente mit unserem eigenen Logo ab und tun dadurch etwas für unser Image. Zudem profitiert unsere Apotheke von einer interessanten Marge auf den FELANProdukten und unsere Kundschaft von attraktiven Preisen.»

Kunden in erster Linie attraktiv macht, ist der günstige Preis. Viele kaufen FELAN aber auch, weil sie unserer Hausmarke besonderes Vertrauen entgegenbringen. So können wir die Kundenbindung weiter erhöhen», erklärt die Apothekerin. «Für unsere kleine Apotheke wäre es sehr schwierig, selber eine Eigenmarke auf die Beine zu stellen», sagt Edith Kleisner. «Ich bin daher froh, auf die Unterstützung von Galexis zurückgreifen zu können. Mit der kostengünstigen Hausmarke FELAN tun wir etwas Gutes für unsere Kundschaft und für unsere Apotheke.»

Potenzial optimal ausschöpfen

Den FELAN-Packungen hat Edith Kleisner bei den saisonalen Produkten einen prominenten und gut sichtbaren Platz gegeben. «Viele Patienten verlangen bei uns diese Medikamente, das Potenzial ist entsprechend gross.» Dass die Einführung von FELAN der richtige Schritt für die Apotheke Drogerie Kempten war, zeigt die hohe Akzeptanz der Kundschaft. «Was diese Medikamente für unsere

Angebote für unterschiedliche Bedürfnisse Aktuell bietet Galexis sieben OTC-Topseller unter dem Label FELAN an. Auf den Verpackungen ist Platz für eine Etikette mit dem Logo des abgebenden Fachhandels. Um unterschiedliche Bedürfnisse abzudecken, hat Galexis verschiedene Angebote entwickelt: ■■ FELAN neutral: Der Fachhandel bestellt Packungen aus der FELAN-Palette und gibt diese ohne eigenes Logo ab. ■■ FELAN Labeling light: Apotheken und Drogerien versehen FELAN-neutral-Produkte mit ihrem eigenen Logo, das Galexis auf Etiketten druckt und ihnen liefert. Die Verkaufsstellen etikettieren die Produkte selber. ■■ FELAN Labeling professional: Galexis produziert passgenaue Etiketten mit dem entsprechenden Apotheken- oder Drogerienlogo, etikettiert einen Halbjahresbedarf unter Reinraumbedingungen und lagert die etikettierten Produkte für ihre Kunden ein.

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10 | POLITIK

DIE GROSSE HERAUSFORDERUNG Am 21. Mai 2019 hat die Delegiertenversammlung von pharmaSuisse nach mehr als zwei Stunden angeregter Diskussion mit 63 Stimmen JA zu 9 NEIN mit 3 Enthaltungen dem revidierten Weiterbildungsprogramm mit den durch den Vorstand vorgeschlagenen Anpassungen zugestimmt. Wir gratulieren und stellen fest, dass im Laufe der nächsten Jahre – die neue Weiterbildung startet noch diesen September – dank einer Fülle von neuen Erfahrungen der Beruf wohl ein ganz neues Aus- und Ansehen erreichen wird.

Bild: zVg

Apotheken müssen, um ihre Überlebenschancen wahren zu können und gemäss Auftrag des Bundesrates, ihre Kompetenzen deutlich erweitern. Zurzeit in erster Linie mit einem ambitiösen Weiterbildungsprogramm. Auch prägnante Öffentlichkeitsarbeit und eine Petition sollen den Apotheken Fortschritt bringen. Da braucht es motivierende Entschlossenheit. Text: Hans Wirz

Das Konzept ...

Da wartet sehr viel Arbeit.

«Das Ganze ist eine Riesenkiste, sehr viel Arbeit wartet auf uns», so pharmaSuisse-Präsident Fabian Vaucher. «Dafür haben wir dann eine zukunftsorientierte, solide Basis, die dem 2015 vom Gesetzgeber revidierten Medizinalberufegesetz (MedBG) den nötigen Schub gibt.» Die neu konzipierte Weiterbildung – wir haben im letzten OTXWORLD bereits Aspekte davon vorgestellt – soll neben den jährlich ungefähr 200 Abgängern von Schweizer Hochschulen auch rund 300 Berufskolleginnen und -kollegen aus dem EU-/Efta-Raum die nötigen Fertigkeiten vermitteln. Es sei also ein grösserer Weiterbildungsschub zu erwarten.

Denk- und Handlungsbarrieren durchbrechen

Hielt sich früher «Herr Apotheker» in der Regel am liebsten im Hintergrund seiner Offizin auf, hat sich das gründlich geändert: Immer öfter steht er ganz vorne – Apothekerinnen sowieso – weil die Kunden das schätzen. Weshalb sich heute tatsächlich die Umsetzung des Wissens in eine lebhafte «Frontbeziehung» aufdrängt. Deshalb ist ein Umdenken in der Weiterbildung dringend nötig: Mit einer anspruchsvollen Weiterbildung soll die eigenverantwortliche Berufsausübung zugunsten der Bevölkerung, des Gesundheitswesens und der Apotheken entscheidend gefördert werden. Universitäres Wissen muss mit Praxiserfahrung total verschmolzen, die Nutzen der Apotheke erlebbar gemacht OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

ren, je nach persönlichen Möglichkeiten und Präferenzen. Das MedBG schreibt eine Mindestweiterbildungsdauer von zwei Jahren vor.

Fabian Vaucher scheut sich nie, als geschäftsführender Präsident von pharmaSuisse die wichtigen Zukunftsthemen auf den Tisch zu bringen.

werden. Mit erweiterter Fach­kompetenz und entsprechender persönlicher Kommunikation lassen sich Gesundheit und die Lebensfreude der Menschen unterstützen – dann werden Apotheker nicht mehr als «teuer» empfunden. Weil sich so die Kunden gut umsorgt und sicher fühlen.

Die gewünschten Fertigkeiten

Umsorgt fühlen sich Menschen in der Apotheke, wenn beispielsweise aufgrund einer Anamnese die Fachperson eine gut nachvollziehbare Triage vornimmt und eine interessante Therapie-Offerte machen kann. «Es geht um einfache Versorgung, gestärkte Selbstversorgung, oft um zweckmässige Sofortlösungen, basierend auf Erfahrung und verlässlichen zusätzlichen Kompetenzen», so Fabian Vaucher. «Die geplante Weiterbildung wird sehr vielseitig sein und kann individuell umgesetzt werden; man rechnet mit einer Weiterbildungszeit von zwei bis fünf Jah-

Der modulare Aufbau der Weiterbildung umfasst sieben Bereiche, respektive sieben «Rollen». Nämlich als Experte, Kommunikator, interprofessioneller Partner, Wissenschaftler und Lehrer, Gesundheitsberater und Fürsprecher, Verantwortungsträger und Manager, sowie als professionelles Vorbild. Die Vielfalt ist ebenso verführerisch wie zweckmässig und interessant! Pro «Rolle» wird eine fixe Zahl von Weiterbildungstagen definiert; insgesamt rechnet man mit 100 Weiterbildungstagen. Darin enthal­ten sind auch 30 Tage selbstgewähltes Selbst­ studium. Diplomierte Apotheker werden sich laufend für diese Weiterbildung anmelden können. Weiterbildner sind Apotheker mit Praxiserfahrung. Sie führen und begleiten ihre «Schützlinge» während mindestens zwei Jahren. Sie sind die Coaches ihrer Schüler.

... und die konkrete Umsetzung

Pro «Rolle» der Weiterbildung sind Veranstaltungen, Praxis und Selbststudium selbst definierbar. Die Erstellung des eigenen Programms (Curricula) fällt flexibel aus. Innerhalb der «Rollen»Vorgaben kann der Weiterzubildende selber definieren, wie er welche Lernziele erreicht. Und dabei auch die Vorstellungen der Weiterbildner einbeziehen. Die neue Weiterbildung wird mit Hilfe einer Online-Plattform administriert und durch die Weiterbildungsorganisation FPH Offizin verwaltet. Dabei entsteht ein «persönliches eLogbuch» für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der neuen Weiterbildung. Weiter­bil­ dungsveranstaltungen und Praxisarbeiten werden von (bisherigen und neuen) Institutionen angeboten, die Umsetzung ist dann die zentrale Herausforderung für die Lernenden. «Diese Art der Praxisorientierung in der Weiterbildung erfordert sehr viel Eigenverantwortung, Selbstdisziplin und Kommunikationsfähigkeiten», so der Gesprächspartner.


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TRENDBAROMETER

Die Rolle der pharmaSuisse

Lebenslange Fortbildung ist (auch) für Apotheker festgeschriebene Pflicht. Dementsprechend ist die Fachgesellschaft Foederatio Pharmaceutica Helvetiae (FPH) für die Ausgestaltung der Fort- aber auch Weiterbildung verantwortlich. pharmaSuisse ist vom Bund akkreditiert für die ordentliche Durchführung der verlangten eidgenössischen Weiterbildung. Die Kantone überwachen die Fortbildung; der Kanton erteilt ja auch die Berufsausübungsbewilligungen. Jetzt zu einem weiteren wichtigen Schritt.

The Show must go on!

Noch ist es leider nicht soweit, dass den Oberen von pharmaSuisse wöchentlich von den Medien Mikrophone vors Gesicht geschoben würden. Obwohl mehr über erfolgreiche Aktivitäten und anstehenden Probleme berichtet werden könnte. Anders ausgedrückt: Es braucht auch die Inszenierung von Themen, das sogenannte Agenda Setting und das Management von Themen in der Öffentlichkeit. Wie beispielsweise Anfangs April, als eine Schar von Apothekern vor dem Bundeshaus ihrem Unmut über die kurzsichtigen Abbaumassnahmen des Bundesrates freien Lauf liess. Etwa bezüglich ihrer langfristig gefährdeten Existenz beispielsweise wegen der drastischen Reduktion des Vertriebsanteils. Oder wegen der drohenden «Verbilligung» des Gesundheitswesens mit einem Referenzpreissystem. «Was der Bundesrat – blind auf einem Auge – kurzfristig forciert, treibt die Apotheken zu Verlustgeschäften und stellt mittelfristig sehr viele Existenzen und damit die medizinische Versorgung der Bevölkerung infrage», meint dazu Fabian Vaucher. Und organisiert mit seinem Team in Bern und den Kollegen in den Kantonen zunehmend angriffige VorwärtsKampagnen.

Tue Gutes ...

... und zeige es vor. Die «neue Weiterbildung» ist ein wichtiger Treiber, um die Kompetenzen der Apotheker zu erweitern und – in diesem Sinn – als Basis einer aufbauenden Kampagne zu dienen. Die Kampagne will den wertvollen Nutzen der Apotheken ins Bewusstsein der Bevölkerung und der Politik bringen. Die Rede ist von einer Petition an den Bundesrat, die Mitte Juni eingereicht wird. «Ein eindrücklicher Schritt zugunsten der Bevölkerung. Denn statt der günstigen und rasch verfügbaren Grundversorgung durch die Apotheken Rückenwind zu geben, plant der Bundesrat eine Vielzahl von unkoordinierten Abbaumassnahmen, um sich in der Öffentlichkeit – mindestens kurzfristig – als

Sparbehörde profilieren zu können», so Fabian Vaucher. «Das steht nicht zuletzt im Kontrast zum Willen der Bevölkerung, die den Bundesrat in der Verfassung beauftragte, für eine medizinische Grundversorgung zu sorgen, die einfach zugänglich, von hoher Qualität ist und auf dem Miteinander von Apothekern, Hausärzten und Pflege beruht.»

Ehrgeiziges Ziel

Man will in den Apotheken mindestens 200 000 Unterschriften sammeln. Und gleichzeitig die Leistungen und Nutzen der Apotheken einer weiten Bevölkerung plakativ und detailliert präsentieren – buchstäblich von Mensch zu Mensch. Es soll gezeigt werden, was Apotheker alles leisten und was wegfällt, wenn mit den Massnahmen abgebaut wird. «Einerseits sind die Preise für Massenprodukte zu tief – derweil wir unsere Kosten auf hohem Schweizer­niveau haben – und decken unsere Aufwendungen nicht. Medikamente sind heute teilweise billiger als Kaugummis – das darf doch nicht sein! Tatsächlich kosten beispielsweise 50 Ta­bletten Inderal 10 mg weniger als 50 Kaugummis von Mentos ... Andererseits werden hohe finanzielle Risiken von der Pharmaindustrie auf die Apotheken verlagert, beispielsweise durch die Nichtzurückname von sehr teuren Medikamenten, die Krankenkassen nicht bezahlen wollen oder Kunden nicht mehr wollen. Das Problem der übermässigen finanziellen Belastung bei sinkenden Erträgen wird sich zuspitzen und zu einem massiven Abbau der Anzahl Apotheken führen. Will man das wirklich?»

Konkrete Bedenken

Solche Aussagen und Fragen sind keine Effekthascherei, sondern eine sich entwickelnde Realität: Ähnlich wie bei den Haus- und Kinderärzten gibt es zunehmend Überversorgung in den Städten und Mangelsituationen auf dem Land. Der Bund wäre zwar einer flächendeckenden medizinischen Grundversorgung verpflichtet, agiert aber leider teilweise gegen dieses Ziel. Soweit die Essenz des Gesprächs mit pharma­ Suisse-Präsident Fabian Vaucher. Wir bleiben dran: In den nächsten Ausgaben von OTXWORLD äussert sich Fabian Vaucher zu weiteren Themen.

VR CONTROL Mit Hilfe von VR-Brillen und -Headsets tauchen wir in fremde Umgebungen ab, reisen mit Hilfe des Kopf‌kinos in Vergangenheit und Zukunft. Doch ein Problem bekommen wir dabei nicht in den Griff: Rund ein Drittel aller Anwender von virtueller Realität sind von Übelkeit oder Schwindel betroffen. Genauso viele Erwachsene leiden ab und an unter Reiseübelkeit in verschiedenen Verkehrsmitteln, Kinder und Haustiere sogar regelmässig. Professor Dr. Jelte Bos von der Uni Amsterdam erläutert: «Es handelt sich um eine natürliche Reaktion auf einen unnatürlichen Reiz.» Heilung sei demnach nicht möglich, eine Linderung der Symptome hingegen schon. Und zwar sowohl bei virtuellen Erlebnissen als auch auf echten Reisen: So hat der französische Autobauer Citroën eine neue Brille gegen Reiseübelkeit entwickelt. Die Technologie dahinter wurde patentiert und nennt sich «Boarding Ring». Die Ränder der Brillengläser sind hohl und nicht ganz zur Hälfte mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt. Bewegt der Reisende den Kopf, suggeriert der Flüssigkeitspegel eine ruhende Umgebung. Ebenfalls aus Frankreich stammt das «Boarding VAR», ein Zusatzgerät, mit dem jede VR-Brille nachgerüstet werden kann. Es bringt zusätzliche Bezugspunkte ins Blickfeld, die der Wahrnehmung des Innenohres entsprechen und so den sensorischen Konflikt umgehen. Amerikanische Forscher von der Mayo Clinic haben zudem mit der «3v-Plattform» ein umfassendes System erarbeitet, um Bewegungsübelkeit bei VR-Anwendungen zu vermeiden. Dabei wird der Nutzer an vier Punkten (an Ohren und Stirn) mit Stimulatoren gereizt, wodurch ein Echtzeit-Bewegungsgefühl erzeugt werden soll. Virtuelle Empfindungen für reale Spielerlebnisse. Herzlich, Ihre Corinna Mühlhausen

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12 | POLITIK

POLITIK IN KÜR ZE  +++  POLITIK IN KÜR ZE  +++  POLITIK IN KÜR ZE  +++  POLITIK IN KÜR ZE  +++  POLITIK IN KÜR ZE

GESUNDHEITSAUSSENPOLITIK VERABSCHIEDET

KINDER: ÜBERGEWICHT IST STANDORTABHÄNGIG

Der Bundesrat will sich in der Gesundheitspolitik international in sechs Schwerpunkten engagieren: Gesundheitsschutz und humanitäre Krisen, Zugang zu Heilmitteln, nachhaltige Gesundheitsversorgung und Digitalisierung, Gesundheitsdeterminanten, Gouvernanz in der globalen Gesundheitsordnung sowie Suchtpolitik. An seiner Sitzung vom 15. Mai 2019 hat er die aktualisierte Gesundheitsaussenpolitik für die Jahre 2019–24 verabschiedet. Sie trägt den aktuellen globalen Herausforderungen Rechnung und orientiert sich an der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Die erste Gesundheitsaussenpolitik der Schweiz war 2012 verabschiedet worden.

Normalgewichtig, übergewichtig oder adipös? Um das zu erfahren, hat Gesundheitsförderung Schweiz wie jedes Jahr den Body-Mass-Index (BMI) von 13 916 Kindern und Jugendlichen aus den Städten Basel, Bern und Zürich im Schuljahr 2017/18 ausgewertet. Interessante Erkenntnisse lieferte die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Körpergewicht und Schulort: So waren in Kleinbasel beispielsweise 22,3% der Kinder übergewichtig (inkl. Adipositas), dahingegen in den Landgemeinden Basels nur 12,2%. In Bern unterschieden sich der Bereich Mitte mit 9,9% deutlich zu dem Bereich West mit ganzen 20%. In Zürich sind im Quartier Schwamendingen (mit 24,5%) mehr als doppelt so viele Kinder und Jugendliche von Übergewicht betroffen wie im Quartier Züriberg (mit 9,4%). Wie ist dieser drastische Unterschied zu erklären? Der Blick auf soziale Unterschiede in den Quartieren und vor allem auch auf Standortunterschiede in Bezug auf Einkaufs- und Naherholungsgebiete lassen die Ursache erahnen. Dr. Thomas Mattig, Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz, fordert daher raumplanerische Massnahmen in Bezug auf Quartiere und Schulkreise: Die Schaffung von Parkanlagen, die Sicherung und Gestaltung von Grünflächen sowie Verbesserung von Fuss- und Velowegnetzen.

Quelle: Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten

BESCHWERDERECHT NIMMT WICHTIGE HÜRDE Prämienzahler leiden in der Schweiz unter viel zu teuren Medikamentenpreisen. Wehren können sie sich aber nicht. santésuisse begrüsst deshalb, dass die Gesundheitskommission des Ständerates (SGK-S) das nun ändern und den Krankenversicherern künftig ein Beschwerderecht einräumen will. Für Patienten ist wichtig, dass das Bundesamt für Gesundheit BAG auch in Zukunft rasch Zugang zu innovativen Medikamenten ermöglicht. Gleichzeitig müssen die Prämienzahler aber vor überteuerten Medikamentenpreisen geschützt werden. Heute zahlen sie Jahr für Jahr hunderte Millionen Franken zu viel. Dies ist mit ein Grund für die stetig steigende Prämienlast, gegen die sich santésuisse wehrt. Der Verband fordert deshalb schon lange ein entsprechendes Beschwerderecht bei der Preisfestsetzung von Medikamenten. Damit können die Krankenversicherer im Falle von Scheininnovationen und Phantasiepreisen endlich eine richterliche Überprüfung verlangen. Nach der Gesundheitskommission des Nationalrats hat nun auch diejenige des Ständerates diesem Beschwerderecht im Grundsatz zugestimmt. Quelle: santésuisse

WEITERHIN BESCHRÄNKTE ÄRZTEZAHL Zwei weitere Jahre lang können die Kantone die Anzahl der im ambulanten Bereich tätigen Ärzte regulieren. Dies beschloss der Bundesrat an seiner Sitzung vom 15. Mai 2019. Damit bleibt die Zulassungsbeschränkung ohne Unterbruch vorerst bis Mitte 2021 gültig. Aufgrund der bundesrätlichen Verordnung können die Kantone die Anzahl Ärzte, die auf ihrem Gebiet zulasten der OKP tätig sind, bei Bedarf einschränken und so den ambulanten Bereich steuern. Sie verfügen über einen relativ grossen Spielraum bei der Umsetzung dieser Regelung, die jedoch nicht für Ärzte gilt, die mindestens drei Jahre lang an einer anerkannten schweizerischen Weiterbildungsstätte gearbeitet haben. So können die Kantone bestimmte medizinische Fachrichtungen wie etwa die Hausarztmedizin von einer Einschränkung ausnehmen. Quelle: Bundesamt für Gesundheit BAG

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Quelle: Gesundheitsförderung Schweiz

MEHR ILLEGALE ARZNEIMITTELIMPORTE 3203 Sendungen mit illegalen Arzneimitteln stellte die Eidgenössische Zollverwaltung im Auf‌trag des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic 2018 sicher. Dank eines neuen, vereinfachten Verfahrens lag die Gesamtzahl bedeutend höher als im Vorjahr mit 1060 Sendungen. Am häufigsten werden nach wie vor Potenzmittel illegal importiert, gefolgt von Psychopharmaka, Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Besorgniserregend seien die Importe des angstlösenden Arzneimittels Xanax aus illegalen Quellen im Internet und über das Darknet. Der darin enthaltene Wirkstoff Alprazolam aus der Gruppe der Benzodiazepine untersteht der Betäubungsmittelregulierung und wird in den letzten Jahren vermehrt missbräuchlich verwendet. In Zusammenarbeit mit dem Zoll beschlagnahmte Swissmedic im letzten Jahr 15 illegale Sendungen von Xanax aus Kambodscha, Ungarn und anderen Ländern. Gemäss Informationen der Herstellerfirma des Originalpräparates sind mehr als 95% der illegal gehandelten Xanax-Präparate gefälscht. Schweizer Labors, die Muster aus der Partyszene analysiert haben, wiesen falsche Inhaltsstoffe wie Antiallergika und Psychopharmaka anstelle des Originalwirkstoffs nach. Quelle: Swissmedic


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14 | WIRTSCHAF T UND FINANZEN

DETAILHANDEL: BRUTALE AUSLESE Veränderungen sind Alltag. Schon immer, aber heute rücksichtsloser denn je. Kommerzieller Druck stellt lange erfolgreiche Konzepte infrage. Man kann sagen: Alle suchen neue Wiesen zum Abgrasen. Zumindest frisst man gerne über den Zaun. Oder ist dazu gezwungen, weil die Kosten ins Uferlose wachsen, die Erträge dauernd sinken und die Käuferschaft zunehmend ins Ausland abwandert. Text: Hans Wirz Bei den Ampelsystemen für Lebensmittel tanzt einer aus der Reihe.

