Unser Kind - 26 Elternbriefe

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Unser Kind Elternbriefe

Unser Kind 26 Elternbriefe Tipps zu Entwicklung, Gesundheit und Erziehung – immer zur richtigen Zeit


Unser Kind

BESTE

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26 Eltern Briefe

Tipps zu Entwicklung, Gesundheit und Erziehung – immer zur richtigen Zeit.


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Bestellung: http://elternbriefe.salzburg.at/bestellen oder 0662 8042-5615 oder mit dieser Bestellkarte! Bitte ausreichend frankieren oder online bestellen.

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Danke!

„Religiöse Erziehung“

„Behindertes Kind“

Familienname: Vorname(n): PLZ:

Titel: Ort:

Straße/Nr.:

männl.

Telefon: E-Mail:

Familienname des Kindes: Vorname(n) des Kindes:

weibl.

weibl. Geburtsdatum des Kindes:

Ich stimme zu, dass mir allfällige weitere Informationen des Landes Salzburg zur Elternschaft und zur Familie zugesandt, meine Daten elektronisch gespeichert und verarbeitet sowie allfällige Personenstandsänderungen vom jeweiligen Standesamt dem Amt der Salzburger Landesregierung bekannt gegeben werden. Datum/Unterschrift

männl.

Land Salzburg Elternbriefe Postfach 527 5010 Salzburg


FAMILIENLANDESRÄTIN ANDREA KLAMBAUER

Liebe Mama, lieber Papa! Liebe Eltern! Auf diesem Weg darf ich Ihnen ganz herzlich zur Geburt Ihres Kindes gratulieren! Ich wünsche Ihnen all das Glück der Welt und die Verzauberung, die ein Baby in eine Familie bringt. Und ich wünsche Ihnen auch viel Kraft in den Stunden, die uns hilflos erscheinen lassen, weil wir vor neuen Herausforderungen stehen. Jeder einzelne Tag bringt so viele Gefühle - von der Freude über jedes Lächeln des Kindes bis zur Müdigkeit nach einer schlaflosen Nacht. Mit den Elternbriefen begleiten in den nächsten Jahren kurze, informative und unterhaltsame Texte die Entwicklung Ihres Kindes. Sie werden in leicht lesbaren Briefen auf die Herausforderungen der nächsten Monate vorbereitet und gleichzeitig zeigen die Texte, wieviel Freude und Spaß es bereitet, Kinder auf ihrem Weg ins Leben zu begleiten.

ANDREA KLAMBAUER FAMILIENLANDESRÄTIN Bild: Mike Vogl

Wir freuen uns, Sie vier Mal jährlich mit den Elternbriefen zu unterstützen, zu unterhalten und Sie bei der Entwicklung ihres Kindes begleiten zu dürfen.

Ihre

Andrea Klambauer


EDITORIAL

MONIKA VOGL LAND SALZBURG

Liebe Eltern! „Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht!“ Das werden auch Sie sich denken, wenn Sie in ein paar Jahren auf die Entwicklung Ihres Kindes zurückblicken. Vom Baby zum kleinen Krabbler bis hin zum Schulkind — bei jedem dieser Meilensteine haben Sie mit den Elternbriefen eine Begleitung mit viel Erfahrung zur Hand. Die Elternbriefe stecken voll Informationen und Tipps zu Entwicklung, Erziehung, Gesundheit, Partnerschaft und vielem, was im Alltag in den nächsten sechs Jahren auf Sie zukommen kann. Expertinnen und Experten arbeiten

laufend daran, die Elternbriefe am neuesten Stand der Erkenntnisse zu halten. Und damit wir den schönen, manchmal aber auch ganz schön anstrengenden Alltag der Eltern nicht aus dem Blick verlieren, wird das Herausgeber- und Redaktionsteam von Eltern beraten, die sich die Briefe auch von der praktischen Seite anschauen. Dr.in Monika Vogl, MBA Land Salzburg, Referatsleiterin, Mit-Herausgeberin der Elternbriefe

Alternativ dazu können Sie die Elternbriefe in der Familienpass-App lesen. Nähere Informationen dazu unter: elternbriefe.salzburg.at/app. Wenn Sie Anregungen oder Wünsche haben, freuen wir uns über Ihre Rückmeldung an elternbriefe@salzburg.at. Gerne würden wir erfahren, wie es Ihnen gefällt, von der kleinen Anna und uns begleitet zu werden. DI Richard Breschar, Direktor des Salzburger Bildungswerkes, Mit-Herausgeber der Elternbriefe

Wie kommen Sie zu den Elternbriefen bzw. die Elternbriefe zu Ihnen: Auf Bestellung werden Ihnen die Elternbriefe sechs Jahre lang regelmäßig und für Sie kostenlos zugeschickt. Nützen Sie dieses interessante Angebot und füllen Sie die beiliegende Anmeldekarte möglichst rasch aus! Oder bestellen Sie online unter: elternbriefe.salzburg.at/bestellen. elternbriefe.salzburg.at/bestellen

RICHARD BRESCHAR SALZBURGER BILDUNGSWERK Jänner 2021


MITGLIEDER DES FACHBEIR ATES

Univ. Prof. Dr. Karl Heinz Brisch

Mag.a Sigrun Eder

Mag.a Dr.in Corinna Fritz

Christoph Karl

Agnes Koneczny

Mag.a Michaela Luckmann

Institut für Praktische Theologie, Universität Salzburg: Religiöse Erziehung Professor an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie; Psychoanalytiker, Leiter der Abteilung Pädiatrische Psychosomatik am Klinikum der Universität München, Leiter des Early Life Care Instituts PMU. UNIMaster-Lehrgang PMU/St. Virgil, Entwickler des Programmes SAFE - Sichere Ausbildung für Eltern/Bindungsförderung zwischen Baby und Eltern: Frühkindliche Prävention von Bindungsstörungen Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin, systemische Familientherapeutin, Redakteurin, Fachbuchautorin, Mutter von Zwillingen, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie: Kinderentwicklung, Spezialthemen Sauber werden, Chronische Erkrankungen, Sexueller Missbrauch Klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsinstitut für Klinische Psychologie Salzburg, Mitarbeiterin der CDK Universitätsklinik für Kinder-/Jugendpsychiatrie: Kinderentwicklung und psychische Gesundheit Leiter eines Handwerksbetriebes im Land Salzburg: engagierter Papa von zwei Kindern Logopädin, Referat Kinderbetreuung, Elementarbildung, Familien: Sprachentwicklung, Sprachförderung Erziehungswissenschafterin, Referentin für Montessori-Pädagogik, Dir.in des Ausbildungsinstituts für Mitarbeitende in der Erwachsenenbildung, Early Life Care: Kindgerechte Umgebung

Dr. Rüdiger Opelt

Klinischer Psychologe, Psychotherapeut und Supervisor: Familie und familiäre Beziehungen Univ. Ass. Mag. Fachbereich ErziehungswissenDr. Andreas Paschon schaften, Universität Salzburg: Erziehung und Pädagogik, Evaluation von Bildungsprozessen Angelika Reichartzeder, MSc Dipl. Ergotherapeutin: Frühförderung und Ergotherapie für Kinder Dr.in Christina Repolust Literaturpädagogin, Referat für Bibliotheken und Leseförderung der Erzdiözese Salzburg: Kinderbücher, Elternlektüre, Spiele Primarius Univ. Prof. Vorstand der Universitätsklinik für KinDr. Wolfgang Sperl der- und Jugendheilkunde, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Early Life Care: Gesundheit und Entwicklung des Kindes Psychologin, Traumatherapeutin, Dr.in Theresia Staudinger Mediatorin: Elternberatung - Frühe Hilfen, Referat Kinder- und Jugendhilfe, Entwicklungspsychologie Magdalena Taferner Physiotherapeutin für Kinder und Babys, Rotatherapie, CranioSacral Therapie: Motorische Entwicklung, Bewegungsförderung und Haltungsprophylaxe Verein Frau und Arbeit Wiedereinstieg in den Beruf Alleinerziehende Dr. Ernst Wenger Kinderarzt, Schulärztlicher Dienst: Fachärztlich-praktische Anwendung Gruppenleiterin bei Rainbows: Mag.a Vera Wimmer Kinder, die von Scheidung und Trennung oder von Tod in der Familie betroffen sind Mag. (FH) Leiter Landeskindergarten SchanzlSebastian Wirnsberger gasse, Psychotherapeut, Beratungsansprechpartner bei JoJo: Spiel, Kreativität, praktische Anregungen

FACHBEIR AT / IMPRESSUM

Ass. Prof.in Dr.in Silvia Arzt


IMPRESSUM

GESTALTUNG

Text: Bernhard Rems Lektorat: Mag.a Michaela Habetseder Illustration: Günter Patoczka Umschlag: die fliegenden fische Umschlagfoto: Andreas Hechenberger Layout & DTP: Helmut Guggenberger

HERSTELLUNG

Verlag für Kommunikation Dominikus Guggenberger, Oberndorf bei Salzburg Druck: offset 5020 druckerei und verlag gesellschaft m.b.H., Siezenheim Die Elternbriefe wurden 1977 erstmals herausgegeben, 1997 gänzlich überarbeitet, 2017 nach den Vorgaben des Landes-CDs neu gestaltet und werden inhaltlich regelmäßig aktualisiert.

REDAKTIONSLEITUNG

DSA Mag.a Brigitte Singer, Pädagogin, Salzburger Bildungswerk, Elternbildung

REDAKTIONSTEAM

Mag.a Lucia Eder, Pädagogin, Land Salzburg, Zentrum für Kindergartenpädagogik Dr.in Andrea Holz-Dahrenstaedt, Land Salzburg, Kinder- und Jugendanwältin Mag.a Ulrike Kendlbacher MIM, Land Salzburg, Leiterin des Referates Elementarbildung und Kinderbetreuung Laura Popovic, Mutter von 2 Kindern und Elementarpädagogin Maria Schnitzhofer, BSc, Früherzieherin, Elementar- und Sonderkindergartenpädagogin, Ergotherapeutin Mag.a Christine Schrattenecker, Psychologin, Land Salzburg Elternberatung – Frühe Hilfen Mag.a Helga Topf-Habbaz, Klinische und Gesundheitspsychologin Mag.a Dr.in Monika Vogl, Land Salzburg Leiterin des Referates Jugend, Familie, Integration, Generationen

VERLEGER

Salzburger Bildungswerk in Zusammenarbeit mit dem Land Salzburg

HERAUSGEBERSCHAFT

Dipl. Ing. Richard Breschar Mag.a Dr.in Monika Vogl Alle: Strubergasse 18/3, 5020 Salzburg Aufl. 01/2021

Bitte Bestellkarte schicken! Wenn Sie die kostenlose Zusendung unserer Elternbriefe einschließlich der Beilagen und sonstigen Ergänzungen zu den Elternbriefen wünschen, senden Sie bitte die beiliegende Bestellkarte – in Blockschrift ausgefüllt – ab oder nutzen Sie die Bestellmöglichkeit über das Internet: elternbriefe.salzburg.at/bestellen Der Versand erfolgt durch das Land Salzburg. Es wird in diesem Zusammenhang ausdrücklich zugesichert, dass alle Angaben ausschließlich für den Versand der Elternbriefe sowie der Beilagen und sonstigen Ergänzungen zu den Elternbriefen verwendet werden und dass alle mit diesen Daten befassten Personen einer besonderen Verschwiegenheitspflicht im Sinne des Datenschutzgesetzes unterliegen. Mit freundlichen Grüßen für die Landesregierung Mag.a Dr.in Monika Vogl


Das zweite Lebensjahr

Das erste Lebensjahr

1

2

Der 1. Geburtstag:

8

1 1/4 Jahre:

9

1 1/2 Jahre:

Hoppla, jetzt komm’ ich … Sich freuen können • Die neue Situation • Alleinerziehende

10

7 bis 8 Monate:

11

9 bis 10 Monate:

12

11 bis 12 Monate: Ich habe meinen eigenen Kopf … Meine Familie • Erste Worte • Gibt es „zu gute“ Eltern?

2 1/4 Jahre: Ich fürchte mich so! … Ängste • Schlafstörungen • Urlaubsfreuden

13

Sicher ist sicher … Täglich etwas Neues • Erste Grenzen • Frustration • Abstillen?

6

Der 2. Geburtstag: Erst komm’ ich, dann komm’ ich … Was heißt hier „nein“? • Bitte zu Tisch

Ich nehme die Welt in die Hand … „Fremdeln“ • Schüchternheit und Zorn • Jeder Tag ist Vatertag

5

1 3/4 Jahre:

Das dritte Lebensjahr

Geschickt, gescheit und neugierig … Entwicklung des Babys • Erste Zähne • Sind Sie noch ein Paar?

4

Viele bunte Seiten … Bilder • Sprache • Phantasie • Mein Platz in eurer Mitte

Schmutzig ist glücklich … Das bewegte Kind • Die Zähnchen der Naschkatzen

3 bis 4 Monate:

5 bis 6 Monate:

Ein Jahr voller Leben … Von Frühstartern und Spätzündern • Auch Sie haben Geburtstag

Hilfe, ich helfe! … Hab’ ich ein böses Kind? • Freunde für’s Leben

Die ersten 8 Wochen:

Ich hab’ mich so an dich gewöhnt ... Geborgenheit • Beziehungen • Herausforderung • Überforderung

3

7

2 1/2 Jahre: Ich bin, was ich will … Rollenspiele • Spiele • Bücher • Selber machen

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2 3/4 Jahre: Zwick zwack krank … Krankheit • Arztbesuch • Hygiene • Töpfchen oder Tröpfchen?

BRIEFE - ÜBER SICHT

Elternbriefe 1 bis 26 und 4 Sonderbriefe


Das vierte Lebensjahr

Das sechste Lebensjahr

15

23

Der 3. Geburtstag: Ich weiß, was ich will … Kindergarten leicht gemacht • Hab mich lieb - aber nicht immer

16

3 1/4 Jahre:

Das ist toll! Ich will das sehen! … Fernsehen • Computer • Internet • Kindesmissbrauch - keine Tabus!

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Ausgeschnuppert. Jetzt geht’s los … Soziale Integration im Kindergarten • Mein, dein, was soll das sein?

17

3 1/2 Jahre:

3 3/4 Jahre: Aufgeschaukelt … Soziales Verhalten • Agressionen • Nur du und ich - die Eifersucht

5 1/4 Jahre: Die schwindelt ja! … Regeln • Spielregeln • Spielend lernen

25

Hosen-Rollen und Rock-Gruppen … Sexualität • und Elternrollen

18

Der 5. Geburtstag:

5 1/2 Jahre: Wenn das Schule macht ... Gedanken zur Schule • Vorbereitung • Wohin zieht die Erziehung?

26

5 3/4 Jahre: Schule, ich komme … Freude ist der beste Lehrer • Auch Eltern müssen lernen

Das fünfte Lebensjahr

Sonderbriefe auf Bestellung

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www.elternbriefe.salzburg.at/spezialbriefe

Der 4. Geburtstag: Zu Besuch bei Petra … Strafe • Verzeihen • Sprachentwicklung

20

4 1/4 Jahre: Jetzt kracht’s aber … Märchen • Bücher • Sexueller Missbrauch

21 22

4 1/2 Jahre:

Religiös erziehen Gottesbild • Beten und Meditieren mit dem Kind • Feste und Feiern

Zweites Kind Neue Rollenaufteilung • Worauf achten?

Der verborgene Schatz

Der Kindergartenstreik … Sich freuen können • Die neue Situation • Alleinerziehende

Unser Kind hat eine Behinderung • Betroffene Eltern erzählen

4 3/4 Jahre:

Trennung

Hab’ ich das gut gemacht? … Lob • Tadel • Ermutigung • Grenzen

Vater und Mutter bleiben trotz Trennung


THEMEN A-L

A

Elternbrief/Seite

F

Elternbrief/Seite

Aggressives Verhalten, Streiten

9/5, 15/4, 18/1-2,

Familienberatung

Hilfe für Familien/4

18/6, 20/1-3

Fernsehen

15/3, 19/7, 20/7,

Angst, sich fürchten

12/1-3, 23/4

Fremdeln

4/2-3

Auto-Kindersitz, Radhelm

17/8, 18/8

Freunde

8/2, 9/3, 19/1

B

G

Behinderung

Spezialbrief auf Bestellung

Gedeihstörungen

1/3

Beratungstelefon

Hilfe für Familien/3

Geschichten, Erzählen

8/1

Großeltern

6/2

Berufstätigkeit

7/8, 14/8

Bücher, Bilderbücher

13/7, 20/5-6

D

H

Handystrahlung, Mobiltelefon

19/6

2/6

Hausapotheke

10/8

Dickschädel, Zorn

6/6, 11/1, 15/1-2

Höflichkeit

18/3

Drogen und Sucht

26/8

Hygiene, Sauberkeit

10/1

Daumenlutschen

THE MEN–INDE X

23/1-3

Allein erziehende Mütter / Väter 1/2

Index E

K

Kindergarten

15/5, 16/1-3,

7/6, 17/4, 18/4

Kinderrechte

26/7

1/6, 3/1, 3/3, 4/1,

Kindesmissbrauch

23/5

5/1, 7/3, 13/1-2,

Kleidung, Schuhe

9/7, 10/3, 17/7,

Konsequent sein

4/5, 22/7

5/8, 10/9, 14/1-4

Eigentumsstreitigkeiten

16/4, 19/2

Elternrolle, Partnerschaft

1/4, 3/2, 3/7, 6/7,

Entwicklungsschritte

16/8, 21/1-3

26/6

18/7, 19/5, 24/2

Erschöpfungszustände nach der Geburt

1/5

Krankheiten, Krankenhaus

Erste Hilfe

10/8

L

Erziehungsberatung

Hilfe für Familien/5

Laufen lernen

7/4

Essen

3/5-6, 4/6,

Lob, Tadel

22/3

11/5-6, 21/6

Lügen

22/5


THEMEN M-Z

M

Elternbrief/Seite

Musische Entwicklung,

S

Elternbrief/Seite

Spiele, Spielen

8/5, 9/4-6, 12/4, 13/8,

Singen, Malen

12/5, 19/4, 23/7-8

Mutter/Elternberatung

Broschüre

Sport

Hilfe für Familien/6

Sprechen und Hören,

14/5, 17/6, 24/3 17/5

Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen

Sprachentwicklung

6/5, 8/6, 19/8

Gesamtübersicht:

Broschüre

Starallüren

11/8, 21/3

Hilfe für Familien/8

Stillen

1/7, 5/5

N Nein sagen

T 5/7, 6/1, 11/2,

Taschengeld

25/6

19/3

Tod und Abschied

16/6

Trennung, Scheidung

U

Spezialbrief auf Bestellung

2/8

Überforderung und Wut

2/5, 18/5

Spezialbrief auf Bestellung

Urlaub

12/6

P Plötzlicher Säuglingstod

R Religiöse Erziehung

V

xednI S

Sauber werden, Topferl

7/5, 11/4, 14/6-7

Vaterrolle

4/4

Schimpfworte

16/5

Z

Schlafgewohnheiten

1/6, 2/4

Zähne, Zahnpflege

3/4, 10/4-5, 26/5

Zweites Kind

Spezialbrief auf Bestellung

Schlafstörungen

1/3

Schreiambulanz

1/3

Schüchternheit

4/7

Schule

25/1-4, 26/1-4

Sexualerziehung, Geschlechtsidentität

9/8, 13/3, 15/7,

17/1, 20/8, 24/5

Sicherheit

5/2, 8/4


Informationen rund um die Uhr: www.oesterreich.gv.at

Zu erledigen

Zeitpunk

Auskunftsstelle

Unterlagen

Vaterschaftsanerkenntnis bei unehelicher Geburt

so bald wie möglich

Standesamt, Jugendamt, Gericht oder Notar

Geburtsurkunde des Vaters und Staatsbürgerschaftsnachweis bzw. Reisepass

Geburtsurkunde

innerhalb einer Woche nach der Geburt - wird für die Wohnsitzanmeldung benötigt

Standesamt (Die Anzeige der Geburt erfolgt durch das Krankenhaus oder durch die Hebamme.)

Eheliches Kind: Geburtsurkunde der Eltern sowie Heiratsurkunde, Meldezettel und Staatsbürgerschaftsnachweis bzw. Reisepass Uneheliches Kind: Meldezettel, Geburtsurkunde und Staatsbürgerschaftsnachweis der Mutter, Vaterschaftsanerkenntnis

Anzeige der Geburt

(beides meist schon im Krankenhaus möglich)

Meldezettel Wohnsitzanmeldung des Neugeborenen

so bald wie möglich – innerhalb von 3 Tagen nach Rückkehr aus Geburtenstation (meist schon über das Krankenhaus möglich)

Meldeamt der zuständigen Gemeinde

Geburtsurkunde des Kindes 1 Meldezettel für das Kind Lichtbildausweis der Eltern

Wochengeld Krankenhaus- und Hebammenkosten

so bald wie möglich – ist gleichzeitig die Anmeldung des Kindes zur Krankenversicherung und Ausstellung seiner e-card

zuständige Krankenkasse Zusatzkasse

Geburtsbestätigung bzw. Geburtsurkunde Spitalentlassungsschein

Familienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag

Pro Kind wird Eltern, unabhängig von ihrer Beschäftigung oder ihrem Einkommen, Familienbeihilfe ausbezahlt und der Kinderabsetzbetrag berücksichtigt.

kein Antrag notwendig – wird automatisch auf ein Konto der Eltern überwiesen

Mehrkindzuschlag bei 3 oder mehr Kindern

Muss jährlich mit der Arbeitnehmerveranlagung bzw. Steuererklärung geltend gemacht werden.

EU-Bürger: Anmeldebescheinigung; Nicht EU-Bürger: Gültiger Aufenthaltstitel (jeweils für Antragsteller und Kind) Fehlende Informationen, z.B. die Bankverbindung werden von der Finanzverwaltung angefordert.

Kinderbetreuungsgeld Beim Kinderbetreuungsgeld kann aus zwei Bezugsvarianten gewäht werden (Änderung der gewählten Variante innerhalb von 14 Tagen ab Antragstellung möglich).

Antrag ab dem Tag der Geburt bis spätestens 6 Monate nach der Geburt (bei Wochengeldbezug Auszahlung im Anschluss an diesen Bezug). Zwei Bezugsvarianten möglich: • entweder die Form eines einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeldes • oder die Form eines flexiblen Kinderbetreuungsgeld-Kontos. Es sind bis zu 851 Tage Bezug möglich.

Krankenversicherungsträger, bei dem Sie zuletzt versichert gewesen sind. Beratung dazu bietet Ihre Krankenkasse oder das Familienservice des BKA, Tel: 0800 240262.

Antragsformular, Geburtsurkunde, Meldezettel von Bezieherin/vom Bezieher und Kind als gemeinsamer Hauptwohnsitz; Mutter-Kind-Pass mit 6 bestätigten Untersuchungen (fünf Schwangerschaftsuntersuchungen und die erste Untersuchung des Kindes); Bestätigung über berechtigten Aufenthalt in Österreich, Asylkarte

Beihilfe zum Kinderbetreuungsgeld

Antrag mit bzw. während des Kinderbetreuungsgeldes (evtl. rückzuzahlen, wenn Zuverdienstgrenze oder Partnereinkommen überschritten)

Krankenversicherungsträger

Antragsformular bei Ehe oder Lebensgemeinschaft mit Unterschrift beider Eltern

Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen – bitte unbedingt beachten: Voraussetzung für den vollen Bezug des Kinderbetreuungsgeldes sind alle 5 Untersuchungen der werdenden Mutter (auch die interne Untersuchung bei einem Internisten oder praktischem Arzt ist notwendig) und die ersten 5 Untersuchungen des Kindes. Diese 10 ärztlichen Untersuchungen müssen dem österreichischen Mutter-Kind-Pass-Programm entsprechen (auch hinsichtlich Anzahl, Art und Umfang der Untersuchungen sowie vorgeschriebene Durchführungszeitpunkte). Ansonsten reduziert sich das Kinderbetreuungsgeld um 1.300 Euro pro beziehendem Elternteil. Die Termine für die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen finden Sie auf der Rückseite der beiliegenden Broschüre „Hilfe für Familien“.

BEHÖRDENWEGE

Was ist nach der Geburt zu tun?


Was noch wichtig ist:

Informationen rund um die Uhr: www.oesterreich.gv.at

Karenz rechtzeitige Meldung in nachweislicher Form (z.B. eingeschriebener Brief)

Der Dienstgeber ist rechtzeitig – spätestens am Tag vor Ablauf der Mutterschutz-Frist – von der Inanspruchnahme in Kenntnis zu setzen, damit Sie den Anspruch auf Karenz wahren. Bei Teilung der Karenz zwischen den Eltern muss die Meldung an den Dienstgeber der Mutter innerhalb der Schutzfrist nach der Geburt erfolgen, an den Dienstgeber des Vaters innerhalb von acht Wochen nach der Geburt oder für beide spätestens drei Monate vor Ablauf der Karenz des anderen Elternteils. Achtung: Kündigungsschutz nur 4 Monate vor Karenzantritt!

Pensionssplitting

Eltern können freiwillig Pensionsteilgutschriften des erwerbstätigen Elternteils auf das Pensionskonto des erziehenden Elternteils übertragen lassen, um so den durch die Kindererziehungszeit entstehenden pensionsrechtlichen Verlust beim betreuenden Elternteil auszugleichen. Nicht abgegoltene Kindererziehungszeiten hinterlassen im Pensionskonto für Frauen oft eine Lücke, die erst bei Pensionsantritt realisiert wird. Erkundigen Sie sich in jedem Fall, was das für Ihre Vorsorge bedeutet! Auskünfte und Beratung: zuständige Pensionsversicherung

e-card/Sozialversicherungskarte

Die e-card für Ihr Kind wird mit der Anmeldung zum Wochengeld ausgestellt – sie hat mehrere Funktionen: • Krankenscheinersatz: Für einen Arztbesuch wird kein Krankenschein mehr benötigt, sondern nur mehr die e-card. Diese gilt für jeden Vertragsarzt und ist zeitlich unbegrenzt gültig. • Auslandskrankenscheinersatz: innerhalb der EU-Mitgliedstaaten, EWR-Staaten und der Schweiz gültig. Dadurch entfällt die Ausstellung der "Urlaubskrankenscheine". • Bürgerkarte (E-Signatur): Mit Zertifikat kann die e-card auch als Bürgerkarte (E-Signatur) verwendet werden.

Chipkarte, von der Informationen über den Versicherungsstatus (zuständige Krankenversicherung) abgerufen werden können Erhöhte Familienbeihilfe

Für Kinder mit einer erheblichen Behinderung wird erhöhte Familienbeihilfe nach ärztlichem Gutachten vom Sozialministeriumservice gewährt. Auskunft dazu beim Finanzamt, bei den Familienberatungsstellen oder im Referat Kinderbetreuung, Elementarbildung, Familien (Tel: 0662 8042-5420).

Nicht eheliches Kind

Grundsätzlich liegt die Obsorge eines nicht ehelichen Kindes bei der Mutter. Sie soll sich auch um die Feststellung der Vaterschaft (Vaterschaftsanerkenntnis) kümmern; dies ist beim Standesamt, bei Gericht, bei einem Notar und beim zuständigen Jugendamt möglich. Beim Jugendamt kann auch gleichzeitig die Unterhaltsleistung des Vaters gemeinsam mit diesem vereinbart werden (Unterhaltsvergleich). Bei Schwierigkeiten in einem dieser Bereiche kann die Mutter das Jugendamt um Unterstützung bitten und eine teilweise Vertretung beantragen. Kontaktdaten der Jugendämter siehe Broschüre „Hilfe für Familien“ Seite 5.

Unterhaltsansprüche und Feststellung der Vaterschaft Reisepass/Personalausweis Gebührenbefreiung

Seit 2012 benötigt jedes Kind ein eigenes Reisedokument. Eintragungen bei den Eltern sind nicht mehr gültig. Bis zum 2. Geburtstag können für österreichische Staatsbürger die Geburtsurkunde (in der Geburtsgemeinde) sowie Staatsbürgerschaftsnachweis und Reisepass (in der Wohngemeinde) gebührenfrei ausgestellt werden.

Beiträge an Religionsgemeinschaften

Wer von seiner Religionsgemeinschaft zu einem Beitrag veranlagt wird, soll auch dort die Geburt des Kindes melden, damit ihm die vorgesehenen Ermäßigungen eingeräumt werden können.

Familienzeitbonus (Papamonat)

Für erwerbstätige Väter, die sich unmittelbar nach der Geburt des Kindes intensiv und ausschließlich der Familie widmen und ihre Erwerbstätigkeit (im Einvernehmen mit dem/der Arbeitgeber/in) unterbrechen, ist ein „Familienzeitbonus“ in Höhe von 22,60 € täglich vorgesehen (der auf ein allfälliges später vom Vater bezogenes Kinderbetreuungsgeld angerechnet wird). Dieser Bonus ist innerhaLb eines ununterbrochenen Zeitraums von 28 bis 31 Tagen und innerhalb eines fixen Zeitrahmens von 91 Tagen nach der Geburt zu konsumieren. Während der Familienzeit besteht eine Kranken- und Pensionsversicherung.

Abfertigung Neu seit 2003

Dienstaustritt aus Gründen der Mutterschaft oder Vaterschaft ist einer der Gründe, die den Dienstnehmer zur beliebigen Verfügung über das angesparte Guthaben bei einer Betrieblichen Vorsorgekasse berechtigen. Infos dazu und wenn der Karenzurlaub geteilt wird bzw. danach eine Teilzeitbeschäftigung gewählt wird, bekommen Sie bei der Arbeiterkammer Salzburg (Tel: 0662 8687-88).

Drucklegung: 01/2021

Redaktionelle Zusammenstellung: DSAin Frieda Aberzger, Referat Elementarbildung und Kinderbetreuung


ELTER NBRIEFE

Hilfe für Familien

Impressum: Medieninhaber: Land Salzburg Herausgeber: Referat 2/01 Elementarbildung und Kinderbetreuung, vertreten durch Mag.a Ulrike Kendlbacher MIM Redaktion: Dr.in Edith Egger, Mag.a Ulrike Kendlbacher, DSA Mag.a Brigitte Singer Umschlaggestaltung, Satz und Grafik: Helmut Guggenberger Foto Titelseite: Andreas Hechenberger Druck: offset 5020, Salzburg Änderungen berücksichtigt bis inkl. 01/2021

Beratung für Familien Materielle Hilfen Forum Familie Elternberatung - Frühe Hilfen Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen


Referat Elementarbildung und Kinderbetreuung 2

Alle Beratungen sind anonym, kostenlos und unterliegen natürlich der Verschwiegenheitspflicht. Therapieangebote sind abhängig von freien Plätzen.

Unser Angebot • Sozialrechtliche Beratung (besonders für werdende Mütter/Eltern) - Salzburg, Gstättengasse 10, 1. OG: Materielle Hilfen für Familien, Beratungs- und Hilfsangebote für Familien in Salzburg. • Logopädie - Salzburg, Hallein, St. Johann, Saalfelden, Hollersbach, Tamsweg: Abklärung und Beratung zur Sprachentwicklung für Kinder im Vorschulalter und kostenlose Therapie für finanziell benachteiligte Familien. Bei Auffälligkeiten und Störungen der Sprache und des Sprechens können Untersuchungstermine vereinbart werden. Nach Notwendigkeit und Maßgabe der Plätze kann eine kostenlose logopädische Therapie für das Kind anschließen. • „First Love“ Ambulanz - am Landeskrankenhaus Salzburg und Krankenhaus Zell am See: Aufklärung und Fragen zur Sexualität für Jugendliche

• Mobiles BeratungsTeam Salzburg (MBT) Erziehungsberechtigte mit Kindern im Alter von 1 bis 6 Jahren und ElementarpädagogInnen können sich an das Team wenden, wenn im Zusammenhang mit Kinderbetreuungseinrichtungen: - herausfordernde Situationen im Gruppenalltag entstehen, - in der Erziehungspartnerschaft zwischen ElementarpädagogInnen und Erziehungsberechtigten Unstimmigkeiten vorhanden sind, - in der kindlichen Entwicklung Fragestellungen auftauchen. Je nach Anliegen kann eine pädagogische und/oder psychologische Beratung in Anspruch genommen werden. Im Mittelpunkt steht immer das Wohl des Kindes.

Vermittlung und Terminvereinbarung: Mo bis Do: 8.00-12.00 und 14.00-16.00, Fr: 8.00-12.00 Uhr Tel: 0662 8042-5421, E-Mail: familie@salzburg.gv.at Details unter www.salzburg.gv.at/familie Beratungstelefon: 0662 8042-5420

• Ambulanz für Familienplanungsfragen am Landeskrankenhaus Salzburg

Sozialberatung Montag: 10.00-12.00 und 14.00-15.00 Uhr Mittwoch:10.00-12.00 Uhr


Materielle Hilfen und Informationen

Diese Hilfe kann eine werdende Mutter beziehen, die sich in einer finanziell schwierigen Lage befindet. Die einmalige Unterstützung in Höhe von maximal € 600,– kann frühestens drei Monate vor dem Geburtstermin beantragt werden. Voraussetzung ist, unter 0662 8042 - 5421 einen Beratungstermin in der Familienberatung zu vereinbaren, um die Situation zu besprechen.

Hilfe nach der Geburt in Ausnahmefällen Eine einmalige Unterstützung nach der Geburt – innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes – kann nach eingehender Abklärung in Ausnahmefällen in Höhe von € 400,– gewährt werden. Ausnahmefälle können sein: Mütter ohne Ansprüche auf Familienleistungen (zB Asylwerberinnen, ausländische Studentinnen).

Finanzielle Unterstützung bei Schulveranstaltungen Beim Referat Kinderbetreuung, Elementarbildung, Familien des Landes Salzburg kann eine finanzielle Unterstützung im Höchstausmaß von € 220,– pro SchülerIn und Kalenderjahr für Schulveranstaltungen jeglicher Art beantragt werden. Den Antrag können Eltern von SchülerInnen stellen, für die Familienbeihilfe bezogen wird. Ein nach Familiengröße berechnetes Einkommen darf nicht überschritten werden. Die Förderung gilt für alle Schultypen.

Kinderbetreuungshilfsfonds Beim Referat kann eine finanzielle Unterstützung für die Elternbeiträge in Kinderbetreuungseinrichtungen beantragt werden. Ein nach Familiengröße berechnetes Einkommen darf nicht überschritten werden. Diese Förderung gilt nicht für Kinder im verpflichtenden Kindergartenjahr.

Förderung bei Mehrlingsgeburten Das Land Salzburg gewährt bei Mehrlingsgeburten eine einmalige Unterstützung pro Kind. Der Antrag ist im ersten Lebensjahr der Kinder beim Referat für Kinderbetreuung, Elementarbildung, Familien einzubringen.

Anträge und nähere Informationen erhalten Sie im Referat Kinderbetreuung, Elementarbildung und Familien des Landes Salzburg, Gstättengasse 10, Postfach 527, 5010 Salzburg, Tel: 0662 8042-5435 oder -5436 oder unter www.salzburg.gv.at/familie.

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MATERIELLE M ATERIELLE LEISTUNGEN HILFE

Hilfe für werdende Mütter


Elternservice des Landes in allen Bezirken 4

Forum Familie unterstützt Sie bei folgenden Fragen:

Bei Interesse am Newsletter von Forum Familie: OnlineAnmeldung über die Homepage auf den Bezirksseiten.

Kinderbetreuung

So erreichen Sie uns

• Hilfe bei Anfragen zu Kinderbetreuungsplätzen • Infos über Ferienbetreuung und -programme • Unterstützung bei der Schaffung von neuen Betreuungsplätzen, auch gemeindeübergreifend

Flachgau:

Hilfs- und Beratungsstellen • Wegweiser für Familien • Auskunft über regionale Hilfs- und Beratungsangebote

Förderung und Beihilfen • Information über materielle Förderungen und Beihilfen

Vernetzung und Informationsaustausch in der Region • Regelmäßige Sozial-Vernetzungstreffen • Enge Zusammenarbeit mit Gemeinden, Sozialeinrichtungen und Initiativen

Infos konkret • • • •

Informationsveranstaltungen zu Familienthemen Online-Broschüre „Geld für die Familienkasse“ Elternbildungskalender Lungau Online-Datenbank Sommerferienprogramme

Dr. Wolfgang Mayr, Tel: 0664 8284238 forumfamilie-flachgau@salzburg.gv.at Tennengau: Mag.a Corona Rettenbacher Tel: 0664 8565527 forumfamilie-tennengau@salzburg.gv.at Pongau: Mag.a Sabine Pronebner Tel: 0664 8284180 forumfamilie-pongau@salzburg.gv.at Pinzgau: Christine Schläffer, Tel: 0664 8284179 forumfamilie-pinzgau@salzburg.gv.at Lungau: Monika Weilharter, Tel: 0664 8284237 forumfamilie-lungau@salzburg.gv.at oder: oder:

www.salzburg.gv.at/forumfamilie https://www.facebook.com/forumfamilie

Gerne stellt Ihnen Ihre Wohnsitzgemeinde den Salzburger Familienpass aus. Nützen Sie diese Ermäßigungen bei Freizeitunternehmungen und Handelsbetrieben! Jetzt auch als app: www.familie-salzburg.at


Kinder- und Jugendhilfe Die Beratungsangebote

bietet Eltern, Alleinerziehenden, Pflege- und Adoptiveltern sowie Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren eine Vielzahl von Hilfen und Unterstützungen an, und ist nicht nur in Krisensituationen da: • Informiert und berät in sozialen und rechtlichen Belangen, vermittelt Angebote wie Tagesmütter, Pflegeeltern und Adoptiveltern, begleitet Eltern vor und nach der Geburt (Elternberatung). • Unterstützt und begleitet Eltern bei schwierigen Erziehungsfragen und bei der Wahrnehmung der Obsorge für ihr Kind, unterstützt in familiären Krisensituationen, bietet Hilfen zur Erziehung an, wie etwa ambulante Betreuung oder den Aufenthalt in sozialpädagogischen Wohngemeinschaften oder bei Pflegeeltern. • Nimmt Hinweise entgegen, wenn ein Kind vernachlässigt oder misshandelt wird, oder das Wohl eines Kindes in anderer Weise gefährdet ist, und veranlasst die zum Schutz des Kindes notwendigen Hilfen. • Übernimmt Rechtsvertretungen zur Feststellung der Vaterschaft, gewährt Unterstützung bei der Festsetzung und Einbringung des Unterhalts für ein Kind, beantragt bei Gericht Unterhaltsvorschüsse. • Die Kinder- und Jugendhilfe ist mit der Obsorge von Kindern minderjähriger Mütter, von Findelkindern und anonym Geborenen betraut.

der Kinder- und Jugendhilfe können von Kindern, Jugendlichen, Eltern, Erziehungsberechtigten, Paaren und Alleinerziehenden kostenlos in Anspruch genommen werden. Über die einzelnen Leistungen können Sie sich auf der Homepage des Landes noch genauer informieren: https://www.salzburg.gv.at/themen/soziales/kinderund-jugendliche Anschriften und Telefon Nr. der Kinder- und Jugendhilfe in den Bezirksverwaltungsbehörden: • Stadt Salzburg, Kinder- und Jugendhilfe: St.-Julien-Straße 20 Tel.: 0662 8072-3261, www.stadt-salzburg.at • Flachgau: BH Salzburg Umgebg., Karl-Wurmb-Straße 17 Tel.: 0662 8180-5847, www.salzburg.gv.at/bezirke • Tennengau: BH Hallein, Schwarzstraße 14 Tel.: 06245 796-6037, www.salzburg.gv.at/bezirke • Pinzgau: BH Zell am See, Saalfeldnerstraße 10 Tel.: 06542 760-6742, www.salzburg.gv.at/bezirke • Pongau: BH St. Johann i. Pg., Hauptstraße 1 Tel.: 06412 6101- 6211. www.salzburg.gv.at/bezirke • Lungau: BH Tamsweg, Kapuzinerplatz 1 Tel.: 06474 6541- 6570, www.salzburg.gv.at/bezirke

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BERATUNGSANGEBOTE

Die Kinder- und Jugendhilfe


Elternberatung - Frühe Hilfen Kinder- und Jugendhilfe 6

Elternberatung – Frühe Hilfen bietet Eltern mit ihren Kindern von 0 bis 6 Jahren umfassende Beratung und Unterstützung an. Fragen zu Pflege, Erziehung, Gesundheit, Ernährung, Familienleben werden von einem multiprofessionellen Team bestehend aus Ärztinnen, Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen, Krankenschwestern, Hebammen und Elementarpädagoginnen gemeinsam bearbeitet. Ziel ist es, die körperliche, seelische und soziale Gesundheit von Kindern zu fördern, Eltern mit ihren Unsicherheiten nicht alleine zu lassen, damit aus kleinen Fragen keine großen Probleme werden. Unsere PsychologInnen stehen für die Erziehungsberatung bis zum 6. Lebensjahr mit Beratung und Begleitung zur Verfügung.

Angebote Elternberatung - Frühe Hilfen • Individuelle Geburtsvorbereitung für Frauen und Paare • Rückbildungsgymnastik in der Stadt Salzburg • Offene Elternberatung (in der Stadt Salzburg und in vielen Gemeinden): Das Team der Elternberatung – Frühe Hilfen – bestehend aus einer Ärztin oder einem Arzt, Dipl. Kinderkrankenpflegerin oder Hebamme und einer Sozialarbeiterin – bietet Ihnen Folgendes: - Ärztliche Untersuchung, Impfung - Wachstums- und Gewichtskontrolle

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- Still- und Ernährungsberatung (Beikost) - Babypflege - Sozialrechtliche Beratung - Erziehungsberatung Treffs zu Pflege-, Still- und Ernährungsfragen sowie Stillrunden und Stillberatung, auch Hausbesuche Eltern-Kind-Gruppen, Babyclubs: Aktivitäten und Spiele für Kinder in der Gruppe je nach Alter, Erfahrungsaustausch unter Eltern, Beratung zu Erziehungsfragen Elterncafé: offener Treff für Eltern und Kinder ohne Anmeldung Sozialarbeiterische Beratung: Unterstützung von Eltern bei ihren Betreuungs- und Erziehungsaufgaben, Informationen und Hilfe in sozialrechtlichen Fragen – Hausbesuche möglich Elternsprechstunde für Schreibabys Elternschulung – Elternbildung Informations- und Bildungsreihen zur Unterstüzung in Erziehungs- und Gesundheitsfragen Psychologische Beratung: Individuelle, kostenlose Beratung von Eltern in Erziehungs- und Beziehungsfragen

Elternberatung:

0662 8042-2887

(Montag bis Freitag von 08:30 bis 12:00 Uhr)


Auskünfte über die aktuellen Angebote der Elternberatungsstellen erhalten Sie für: Stadt Salzburg, Tennengau und Flachgau bei: • Elternberatung – Frühe Hilfen des Landes Salzburg Referat Kinder- und Jugendhilfe Gstättengasse 10, Postfach 527 5010 Salzburg Tel: 0662 8042-2887 (Montag bis Freitag von 08:30 bis 12:00 Uhr) E-Mail: elternberatung@salzburg.gv.at www.salzburg.gv.at/elternberatung www.facebook.com/elternberatung.salzburg für den Pinzgau, Pongau und Lungau bei: • PEPP - gemeinnütziger Verein für Eltern und Kinder im Bundesland Salzburg Kitzsteinhornstraße 45/4, 5700 Zell am See Tel: 06542 56531 E-Mail: office@pepp.at www.pepp.at

Broschüre im Internet unter www.salzburg.gv.at/broschuere_elternberatung.pdf

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ELTERNBERATUNG - FRÜHE HILFEN

- Ehe- und Partnerschaftskonflikte - Trennungs- und Scheidungskonflikte - bei psychischen Problemen - Lebenskrisen - Generationenkonflikten • Erziehungsfragen: - z.B. Umgang mit Kindern bei Trennung, Scheidung, Freunden, Zubettgehen usw. - Bindungsverhalten - frühkindliche Störungen und Frustrationen der Kleinen - Verhaltensauffälligkeiten: z.B. Aggressivität, Ängstlichkeit - Entwicklungsverzögerungen - psychosomatische Beschwerden - Konflikte in der Familie, Geschwisterstreit • birdi: - Information und Begleitung für Familien - Hausbesuche sind möglich


Kinderbetreuung und Schule 8

Kinderbetreuung

Schule

Betreuungsformen:

1. bis 4. Schuljahr: Besuch der Volksschule (Grundschule). Für noch nicht schulreife Kinder, die schon 6 Jahre alt sind, gibt es an Volksschulen die vorschulische Förderung. Informationen dazu erhalten Sie in der Schulservicestelle der Bildungsdirektion für Salzburg.

• Tagesmutter/Tagesvater • Krabbelgruppe (ab 1 Jahr) • Kindergarten (ab 3 Jahre) – Das letzte Kindergartenjahr ist für jedes Kind verpflichtend. • Alterserweiterte Gruppe (ab 1 Jahr, max. bis 16 Jahre) Für den Besuch einer Kinderbetreuungseinrichtung muss die Anmeldung rechtzeitig erfolgen.

Schulpflicht In Österreich besteht allgemeine Schulpflicht. Die Schulpflicht beginnt nach der Vollendung des 6. Lebensjahres. Sie dauert 9 Schuljahre. Das letzte Kindergartenjahr (halbtags) und der Schulbesuch an öffentlichen Schulen ist unentgeltlich. Für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf gibt es verschiedene Arten von Sonderschulen sowie die Möglichkeiten der integrativen Betreuung.

5. bis 8. Schuljahr: Nach dem Besuch der Volksschule stehen den Kindern zwei weiterführende Schulwege offen: • Neue Mittelschule • Unterstufe einer achtjährigen, allgemein bildenden höheren Schule (Gymnasium) An vielen Schulen wird ein gemeinsames Mittagessen sowie Betreuung am Nachmittag angeboten. Informieren Sie sich über Zeiten und Kosten rechtzeitig an der Schule. Eltern sollen ihr Schulkind unterstützen (Lernen, Hausaufgaben, Elternabend, Schulfeste …). 9. Schuljahr und die Jahre danach: Nach dem 8. Schuljahr stehen den Jugendlichen drei weiterführende Schul- und Ausbildungswege offen:


• Polytechnische Schule (einjährig) und anschließend Lehre und Berufsschule („Duales System“) • Berufsbildende mittlere oder höhere Schule • Oberstufe einer allgemein bildenden höheren Schule (Gymnasium)

Für Kinder mit Beeinträchtigung gibt es in Kinderbetreuungseinrichtungen die Möglichkeit der Förderung durch SonderkindergartenpädagogInnen. Im Schulalter Unterstützung durch sonderpädagogische Förderung.

Auskunft für ausländische Eltern Die allgemein bildenden höheren Schulen und die berufsbildenden höheren Schulen schließen mit der Reifeprüfung (Matura) ab. Diese berechtigt zum Besuch einer Universität oder Hochschule. Es besteht auch die Möglichkeit, Lehre mit Matura zu machen. Weiters gibt es für Erwachsene die Möglichkeit der Berufsreifeprüfung. Informationen zur Berufswahlentscheidung bieten die Berufsberatungsstellen des AMS (Arbeitsmarktservice), die Schulpsychologie und Bildungsberatung sowie die Schulservicestelle der Bildungsdirektion. Salzburger Schulservicestelle Claudia Baumann Mozartplatz 10 5020 Salzburg Tel: 0662 8083–1059

Wenn Sie das österreichische Schulsystem nicht kennen, erhalten Sie hier umfassende Informationen – soweit als möglich auch in Ihrer Muttersprache: Magistrat Salzburg / B.I.K. im Amt für Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen Informationsstelle für ausländische Eltern 5020 Salzburg, Mozartplatz 6 Tel: 0662 8072-2961, E-Mail: bik-salzburg@gmx.at Stabsstelle Bildungsdirektion Schulberatungsstelle für MigrantInnen Claudia Baumann Bildungsdirektion für Salzburg 5010 Salzburg, Mozartplatz 10 Tel: 0662 8083–1059 E-Mail: claudia.baumann@bildung-sbg.gv.at www.bildung-sbg.gv.at

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KINDERBETREUUNG UND SCHULE

Kinder mit Beeinträchtigungen


Gewalt ist nie Privatsache! 10

Jede Form von Gewalt ist nach den österreichischen Gesetzen verboten und strafbar. Kinder dürfen nicht Opfer von Schlägen, Misshandlungen oder psychischer Gewalt werden. In Österreich gilt die Kinderrechtskonvention. www.kinderrechte.gv.at

Ihre Rechte als Opfer von Gewalt • Rufen Sie in einer Notsituation (auch innerhalb der Familie) die Polizei: 133. • Die Polizei kann über gewalttätige Personen ein Betretungsverbot für 2 Wochen verhängen. • Wenn Sie länger Schutz brauchen, kann diese Zeit verlängert werden.

Diese Einrichtungen unterstützen Sie Sie sind vielleicht noch nicht sicher, ob Sie Hilfe holen sollen oder brauchen und haben Gewalt beobachtet – hier werden Sie beraten und unterstützt (anonym und kostenlos): • Gewaltschutzzentrum Salzburg Paris-Lodron-Straße 3a/1. Stock, 5020 Salzburg Tel: 0662 870100, E-Mail: office@gewaltschutzsalzburg.at, www.gewaltschutzzentrum.eu • Kinderschutzzentren für misshandelte Kinder Tel: 0800 808088

• Rat auf Draht: Helpline für Kinder und Jugendliche, 24 Stunden, kostenlos, Tel: 147 • Kidsline, Tel: 0800 234123 • Kinderschutzzentrum Salzburg, Tel: 0662 44911 • Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg Gstättengasse 10, 5020 Salzburg, Tel: 0662 430550 E-Mail: kija@salzburg.gv.at www.facebook.com/kijasalzburg Frauennotruf Salzburg: 0662 881100 Frauennotruf Innergebirg: 0664 5006868 Rund um die Uhr www.gewaltfrei.salzburg.at Frauenhelpline: 24 Stunden, kostenlos: 0800 222555 Frauenhäuser in Salzburg • Frauenhaus Stadt Salzburg Tel: 0662 458458 E-Mail: office@frauenhaus-salzburg.at www.frauenhaus-salzburg.at • Frauenhaus Hallein – Haus Mirjam Tel: 06245 80261, E-Mail: hausmirjam@aon.at www.kolping.at/frauenhaus-hallein.html • Frauenhaus Pinzgau Tel: 06582 743021, E-Mail: frauenhaus@sbg.at www.frauenhaus-pinzgau.at/pages/de/gewalt-ist.php

Wenn Sie Gewalt beobachten, z.B. gegen Kinder, Frauen, hilfsbedürftige Menschen oder Personen, die aufgrund von Herkunft, Rasse oder Ethnie bedroht werden, holen Sie Hilfe: • beim zuständigen Jugendamt • bei der Beratungsstelle für Opfer und ZeugInnen von Rassismus: 01 9291399 • oder bei Helping Hands: 0699 11338402. • Im akuten Notfall bei der Polizei: 133!


in Österreich

Nach dem Gesetz sind Frauen in Österreich den Männern gleichgestellt. • Sie dürfen sich frei bewegen, • einen selbst gewählten Beruf ausüben, • dürfen nicht gegen ihren Willen verheiratet werden oder gegen ihren Willen ins Ausland gebracht werden. • Frauen bestimmen selbst, wo sie leben und wohnen, und in Not erhalten sie Hilfe in Frauenhäusern. • Frauen haben einen eigenen Identitätsnachweis (Pass, Personalausweis oder Identitätskarte), den sie selber besitzen und bei sich tragen müssen. • Mädchen sind gleichberechtigt. • Minderjährige Mädchen und auch Burschen dürfen nicht gegen ihren Willen verheiratet werden, auch wenn die Eltern zustimmen (= Zwangsverheiratung). • Beschneidung von Mädchen ist in Österreich gesetzlich verboten. Sie erfüllt den Tatbestand schwerer Körperverletzung und gilt als grobe Menschenrechtsverletzung. Eltern werden auch bestraft, wenn die Beschneidung der Tochter im Ausland erfolgt. Notwohnungen und Hilfe gegen Zwangsheirat erhalten Mädchen und Frauen beim Verein Orientexpress: www.orientexpress-wien.com

Elternbildung in Salzburg

Salzburger Bildungswerk: Elternbildung in den Gemeinden, Mag.a Brigitte Singer (Elternbildung, Frauenbildung, Elternbriefe), E-Mail: brigitte.singer@sbw.salzburg.at www.salzburgerbildungswerk.at Elternschule der Salzburger Landeskliniken: Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Rosemarie Huber, E-Mail: elternschule@salk.at, www.salk-elternschule.at Katholisches Bildungswerk: Eltern-Kind-Zentren, Dr.in Henrike Winkler, E-Mail: ekiz@bildungskirche.at www.bildungskirche.at/ElternKindEinrichtungen.aspx St. Virgil Salzburg: Mag.a Isolde Schauer-Prenninger, E-Mail: isolde.schauer-prenninger@virgil.at, www.virgil.at PEPP - für Pinzgau, Pongau und Lungau: gemeinnütziger Verein für Eltern und Kinder im Bundesland Salzburg: Kitzsteinhornstraße 45/4, 5700 Zell am See, Tel: 06542 56531, E-Mail: office@pepp.at, www.pepp.at Elternbildung und Information bieten auch: Initiative Birthday: www.birthday-salzburg.com Kinderschutzzentrum: www.kinderschutzzentrum.at Katholischer Familienverband: www.familie.at Eltern-Bildung des Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend: Themen und Angebote in ganz Österreich mit sehr übersichtlicher Veranstaltungssuche: www.eltern-bildung.at Weiterbildungsdatenbank Salzburg: www.weiterbildung.salzburg.at

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WICHTIGE INFORMATIONEN

Die Stellung der Frau


Nicht vergessen! Die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen sind kostenlos! Zusätzlich zu den allgemeinen Untersuchungen sind mehrere wichtige Spezialuntersuchungen vorgesehen.

Der Mutter-Kind-Pass Die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen für Schwangere und Kinder sind wichtig und werden bis zum vollendeten 14. Lebensmonat finanziell unterstützt. Neu ab 2014 ist die Möglichkeit, eine einstündige Hebammenberatung zwischen der 18. und der 22. Schwangerschaftswoche in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus werden weitere kostenlose, medizinisch wichtige Untersuchungen bis zum 5. Lebensjahr weitergeführt. Dabei geht es um die Früherkennung von Krankheiten. Zum Beispiel gibt es heute kaum mehr die früher so gefürchteten Hüftoperationen bei Kleinkindern. • Achtung: Werden die ersten fünf Untersuchungen nicht bis zum Ende des 18. Lebensmonats des Kindes nachgewiesen, so gebührt das Kinderbetreuungsgeld je nach gewählter Anspruchsdauer ab dem 13., 17. bzw. 25. Lebensmonat des Kindes nur mehr zur Hälfte. • Die Finanzierung des Systems war deshalb möglich, weil Österreichs Ärzte über mehrere Jahre auf eine Anhebung von Honoraren aus dem Mutter-Kind-Pass verzichtet haben. Wir hoffen, dass Eltern im Sinne ihrer Kinder auch in Zukunft die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen uneingeschränkt in Anspruch nehmen werden.

Die niedergelassenen Ärzte

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In der 1. Lebenswoche Ihres Kindes Untersuchung des Neugeborenen + 1. Hüft-Ultraschall-Untersuchung In der 4.-7. Lebenswoche Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung + Orthopädische Untersuchung + 2. Hüft-Ultraschall-Untersuchung in der 6.-8. Lebenswoche Ihres Kindes Im 3.-5. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung Im 7.-9. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung + Hals-Nasen-Ohren-Untersuchung Im 10.-14. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung + Augenuntersuchung Im 22.-26. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung + Augenuntersuchung beim Augenarzt Im 34.-38. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung Im 46.-50. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung Im 58.-62. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung


Jetzt bin ich also da. Klein, laut und vor allem eines – lieb. Viele finden mich unglaublich süß, das hat die Natur schon so eingerichtet. Ich muss angelächelt, gekuschelt, umsorgt und umhegt werden. Ich spüre, dass ich für meine Umwelt eine große Veränderung bin. Meine Eltern sind jetzt nämlich genau das: Eltern. Ihr Leben hat sich mit mir gewandelt – und ich weiß, dass das vielleicht nicht immer einfach sein wird. Aber habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, dass sich auch mein Leben verändert hat, nämlich ganz gewaltig? Zuerst hatte ich es wohlig warm, musste mich um nichts kümmern. Dann war es plötzlich kalt, laut, grell – nicht gerade das, was man sich unter „angenehm“ vorstellt. Daher solltet ihr wirklich viel mit mir

kuscheln und mich schonend an die Welt gewöhnen. Essen und Trinken – für mich ganz neu ... Ab diesem Moment kommt noch eine völlig neue Erfahrung für mich dazu: Nahrung aufnehmen. Das ist ganz schön anstrengend, ich schaff’s oft nur ein bisschen zu trinken und brauch’ dann eine Pause, dann hab’ ich bald wieder Hunger. Ganz schön schwierig ist dann das Verdauen. Verdauen zwickt und zwackt, ein unangenehmes Gefühl im Bauch – und es ist die Quelle manchen Schreiens. Das wird eine gewisse Zeit andauern, aber irgendwann gibt sich das. Manche meinen übrigens, dass die Buben dabei mehr Probleme haben als wir Mädchen – ich weiß das nicht. Ich kann nur sagen: Rülps.

Hoppla, jetzt komm’ ich…

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DIE ERSTEN 6 WOCHEN

Elternbrief


Elternbrief 1

Mutter, Vater, Kind ... ? 2

Auch wenn sich viele wünschen, dass die eigene Familie aus Vater, Mutter und Kindern besteht und liebevolle Großeltern unterstützend zur Seite stehen, kann und darf Familie auch ganz anders sein. Es geht weniger darum, WER zur Familie gehört, als darum, WAS Familie ausmacht. Wenn ein Kind geboren wird, werden die Menschen, die für das Kind da sind, es versorgen, beschützen, trösten, ihm Orientierung geben und sich mit ihm freuen, zur Familie. Diese Menschen gehören zu seinem Leben und es wird zu ihnen eine Bindung aufbauen und ihnen vertrauen. Manchmal ist es so, dass nicht beide Elternteile in einem gemeinsamen Haushalt mit dem Kind leben. Wenn sich aber beide Elternteile regelmäßig und verlässlich um das Kind kümmern, gehören auch beide für das Kind zur Familie, genauso wie Halb- und Stiefgeschwister.

Auch andere beständige Bezugspersonen, z.B. Großeltern, Paten, Freunde, Nachbarn, können zu Familienmitgliedern werden. Familie kann richtig bunt und individuell sein. Woher komme ich ? Es ist egal, wie eine Familie zusammengesetzt ist, oder welche Personen zu einer Familie gehören oder nicht. Das Kind hat ein Recht darauf zu erfahren, woher es kommt. Es ist für die seelische Entwicklung des Kindes wichtig, Antwort in Bezug auf seine biologische Herkunft zu bekommen. Und irgendwann kann es dann selber entscheiden, ob es diesen Menschen kennenlernen und in sein Leben lassen möchte. Auch wenn es sich in den Elternbriefen um eine traditionelle Familie mit Vater, Mutter, Kind handelt, möchten wir mit den darin enthaltenen Tipps und Anregungen alle Familienformen ansprechen. Gerade in der ersten Zeit mit einem Neugeborenen können viele Fragen und Unsicherheiten entstehen. Dafür hat das Land Salzburg verschiedene Anlaufstellen eingerichtet.

Referat Elementarbildung und Kinderbetreuung 5020 Salzburg, Gstättengasse 10/1 Tel.: 0662 8042-5421 Elternberatung: Fasaneriestraße 35 Tel.: 0662 8042-2887 elternberatung@salzburg.gv.at Hier erfahren Sie auch die Kontaktadressen weiterer Beratungsstellen in Stadt und Land Salzburg.


Die ersten 6 Wochen

Schreien, das ist eine Art, wie ich mich mitteile. Ihr müsst es mir nachsehen – in meiner Lage ist das wirklich die einzige Möglichkeit, euch zu sagen, dass mir etwas nicht passt. Und Gründe dafür gibt es viele: Entweder ich bin einfach auf der Suche nach Kontakt, hungrig oder müde, mein Bauch zwickt, irgendetwas hat mich erschreckt, mir ist kalt oder heiß, die Windel ist nass und und und. Wenn ich schreie, bitte kümmert euch um mich! Ihr werdet in der nächsten Zeit immer besser wissen, was mir fehlt, damit ist es leichter, mein Bedürfnis zu stillen. Wenn mir alles zu viel ist, bin ich so angespannt, dass ich mich gar nicht ankuscheln kann, um zur Ruhe zu kommen. Versucht, euch selber zu beruhigen, dann kann ich mich auch beruhigen. Wenn ich zufrieden bin, dann kann man mir das

vom Gesicht ablesen. Habt ihr jemals schon etwas so Wunderbares gesehen wie ein glückliches Baby? Alles an mir drückt dann Harmonie und Zufriedenheit aus. Übrigens, ich seh’ noch nicht perfekt, aber von der Welt abgeschlossen, wie manche meinen, bin ich nicht. Meine Mutter und meinen Vater erkenne ich mit links, und wenn sich ein freundliches Gesicht über mich beugt, dann interessiert mich das sehr. Denn ich bin aufnahmebereit, lernfähig und wissbegierig. Eltern machen es ohnehin instinktiv richtig: Wenn sie mit mir sprechen, dann übertreiben sie ein wenig mit der Betonung und wiederholen sich oft – das macht mir viel Spaß. Macht euch selber keine Vorwürfe! Manche Mütter und Väter machen sich zu schnell Vorwürfe, dass sie uns Babys falsch behandeln. Muss aber gar

Lauter Geschrei

nicht so sein. Wenn ihr das Gefühl habt, dass gar nichts hilft, wenn ich schreie, wartet nicht zu lange, um Hilfe zu holen, zum Beispiel bei der „Schreiambulanz“. Ambulanz für Schrei-, Schlaf- und Fütterungsprobleme in der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde (Gebäude Haus E) Tel.: 05 7255-23412 (Terminvereinbarung erforderlich) Elternsprechstunde für Schreibabys der Elternberatung Salzburg: jeden Dienstag von 14.30 bis 16.30 Uhr, Terminvereinbarung nötig: Tel.: 0662 8042-2887, vormittags – das Angebot ist kostenlos. Fasaneriestraße 35, 5020 Salzburg elternberatung@salzburg.gv.at www.salzburg.gv.at/ elternberatung-sbg.htm

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Elternbrief 1

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Mit Essen kann man mich zufrieden machen, glücklich macht ihr mich aber ganz besonders dann, wenn ihr euch um mich kümmert, mit mir kuschelt, mich streichelt und mit mir plaudert.

Schön, euch zu spüren Bei der Babypflege ist eine gute Gelegenheit dazu – bitte lasst euch nicht durchs Handy ablenken. Ich muss einfach spüren, dass ich nicht allein bin auf dieser Welt. Kommt bitte gleich und lasst mich nicht allein beim Schreien. Das gibt mir Sicherheit. Unterwegs mit mir ... Für unterwegs gibt es praktische und sichere Babyschalen nur fürs Auto, die man auch ausleihen kann, und Tragetücher sind ebenfalls fein für mich. Wenn ihr mich mitnehmt, dann bitte nicht an laute oder unruhige Plätze. Das mag ich nicht. Und verrauchte Räume sind für mich sowieso tabu.