Während das Geschäft mit Dienstleistungen gelobt wird, findet in Tat und Wahrheit rundherum ein Dienstleistungsabbau statt – in staatlichen und privaten Betrieben. Gesucht sind tragfähige Konzepte statt billige Effekthascherei und falsche Versprechungen.

Migros: Noch nicht abgehängt ...

... trotzdem braucht es eine Aufholjagd. Denn niemand bei der Migros ist zufrieden. Zwar hatte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen schon länger Gewinnsteigerungen eingefordert, aber eine echte Trendwende ist (noch) nicht ersichtlich. Obwohl: Der operative Gewinn (Ebit) hat sich im vergangenen Jahr um 50 Mio. CHF auf OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

651 Mio. CHF erhöht, basierend auf 82 Mio. CHF Kostenkürzungen. Es geht es also immerhin vorwärts, ebenfalls bei den Industrieaktivitäten, die bereits ein Fünftel des Umsatzes liefern – grösstenteils aus dem Ausland. Immer mehr soll auch im Ausland produziert werden. Mit «Migros Food Online» (MFO) will sich der Konzern offenbar im Digitalgeschäft neu positionieren. Verändern wird sich die Rolle des Kulturprozentes – der Konzern soll mehr davon profitieren.1, 2 Fazit OTXWORLD: Der Riesendampfer bremst und gibt also gleichzeitig Gas. Grossverteiler sehen in der Gesundheit viel Zukunft. Nicht nur, weil sie hauptsächlich im Food-Be-

reich bereits «Gesundheit» verkaufen, Fitnesscenters betreiben und mit Ärztezentren wachsen, sondern auch immer mehr Appetit auf Medikamentenverkauf zeigen. Es geht um Margenverbesserung ganz allgemein, den Abbau von «Speck» bei den Dienstleistungen. Ob auch kreative neue Ansätze zu erwarten sind? Echte Innovationen? Voraussage: Formate wie Medbase (neuerdings mit Topwell) befinden sich allgemein auf der Gewinnerseite.

Ampel: Immer noch auf Rot, aber ...

... es scheint Bewegung zu geben in Richtung einfacherer Deklaration von tendenziell ungünstigen Lebensmitteln wie Zucker, Salz und


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Fett; alle drei können auch süchtig machen. Das weiss man, aber die Wirtschaft sperrt sich gegen Massnahmen, die den Konsum bremsen könnten. Nur einer tanzt aus der Reihe: Danone will mit einem Ampelsystem die Konsumentinnen und Konsumenten dazu motivieren, die Einkaufskörbe mit «gesunden» Lebensmitteln zu füllen. Die Ampel, genannt «Nutri-Score», wird auf der Vorderseite der Packung angebracht und soll mittels fünf Farben auf den ersten Blick signalisieren, was an günstigen und ungünstigen Nährstoffenen in den Produkten steckt.1, 4 Fazit OTXWORLD: Das System befindet sich in der Einführungsphase, ist einfach gestrickt und liefert nur grobe Anhaltspunkte – immerhin tut es das. Es unterstützt damit mindestens das Bestreben, möglichst gesund zu leben. Oder bewusst Essgewohnheiten wenigstens ansatzweise zu ändern. Das Ampel-System wird sich deshalb seinen Platz schaffen, auch wenn sich die Grossverteiler nicht dafür einsetzen mögen. Voraussage: Transparenz lässt sich nicht dauerhaft verhindern.

Entwicklungstendenzen: Noch grös­ sere Veränderungen ...

... künden sich am Detailhandels-Horizont an. Es gibt immer mehr weniger interessante Läden, immer mehr schwer vermietbare Lokale in den Städten und Dörfern aus bekannten Gründen: aggressive Onlinebetriebe, Tiefpreise im Ausland, bequeme Konsumenten, nicht mehr zu erwirtschaftende hohe Mieten. Die Lage ist bereits sehr schwierig für den stationären Verkauf. Zwei entsprechende Erscheinungen deuten darauf hin: Immer mehr Rabattschlachten und krampfhafte Versuche der Kommunen, mit Studien und gut gemeinten Ratschlägen die Situation zu entspannen, um dem kleinräumigen privaten Detailhandel wieder auf die Beine zu helfen. In der Regel ist die Empfehlung, Waren mit unterhaltenden Elementen aufzuwerten – alles soll zum «Event» werden. Zudem brauche es ergänzende Angebote; empfohlen werden etwa Fitnesscenters, Co-Workspaces, Zwischennutzungen, lokale Outlets für die Giganten des Versandhandels, spezielle Fast-Food-Läden, neue Quartierplanungen, Events in den Strassen, Freigabe der Öffnungszeiten, verbilligte Mieten für kleine Läden der Grossverteiler. Ob das alles den Trend zum Verlust der traditionellen kleinen Geschäfte umkehren kann?1, 5 Fazit OTXWORLD: Wohl kaum. Bleiben nur die Schnäppchenpreise, um müde Kunden zu locken? Oder staatliche Massnahmen zur Begrenzung der Rabatte – wie in Frankreich, wo Preisnachlässe bei Lebensmitteln noch maximal 34 Prozent betragen dürfen? In der Schweiz pflastern die Grossverteiler ihre Läden mit «Aktion» immer mehr zu. Offenbar wirkt «billig» wenigstens kurzfristig. Man kann sagen, die Schweiz sei im Rabattrausch. Sicher ist: Die Konsumentinnen und Konsumenten lassen sich weder von Studien noch von Gags wirklich um-

polen. Nur eines ist sicher: Mittelmässigkeit verliert immer schneller. Ob es nun um Zeitschriften, Brot und Wein, Kleider oder Gesundheit und Wohlbefinden geht. Es wird neue, starke Symbiosen geben. Voraussage: Rückschau genügt nicht für Zukunft.

ZUKUNFTSGESCHICHTEN

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Amazon: Immer mehr offline ...

... mit einer Vielfalt von Läden. Amazon ist offensichtlich auf dem besten Weg, zum Paradebeispiel für die Verschmelzung von Online- und stationärem Detailhandel zu werden. Zur Zeit arbeitet das Unternehmen an drei neuen Formaten von Outlets in den Städten – eine Entwicklung, die Amazon schon 2016 mit Amazon Go startete. Jetzt plant Amazon (gemäss einer Meldung der Agentur Bloomberg), die Zahl der GoLäden um weitere 3000 kleine Supermärkte zu erhöhen – total automatisierte Läden praktisch ohne Personal und ohne Kassen. Ein weiteres Laden-Format soll «Prime-Kunden» mit Top-Produkten ansprechen. Seit 2017 läuft die Ladenkette «Whole Foods», die Jeff Bezos jetzt an seinen Kundenclub «Prime» anbinden will.1, 4, 6 Fazit OTXWORLD: Interessant ist, dass Amazon den nicht-digitalen Detailhandel der Zukunft nicht in riesigen Supermärkten sieht, sondern in Läden im Nischenformat. Spezialisiert und konsequent unter Einbezug von digitalen Lösungen. Die Frage ist, wer in der Schweiz mit ähnlichen Konzepten liebäugelt – möglicherweise mit Franchising und unter konsequentem Einbezug von Gesundheit und Wohlbefinden? Voraussage: Small but smart könnte wieder Raum gewinnen.

Jelmoli: Die Klinik im Warenhaus ...

... als Innovation? Die Frage stellt sich, was die Eigentümer von Jelmoli, Swiss Prime Site (SPS), vom Geschäft mit der Gesundheit halten? Jedenfalls ist SPS jetzt eine Partnerschaft mit der Pallas-Klinikgruppe eingegangen, die im Herbst 2019 im Warenhaus einen Standort eröffnen will. Jelmoli erweitert damit ihr Angebot in Sachen Lifestyle und Schönheit, will offenbar Dienstleistungen bieten, die online nicht erhältlich sind. Die Zusammenarbeit mit strategisch wichtigen Partnern scheint Zukunft zu haben.1 Fazit OTXWORLD: SPS/Jelmoli ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht nur Leistungserbringer aus dem Gesundheitswesen zu beobachten sind, sondern dass auch ganz anders orientierte Unternehmen (wie beispielsweise der Buchhändler Amazon) plötzlich grosse Stücke aus dem Gesundheitskuchen herausschneiden wollen. Voraussage: Die Leistungserbringung im Gesundheitswesen könnte sich rasch umfassend ändern.

Quellen

1 NZZ 2 Handelszeitung 3 Sonntagszeitung

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REVOLUTIONÄRE GADGETS? Wohin entwickelt sich das Gesundheitswesen? Diese Frage beschäftigt uns alle. Vor allem aber fragen wir uns: Was ist drin für mich als Patient? Wird alles besser, schneller, einfacher? Der menschliche Fortschritt läuft dabei immer nach dem System «trial and error», das zeigen uns Flugzeugabstürze, Atomkraftwerklecks und unerwartete Unfälle mit selbstfahrenden Autos. Dies kann tragische Folgen haben, doch im Kleinen gibt es auch die amüsanten Fails, wie etwa Gadgets, dies sich nie durchsetzen werden. Denken wir im Bereich Zahngesundheit an die ausgeklügelten Zahnpastaspender, welche uns vor ein paar Jahren angepriesen wurden, um uns das Leben leichter zu machen. Heute schrauben wir alle wieder Zahnpastatuben auf, wie es schon unsere Grosseltern taten. Dennoch sind die Bestenlisten der verrücktesten Gadgets und Erfindungen eine Goldgrube für uns Gesundheitsexperten. Vielleicht sind darunter Ideen, die unseren Alltag revolutionieren werden? Das Besteck für wacklige Hände etwa, das kürzlich präsentiert wurde. Mit dem Mangel an Pflegepersonal könnten die Gabeln und darauf aufbauende Tools den Alltag im Pflegeheim verändern. Oder ein Start-up, das Samen und Eizellen auf einem Satelliten in sicherer Distanz zur Erde aufbewahren will. Oder smarte Bettdecken, die wärmen, kühlen und sich selber gleich bügeln nach dem Aufstehen. Auch hier sind weitere Anwendungen denkbar, bis hin zur nächtlichen Massage oder gar der Abgabe von Wirkstoffen in der Rheuma-Behandlung. Lassen wir unserer Fantasie freien Lauf! Bleiben wir aber auch auf dem Boden der Realität, solange wir in den Nachrichten noch von Abstürzen von Drohnen lesen, die den Transport von Blutproben vereinfachen sollen. Daniel M. Späni

4 NZZ am Sonntag 5 Schweiz am Wochenende 6 The Wall Street Journal

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16 | WIRTSCHAF T UND FINANZEN

GENERIKA-MARKT: SCHWEIZ VS. AUSLAND Generika kosten in der Schweiz mehr als im Ausland. Mit der Einführung eines Referenzpreissystems will das Bundesamt für Gesundheit die Preise senken. Dagegen wehrt sich nicht nur der Verband der Generikahersteller Intergenerika. Auch die Apotheker und selbstdispensierende Ärzte gehen gegen diese einschneidende Massnahme auf die Barrikaden. Text: Susanna Steimer Miller

Die Preise von Generika in der Schweiz haben sich gemäss dem Preisindex in den letzten 15 Jahren halbiert.

Jedes Jahr vergleichen Interpharma und Santésuisse die Preise von Generika in der Schweiz mit den Preisen, die in anderen europäischen Ländern bezahlt werden. Doch werden hier wirklich Äpfel mit Äpfeln verglichen oder Äpfel mit Birnen? Dr. Axel Müller, Geschäftsführer von Intergenerika, Verband der Generikahersteller in der Schweiz, erklärt: «Beim Auslandpreisvergleich wird der abgeschlossene Schweizer Markt mit EU-Ländern verglichen. Dieser Vergleich ist aufgrund der unterschiedlichen Marktgrösse fragwürdig.» Allein der deutsche Markt sei zehnmal grösser als der Schweizer Markt, was sich wesentlich auf die Stückkosten eines Generikums auswirke. In der EU entscheide eine Zulassungsbehörde, ob ein Medikament im EU-Raum lanciert werden dürfe. In der Schweiz brauche es selbst für in der EU bereits zugelassene Medikamente OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

zusätzliche Dissolutionstests und einen Zulassungsantrag an Swissmedic. Beides ist mit Kosten verbunden. Von Gesetzes wegen sind Generika-Hersteller in der Schweiz verpflichtet, ihre Präparate in allen Dosierungen und Packungseinheiten des entsprechenden Originals anzubieten. Die Verpackungen und Beipackzettel müssen in den drei Landessprachen bereitgestellt werden. Generika-Anbieter in der Schweiz investieren nicht nur in die Präparate, sondern auch in die Information der Patienten (z. B. Ratgeber) und in die Weiterbildung von Fachpersonen. Bis ein Generikum zum Patienten gelangt, geht es durch viele Hände. «Neben dem Hersteller müssen auch der Vertreiber, der Grossist, der Apotheker oder selbstverschreibende Arzt am Medikament verdienen, um ihre Kosten zu decken. Alle diese Partner verdienen Löhne auf

Schweizer Niveau», sagt der Generika-Spezialist. In Deutschland verdiene ein Apotheker gerade mal halb so viel wie sein Berufskollege in der Schweiz.

Schweizer Markt funktioniert anders

Einer der wichtigsten Gründe für die Preisunterschiede ist laut Axel Müller aber vor allem das unterschiedliche Marktsystem in der Schweiz und in EU-Ländern. In Deutschland wurde in den 90er-Jahren ein Referenzpreissystem eingeführt, das zurzeit auch in der Schweiz für heftige Diskussionen sorgt. Zudem handeln in unserem Nachbarland die Krankenkassen Verträge direkt mit den Herstellern aus. Wer den günstigsten Preis anbietet, erhält den Zuschlag. Für die Patienten bedeutet dies, dass sie nur noch jene Medikamente ohne Aufpreis nutzen dürfen, die bei


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ihrer Kasse auf der Liste stehen. Ein ähnliches System existiert auch in den Niederlanden. In Dänemark kauft der Staat Generika mittels Tendersystem ein. Die Ausschreibungen erfolgen alle zwei Wochen. Oft bieten Hersteller im EU-Raum so ihre Ware zu Billigstpreisen an, kurz bevor diese abläuft, um die Vernichtungskosten zu sparen oder zumindest ihren Marktanteil zu halten.

ger abbauen, um nicht auf ihren Präparaten sitzenzubleiben. Bei sinkender Marge würden auch die Sicherheitslager kleiner werden und Versorgungsengpässe weiter zunehmen. Der administrative Aufwand für die Apotheken würde stark steigen, während ihr Verdienst sinkt. Ein Systemwechsel wäre auch für selbstdispensierende Ärzte mit Nachteilen verbunden.

System mit Risiken

Die Einführung des Referenzpreissystems würde in der Schweiz auf Unverständnis stossen. «Gerade für ältere, chronisch kranke Patienten wäre es schwierig zu verstehen, weshalb sie immer wieder auf ein anderes Generikum umsteigen müssen, wenn sie den Aufpreis auf ihr herkömmliches Generikum nicht selber berappen wollen oder können», erklärt Axel Müller. In der Apotheke und beim selbstdispensierenden Arzt käme es zu zeitaufwändigen Diskussionen. Wie wichtig den Patienten in der Schweiz die freie Medikamentenwahl ist, hat eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2017 gezeigt. Rund drei Viertel der Befragten wären damals nicht bereit gewesen, auf ein Modell mit eingeschränkter Medikamentenwahl zu wechseln, selbst wenn sie dadurch drei Franken pro Monat einsparen würden. Schweizer Patienten wollen zusammen mit ihrem Arzt oder Apotheker das für sie optimale Medikament auswählen. Axel Müller: «Dieser Entscheid soll nicht von Behörden und Krankenkassen gefällt werden.»

Die Erfahrungen in Deutschland, den Niederlanden und Dänemark zeigen, dass diese Massnahmen, die ursprünglich zur Einsparung von Kosten eingeführt wurden, grosse Nachteile mit sich bringen. In Deutschland hat sich die Zahl der Generika-Hersteller halbiert. Vor allem kleinere Anbieter konnten nicht mehr mithalten. «Die Zahl der Lieferengpässe ist deutlich gestiegen», ergänzt Axel Müller. Er geht davon aus, dass die Einführung des Referenzpreissystems in der Schweiz die gleichen Folgen haben würde. «Auch hier könnten nur noch die grossen Anbieter im verstärkten Preiskampf bestehen», sagt der Branchenkenner. Dadurch würde es auch vermehrt Lieferengpässe geben, insbesondere wenn die wenigen überlebenden Anbieter die Wirkstoffe für ihre Generika vom gleichen Produzenten beziehen, was oft der Fall sei. Bei sinkenden Margen sähen sich Hersteller gezwungen, keine Generika mehr zu umsatzschwachen Originalen mehr zu produzieren. Die Patienten müssten auf die teureren Originale ausweichen.

Versorgungssicherheit in Gefahr

Der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse wehrt sich mit der im April lancierten Petition «Auch morgen medizinisch gut umsorgt» gegen die Einführung des Referenzpreissystems in der Schweiz. pharmaSuisse-Präsident Fabian Vaucher dazu: «Bereits heute sind rund 20% der Apotheken in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. Wir gehen davon aus, dass die vom Bundesrat zurzeit diskutierten Sparmassnahmen zu einem Apothekensterben führen würden. Rund 450 Apotheken müssten schliessen.» Damit wäre die Grundversorgung der Bevölkerung nicht mehr überall gewährleistet. Für Apotheken sei es nicht möglich, alle Generika-Marken an Lager zu führen, um ihren Kunden immer das günstigste Präparat anbieten zu können, dessen Kosten gerade von den Kassen getragen werden. Apotheken würden La-

Unmut bei Patienten

Compliance in Gefahr

Die Erfahrung in Deutschland zeigt, dass der ständige Wechsel auf das gerade billigste Generikum die Compliance insbesondere bei älteren Patienten mit chronischen Erkrankungen, die auf diverse Medikamente angewiesen sind, tangiert. «Häufige Medikamentenwechsel erhöhen das Risiko von Verwechslungen und können zu einer Übermedikation führen, weil der Patient das ‹alte› und das ‹neue› Generikum gleichzeitig einnimmt. In Deutschland hat die Zahl der Hospitalisationen aufgrund falsch eingenommener Medikamente zugenommen», sagt der Generika-Experte. Diese zusätzlichen Behandlungskosten machen einen Teil der Einsparungen des Referenzpreissystems zunichte. Auch Fabian Vaucher warnt: «Das Vertrauen der Patienten in ihre Medikation wird mit ständig wechselnden Medikamenten gestört. Das schwächt die Therapietreue und torpediert den Therapieerfolg.»

Deutsche Politiker gegen System

In Deutschland haben die Einführung des Referenzpreissystems und die Rabattverträge nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. Immer mehr Politiker machen sich dort stark für einen Systemwechsel. «Heute bewegen sich die Arzneimittelkosten in Deutschland auf dem gleichen Niveau wie früher. Zudem sind die Kosten pro Person in etwa gleich hoch wie in der Schweiz», weiss Axel Müller. Weshalb also dieser Misserfolg? In Deutschland lässt sich eine Tendenz von Generika zu Originalmedikamenten beobachten. Heute verschreiben viele Ärzte lieber Originale, um der mühsamen Diskussion rund um Therapiewechsel aus Kostengründen aus dem Weg zu gehen und ihre Patienten davor zu schützen, dass sie den Aufpreis für ihre Medikamente selber zahlen müssen. Zudem werden aufgrund der günstigen Preise mehr Medikamente abgegeben. «Heute verschreiben viele deutsche Ärzte zu gewissen Schmerzmitteln auch gleich einen Protonenpumpeninhibitor, weil diese so billig sind», erklärt Axel Müller. Diese «Luxusverschreibungen» aus Sicherheitsgründen wären aber oft nicht notwendig und wirken sich auf die Gesundheitskosten aus.

Einsparungen durch Generika heute

Im letzten Jahr haben Generika in der Schweiz zu Einsparungen von 448 Millionen Franken geführt. Doch sie entlasten das Gesundheitssystem auch indirekt. So sinken die Preise von Originalpräparaten nach der Einführung von Generika. Axel Müller geht davon aus, dass der Einsatz von Generika direkt und indirekt Einsparungen von rund einer Milliarde Franken pro Jahr erzielt. Die Preise von Generika in der Schweiz haben sich gemäss dem Preisindex in den letzten 15 Jahren fast halbiert. Für Axel Müller ist diese Tatsache ein Beweis dafür, dass das System der Preisanpassungen in der Schweiz bisher gut funktioniert hat. Der Wechsel auf ein System, das mit grossen Unsicherheiten verbunden ist und sich in anderen Staaten nicht bewährt hat, erachtet er als politischen Unfug. Fabian Vaucher von pharmaSuisse ist überzeugt, dass sich mit der Einführung eines Referenzpreissystems nicht die Einsparungen erzielen lassen, die sich der Bundesrat erhofft. Er sagt: «Die Erfahrungen aus anderen Ländern belegen, dass die negativen Auswirkungen überwiegen.» OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch


18 | DEUMAVAN ® INFORMIERT

SANFTE INTIMPFLEGE FÜR SIE UND IHN Die DEUMAVAN® Schutzsalbe wird zur Linderung bei Hautbeschwerden des äusseren Intimbereiches eingesetzt. Sie hilft bei Hautreizung mit Brennen, Juckreiz und Trockenheit, hat eine zarte Konsistenz und verzichtet auf Konservierungsmittel und Parabene.

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Eine klinische Studie bei 80 über 18-jährigen Patienten (60 Frauen und 20 Männer) belegt die Linderung der Symptome wie Juckreiz, Brennen oder Läsionen bei unterschiedlichen Grunderkrankungen. 73,8% berichteten nach sechs Monaten von einer deutlichen Verbesserung, über 30% der Probanden waren komplett beschwerdefrei.

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Die empfindliche Haut im äusseren Intimbereich wird täglich durch natürliche, mechanische Belastungen wie Laufen, Sitzen, Fahrradfahren, Sportaktivitäten oder Sexualkontakte strapaziert. Das kann unangenehme Folgen haben. Deshalb braucht die Haut im Intimbereich eine besonders aufmerksame und sanfte Pflege. DEUMAVAN® ist Marktführer in der Intimfeuchtigkeitspflege. Die DEUMAVAN® Schutzsalbe ist eine schonende, angenehm sanfte Intimpflege für ein rundum gutes Gefühl im Intimbereich – für Frauen, Männer, aber auch für die Windelzone von Baby- und Kinderhaut. Sie wird täglich äusserlich angewendet.

Pflege und Schutz

Die DEUMAVAN® Schutzsalbe hat eine sehr zarte Textur und kann Linderung bringen bei Hautreizungen mit Brennen und Juckreiz, bei Rötungen und Schwellungen sowie Hautbeschädigungen. Sie hilft bei Trockenheit (zum Beispiel in den Wechseljahren oder auch nach Strahlenbehandlungen) sowie bei Wundsein im Analbereich, OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

etwa bei Durchfall, Rhagaden oder Hämorrhoiden. Zudem wird sie zur Vorbeugung von Infektionen und Beschädigungen der Haut eingesetzt und auch als Gleitmittel verwendet. DEUMAVAN® pflegt und schützt die empfindliche Haut im äusseren Intimbereich mit qualitativ hochwertigen Fetten und Ölen – einer Mischung aus hochgereinigten Paraffinen. Dabei wird komplett auf Konservierungsmittel und Parabene verzichtet. DEUMAVAN® enthält auch kein Wasser und benötigt dadurch keine Emulgatoren, Stabilisatoren und keine mikrobiziden Zusatzstoffe. Der therapeutische Effekt beruht darauf, dass die dünn aufgetragene DEUMAVAN® Schutzsalbe den physiologisch vorhandenen Fettfilm unterstützt und die Geschmeidigkeit der oberen Hautschicht verbessert. Die Barrierefunktion der Haut wird dabei nicht beeinträchtigt. Der Salbenschutzfilm verringert den transepithelialen Wasserverlust, erhöht die Elastizität der Haut, hilft kleineren Hautverletzungen vorzubeugen und bewirkt, dass Bakterien weniger gut haften bleiben.

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WIRTSCHAF T UND FINANZEN IN KÜRZE  +++  WIRTSCHAF T UND FINANZEN IN KÜRZE

BERN CENTER FOR PRECISION MEDICINE EINGEWEIHT Im Januar hat es den Betrieb aufgenommen und am 20. Mai 2019 wurde es offiziell eröffnet: das Bern Center for Precision Medicine (BCPM). Die Universität Bern und die Insel Gruppe hatten das neue Zentrum mit der Unterstützung des Kantons Bern (Anschubfinanzierung von 3 Mio CHF) gegründet, um «den Medizinalstandort Bern zu stärken und den Aufbau neuer Forschungszentren zu fördern», erklärte Erziehungsdirektorin Christine Häsler. Präzisionsmedizin sei die Medizin der Zukunft. Das neue BCPM reiht sich in die Serie von strategischen Forschungszentren ein, die jeweils das vorhandene Wissen aus allen relevanten Bereichen der Volluniversität abholen und weiterentwickeln. Fünf Fakultäten werden gemäss diesem interdisziplinären Ansatz am BCPM beteiligt sein. Neben der klassischen biomedizinischen Forschung, der Gesundheitsforschung und Informatik sollen auch Fragen der Ethik sowie rechtliche und ökonomische Fragen aufgenommen werden. Das BCPM hat zum Ziel, neue Medikamente und Methoden zu entwickeln, die Qualität der Behandlungen für Patientinnen und Patienten zu erhöhen und durch effizientere Therapien das Gesundheitssystem zu entlasten.

GRUND NR. 1:

Carmol lindert mein

®

Unwohlsein

Quelle: Universität Bern

KANTONSSPITAL AARAU MIT AUSGEGLICHENEM JAHRESABSCHLUSS 2018 war für die Kantonsspital Aarau AG (KSA AG) ein anspruchsvolles Jahr in einem herausfordernden Umfeld, das mit einem leichten Gewinn abgeschlossen werden konnte. Tarifreduktionen im ambulanten Bereich zeigten substanzielle Auswirkungen auf den Ertrag. Die KSA AG weist für 2018 ein Betriebsergebnis von 661,2 Mio. CHF (+2,1%) und einen Gewinn von 0,3 Mio. CHF aus. Die EBITDA-Marge liegt mit 5,8 % leicht unter jener des Vorjahres (–0,3%). Im schweizweiten Branchenvergleich liegt die KSA AG damit im Mittel, dennoch aber unter den in der Eigentümerstrategie festgehaltenen 10%. Mit 34,1% weist die KSA AG einen der höchsten Ambulantisierungsgrade der Schweiz auf. «Dies hat einen bedeutenden Einfluss auf die Ertragskraft, zeigt aber gleichzeitig, dass die KSA AG in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einnimmt», erläuterte Felix Schönle, Vizepräsident des Verwaltungsrats. Im Berichtsjahr hat das Kantonsspital Aarau 28 803 Patientinnen und Patienten stationär behandelt (+1,7%) und erbrachte 520 779 ambulante Behandlungen (+1,6%). Die durchschnittliche Auf­enthaltsdauer sank 2018 um rund 2% auf 5,5 Tage. Der CMI, die durchschnittliche Fallschwere, ist gegenüber dem Vorjahr um 0,9% auf 1,137 leicht zurückgegangen. Grund ist die Verschiebung hin zu Fällen mit tieferem Fallgewicht infolge des starken Wachstums in der Frauen- und der Kinderklinik (+6,6%). 2018 kamen im KSA 2048 (+12,9%) Kinder auf die Welt. Quelle: Kantonsspital Aarau

GRÜNDE FÜR CARMOL®

USZ UND SPITAL MÄNNEDORF RÜCKEN NÄHER ZUSAMMEN Die bestehende Zusammenarbeit zwischen dem Spital Männedorf und dem Universitätsspital Zürich (USZ) wird zu einer intensiven Kooperation vertieft und erweitert. Das Spital Männedorf und das USZ arbeiten bereits seit Jahren in verschiedenen Fachbereichen eng zusammen, so zum Beispiel in der Bauchchirurgie. Die beiden Häuser bleiben weiterhin eigenständige Spitäler, wollen jedoch ihre Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen ausweiten. Etwa in verschiedenen Boards, wie dem Tumor- oder Viszeralboard, in der Gynäkologie (Brusttumoren), der Gastroenterologie (Magen-Darm-Trakt) oder der Kardiologie. Auch im Bereich der Zertifizierungen und der Aus- und Weiterbildung soll eng zusammengearbeitet werden, z. B. durch Rotationsangebote für Assistenzärzte. Der fachübergreifende Austausch dient dazu, dem Patienten eine individuell auf ihn abgestimmte Behandlung nach dem neuesten Stand der Forschung zu ermöglichen. Geplant ist zudem eine Minderheitsbeteiligung des USZ am Spital Männedorf. Quelle: Universitätsspital Zürich

Die Kraft der Carmol® Kräuter Ätherische Öle aus Sternanis, Salbei, Muskat, Lavendel, Zimtkassie, Zitronengras, Speiklavendel, Nelke, Thymian und Zitrone sowie Melissengeist und Levomenthol 1ml Lösung enthält: Ätherische Öle 7.7mg, Melissengeist 1.54mg, Levomenthol 15.5mg. Enthält 64 Vol.-% Alkohol. Kategorie D. Iromedica AG, Oberstrasse 222, 9014 St.Gallen. Die vollständige Fachinformation ist unter www.swissmedicinfo.ch publiziert.

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20 | MARK T UND MENSCHEN

MANN UND FRAU SIND ANDERS KRANK Bild: zVg

Gendermedizin trägt der Tatsache Rechnung, dass weibliche und männliche Körper unterschiedliche Eigenheiten haben und dementsprechend bei Störungen und Krankheiten anders funktionieren. Was eigentlich selbstverständlich ist, aber seit noch nicht langer Zeit, zu individuellen, geschlechtsspezifischen Behandlungen geführt hat. Inwiefern? Text: Hans Wirz sern sich anders», umreisst Dr. med Kerstin Schmit in grossen Zügen das aktuelle Thema. Sie hat sich zusammen mit Kolleginnen in ihrer Gemeinschaftspraxis auf Gendermedizin und Ganzheitsmedizin spezialisiert. Wer sich dort anmeldet, kommt in den Genuss einer entsprechend differenzierten Behandlung. Rund 80% der Patienten sind Frauen; die restlichen 20% Männer zeigen sich aber ebenfalls sehr interessiert an den Erkenntnissen der Gendermedizin – wie oft auch die ganze Familie. Soweit eine erste Themenübersicht; in der Folge nun einige wichtige Details.

Was ist anders?

Dr. med. Kerstin Schmit gehört zur Gruppe der ersten Ärztinnen, die sich auf geschlechtsspezifische Besonderheiten von Erkrankungen spezialisiert hat.

Frauen sind, von der Psyche und vom Körper her gesehen, anders krank als Männer. «Am bekanntesten sind die kardialen Unterschiede. Etwa die Symptome beim Herzinfarkt oder dem Risiko eines plötzlichen Herztodes. Andere Beispiele sind die kleineren Gefässe der Frauen, die empfindlicher sind gegenüber Gefässablagerungen oder Nikotin und entsprechend andere Reaktionen auslösen. Frauen reagieren eher mit einem Pulsanstieg, bei Männern hingegen steigt der Blutdruck an, auch der Stoffwechsel ist ein anderer. Bei Frauen ist die Verdauung langsamer, sie fühlen sich der Gesundheit mehr verpflichtet und das Schmerzempfinden ist möglicherweise höher beim Mann. Worüber es einige Untersuchungen gibt. Auch Depressionen äus­ OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

«Es ist so, dass Herz- und Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen die häufigste Todesursache darstellen», sagt Kerstin Schmit zur Eröffnung des Gesprächs. «Frauen leiden zudem häufiger an Schilddrüsenerkrankungen und Depressionen, Reizdarm oder chronischen Schmerzen. Bei Männern hingegen werden psychische Erkrankungen generell später erkannt – sie erhalten deshalb oft nicht gleich die richtige Behandlung: Psychosomatische Beschwerden werden erst oft nur somatisch untersucht oder umgekehrt.» Eine Depression äussere sich bei Männern häufig in Aggression und erhöhtem Alkoholkonsum. Frauen hingegen zögen sich eher zurück und würden traurig. «Es ist bekannt, dass das Immunsystem von Frauen stärker ist», führt die Gendermedizinerin weiter aus. Sie seien deshalb resistenter gegen Infektionen, erkrankten da­für häufiger an Autoimmunerkrankungen wie Unter-/Überfunktion der Schilddrüse, Multiple Sklerose und Rheuma. Zudem: Raucherinnen erkranken bei der gleichen Anzahl Zigaretten häufiger an Lungenkrebs. Viele Erkrankungen wie Herzerkrankungen, Osteoporose oder sol-

che aus dem rheumatologischen Formenkreis verlaufen auch chronisch unterschiedlich bei den Geschlechtern.

Einseitige Forschung

Geforscht und entwickelt wird in der Medizin seit jeher normalerweise am männlichen Körper. «In den 1970er-Jahren gab es eine grosse Aufregung darüber, dass neue Medikamente nur an männlichen Testpersonen untersucht wurden. So stellte sich später wiederholt heraus, dass Medikamente bei Frauen oft überdosiert sind und häufiger Nebenwirkungen auftreten. Auch in Tierversuchen wurden – und werden noch immer – hauptsächlich männliche Tiere verwendet», so Kerstin Schmit. «Nachdem durch Zufall auch hier unterschiedliche Reaktio­ nen auffielen, führte das zu einem Umdenken. Teilweise erfolgte die Auswertung trotzdem häufig nicht separat, sodass unterschiedliches Ansprechen nicht immer auffiel.» Trotz Vorbehalten werden Frauen seit einigen Jahren regelmässig in Studien miteinbezogen, was sehr wichtig ist – die Entwicklung läuft also in die richtige Richtung. Interessanterweise wird parallel auch mehr an älteren Patientinnen und Patienten untersucht, die ja im Endeffekt auch die meisten Medikamente erhalten. «Also auch hier ist eine positive Veränderung im Gange.» Frauen seien in der Forschung «komplizierter»; wegen

«Gendermedizin ist eine ebenso notwendige wie nützliche Sache!»


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Männer und Frauen sollten unter­ schiedlich behandelt werden, da die Geschlechter bei Störungen und Krankheiten anders funktionieren. OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch


22 | MARK T UND MENSCHEN

über positiv, auch während einer Schwangerschaft regelmässig in ärztlicher Kontrolle. Zur Zeit läuft in der Charité in Berlin eine Studie, weshalb Frauen gesundheitsbewusster seien, res­pektive sich der Gesundheit mehr verpflichtet fühlten. Doppelaufgaben in Haushalt und Beruf belasten sie oft doppelt: Taxidienst für Kinder, Übernahme der Kindererziehung, kürzere Karenzzeiten, Beruf und vielfältigere Verpflichtungen führen entsprechend rascher zu Überbelastungen. Kardial gesehen sind Frauen länger durch Östrogen geschützt, danach steigt das kardiovaskuläre Risiko einige Jahre nach der Menopause aber rasch an. Vor allem Frauen im mittleren Alter sind speziell interessiert an Gendermedizin – vielleicht weil sie dann noch körperbewusster werden und sich auch psychisch noch mehr öffnen?

Medikamente und ihre Wirkung

Herzerkrankungen bei Frauen werden oftmals nicht entsprechend ernst genommen.

Fertilität und Zyklus würden die biologischen Abläufe anders gesteuert, was die Auswer­tung verändere, verkompliziere und deshalb erschwere. «Aber der Umweg lohnt sich.»

Herz und Verdauung

Lange wurden Herzbeschwerden bei Frauen nicht angemessen ernst genommen; sie erhalten statistisch gesehen auch heute noch weniger entsprechende Untersuchungen. «Problematisch ist ebenfalls, dass Frauen zum Teil schmerztoleranter und familienorientierter sind – sie denken zuerst an die Angehörigen, gehen später in die Notaufnahme, sie denken einfach gar nicht an ihr eigenes Herz. Üben sich also in falscher Bescheidenheit. Auch haben sie oft atypische Symp­tome: Übelkeit oder Schmerz in den Hals und den Rücken ausstrahlend, was die Diagnose erschwert.» In der Notaufnahme wurden Frauen (und werden zum Teil noch immer) weniger ernst genommen und müssen länger warten – womit oft wichtige Minuten verstreichen. Als weiteres Beispiel funktioniert der Verdauungsapparat unterschiedlich; Frauen verdauen doppelt so langsam wie Männer. «Beim weiblichen Geschlecht sind die Verdauungsenzyme OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

nicht so aktiv. Was auch dazu führt, dass Alkohol nicht so schnell abgebaut wird und damit mehr Nebenwirkungen entstehen.» Der weibliche Körper weise einen höheren Fettanteil auf, Männer dagegen einen höheren Plasmaanteil, was eine unterschiedliche Medikamentenverteilung im Körper zur Folge habe.

Die liebe Psyche

Die psychischen Unterschiede haben unterschiedliche Aspekte. «Frauen sind meist sensi­ bler gegenüber psychosomatischen Beschwerden aber auch zugänglicher für psychologische Massnahmen oder entsprechende Therapieansätze. Männer sind mehr auf den Körper ausgerichtet; interessanterweise wird dies von den Ärzten auch so wahrgenommen.» Auch die grundsätzlich unterschiedlichen Lebensstile prägen. Männer verhalten sich wenig präventiv, und Massnahmen zur Gesundheitsförderung greifen bei ihnen nicht unmittelbar. Männer sind – wenig überraschend – risikofreudiger, produzieren mehr Unfälle. «Frauen agieren hingegen gesundheitsbewusster, achten mehr auf Ernährung und andere Faktoren, die die Gesundheit fördern. Sie sind Vorsorgeuntersuchungen gegen-

Gendergerechte Behandlung von Krankheiten bringt viele Vorteile – soviel dürfte inzwischen klar sein. In der Folge dazu einige Hinweise: ■■ Je nach Gewicht reagieren die Körper von Männern und Frauen anders. Medikamente sind grundsätzlich auf Männer mit einem Gewicht von 70 Kilogramm normiert. ■■ Ebenso wirken Medikamente anders bei unterschiedlichen Anteilen von Fett, Muskulatur und Wasser: Bei Frauen wirken fettlösliche Medikamente stärker und länger und haben deshalb auch mehr Nebenwirkungen wie beispielsweise Morphin, ACE-Hemmer oder Antikoagulantien. ■■ Die Leberenzymfunktion ist geringer bei Frauen, ebenso die Nierenleistung, insbesondere im Alter. ■■ Bei Zyklusabhängigkeit sind schwankende Enzymfunktionen normal. ■■ Aspirin wirkt bei Frauen weniger gut präventiv an den Herzkranzgefässen. Nach wie vor gibt es leider noch immer wenige Empfehlungen bezüglich des angemessenen Einsatzes von Medikamenten für Frauen.

Ausbildungsmässig im Rückstand

In den USA werden die Auswirkungen der Gender-Unterschiede schon lange an den Universitäten gelehrt, in Europa sind sie mittlerweile auch ein Thema. In der Schweiz gibt es ein entsprechendes Forschungsnetzwerk, an der Berliner Charité ein eigenes Gender-Institut und in Wien seit 2010 sogar einen Lehrstuhl. «Zum Glück reagieren Patientinnen und Patienten sehr positiv und neugierig, wenn Gendermedizin zur Sprache kommt. Wollen immer mehr wissen, beispielsweise über Ernährung und Medikamente.» Dass Gendermedizin zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt, gefällt Dr. med. Kerstin Schmit sehr. «Gendermedizin ist eine ebenso notwendige wie nützliche Sache!»


BAUERFEIND AG SCHWEIZ INFORMIERT | 23

BEZAHLBARE KOMPRESSIONSTHERAPIE An der Revision der Mittel- und Gegenständeliste (MiGeL) hat die Industrie aktiv mitgearbeitet. Mit dem Inkrafttreten der Revision hat sich für Anbieter aus dem Bereich Kompression wie für Patientinnen und Patienten einiges geändert. Eine kurze Übersicht – auch über die Angebote der Bauerfeind AG. Die Mittel- und Gegenständeliste (MiGeL) regelt die Mittel und Gegenstände (zum Beispiel medizinische Kompressionsstrümpfe), die von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) übernommen werden. Seit dem 1. April 2019 sind die neuen, an aktuelle Bedürfnisse angepassten Vergütungsregeln MiGeL in Kraft. Bauerfeind hatte sich massgeblich dafür eingesetzt, dass sich Schweizer Firmen, die Hilfsmittel aus den Bereichen Kompressiontherapie und Orthopädie entwickeln, produzieren und vertreiben, zu einem Verband zusammenschliessen. Im Herbst 2017 wurde die Fachgruppe OKMed unter Swissmedtech, dem Branchenverband der Schweizer Medizintechnik, gegründet. Dank dieser neuen Verbandsstruktur konnte die Industrie an der für die MiGeL-Revision vom BAG zusammengestellten Expertengruppe aktiv mitarbeiten.

Verbesserungen in vielen Bereichen

Die MiGel-Revision bringt einige Verbesserungen – beispielsweise sollen nur qualifizierte Abgabestellen, welche die Qualitätsanforderungen (Vermessung der Beine, Anprobe und persönliche Beratung) erfüllen, künftig abrechnen dürfen. Durch präzise Beschreibungen der Indikationen kann ein breites Spektrum der Patienten mit erstattungsfähigen Produkten versorgt werden. Zu den neu geschaffenen Positionen gehören medizinische Kompressionsstrümpfe nach Mass, Schwangerschafts-Strumpfhosen ATU und Anziehhilfen.

Gesenkte Höchstvergütungsbeiträge (HVB)

Höchstvergütungsbeiträge wurden teilweise gesenkt. Die HVB stellen den Betrag dar, der maximal von den Versicherern im Rahmen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung vergütet werden kann. Der versicherten Person ist es freigestellt, ein spezifisches geeignetes Produkt im Rahmen dieses HVB auszuwählen. Ein allfälliger Mehrbetrag für höherpreisige Produkte geht zu Lasten der versicherten Person. Für viele Patientinnen und Patienten ist diese Regelung irreführend und führt oftmals unbe-

wusst zu einer hohen Kostenbeteiligung: Nicht nur über Selbstbehalt und Franchise, sondern auch über Verkaufspreise im medizinischen Fachhandel, die sehr oft deutlich über den HVB liegen. Immer mehr Familien und Privatpersonen können sich keine Zusatzversicherung leisten und sind daher auch auf gute Leistungen aus der obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) angewiesen. Das heisst auf eine möglichst hohe Kostenübernahme für Mittel und Gegenstände durch die Krankenkasse.

Interview mit Marc Déverin, Geschäfts­ führer, Bauerfeind AG Schweiz Wie positioniert sich Bauerfeind AG in der Schweiz? Marc Déverin: Bauerfeind AG ist mit der Marke VenoTrain einer der weltweit führenden Hersteller von medizinischen Kompressionsstrümpfen. Die Produkte lassen punkto Qualität, medizinische Wirksamkeit und Tragekomfort kaum Wünsche offen. Bauerfeind Schweiz AG hat sich im Zuge der MiGeL-Revision und der kontinuierlich ansteigenden Gesundheitskosten entschieden, ein Kernsortiment an medizinischen Kompressionsstrümpfen für alle Bedürfnisse zu fairen Preisen über den medizinischen Fachhandel anzubieten. Was ist das Angebot von Bauerfeind AG in der Schweiz? Bauerfeind setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Orthopädiefachhandel, den Fachärzten und Apotheken (Amavita, Sun Store, Coop Vitality und BENU) in der ganzen Schweiz. Das medizinische Personal wird laufend durch unseren Aussendienst aus- und weitergebildet, um eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten. Zu unserem Standardsortiment gehören: ■■ Medizinische Kompressionsstrümpfe rundgestrickt in allen Ausführungen als Serien- und Massanfertigung ■■ Unterschenkel-Kompressionsstrumpf-System für die Behandlung von Ulcus cruris ■■ Anziehhilfen für medizinische Kompressionsstrümpfe

Bauerfeind AG hat nicht nur «Preisangebote». Was spricht sonst noch für die BauerfeindProdukte? Wie gesagt ist Bauerfeind ein Innovations- und Markt­leader in der medizinischen Kompression – faire Preise bedeuten keinesfalls Kompromisse bei der Produktqualität oder medizinischen Wirksamkeit. Unsere neueste Marktein­führung in der Schweiz beispielsweise ist der VenoTrain cocoon – ein medizinischer Kompressionsstrumpf mit integrierten Hautpflegestoffen gegen trockene Haut. Weiter wurde vor einigen Jahren zusammen mit dem Paraplegikerzentrum der VenoTrain soft S entwickelt, ein spezieller Kompressionsstrumpf für überwiegend sitzende Menschen (z. B. Senioren).