Jetzt Eltern sein ... So, man hat Ihnen sicher tausendmal erzählt, wie das sein wird. Natürlich ist es ganz anders. Seien Sie aber beruhigt: Das ideale Elternglück, das in unzähligen Gedichten und Büchern gepriesen wird, das gibt es nicht und hat es nie gegeben. Tatsache ist, dass sich Ihr Leben mit Ihrem Kind ziemlich verändert. Es hat neue Qualitäten gewonnen, neue Freuden, neue Aufgaben und – wie könnte es anders sein – auch neue Anstrengungen und Sorgen. Viele Mütter erleben, dass sie sich nicht immer so richtig über das Kind freuen können (so wie man es von einer „richtigen“ Mutter erwartet). Eine ganz natürliche Reaktion: Erstens ist Kinderkriegen kein Kinderspiel, sondern ziemlich anstrengend, und zweitens ist es ja auch nicht so,

dass mit Ihrem Kind die ewige Glückseligkeit ins Leben einzieht. Kaum ist es da, scheint es der Mittelpunkt der Welt zu sein, um den sich alles dreht. Babys holen sich das, was sie brauchen ... Eher kommen Mütter zu kurz als die Babys. Und eher sind es die Partner, die sich zurückgesetzt fühlen, als das Kind. Hören Sie auch auf Ihre Bedürfnisse. Es hat keinen Sinn, für das Kind auf alles zu verzichten. Denn wer nichts mehr für sich hat, kann auch nichts mehr geben. Seien Sie auch nicht überrascht, wenn es in der Beziehung zu Spannungen kommt. Der neue Mensch in Ihrer Beziehung braucht viel Aufmerksamkeit und erfordert Umstellungen. Es wäre kein Wunder, wenn sich einer der Partner von sei-


Die ersten 6 Wochen

Erschöpfungszustände nach der Geburt Manchen Frauen kommt das seelische Gleichgewicht nach der Geburt ihres Kindes nicht nur zeitweise abhanden, sondern sie geraten in eine länger andauernde seelische Krise, in der sie sich ständig erschöpft, überfordert und nervös fühlen. Dies kann sowohl mit der hormonellen Umstellung zu tun haben, als auch mit der veränderten Familiensituation. Viele Frauen erleben den Übergang aus der unabhängigen Zweierbeziehung in die familiäre Dreiergemeinschaft als Verlust ihrer finanziellen Unabhängigkeit. Plötzliches Abgeschnittensein von sozialen Kontakten, Einbußen an lieb gewonnenen Freiheiten und alten Gewohnheiten, Angst vor der Verantwortung und Ansprüche, eine perfekte Mutter sein zu müssen, lösen dann auch noch Versagensgefühle aus. Für Mütter, die diese Zustände erleben, ist es wichtig, nicht zu schweigen und sich zu

verstecken, sondern mit vertrauten Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde sein und verständnisvolle Verwandte, aber auch eine Mitarbeiterin/ein Mitarbeiter in den Elternberatungsstellen, in einer Familienberatungsstelle oder der Hausarzt/die Hausärztin. Dr. Dores Beckord-Datterl, Psychologin

nem Platz verdrängt und zurückgesetzt fühlt. Setzen Sie sich rechtzeitig damit auseinander, dass aus Partnern, die nur füreinander da waren, jetzt Eltern geworden sind. Bitten Sie Freunde, jemanden aus der Familie oder Großeltern darum, Sie zu unterstützen. Erlauben Sie sich, duschen zu gehen und für sich zu sorgen, diese paar Minuten kommt ihr Kind ohne Sie aus. Papamonat und Väterkarenz sind für Väter eine gute Gelegenheit, von Beginn an eine enge Beziehung zum Baby zu finden und ein Zusammenwachsen der Familie zu fördern.

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Elternbrief 1

Was Ihr Baby schon alles kann 6

Von Geburt an ist Ihr Kind dabei, die Welt zu entdecken. Blickkontakt ist schon sehr bald möglich, allerdings kann es nur auf Armlänge halbwegs scharf sehen. Eltern nähern sich dem Kind ohnehin intuitiv auf diese Distanz. Auch das Hören gelingt schon recht gut. Menschliche Stimmen sind höchst interessant, schon bald versucht das Kind, die ersten Laute zu bilden. Nachahmung – das ist das Um und Auf, wenn auch noch in ganz beschränktem Rahmen.

Sie werden feststellen, dass Ihr Kind Gesichter schneidet, die Zunge herausstreckt und vieles mehr. Dies alles ist der Versuch, das Rundherum nachzuahmen, in Kontakt zu treten. Die Motorik ist noch sehr auf vorgeburtliche Bewegungsabläufe reduziert. Gezielte Bewegungen fallen noch zu schwer. Saugen allerdings geht von ganz alleine. Wie von selbst fängt irgendwann die Hand an, in den Mund zu flutschen. Hindern Sie Ihr Baby nicht daran – es ist völlig natürlich. Babys entdecken durch den Mund sich selbst. Mit Saugen, Nuckeln und „in den Mund Stecken“ erkundet das Baby die Welt.

Neugeborene schlafen viel ... circa 16 bis 18 Stunden am Tag. Aber jedes Baby ist anders. Gerade auf die Welt gekommen, muss Ihr Baby erst einen Schlaf-Wach-Rhythmus entwickeln. Bis dahin braucht es Schlaf, wenn es müde ist. Wenn es merkt, dass es Ihnen körperlich nah sein kann, seine Signale verstanden und seine Bedürfnisse verlässlich befriedigt werden, fühlt es sich geborgen. Das hilft beim Einschlafen.

Schlaf, mein Kindlein, schlaf ein Weniger ist oft mehr – auch bei der Schlafumgebung. Ein Schlafsack, der nicht über den Kopf rutschen kann, ist als „Decke“ empfehlenswert. Am Babynacken können Sie erfühlen, ob ihm zu kalt oder zu warm ist. Legen Sie Ihr Neugeborenes nachts in Rückenlage ins Bett. Wenn Sie bei Ihrem


Die ersten 6 Wochen

wachen Baby sind, stärkt die Bauchlage Rücken- und Nackenmuskeln. Am Tag mag es Ihr Baby auch, wenn es mal zur einen, dann zur anderen Seite gelagert wird. Legen Sie dazu den Arm, auf dem Ihr Baby liegt, vor seinen Bauch und stützen Sie es mit einer Handtuchrolle im Rücken ab. Dann kann es nicht kippen. Sollte Ihr Baby nicht zur Ruhe finden, sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihr Baby gestresst oder angespannt ist, müssen Sie nicht alleine damit zurechtkommen. Beratungsstellen können hier unkompliziert weiterhelfen.

Stillen ... Ja. Ganz einfach ja. Muttermilch ist optimal an die Bedürfnisse von Babys angepasst. Stillen bringt eindeutige Vorteile für die Gesundheit von Mutter und Kind. Wenn Sie es tun können, stillen Sie bis zum sechsten Monat voll.

Mit der Einführung der Beikost zwischen dem 5. und 6. Lebensmonat ist das Weiterstillen bis zum Ende des ersten Lebensjahres empfehlenswert. Gestillte Babys leiden seltener an Erkrankungen, bzw. haben virale oder bakterielle Infektionen einen milderen Verlauf. Die Muttermilch enthält viele Bestandteile, die aktiv gegen Infektionen wirken, und verschiedene Inhaltsstoffe stärken das Immunsystem des Kindes. Es gibt Hinweise, dass Stillen zu weniger Übergewicht im späteren Lebensalter führt und dass das Risiko für bestimmte chronische Krankheiten wie z.B. Diabetes verringert ist. In den ersten Lebensmonaten ist Stillen für den Aufbau einer sicheren Bindung besonders wichtig. Ist aus medizinischem oder einem sonstigen Grund Stillen nicht möglich, gibt es gute Alternativen. Vor allem die Säuglingsmilch-Anfangsnahrungen (PRE–Nahrungen) sind der Muttermilch so weit wie möglich angepasst. Wird ein Baby mit der Flasche er-

nährt, ist es wichtig, beim Füttern regelmäßig die Seite zu wechseln und Blickkontakt mit dem Baby zu halten. Auch sonst ist im täglichen Umgang mit dem Baby besonders auf intensiven Körperkontakt zu achten (Babymassage, Tragen). OA Dr. Erna Hattinger-Jürgenssen, Neonatologin, IBCLC Hilfe, Beratung und Kursangebote bei Stillproblemen, Gewichtszunahme oder Schwierigkeiten beim Essen erhalten Sie bei der Elternberatung - Frühe Hilfen Salzburg (0662 80422887), bei der Elternschule der SALK (www.salk-elternschule.at), bei Hebammen oder einer Stillgruppe.

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Elternbrief 1

So kleine Finger …

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Haben Sie keine Angst, Ihr Kind aufzuheben, zu wickeln, zu baden und herumzutragen. Ihre sanften Griffe und Berührungen tun ihm gut, es kann sich selbst dabei spüren. Einige Grundregeln für den Anfang: Stützen Sie den Kopf, bis Ihr Kind ihn selber halten kann, und ziehen Sie es beim Wickeln nicht an den Knöcheln hoch, das könnte die Bänder überdehnen. Drehen Sie das Baby leicht über eine Seite und schieben Sie die Windel unter. Sie werden vieles richtig und nur weniges falsch machen. Je besser Ihr Kind Ihre eigene Ruhe und Entspannung spüren kann (wenn es z.B. bei Ihnen am Bauch liegt), desto mehr kann es selber zur Ruhe kommen. Es vertraut Ihnen. Je schneller Sie auf Ihr Baby reagieren, desto sicherer fühlt es sich, und die Bindung zwischen Mutter/Vater und Kind wird gestärkt. Sicher gebundene Kinder weinen weniger und entwickeln sich gestärkter. Körperkontakt, Stillen, Zuwendung, Aufmerksamkeit, Einfühlung erleichtern die positive Beziehungsentwicklung. Legen Sie Ihr Handy bewusst weg, wenn Sie sich Ihrem Kind zuwenden.

Spezialbrief Religion Wenn Sie sich näher mit Fragen der religiösen Entwicklung und Erziehung Ihres Kindes beschäftigen wollen, können Sie den Spezialbrief „Religion“ anfordern: www.elternbriefe.salzburg.at/ spezialbriefe Bitte denken Sie an die kostenlose Mutter-Kind-Pass-Untersuchung Ihres Kindes: In der 1. Lebenswoche Untersuchung des Neugeborenen 1. Hüft-Ultraschall-Untersuchung In der 4.-7. Lebenswoche Allgemeine Untersuchung Orthopädische Untersuchung In der 6.-8. Lebenswoche 2. Hüft-Ultraschall-Untersuchung

Religiös erziehen - ja oder nein? Kindertaufe, Gottesbild, Feste und Feiern, Beten und Meditieren mit Kindern, Buchempfehlungen und einiges mehr sind Inhalte dieses Briefes.

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 01/2021


Elternbrief

Ich hab´ mich so an Dich gewöhnt…

Baden genieße ich besonders – das Plantschen im warmen Wasser macht mir richtig Spaß. Euch, meine Eltern, kenne ich jetzt auch schon sehr gut.

3. UND 4. MONAT

Jetzt bin ich schon ein paar Monate bei euch, und unser Zusammenleben hat sich recht gut eingespielt. Wickeln, Füttern, Baden – für uns ist das jetzt nicht mehr so neu wie es am Anfang war, und uns allen bereitet das ziemliches Vergnügen. Aber ich muss schon ehrlich sagen, ich bin ein echtes Sonnenkind, bis auf einige kleine Ausnahmen. So wie manche meiner Altersgenossen stelle ich mich nicht ganz so leicht auf das Leben außerhalb Mamas Bauch um. Jeder hat so seine eigenen Probleme, ist ja klar ... Ich zum Beispiel kämpfe ein wenig mit Verdauungsproblemen. Andere Kinder haben da weniger Schwierigkeiten, tun sich aber dafür schwer mit jeder Art von Veränderung, und wiederum andere sind so sensibel, dass ihnen bald einmal etwas zu laut, zu grell, zu schnell oder einfach zu viel ist. Da weiß ich von einem Nachbarjungen, der schafft es gar nicht, zur Ruhe zu kommen, braucht dazu seine Eltern, die viel Ruhe ausstrahlen.

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Wenn ich einen von euch sehe, dann huscht mir ein Lächeln über das Gesicht. Schön, euch zu haben!


Elternbrief 2

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Wach und ausgeschlafen freue ich mich, wenn ihr mit mir spielt. Meine Lieblingsspiele sind momentan die mit den Fingern: Du beugst dich dann zu mir und lässt deine Finger auf mir spazieren gehen, so wie es die Tiere im Gedicht tun, das du dazu aufsagst: „Kommt ein Bär, der tappt so schwer. Kommt ein Mäuschen, sucht ein Häuschen. Kommt ein Mückchen, baut sich ein Brückchen. Kommt ein Floh – und der macht so!“ Beim Floh werde ich gekitzelt, und dann gluckse ich vor Vergnügen. Oder: Dein Finger summt in der Luft herum und landet bei „Ssssst“ jedes Mal auf mir. Ich habe alles gerne, was ich spüren kann. Wenn du mich hochnimmst und auf den Armen schaukelst, wenn du mich herumträgst oder mit mir tanzt und singst oder plauderst, dann bin ich glücklich und zufrieden.

Ich bin auch interessiert an dem, was um mich herum vorgeht. Ich brauche jetzt jemanden, der mir viel Ruhe gibt, um all das Neue zu verarbeiten, weil ich mich bei so viel Spannendem rundherum oft selber überfordere. Es gibt so viel zu entdecken. Momentan liebe ich alles, was Geräusche macht. Mein Vater hat mir ein tolles Spielzeug über das Bett gehängt: Da sind lauter Dinge dran, die ich schütteln und nach denen ich mich strecken kann. Auch eine Rassel habe ich schon. Ich kann sie zwar immer nur einige Sekunden lang halten, weil meine Bewegungen noch nicht so gut aufeinander abgestimmt sind, aber die Rassel ist trotzdem das reinste Vergnügen für mich. Meine Eltern haben darauf geachtet, dass Farbe und Material mei-

Zeigt mir die Welt!


3. und 4. Monat

nes Spielzeuges unbedenklich sind. Viel brauche ich jetzt noch nicht, denn das wichtigste „Spielzeug“ seid ihr. Mit euch bin ich recht ausdauernd bei der Sache. Kitzeln, streicheln, einfach in Kontakt mit euch zu sein, das ist super. Dein Gesicht macht mich besonders glücklich. Wenn ich was tue, dann reagierst du nämlich – und ich reagiere wieder auf dich. So unterhalten wir uns miteinander – und ich kann dabei einiges lernen. Eine Bitte an euch ... Weil ihr Erwachsenen mit euren Gedanken oft weit voraus seid, noch eine Bitte: Ich habe eine Menge an Empfindungen zu verdauen, daher könnt ihr mich mit zu viel des Guten auch überfordern. Wenn ich Grimassen schneide, unruhig herumwetze, lästig quengle oder weine, dann reicht es mir – ich brauche Ruhe. Wenn ich gefüttert und gewickelt bin, erschreckt nicht, wenn ich mal schreie - ich brauche das, um wieder locker zu werden. Dabei tut es mir gut, wenn ihr mich nahe und ruhig haltet.

Bitte vergessen Sie nicht auf die jetzt fällige Mutter-Kind-Pass-Untersuchung Vorgesehen im 3.-5. Lebensmonat Ihres Kindes: Allgemeine Untersuchung

Das mit dem Spielen und Streicheln ist mir nicht „bloß“ angenehm, es ist ganz wichtig für mich. Wenn wir einander nahe sind und wir es angenehm haben, fasse ich viel Vertrauen zu euch. Ihr werdet es ja selber wissen: Vertrauen gibt Sicherheit. Und je mehr Sicherheit ich empfinde, desto leichter werde ich es haben, mich im Leben zurechtzufinden. Wenn ich mich geborgen und angenommen fühle, gewinne ich auch Vertrauen in mich selbst, und damit lässt sich dann einmal die Welt erobern. Also schenkt mir viel Zeit und Nähe. Wenn ich viel

Fürsorge und Zuwendung bei allem, was ihr tut, spüre, dann entwickle ich mich auch bestens. Selbstständigkeit in eurem Sinn – damit kann ich jetzt noch nichts anfangen. Es reicht mir, wenn ich meine Verdauung allmählich in den Griff bekomme, meine Wach- und Schlafzeiten regelmäßiger werden und ich die vielen Eindrücke verarbeiten kann. Ich finde, da leiste ich schon ziemlich viel. Und so gerne ich immer wieder etwas Neues entdecke, mag ich es auch, wenn mir Menschen, Dinge und Erfahrungen vertraut und bekannt vorkommen.

Ganz im Vertrauen gesagt

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Elternbrief 2

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einschaltet und mich aus meinem Bett nehmt – also lieber leise und im Dunkeln. Leider kann ich euch auch kein Patentrezept verraten, wie ich besser und ruhiger schlafe. Ein Schnuller, ein Schmusetier wirken manchmal wahre Wunder – aber eben auch nicht immer.

Natürlich ist es für euch nicht angenehm, wenn ich mitten in der Nacht munter werde und zu schreien beginne. Ich kann euch aber erklären, warum das so ist: Wenn ich tagsüber zu wenig Pausen bekomme und gewohnt bin, geschaukelt zu werden, ist es ungewohnt, ganz ruhig im Bett zu liegen. Ich kann zwar schon ganz gut alleine schlafen, aber wenn ich wach werde, dann brauche ich eure Unterstützung. Veranstaltet also keinen zu großen Zirkus, wenn ihr mich beruhigen kommt. Sonst hätte ich es vielleicht jede Nacht gerne, dass ihr das Licht

Schlaf Kindlein schlaf… Wenn ich euch nahe bin, dann geht's mir auch besser. Also keine Angst, das Kinderbett in euer Schlafzimmer zu stellen. Es nützt auch, mit mir ein Einschlafritual zu finden. Ich will, wenn ich ins Bett komme, eigentlich nicht mehr unterhalten werden. Helft mir, gut einzuschlafen. Ruhig mit mir reden,

ein Lied summen, Licht dämpfen – ich fange schon an zu gähnen, wenn ich daran denke.

Am Anfang ... ... braucht ein Baby viel Unterstützung und Regulierung. Aber wenn Ihr Baby Sie tagsüber und auch nachts ziemlich auf Trab hält – es will ständig herumgetragen werden, sobald Sie sich setzen, fängt es zu schreien an, schläft nur an der Brust ein, will nachts sehr oft gestillt werden – ist das ein Zeichen, dass Ihr Baby, wie viele, schlecht zur Ruhe kommen kann. Da fühlt man sich schon manchmal total erschöpft. Dann ist es sinnvoll, sich fachliche Unterstützung zu holen. Ihnen wird gezeigt, wie Sie Ihr Baby unterstützen können und wie Sie selber wieder zu mehr Energie kommen. Elternberatung-Frühe Hilfen: 0662 8042-2887


3. und 4. Monat

Wohin mit der Wut?

Bitte nicht schütteln! Auch nicht aus Verzweiflung und schon gar nicht zur Beruhigung des schreienden Kindes! Heftige Schüttelbewegungen können zu tödlichen Folgen, ganz häufig aber zu ernsthaften Störungen in der Entwicklung Ihres Kindes führen.

Manchmal stellen Sie sich vielleicht die Frage: „Darf man auf das Baby wütend sein?“ Eigentlich eine müßige Frage, denn man ist es und es passiert einfach. In der Tat ist es schwierig, ständig selbstlos zu sein und von morgens bis abends und dann noch in der Nacht Engelsgeduld aufzubringen – und das wochenlang ohne Unterbrechung. Da kommen dann ganz natürlich eigene Wünsche und Bedürfnisse mit der Liebe zum Kind in Konflikt. Aus diesem Konflikt entstehen leicht Schuldgefühle, und die meisten von uns verbuchen sämtliche Probleme, die sie mit dem Baby oder durch das Baby haben, auf das eigene „SchuldKonto“. Was dann passiert, ist eine logische Abfolge: Aus dem Schuldgefühl heraus entsteht Druck, und unter dem Druck wächst die Wut. Wenn Sie in diesen Gefühlsstrudel geraten, hilft es, mit jemandem darüber zu reden, denn schon beim Reden (auch über das Telefon) kann man Dampf ablassen.

Oft richtet sich diese Wut gegen einen selbst oder durch ungeduldiges Verhalten direkt gegen das Kind. Da können Sie etwa feststellen, dass Sie Ihr Baby beim Hochnehmen fester als nötig anfassen, es „zur Strafe“ länger als nötig schreien lassen oder ihm sein Spielzeug wegnehmen. Wenn Sie das an sich beobachten, dann kommen Ihre eigenen Bedürfnisse zu kurz - Sie sollten einen Stopp einlegen! Es wird Zeit, dass Sie ein Gespräch mit einem Erwachsenen suchen und sich so bald wie möglich kurzzeitig vom Babydienst entlasten lassen – durch Freunde oder ein Familienmitglied. Und Sie sollen in Zukunft öfter für sich selber etwas Gutes tun (wie wäre es zum Beispiel mit einem Besuch ohne das Baby, Ausgehen, Sport?). Also: Man darf durchaus Wut auf das Baby haben – nur sollte man sie nicht an ihm oder an sich selbst auslassen. Schweigen und in sich hineinfressen ist nicht die Lösung. Darüber reden ist Gold.

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Hier finden Sie Hilfe!

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Rund um die Uhr: Telefonseelsorge: 142 kostenlos (ohne Vorwahl erreichbar) Tagsüber erreichbar: Elternberatung und psychologische Beratung für Stadt und Land Salzburg: 0662 8042-2887 Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde: 05 7255-26110 Ambulanz für Schrei-, Schlaf- und Fütterungsprobleme: 05 7255-23412 (Terminvereinbarung erforderlich) Wohin mit der Wut? ... Und noch etwas zum Trost: Sie sind mit diesen Gefühlen nicht allein. Erschöpfung und Wut sind in dieser Ausnahmesituation eine verständliche Reaktion. Viele Mütter und Väter kennen dieses Gefühl genau. Sie werden mit der Zeit mehr Sicherheit im Umgang mit dem Kind bekommen. Wenn sich die Angst legt, Fehler zu machen (und das tut sie meist automatisch mit der Zeit), ist es auch leichter, in Krisensituationen einen klaren Kopf zu bewahren.

Daumen im Mund ist ungesund?

Zum Abschluss möchte ich dir noch etwas übers Daumenlutschen sagen. Ich weiß, dass du dir etwas Sorgen machst, wenn ich meinen Daumen viel lieber als einen Schnuller habe. Darf ich dich beruhigen? Im Alter von 3-5 Monaten ist Daumenlutschen zum Entdecken meiner Hände ganz normal und hat nichts mit einer Gewöhnung an das „Daumenlutschen“ zu tun.

Zieh’ mir nicht die Finger aus dem Mund, wenn du mich dabei siehst. Lass’ mir das Vergnügen, bitte. Nuckeln und Saugen brauch’ ich jetzt noch, es beruhigt so schön. Dauernuckeln an der Flasche wird gar nicht zur Gewohnheit, wenn du mir nur Wasser ins Fläschchen füllst. Gewöhnt mich bitte nicht an gesüßten Tee oder Säfte, das schadet meinen Zähnen!


3. und 4. Monat

Vorbeugen ist besser … 7

Es ist jetzt ganz wichtig, dass Sie sämtliche Termine für Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen wahrnehmen. Nicht nur für das Kind, sondern auch für Sie. Zu wissen, dass mit dem Kind alles in Ordnung ist, dass es sich gesund und normal entwickelt, gibt Ihnen selbst viel Sicherheit. Mutter-Kind-Pass-Untersuchung ... Ein Besuch bei der Kinderärztin oder beim Hausarzt zu den Mutter-KindPass-Untersuchungen ist unverzichtbar, auch wenn Ihr Kind nicht krank ist. Sie können dort viele gesundheitliche Fragen klären und sich wichtige Anregungen holen: Wie empfindlich ein Kind wirklich ist, wie viel Sonne es verträgt, was man beim Baden beachten muss, wie viel frische Luft es braucht – auf all diese Fragen weiß man dort Antworten. Aber auch versteckte Krankheiten, die vielleicht

später einmal zu einem Problem werden könnten, können bei so einem Besuch erkannt und danach gezielt behandelt werden. Bei Arztbesuchen sollten Sie behutsam sein: Trösten Sie Ihr Kind, wenn es ängstlich ist, und bleiben Sie immer in seiner Nähe. Spritzen sollten nie „aus dem Hinterhalt“ gegeben werden. Erklären Sie Ihrem Kind, was mit ihm geschieht, auch wenn es noch nicht den Sinn jedes einzelnen Wortes verstehen kann. Auch später sollten Sie Ihr Kind immer auf den Arztbesuch vorbereiten, damit es davon nicht überrascht wird.

birdi Begleitung für Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren Wenn Sie das Gefühl haben, dass durch die Geburt des Kindes Verunsicherungen und Überforderungen auftreten, für Sie als Eltern, beim Kind, im Zusammenleben als Familie oder finanziell, so holen Sie sich vorsorglich Unterstützung bei „birdi“ – eine kostenlose Begleitung für Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren. Für Salzburg: 0662 8042-2887 www.salzburg.gv.at/elternberatung-sbg Für Pinzgau & Pongau: 06542 56531 www.pepp.at/de/birdi


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Plötzlicher Säuglingstod – eine ernste Gefahr? 8

Der plötzliche Kindstod hat weltweit ein deutliches Häufungsmaximum zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat und tritt auch im Winterhalbjahr gehäuft auf. Derzeit ist etwa eines von zweitausend Kindern davon betroffen. Ein sicheres Anzeichen für eine Gefährdung gibt es nicht, aber Auffälligkeiten, auf die man achten sollte. Jedes Kind entwickelt seinen eigenen Charakter, manche sind etwas reifungsschwach, obwohl sie komplett gesund sind. Diese Schwäche kann sich darin ausdrücken, dass sich das Kind an der Mutterbrust oder beim Trinken der Flasche häufig verschluckt oder dass es nachts immer wieder schwitzt und man sogar den Pyjama wechseln muss. Manche Kinder schreien auch in der Nacht sehr schrill auf, ganz anders als wenn sie Hunger haben oder nur die Nähe suchen. Es gibt ganz selten auch Babys, die äußerst tief schlafen

und nur sehr schwer zu wecken sind. Wenn Ihnen bei Ihrem Kind eines dieser extremen Zeichen auffällt, brauchen Sie nicht beunruhigt sein, besprechen Sie das aber unbedingt in der Elternberatungsstelle oder mit Ihrem Kinderarzt. Insgesamt ist es wichtig, dass Ihr Kind gerade in den ersten Lebensmonaten nicht zu viele belastende Faktoren zugleich erlebt. Achten Sie besonders im Winter darauf, dass Sie Ihr Kind nicht überwärmen. Ihr Kind benötigt keine Wärmflasche unter der Bettdecke, die Zimmertemperatur im Schlafraum sollte ausgewogen sein, so wie Sie sich selbst am wohlsten fühlen (zum Beispiel zwischen 18 und 20 Grad). Bitte vermeiden Sie auch das Rauchen in dem Raum, in dem sich das Kind befindet. Am Tag oder in den ersten Tagen nach der Geburt kann das Baby natürlich auch am Bauch liegen. Die Bauchlage als Lieblingsschlafposition sollte aber

vermieden werden, die Rücken- und Seitenlage wird empfohlen, besonders wenn Ihr Kind krank ist, eventuell auch nur einen leichten Schnupfen hat. Suchen Sie auch bei leichteren Erkrankungen Ihres Kindes in den ersten Lebensmonaten lieber bald Ihren Arzt auf. Univ. Prof. Dr. Wolfgang Sperl Primarius der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Salzburg

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Alle rund um mich scheint ein neues Gefühl ergriffen zu haben: Jeder ist momentan mächtig stolz auf mich. Meine Eltern, meine Großeltern, sogar die Nachbarn und Bekannten finden es ganz toll, was ich schon alles kann. Ich selbst bin da keine Ausnahme. Was ich alles in den letzten Monaten gelernt habe: Ich strample und bewege mich viel, ich kann nach meinen Zehen greifen und kann mich auch schon auf den Bauch drehen. Geschickter bin ich auch, wenn es darum geht, mich auszudrücken: Immer schneller lerne ich, verschiedene Laute zu bilden und höre mir selbst gerne beim Plappern zu. Zwar kann ich noch nicht wirklich etwas sagen, aber doch schon vieles verstehen. Und stellt euch vor, Mama und Papa, ich kann euch bereits ganz

gut voneinander unterscheiden. Besonders lustig finde ich, wenn ihr mit mir plauscht. Da können manchmal richtige Gespräche entstehen. Ich muss zwar zugeben, dass ich die Worte nicht wirklich verstehe, aber ich spüre doch, was ihr meint und erlebe die Stimmung. Und Plaudern macht auch Spaß. Lustig ist es auch, jetzt neue Dinge zu entdecken. Alles, was ich in die Finger bekommen kann, wandert schwupps in meinen Mund. Auf diese Art und Weise kann ich momentan Form, Gewicht und Material verschiedener Dinge am besten erkennen. Gut, dass ihr darauf achtet, dass mein Spielzeug groß genug ist, dass ich es nicht als Ganzes in den

Geschickt, gescheit und neugierig

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5. UND 6. MONAT

Elternbrief


Elternbrief 3

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Mund stecken kann und dass die Farben und Materialien meines Spielzeuges ungiftig sind. Scharfe Kanten habe ich auch nicht gerne – und dass mein Spielzeug nicht zerbrechlich sein darf, versteht sich ja von selbst. Ich brauche übrigens nicht zu jeder Gelegenheit ein neues Spielzeug, wenige Dinge genügen mir. Ihr wisst ja, dass ich alles angreifen muss, um es zu begreifen, aber bitte zeigt mir klar, wenn ich mich gefährde oder zu viel möchte – ich lerne gerade. Mein liebstes „Spielzeug“? Mein liebstes „Spielzeug“ seid nach wie vor ihr! Habt ihr eigentlich schon bemerkt, dass ich jetzt nicht mehr jede und jeden anlächle?

Nicht nur Eltern, sondern Partner

Bitte warten, bitte warten …

Zum Abschluss habe ich noch einen Tipp für euch: Wenn ich zu schreien oder zu weinen beginne, dann braucht ihr jetzt nicht mehr sofort wie die Feuerwehr loszustürmen. Ich kann schon einige Augenblicke warten, und oft tröstet oder beruhigt es mich auch, wenn man sich aus der Ferne kurz mit mir beschäftigt. Ein ganz klein wenig eigenständiger werde ich jetzt nämlich schon – und ein wenig von dieser Eigenständigkeit darf man mich bereits ruhig erleben lassen.

Wenn Sie es nicht ohnehin schon getan haben: Nehmen Sie sich wieder mehr Zeit füreinander. Eltern zu sein allein ist für eine funktionierende Partnerschaft zu wenig. Beide Partner brauchen Zeit für sich, brauchen Zeit für Gespräche, brauchen Liebe und Zuwendung. Seien Sie ein Paar, das eben auch die Elternrolle ausfüllt. Gönnen Sie sich Nähe, Blödeln, Verliebtsein, Sex, Gespräche – gönnen Sie sich einfach das Leben in all seinen Facetten. Das Kind ist ein wichtiger Teil Ihrer Beziehung, aber nicht deren alleiniger Mittelpunkt.


5. und 6. Monat

Auch Babys fahren schon Auto

Kinder, wie die Zeit vergeht … Sie werden es sicher selbst bemerkt haben – es ist nahezu unglaublich, wie schnell sich Ihr Baby entwickelt. Manchmal glaubt man, beim Wachsen zusehen zu können, und immer wieder ist man verblüfft, wie schnell das Lernen vor sich geht. Ihr Kind wird lebhaft, dreht sich immer wieder von der Rückenlage in die Bauchlage und zurück und wird schon viel geschickter in den Bewegungen. Achtung auf dem Wickeltisch! Drängen Sie es aber nicht zu früh zum Sitzen, zum Stehen oder gar zum Gehen, das kommt alles ganz von alleine und zur rechten Zeit. Freuen Sie sich mit Ihrem Kind über das, was es bereits kann. Bei Kindern gibt es eine große Bandbreite normaler Entwicklung. Wenn Sie Bedenken haben, hilft meist ein klärendes Gespräch mit der Kinderärztin oder in der Elternberatung. Mit all diesen Veränderungen kom-

men auch neue Anschaffungen auf die Eltern zu: ein Gitterbett, wenn das Kind bislang in der Wiege oder im Stubenwagen geschlafen hat. Auf ein Lauflernwagerl sollten Sie aber ganz verzichten – es fördert die falschen Muskelpartien, stört damit die Entwicklung des Kindes und kann zu gefährlichen Unfällen führen. Auch zu viel Zeit in der Wippe oder in einer Sitzschale verhindert die notwendige Bewegung.

Ja, man kann und darf auch schon Kleinkinder im Auto mitnehmen. Vorausgesetzt allerdings, Sie verfügen über einen den Vorschriften entsprechenden Kindersitz. Für Kleinkinder bis 15 kg ist eine Babyschale die richtige Wahl, mit dem Dreipunktgurt am sichersten auf dem mittleren Rücksitz befestigt. Für die Auswahl des richtigen Sitzes ist fachliche Beratung anzuraten, wo auch der Einbau des Sitzes und die Befestigung des Kindes vorgeführt und geübt werden kann. Bei gebrauchten Kindersitzen müssen Sie prüfen, ob der Sitz eine gültige ECE-Nummer an der Rückseite aufweist. Zu alte Kindersitze sind ein Risiko. Infos dazu und evtl. zu Mietsystemen bekommen Sie bei den Autofahrerclubs oder im Internet unter www. autokindersitz.at. Verstöße gegen die Kindersicherungspflicht führen zu empfindlichen Geldstrafen, im Wiederholungsfall zu kostenpflichtiger Nachschulung.

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Elternbrief 3

Der Zahn der Zeit 4

Es gibt für Ihr Baby schönere Zeiten im Leben als jene, in der es die ersten Zähne bekommt. Wann das der Fall ist, ist von Kind zu Kind verschieden. Manche Babys kommen mit den ersten Zähnen zur Welt, bei manchen drängen sie erst um das 18. Lebensmonat ans Tageslicht. In der Regel geschieht es aber im Alter von einem halben Jahr. Zähnchen und Tränchen ... „Zahnen“ kann für Kind und Eltern sehr unangenehm sein, obwohl es auch Fälle gibt, in denen das ganz problemlos über die Bühne geht. Meistens ist es aber mit Schmerzen verbunden – und damit natürlich mit Weinen und Schreien. Was kann man also tun, um seinem Kind das Zahnen zu erleichtern? Ablenkung durch Spielen hilft meist, aber auch etwas zum Beißen wie Brotrinde oder ein kühler Beißring – keinesfalls aber

Apfel oder Karottenstückchen! Bewährt haben sich auch homöopathische oder pflanzliche Mittel aus der Apotheke und sanfte Massage des Zahnfleisches. Und noch etwas: Um Karies bei Ihrem Kind zu vermeiden, beginnen Sie mit der Zahnpflege, sobald der erste Milchzahn da ist. Den kann man ja ganz einfach mit einem Wattestäbchen mit einem ganz kleinen Tupferl Zahnpasta für Kleinkinder (nur wenig Fluoridgehalt) reinigen. Eine eigene Zahnbürste zum Üben ist auch eine ganz tolle Sache. Nur wenn schon die Milchzähne sauber gehalten werden, hat Ihr Kind dann später gesunde und schöne Zähne. Schnuller, Löffel, Zahnbürste usw. sollte Ihr Kind nur alleine verwenden, denn Karies ist eine Infektionskrankheit. Fieber kann das Kind übrigens vom Zahnen nicht bekommen. Fieber ist Zeichen einer Infektion oder Krankheit. Gerade um das sechste Lebensmonat sind die Abwehrkräfte, die von


5. und 6. Monat

Was essen wir heute? der Mutter mitgegeben wurden, aufgebraucht, das Kind muss jetzt eigene Abwehrkräfte aufbauen. In einer gewissen Übergangszeit ist es nun besonders anfällig für Infektionen. Nicht versäumen ... Bitte gehen Sie regelmäßig zu Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt. Was jetzt versäumt wird, kann im späteren Leben zu massiven Problemen führen. Und viele Krankheiten oder Entwicklungsstörungen sind selbst für noch so aufmerksame Eltern nicht auf den ersten Blick erkennbar. Nehmen wir zum Beispiel das „Plappern“ des Kindes: Wenn das Lallen um das sechste Lebensmonat herum nachlässt oder gar ganz aufhört, so ist das ein dringender Grund für einen Arztbesuch, denn dahinter könnte sich eine Hörstörung verbergen. Auch wenn wir uns wiederholen und Sie es als verantwortungsbewusste Eltern ohnehin tun: Bitte gehen Sie regelmäßig zu den vorgesehenen Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen!

Zusätzlich zu Muttermilch oder Flaschennahrung können Sie frühestens ab dem 5. Lebensmonat und sollten Sie spätestens ab dem 7. Lebensmonat Beikost anbieten, denn langsam braucht Ihr Kind andere Nähr- und Mineralstoffe. Die Bereitschaft zeigt Ihr Kind, wenn es anderen interessiert beim Essen zusieht und mit Unterstützung aufrecht sitzen kann. Stillen bis zum 2. Lebensjahr ist eine gesunde Ergänzung der Ernährung. Die Umstellung auf andere Nahrung sollte behutsam sein. Ob Sie selber kochen oder Gläschen verwenden, ist Ihre Entscheidung. Beides hat Vorund Nachteile. Auch die moderne Flaschennahrung ist so abgestimmt, dass Sie nicht vor dem 5. bis 7. Lebensmonat zufüttern müssen. Fangen Sie mit fein püriertem Gemüsebrei (ohne Salz oder Gewürze) an: jede Sorte immer für 2 bis 3 Tage. Nach den ersten Löffeln bieten Sie anschließend Muttermilch oder Flaschennahrung an.

Der Löffel ist noch sehr ungewohnt für Ihr Kind, machen Sie sich auf Spuckorgien gefasst. 1. Beikostmonat: Steigern Sie dann im ersten Beikostmonat auf GemüseKartoffel-Brei, Gemüse-Reis-Brei und Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei.

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Elternbrief 3 Erste Rezepte

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Manche Kinder ziehen sehr weich gedünstete Lebensmittel der Breikost vor, auch das ist in Ordnung. Gemüse, Kartoffeln, Nudeln oder Fleisch (ungewürztes, gedünstetes Faschiertes) sollen dazu so weich gedünstet sein, dass sie mit den Lippen und der Zunge problemlos zerteilt werden können. Auch Brei muss nicht immer vermischt werden, man kann Gemüse/ Beilage/Fleisch auch extra anbieten. Langsam sollten Sie dann auch Gluten aus Weizen, Roggen, Hafer etc. (z.B. Brotrinde, pürierte oder weich gedünstete Nudeln, Zwieback etc.) anbieten. 2. Beikostmonat: Im zweiten Beikostmonat können Sie it Obstbrei/Obst-Getreide-Brei oder mit Milch-Getreide-Brei (mit Muttermilch oder Anfangsnahrung zubereitet) beginnen. Kuhmilch kann ab dem 6. Monat zur Zubereitung des Milch-Getreide-Breis verwendet werden (keine Rohmilch!), maximal sollen aber täglich 100 bis

200 ml verwendet werden (je kleiner das Kind desto weniger). Topfen und Käse sollen weiterhin gemieden werden. 8. Lebensmonat: Ab dem 8. Lebensmonat können Sie fein pürierten Fisch und verkochte Eier anbieten. Geben Sie Ihrem Kind vor dem 1. Geburtstag keine Sojaprodukte, Honig, ganze Nüsse oder rohe Karotten. Workshops zum Beikostkochen und über gesunde Ernährung für Babys und Kleinkinder finden Sie unter www.salk-elternschule.at oder www.baby-isst-mit.at.

Karottenbrei 1 mittelgroße Karotte, 1 Teelöffel Rapsöl, 50 ml Wasser: Karotte schälen, klein schneiden, mit Wasser und Öl weichdünsten. Dann durch ein Sieb streichen. Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei 1/2 Zucchini, 1 kleine Kartoffel, 1 eiswürfelgroßes Stückchen Fleisch, 100 ml Wasser, 1 Teelöffel Rapsöl: Gemüse und Kartoffel schälen. Alle Zutaten klein schneiden, mit Wasser und Öl weichdünsten. Dann durch ein Sieb streichen. Getreide-Obst-Brei 2 Esslöffel Getreideflocken (Hirseflocken, Reisflocken, Haferflocken, …), 1/2 Apfel, 2 Esslöffel Wasser: Apfel schälen und klein schneiden, Getreideflocken und Wasser zugeben, weichdünsten und passieren.

Wenn sie kein Saugflascherl benützen möchten: Babys können schon früh aus dem Becher trinken lernen. Guten Appetit!


5. und 6. Monat

Aus Liebespaar wird Elternpaar 7 Wenn aus einem Liebespaar ein Elternpaar wird, entsteht nicht nur ein unvergleichbares, durch das Kind ausgelöstes Glücksgefühl, sondern es kommt in kürzester Zeit zu vielen Veränderungen, die große Anpassungsleistungen abverlangen. Das bisherige Lebensgefüge gerät aus dem Gleichgewicht, es bleibt kein Stein auf dem anderen. Frauen sind noch mehr betroffen, da sie meist ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen. Die jungen Eltern stellen nun zum ersten Mal fest, wie unterschiedlich ihre Vorstellungen über Kindererziehung, Familienleben und vor allem über die neue Aufgabenteilung sind. Im Schnitt kommen 80 Wochenstunden Zeitaufwand dazu, es fallen aber nur 40 Wochenstunden weg – durch die Aufgabe der Berufstätigkeit der Frau. Ohne familiäre, soziale Unterstützung ist die junge Familie oft überfordert. Dadurch kann es ganz schnell zu Spannungen und Konflikten kommen.

Hinzu kommt, dass der emotionale Austausch des Paares sinkt, während der mühsame Austausch über praktische Fragen der Aufgabenteilung und der Bewältigung des schwierig gewordenen Alltags steigt. Durch den gesellschaftlichen Wandel gibt es keine traditionellen Rollenbilder mehr und die jungen Eltern müssen alles persönlich aushandeln. Für frei verfügbare Zeit und Erholung bleibt da wenig Raum. Der größte Wunsch ist es dann oft, endlich einmal durchschlafen zu können. Persönliche Freiräume und gemeinsame Freizeitaktivitäten müssen genau geplant und auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt werden. Es tritt noch ein weiterer Umstand hinzu: Mütter und Väter schenken ganz intuitiv sehr viel Zärtlichkeit und Zuwendung dem Säugling, oft bleibt füreinander wenig übrig. Bei beiden entsteht dann oft das Gefühl, für den Anderen nicht mehr so wichtig zu sein. Die Partnerschaft ist aber das Funda-

ment der ganzen Familie und sollte auch in schwierigen Zeiten gepflegt werden. Eine bewährte Partnerschaft kann in dieser Zeit auch eine Unterstützungsreserve sein. Daher ist es wichtig für das Paar, trotz ausgepowerten Energien und eklatanter Zeitnot Inseln für die Partnerschaft zu errichten, um Zuwendung, Gesprächen, Zärtlichkeit und Sexualität einen Raum zu geben. Was hilft nun in dieser Situation? Bei zunehmenden Spannungen das Gespräch nicht abbrechen, sondern mehr und intensiver miteinander reden. Sich bemühen, den Anderen zu verstehen. Konstruktive Konfliktlösungen einüben. Die Bedürfnisse beider Partner sollen ernst genommen und gemeinsame Lösungen gesucht werden. Das Wichtigste ist sicherlich die Einsicht, Entlastung und Unterstützung durch die Großfamilie oder gute Freunde annehmen bzw. sie auch einfordern zu dürfen. Dr. Margit Firlei


Elternbrief 3

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Baby allein zuhause? Auch wenn sich neuerdings eigentlich alles um das Baby dreht, möchte man sich verständlicherweise auch wieder mehr um den Partner oder um Freunde kümmern können. Glücklich ist, wer für die Kinderbetreuung Verwandte und Bekannte fragen kann. Großeltern muss man oft gar nicht erst lang darum bitten. Spätestens jetzt ist aber auch die beste Zeit, Baby und Babysitter miteinander bekannt zu machen. Laden Sie die Babysitterin, den Babysitter ein paar Mal zum Kennenlernen ein und vertrauen Sie darauf, dass der Babysitter gut trösten kann. Auch Eltern sind gefordert loszulassen. Für echte Notfälle hat die Babysitterin ohnehin Ihre Nummer. Nie alleine lassen ... Keinesfalls dürfen Sie das Kind alleine lassen, wenn Sie fortgehen. Sollte es aufwachen, fühlt es sich unendlich allein – es gibt kaum ein schrecklicheres Erlebnis für ein Kind.

Wenn Sie Ihr Kind mitnehmen, wenn Sie ausgehen, achten Sie darauf, es nicht zu überfordern. Meist ist es kein Problem, da das Kind im Wagerl oder in den Armen der Eltern bestens und fest schläft. Natürlich sollten Sie laute oder verrauchte Plätze meiden, Passivrauch ist extrem schädlich für Ihr Baby. Sie würden Ihrem Kind damit nichts Gutes tun.

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Mama und Papa staunen nur mehr über mich: Was ich jetzt schon alles kann. Habe ich bis vor kurzem noch tollpatschiger agiert, so kann ich jetzt meine Hände schon bestens verwenden. Natürlich greife ich alles an, was mir momentan unterkommt. Und wenn etwas nicht ganz in meiner Nähe ist, dann bewege ich mich irgendwie darauf zu, denn momentan bin ich ganz Entdecker und Erkunder. Alles ist jetzt interessant ... Ich möchte jede Menge an Erfahrung gewinnen. Alles ist jetzt besonders interessant und wartet nur darauf, dass ich es in Augenschein nehme und – wortwörtlich – begreife. Dabei habe ich mein eigenes Tempo. Manchmal muss ich mich aber auch ärgern: Da ist etwas, was mich interessiert – und ich komme nicht wirklich hin, um es zu begreifen. Manchmal will mein kleiner Körper auch nicht in

Ich nehme die Welt in die Hand die Richtung, die ich mir vorgenommen habe. Ich plumpse um, weil ich das Gleichgewicht nicht halten kann, irgendetwas lässt sich von mir nicht in die Hand nehmen, so wie ich es will – da kann ich dann ganz schön sauer werden.

Meine Eltern haben auch dazu gelernt: Meine Eltern haben herausgefunden, wie man mich dann am besten beruhigt und zeigen Verständnis für meinen Ärger. Die Welt kommt dann für mich wieder ins Lot. Mich einfach eine Zeit schreien zu lassen und mich erst später zu trösten – das ist keine gute Idee. Interessiert sich denn keiner für mich? Ihr müsst mich ja nicht immer gleich zur Beruhigung herausnehmen, oft reicht dazu eine Berührung von euch. Mit der Zeit werdet ihr lernen, was mein Schreien bedeutet und wie man damit umgeht. Aber bitte nehmt meinen Kummer ernst und lasst mich nicht allein.

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7. UND 8. MONAT

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Elternbrief 4

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Ein wenig Verwirrung stifte ich jetzt, weil ich nicht mehr wahllos alle anlächle, die ich vorher angelächelt habe. Neulich war mein Opa bei uns und hat mir neues Spielzeug gebracht. Er war ganz verwundert, weil ich mich vor ihm geschreckt und mich zu Mama gekuschelt habe. Ich verstehe ja, dass ihn das irgendwie überrascht hat, denn bislang bekam er von mir immer mein sonnigstes Gesicht zu sehen. Aber ich habe gerade erst neu gelernt, zwischen „vertraut“ und „noch nicht so vertraut“ zu unterscheiden und bin noch am Ausprobieren. Opa sehe ich ja nicht dauernd, er kommt nur ab und zu auf Besuch. Ich werde jetzt einfach etwas vorsichtiger. Das heißt freilich nicht,

dass ich den Opa nicht mag. Nein, ich brauche nur etwas länger Zeit als früher, um mit mir weniger vertrauten Menschen anzubandeln. Das gelingt mir am besten vom Arm meiner Eltern aus. Wenn ich mich sicher fühle, suche ich selbst den Kontakt. Also, bitte um etwas Geduld!

Huch, wer ist das denn?

Spezialbriefe auf Bestellung Religiöse Erziehung: • Gottesbild • Beten und Meditieren mit dem Kind • Feste und Feiern Das zweite Kind: • Neue Rollenaufteilung • Worauf achten? Der verborgene Schatz: • Unser Kind hat eine Behinderung • Betroffene Eltern erzählen Erstellt unter Mitwirkung der Lebenshilfe Salzburg, Landesgeschäftsstelle, Tel: 0662 820984. Trennung: • Vater und Mutter bleiben – trotz Trennung Die Spezialbriefe können online bestellt werden: www.elternbriefe.salzburg.at/spezialbriefe oder Sie wenden sich an die auf der letzten Seite angeführte Kontaktadresse.


7. und 8. Monat

Das Fremdeln 3 Sie werden es vielleicht schon bemerkt haben: Irgendwann zwischen dem sechsten und dem zehnten Lebensmonat beginnt Ihr Kind zu „fremdeln“. War früher jeder gern gesehen, so beginnt sich Ihr Kind jetzt auch vor vertrauten Personen zu schrecken und Schutz bei den Eltern zu suchen. „Fremdeln“ ist ganz normal ... Das Fremdeln ist eine normale und höchst notwendige Entwicklungsstufe Ihres Kindes, die mit einer ganz wesentlichen Lernphase zusammenfällt: Wenn sich das Baby früher für etwas interessiert hat, das es besser nicht haben sollte, hat es gereicht, es mit seinem Lieblingsspielzeug abzulenken. „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Jetzt aber lernt Ihr Kind zu begreifen, dass Dinge auch weiter bestehen, wenn sie nicht unmittelbar sichtbar sind. Und diese Dinge und

Personen werden nun – mit entsprechender Vorsicht – in die Erfahrungswelt eingeordnet. Manche Eltern fragen sich, ob sie diese Zeit des Fremdelns nicht verhindern können, indem sie ihr Kind mit möglichst vielen Menschen zusam-

menbringen. Das ist aber eher nachteilig als nützlich, denn damit wird das Kind überfordert. Vom erprobten Platz bei der bereits vertrauten Person – Mutter oder Vater – aus wird Ihr Kind selbst auf Erkundungsreise gehen und sich eine Erfahrung nach der anderen hereinholen. Fremd wird vertraut ... Um Ihr fremdelndes Kind nicht mit Babysitter oder Tagesmutter zu erschrecken, empfiehlt es sich, schrittweise vorzugehen. Spielen Sie zunächst mit Ihrem Kind gemeinsam mit der Person, mit der Sie es vertraut machen wollen. Wenn das Kind keine Angst mehr zeigt, können Sie es ein paar Minuten mit der anderen Person allein lassen, um dann wieder dazuzukommen. Allmählich können Sie dann die Abwesenheitszeiten verlängern.


Elternbrief 4

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Jeder Tag ist Vatertag Manche Väter fühlen sich durch eine innige Mutter- Kind-Beziehung ausgeschlossen. Sie fragen sich, ob sie sich da überhaupt einmischen sollen. Die Antwort ist simpel, hat zwei Buchstaben und lautet: Ja. Das ganze Missverständnis, dass Väter mit dem Baby vielleicht weniger gut umgehen könnten, beruht auf einem falschen Wort: Mutterinstinkt. Papa kann’s auch! Untersuchungen haben belegt, dass elterliche Intuition nicht auf die Mütter beschränkt ist: Väter können ein Kind genauso gut füttern, wickeln, trösten, lieb haben und sich um es kümmern, wie es Mütter tun, nur halt auf ihre eigene Art. Das „Kindchenschema“, also der Umstand, dass man ein Baby einfach lieb haben muss, funktioniert bei Männern ebenso gut wie bei Frauen.

Für die Entwicklung eines Kindes ist eine männliche Bezugsperson ebenso wichtig wie eine weibliche. Kinder lernen von Männern andere Verhaltensweisen als von Frauen. Die Kombination aus beiden Vorbildern gibt dem Kind sozusagen ein abgerundetes Bild der Welt, in der es im Laufe der Zeit dann selbst seinen Platz finden kann. Man darf auch eines nicht vergessen: Nicht nur das Kind lernt von uns – auch wir lernen von ihm. Das ist zwar manchmal anstrengend, aber es bereichert und macht Freude.


7. und 8. Monat

Konsequent sein ist wichtig Das Kind lernt durch Orientierungshilfen, Gegebenheiten zu erkennen und einzuschätzen. Es erhält damit „Haltepunkte“ in seinem Leben. Lernen braucht Wiederholung! Ein Beispiel: Wenn Töchterchen oder Söhnchen auf der Entdeckungsreise an den Blumenstock gerät und Sie das nicht wollen, braucht es ein Nein, bei dem Sie auch im Wiederholungsfall bleiben, damit der Blumenstock künftig gemieden wird! Oder denken Sie an die verlockenden Tasten am Handy oder Fernseher. Darf man die drücken oder darf man nicht? Bei Gefahr muss Ihr Kind das in Ihrem Nein spüren, denn nur Schreck oder Angst halten davon ab, auf die heiße Herdplatte zu greifen. Die liebevolle Erklärung reicht hier nicht aus. „Stopp – das tut weh!“

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Freilich verschieben sich auch manchmal die Grenzen. Wenn es zum Beispiel zwar grundsätzlich erlaubt ist, die glänzenden Töpfe und Deckel aus dem unteren Küchenregal als Schlagzeug zu verwenden, kann es auch einmal notwendig sein, diese Geräuschkulisse abzustellen. Konsequent heißt in diesem Moment, dass ich dabei bleibe solange es nötig ist. Ich bleibe dabei, weil es mir wichtig ist, das muss ich vermitteln. Es ist für alle Beteiligten am einfachsten, gefährdete oder gefährliche Gegenstände möglichst außer Reichweite des Kindes zu bringen. Es gibt jetzt viele Verbote, die Ihrem Kind begegnen. Bieten Sie ihm möglichst viel freien Erlebnisraum und durch einigermaßen konsequent eingehaltene Regeln ein sicherndes Geländer an seinen Grenzen.


Elternbrief 4

Guten Appetit! 6

Mittlerweile ist die Zeit gekommen, wo man dem kleinen „Feinspitz“ an Ihrer Seite etwas Abwechslung im Speiseplan bieten kann – und zwar Schritt für Schritt. So merken Sie sofort, ob die neue Kost für Ihr Kind verträglich ist. Wenn Sie dabei nicht auf Gläschenkost zurückgreifen wollen, gibt es einfachste Rezepte, nach denen Sie ohne allzu großen Aufwand wertvolle und gut schmeckende Babykost selbst zubereiten können. Achtung Zuckerfalle ... Wenn Sie selbst kochen, verzichten Sie bitte auf die Beigabe von Zucker – und wählen Sie auch die Instant-Flocken mit Bedacht. Die natürliche Fruchtsüße ist für Ihr Baby ausreichend und schmeckt ganz hervorragend. Wenn man zu viel Zucker verwendet, kommen später unweigerlich Probleme – u.a. mit den Zähnen – auf das Kind zu. Außerdem: Zucker macht Lust auf mehr – und Ihr Kind würde später Kost mit weniger Zucker ablehnen. Auch mit Salz sollten Sie sehr sparsam sein.

Bananenbrei 1/8 Liter Wasser, 20 g

Übrigens: Manche Kinder fangen bereits jetzt an, selbst mit dem Löffel zu essen und tun das gerne in Gesellschaft. Kinder können schon sehr früh aus einem Becher trinken – es muss keine Flasche sein. Je früher Sie gemeinsam am Familientisch essen, desto besser. Auch wenn das meistens eher nach dem totalen Chaos aussieht (und zumeist auch das totale Chaos ist) – fördern Sie dieses Verhalten! Diese Phase dauert einige Monate, ist aber unvermeidlich. Essen und mit dem Essen Herummanschen ist ein sinnliches Erlebnis für Ihr Kind. Ein breites Latzerl und ein strategisch günstiger Essplatz, fern von teuren Teppichen, verhindern die gröbsten Katastrophen. Als Anregung haben wir zwei Rezepte für Sie vorbereitet: Viel Spaß beim Nachkochen!

Weizenflocken, 100 g Banane, 1 Teelöffel Butter: Wasser mit den Flocken in einem kleinen Topf verrühren, bei schwacher Hitze zum Kochen bringen und 1-2 Minuten kochen lassen, dann von der Kochstelle ziehen, Banane in den Topf schneiden, Butter zugeben und mit einer Gabel gut zerdrücken und verrühren.

Gemüsebrei Erdäpfel, Kürbis bzw. Zucchini oder Karotten – am Besten verwenden Sie Biogemüse –, pro 200 g Brei 1/2 Teelöffel hochwertiges Raps- oder Sonnenblumenöl: Erdäpfel schälen und gut gewaschenes und evtl. geschältes Gemüse zerkleinern. In wenig Wasser dünsten, bis das Gemüse weich ist. Mit dem Pürierstab pürieren. Der Brei sollte eine cremige Konsistenz haben und mit dem Alter zunehmend fester werden. Bitte den Brei nicht würzen. Gewürze, Salz und Pfeffer überfordern die Geschmacksnerven und Nieren Ihres Kindes. Den Brei in Portionen abfüllen und bei Bedarf einfrieren.


7. und 8. Monat

Von Schüchternen und Z ornbinkerln

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Neulich hat mich meine Mutter im Kinderwagen mit auf den Spielplatz genommen. Da gibt es mit den Müttern der Nachbarskinder natürlich immer etwas zu bereden. Letztens ging es um die Temperamente des Nachwuchses. Meine Mutter behauptet von mir, dass ich eher ein ruhiges Mädchen wäre, mit gelegentlichen Anflügen von Tatendrang – und da hat sie mich gut beobachtet. Mein Temperament komme ihr sehr entgegen, meint sie. Schwerer haben es da die Eltern von „Löckchen“ Markus – die sind nämlich selbst sehr unternehmungslustig und haben mit Markus einen ziemlich versonnenen Sohn. Er fühlt sich am wohlsten

daheim bei seinen Spielsachen, und seine Eltern mussten sich ziemlich umstellen, damit auch er zu seinem Recht kommt. „Mäuschen“ Karli wiederum passt hundertprozentig zu seinen Eltern. Die sind genauso zurückhaltend wie Karli – nur nicht mehr sooo ängstlich, weil sie ja schon größer sind.


Elternbrief 4

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Bitte vergessen Sie nicht auf die jetzt fällige Mutter-Kind-Pass-Untersuchung Vorgesehen im 7.-9. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung Hals-Nasen-OhrenUntersuchung

Aber was macht man, wenn man eine kleine „Rübe“ wie Petra in der Familie hat? Ihre Mutter – auch eine Freundin aus der Nachbarschaft – ist mit ihr ständig beschäftigt. Sie ist laut (die „Rübe“, nicht die Mutter) und vor lauter Energie manchmal etwas grob, was besonders Karli fürchtet. Aber ihre Mutter sieht das gar nicht so negativ (hat sie zu meiner Mutter gemeint). Temperament sei eine Veranlagung, die man nicht ändern kann, mit der man aber umgehen lernen soll. Das klingt auch für mich vernünftig. find es ja auch gut, dass meine Ich find' Eltern mich so mögen, wie ich bin. Aber Hilfe von euch Großen brauchen wir schon, damit Karli sich nicht ganz zurückzieht oder Petra plötzlich allein dasteht, weil sich alle vor ihr fürchten. Oder?

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 12/2019


Seit neuestem bin ich meinen Eltern immer einen Schritt voraus. „Schritt“ trifft es nicht ganz, denn momentan kann ich noch nicht auf eigenen Beinen stehen. Aber Unternehmungslust macht erfinderisch, und so krabble und robbe ich durch meine Welt. Ich halte damit alle ganz schön auf Trab, denn meine Neugierde ist groß, und meine Kräfte sind nicht zu unterschätzen – genauso wenig wie die Gefahren, die dabei auf mich lauern können. Papa oder Mama haben immer ein Auge auf mich, damit ich mir nicht weh tue und ich nichts anstelle. Am letzten Wochenende haben meine Eltern die ganze Wohnung möglichst kindersicher gemacht – auch, um sich selbst ein wenig zu entlasten und um nicht ständig in Sorge um mich sein zu müssen. Sie haben zum Beispiel die untersten Regale ausgeräumt, damit nicht ich das machen und Chaos

hinterlassen kann. Auch die schöne Tischdecke von unserem Esstisch ist in den Schrank gewandert. Meine Eltern kennen mich gut: Mit Sicherheit hätte ich an einem der Zipfel gezogen – und dann wäre die Vase darauf in Richtung Boden gesegelt. Das hätte eine schöne Bescherung gegeben! Scharfe Kanten an den Schränken und Tischen, wo ich mich stoßen könnte, haben meine Eltern mit einem Schutz versehen. Das ist wirklich sehr lieb von ihnen, und ich bin ihnen sehr dankbar dafür – denn, wenn ich mich auch schon fortbewegen kann, bin ich dabei doch noch sehr unkontrolliert und sehr sorglos. Ich weiß ja noch nicht, was mir gut und was mir weh tut – und wenn man auch aus Erfahrung klug wird, muss ich wirklich nicht jede selber machen.

Sicher ist sicher

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9. UND 10. MONAT

Elternbrief


Elternbrief 5

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Sicher ist sicher ... Natürlich haben meine Eltern auch die Steckdosen mit KinderschutzAbdeckungen gesichert. Noch bin ich nicht so weit, dass ich von selbst auf die Idee käme, mit einem Gegenstand in der Steckdose herumzustochern, aber man weiß ja nie und: Sicher ist sicher. Auch Elektrokabel liegen jetzt nicht mehr einfach in der Gegend herum, sondern sind mit kleinen Klemmen und Haken befestigt – daran zu ziehen, würde mir zu viel Spaß machen und zu viel Unheil anrichten können. Vorsicht vor giftigen Pflanzen! Auch einige Topfpflanzen sind auf sichere Plätze verschwunden. Wie ihr wisst, stecke ich nach wie vor gerne alles in den Mund, und viele Pflanzen, die besonders verlockend aussehen, sind leider giftig. Beim Salzburger Bildungswerk könnt ihr übrigens eine Broschüre über Giftpflanzen bekommen. Das ist ein Verzeichnis, in dem vom Adonisröschen

bis zur Zimmerlinde alle bei uns üblichen Pflanzen aufgelistet und nach ihrer „Bekömmlichkeit“ bewertet sind. Darin findet ihr genauere Auskünfte zu giftigen Pflanzen. Einfach bei Brigitte Singer unter 0662 872691-15 eine Giftpflanzenbroschüre bestellen oder downloaden: www.elternbriefe. salzburg.at. Die Allergiebroschüre könnt ihr dort gleich mitbestellen, denn auch Allergien können durch Pflanzen ausgelöst werden.

Und noch was von mir zum Thema Sicherheit: Weil ich ja jetzt schon neun Monate „groß“ bin, ist es Zeit zu überprüfen, ob der Kindersitz noch richtig passt. Erkundigt euch z.B. bei den Autofahrerclubs. Auch übertragene Kindersitze haben ein Ablaufdatum der Sicherheit.


9. und 10. Monat

Gefahrenquellen Ätzende Reinigungsmittel ... Giftig und vor allem ätzend sind Haushaltsreiniger und andere Putzmittel. Diese sind in einem Schrank verschlossen, damit ich nicht rankomme. Da könnte das Schlimmste passieren! Auch Alkohol und Zigaretten sind für mich gefährlich! In meiner Reichweite, also bis auf eine Höhe von ca. einem Meter, ist die Wohnung jetzt ganz an meine Bedürfnisse angepasst – und ich fühle mich recht wohl, wenn ich mein Reich erkunde.

Für den Fall des Falles gehört diese Nummer griffbereit zum Telefon: Vergiftungsinformationszentrale, Universitätsklinik Wien,

Tel. 01 4064343-0 (für Notfälle rund um die Uhr erreichbar).