Wie können Patientinnen und Patienten vom Bauerfeind-Angebot profitieren? Giannina Tschenett, Apothekerin, Geschäftsführerin der Amavita Apotheke Bahnhofplatz Zürich: «Bei uns in der Amavita Apotheke Bahnhofplatz in Zürich dürfen Sie eine kompetente und qualitativ hochstehende Beratung erwarten. Unsere Fachspezialistinnen achten besonders auf die Umsetzung der vorgegebenen Qualitätsanforderungen im medizinischen Fachhandel wie die Wahl des indikationsgerechten Produktes und die korrekte Vermessung/Anprobe des Kompressionsstrumpfes.» Hinweis: Exklusiv bei Amavita und Sun Store Apotheken: Mit einer ärztlichen Verordnung vergütet die Krankenkasse im Rahmen der Grundversorgung 100% (nach Abzug von Selbstbehalt und Franchise) für 2 Paar med. Kompressionsstrümpfe VenoTrain pro Kalenderjahr.

Weitere Informationen Bauerfeind AG Schweiz Vorderi Böde 5 5452 Oberrohrdorf 056 485 82 51 www.bauerfeind.ch

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HEILPFLANZEN IN DEN ZEHN JAHRESZEITEN Wann kam Ihnen beiden die Idee für Ihr aussergewöhnliches Werk? Katrin Hecker: Eigentlich war es nicht wirklich unsere Idee – vielmehr waren es die Menschen um uns herum, deren reges Interesse an unserem Tun über viele Jahre uns dazu bewogen hat, zu versuchen, ein Buch daraus zu machen. Es ist so, dass wir als Biologen, Eltern und Tierhalter schon seit vielen Jahren unsere Waldund Wiesenapotheke selber zusammenstellen. Im Jahreslauf heilsamen Pflanzen zu folgen ist für uns etwas ganz Normales und unsere Kinder sind damit gross geworden. Bei Ratschern (Hautabschürfungen) gab es nichts aus der Apotheke, sondern selbst gerührte Harzsalbe, bei Stichen eine kühlende Tinktur aus Wildkräutern und bei Erkältungen Tee und Salbe aus dem Wald. Dann kamen Freunde und Nachbarn, Kindergärtnerinnen und Lehrer, die sich zunehmend dafür interessierten, was wir dort tun. Sie und ihre Kinder wollten es uns gleichtun.

Bilder: © www.naturfoto-hecker.com

Der phänologische Kalender kennt zehn Jahreszeiten. Wann Heilkräftiges von Wildpflanzen gesammelt und zu Arzneien verarbeitet werden kann, zeigen Katrin und Frank Hecker. In ihrem Werk finden sich neuste wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso wie uraltes Wissen und längst Vergessenes. Interview: Jürg Lendenmann

Ein kreatives Autoren-Paar, Diplom-Biologen und Eltern zweier Kinder: Katrin Hecker (freischaffende Autorin) und Frank Hecker (Naturfotograf).

«Im Jahreslauf heilsamen Pflanzen zu folgen, ist für uns etwas ganz Normales.

Für Laien ist dies bestimmt nicht einfach ... Ja, wir merkten, dass die Menschen um uns herum gar nicht mehr wussten, wie sie die Pflanzen unterscheiden können und auch nicht, wie man sich eine einfache Salbe rühren kann. Es hatte ihnen einfach nie jemand gezeigt! Dieses alte Wissen ist im Lauf der letzten Jahrzehnte in vielen Familien verloren gegangen. Es kamen so viele Fragen! Dann sind wir gemeinsam hinausgegangen und plötzlich war es einfach. Wir dachten uns, wenn es gelänge, alles in einem Buch zu zeigen, dann könnten es OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

auch viele Menschen wieder selber schaffen und dieses wertvolle, jahrtausendealte Wissen an ihre Kinder weitergeben. Die Vorstellung, dass Menschen mit ihren erkälteten Kindern wieder in den Wald gehen, um sich in dessen wohltuender Atmosphäre die natürlichen, heilkräftigen Zutaten für den Erkältungstee und die Brustsalbe selber zu sammeln, hat uns dabei inspiriert. Hatten Sie gleich zu Beginn geplant, Heilpflanzen anhand des phänologischen Kalenders vorzustellen? Für uns ist der phänologische Kalender eigentlich nicht etwas Besonderes: Es ist so natürlich, ihn zu benutzen, wenn man selber Wildpflanzen sammelt, dass uns eine andere Art der Gliederung nicht in den Sinn kam. Ein Beispiel: Wenn der Holunder blüht, den die meisten auch heute noch kennen, dann zeigt er uns als «Zeiger-Art», dass jetzt auf der Wiese zeitgleich die

entzündungshemmenden Schafgarben und Kamillen bereit sind, gesammelt zu werden und wir am Bach die schmerzstillenden Blüten vom Mädesüss finden. Mit der Zeit kennt man ihn schnell auswendig – man verbindet sich so automatisch wieder mit den Rhythmen der Natur und das fühlt sich unbeschreiblich gut an. Gab es Schwierigkeiten und Lichtblicke, die während der Arbeit am Buch auf‌tauchten? Besonders beim Ausprobieren von Rezepten haben wir manche Überraschung erlebt. Manches funktionierte überhaupt nicht, sah anders aus als beschrieben oder schmeckte gänzlich anders. Zum Beispiel liest man immer wieder, dass ein Tee aus Mädesüss angenehm süss schmecke und man Mädesüss-Blüten daher zum Aromatisieren von Süssspeisen benutzen könne. Tatsächlich schmeckt ein Mädesüss-Tee eher scheusslich – bitter und zusammenziehend, was aufgrund der enthaltenen Salicylate durchaus ver-


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ständlich ist. Fast verzweifelt sind wir am Hagebutten-Tee: Jedes Foto, das wir gesehen hatten, zeigte einen tiefroten Tee; unserer wurde bestenfalls blass-durchsichtig orange. Wir haben dann immer mehr Hagebutten in den Topf getan und diese sehr lange ausgekocht – was wir normalerweise natürlich nicht tun! Das Resultat: keine Farbe. Heute wissen wir, dass echter Hagebutten-Tee eben so aussieht; gekauften Hagebutten-Tees werden färbende Malvenblätter zugesetzt, sie bewirken diese tiefrote Farbe. Gibt es Pflanzen, die Sie aus Platzgründen weglassen mussten? Oh ja! Das war das Schwierigste: Die Wildpflanzen auszuwählen, sodass das Buch möglichst benutzerfreundlich wird! Tatsächlich ist es um 100 Seiten umfangreicher geworden als ursprünglich geplant. Im Buch erfährt man, zu welcher Jahreszeit und in welchem Lebensraum heilsame Wurzeln, Kräuter,

Wie lange dauerte es bis zum fertigen Buch? Von der konkreten Idee bis zum fertigen Buch hat es länger gedauert als erwartet. Denn wir wollten unbedingt ein hilfreiches Buch schreiben – eines, das fundiert ist und trotzdem verstanden und benutzt werden kann. Tatsächlich waren es über drei Jahre, in denen wir gemeinsam ausprobiert, fotografiert, geschrieben und ganze Kapitel wieder verworfen haben. Das ist heutzutage schon ziemlich lange für ein Buchprojekt und natürlich haben wir zwischendurch auch an anderen Sachen gearbeitet. Aber dieses Buch war von Anfang bis Ende unser Herzenskind – ein sehr persönliches Buch, das wachsen und reifen musste, damit es ein wirklich hilfreiches Buch für Generationen sein kann. Sie beschreiben, wie man eine unermesslich grosse Anzahl von Arzneien herstellt. Sind alle für den Eigengebrauch bestimmt oder kommen auch Freunde und Bekannte in deren Genuss? So viele verschiedene Anwendungen haben wir gar nicht immer auf Vorrat. Es ist so, dass jeder andere Favoriten hat. Unser Anliegen war es, eine möglichst breite Palette an Möglichkeiten aufzuzeigen, und ausprobiert haben wir sie natürlich auch alle. Es gibt einige Dinge, die will man dann immer fertig zubereitet im Haus haben wie zum Beispiel Harzsalbe, Spitzwegerich-Tinktur oder Rotöl. Andere Pflanzen bewahrt man lieber getrocknet auf Vorrat auf, das braucht nicht so viel Platz. Welche genau das nun sind, ist bei jedem unterschiedlich.

Knospen, Blüten und Harze gefunden werden.

Und ja, bei uns wird jeder sofort verarztet. Ich kann zum Beispiel keine Besucherkinder husten hören, da gibt es sofort Tees, Salben und Inhalationen – ein Umstand, der unseren eigenen Kindern immer recht peinlich war. Welche Ihrer Arzneien gehören in eine kleine Reiseapotheke? Etwas zum Desinfizieren: Da bevorzuge ich fertig verdünnte Schafgarben-Tinktur zum Aufsprühen. Etwas gegen Insektenstiche oder allergische Reaktionen: Ohne Spitzwegerich-Tinktur geht nix, sie hilft auch tröpfchenweise bei Übelkeit. Eine Heilsalbe: Harzsalbe heilt und desinfiziert gleichzeitig, auch gut bei rissigen Lippen (Sonne und Meerwasser). Gegen Übelkeit und Erbrechen: ein Tee aus getrockneter Wasserminze. Bei Sonnenbrand und Muskelschmerzen: Johanniskraut-Öl zum Einreiben. Geben Sie Ihr Wissen ausser durch Ihre zahlreichen Publikationen auch in anderer Form weiter? Wir haben in der Schule unserer Kinder über viele Jahre ein Kräutergarten-Projekt geleitet: Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern haben wir einen Garten für Schmetterlinge und einen grossen Naturteich für Libelle, Frosch & Co. angelegt und Exkursionen draussen für die Kinder durchgeführt. Das hat uns unglaublich viel Freude bereitet und sehr viel gegeben. Nun

sind unsere eigenen Kinder gross und wir überlegen tatsächlich, ob wir so etwas in der Art mit Wildkräutern auch für Erwachsene anbieten könnten.

Heilsame Wildpflanzen

Im Rhythmus der 10 Jahreszeiten sammeln und anwenden. 344 Seiten, ca. 280 Farbfotos, Haupt, ISBN 978-3-258-07977-6, ca. CHF 37.–

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26 | SUPERTE X T INFORMIERT

CHIRURGISCH PRÄZIS VON A BIS Z Falsche Fachbegriffe auf Beipackzetteln können verheerende Folgen haben. Bei medizinischen Texten zählt mehr als nur die Fachterminologie und korrekte Grammatik. Supertext hilft Spitälern, Pharmaunternehmen und Gesundheitsverlagen, Fachwissen für Laien verständlich zu machen – in mehr als 100 Sprachen. ständnisse vermeiden. Das verlangt eine Sprache, die Barrieren überwindet und Betroffene nicht ausschliesst.

Für jeden Kunden das richtige Rezept

Fabian Dieziger, CEO Supertext Schweiz und Deutschland

Medizinische Texte weisen oft einen höheren Fachlichkeitsgrad und komplexere grammatische Strukturen auf als allgemeine Texte. Trotzdem sollen sie Vertrauen auf‌bauen und Missver-

Mit einem globalen Netzwerk ausgewählter Fachübersetzer hilft Supertext Kunden aus der Gesundheitsbranche, die richtigen Worte zu finden. Dank der professionellen Koordination durch den verantwortlichen Projektleiter und ausgereiften Sprachtechnologien können gleichzeitig mehrere Übersetzungsprojekte ausgeführt werden. Bei den internen Sprachmanagern von Supertext erfolgt die Qualitätssicherung. Sie sind für die Vorselektion der passenden Übersetzer verantwortlich und halten auch bei der Korrekturrunde die Fäden in der Hand. «Für Sanatrend übersetzt Supertext das Fachmagazin OTXWORLD ins Französische. Insgesamt sind das elf Ausgaben pro Jahr. Um dieses Volumen zu bewältigen, haben wir einen massgeschneiderten Übersetzungsprozess erarbeitet, mit dem die zu übersetzenden Beiträge direkt

via API ins Supertext-Portal eingespeist werden. Einmal übersetzt, erfolgt auch die Auslieferung mittels Write Back ganz automatisch. So werden administrative Mehraufwände und Fehler beidseitig auf ein Minimum reduziert.

Neue Technologien und bewährte Spezialisten

Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet auch in der Übersetzungsbranche neue Wege. Maschinelle Übersetzungen sorgen für schnellere Turnarounds und tiefere Kosten. Auch bei Supertext wird diese Dienstleistung seit Neuestem angeboten. Mit dem Einsatz von DeepL Pro, einem neuronalen Netzwerk, in dem Übersetzungen abgespeichert und wieder abgerufen werden, können Texte innert kürzester Zeit in die Zielsprache übertragen werden. An dieses Tool lassen sich kundenspezifische Translation Memorys anbinden, sodass die terminologische Konsistenz gewährleistet ist. Dieser Service eignet sich insbesondere für interne Texte wie E-Mails oder Protokolle. Bei Bedarf werden maschinelle Übersetzungen durch menschliche Übersetzer nachbearbeitet und optimiert. Für Kunden mit sehr hohen Volumen setzen wir auf Wunsch auch trainierbare Übersetzungsmaschinen ein. Kreative Übersetzungen hingegen sind ohne menschliche Hilfe undenkbar. Trotz neuronaler Netzwerke, die auch trainiert werden können, ist ein echter Kulturtransfer heute nicht möglich. Maschinen können mit rhetorischen Figuren und Emotionen nicht umgehen. Bei Marketingkampagnen sorgt die Transkreation dafür, dass auch in der Zielsprache jedes Wort sitzt. Die kreative Übersetzung schenkt Faktoren wie Tonalität, Rhythmik und Wortspielen besondere Beachtung – damit die Übersetzung die gleichen Gefühle auslöst wie der Ausgangstext. Weitere Informationen Supertext AG Hardturmstrasse 253 CH-8005 Zürich www.supertext.ch info@supertext.ch Telefon +41 43 500 33 80

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PHARMAKEY.CH – 10-JAHRE-JUBILÄUM Eine Studie im «JAMA Network Open» belegt, dass Apotheken gut fürs Herz sind. Sie zeigt, dass die Therapietreue von Herzpatienten leidet, wenn eine Apotheke schliesst. Auch deshalb hat PharmaKey.ch den diesjährigen Fortbildungstag dem Thema «Herz» gewidmet. Fabian Vaucher, Präsident von pharmaSuisse, eröffnete gemeinsam mit Moderator Prof. Gerrit Borchard den Fortbildungstag mit viel Charme. Das erste Referat beleuchtete die kardiologische Anamnese und Triage in der Apotheke. Sie sei der beste diagnostische Test, effizient und günstig, erklärte Dr. med. Jan von Overbeck. Das Referat «Prävention von Herz-KreislaufErkrankungen» zeigte, dass jeder fünfte Todesfall im Zusammenhang mit dem Herz steht. Vorbeugen ist besser als Heilen. Aber eine Reduktion des Tabakkonsums reicht nicht, da eine Reduktion von 20 Zigaretten auf eine pro Tag immer noch ein 50% erhöhtes Risiko für eine koronare Herzkrankheit oder einen Schlaganfall mit sich bringt. Ein Rauchstopp sei anzustreben, betonte Dr. med. Uwe Grommas. Einen Blick über den pharmazeutischen Tellerrand hinaus warf Dr. med. Gabriella De Pasquale Meyer in ihrem Vortrag «Wenn die Schwangerschaft aufs Herz schlägt».

Erfahrungsbericht interprofessionelle Zusammenarbeit

Die PharmaKey.ch-Teilnehmer gestalteten ihr Tagesprogramm individuell. Am Nachmittag stan­den alternativ zum wissenschaftlichen Programm pharmazeutisch-wirtschaftliche Referate zur Auswahl. Es wurde über die interdis­ziplinäre Zusammenarbeit und den Verkauf von Beratungs- und Dienstleistungen berichtet. Swissmedic erklärte zusammen mit pharmaSuisse die Umteilung der Arzneimittel in die neuen Abgabekategorien. Im wissenschaftlichen Programm gab Spitalapothekerin Dr. Daphne Reinau Beratungsinputs zu Antihypertensiva. Sportarzt Dr. med. Stefan Goerre schilderte eindrückliche Krankheitsfälle. Um das Alter als Risikofaktor zu ver-

Bilder: zVg

Am 19. Mai 2019 feierte das Fortbildungssymposium PharmaKey.ch sein 10-Jahres-Jubiläum im Zentrum Paul Klee in Bern. Mit Herz dabei waren die Aussteller, Moderatoren, Referenten, Teilnehmer, das PharmaKey.ch-Team und natürlich auch das Zentrum Paul Klee!

Im vollbesetzten PharmaKey.ch-Auditorium verfolgten

... die Referate von Opinionleader und Fachexperten.

die Besucher …

Im Bild: Fabian Vaucher.

deutlichen, stellte er einen sportlichen, 53-jähriger Fitnesstrainer ohne jegliche «Le­bensstil-Risikofaktoren» vor, der unter lebensbedrohlichen Stenosen der Herzkrankgefässe litt. Ein weiteres Highlight setzte Prof. Dr. Jan Steffel, der zeigte, dass Nicht-Vitamin-K-Anta­ gonisten (NOAKs) die Standardtherapie zur Schlaganfallprophylaxe bei valvulärem Vorhofflimmern sind.

vom Vormittag wurden nachmittags mit praxisorientierten Workshops abgerundet, in denen Verkaufs- und Kom­muni­kationstraining mit Herz trainiert wurden.

Natürlich kam auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. Zwischen den Vorträgen wurden reichhaltige Pausenbuffets aufgetragen – eine ideale Kulisse fürs Networking und den Besuch der handverlesenen Industrieausstellung.

Auch Pharma-Assistenten sind uns eine Herzens-Angelegenheit

Engagierte Pharma-Assistenten sind für die gute Beratung in der Apotheke zentral. Deshalb bietet PharmaKey.ch auch das beliebte PharmaAssistenten-Symposium an, damit das ganze Apothekenteam den Sonntag zur gemeinsamen Fortbildung nutzt. Die spannenden Referate

Neu: PharmaKey.ch 2-mal jährlich

Neu gibt es ein PharmaKey.ch-Symposium auch im Herbst: das Impf-Refresher-Symposium, an dem FPH-Impf-Apotheker an einem einzigen Tag ihre gesamte Fortbildungspflicht erfüllen können. Es findet am 1. September 2019 in Zusammenarbeit mit ApoKey.ch im Kongresszentrum Biel statt.

SAVE THE DATE: 1.9.2019 Impf-Refresher-Symposium, Kongresshaus, Biel 15.3.2020 PharmaKey.ch, Zentrum Paul Klee, Bern Weitere Informationen: www.pharmakey.ch

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28 | MARK T UND MENSCHEN

EISEN MUSS STIMMEN Anämien und Eisenmangel sind weltweit die häufigsten Mangelerscheinungen überhaupt. Spätestens vor Operationen, bei denen mit Blutverlusten zu rechnen ist, sollte ein solches Defizit behoben sein, erklärte an der Iron Academy in Zürich der Anästhesist Prof. Dr. med. Michael Ganter aus Winterthur. Text: Klaus Duffner Gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden rund 25% der Weltbevölkerung (besonders häufig in Entwicklungs- und Schwellenländern) unter Anämie.1 Βei 80% dieser Menschen ist Eisenmangel die Hauptursache der Blutarmut. In der Schweiz seien die Zahlen zum Eisenmangel nicht ganz so hoch, da dieses Defizit in den meisten Fällen frühzeitig behandelt werde, erklärte Prof. Dr. med. Michael Ganter vom Kantonsspital Winterthur an der Iron Academy 2019 in Zürich. Wenn hierzulande Anämien auftreten, seien sie zumeist auf akute Blutungen, Hämolyse, Niereninsuffizienz, aplastische Anämien, Infektionen oder chronische Krankheiten zurückzuführen. Die Anämie-Grenzwerte der WHO liegen für (nicht schwangere) Frauen bei einem Hämoglobinwert (Hb) unter 120 g/l und für Männer bei unter 130 g/l.

Vor allem bei älteren Menschen

In Europa sind Anämien vor allem bei älteren Menschen weit verbreitet. So zeigen gemäss einer spanischen Studie 36% der Patienten vor Operationen Anzeichen einer Anämie (Hb: 100 –129 g/l).2 Zudem seien viele Patienten, die noch einen normalen Hb aufweisen, an der Grenze des Eisenmangels, so Ganter. Wenn diese dann noch Blut verlieren, hätten sie einen relevanten Eisenmangel. «Wir wollen diese Menschen detektieren und vorbehandeln. Unsere Patienten sollen mit einem höheren HbWert und genügend Eisen in die OP gehen.» Wie sieht unsere Eisenbilanz aus? Jeder Mensch nimmt pro Tag nur ein bis zwei Milligramm Eisen auf und ebenso viel geht wieder verloren. Als Faustregel gilt: In zwei Millilitern Blut ist ein Milligramm Eisen enthalten. Bei einem Abgang von durchschnittlich 60 ml Blut während der Menstruation verliert jede Frau im Monat natürlicherweise 30 mg Eisen. Kommt es bei einer OP zu einem Verlust von einem Liter Blut, gehen also 500 mg Eisen verloren, das substituiert werden müsse, so Ganter. Reguliert wird die Eisenaufnahme über das Membrantransportprotein Ferroportin in den Enterozyten des Darms. Hat der Körper genügend Eisen aufgenommen, OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

Zu den häufigen Symptomen von Eisenmangel zählt Müdigkeit.

verhindert Ferroportin eine weitere Aufnahme, die Darmzellen werden abgeschilfert und das Eisen gelangt über den Darm aus dem Körper.

Vielfältige Gründe für Eisenmangel

Als vereinfachte Grenzwerte für einen Eisenmangel gelten: Hämoglobin < 130 g/l, Trans­ ferrinsättigung TFSAT < 20% und Ferritin < 100 μg/l. Ferritin ist ein Proteinkomplex, der als Speicherstoff für Eisen dient. Bei gesunden Menschen sind rund 20% des gesamten Eisens im Ferritin gespeichert, hauptsächlich in der Leber, Milz und im Knochenmark. Die Gründe für Eisenmangel sind vielfältig. So können einerseits eine verminderte Eisenzufuhr (z. B. Fehl­ ernährung) oder eine verminderte Aufnahme (z. B. wegen zu wenig Magensäure, Darmge-

schwüren, Zöliakie, Durchfall u. a.) und andererseits durch erhöhte Eisenverluste (Blutungen, Magen-, Darmgeschwüre, Hämorrhoiden, chronisch-entzündliche Darmentzündungen, Infektionen u. a.) entstehen.3, 4 Auch medikamenteninduzierter Eisenmangel ist möglich, wenn beispielsweise die Blutbildung durch Erythropoietingabe stimuliert wird und die endogenen Speicher das geforderte Eisen nicht schnell genug zur Verfügung stellen können und zwar unabhängig vom Füllungszustand der Speicher. Vor allem bei älteren Menschen steht jedoch der Eisenverlust durch enterale oder gynäkologische Blutungen an erster Stelle. Zentrale Schaltstelle zur Verteilung des Eisens aus internen Speichern und dem Darm ist das in der Leber hergestellte Hormon Hepcidin.


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Eisenspeicher auffüllen

Wie soll nun vor einer Operation eine mögliche Anämie behandelt werden? Anhand eines Algorithmus erklärte Ganter das Vorgehen.5 Vor einer grossen OP mit einem erwarteten relevanten Blutverlust (> 500 mL) sollte, und zwar bereits in der Hausarztpraxis, immer das Hämoglobin gemessen werden. Bei vermutetem Eisenmangel werden zudem Ferritin und TFSAT bestimmt. Dabei bedeutet «vor der OP» zwei bis drei Wochen vor dem Eingriff. Wird zwar keine Anämie festgestellt, aber ein niedriger Eisenspeicher (Ferritin < 100 μg/l oder TFSAT < 20%), ist eine Behandlung vor der OP intravenös (i.v.) mit Eisen-Carboxymaltose ratsam. Zeigt das Labor eine moderate Anämie (Hb < 130 g/l), ist die individuelle Situation des Betroffenen entscheidend: Bei «normalem» Eisenmangel wird vor der OP Eisen-Carboxymaltose i.v., eventuell Erythropoietin alpha, Vitamin B12 und Folsäure gegeben. Liegt zum Eisenmangel zusätzlich eine Niereninsuffizienz vor, kommt je nach Ferritinspiegel Erythropoietin und Fe-Carboxymaltose i.v. zum Einsatz. Die wohl schwierigsten Patienten sind solche mit einer chronischen Entzündung. Sie erhalten je nach individuellem Zustand ebenfalls Erythropoietin und Fe-Car­ boxymaltose i.v. und müssen gut beobachtet werden. Eine intravenöse Gabe der Eisenpräparate habe den Vorteil, dass bei hoher Effektivität weniger Nebenwirkungen zu erwarten seien. Die früher zur Anwendung gekommenen Dextranprodukte würden wegen möglicher anaphylaktischer Reaktionen heute nicht mehr gebraucht. Schliesslich sollte bei einer schweren Anämie (Hb < 100 g/l) der Eingriff komplett verschoben werden, bis durch entsprechende Massnahmen eine adäquate Hb- respektive Eisenversorgung gewährleistet ist. Um einen Patienten opti­mal auf eine Operation vorzubereiten, stehen neben der Korrektur der Anämie auch die körperliche Fitness, adäquate Ernährung, Rauchstopp und Reduktion des Alkoholkonsums auf der Agenda.

Quellen

1 Pasricha SR, et al: Blood. 2013; 121: 2607. 2 Munoz L, et al: Anaesthesia. 2017, 72, 826–34. 3 Goodnough LT, et al: Anesth Analg. 2013; 116: 15–34. 4 Andrews NC, et al: N Engl J Med. 1999; 341: 1986–95. 5 Spahn DR, et al: Schweiz Med Forum. 2017: 1145–47.

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DER TREND ZUM EINBETTZIMMER IM SPITAL Das Spital Zollikerberg im Kanton Zürich führt seit vier Jahren fast ausschliesslich Einbettzimmer. Mittlerweile ist es mit diesem Konzept nicht mehr alleine: Immer mehr Spitäler setzen bei Umoder Neubauten darauf. Und zwar aus medizinischen, aber auch aus gesellschaftlichen Gründen. Text: Mireille Guggenbühler ses Konzept. Zum Beispiel auch das Kantonsspital Luzern. Am bisherigen Spitalstandort Wolhusen plant das Luzerner Kantonsspital (LUKS) einen Neubau für rund 110 Millionen Franken. Dieser soll 2022 eröffnet werden und durchgehend Einbettzimmer aufweisen. Vier Jahre später wird das Universitätsspital Zürich folgen: Dieses strebt bis 2026 eine ganze Reihe baulicher Veränderungen an und wird zukünftig im stationären Bereich ebenfalls nur noch Einbettzimmer aufweisen. Neben den veränderten Bedürfnissen der Patienten, die für eine Umstellung auf Einbettzimmer sprächen, führen die drei Spitäler auch medizinische und betriebliche Gründe ins Feld.

Einzelzimmer sind in der heutigen Gesellschaft immer mehr ein Bedürfnis.

Weniger gestresste Patienten

Es ist ein Spital mit einer langen Tradition: Das Spital Zollikerberg im Kanton Zürich. Die 1858 eröffnete «Kranken-und Diakonissenanstalt Neumünster» ist heute ein öffentliches Akutspital mit rund 1000 Mitarbeitenden und 180 Betten. Seit 2015 stehen diese Betten zu 80% in Einzelzimmern. Denn: «Einzelzimmer sind in der heutigen Gesellschaft ein Bedürfnis», sagt Spitaldirektorin Orsola Vettori. «Kaum jemand ist sich heute noch gewöhnt, in seinem Zuhause das Schlafzimmer mehrfach teilen zu müssen.» Auch die ins Spital eintretenden Patienten nicht. «Der Spitaleintritt ist für viele Menschen mit Unsicherheit und Ängsten verbunden. Sich in dieser Situation dann noch ein OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

Zimmer mit wildfremden Menschen teilen zu müssen, können sich die meisten nicht vorstellen», so Orsola Vettori. In der Geburtsabteilung kann das Spital mittlerweile auf langjährige Erfahrung mit relativ vielen Einbettzimmern zurückblicken. Dort zeigte sich laut der Direktorin, dass das Bedürfnis nach Einbettzimmern sehr gross ist.

Auch in Luzern und Zürich wird umgestellt

Das Spital Zollikerberg ist in seiner Einbettzimmer-Ausrichtung mittlerweile aber nicht mehr alleine. Immer mehr Spitäler in der Schweiz setzen bei einem Um- oder Neubau tendenziell auf die-

So ist man beim Luzerner Kantonsspital überzeugt, dass Einbettzimmer «zu einem schnelleren Genesungsprozess mit Verkürzung der Verweildauer» beitragen können, wie Ute Buschmann, Fachärztin Neurochirurgie und stellvertretende Departementsleiterin LUKS Wolhusen, festhält. Durch die Gewährleistung der Privatsphäre seien die Patienten weniger gestresst und kämen zu einem erholsameren Schlaf. Zudem könnten die Angehörigen bei Einbettzimmern besser eingebunden werden und die Patienten sowie das medizinische Personal im Zimmer ungestört Gespräche führen. Einbettzimmer bieten laut Ute Buschmann zudem auch Vorteile bei der Prävention von Krankenhausinfektionen. Beim Universitätsspital Zürich klingt es ähnlich. Von den Einbettzimmern erhoffen sich die Verantwortlichen ebenfalls mehr Ruhe und Erholung für die Patienten, die Verbesserung vertraulicher Gesprächssituationen und eine Senkung der Infektionsrate im Spital.

Einzelzimmer: flexibel nutz- und einsetzbar

Nebst den medizinischen Vorzügen führen die Verantwortlichen in Zürich und Luzern aber auch die betrieblichen Vorteile ins Feld: Im Universitätsspital Zürich werden Untersuchungen in Zukunft wenn möglich am Patientenbett durchge-


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KOMPLEMENTÄRES

führt. Nur wenn für diese Untersuchungen gros-­ se Geräte wie Computertomografen notwendig sind, werden Patienten innerhalb des Spitals transportiert. Auch in Wolhusen sollen die neuen Einbettzimmer zugleich als Untersuchungsraum genutzt werden können. «Betrieblich lassen sich Einbettzimmer deutlich besser auslasten. Sie bieten mehr Flexibilität und erhöhen die Belegungseffizienz», hält Ute Buschmann fest. Wie diese Flexibilität in der Praxis genutzt werden kann, damit hat man im Spital Zollikerberg bereits Erfahrung. Gewisse Zimmer können dort als Ein- oder aber auch als Zweibettzimmer genutzt werden. Sämtliche notwendigen Anschlüsse und Einrichtungen sind vorhanden. «Damit bleiben wir maximal flexibel», sagt Spitaldirektorin Orsola Vettori.

Pflegeprozesse anpassen

So viele Vorzüge die Einbettzimmer haben, es gibt auch Herausforderungen, die bei einer Umstellung bewältigt werden müssen: So braucht es etwa eine Anpassung der Pflegeprozesse. Denn die Wege zum Patienten werden, je nachdem, etwas länger. Dass sich das Einbettzimmerkonzept negativ auf die Finanzen eines Spitals auswirken könnte, das glaubt man beim Spital Zollikerberg und beim Luzerner Kantonsspital hingegen nicht. Zwar räumen beide Spitäler ein, dass bei einer Ausrichtung auf Einbettzimmer generell mehr Fläche bewirtschaftet werden müsse. Aber: «Wirklich teuer bei einem Spital sind die Personal- und nicht die Infrastrukturkosten», sagt Orsola Vettori. Und: «Wir haben bis jetzt kein Kostenproblem.» In Luzern rechnet man zwar aufgrund der Umstellung mit baulichen Mehrkosten. «Diese können durch die genannten medizinischen und betrieblichen Vorteile aber kompensiert werden», ist Ute Buschmann überzeugt.

Keine Unterschiede mehr

Setzen Spitäler künftig nur noch auf Einbettzimmer, sind diese nicht mehr nur Privatversicherten, sondern den Patienten aller Versicherungsklassen zugänglich. Damit könnte der Anreiz wegfallen, künftig überhaupt noch eine Zusatzversicherung abzuschliessen. Wird der Trend zum Einbettzimmer für die Krankenkassen zum Problem? «Natürlich fällt ein Anreiz weg, eine Spitalzusatzversicherung zu haben, wenn man bei einem Spitaleintritt ohnehin in ein Einbettzimmer kommt. Aber der Hauptanreiz, um eine

Zusatzversicherung abzuschliessen, ist immer noch die freie Arztwahl», sagt Dragana Glavic, Mediensprecherin bei Helsana. Der Trend Richtung Einbettzimmer beunruhige Helsana deshalb nicht. Viel mehr würde sich die Krankenkasse aber eine Ausdünnung des Grundversicherungskatalogs wünschen. «So würden Zusatzversicherungen wirklich noch einen echten Mehrwert bieten.» Gerade junge Versicherte überlegten sich viel häufiger als früher, ob sie sich überhaupt noch eine Zusatzversicherung leisten wollten.

Privatversicherte haben mehr Platz

Trotz mehrheitlicher Einbettzimmer wird im Spital Zollikerberg bei der Beherbergung der Patienten nach wie vor zwischen Privatversicherten sowie Halbprivat- und Allgemeinversicherten unterschieden. So sind die Einzelzimmer im Privatflügel des Spitals 8 bis 15 Quadratmeter grösser und hochwertiger ausgestattet als im Allgemeinflügel. Beim Universitätsspital Zürich hingegen stellt man klar, «dass das Angebot auf der Basis von medizinischen Gesichtspunkten und nicht aufgrund von Versicherungsfragen» definiert werde.

In Zukunft mehr schwer erkrankte Patienten

Sind Einbettzimmer in Spitälern künftig der Wettbewerbsvorteil im hart umkämpften Spitalmarkt? Der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher sagt, die künftige Ausrichtung eines Spitals sei grundsätzlich eine «unternehmerische Entscheidung». «Bei einem Spitalumbau oder einem Neubau müssen sich die Verantwortlichen immer gut überlegen, wie der Patient von morgen sein könnte.» In der Tendenz, schätzt der Gesundheitsökonom, würden künftig mehr Patienten ambulant behandelt werden. Die Spitäler hätten es in Zukunft mit weniger, dafür schwerer erkrankten und mehrfach belasteten Patienten zu tun. «Vor diesem Hintergrund würde ich mich als Verwaltungsrat eines Spitals wohl auch für Einbettzimmer einsetzen», sagt Heinz Locher. Es gäbe aber auch Spitäler, die sich bei einem Um- oder Neubau weiterhin für einen Mix aus Ein- und Mehrbettzimmer entscheiden würden. «Man darf das Einbettzimmer sicher nicht ideologisieren.»

BUNDESVERFASSUNG Scheitern die eigenen Anliegen im Parlament, so sondiert man das Terrain mit einer Petition und lanciert später eine Volks­ initiative. Wir haben es mit der Komplementärmedizin vorgemacht. Einige haben sich von unseren Erfolgen inspirieren lassen, zum Beispiel die Hausärzte oder aktuell die Pflegefachpersonen. Die Pharmazeuten haben sich mit ihrer Petition möglicherweise auf den Weg begeben. Zehn Jahre nach Inkraftsetzung des Verfassungsartikels für Komplementärmedizin stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand gelohnt hat? So gross die Freude über den eigenen Verfassungsartikel ist, so ernüchternd ist auch die Erfahrung, dass der Abstimmungserfolg alleine noch nichts verändert. Es braucht eine Organisation, die Inhalte und Argumente der ganzen Branche bündelt und in eine Form giesst, welche vom Parlament übernommen werden kann. Das haben wir mit dem Dachverband Komplementärmedizin geschafft. Die gute Nachricht ist: Mit guten Argumenten und guten Kontakten kann man im Parlament Mehrheiten finden. Die schlechte Nachricht ist: Im Gesundheitswesen haben die Kantone das Sagen. Statt einmal muss man mögliche Lösungen 26 Mal suchen. Daran arbeiten wir. Der Soziologe und Ökonom Max Weber schrieb bereits 1919 : «Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmass zugleich.» Weber mag recht haben. Vergessen geht: Die politische Arbeit, das Argumentieren, die Kontakte mit den unterschiedlichsten Menschen und das Finden von Mehrheiten machen Spass und bringen in unserem Fall der Gesellschaft einen Nutzen. Walter Stüdeli, Geschäftsführer SVKH

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DER ERSTE EINDRUCK – WAS BLEIBT? Bilder: zVg

Der T&R Partneranlass auf dem Bocken ist ein liebgewonnener Fixpunkt in der Agenda für die ganze Branche. Bei der diesjährigen siebten Auflage erwies sich nicht nur das Programm als erstklassig, sondern auch das Wetter. Text: Martina Novak

Der erste Eindruck zählt und führte zu Diskussionen. Ist das Hemd von Simon Trösch, Waldegg Rotpunkt Apotheke, nun Hellgrün oder Hellgrau?

Welche Anforderungen haben Apotheker an die Industrie und umgekehrt? Was ist ein perfektes Foto? Wie kann ich im Gesicht meines Gesprächspartners dessen Charaktereigenschaften ablesen? Der offizielle Teil des T&R Bocken 2019 vom 22. Mai widmete sich drei völlig unterschiedlichen Fragestellungen. Während des darauffolgenden «informellen» Teils mit Wein und Häppchen wurde daher intensiv über die drei gehörten spannenden Fachvorträge diskutiert. Doch der Reihe nach: Wenn T&R-Geschäftsführer Michael Bollinger sowie die Verwaltungsräte Dr. Rudolf Andres und Dr. René Jenni auf den Bocken hoch über dem Zürichsee einladen, dann kommen sie alle in Scharen – 270 Apothekerinnen, Pharmavertreter und andere Gäste. «Hoi, wie gaats, bisch au wider da?», klang es an den Stehtischen im Hof des Anwesens. Es wurde gelacht und geküsst und auf die Schultern geklopft – bei schönstem Sonnenschein hätte man auch gut draussen bleiben und sich weiter austauschen können. Doch im grossen Saal wartete das Programm mit dem Titel «Eindruck». Ein sichtlich gut gelaunter Rudolf Andres eröffnete es und holte als erstes drei Freiwillige auf die Bühne, die über OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

Entdecken Sie weitere Eindrücke und Impressionen auf der Bildergalerie der T&R Webseite: trpharma.ch/impressionen

eine vorgängige eindrückliche Begegnung erzählen sollten. Es stellte sich heraus, dass der erste Eindruck in den allermeisten Fällen über die Augen zustande kommt und dass die Kleidung dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Die Frage, wie denn die Farbe Hellgrün zu definieren sei, stellte das Publikum allerdings vor ein grösseres Problem. Grün ist eben Ansichtssache … Marco Fuhrer von Fuhrer & Hotz präsentierte anschliessend Auszüge einer neuen Studie des Marktforschungsunternehmens über Eindrücke und Verhaltensweisen im Gespräch. Während sich die Industrie von den Apotheken mehr Begeisterungsfähigkeit wünscht, sind es umgekehrt handfeste Anliegen: Pünktlichkeit, kürzere und weniger Besuche der Aussendienstmitarbeiter. Nach diesem Fokus auf die Branchenbeziehungen zeigte der Solothurner Fotograf Christian Bobst eine Auswahl seiner mit dem World

Press Photo Award ausgezeichneten Werke, die Wrestler in Senegal darstellen – und allesamt perfekte Schnappschüsse sind. Ein gestelltes Bild könne kein gutes Foto ergeben, war seine ernüchternde Botschaft an die Marketingverantwortlichen im Saal mit ihren Hochglanzbroschüren voller schöner posierender Menschen. Einen Kurz-Kurs in Sachen Gesichtserkennung gab es zum Schluss von Pietro Sassi. Der Coach für Menschenkenntnis erläuterte amüsant und eloquent anhand von Caroline Schwärs Antlitz, wie man in Gesichtern «lesen» könne, um entsprechende Informationen bei Gesprächen oder Verhandlungen zu nutzen. An der Neigung der Stirn sehe man, wie sozialverträglich jemand sei, beim Aussenohr wie ausgewogen das Selbstbewusstsein, und die Unterlippe verrate, ob die Person genussfreudig sei. Die Merz Pharma-Mitarbeiterin bejahte die Analyse zu 99%, sogar den offensichtlich sichtbaren «wohlwollenden Dominanzanspruch».


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+++ MARKT UND MENSCHEN IN KÜRZE +++ MARKT UND MENSCHEN IN KÜRZE +++ MARKT UND MENSCHEN IN KÜRZE +++

Johnson & Johnson

NEUER PERSONALCHEF

An der ordentlichen Generalversammlung der Galenica AG vom 2. Mai 2019 wurde Daniela Bosshardt-Hengartner als neue Verwaltungsratspräsidentin der Galenica Gruppe gewählt. Sie ist eidg. dipl. Apothekerin der ETH Zürich und bringt zusätzlich ein fundiertes Fachwissen im Finanzwesen sowie eine brei­ te Erfahrung als Unternehmensberaterin mit. Kombiniert mit ihrer bisherigen Tätigkeit als Mitglied des Verwaltungsrats bei Galenica, aber auch bei anderen Unternehmen, erfüllt Daniela Bosshardt-Hengartner die Ansprüche für die Aufgabe der Verwaltungsratspräsidentin bestmöglich. Jörg Kneubühler, bisheriger Verwaltungsratspräsident, hatte nach 17 Jahren Firmenzugehörigkeit entschieden, sich nicht mehr zur Wahl zu stellen, um sich künftig anderen Projekten zu widmen.

Thorsten Eger übernimmt die Gesamtverantwortung für das Personalwesen der Johnson & Johnson Unternehmensfamilie in der Schweiz. Er folgt Brandi Marsh nach, die eine neue Führungsposition bei Johnson & Johnson in den USA übernommen hat. Thorsten Eger ist als Head of Human Resources Switzerland für die Umsetzung der HR-Strategien des Unternehmens verantwortlich, koordiniert mit den Strategien der Geschäftsfelder. In seiner Funktion ist er auch Mitglied des Switzerland Leadership Teams von Johnson & Johnson sowie des EMEA HR Leadership Teams (Europa, Naher Osten, Afrika).