Wenige cm Wassertiefe reichen!!! Im Garten hat Papa zusammen mit Opa den Gartenteich mit einem Zaun abgesichert. Ein Nachbar, der selbst keine Kinder hat, hat gefragt, ob das wirklich notwendig sei. Opa hat ihm erzählt, er weiß von zwei Kindern, die in ganz seichtem Wasser ertrunken sind. Blöd hineingefallen, mit dem Gesicht nach unten – und schon ist es passiert. Auch an die Blumenbeete komme ich jetzt nicht mehr heran, denn was für Topfpflanzen gilt, gilt auch für viele Gartengewächse.

Vorsicht vor zu starker Sonne! Übrigens: Ich halte mich gerne im Freien auf, möchte dabei aber vor starker Sonneneinstrahlung geschützt sein. Genügend trinken, hoher Lichtschutzfaktor und ein Sonnenhut sind Pflicht!

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Elternbrief 5

Rauch aus dritter Hand ... 4

Besonders sonders Papa ist oft hniveau bei mir auf Teppichniveau und spielt tolle Spiele mit mir. Die gefallen mir so gut, dass ich vor Begeisterung lache. Er krabbelt mit mir zum Beispiel um die Wette oder er liegt am Boden und nimmt mich auf seinen Bauch. Dabei rutscht er langsam vorwärts, wobei er mich ein wenig hin und her bewegt. Das ist spannend und lustig, und ich kann gar nicht genug davon bekommen. Auch Hoppe-hoppe-Reiter könnte ich stundenlang spielen. Ich versuche auch schon, Gesten und Bewegungen nachzuahmen. An den Kopf tippen, auf den Tisch patschen, sich selbst an die Nase fassen – wenn es mir wer vormacht, dann klappt es bei mir auch manchmal – und wir haben gemeinsam einen ziemlichen

Spaß daran. Und weil ich jetzt schon Spielzeug aufheben kann, hat Oma mir einige Dinge geschenkt, die mich brennend interessieren. Eine Kugelbahn mit großen bunten Kugeln habe ich bekommen, ein Auto (natürlich mit ungiftigen Farben, damit ich es auch unbeschadet in den Mund nehmen kann) und für die Badewanne einen roten Kübel zum Wasserschöpfen. Herumpritscheln ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.

Kommt auf den Teppich, Leute

Darunter versteht man, dass sich die Reste des Tabakrauchs an Vorhängen, Teppichen, Möbeln, in der Kleidung und auf Gegenständen (z.B. Spielsachen) ablagern. Kinder spielen am liebsten auf dem Boden, nehmen ihre Spielsachen auch gerne in den Mund. Beim Spielen und Toben werden die Rauchpartikel immer wieder aufgewirbelt und sinken dann zurück auf den Boden. Spielende Kinder sitzen somit immer in einer Wolke aus Rauch. Wie Sie Ihr Kind schützen können? Am besten verzichten Sie ganz auf das Rauchen, zumindest in der Wohnung. AVOS Salzburg


9. und 10. Monat

Geteilte Aufmerksamkeit ist doppelte Freude Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Ihr Kind Sie mehr und mehr in die Entdeckung seiner Welt einbezieht? Egal, ob es das Licht an der Decke oder das vorbeifahrende Auto ist, auf das es hinzeigt – es will diese Entdeckung mit Ihnen teilen. Wenn Sie sich dann auch noch anmerken lassen, dass Sie es verstehen, ist die geteilte Freude perfekt. Was meinst du jetzt? Manchmal ist „Verstehen“ nicht so einfach: Ihr Kind zeigt auf die Banane – will es diese nur haben, angreifen, entdecken oder sollen Sie sie ihm schälen? Schwieriger wird es, wenn das Interesse sich auf Dinge und Situationen bezieht, die Sie nicht gutheißen können: z.B. der freudige Blick auf eine Handvoll Blumenerde, soeben dem Blumentopf entwendet, oder ein mit Juchzen begleiteter Griff zum Schwanz der Katze. Das zählt nicht zum gemeinsamen Vergnügen. Hier gilt es, klar und mit zugewandter Bestimmtheit in Wort und Tat zu signalisieren: Das ist kein Spaß! Und Sie müssen Ge-

genstand und Kind aktiv voneinander trennen – halten Sie es an mit Worten wie: „Lass los, krabble weg, mach zu, gib mir, ...“. Bis Ihr Kind diese Regeln speichert, wird es noch viele Wiederholungen solcher Art brauchen. Und beim Essen? Der Geschmackssinn entwickelt sich ja noch, Speisen wollen erst entdeckt und auf „Geschmackstauglichkeit“ überprüft werden.

Manchmal braucht es dazu ein wiederholtes, aber zwangloses wieder Anbieten. Und dann noch die neue Errungenschaft: „Selber machen wollen!“ Die Koordination von „Fingerfood“ und Mund oder gar das Hantieren mit Löffel oder Gabel müssen

erst erprobt werden. Im täglichen Austausch von „ich will – ich will nicht“ bzw. von „selber bestimmen oder bestimmt werden“ eröffnet sich ein breites Feld von Konflikten, Kompromissen und Verhandlungsgeschick. Väter sind dabei als „Mitspieler“ unersetzbar. Rituale helfen! Für Sie als Eltern sind einfache Regeln und Rituale hilfreich – auch beim Essen: Regelmäßige Zeiten, am Tisch und nicht am Boden neben den Bausteinen, kein Spielzeug am Tisch, aber vielleicht ein Löffel in der Hand, den man selber handhaben darf. Wichtig: Lassen Sie als Ritual Zeiten zu, in denen Ihr Kind selbst mit Alltagsgegenständen hantieren kann. Kleine Forscher brauchen Orientierung und Ihre Anwesenheit – unter anderem, um ihre Gefühle von Freude, aber auch von Wut und Enttäuschung zu ordnen. Sie wollen Ihre Nähe hautnah spüren, damit sie sich geliebt und geborgen fühlen, bevor sie mit ihrer nächsten Erkundung starten können.

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Elternbrief 5

Täglich etwas Neues 6

Was Ihr Baby bislang an Reizen aufgenommen hat, hat es vor allem gefühlsmäßig wahrgenommen. Die Eindrücke sind unterschiedlich intensiv gewesen, manchmal verwirrend, manchmal waren sie einfach zu verstehen. Mit jedem Lebenstag hat Ihr Kind diese Eindrücke besser verarbeiten, besser zuordnen und begreifen können. Es hat gelernt, zwischen vertraut und fremd zu unterscheiden – und es hat eine erste Vorstellung von sich selbst und seiner Wirkung auf andere. Die Welt ist weiter geworden ... Zwischen dem achten und zehnten Lebensmonat bricht für das Kind und Sie eine höchst interessante Zeit an. Die neue Errungenschaft ist, dass sich durch das aufrechte Sitzen das Blickfeld Ihres Kindes entscheidend vergrößert hat. Wenn Sie einmal den Unterschied selbst erleben wollen, dann legen Sie sich kurz flach auf den Boden und blicken sich um. Danach stützen Sie sich auf die Ellbogen – und

bestaunen Sie die große Welt um sich. Man muss das wirklich einmal selbst gesehen haben! Mit dem Aufsetzen und Krabbeln kommt auch die Möglichkeit, sich von der Mutter entfernen zu können – und damit auch die Erkenntnis, dass man sie dabei leicht in der Weite verlieren kann. Diese Trennungserfahrungen versucht Ihr Kind im Versteckenspielen zu verarbeiten. Das beliebte „Guckguck? – Wo bist du?“ hilft ihm zum Beispiel dabei, Nähe und Distanz aktiv mitzugestalten und nicht einfach nur zu erleiden. Haustiere ... Beim Thema Haustiere ist der Platz des neuen Familienmitgliedes noch nicht ganz klar. Achten Sie darauf, dass es nicht zu Revierstreitigkeiten kommt.

Und Kinder nie unbeaufsichtigt mit Haustieren allein lassen!


9. und 10. Monat

Nein? Allmählich erweitert sich durch das Krabbeln der Bewegungsradius - die Absichten werden gezielter. Das Miteinander wird nun immer intensiver und bewusster, und es macht Spaß, Reaktionen bei den Eltern zu erleben. Lob und Freude etwa, wenn etwas geklappt hat. Was soll denn dieses Nein? Aber es gibt natürlich auch Reaktionen, die zunächst einmal erschrecken und ratlos machen. Warum gibt es eigentlich ein aufgeregtes Nein, wenn man herausfinden will, was in den schwarzen Löchern einer Steckdose vorgeht? Warum wird auf einmal so vieles zu einem Nein? Dieses aktive Entdecken braucht auch aktive Eltern, die hier den Rahmen stecken und diese Entdeckungen begleiten. Das Nein und Verbote zu verstehen, braucht seine

Zeit, zumal sie meist nicht mit den eigenen Absichten übereinstimmen und die lustigsten Entdeckungen immer wieder rüde unterbrechen. Es geht hier weniger ums Nein, sondern um eine aktive Lenkung der Entdeckungsfreude. Wenn es um Gefahren, eigene Grenzen und Grenzen anderer geht, ist aktives Handeln von

Ihnen als Eltern gefordert und leider müssen beide diese Situationen auch aushalten. Ab in die Erlaubniszone ... Für Sie als Eltern bedeutet die Entdeckungslust Ihres Kindes ein gesteigertes Maß an Verantwortung: Sie müssen es vor potenziellen Gefahren schützen und dürfen es dabei dennoch nicht zu sehr einengen. Zeigen Sie dem Kind „Erlaubniszonen“ – weniger „Neins“, mehr klare Anweisungen, was zu tun erlaubt ist. Beispiel Blumentopf: Lass aus, krabble weg, den Löffel kannst du haben ... (nicht: Nein! Nein!). Etwas mühsam, aber es lohnt sich. Wenn hinter den Verboten eine Regelmäßigkeit erkennbar wird, dann werden sie auch verständlich, besonders dann, wenn sie von mehreren Personen in einer Gruppe eingehalten werden.

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Elternbrief 5

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Das Kind im Krankenhaus

KiB children care Verein rund ums erkrankte Kind Tel: 0664 6203040 (Tag und Nacht erreichbar) Landeskoordination Salzburg Tel: 0664 6203025 www.kib.or.at verein@kib.or.at Salzburger Patientenvertretung Rat und unabhängige Information 5020 Salzburg Michael-Pacher-Straße 36 mercedes.zsifkovics@salzburg.gv.at Tel: 0662 8042-2030

Fachpersonal und Eltern wissen heute, dass Heilerfolg und Gesundwerden eng mit dem seelischen Wohlbefinden des Kindes zusammenhängen. Gemeinsam haben sie Wege gefunden und die Möglichkeiten geschaffen, dass Eltern ihr Kind in der schwierigen Krankenhaus-Situation begleiten können. Ein Infoblatt zum Thema „Kind im Krankenhaus“ und ein Ratgeber für Eltern können beim Verein „KiB

children care“ bestellt werden. Sie erhalten damit wertvolle Tipps für den Umgang mit Ihrem kranken Kind sowie Informationen über die Kosten eines begleiteten Krankenhausaufenthaltes. Wichtig ist vor allem, dem Kind Vertrautes mitzugeben, das gibt Sicherheit. Informieren Sie sich darüber, was Sie und Ihr Kind im Krankenhaus erwartet. Wissen hilft, Angst abzubauen.

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 12/2019


Jetzt kann ich endlich überall hin. Ich möchte krabbeln, überall reinschau’n und alles angreifen. Da habe ich endlich etwas Interessantes entdeckt – und dann höre ich dauernd: „Nein!“ Nein – immer dieses nervige Wort. Wenn ich etwas will, dann will ich es. Und basta! Die Geschichte war so: Oma und Opa waren zu Besuch bei uns und Oma hat ihre Lesebrille auf das Sofa gelegt. Diese Brille hat so lustig in der Sonne gefunkelt, da habe ich mir gedacht: Das siehst du dir einmal aus der Nähe an. Also bin ich Richtung Sofa gekrabbelt, habe die Hand ausgestreckt und wollte die Brille näher anschauen. Plötzlich sagen Mama, Papa, Opa, Oma, alle einfach „Nein!“,

haben mir die Brille aus der Hand genommen und mich wieder zurück zu meinem Spielzeug gesetzt. Ja, aber so einfach ist das nicht. Die Brille war nicht mehr da, mein Interesse schon noch – also los, das Ganze von vorne. Wieder hingekrabbelt, wieder hingegriffen, wieder „Nein!“, aber diesmal schon etwas entschiedener. Und dann hat Oma die Brille einfach gut festgehalten. Na, da hat sie aber die Rechnung ohne die Wirtin gemacht. Ich bin nämlich ganz schön zornig geworden. Die Brille gefällt mir einfach so gut, ich muss sie unbedingt haben.

Ich habe meinen eigenen Kopf

Da habe ich mich aber sehr aufregen müssen und kräftig protestiert. Aber geholfen hat es – das muss ich leider zugeben – gar nichts. Ich habe die Brille nicht bekommen, Oma hat gesagt: „Die Brille gehört mir – nur mir!“. Momentan, knapp vor meinem ersten Geburtstag, gerate ich überhaupt recht leicht in Wut, weil ich so enttäuscht bin, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle. Ich weiß, dass ich meine Umgebung damit hin und wieder kräftig nerve, aber auf diese Art und Weise lerne ich ja auch, wo meine Grenzen sind und versuche, mich im täglichen Leben durchzusetzen. Bitte versteht, dass ich dabei noch nicht so das richtige Maß finde, aber das kommt schon mit der Zeit.

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11. UND 12. MONAT

Elternbrief


Elternbrief 6

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Auch wenn ich manchmal plärre und zornig bin – in Wahrheit habe ich euch natürlich alle ganz lieb. Das gilt besonders für die Rosi-Oma und meinen Opa.

Ich hab’ echt Glück mit meinen Großeltern. Wir kommen gut aus – bei Markus ist das nämlich nicht so, seine Oma und sein Opa sind nie da. Wenn meine Mama und mein Papa einmal ausgehen wollen, dann kommen Opa und Oma zu mir und passen auf mich auf. Ich find’ das super! Wo meine Eltern manchmal aus der Ruhe geraten, sind sie gelassen und geduldig. Ob das aus der Erfahrung des Alters kommt? Vielleicht ist es aber auch so, dass sich meine Großeltern immer etwas jünger fühlen, wenn sie bei mir sind. Es erinnert sie wahrscheinlich daran, dass auch sie einmal so ein kleines Kind im Haus hatten. Auch meine Eltern sind sehr froh, dass es meine Großeltern gibt. Ich kann mich noch an einen Vormittag erinnern, an dem meine Mama etwas Dringendes erledigen musste

und mich nicht mitnehmen wollte, da das zu lange gedauert hätte und mir dabei sicherlich sehr langweilig gewesen wäre. Papa war in der Arbeit, also hat sie Oma und Opa angerufen, und die sind dann zu uns gekommen. Opa hat mit mir Hoppe-hoppe-Reiter gespielt und eine gute Jause gemacht, Oma war mit mir im Garten – da ging es mir echt gut. Und noch was ... Auch unsere Nachbarin Ottilie – die mit den Zwillingen – hilft meinen Eltern hin und wieder. Ihre Kinder sind älter als ich. Ich besuche sie sehr gerne, weil mir dort nie langweilig ist. Und wenn die Leihoma zur Petra kommt, dann besuche ich sie besonders gerne, weil die liest immer so schöne Geschichten vor.

Großeltern? Großartig!


11. und 12. Monat

Musik, Musik ... Ich habe eine neue Leidenschaft entdeckt: Musik. Nein, ich mache sie nicht mehr bloß mit den Rasseln, die ich als kleines Baby gehabt habe, sondern mit allem, was Krach und Spaß macht. Wenn ich einmal groß bin, werde ich Tschinellistin oder wie das heißt. Ich übe schon dauernd mit Kochlöffeln und Kochtopfdeckeln, das ist nämlich ziemlich laut, und ziemlich laut ist ziemlich gut, zumindest für mich! Und alles klingt verschieden! Auch Musik aus dem Radio gefällt mir. Am schönsten ist Singen! Wenn Mama mir ein Lied vorsingt, bin ich voll dabei. Ich habe schon viele Instrumente für mein Orchester: Neben den Deckeln und dem Kochlöffel spiele ich auch mit Schneebesen, Sieben, Töpfen und mit dem kleinen Glockenspiel, das mir Papa einmal mitgebracht hat. Nebenbei interessiere ich mich auch für Bilder.

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Tschinderassa-bum-bum-bum Bilderlesen ist toll ... Ich habe es sehr gern, wenn ich auf dem Schoß sitzen darf und jemand mit mir ein Bilderbuch anschaut. Ich finde es lustig, Dinge in den Bildern zu finden und versuche auch immer, in die Bilder, die ihr mir zeigt, hineinzugreifen. Aber Spaß macht das Anschauen auf jeden Fall. Ich habe auch schon ein Lieblingsbild: eine Katze mit einem Ball in dem gelben Buch, das Oma mitgebracht hat. Rosi-Oma zeigt auf die Bilder und sagt mir, wie sie heißen. Obwohl ich noch nicht nachsprechen kann, merke ich mir einige Dinge.


Elternbrief 6

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Alles läuft wie geschmiert Ihr Kind ist jetzt ein Jahr alt. Ein Jahr voller Abenteuer liegt hinter ihm – und Ihnen. Und wenn Sie dieses Jahr einmal Revue passieren lassen, werden Sie sicher erstaunt sein, was in dieser Zeit alles geschehen ist. Vom Baby zu einer Person, die immer mehr

die Welt, sich selbst und den eigenen Willen entdeckt. Als Erwachsener hat man oft das Gefühl, ein Jahr würde nur so verfliegen – für ein Baby bedeutet es eine lange Zeit voller Wachsen. Ihr Kind versteht schon sehr viel ... Mit einem Jahr versteht ein Kleinkind so ziemlich alles, was seinen Lebensbereich betrifft. Es fühlt sich daheim, kann Dinge zuordnen, weiß, wo etwas ist. Es beginnt zu begreifen, was einzelne Worte bedeuten, auch kurze Sätze kann es mittlerweile bereits verstehen. Der ungebremste Entdeckungswille bestimmt alles Handeln, und es kommt zu den ersten Konfrontationen, wenn Sie nicht so tun, wie es will.


11. und 12. Monat

Ich verstehe Entdeckungsreisen beginnen ... Trotzdem – wenn es auf Entdeckungstour geht und plötzlich merkt, dass es sich zu weit vom vertrauten Platz entfernt hat, dann bricht die Angst durch, und es beginnt zu weinen. Jetzt ist es wichtig, dass jemand da ist und beruhigt. Ist genug Sicherheit getankt, geht die Entdeckungsreise wieder weiter. Alles, was Ihr Kind momentan tut, dient nur einem Zweck: Es will lernen, entdecken und dazugehören. Menschen sind ihm wichtiger als Dinge, also orientiert es sich an ihnen, lernt durch Beobachten und vom miteinander Spielen die Regeln des Zusammenseins.

Das ist jetzt ganz wichtig, dass ihr mir immer wieder die Begriffe zu den Dingen sagt, die ich sehe! Vor der Sprache kommt nämlich das Hören, und mittlerweile bin ich schon „groß“ genug, um mir etwas zu merken, was oft gesagt wurde und was ich mit einem Gegenstand verbinden kann. Nicht immer – aber immer öfter. In meinem Kopf beginnen sich auch schon die Laute zu formen, mit denen ich später sprechen werde. Die meisten Kinder sagen zuerst einmal „Mama“, das geht am leichtesten über die Lippen. „Mäuschen“ Karli aber hat alle überrascht: Dessen erste Worte waren „Baba, Baba“ – und dabei deutete er in den Himmel auf ein Flugzeug. Ich selbst weiß noch nicht, was ich als Erstes sagen werde – lasst euch einfach überraschen.

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Elternbrief 6

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Dickschädel und Konsorten

Mit dem Selbstbewusstsein beginnt eine gewisse Entschlossenheit, die später einmal in der Trotzphase ihren Höhepunkt finden wird. Es hilft beim Finden der eigenen Grenzen. Das Nein der Erwachsenen ist schwächer als der Entdeckerdrang des Kindes. Oft braucht das gesprochene Nein den Blickkontakt und direkte Unterstützung. Nein zu sagen, ist oft nicht leicht. Dennoch ist es wichtig, um Grenzen zu ziehen und das Kind, sich selber und Gegenstände in ausreichendem Maß zu schützen. Im weiteren Leben wird Ihr Kind oft ein Nein zu hören bekommen. Durch viele kommende Entwicklungsschritte ist das Thema Grenzen immer wieder für Beziehungen wichtig und muss ausgehandelt werden.

Durchhalten ... Damit leben zu lernen und die heftigen Gefühle von Ärger, Wut und Enttäuschung auszuhalten, ist jetzt eines der wichtigsten Entwicklungsthemen in der Beziehung zu Ihrem Kind. Am schnellsten lernt Ihr Kind die Grenzen zu akzeptieren, wenn Sie dabei konsequent sind in der Sprache und im Handeln. Ein Nein, das ohne viel Mühe in ein Ja zu kippen ist, ist nicht viel wert und wird es beim nächsten Mal auch nicht sein. Das Schwierige ist momentan, dass das Warum Ihres Neins und Ihr Handeln in den meisten Fällen von Ihrem Kind nicht verstanden wird, dazu bräuchte es ein Verständnis von abstrakten Zusammenhängen, das in diesem Alter noch nicht vorhanden sein kann. Versuchen Sie trotzdem, den Grund mit einfachen Worten ver-

ständlich zu machen, zum Beispiel: „Das ist heiß!“, „Nein. Das geht jetzt nicht!“, „Nein. Das wird kaputt!“. Das Kind erkennt aus der Ernsthaftigkeit und der Betroffenheit der Eltern den Ernst der Situation. Und denken Sie daran, Ihrem Kind Alternativen aufzuzeigen. Es wird sich etwas anderes suchen, was es stattdessen tun darf. Wutanfall ... Oft braucht es nicht einmal ein Nein oder einen ersichtlichen Anlass, um Ihr Kind in Wut zu bringen. Da genügt es schon, dass es sich innerlich etwas vorgenommen hat und daran gescheitert ist oder dass irgendetwas unerreichbar weit oben liegt. Dann geht der Wutanfall los – oder ein bitterliches Weinen. Versuchen Sie, das Weinen auszuhalten und die Aufmerksamkeit des Kindes darauf zu lenken, was möglich ist: „Das ist meine Brille, die brauche ich, in der Kiste sind deine Spielsachen.“ Zorn und Wut sind ein Ausdruck von Unverständnis über die Situation, ein Zeichen von Hilf- und Ratlosigkeit – keine böse Absicht.


11. und 12. Monat

Gibt es „zu gute“ Eltern? 7 Zugegeben, die Frage erscheint auf den ersten Blick etwas provokant – aber sie ist durchaus berechtigt: Kann ich in meinem Bestreben, alles richtig zu machen, überbehütend werden? Kann ich zu viel des Guten tun und damit eigentlich das Gegenteil erreichen und Entwicklungschancen dadurch nehmen? Zu viel des Guten ... Jeder Mensch wächst an eigenen Erfahrungen, an eigenen Fehlern. Wenn Eltern ihrem Kind ständig alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen und ihm alle Wünsche von den Augen ablesen – woran soll es dann noch wachsen? Natürlich, wenn Sie ein Baby oder Kleinkind haben, dann ist es selbst noch schwach und hilflos, und Sie sollen und wollen es behüten und vor Gefahren schützen. Aber Sie merken vielleicht auch, wie Ihr Kind den eigenen Willen entwickelt, zu einer Persönlichkeit heranreift.

Es wird immer weniger notwendig, bei jedem Geräusch nach dem Kind zu schauen, bei jedem Glucksen und Nörgeln sofort zur Stelle zu sein. So, wie ein Erwachsener Luft für sich braucht, so braucht sie Ihr Kind auch – mehr und mehr. Wenn es Nähe sucht, so wird es sich melden, wenn es beginnt, sich mit sich selbst zu beschäftigen, so ist das ein wichtiger und richtiger Entwicklungsschritt. Auch mal sein lassen ... Auch das übertriebene Streben nach Hygiene und Sauberkeit kann ein Überbehüten sein, manchmal sogar mit unangenehmen Konsequenzen für die Zukunft. Wer ständig in einer nahezu sterilen Umgebung lebt, wird später mit normalen Krankheitserregern

schwerer fertig werden. Sauberkeit ja, aber mit Maß und Ziel.


Elternbrief 6

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Das richtige Maß finden ... Für uns Erwachsene ist es oft recht hilfreich, wenn wir uns an die eigene Kindheit erinnern. Heutige Väter haben als Kinder zur Mutprobe Regenwürmer verschluckt und sind nicht daran gestorben. Jetzige Mütter haben sich als Kinder am Spielplatz auch schon mal eine Schaufel Sand in den Mund gesteckt. Nicht, dass es geschmeckt hätte – aber auch sie leben heute noch. Angst auslösende Erlebnisse haben wir alle gehabt, und wir waren froh, wenn uns unsere Eltern beruhigt und geholfen haben, die Angst zu überwinden. Aber es gab auch Situationen, in denen uns zu viel Sorgen und zu viel Kümmern schwer auf die Nerven gegangen sind, nicht wahr? Wie immer ist ein Mittelmaß wohl das Richtige. Behüten heißt nicht nur, sich um das Kind zu kümmern. Behüten heißt auch, zur richtigen Zeit den richtigen Raum zu lassen. Mit dem Älterwerden des Kindes wird

das immer wichtiger. Und haben Sie auch keine Angst davor, dabei Fehler zu machen – perfekte Eltern gibt es nicht. Gott sei Dank!

Bitte vergessen Sie nicht auf die jetzt fällige Mutter-Kind-Pass-Untersuchung Vorgesehen im 10.–14. Lebensmonat Ihres Kindes

Achtung: Radhelmpflicht In Österreich gilt für Kinder bis 12 Jahre Radhelmpflicht, wenn sie • selbst Rad fahren, • auf einem Fahrrad mitgeführt werden (zum Beispiel im Kindersitz), • in einem Fahrradanhänger mitgeführt werden. Verantwortlich für den Schutz vor Verletzungen sind immer die Erwachsenen! Informationen zum Thema Fahrradhelm gibt es auch unter www.kfv.at.

Augenuntersuchung Allgemeine Untersuchung

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 12/2019


Elternbrief

Ein Jahr voller Leben den versteckt, um dann lächelnd hervorzulugen, erfreut über meine neu erworbene Fähigkeit des Erinnerns. Ich verstehe jetzt auch schon Zusammenhänge: Wenn ich an der Schnur ziehe, kommt meine Spielzeugente zu mir oder wenn ich den Lichtschalter drücke, geht das Licht an. Für euch mag das alles ja selbstverständlich sein – für mich ist es neu. Es ist ein großer Spaß für mich ... Ihr habt es schon bemerkt, wie es mich freut, Laden auszuräumen, besonders wenn sie Papa nachher wieder einräumt – und ich wieder aus ... Innen und außen, groß

DER 1. GEBURTSTAG

Jetzt bin ich also schon ein gutes Jahr auf der Welt. Und ich kann euch sagen, dieses eine Jahr hat es wirklich in sich gehabt. Vom hilflosen, schreienden und zarten Säugling habe ich mich zu einer Entdeckerin entwickelt, die mit jedem Tag mehr von der Welt begreift. Was ich schon alles kann ...? Was ich alles schon kann und verstehe, kann ich euch am besten beim Spielen zeigen. Ihr müsst mir nur zuschauen und mitmachen… Aus den Augen, aus dem Sinn – das gilt bei mir jetzt nicht mehr. Ich erinnere mich an Dinge, die ich nicht mehr sehe. Ich besitze jetzt das, was ihr Erwachsenen ein „Kurzzeitgedächtnis“ nennt. Ich verstecke Sachen, „zaubere“ sie wieder hervor – manchmal verstecke ich auch mich – und ich mag es, wenn ihr euch vor mir versteckt, zumindest ein bisschen. Das berühmte KuckuckSpiel, bei dem sich meine Mama oder mein Papa hinter den eigenen Hän-

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Elternbrief 7

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und klein, hier und dort – das lerne ich jetzt zu unterscheiden. Eigentlich bin ich schon ganz schön clever, nicht wahr? Ganz besonders lieb findet ihr, das habe ich schon bemerkt, wenn ich versuche, Dinge aus dem täglichen Leben nachzuahmen. Wenn ich zum Beispiel einen Telefonhörer ans Ohr halte oder mich zu bürsten versuche, dann fliegt ein Lächeln über euer Gesicht. Habt ihr eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, warum ich das tue? Ganz einfach: Auf diese Art und Weise probiere ich, was ich mit Dingen machen kann. Wozu man was benutzt. Zuerst mache ich es immer dann, wenn ich es von euch sehe, aber immer öfter auch etwas später, wenn es mir gerade niemand vormacht. Mein Kurzzeitgedächtnis, ihr erinnert euch? Das mag ich grad’ besonders ... Auch etwas, was ich momentan sehr gerne mache: geben und nehmen. Das kann ich bis zu eurem

Umfallen spielen. Mit diesem Spiel finde ich heraus, wie ihr auf meine Handlungen reagiert. Wenn mir also Papa seinen Bleistift gibt, er ihn von mir zurückbekommt und mich dabei anlächelt, so habe ich schon etwas fürs Leben gelernt. Dieses erste Jahr in meinem Leben war also ganz wichtig für mich, das ist die Grundlage, auf der ich meine weiteren Jahre aufbauen werde. Und da man bekanntlich nie auslernt, werden die nächsten Jahre nicht weniger wichtig für mich werden. Ich freu’ mich schon darauf, und ich freu’ mich, dass ihr mich dabei begleitet.

birdi Begleitung für Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren Wenn Sie das Gefühl haben, dass durch die Geburt des Kindes Verunsicherungen und Überforderungen auftreten, für Sie als Eltern, beim Kind, im Zusammenleben als Familie oder finanziell, so holen Sie sich vorsorglich Unterstützung bei „birdi“ – eine kostenlose Begleitung für Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren. Für Salzburg Stadt: 0662 8042-2887 www.salzburg.gv.at/elternberatung-sbg Für alle anderen Bezirke: 06542 56531 www.pepp.at/de/birdi


Der 1. Geburtstag

Gestern habe ich etwas erlebt, das muss ich euch allen unbedingt erzählen. Also, ich habe einen Lieblingsspielplatz, ganz nahe bei unserem Haus. Dort gehen Mama und ich gerne hin, denn da trifft sie andere Mütter und kann mit ihnen reden, während ich mich in der Sandkiste vergnüge. In der Sandkiste spielt auch Patrick gerne. Patrick ist so alt wie ich, aber er ist schon einen Kopf größer und vor allem – er kann schon alleine gehen. Seine Mutter ist ziemlich stolz darauf, und sie erzählt allen anderen Müttern unaufgefordert, wie groß und wie selbstständig Patrick schon ist. Da gibt es dann einige andere Mamas, die sich still und heimlich ärgern, weil die Mama von Patrick so angibt. Eine hat sogar zu ihr gesagt, dass sie nicht

Von Frühstartern und Spätzündern

glauben braucht, der Patrick sei etwas Besonderes. Aber meine Mama hat sich nicht geärgert. Und recht hat sie. Denn wenn ein Kind ganz früh dran ist mit dem Laufen oder

schon bald sehr groß ist, dann heißt das nämlich nichts anderes, als dass es früh dran ist mit dem Laufen oder schon bald sehr groß ist. Basta! Meine Mama hat etwas Kluges gesagt: „Doch, doch, der Patrick ist schon etwas Besonderes. So wie jedes Kind etwas Besonderes ist“. Was sie damit den anderen Müttern sagen wollte: Ich, und das weiß meine Mama ganz genau, hab hab’ mein eigenes Tempo. So wie auch Patrick sein Tempo hat und Petra ihres. Beim Wachsen, beim Lernen, beim Laufen. Ich bin ja ich – und nicht Patrick oder sonst wer. Und nur weil Patrick mit manchen Dingen früher dran ist als andere, ist er nicht „besser“. Meine Mama freut sich, dass die Mutti von Patrick so glücklich mit ihm ist. Denn sie weiß, dass es dazu nicht das Leistungsdenken braucht, wer jetzt schneller, größer oder klüger sei. Und sie ist glücklich mit mir – so wie ich bin.

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Elternbrief 7

Ab wann kann ein Kind laufen? Und was ist mit dem Topferl?

4 Kurz gesagt: wenn’s soweit ist. Jedes Kind hat, wie bei vielen anderen Dingen (zum Beispiel beim Reden), sein eigenes Tempo. Manche der Kleinen sind schon sehr früh wahre „Dauerläufer“. Es kommt aber auch vor, dass Kinder mit 15 Monaten oder sogar erst mit 18 Monaten die ersten Schritte tun. Wenn Ihnen die verschiedensten Entwicklungstabellen unterkommen, dann bedenken Sie, das sind Durchschnittswerte. Vergessen Sie dabei nicht: Der/die Erste beim Laufen zu sein, entscheidet nicht über die Zukunft. Fragen Sie nach, wenn Sie unsicher sind. Aber egal, wann Ihr Kind beschließt, sich „auf die Socken zu machen“, es muss seine Fähigkeiten in Ruhe erwerben dürfen.

Sicher möchten Sie ihm unangenehme Erfahrungen und kleine Verletzungen ersparen. Ein Kind muss hinfallen dürfen, um das Aufstehen lernen zu können. Wenn es irgendwie geht, können Sie Plätze schaffen, an denen Verletzungen unwahrscheinlich sind. Tischkanten in „Kindskopfhöhe“ – mit einem Kantenschutz entschärfen! Treppen, über die Ihr Kind stürzen kann – ein Gitter davor macht sie ungefährlich. Üben unter zurückhaltender Aufsicht ist eine gute Sache, aber die Betonung liegt auf „zurückhaltend“. So kann Ihr Kind Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickeln – und Selbstvertrauen ist der beste Treibstoff für Erfolge.

Damit haben Sie noch jede Menge Zeit, und das wissen Sie auch. Vielleicht hören Sie von verschiedenen Seiten, wahrscheinlich besonders von der älteren Generation, dass man nicht früh genug mit dem Töpfchen beginnen kann – aber lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Einstellung zum Sauberwerden drastisch verändert und entspannt. Galt es früher noch als Glanzleistung, möglichst bald den Windeln entwachsen zu sein, sieht man das heute aus kinderpsychologischer Sicht gar nicht mehr so. Heute betonen wir die Selbstbestimmung des Kindes über seinen Körper und seine Körperausscheidungen. Dazu bedarf es der Kontrolle verschiedenster Muskelpartien, der Zuordnung von Empfindungen zu bestimmten Körperteilen, der geisti-


Der 1. Geburtstag

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gen Entwicklung, zu wissen, was von einem verlangt wird und warum. Hört sich kompliziert an? Ist es auch. Jedem Kind sein Tempo ... Dass ein Kind im Alter zwischen 15 und 18 Monaten schon über all diese Fähigkeiten verfügt, ist ein wenig viel verlangt. Es kann bis zum Alter von 24 bis 30 Monaten und auch noch länger dauern, bis es sich bereit- und freiwillig von seinen Körperausscheidungen trennen mag. Dann aber – und das werden Sie dem Kind ansehen – geschieht das voller Stolz, schließlich gehört man damit fast schon zu den Erwachsenen.

Sauber zu werden bedeutet nämlich über allem anderen auch, dass man Freude daran hat, sich menschlichen Regeln anzupassen und Eigenverantwortung zu übernehmen. Beobachten Sie ganz einfach, wie Ihr Kind mit der Zeit zunehmend Interesse daran findet, sich so zu benehmen, wie es die Eltern oder ältere Kinder vorleben. Wenn Sie mit dem Streben nach Sauberkeit zu früh beginnen, kann das dem Kind auch die Lust auf Selbstbestimmung vermiesen. Das Resultat wäre oft Trotz, lauter Protest und das hartnäckige Zurückhalten des Stuhls. Also, lassen Sie sich Zeit, lehnen Sie sich entspannt zurück und lassen den Dingen im wahrsten Sinne des Wortes ihren Lauf.


Elternbrief 7

Auch Sie haben Geburtstag 6

Nicht nur Ihr Kind ist ein Jahr älter geworden. Auch Sie feiern jetzt Ihren ersten Geburtstag als Eltern. Es ist tatsächlich ein Geburtstag, denn mit Ihrem Kind hat auch Ihr Leben neu begonnen. Vieles hat sich komplett geändert – und kaum etwas ist ganz so geblieben, wie es früher einmal war. In diesem Sinne also: Tusch, Fanfare und „Happy Birthday to you“.

Kind nie auslöschen. Die angenehmen Gefühle, die Sie miteinander erleben, sind ein fester Bestandteil einer guten Beziehung – das gilt sowohl für die Beziehung zu Ihrem Kind als auch für die zu Ihrem Partner, Ihrer Partnerin.

Sich auf das Elterndasein umzustellen, ist für niemanden eine leichte Übung. Natürlich, Ihr Kind beschert Ihnen jede Menge Freude, jede Menge Staunen und Lachen. Aber eben auch durchwachte Nächte, Sorgen und Ängste und eine drastische Reduktion der Zeit, die man für sich selbst hat. Aber selbst die weniger lustvollen und schwierigen Momente, die man als Eltern durchmacht, können die gemeinsame Freude am

Ihr Kind: Hat sich die Beziehung zu ihm, seit es auf der Welt ist, verändert? Wie waren die Entwicklungsschritte in seinem ersten Lebensjahr, angefangen vom Sitzen, Lächeln, Krabbeln, Gehenlernen bis hin zum Plappern? Welche Persönlichkeit hat Ihr Kind entwickelt? An wen erinnert es Sie? Was ist das Besondere an ihm, das Einzigartige im Vergleich zu anderen Kindern, die Sie kennen?

Vielleicht haben Sie Lust, dieses letzte Jahr vor Ihrem inneren Auge vorbeiziehen zu lassen:


Der 1. Geburtstag

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Und wie würden Sie Ihre momentane Beziehung zu Ihrem Kind beschreiben? Partnerbeziehung: Was hat Sie glücklich gemacht? Gibt es da Dinge, die Sie gestört haben und die Sie jetzt stören? Sind Sie damit zufrieden, wie Sie die Aufgaben innerhalb der Partnerschaft aufgeteilt haben? Welche Rolle spielt die Arbeitswelt für Ihre Familie? Was sind Ihre Wünsche, Ihre Bedürfnisse? Ihre Eltern und Schwiegereltern: Wie haben Sie sie als Großeltern erlebt? Worin haben Sie Hilfe und Unterstützung erhalten? Wie konnten und können Sie Ihre eigenen Familieninteressen und Wertvorstellungen durchsetzen?

Freundeskreis: Hat sich der Freundeskreis seit der Geburt des Kindes verändert? Auf wen können Sie sich verlassen?

Wie ist es Ihnen so ergangen bei Ihrer persönlichen Jahresbilanz? Sind Sie mit diesem Jahr im Plus oder im Minus?

Und wenn Sie jetzt an sich selbst denken: Wie halten Sie es mit Ihren eigenen Bedürfnissen? Tun Sie sich ab und zu etwas Gutes? Wie schaffen Sie sich Entspannung, Aufheiterung und Freude? Ist Ihr Seelentank wenigstens noch halbvoll oder laufen Sie schon auf Reserve? Haben Sie das Gefühl, sich selbst zu verlieren oder bringen Sie Ihre eigenen Interessen und Ihre Verantwortung gut unter einen Hut? Welche Möglichkeiten haben Sie gefunden, sich Verschnaufpausen zu schaffen, um neue Kraft zu tanken? Erlauben Sie sich, Ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen!

Vielleicht möchten Sie über Ihre Gedanken sprechen oder sich einem Blatt Papier anvertrauen. Ein offenes Ohr und ein offener Geist können den Seelentank wieder gehörig auffüllen. Es kann auch sein, dass die Bilanz ins Minus rutscht, dann holen Sie sich Unterstützung. Die „Elternberatung – Frühe Hilfen“ bietet Gespräche gerade dazu an – nutzen Sie diese Möglichkeit!


Elternbrief 7

Beruf und Berufung 8

Irgendwann wird sich natürlich die Frage nach dem beruflichen Wiedereinstieg stellen. Wer sagt, dass es immer die Mütter sind, die in Karenz gehen oder bleiben? Hausmann zu sein, kann für den Vater eine abwechslungsreiche Veränderung zum Berufsalltag sein, die ihm nicht zuletzt hilft, eine ganz besondere Beziehung zum Kind aufzubauen. Keine Frage, dass sich wohl alle Familien bei diesen Überlegungen nach den finanziellen Gegebenheiten und Möglichkeiten richten müssen. Stellen Sie sich beide dieser wichtigen Frage, und weichen Sie einer gemeinsam getragenen Entscheidung nicht aus, die für Sie persönlich und für Sie als Partnerin, als Partner und für das Kind passen soll. Tageseltern, altersgemischte Gruppen und Krabbelgruppen sind beim beruflichen Wiedereinstieg eine große Hilfe. Planen Sie auf jeden Fall zwei bis vier Wochen Eingewöhnungszeit für Ihr Kind ein.

Auskünfte dazu erhalten Sie beim Land Salzburg, Referat Kinderbetreuung, Elementarbildung, Familien, Tel: 0662 8042-2698 Beratungstelefon: 0662 8042-5420. Auskünfte zur Kinderbetreuungsbeihilfe erhalten Sie beim Arbeitsmarktservice, Tel: 0662 8883-0. Wichtig für Ihren Wiedereinstieg sind: 1) Rechtzeitige Planung des Wiedereinstiegs (Kinderbetreuungseinrichtung in der Nähe des Wohn-/ Dienstortes suchen) 2) Frühzeitige Wahl der Variante des Kinderbetreuungsgeldes (mit Familie/Partner planen) 3) Falls eine Rückkehr zum ehemaligen Arbeitgeber nicht möglich ist und eine Arbeitssuche an die Elternbetreuungszeit anschließt: Die Kinderbetreuung muss ab dem ersten Tag nach Auslaufen geregelt sein, da sonst z.B. kein Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung besteht.

Informationen: Frau & Arbeit, 5020 Salzburg, Sterneckstraße 31, 3. Stock (Business-Boulevard) Tel: 0662 880723-10, E-Mail: info@frau-und-arbeit.at – laufend Vorträge und Workshops für Wiedereinsteigerinnen Info: www.frau-und-arbeit.at Weitere Infos zur Berufsorientierung beim Netzwerk Bildungsberatung: www.bildungsberatung-salzburg.at Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


Kennt ihr schon meine neue Lieblingsbeschäftigung? Es gibt nämlich etwas, worüber ich fast alles andere vergesse und für das ich immer zu begeistern bin: Ich lasse mir gerne Geschichten erzählen. Egal, ob von Papa, Mama oder von den Großeltern. Geschichten sind etwas Wunderbares für mich ... Besonders gern habe ich es, wenn mir die Großen eine Geschichte aus dem Bilderbuch vorlesen und ich dabei auf dem Schoß sitzen darf. Erstens ist es da so herrlich gemütlich, und zweitens kann ich hin und wieder selber umblättern, wenn es mir zu langsam wird oder ich die Geschichte schon gut kenne. Ich schaue mir die Bilder zur Geschichte gerne an. Lang schauen

ist einfach super und ich habe sogar schon ein Lieblingsbuch, das ich selbst zu Papa oder Mama bringe, damit sie mir etwas vorlesen. Ich geb's ja zu: Die Geschichte ist mir gar nicht sooo wichtig, ich mag einfach die Stimmen, das Beieinandersein und dass ihr etwas für mich und mit mir tut. Am liebsten entdecke ich Dinge, die ich kenne, zeige darauf und freue mich, wenn ich den Namen von dir höre. Geräusche dazu finde ich sehr spannend. Aber ich verstehe schon, was man mir vorliest – und auf den Bildern erkenne ich meine Lieblingsfiguren. Ganz vernarrt bin ich in eine gelbe Watschelente und eine Katze. Immer, wenn die Seite mit diesen Bildern aufgeblättert wird, muss ich vor Freude

Viele bunte Seiten

lachen. Und gleich danach kommt eine Stelle, an der meine Eltern mit mir gemeinsam singen. Das macht Spaß, und ich versuche auch schon kräftig, dabei mitzumachen.

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1 1/4 BIS 1 1/2 JAHRE

Elternbrief


Elternbrief 8

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Andere Kinder Ich habe auch neue Freunde – die Nachbarskinder. Einige sind schon etwas älter als ich – andere noch jünger. Ich freu’ mich, wenn andere auch da sind – auch wenn wir eher nebeneinander als miteinander spielen. Spielsachen zeigen, Türme bauen und wieder umwerfen – das macht Spaß. Natürlich gibt es auch hin und wieder Streit und Reibereien (wenn mir zum Beispiel jemand Sachen wegnimmt, die ich gerade ganz wahnsinnig

furchtbar super gerne selbst haben würde), aber das ist schnell vergessen, denn Hauptsache, es gibt Abwechslung. Schon interessant, dass es außer meiner Familie noch viele andere große und kleine Menschen gibt, mit denen ich etwas tun kann und die sich mit mir beschäftigen. Ich bin mir sicher, da werde ich noch einiges zu erzählen haben.


1 1/4 bis 1 1/2 Jahre

Vorgemacht und nachgemacht Ihr Kind beginnt, Sie jetzt zu erziehen. Wie, Sie meinen, es wären doch die Eltern, die das Kind erziehen? Nun, nicht nur. Zumindest indirekt wird Ihr Kind auch Ihr Verhalten verändern – denn Sie sind nun mehr denn je Vorbild und Mittelpunkt seines Erkennens. Was es an Ihnen sieht, versucht es nachzuahmen, denn so zu sein wie Mama und Papa, das ist absolut erstrebenswert. Mitten drin ... Ihr Kind sucht seinen Platz in der Gemeinschaft, und das Lernen durch Nachahmung ist dazu ein höchst wirksames Mittel. Kinder mögen die Nähe der Eltern, und der elterliche Wohnbereich muss auch der ihre sein. Es lernt aber nicht nur die erstrebenswerten Verhaltensweisen. Auch jene Tätigkeiten, die noch nicht altersgemäß sind, kommen auf den „Spiel-

plan“. Nicht nur das Füttern wird nachgeahmt, auch kochen will das Kind können – und kommt es dabei an ein scharfes Messer oder eine heiße Herdplatte, dann wird aus dem lustigen Rollenspiel nur zu schnell bitterer und schmerzvoller Ernst.

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Für Sie als Eltern heißt es also gerade in dieser Phase, die Augen offen zu halten. Nicht überängstlich, überbehütend, aber dennoch mit einer gewissen zurückhaltenden Vorsicht. Grenzen zu setzen, ist für Ihr Kind wichtig, und genauso wichtig ist Freiraum zur Entwicklung der Selbstständigkeit – ein wichtiges Rüstzeug fürs Leben.


Elternbrief 8

Ein paar Tipps zur Sicherheit 4

Ernsthafteren Verletzungen können Sie als Eltern natürlich vorbeugen. Zuallererst gilt es, die Wohnung möglichst kindersicher zu gestalten. Dinge, die kippen, um- oder herunterfallen können, gehören aus der Greifweite Ihres Kindes entfernt. Stellen Sie keine Stühle, Regale, etc. in der Nähe des Fensters auf, das Kind könnte sie als Leiter benutzen. So manches Malheur passiert, weil Kinder gerne nach allem grapschen, was herunterhängt – verzichten Sie also ganz auf ein Tischtuch. Kabel von Wasserkocher, Bügeleisen, etc. sind zu verlockend – räumen Sie elektrische Geräte nach Gebrauch immer weg. Am Herd drehen Sie Griffe und Pfannenstiele immer zur Wand. Zum Mitkochen reicht es, wenn das Kind in der Küche mit Töpfen, Kochlöffel, Pfannen und Deckel am Boden spielen kann – so ist es vom Herd abgelenkt und kann sich dennoch in Ihrer

Nähe beschäftigen. Auch Kindersicherungen für Schubladen und Schränke, Türbremsen, Fenstersicherungen oder Herdschutzgitter und Schalterabdeckungen sind sinnvoll, können aber niemals ein Ersatz für Ihre eigene Aufmerksamkeit sein!

Bitte achten Sie auch darauf: • Glatte oder frisch eingelassene Böden sind zwar schön, aber auch eine gefährliche Rutschbahn. • Teppiche sollen mit rutschfesten Unterlagen versehen sein. • Stiegen bitte unbedingt oben und unten mit Schutzgittern absperren. • Sichern Sie jede Steckdose mit einer Kindersicherung. • Glastüren können Sie mit einer Splitterschutzfolie etwas sicherer machen. Auch bunte Klebesymbole zeigen Ihrem Kind: „Hallo, hier ist nicht Nichts, sondern Glas!“ • Kabel sollen in allen Räumen fest

verlegt sein (zum Beispiel mit Kabelschellen der Wand entlang). • Vorsicht auch bei Wasserhähnen! Gegen siedend heißes Wasser hilft eine nur per Knopfdruck zu lösende mechanische Sperre. • Bewahren Sie Putzmittel, Zigaretten und Alkohol in abschließbaren Kästchen oder Hochschränken auf. Füllen Sie keine Putzmittel in Limonadeflaschen ab! Weitere Anregungen bietet der Folder „Sicher groß werden“ vom Kuratorium für Verkehrssicherheit im Internet: www.kfv.at/mediathek/Downloads.


1 1/4 bis 1 1/2 Jahre

Neue Spiele, neue Erfahrungen Sobald Ihr Kind laufen kann, erforscht es die Welt. Gezielt greifen klappt schon, und es beherrscht zunehmend Drehbewegungen mit seinem Handgelenk – es wird also geschickter. Schachteln öffnen und schließen, Becher ausleeren, Dinge stapeln – das macht jetzt Spaß. Abschauen und Nachmachen ... Dabei schaut es sich auch Handlungen von seinen Eltern ab. Es füttert Papa und Mama mit dem Löffel, schenkt ihnen kleine Schätze, nimmt sie ihnen wieder weg und beginnt, diese alltäglichen Erfahrungen auch an seinen Puppen und Stofftieren auszuprobieren. Ob Ihr Kind etwas Neues entdeckt oder ausprobiert, es will seine Freude und sein Interesse mitteilen. Stößt es auf seiner Entdeckungsreise auf neue, unbekannte und verunsichernde Situationen, holt es sich den Rückhalt, ob es sich gefahrlos vorwagen darf oder besser Abstand halten soll, von seinen Bezugspersonen.

Manchmal ist es in eine Tätigkeit so versunken, dass es sich um die Anwesenheit anderer gar nicht kümmert. Merkt ihr Kind plötzlich, dass es alleine im Raum ist, kann es in Panik und Verzweiflung geraten und dabei das Einfachste vergessen: dass es nämlich schon laufen kann. Da ist es wichtig, ihm entgegenzukommen und es spüren zu lassen, dass es nicht alleine ist. Brauch ich – muss mit! Viele Kinder entwickeln jetzt eine besondere Zuneigung zu bestimmten Gegenständen. Das kann eine Schmusedecke sein, ein Teddybär oder ein Kuscheltier, das es vor allem in schwierigen Situationen gerne bei sich hat – wie bei Trennungen (dazu gehört auch das Schlafengehen), auf Reisen, wenn es sich verletzt oder zu vielen Besuchen und zu raschen Veränderungen ausgesetzt ist. Diese Lieblingsdinge spenden Trost und beruhigen.

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Mein Platz in eurer Mitte

Erste Wörter 6

Ihr Kind fängt jetzt an, Personen und Dinge in seiner Umgebung zu benennen und reagiert auch selbst auf Wörter. Ein- und Zwei-Wort-Sätze dienen dazu, anderen Gefühle und Wünsche mitzuteilen. Das geht von Kind zu Kind verschieden schnell. Mütter und Väter handeln sehr richtig, wenn sie die Äußerungen des Kindes aufnehmen und zu einfachen Sätzen erweitern: „Bär“ – „Ja, der Bär schläft auch“. Ihr Tun mit Worten begleiten ... Sie werden feststellen, dass Ihr Kind viel mehr versteht und viel mehr Wörter erkennt, als es ausdrücken kann. Es hat Spaß an Spielen wie „Gib der Puppe etwas zu trinken“ oder „Der Teddy will auch ein Stück Brot“. Schauen Sie gemeinsam ein Bilderbuch an, reimen oder singen Sie miteinander. Freuen Sie sich darüber, was das Kind sagt, und achten Sie nicht so sehr auf das Wie! Ihr Sprachvorbild ist von großer Bedeutung. Reden Sie ruhig Mundart und in Ihrer Muttersprache.

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo im Spracherwerb. Es gibt jedoch Meilensteine im Spracherwerb, die von den Eltern beachtet werden sollten: Mit ca. 18 Monaten soll ein Kind an die 50 Wörter sprechen und im Lauf der nächsten Monate zwei Wörter kombinieren können. Wenn Sie Bedenken haben, wenden Sie sich an Ihren Kinderarzt, Ihre Hausärztin oder an die Elternberatungsstelle in Ihrer Nähe (Telefonnummer siehe Seite 8).

Wenn Sie einen Kinderhochsitz anschaffen, nehmen Sie am besten einen „mitwachsenden“ Kindersitz. Damit können Sie, je nach Alter und Wachstum, die Sitzhöhe an die Bedürfnisse Ihres Kindes anpassen und ersparen sich dadurch Neuanschaffungen. Besonders wichtig ist die Standfestigkeit. Von Reisesitzen, die nur auf der Tischplatte eingehängt werden, raten wir ab. Es gibt stattdessen Reisesitze, die auf einen normalen Stuhl aufgesetzt und zusätzlich mit Klemmschrauben an der Tischkante befestigt werden können. Was beim Autofahren gilt, gilt auch bei Kinderhochsitzen: Angegurtet lebt es sich sicherer. Der Sprössling könnte sich unvermittelt hinauslehnen oder aufstehen wollen – und manchmal reicht dann die Zeit nicht, das Schlimmste zu verhindern, selbst wenn man quer über den Tisch hechtet.


1 1/4 bis 1 1/2 Jahre

Arbeit und Kinder Berufstätigkeit der Eltern ist für die Familie eine neue Herausforderung. Bei der Auswahl der Kinderbetreuung ist Vertrauen wichtig. Dazu ist es hilfreich, vorab Gespräche mit den Betreuungspersonen über Erziehungsgrundsätze und den Tagesablauf zu führen. Die erste Zeit in der neuen Umgebung ist meist von heftigen Gefühlsausbrüchen begleitet. Langsam eingewöhnen! Das heißt, das Kind sollte in Ihrer Anwesenheit die fremde Situation kennenlernen können, um Vertrauen aufzubauen. Dann können die Zeiten der Abwesenheit allmählich gesteigert werden. Ganz wichtig: Verlässlich sein ... Die Zeit der Trennung erscheint Kindern sehr lange. Beim Weggehen ist es vor allem wichtig, die Trennungsgefühle anzuerkennen, aber ihm auch Ihr volles Vertrauen auszudrücken: „Ich weiß, es ist nicht leicht, Abschied zu nehmen.“ oder „Ich freue mich schon, wenn wir einander

wieder sehen!“. Die Betreuungsperson unterstützt die Eltern, indem sie dem Kind sagt, dass die Mama, der Papa es wieder abholen wird, und den Eltern versichert, dass es gut aufgehoben ist. Es ist schwer, das Weinen des Kindes mit ansehen zu müssen, und meistens sehen Sie ja nicht mehr, wie sich das Kind nach einer gewissen Zeit wieder beruhigt und sich dem Spiel zuwendet. Nicht davonschleichen ... Keinesfalls sollten sie heimlich weggehen oder ihr Kind anlügen. Damit versucht zwar der Erwachsene, sich vor unangenehmen Gefühlen zu schützen, aber das Kind fühlt sich hintergangen. Ebenso verwirrend für das Kind ist es, wenn der Augenblick des Abschieds immer wieder hinausgeschoben wird, und die Erwachsenen etwas anderes tun, als sie sagen. Für das Kind unterstützend ist es, ihm ruhig und mit einfachen Worten die Situation zu erklären und ihm Gelegenheit zu geben für die Reak-

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tionen, die es braucht, um mit der neuen Situation fertig zu werden. Oft ist auch das Wiedersehen von unterschiedlichen Gefühlen gefärbt. Es ist hilfreich, sich nicht gleich ungetrübte Wiedersehensfreude zu erwarten. Übergänge sind immer eine Herausforderung für die Gefühle des Kindes.


Elternbrief 8

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Neben einer herzlichen Begrüßung braucht das Kind Zeit und die Nähe seiner Bezugsperson, um seine Aktivitäten abzuschließen, vielleicht auch seinen Trennungsschmerz und seine Trennungswut noch einmal in der Gegenwart seiner Mutter, seines Vaters auszudrücken. Die neue Situation bewältigen Sie am besten, wenn Sie mit anderen Erwachsenen, Freunden oder Beratungspersonen darüber reden. Je sicherer Sie sich als Eltern fühlen, desto besser können Sie Ihrem Kind in dieser Zeit Halt geben.

Wenn sich bei Ihnen Familienzuwachs ankündigt, schicken wir Ihnen gerne den für diesen Fall vorbereiteten Sonderbrief „Unser zweites Kind“ zu. Dieser Brief bietet Ratschläge und Hinweise, wie Sie sich und Ihr erstes Kind auf die neue Situation gut vorbereiten können. Sonderbriefe werden nur auf Bestellung verschickt. Es genügt ein Anruf oder eine Onlinebestellung.

Ein Mädchen oder ein Bub?

Sonderbrief „Unser zweites Kind” Diesen Brief bestellen unter: www.elternbriefe.salzburg.at/ spezialbriefe oder per Telefon: 0662 8042-5615

Elternberatung - Frühe Hilfen in Stadt und Land Salzburg: Stadt Salzburg: 0662 8042-2887 oder 0662 8042-2894 Salzburg Umgebung: 0662 8180-5847 Hallein: 06245 796-6037 Tamsweg: 06474 6541-6570 Pinzgau und Pongau: pepp - pro eltern pinzgau+pongau: 06542 56531

Erinnerung: Die 1. Teilimpfung gegen Mumps, Masern und Röteln ist ab dem 14. Lebensmonat fällig.

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 12/2019


Ich mache gerne mit. Wenn geputzt wird, möchte ich natürlich dabei sein. Besen her, Putzfetzen her, alles, was herumliegt, ist dafür genau richtig. Oder ich weiß, dass die Zeitung umgeblättert gehört – und wenn ich auf Papas Schoß sitze, tue ich das. Das Mithelfen ist für mich auch ein Teil des Großwerdens, denn was die Großen schon können, das will ich jetzt lernen und nachmachen. Gestern zum Beispiel hat die Mama im Wohnzimmer staubgesaugt. Dann hat es an der Tür geläutet, und Mama ist hinausgelaufen. Der Staubsauger hat ganz alleine mitten im Zimmer gelegen. Ich weiß schon, wie das geht: Ich habe das glänzende Rohr aufgehoben und mich umgeschaut, wo es denn noch schmutzig ist. Auf dem kleinen Tisch bei der Couch waren noch viele

Brösel von meiner Semmel. Schwer ist es gegangen, und ein Glas ist dabei heruntergefallen, und der Saft hat den Teppich ganz nass gemacht. Oh, oh, das ist schiefgegangen - meine Mama war nicht erfreut, wo sie mich doch sonst immer lobt, wenn ich etwas geschafft habe. Wir haben es dann gemeinsam aufgewischt. Das kann passieren.

Hilfe, ich „helfe“!

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1 1/2 BIS 1 3/4 JAHRE

Elternbrief


Elternbrief 9

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Nach-Machen und Mit-Machen

Was die Erwachsenen tun, ist für Kinder immer interessant. Vom Nach-Machen haben wir ja schon im letzten Elternbrief gesprochen. Dieses Nach-Machen wendet sich in diesem Alter immer mehr ins Mit-Machen. Und das kann für die Eltern ziemlich anstrengend sein. Kleiner Auftrag - große Wirkung ... Geben Sie Ihrem Kind ruhig hin und wieder kleine Aufträge im Haushalt – wenn Ihr Kind etwas geschafft hat, wird es stolz auf sich sein, Selbstvertrauen bekommen und das Lob genießen. Ihr Kind erfährt, dass es etwas bewirken kann und es selber geschafft hat. Natürlich kann es sich dabei momentan nur um einfachste Tätigkeiten handeln, zum Beispiel „Geh, bring mir bitte den Löffel!“

oder „Bitte, leg den Apfel dort hin!“, aber mit jedem Erfolg, mit jedem miteinander Arbeiten kommt mehr und mehr Sicherheit und gegenseitiges Vertrauen in die Fähigkeiten. Wenn einmal etwas nicht klappt, so macht das auch nichts. Misserfolge brauchen Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung, dann kommt alles wieder in Ordnung.


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Freunde fürs Leben

Zwischen eineinhalb und zwei Jahren wird das Interesse an anderen Kindern immer größer. Das ist für das weitere Leben sehr, sehr wichtig und sollte nach Möglichkeit gefördert und gepflegt werden: die Begegnung mit Kindern außerhalb der Familie. Gleichaltrige Kinder sind eine wichtige Bereicherung für das Leben Ihres Kindes. Leider ist es manchmal nicht ganz einfach, gleichaltrige Spielgefährten für sein Kind zu finden. Es gibt Eltern-Kind-Gruppen, die Ihnen diese Suche erheblich erleichtern; hier gibt es die Kontaktadressen:

ELTERN-KIND-GRUPPEN Auskünfte über Gruppen der Elternberatung in Stadt und Land Salzburg (Stadt, Flachgau, Tennengau und Lungau) unter der Telefonnummer 0662 8042-2887, für Pinzgau und Pongau beim Verein pepp - PRO ELTERN, 06542 56531. Angeboten werden Eltern-Kind-Gruppen, Babytreffs, Müttercafés und offene Elterntreffs. ELTERN-KIND-ZENTRUM der Erzdiözese Salzburg, Raiffeisenstraße 2, 5061 Elsbethen, Tel. 0662 8047-7560, E-Mail: kbw@bildungskirche.at, www.bildungskirche.at. Hier gibt es Informationen über die nächstgelegene Eltern-Kind-Gruppe des EKIZ oder wenn Sie selber eine Eltern-Kind-Gruppe gründen wollen.

Die Eltern-Kind-Gruppen dieser Einrichtungen wollen hauptsächlich Kontaktmöglichkeit für Eltern sein, in denen Erfahrungsaustausch, alltägliche gegenseitige Hilfe und soziale Bezie-

hung untereinander gefördert werden, und sie bieten Aktivitäten und Spiel für die Kinder. Oft entwickeln sich aus solchen Gruppen haltbare Eltern- und Kinderfreundschaften.

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Elternbrief 9

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Hab’ ich ein „böses” Kind?

Die Angriffslust Ihres Kindes ist in diesem Alter normaler weise kein Zeichen von Bösartigkeit oder willentlicher Verletzungsabsicht. Sie ist vielmehr Mittel, ein Ziel zu erreichen, in den Besitz eines Spielzeugs zu kommen, seinen Besitz zu verteidigen oder Enttäuschung zu zeigen. Das Wegschubsen ist also nicht feindselig, es soll ja niemand verletzt oder geschädigt werden. Es geht darum, ein Hindernis aus dem Weg zu räumen. Das Kind muss also lernen, seine Erregung so zu kontrollieren und seine Wünsche und Absichten so

Draußen sein

auszudrücken, dass niemand dabei zu Schaden kommt. Dazu braucht Ihr Kind Zeit, um sich abzuregen und zu sich zu kommen. Dieses Lernen ist ein jahrelanger Prozess, bei dem Ihr Kind den Schutz der Erwachsenen braucht, die ihm sagen und zeigen, was erlaubt ist und was nicht – und zwar immer wieder, mit liebevoller Konsequenz. Vor allem in einer kleinen Gruppe, begleitet von Erwachsenen, können Kinder die Regeln des Zusammenlebens kennenlernen und sie allmählich selber anwenden.