Quelle/Bild: Galenica

Quelle/Bild: Johnson & Johnson

Bild: zVg

NEUE VR-PRÄSIDENTIN

Bild: zVg

Galenica AG

HASSLIEBE – VERTRETERBESUCH Jeder, der in Apotheke, Drogerie oder Arztpraxis arbeitet, kennt sie: die Pharmavertreter. (Darf ich sie noch so nennen? Heutzutage haben die alle so fancy Jobtitel wie Regional Manager, Medical Sales Representative oder Fachberater). Unser Verhältnis zu ihnen ist ambivalent. Auf der einen Seite bringen sie uns nützliche Informationen zu neuen Medikamenten oder erklären Änderungen im Sortiment, die man sich sonst mühsam zusammensuchen müsste. Auf der anderen Seite ist man sich sehr bewusst, dass das benutzt wird, um einen zugunsten der entsprechenden Firma oder ihrer Produkte zu beeinflussen. Damit das nicht überhandnimmt, hat der Gesetzgeber diese Praxis sehr eingeschränkt. Vorbei sind die Zeiten der kleinen Geschenke oder gar Ausflüge kombiniert mit Weiterbildung ... Mehr als ein Znüni fürs Personal (am besten grad in Naturalien) liegt nicht mehr drin. Der Erhalt von Mustern und Testpackungen muss schriftlich bestätigt werden und nützliche «Goodies» für die Kunden werden auch immer seltener. Dabei fühlt man sich als Fachperson direkt

etwas beleidigt, wird einem doch mit den gesetzlichen Vorgaben praktisch unterstellt, dass man nicht in der Lage sei, trotzdem Empfehlungen nach bestem Wissen und Gewissen zu machen. Dies, obwohl etwa die Interpretation von Studien zur Ausbildung gehört. Am schlimmsten aber ist, dass viel weniger Weiterbildungen gesponsert werden, was den Wissenserwerb für uns Apotheker heute sehr teuer macht. Wie teuer? Laut pharmaSuisse wird allein die Weiterbildung zum Fachapotheker (für die Berufsausübungsbewilligung nötig) zwischen 10 000 bis 35 000 CHF betragen. Dabei habe ich nichts gegen Pharmaberater – die machen auch nur ihren Job. Solange der für sie nicht darin besteht, mir ihre Ware aufzuzwingen, damit ihre Verkaufszahlen stimmen, arbeite ich gerne mit ihnen. Freundlich grüsst Pharmama

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MIT BEWEGUNG GEGEN KREBS Bild: zVg

Catherine Ormond Bertholet aus Morges gründete einen Verband, der von Krebs betroffenen Menschen den Zugang zu sportlicher Aktivität erleichtern und ermöglichen will. 2018 gewann sie damit den ersten «Amavita Awards»-Publikumspreis. Text: Martina Novak

Catherine Ormond Bertholet will krebsbetroffenen Menschen zu mehr Bewegung verhelfen und träumt von einem «Centre Sport et Santé».

melde dich an! Ich war zunächst skeptisch, schaute mir die Ausschreibung aber gleich an und beantwortete die gestellten Fragen. Nach ein paar Wochen erhielt ich einen Brief und erfuhr zu meiner Überraschung, dass mein Projekt zusammen mit elf anderen aus über fünfzig eingereichten in die engere Selektion gekommen sei. Eine Fachjury erkor darauf ein Projekt als Gewinner des Jurypreises und bestimmte fünf, die für die Wahl des Publikumspreises antreten konnten – darunter auch MAKEE. In den folgenden Wochen wählte das Publikum seinen Favoriten, sowohl online als auch in den Amavita-Apotheken. Machten Sie viel Werbung für sich? Da ich für meinen Verband bereits vorgängig eine Website geschaffen hatte und schon eine Weile auf Facebook präsent war, profitierte ich diesbezüglich von vielen bestehenden Kontakten. Auch hatte ich vor der Gründung von MAKEE verschiedene Aus- und Weiterbildungen im Gesundheitsbereich absolviert und einige Zeit als medizinische Masseurin gearbeitet. Dadurch kamen viele Menschen zusammen, die mich unterstützten. Der Markt in der Romandie ist recht klein – man kennt sich!

Sie haben 2018 den ersten Amavita-AwardsPublikumspreis gewonnen. Was hat das bei Ihnen ausgelöst? Catherine Ormond Bertholet: Es war wie ein Sprungbrett. Ich hatte wenige Wochen davor zusammen mit einer Freundin, Melda Ozturk, den Verband MAKEE gegründet. Dank des Amavita-Awards erhielten wir sofort Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit; dadurch öffneten sich Türen. Auch durfte ich die Welt der OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

Apotheke besser kennenlernen. Ich sehe diese Institution nun mit ganz anderen Augen an. Wieso haben Sie sich für einen AmavitaAward beworben? Ich wusste erst gar nichts über diesen Preis. Aber eine Kollegin aus meiner Laufgruppe machte mich darauf aufmerksam. Sie sagte: Du, da gibt es einen Wettbewerb für innovative Projekte im Gesundheitsbereich. Dein Projekt ist genial –

Die Preisübergabe fand vergangenen Oktober am Salon Planète Santé in Genf statt. Wie war das? Wir hatten während des Salons am Stand von Amavita Gelegenheit, uns den Besuchern vorzustellen, um bis zur letzten Minute Stimmen zu sammeln. Die fünf Projekte waren auf grossen Panels präsentiert. Der direkte Kontakt zum Publikum war sehr schön. Ich bin extrovertiert, das liegt mir. Und ich bin zu 200% davon überzeugt, dass MAKEE eine gute Sache ist. Von den Verantwortlichen von Amavita/Galenicare wurden wir super unterstützt. Warum, glauben Sie, hat MAKEE den Publikumspreis gewonnen? Eine schwierige Frage … Tatsache ist, dass wir die einzigen mit einem Projekt im Zusammen-


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hang mit Krebs waren. Drei andere Projekte befassten sich mit der Betreuung und Pflege älterer Menschen, bei einem weiteren ging es um Ernährung. Wenn man bedenkt, dass jede und jeder Dritte in der Schweiz einmal im Leben an Krebs erkrankt, dann ist die grosse Anteilnahme verständlich. Denn wer nicht selbst krank ist, hat bestimmt Menschen im Umfeld, die sich mit dieser Krankheit auseinandersetzen müssen. Sie erhielten 2500 Franken. Das ist keine Riesensumme … … aber für einen kleinen Verband wie MAKEE, der von einigen wenigen Sponsoren aus der Region Beiträge erhalten hat und sonst von der Hand in den Mund lebt, bedeutet dieser Betrag viel. Wir konnten mit dem Geld ein professionelles Video über uns realisieren, das nun auf der Website zu sehen ist und noch mehr über MAKEE und unsere Aktivitäten zeigt. Was bedeutet der Name eigentlich? Wir hatten nach einem Symbol gesucht, das die Verbindung von Psyche und Physis darstellen würde. Dabei kam ich auf Makemake, einen Gott, der auf der Osterinsel verehrt wird. Er hat den Körper eines Menschen und einen Vogelkopf. Das war es! Damit die Leute nicht fälschlicherweise «make» sagen, also unseren Namen auf englisch aussprechen, haben wir noch ein «e» angehängt. Und was für Ziele hat MAKEE? MAKEE ist laut Definition eine «Association», ein Verband, der von Krebs betroffenen Personen hilft, sich moderat sportlich zu betätigen. Und zwar sowohl während der Therapiephase als auch während der Zeit danach, die man Remission nennt. Der Verband schafft spezifische Angebote aus verschiedenen sportlichen Disziplinen und bildet Leiterinnen und Leiter im Hinblick auf die besondere Problematik von Krebspatienten aus. Wie kamen Sie auf Krebs? Einerseits befand ich mich in einer Umbruchphase, sowohl persönlich als auch beruflich. Nachdem ich viele Jahre im Marketing und Verkauf in verschiedenen Branchen gearbeitet hatte, war ich arbeitslos und hatte Mühe, wieder eine Stelle zu finden. Mit 44 Jahren begann ich regelmässig zu joggen. Weil mir das Laufen psychisch und physisch half, bildete ich mich zur Laufcoach aus: Ich wollte andere Menschen bei die-

ser sinnvollen Bewegung motivieren und begleiten können. Gleichzeitig erkrankten in meinem Umfeld einige nahestehende Personen an Krebs. Dadurch wurde ich mehr für diese Krankheit sensibilisiert. Definitiv Klick gemacht hat es bei mir aber in dem Moment, als eine Teilnehmerin aus einer ganz normalen Hobby-Laufgruppe mir sagte, sie habe einen Tumor entfernen lassen müssen und dank des wöchentlichen Trainings fühle sie sich viel besser. Da wollte ich mehr über den Zusammenhang von Laufen und Krebs herausfinden. Sie gründeten eine Laufgruppe für Krebsbetroffene? Nicht direkt. Dafür waren meine Kenntnisse und meine Erfahrung noch nicht ausreichend – vor allem nicht im Hinblick auf diejenigen Krebspatienten, die sich noch in der Therapie befinden. Daher schloss ich eine ESA-Leiterausbildung für Gesundheitssport ab und setzte mich vermehrt mit Onkologie auseinander. Im Juni 2018, kurz nach meinem 50. Geburtstag, gründete ich MAKEE. Wenig später kam eine Krebspatientin auf mich zu, die im Internet auf den Verband gestossen war. Sie hatte eine schwere Operation hinter sich und verschiedene postoperative Probleme und wollte körperlich wieder auf den Damm kommen. Wir starteten mit langsamem Walking. Ich entwickelte einen Trainingsplan für sie mit Aufwärm- und Dehnungsübungen und mit unterschiedlich intensiven Laufeinheiten. Schon bald setzte sie sich zum Ziel, den 5-Kilometer-Lauf von Morges im November zu schaffen. Das motivierte sie auch während depressiver Phasen, die in der Remission von Krebs häufig sind. Ihre Fortschritte teilte sie mir regelmässig mit. So konnte ich sie wie ein Coach begleiten. Den 5-Kilometer-Lauf schaffte sie tatsächlich ohne Pause. Das war auch für mich ein sehr emotionaler Moment. Haben Sie Zeit, sich um jeden Menschen persönlich zu kümmern, der MAKEE kontaktiert? Nein, das geht leider nicht. Zumal ich wieder voll berufstätig bin, in der Medizinalbranche. Es war auch nicht Absicht, MAKEE auf meine Person zu beschränken. Deswegen haben wir von Anfang an ein Netzwerk aufgebaut, mit tollen Kursleiterinnen und -leitern, die Spezialisten in ihrer Sportart sind und von Ärzten im Hinblick auf die Bedürfnisse von Krebspatienten geschult werden. Ab sofort können wir spezifische Kurse

für von Krebs betroffene Menschen und ihre Angehörigen anbieten in: Jogging, Nordic Walking, Pilates, Energie-Gymnastik, Smovey – das ist eine Art Ring, mit dem sich therapeutische Übungen machen lassen – sowie Reittherapie. Ich selbst leite eine Laufgruppe am Samstag. Meine Co-Gründerin hilft mir viel bei der Administration und Betreuung von Freiwilligen, wofür ich sehr dankbar bin. Wie geht es mit MAKEE weiter? Unser Angebot läuft seit Anfang Juni. Wir freuen uns über jedes neue Mitglied und arbeiten daran, noch mehr Partner fürs Netzwerk zu gewinnen, um noch mehr Sportkurse für von Krebs betroffene Menschen zu realisieren. Dabei geht es ja nicht nur um die sportlichen Aspekte. Bei Wassersportarten müssen etwa die Risiken für das Immunsystem beachtet werden. Unser grosses erklärtes Ziel, für das wir jetzt unter Hochdruck Geld sammeln, ist ein eigenes Zentrum für Sport und Gesundheit, wo Krebsbetroffene aus der Region Morges zusammen trainieren und sich austauschen können. www.makee.ch

Auf der Suche nach Gesundheitsprojekten 2018 wurden die «Amavita Awards» zum ersten Mal in der Romandie durchgeführt. Mit dieser Auszeichnung sollten Projekte aus der Bevölkerung im Bereich Gesundheit, Gesundheitsförderung und Prävention gewürdigt werden. Zwei Projekte zur Unterstützung von an Krebs erkrankten Menschen erhielten vergangenen Oktober am Salon Planète Santé je 2500 CHF, einmal als Jurypreis von einem Gremium aus Apothekern und Ärzten und einmal als Publikumspreis durch Online-Voting. Bereits läuft die diesjährige Ausschreibung für die Awards, diesmal für Projekte aus der ganzen Schweiz. Für die Teilnahme genügt es, einen kurzen Projektbeschrieb auf Französisch einzureichen. Anmeldungen sind noch bis am 31.7.2019 möglich auf: www.amavita.ch/de/award

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+++ MARKT UND MENSCHEN IN KÜRZE +++ MARKT UND MENSCHEN IN KÜRZE +++ MARKT UND MENSCHEN IN KÜRZE +++

Pfizer

Spital Aarberg

NEUER STANDORTLEITER

Pfizer übernimmt die Therachon Holding AG – ein privates Biotechnologie-Unternehmen mit Produkten im klinischen Entwicklungsstadium zur Behandlung von Achondroplasie. Dies ist eine genetisch bedingte und die häufigste Form von Kleinwüchsigkeit mit verkürzten Extremitäten. Rund 250 000 Menschen sind zurzeit weltweit von der Erkrankung betroffen, die zu schwerwiegenden kardiovaskulären, neurologischen und metabolischen Komplikationen führen kann. Durch die Übernahme erweitert Pfizer sein Portfolio an Produkten gegen seltene Erkrankungen und eine mögliche First-in-Class-Therapie gegen Achondroplasie.

Martin Sager (52) hat am 1. Juni die Leitung des zur Insel Gruppe gehörenden Spitals Aarberg übernommen. Martin Sager ist eidg. dipl. Spitalexperte und hat im März dieses Jahres den Exekutive MBA «Strategisches Management und Leadership» an der Hochschule Luzern abgeschlossen. Dazu bringt er mehrere Jahre Berufs- und Führungserfahrung im Gesundheitswesen mit. Er löst Danny Wey ab, der den Standort seit Beginn des Jahres interimistisch leitete. Dieser wird sich mit dem Stellenantritt von Martin Sager wieder auf seine Funktion als Leiter Pflege konzentrieren.

Quelle: Pfizer

Quelle/Bild: Pascal Gugler, Insel Gruppe Bild: zVg

PFIZER ÜBERNIMMT THERACHON

Albosan AG

NEUER VERKAUFSBERATER Seit Anfang April gehört Othmar Schärer als Verkaufsberater Schweiz zum Team von Albosan AG. Der erfahrene Physiotherapeut unterstützt Albosan AG bei ihrer Expansion in den Bereichen Verkauf und Beratung. Othmar Schärer ist dafür verantwortlich, die neuartige Arm-Lagerungsschiene «APARENT® Aktiv» und ihre therapeutischen Eigenschaften in den Rehabilitationszentren vorzustellen. «Während meiner langjährigen Tätigkeit und Erfahrung als selbstständiger Physiotherapeut mit eigener Praxis habe ich mich in verschiedenen Richtungen weiter ausgebildet und ein umfassendes Netzwerk im Gesundheitswesen der Schweiz aufgebaut, das ich nun für Albosan AG gezielt aktivieren will», so Othmar Schärer. Neben seiner neuen Tätigkeit bei Albosan AG ist er weiterhin Dozent beim Departement für Betriebs­ ökonomie, Gesundheit und Soziale Arbeit der Fachhochschule Südschweiz SUPSI am Standort Landquart. Quelle: Albosan AG

Helvetic Care AG Balgrist Campus Zürich

NEUER SPITZENMANAGER BEI ORAHOU

NEUER CHEFARZT RADIOLOGIE

Quelle/Bild: Universitätsklinik Balgrist

Quelle: Helvetic Care AG

Bild: zVg

PD Dr. Reto Sutter (40), der stellvertretende Chefarzt, wurde zum Co-Chefarzt Radiologie befördert und übernimmt auch die medizinische Leitung des Swiss Center for Musculoskeletal Imaging (SCMI) am Balgrist Campus in Zürich. Reto Sutter ist seit 2010 am Balgrist tätig und geniesst einen hervorragenden internationalen Ruf als muskuloskelettaler Radiologe. Er tritt die Nachfolge von Prof. Christian Pfirrmann (50) an, der die Klinik per Ende 2019 verlassen wird und nach 21 Jahren Tätigkeit am Balgrist zum Medizinisch Radiologischen Institut (MRI) in Zürich wechselt.

Im Januar 2019 hatte die Helvetic Care AG mit www.orahou.com die erste unabhängige Bewertungs- und Vergleichsplattform für Alters- und Pflegeheime lanciert. Anfang Mai ist Joachim Masur in den Verwaltungsrat der Helvetic Care AG eingetreten und engagiert sich dort mit einem substantiellen Seed-Investment. «Die Altersvorsorge und ein würdiges Leben im Alter gehören zu den dringlichsten Problemen der Schweiz. Wir werden mit der Bewertungs- und Vergleichsplattform www.orahou.com und dem Vorsorgeinstrument WIA75 die Qualität des Lebens und Wohnens im Alter steigern und gleichzeitig die Kosten senken», so Joachim Masur. Der ehemalige CEO von Zürich Schweiz fördert heute als Investor Startups und fokussiert auf VR- und Beratungsaktivitäten.

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EIN NACHMITTAG MIT GEIGENSPIEL Foto: zVg

Vips im Aufwind: An der Generalversammlung 2019 der Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz konnte ein erfreulicher Zuwachs von Mitgliedern um 15 Prozent vermeldet werden. «Damit bleibt vips der mitgliederstärkste Pharmaverband der Schweiz», konnte Präsident Marcel Plattner vermelden. Aber es gab auch andere Töne. Text: Hans Wirz System: «Alle haben raschen Zugang zu den modernsten Mitteln.» Er sieht trotzdem etliche grössere Herausforderungen: Die Eigenverantwortung müsse gestärkt werden; es brauche mehr Qualität dank mehr Wettbewerb, Innovationen sollten gezielt gefördert werden und die Digitalisierung löse Ängste aus, die zu bekämpfen seien. Preis und Nutzen sollen übereinstimmen. Sein Aufruf: Die Pharmahersteller könnten viel aktiver und positiver agieren – sowohl in der Politik als auch in der Öffentlichkeit. Das jedenfalls hat der Berichterstatter herausgehört.

Pharmaunternehmen als Orchester?

Ständerat Damian Müller (l.) unterhält sich gut mit vips-Präsident Marcel Plattner.

Offenbar ist Zusammenrücken angesagt? Jedenfalls brauche es in Zukunft «mehr Offenheit der Akteure, um die Versorgung und die Qualität zu sichern und die Patientengesundheit zu verbessern.» Auch mehr Wettbewerb, aber weniger «Silodenken» wäre zu wünschen, so der Vorsitzende.

Den Mitgliedern aus dem Herzen gesprochen

Ständerat Damian Müller (FDP) sprach sich in seinem Referat für mehr freiheitliche Leitplanken zugunsten der Gesundheit, der Patienten und der Pharma aus. Und verwies wiederholt auf den volkswirtschaftlichen Nutzen für das Land. Er bedauert, dass in den Medien und in der Politik vorwiegend die Kosten ein Thema sind, statt die Nutzen. Allerdings sei die Bevölkerung zufrieden mit unserem leistungsfähigen

Szenenwechsel. Auftritt von Christian Gansch, bekannter Dirigent, ehemaliger Konzertmeister in Wien, international unterwegs, als Musikproduzent und Coach. Es ist ja heute nicht mehr selten, dass erfolgreiche Künstler und Sportler ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit Managern der Wirtschaft teilen. Das hat seinen Reiz und seine Chancen; so begrüsste das Publikum denn auch Christian Gansch in gespannter Vorfreude – und wurde nicht enttäuscht: Musik donnerte durch den Saal, der Maestro zeigte sich von seiner lebhaftesten Seite, war aber auch sehr subtil und lüftete einige Geheimnisse. Kurzum: Die Show war sowohl nützlich als auch unterhaltsam.

Der Teamgedanke

Musik sei für Menschen mehrheitlich eine emotionale Sache, so Christian Gansch. Orchestermitglieder und Dirigent sehen das andersrum. Für sie stehen nicht Gefühle im Vordergrund, sondern Disziplin und harte Arbeit. «Orchesterarbeit ist kein Töpferkurs», so der Dirigent. Und weist darauf hin, das Team der Philharmonie Wien beschäftige rund 950 Spezialisten vor und hinter den Kulissen. «Team», das lässt Geschäftsleute aufhorchen. Tatsächlich ist nicht nur die «Gesamtorganisation Philharmonie» ein Team, sondern «sogar das Orchester hat verschiedene Unterabteilungen: erste und zweite Violine, Viola, Klarinette Fagott, Flöte, Oboe, und so weiter.» Alle diese Spezialisten-Teams

müssen – neben den eigenen – gleichzeitig die «berechtigten Anliegen» der Mitspieler berücksichtigen. Speziell auf diesen Punkt konzentriere sich der Dirigent: Dass sich in der Gesamtheit eine angemessene Harmonie ergebe. Davon auszugehen, dass er deshalb quasi die Allmacht über die Truppe habe, sei allerdings falsch. «Viele technische Details müssen von den Akteuren immer wieder neu geregelt werden. Die Komponisten komponieren, aber bis ins Detail umsetzen müssen die Musiker. Deshalb ziehen sich die einzelnen Unterabteilungen immer wieder zu Beratung zurück.» Der Dirigent berücksichtige die Umsetzungsideen der Unterabteilungen und versuche, die ganze Mannschaft auf einen gemeinsamen Nenner einzustimmen. Dabei müsse er allerdings «klare Kante» zeigen; also deutlich aufzeigen und durchsetzen, wo das Team als ganzer Klangkörper entlangzugehen habe.

Die kleinen grossen Unterschiede

Tönt das nicht wie in der Wirtschaft: Die Mitarbeiter einbeziehen, dann aber selber entscheiden und Verantwortung übernehmen? Einen entscheidenden grösseren Unterschied gibt es allerdings: Im Orchester stehen sinnliche Entscheidungsfaktoren im Vordergrund, in der Wirtschaft Zahlen und Trends. Einen interessanten Aspekt habe Karajan immer wieder betont: Man müsse wissen, wann man als Dirigent «das Orchester nicht stören dürfe». Jedes Konzert habe seine eigene Dynamik, die Resultate liessen sich nicht vergleichen. Hingegen drücke sich der Erfolg in wirtschaftlichen Organisationen immer in Zahlen aus, sollte sich ohne Unterlass dauernd messbar und positiv entwickeln. In Kurven statt Noten, könnte man sagen. Aber es gibt die Ähnlichkeiten: Geforderte 100% Loyalität, Präzisionsarbeit, die Abfolge von Spannung/Entspannung, laut und leise; das Publikum interessiert sich nicht bezüglich der Resultate von gestern, es will einfach immer «das Beste» in Sachen Gegenwert. Und: Auch Dirigenten können auf‌brausend sein ... OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch


38 | MARK T UND MENSCHEN

SEIT 50 JAHREN: MEDIZIN AUS TIBET PADMA Schweiz wird 50 ! Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten am Firmenhauptsitz in Wetzikon ZH befragten wir den Geschäftsleiter Dr. Herbert Schwabl unter anderem zu der besonderen Beziehung zwischen der Schweiz und Tibet. Text: Martina Novak

Bilder: zVg

PADMA 28 ist das meistverkaufte Produkt von PADMA. Welches Volumen beziehungsweise welchen Anteil machen die Verkäufe dieses Mittels aus? Die Formel PADMA 28 ist nach wie vor die wichtigste in unserem Sortiment, mehr als die Hälfte unseres Umsatzes kommt von dieser Rezeptur. Erfreulich ist, dass über die Jahre die anderen Produkte steigenden Anteil haben. Insbesondere die neu lancierten Formeln HEPATEN und GALETEN haben gleich von Anfang an gute Resonanz gefunden.