So wichtig eine schöne Spielecke in der Wohnung ist, so wichtig ist es auch rauszugehen - zum Spielplatz, Park oder Wald und Wiese. Die meisten Eltern sind heute auf öffentliche Spielplätze angewiesen. Und selbst jene, die einen Garten zur Verfügung haben, gehen gerne dorthin – denn hier treffen sich nicht nur die Kleinen mit ihren Freundinnen und Freunden, sondern auch die Eltern zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch. Ganz nebenbei: In der freien Natur zu sein, fördert das Hören, Gleichgewicht, Aufmerksamkeit, Bewegungsfreude und noch vieles mehr. Für die Stadt Salzburg finden Sie viele Angebote unter www.stadt-salzburg.at im Bereich „Kinder & Jugend“. Da gibt es auch einen Stadtplan mit „Themen“ und das Spielplatztelefon 0662 8072-2536 für Anregungen oder auch Beschwerden.


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Was Anna Neues entdeckt hat!

Ist ja unglaublich – da gibt es andere kleine Menschen in meiner Augenhöhe, die die gleichen Dinge mögen wie ich. Sie laufen, toben, schaukeln gerne und stehen auf Rutschautos, Sandküberl, Puppenwagerl, Luftballons und Kugelbahnen. Das ist Glück und Pech zugleich! Ich kann gar nicht so schnell schauen, da reißt mir auch schon jemand meine Sandschaufel aus der Hand oder schubst mich vom Bobbycar. In unserer Spielgruppe, zu der meine Mama und ich einmal wöchentlich hingehen, gibt es eine Katrin, die beißt gerne. Sie beißt, wenn sie etwas haben will, sie beißt, wenn ich ihr etwas wegnehme oder auch, wenn sie zu müde ist. Wenn die Katrin beißt, dann sind immer alle ganz aufgeregt. Besonders natürlich dasjenige Kind, das gebissen wird – ist ja klar, tut ja auch ganz schön weh! Am Anfang sind auch die Mamas ganz außer sich geraten, und Katrins Mama hat sich geschämt, dass

ihre Tochter immer wieder beißt. Das ist nicht ok ... Als mich Katrin das letzte Mal gebissen hat, hat sich meine Mutti hinter mich gestellt und ganz ernst zu Katrin gesagt: „Katrin! Ich will nicht, dass du Anna beißt, das mag Anna nicht, das tut ihr weh.“ Katrins Mama ist auch gekommen und hat sich zu Katrin gestellt, weil die so erschrocken geschaut hat und hat zu ihr gesagt: „Schau mal Katrin, Anna weint jetzt, weil es ihr weh tut. Du kommst jetzt einmal zu mir, um wieder ein bisschen ruhiger zu werden.“ Katrin beißt noch immer, aber immer weniger oft. Auch mich überfällt manchmal die Kratz- und Ich-will-haben-Lust. Wenn zum Beispiel der Patrick den Ball hat, dann scheint mir der Ball in seinen Händen sooo schön – viel begehrenswerter, als wenn der Ball unbeachtet in der Spielzeugkiste

liegt. Aber Patrick wehrt sich ganz schön kräftig, wenn er den Ball nicht hergeben will und stößt und schlägt um sich. Auch ich habe gelernt, dass ich Spielsachen fest halten kann und darf, wenn ich sie nicht teilen will. Für Tauschgeschäfte bin ich manchmal zu haben, aber nicht immer, und wenn mir jemand zu nahe kommt oder mir etwas wegnehmen will, dann schreie ich laut und stoße ihn weg – denn ausdiskutieren können wir uns das ja noch nicht. Teilen will gelernt sein ... Und, liebe Eltern, seid nicht zu besorgt, wenn ich jetzt noch nicht teilen lernen will. Jetzt lerne ich erst einmal, von meinen Dingen Besitz zu ergreifen. Erst wenn ich im „HabenDürfen“ und „Mir-Gehören“ sicher bin, kann ich mein Spielzeug auch teilen und verleihen. Derzeit habe ich zu viel Angst, dass ich zu kurz komme, dass mir alles weggenommen wird. Wenn ihr mich zu früh zwingt, zu teilen, bleibt mir diese Angst. Und ich werde später weniger gut teilen und abgeben können.

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Auf Spielplatz-Suche 6 Kindgerechte Spielplätze sollen den vielfältigen Spielbedürfnissen Rechnung tragen und reichlich Raum für phantasievolle Betätigung, für Bewegung und Übung der Geschicklichkeit, aber auch für ein Beisammensein mit anderen Kindern und Eltern bieten. Bäume, Büsche, Weidenhäuschen, Wiese, Erde, Hügel, Sand und etwas Wasser gehören dazu. Auch die Spielgeräte sollten sich an diesen Bedürfnissen der Kinder und Familien orientieren. Vorteilhaft ist es, wenn für „die Kleinsten“ in diesem größeren Bereich ein etwas abgeschirmter eigener Spielraum zur Verfügung steht. Von großer Bedeutung für dieses Alter sind jedenfalls eine Sandkiste und ein Bereich, in dem auch Sand und Wasser gematscht werden darf.

Spiele gibt’s zu spielen viele …

tes Spielzeug reparieren oder Dinge wegräumen – damit bieten Sie dem Kind nicht nur Unterhaltung, sondern auch die Möglichkeit, die zaghaften Ansätze des Begreifens von Ordnung und Zusammenhängen zu erweitern. Besonders in diesem Alter und vermutlich noch lange darüber hinaus mögen und brauchen Kinder (und Eltern) Spiele mit Körperkontakt. Wie wäre es mit dem „Schotterkarren“?: Die oder der Kleine sitzt auf Papas oder Mamas rüttelnden Knien und wird an den Händen gehalten. Ob Sie singen oder nur sprechen, ist ganz einerlei – wie Sie’s eben können:

Und jetzt ist die Zeit gekommen, in der im Spiel das Prinzip der Ordnung entdeckt wird. Gleiches zu Gleichem und die Freude an der Entdeckung der Ähnlichkeiten, das sind zur Zeit die bestimmenden Elemente beim Spielen. Es macht richtig Spaß, Dinge zu sortieren, in Kisten zu schlichten, umzuräumen – fördern Sie das nach Möglichkeit. Gemeinsam kaput-

Schotter fahr’n Schotter fahr’n auf dem alten Schotterkarr’n. Auf den kleinen feinen Steinen, auf den großen, die so stoßen. Schotter fahr’n Schotter fahr’n auf dem alten Schotterkarr’n. Und weiter, so lange es Spaß macht.


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Ganz schön anziehend Es ist schön, sein Kind wachsen zu sehen – das hat allerdings auch seine Folgen. Schuhe, die vor einem Monat noch wie angegossen saßen, sind heute eng und drücken und zwicken. Das wunderschöne Hemdchen, das Ihr Sprössling vor zwei Monaten geschenkt bekam, sieht heute aus wie drei Mal zu heiß gewaschen. Viele behelfen sich – klugerweise – mit bereits getragenen Sachen von Freunden und Bekannten und schenken die eigenen, zu klein gewordenen Sachen ebenfalls weiter. Aber hin und wieder will man doch auch einmal etwas Neues kaufen. Neu oder zweites Mal? Kindersachenbörsen helfen nicht nur der Geldtasche – getragene Kleidung hat alle Giftstoffe bereits ausgewaschen und einen kleineren ökologischen Fußabdruck als neu Gekauftes. Die Kleidung soll vor allem praktisch und „schimpffrei“ sein, darf schmut-

zig werden und soll darum leicht waschbar sein. Ihr Kind kommt jetzt in das Alter, in dem die Kleidung schon etwas herhalten muss – und sie muss auch atmungsaktiv sein. Natürliche Fasern sind angenehmer zu tragen als viele Kunstfasern. Es gibt auch viele Produkte in Bioqualität, ohne giftige Farbstoffe, mit fairen Produktionsbedingungen. Die Schuhe sollen einen festen Stand ermöglichen und weich und groß genug sein! Wenden Sie sich an die Fachberatung. Wenn es bei den Zehen zwickt, hat der Schuh auf jeden Fall ausgedient.

Geh mit mir durchs Leben spazieren Spazieren gehen heißt: die nahe Welt entdecken, Muse haben, trödeln können, Neues sehen, Freunde treffen, Blumen riechen – aber niemals eilig irgendwohin kommen müssen.

In Wald und Wiesen ... Gestalten Sie die Spaziergänge mit Ihrem Kind abwechslungsreich. Wald, Wiese, Straßen, Park, Seen und Hügel – in jeder Umgebung gibt es Neues und Schönes zu sehen. Versuchen Sie, die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten, erklären Sie, zeigen Sie. Von der Blume bis zum Vogel, vom Schneckenhaus bis zu schönen Steinen – alles kann den Spaziergang interessant machen. Und so manches möchte auch mit nach Hause genommen werden. Ihr Kind will auf seine eigene Art Dinge entdecken – geben Sie ihm Raum und ungeteilte Aufmerksamkeit dafür, dann wird der Spaziergang zu einem Erlebnis für Sie und Ihr Kind. Trödeln ist erlaubt ... Versuchen Sie auch, Ihrem Kind das eigene Tempo zu lassen. Spazieren gehen soll Erholung und Vergnügen sein. Spazieren gehen heißt eben manchmal auch spazieren stehen. Wenn Ihr Sprössling trödelt, dann tun Sie das auch und genießen Sie die schöne Umgebung.

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Geschlechtsidentität und Sexualerziehung 8

Das biologische Geschlecht Ihres Kindes steht in der Regel vor der Geburt fest: die meisten Kinder werden als Mädchen oder Junge geboren. Selten gibt es verschiedene Formen von Intersexualität, in denen die biologische Geschlechtszugehörigkeit nicht eindeutig ist. Ich bin ok, so wie ich bin. Dass Ihr Kind das fühlen und denken kann, ist unser Ziel. Das gilt auch für die Entwicklung der Geschlechts– identität, für sich zu wissen und zu fühlen, welchem Geschlecht man angehört. Dazu muss Ihr Kind grundsätzlich begreifen, dass es männlich und weiblich gibt und dass sich „Mama“ und „Papa“ hierin voneinander unterscheiden. Erst dann ist es dem Kind möglich, sich selbst einem Geschlecht zuzuordnen: Kinder orientieren sich bei der Unterscheidung der Geschlechter zunächst vorwiegend an äußeren Merkmalen wie Haartracht und Kleidung, nicht an den tatsächlichen biologischen Unterschieden. Ab wann Kindern die Geschlechterunterscheidung gelingt, das ist sehr un-

terschiedlich. Wir können davon ausgehen, dass Kinder spätestens im zweiten Lebensjahr Erwachsene nach Geschlecht richtig zuordnen können. Im Kindergartenalter wird den Kindern verstärkt bewusst, dass sie Mädchen oder Jungen sind. Sie zeigen Interesse am eigenen und anderen Geschlecht und setzen sich zunehmend mit ihrer Geschlechtsrolle auseinander, wobei auch hier eine Bandbreite normaler Entwicklungsgeschwindigkeiten zu beobachten ist. Die Zeit des Ausprobierens ist ganz wichtig – mit Rock oder Hose oder beidem. Abwertende Bemerkungen kränken und vermitteln das Gefühl: Ich darf so nicht sein. Aufklärung im eigentlichen Sinn ist in diesem Alter noch nicht vorrangig. Im Kindergartenalter beginnen Kinder sich dafür zu interessieren, woher sie kommen und wie eine Schwangerschaft oder Geburt funktioniert. In diesem Alter sind die besten Antworten kurz und unkompliziert. Besonders hilfreich können in solchen

Momenten Bilderbücher zum Thema Aufklärung sein. Ein Klassiker ist das preisgekrönte Buch „Peter, Ida und Minimum“. Die Aufklärungsarbeit beinhaltet nicht nur die Informationsvermittlung zum richtigen Zeitpunkt, sondern darüber hinaus auch, den Kindern einen positiven Zugang zum Körper und den eigenen Gefühlen zu ermöglichen. Mag. Dr. Corinna FRITZ Klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


Von meiner neuesten Lieblingsbeschäftigung habe ich euch noch gar nichts erzählt, sie heißt Gatschen. Gatsch, liebe Leute, ist das Allerwunderschönste auf der Welt. Gatsch lässt sich aus vielerlei Dingen herstellen: Sand und Wasser, Mehl und Wasser, Erde, Ton und aus so ziemlich allem anderen. Gatsch kann man am Spielplatz erzeugen, in der Küche, im Bad (man kann es auch im Wohnzimmer versuchen, das ist aber aus eigener Erfahrung heraus nicht anzuraten – meine Eltern sind weniger gatschverliebt als ich). Gatsch ist ein wunderbarer Stoff ... Er lässt sich schmieren und rinnt durch die Finger; man kann mit ihm spritzen, malen, ihm beim Auseinanderrinnen zusehen – und vor allem fühlt er sich hinreißend an, wenn er

Schmutzig ist glücklich zwischen den Fingern durchquillt und die Haut entlangrinnt. Mama und Papa erlauben mir natürlich den Umgang mit Gatsch (aber nur an geeigneten Stellen), weil sie wissen, dass Gatsch zum Kindsein einfach dazugehört und

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– wie sie es nennen – eine „wichtige sinnliche Erfahrung“ ist. Was immer das auch heißen mag, für mich ist er eine Quelle der Freude und des Vergnügens. Mein Freund Markus sieht das etwas anders, der mag Gatsch gar nicht. Komisch, aber jeder, wie er mag ... Gatsch hat allerdings einen ziemlichen Nachteil: Er macht schmutzig aber Mama erlaubt es mir trotzdem. Nach dem Gatschen solltet ihr mich sehen – mein Gesicht kaum wiederzuerkennen, mein Gewand völlig anders eingefärbt und meine Finger - draußen kein Problem, aber drinnen?! Nicht nur der Gatsch interessiert mich. Etwas anzugreifen und den Gegenstand zu spüren, das ist höchst interessant. Gras greift sich zum Beispiel ganz anders an als Heu, Steine sind kalt, manche glatt und andere klitzeklein. Wenn ich mit Papa spazieren gehe, dann lässt er mich oft Dinge „begreifen“. Das finde ich schön und ich kann mir dieses „Gefühl“ auch schon merken.

1 3/4 BIS 2 JAHRE

Elternbrief


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Ihr Kind scheint jetzt ein Magnet für Schmutz zu sein. Ein blütenweißes Hemdchen ist innerhalb eines Augenblicks ein modernes Gemälde aus unterschiedlichsten Farben, Essspuren und Malversuchen, die Finger, die gerade erst unter der Wasserleitung waren, scheinen schon allein vom Indie-Luft-Greifen wieder schmutzig geworden zu sein. Mit dieser Phase in der Entwicklung Ihres Kindes kommt zwangsläufig auch die Frage nach der richtigen Hygiene auf. Gibt es ein Zuviel und ein Zuwenig an Sauberkeit? Wie schafft man es, das Kind so zu erziehen, dass es auch von selbst ein wenig darauf achtet? Zwei Seiten einer Medaille ... Hygiene ist vor allem eine Gesundheitsfrage. Schmutz ist nicht nur unansehnlich, sondern auch Brutstätte von Krankheitserregern. Das ist die unangenehme Seite der Medaille. Die angenehme ist, dass in den mitteleuropäischen Ländern der allgemeine Hygienestandard gut entwickelt ist und mit ein wenig Umsicht Ihrem Kind nicht viel Schaden zugefügt werden kann. Schlimmer sind in vielen Fällen

Sauber, sauber!

jene Belastungen, gegen die man mit Sauberkeit ohnehin nicht sehr viel unternehmen kann: Atemwegserkrankungen und Allergien, die durch die Atemluft (Staub, Pollen, Schadstoffe, Zigarettenrauch, ...) ausgelöst werden können. Natürlich ist es wichtig, Ihr Kind zur Sauberkeit zu erziehen. Mit ungewaschenen Händen geht man nicht an den Tisch, nach dem Spielen

draußen werden erst einmal die Hände gewaschen. Bloß: Übertreiben Sie es nicht! Sauberkeit allein hält nicht gesund, wer in einer nahezu keimfreien Umgebung lebt, der hat es viel schwerer, gegen gewisse Krankheiten Abwehrkräfte aufzubauen. Es gibt sogar Untersuchungen, die das vermehrte Auftreten von Allergien auch auf übertriebene Hygiene zurückführen. Was aber tun, wenn Ihr Kind den Schmutz mehr liebt als das Wasser? Das einzige Rezept: Geduld – und das Händewaschen oder Baden so interessant und angenehm wie möglich gestalten. Baden mit Schaum und Spielzeug ist viel lustiger, Händewaschen mit einem kleinen Begleitreim ist gleich viel weniger schrecklich: Wenn sich die Finger waschen gehen Eins, zwei, drei, vier, fünf springen hoch im Bogen in die Wasserwogen, tauchen einfach unter, frech, fröhlich und munter. Dann ins Handtuch noch geschwind, damit sie wieder trocken sind.


1 3/4 bis 2 Jahre

Kleine Füße – passende Schuhe Eines vorweg: Je seltener Ihr Kind Schuhe trägt, desto besser! Die kleinen Füßchen fühlen sich am wohlsten, wenn sie barfuß herumtollen dürfen. Nicht passende Schuhe können nämlich der Hauptgrund für spätere Fußbeschwerden sein! Regelmäßige Stichproben in Kindergärten und Schulen kommen immer wieder zu alarmierenden Ergebnissen: Bis zu 50 Prozent unserer Kinder stecken in viel zu kleinen Schuhen und riskieren damit gesundheitliche Beeinträchtigungen. Kinder können nicht exakt spüren, ob ihnen die Schuhe passen oder nicht: Erstens sind die Füßchen so weich, dass sie auch in viel zu kleinen Schuhen Platz finden und zweitens ist ihr Nervensystem noch nicht so entwickelt, um zu kleine Schuhe als zu klein erkennen zu können. Es liegt also an uns Erwachsenen, die passenden Schuhe für unsere Kinder auszuwählen.

Die fünf wichtigsten Schritte auf dem Weg zu passenden Schuhen: 1. Beweglichkeit: Die kleinen Schuhe müssen weich und beweglich sein. Biegen und verwinden Sie die Schuhe mit leichtem Druck. 2. Passform: Schuhe müssen passen! • Länge: Der Schuhinnenraum muss mindestens 12 mm länger sein als der Fuß – bei neuen Schuhen sogar bis zu 17 mm. Machen Sie eine Schablone von den Füßen und fügen Sie an der längsten Zehe 17 mm hinzu. Passt die Schablone in den Schuh, passen auch die Schuhe. • Breite: An der breitesten Stelle des Schuhes muss sich das Obermaterial etwas vom Fuß abheben lassen. Gelingt dies, hat der Fuß genügend Bewegungsspielraum. • Höhe des Zehenraumes: Wenn Ihr Daumen bequem in den Zehenraum des Kinderschuhes passt, dann fühlt sich auch der kleine Fuß darin wohl.

3. Stützen, Lauflernschuhe und Wachstumslenkungen: Kinder lernen auch ohne Schuhe laufen. Je weniger Schnickschnack, desto besser für die kleinen Füße. Früher glaubte man, dass Kinderfüße mit hohen Schuhen gestützt werden müssen. Heute weiß man, dass „Stützen“, „Lenkungen“ und Lauflernschuhe keinen Beitrag zu einer gesunden Fußentwicklung leisten. 4. Wachstum: Kinderfüße wachsen in den ersten Jahren sehr schnell. Überprüfen Sie daher alle 2-4 Monate, ob die Schuhe auch wirklich noch passen. 5. Schuhe übertragen: Natürlich können Schuhe auch von älteren Geschwistern übernommen werden. Achten Sie aber darauf, dass die Sohlen nicht einseitig abgelaufen sind und dass die Schuhe passen. Dr. Wieland Kinz, Sportwissenschafter Kontakt: www.kinderfuesse.com

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Die Zähnchen der Naschkatzen 4 Wenn in diesem Elternbrief so viel von Hygiene gesprochen wird, darf natürlich das Thema Zahnhygiene nicht fehlen. Und von Zahnhygiene kommt man unweigerlich zum schwierigen Thema Naschen. Zahnpflege beginnt mit dem ersten Zahn und Zahnpflege meint nicht nur das Putzen, sondern auch die richtige Ernährung. Viel ist schon gewonnen, wenn es Ihnen gelingt, Ihr Kind nicht an zu viele Süßigkeiten – auch nicht an gesüßte Getränke – zu gewöhnen. Erst durch die Gewöhnung an Süßigkeiten steigt auch das Verlangen danach. Ganz ohne die verführerischen Naschereien auszukommen, ist aber in unserer Umwelt kaum möglich. Darum gilt: Nach dem Naschen am Abend besonders gründlich Zähneputzen! Was Sie ohnehin schon wissen: Der Kariesteufel freut sich besonders über gesüßte Getränke, die als Schnullerersatz stundenlang genuckelt werden.

Einige praktische Tipps für das Zähneputzen: • Zähneputzen von Anfang an – Kinderzahnpaste erst verwenden, wenn Kinder ausspucken können und nicht zu viel davon schlucken. • Zähneputzen muss sein – eine eigene Zahnbürste ist wichtig. Es ist Ihre Verantwortung - auch wenn es keinen Spaß macht. Es geht um die Zähne Ihres Kindes.

• Behutsamkeit ist wichtig – die fremde Hand im eigenen Mund ist für viele Kinder unangenehm. • Von Beginn an mit einem kleinen Klecks spezieller fluorhaltiger Kinderzahnpasta putzen. • Zähneputzen soll 2 mal täglich zur guten Gewohnheit werden, wie Händewaschen vor den Mahlzeiten. • Am Abend nach dem Zähneputzen nichts mehr essen und trinken. • Jetzt heißt es überhaupt: Weg mit dem Dauerflascherl – den Zähnen zuliebe!


1 3/4 bis 2 Jahre

Zahnpflege - die ersten Jahre 5 Stillen – der erste Zahn Über die Muttermilch erhält das Neugeborene alle für das Wachstum erforderlichen Stoffe. Durch das Stillen wird die Entwicklung von Kiefer, Zunge und Muskulatur gefördert. Auch der Entwicklung von Zahnfehlstellungen wird vorgebeugt. Mit ca. sechs bis neun Monaten bricht der erste Schneidezahn durch. Bereits jetzt sollten wir mit der Zahnpflege beginnen. Vorsichtig werden mit einer kleinen Bürste die Zähne gepflegt. Geben Sie Ihrem Kind möglichst bald eine eigene Zahnbürste in die Hand. Von Beginn an Zahnpasta mit Fluor verwenden. Ein Tüpfelchen einer Kinderzahnpasta auf die Zahnbürste reicht! Eltern haben eine wichtige Vorbildfunktion. Nehmen Sie Ihr Kind mit ins Badezimmer, lassen sie es beim Zähneputzen zuschauen. So werden die Kinder zum Nachahmen motiviert.

Milchgebiss Die Anlage des Milchgebisses erfolgt im Mutterleib. Mit dem Alter von drei Jahren sind alle 20 Milchzähne vorhanden. Milchzähne sind wichtige Platzhalter für die bleibenden Zähne. Vorzeitiger Verlust der Milchzähne führt oft zu Verschiebungen der Zähne. Platzmangel und aufwendige Regulierungen sind die Folge. Das bleibende Gebiss – 6er Zahn Im Alter von ca. sechs Jahren beginnt mit dem Verlust der Schneidezähne die Zeit des Zahnwechsels. Der 6er – der erste bleibende Zahn – ist ein Mahlzahn. An dieser Stelle war vorher kein Milchzahn. Er soll uns durch unser Leben begleiten. Sein Erhalt ist auch für die Stabilität des Gebisses wichtig. Mit dem Schuleintritt und Erwerb der Schreibfähigkeit gelingt es nun immer besser, die Zähne systematisch und richtig zu pflegen. Das Nachputzen

durch die Eltern und Hilfestellung bei der Verwendung von Zahnseide ist jedoch bis zum 10. bis 12. Lebensjahr wichtig. Mit Färbetabletten lässt sich das Ergebnis des Zähneputzens gut kontrollieren. Mit 13 bis 14 Jahren ist das bleibende Gebiss bis auf die Weisheitszähne komplett und die allgemeine Pflege der Zähne ist in das eigenverantwortliche Handeln der Jugendlichen übergegangen. Der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt sowie das Trinken von ungesüßten Flüssigkeiten von klein auf hat für das Gesunderhalten der Zähne eine große Bedeutung. Sie wissen: Das eigene Handeln und Entscheiden für das Gesunde wird bereits von Anbeginn durch das Vorbild der Eltern im alltäglichen Leben grundgelegt. Dr. Astrid Keidel-Liepold Prophylaxereferentin der Landeszahnärztekammer für Salzburg


Elternbrief 10

Das bewegte Kind 6 In manchen Kindern steckt oft ganz schön viel Energie – und ein dementsprechend enormer Bewegungsdrang. Man kann davon ziemlich überrumpelt werden, aber er ist natürlich, wie alles in der Entwicklung Ihres Kindes, äußerst sinnvoll und normal. Das ist für Eltern eine große Herausforderung – Kinder sehen in erster Linie, wo geht’s hier zum Klettern, Laufen, Springen. Alles ausprobieren?! Geben Sie Ihrem Kind genügend Möglichkeiten, diese Bewegungsarten auszuprobieren und zu erlernen. Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, dass das leise passieren kann. Es ist nicht so, dass die Energien Ihres Kindes nach Verlassen des Spielplatzes schlagartig erlöschen und erst beim neuerlichen Betreten desselben wieder aufflammen. Auch in der Wohnung will geturnt und gekraxelt werden. Da müssen dann Sessel herhalten, das eigene Bett oder jenes

der Eltern. Kinder brauchen klare, einfache Regeln. Ballschießen ist am Spielplatz erlaubt, nicht im Wohnzimmer. Sie entscheiden, welche Möbelstücke zum Spielen verwendet werden dürfen. Alles augenscheinlich Gefährliche entfernen, unfallträchtige Auf- und Abgänge absperren und einmal nachdenken, wo noch versteckte Gefahren lauern könnten – und sich ansonsten immer bewusst sein, dass man selbst mit noch so großer Vorsicht nicht alles verhindern kann. Denken Sie einmal zurück, wie oft Sie sich als Kind verletzt haben, obwohl Ihre Eltern

wahrscheinlich für Ihren Geschmack tausendmal zu besorgt waren. Wenn Sie in der Wohnung Platz für Klettergerüste haben, achten Sie darauf, dass diese „Tollplätze“ sicherheitsgeprüft sind (Prüfzeichen), um Gefahren durch das Spielgerät selbst auszuschließen.


1 3/4 bis 2 Jahre

Ich brauche Hilfe! 7 Manchmal geraten Eltern in aussichtslos scheinende, bedrängende Situationen, wenn durch Krankheit oder berufliche Verpflichtungen die Betreuung der Kinder zeitweilig nicht möglich ist. Glücklich, wer sich dann auf Familienangehörige oder nahe Bekannte verlassen kann – nur ist das nicht immer möglich, und die Grenzen der Belastbarkeit sind auch bald erreicht. Wo gibt es Hilfe ... Für solche Notlagen bieten einige Einrichtungen in Stadt und Land Salzburg Hilfe an. Die „Elternbriefe“ haben sich für Sie erkundigt. Wir konnten in Erfahrung bringen, dass neben einigen größeren Einrichtungen in einzelnen Gemeinden immer wieder örtliche Hilfsdienste verfügbar sind. Erkundigen Sie sich daher bitte bei Ihrer Gemeinde über den aktuellen Stand der Hilfemöglichkeiten. Folgende Einrichtungen bieten Hilfe, unter anderem Sitterdienste, in Stadt und Land Salzburg an:

Familienhilfe der Caritas 05 1760-4051 Gaisbergstraße 27, 5020 Salzburg familienhilfe@caritas-salzburg.at Familienhelferinnen kommen zur Unterstützung der Familie. Salzburger Hilfswerk 0662 434702-0 (Zentrale) Familien-Sozialzentren des Salzburger Hilfswerkes als Ansprechpartner im Bereich Kinder, Jugend, Familie. Es gibt in allen Bezirken Außenstellen mit Familien- und Sozialzentren. Verein Frauenhilfe 0662 840900-1 im Akutfall Babysitterdienste Pro Mente Krisenintervention für akute psychische Krisensituationen als Ansprechpartner – auch an Sonn- und Feiertagen Salzburg: 0662 433351 Pongau: 06412 20033 Pinzgau: 06542 72600

Schwangere in Not 0800 4040020 Forum Familie - Eltern-ServiceStellen Für Fragen rund um „Kinderbetreuung“ in Ihrer Gemeinde. Infos zu: Wunschomas, Leihomas, Babysitterbörsen, Betreuung bei Krankheit, Betreuungsplätze; Wegweiser zu materiellen Förderungen, Beihilfen, Hilfs- und Beratungsstellen; Unterstützung und Begleitung bei der Umsetzung neuer Familienprojekte: Flachgau: 0664 8284238 forumfamilie-flachgau@salzburg.gv.at Tennengau: 0664 8565527 forumfamilie-tennengau@salzburg. gv.at Pongau: 0664 8284180 forumfamilie-pongau@salzburg.gv.at Pinzgau: 0664 8284179 forumfamilie-pinzgau@salzburg.gv.at Lungau: 0664 8284237 forumfamilie-lungau@salzburg.gv.at


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Erste Hilfe bei Kindern Das Rote Kreuz bietet für Eltern von Kleinkindern zwei hilfreiche Kurse an: 1. Kindernotfallkurs An einem Abend mit ca. vier Stunden werden die bei Kindern häufigsten Verletzungen und Erkrankungen erklärt und Maßnahmen dazu praktisch geübt. 2. Erste-Hilfe-Grundkurs An zwei Tagen zu je acht Stunden werden folgende Themen behandelt und geübt: Starke Blutung, regloser Notfallpatient, Schock, Vergiftung, akute Notfälle, die mit dem Ausfall einer Lebensfunktion verbunden sind. Die Kurse können bei allen Bezirksstellen des Roten Kreuzes gebucht werden: www.roteskreuz.at, Tel. 0662 8144-13310. Erste-Hilfe-Kurse für Säuglinge und Kleinkinder bieten auch die Elternschule der SALK (Tel. 0662 4482-4787) und fallweise Kinderärztinnen und -ärzte.

Meine Hausapotheke Für kleine Wehwehchen und Erkrankungen ist eine passend eingerichtete Hausapotheke hilfreich. Da ist natürlich fachkundiger Rat unerlässlich, weil es dabei ja auf die richtige Zusammenstellung der Hausapotheke und ganz besonders auf die richtige Anwendung der darin enthaltenen Medikamente ankommt. Eigens für die „Elternbriefe“ hat daher die Apothekerkammer Salzburg eine „Hausapotheke für kleine Notfälle“ zusammengestellt und die Anwendung der empfohlenen Medikamente gut verständlich beschrieben. Sie finden diese Tipps in der Beilage zu diesem Brief.

Bitte denken Sie an die jetzt fällige Mutter-Kind-Pass-Untersuchung Vorgesehen im 22.-26. Lebensmonat Ihres Kindes Augenuntersuchung (Augenarzt) Allgemeine Untersuchung

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


Erst komm’ ich, dann komm’ ich Hach, sind meine Eltern vielleicht komisch geworden. Fast alles, was ich tue, endet mit hektischen und aufgeregten Einmischungen ihrerseits. Ein Beispiel gefällig? Ich liebe es zum Beispiel, Knöpfe und Tasten zu drücken. Auf Fernbedienungen, Smartphones, Küchengeräten, Radios und so. Manchmal entlocke ich denen auch Geräusche, aber am lautesten ist meistens der Papa, der dann ganz aufgeregt hergelaufen kommt und alles wieder abschaltet und „Nein“ oder „Hör auf!“ sagt. Aufhören? Warum? Papa tut es doch auch, und das schaut so interessant aus. Und ich will auch!

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Und was ich überhaupt nicht mag, ist, wenn mich jemand unterbricht. Da kann ich ganz schön zornig werden und kämpfe darum. Ich hab’ einmal meine Freundin, Petra von der Nachbarsfamilie, erlebt, wie sie am Spielplatz vor lauter Zorn gar keine Luft mehr bekommen hat. Ihre Mama wollte mit ihr schon heimgehen, aber sie hat das gar nicht eingesehen. Zunächst hat Petra nur geschrien und getobt, aber danach hat sie sich so hineingesteigert, dass es ausgeschaut hat, als falle sie gleich um. Also, da bin ich ja noch harmlos dagegen, aber meine Eltern versetzen meine Wutanfälle trotzdem ganz schön in Aufruhr.

DER 2. GEBURTSTAG

Elternbrief


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Was heißt hier „Nein“? 2

Ihr Sprössling kann momentan ganz schön anstrengend sein. Er hat inzwischen gelernt, das Nein selber zu gebrauchen und setzt es bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten ein. Diese Phase wird auch gerne das Trotzalter genannt, weil es sich für die Eltern so anfühlt. Jetzt ist die Entdeckung des eigenen Willens und das Erproben der eigenen Durchsetzungskraft an der Reihe. Ihr Kind trotzt den Grenzen. Es fühlt seine Willenskraft, den eigenen Ideen nachzugehen. Selbst das sinnvollste Verbot, die freundlichste Bitte bringt das Kind in eine Krise, und es bekommt Angst, die erworbene Fähigkeit der Autonomie zu verlieren. Vielleicht schaffe ich’s doch noch ...?! Erst dadurch entwickelt sich das eigene Ich, die eigene, kleine Persönlichkeit. Ich will, ich will, ich will ...! Es sieht ein Ziel vor Augen und will es auch erreichen. Dafür ist es bereit, 100 % Kraft einzusetzen. Noch fehlt ihm die Stärke, eigene Bedürfnisse

zurückzustellen und zu verstehen, dass die meisten Regeln und Gebote dazu dienen, es zu schützen bzw. es einzubremsen, damit Dinge nicht kaputt gehen. Auch mit den Regeln des Zusammenlebens in einer Gemeinschaft muss es erst vertraut werden und sie einüben. Alles oder nichts! Das kann für Ihr Kind durchwegs einmal „nichts“ heißen und es damit in Verzweiflung stürzen. Hier braucht das Kind die liebevolle, konsequente Unterstützung der Eltern. Sie helfen Ihrem Kind in dieser Lage am besten, wenn Sie sich durch die Szene nicht unter Druck setzen lassen, aber seine Not der Machtlosigkeit respektieren, es nicht für das Gebrüll bestrafen, sondern einfach bei Ihrem „Nein!“ bleiben und ansonsten den Wutanfall Ihres Kindes vorübergehen lassen. Manche Kinder wollen in dieser Situation einfach in Ruhe gelassen werden, andere beruhigen sich am


Der 2. Geburtstag

schnellsten, wenn sie gehalten werden. Finden Sie heraus, wie es für Sie und Ihr Kind am besten passt. Vernünftige Appelle sind nur die Begleitmusik – handeln Sie, indem Sie das unerwünschte Verhalten unterbrechen, schützen Sie die gefährdeten Gegenstände, stellen Sie sie außer Reichweite und versuchen Sie, Ihrem Kind Alternativen anzubieten, bei denen es seine Hände und seine Bewegungen sinnvoll und ungefährlich einsetzen kann. Manchmal kann heftigen Trotzanfällen vorgebeugt werden, wenn Sie Ihr Kind auf eine Veränderung vorbereiten bzw. diese ankündigen – dann kann es sich besser darauf einstellen. Klare Grenzen setzen: Die Zweijährigen probieren auf ihrer Entdeckungsreise in die Welt ihre Möglichkeiten aus und stoßen dabei an Grenzen. Je klarer und eindeutiger ihnen das „Stopp“ vermittelt wird, desto besser können sie sich in der Welt der Dinge und der sozialen Beziehungen orientieren. Wichtig

ist, dass Sie als erwachsene Person wissen, wohin Sie wollen – verlieren Sie Ihr Ziel nicht aus den Augen! Auf dem Weg dort hin sind Umwege und Haltestellen erlaubt, an denen Ihr Kind so nebenbei auch noch andere, eben ungeplante Erfahrungen macht. Ein Beispiel:

Das Ziel, um welche Zeit ins Bett gegangen wird, sollten Sie für Ihr Kind festlegen. Aber ob Sie gemeinsam Huckepack ins Bett reiten oder wie die Mäuse unter die Decke huschen, kann Ihr Kind mitentscheiden. Wichtig: Ihr Kind braucht beides – den Freiraum, eigene Entscheidungen zu treffen und klare Grenzen, die ihm Sicherheit geben.

Annas Angelabenteuer (1)

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Elternbrief 11

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Saubere Leistung

Annas Angelabenteuer (2)

Was? Ihr Kind ist noch nicht windelfrei? Mit dieser Frage werden jetzt viele Eltern konfrontiert und sie verunsichert selbst die kompetentesten. Dabei, das haben Fachleute aus Kinderpsychologie und Medizin längst herausgefunden, ist das Wie des Sauberwerdens viel wichtiger als das Wann. Die Ausscheidungsvorgänge werden für die meisten Kinder zwischen dem 18. und 30. Lebensmonat interessant. Ein Kind kann mit ca. eineinhalb Jahren den Zusammenhang zwischen Harndrang und nassen Windeln begreifen. So um den zweiten Geburtstag beginnt es sich auch für das zu interessieren, was Erwachsene so am „stillen Örtchen“ tun und will es nachahmen – allerdings vorerst mit wechselndem Erfolg. Selten ist ein Kind vor dem dritten Lebensjahr sauber. Der Weg zur Windelfreiheit ist lang und hängt mit selbstständig werden und selbst bestimmen können zusammen. Es ist schon ein Fortschritt, wenn Ihr Sprössling plötzlich „Aa“

sagt oder beim Spielen einen verklärten Gesichtsausdruck bekommt. Dann ist es eine gute Zeit, das Töpfchen anzubieten. Zunächst ist das Töpfchen ein lustiges Spielzeug – und manche Kinder wollen vielleicht sogar alle fünf Minuten darauf sitzen. Lassen Sie sich dadurch nicht irritieren – im Spiel erlernen Kinder ja alles am schnellsten. Ganz wichtig: Das Töpfchen soll ein Angebot sein, keine Pflicht. Freuen Sie sich über Erfolge, sehen Sie über Misserfolge hinweg. Geduld heißt das Zauberwort. Lassen Sie Ihrem Kind die Zeit, die es braucht. Der Ablauf des Sauberwerdens verläuft bei fast allen Kinder ähnlich: Zuerst können sie die Darmfunktionen kontrollieren, danach klappt es auch mit dem Harn. Länger dauert es, bis Ihr Kind auch in der Nacht trocken ist. Die volle Verantwortung für sich auch in der Nacht zu tragen, ist für manche Kinder noch zu früh und wird manchmal erst im 6. Lebensjahr geschafft.


Der 2. Geburtstag

Bitte zu Tisch Gemeinsam essen ist wichtig, fördert die soziale Kontaktfähigkeit und gibt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Das gemeinsame Essen in der Familie unterbricht den Alltag und unterteilt den Tagesablauf. Die tägliche Wiederholung und die gleich bleibende Form lässt so etwas wie ein Ritual entstehen, das jede Familie auf ihre eigene Art gestaltet: der Ruf „Das Essen ist fertig!“, ein Spruch, ein kurzes Tischgebet oder ein gemeinsames Innehalten vor dem Mahl. Bei Kindern entwickelt sich so ein Zeitgefühl, das ihnen Orientierung gibt und Verlässlichkeit bietet. Wertschätzung und Danken für das Essen kann so zu einer inneren Haltung werden. Auch die altersgemäße Einbindung bei der Vorbereitung, beim gemeinsamen Genießen und beim gemeinsamen Abräumen sind wichtige, bleibende Erfahrungen für Ihr Kind.

Erfahrungen, die uns allen gut tun. Und wenn Ihr Kind das manchmal nicht will: beim Essen wie beim Topferlgehen keine Machtkämpfe! Auch wenn der Teller nicht leer gegessen ist, sollte das kein Drama sein. Ihr Kind hat ein sicheres natürliches Empfinden, wann es hungrig ist und wie viel es zum Essen braucht. Erde, die uns dies gebracht, Sonne, die es reif gemacht. Liebe Sonne, liebe Erde euer nie vergessen werde. Chr. Morgenstern Der Streit um den besten Platz, den größten Bissen und das Glas mit mehr Saft ist für Kinder ganz natürlich und gehört zum sozialen Lernen dazu. Regeln ja, Machtkämpfe nein! Wie wir gemeinsam essen, ist Teil unserer Kultur. Zu strenge, aber auch keine Regeln verderben den Appetit. Gemeinsam gut essen, gemütlich plaudern, das sind höchst sinnliche

Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, o Gott, von dir. Herr, wir danken dir dafür. Volksgut Roll, roll, roll, der Topf ist noch voll, der Magen ist leer und brummt wie ein Bär.

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Elternbrief 11

Vitamine – Vitamine! 6

Bei einer gesunden Mischkost mit viel Gemüse und Obst bekommt Ihr Kind genügend lebenswichtige Vitamine und Mineralstoffe: Gemüse mit wenig Wasser nur kurz dämpfen oder dünsten, denn ausgiebiges Kochen

Annas Angelabenteuer (3)

und Warmhalten über eine längere Zeit führen zu hohem Vitaminverlust. Frischgemüse ist nur wenige Tage frisch. Einfrieren hält den natürlichen Abbauprozess auf, aber auch Tiefkühlgemüse erleidet durch zu lange Lagerung einen Vitaminverlust. Vitamin- und Mineralstoffmängel

sind im Kindesalter selten und entstehen meist durch schlechte Nahrungszusammensetzung: zu wenig Gemüse und Obst, zu viel Zucker und Fett. Stark gesüßte Getränke und Lebensmittel wie Kindermilchprodukte werden übrigens durch zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe nicht gesünder. Zu viel des Guten ... Nimmt Ihr Kind mehrere mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Lebensmittel zu sich, kann die Vitamindosis weit über das hinausschießen, was Ihr Kind wirklich braucht, was wiederum die Nieren belasten. Gemüse und Obst ... Manche Kinder essen in diesem Alter plötzlich weniger Gemüse und Obst. Bieten Sie es immer wieder an. Portionsgröße in diesem Alter: zweimal täglich eine Kinderfaust Gemüse und zweimal täglich eine Kinderfaust Obst. Argumentieren Sie mit gutem Geschmack, der Gesundheitswert der Lebensmittel ist für Kinder zu abstrakt. Verena Heu, MAS IBCLC Diätologin, Uniklinikum Salzburg


Der 2. Geburtstag

Der Jungstar und sein Publikum

Trotzphase ... ? Zu Anfang des Elternbriefes haben wir über Wutanfälle und Zornesausbrüche bei Ihrem Kind gesprochen. In diesem Alter befinden sich die meisten Kinder mitten in der sogenannten „Trotzphase“. Es kann sein, dass Sie bereits mit Verwunderung oder auch (verständlichem) Entsetzen festgestellt haben, dass Ihr Kind keinen Unterschied macht, ob es seine Wutanfälle zuhause oder in der Öffentlichkeit, etwa beim Einkaufen, auslebt. Aber was tun, wenn der Weg zur Kassa durch markerschütterndes

Geschrei untermalt wird, weil Ihr Sprössling partout etwas haben will, was Sie aber nicht kaufen wollen? Und wie entsetzlich fühlt es sich an, wenn die umstehenden Kunden Sie mit vorwurfsvollen, entrüsteten oder verwunderten Blicken mustern. Tipp: Erklären Sie klar und bestimmt, was gerade passiert: „Du ärgerst dich jetzt sehr, weil du das nicht bekommst, aber das geht jetzt nicht.“ Das beruhigt Sie und alle Umstehenden. Auch hier gilt es, Ihr Ziel – nämlich die Kassa ohne zusätzliche Anhäufung von Waren zu erreichen – nicht aus den Augen zu verlieren. Verzichten Sie auf Eile, aber nicht auf Klarheit.

Annas Angelabenteuer (4)

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Elternbrief 11

Kurzer Sprachcheck Spätestens mit 24 Monaten sollte das Kind mindestens 50 Wörter produzieren und Wortkombinationen wie „noch Saft“, „Puppe auch“, „Dose auf“, etc. verwenden.

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Sollten Sie Bedenken haben, wenden Sie sich ruhig an die Elternberatungsstelle: Stadt Salzburg: 0662 8042-2887 Salzburg Umgebung: 0662 8180-5847 Tennengau: 06245 796-6037 Pinzgau, Pongau und Lungau: pepp Elternberatung: 06542 56531

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 10/2020

Annas Angelabenteuer ... Ende – Anna geht’s prima! Und wie geht’s Ihnen?

Umzug geplant? – Bitte geben Sie uns Ihre neue Adresse bekannt, damit Sie die Briefe weiterhin erhalten: www.elternbriefe.salzburg.at/adresse


Manchmal, besonders wenn es finster ist und ich alleine bin, ist mir sehr unheimlich zumute. Es schleicht und raschelt. Nicht immer – aber wenn ich dann schlafen gehen muss, dann ist es manchmal da. Ich fürchte mich davor. Mama und Papa haben aber herausgefunden, wie es mir wieder gut geht: mit meinem Lieblingsteddy. Den nehme ich mit ins Bett, und der beschützt mich. Seitdem ist mir viel leichter. Eigentlich bin ich sehr tapfer, aber ... Hin und wieder fürchte ich mich auch vor der Dunkelheit. Ich werde wirklich ängstlich, wenn das Licht in meinem Zimmer abgedreht wird. Man sieht dann ja nicht, was da alles sein könnte. Schön langsam verstehe ich, was Angst ist. Mama lässt jetzt immer

Ich fürchte mich so

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die Tür einen kleinen Spalt offen, und dann fällt etwas Licht herein. Das beruhigt mich auch. Blitz und Donner – brrr ... Ganz besonders Angst habe ich aber vor Gewittern. Wenn es blitzt und donnert, so richtig rumpelt und pumpelt, dass man es im Bauch spüren kann, dann schrecke ich mich immer furchtbar. Da möchte ich auf keinen Fall alleine sein. Wenn ich in der Nacht bei einem Gewitter aufwache, dann laufe ich schnell ins Schlafzimmer meiner Eltern und kuschle mich zu ihnen ins Bett – gemeinsam lässt sich so ein Gewitter viel besser aushalten. Mama und Papa halten mich dann fest – und irgendwie vergeht das Gewitter dann auch schneller und kann mir nichts mehr machen.

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Elternbrief


Elternbrief 12

Schlaf, Kindlein, schlaf

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Angst erzieht nicht

Angst ist etwas Besonderes – Angst sichert das Überleben. Es ist ein wichtiges Gefühl, als Erziehungsmittel aber ungeeignet. Drohungen, die Angst auslösen, lähmen. Damit zerstören Sie das Selbstwertgefühl Ihres Kindes und sein Vertrauen Ihnen gegenüber. Ängste immer ernst nehmen! Nehmen Sie die Ängste Ihres Kindes ernst. Setzen Sie diese nicht als Druckmittel ein. In dieser Lebensphase der zunehmenden Eigenständigkeit treten Ängste verstärkt auf – ermutigen und trösten Sie Ihr Kind.

Kleine Rituale können helfen ... Ängste lassen sich mit kleinen Ritualen überwinden (der Teddy, der vor dem Monster schützt), und ganz besonders durch Nähe. Es macht keinen Sinn, Ihr Kind zur „Härte“ zu erziehen. Erlauben Sie ihm ruhig, bei einem Gewitter oder Sturm zu Ihnen ins Bett zu kommen. Sagen Sie ihm, dass ihm nichts passieren kann, egal, ob es bei Ihnen ist oder nicht – und zeigen Sie ihm auch, dass es bei Ihnen Trost und Sicherheit finden kann, und dass Sie seine Ängste ernst nehmen.

Klar, es ist wirklich nicht leicht einzuschlafen, wenn man allein im Bett liegt oder einem nach einem aufregenden Tag vieles durch den Kopf geistert. Viele Eltern erleben jetzt aber unabhängig davon eine etwas schwierigere Zeit, weil ihr Kind nicht und nicht so schlafen will, wie sie es wollen. Grundsätzlich ist das Schlafbedürfnis von Kindern unterschiedlich. Ein kurzer Mittagsschlaf von ca. 30 Minuten bis zwei Stunden ist aus gesundheitlicher Sicht durchaus sinnvoll (übrigens auch für Erwachsene). Warum ist das so? Dass Kinder abends nicht einschlafen können oder nachts nicht durchschlafen, hat allerdings selten den Grund, dass tagsüber geschlafen wurde. Die Eindrücke des Tages sind oft zu vielfältig und damit sind die Kinder zu erschöpft um einzuschlafen. Schlafen beginnt am Tag! Kinder brauchen, um


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gut einschlafen zu können, keinen Körperkontakt, kein Flascherl, keine Brust – sie müssen es selber schaffen einzuschlafen, und das müssen sie erst lernen. Es braucht ein verlässliches und immer gleiches Einschlafritual. Ob ein Kind schläft oder wach ist, kann ein Erwachsener nicht beeinflussen – aber liebevoll begleiten. So können Eltern den Rahmen bieten, ein kuscheliges Bett (nicht einmal da und einmal dort), Zähneputzen und Waschen, eine Geschichte oder ein Lied. Oft werden Kinder zu spät schlafen gelegt, und die Reizüberflutung verhindert das Einschlafen dann erst recht. Regelmäßigkeit unterstützt den Schlafrhythmus, zur gleichen Zeit schlafen gehen, zur gleichen Zeit aufstehen, den Schlaf immer wieder in den Tagesablauf einbetten. Einschlafen braucht Zutrauen ... Die Nacht ist für Eltern und Kind zum Schlafen da. Beziehung wird am Tag gelebt. Die Umstellung von den Abenteuern am Tag zum Schlafen ist mit

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birdi Begleitung für Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren Spannungen verbunden, und das äußert sich oft durch Schreien oder Weinen. Schimpfen und Drohen bringen aber genau so wenig den Schlaf wie kräfteraubendes Tragen. Erst wenn ich mir als Elternteil sicher bin, dass ich dem Kind zutraue, alleine einschlafen zu können, kann dies gelingen. Um einer starken Erschöpfung vorzubeugen, nützen Sie zum Beispiel die Möglichkeit eines Gespräches in der Elternberatung, denn gut zu schlafen ist für alle wichtig! Holen Sie sich, wenn nötig, diese Unterstützung. Der Schlaf des Kindes ist nicht „bestellbar“. Eltern können nur begleiten. Einschlafen muss Ihr Kind selbst.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass durch die Geburt des Kindes Verunsicherungen und Überforderungen auftreten, für Sie als Eltern, beim Kind, im Zusammenleben als Familie oder finanziell, so holen Sie sich vorsorglich Unterstützung bei „birdi“ – eine kostenlose Begleitung für Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren. Für Salzburg Stadt: 0662 8042-2887 www.salzburg.gv.at/elternberatung-sbg Für alle anderen Bezirke: 06542 56531 www.pepp.at/de/birdi


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Die richtige Spielecke 4 Spiel und Spaß bleiben der Mittelpunkt des Lebens Ihres Kindes – werden sogar noch wichtiger. Dementsprechende Bedeutung hat jetzt die Spielecke gewonnen. Nicht jeder Haushalt hat die Möglichkeit, für das Kind ein eigenes Kinderzimmer bereitzustellen. Aber vielleicht geht sich eine Spielecke aus. Für die Einrichtung gilt: Praktisches und Strapazierbares geht vor. Offene Regale mit Platz für Kisten und Schachteln, in denen das Spielzeug problemlos und schnell verstaut werden kann, sind ideal. Ein geeigneter Platz zum Herumsitzen, Malen, Zeichnen und Blättern in Kinderbüchern sollte nicht fehlen. Ihr Kind wird sich viel am Boden aufhalten – achten Sie also darauf, dass dieser auch im Winter halbwegs warm ist. Ein dicker, strapazierfähiger Teppich leistet hierbei gute Dienste. Von Zeit zu Zeit können Sie gemein-

sam mit Ihrem Kind das länger nicht benutzte Spielzeug wegräumen – schließlich hat es dann ja auch für die anderen Sachen mehr Platz. Auch hier sind die offenen Kisten praktisch, denn in ihnen verschwindet alles im Handumdrehen. Mit der richtigen Kleidung wächst die Lust am Spiel, und Malen macht mehr Spaß, wenn das Gewand auch Farbflecken verträgt.

Knetmasse selbst gemacht 400 g Mehl, 200 g Salz, 2 Esslöffel Öl, 2 Esslöffel Zitronensäure, Lebensmittelfarbe, ca 1/2 l heißes Wasser. Gut durchkneten. Am besten in einer Dose mit Deckel im Kühlschrank aufbewahren.


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Ein Lied auf den Lippen Viele Kinder entdecken jetzt an sich eine musikalische Ader. Die Hits im Radio werden mitgesungen (Texte werden nachgeahmt), man erzählt sich jetzt seine eigenen Geschichten in Liedform. Sie als Eltern können die Lust daran in verschiedenster Art und Weise fördern. Eine Playlist mit Kinderliedern fürs Auto kann Fahrten entspannter machen – auch für daheim gibt es genug Möglichkeiten fürs gemeinsame Singen. Selber singen macht Spaß ... Am meisten Spaß macht natürlich das gemeinsame Singen. Selbst wenn Sie glauben, Sie selbst seien so musikalisch wie eine Kreissäge, probieren Sie es – Sie werden schon bald Ihre eigene Freude daran entdecken. Auch hier gilt die Wirkung des Vorbildes. Singen Sie die Lieder, die Ihnen aus Ihrer Kinder- und Jugendzeit bekannt sind, oder neue, zum Beispiel aus der Eltern-Kind-Gruppe.

Auch kindgerechte Musikinstrumente können Ihrem Kind jetzt viel kreative Betätigung bieten. Sicher, ein Konzertflügel braucht es nicht zu sein – aber ein Xylophon, ein Glockenspiel oder eine kleine, preiswerte Kinderorgel können jetzt eine Liebe fürs Leben auslösen. Musizieren auf richtig gestimmten Instrumenten, Klatschen, Trommeln und Singen fördern das musikalische Gehör und unterstützen die Sprachentwicklung. Zwang – unerwünscht ... Zwingen Sie Ihr Kind aber nicht zur musikalischen Beschäftigung – jetzt geht es nur um die Freude an der Musik. Alles ist jetzt Spiel und spielerischer Umgang. Regelmäßiges Üben hat momentan nicht den geringsten Sinn.

ELTERN-KIND-GRUPPEN Stadt Salzburg: Tel. 0662 8042-2887, außerhalb der Stadt Salzburg in Ihrer Gemeinde bzw. unter www.pepp.at. ELTERN-KIND-ZENTRUM der Erzdiözese Salzburg 5061 Elsbethen, Raiffeisenstr. 2, Tel. 0662 8047-7520, http://bildungskirche.at/ ElternKindEinrichtungen.

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Urlaubsfreuden 6 Urlaub der Eltern heißt auch mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten wie Picknick, Spielplatzbesuche, Spaziergänge, Beeren suchen, Drachen steigen lassen, Bücher vorlesen, singen, Freunde und Verwandte besuchen. Mit einem Säugling oder Klein(st)kind auf Urlaub zu fahren, ist nicht immer leicht und manchmal gar nicht möglich und nötig. Wer mit einem Säugling oder Klein(st)kind auf Reisen geht, sollte Folgendes beachten: Wählen Sie nur Reiseziele mit mildem Klima. Sie sollten Ihren Urlaubsort auch ein wenig nach dem Gesichtspunkt der möglichen ärztlichen Versorgung auswählen.

Nichts ist unangenehmer, als mit Ihrem kranken Kind abseits aller ärztlichen Versorgung zu sitzen. Eine kleine Reiseapotheke sollte auch stets dabei sein, mit fiebersenkenden Mitteln, Desinfektionsmittel (bei Hautverletzungen), Insektenschutz und einem Mittel gegen Durchfall. Auto, Bahn und Flugzeug ... Wenn Sie mit dem Auto reisen, legen Sie die Fahrt in die Schlafzeiten des Kindes. Dauert die Reise länger als vier bis fünf Stunden, legen Sie öfters Pausen ein. Der passende Kindersitz ist Pflicht, leichtes Essen ist ein guter Tipp, und genügend zum Trinken ist unerlässlich. Lange Bahnfahrten sind in der Nacht im Schlafwagen angenehmer. Bei Tagesfahrten nehmen Sie genug Spielzeug mit. Mittlerweile gibt es in vielen Zügen Eltern-Kind-Abteile oder sogar Spielwaggons für Familien. Wenn Sie Kinder während der Fahrt


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mit Medien beschäftigen, sorgen Sie für Abwechslung und achten Sie auf die Dauer. Es lohnt sich auch, Anderes anzubieten: Malen, Puzzles, Steckspiele oder Bilderbücher. Vor dem Fliegen sollten Sie mit Ihrem Kind einen Arzt aufsuchen. Es ist möglich, dass es den Druckunterschied trotz Druckausgleich nicht gut verträgt. Trinken (aus dem Flascherl) beim Starten und Landen erleichtert durch das ständige Schlucken den Druckausgleich. Sehr entspannend für Eltern kann Urlaub zusammen mit anderen Familien sein. Ihr Kind hat Spielgefährten, und Sie können sich gegenseitig bei der Kinderbetreuung abwechseln. Kinder fahren auch gerne jedes Jahr zum selben Urlaubsort, wenn es ihnen gefallen hat, und erleben jedes Jahr etwas Neues. Sie sind ja auch ein Jahr älter geworden.

Damit Sonne gut tut

Wichtig zu beachten:

Sonne tut gut, sie macht gute Laune und gibt Energie. Damit sie nicht schadet, sollten Sie die Mittagszeit mit Ihrem Kind möglichst im Haus verbringen. Eine halbe Stunde vor dem Sonnenbad ist Eincremen angesagt, nicht erst nachdem die Haut schon zehn Minuten oder länger der Sonne ausgesetzt war. Im ersten Lebensjahr sind Sonnenschutzmittel mit UV-Filtern nichts für die Haut von Babys, hier sind passende Kleidung und Schirme wichtig (achten Sie auch hier auf Schirme, die tatsächlich einen Sonnenschutz bieten, das ist nicht bei allen der Fall). Kopfbedeckung nicht vergessen! Für Babyhaut gibt es Sonnenschutzmittel mit mineralischen Pigmenten in der Apotheke. Die Kleinen brauchen einen besonders guten Sonnenschutz. Die Haut ist noch sehr dünn, und chemische Sonnenfilter können hier ungünstig wirken. Kleine Kinder bekommen leichter einen Sonnenbrand, weil der körpereigene Schutz noch nicht so ausgeprägt ist.

- Sonnencreme hat ein Ablaufdatum und wirkt dann nicht mehr! - Hoher Lichtschutzfaktor: für Urlaub in den Bergen oder im Süden mindestens 20-30 LF, dick eincremen, ein Tupfer ist zu wenig. - Geringer Anteil an chemischen UVFiltern, dafür aber einen hohen Anteil an Mikropigmenten (unter „Inhaltsstoffe“ auf jedem Produkt zu finden) - Wasserfestigkeit, keine Duftstoffe und Konservierungsmittel - UVA durchdringt auch Glas - das Fenster ist kein Schutz - besonders bei Autofahrten beachten! - Bekleidung mit UV-Schutz, Nackenschutz bei Kappen und Sonnenhüten es gilt 3 H: Hut Hemd Hose - nicht ohne Bekleidung in die Sonne! Nach dem Wasser wieder gut eincremen. Die Haut merkt sich jeden Sonnenbrand. Fragen Sie auch Ihre Kinderärztin oder einen Hautarzt, welcher „Hauttyp“ Ihr Kind ist und welcher Schutz hier empfohlen wird.

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Elternbrief 12

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Keine kleinen Weltmeister

In der Freizeit zählt sportliche Betätigung zu Ihren Lieblingsbeschäftigungen? Gut, sehr gut. Auch Ihr Kind möchte sich körperlich betätigen. Schwimmen (das Wasser sollte nicht zu kalt sein, damit sich Ihr Kind wohlfühlt), laufen, herumturnen. Aber es hat keinerlei Ambitionen,

Weltmeister in irgend etwas zu werden. Spiel und Sport sollen Spaß machen und nicht eine Eintragung ins Buch der Rekorde sichern. Treiben Sie Ihr Kind nicht zu Höchstleistungen, lassen Sie ihm die Freiheit, auch einmal einfach faul zu sein, herumzutrödeln und nicht ins Wasser zu wollen. Je mehr Spaß Ihr Kind hat, desto mehr Spaß haben Sie.

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


Wisst ihr was? Es ist schön, eine Katze zu sein. Ich habe die Katze unserer Nachbarin ganz genau beobachtet. Sie schnurrt viel, bekommt immer die beste Milch und kann die ganze Zeit ganz faul herumliegen. Jetzt bin ich einmal selbst eine Katze. Das ist gar nicht so schwer. Ich muss nur auf allen Vieren herumkriechen und die Erwachsenen freundlich anschnurren. Als mich Papa so gesehen hat, hat er gefragt, was denn mit mir los sei und hat ziemlich komisch geschaut. Aber als ich ihm dann gesagt habe: „Ich bin eine Katze!“, hat er gelacht und gemeint, dass eine Katze natürlich schnurren muss und dass er

Ich bin was ich will

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das völlig verstehe. Dann bin ich auf allen Vieren in die Küche und habe Mama angeschnurrt, damit sie mir Milch gibt. Zuerst wollte sie mir ein Glas geben – aber ich bitte euch: Seit wann trinken Katzen aus einem Glas? Also hat mir Mama die Milch in ein Schüsselchen gegeben – und ich habe versucht, die Milch auszulecken. Ganz schön anstrengend, irgendwie habe ich – auch wenn ich eine Katze bin – keine wirkliche Katzenzunge.

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Elternbrief


Elternbrief 13

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Der Verwandlungskünstler

Es könnte so scheinen, als hätten Sie jetzt nicht nur ein Kind, sondern danebenher auch noch einen Hund, eine Katze, einen Löwen und manchmal ein Spiegelbild Ihrer selbst – in Form Ihres Kindes. Es ist für uns Erwachsene oft überraschend, wie viel Beobachtungsgabe, Verwandlungskunst, Fantasie und Nachahmungstrieb Kinder in diesem Alter aufbringen. Dieses „Rollenspiel“, das so um das dritte Lebensjahr beginnt, ist eine ganz besonders bedeutende und wichtige Form des Spielens. Rollen spielen ... Warum? Weil es ein ganz wichtiger Entwicklungsschritt ist. Das Rollenspiel hilft Ihrem Kind, die Welt mit anderen Augen zu sehen und dadurch mit der Wirklichkeit besser umzuge-

hen. Die eigenen Ängste, Enttäuschungen, Wünsche und Vorstellungen können so wesentlich besser verarbeitet werden. Natürlich ist es nicht immer leicht, wenn man plötzlich von einer fauchenden Raubkatze aus dem Hinterhalt der Sitzecke angesprungen wird. Nicht immer passt es, dem sprunghaften Spielverhalten des Kindes zu folgen, weil man ja schließlich hin und wieder auch mit seinen eigenen Problemen und Wichtigkeiten beschäftigt ist. Aber versuchen Sie dennoch, in die Fantasie-

welt Ihres Kindes einzusteigen. Was will die Katze ...? Die „kleine Raubkatze“ mag vielleicht ein Blättchen Wurst. Und wenn Sie mit Ihrem Kind das Haus zum Einkaufen verlassen müssen, gehen Sie mit Ihrem kleinen Piraten gemeinsam auf Schatzsuche. Jetzt ist eben Ihre eigene Fantasie gefragt. Selbst die einfachen Dinge im Haus werden jetzt von der Vorstellungskraft Ihres Kindes verwandelt. Aus Sesseln werden Pferde, die sprechen können und Futter haben wollen. Aus


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Es lebe der kleine Unterschied Papas Regenschirm wird ein Fernrohr oder aus einer ganz normalen kleinen Schachtel ein Rennauto, ein Telefonhörer oder ein Schiff. Fantasie und Wirklichkeit haben keine festen Grenzen – in allem steckt mehr ... Rollen tauschen ... Ihr Kind kann natürlich auch in Ihre Rolle schlüpfen. Es spricht dann oft mit seiner Lieblingspuppe oder einem unsichtbaren Gefährten und lobt: „Das hast du aber gut gemacht!“ oder verhält sich abweisend: „Geh jetzt auf dein Zimmer, ich habe wirklich keine Zeit!“. Manchmal werden Sie sich ertappt fühlen: „Bin ich wirklich so?“ Aber an diesem Beispiel sehen Sie besonders gut, wie Ihr Kind durch das Rollenspiel Konflikte er- und auslebt.

Spielen eigentlich Mädchen wirklich anders als Buben? Kinder probieren im Spiel verschiedene Rollen aus und nehmen dazu einfach die Vorbilder aus der Erwachsenenwelt. Dabei macht es großen Spaß, alles für sich zu entdecken und zu hören, was die Umwelt Positives zur Schiffskapitänin im Spielzeugmeer oder zum Suppenkoch im „Restaurant zur Sandkiste“ zu sagen hat. In unterschiedlichen Rollen zu spielen heißt auch, sich hineinzufühlen und dabei viele andere Sichtweisen der Welt kennenzulernen. Hier sind alle Rollen erlaubt und machen oft noch mehr Spaß, wenn Sie sich von Ihrem Kind ins Spiel einbinden lassen.

Freie Wahl ... Beim Mitspielen dürfen alle die eigene Rolle spielen und nach ihrer Fantasie handeln. Es gibt keine Spiele oder Spielsachen, die für Mädchen oder Jungen, Frauen oder Männer reserviert sind. Vermeiden Sie in jedem Fall Abwertungen. Ihr Kind soll merken - es ist ok, so wie ich bin, auch wenn ich’s noch nicht genau weiß, wer ich bin. Stellen Sie Ihrem Sohn, Ihrer Tochter beides, sogenanntes Buben- wie auch Mädchenspielzeug, zur Verfügung und lassen Sie Ihrem Kind selbst die Wahl.

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Elternbrief 13

Selber machen 4

„Lass mich, ich kann das schon selbst!“ Das werden Sie von Ihrem Kind jetzt immer öfter hören. Wirklichkeit und Wollen klaffen aber manchmal noch ganz heftig auseinander. Das Marmeladebrot ist ziemlich ohne Marmelade, dafür sind Teller und Tischtuch voll davon. Auch wenn das „Ich kann das schon!“ nicht immer ganz der Realität entspricht, sollten Sie, wenn es Zeit und Situation erlauben, nicht gleich eingreifen. Es ist einfach wichtig, Ihr Kind probieren und experimentieren und selbst Lösungen finden zu lassen. Durch das Ausprobieren lernt Ihr Kind, und der zweite oder dritte Streichversuch wird das Verhältnis

zwischen aufgestrichener und malerisch verteilter Marmelade schon deutlich zu Gunsten des Marmeladebrotes verändern. Selbst Lösungen für Probleme zu finden – das ist es ja, was einen im Leben „lebensfähig macht”, und das lernt man als Kind an solchen kleinen Widrigkeiten. Sich selber die Jacke anzuziehen, das ist ein echtes Abenteuer, und dazu braucht Ihr Kind noch viel Zeit. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man einen Knopf, einen Reißverschluss, einen Klettverschluss benützt. Selber in die Stiefel zu schlüpfen, das ist eine interessante Herausforderung. Wenn nur klar wäre, welcher Stiefel zu welchem Fuß gehört! Eine kleine Markierung an der Stiefelinnenseite ist hier hilfreich.


2 1/2 bis 2 3/4 Jahre

Schon ganz schön geschickt ... Mit Schlüsseln verschiedene Schlösser öffnen und zusperren, Gesicht eincremen, Nase putzen (ein bunt bedrucktes Papiertaschentuch ist ein besonderer Anreiz), alles, was der Alltag Ihrem Kind bietet, ist Herausforderung auf dem Weg zur Eigenständigkeit. Notwendige Hilfestellungen und immer wieder einmal bewusstes Zeit-

nehmen – diese Unterstützung will Ihr Kind von Ihnen, um selbstständig werden zu können. Im Tun erlebt Ihr Kind, was es schon alles kann. Es macht viele kleine und große Fortschritte. Was es heute noch nicht kann, erledigt es schon morgen mit atemberaubender Selbstverständlichkeit, eine wunderbare Gelegenheit, sich miteinander zu freuen.

Wenn etwas nicht gelingen will ... So viel Mühe und Anstrengung – und trotzdem will es nicht gelingen. Dann braucht Ihr Kind Ihr liebevolles Dasein und Verständnis für seine Enttäuschung über noch nicht Erreichtes. Aus Fehlern lernt Ihr Kind. Fehler bedeuten Lern- und Wachstumschancen. Mit Ihrem Vertrauen und Ihrer Ermutigung kann sich Ihr Kind an einen neuen Versuch wagen.

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Elternbrief 13

Miteinander durch Bilderbücher schlendern 6 Hatten Sie als Kind auch ein Lieblingsbuch? Eines, das Sie immer wieder anschauten, mit dem Sie sehr gerne am Abend ins Bett gegangen sind? Gab es eine ganz bestimmte Seite, die die Lieblingsseite im Lieblingsbuch war? Noch heute ist diese Geschichte, sind diese Zeichnungen in Ihnen lebendig! Sie als Erwachsene sind im Blättern, im Schauen und im Erfassen von Bild und Text viel schneller als Ihr Kind. Achten Sie also auf das Tempo und die besonderen Vorlieben Ihres Kindes. Außerdem stellen Erwachsene den Verstand in den Vordergrund, Kinder aber schauen mit ihrem Gefühl, sie verlieben sich in ein Detail. Ihr Kind bemerkt den Ball unter dem Tisch, den Socken, der auf der

Fensterbank liegen geblieben ist, und das ist ihm wichtig! Kinder leben und fühlen sich in das Bild hinein, und das braucht Zeit. Lassen Sie Ihr Kind auch in der Buchhandlung und in der Öffentlichen Bibliothek mit aussuchen, achten Sie darauf, auf welche Bücher sich Ihr Kind stürzt. Lese-Blätter-Schau-Erlebnis ... Es beginnt schon bei der Auswahl: im Geschäft, in der Bibliothek – vielerorts sind die Bibliotheken gemütliche Treffpunkte, Schmöker- und Leseräume für Eltern und Kinder. Und dann zu Hause vor dem Regal – wonach ist uns denn heute, dir und mir, uns beiden? Passende Lektüre finden Sie unter elternbriefe.salzburg.at/buchtipps. Sie können sich auch im Buchhandel beraten lassen. Homepage der öffentlichen Bibliotheken: bibliotheken.salzburg.at


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Spiele, die Freude machen und fördern So ab dem dritten Lebensjahr spielen Kinder gerne das nach, was sie selbst erleben: Ärztin, Polizist, Baustelle, Krankenhaus, Einkaufen, Briefträger, Mutter, Vater, ... Eine „Verkleidungskiste“ mit Utensilien aus der Erwachsenenwelt, Arztkoffer, Kaufladen, Zauberkiste, Werkzeuglade etc. sind dabei sehr begehrte Spielsachen. Dinge der Größe oder der Farbe nach ordnen, Holzbausteine auftürmen, Lastwagen auf- und abladen – alles, was gebaut und zerlegt werden kann, ist interessant. Sandspiele, einfache Steck- und Bastelspiele haben ihren Reiz. Der Bewegungsdrang ist groß und sollte ausgelebt werden können. Geeignetes Spielzeug für Dreijährige sind z.B. Brettspiele wie „Tempo kleine Schnecke“, „Tier auf Tier“, „Obstgarten“ oder „Badehase“, Fädelspiele (Fädelwurm, Fädelraupe),

Puzzles (Didacta Rahmenpuzzle), Steckspiele, Bildermemory, Farbspiele wie „Quips“ oder „Bilderkette“, Dominospiele, Angelspiele, Mosaikspiele u.a. Fingerfarben und dicke Wachsmalfarben, Knetmaterial jeder Art, Lebensmittelfarben und großes Packpapier, Spielhäuser und Holzeisenbahn, Kugelbahn, Bauernhaus (Tiere, Traktor, Autos, ...), Schaukel, Dreirad, Puppen und Stofftiere, Bewegungsspielsachen wie Seil, Bälle, Reifen, Naturmaterialien zählen ebenfalls dazu. Die Altersangaben auf den Verpackungen der Spiele sind nur eine Hilfestellung. Anspruchsvolle Spiele können aber in vereinfachten Varianten trotzdem schon gespielt werden. Kinder sind nicht jeden Tag in der gleichen Verfassung! Wenn die Konzentration nicht mehr gegeben ist, stehen sie auf und gehen weg. Zwingen Sie Ihr Kind dann nicht, das angefangene Spiel bis zum Ende zu spielen, es verliert sonst die Lust am Spielen.

Die Spieldauer pro Spiel sollte am Anfang nicht länger als fünf bis zehn Minuten betragen. Adele Lidl, Spielzeugschachtel

SPIELZEUGSCHACHTEL Beratung, Verkauf, Information Schrannengasse 16, 5020 Salzburg Tel: 0662 873101 www.spielzeugschachtel.at

Die Broschüre „Gutes Spielzeug“ berät Sie bei der Auswahl altersangepasster Spielsachen. Zu bestellen bei SPIELZEUGSCHACHTEL oder im Internet als Download: www.wko.at/branchen/handel/ papier-spielwarenhandel/ratgeber-gutes-spielzeug.pdf

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Elternbrief 13

Es gibt kein Zuviel bei Spaß und Spiel 8 Das beginnende Alter der fantasievollen Spiele – eigentlich bräuchte es gar nicht viel Anleitung, womit Sie das Kind am besten beschäftigen sollten. Es wird nämlich immer mehr und mehr von sich aus auch ohne Ihren Anstoß damit beginnen. Wichtig ist nur, dass Sie am Spiel Ihres Kindes Anteil nehmen. Denn, auch wenn es ganz alleine zu spielen scheint, soll es doch nicht das Gefühl haben, alleingelassen zu sein. UND: Apps aus der Online-Welt sind kein Ersatz für Spielerfahrungen im analogen Leben. Was analog nicht erfahren wird, kann online nicht nachgeholt werden! Anfang und Ende vom Spiel ... Mischen Sie sich nur nicht in das Spiel ein, wenn Sie nicht gebraucht werden. Fördern Sie aber auch den Ausstieg aus der Fantasiewelt, um wieder in der Realität anzukommen. Beides ist wichtig. Die Fantasiewelt soll Erlebnis ermöglichen, aber nicht zum ständigen

Fluchtweg werden. Egal, ob im fantastischen Rollenspiel, in das sich Ihr Kind jetzt als Polizist, Hexe oder Prinzessin begibt, oder beim ganz „normalen“ Spielen mit den Spielsachen – es entwickelt sich etwas, das zum wichtigsten Treibstoff des ganzen Lebens wird: Kreativität. Je mehr Sie Ihrem Kind ermöglichen, diese Kreativität auszuleben, desto mehr wird es sie im „wirklichen“ Leben zum eigenen und gemeinschaftlichen Vorteil einsetzen können. Zeichnen und Malen sind wohl die erste Möglichkeit, sich kreativ zu betätigen. Dazu braucht Ihr Kind viel Platz. Am Boden ein Packpapier auf einer unempfindlichen Unterlage und handliches, nicht zu feines Werkzeug wie dicke Wachsmalfarben oder Fingerfarben sind gut geeignet. Und ganz wichtig: Natur, Wald und Wiese sind bei jedem Wetter der beste Platz für Spaß und Spiel.

Umzug geplant? Bitte geben Sie uns Ihre neue Adresse bekannt, damit Sie die Briefe weiterhin erhalten: www.elternbriefe.salzburg.at/adresse

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


Zwick zwack krank Mir ist nicht gut. Irgendwie zwickt es in mir. Und heiß ist mir auch. Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist. Ganz besonders lästig finde ich, dass mich dabei gar nichts freut. Das Spielen nicht, das Essen nicht, und ich werde auch ziemlich grantig, wenn man mit mir reden will. Mama schaut mich ganz besorgt an. Papa hält mir die Hand an die Stirn und legt die Stirn in Falten. Und schwuppsdiwupps, bevor ich es richtig merke, bin ich im Bett und darf nicht mehr raus. Nicht, dass mich das besonders stören würde, denn ich bin müde. Sehr müde.

Am Nachmittag ist dann unsere Ärztin zu mir gekommen. Sie hat mich die Zunge rausstrecken lassen und meinen Hals betastet. Sie hat sich Zeit für mich genommen und mich gefragt, wo’s mich zwickt. Es war mir alles ein bisschen unheimlich. Sie hat eine sehr ruhige Stimme, und das hat meine Eltern beruhigt.

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Sie hat gemeint, dass es nichts Schlimmes ist (naja, wenn man sich krank fühlt, ist das schon schlimm), aber dass das jetzt öfters passieren kann in meinem Alter. Puh, schöne Aussichten. Die Ärztin hat gesagt, dass sich meine Eltern immer bei ihr melden sollen, wenn etwas ist, da jetzt die Kinderkrankheiten kommen können. Die ganze Nacht habe ich geschlafen und wie ich wieder aufgewacht bin, ist es mir ein wenig besser gegangen. Dann war mir fad. Aber Gott sei Dank hat Papa mit mir Bilderbücher angeschaut, mir was vorgesungen, und ich habe dann auch mit ihm Memory gespielt. Das macht ganz bestimmt schnell gesund.

2 3/4 BIS 3 JAHRE

Elternbrief


Elternbrief 14

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Kind und Krankheit

Krankheit äußert sich bei Kindern in einem deutlich anderen Verhalten. Ihr Kind fühlt sich einfach unwohl, wird ungehalten, weinerlich, sucht Ihre Nähe. Diese Zeichen sollten Sie nicht einfach als „sonderbares Verhalten“ abtun, sondern ernst nehmen. Das Kind hat nicht viel Erfahrung mit Krankheit und ist dadurch unbeholfen im Umgang damit. Wann muss man zum Arzt? Die Entscheidung ist sicher nicht einfach, aber es gibt Auffälligkeiten im Verhalten des Kindes, die Sie warnen: Trinkt das Kind noch? Isst es? Spielt es oder macht es einen müden und schläfrigen Eindruck? Hat es hohes Fieber oder hält das Fieber über 24 bis 48 Stunden an? Wenn sich das Verhalten des Kindes auffällig ändert oder so konkrete Symptome auftreten wie Ohrenschmerzen, krampfartige Bauchschmerzen oder Hautausschlag, dann ist es sicher an der Zeit, den Arzt aufzusuchen. Auch wenn

Sie unsicher sind, scheuen Sie sich nicht - lieber einmal zu oft gefragt, als einmal zu spät. Sie werden von Anfang an darauf achten, dass Ihr Kind den Arzt/die Ärztin als Vertrauensperson sieht. Machen Sie dem Kind klar, dass der Arzt/die Ärztin hilft und dass er/sie manchmal auch Dinge tun muss, die nicht angenehm sind – die aber mithelfen, wieder gesund zu werden. Bereiten Sie Ihr Kind unbedingt auf den Arztbesuch vor. Erzählen Sie ihm, was es zu erwarten hat. Was man versteht, verliert seinen Schrecken – nur das Unerwartete kann uns wirklich Angst machen. Und ohne Angst wird man einfach schneller gesund. Was kann man daheim tun? Kranke, fiebernde Kinder müssen nicht zur Bettruhe gezwungen werden, wenn sie es nicht selber wollen. Der kleine Patient/die kleine Patientin darf sich ruhig in der Wohnung bewegen und spielen – aber nicht herumtollen! Kranke Kinder haben meistens keinen Appetit – leichte Kost anbieten, aber


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um die Unterschenkel (Knöchel bis knapp unters Knie) wickeln, darüber trockene Handtücher. Nur anwenden, wenn der ganze Körper und auch die Beine warm sind – das Kind darf nicht frösteln. Wenn nötig, nach Absprache mit dem Arzt/der Ärztin fiebersenkende Mittel als Saft oder Zapferl verabreichen. Noch einmal: Immer auf genügend Flüssigkeitszufuhr achten! nicht zum Essen drängen. Wichtig ist aber – vor allem bei Fieber – ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Wasser, Tee). Fieber ist eine gute Abwehrreaktion des Körpers gegen Viren und Bakterien und soll nicht zwangsläufig unterdrückt werden. Fiebersenkende Maßnahmen sind frühestens ab einer Körpertemperatur von 38,5° nötig – es sei denn, das Kind neigt zu Fieberkrämpfen. Fiebersenkende Maßnahmen für zu Hause ... Zum Beispiel „Wadenwickel“: Mit warmem Wasser (nur einige Grad kühler als Körpertemperatur) und mit etwas Essig getränkte Tücher

Was hilft vorbeugend? - gesunde Ernährung (abwechslungsreiche Mischkost, viel Obst und Gemüse) - ausreichend Schlaf - regelmäßiges Händewaschen, - viel Bewegung im Freien – bei jedem Wetter, aber mit passender Kleidung - Impfungen stärken spezifisch die Abwehr gegenüber ausgewählten Krankheiten, die bei fehlendem Impfschutz sehr schwerwiegende Nebenwirkungen aufweisen können. Auch durchgemachte Infekte erhöhen die Abwehr.

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Bitte denken Sie an die jetzt fällige Mutter-Kind-Pass-Untersuchung vorgesehen im 34.-38. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung


Elternbrief 14

Keine Angst vorm Krankenhaus 4 Manchmal ist ein Arztbesuch nicht genug, dann muss Ihr Kind in das Krankenhaus. In vielen Krankenhäusern wird zur hilfreichen Unterstützung des Gesundwerdens heute alles dafür getan, dass Sie (Mutter oder Vater) bei Ihrem Kind bleiben können. Als Regel gilt: Je kleiner das Kind, umso eher ist auch ein stationärer Mitaufenthalt eines Elternteiles nicht nur erwünscht, sondern auch notwendig.

In jedem Fall ist das Dabeisein im Krankenhaus wichtig. Krankenhaus bedeutet immer auch Trennung. Nicht so, als würde das Kind zu Oma oder Opa auf Besuch gehen. Es ist in einer fremden Umgebung und noch dazu krank, schutz- und hilfsbedürftig. Es ist auf jeden Fall notwendig, dass Sie Ihr Kind darauf vorbereiten. Erklären Sie die Abläufe. Damit geben Sie Ihrem Kind Sicherheit. Bei einem geplanten Krankenhausbesuch helfen Bilderbücher und Rollenspiele. Begleiten Sie Ihr Kind ... Sie sollten, so oft es Ihnen möglich ist, bei Ihrem Kind sein – am Bett und bei den Untersuchungen. Und wenn Sie nicht die ganze Zeit anwesend sein können, sagen Sie ihm, dass Sie wiederkommen, dass es nicht allein ist, dass Sie für es da sind, auch wenn Sie jetzt wegmüssen. Geben Sie Ihrem Kind das liebste Stofftier oder Schmusekissen ins Krankenhaus

mit, versuchen Sie, dort so viel vertraute Atmosphäre wie möglich aufzubauen. Dann wird der Aufenthalt angenehmer für Ihr Kind. Sagen Sie Ihrem Kind die Wahrheit. Sagen Sie nicht: „Das tut nicht weh“, wenn es eine Spritze bekommt. Sagen Sie: „Das wird jetzt pieksen, aber ich bin bei dir“. Vertrauen und das sich aufeinander verlassen Können sind die besten Trostspender. Beratung und Unterstützung zum Thema Kind im Krankenhaus erhalten Sie beim Verein KiB children care: Tel: 0664 6203040, www.kib.or.at, sowie bei der Salzburger Patientenvertretung: Tel: 0662 8042-2030. Auch die SALK-Elternschule bietet hilfreiche Angebote, z.B.: „Teddy kommt ins Krankenhaus“. Tel: 05 7255 26207, www.salk.at/11874.html


2 3/4 bis 3 Jahre

Du und du und ich sind wir 5 Neben dem alleine und mit den vertrauten Erwachsenen Spielen wird jetzt auch das Spiel in der Gruppe und mit Gleichaltrigen immer wichtiger. Mit diesen Gruppenspielen, mit dem Spaß und dem Streit dabei, mit allem Zank und mit allem Gemeinschaftserleben tritt das soziale Lernen Ihres Kindes in eine neue Phase.

Das Spiel mit Gleichaltrigen hat viele Vorteile: Man lernt voneinander, kann sich gewisse Dinge abschauen. In der Gruppe erlebt Ihr Kind: Ich bin wichtig, ich habe Bedeutung, und im gemeinsamen Spiel erfährt Ihr Kind etwas über sich selbst, über sein Verhalten den anderen gegenüber. Liebe, Zuneigung und Verständnis (und das Gegenteil davon) gibt es also nicht nur von Mutter oder Vater. Die Welt wird größer und interessanter in Krabbelgruppen, Spielgruppen oder im Kindergarten. Streit und Ärger gehören da auch dazu. Durch die Konfrontation lernt Ihr Kind allmählich, sich auf gleicher Ebene zu messen, Konflikte auszutragen und mit ihnen umzugehen. Manche Kinder spielen lieber miteinander, mit anderen geht es nicht so gut.

Bevor es kracht ... Erst wenn es zu Handgreiflichkeiten oder ganz offensichtlichen Ungerechtigkeiten kommt, sollten Sie einschreiten und den Schwächeren schützen – aber nicht tadelnd oder gar schimpfend, sondern als erklärende, klärende Person, die Hilfestellung zur Konfliktlösung anbietet. Streiten sich die Kinder zum Beispiel beim Schaukeln, dann kann es durchaus sein, dass Sie hier vermitteln müssen. Übernehmen Sie die Führung und unterstützen Sie die Kinder in beiden Rollen. Das eine Kind beim Warten – das andere dabei zu verstehen, dass auch jemand anders schaukeln will und jetzt drankommt. Erst wenn beide Kinder verstanden haben, wie es laufen soll, ist Ihr ‚Auftrag‘ beendet. Konflikte gewaltfrei zu lösen, braucht Entwicklung und Übung.


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Ich bestimme, wann ich will!

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Meine Mama scheint schon etwas ungeduldig zu werden, weil ich mich von meinen Windeln noch nicht trennen will. Also groß mach ich schon seit ein paar Wochen in das Töpfchen – und zwar ohne dass mich jemand dauernd

daran erinnert, ohne dass ich jemanden brauche, der mir irgendwelche Knöpfe oder Reißverschlüsse auf- und zumacht – denn es lebe die „Gummizug-Rein- und Raushose“ – und ohne dass ich jemanden brauche, der für mich die Spülung drückt: Töpfchen ins Klo ausgeleert – manchmal in Begleitung meiner Mama. Da bin ich stolz, wenn ich es geschafft habe. Kakahäufchen kurz begutachtet und mit Tschüss auf Reisen geschickt.

Was ich gar nicht mag ist, wenn mich jemand bei meinem Geschäft stört oder wenn mich Omi dauernd fragt, wie lange ich noch die Windeln brauche. Knapp daneben ... Also ehrlich gesagt, das Pipimachen fällt mir nicht so leicht. Manchmal glaube ich, ich kann das Pipi noch zurückhalten, bis ich fertiggespielt habe, denn wer lässt sich schon gerne bei seiner Lieblingsbeschäftigung unterbrechen, und Pipianhalten ist auch eine aufregende Kunst. Aber dann passiert es doch: Mein Pipi beginnt zu rinnen und rinnt und rinnt, und aus ist der Traum vom rechtzeitig ins Töpfchen Treffen. Meine Mama hat gesagt, ich soll doch nicht immer bis zum Schluss warten, bis zum „Esgeht-nicht-mehr-länger-Zeitpunkt“, ich könnte doch schon früher gehen, bevor der Pipibauch ganz voll ist ... mal sehen. Ich will ja sauber werden – mit dem Kopf alleine geht es aber nicht.


2 3/4 bis 3 Jahre

Töpfchen oder Tröpfchen? Die meisten Kinder lernen die Beherrschung des Stuhlgangs vor der Kontrolle des Harns, doch es gibt verschiedene individuelle Vorlieben. Zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr gelingt es den meisten Kindern, tagsüber sauber zu sein.

Während die Darmkontrolle meist mit der Entwicklung des Eigensinns und dem Verteidigen von Eigentum einhergeht, verlangt die Harnkontrolle eine andere Aufmerksamkeit: Haben Sie schon einmal beobachtet, mit welcher Lust zwei- bis dreijährige Kinder ihren Vorwärtsdrang ausleben? Sie rennen drauf los, als ob der Raum keine Grenzen hätte. Stehen zu bleiben fällt ihnen schwerer als loszurennen. So ist es auch mit der Beherrschung des Harnflusses. Es bedarf des eigenen Beschlusses, um den Harnfluss gezielt anzuhalten oder rinnen zu lassen. Plitsch Platsch ... In der Phase des Trockenwerdens experimentieren Kinder gerne mit Wasser: Sie lieben es, Flüssigkeiten von einem Gefäß ins andere zu schütten. Eltern helfen dem Kind auf dem Weg zum Sauberwerden, wenn sie Regeln und eigene Verantwortlichkeit im Alltag üben.

Kinder müssen Verantwortung für den eigenen Körper übernehmen – Eltern müssen loslassen lernen und Verantwortung abgeben. Trockenwerden hat nicht nur mit Muskelkontrolle zu tun, sondern auch viel mit der Entwicklung eines guten Zeitgefühls und dem Bedürfnis, den Zeitpunkt selbst zu bestimmen. Den Harndrang spüren, Harn (oft lustvoll) anhalten, den Weg zur Toilette finden, die Hose runterziehen, hinhocken, rinnen lassen und dabei noch richtig abschätzen, wie lange man dazu braucht. Sauberwerden braucht Selbstverantwortung für den eigenen Körper und das Zutrauen, dass ich es schaffe. Wenn Sie durch verschiedene Meinungen verunsichert wurden oder Sie durch den bevorstehenden Eintritt in den Kindergarten unter Druck geraten, dann wenden Sie sich an das Mobile BeratungsTeam des Referates für Kinderbetreuung, Elementarbildung, Familien, Tel. 0662 8042-5421, wo Ihre individuelle Situation persönlich besprochen werden kann.

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Wieder in den Beruf 8

Wenn Sie als Mutter oder Vater für Ihr Kind den Beruf aufgegeben haben, dann stellt sich irgendwann die Frage, ob Sie wieder in diesen zurückkehren wollen. Das Arbeitsmarktservice (AMS) bietet eine Reihe von Kursen für Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger an. Auch Kinderbetreuungsbeihilfe kann dort beantragt werden, allerdings müssen Sie dies bereits vor Beginn der Arbeit und vor Beginn der Betreuung erledigen. Beihilfe gibt es für ein Jahr – sie hilft mit, Kosten für Hort, Kindergarten, Tagesmutter oder Tagesbetreuungseinrichtung zu tragen. Beim AMS bekommen Sie auch Informationen zur Bildungskarenz als Vorbereitung für den beruflichen Wiedereinstieg sowie zu den verschiedenen Möglichkeiten von Teilzeitarbeit für Väter wie Mütter. Grundsätzlich ist wichtig, dass Sie mit gutem Gewissen und Freude dem Wiedereinstieg entgegensehen.

Spezielle Beratung für Wiedereinsteigerinnen, arbeitssuchende Frauen mit Betreuungspflichten und Väter nach der Karenz finden Sie bei: AMS-Zweigstellen (Arbeitsmarktservice): www.ams.at/sbg • AMS Salzburg 0662 8883 5020 Salzburg, Auerspergstraße 67 • AMS Hallein 06245 80451 5400 Hallein, Hintnerhofstraße 1 • AMS Bischofshofen 06462 2848 5500 Bischofshofen, Kinostraße 7 • AMS Zell/See 06542 73187 5700 Zell/See, Brucker Bundesstr. 22 • AMS Tamsweg 06474 8484 5580 Tamsweg, Friedhofstraße 6 BIZ (Beratungsstellen zum beruflichen Wiedereinstieg): • BIZ Salzburg 0662 8883-4820 5020 Salzburg, Paris Lodron Str. 21 • BIZ Hallein 06245 80451-3230 5400 Hallein, Hintnerhofstraße 1 • BIZ Bischofshofen 06462 2848-1140 5500 Bischofshofen, Kinostraße 7 • BIZ Zell/See 06542 73187-6337 5700 Zell/See, Brucker Bundesstr. 22 • BIZ Tamsweg 06474 8484-5131 5580 Tamsweg, Friedhofstraße 6 Frau & Arbeit-Zweigstellen: www.frau-und-arbeit.at • Frau & Arbeit Stadt Salzburg 0662 880723-10 5020 Salzburg, Sterneckstraße 31/3

• Frau & Arbeit Tennengau 06245 80451-3241 5400 Hallein, Hintnerhofstraße 1 • Frau & Arbeit Pongau 06462 6180 5500 Bischofshofen, Kinostraße 7 • Frau & Arbeit Pinzgau 06542 73048 5700 Zell/See, Hafnergasse 3 • Frau & Arbeit Lungau 06474 27022 5580 Tamsweg, Q4-Gebäude, Postplatz 4 • Frau & Arbeit Mobile Beratung 0664 2454450 in Seekirchen, Straßwalchen, Salzburg-Itzling 0664 88179680 in Adnet, Abtenau, Bürmoos, Golling, Hof, Kuchl, Lamprechtshausen, Oberalm, Obertrum, Strobl und Thalgau 06462 6180 in Bad Hofgastein 06542 73048 in Mittersill und Saalfelden

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


Elternbrief

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Das hab' ich schon bemerkt: Nicht alle wollen so, wie ich es will. Manchmal will ich zum Beispiel einfach nicht schlafen gehen, wenn meine Eltern finden, dass es an der Zeit wäre. Oder ich möchte mich um keinen Preis ruhig beschäftigen, wenn ich soll. Aber jetzt habe ich etwas Neues entdeckt: Wenn nicht alle so wollen, wie ich es will, dann sag' ich, was ich will. Nur hinsetzen und heulen oder kreischen – da kennt sich doch keiner aus. Ein Beispiel gefällig, wie gut das Äußern von Wünschen funktionieren kann? Unlängst war mir ziemlich fad daheim. Da fällt mir ein, dass es bei Oma immer recht lustig ist. Also bin ich zu Mama gelaufen und habe

gesagt: „Ich will zur Oma gehen!“. Stellt euch vor: Mama hat gesagt: „Ja, das ist eine gute Idee“, hat bei Oma angerufen, und ich hatte einen netten Nachmittag bei ihr. So hab' ich gemerkt, dass ich meine Wünsche auch mitteilen muss, damit sie in Erfüllung gehen. Gut, zugegeben, das klappt nicht immer, aber wer's nicht versucht, der hat was versäumt.

3 BIS 3 1/4 JAHRE

Ich weiß, was ich will


Elternbrief 15

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Der kleine Mensch, das große Ich Sie werden in den letzten Monaten bemerkt haben, dass sich Ihr Kind und seine Einstellung zur Welt rasch ändert. Eigenständigkeit beginnt sich immer mehr zu entwickeln, und zur Eigenständigkeit gehört auch das Einfordern seiner eigenen Wünsche. Auch, wenn das manchmal für Sie als Eltern ziemlich anstrengend sein kann. Sie müssen nicht ewig raten, was denn jetzt schon wieder das Wohlbefinden trübt. Hören Sie Ihrem Kind zu, erfüllen Sie seine Wünsche dann, wenn diese sinnvoll und realisierbar sind. Ihr Kind fühlt sich gehört und lernt, dass viele, aber nicht alle Wünsche erfüllbar sind. Eigenständigkeit zeigt sich aber jetzt auch im täglichen Leben. Es gibt

Dinge, die Ihr Kind schon alleine oder fast alleine machen kann und auch will. Sie merken das vielleicht beim Essen und auch bei den Spielen, die Ihr Kind zu spielen verlangt. Gemeinsames Malen ist jetzt zum Beispiel der große Hit. Wiedererkennungsspiele (Memory mit einfachen Symbolen, Bilderbücher mit Suchaufgaben) sind ein weiterer Renner in diesem Alter. Welches Spielzeug bei Ihrem Kind gut ankommt, ist schon viel leichter zu erfahren (Wünsche werden jetzt ja immer häufiger geäußert). Orientieren Sie sich mit dem Spielen und dem Spielzeug einerseits an den Interessen Ihres Kindes und bevorzugen Sie andererseits Materialien, die vielseitig verwendbar sind und zahlreiche Spielmöglichkeiten eröffnen. Und wenn Sie Lust haben, spielen Sie mit.


3 bis 3 1/4 Jahre

Bildschirme, Bildschirme - überall! 3 Ob Fernseher, Tablets, Computer, das Smartphone der Eltern – wie soll sich Ihr Kind dieser Faszination entziehen? Aber wohl das wenigste vom Gebotenen ist für Dreijährige geeignet. Wenn schon, dann gemeinsam, denn eines ist klar: Diese Geräte sind keine Babysitter. Kinder damit ruhig zu stellen, gilt nicht (auch wenn manchmal die Verlockung ziemlich groß ist). Ihr Kind will das, was es sieht, auch besprechen – und zwar mit Ihnen. Welche Sendungen, Spiele, Geschichten sind geeignet? Bilderbuchartige Geschichten, in denen die Handlung langsam abläuft, wie Sandmännchen oder auch der gute alte Kasperl. Das Bedürfnis der Kinder, Bilder immer wieder anzusehen, ist in diesem Alter groß. Wählen Sie Viedoplattformen oder TV-Sender mit kindgerechter Ausrichtung und begrenzen Sie in jedem Fall die Zeit. Lassen Sie Ihr Kind ruhig aufstehen, sich bewe-

gen, weil es so Spannung verarbeiten kann. Bitte beachten Sie den Gewöhnungseffekt dieser Medien. Suchtprävention bedeutet in dieser Altersgruppe, auch mit Neins umzugehen. Medien können ein Baustein der Freizeit sein, genauso wie Spielplatz, Wald, Freunde, Werkeln, ... Begleiten Sie Ihr Kind, wenn das Ausschalten zum Frusterlebnis wird, aber bleiben Sie bei Ihrer zeitlichen Grenze. Haben Sie sich auch schon dabei ertappt, noch schnell aufs Smartphone zu blicken und noch schnell eine Nachricht zu schicken? Für Ihr Kind sind Sie damit abwesend – nützen Sie doch diese Situation lieber für ein Gespräch mit Ihrem Kind. Für die Sprachförderung sind möglichst viele Anlässe für den Austausch

mit Worten wichtig! Kinder lieben das, denn Worte bedeuten auch Zuwendung!


Elternbrief 15

Jetzt kracht’s! 4

Annas Lieblingsfreunde aus der Nachbarschaft sind, wie Sie ja wissen, die etwas rüde Petra, der schüchterne Karli und Markus mit den schönen Locken. Mit ihnen spielt sie oft zusammen. Aber jetzt – in letzter Zeit – ist das Spielen deutlich anders geworden. Petra ist „die Chefin“ der Gruppe, weiß immer, wie man sich in den Mittelpunkt rückt. Und wenn es einmal nicht nach ihrem Kopf geht, können ganz schön die Fetzen fliegen. Dann heißt es schnell: Wer ist die Stärkere?

Unlängst ging der große Streit um einen kleinen Kübel mit Sand los. Anna hatte ihn befüllt und wollte ihn Markus zum Bauen einer Burg geben. Petra aber sah sich selbst als Baumeisterin und riss den Kübel einfach an sich. Anna wollte sich das nicht gefallen lassen und stupste Petra. Die aber setzte den Kübel samt Sand umgedreht auf Annas Kopf. Da fing Anna an zu schreien. Was soll man da als Eltern tun? Mit drei Jahren versteht Ihr Kind schon viel und kann sich auch durchsetzen. Allerdings läuft das Meiste nach dem Prinzip ab: Der Stärkere hat Recht (weil eben das Argumentieren noch ziemlich schwer fällt). Eingreifen erwünscht ... Darum sollten Sie, wo das Faustrecht zu herrschen droht, durchaus

eingreifen. Tun Sie das nicht, hat das nämlich gleich zwei unangenehme Folgen: Erstens glaubt der oder die Stärkere, dass er oder sie richtig gehandelt hat, und zweitens sind die Friedfertigeren für ihre Haltung unbelohnt geblieben. Also greifen Sie ein, schlichten Sie, trennen Sie die Streithansln voneinander und erklären Sie, dass der Ärger verstanden wird, aber die Handlung nicht okay war. Und natürlich macht es einen Unterschied zu sagen „Du bist schlimm“ oder „Petra, das tut der Anna weh“. Anna hilft es zu wissen, dass sie verstanden wird.


3 bis 3 1/4 Jahre

Auf in den Kindergarten! Für viele Familien, bei denen das Kind keine Krabbelgruppe oder Tagesmutter besucht, stellt der Kindergarten eine ganz neue Erfahrung dar. Was erwartet Ihr Kind und Sie dort? Vorweg: Jeder Kindergarten orientiert sich am BildungsRahmenPlan mit einem regelmäßigen Tagesablauf: Freies Spiel, Gespräche in der Gruppe, geleitete Aktivitäten – Bewegung, Musik, Experimente, Spaziergänge – sowie Rituale und Feste im Jahreskreis. Wichtigstes Kriterium: Das Kind möchte und kann sich trennen, und Sie sind bereit, Ihrem Kind den Freiraum zu geben. Wenn Sie sich Gedanken machen, ob Ihr Kind „reif“ für den Kindergarten ist und das „Drumherum“ bewältigen kann, dann gibt es dafür ein paar Anzeichen: Nimmt es selbstständig Kontakt zu anderen Kindern auf? Kann es sich mitteilen, wenn ihm etwas zu viel wird? Akzeptiert es andere Kinder neben sich? Fällt es nicht gleich aus allen Wolken, wenn es Alltagshandlungen

wie Anziehen, Essen, Händewaschen mit Unterstützung selbstständig erledigen soll? Wie geht es mit Trennungserfahrungen um, lässt es sich auch von anderen Personen trösten? Windelfreiheit ist auch nicht schlecht, stellt aber kein Reifekriterium dar. Die wichtigste Unterstützung auf dem Weg zum Kindergarten-Kind sind Sie als Mutter und Vater: Freuen Sie sich mit Ihrem Kind auf die neue Zeit als KindergartenKind und Kindergarten-Eltern. Schmerz mit Herz ... Trennung führt zwar am Anfang immer zu einem kurzen Trennungsschmerz, aber Ihr Kind weiß, dass Sie es verlässlich abholen kommen – wie auch nach einem Nachmittag bei Opa. Ihr Kind hat also durch die anderen Bezugspersonen gelernt, dass diese ebenfalls trösten können und dass es noch andere Orte zum Wohlfühlen und zu erforschen gibt – nicht nur das eigene Zuhause. Eltern sind wichtige Partner von Anfang an: Information, Anmeldung, Schnupperbesuche, Elternabend …

Bis zur Eingewöhnung – bevor es richtig losgeht – können Sie sich bereits ein Bild machen, Ihre Anliegen und Fragen mitteilen und gemeinsam mit der Leitung und der Pädagogin den „sanften“ Einstieg planen. Was hilft? Zutrauen in die Fähigkeiten Ihres Kindes, sich Zeit für die Eingewöhnung nehmen. Vertraute Dinge unterstützen den Schritt von zu Hause in den Kindergarten – vielleicht will Ihr Kind ja auch ein Kuscheltier, ein Tuch oder ein Bild von Eltern oder Geschwistern zur Unterstützung mit in den Kindergarten nehmen? Halten Sie Verabschiedungen kurz, liebevoll und freudig.

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Groß und stark werden 6 Kinder toben herum, scheinen keine Grenzen zu kennen. Der gesamte Organismus verändert sich jetzt in Größe, Gewicht und Geschicklichkeit. Aus dem Baby ist ein Kleinkind geworden. Man merkt es auch beim Essen, wenn Kinder einen Schub machen. Wann ist ein Kind eigentlich übergewichtig? Mehr als 20 Kilogramm im Alter von drei Jahren, das hat mit Babyspeck nichts mehr zu tun. Genauere Auskünfte gibt Ihnen Ihre Kinderärztin/Ihr Kinderarzt im Rahmen Ihrer regelmäßigen Besuche. Kinder wollen und müssen sich bewegen – keine Angst also, dass sich Ihr Kind überanstrengt. Weil das mit dem Gehen und Lau-

fen schon klappt, ist Ihr Kind jetzt interessiert daran, diese Fähigkeiten zu ver vollständigen. Durch Balancieren, das Laufen enger Kurven und durch das Herumturnen übt es seine Geschicklichkeit und legt eine Körperbeherrschung an den Tag, die bewundernswert ist (aber natürlich nicht immer vor Umfallern und blauen Flecken schützt). Wichtig ist: Ihr Kind soll nur dorthin klettern oder krabbeln, wo es alleine wieder sicheren Boden erreichen kann. Es lernt, sich selber besser einzuschätzen und seinen Fähigkeiten zu vertrauen. Auch Links- oder Rechtshändigkeit fällt jetzt langsam auf. Niemand wird sein Kind heute noch dazu zwingen, auf die rechte Hand umzulernen, wenn es sich linkshändig entwickelt. Durch Umlernen würde das Kind zutiefst verunsichert und in seiner Entwicklung gehemmt werden.


3 bis 3 1/4 Jahre

Hab mich lieb – aber nicht immer

Um den dritten Geburtstag herum beginnt Ihr Kind seinen Körper und seine Sexualität zu entdecken. Es entwickelt auch zum ersten Mal Scham vor dem Nacktsein. Es ist eine sensible Zeit des Älterwerdens, in der es der elterlichen Zärtlichkeit bedarf – aber nicht immer. Der Wunsch nach dem Alleingelassenwerden ist zu respektieren. Gerade als Vorsorge gegen Missbrauch ist es sehr wichtig, dass Ihr Kind lernt, dass es selbst bestimmen darf, wann und wie es kuscheln will. Nähe ist wichtig, aber ebenso der Respekt vor dem Wunsch, jetzt eben keine Nähe zu wollen. Zärtlichkeit kann es nie genug geben, wenn Ihr Kind es will, und sie stärkt die Verbindung zueinander, aber manchmal möchte es eben von keiner Oma, keinem Onkel geküsst werden und auch keine Nachbarin küssen müssen. Kinder erleben jetzt aber nicht nur die zärtliche Beziehung zu anderen, sie entdecken auch eigene Lustgefühle. Glied und Scheide der Kinder erwe-

cken Interesse, und es ist nichts Schlimmes dabei, darüber auch miteinander zu reden. Auch die Selbstbefriedigung wird in diesem Alter entdeckt. Mädchen „reiben“ mit abwesendem Blick auf dem Sessel, Buben spielen mit ihrem Glied herum. Selbstbefriedigung ist in unserer Gesellschaft nach wie vor ein gewisses Tabuthema, aber durchs Schweigen kann man dem Kern der Sache nicht näherkommen. Tatsache ist, dass Onanie den Kindern nicht schadet, man sie ihnen nicht verbieten muss. Es hilft, dem Kind liebevoll zu vermitteln, dass das Streicheln der eigenen Scheide oder des eigenen Penis sicherlich schöne Gefühle beschert, aber dass dies etwas ist, was jede/was jeder für sich selbst genießt und Sie es nicht am Frühstückstisch, vor Gästen oder im Kindergarten haben wollen. Auch Doktorspiele unter Gleichaltrigen sind etwas Natürliches und gehören zu diesem Alter, wenn beide es wollen – also weder schimpfen noch bestrafen. Ein klärendes Gespräch ist aber notwendig, wenn Eltern oder Kinder verunsichert sind.

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Elternbrief 15

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Keine kleinen Kinder, wie die Zeit vergeht ...

Hoppla, das ist jetzt schon der dritte Geburtstag, den Sie als Eltern feiern. Fast unglaublich, was sich in dieser Zeit alles getan hat, nicht wahr? Wir laden Sie wieder einmal ein, diese Zeit vor Ihrem inneren Auge Revue passieren zu lassen und sich Ihre eigenen Gedanken dazu zu machen. Was war schön, was war anstrengend? Was würden Sie nicht missen wollen, was anders machen? Gönnen Sie sich einmal ein paar ruhige Augenblicke, um über all das nachzudenken. Nicht nur über das Dasein als Eltern, sondern auch über Ihre Partnerschaft, Ihre Familie. Und dann tauschen Sie sich aus. Reden Sie darüber. Mit Ihrem Partner, mit jemandem, dem Sie vertrauen. Im Gespräch kommt man auf viele Dinge, die man alleine gar nicht oder nicht so gesehen hätte. Und dann atmen Sie tief durch – und freuen Sie sich auf die nächsten Jahre mit Ihrem Kind. Es gibt noch viel zu erleben ...

Bitte beachten Sie: Ab dem dritten Lebensjahr wird für Ihr größer gewordenes Kind ein neuer Autokindersitz (Gewichtsgruppe 2) notwendig! Informationen gibt es im Fachhandel oder beim ÖAMTC.

Umzug geplant? – Bitte geben Sie uns Ihre neue Adresse bekannt, damit Sie die Briefe weiterhin erhalten: www.elternbriefe.salzburg.at/adresse Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


Elternbrief

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Super, super, super! Endlich ist es soweit! Petra geht schon seit fast einem Jahr in die Kindergruppe. Ich war bis jetzt bei Mama zu Hause. Jetzt bin ich dran! Ich freu mich schon so auf den Kindergarten. Ich weiß noch von den Schnuppertagen: Endlich lauter Spielzeug, lauter Kinder, lauter Singen, Turnen, Basteln. Meine Mama und mein Papa haben mir gesagt, dass es ganz ganz ganz toll im Kindergarten ist, und ich kann´s gar nicht mehr erwarten! Nur noch ein paar Schritte die Stufen hinauf, dann sind wir schon drin. Aber was ist das? Entschuldigt bitte, haben wir etwa

gesagt, dass ihr beide euch jetzt aus dem Staub machen könnt? Mama!!!! Maaaaaamaaaaa!!!! Du denkst doch wohl nicht, dass du da jetzt ohne mich rauskannst? Aber da habt ihr die Suppe ohne den Wirt gemacht oder wie das heißt: Ich halt mich jetzt an deinem Bein fest. Was? Ist mir doch egal, ob alle anderen Kinder brav sind und du dann zu Mittag wieder zurückkommst! Und du fällst mir auch noch in den Rücken, Papa??? Sagst, mir wird es hier gefallen??? Das stimmt ja gar nicht: Ohne euch bin ich ja hier so allein und mir ist zum Heulen zumute. Und wie!!!!! Jetzt kommt die Clara – naja, immerhin umarmt sie mich und versteht mich ein bisschen ... wir gehen zu den anderen Kindern.

3 1/4 BIS 3 1/2 Jahre

Ausgeschnuppert. Jetzt geht’s los!


Elternbrief 16

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Papa: Jetzt geht’s wirklich los! Es scheint zu klappen. Anna freut sich wirklich auf den Kindergarten. Wir haben ihr von den vielen Spielsachen erzählt und den vielen neuen Freunden. Wir haben uns an alles gehalten, was in den letzten Elternbriefen stand ... und jetzt dieses! Meine Frau und ich verabschieden uns ganz lieb von Anna. Uns ist auch nicht ganz so leicht ums Herz. Bussi, Anna. Ja, noch eines. Und noch eines. Wir müssen jetzt gehen. Anna, sei lieb. Sei lieb, Anna. Lass die Mama los. Du hast dich doch so gefreut! Ist doch schön hier. Und schau, deine Nachbarsfreundin ist auch da. Die freut sich auch. Anna! Anna!!! Bitte!!! Das darf doch nicht wahr sein! Was soll ich denn nur tun?

Eingewöhnung Der Start in den Kindergarten ist für alle Beteiligten eine bedeutsame Veränderung. Neue Umgebung, Personen, Tagesstrukturen bedeuten Unsicherheit. Vertrauen muss sich entwickeln. Kindergärten bieten für das „Ankommen“ einen „sanften Einstieg“: Die ersten Tage kann ein Elternteil das Kind begleiten, hält sich aber im Hintergrund. In Abstimmung, nach ca. 2 bis 3 Tagen, wenn das Kind guten Kontakt zum Pädagogen / zur Pädagogin aufgenommen hat, erfolgt die erste Trennung mit offener herzlicher Verabschiedung für eine kurze Zeit. Eltern bleiben in der Einrichtung oder telefonisch erreichbar. Innerhalb von 1 bis 3 Wochen werden die Phasen verlängert, bis das Kind die gesamte Betreuungszeit mit Sicherheit und Vertrauen alleine bleibt. Mag. Lucia Eder


3 1/4 bis 3 1/2 Jahre

Gut Ding braucht Weile

Tja, so kann das Leben spielen. Da bereitet man sein Kind gewissenhaft auf den Kindergarten vor, die Vorfreude ist groß – und dort angekommen, rutscht das Herz in die Hose, und das Wasser steigt in die Augen. Kindergarten ist Gewöhnungssache. Zuerst einmal ist es ein Brechen mit lieb gewonnenen Gewohnheiten, erst dann das interessante Neue. Als Eltern muss man einfühlsam sein, um die Trennung so leicht wie möglich zu machen. Verlässliche Abmachungen mit dem Kind z.B. pünktliches Abholen sind für das Kind notwendig

und stärken das Vertrauen, dass es nicht alleine, sondern gut aufgehoben ist. Gott sei Dank hat man in der Kindergartenpädagogin, im Kindergartenpädagogen gute Unterstützung. Aber auch als Eltern hat man noch ein paar Trümpfe in der Hand: das Lieblingsstofftier zum Beispiel, das Ihr Kind in den Kindergarten begleiten kann. Und seien Sie verlässlich zur vereinbarten Zeit wieder im Kindergarten, das stärkt das Vertrauen. Manchmal ist das Problem beim Kindergartengehen aber ganz woanders – nämlich bei uns Eltern. Auch wir müssen loslassen können, bereit sein, Verantwortung zu teilen. Nicht nur für Ihr Kind ist der Kindergarten ungewohnt, auch für Sie ist die „neue Freiheit“ etwas, an das Sie sich noch

gewöhnen müssen. Unterschätzen Sie Ihr Kind nicht. Lassen Sie ihm seine Gefühle. Und vertrauen Sie auf seine Fähigkeiten und Stärken, dass dieser Schritt gut gelingen kann. Etwas Neues verunsichert (Eltern und Kinder), ist aber auch interessant. Zu Hause kann es mit Ihrem Kindergartenkind übrigens einige „Verstimmungen“ geben. Es besteht vielleicht darauf, wieder „klein“ behandelt zu werden, will mittags wieder schlafen, wird trotzig, und eventuell geht sogar wieder mal was in die Hose. Ihr Kind holt sich dabei einfach mehr Nestwärme, die es ja braucht, um die neuen Situationen zu bewältigen. Unser Tipp: Bleiben Sie gelassen, die ganze Sache pendelt sich meist schnell von selbst wieder ein. Wenn Ihr Kind mehr Nähe braucht, dann geben Sie sie ihm. Wundern Sie sich auch nicht, wenn Ihr Kind aus dem Kindergarten Infekte und Krankheiten mitbringt. Das ist ganz normal. Das Immunsystem muss sich mit mehr Krankheitserregern auseinandersetzen, wird aber dadurch auch gestärkt.

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Elternbrief 16

Mein, dein, was soll das sein? 4

Anna hat, wie fast alle Kinder in diesem Alter, noch Schwierigkeiten, einen richtigen Umgang mit Spielsachen zu finden, wenn andere Kinder dabei sind. Auf der einen Seite fällt es ihr schwer, ihr eigenes Spielzeug zu teilen, sie braucht immer genau das, was gerade ein anderes Kind in der Hand hat, andererseits nimmt sie sich einfach das Spielzeug eines anderen Kindes, weil es für sie gerade notwendig ist.

Klare Regeln sind dabei hilfreich. Generell steht das Spielzeug für jeden zur Verfügung, ganz gleich, wem es gehört. Wie beim Besteck, es gehört einer Familie, aber wenn ein Gast da ist, darf er die Gabel benutzen, solange er sie braucht. Ein Gastkind oder ein Geschwisterl darf auch ein Spielzeug nutzen, wen es verfügbar ist. Ausnahmen sind lediglich 2 bis 3 Sachen, die von besonderer Bedeutung sind, z.B. Lieblingspuppe, Lieblingsauto. Tauschen ist ein Spiel zwischen Gleichaltrigen, beide können abwägen, ob sie den

Handel eingehen. Es ist kein Tausch, wenn ein größeres Kind dem Kleineren etwas wegnimmt und ihm irgendetwas in die Hand drückt. Tauschen auf Zeit sollten Sie fördern – das macht Spaß, und morgen kann alles wieder anders ausschauen. Zum Teilen sollten Sie Ihr Kind nicht zwingen – das lernt es jetzt Schritt für Schritt in der Gruppe.


3 1/4 bis 3 1/2 Jahre

Duscheißblödekuh! Können Sie sich eigentlich noch an Ihr Lieblingsschimpfwort als Kind erinnern? Dass wir alle mit Vergnügen geschimpft haben (und es hin und wieder auch jetzt noch ganz gerne tun), ist unbestritten. Ebenso unbestritten ist es, dass uns das gleiche Verhalten bei unseren Kindern mit Verwunderung und auch Unbehagen erfüllt (wenn man nicht gerade furchtbar an sich halten muss, um nicht einfach lauthals loszuprusten, weil das Kind plötzlich einen Kraftausdruck gelernt hat). Schimpfwörter sind sozusagen die „Stinkbomben“ der Kinder – sie können sich darüber zum einen selbst köstlich amüsieren, zum anderen die Erwachsenen ein wenig reizen.

Es ist ein Austesten der Grenzen und ein Experimentieren mit Sprache. Meist versteht Ihr Kind gar nicht, was es meint, wenn es ein Schimpfwort sagt. Es weiß nur: „Phoa, jetzt hab ich was Wildes, Garstiges gesagt“. Schimpfen ist Dampfablassen und eigentlich ganz normal. Es ist die Macht der Wörter, die jetzt das einfache Zuhauen ablöst. Ich kann mit Wörtern Empfindungen bei anderen auslösen. Aber es ist natürlich auch beleidigend, ein persönlicher Angriff, und das sollten Sie als Eltern nur bedingt dulden. Reagieren Sie darauf, aber überreagieren Sie nicht. Das Verbieten von bestimmten Ausdrücken nutzt nicht viel, denn schnell ist ein Ersatzwort gefunden. Machen Sie Ihrem Kind lieber klar: „Ich weiß, dass du dich über mich ärgerst, ich mag aber nicht, wenn du mich beschimpfst!“

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Elternbrief 16

Mit Tod und Abschied leben 6

Wir Menschen leben. Wir Menschen sterben. Es ist so logisch, simpel, einleuchtend. Doch wenn ein uns nahe stehender Mensch stirbt, dann sind wir dennoch davon einfach überrollt. Der Tod bedeutet immer Abschied ohne Widerruf. Um diesen Abschied bewältigen zu können, ist Trauern notwendig. Wir lassen unseren Schmerz, den der Tod den Hinterbliebenen bringt, zu und geben den Gefühlen Wut, Ohnmacht, Zorn, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit Raum. Nicht zu trauern heißt, all diese Gefühle zu verdrängen. Nicht zu trauern heißt, sich der Chance zu berauben, den Schmerz zu verarbeiten. Erlauben Sie Kindern, dabei zu sein, sie fühlen sich sonst ausgeschlossen. Auch wir Erwachsene, die dem Tod im Umkreis vielleicht schon öfters begegnet sind, tun uns immer schwer damit, durchleiden Trauer, Abschied, Leere-Gefühle, die unser Innerstes berühren und aufwühlen. Für Kinder

ist der Tod schwieriger zu begreifen. Je nach Alter gehen sie sehr unterschiedlich mit dem Verlust um. Die Trauerphase von Kindern ist aber nicht so durchgängig. Sie können sich immer wieder aus ihrer Trauer heraus anderen Dingen zuwenden und dabei auch lustig und vergnügt sein. Manche Kinder tun z.B. so, als ob nichts geschehen wäre.

Uns Erwachsene kann dies oftmals irritieren. Nach einem Todesfall kommen immer wieder intensive Gefühle hervor. Es kann zu Aggressivität, Trotz, Aufsässigkeit, Einschlafstörungen oder zu Schulschwierigkeiten kommen. Das alles ist Ausdruck des Nicht-Verstehen-Könnens, die Angst vor dem Unbegreiflichen. Kinder spüren, dass Menschen in ihrer Trauer ganz anders sind. Wenn ein Kind dabei ist, erlebt es auch, wie die Erwachsenen damit umgehen. Dass Trauer auch wieder vergeht. Kinder brauchen auch Orte, wo nicht getrauert wird. Manche Kinder wiederum verarbeiten ihre Gefühle in die andere Richtung: Sie ziehen sich zurück, flüchten in Scheinwelten, lenken sich ab, sind dazwischen extrem lebensfroh und dann wieder betrübt. Oft drückt das Kind in Rollenspielen wie „Begräbnis“ oder „Unfall“ die Ereignisse aus und verarbeitet damit seine Gefühle. Was Sie tun können ... – nicht nur bei Todesfällen, auch bei anderen Abschieden und Verlusten: Lassen Sie die Gefühle zu. Seien Sie da – ruhig,


3 1/4 bis 3 1/2 Jahre

liebevoll und einfühlsam – auch mit Ihrer eigenen Traurigkeit. Sie sollen und dürfen auch Ihre eigene Trauer zeigen und darüber sprechen. Es ist wichtig abzuwarten, was Ihr Kind sagt, zeigt, andeutet, erzählt. Trauernde Kinder brauchen ehrliche Informationen. Sie haben das Recht zu erfahren, was passiert ist und wie es weitergehen wird, ihre Fragen müssen wahrheitsgetreu und in einer altersgemäßen Sprache beantwortet werden. Wenn in der Familie ein Todesfall abzusehen ist, sollten Sie Ihr Kind behutsam darauf vorbereiten. Mitpflegen, mitversorgen – das hilft, sich auf das Unvermeidbare vorzubereiten. Auch von einem Toten sollte sich das Kind, nach gemeinsamer Vorbereitung, noch einmal verabschieden können. Bei einem plötzlichen Todesfall sind besonders vertraute Bezugspersonen hilfreich. Ob es die Eltern, Nachbarn oder Freunde sind – im Gemeinsamen wird der Tod leichter verarbeitet. Rituale des Trauerns helfen uns und auch Ihrem Kind, sich zu verabschieden.

Kinder einbeziehen ... Prinzipiell können und sollen Kinder jeden Alters in die Abschieds- und Begräbnisfeierlichkeiten einbezogen werden. So wissen und spüren die meisten sehr genau, ob sie den Verstorbenen nochmals sehen und ob sie beim Begräbnis dabei sein möchten. Allerdings muss man die Kinder gut vorbereiten, damit sie sich vorstellen können, was sie erwartet. Während des Begräbnisses selbst sollten die Kinder von einer vertrauten Person begleitet werden, die selbst nicht so emotional belastet ist. Auch das Gespräch darüber, wo der oder die Tote nun sei, kann den Abschied leichter machen. Grundsätzlich soll der Tod beim Namen genannt werden. Vermeiden Sie verharmlosende Umschreibungen, die die Realität des Todes zu wenig klar ausdrücken und zu Missverständnissen oder Ängsten führen, wie: „Opa ist eingeschlafen.“, „Mama ist auf einer langen Reise.“ Es ist wichtig, dass Kinder verstehen können, was es bedeutet, wenn je-

mand tot ist. Was er dann nicht mehr tun kann, bzw., dass ein toter Mensch gar nichts mehr tun kann – nicht mehr gehen, nicht mehr sehen, nicht mehr hören, nicht mehr lachen, nicht mehr weinen, … Schuldgefühle spielen in der Trauer eine große Rolle. Im Streit wünschen Kinder manchmal anderen den Tod – und wenn die betreffende Person dann wirklich stirbt, können Kinder Schuld- und Angstgefühle entwickeln. Reden Sie darüber, es ist wichtig und hilfreich. Scheuen Sie sich nicht, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen: Die Krisenintervention des Roten Kreuzes im Akutfall oder Fachleute aus Seelsorge, Psychologie und Psychotherapie sind für die Begleitung in Krisensituationen geschult. Miteinander zu trauern, einander zu trösten und zu halten, gibt Hoffnung und lässt Lebensfreude wieder Platz finden. Gruppen für Kinder bietet Rainbows an: RAINBOWS - Salzburg Tel.: 0662 825675 www.rainbows.at

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Elternbrief 16

Inklusion in der Kinderbetreuungseinrichtung

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Bei der Inklusion geht man davon aus, dass jedes Kind unterschiedlich und mit seinen Besonderheiten Teil der Gruppe ist. Die Rahmenbedingungen sollen so gestaltet werden, dass sich jedes Mitglied entfalten und entwickeln kann. Ganz egal ob ein Kind aus einem anderen Land kommt, Fluchterfahrung hat, hochbegabt ist, Schwierigkeiten in der Entwicklung oder eine Behinderung hat, es soll ihm möglich sein, eine Kinderbetreuungseinrichtung in Wohnortnähe zu besuchen und Teil der Kindergruppe zu sein. Kinder entwickeln durch das Miteinander mit anderen Kindern in der Gruppe viele soziale und emotionale Kompetenzen und jedes Kind hat die Chance, sich nach seinen Möglichkeiten einzubringen. Ein positiver Umgang miteinander ermöglicht es jedem Kind, seinen Platz in der Gemeinschaft zu finden und offen für Unterschiedlichkeiten zu werden. Kinder mit inklusiver Entwicklungsbegleitung ... Manche Kinder brauchen etwas mehr Unterstützung als andere, um bestimmte Entwicklungsschritte zu machen und

so in einer Kindergruppe zurechtzukommen oder den Umgang mit ihren Begabungen zu lernen. Nach einer Abklärung im Referat für Kinderbetreuung, Elementarpädagogik, Familien beim Land Salzburg muss diesen Kindern zeitweise eine „Sonderpädagogische Fachkraft“ zur Seite gestellt werden. Diese begleitet das Kind im pädagogischen Alltag. Sie arbeitet eng mit den gruppenführenden Elementarpädagoginnen und -pädagogen zusammen, um die ganzheitliche Entwicklung der Kinder zu unterstützen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an eine der folgenden Einrichtungen: Referat Kinderbetreuung, Elementarpädagogik, Familien Fachberatung Soziale Integration Gstättengasse 10, 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon 0662 8042-2319 oder 0664 8284129 Lebenshilfe Salzburg Frühförderung und Familienbegleitung Salzburg Stadt und Umgebung

Sterneckstr. 19/1/4a, 5020 Salzburg Telefon 0664 2242506 www.lebenshilfe-salzburg.at

UN-Kinderrechtskonvention Gemäß Art. 23 Abs. 3 des UNÜbereinkommens über die Rechte des Kindes (KRK) ist sicherzustellen, dass dem behinderten Kind unter anderem die Erziehung in einer Weise zugänglich ist, die der möglichst vollständigen sozialen Integration und individuellen Entfaltung des Kindes einschließlich seiner kulturellen und geistigen Entwicklung förderlich ist.