Herbert Schwabl, Clea Zajc und Peter Badmajew auf der Feier inmitten von Besuchern der Jubiläumsausstellung.

Worauf sind Sie angesichts von 50 Jahren PADMA besonders stolz? Dr. Herbert Schwabl: Als PADMA vor 50 Jahren begann, war der Begriff «Komplementärmedizin» noch gar nicht bekannt. Nun ist einige Zeit vergangen und wir wissen heute sehr viel mehr über die Wirkmechanismen von PhytoPräparaten, es gibt klinische Studien und Anwendungsbeobachtungen. Aber all das ist sekundär: Stolz machen mich und mein Team die vielen Erfolgsmeldungen zu unseren Produkten, die uns Patienten über all die Jahre gegeben haben. Natürliche pflanzliche Rezepturen sind jede an sich eine Besonderheit, aber die Wirksamkeit am einzelnen Patienten, das ist die Motivation für die tägliche Arbeit – auch nach 50 Jahren! Zwischen der Schweiz und Tibet bestehen seit vielen Jahren besonders enge Beziehungen. Ist das mitverantwortlich für den Erfolg von PADMA? Zum einen ist es sicher wichtig, dass Tibeter in der Schweiz leben und sich gut integriert haben. Somit ist es uns möglich, sozusagen mit «direkOTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

tem Draht» Kontakte nach Asien zu knüpfen, wir erhalten etwa direkt die Expertise von kundigen Pflanzen-Pharmakologen selbst im fernen Tibet oder in Indien. Wie aber schon S.H. der Dalai Lama bei seinem Besuch bei PADMA festgestellt hat: Die Tibetische Medizin ist ein Geschenk Tibets an die Welt, sie kann allen Menschen auf der ganzen Welt hilfreich sein. Welchen Stellenwert hat die Tibetische Medizin innerhalb der Komplementärmedizin hierzulande? Die Tibetische Medizin nimmt innerhalb des Spektrums der Komplementärmedizin nur einen kleinen Anteil ein, es gibt in der Schweiz nur wenige praktizierende Ärzte und Therapeuten. Andererseits ist es erfreulich, dass sich die tibetischen Rezepturen einer grossen Beliebtheit erfreuen. Insbesondere hat das neue HMG mit der Anerkennung der Arzneimittel aus der Asiatischen Medizin neue Wege eingeschlagen und Swissmedic hat für die tibetischen Arzneimittel spezifische Zulassungsanforderungen aufgestellt, gleich neben chinesischen und Ayurveda-Produkten.

Was versprechen Sie sich von den neueren Produkten im PADMA-Sortiment? Als Firma wünscht man sich selbstverständlich, dass neue Produkte am Markt erfolgreich sind. Durch weitere Produkte in PADMA-Qualität soll auch das Bewusstsein geschärft werden, dass pflanzliche Naturprodukte einen ökologischen Beitrag leisten. Wir leben auf einem Planeten und wir haben keine zweite Ersatz-Erde. Warum sollen also nicht auch unsere Arzneimittel nachhaltig und biologisch wertvoll hergestellt werden? Es muss also auch in der Medizin nicht immer Erdöl-Chemie sein!

Tibet ist bekannt für seine Mandalas. Anlässlich des Jubiläums wurde eigens ein PADMA-Mandala erstellt.


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Bauerfeind AG

Iromedica AG

VenoTrain® cocoon – pflegende Kompression

10 KRÄUTER WIRKEN, 10 TROPFEN HELFEN

VenoTrain® cocoon ist ein medizinischer Kompressionsstrumpf mit integrierten Hautpflegestoffen. Diese schützen die Haut von aussen gegen Schuppung & Juckreiz. Von innen sorgen sie dafür, dass die natürliche Hautfeuchtigkeit im Gleichgewicht bleibt. Der blickdichte Kompressionsstrumpf VenoTrain® cocoon fördert die Durchblutung, entlastet die Venen bei leichten bis mittleren Beschwerden und lässt sich angenehm tragen.

Carmol® vereint ätherische Öle aus 10 Heilpflanzen sowie Melissengeist und Levomenthol. Carmol® überzeugt durch seine breite Anwendungsvielfalt. 10–20 Carmol®-Tropfen lindern Unwohlsein sowie Magenbeschwerden und helfen bei Nervosität oder Schlafstörungen. Aus diesen Gründen ist Carmol® Bestandteil vieler Hausapotheken. Die kleine Flasche macht Carmol® ausserdem zum idealen Begleiter für unterwegs. Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilage. Iromedica AG, St.Gallen.

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Pharma Medica AG

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Similisan AG

NEU IN DER SCHWEIZ: Orthomol

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Die Produktlinie Orthomol Pure + Green vereint bewährte orthomolekulare Monosubstanzen mit ausgewählten Pflanzeninhaltsstoffen aus der Natur. Dazu gehören 4 Produkte, die Sie in den Anwendungsgebieten Verdauung, Leberstoffwechsel, Harnwege und Magnesium-Versorgung natürlich überzeugen werden. Alle Produkte sind vegan zertifiziert, frei von Lactose, Gluten und weiteren Allergenen.

Ein vielseitig anwendbares Multitalent für den Körper. Es verhilft der gestressten Haut zu Gleichgewicht und natürlicher Regeneration. Zusätzlich werden Spannungsgefühle gemildert und die Hautstruktur verbessert. Zieht schnell ein und hinterlässt ein angenehmes Hautgefühl. Ideal auch als Badezusatz, Haarspitzen- und Nagelpflege, Massageöl und zur Vorbeugung von Dehnungsstreifen.

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40 | WISSEN UND WISSENSCHAF T

WAS DEN DARM GESUNDEN LÄSST Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten oder Entgleisungen des Stoffwechsels durch falsche Ernährung: In vielen Fällen lassen sich wertvolle Methoden und Erkenntnisse aus der Komplementärmedizin in die Behandlung miteinbeziehen. Wir haben drei Referate vom diesjährigen SNE-Kongress in Baden herausgepickt. Text: Jürg Lendenmann «Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind eine Krankheit der Industrienationen, wobei im Norden mehr Personen betroffen sind als im Süden», sagte Prof. Dr. med. Stephan Vavricka, Zentrum für Gastroenterologie und Hepatologie AG Zürich, am Kongress der Stiftung für Naturheilkunde und Erfahrungsmedizin (SNE) in Baden. «Gründe für dieses Nord-Süd-Gefälle kennt man noch nicht.» Mitspielen könnten einerseits die in sonnigeren Ländern stärkere Schutzwirkung von Vitamin D, andererseits die in nördlichen Ländern bessere Hygiene. Letztere hat zur Folge, dass wir vermehrt Detergenzien aufnehmen; diese können die schützende Schleimschicht des Darms zerstören.

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

In der Schweiz sind rund 2 von 1000 Personen von einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) betroffen ‒ von Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn. «Colitis ulcerosa tritt nur im Dickdarm auf, wobei immer der letzte Teil des Dickdarms (Rektum) befallen ist. Wegen der Entzündung im Rektum können Patienten den Stuhl nicht mehr halten und müssen immer wieder auf die Toilette. Dies beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen sehr.» Zäpfchen, Schaum oder Klysmen (Einläufe) seien Arzneiformen, die zur Behandlung eingesetzt würden. Morbus Crohn hingegen könne den ganzen Darm – genauer «alles zwischen Mund und After» befallen. Erschwerend komme hinzu, dass es wegen der Länge des Dünndarms nicht möglich sei, mit Endoskopie den ganzen Verdauungstrakt zu untersuchen. «Der nicht erreichbare Teil des Dünndarms kann nur mit einer Kapsel oder mit MRI abgeklärt werden. Tritt die Erkrankung im Dünndarm auf, geht es in der Regel sehr lange, bis sie entdeckt wird. OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

Je länger sie besteht, desto schwieriger ist die Behandlung», führte Stephan Vavricka weiter aus.

Sanfte Methoden sind gefragt

«Die klassische konventionelle Therapie von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zeigt eine Langzeit-Ansprechrate von lediglich 50% und bringt oft auch Nebenwirkungen und Komplikationen mit sich. Daher suchen viele Patienten nach ‹sanften› Therapieverfahren. In der Schweiz verwenden knapp 50% der Patienten Methoden der komplementären und alternativen Medizin (CAM), teilweise zusammen mit konventioneller Medizin, teilweise alleine», so der Gastroenterologe. «Bei Patienten mit Morbus Crohn sind nach 40 Jahren drei Viertel der Patienten operiert. Zudem haben lediglich die Hälfte der Patienten eine genügende Kontrolle über ihre Krankheit.» Nur 60% der Patienten würden zudem auf biologische Therapien initial ansprechen, wobei die Zahl der Responder im Verlaufe der folgenden Jahre auf 40% falle. Erschwerend bei einer Behandlung kämen die vielen Nebenwirkungen der biologischen Therapien dazu.

Kräuter und Cannabis

«Obwohl Cannabis gewisse Symptome bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen reduziert, gibt es keine gute Evidenz, dass es den Verlauf positiv beeinflusst», zitierte Stephan Vavricka aus der Anfang März erschienen Übersichtsarbeit der European Crohn’s and Colitis Organisation. Anders sehe es bei den untersuchten Kräutern aus: Kurkuma als Komplementärmedizin zu Mesalazin (5-Aminosalicylsäure, 5-ASA) kann eine Remission bei milder bis mittelschwerer Colitis ulcerosa erzielen. Bei Colitis ulcerosa komplementär eingesetzt werden können Kurkuma, Psyllium

(Flohsamen) und gewisse Kräuterpräparate. «In einer Studie zeigte ein Kräuterpräparat mit Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle eine gleich gute Wirksamkeit wie Mesalazin.» Fazit einer anderen Studie, bei der Colitis-ulcerosa-Patienten Curcumin bzw. Mesalazin in Remission erhielten: «Curcumin scheint eine vielversprechende und sichere Therapie zur Remissionserhaltung bei Colitis ulcerosa zu sein.» Eine mit einem Weihrauchpräparat durchgeführte Studie hingegen, so Stephan Vavricka, habe im Vergleich zu Placebo keine Vorteile gezeigt. Zu wenig Evidenz gebe es noch für den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) sowie von Akupunktur und Moxibustion bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Mind-Body-Medizin, Vitalstoffe und Probiotika

Bewegung könne sich positiv auf die allgemeine Gesundheit, das körperliche Wohlbefinden, den wahrgenommenen Stress und die Lebensqualität von CED-Patienten auswirken, so Stephan Vavricka. Es gebe vielversprechende, aber begrenzte Hinweise, dass Bewegung vor der Entwicklung einer CED schützen könne sowie auch hilfreich bei der Behandlung der Krankheit sei. Die Wirksamkeit der Mind-Body-Medizin hänge stark vom Menschen ab, der eine Therapie mache. Yoga würde, ebenso wie Achtsamkeit und Meditation, positive Effekte auf die Lebensqualität zeigen. Um den Einsatz von Vitaminen und Mineralien als Remissions-Induktion oder Remissionserhaltung bei CED propagieren zu können, gebe es nur ungenügende Daten. Hingegen hat Stephan Vavricka mit dem Einsatz von Probiotika gute Erfahrungen gemacht: «Escherichia coli Nissle 1917 kann ebenso wie ein Mix von Probiotika mit Lactobacillen, Streptokokken und


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Kurkuma bzw. Curcumin werden bei der komplementärmedizinischen Therapie entzündlicher Darmerkrankungen eingesetzt.

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42 | WISSEN UND WISSENSCHAF T

Bifidobakterien eine Induktion und Remissionserhaltung bei Colitis ulcerosa herbeiführen.»

Allergien und Intoleranzen

«Allergien und Intoleranzen stellen ein zunehmendes Problem im Gesundheitssystem dar», sagte Dr. med. Simon Feldhaus, Schul- und Komplementärmediziner vom Ambulatorium der Paramed AG in Baar. «In Umfragen zeigten sich bei 20% der Schweizer Bevölkerung Hinweise auf Nahrungsmittelallergien. Nachweisbar im medizinischen Sinne sind jedoch nur 4 bis 8%.» Dieser Unterschied rühre daher, dass die Begriffe Allergie und Unverträglichkeit oftmals gleichbedeutend verwendet würden. Ob es sich um eine Allergie handle oder nicht, lasse sich mit einem Allergie-Test nachweisen. Simon Feldhaus: «Steckt hinter den Symptomen nicht eine Überreaktion des Immunsystems und die vermehrte Bildung von Antikörpern, ist es keine Allergie. Unverträglichkeiten beruhen auf völlig anderen Ursachen als Allergien. Somit unterscheiden sich auch die therapeutischen Konsequenzen.» Häufig seien vor allem Intoleranzen gegenüber Lactose, Fructose und Histamin. «Die Unverträglichkeit ist oft die Folge eines Enzymmangels, aufgrund dessen ein Nährstoff nicht verwertet oder abgebaut werden kann. Nicht selten sind Intoleranzen auch gegen Zusatzstoffe gerichtet.» Eine Kreuzreaktion entstehe, wenn durch das Einatmen von Allergenen wie Birkenpollen das Immunsystem sensibilisiert werde. Erkennt das Immunsystem in Eiweissen von Lebensmitteln gleiche oder ähnliche Strukturen, kann dies allergische Reaktionen auslösen.

Komplexe Histamin-Unverträglichkeit

Stark histaminhaltige Lebensmittel oder die Unfähigkeit, aufgenommenes Histamin ‒ ein biogenes Amin ‒ in ausreichendem Masse abzubauen, können zu typischen Symptomen einer Histaminunverträglichkeit (Histaminose) führen. «Nahrungsmittel mit hohen Konzentrationen an biogenen Aminen sind Eiweiss, Banane, Schokolade, Rotwein und Soja. Zu pflanzlichen Nahrungsmitteln, die Histamin freisetzen, gehören Zitrusfrüchte, Papaya, Erdbeeren, Ananas, Nüsse, Tomaten, Spinat und Schokolade.» Die Ätiologie der Symptome sei ebenso komplex wie das Stellen einer Diagnose, so Simon Feldhaus. «Histamin im Stuhl zu messen, ist Unsinn, wenn der Patient gestresst und dadurch sein Histaminlevel erhöht ist.» Für eine Diagnose hilfreich sei dagegen oft die indirekte Messung von Histaminmetaboliten.

Mikrobiologische Therapien

Zur Behandlung einer Histaminose würden sich neben einer an Histamin freien Diät und der Therapie mit H1-Rezeptorenblockern auch eine Darmsanierung beziehungsweise eine mikrobio­ logische Therapie anbieten. Zum Beispiel mit einem Synbiotikum (= Pro- + Präbiotikum) mit milchsäurebildenden Bakterien, bei denen vor OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

allem für Bifidobacterium longum und B. infans ein histaminsenkender Effekt nachgewiesen werden konnte. Bei einer Behandlung müsse stets die starke Vernetzung des Immunsystems mit dem Nervensystem, dem Hormonsystem und der Psyche mitberücksichtigt werden. Es gelte immer abzuklären: Wer hat was? Ist es somatisch? Oder liegt die Ursache in der Psyche? Die Darmwand als Grenze zur Aussenwelt sei ein natürlicher Schutzwall, der täglich Angriffen ausgesetzt sei: durch «moderne Lebensmittel» (Hungertöter), Konservierungsmittel, Medikamente, Stress, Parasiten, Bakterien, Viren, Pilze, Schwermetalle ... «An erster Stelle steht der Stress!», so Simon Feldhaus.

«Am wichtigsten ist der Schleim»

Der sicherste Parameter für das Vorliegen eines durchlässigen Darms (Leaky-Gut-Syndrom) sei der Nachweis (im Stuhl) von Zonulin – einem Protein, das an der Regulation der interzellulären Tight junctions – der «Schlussleisten» in der Darmwand beteiligt ist. «Wir verfügen heute über eine gute Diagnostik.» Die Kunst sei es, anschliessend die richtige individuelle Therapie zu finden. «Am wichtigsten ist der Schleim. Die Immunmodulation durch Enterokokken und E.-coli-Bakterien sowie das Mucosa-Immunsystem sind die erste Abwehr. Hier setzt die Darmsanierung an mit dem Wiederaufbau der Schleimhäute, dem Wiederherstellen des physiologischen Gleichgewichts der Symbiontenflora, dem Wiedergewinnen der körpereigenen Vitaminsynthese (Vitamin B12 und Folsäure) und Wiedererlangen normaler Stoffwechselabläufe.»

One more thing

Zum Schluss wies Simon Feldhaus noch darauf hin, dass Weihrauch (Boswellia serrata) – anders als sein Vorredner dargelegt hatte – bei der Behandlung von Morbus Crohn durchaus nicht unwirksam sei. Es komme darauf an, welches Präparat verwendet werde. Denn eine Studie habe gezeigt: Weihrauch-Extrakt H15 ist bei der Therapie eines aktiven Morbus Crohn Mesalazin nicht unterlegen.

Von ketogen zu gluko-toxisch

«Harvard-Wissenschaftler hatten HimalayaMönche untersucht und entdeckt: Das Gehirn braucht keine Glucose», begann der Arzt und Komplementärmediziner Dr. med. Kurt Mosetter sein Referat und fügte hinzu: «Aber man muss es trainieren!» Der Körper sei in der Lage, via ketogenen Stoffwechsel «Superenergie» über wertvolles Fett zu gewinnen, das zudem nicht vergoren werden könne. «Drei Zeitalter der Ernährung lassen sich in der Geschichte des Menschen unterscheiden: ■■ ketogen (mehr als 2,5 Mio. Jahre; bis 10 000 v. Chr.), ■■ glucogen (10 000 v. Chr. bis 1850 n. Chr.), ■■ gluko-toxisch (seit 1850).

Zu viel Zucker, vor allem Fructose, ist Gift für den Darm: Die Artenvielfalt im Darm – im Mikrobiom – wird reduziert. Doch sie lässt sich zurückerobern, aber langsam.» Weg von der Pathologie hin zur Selbstregulation. Wichtig sei, «Feinde» wegzulassen und mit Rotationskost dem Darm Gelegenheit zu geben, sich wieder zu erholen. Im Setting erfahrungsmedizinischer Traditionen weggelassen worden seien schon immer Zucker, Alkohol, Süssgetränke, Früchte mit hoher Fructose-Last, glutenhaltige Getreide, kurzkettige Kohlenhydrate, Kuhmilchprodukte, Trans- und gehärtete Fette sowie Geschmacksverstärker & Co. Denn sonst gerieten das Mikro­ biom, die Darmflora und die Darm-GehirnAchse aus den Fugen. Eine Sabotage für den Darm, die Leber und das Immunsystem seien auch künstliche Lebensmittel, Fastfood, organische Säuren und toxische Abbauprodukte. «Verordnet werden stattdessen Superfoods ‒ natürliche Nährstoffe in Form von Hülsenfrüchten, Gemüse, schwarzem und rotem Reis, Nüssen, Chia-Samen, Kräutern, Gewürzen, Wurzeln, Beeren, Harzen von Weihrauch und Lärchenholz sowie Himalaya-Olive (Myrobalan) mit dem Wirkstoff Galactose als Medizin und Nahrung zugleich.»

Die Diät, die keine Diät ist

«An eine ketogene Diät, die 1921 an der MayoKlinik entwickelt wurde, muss sich der Körper langsam gewöhnen. Das Mikrobiom braucht Zeit, um sich umzustellen», so Kurt Mosetter. Zu den Superfoods zählten auch Nüsse, Mandeln, Amaranth, Quinoa, Buchweizen, Hirse, Vollkorn-Urgetreideprodukte sowie Obst mit viel Fasern und wenig Zuckerlast. Vor allem bei Sportlern und älteren Personen würden bei Bedarf kurzkettige Fettsäuren (SCFA) und Butyrat (mittelkettige Fettsäure) supplementiert.

Sport trainiert auch das Mikrobiom

«Studien zeigten: Ballaststoffreiche Ernährung und Zufuhr von kurzkettigen Fettsäuren haben den gleichen Effekt wie Sport», erklärte Kurt Mosetter. «Der ganze Bewegungsapparat ist für den Darm überragend wichtig. Wenn Sie trainieren, trainieren Sie die Darmbakterien mit. Das heisst, die Diversität des Mikrobioms erhöht sich. Durch das Training – Taiji und Qigong, Pilates … – werden auch körpereigene antientzündliche Substanzen aktiviert. Und: Die 3,5 Millionen Gene der Darmflora haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Menschen.»

Quelle

«Komplementärmedizinische Therapie- und Behandlungs­ konzepte in der Gastroenterologie» – Kongress der Stiftung für Naturheilkunde und Erfahrungsmedizin (SNE) vom 14. Mai 2019 im Trafo Baden.


INSIGHT HE ALTH INFORMIERT | 43

NEUE LÖSUNGSNG ANSÄTZE MIT GALAXY Wie «Big Data» aus dem Schweizer Rx- und OTC-Markt für die Bedürfnisse von Akteuren im PharmaMarkt eingesetzt werden können, zeigte INSIGHT Health auf der Kundentagung 2019. Dank eines neuen Tools sind heute vielfältigste Analysen möglich – intuitiv, schnell und webbasiert.

Dr. Tobias Haber erklärt die Auswirkung der Revision der

Thomas Erzinger präsentiert aktuelle Daten des

Prof. Hansjörg Zimmermann zur digitalen Transformation

Kategorie C anhand aktueller Marktzahlen.

Schweizer Arzneimittelmarktes.

von Gesellschaft und Gesundheit.