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 10/2020


Hosen-Rollen und Rock-Gruppen Ich bin ein Mädchen. Für euch mag das ja etwas völlig Unbesonderes sein, weil ihr als Erwachsene ja schon so lange Mädchen oder Buben seid, aber ich bin erst kurz ein Mädchen – und da gibt es auch noch die Buben. Das ist ziemlich kompliziert, aber ich versuche, es euch einmal zu erklären. Unlängst habe ich mit Petra, Karli und Markus bei uns im Garten gespielt. Ich glaube, wir haben

geschaukelt, hinten beim Apfelbaum. Dann haben Petra und Markus plötzlich pinkeln müssen, wahrscheinlich vom vielen Wasser, das sie getrunken haben. Petra hat das ganz richtig gemacht, mit dem Pinkeln. Sie hat sich hingehockt. Aber Markus ist stehen geblieben, hat die Hose aufgeknöpft und sein Pipi herausgeholt und damit einfach so quer durch die Luft gepinkelt. Das – so weiß ich mittlerweile – können nur die Buben. Das ist aber nicht der einzige Unterschied mit den Buben. Die sind auch immer ein wenig anders angezogen als wir Mädchen. Zum Beispiel dürfen sie anscheinend keine Kleidchen tragen (schade eigentlich, das stünde ihnen sicher gut). Und dann haben Buben offensichtlich oft kürzere Haare als Mädchen (fast alle

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erwachsenen Buben haben kürzere Haare als erwachsene Mädchen). Beim Spielen sind wir uns sehr ähnlich, wir Mädchen und Buben. Ich glaube, wir essen auch die gleichen Sachen. Und in den Kindergarten gehen wir auch alle zusammen. Markus sagt zwar immer, dass Mädchen schwächer sind als Buben, aber irgendwie glaubt er das selbst nicht wirklich. Ihr solltet ihn sehen, wenn er vor Petra davonrennt, wenn sie wieder einmal zornig wird. Da ist es dann aus mit dem stärker Sein. Ich habe Papa gefragt, ob es etwas anderes ist, wenn man ein Bub ist. Er hat gemeint, nicht wirklich. Buben schauen anders aus als Mädchen und mögen oft andere Dinge. Da hat er völlig Recht. Ich zum Beispiel spiele gerne mit den anderen Fußball, aber Markus liest viel lieber. Ist es jetzt so, dass Fußball typisch etwas für Mädchen ist?

3 1/2 BIS 3 3/4 JAHRE

Elternbrief


Elternbrief 17

Klischee tut weh 2

Gratulation. Bislang hatten Sie ein Kind. Jetzt haben Sie immer mehr ein Mädchen oder einen Buben. Wir brauchen uns nicht darüber zu streiten, ob das eine oder andere einen Unterschied macht: Natürlich macht es das. Die Zeiten ändern sich ... Vor 50 Jahren wäre die Welt noch zu 99 % in weibliche und männliche Klischeerollen zerfallen. Frauen an den Herd, Männer an die Werkbänke. Das war aber keine schicksalhafte Aufteilung durch ein höheres Wesen, sondern gesellschaftlich bestimmt. Heute sind diese Rollenbilder überholt (auch wenn einige das gerne anders sähen) und für die persönliche Entwicklung eher hinderlich. Frauen, die im Berufsleben stehen, sind heute mehr als selbstverständlich, und für Väter ist es ebenso selbstverständlich, dass sie sich an Kindererziehung und Haushalt beteiligen. Keine Abwertung ... Die Interessen des Kindes sollten wichtiger genommen werden als seine

Geschlechterrolle. Um Interessen zu entdecken, braucht Ihr Kind Gelegenheiten: unterschiedliche Spiele, Materialien, Freunde und Freundinnen. Werten Sie Tätigkeiten nicht, wie zum Beispiel „Das machen nur Buben, Mädchen machen so etwas nicht!“. Wir können beobachten, dass Mädchen und Buben, wie Männer und Frauen auch, gerne einmal nur mit den eigenen Geschlechtsgenossinnen, Geschlechtsgenossen zusammen sind. Manche Kinder finden sich nicht gleich eindeutig zurecht. Hier sollte gelten: Ich bin ok, so wie ich bin. Dass Ihr Kind das fühlen und denken kann, ist unser Ziel. Das gilt auch für die Entwick-

lung der Geschlechtsidentität, d. h. für sich zu wissen und zu fühlen, welchem Geschlecht man angehört. Auch wenn es nicht immer gleich eindeutg ist: Seit 2018 ist es in Österreich möglich, ein drittes Geschlecht einzutragen. Die Botschaft soll sein: „Du bist ok, so wie du bist.“ Ihr Kind lernt vom Beispiel! Je weniger Sie ihm selber traditionelle Geschlechterrollen vorleben, desto weniger wird es in diesen Rollen fixiert sein. Damit kann sich Ihr Kind freier bewegen, freier entscheiden, sich freier entwickeln. Denn ginge es nach der traditionellen Rollenverteilung (und hätte das, was lange so war, automatisch Recht), gäbe es heute kein Frauenwahlrecht, keine Ärztinnen, keine Männer als Blumenbinder, keine Regenbogen-Familien, keine Väter, die sich der Kinderbetreuung widmen. Und unsere Welt wäre um vieles ärmer.


3 1/2 bis 3 3/4 Jahre

Wie bitte, was bitte, wer bitte, wo bitte - und warum??? „Mama, warum ist das Meer salzig?“ – Ja, erklären Sie das mal Ihrem dreieinhalbjährigen Kind in einfachen, leicht verständlichen Worten. Und wenn Sie das irgendwie geschafft haben und sich aufatmend zurücklehnen wollen, kommt sicher das nächste „Warum?“ auf Ihre Antwort. Es geht jetzt um das Begreifen des Zwecks einer Sache. Es geht um das

Verstehen von Situationen, Zusammenhängen. Liebevolle Antwort ist gefragt ... Bringen Sie Geduld auf, beantworten Sie die Fragen – und staunen Sie darüber, wie kompliziert viele Dinge sind, die Sie als Erwachsener einfach als „Das ist so“ akzeptiert haben. Durch jede liebevolle Antwort wird Ihr Kind klüger, selbstbewusster, si-

cherer. Und fragen Sie ruhig zurück: Was glaubst du? Wie stellst du dir das vor? Es macht aber auch nichts, einmal keine Zeit, keine Antwort zu haben. Nur: Sagen Sie dem Kind den Grund dafür. Antwort ist in jedem Fall wichtig ... Das gilt natürlich auch für die jetzt häufig auftretenden Fragen nach dem Geschlechtlichen. Aufklärung bis ins Detail ist jetzt zwar noch nicht notwendig, aber Offenheit. Männliche und weibliche Geschlechtsteile haben einen Namen. Manche Kinder wünschen eine Erklärung, wie Babys in den Bauch der Mama kommen. „Papas Samen trifft Mamas Eizelle und dann wächst vielleicht ein Baby in Mamas Bauch“, könnte die Anwort lauten. Die sexuelle Neugierde ist wichtig im Zusammenhang mit dem eigenen Körpergefühl. Bilderbücher, Geschichten und gute, weil auf das kindliche Verständnis abgestimmte Sachbücher für Kinder sind dabei sehr hilfreich.

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Elternbrief 17

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Auch Eltern haben Sex Es kann schon passieren, dass man vor lauter Elternsein kaum noch Paar ist. Aber Vorsicht: Das ist eine Falle. Sie sind ja Eltern geworden, weil Sie ein Paar sind, oder? Schaffen Sie sich Freiräume auch ohne Kind, vernachlässigen Sie den zärtlichen und leidenschaftlichen Umgang miteinander nicht – und reden Sie über Ihre Partnerschaft. Und leben Sie sie auch! Dieser Freiraum, den man sich als Paar schaffen sollte, das ist der Platz für Intimes. Den gibt es für Eltern und für Kinder, muss es für beide geben. Ihr Kind muss nicht dauernd ins Schlafzimmer rennen können – es muss auch lernen, dass es so etwas wie eine „Höhle“ für die Eltern gibt.

UnVerschämtheiten Andererseits sollte auch Ihr Kind seine Intimsphäre haben dürfen. Das ist besonders deshalb wichtig, weil Kinder in diesem Alter Schamgefühl entwickeln. Wobei das Wort „Schamgefühl“ eigentlich irreführend ist, man sollte es eher positiv „Intimgefühl“ nennen. Manche Kinder wollen bei gewissen Dingen alleine sein, wollen alleine aufs WC (aber bitte den Schlüssel nicht stecken lassen), mögen mitentscheiden, wie sie von wem berührt werden und brauchen eigene Rückzugsbereiche. Das Schamgefühl entwickelt sich erst später.

Auch als Vorbeugung gegen Missbrauch ist es wichtig, dass Ihr Kind den eigenen Körper als sein Eigentum betrachtet, dass es auch nein sagen kann, dass es weiß, was es will und nicht will und seinen Gefühlen vertraut. Ihr Kind muss in persönlichen Dingen über sich selbst entscheiden und bestimmen. Es ist immer der Erwachsene in der Verantwortung, die Grenze zu wahren. Ihr Kind sollte aber auch wissen, an wen es sich Hilfe suchend und vertrauensvoll wenden kann, falls es trotzdem Erlebnisse hat, die es verwirren oder verunsichern.


3 1/2 bis 3 3/4 Jahre

Sport im Kleinkindalter

Bewegung macht klug Wichtig ist „Bewegung“, die Spaß macht und das Kind herausfordert, neue Entdeckungen zu machen: Spaziergänge – nicht nur auf der Straße, Krabbeln und Klettern auf Spielplätzen oder auch im Haus. Spaß bereiten auch Turn- oder Motopädagogikgruppen, so Ihr Kind gerne in einer Gruppe mit anderen Kindern beisammen ist.

Bewegung ist für Kinder selbstverständlich und für eine gesunde Entwicklung unbedingt notwendig. Sport ist ein Begriff der Erwachsenenwelt, um unseren seltenen körperlichen Aktivitäten einen besonderen Wert zu geben. Auf Grund der natürlichen kindlichen Entwicklung lernen Kinder im Kleinkindalter verschiedene Bewegungsabläufe sicher und selbstverständlich auszuführen. Krafttraining, Schnelligkeitstraining oder zu intensive einseitige Belastung sollen bei Kindern dieses Alters jedoch vermieden werden, denn Stoffwechsel, Knochen und Bandapparat sind noch unreif und verletzlich. Was Erwachsene tun, imponiert Kindern sehr, aber sie haben noch kein Verständnis für Leistung. Deshalb sollten Eltern bei der Förderung sportlicher Aktivitäten nicht zu ehrgeizig sein,

denn der Spaß an der Bewegung ist das Wichtigste. Zwang oder Spezialisierung gehen auf Kosten der gesunden Entwicklung. Schäden entstehen dann, wenn Kinder zu früh einseitig und dauerhaft belastet werden. Für alle Gerätesportarten wie Schifahren, Radfahren, Eislaufen, Inlineskaten, Tennis etc. gilt: • Erst beginnen, wenn die normalen Bewegungsabläufe gut beherrscht werden (laufen, balancieren, hüpfen, Hindernisse bewältigen, rechtzeitig stoppen können, ...). • Gymnastik, Ballett, Leichtathletik etc. sollten nicht einseitig trainiert werden, sondern in erster Linie Spaß machen. Ausreichende Bewegungsförderung, viel Lob und die Lust an der gemeinsamen sportlichen Bewegung sind wichtig für jedes Kind, gerade aber auch für Kinder mit Übergewicht. Dr. Holger Förster, FA für Kinderund Jugendheilkunde, ÖÄK-Diplom Sportmedizin / Manuelle Medizin

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Elternbrief 17

Spielen spielt die Hauptrolle 6 Die Spiele Ihres Kindes beschäftigen sich jetzt vornehmlich mit dem Ändern der Welt. Alles kann alles sein ... Verkleiden und das Schlüpfen in andere Rollen kann beobachtet werden. Aus Stühlen und Decken kann ein Haus gebaut werden, Werkzeug wird interessant. Ob es nun ein richtiges Werkzeug ist oder nicht – egal. Auch ein Stein kann im Spiel Ihres Kindes als Hammer dienen. Besonders lustig sind nun auch Entdeckungsausflüge, die die Neugier des Kindes befriedigen. Ein Spaziergang in der Natur kann unglaublich aufregend sein – oder auch einfach nur einmal ein anderer Spielplatz als der gewohnte. An einem Bach können sich Kinder oft stundenlang aufhalten. Entdecken, sehen, erleben, darüber reden und da-

raus lernen – das macht Spaß, natürlich nicht nur Kindern. Ein eigener Platz, das wäre schön ... Viele Kinder, wahrscheinlich auch Ihres, malen jetzt sehr gerne. Wie wäre es mit einer eigenen Malecke oder einem leicht zugänglichen Platz mit Stiften, Malunterlage und Papier, wo sich das Kind so richtig austoben kann? Die Bilder sind übrigens in diesem Alter keine naturgetreuen Abbildungen, sondern hauptsächlich Erzählbilder, die eine Geschichte oder eigene Gefühle in sich bergen. Lassen Sie sich diese Geschichten erzählen. Kreative Betätigung verdient es, anerkannt zu werden. Das Erlebnis ist oft wichtiger als das Ergebnis. Vorgegebene Bildergeschichten be– fähigen Kinder übrigens nicht, eigene Erlebnisse erzählen zu können. Auch hier geht es um einen Mix an Förderung. Im Sprachverständnis ist jetzt die nächste Stufe des selber erzählen Lernens wichtig.


3 1/2 bis 3 3/4 Jahre

Etwas zu intim? 7 Auch Doktorspiele können kippen: Wenn 2 Kinder seit 3 Tagen ihre Körper erkunden und am 4. Tag will das eine Kind nicht mehr, das andere jedoch drängt es dazu, dann sprechen wir von einem Übergriff. Oder wenn ein Kind einen Stift als Fieberthermometer verwendet und in den Anus des anderen Kindes einführen möchte (weil es das zu Hause noch so erlebt), dann sprechen wir von einer „gekippten Spielsituation“ – plötzlich ist es für das andere Kind nicht mehr lustig. Sexuelle Übergriffe können aber bereits von Kindergartenkindern bewusst herbeigeführt werden. Meist, damit sich das übergriffige Kind mächtig fühlt. Und sexuelle Übergriffe werden auch von Kindern begangen, denen selbst sexuelle Gewalt angetan wurde. Diese Übergriffe haben meist etwas Zwanghaftes, sich Wiederholendes.

Von sexuellen Übergriffen spricht man, ● wenn ein Kind durch ein anderes gezwungen wird, seine Geschlechtsteile zu zeigen, die des anderen anzusehen oder anzufassen, ● wenn ein Kind durch ein anderes zum Kuss gezwungen wird, ● wenn einem Mädchen in die Brustwarzen, einem Jungen in die Hoden gekniffen wird, ● wenn einem Kind gezielt zwischen die Beine oder an den Po gegriffen wird, ● wenn Kinder Erwachsenensexualität „nachspielen“ (meist haben diese Kinder Dinge gesehen, die nicht altersadäquat sind). Warum es auch bei Kindern wichtig ist, aktiv zu werden: Weil ca. 30 % der erwachsenen Missbrauchstäter angeben, schon sehr, sehr bald sexuell übergriffig geworden zu sein - und niemand habe sie gestoppt.

Der Mensch lernt sich das Muster, sich durch sexuelle Handlungen mächtig zu fühlen, recht schnell ein. Das muss frühzeitig durchbrochen werden. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie selbst die richtigen Worte finden, holen Sie sich Hilfe bei einer Psychologin oder z.B. im Kinderschutzzentrum (www. kinderschutzzentrum.at) oder beim Verein Selbstbewusst (www.selbstbewusst.at). Mag. Gabriele Rothuber GF Verein Selbstbewusst


Elternbrief 17

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Lebensretter Auto-Kindersitz Die Verwendung von Rückhaltesystemen (Kindersitzen) für Kinder ist auf allen Sitzen (Rücksitze und Beifahrersitz) im Auto Pflicht. Kinder bis zu 14 Jahren oder bis zu 150 cm müssen einen entsprechenden Kindersitz verwenden. Die Gefahr, bei einem Unfall getötet oder schwer verletzt zu werden, ist für ein ungesichertes Kind siebenmal höher als für gesicherte Kinder. Welcher Sitz für welches Kind? - Bringen Sie Ihr Kind und Ihr Auto zum Kauf des Kindersitzes unbedingt mit, und lassen Sie Ihr Kind in richtig fixierter Position ausgiebig „Probesitzen“. - Nehmen Sie dabei auch auf die Wünsche Ihres Sprösslings Rücksicht. Ihr Kind wird den Sitz nur dann annehmen, wenn es sich darin wohlfühlt.

- Der Kindersitz muss nach Gewicht und Größe Ihres Kindes ausgesucht werden, denn die Rückhaltevorrichtung muss im Ernstfall einem Vielfachen des kindlichen Körpergewichtes standhalten. - Der Gurt darf keinesfalls über den Hals verlaufen – Verletzungsgefahr! - Auch wenn bei größeren Kindern der Gurtverlauf scheinbar passt, achten Sie darauf, dass Ihr Kind entsprechend fixiert ist und nicht unter dem Gurt durchrutschen kann. Beratung erhalten Sie bei den Autofahrerclubs ARBÖ und ÖAMTC sowie im Fachhandel. Achten Sie auf das ECE-Prüfzeichen – ein oranges Prüffähnchen, das jeder geprüfte Kindersitz hat. Seien Sie selbst ein gutes Vorbild und schnallen Sie sich bei jeder Autofahrt an!

Umzug geplant? – Bitte geben Sie uns Ihre neue Adresse bekannt, damit Sie die Briefe weiterhin erhalten: www.elternbriefe.salzburg.at/adresse

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 10/2020


Elternbrief

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Vor ein paar Tagen war ich mit meiner Mama, Petra und Karli am Spielplatz. Karli ist ein leidenschaftlicher Schaukler, er kann stundenlang draufsitzen, und ihm wird nicht fad. Mir macht das nicht so Spaß, ich bin lieber am Kletternetz. Aber Petra ist auch eine von denen, die gerne herumschaukeln. Sie war ein paar Mal bei Karli dort, hat ihn gefragt, ob sie auch schaukeln darf, aber Karli denkt nicht daran, mit seiner Lieblingsbeschäftigung aufzuhören. Jedenfalls hänge ich gerade mitten im Kletternetz, als ich einen Plumps höre ... und dann ein furchtbares Gekreische. Ich drehe mich um, da liegt Karli vor der Schaukel, und Petra sitzt drauf und schaukelt wie wild. Ohoh, denke ich mir, das war nicht gera-

de ein freundschaftlicher Wechsel. Karlis Knie sieht ziemlich aufgeschunden aus, und in seinen Augen stehen die Tränen. Petra tut so, als wäre nichts gewesen. Aber meine Mama hat alles gesehen. Sie ist zu

den beiden hin und hat zuerst einmal Karli getröstet, das war gar nicht leicht. Dann hat sie Petra einfach von der Schaukel genommen und neben sich gestellt. Jetzt wird es ein Donnerwetter geben, habe ich mir gedacht, aber weit gefehlt: Mama hat mit beiden ganz ruhig geredet. Sie hat Petra gesagt, dass das so nicht geht, und zu Karli hat sie gemeint, dass ihm die Schaukel leider nicht allein gehört und Petra auch einmal drankommen möchte. Schließlich haben sie sich alle darauf geeinigt, dass man auch abwechselnd schaukeln kann – und stellt euch vor, Karli, Petra und ich haben dann oft abwechselnd gespielt. Einmal ich, einmal du. Hat gut funktioniert! Meine Mama hat das doch echt gut gemacht, meint ihr nicht auch?

3 3/4 BIS 4 JAHRE

Aufgeschaukelt


Elternbrief 18

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Wilde Streiter und so weiter

Von wegen kleine Engel, süße Kinder – Streit zwischen Kindern gibt es oft. Die Anlässe mögen uns Erwachsenen manchmal völlig nichtig erscheinen, aber im Moment des Streitens sind sie für unsere Kinder das Wichtigste der Welt. Und manchmal steigern sich die Kinder gewaltig in den Streit hinein. Da wird gebrüllt, gebissen, getreten – wie ein Vulkanausbruch treten dann die zornigen Gefühle hervor. Wie ist das eigentlich bei uns? Wir Erwachsene haben gelernt, wenn wir uns ärgern und streiten nicht gleich aufeinander loszugehen und loszuhauen, sondern Konflikte besser mit Worten auszutragen. Ihr Kind muss ebenfalls Streitkultur erlernen, und dabei spielen Sie als El-

tern eine große Rolle. Sie müssen die Grenzen aufzeigen – was erlaubt ist und was nicht. Sie müssen Ihrem Kind Wege eröffnen, den Streit auf eine für beide annehmbare Weise beizulegen. Annas Mutter hat das am Spielplatz getan – indem sie die beiden nicht zu Schuldigen stempelte, sondern Lösungsvorschläge suchte, die für beide ok waren. Was also machen ... Was ist zu machen, wenn Streit ausbricht und geschlichtet werden muss? • Wenn sich der Streit zum Beispiel um ein Spielzeug dreht, dann nehmen Sie es kurz an sich. • Und dann: Zuhören und das Gehörte für das andere Kind so über-


3 3/4 bis 4 Jahre

Sehr gescherter Herr, ungnädige Frau ... setzen, dass es das versteht. Jeder, jede der Beteiligten soll Ihnen seine, ihre Geschichte erzählen (und Sie werden sich wundern, wie verschieden ein Thema von zwei Seiten aus betrachtet erscheinen kann). • Immer die Ruhe bewahren. Sie sind Vermittler. Und Vermittler lassen sich nicht von verschiedenen Gefühlen und Bedürfnissen auf eine Seite ziehen. • Und: Den Konflikt aushandeln. Ein „Hör sofort auf, sonst … !“ löst nichts. Manchmal ist es notwendig, einen Vorschlag zu machen. Wenn man nicht gleichzeitig schaukeln kann, dann vielleicht … abwechselnd? Manchmal ist der Grund lapidar ein anderer: Hunger, Müdigkeit, Überreizung. Dann hilft nur mehr räumliche Trennung. Konflikte gehören zum Leben. Wer damit gut umgehen kann, kann auch mit dem Leben besser umgehen. Versuchen Sie erst gar nicht, das Streiten zu verbieten, aber helfen Sie Ihrem Kind, Lösungen zu finden, damit der Streit im Endeffekt für alle etwas bringt.

Bitte! Danke! Grüß Gott! Entschuldigung! – Diese vier kleinen Zauberformeln machen unser Leben leichter. Ihr Kind wurde nicht höflich geboren. Aber es lernt bald, dass ein freundlicher Umgang mit den Mitmenschen ebensolche Freundlichkeit auf einen selbst zurückkommen lässt. Das ist ja das Schöne daran: Wer nett ist, wird meistens auch nett behandelt. Und wer würde das nicht gerne? Vorleben und bestärken ... Gelernt wird von den Eltern. Eltern, die untereinander einen freundlichen, herzlichen Umgang pflegen, leben die Höflichkeit ganz automatisch vor, egal ob analog oder digital. Schließlich ist das ja eine wichtige Voraussetzung, um mit anderen Menschen gut auszukommen. Der Maßstab dabei ist der tägliche, freundliche Umgang miteinander. Wenn Ihr Kind einmal partout nicht Danke sagen

will, sondern seine Freude mit einem Lachen oder Strahlen ausdrückt, dann bedanken Sie sich einfach an seiner Stelle. Und wenn Ihr Kind Danke sagt, dann bestärken Sie es. In der Psychologie nennen wir das „positive Verstärkung“. Apropos Vorleben: Wie Eltern sich im realen Raum verhalten, ist auch die Vorgabe für den digitalen Raum. Zu guten Umgangsformen gehört auch ungeteilte Aufmerksamkeit. Das spürt Ihr Kind: Ist Papa immer durchs Handy abgelenkt? Postet Mama ununterbrochen Fotos von mir, von sich, von uns?

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Elternbrief 18

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Wenn Eltern streiten ... und sich wieder versöhnen Streiten verbindet, vor allem dann, wenn wir ein paar Regeln beachten. Für faires Streiten hilft ausreden lassen und zuhören. Reden ist wichtig – aber auf das Wie kommt es an. Vorwürfe sind zwar auch Reden, aber seine eigenen Gefühle und Ängste auszudrücken, bringt einfach mehr. „Du bist nie da!“ hilft im Streit nicht, etwas zu ändern, denn Ihr Partner könnte dies als Angriff empfinden. Mit „Ich fühle mich oft allein!“ sagen Sie, wie es Ihnen geht, ohne zu beschuldigen.

Wenn Ihr Kind Streit zwischen Ihnen mitbekommt, so kann das ziemlich verwirrend sein. Auch unausgesprochene Konflikte mit eisiger Atmosphäre spürt Ihr Kind. Erklären Sie Ihrem Kind, dass Meinungsverschiedenheiten zum Alltag gehören und dass sich Probleme lösen lassen. Sieht Ihr Kind auch, dass Sie sich wieder versöhnt haben? Geben Sie ihm nie das Gefühl, dass es am Streit schuld

sei – das kann tiefe Verletzungen verursachen. Und vor allem: Werten Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin nie ab, schon gar nicht im Gespräch mit Ihrem Kind, es kommt dadurch in einen Gewissenskonflikt! Es ist unfair und nebenbei die beste Garantie dafür, dass der Streit eskaliert. Streit bedeutet immer die Chance auf Weiterentwicklung. Es gibt sogar Seminare, in denen man faires Streiten lernen kann!


3 3/4 bis 4 Jahre

Wut aufs Kind

Kinder bringen uns an Grenzen. An unseren Grenzen aber wachsen die Wutbäume, und wer daran rüttelt, der kann manchmal die Früchte ernten. Schämen Sie sich nie der Wut über Ihr Kind – es ist ein ganz normales Gefühl, genauso wie das der Liebe. Ein Kind darf ruhig auch einmal mitbekommen, dass Sie wütend geworden sind. Um Wut zu verstehen, braucht es für Ihr Kind eine Erklärung, wenn sich die Situation beruhigt hat. Halt bei Gewalt! NIE aber darf Wut zu Schlägen oder anderer Form der physischen oder psychischen Gewalt führen. Es gibt keine „gesunden Watschen“. Punkt. Auch Androhungen wie „Ich mag dich nicht mehr!“ sind völlig fehl am Platz. Oder Beleidigungen, die sind wie seelische Schläge. Erklären Sie Ihrem Kind, was Sie so wütend macht. Und wenn Sie das Gefühl haben, explodieren zu

müssen – dann schaffen Sie sich Freiraum und explodieren Sie dort, wo Sie niemanden in Mitleidenschaft ziehen. Wenn Sie in derartigen Situationen ratlos sind oder das Gefühl haben, dass Sie einfach überlastet sind und deshalb viel zu schnell und viel zu häufig „ausrasten“, dann sprechen Sie darüber mit Freunden oder in der Familie. Suchen Sie Hilfe. Ein Gespräch in einer Beratungsstelle ist oft entlastend und zeigt Ihnen andere Wege, mit diesen Gefühlen umzugehen. Auskunft über Beratungsstellen, die helfen können, erhalten Sie bei der Elternberatung des Landes: Tel.: 0662 8042-2887 Weitere Informationen: www.salzburg.gv.at/themen/ soziales/kinder-und-jugendliche/ elternberatung-sbg www.facebook.com/elternberatung. salzburg

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Der kleine Quälgeist 6

Es gibt Kinder, die permanent Grenzen überschreiten. Kinder, die Haustiere quälen, Kinder, die zu Spielkameraden grob sind, oder solche, die die Eltern traktieren. Man ist geneigt, dem Kind eine böse Absicht zu unterstellen. Vieles passiert aus dem Versuch, Grenzen zu erkunden, aus Forschergeist und Wissenwollen, wobei das eine oder andere Kind noch kein Gefühl dafür hat, was anderen weh tut. Auslöser für solche Handlungen kann aber auch sein, dass sich das Kind selbst verletzt fühlt, dass es

Machtgefühle ausleben will oder den eigene Körper schlecht spürt. Klare Ansage ist gefragt ... In dieser Situation ist eine klare Grenze wichtig. „Lass die Katze los!“, und versichern Sie sich, dass es verstanden hat, was nicht erlaubt ist – das kann dauern, bis es verarbeitet ist! Bleiben Sie in der Situation so lange neben dem Kind, bis Sie sicher sind, dass Ihr Kind das Nein akzeptiert. Länger dauerndes gewalttätiges Verhalten des Kindes sollten Sie nicht tolerieren. Wenn dieses Verhalten überhandnimmt, dann deutet das auf seelische Not hin. Es ist ein Hilferuf, den Sie nicht überhören sollten. Ein Gespräch mit einer Psychologin/einem Psychologen oder einer Erziehungsberatungsstelle kann der Anfang einer Lösung sein – eine Chance, die Sie auch im Interesse Ihres Kindes nutzen sollten.


3 3/4 bis 4 Jahre

Nur du und ich – die Eifersucht

Wenn Ihr kleiner Sohn plötzlich die Mama heiraten will oder die Tochter den Papa anhimmelt, dann sollten Sie als Eltern wissen: Ihr Kind durchlebt seine erste Sturm- und Drang-Zeit. Vier- bis fünfjährige Kinder, die nun auch schon ein Bewusstsein von ihrem eigenen Geschlecht haben, verlieben sich in den gegengeschlechtlichen

Elternteil – und das meist sehr heftig und „radikal“. Das heißt, sie wollen ihre neue Liebe für sich allein haben und riskieren die Rivalität mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil um die „Vorzugsstimme“. Da braucht es dann schon eine ziemlich große Portion an Selbstvertrauen, damit man sich als „zweite Garnitur“ nicht zu sehr zurückgesetzt fühlt. Kinder riskieren im ersten Liebeswerben sogar das Ausstechen eines Elternteiles als Rivale, als Rivalin. Das geht vorbei, Sie können ruhig mit Gelassenheit die Zeit erwarten, in der Ihr Kind wieder zu beiden Eltern ein liebevolles Verhältnis

sucht und seine Liebes- und Freundschaftsgefühle verstärkt zu Gleichaltrigen auslebt. Dann ist auch der Kopf frei für die neuen geistigen Abenteuer wie Lesen, Schreiben, Rechnen lernen. Als Elternteil, der jetzt die erste Geige im Liebesleben Ihrer Tochter, Ihres Sohnes spielt, sollten Sie darauf achten, dass Sie diese Liebe nicht für Ihre eigene Selbstaufwertung missbrauchen. Lassen Sie keinen Zweifel daran, dass Sie eine erwachsene Liebesbeziehung leben und Sie sich ganz sicher sind, dass Ihr Kind, wenn es einmal groß ist, einen Menschen findet, den es dann genau so lieb hat wie jetzt Sie. Nur ich und du ... Wenn Sie alleinerziehend sind oder in einer anderen Familienform leben, stellt sich dieses Thema auch. Achten Sie darauf, dass der Platz an Ihrer Seite für die zukünftige Partnerschaft frei bleibt. Ihr Kind hat die Rolle des geliebten Kindes.

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Unsere Köpfe sind uns Radhelme wert! 8 86 % der Verletzungen bei Radfahrern betreffen den Kopf, 74 % die Knie und 58 % die Ellbögen. Schon ein Aufprall auf einen festen Gegenstand bei einer Geschwindigkeit von 7 bis 10 km/h genügt, dass die Schädeldecke brechen kann. Besonders gefährdet sind natürlich Kinder: Sie können Gefahren noch nicht so richtig abschätzen, riskieren oft zu viel, und ihr Kopf ist noch weniger widerstandsfähig. Deshalb ist ein Radhelm für Kinder bis 12 Jahre Pflicht! Check-Liste für den Helmkauf: • Ein guter Helm schützt Stirn und Hinterkopf. • Der Helm muss passen – eine sorgfältige Anprobe ist nötig! Kontrollieren Sie regelmäßig die Größe. • Der Kinnriemen soll gut schließbar, mit einer Hand zu öffnen und so eingestellt sein, dass der Helm fest auf dem Kopf sitzt, damit er sich auch bei einem Sturz nicht löst.

• Fast alle Helme lassen sich durch Kunststoff-Kissen der Kopfgröße anpassen. Wenn Sie im Winter dünnere Kissen verwenden, können Sie eine Kopfbedeckung darunter tragen. • Achten Sie darauf, dass der Helm ein Prüfzeichen hat: ANSI, TÜV oder CE. • Helle Helme und reflektierende Aufkleber erhöhen die Sichtbarkeit. Ergänzend sind Kinderwarnweste und Reflektorbekleidung im Straßenverkehr unbedingt zu empfehlen. • Ein Radhelm braucht keine Pflege, aber: Seine Haltbarkeit ist auf fünf bis acht Jahre beschränkt. • Wenn Ihnen der Helm einmal das Leben gerettet hat, hat er seine Aufgabe erfüllt: Dann brauchen Sie einen neuen. Denn unsichtbare Haarrisse könnten verhindern, dass er Sie ein zweites Mal beschützt!

Bitte denken Sie an die jetzt fällige Mutter-Kind-Pass-Untersuchung Vorgesehen im 46. bis 50. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 01/2021

Und was ist Ihnen Ihr eigener Kopf wert? Sie haben nur einen. Und den werden Sie noch brauchen!


Ich sag´ euch was: Immer nur daheim sein ist ziemlich langweilig. Immer nur Papa und Mama (und hin und wieder einmal die Großeltern) zu sehen – das ist auf die Dauer uncool. Aber Gott sei Dank gibt es auch Abwechslung. Mama hat mir erlaubt, zu Petra auf Besuch zu gehen – und sogar dort zu übernachten. Yipiie – ich darf in Petras Kinderzimmer über Nacht bleiben, und die hat so viele schöne Spielsachen. Ich hab’ zur Sicherheit mein Kuscheltier mit. Mama hat mich ins Auto verfrachtet und zu Petras Eltern gefahren. Petra ist schon am Fenster gestanden

und hat geschaut, wo ich bleibe. Ich habe gemerkt, dass sie sich auf mich gefreut hat. Zumindest hab’ ich mir das gedacht, aber als wir in ihrem Kinderzimmer waren und ich mir ihre Spielsachen ansehen wollte, hat sie immer gesagt: „Nein, das gehört mir!“ oder „Damit darfst du nicht spielen!“ Dann hab´ ich sie ein wenig an den Haaren gezogen, weil mich das so geärgert hat. Petra darf man nicht wirklich an den Haaren ziehen, man bekommt das nämlich zehnfach zurück. Binnen kurzem sind da ziemlich die Fetzen geflogen. Und Petras Vater hat kom-

Zu Besuch bei Petra

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men müssen. Nach ein paar Minuten war alles wieder in Ordnung und wir haben gemeinsam gespielt. Wir Kinder streiten ziemlich schnell, müsst ihr wissen, aber es ist auch wieder ziemlich schnell Friede zwischen uns. Mit Petra spielen war sehr lustig. Sie hat oft Ideen, die ich nicht habe, und ich habe Ideen, die Petra nicht hat. Kein Wunder, dass der Tag ziemlich schnell vergangen ist. Die Mama von Petra hat uns ins Bett gebracht und das Licht ausgedreht. Hehe, natürlich war nicht gleich Ruhe, aber ich sag´ euch was: Viel gespielt zu haben und glücklich zu sein, macht auch ganz schön müde. „Das nächste Mal“, habe ich zu meinem Papa gesagt, „lade ich jemanden ein, bei mir zu übernachten“. Ich weiß noch nicht, wen. Petra vielleicht. Oder Markus …?

4 BIS 4 1/4 JAHRE

Elternbrief


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Jetzt setzt's aber was … Kinder haben ein anderes Verständnis von Wahrheit, Besitz und Eigentum. Das kann uns vor allem in der Öffentlichkeit in Verlegenheit bringen. Oft hilft es auszusprechen, was gerade los ist – das beruhigt einen selber und die Umwelt. Denken Sie daran, dass Kinder oft einfach austesten wollen, was sie tun und lassen dürfen und dass sie dabei nicht persönlich gegen Sie vorgehen. Und trotzdem befinden wir uns entgegen aller Vernunft im Ausnahmezustand der Weißglut: Und wenn man sich tausendmal sagt, dass einem die Hand nicht auskommen darf, wenn man es auch noch so gut weiß, dass eine Ohrfeige schadet, weil das die Seele verletzt (und darum in Österreich seit 1989 gesetzlich ausdrücklich verboten ist) – irgendwann passiert es

dann vielleicht doch. Sie schlagen zu. Dann herrscht für einen Augenblick betroffene Stille. Danach gibt es Tränen auf der Seite des Kindes und auf Ihrer Seite Selbstvorwürfe. Und jetzt? Es ist passiert ... Sie haben die Kontrolle verloren. Entschuldigen ist ein Anfang. Sie können ruhig eingestehen, dass Sie einen Fehler gemacht haben. Sie können darüber reden, wie es dazu gekommen ist. Akzeptieren Sie, dass Ihr Kind vielleicht noch eine Zeit lang gekränkt und ungehalten ist. Bedrängen Sie es nicht – lassen Sie dem Kind Zeit. Gewalt entsteht oft aus einem Gefühl der Ohnmacht. Gefühle der Wut und Verzweiflung sind häufige Begleiter der Elternschaft. Stehen Sie zu Ihren Gefühlen und finden Sie Möglichkeiten, Dampf abzulassen. Vielleicht hilft Bewegung, kräftiges Schnauben wie ein Ross oder den Polster zu würgen … und in einer ruhigen Minute gibt’s vielleicht auch mehr Ideen, wie Sie beim nächsten Mal anders reagieren könnten.


4 bis 4 1/4 Jahre

Halt bei Gewalt! Es gibt Gewalt auch in der Form von Liebesentzug, Ignorieren, Sticheln – in so vielen Formen, wie es Möglichkeiten gibt, Sie zu reizen oder zu demütigen. Wichtig ist vor allem, dass Sie Ihre Gefühle beobachten, sich Ihrer Gefühle bewusst sind. Aufgestautes und Unbewusstes explodiert oft dann, wenn man es gerade nicht brauchen kann. Es ist auch ein Zeichen, dass Sie nicht gut genug für Ihre eigenen Bedürfnisse gesorgt haben. Müdigkeit und Überanstrengung sind oft die Ursachen. Gewalt ensteht oft aus Hilflosigkeit. Was hat Sie so hilflos gemacht, dass ein altes Muster wiederkommt? Veränderung gelingt oft mit Hilfe leichter. Streit ist erlaubt und wichtig, aber Handgreiflichkeiten darf es dabei nicht geben. Holen Sie sich Hilfe, wenn Sie überfordert sind. Zum Beispiel bei der Elternberatung - Frühe Hilfen: 0662 8042-2887.

Bitte sind wir wieder gut

Wenn es zwischen Ihnen und Ihrem Kind einmal gekracht hat, es Streit gegeben hat, sollten Sie als Erwachsener den ersten Schritt zur Versöhnung tun. Genauso wie Sie die Wut hochkochen spüren, ohne sie bremsen zu können, geht es auch Ihrem Kind – es schafft es anders nicht und will nicht provozieren. Sich versöhnen lernt Ihr Kind durch Ihr Vorbild. Ob Versöhnung gelungen ist, merken

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Sie am besten, wenn sich Ihr Kind wieder in den Arm nehmen lässt oder wieder auf Sie zugeht. Sich wieder zu vertragen, ist für beide Streitparteien ein schönes Gefühl. Kinder sind nicht nachtragend.


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Klingt gut 4

Könnten Sie sich ein Leben ohne Musik vorstellen? Musik ist eine wunderbare Möglichkeit, die eigenen Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Dazu muss man weder Cello spielen noch die Stimme einer Operndiva haben. Lieder und Gesang gehören zum Menschen seit Anfang der Zeit. Singen Sie mit Ihrem Kind. Singen Sie, so falsch oder richtig wie Sie es können. Schämen Sie sich nicht für falsche Töne, und korrigieren Sie Ihr Kind nicht, wenn es „falsch“ singt. Singen Sie zu Festen, am Sonntag, nach dem Zähneputzen, beim Buchanschauen, wann immer es Ihnen einfällt. Und sollte jemand eine dumme Bemerkung dazu machen, dann erklären Sie einfach, dass Singen Konzentrationsfähigkeit,

Gedächtnis, abstraktes Denken und Sprachentwicklung fördert, dass es positive Gefühle weckt – und dass es ganz einfach Spaß macht. Besonders im Vorschulalter sind Singen, Spielen, Reden und Bewegung für Ihr Kind eng miteinander verbunden. In der Musikalischen Früherziehung sind Singen und Sprechen, die spielerische Auseinandersetzung mit verschiedenster Musik, das Spielen einfacher Instrumente, Tanzen, Erfinden und Gestalten von Bewegungsund Klanggeschichten Garant für lustige Stunden. Nicht nur musikalische Fähigkeiten werden geweckt und gefördert. Durch das Wahrnehmen mit allen Sinnen lernen Kinder, sich besser auszudrücken, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln und werden so auch in anderen Bereichen kreativer, leistungsfähiger, sozialer und persönlich stabiler.

Musikalische Früherziehung Musik und Tanz für Kinder wird ab 4 Jahren in Gruppen bis zu 10 Kindern abgehalten. Viele Kindergärten bieten musikalische Früherziehung in ihrem Kindergarten an oder nutzen ein anderes Angebot. Auskünfte dazu: Musikum Salzburg, Schwarzstraße 49, 5020 Salzburg, Telefon 0662 848818-0 www.musikum-salzburg.at Freie Angebote gibt es meist nachmittags. Musikgruppen (für größere Kinder auch mit Schwerpunktbildung wie Tanz, Theater, Instrumentenbau, Spielgruppe) werden auch vom Musikum Salzburg und vom Orff-Institut angeboten: Orff-Institut des Mozarteums, Frohnburgweg 55, 5020 Salzburg, Telefon 0662 6198-6100 www.orffinstitut.at Melanie.Guerrero@moz.ac.at


4 bis 4 1/4 Jahre

Alles perfekt? Nicht immer Mit vier Jahren ist Ihr Kind jetzt in einer Turboentwicklungsphase. Durch den Kindergarten, durch den Kontakt zu anderen Kindern und zur Umwelt überhaupt lernt es täglich dazu – und manchmal kann man davon ganz schön schwindelig werden, wenn man ihr oder ihm dabei zusieht. Nicht immer geht alles perfekt ab. Das bedeutet, dass diese Kinder fast alles mindestens so gut wie die anderen können, dass aber ein oder einige wenige Bereiche in der Entwicklung etwas nachhinken. Wenn dies zum Beispiel die Motorik, also die Koordination der Bewegungen, betrifft, könnte man so ein Kind umgangssprachlich als patschert bezeichnen. Das Kind kann aber auch bei der Wahrnehmung auffällig sein – sehen, hören und fühlen. Auch die psychosoziale Entwicklung, der Umgang mit ande-

ren kann hinter dem Tempo anderer Fähigkeiten zurückbleiben. Wahrscheinlich fällt es dem Kind selbst nicht bewusst auf, es merkt aber, dass es irgendwo mit den anderen Kindern nicht so mit kann, etwas nicht so versteht oder langsamer lernt. Ob nun Ihr Kind beim Turnen nicht mitmachen will, es sich Kinderreime nicht merken kann oder im Umgang mit anderen ungeschickt und dabei auch aggressiv ist, Ihr Kind wird es irgendwie spüren. Es kann mit Rückzug reagieren oder mit Überaktivität, dabei unruhiger und unaufmerksamer werden und bei vielen Tätigkeiten und Spielen viel weniger ausdauernd sein. Was passiert dabei eigentlich? Ist es eine Krankheit? Nein, meist nicht, gewisse Hirnfunktionen reifen einfach anders als der Rest, und schließlich haben auch viele Erwachsene noch immer ihre Stärken und

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eben auch Schwächen. Ein Besuch bei einem spezialisierten Kinderarzt, ein Gespräch mit der Kindergartenpädagogin oder einer Ergotherapeutin sind eine gute Möglichkeit, eigene Beobachtungen überprüfen zu lassen und, wenn nötig, etwas zu unternehmen. Es gibt auch die Möglichkeit einer entwicklungsdiagnostischen Abklärung bei einer Psychologin/einem Psychologen. Viele spielerische Tätigkeiten und gezielte Übungen können auf natürliche Weise Schwächen verringern helfen. Warum ist es so wichtig, schon im Kindergartenalter solche Probleme zu erkennen? Sie können damit Ihrem Kind helfen, ein gesundes Selbstbewusstsein, auch im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit, zu entwickeln und damit möglichen Lern- oder Verhaltensauffälligkeiten später in der Schule vorbeugen. Je früher, desto besser! Je früher Kinder von Fachleuten beobachtet und abgeklärt werden und entsprechende Förderung erhalten, desto besser. Und für Sie zur Beruhigung: Damit kann aufgeholt werden.

Handystrahlung bitte Vorsicht bei Kindern! Kinder befinden sich im Wachstum und haben dadurch möglicherweise ein höheres Strahlenrisiko als Erwachsene. Aktuelle Handystudien zeigen Chromosomenschäden bei menschlichen Zellen und ein erhöhtes Gehirntumorrisiko nach zehn Jahren Handynutzung. Deshalb raten sowohl das Bundesministerium für Gesundheit, die Ärztekammer als auch als auch die Umweltmedizin des Landes Salzburg zu besonderer Vorsicht beim Umgang mit Mobiltelefonen, Smartphones und Tablets. • Smartphones, Tablets, Mobil- und Schnurlostelefone sind kein Kinderspielzeug, sondern Strahlenquellen. • Telefonieren Sie nicht unmittelbar neben Kindern – die blauen Lichtanteile von Smartphones, Tablets und PCs können Einschlafstörungen bei Kindern und Erwachsenen verursachen.

• Handy- und Schnurlosgespräche sollten selten und kurz sein. • Telefonieren Sie nicht in Fahrzeugen (Auto, Bus, Bahn) – die Strahlung ist häufig höher! • Ständig sendende DECT-Schnurlostelefone oder WLAN-Sender (Funk-Internet) und Cubes (Internetwürfel) können zu unerwünschten Dauerbelastungen führen und sollten vermieden werden. Das Smartphone gehört über Nacht nicht ins Kinderzimmer oder Schlafzimmer. • Benützen Sie besser ein Schnurtelefon (Festnetz) und Kabelinternetverbindungen. • Reduzieren Sie die Nutzungszeit bei Kindern. Informationen bei: Umweltmedizin Land Salzburg sandion@salzburg.gv.at oder unter www.aekwien.at


4 bis 4 1/4 Jahre

Und jetzt noch schnell in den nächsten Level? Vierjährige und Spiele auf digitalen Geräten sind heute ein Thema, über das man durchaus reden muss. Ist es wichtig, dass Ihr Kind mit vier Jahren einen Spielecomputer oder Spiele am Tablet oder Handy besitzt? Nein. Ist es schädlich? Ja, wenn es nicht ausreichend andere Anregungen für das Gehirn gibt. Kindgemäßes Erleben und Begreifen muss zuallererst ohne Medien ermöglicht werden. Wichtiger sind in diesem Alter vielfältige körperliche Bewegung, der Aufbau von Freundschaften mit gleichaltrigen Kindern und Phantasiespiele.

Das Thema Spielsucht beschäftigt uns jetzt schon bei Kindern und Jugendlichen – hier ist es wichtig, früh genug gegenzusteuern. Die Devise muss also heißen: Mit Maß und Ziel! Nicht mehr als 20 Minuten täglich etwa. Geeignete Programme für dieses Alter muss man allerdings suchen. Viele „Kinderprogramme“ sehen zwar sooo lieb aus, lassen aber Gehalt und Nutzen für das Kind vermissen. Viele vermeintlich kostenlose Spiele sind In-App-Käufe. Werbung ist immer dabei, darum wird dies zum simuliertem Glücksspiel gezählt, weil hier Elemente eingebaut sind, die aus dem Casino kommen und sehr gezielt Abhängigkeit provozieren. Darüber hinaus erlauben viele Handyspiele den nächsten Level nur mit Zuzahlung. Wenn z.B. Tiere gefüttert werden müssen, entsteht für Kinder ein sozialer und psychischer

Druck, weil sie sich verantwortlich fühlen und Echtes von Virtuellem noch sehr schwer trennen können. Lassen Sie diese versteckte Abzocke nicht zu. Völlig ungeeignet sind Spiele, die Gewalt propagieren oder Angst erzeugen können. Fehlt Ihrem Kind etwas, wenn es in diesem Alter keinen Spielecomputer hat? Von der Entwicklungsförderung her gesehen sicher nicht. Für den Gesprächsstoff mit den Freunden und in seinem gleichaltrigen Umfeld vielleicht. Hier müssen Sie als Eltern einfach abwägen, ob Sie sich diesem Konsumdruck beugen. Und weil die Entwicklung auf dem Gebiet Computer so rasend schnell vor sich geht, hier eine kleine Einschränkung: In fünf Jahren kann alles schon ganz anders aussehen. Spiele-/Info-Empfehlungen im Internet: • www.saferinternet.at • www.rataufdraht.at • www.ombudsmann.at • www.internet-abc.de

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Sprache - durch sie kann die Welt unser Zuhause werden 8

Jedes Kind hat in der Sprachentwicklung sein eigenes Tempo. In der sogenannten sprachsensiblen Phase bis zum sechsten Geburtstag erwirbt das Kind alle Grundregeln der Grammatik und entwickelt alle Laute. Das Zusammenspiel von angeborenen Voraussetzungen, Informationsverarbeitungs- und Speicherprozessen sowie Erfahrungen mit der Umwelt spielt dabei eine wichtige Rolle. Um die Regeln der Sprache(n) und Kommunikation zu lernen, braucht ein Kind von Beginn an vielseitige sprachliche Anregungen. Bilderbücher ansehen, Geschichten erzählen, Gespräche in der Familie, Lieder, Kinderreime und Rollenspiele sind dafür bestens geeignet. Eine intensive Beschäftigung mit Geschichten, Märchen und Büchern unterstützt Kinder beim Zuhörenlernen. Wichtig sind Gespräche über das Gesehene, Gelesene, Gehörte mit Fragen wie: Warum lacht der Bub so? Was würdest du machen, wenn …? Trotz des unterschiedlichen Entwicklungstempos gibt es sogenannte Mei-

lensteine, an denen sich Eltern orientieren und dadurch die Entwicklung des Kindes beurteilen können. Zwischen 18 und 24 Monaten setzt das rasche Wortlernen ein. Spricht das Kind ausreichend Wörter, kann es bald zwei oder mehrere Wörter kombinieren („auch essen“, „Mama auf“). Mit ca. 2 ½ Jahren haben Kinder die Grundregeln der Grammatik erfasst und sprechen bereits in Mehrwortsätzen. Zwischenformen wie: „ich bin gegeht“, „das sind meine Zuckerls“ werden immer seltener. Gegen Ende des vierten Lebensjahres sollte auch die Aussprache richtig sein. Im fünften Lebensjahr können Kinder Erlebtes oder Erfundenes für Außenstehende verständlich erzählen. Lernt ein Kind zwei oder mehrere Sprachen, ist die weniger intensiv gehörte Sprache meist auch die „schwächere“. Im Verlauf der Sprachentwicklung treten bei einigen Kindern Sprechunflüssigkeiten auf. In dieser Zeit sollten Eltern das Kind nicht auf seine Sprechweise aufmerksam machen, es

nicht verbessern oder unterbrechen und nicht zu Wiederholungen auffordern. Anhaltende Sprachstörungen hingegen können Kindern im sozialen Bereich und beim Lesen-, Schreiben- und Rechnenlernen Probleme bereiten und sollten unbedingt von einem Logopäden/einer Logopädin abgeklärt werden. Dietmar Fischer, Logopäde Land Salzburg, Abteilung 2 - Kultur, Bildung, Gesellschaft und Sport Referat 2/06 - Jugend, Familie, Integration, Generationen Gstättengasse 10, 5010 Salzburg jugend-integration@salzburg.gv.at Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 01/2021


Jetzt kracht´s aber Jetzt schieße ich sie einfach weg. Nein, ich werfe sie ins Meer zu den Haien. Wen? Na, Rübe Petra. Oder irgendwen halt. Irgendwen. Ich bin nämlich die mächtige Piratin Anna Labamba, und ich räume alles und jeden aus dem Weg, der mir nicht gehorcht oder mich stört!

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Gerade ducke ich mich hinter einem Busch am Spielplatz und beobachte die anderen Kinder, wie sie spielen. Aber gleich springe ich vor, und dann kracht´s. Dann kommen die Schiffe mit Kanonen und pusten für mich alles aus dem Weg. Die Kinder, Mama, Papa, alles. Auf los geht’s los: eins, zwei, DREIIIII!!!

4 1/4 BIS 4 1/2 JAHRE

Elternbrief


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Gewalt im Spiel Manchmal werden Sie von den Emotionen, die Ihr Kind in diesem Alter entwickeln kann, überrascht sein. Selbst wenn Sie auf gewaltfreie Erziehung höchsten Wert gelegt haben, wird es irgendwann einmal passieren. Das hat nichts mehr mit Zorn zu tun, das ist tatsächlich rohe Aggressivität in einer oft erschreckenden Weise. Wie kommt es dazu? Es gibt mehrere Ursachen: Ihr Kind wird das ganze Leben hindurch immer wieder mit Gewalt konfrontiert. Es erlebt an sich selbst Unterdrückung, muss sich oft an ungewollte Regeln anpassen und fühlt sich ohnmächtig und hilflos dem Willen anderer ausgeliefert. Diese Erfahrungen können

oft in aggressiven Spielen abgearbeitet werden. Kinder können ganz gut zwischen Spiel und Wirklichkeit unterscheiden. Als Eltern sollten Sie das verstehen und nur dann eingreifen, wenn Verletzungsgefahr droht. Eine Puppe in die Ecke zu schleudern, ist verantwortungsvoller als seinen kleinen Bruder zu beißen, einen Ball zu treten, ist kreativer als eine Katze zu peinigen. Kinder dürfen aber auch aufgrund

von Enttäuschungen wütend und zornig sein. Sie müssen nur lernen, ihre Gefühle so auszudrücken, dass keine andere Person (oder Tier) darunter leidet. Helfen Sie Ihrem Kind, Rahmenbedingungen zu finden, in denen es seine Aggressionen ausleben kann. Rollenspiele und ausreichend Bewegungsspielräume sind hier wichtige Bestandteile. Warum immer nur Gewalt? Kinder spielen ihre Erlebniswelt auf viele unterschiedliche Arten nach – wenn ein einziger Inhalt bestimmend wird oder Ihr Kind ausschließlich und andauernd Gewaltszenen im Spiel darstellt, sollten sich Eltern fragen, was dahinter steckt: Zum Beispiel, welche Ängste ihr Kind hier abzuarbeiten versucht oder gegen welche inneren Monster beziehungsweise mit welchen realen Erlebnissen es zu kämpfen hat. Manchmal hilft es auch, das Kind direkt zu fragen, was es so beschäftigt. Wenn Sie unsicher sind, ob das Verhalten altersgemäß ist, hilft oft ein Gespräch mit einem neutralen Dritten.


4 1/4 bis 4 1/2 Jahre

Was sich liebt, das schlägt sich? Der Planet, auf dem sich Geschwister nie streiten, wurde noch nicht entdeckt. Erde heißt er mit Sicherheit nicht. Warum sich Geschwister unweigerlich in die Haare kriegen? Weil es viele Gründe dafür gibt. Es ist normal, dass Kinder streiten. Dass es immer wieder zu Konflikten kommt, liegt dran, dass ein begrenzter Lebensraum geteilt werden muss, dass Mama und Papa mit den anderen Kindern geteilt werden müssen und jedes Kind seine Rolle in der Familie finden und verteidigen muss. Aus Erwachsenensicht nichtige Eifersüchteleien sind an der Tagesordnung: Streit, sich verteidigen, den anderen nicht in Ruhe lassen und stärker sein wollen beschäftigen Kinder sehr. Nicht schon wieder ... Und als Eltern sitzt man dann genervt da, weil die letzte geschwisterliche Eskalation kaum eine Viertelstunde her ist und jetzt schon wieder gebrüllt

wird, weil man den ganzen Streit nicht versteht und sich des Gefühls nicht erwehren kann, dass man in der Angelegenheit auch nur benutzt wird. Und dabei haben Sie sich so bemüht, durch die eigene Streitkultur ein gutes Beispiel zu geben. Völlig für die Katz´? Wie also mit den Streitereien richtig umgehen? Patentrezept gibt´s keines, aber ein paar Anregungen: Achten Sie darauf, dass jedes Kind Zeiten ungeteilter Aufmerksamkeit bekommt und auch erfährt, dass ein „Hintanstellen“ nichts an Ihrer Liebe zu ihm ändert. Wenn es kracht, mischen Sie sich möglichst wenig ein. Helfen Sie Ihren Kindern, die Konflikte gemeinsam zu lösen. Lassen Sie Ihre Kinder über Gefühle zueinander sprechen – da kommt der Dampf ungefährlicher heraus als mit Handgreiflichkeiten. Eine gute Möglichkeit ist auch, die Kinder zu fragen, ob sie es

noch miteinander schaffen. Wenn beide nicken, stimmt dies oft auch. Wenn es für einen der Streithansel zu viel ist, macht eine räumliche Trennung Sinn und ist notwendig. Finden Sie mit den Kindern gemeinsame einfache Regeln wie „Wer des anderen Spielzeug will, muss zuerst fragen“. Tratschen ... Wenn ein Kind „tratschen“ kommt, ergreifen Sie nicht sofort Partei für ein Kind, sondern lassen Sie sich die Situationen von beiden Seiten erzählen. Dies allein hilft oft schon, von den momentan heftigen Gefühlen „runterzukommen“. Die Kinder fühlen sich verstanden und können sich dann alles weitere selbst ausmachen.

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Einladung zum Maskenball

Rollenwechsel ist jetzt groß angesagt. Reichen für Zweijährige noch einfache Gegenstände, die alles sein können, ist für Vierjährige das Ausprobieren und Umsetzen der eigenen Vorstellungen am spannendsten. Schminken, sich etwas umhängen, in die Rolle eines Prinzen oder einer Räuberin zu schlüpfen – das macht Spaß, da kann man ganz wer anderer sein. Ihr Kind lernt dabei: Jede Rolle fühlt sich anders an. Kinder verkleiden sich gerne, oft genügt es, eine Kiste, einen Karton mit Kleidern und Tüchern bereitzuhalten. Und wenn für die Rolle andere Utensilien gebraucht werden: Aus einem großen Karton ist bald eine

Räuberhöhle gebaut oder eine Ritterburg, und das Kinderzimmer wird schnell zum Tierkrankenhaus. Mit Sesseln, Pölstern und Decken kann man einen Kaufmannsladen oder ein Puppenhaus bauen – eigentlich ist fast alles machbar, man muss es nur dazu erklären, und schon wird es als solches akzeptiert. Chaos macht halt so viel Spaß ... Natürlich, das macht immer etwas Unordnung, manchmal artet es auch in ein kleines Chaos aus, aber denken Sie doch dran, wie viel Spaß Ihnen das gemacht hat, damals. Und beachten

Sie auch den durchaus angenehmen Nebeneffekt: Wenn Sie bestimmen, wo die Ritterburg steht, dann wird der Drache auch dort erschlagen und nicht im Wohnzimmer, wo er dummerweise auch eine wertvolle Kristallvase sein könnte.


4 1/4 bis 4 1/2 Jahre

„Es war einmal ...“

„Alte Frau mästet Kinder, um sie verspeisen zu können“ – „Körperbehinderter riss sich vor Wut in der Mitte auseinander“ – „Pensionistin von Wolf verschlungen“. Sollen wir unseren Kindern wirklich solche Geschichten wie Hänsel und Gretel, Rumpelstilzchen oder Rotkäppchen zumuten, gegen die sich so mancher Fernsehkrimi wie ein Schlafmittel ausnimmt? Ja, wir sollen. Kinder lieben Märchen, Kinder brauchen Märchen. Und vor allem: Kinder können in diesem Alter Märchen und Realität relativ gut auseinanderhalten. Gewiss, die Volksmärchen strotzen manchmal vor

Brutalität, aber es sind symbolhafte Erzählungen, die immer gut ausgehen. Ihr Kind besteht gemeinsam mit den Heldinnen und Helden Abenteuer und Prüfungen und spürt am Ende der Geschichte den Sieg des Guten. Das gibt Sicherheit. Erzählte Märchen – doppelt schön ... Ihr Kind wird immer wieder mit Faszination nach einem Märchen verlangen. Wenn Sie die Märchen noch im Kopf haben, dann lesen Sie sie nicht vor, erzählen Sie die Geschichte. Deuten Sie die Geschichte nicht selbst – wenn Ihr Kind Fragen hat, wird es diese Fragen ohnehin stellen. Und vor allem: Erzählen Sie die Geschichte immer und immer wieder, solange Ihr Kind sie hören will (auch wenn Sie sie selbst nicht mehr hören können).

5 Liebe, Glück, Erfolg ... Ungerechtigkeit, der Streit zwischen Gut und Böse – Märchen sind ein Spiegel wichtiger Lebensthemen. Es kommen Figuren vor, die wie von selbst auch in der Fantasie Ihres Kindes auftauchen: Hexen, Monster, Ungeheuer, Geister, Feen. Mit diesen Fantasien spielt Ihr Kind auch im „richtigen Leben“. Natürlich ist da manchmal die Angst, ob es die Monster nicht doch wirklich gibt – dann braucht Ihr Kind Ihren Schutz, Ihr Verständnis, Ihre Hilfe und Ermutigung, auch zauberhafte Gegenmittel zu finden, um zum Beispiel unter das Bett zu schauen, ob die Luft auch wirklich rein ist – oder wenn das Monster da ist, es gemeinsam zu vertreiben. Die Vorlieben sind aber durchaus verschieden. Manche Kinder lehnen Märchen völlig ab. Akzeptieren Sie auch das. Denn Geschichten zum Erzählen gibt es viele.


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Lesen ist Abenteuer im Kopf Sie beginnen zu lesen – und schon entstehen erste Bilder in Ihrer Fantasie. Bald entwickeln sich diese Bilder weiter und regen zu vielfältigen Assoziationen an. Verschiedene Gehirnregionen werden aktiv und vernetzen sich neu. Lesen bzw. Vorlesen ist daher wesentlich für die Entwicklung Ihres Kindes. Machen Sie sich also mit Ihrem Kind auf die Reise zu neuen Abenteuern. Bücher – sie haben die meisten von uns schon durch die Kindheit begleitet. Für ein Buch, gemeinsam mit den Eltern durchgeblättert, lassen Kinder fast alles andere liegen und stehen. Aber: Ohne Erwachsene geht da gar nichts. Wer ein Buch aufschlägt, dringt in neue, unbekannte Welten vor. Und da braucht man

schon die Sicherheit eines erwachsenen Begleiters, um sich wagemutig und mit Neugier ins Abenteuer stürzen zu können. Vorlesen ist Liebe ... Dann heißt es: vorlesen, staunen, nachfragen, erklären und darüber reden. Und das Lieblingsbuch muss man immer wieder vorlesen. Und wehe, man weicht auch nur einen Millimeter vom bekannten Text oder der bekannten Reihenfolge ab – Kinder können da nahezu ein fotografisches Gedächtnis entwickeln. Manche Bücher, die Sie selbst hinreißend finden, mag Ihr Kind überhaupt nicht. Hier ist es wichtig, Ihr Kind zu nichts zu zwingen. Es muss selbst ent-

scheiden können, was es mag und was nicht – und wir Erwachsene sollten das akzeptieren. Kinder lieben bestimmte Stimmungen, die durch den Inhalt von Büchern entstehen. Und sie befinden sich dann mittendrin. Lesen bereichert den Sprachschatz ... ... und unterstützt Ihr Kind in seiner sprachlichen Entwicklung. Bücher sind übrigens wunderbare Helfer, wenn eine schwierige Situation vorbereitet oder verarbeitet werden muss. Ob es ein Krankenhausaufenthalt, ein Arztbesuch, Trennung, Angst vorm Schlafengehen oder was auch immer ist – Bücher können vielen Situationen die Schärfe und Bedrohlichkeit nehmen und Unbekanntes vorsichtig näherkommen lassen. Man muss nicht jedes Buch selbst kaufen, Abenteuer für Sie und Ihr Kind warten auch in den öffentlichen Bibliotheken. www.bibliotheken.salzburg.at


4 1/4 bis 4 1/2 Jahre

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Die modernen Märchentanten Es gibt viele CDs, Videos, Downloads und Streaming-Kanäle mit guten Geschichten – und viele mit billig produziertem Schrott. Lassen Sie sich in der Buchhandlung oder der Bibliothek in Ihrem Ort beraten. Und hören Sie das erste Mal auf jeden Fall mit, um Ihrem Kind Fragen, die es hat, zu beantworten und da zu sein, wenn es zum Beispiel durch Musik oder Geräusche Angst bekommt. CDs und Videos oder Downloads haben ihre Vorteile: Sie sind leichter dosierbar als reines Fernsehen, und Ihr Kind kann viel besser auswählen, was es sehen will. Kontrolle und Begleitung ... Zugegeben, es mag praktisch sein, wenn Ruhe ist – aber Kinder vorm Bildschirm zu parken, ist keine Lösung.

Lassen Sie Ihr Kind nicht alleine x-Beliebiges anschauen. Kontrollieren Sie die Mediennutzung Ihres Kindes. Sie sollten konsequent abschalten, wenn etwas läuft, das für Ihr Kind nicht geeignet ist – dazu gehören auch Nachrichten.


Elternbrief 20

Sexuelle Gewalt 8

Sexuelle Gewalt verunsichert, erschüttert und lähmt. Sie macht Kinder zum Spielzeug, mit dem (junge) Erwachsene ihre sexuellen Bedürfnisse befriedigen. Häufig wird sie als „Berührungen, die beide wollen“ oder als „Zeichen besonderer Zuneigung“ abgeschwächt. Sie zeigt sich in verschiedenen Facetten (ungewollter Kuss, Berührungen im Intimbereich, bei sexuellen Handlungen filmen, Geschlechtsverkehr). Sexuelle Gewalt passiert selten zufällig, denn die Opfer werden gezielt ausgesucht. Besonders gefährdet sind autoritätshörige, unaufgeklärte oder schüchterne Kinder. Mit Drohungen und/oder körperlicher Gewalt werden sie zum Schweigen gebracht. Viele sprechen erst darüber, wenn sie die sexuelle Gewalt als solche erkennen oder die psychische Belastung zu groß wird. Es reicht bereits ein vager Verdacht aus, um aktiv dagegen vorzugehen. Achten Sie auf die oft unbewussten Signale Ihres Kindes und nehmen Sie seine Erzählungen ernst. Damit das

Unbeschreibliche im Fall des Falles besser in Worte gefasst werden kann, sorgen Sie vor: Fördern Sie von Anfang an Mut und Selbstbewusstsein. Helfen Sie, angenehme von unangenehmen Berührungen zu unterscheiden. Schützen Sie Ihr Kind vor aufgezwungenen Zärtlichkeiten und unpassenden Berührungen des Intimbereichs. Klären Sie über Sexualität und sexuelle Gewalt altersentsprechend auf. Lassen Sie ein selbstbestimmtes „Nein“ zu. Betonen Sie wiederholt, dass ein schlechtes Geheimnis unbedingt einer erwachsenen Vertrauensperson erzählt werden soll. Lassen Sie Doktorspiele zu. Sie helfen, den Körper zu entdecken, sofern sie freiwillig und von Gleichaltrigen gespielt werden. Mag. Sigrun Eder Klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der PMU, Autorin der SOWAS!-Sachbuchreihe www.sowas-buch.de

Hilfreiche Links: • Kinderschutzzentrum Salzburg www.kinderschutzzentrum.at • Verein für Sexualpädagogik und Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch www.selbstbewusst.at

Umzug geplant? Bitte geben Sie uns Ihre neue Adresse bekannt, damit Sie die Briefe weiterhin erhalten: www.elternbriefe.salzburg.at/adresse

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 01/2021


Elternbrief

So! Das reicht! Schluss, aus, basta! Der dumme Kindergarten kann mir gestohlen bleiben. Und erst recht die superdummen Kinder dort. Immer nehmen sie mir mein Spielzeug weg, immer stoßen und rempeln sie mich. Aber mit mir nicht! Sollen doch die Anderen in den Kindergarten gehen – ich nicht mehr. Das war heute das letzte Mal. Als mich Mama abgeholt hat, habe ich es ihr gleich gesagt. Zuerst hat sie mich ein wenig komisch angeschaut, so mit dem „Ach-Kind,-was-soll-denndas-schon-wieder-Blick“, den die Erwachsenen manchmal haben, wie ihr wisst. Dann aber hat sie sich die ganze Geschichte erzählen lassen. Wir sind gar nicht heimgegangen, sondern gleich wieder zurück in den Kinder-

garten, und meine Mama hat dann mit der Kindergärtnerin gesprochen. Die hat gemeint, sie wird mir helfen, wenn wieder etwas passiert. Aber ich muss es ihr sagen, sonst kann sie mir nicht helfen. Ich wollte trotzdem nicht mehr in den Kindergarten, und um das zu unterstützen, bin ich zornig geworden und hab’ geweint – aber schließlich haben mich die Großen doch überzeugt (naja, überzeugt, sie haben darauf bestanden), dass ich es nochmals mit dem Kindergarten probiere. Schon blöd, dass nicht immer alles nach meinem Kopf geht.

Was Anna ja nicht wissen kann: Der verpflichtende halbtägige Besuch einer Kinderbetreuungseinrichtung gilt für alle Kinder ein Jahr vor der Schulpflicht – also auch für Anna. Aktuelle Informationen zum Thema sowie eine Auflistung aller Betreuungseinrichtungen finden Sie unter www.salzburg.gv.at/ kinderbetreuung.

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Der KindergartenStreik

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Elternbrief 21

Gleich und Gleich gesellt sich gern ... 2

... aber nicht immer ohne Reibereien. Streitereien im Kindergarten gehören zum Alltag. Sie mögen für Ihr Kind und in Folge für Sie ziemlich unangenehm sein, aber sie sind wichtig. Ihr Kind lernt dabei, sich zu behaupten, lernt aber auch die Grenzen anderer kennen. Es ist nicht nötig, dass Sie bei jeder Kleinigkeit, von der Sie hören, eingreifen. Ihr Kind braucht Sie vielmehr als Rückendeckung, als Ansprechpartner und als Vertrauensperson. Unter Vierjährigen ist das Spiel miteinander schon sehr ausgeprägt. Man erzählt sich Dinge, die einem wichtig sind. Und man neigt bereits dazu, Cliquen und Gruppen zu bilden. „Neue“ in eingespielten Gruppen haben es da ziemlich schwer, denn Kinder sind sehr direkt. Das kann für andere verletzend sein. Als Eltern muss man da manchmal vermittelnd eingreifen, um solche Ausrutscher im Sozialverhalten wie „alle gegen

einen“ mit Fingerspitzengefühl zu lösen. Allerdings darf man auch nicht zu viel tun, denn sich zu behaupten ist eine wichtige Übung in diesem Alter. Gut oder böse ...? Wenn Sie Ihrem Kind zuhören, wie es seine Sicht der Welt erzählt, dann werden Sie bemerken, dass alles ziemlich schwarz/weiß gesehen wird. „Gut und Böse“ kann es bereits unter-

scheiden, aber dazwischen ist kaum etwas. Diese Einstellung macht vieles leichter – den Umgang mit der Realität aber nicht. Regen Sie Ihr Kind dazu an, Dinge zu hinterfragen und Begründungen zu suchen. Auch warum man etwas muss oder nicht darf – Regeln brauchen kurze, einfache Erklärungen, um verstanden zu werden. Im Alter zwischen vier und sieben Jahren wird übrigens auch der Grundstein für Leistungsbereitschaft gelegt. Ihr Kind können Sie fördern, indem Sie es fordern. Allerdings sollten die Aufgaben weder zu schwer noch zu leicht sein. Dinge, die man mit links erledigt, bringen kein Erfolgsgefühl. Und ständiges Scheitern kann ziemlich frustrieren. Vor allem: Ihr Kind ist weder dumm noch schlecht, nur weil es etwas nicht schafft oder sich Ihrer Meinung nach total „patschert“ anstellt. Ermutigung ist das Lösungswort!


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Eine Gruppe voller Stars? Eine Gruppe ist mehr als die Anzahl ihrer Mitglieder ... Soziales Verhalten lernen Kinder von Erwachsenen und Gleichaltrigen in unterschiedlicher Weise. Erwachsene sind gut als Vorbilder. Kinder untereinander befinden sich auf gleicher Ebene – hier lernen sie, wie es in der Gruppe zugeht. Und hier gibt es kaum Unterschiede zwischen Einzelkindern und Geschwisterkindern. Den Unterschied markiert mehr das „Star-Potential“, das ein Kind zu Hause genießt. Die meisten Kinder sind es gewohnt, dass Eltern oder andere Erwachsene ihre Bedürfnisse wahrnehmen: welches Buch gelesen wird, was es zu essen gibt, welches Spiel gespielt wird. Im Kindergarten ist das dann gar nicht so einfach, eine oder einer unter vielen zu sein. Das Gute: Meist lösen sich die Anfangsprobleme von selbst, und für Ihr Kind ist das Miteinander mit Gleichaltrigen eine wertvolle Erfahrung.

Ja, wenn das andere auch können ... Unbeliebte Handlungen lernen Kinder von Kindern am schnellsten – sich alleine anzuziehen, aufzuräumen: „Wenn das andere Kinder auch machen, dann fällt es mir viel leichter es zu tun oder etwas Neues auszuprobieren – weil, was mein Freund kann, kann ich auch, oder wenn die Petra sagt, ich soll probieren, lass ich mich leichter überreden. Und wenn Jakob Topfenstrudel isst, den ich bisher gar nicht essen wollte, dann schmeckt er mir jetzt auch.“ Viele Regeln, die daheim nicht besonders gern gelernt oder akzeptiert werden, übernimmt man von Gleichaltrigen wie selbstverständlich. Diese „KindergartenDisziplin“ kann dann zu Hause leicht ins Gegenteil umschlagen: Miteinander spielen und „brav“ sein ist am Anfang sehr anstrengend. Es ist wie bei

uns Erwachsenen: Sobald man bei der Wohnungstür reinkommt, sinkt die Energie und Gefühle wie Erschöpfung und Müdigkeit werden stärker gespürt. Für Kinder heißt das auch oft: Ich darf jetzt wieder klein sein und kann daher mehr den Erwachsenen überlassen. Natürlich lernt Ihr Kind von Gleichaltrigen auch Dinge, von denen Ihnen lieber wäre, wenn es das nicht tun würde! Schimpfwörter z.B. sind nicht immer eine wahre Freude, aber Schimpfwörter verlieren mit der Zeit ihren Reiz. Gelassenheit ist hier angesagt.

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Blöde Gurke ... 4 Konflikte im Kindergarten gehen nicht immer vom Zusammensein mit anderen Kindern aus. Es gibt auch Situationen, in denen die Kindergartenpädagogin/der Kindergartenpädagoge der Stein des Anstoßes ist. Und zwar weniger für die Kinder als für die Eltern. Die Pädagogin/der Pädagoge werden jetzt zwangsläufig wichtige Bezugspersonen für Ihr Kind. Ihr Kind wiederum verhält sich im Kindergarten anders als daheim – ganz automatisch. Die Kindergartenumgebung verlangt andere Problemlösungen.

Und die Kindergartenpädagogin/der Kindergartenpädagoge sieht vielleicht manches in der Erziehung nicht so wie Sie es sehen. Miteinander reden ... Wenn es also zu solchen Konflikten kommt – was tun? Zunächst sollten Sie auf deren fachliches Wissen und Können vertrauen und es zulassen, dass es unterschiedliche Zugänge zur Erziehung gibt. Diese Bezugspersonen lernen Ihr Kind in anderen Situationen kennen als Sie – und sehen manches daher anders. Regelmäßige Gespräche mit den Fachkräften können helfen, un-

terschiedliche Auffassungen unter einen Hut zu bringen. Sprechen Sie Ihre Ängste, Beobachtungen und Erwartungen klar aus, damit zeigen Sie Interesse und können viele Probleme bereits im Vorfeld abfangen. Keinesfalls sollten Sie etwaige Differenzen mit der Pädagogin/dem Pädagogen vor Ihrem Kind austragen, das würde es zwangsläufig verunsichern. Sollten Sie jedoch gar keine Gesprächsbasis mehr finden, und Ihr Kind leidet, dann kann ein Wechsel der Gruppe oder des Kindergartens ein neuer Anfang sein.


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Wie die Großen ... Ihr Kind ahmt in diesem Alter gerne seine Bezugspersonen bei Tätigkeiten im Alltag nach. In diesem Alter sogar liebend gern auch Aufgaben im Haushalt! Auch wenn es für Sie dadurch manchmal umständlicher wird: Das Selbstwertgefühl Ihres Kindes wird gestärkt; es übt vieles ein und hat Freude am gemeinsamen Tun, was wiederum die Beziehung zu Ihnen stärkt. Und wenn Ihr Kind eine höchst bedeutungsvolle Aufgabe übertragen bekommt (nur mit dem Kinderbesen kann man unter dem Schrank wirklich sauber aufwischen!), erledigt es diese gleich viel lieber. Mithelfen ist für Ihr Kind dann interessant, wenn es Dinge tun kann, die die Großen auch machen, wenn es damit Teil der Erwachsenenwelt wird.

Unangenehmes geht miteinander leichter ... Auch unangenehme Aufgaben wie Auf- und Wegräumen gehen leichter von der Hand, wenn sie gemeinsam erledigt werden. Solche Aufgaben sollten nicht gerade dann eingefordert werden, wenn Ihr Kind mitten im Spiel ist. Es soll die Möglichkeit haben, dieses zunächst abzuschließen und sich auf die geforderte Aufgabe einzustellen. Muss dennoch abgebrochen werden, hilft ein Vorbereiten durch ein liebevoll bestimmtes „Wir fahren/gehen weg. Du kannst noch fertig machen. Später geht´s weiter“. Übrigens: Ausspielen lassen ohne unterbrochen zu werden, fördert die Konzentrationsfähigkeit. Die Früchte können Sie im Schulalter ernten!


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Das 1x1 der Kinderernährung 6

1. Abwechslungsreiche Mischkost Eine bedarfsgerechte, vollwertige Ernährung von Kindern besteht aus einer Mischung pflanzlicher und tierischer Lebensmittel. Der größte Teil sollte dabei in Form von Kohlenhydraten wie Getreide, Kartoffeln, Gemüse und Obst aufgenommen werden. Für eine ausreichende Eiweißaufnahme sorgen sowohl tierische (Milch, Fleisch, Fisch, Eier) als auch pflanzliche Eiweißlieferanten (Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen). Eine vielseitige Ernährung ist die beste Voraussetzung dafür, dass Ihr Kind mit allen wichtigen Nährstoffen gut versorgt ist. Ernährungsgewohnheiten und Geschmackspräferenzen können gerade in den ersten Lebensjahren noch relativ leicht beeinflusst werden. Trauen Sie sich, Neues auszuprobieren und geben Sie nach dem ersten Versuch nicht gleich auf.

Kinder müssen unbekannte Lebensmittel mehrmals probieren, damit sie sie akzeptieren. Wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Ernährungserziehung ist auch das gute Vorbild der Eltern. 2. Weniger Fett und fettreiche Lebensmittel Beachten Sie, dass zahlreiche Wurstund Käsesorten, panierte und frittierte Speisen, Fertiggerichte, Fast Food, Süßes oder Knabbereien sehr fettreich sind. Zu viel Fett macht müde und begünstigt die Entstehung von Übergewicht. Bevorzugen Sie daher die mageren/fettarmen Produkte bzw. Zubereitungsarten wie Kochen, Dünsten oder Braten. Gehen Sie sparsam mit Koch- und Streichfetten um und verwenden Sie für die warme Küche hochwertige Pflanzenöle.

3. Mehr Vollkornprodukte Sie liefern wichtige Nähr- und Ballaststoffe. Vollkornbrot (auch fein gemahlen), zuckerfreies Müsli, Vollkornnudeln oder Getreide wie Hirse, Polenta oder Amaranth gehören mehrmals täglich auf den Speiseplan Ihres Kindes. Weißmehlprodukte wie Semmeln oder weißer Reis enthalten deutlich weniger Vitamine und Mineralstoffe, halten nicht solange satt und verhindern einen stabilen Blutzuckerspiegel. 4. Weniger tierisches Eiweiß Fleisch und Wurstwaren sollte Ihr Kind höchstens 2 bis 3 mal pro Woche essen. Als hochwertiger Eiweißlieferant sorgt Fisch 1 bis 2 mal in der Woche für Abwechslung.


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(alternativ: Sojaprodukte). Damit Ihr Kind ausreichend mit Kalzium versorgt ist, sollten 3 Portionen am Tag – auch verkocht z.B. im GemüseKäse-Auflauf – konsumiert werden. Vorsicht bei speziellen Kinderlebensmitteln, diese enthalten meist wenig Milch, aber viel Zucker!

5. Wasser, das wichtigste Lebensmittel Die besten Durstlöscher sind Wasser, Mineralwasser sowie ungezuckerte Kräuter- oder Früchtetees. 100 % Fruchtsäfte sollten wegen des natürlichen Zuckergehaltes mindestens 1:3 mit Wasser verdünnt werden. Im Alter von vier bis sechs Jahren benötigen Kinder knapp 1 Liter Trinkflüssigkeit am Tag. 6. Milch – unentbehrlich für Kinder Milch, Joghurt, Topfen oder Käse sind wichtig für den Knochenaufbau

7. Gemüse, Salat und Obst – 5 mal am Tag Gemüse und Obst sind wichtige Nährstofflieferanten und lassen sich vielfältig in den Speiseplan einbauen. Ob roh, gekocht, auf´s Brot, Suppe, Aufstrich, fruchtiger Shake, Obstsalat oder Kompott - da ist für jedes Kind etwas dabei. Greifen Sie bevorzugt zu regionalem, saisonalem und heimischem Obst bzw. Gemüse. 8. Süßigkeiten in Maßen und zur richtigen Zeit Bedenken Sie, dass Zucker nicht nur in Süßigkeiten, sondern auch in Getränken, Fruchtjoghurts, Marmeladen oder Ketchup enthalten ist. Auch das sind „Naschereien“. Süßes

vor den Mahlzeiten verdirbt den Appetit, deshalb besser als Dessert und maximal 1 mal am Tag. 9. Öfters kleine Mahlzeiten 3 Haupt- und 2 Zwischenmahlzeiten sorgen dafür, dass Ihr Kind den ganzen Tag über ausreichend mit Energie und Nährstoffen versorgt wird. 10. Kinder essen nicht jeden Tag gleich viel. Das ist völlig normal. Vertrauen Sie auf das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl, das bei Kindern in der Regel noch vorhanden ist. Sollte Ihr Kind an Gewicht verlieren, ist aber auf alle Fälle der Kinderarzt aufzusuchen. Mag. Karin Gmeinhart Kostenlose Ernährungs- und Diätberatung: Österreichische Gesundheitskasse, Engelbert-Weiß-Weg 10, 5021 Salzburg, Postfach 2020 Tel: 0662 8889-8125

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Wirbelwind unterwegs 8 Kinder sind wahre Energiebündel, ständig in Bewegung, unentwegt unter Strom. Selbst die ruhigsten Kinder haben Phasen, in denen sie herumtoben, dass einem schwindlig werden könnte. Bewegung ist nicht nur körperliche Tätigkeit. Das Kind lernt dabei sich selbst und seinen Körper besser kennen, und manchmal ist es auch ein Ventil für Spannungen. Darum sollten Sie Ihrem Kind möglichst viel Bewegung erlauben, diese sogar noch fördern. Alles im Alltag kann für Bewegungsspiele ge-

nutzt werden. Schnurspiele, Hüpfen auf Pflastersteinen, Fingerübungen, Laufen-Stopp-Laufen-Stopp – die Möglichkeiten sind unerschöpflich. Besonders das Nachspielen von Tieren, das Nachmachen von unterschiedlichen Situationen (Schleichen wie eine Katze, Wachsen von Bäumen) und Geschicklichkeitsparcours im Wald machen Ihrem Kind jede Menge Spaß. Hinaus in die Natur ... Wenn die Wohnung zu klein ist, um sich darin austoben zu können, ohne dabei den Ärger der Eltern heraufzubeschwören, dann nichts wie ab in die Natur! Am Spielplatz, im Wald, im Park ist genügend Möglichkeit, seine Energie loszuwerden. Schreien, rennen bis zur Erschöpfung – alles ist erlaubt. Aber nicht immer will Ihr Kind wie ein Blitz durch die Landschaft rasen. Auch mit Zeichnen, Malen und dem Sortieren von Dingen (Knöpfe, Schrauben, Besteck) kann man seine Energien sinnvoll einsetzen. Das trainiert die Feinmotorik, die Koordi-

nation, ist Vorübung fürs Zählen und Rechnen und macht Spaß. Als Eltern müssen Sie Ihr Kind nur selten zu etwas anregen – übrigens kann auch Langeweile gut und sinnvoll sein –, aber Sie sollten ihm Möglichkeiten bieten, von sich aus etwas selbst zu tun. Eigene Bilder und Ideen zu entwickeln gelingt dem Gehirn nur, wenn es nicht permanent mit Bildern überflutet wird - daher Bildschirmzeiten und Digitales beschränken und Bewegung fördern. Ihr Kind wird sich dann das aussuchen, was es gerade braucht und will. Kinder lieben es sehr, wenn Eltern immer wieder einmal beim Spielen zuschauen und Interesse und Freude zeigen, ohne sich einzumischen. Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020

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Geburtstag feiern ist lustig. Zwei Geburtstage feiern ist superlustig. Drum war es eigentlich auch ein superlustiger Tag, als wir den Geburtstag der Zwillinge Weißwohl feierten. Wir, das heißt meine Eltern und ich, waren eingeladen, und es gab ein super Fest mit jeder Menge Kuchen und Saft und Luftballons und Konfetti. Lustig war auch, dass es viele Spiele gab, wo wir kleine Preise gewinnen konnten. Wir haben dann Sesseltanz gespielt. Das ist sehr aufregend, weil alle schnell um die Kurve fetzen müssen, damit sie noch einen Sessel erwischen. Immer wenn die Musik

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aus ist, schnell, schnell zum Sessel – weil jedesmal einer weggegeben wird. Puh – ich war ganz schön gut. Bin sogar ganz bis zum Schluss gekommen. Und dann – nur noch 1 Sessel und 2 Kinder. N a t ü r li c h war ich die erste am Sessel! Leider nicht lange, weil – total unfair – schubst mich die Petra einfach runter. Da gabs ein Geschrei – weil das muss ich mir wirklich nicht gefallen lassen und dann hab ich den Sessel einfach vor lauter Wut umgeschmissen. Der Tritt hat gesessen! Rübe Petra schummelt – eine Bildgeschichte (1)

GeburtstagsParty Juhuuu !!

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Elternbrief


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Happy birthday to you Die Mama hat sich gleich eingemischt. Ich hab dann den Sessel aufheben müssen und die Petra hat sich bei mir entschuldigt. Wir haben‘s dann einfach noch einmal gemacht. Bei den nächsten Spielen ging’s eh nicht mehr ums Gewinnen. Beim Verkleiden war’s mit Petra eine richtige Gaudi. Was auch noch lustig war ... Nachher haben wir unsere Gewinne angeschaut und ein paar ausgetauscht. Das war wieder lustig, und ich habe mich mit Mama auch wieder vertragen. Und eins noch ... • Weniger ist mehr, aber ein Ablauf ist wichtig und – • Tipps für Spiele beim Kindergeburtstag vorher sammeln!

Gemeinsames Feiern in der Familie, das Fest auszurichten – das macht, wenn man auch schon die Vorbereitungen gemeinsam erledigt, allen Spaß. Für ein Geburtstagsfest gibt es schöne und sinnvolle Rituale. Kerzen auf der Torte zum Beispiel, das gemeinsame Singen, Fotos von früher ansehen. Finden Sie Rituale für den Geburtstag Ihres Kindes – sie bereichern diesen Tag ungemein. Kindergeburtstag ... Kinder brauchen keine professionellen Animateure. Besonders lustig kann ein Geburtstagsfest werden, wenn Sie sich vorher gemeinsam mit Ihrem Kind ein Thema dafür aussuchen: Piratinnen, Zirkus, Fest der Tiere. Und denken Sie daran, dass Kinder viel Fantasie haben – eine Gespens-

terburg ist beispielsweise schnell aus Kisten und Decken gebaut. Wirklich fein für Kinder ist ein geplanter Ablauf mit Kuchenessen, Geburtstagslied, gemeinsam Geschenke Auspacken, Gratulieren, Spielen und gemeinsame Jause. Es sind nicht teure Geschenke, die einen Geburtstag ausmachen – es ist die Aufmerksamkeit, die dem Geburtstagskind entgegengebracht wird, das gemeinsame Spiel, das Beisammensein. Auch für die eingeladenen Gäste sind – wenn überhaupt – kleine Preise bei Spielen völlig ausreichend. Überfordern Sie sich und Ihr Kind nicht mit der Anzahl der Gäste. Eine bewährte Regel lautet: Lade so viele Kinder ein, wie du Kerzen auf der Torte hast.


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Lob und Anerkennung Loben ist gut – ermutigen, anerkennen und sich interessieren ist besser ... Bei außergewöhnlichen Leistungen ist aufrichtiges Lob gut. Aber Vorsicht, zu viel Lob kann Ihr Kind ganz schön unter Druck setzen, denn Lob bewertet. Ihr Kind braucht mehr, um gestärkt durchs Leben zu gehen. Ermutigung hilft dem Kind zu erkennen, dass es auf dem richtigen Weg ist und dass Sie ihm zutrauen, Situationen zu meistern. („Dein Turm aus Bausteinen wackelt gar nicht. Du kannst ihn sicher noch höher bauen, wenn du möchtest.“) Anerkennung gibt Ihrem Kind die Zuversicht, auch zukünftige Herausforderungen zu bewältigen.

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Ganz wichtig ist es, die Bemühungen Ihres Kindes zu sehen und wertzuschätzen. Rückmeldungen, wie „Da hast du dich jetzt aber angestrengt.“ oder „Obwohl es schwierig war, hast du es geschafft!“, ermutigen, weiterzumachen und Neues auszuprobieren. Kinder spüren echtes Interesse. Volle Aufmerksamkeit schafft eine gute Beziehung und motiviert zu mehr. („Oh, du hast ja aus Lego ein ganzes Haus gebaut. Welcher Teil war Da stimmt doch was nicht ... (2) denn am schwierigsten?“)


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Jetzt ist es aber genug!

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Bitte vergessen Sie nicht auf die jetzt fällige, letzte Mutter-Kind-Pass-Untersuchung Vorgesehen im 58.-62. Lebensmonat Ihres Kindes Allgemeine Untersuchung

Natürlich gibt es auch genügend Situationen, in denen Sie Ihrem Kind eine Grenze setzen müssen. Manchmal müssen Sie einfach „Halt!“ rufen und unerwünschtes Handeln stoppen. Schwierig wird die Sache, wenn Ihr Kind nicht verstehen kann, warum es dieses oder jenes nicht darf, es aber trotzdem akzeptieren muss. Vergessen Sie dann wortreiche Erklärungen, komplizierte Begründungen – in den meisten Fällen ist das vergebliche

Liebesmüh'. Ein intensiver Blickkontakt, eine einfach verständliche Anweisung helfen mehr. Ihr Kind weiß dadurch: Ups, so nicht. Opa Josef beispielsweise fasst Anna an den Schultern, schaut ihr fest in die Augen und sagt: „Hör auf damit, jetzt ist Schluss!“. Dort, wo es möglich ist, beziehen Sie Ihr Kind ein. Zum Beispiel sollte es keine Diskussion über die Haube geben, wenn es kalt ist, aber: „Willst du lieber die rote Haube oder die Bommelmütze aufsetzen?“ – solche Wahlmöglichkeiten beziehen Ihr Kind in die Entscheidung mit ein und vermitteln dennoch, dass Sie selbst die Grundentscheidung treffen.

So eine Gemeinheit! (3)


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Lügen haben lange Beine Im Wohnzimmer liegt die Obstschüssel vom Couchtisch auf dem Boden. In tausend Trümmern. Und Anna kommt ganz unauffällig vom Wohnzimmer in die Küche geschlendert, der Teddybär tanzt noch in ihrer Hand. Man braucht kein Sherlock Holmes zu sein, um zu wissen, was geschehen ist. Aber auf die freundliche Frage, ob Anna wisse, was hier passiert ist, sagt sie mit Engelsmiene: „Nein!“. Lüge? Jein. Mit knapp fünf Jahren ist kein Kind eine professionelle Lüg-

nerin, ein professioneller Lügner. Andererseits – für die kleinen Notund Hilfslügen, die jeder Mensch auf dieser Welt täglich gebraucht, haben Kinder in diesem Alter bereits ein gewisses Gespür entwickelt. In unserem Beispiel könnte man die Sachlage auch so sehen: Anna hat aus ihrer Sicht nicht wirklich gelogen, denn sie hat ja nur ihren Teddy fliegen lassen. Das mit der Obstschale war nicht ihre Absicht, nur, sie kann das Malheur gerade nicht zugeben. Und als Eltern, was sollten Sie in so einem Fall tun? Bestehen Sie nicht darauf, dass Ihr Kind die Flunkerei zugibt – das bringt nichts, nullo, nada. Aber lassen Sie Ihr Kind spüren, dass Sie nicht alles wortwörtlich glauben: „Ich denke, dass es dir passiert ist und du es nicht wolltest, aber das kann vorkommen.“

Was ist wahr – was ist falsch? Die Grenzen zwischen Realität und Erfundenem sind in diesem Alter für Ihr Kind noch verwaschen. Es gibt Wahr-Wahres („Mein Papa hat ein Segelboot.“) und wahr-falsche Geschichten („Er ist damit schon neuntausend Mal um die Welt gesegelt.“). Und wenn Sie da zeigen, dass Sie nicht alles zu 100 Prozent glauben, was aus dem Mund Ihres Kindes quillt, ist das schon ok. Lob für Ehrlichkeit ... Das Eingeständnis einer „Missetat“ ist mutig und gehört anerkannt. Setzt nämlich gleich der Tadel ein, dann wird sich Ihr Kind beim nächsten Mal eine noch bessere Geschichte einfallen lassen. Sie sehen: Fingerspitzengefühl ist gefragt – aber ist das nicht immer so im Umgang mit anderen Menschen? Für ein gutes Ende sorgt auch, wer – wenn möglich gemeinsam – den Schaden behebt.

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Was sag' ich jetzt bloß? 6

Wahrhaftigkeit können und sollten Sie auch vorleben. Wenn Sie Ihrem Kind gegenüber möglichst aufrichtig sind, dann lernt es von Ihrem Beispiel. Das betrifft zum einen die Verlässlichkeit: „Mama kommt in zehn Minuten wieder“ sollten Sie auch einhalten. Versprechungen, die Sie Ihrem Kind geben, sollten Sie ebenfalls halten. Nur so erlebt das Kind Sie als eine Person, auf die es sich verlassen und der es vertrauen kann. Fragen nicht auszuweichen, sondern sich ihnen zu stellen – auch das ist ein Zeichen von Wahrhaftigkeit. Sätze wie „Dafür bist du noch zu klein“ oder „Das verstehst du noch nicht“ sollten aus Ihrem Wortschatz möglichst verbannt werden. Ihr Kind bekommt so das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Sätze wie „Das will ich für mich behalten und nicht erzählen“ sind geeigneter. Geben Sie die Frage auch einmal zurück: „Was meinst denn du?“ Stellen Sie sich auch unangenehmen Themen wie zum Beispiel Fragen über

den Tod. Für Ihr Kind ist es wichtig, auch über diese Dinge aufgeklärt zu werden. Dabei ist es für die Erwachsenen viel schwieriger als für die Kinder, über solche Themen zu reden. Nicht darüber zu reden, würde bedeuten, das eigene Kind in Unwissenheit zu lassen. Das Kind spürt dann, dass etwas nicht stimmt, kann es jedoch nicht einordnen. Das macht ihm Angst. Wenn es merkt, dass die Eltern nicht offen für ernstere Themen sind, wird sich Ihr Kind mit seinen Ängsten und Unsicherheiten möglicherweise nicht mehr an Sie wenden.

Was passiert, wenn man tot ist? ... Im Vorschulalter beginnt sich Ihr Kind für den Tod zu interessieren. „Muss ich auch sterben?“, „Musst du einmal sterben?“, „Sterben nur Erwachsene oder auch Kinder?“: Diese Fragen sind sehr ernst gemeint und sollten ganz ehrlich beantwortet werden. Ja, Kinder sterben und Eltern können auch sterben. Das ist keine schöne Vorstellung, aber zur Beruhigung können Sie dazu sagen, dass Sie selbst wahrscheinlich noch sehr lange leben, dass Kinder sehr selten sterben und die meisten Menschen ziemlich alt werden. Neben der Neugierde, Grundsätzliches über den Tod zu erfahren, ist für ein Kind sehr wichtig: Wer sorgt für mich, wenn Mama und Papa sterben? Das sollten Sie mit Ihrem Kind ruhig und sachlich besprechen – und es beruhigen, dass es immer jemanden geben wird, der auf es aufpasst.

Na warte ...! (4)


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Wenn A, dann auch B Seien wir uns ehrlich: Wenn’s mit dem Kind kracht, dann sind wir als Eltern in einer ganz passablen Position: Wir sind die Stärkeren. Und wir können dann kräftig losschimpfen und saftige Strafen austeilen. Basta.

Aber sehr gescheit ist das nicht. Weil es eben aus der Position des Stärkeren heraus geschieht und Konflikte nur unterdrückt. Nicht löst. Strafe oder Konsequenzen ... Konsequenzen müssen sein. Ihr Kind soll erfahren, was sein Handeln nach sich zieht. Konsequen-

So, das war´s dann! (5)

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zen können durchaus auch unangenehm sein – aber sie sollten einen nachvollziehbaren Bezug zur Handlung haben. „Du bist so ein blödes, ungeschicktes Kind. Jetzt gehst du auf dein Zimmer und kommst bis zum Mittagessen nicht mehr raus!“ ist eine Strafe, erniedrigt Ihr Kind und hilft in keiner Weise, das Problem für Ihr Kind begreiflich zu machen und es zu lösen. Ursache und Wirkung zusammenbringen ... Hilfreich ist oft: Tief durchatmen und überlegen: Worum geht es gerade? Und dann einen klaren Auftrag geben, z.B.: „Jetzt nimmst du Besen und Schaufel und kehrst den Schmutz wieder weg!“ Das ist eine Konsequenz und bringt Ursache und Wirkung in Verbindung. Schicken Sie eine letzte Warnung voraus – und halten Sie sich dann daran.


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Auf gutes Miteinander Elternschaft und Partnerschaft ... Gegenseitige Aufrichtigkeit – das gilt natürlich auch für die Eltern. Wie die Eltern miteinander umgehen, hat natürlich großen Einfluss auf das Familienklima. Anfangs ist es in einer Beziehung nicht wirklich schwer, zueinander ein gutes, positives Verhältnis zu haben. Wenn aber die Routine Einzug hält oder schwierige Zeiten durchlebt werden, dann ist das nicht mehr ganz so einfach. Alltagstrott – was ist das eigentlich? Nicht so sehr, dass alles immer gleich ist, sondern dass alles für selbstverständlich gehalten wird. Sie steht ohnehin jeden Tag in der Küche – fällt gar nicht mehr auf und muss nicht irgendwie lobend erwähnt werden. Er kocht seit Jahren am Wochenende,

damit sie es nicht tun muss – eine Selbstverständlichkeit. Vorsicht, Falle! Jeder Mensch braucht Anerkennung und Wertschätzung, vor allem für Dinge, die selbstverständlich scheinen! „Heiijj, danke“ – das kann einen ganzen Tag schön machen, weil es Folgewirkungen zeigt: „Oh, es ist ihm/ihr aufgefallen – das ist aber nett!“ Und wenn es dann doch einmal kracht und ein reinigendes Gewitter über die Beziehung zieht, dann gibt es ein paar Grundregeln, um zu verhindern, dass der Blitz einschlägt und einen der beiden trifft: zuhören, ausreden lassen, offen sprechen, Vorwürfe vermeiden, sich selbst nicht immer gleich beschuldigt fühlen. Und hüten Sie sich vor Verallgemeinerungen: „Immer bist du so abwesend!“ – Niemand ist immer so abwesend. „Nie hörst du mir zu!“ – Kein Mensch hört nie zu. „Alle finden, du hast dich so verändert.“ – Manche finden das si-

cher nicht. Und mischen Sie nicht alte Geschichten in aktuelle Probleme. Es ist schon schwierig genug, ein konkretes Problem gemeinsam zu lösen – mit einem Rucksack voller früherer Missverständnisse schafft man das unter Garantie nicht. Je positiver wir miteinander umgehen, desto leichter lassen sich Schwierigkeiten überwinden. Und das liegt in beider Interesse – viel mehr, als selbst als Sieger aus einer Diskussion hervorzugehen.

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Biene Maja und die Petra vertragen sich nicht! Das ist nämlich so: Ich sehe nichts lieber als die Biene Maja im Fernsehen. Ich singe immer mit, wenn ihr Lied kommt – und einige Geschichten kann ich, glaub’ ich, schon fast auswendig. Rübe Petra mag Biene Maja gar nicht. Sie zappelt dann immer vor dem Fernseher herum als wär’ ihr eine andere Biene ins Kleid geflogen. Für mich ist es aber soo spannend, dass ich es kaum aushalte. Geht sich das wirklich aus, dass der Schmetterling aus dem Spinnennetz befreit wird? Und die Musik kann einen auch ganz schön kribbelig machen.

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Zwei Mal Biene Maja schauen hat Mama uns erlaubt. Das fanden wir dann aber echt zu wenig – da gibt’s ja noch so viel, was der faule Willi und die Maja erledigen müssen. Also ich wollte das auf keinen Fall versäumen. Ich hab mir dann gleich die Fernbedienung geschnappt und wollt’ sie gar nicht mehr hergeben. Uuh … das mag Mama überhaupt nicht. Das hat sie mir dann auch ganz deutlich gesagt. Da kennt meine Mama nämlich gar nichts. Aus die Kiste und fertig! Abgemacht ist abgemacht. Obwohl’s so spannend war – naja, draußen war eigentlich eh ziemlich schönes Wetter, und mit einem Lupenbecher hat uns die Mama dann raus auf Insektenfang geschickt. Wow, diese Flügel von dem Falterling, den wir gefangen haben, die sind ja so dünn! Der ist dann gleich wieder davongezischt, und wir haben Biene Maja gespielt. Ich war die Biene Maja und Petra war – ach, das weiß ich jetzt nicht mehr. Hauptsache, es hat Spaß gemacht.

Das ist toll! Ich will das sehen!

5 BIS 5 1/4 JAHRE

Elternbrief


Elternbrief 23

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Verschwunden im Medienland

Egal, ob Smartphones, Tablets oder Fernsehen – Kinder sind von Medien fasziniert. Sie spielen damit gerne und viel – wenn man sie lässt. Herrlich, mit Figuren auf Entdeckungsreisen zu gehen, selber virtuell Rennen zu fahren oder Puzzles online zu bauen ... Manche Kinder könnten das stundenlang … – und täten das auch, wenn die Eltern nicht einschreiten würden. Fernseh- und Medienkonsum muss dosiert werden. Auch wenn 24 Stunden täglich Programm für Kinder läuft, ist es nicht ratsam, ein Kind einfach vor die Glotze, vor das Tablet, die Spielkonsole etc. zu setzen. Warum eigentlich? Langer Medienkonsum ist schädlich: für das Gehirn, für die körperlich-motorische Entwicklung, die sozial-emotionale und die Sprachentwicklung. Außerdem

fördert es sogenannte Verhaltenssüchte (Spielsucht, Kaufsucht etc.). Echte Action ... Vor allem Fernsehen ist oft eine Einbahnstraße – d.h., es kommt zwar eine Geschichte heraus, aber es passt nichts hinein. Vorgegebene Bilder machen das Gehirn passiv und denkfaul, anders als Bilder, die von Ihrem Kind beim Anhören von Geschichten fantasiert werden. Auch wenn es nicht so aussieht: Langes Fernsehen verringert die Konzentrationsfähigkeit. Ihr Kind braucht „echte Action“, es muss etwas mit den Händen gestalten, in der Natur etwas erleben, mit

anderen Kindern kreativen Austausch haben – nicht bloß konsumieren. Auch von sogenannten Lernspielen am PC oder in Form von Apps auf Smartphones oder Tablets gibt es nicht nur Positives zu berichten. Inhalte werden hier selten gelernt, eher nur, wie das Gerät bedient wird. Und Langeweile ... Ihr Kind braucht auch Langeweile, um auf neue Ideen zu kommen, um Lernerfahrungen zu machen, ohne das Gehirn permanent zu überfordern. Selber tun ist angesagt.


5 bis 5 1/4 Jahre

für das, was Kindern an dem Spiel, der Sendung gefällt.

» Über Gesehenes sprechen: Kinder

Kindgerechte Tipps: » Sperren Sie problematische Internetseiten und Fernsehkanäle für ihr Kind. Medien sind keine Babysitter ... Deshalb sind diese Medien keine Babysitter. Es mag praktisch sein, das quengelnde Kleine einfach damit ruhigzustellen, aber zu viel davon ist für Ihr Kind schädlich! Und nur weil andere Eltern das vielleicht anders sehen oder auch selbst am Tablet spielen, heißt das nicht, dass Sie Ihrem Kind das auch antun müssen. Schützen Sie daher Ihr Kind vor zweifelhaften Inhalten und vor der unglaublichen Menge an Werbung, die Kinder so automatisch mitkonsumieren. Wer unkontrolliert Schrott in die Gehirne der Kinder lässt, darf sich nicht wundern, wenn anderes dann keinen Platz mehr hat! In der Medienerziehung sind Sie als Eltern mit Ihrem Vorbild ganz klar gefordert.

» Fernseh- und Medienregeln vereinbaren: wann, wie lange (maximal eine halbe Stunde täglich) und was Ihr Kind sehen oder tun darf. Halten Sie das beide ein! Sperren Sie aktiv problematische Internetseiten und Fernsehkanäle für Ihr Kind.

» Was sind gute Kindersendungen? Hektische Schnittfolgen, dramatische Musik, zweifelhafte Handlungen (Gewalt, Verhöhnung, Ängstigendes) sind nicht geeignet. Empfohlene kindgerechte Sendungen unter www.flimmo.de.

» Fernseher und andere Medien gehören nicht in das Kinderzimmer! Der richtige Platz dafür ist ein gemeinsam genutzter Raum, wie etwa das Wohnzimmer. » Stehen Sie für Fragen Ihres Kindes zur Verfügung, interessieren Sie sich

sprechen beim Fernsehen gerne mit, werden unruhig, laufen umher – so verarbeiten sie Gesehenes auf ihre Art. Sprechen Sie über Gefühle. Wie hat sich der Hauptdarsteller in dieser Situation gefühlt? Hat er sich darüber gefreut, hat er sich gefürchtet?

» Nachrichten, Reality-Shows sowie reale Gewaltdarstellungen sind für Kinder ängstigend und gehören nicht in deren Fernsehprogramm!

» Fernsehen und Mediennutzung sind kein Mittel für Belohnung oder Strafe. Sie erhalten dadurch noch mehr Bedeutung und werden interessanter.

» Bestimmen Sie, was Ihr Kind sehen darf – überlassen Sie das nicht dem Programm. » Auch einmal abschalten! Lassen Sie den Medienkonsum nicht zum Lebensmittelpunkt werden.

» Achten Sie darauf, dass Ihr Kind genügend Freizeit für Freunde, Spiel und Bewegung hat – im echten Leben.

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Elternbrief 23

Angst vor der Angst? 4 Kinder – aber auch wir Erwachsene – haben das Bedürfnis, die Erfahrungen, die wir machen, erklären zu können. Kinder fühlen sich stark und mächtig, wenn es ihnen gelingt, sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden, sie selbst zu beeinflussen und mitzugestalten. Ihr Erfahrungsschatz und ihre Vorstellungskraft wachsen mit jedem Tag. Dann werden Wissenslücken oft mit Fantasien aufgefüllt – das kindliche Denken ist voller Magie, voll beseelter Dinge und geheimnisvoller Wesen. Angst kann man nicht ausreden ... Ausgestattet mit reicher Vorstellungskraft erschaffen Kinder Figuren und Fantasiegestalten, mit denen sie Unerklärtes und Unheimliches in eine bestimmte Form bringen. Das ist der Stoff, aus dem die Ängste sind. Als Eltern sollten Sie Ihren Kindern die

Ängste nicht ausreden wollen. Auch Mitleid hilft nicht, die gerufenen Gespenster zu vertreiben. Am besten hilft darüber reden ... Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, was es braucht und was ihm hilft, die Angst zu bewältigen. Das kann die Bestätigung sein, dass Sie es beschützen. Das kann auch ein unsichtbarer Fantasiegefährte sein, den Ihr Kind selbst erfindet und mit dem es durch dick und dünn geht. Für die Angstbewältigung gibt es kein Patentrezept. Begleiten Sie Ihr Kind, indem Sie es ernst nehmen, behutsame Fragen stellen und das Tempo seiner Problemlösung selbst bestimmen lassen. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass es nicht hilfreich ist, mit dem Kind Angst machende Dinge zu suchen. Was stärkt, sind Vorstellungen, die Sicherheit geben. Vielleicht hilft manchmal ein Mutstein oder eine Kraftsuppe. Die kreative Kraft, um Ängste zu meistern, steckt in Ihrem Kind selbst.


5 bis 5 1/4 Jahre

Rüstzeug gegen Kindesmissbrauch! das Geheimnis erzählst. Vermitteln Offenheit und kindgerechtes Darüber-Reden sind der beste Schutz. Machen Sie Ihrem Kind begreiflich, dass es das Recht hat, NEIN zu sagen. Und dass es nein sagen MUSS! Und dass Ihr Kind nicht schlecht oder böse ist, wenn so etwas passiert ist und es sich nicht dagegen wehren konnte. Niemand darf etwas tun, das dem Kind unangenehm ist. Schuld am Kindesmissbrauch hat immer der Erwachsene. Nie das Kind! Die Formen von Kindesmissbrauch sind mannigfaltig. Auch vor Menschen, die es nackt, seltsam angezogen oder in eindeutigen Posen fotografieren wollen, sollten Sie Ihr Kind warnen. Und immer wieder darauf hinweisen: Sprich mit mir darüber – es gibt nichts, was zwischen uns beiden nicht besprochen werden kann, selbst wenn man dir gesagt hat, du sollst darüber nicht sprechen, oder man dir gedroht hat, es würde etwas Schlimmes passieren, wenn du

Sie Ihrem Kind zum Beispiel, dass es gute und schlechte Geheimnisse gibt. Gute fühlen sich gut an und schlechte machen Bauchweh oder Angst, und die sollen erzählt werden. Wenn Sie den Verdacht haben, Ihr Kind könnte missbraucht worden sein, dann gibt es Stellen, an die Sie sich wenden können. Sie finden dort behutsame und sehr fachkundige Beratung und Hilfe. Nehmen Sie auch Ihr eigenes unangenehmes Gefühl ernst, auch im näheren Bekannten- und Familienkreis. „Vorbeugung“, „Signale erkennen“, „Die Rolle der Mütter und Väter“ – wesentliche Fragen zum Thema Kindesmissbrauch beantwortet die Broschüre „Jede Träne ist ein Wasserfall“ / Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Sie kann bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft bestellt werden.

Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg Gstättengasse 10, 5020 Salzburg Telefon 0662 430550 kija@salzburg.gv.at www.kija.at/sbg Kinderschutzzentrum Leonhard-v.-Keutschach-Straße 4 5020 Salzburg Telefon 0662 44911 beratung@kinderschutzzentrum.at www.kinderschutzzentrum.at

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Elternbrief 23

Spiele mit dem Feuer 6

Das Feuer. Wir Erwachsene kennen dessen Faszination. Für Kinder ist Feuer ganz besonders anziehend und interessant: Flammen, Brennen, Licht – unglaublich toll. Andererseits: Ein Feuerzeug in unbeaufsichtigter Kinderhand ist nahezu ein Garant für schweren Ärger. Irgendwo blauäugig gezündelt – Tatütata. Kinder, die sich nicht für's Zündeln interessieren, gibt es wohl nur bei den Meerjungfrauen 300 Meter unter Wasser. Für alle anderen gilt: keine Eltern, kein Feuer! Und zwar absolut kein Feuer. Riesenabsolut! Nicht einmal ein kleines Zündholz! Je mehr die Kinder unter Aufsicht der Eltern zündeln dürfen, desto weniger groß ist auch die Verlockung, es im Geheimen auszuprobieren.

Steckerlbrot am Lagerfeuer Profivariante: 1/4 kg Mehl 1/2 Teelöffel Salz 1 Pkg. Trockenhefe 1/8 l lauwarmes Wasser eventuell Brotgewürz Teig kneten und 1/4 Stunde im Warmen (neben dem Lagerfeuer) aufgehen lassen.

Kerzen – am besten auf einer nicht brennbaren Unterlage wie einem Backblech – oder Räucherstäbchen miteinander anzünden und ausblasen, Feuer machen im Ofen ... . Klar, dass Sie Feuerspender möglichst sicher verwahren sollten – geben Sie Ihrem Kind bitte nicht allzu viele Möglichkeiten, auf dumme Gedanken zu kommen. Wie wär's mit einem Ausflug zu einem Abenteuerspielplatz mit Feuerstelle?

Einfache Variante: 1/4 kg Mehl 1/2 Teelöffel Salz 1/8 l lauwarmes Wasser zu einem Teig kneten. Und so wird daraus ein Steckerlbrot: Teig ca. 1 cm dick um ein Steckerl kneten (nur am oberen Drittel, damit die Finger nicht mitbraten) und über das Feuer halten. Sobald es knusprig ist – essen!


5 bis 5 1/4 Jahre

„Kun(n)st“ mit mir ins Museum gehen? Ihr Kind interessiert sich nicht nur für Gefährliches. Kunst und Kultur sind ebenfalls angesagt. Theater und Museen bieten für Kinder eigene Ausstellungen und Aufführungen an. Machen Sie sich schlau – es gibt so viele Dinge, die man machen kann, auch schon jetzt im Vorschulalter. Nur eines: kein Zwang. Es gibt nichts Schrecklicheres, als etwas sehen oder anhören zu müssen. Was dann bleibt, ist eine schlechte Erinnerung, die in lebenslange Kulturallergie münden kann. Viele Museen haben Angebote für Kinder und Eltern, zu finden unter „Vermittlungsangebote“ auf www. salzburg.gv.at/museen oder www. salzburgermuseen.at (Termine, Museumspädagogik) bzw. unter www. museumspaedagogik.salzburg.at. Das Haus der Natur mit dem Sciencecenter ist für Kinder ebenso spannend wie kreative Angebote in den Heimat-, Orts-, Regional- und Fachmuseen im ganzen Land Salzburg.

Basteln und Werken Haben Sie auch so einen kleinen Bastler/eine kleine Bastlerin zuhause? Gratulation und Beileid! Basteln ist eine Form von Kreativität und hilft Ihrem Kind, sich zu entwickeln. Aber wo gehobelt wird, da fallen Späne, und die wenigsten Kinder können spurlos basteln. Hier ein paar Tipps für den Umgang mit den kleinen Konstrukteurinnen und Bastlern:

» Kinder brauchen einen

Regelmäßige Kinderworkshops, z.B. im MdM „Museum für Kids“, im neuen Spielzeug Museum, im Rupertinum „Miniatelier“, und die ARTgenossen vermitteln Kunst, Geschichte und Wissenschaft schon für ganz Kleine. Der Familienpass ermöglicht vielerorts ermäßigten oder freien Eintritt.

Platz, wo sie ungestört arbeiten können, ohne auf den Ordnungssinn der Erwachsenen Rücksicht nehmen zu müssen. Das kann das Kinderzimmer sein oder ein abgegrenzter Bereich im Wohnzimmer – je nachdem, was möglich ist.

» Bastelmaterial sollte abwechslungsreich und nicht teuer sein:

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Elternbrief 23

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Klorollen, Holzreste, Dosen, Karton, Korken, Papier, kleine Schachteln, Schnüre, Stoffreste, Wolle, Klebstoff, Farben – alles kann Verwendung finden. (Bei Farben und Klebstoffen achten Sie bitte darauf, dass diese nicht giftig sind!)

» Kein Als-ob-Werkzeug, das zwar wie eines aussieht, aber nicht funktioniert. Geben Sie Ihrem Kind einen richtigen Kleber und eine richtige, abgerundete Schere. Ja, Ihr Kind kann sich damit schneiden. Nein, davon geht die Welt nicht unter. Aber Ihr Kind wird dann wissen, dass es aufpassen muss.

ausgestellt. Und zwar in Kinderaugen-Höhe. Räumen Sie nichts heimlich weg, Ihr Kind hat ein Elefantengedächtnis bei Dingen, die es selbst gemacht hat.

» Für die Kunstmalerinnen und

» Sie bekommen von Ihrem Kind

Anstreicher unter unseren Kindern gilt: je jünger das Kind, desto größer das Material. Kinder brauchen dicke Stifte und große Blätter.

ein Bild geschenkt: Wertschätzung ist hier angesagt. Besonders schön, wenn es Anerkennung für ein Detail gibt, das Ihnen aufgefallen ist.

» „Verachtet mir die Meister nicht

(Interessantes Kinderprogramm auch im Spielzeugmuseum: www. spielzeugmuseum.at)

und ehrt mir ihre Kunst“: Kinderwerke gehören aufgehängt und

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 12/2019


Ich habe mich so geärgert. Aber so! Nur wegen dieser Petra, und weil sie die längeren Füße hat. Nein wirklich, das ist nämlich der einzige Grund, warum sie schneller läuft als ich. Laufen kann ICH nämlich besser, sie aber nur schneller. Außerdem kann sie nicht bis drei zählen. Und darum habe ich mich ärgern müssen. Petra war zu Besuch bei mir. Petra hat die Idee gehabt, dass wir draußen einen Wettlauf veranstalten könnten. Von der Haustür zum Kirschbaum, dann zur Sandkiste und an den Mülltonnen entlang wieder zurück.

„Auf drei geht’s los!“, habe ich gesagt und gezählt. „Eins, zwei“ – und die Petra ist tatsächlich schon bei zwei losgelaufen. „Gilt nicht, gilt nicht!“, habe ich geschrien, aber sie ist einfach gelaufen und da musste ich hinterher. Mit ihren langen Beinen war sie schneller als ich und hat dann behauptet, sie hätte gewonnen. Blöde Kuh. Das hat mich so aufgeregt!!! Ich habe gleich so weinen müssen. Nie nie nie nie nie mehr wieder mache ich mit Petra einen Wettlauf. Die soll nur schnell heimlaufen – aber nicht bei drei oder bei zwei, sondern gleich bei eins!

Die schwindelt ja!

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5 1/4 BIS 5 1/2 JAHRE

Elternbrief


Elternbrief 24

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Lauter kleine Siegerinnen und Sieger Jetzt, so ca. mit fünf Jahren, beginnt die Zeit der Wettkämpfe. So manches Spiel, das unsere Kinder sich jetzt einfallen lassen, artet zu einem Wettstreit aus. Aber nicht nur die Spiele – auch ganz normale Gespräche werden verbissen wie olympische Kämpfe geführt („Meine Eltern haben das größere Auto!“ – „Nein, meine!“). Gewinnen und verlieren ... Die Freude am Wettstreit steckt in jedem Kind. Einfach mal zu sehen, wer besser ist, seinen eigenen Wert zu finden – das macht ziemlichen Spaß. Allerdings nur, wenn man dabei gewinnt. Verlieren – ja, das ist unerträglich und kann nur zu leicht zu einem Drama werden. So wie alles andere auch muss auch Verlieren gelernt werden. Wettkämpfe müssen von Eltern nicht besonders gefördert werden. Sie passieren sowieso. Was Sie aber tun können, ist Sieg und Niederlage

zu relativieren. Manchmal ist es eben absolut egal, ob man bei etwas gewonnen oder verloren hat. Regeln machen Spiele und Wettkämpfe erst richtig interessant ... Um nicht allzu sehr das Einzelkämpfertum in den Mittelpunkt zu stellen,

sollte im Gegensatz dazu nicht auf kooperative Gruppenspiele vergessen werden. Hier dominiert das Miteinander, und es gibt keinen Verlierer. Zum Beispiel „Obstgarten“. Da geht es nicht um Sieg oder Niederlage des Ein-

zelnen, sondern es gewinnen alle, die das gemeinsame Ziel erreicht haben. Kinder machen mit diesen Spielen erste Erfahrungen in Teamarbeit. Im Alter von fünf Jahren entwickelt Ihr Kind den Ansatz eines Gerechtigkeitsverständnisses. Gerechtigkeit kann aber nur dann herrschen, wenn sich alle Mitspielenden an die Regeln halten. Regelspiele wie Fangen, Fußball, Mensch-ärgere-dich-nicht, Fang den Hut, Uno und andere trainieren das Zusammen-Spiel zwischen Menschen. Vor dem Spielbeginn vereinbarte Regeln sollten bis zum Schluss gelten, und natürlich können Sie die Regeln so festlegen, dass auch die Kleineren, Schwächeren eine Chance haben. Und: Je kürzer das Spiel, desto schneller kommt eine neue Chance aufs Gewinnen. Wer Spaß am Spiel hat, nicht müde ist und einfache Regeln verstanden hat – dem macht das Verlieren weniger aus.


5 1/4 bis 5 1/2 Jahre

Spielend lernen Spielen und Lernen haben sehr viel gemeinsam. Wer spielt, lernt, und es ist schön, wenn Lernen spielerisch geschehen kann. Und wie ist es mit den so genannten Lernspielen? Lernspiele vertiefen Erfahrungen, die bereits vorher direkt durch Begreifen und Erleben gemacht wurden. Im Lernspiel ist das Begreifen einfacher Regeln wichtiger als der tatsächliche Inhalt. Ein weiterer Schritt in der Denkentwicklung. Lernspiele sind Spiele – und nicht Unterricht. Spiele im Internet (auf Apps, am Tablet oder Handy) fördern hier eher Spielsucht als das Lernen. Schützen Sie Ihr Kind davor. Die Regeln. Kinder neigen dazu, sie selbst zu verändern, sie anzupassen. Das ist gut so, denn im Experimentieren entsteht Abwechslung, und Abwechslung erhöht die Aufmerksamkeit und fördert die Kreativität, um Lösungen zu finden. Abwechslung schützt auch vor Überforderung – denn dass Spielen vor allem Spaß machen soll, ist keine Frage.

3 Kinder erfinden oft andere Spielregeln oder funktionieren Spiele um. Da wird aus Spielkarten eine Straße oder ein Turm gebaut oder die Kinder sortieren Spielsteine nach eigenen Regeln. Das ist gut so, das belebt das Spiel. Spielen und Lernen sind in diesem Alter sehr nah beisammen. Freiwilligkeit, Aktivität, Selbstständigkeit, Fantasie, Wiederholung, Ausprobieren von Gelerntem, vereinbarte Regeln einhalten und vor allem gemeinsam Spaß haben. Übrigens: In den meisten öffentlichen Bibliotheken können Sie viele Spiele ausleihen und auch ausprobieren.

Eine Auflistung öffentlicher Bibliotheken mit Ludothek (Spieleverleih) finden Sie unter http://bibliotheken.salzburg.at/ ludotheken Spielotheken: www.spielzeugschachtel.at/ spielotheken.htm Zu den Salzburger Spieletagen, die immer Ende September stattfinden, gibt es Informatiostatt nen auf www.spielzeugschachtel.at/spieletage.htm Ludothek der Katholischen Jungschar Salzburg: Kaigasse 26, Öffnungszeiten nach Vereinbarung: Tel. 0662 8047-7580


Elternbrief 24

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Einzelkinder gar nicht so einzigartig

Sie waren früher die Ausnahmen, heute sind sie eher die Regel: Einzelkinder. Viele Kinder wachsen ohne Geschwister auf. Einzelkindern wurde früher nachgesagt, dass sie etwas schwierig seien. Klar, zumeist von Erwachsenen umgeben, sehen sie viel weniger „kindgerechte“ Verhaltensweisen als jene Kinder, die von Gleich- oder Ähnlichaltrigen umgeben sind. Einzelkind zu sein bedeutet aber nicht, einsam zu sein. Man braucht nur die Haustüre zu öffnen, und da sind sie: andere Kinder.

Kinder sind für Kinder wichtig. Punkt! Natürlich ist es ganz angenehm, wenn man im Mittelpunkt steht, wenn sich die ganze Welt um die eigene kleine Person dreht, aber nicht auf Dauer. Kinder brauchen Kinder, um sozialen Kontakt zu üben, um zu spielen, um sich im Streit und im Wettstreit zu bewähren. Freunde einladen, die dann auch einmal im Haus übernachten dürfen – das macht Spaß und kann die Geschwisterfamilie teilweise ersetzen. Mit Gleichaltrigen kann man auch jene Dinge erproben, die in diesem Alter an Wichtigkeit gewinnen: Streiten und Sich-Vertragen, Borgen, Nehmen, Leihen, Zurückgeben. Der Eigentumsbegriff, der sich gerade zu entwickeln beginnt, braucht andere, um wirklich erfahren zu werden.

Meins und Deins ... Das ist für Ihr Kind in diesem Alter noch nicht ganz so deutlich wie für Sie, und „Stehlen“ ist in diesem Alter nicht Ausdruck von Kriminalität, sondern eben von mangelndem Verständnis, was Eigentum bedeutet. Auch beim Schenken zeigt sich das. Oft wird Wertvolles einfach weiter verschenkt (auch, wenn es einem eigentlich gar nicht selbst gehört, sondern Papa oder Mama). Da ist dann Eingreifen durchaus erlaubt und sinnvoll. Kinder müssen von sich aus nicht alles herschenken können, dürfen aber selbstständig etwas herleihen, teilen und wieder haben wollen. Teilen können ist eine wichtige Eigenschaft, nur darf man sie wiederum nicht zu früh vom Kleinkind verlangen. Erst aus der Sicherheit, dass Spielsachen einem ganz alleine gehören, wächst auch die Bereitschaft zum Leihen und Teilen.


5 1/4 bis 5 1/2 Jahre

Störche? Gibt’s doch gar nicht! 5 Mit Ende des Kindergartens und mit Anfang der Schule scheint sich die Kinderwelt in zwei völlig konträre Lager zu spalten: Mädchen und Buben. Wenn irgendwann die Wirklichkeit krasser ist als alle Klischees, dann jetzt. Buben sind für Mädchen blöd und grob, Mädchen sind für Buben blöd und Heulsusen. Durch das Begreifen seines eigenen Geschlechts kommen jetzt natürlich auch unzählige Fragen auf Sie zu: „Warum haben Mädchen keinen Penis?“, „Wo kommen Kinder her?“, „Was ist schwul?“. Es sind eigentlich ganz einfache Fragen mit ganz einfachen Antworten – und diese einfachen Antworten erwartet sich Ihr Kind auch. Helfen Sie sich mit geeigneten Kinderbüchern zu diesem Thema und sprechen Sie gemeinsam darüber. Überfordern Sie Ihr Kind mit den Antworten nicht. „Schwul“ bedeutet,

dass zwei Männer sich lieb haben, miteinander leben – das reicht schon. Vorträge über die Geschichte der Homosexualität braucht es nicht, ebenso wenig wie Wertungen. Heute sprechen wir eben nicht nur von Buben und Mädchen, für manche geht’s um mehr. Wenn Sie Fragen haben oder Unsicherheit zu diesem Identitätsthema einer offenen Geschlechtszuordnung, sprechen Sie mit Fachleuten, zum Beispiel: Verein Selbstbewusst.