Über 40 gespannte Gäste hatten sich am 8. Mai zur Kundentagung im Seminarhotel Bocken in Horgen eingefunden, um sich über die neue Analyse-Plattform und den Ausbau der Services des Informationsdienstleisters im Gesundheitswesen zu informieren. Willkommen geheissen wurden sie von Petra Exner, Geschäftsführerin INSIGHT Health D-A-CH und Dr. Tobias Haber, Geschäftsführer INSIGHT Health (Schweiz) AG.

zen. Dabei ist INSIGHT Health nicht nur in der Marktforschung tätig. Der Big Data-Spezialist liefert auch individuelle Lösungen in den Bereichen Sales Force Effectiveness und Targeting sowie Produktneueinführungen, Market Access und Business Development.

(YTD/Year to date 03/2019) aus. Abschliessend ging Dr. Tobias Haber noch auf das kurzfristige Tracking von Marktentwicklungen bei Launches/ Re-Launches oder Marketingaktionen auf Basis kundenindividueller Wünsche ein.

Analysetool der nächsten Generation

«Die Buchstaben NG des neuen DatenbankTools IH-GALAXY NG bedeuten Next Generation», erläuterte Thomas Fante, Direktor der deutschen Zentrale von INSIGHT Health. Der Informationsdienstleister entwickelt die Plattform selbst – dadurch sei es Kunden erlaubt, auf regionale wie nationale Daten von unternehmens­ eigenen Servern in Deutschland zuzugreifen. Wie einfach und individuell das geht, demons­ trierte Thomas Fante anhand einer Testdatenbank. Bemerkenswert ist, wie vielfältig konfigurierbar die Oberfläche (Dashboard) und die Abfragen sind und wie innerhalb weniger Sekunden die Analysenresultate angezeigt werden. Werte in IH-GALAXY NG können in verschiedenster Weise grafisch dargestellt sowie in diversen Formaten für die Weiterverwendung in anderen Applikationen wie Excel oder IT-Systemen ausgelesen werden. Das neue Analysetool soll die kundenorientierte Zusammenarbeit bei Marktanalysen ergän-

Blick auf aktuelle Schweizer Pharma-Daten

Daten für vielfältigste Analysen des Schweizer Arzneimittelmarktes bietet INSIGHT Health auf Basis einer eigens für den Schweizer Pharmamarkt entwickelten Regionalstruktur an. Thomas Erzinger, Business Development Manager, präsentierte Trends und aktuelle Zahlen: Biosimilars beispielsweise zeigen ein Wachstum von um die 200%; dies sowohl bei Absätzen als auch Umsätzen (MAT – Moving annual total – 03/2019). Erstaunlich ist auch der Rückgang von knapp 8% des Abverkaufs bei Kosmetika und Körperpflege. Am Ende seiner Ausführungen beleuchtete Thomas Erzinger die mannigfachen Möglichkeiten eines Aktions-Monitorings APO/DRO.

Auswirkungen der Revision des HMG (Auflösung Kategorie C)

Dr. Tobias Haber illustrierte anhand von Absätzen und Umsätzen, welche Auswirkungen durch die Revision der Klasse C sich anhand von betroffenen Produkten bereits heute zeigen lassen. So machten beispielsweise am 3. Mai 2019 die 264 von 638 (d. h. 41%) bereits in die Liste D umverteilten Liste-C-Produkte rund 85% des Umsatzes

Generation Z setzt starke Impulse für die digitale Zukunft

Gastreferent Prof. Hansjörg Zimmermann von der Hochschule Macromedia zeigte auf, wie weit die digitale Transformation bereits fortgeschritten ist und auch den Bereich Gesundheit immer stärker beeinflussen und verändern wird. Viele im Saal dürften aufgehorcht haben, als der Medienmanagement-Experte erklärte, wie sehr sich schon innerhalb von nur vier Jahren der Umgang seiner Studierenden mit digitalen Medien geändert habe. Entsprechend stark unterscheiden sich die Lebenseinstellungen und Werte der Generation Z – der von 1997 bis 2012 Geborenen – von den meisten der heutigen Geschäftsleute. Prof. Hansjörg Zimmermann schliesst seine Beobachtungen mit einem Blick in kommende Zeiten ab: Big Data sei das «Erdöl der Zukunft» – auch für die Gesundheits- und Pharmabranche.

Weitere Informationen

INSIGHT Health (Schweiz) AG Lättichstr. 8 a 6340 Baar 041 501 99 00 www.insight-health.ch

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SCHEIDENTROCKENHEIT: HÄUFIG UND TABUISIERT Nach der Menopause leiden rund 50 Prozent der Frauen an einer vulvovaginalen Atrophie. Bei jeder fünften Frau treten die Trockenheitsgefühle bereits vor der letzten Menstruation auf. Obwohl das Problem weit verbreitet ist und die Lebensqualität beeinträchtigen kann, sprechen viele Betroffene nicht darüber. Text: Susanna Steimer Miller menopausalen Symptomen wie Schwitzen oder Schlafprobleme, die mit der Zeit abnehmen oder verschwinden, verbessert sich eine vulvovaginale Atrophie ohne Behandlung im Lauf der Jahre nicht.»

Tabuthema

Scheidentrockenheit und Juckreiz sind unangenehm und schmerzhaft.

Trockenheit, Juckreiz, Brennen und Dyspareunie (sexuelle Funktionsstörung) sind Symptome der vulvovaginalen Atrophie. Dafür verantwortlich ist der Östrogenabfall in den Wechsel­jahren. Prof. Dr. med. Petra Stute, die das Menopausenzentrum am Inselspital Bern leitet, er­klärt, welchen Einfluss die hormonellen Veränderungen auf den Intimbereich der Frau haben: «Einerseits führt der Rückgang der Östrogenproduktion zu einer Ausdünnung des Vaginalepithels und zum Abbau der darunterliegenden Muskelschicht, in der auch Nerven enden. Die Rugae der Vaginalwand verschwinden, die Vaginalwand wird also glatter und die Scheide verliert an Elastizität. Andererseits beeinflussen die Hormone auch das Scheidenmilieu.» Der pH-Wert in der Vagina steigt an, weil weniger OTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

glykogenhaltige Zellen der Epithelschicht abgeschilfert werden. Dadurch steht den Döder­leinBakterien, die sich von Glykogen ernähren und Milchsäure produzieren, weniger Nahrung zur Verfügung. Diese Veränderungen des Scheidenmilieus erhöhen laut Petra Stute auch die Infekt­ anfälligkeit: «Frauen nach der Menopause haben ein erhöhtes Risiko für rezidivierende Zystitiden und Vaginalmykosen.» Am häufig­ sten beobachten Frauen die Symptome der vulvovaginalen Atrophie erstmals um die Menopause und danach. Im Jahr nach der Menopause hat jede vierte Frau Anzeichen dieses unangenehmen Problems, nach drei Jahren leidet jede zweite Frau daran. Stellt sich nun die Frage, ob die Symptome irgendwann nachlassen? Petra Stute weiss: «Im Gegensatz zu anderen

Während viele Frauen offen über ihre Wallungen und schlaflosen Nächte sprechen, ist die vulvovaginale Atrophie immer noch ein grosses Tabu. Gemäss einer Studie, die im letzten Jahr in der Zeitschrift «Menopause» der nordamerikanischen Menopause-Gesellschaft veröffentlicht wurde, sprechen mehr als die Hälfte der vom Problem betroffenen Frauen nicht mit ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen da­ rüber. Petra Stute sieht verschiedene Gründe dafür, weshalb die Generation von Frauen, die mit den Freiheiten der sexuellen Revolution gross geworden ist, bei diesem Thema schweigt: «Viele Frauen schämen sich, mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt darüber zu sprechen. Oft fehlt in der Sprechstunde aber auch die Zeit, um darauf einzugehen. Ein weiterer Grund ist nicht zuletzt das fehlende Wissen: Viele Frauen bringen die Symp­ tome der vaginalen Atrophie nicht mit den Wechseljahren in Verbindung.» Sowohl Ärzte als auch Apotheker sprechen das Problem oft nicht von sich aus an.

Belastendes Leiden

Die vulvovaginale Atrophie bedeutet für sexuell aktive Frauen eine grosse Beeinträchtigung. Im European Revive Survey aus dem Jahr 2016 gaben 50 Prozent der sexuell aktiven Frauen an, dass die Symptome ihre Lebensfreude deutlich einschränken. Das Problem kann auch für die Partnerschaft sehr belastend sein, vor allem wenn beide Partner nicht wissen, weshalb die Frau den Geschlechtsverkehr nun plötzlich als schmerzhaft empfindet. «Oft ist es so, dass die Frau verunsichert ist, weil sie nicht versteht, was mit ihr los ist. Manche Männer beziehen das Problem auf sich und sehen ihre Attraktivität als Sexualpartner infrage gestellt», erklärt Petra Stute. «Hier besteht Aufklärungsbedarf.»


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Die Behandlungsoptionen

In einem ersten Schritt können nicht-hormonelle Präparate die Symptome der Scheidentrockenheit lindern. Hier stehen Feuchthaltemittel, also Gels, die die Feuchtigkeit speichern, Cremes oder Emollentien zur Verfügung. Die Kosten werden nicht von den Krankenkassen vergütet. Bei starken Symptomen oder wenn trotz Anwendung nicht-hormoneller Präparate keine Besserung eintritt, empfiehlt Petra Stute vaginal anwendbare Östrogene, die in Form von Vaginaltabletten, -zäpfchen, -cremes und als Vaginalring erhältlich sind. «Diese Präparate lindern die Symptome, indem sie die Ursachen des Problems bekämpfen und die Vagina in den Zustand vor der Menopause versetzen», sagt sie. Der Östrogenmangel wird direkt in der Vagina behoben. Dadurch gibt die Vaginalwand wieder

mehr Glykogen ab, den Döderlein-Bakterien steht mehr Nahrung zur Verfügung und sie produzieren mehr Milchsäure, wodurch der pHWert der Scheide sinkt und das Trockenheitsgefühl, der Juckreiz und das Brennen nachlassen. Die Kosten der hormonellen Präparate werden von den Krankenkassen übernommen. Petra Stute weist ihre Patientinnen immer darauf hin, dass die Wirkung lokal anwendbarer Östrogenpräparate nur so lange anhält, wie diese eingesetzt werden. Gemäss Packungsbeilage sind die Präparate bei thromboembolischen Erkrankungen und beim Mammakarzinom kontraindiziert. «Da lokal anwendbare Östrogene aber sehr niedrig dosiert sind, können auch Frauen mit diesen Erkrankungen nach entsprechender Aufklärung von den Vorteilen dieser Präparate profitieren», erklärt die Expertin. Als neue Option

zur Behandlung der vulvovaginalen Atrophie steht heute auch eine Lasertherapie zur Verfügung, die erste Erfolge verzeichnet, aber nicht von den Krankenkassen bezahlt wird. Dass regelmässiger Geschlechtsverkehr dem Problem entgegenwirken soll, wurde in einer Studie aus den USA widerlegt.

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TOLLWUTIMPFUNG AUCH BEI KRATZERN Die Tollwut stellt in vielen Regionen Afrikas und Asiens nach wie vor ein grosses Problem dar. Reisende in solche Länder sollten sich zuvor informieren und gegebenenfalls impfen lassen. Kommt es durch ein Tier zu einer potenziellen Virusexposition, ist schnelles Handeln angesagt. Prof. Dr. Johannes Blum vom Tropeninstitut Basel gab einen Überblick. Text: Klaus Duffner In Mitteleuropa ist die Tollwut schon länger kein Thema mehr. So ist die Schweiz durch eine erfolgreiche, auf Ködern basierte Fuchsimpfkampagne seit 1998 tollwutfrei. In anderen Regionen der Erde ist das nicht so: Jährlich sterben rund 59 000 Menschen an den Folgen der Virusinfektion, 95% davon in Afrika und Asien. Hot Spots liegen vor allem im indischen Subkontinent (Indien mit über 8000 Todesfällen pro Jahr), China, sowie dem tropischen West-, Zentral- und Ostafrika. Die meisten Tollwutinfektionen unter Reisenden passieren in Indien und auf den Philippinen. Rund 99% der weltweiten Tollwutfälle werden durch Hunde verursacht, jedoch können auch Affen, Fledermäuse, Füchse, Katzen und andere Tiere das Lyssavirus übertragen.

Beissen, Kratzen, Lecken

Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in der Regel durch einen Biss, jedoch ist eine Infektion über Hautverletzungen oder direkten Kontakt von infektiösem Speichel mit der Schleimhaut ebenfalls möglich. Das könne neben dem direkten Beissen auch durch Kratzen oder durch Lecken einer Wunde passieren, erklärte am Forum für Medizinische Fortbildung (FOMF) in Basel Prof. Dr. Johannes Blum vom Schweizerischen Tropenund Public Health-Institut (TPH) Basel. «Die meisten Tiere lecken sich an den Pfoten, wodurch natürlich Speichel auf die Pfoten kommt. Wird dann eine Person gekratzt, dringt das Virus durch die Haut.» Von dort gelangen die Erreger passiv über die Nervenbahnen mit einer Geschwindigkeit von einem bis 40 Zentimeter pro Tag ins Gehirn. «Und wenn sie dort angekommen sind, verläuft es fast immer tödlich», so der Experte. Wie lange bleibt nun Zeit zum Handeln? Die Inkubationszeit nach einer Infektion beträgt in der Regel drei bis acht Wochen, selten jedoch weniger als neun Tage. In Einzelfällen sind sogar mehrere Jahre möglich. Bei Verdacht auf eine potenzielle Übertragung sollte unverzüglich mit einer Postexpositionsprophylaxe (PEP) begonnen werden. Wurde trotz einer offensichtlichen Infektion keine nachträgliche ImpOTXWORLD | Nr. 162 | Juni 2019 | www.otxworld.ch

Die Übertragung von Lyssaviren (Tollwuterreger) auf den Menschen erfolgt in der Regel durch einen Biss.

fung verabreicht, beispielsweise wenn kein Impfstoff zur Verfügung stand oder wenn ein poten­zielles Übertragungsereignis nicht ernst genommen wurde, sollte diese zum nächstmöglichen Zeitpunkt nachgeholt werden. Das kann wegen der bisweilen langen Inkubationszeit auch noch Wochen nach der Exposition erfolgen.

Wer sollte geimpft werden?

Besser als eine solche nachträgliche Impfung ist eine prophylaktische Massnahme. Aber wann ist eine Tollwutimpfung sinnvoll? «Die Empfehlung für eine Tollwutimpfung gilt vor allem für Reisen in bestimmte Länder in Afrika und Südostasien, die länger als vier Wochen, sowie in Lateinamerika, die länger als sechs Monate dauern», erklärte Blum. Auch wenn eine vermehrte Tierexposition in Hochrisikoländern wahrscheinlich ist, sollte eine Impfung durchgeführt werden. Zudem wird Zweiradfahrern, Trekking-Touristen und Reisenden in Regionen mit eingeschränktem Zugang zu nachträglichen Impfmöglichkeiten ein prophylaktischer Schutz empfohlen. Gemäss dem neuen WHO-Schema sind heute nur noch zwei Impfdosen vor der Abreise indiziert, eine erste und sieben bis 28 Tage danach die zweite. Zudem sollte, vor allem bei fortbestehendem hohem Expositionsrisiko, eine dritte Impfung nach einem Jahr erfolgen. Wurden geimpfte Personen gebissen, sollten auch sie noch-

mals nachgeimpft werden und zwar möglichst sofort und drei Tage danach. «Wir wissen da einfach noch zu wenig, und niemand wagt es auszuprobieren, ob es auch ohne neuerliche Impfung in jedem Fall reichen würde», so der Basler Tropenmediziner. Hatten nicht geimpfte Personen eine Tollwut-Exposition, wird schnellstmöglich lokal mit Tollwut-Antikörpern (Immunglobulinen) und vier weiteren PEP-Impfungen (Tag 0, 3, 7 und 14) behandelt. Zeigt der Antikörpertiter nach Tag 21 nach wie vor einen ungenügenden Schutz, wird nochmalig geimpft. In vielen Entwicklungsländern stehen die teuren Immunglobuline jedoch nicht zur Verfügung. Dann werden am Tag 0 gleich zwei und an den Tagen 7 und 21 die folgenden Impfungen gegeben.

Grenzfälle der Tollwut-Exposition

Was ist eine «Tollwut-Exposition»? Keine Exposition liegt vor, wenn Tiere berührt oder gefüttert werden oder wenn ein Hund intakte Haut leckt (Kategorie 1). Folglich müsse man da nichts tun, so Blum. Knabbert hingegen das Tier an unbedeckter Haut oder kommt es zu geringfügigen Kratzern oder Abschürfungen ohne Blutung (Kategorie 2), liege eine Situation vor, die gar nicht so selten sei. «Das Tier knabbert an der Haut und man weiss nicht so recht, ob das Virus durch die Haut gekommen sein könnte.» In der Schweiz wird diese unklare Kategorie 2 wie die folgende Kategorie 3 behandelt. Bei letzterer werden Betroffene gebissen oder blutig gekratzt, ihre Schleimhäute oder verletzte Haut wird mit Speichel von Tieren kontaminiert oder sie haben direkten Kontakt mit Fledermäusen. «Hier gibt es bei der Behandlung keine Diskussion», so der Experte.

Quellen:

– Forum für Medizinische Fortbildung (FOMF). Infektiologie. Reisemedizinische Empfehlungen, 31. Januar 2019, Basel. Vortrag: Prof. Dr. Johannes Blum vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (TPH) in Basel. –h ttps://www.blv.admin.ch/blv/de/home/tiere/tierseuchen/ uebersicht-seuchen/alle-tierseuchen/tollwut.html –h ttps://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/ Merkblaetter/Ratgeber_Tollwut.html


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© Institut für Ökologie und Evolution, Universität Bern

SPINNENGIFT: GEFÄHRLICHES GEMISCH

EPIGENETIK: WIE DER LEBENSSTIL DIE GENE BEEINFLUSST In den letzten zehn Jahren ist das Wissen im Forschungsfeld der Epigenetik exponentiell gewachsen. Heute weiss man: Störungen der epigenetischen Genregulationen können zu Krankheiten wie Adipositas und Typ-2-Diabetes führen. «Krankheiten wiederum können epigenetische Muster beeinflussen», so Charlotte Ling, eine der beiden Studienautorinnen der Lund University, die eine grosse Übersichtsarbeit zum Thema publizierten. «Variationen im genetischen Material, Alter, Bewegung und Ernährung haben ebenfalls Auswirkungen auf die epigenetische Variation.» Das Epigenom ist variabel und passt sich den Ver­ änderungen in unserem Lebensstil in den letzten Jahrzehnten schneller an als unsere Gene durch Mutationen. Es sei eine interessante und herausfordernde Hypothese, so die Autorinnen, dass die epigenetische Vererbung zur Evolution beitrage.

Die Jagdspinne Cupiennius salei stammt aus

Quellen: medicalxpress.com; DOI: 10.1016/j.cmet.2019.03.009

Mittelamerika und hat eine Beinspannweite von rund zehn Zentimetern.

Im Fokus der Spinnengiftforschung standen lange fast ausschliesslich die Neuro­toxine. Wie Forschende des Instituts für Ökologie und Evolution (IEE) der Universität Bern unter der Leitung von Lucia Kuhn-Nentwig und Wolfgang Nentwig zeigen konnten, lösen die Toxine der Spinnen in deren Beutetieren vielfältige Wechselwirkungen aus. Im Gift der Jagdspinne Cupi­ ennius salei (s. Bild) fand das Forscherteam neben Substanzen mit spezifischen neurotoxischen Wirkungen auch solche mit unspezifischen, stoffwechselbedingten Wirkmechanismen. Zwischen den beiden Giftbestandteilen konnten zahlreiche synergistische Wirkungen aufgezeigt werden. Den komplexen Wirkmechanismus des Gifts nannten die Forschenden eine dual prey-inactivation strategy. «Diese duale Beute-Inaktivierungsstrategie ist sehr effektiv», so Lucia Kuhn-Nentwig. «Sie reduziert das Risiko, dass die Spinne ein Beutetier verliert und auch, dass potenzielle Beutetiere langfristig eine Resistenz gegen Spinnengift entwickeln. Spinnengift ist mehr als ein Toxin, es ist eine ganze Armada von Substanzen, die auf maximal vielen verschiedenen Wegen einen Organismus angreifen, lähmen und töten.» Quelle/Bild: Institut für Ökologie und Evolution, Universität Bern

IMPRESSUM

Die Wissenschaftlerin Marilyn Cornelis von der Feinberg School of Medicine der Northwestern University suchte nach Variationen in unseren Geschmacksgenen. Die Ergebnisse sollten helfen, gezielt in die Ernährung eingreifen zu können. Zu Cornelis Überraschung zeigte sich, dass die Vorliebe für ein bitteres oder süsses Getränk nicht mit Variationen der Geschmacksgene zusammenhing, sondern eher mit den psychoaktiven Eigenschaften der Getränke. «Die Leute lieben es, wie sie sich nach Kaffee oder Alkohol fühlen. Darum trinken sie das Getränk. Nicht wegen des Geschmacks.» Beim einem Gen fand das Forscherteam eine Genvariante (FTO), die bisher mit einem niedrigeren AdipositasRisiko in Verbindung gebracht worden war. Menschen mit dieser Variante bevorzugten erstaunlicherweise mit Zucker gesüsste Getränke. Cornelis: «FTO war so etwas wie ein Rätsel-Gen, und wir wissen nicht genau, wie es mit Adipositas zusammenhängt. Es spielt wahrscheinlich eine Rolle im Verhalten, das mit dem Gewichtsmanagement zusammenhängt.»

Quellen: ScienceDaily, DOI: 10.1093/hmg/ddz061, 10.1093/hmg/ddz087

15. Jahrgang

HERAUSGEBER/VERLAG/ANZEIGEN Sanatrend AG Kasernenstrasse 1 8184 Bachenbülach Tel. 044 859 10 00 contact@sanatrend.ch www.sanatrend.ch VERLEGER Daniel M. Späni

WARUM WIR KAFFEE ODER BIER LIEBEN

REDAKTIONSTEAM Klaus Duffner, Annabelle Garcia, Mireille Guggenbühler, Philipp Kämpf, Jürg Lendenmann, Corinna Mühlhausen, Martina Novak, Pharmama, Laura Späni, Oliver Späni, Susanna Steimer Miller, Walter Stüdeli, Hans Wirz TITELBILD © iMrSquid, istockphoto.com

GRAFIK / DRUCK Dietschi Print & Design AG, Olten

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