Auch Workshops zu diesem Thema macht der Verein Selbstbewusst. Kontakt: Strubergasse 26, 5020 Salzburg kontakt@selbstbewusst.at Telefon: 0650-2020013 www.selbstbewusst.at


Elternbrief 24

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„Das sag’ ich aber jetzt der Mama“ Mamaaaa, der Markus hat schon wieder nicht Zähne geputzt! Das kennen wir nur allzu gut, und es nervt. Regeln, die für alle gelten, werden oft zum Anlass, den anderen bei den Eltern zu verpetzen. Hier geht es aber in erster Linie um die Bestätigung, dass diese Regeln auch wirklich für alle gelten. Allerdings ist es für Kinder auch wichtig zu erfahren, dass sie sich nicht überall einmischen müssen und die Rolle eines Spitzels keine sehr angesehene ist, und dass Sie als Elternteil das nicht fördern oder belohnen werden. Etwas anders ist es bei vermeintlichen Hilferufen wie „Rübe Petra ist so blöd und nimmt mir immer alle Spielsteine weg!“. Hier ist wohl eher Streitschlichten gefragt. Ich brauche Hilfe ... Prinzipiell können und sollen Ihre Kinder Konflikte selber lösen. Manche Kinder haben noch nicht gelernt,

für sich selber einzustehen, sondern erwarten von den Erwachsenen, diesen Part zu übernehmen. Eltern als Vermittler übernehmen nicht, sondern stehen helfend zur Seite. Sie übersetzen Gefühle, helfen dem Kind herauszufinden, was es tun kann und was es braucht, damit es alleine zurechtkommt. Ihr Kind will wissen, ob Sie diese Situation, die es Ihnen schildert, auch so sehen. Wenn Sie Ihrem Kind diesen Rat oder Ihr Eingreifen ständig

abschlagen, dann wird es irgendwann überhaupt nicht mehr zu Ihnen kommen. Also, wägen Sie immer aufgrund der Geschichte, die Sie hören, ab, ob Ihre Hilfe nötig ist oder nicht. Bereits im Vorschulalter kann es vorkommen, dass Kinder gezielt und wiederholt ein anderes Kind schikanieren, „mobben“. Hier braucht es Erwachsene, die in solchen Situationen eine Wende herbeiführen. Und da ist couragiertes Hilfeholen keinesfalls unnötiges Petzen!


5 1/4 bis 5 1/2 Jahre

Auf den Kopf gestellt?!

Kinder haben Krisen. Das passiert. Das muss passieren, denn Krisen sind wie die Stufen in der Entwicklung Ihres Kindes – manchmal eben schwer zu nehmen, aber es geht nach oben. Freiwillig wird sich niemand Krisen wünschen, aber wenn sie ganz ausbleiben, geht – irgendwie – nichts weiter. Ortswechsel zum Beispiel und der damit verbundene Verlust von Freunden und Freundinnen, der Eintritt in den Kindergarten oder die Schule, die Geburt von Geschwistern, neue Bezugspersonen – all diese Situationen können als Krisen erlebt werden und lassen sich zumeist nicht einfach aus der Welt schaffen. Sie können aber Ihr Kind durch Krisen begleiten und es unterstützen. Wie? Indem Sie vor allem Zuversicht vermitteln. Ermutigen ist der beste Rückhalt, Kinder stark zu machen.

Und wenn Ihre eigene Zuversicht ins Wanken gerät, wenn Sie das Gefühl haben, die Begleitung Ihres Kindes alleine nicht zu schaffen, dann holen Sie sich Hilfe von Fachleuten. Gott sei Dank gibt es die. Kein Stein bleibt auf dem anderen ... Gerade im sechsten Lebensjahr steht Ihr Kind in einer sehr stürmischen Zeit, und in den nächsten beiden Jahren bleibt so ziemlich nichts wie es war. Ganz viele für uns banale Veränderungen – für Kinder sehr entscheidende Situationen – stehen vor der Tür und warten darauf, gemeistert zu werden. Was erlebt ein Kind in dieser Zeit? Für einen Erwachsenen würde das Gleiche in etwa so aussehen: Wenn Sie in einem Jahr alle vorderen Zähne verlieren, eine neue Ausbildung beginnen, 20 neue Leute kennenlernen und mit denen tagtäglich zusammen sind, einen neuen Chef bekommen, sich in frem-

der Umgebung und Gruppe durchsetzen müssen, umziehen, gute Freunde verlieren, täglich mit schwerer Aktentasche am Rücken in aller Herrgott’s Früh zur Arbeit pilgern und zu all dem auch noch chinesische Schriftzeichen lesen und schreiben lernen sollen ... Wie würd’s Ihnen dann gehen? Kinder sind sehr flexibel, wenn sie rechtzeitig und einfühlsam auf Veränderungen vorbereitet werden. Das gilt für ein neues Geschwisterchen oder einen bevorstehenden Umzug genauso wie für den Schulbeginn.

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Elternbrief 24

Jetzt schon an die Schule denken? 8 Alles neu ... Am Beispiel des Umzugs können Sie sehen, dass Sie helfend da sein können: Die vertrauten Freunde sind nicht mitübersiedelt, aber Sie haben mehr Übersicht, um möglichst rasch neue Kontakte knüpfen und bald einen neuen Freundeskreis aufbauen zu können. Und dann: Eine neue Wohnung bedeutet zwar auch Abschied vom lieb gewordenen, alten Kinderzimmer. Aber es kann auch Spaß machen, wenn man beim neuen seine Wünsche äußern, mitplanen, mitgestalten darf. Zuversicht heißt ja wohl, die neue Situation beim Schopf zu packen, sie kräftig zu schütteln, um zu sehen, was überraschend Neues drinsteckt. Wenn Ihr Kind das – vielleicht durch Ihre Ermutigung – geschafft hat, dann werden Sie ihm bald anmerken können, dass es einen Riesenschritt weitergekommen ist. Manchmal nicht nur eine Stufe, sondern eine ganze Stiege.

Es gibt Kinder, denen es nicht rasch genug gehen kann, in die Schule zu kommen. Aber eine notwendige Voraussetzung, um gute Leistungen erzielen zu können, ist die dafür notwendige Schulreife. Diese kann mit Hilfe von Testverfahren abgeklärt werden, wobei hier keineswegs die Begabung und Intelligenz eines Kindes überprüft werden, sondern lediglich, ob ausreichende Fähigkeiten zum Zeichnen und Schreiben vorhanden sind. Die obligate Schulreifefeststellung erfolgt zunächst in der Schule selbst – den Termin dazu erfahren Sie ebenfalls von dort. In Zweifelsfällen kann zusätzlich ein spezielles Gutachten eingeholt werden. Einen Antrag dazu muss die Schule stellen, wenn die Eltern dem zugestimmt haben.

Sollten Sie weitere Fragen dazu haben, können Sie sich gerne an die Abteilung Schulpsychologie/ Bildungsberatung des Salzburger Landesschulrates wenden. Telefon: 0662 8083-4220 helene.mainoni-humer@lsr-sbg.gv.at HR Mag. Helene Mainoni-Humer Landesreferentin, LSR, Bildungsberatung

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 12/2019


Ich bin jetzt schon bald eine Schulanfängerin. Das ist soooo cool. Wann geht es endlich los? Ich freue mich schon sehr, wenn ich dann eine Schultasche bekomme. Was es dort alles zu lernen gibt, wie das mit den Buchstaben und dem Lesen sein wird, meinen Namen probier ich schon zu schreiben ... Auf jeden Fall bekomme ich viele neue Sachen, Hefte, Stifte und tolle Sachen. Da bin ich dann echt schon groß. Bald gibts nämlich den Schnuppertag in der Schule, wo wir alle vom

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Kindergarten aus hingehen können. Da werde ich dann merken, wie die Schule riecht (drum heißt es ja Schnuppertag, oder?). Und später, haben mir Mama und Papa versprochen, gehen sie dann mit mir anmelden. Und eine Schultasche bekomme ich auch bald. Ob ich da all meine Spielsachen hineinbringe? Aber darf man Spielsachen oder Kuscheltiere eigentlich in die Schule mitnehmen? Die müssen ja auch was lernen, oder? Soooo viele Fragen. Schule gehen wird ganz schön aufregend.

Wenn das Schule macht...

5 1/2 BIS 5 3/4 JAHRE

Elternbrief


Elternbrief 25

Auf dem Weg zur Schule 2

Noch ist es nicht soweit, aber bald. Der Beginn der Schulpflicht stellt einen entscheidenden Einschnitt im Leben der Kinder und der Eltern dar. Vieles wird anders werden, auch wenn das Hinübergleiten aus dem Kindergarten in die Schule recht sanft gestaltet ist. Die Zeiten, in denen man in der ersten Klasse wie eine Statue still sitzen musste und keinen Mucks von sich geben durfte, sind vorbei.

Die Schulreife ... Vielleicht fragen Sie sich als Eltern, ob Ihr Kind schon schulreif ist. Die Schulreife lässt sich nicht mit Körpergröße oder Gewicht beschreiben. Schulreife meint das Erreichen eines bestimmten geistigen, emotionalen und sozialen Entwicklungsstandes. Wird Ihr Kind in der Lage sein, dem Unterricht zu folgen? Wird es durch das Gebotene nicht überfordert? In der Praxis zeigt sich oft, dass nicht der geistige Entwicklungsstand der Hauptgrund für den Besuch einer Vorschulklasse ist, sondern die soziale und emotionale Unreife (Verhalten in der Gruppe, Arbeitsbereitschaft, ...). Wichtige Voraussetzungen, die zur Schulreife gehören: 1. Selbstständigkeit ... Klappt es schon gut mit selbstständigem An- und Ausziehen und alleine an die eigenen Sachen zu denken? Einfache Anweisungen von Erwachsenen auszuführen und sich in neuer Umgebung zurecht zu finden, ist zum

Schulbeginn wichtig. Von der Garderobe in die Klasse finden, eigene Tasche packen, Nase putzen usw. 2. Sprachliche Ausdrucksfähigkeit ... Kann Ihr Kind sich verständlich machen, kleine Geschichten erzählen, Lieder singen, Reime erfinden: „Die Kuh sagt muh und raus bist du!“? Bildet es grammatikalisch richtige Sätze? Klappt es mit Einzahl und Mehrzahl? Gutes Sprachverständnis ist für die Kommunikation in der Schule, für das Erfassen und Verarbeiten von neuen Informationen wichtig. »


5 1/2 bis 5 3/4 Jahre

Schulpflicht 3. Aufmerksamkeit ... Wenn sich Ihr Kind über einige Zeit auf etwas konzentrieren kann, dann ist es gut. Es gibt Kinder, die sehr intelligent sind, es jedoch nicht schaffen, einen ganzen Schulvormittag mitzuarbeiten. 4. Selbstvertrauen ... Und letztlich braucht Ihr Kind Sicherheit und Selbstvertrauen. Was kommt da auf mich zu? Wer ist dort alles? Was muss ich und was darf ich dort? Mit Selbstvertrauen ist das alles leichter zu meistern. Sollten Sie Bedenken haben, ob Ihr Kind bereits die Schulreife erreicht hat, dann sprechen Sie mit der Kindergartenpädagogin, der Schulleitung, der Schulpsychologie-Bildungsberatung, Ihrem Arzt oder Ihrer Kinderärztin.

Für alle Kinder, die sich in Österreich dauernd aufhalten, besteht eine allgemeine Schulpflicht. Die allgemeine Schulpflicht beginnt mit dem auf die Vollendung des sechsten Lebensjahres folgenden 1. September. Dies bedeutet, dass alle Kinder, die spätestens am 31. August sechs Jahre alt werden, die Schule besuchen müssen. Die allgemeine Schulpflicht dauert neun Schuljahre. Wird anlässlich der Schülereinschreibung festgestellt, dass ein schulpflichtiges Kind die nötige Entwicklungsreife noch nicht besitzt, so wird das Kind in die Vorschulstufe aufgenommen. Falls am Schulstandort eine Vorschulklasse geführt wird, hat das Kind diese zu besuchen.

Wird keine Vorschulklasse geführt, so wird das Kind innerhalb der 1. Klasse nach dem Lehrplan der Vorschulstufe unterrichtet. Dieses Jahr wird in die neunjährige Schulpflicht eingerechnet. Kinder, die zwischen dem 1. September und dem 1. März des Folgejahres das sechste Lebensjahr vollenden, sind nicht schulpflichtig. Die Eltern können jedoch zum Zeitpunkt der Schülereinschreibung schriftlich das Ansuchen um vorzeitige Aufnahme in die erste Klasse der Volksschule stellen. Diese Kinder müssen schulreif sein. Das heißt, es besteht die begründete Aussicht, dass das Kind ohne körperliche oder geistige Überforderung dem Unterricht in der ersten Schulstufe folgen kann. Bei der Schülereinschreibung ist das Kind persönlich vorzustellen und, wenn es vorzeitig eingeschult wird, auch ein schulärztliches Gutachten » beizubringen.

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Stellt sich in der 1. Klasse Volksschule nach einem Beobachtungszeitraum von mindestens sechs Wochen bis spätestens Ende Dezember heraus, dass die Schulreife doch nicht gegeben ist, so wird diese vorzeitige Aufnahme widerrufen. Diese Kinder können dann die Vorschulstufe besuchen oder zu Hause bleiben. Kinder, für die ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt worden ist, können eine Sonderschule besuchen oder in eine Volksschulklasse integriert werden. Betroffene Eltern haben die Möglichkeit, sich beim Landesschulrat zu informieren. An vielen Schulen wird eine ganztägige Schulform (Nachmittagsbetreuung) angeboten. Die Betreuung erfolgt bis mindestens 16.00 Uhr.

Ab einer Kinderzahl von 15 Kindern an mindestens drei Tagen muss eine ganztägige Schulform eingerichtet werden. Für jedes einzelne Kind ist die Belegung einzelner Tage möglich. Nähere Informationen für Eltern sind im Internet unter http://bildung.salzburg.at/elterninfo zu lesen. Eltern, die sich über alternative Schulformen informieren wollen, haben die Möglichkeit, sich bei der Bildungsdirektion Salzburg (bisher Landesschulrat) zu informieren. Schulservice der Bildungsdirektion Salzburg, Mozartplatz 8, 5020 Salzburg Tel: 0662 808 1059 Mag. Dr. Birgit Heinrich Bildungsdirektion für Salzburg Fachstab/SQM


5 1/2 bis 5 3/4 Jahre

Jetzt neu: Ich will alles und zwar sofort! Werbung ist überall. Im Fernsehen, im Radio, auf Plakaten, versteckt in Fernsehsendungen, in Computerspielen und auf Tablets – überall. Werden Kinder von Werbung beeinflusst? Ja. Jeder Mensch wird von Werbung beeinflusst - und natürlich und besonders auch Kinder. Werbung weckt in Menschen Bedürfnisse, sogar solche, von denen sie bis dahin gar nichts wussten. Das ist an sich noch nichts Schlimmes. Wenn wir uns nur auf das beschränkten, was wir wirklich brauchen, gäbe es kaum Wirtschaftswachstum, keinen Wohlstand und ziemlich wenig „Kulturgeschichte der Menschheit“. Aber man kann natürlich auch der Meinung sein, dass man einen Lutscher mit Mangogeschmack und integriertem Brausepulver sowie angehängtem Trillerpfeiferl nicht wirklich braucht oder einen mutierten Heuschreck als Plastikfigur namens „Sky Ranger Super Hero Master“.

5 Man kann dieser Meinung sein, wie gesagt – und Ihr Kind kann ganz anderer Meinung sein und beides „supercool“ finden und haben wollen. Manchmal darf man auch nachgeben ... Wägen Sie das einfach ab, und entscheiden Sie danach. Hinter vielen Wünschen der Kinder steht oft ein gewisser sozialer Gruppendruck, das Bedürfnis, „in“ zu sein, etwas Besonderes zu haben und dazuzugehören. Das kennen wir doch auch. Wir müssen einen Mittelweg finden zwischen Wünsche erfüllt bekommen, sich auf Geschenke freuen und auf so manches verzichten. Stark sein heißt manchmal, nicht alles haben zu müssen. Wichtig ist es auch, mit Ihrem Kind über die Mechanismen der Werbung zu sprechen. Wie sie wirkt, was sie bezweckt und warum nicht alles Gold ist, was glänzt.


Elternbrief 25

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Jetzt geht’s ums Geld?! Na dann, gute Nacht Braucht Ihr Kind schon Taschengeld? Wenn ja, dann aber bitte in Maßen. Im Vorschulalter reicht gelegentlich ein Euro für ein Eis oder derlei, im Schulalter regelmäßig ein kleiner Betrag wie 50 Cent pro Woche, das können Sie entscheiden. Es ist wichtig, dass Ihr Kind selbst darüber entscheiden darf, was es mit dem Taschengeld macht. Es ist sein Geld, und wenn Ihr Kind es in nichts als Wundertüten investieren will, dann muss das okay sein. Würden Sie Ihrem Kind vorschreiben, wie es sein Taschengeld ausgibt, würden Sie ihm ein Stück Selbstständigkeit zuerst geben und dann wieder nehmen – und das wäre weder klug noch fair.

Wie viel Schlaf braucht eigentlich Ihr Kind? Die Antwort ist einfach: Es braucht genug davon. So um die zehn Stunden sollten es im Vorschulalter schon noch sein. Manche Kinder brauchen weniger, manche mehr Schlaf. Die wenigsten Kinder gehen aber von selbst rechtzeitig ins Bett. Also sind fixe Schlafenszeiten gefragt. Frühzeitig mit dem Schlafengehen beginnen, es zieht sich oft nach hinten sowieso und Sie brauchen ja auch noch Erholung am Abend. Kein Handy, Fernseher, Tablet über Nacht im Zimmer – die blauen Anteile des Lichts dieser Bildschirme können Schlafstörungen verursachen. Wichtig ist es, dass Sie weder jetzt noch zu Beginn des Schulalters auf die gewohnten Einschlafrituale verzichten: Ein Buch

vorlesen, vor dem Lichtausschalten miteinander reden – was immer auch Sie gemeinsam tun. In dieser Zeit eines bevorstehenden Entwicklungsschrittes (Schulalter) kann es auch sein, dass Ihr Kind wieder ein größeres Kuschelbedürfnis hat, wieder zu Ihnen ins Bett kommt, anlehnungsbedürftiger wird – sparen Sie nicht mit Ihrer Zuneigung, die kann das alles viel einfacher machen. Dazu gehört auch, dass Sie Ihr Kind noch nicht alleine in der Wohnung lassen, auch nicht abends. Eine vertraute Person sollte immer da sein, falls Ihr Kind sich fürchtet, falls es Nähe braucht. Auch wenn Ihr Kind jetzt bald in die Schule kommt: Es ist immer noch ein Kind und auf Sie angewiesen.


5 1/2 bis 5 3/4 Jahre

Wohin zieht die Erziehung?

200 dag Liebe 150 dag Selbstbewusstsein 70 dag Sicherheit 30 dag Höflichkeit 90 dag Respekt vor anderen 1 Messerspitze Gehorsam 80 dag Verantwortungsbewusstsein und 10 dag Fleiß und Anstand

Das alles gut gemischt und bei Familienhitze gebacken, ergibt nach ca. 18 Jahren das Vorzeigekind am Präsentierteller. Hoffentlich nicht angebrannt und doch gut durch, aber vor allem ohne Schaden soll es die Backform verlassen können. Schön wär's – wenn's so einfach wär'. Und vor allem die Zutaten sind auch nicht gerade gratis. Leider gibt es in der Erziehung kein Rezept, denn dann hätten wir uns 26 Briefe sparen und Ihnen die Backanleitung nach der Geburt zukommen lassen können.

Gott sei Dank gibt es kein Rezept, denn jedes Kind ist einzigartig. Und so kommt es vor allem auf die eigenen Vorstellungen an, die Sie sich zum Thema Erziehung gemacht haben und machen. Erziehen heißt nicht nur, den Alltag zu überleben, den unsere Kleinen mitunter ganz schön anstrengend werden lassen. Was ist denn Ihr „roter Faden“ in der Erziehung? Die Ziele haben sich von Generation zu Generation sehr verändert. Waren es früher noch häufig Anpassung, Gehorsam und Bescheidenheit, so denken heute viele Eltern vor allem an mehr Selbstbewusstsein. Daneben sind Selbstständigkeit und Verständnis für andere die am häufigsten genannten Erziehungsziele. Hinter vielen Erziehungszielen stehen persönliche Werte, die viele unserer Handlungen – manchmal auch unbewusst – beeinflussen. Einige Werte haben auch uns bei der Er-

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Elternbrief 25

Spezialbriefe auf Bestellung 8

stellung der Elternbriefe begleitet. Wie zum Beispiel der respektvolle Umgang mit Kindern, Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber sowie das Einüben von sozialen Spielregeln in einer Demokratie. Bei all diesen Zielen und Werten ist das eigene Vorleben sicherlich die effektivste Erziehungsmethode und zu Ihrer Beruhigung – der Weg ist hier schon ein Ziel. Denn das Ergebnis können wir niemals mit Gewissheit planen. Die Persönlichkeit jedes einzelnen Kindes ist der Grundstein, auf dem ein selbstbewusster, liebes- und arbeitsfähiger Mensch heranwächst. Dazu gehört nicht zuletzt auch die liebevolle Begleitung durch Sie als Mutter oder Vater, wenn Misserfolge und Niederlagen eingesteckt werden müssen. Die Fehler bringen uns genauso weiter wie die Erfolge. Ermutigung ist hier oft ein Zauberwort.

Auch für die nächste Generation wird ein Punkt ganz wichtig sein: die Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen und trotzdem teamfähig zu bleiben. Mit der Flut an Informationen und Desinformationen umgehen zu lernen und selbstbewusst genug zu sein, auch einmal „Nein“ zu sagen. Wichtig besonders, wenn Kinder erleben, dass sehr viel Zuwendung und Aufmerksamkeit der Erwachsenen dem Handy und den Medien gewidmet wird. Diese Zuwendungszeit geht den Kindern verloren und sie erleben tagtäglich, was ihrem Umfeld wichtiger ist. Schalten Sie bewusst ab und wenden Sie sich zu. Das gibt Orientierung und Geborgenheit – beides gute Voraussetzungen für einen geglückten Start ins Abenteuer Leben. DSA Mag. Brigitte Singer Salzburger Bildungswerk Elternbildung Redaktionsleitung Elternbriefe

„Religiöse Erziehung“: • Gottesbild • Beten und Meditieren mit dem Kind • Feste und Feiern „Das zweite Kind“: • Neue Rollenaufteilung • Worauf achten? „Der verborgene Schatz“: • Unser Kind hat eine Behinderung • Betroffene Eltern erzählen „Trennung“: • Vater und Mutter bleiben trotz Trennung Bestellung online: http://elternbriefe.salzburg.at/spezialbriefe, oder Sie wenden sich an die unten angeführte Adresse: Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 12/2019


Ich kann es schon nicht mehr erwarten, so sehr freu’ ich mich auf die Schule – und sie beginnt erst im Herbst. Und jetzt ist noch nicht einmal Sommer. Aber ich brauche endlich eine Schultasche. Und Buntstifte extra für die Schule. Und ganz wichtig einen Spitzer. Und Papa muss ganz dringend das alles mit mir einkaufen. Ich freue mich auf die Schule. Kindergarten ist ja ganz lustig, und wir machen viele tolle Sachen, aber hier war ich jetzt schon so lange. Ich, Anna, ich bin schon groß und ich will in die Schule. Wie lange ist es noch bis Herbst? Ich spiele oft schon Schule, mit dem Kindergarten waren wir sogar schon

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dort. Lesen und Schreiben will ich auch schon lernen. ANNA kann ich schon lesen und schreiben. Also, wie viele Tage noch? Von mir aus kann’s losgehen.

Schule, ich komme

5 3/4 BIS 6 JAHRE

Elternbrief


Elternbrief 26

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Freude ist der beste Lehrer Sie sind so süß, die Kleinen, wenn sie mit Schultasche und Schultüte aufgeputzt zum ersten Schultag ausrücken. Sie haben dann so etwas wie ganz bedeutende Wichtigkeit im Gesicht, eine Mischung aus Aufregung und Neugier, was da wohl kommen mag. Das Schulalter verändert vieles im Leben einer Familie. Es werden neue Herausforderungen auftauchen, die es bisher nicht gab. Wieder ein großer Schritt in der Entwicklung. Vor der Schule braucht sich niemand zu fürchten. Die Kinder nicht. Die Eltern nicht. „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“ – Unsinn. Jetzt hilft es Ihrem Kind, dass es im Kindergarten gelernt hat, in einer Gruppe zurechtzukommen, Aufgaben zu verstehen und auch fertig zu machen. Trauen Sie Ihrem Kind das zu!

Am meisten helfen Sie ihm, wenn Sie sich miteinander auf die Schule freuen. Ein eigener Arbeitsplatz für das Schulkind ... Ab der Schulzeit braucht Ihr Kind zuhause natürlich auch einen eigenen Arbeitsplatz. Ideal wäre ein Platz, der wirklich nur Ihrem Kind gehört, wo es ungestört von Fernsehen oder der täglichen Familienhektik seine Aufgaben machen kann. Ein paar eigene Fächer für Ablagen sind praktisch. Falls dafür neue Möbel angeschafft werden, sollten Sie darauf achten, dass sie höhenverstellbar sind und mitwachsen können. Für die, die’s ganz genau wissen wollen: Kinder sind verschieden, die einen brauchen mehr Bewegung, andere weniger. Schreiben und ruhig sitzen ist für viele Kinder sehr anstrengend. Teilen Sie die Aufgaben in überschau-


5 3/4 bis 6 Jahre

Auch Eltern müssen lernen bare Portionen ein. Pausen und Bewegung dazwischen sind oft hilfreich. Und wenn Ihr Kind partout seine Aufgabe am abgeräumten Esstisch machen will, dann ist das auch OK. Hauptsache, Ihr Kind hat Freude beim Arbeiten und fühlt sich wohl und unterstützt. Neues kann auch verunsichern ... Ein Neubeginn ist nicht nur spannend und schön, sondern auch aufregend und verunsichernd. Manche Schulkinder spüren diesen Übergang besonders stark, durchleben Stimmungsschwankungen, wollen wieder kleiner sein und trauen sich Altbekanntes aus dem Alltag nicht mehr zu. Entwicklung braucht oft einen Schritt in die Sicherheit des behüteten Kleinseins zurück, um dann einen Riesenschritt nach vorne zu schaffen.

In die Schule gehen Sie, sinnbildlich gesprochen, mit. Denn auch Sie als Eltern müssen jetzt umlernen. Stunden können kurzfristig ausfallen – für solche Fälle sollten Sie immer einen „Notfallplan“ für die plötzlich notwendig gewordene Betreuung Ihres Sprösslings zur Hand haben. Normalerweise sollten Hausübungen nicht länger als eine halbe Stunde dauern. Darüber hinaus ist es günstig, mit Ihrem Kind in lustbetonter Weise täglich, dem Lernfortschritt entsprechend, ein paar Zeilen gemeinsam zu lesen. Zeit für Spiel und Spaß ... Für die Entfaltung der Kreativität, aber auch für die Entspannung ist das selbst gewählte Spiel mit Freunden nach wie vor sehr wichtig. Dafür sollten Sie genügend Zeit lassen. Verplanen Sie daher die Nachmittage Ihres Kindes nicht zu sehr.

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Elternbrief 26

Schulweg leicht gemacht 4 Sie können viel dazu beitragen, Ihr Kind für den Schulweg fit zu machen. Kinder können den Straßenverkehr noch nicht wirklich einschätzen. Der Schulweg und das Verhalten dabei müssen also sorgsam trainiert werden – immer mit dem Ziel vor Augen, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu fördern. Den Schulweg gemeinsam üben ... Üben Sie den künftigen Weg zur Schule mit Ihrem Kind schon vor dem ersten Schultag. Mehrmals. Man kann es nie mehrmals genug machen. Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste. Entscheiden Sie sich immer für den sichersten. Einsteigen und Aussteigen aus dem Bus, das Verhalten an Haltestellen – das alles sollten Sie mit Ihrem Kind üben. Ebenso wichtig ist es, das Überqueren der Straße zu lernen. Links, rechts, noch einmal links geschaut – dann erst gehen, wenn die Autos stehen bleiben oder wenn die Straße frei ist.

In den ersten Schultagen und -wochen nehmen Sie sich bitte unbedingt Zeit, Ihr Kind zu begleiten bzw. begleiten zu lassen. Bis sich Sicherheit am Schulweg eingespielt hat, ist das notwendig. Das klingt zwar übervorsichtig, aber Verkehrserziehung ist überlebenswichtig. Gegen ein Fahrzeug hat ein Kind keine Chance. Punkt. Auch die Kleidung spielt in der Verkehrssicherheit eine große Rolle. Helle Kleidung, reflektierendes Material machen Ihr Kind sichtbarer. Und wer gesehen wird, wird nicht übersehen! Zu Fuß ist besser, als mit dem Auto. Der Schulweg bietet viele Möglichkeiten, Freundschaften zu knüpfen, sich kleine Sorgen von der Seele zu reden und ein bisschen „auszulüften“. Beim Transport von Kindern im Auto muss für jedes Kind ein eigener, passender Kindersitz vorhanden sein. Achten Sie auf die richtige Sitzhöhe und auf das Prüfzeichen auf dem Kindersitz.


5 3/4 bis 6 Jahre

Nachmittagsbetreuung

Der Zahnwechsel 5

Auskünfte zur Schulkindbetreuung am Nachmittag erhalten Sie für die Stadt Salzburg beim Schulamt, 0662 8072-3471, für das Land Salzburg in Ihrer Gemeinde oder bei Forum Familie, Flachgau 0664 8284238, Tennengau 0664 8565527, Pongau 0664 8284180, Pinzgau 0664 8284179, Lungau 0664 8284237.

Die Wichtigkeit der Zahnpflege vom ersten Milchzahn an wurde bereits im Elternbrief 10 dargestellt. Im sechsten Lebensjahr jedoch ist, von den Eltern oft unbemerkt, hinter dem letzten Milchbackenzahn der erste bleibende Zahn herausgewachsen. Gleichzeitig beginnt der Zahnwechsel mit dem Verlust der Schneidezähne. Während des Zahnwechsels sind die Zähne besonders anfällig für Karies, und auch die Bereitschaft der Kinder, die Zähne zu putzen, ist in dieser Phase oft nur gering. Regelmäßige gute Zahnpflege mit einer fluoridhältigen Zahnpasta und gesunde, zuckerarme Ernährung sowie regelmäßige Kontrollbesuche beim

Vertrauenszahnarzt ermöglichen ein gesundes Gebisswachstum. In der Zeit des Zahnwechsels werden die Weichen für die weitere Entwicklung der Zähne Ihres Kindes gestellt. Das Augenmerk richtet sich neben der Kariesvorbeugung auch auf die Zahnstellung. Bereits nachdem die oberen zwei Schneidezähne gewechselt haben, kann, wenn alle vier gewechselt haben, sollte eine kieferorthopädische Kontrolle stattfinden. Dr. Astrid Keidel-Liepold Prophylaxereferentin der Landeszahnärztekammer Salzburg


Elternbrief 26

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Was war, bleibt gut Behalten Sie die kleinen Rituale, die sich in der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind ergeben haben, auch jetzt weiterhin bei. Sie geben Ihrem Kind und auch Ihnen Sicherheit. Gemeinsames Frühstück: super. Vor dem Einschlafen noch immer eine Geschichte vorlesen, auch dann, wenn Ihr Kind selbst lesen kann: voll in Ordnung. Ein neues Ritual kann auch sein, die Schultasche herzurichten, die Jause für den nächsten Tag zu planen und das Gewand auszusuchen. Der nächste Morgen beginnt dann viel entspannter. Behalten Sie einfach die Vertrautheit, die sich zwischen Ihnen durch diese Rituale aufgebaut hat, bei. Sie und Ihr Kind werden das mögen.


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Das ist mein gutes Recht Kinder haben, wie jeder Mensch, Rechte. Das sagt uns das Herz, das sagt uns der Verstand. Das sagt uns aber auch das Gesetz. Die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen wurde von Österreich 1992 ratifiziert und ist seit 1.1.2005 in der Salzburger Landesverfassung verankert. Seit 2011 stehen einzelne Artikel auch in der Bundesverfassung. Damit sind wir alle auch vor dem Gesetz verpflichtet, Kindern und Jugendlichen diese Grundrechte zu garantieren. Kinder und Jugendliche haben das Recht auf Grundversorgung, Schutz und Mitbestimmung. Sie haben unter anderem das Recht - bei der Geburt einen Namen und eine Staatsbürgerschaft zu bekommen; - von ihren Eltern gut betreut, versorgt und geschützt zu werden; - mit beiden Eltern Kontakt zu haben, auch wenn diese getrennt leben; - auf Schulbildung und individuelle Förderung;

- auf medizinische Versorgung; - auf Integration in Gesellschaft, Schule und Berufswelt bei Behinderung oder anderer Benachteiligung; - auf besonderen Schutz, wenn sie aus dem Ausland kommen und unbegleitete Flüchtlinge sind; - auf Familienzusammenführung; - auf Respekt ihrer Kultur, Sprache und Religion; - auf Spiel und Freizeitgestaltung in einer kinderfreundlichen Umgebung; - auf kindgerechte Informationen aus aller Welt durch alle zur Verfügung stehenden Medien. Kinder haben auch das Recht auf Schutz - vor physischer, psychischer und sexueller Gewalt und Vernachlässigung; - vor Diskriminierung wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Religionszugehörigkeit usw.; - vor schädlichen Informationen durch die Medien; - vor Verletzung ihrer Privatsphäre beispielsweise durch das unerlaubte Lesen von Briefen oder Tagebüchern.

Kinder haben das Recht, dass ihre Meinung gehört und bei Entscheidungen einbezogen wird: - in der Familie oder im sonstigen Lebensumfeld; - in der Schule oder am Arbeitsplatz; - bei Ämtern, Behörden oder vor Gericht; - bei Entscheidungen und Projekten, die Kinder und Jugendliche betreffen, insbesondere auf Gemeindeebene. Und wir Erwachsene haben die Pflicht, unsere Entscheidungen im Hinblick auf das Kindeswohl zu treffen. Es liegt an uns, die Buchstaben des Gesetzes mit Leben zu erfüllen. Weitere Informationen zu Kinderrechten unter: www.kinderhabenrechte.at oder Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg: Tel: 0662 430550 www.kija-sbg.at kija@salzburg.gv.at www.facebook.com/kijasalzburg

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Elternbrief 26 Gut geschützt gegen Sucht

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Kinder bekommen sehr viel mit, das sie davor schützt, süchtig zu werden, wenn sie erleben, - dass ihre Gefühle respektiert, - ihre Leistungen anerkannt und - ihre Gedanken ernst genommen werden, wenn sie erfahren, - dass ihnen zugehört wird und - dass sie geliebt werden, wenn sie lernen, - mit Bedürfnissen und Wünschen, aber auch mit Enttäuschungen umzugehen, - dass und wie sich Konflikte lösen lassen, - nein zu sagen – auch gegen den Gruppendruck. Und noch etwas: Kinder beobachten – und das gut und gerne. Liebe Eltern, was tun Sie beispielsweise, wenn es Ihnen nicht so gut geht? Flüchten Sie dann immer? Zum Fernseher, in virtuelle Welten (Internet), ins Glücksspiel? Oder greifen Sie dann zu Tabletten oder Alkohol? Suchen Sie dann Trost in Schokolade oder anderen Süßigkeiten? Oder lernt Ihr Kind von Ihnen einen bunten Strauß an Möglichkeiten, wie

26 Elternbriefe lang ... man mit Schwierigkeiten im Leben umgeht? Und dass es manchmal gut und schnell gelingt, wieder Fuß zu fassen, und dass es manchmal so seine Zeit braucht …? Welchen Umgang mit den Suchtmitteln Koffein, Alkohol und Nikotin sowie mit dem Smartphone lernen die Kinder von Ihnen? Erwachsene sind Vorbilder, Orientierungshilfen für Kinder – ganz besonders natürlich Sie als Eltern. Kinder brauchen Vorbilder, um gut gegen Sucht geschützt zu sein. Und Kinder brauchen Selbstbewusstsein. Dass Kinder diese „Ich-Stärke“, dieses gesunde Selbstvertrauen entwickeln, ist das Grundanliegen der Elternbriefe. Die vielen Tipps in unseren 26 Elternbriefen sind davon getragen.

Sechs Jahre haben Sie nun von uns erfahren, wie man dieses oder jenes sehen oder machen kann. Wenn Sie Lust haben, dann lassen Sie uns bitte wissen, wie Sie die Dinge sehen. Wir freuen uns über Anregungen, Kritik und Lob. Schreiben Sie uns! Alles Gute und viel Glück auf dem weiteren Weg! Ihr Elternbriefe-Team Weiterführende Informationen zu Erziehungsthemen und Elternbildungsveranstaltungen finden Sie unter: www.eltern-bildung.at

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


Elternbrief spezial

Aus dem Tagebuch von Annas Mutter Ein Glück kommt selten allein. Ich spüre es: Wie es sich in meinem Bauch bewegt. Wie es hin und wieder strampelt, sich auf die Seite dreht. Dann ist es wieder still. Mein zweites Kind ist unterwegs. Und obwohl das alles nun nicht mehr neu ist, ist es dennoch aufregend wie beim ersten Mal. Vielleicht sogar noch aufregender, denn ich weiß jetzt, wie sich das alles entwickeln kann, was noch vor mir liegt. Ich gehe auf einem Weg, den ich schon gegangen bin und der doch wieder ganz anders sein wird. Mit unserem ersten

Kind haben wir die Freuden und Mühen der Elternschaft schon erlebt, wir fühlen uns jetzt wohl etwas besser vorbereitet. Ich könnte auch nicht sagen, dass wir in der Erziehung schon Routine haben (das wird man wohl nie bekommen) – aber etwas mehr Sicherheit. Wir haben unserer Erstgeborenen, Anna, vor einer Woche gesagt, dass unsere Familie Zuwachs bekommen wird. Bislang war sie der Mittelpunkt der Familie, alles drehte sich um sie. Wir fragen uns, wie wird Anna mit der neuen Situation umgehen, wenn ihr Geschwisterchen einmal da ist? Ich habe begonnen, mit ihr Bilderbücher anzuschauen, in denen die Geschichte „Ein Geschwisterchen kommt!“ erzählt wird. Gerne schauen wir uns Annas eigene Babyfotos an und reden darüber, wie es war, als sie noch so klein war.

ZWEITES KIND

Ein Glück kommt selten allein


Elternbrief spezial

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Anna freut sich, wenn sie die Hand auf meinen Bauch legen darf und manchmal das Baby strampeln fühlen kann. Ich denke dabei immer wieder, ob es uns gelingen wird, unsere Liebe und Aufmerksamkeit zwischen zwei Kindern zu teilen. Haben wir genug für beide? Wird sich nicht in vielen Situationen eines der beiden Kinder zurückgesetzt fühlen? Und kann es mir sogar passieren, dass ich tatsächlich ein Kind lieber habe als das andere? Ich spreche mit meinem Mann häufig über diese Fragen – und nicht nur mit ihm. Eine Freundin, die selber drei Kinder hat, konnte mich etwas beru-

higen: Viele dieser Fragen hat sie sich ebenfalls gestellt – und als das zweite und später dann das dritte Kind da war, hat sie bemerkt, dass sich viele dieser Fragen in der Wirklichkeit gar nicht stellen. Natürlich, hat sie gemeint, hatte sie manchmal dieses oder jenes ihrer Kinder lieber – aus welchen Gründen auch immer –, aber jedes der Geschwister hat sich die Aufmerksamkeit geholt, die es brauchte.


Zweites Kind

Rivalen unter einem Dach In dieser Stadt ist nur Platz für einen von uns, Gringo! Rivalität, die auch in so manchem Western ihren Ausdruck findet, macht auch vor Geschwistern nicht Halt. Denn schließlich dringt das neue Geschwisterchen in das „angestammte Revier“ des Alteingesessenen ein. Kinder können ganz schön eifersüchtig sein – und leben dies auf oft unkontrollierte Art und in unterschiedlicher Stärke, je nach Charakter des Kindes, aus. Vertrauen Sie auf Ihr Kind, dass es sich darauf einstellen kann. Aus drei werden vier, jeder muss Platz machen – alle in der Familie müssen sich daran gewöhnen und den eigenen Platz neu finden. Kinder reagieren verschieden ... Es gibt Kinder, die eher still leiden, die sich mit der Ankunft des zweiten Kindes mehr und mehr in sich zurückziehen und die seelischen Konflikte nach innen tragen. Manche Kinder werden offen aggressiv gegen den neuen Bruder oder die neue Schwester. Andere sind besonders fürsorglich

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Elternbrief spezial

4 und hilfsbereit und versuchen so, ihre Eifersucht in den Griff zu bekommen. Kommt es zu aggressiven Verhaltensweisen, erschrecken die älteren Kinder meist selbst darüber. Sie als Eltern müssen wissen, dass Ihr Kind weder „schlimm“ noch „böse“ ist, sondern dass es sich dabei um eine ganz normale, zutiefst menschliche Reaktion auf den vermeintlichen Verlust an Liebe handelt. Ihr Kind fühlt sich einfach bedrängt, zurückgesetzt, vernachlässigt – ganz egal, wie wenig das mit der Realität zu tun haben mag. Es ist schlicht und ergreifend oft verzweifelt und mit der neuen Situation überfordert. Es geht daher nicht darum, das Kind zu strafen, wohl aber darum, klare Grenzen zu setzen und dem Kind klar zu machen, dass die Eifersucht sein darf, dass es aber trotzdem das Baby zum Beispiel nicht hauen, kratzen und beißen oder gar mitsamt dem Kinderwagen umwerfen darf.

Wenn Sie sich vor Augen halten, dass Ihr Kind unglücklich und nicht bösartig ist, dann können Sie mit seiner Eifersucht auch wesentlich besser umgehen. Eifersucht ... Die ersten Eifersuchtsreaktionen richten sich sehr oft gegen die Mutter. Es wird alles unternommen, um mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung zu gewinnen. Dazu gehört zum Beispiel auch, selbst wieder babyhaftes Verhalten anzunehmen. Plötzlich will das ältere Kind vielleicht wieder gewickelt werden, das Fläschchen bekommen oder im Wagerl fahren. Appelle an Alter und Vernunft helfen da wenig. Andererseits hat auch das große Kind Anspruch auf ungestörten Spielraum, wo aufgebaute Spielsachen nicht sofort dem Forscherdrang des kleinen Geschwisterkindes zum Opfer fallen. Es muss nicht immer nachgeben, nur weil es älter und „klüger“ ist.

Beratung bei Problemen: Elternberatung, Frühe Hilfen Gstättengasse 10 5020 Salzburg Terminvereinbarung: Telefon: 0662 8042-2887 www.salzburg.gv.at/elternberatung-sbg Pepp - Elternberatung Verein für Eltern und Kinder im Bundesland Salzburg Kitzsteinhornstraße 45 5700 Zell am See Telefon: 06542 56531 www.pepp.at


Zweites Kind

Das Gleichgewicht der Liebe 5 Natürlich braucht das jüngere Kind mehr Aufmerksamkeit und mehr Pflege als das ältere, das ja schon einiges an Eigenständigkeit entwickelt hat. Stillen, wickeln, getragen werden, die Welt vertraut machen: Das sind andere Formen der Zuwendung, als sie das ältere Kind braucht. Trauen Sie Ihrem Kind zu, warten zu können. Je klarer Sie das als Mutter für sich halten, desto selbstverständlicher wird es im gemeinsamen Umgang. Wichtig ist nur, dass es Zeiten gibt, in denen Sie sich ganz dem älteren Kind widmen – Momente der ungeteilten Aufmerksamkeit: Jetzt kann ich dir zuhören, jetzt kann ich dir helfen, jetzt bin ich bei dir. Wenn die Sicherheit da ist, dass es diese Aufmerksamkeit immer wieder gibt, braucht Ihr Kind nicht in Konkurrenz zu treten. Vaterliebe ... Die älteren Geschwister wenden sich nach der Neuankunft eines Babys oft verstärkt dem Vater zu, weil die Mut-

ter meist mit dem Kleinen mehr beschäftigt ist. Der Vater ist hier wichtig und kann dadurch die Beziehung zu seinem ersten Kind vertiefen. Es macht die Erfahrung, dass Nähe auch mit jemand Drittem möglich ist und sich sicher anfühlt. Das stärkt Kinder in dieser Situation. Genauso wichtig ist es, dass die Mutter hin und wieder

etwas mit dem älteren Kind alleine unternimmt und ihm so zu verstehen gibt, dass es nach wie vor seinen Platz bei der Mutter hat. Auch das Einbinden in die Pflege und Fürsorge für das neue Geschwisterchen hilft. Helfen lassen, mitkuscheln lassen – das alles gibt das Gefühl, dazuzugehören, ein Teil von allem zu sein.


Elternbrief spezial

Die glänzende Seite der Medaille 6 Die Ankunft eines Geschwisterchens bedeutet für die Eltern und das erste Kind eine große Veränderung. Das geht einher mit der notwendigen Verabschiedung von einem Zustand, der nicht mehr gegeben ist: Die innige Zweierbeziehung hat sich verändert. Das Bedauern darüber, dass etwas vorbei ist, ist für das ältere Kind wichtig und notwendig. Liebe meint nicht nur kümmern ... Wenn es Sie belastet, dass Ihr erstes Kind nicht mehr Ihre ganze Aufmerksamkeit bekommen kann, so könnte ein Gedanke helfen: Liebe ist unabhängig davon da, wie oft Sie Ihr Kind wickeln, stillen, herumtragen, an- und ausziehen müssen. Ihr größeres Kind bekommt anderes Essen, andere Kleider, Spiele etc. Die Liebe in Ihrem Herzen hat mit der Form der Versorgung nichts zu tun. Wenn sich die Eltern sicher sind, dass sich das Mögen nicht verändert hat, und das

Bewusstsein bleibt, dass beide Kinder in ihrer Unterschiedlichkeit geliebt werden, so spürt das Kind das und kann viel besser akzeptieren, dass es weniger Raum bekommt. Mehr Freiraum ... Dafür bekommt das erste Kind durch das zweite auch die Chance auf etwas mehr Freiraum – und das wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger. Nicht mehr ständig begluckt, kontrolliert und überwacht zu werden – das kann durchaus auch eine Entlastung für Ihr Kind sein. Und später einmal, wenn der „Rivale“ aus dem Babyalter raus ist, dann tun sich ja glänzende Perspektiven auf: Da ist jemand, mit dem man spielen und dem man Dinge beibringen kann – ein Bruder oder eine Schwester halt. Und rückblickend sind wir, so wir in dieser Lage waren, doch eigentlich alle recht froh, dass wir einen liebenswert lästigen, gemeinen und tröstenden, überhebli-


Zweites Kind

Zum Glück klappt es besser als gedacht

chen und hilfsbereiten, schrecklichen und umarmungswürdigen Begleiter auf unserem Lebensweg hatten. Aber Achtung! Was Sie aber aufmerksam beobachten sollten: Fällt die Geburt des Babys mit dem Start Ihres älteren Kindes in einer Kindergruppe oder in einem Kindergarten zeitlich zusammen, kann das zusätzliche Turbulenzen in dessen Gefühlsleben bringen. Gehen Sie behutsam mit dieser Situation um und sprechen Sie mit der pädagogischen Fachkraft darüber.

Zwei Kinder – doppelte Arbeit, doppelte Sorgen? Atmen Sie auf und durch – so schlimm ist es nicht. Gut ist, dass die menschliche Natur es so eingerichtet hat, dass wir uns auf neue Gegebenheiten einstellen und uns anpassen. Sie haben mehr Erfahrung und reagieren auf viele Dinge wesentlich gelassener als beim ersten Kind. Die Elternrolle haben Sie sich schon „erarbeitet“ und sind hineingewachsen in die gemeinsame Familie. Die Umstellung vom Beruf zu Ihrer Aufgabe als Mutter wurde schon erprobt. Die Wohnung ist schon kindgerecht, das soziale Umfeld hat sich der neuen Familiensituation schon angepasst. Auch Sie als Paar haben jetzt Erfahrung mit dem Elternsein.

Jemand Neuer ... Es ist für alle eine Herausforderung, die aber mit ein paar Regeln gut bewältigbar ist. Geschwister sind nicht nur ideale Spielpartner – Eifersucht ist immer ein Thema. Es macht Sinn, die Regel einzuführen, dass ein Kind gefragt wird, ob das andere mitspielen darf. Ein Nein muss erlaubt sein. Kommt ein Ja, so kann man sich sicher sein, dass es auch klappt. Bei Streitigkeiten sollten Sie nicht die Richterrolle einnehmen, sondern die Vermittlerrolle. Wenn sich Mama oder Papa auf eine Seite schlagen, ist das für die Geschwisterbeziehung nicht sehr förderlich. Meist gibt es nämlich zwei Schuldige. Wenn ein Kind schlägt, ist es oft Notwehr und es weiß sich nicht anders zu helfen.

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Elternbrief spezial

8 In der Regel heißt beginnender Streit, dass es jetzt für beide nach einer Spielphase zu anstrengend ist und jeder etwas anderes machen möchte. Mit klaren Regeln kann sich die Eifersucht bald legen und an ihre Stelle tritt Interesse und geschwisterliche Zuneigung. Verbündete unter dem selben Dach sind manchmal sehr hilfreich ... Geschwister geben sich gegenseitig Geborgenheit und so etwas wie Heimat in der doch manchmal sehr verwirrenden Erwachsenenwelt. Sie finden jemanden, der ihre Sprache spricht, der ihre Gefühlswelt vielleicht besser teilt als Erwachsene. Gerade das jüngere Kind bindet sich sehr schnell an das ältere: Es freut sich, wenn es seinen Bruder oder seine Schwester sieht, lässt sich von ihm/ihr trösten und ist traurig, wenn er oder sie nicht da ist. Oft hören jüngere Geschwister sogar eher auf den Rat der älteren als auf

jenen von Vater oder Mutter. Geschwister erziehen sich gegenseitig – und das oft viel konsequenter als Erwachsene. Auch die Streitereien zwischen ihnen haben etwas Gutes. Der Wettstreit untereinander spornt zu eigenen, besseren Leistungen an – Konfliktbewältigung wird spielerisch erlernt, ebenso wie Lösungs- und Kontrollmöglichkeiten für Aggressionen. Natürlich werden Sie hin und wieder schlichtend eingreifen müssen – aber untereinander wird einfach fürs spätere Leben gelernt und geprobt. Auch später, wenn die Kinder größer sind, sind sie einander in der Regel gegenseitig Stütze. Ältere Geschwister nehmen dann auch schon einmal die jüngeren gegen ihrer Meinung nach ungerechtfertigte Angriffe der Eltern in Schutz. Geschwisterliche Beziehungen sind – bei allen hin und wieder auftauchenden Schwierigkeiten – ein Ruhepol im stürmischen Gewässer

des Erwachsenwerdens. Sie sind die Familienbande, die uns begleiten, auch wenn es Herausforderungen wie Trauer durch Tod in der Familie zu bewältigen gilt. Erinnerungen an gemeinsame Kinderstreiche sorgen für Gesprächsstoff bei Familientreffen, die mit vielen Mitgliedern eindeutig lebendiger ausfallen als nur zu dritt!

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


Elternbrief spezial

Unser Kind hat eine Beeinträchtigung „Wenn wir – Eltern eines beeinträchtigten Kindes – hier in wenigen Zeilen bereit sind, unsere Erfahrungen weiterzugeben, so wissen wir, dass in jeder Familie und bei jedem Kind die Situation anders ist. Es gibt verschiedenste Formen von Entwicklungsbeeinträchtigungen sowie unterschiedliche familiäre Situationen wie Alleinerziehende oder Familien mit mehreren behinderten Kindern. Diese Worte haben dann ihr Ziel erreicht, wenn Sie beim Lesen spüren, dass Sie nicht alleine sind. Es gibt viele Eltern, die ähnliche Situationen durchlebt haben und auch gerade jetzt durchleben – so wie Sie. Und es gibt Menschen, die Sie begleiten können – wenn Sie es wollen.

Wie so viele andere haben wir uns auf die Geburt unseres Kindes sehr gefreut. Manchmal hatten wir natürlich auch ein wenig Angst. Wird alles gut gehen? Unser Kind! In unseren Gesprächen und Träumen sahen wir es

schon heranwachsen – mit all unseren Wünschen und Hoffnungen. Dann war die Geburt überstanden – alles schien gut. Doch wir merkten, dass sich die Hebammen und Ärzte nicht so wirklich mitfreuten. Wir waren verwirrt, als wir hörten, dass mit unserem Kind ‚irgendetwas nicht in Ordnung sei‛. Es traf uns wie ein Keulenschlag, als feststand, dass unser Kind beeinträchtigt ist. Mit einem Mal ging durch unsere Welt ein Riss – wir mit unserem Kind und unserem Schmerz auf der einen und die anderen Menschen auf der anderen Seite. Dazu stellten wir uns immer wieder Fragen wie: Wer ist schuld? Warum trifft es ausgerechnet uns?“

KIND MIT BEEINTRÄCHTIGUNG

Der verborgene Schatz


Elternbrief spezial

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Die Beeinträchtigung eines Kindes trifft Eltern meist völlig unvorbereitet. Sie müssen mit einer Situation zurechtkommen, für die sie mit ihren bisherigen Lebenserfahrungen, Vorstellungen und Fähigkeiten nicht gerüstet sind. Menschen reagieren unterschiedlich auf tiefen Schmerz. Wie immer diese Reaktionen auch aussehen mögen (Rückzug ins Alleinsein, Beziehungsabbrüche, Erstarren, Depression, Wut, Neid, Beschuldigungen, Flucht in verstärktes berufliches Engagement usw.), sie alle haben einen grundlegenden Sinn: sich zu schützen, bis man wieder handlungsfähig wird. Erst langsam findet man einen Weg, sich auf das Neue und Unbekannte einzustellen. Aber nicht nur viele Eltern, sondern auch so manche Freunde und Verwandte stehen dieser geänderten Situation hilflos gegenüber. Deren Hilflosigkeit kann von den Eltern in ihrer Verletztheit als Abwendung und Zurückweisung missverstanden werden.


Kind mit Beeinträchtigung

„In diesem Zusammenhang war es für uns nicht einfach, miteinander über unsere Sorgen und Ängste zu sprechen. Viele Fragen wie ‚Stehen wir das gemeinsam durch?‛, ‚Wird mein Mann/meine Frau zu mir und unserem Kind halten?‛ lähmten uns. Wir wollten einander durch offene Gespräche auch nicht wehtun. Heute wissen wir, wie notwendig es ist, Gefühle ernst zu nehmen und miteinander zu teilen. Wir haben uns in dieser Zeit besser kennen gelernt und entdeckten bei uns Stärken und Fähigkeiten, mit denen wir gar nicht gerechnet hatten. Sehr geholfen hat uns später der Kontakt mit anderen betroffenen Eltern. Es tat gut, mit Menschen zusammenzukommen, die wie wir durch ein großes Schicksal aus der oberflächlichen ‚Normalität‛ hinausgeschleudert worden waren. Wir erkannten, dass wir unseren eigenständigen Weg finden müssen – dass es keine Patentrezepte gibt und dass wir die Verantwortung nicht abgeben wollen.“

Auch die Verwandten, Freunde und Fachleute sind gefordert. Die Eltern brauchen Menschen, die ihnen zuhören und sie ernst nehmen; die ihnen zutrauen, selbst die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie brauchen nicht jemand, der ihnen die Verantwortung abnimmt, sie entmündigt oder mit „guten Ratschlägen“ überschüttet. Sie brauchen vor allem jemanden, der ihnen Zeit lässt.

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Elternbrief spezial

Die Entwicklung unseres Kindes 4

„Anfänglich haben wir keine Möglichkeit der Therapie ausgelassen – wahrscheinlich auch deshalb, weil wir die Tatsache der Beeinträchtigung nicht wahrhaben wollten. Wir hatten Angst, etwas unwiederbringlich zu versäumen. Erst mit der Zeit lernten wir zu unterscheiden, was hilfreich und notwendig oder zu viel des Guten ist. Es gelang uns, von ‚Co-Therapeuten‛ wieder zu Eltern zu werden. Durch die Beeinträchtigung unseres Kindes stellte sich für uns auch die Frage, wie wir unser Kind erziehen sollen. Dürfen wir überhaupt Grenzen setzen und diese einfordern, dürfen wir uns über unser Kind auch manchmal ärgern, dürfen wir es ‚normal‛ behandeln? Erst allmählich haben wir es uns erlauben können, zu ihm genau so ehrlich und konsequent zu sein, wie zu seinen Geschwistern. Wären wir zu ihm immer so nachgiebig geblieben, wie wir es anfangs waren, wäre im Laufe der Jahre aus unserem Kind wohl ein kleiner Tyrann geworden.“

Oft ist es lange nicht klar, wie die Entwicklung des Kindes tatsächlich verlaufen wird. Das bringt zusätzliche Verunsicherung, die gerne in Überaktivität umgesetzt wird. Einerseits ist es wichtig, durch gezielte Frühförderung die Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes auszuschöpfen. Andererseits hat sich aber auch gezeigt, dass Kinder mit einer Beeinträchtigung ebenso wie so genannte Risikokinder

vor allem Liebe, Geduld, Konsequenz und Zeit benötigen. Sie werden sehen, dass Sie in Ihrem gemeinsamen Leben Ihr Kind immer besser kennenlernen. Sie werden Entscheidungen über Therapievorschläge mit zunehmender Sicherheit treffen und vor allem auch Ihre eigene Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit besser einschätzen können.


Kind mit Beeinträchtigung

Die Geschwister „Wir haben mit unseren anderen Kindern darüber gesprochen, wie es für sie damals war. Sie haben uns gesagt, wie gut es ihnen getan hat, wenn wir ehrlich auf ihre ausgesprochenen und unausgesprochenen Fragen eingegangen sind. Sie haben verstanden, dass das beeinträchtigte Kind mehr Zeit braucht. Zum Ausgleich war es für sie wichtig, dass wir uns zwar seltener, aber dafür umso verlässlicher ausschließlich für sie Zeit genommen haben. In dem Maße, wie wir zur Beeinträchtigung zu stehen gelernt haben, war das auch für unsere anderen Kinder möglich.“ Es hat sich gezeigt, dass ein offenes Gespräch zwischen den Eltern und den Geschwistern über die Beeinträchtigung des Bruders oder der Schwester hilfreich und notwendig ist. Es fällt vielen Eltern natürlich trotzdem schwer. Der Grund dafür ist, dass sie selbst erst die Beeinträchtigung verkraften müssen, bevor sie offen darüber sprechen können.

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Wenn dann die Geschwister noch Fragen über die Auswirkung der Beeinträchtigung in der Zukunft stellen, sind Eltern meist ratlos, weil auch die Fachleute diesbezüglich keine klaren Aussagen machen können. Eltern helfen den Geschwistern nicht, wenn sie sie „schonen“ und die Beeinträchtigung verheimlichen oder verharmlosend umschreiben. Ehrliche Gespräche, bei denen Sie die eigenen Unsicherheiten offen ausdrücken und manchmal auch die Geschwister um Rat fragen können, sind befreiend. Kindern fallen durch ihren unkomplizierten Zugang oft überraschende Lösungen ein – auch in Erziehungsfragen, die das beeinträchtigte Geschwister betreffen.


Elternbrief spezial

Unser eigenes Leben 6 „Im ersten Schmerz suchten wir nach Schuldigen: Aus welcher Familie kommt die Beeinträchtigung? Wer hat etwas falsch gemacht? Ist es eine Strafe? Dabei haben wir uns auch gegenseitig offen oder versteckt verletzt. Aus diesem Teufelskreis haben uns Gespräche mit kompetenten Außenstehenden befreit. Mit der Zeit kamen wir darauf, dass es niemandem nützt, wenn wir uns ‚aufopfern‛ und uns dabei kaputt machen. Erst nach der ersten Erschöpfung wurde es uns bewusst, dass wir nicht nur geben können, sondern auch auftanken müssen. Wir haben erkannt: Auch für das beeinträchtigte Kind ist weniger Zeit mit zufriedenen Eltern wertvoller als viel Zeit mit ausgelaugten und lebensmüden Eltern.“ Bezüglich der gar nicht so seltenen Frage „Aus welcher Familie kommt das alles?“ ist zu erwähnen, dass nur ein verschwindend kleiner Teil der

Beeinträchtigungen (ca. 5 %) genetisch bedingt ist, 95 % haben andere und teilweise unbekannte Ursachen. Auch können Schuldgefühle (z.B. wegen einer vorhergegangenen Abtreibung) sehr belasten und den Blick dafür verstellen, was das Kind braucht. Die größte Gefahr bei großen und lange andauernden Aufgaben ist das „Ausbrennen“. Wenn man sich über seine Kräfte hinaus anstrengt – und das passiert schnell, wenn es um das Wohl des eigenen Kindes geht – zeigen sich nach einiger Zeit die ersten Symptome: schlechter Schlaf, die Gedanken kreisen immer um

das gleiche Thema, man kann sich nicht mehr freuen, die Beziehungen werden nicht mehr als Abwechslung und Erholung erlebt, sondern eher als Last. Diese Entwicklung kann im weiteren Verlauf dazu führen, dass es nur mehr einen Wunsch gibt: ungestörte Ruhe zu haben – oder gar: nicht mehr leben zu wollen. Aus diesem Teufelskreis kommt man alleine kaum mehr heraus. Spätestens jetzt ist es notwendig, über den eigenen Schatten zu springen und fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen (psychotherapeutische und ärztliche Unterstützung).


Kind mit Beeinträchtigung

Der verborgene Schatz 7 „Allmählich haben wir wieder zur Lebensfreude zurückgefunden. Wir fanden Mut und Zeit, mit unseren Freunden wieder etwas zu unternehmen und durften feststellen, dass viele von ihnen uns zuhören konnten, ohne dass wir ihnen zur Last fielen.

denen unser Kind weniger konnte als andere Kinder. Wir begannen auch, den verborgenen Reichtum zu entdecken, wie die unverfälschte Offenheit und den ehrlichen Ausdruck von Gefühlen. Vor allem haben wir erkannt, wie gerne unser Kind lebt!

Es war natürlich nicht immer leicht für uns, die Kinder unserer Freunde zu erleben. Es war aber auch eine große Freude für uns zu sehen, wie unkompliziert und ungeniert die Kinder aufeinander zugingen und miteinander spielten.

Unser Leben hat sich sehr verändert. Es wurde sicher anstrengender, aber auch sinnerfüllter und reicher als zuvor – wie eben bei vielen, die Großes bewältigt haben!“

Auch heute noch tut uns die Beeinträchtigung unseres Kindes immer wieder weh. Aber wir verbringen gemeinsam auch viele schöne und freudige Stunden. Es ist für uns wie ein verborgener Schatz, dessen Wert wir langsam entdecken. Mit der Zeit waren wir in der Lage, mit Staunen über die Bereiche hinauszublicken, in


Elternbrief spezial

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Adressen • Familienberatung der Lebenshilfe, Landesgeschäftsstelle Tel: 0662 458296 famberat@lebenshilfe-salzburg.at Die Frühförderung und Familienbegleitung der Lebenshilfe Salzburg versteht sich als präventives Angebot für ganzheitliche Entwicklungsförderung des Kindes. Sie bietet weiters Beratung und Begleitung für Eltern in Erziehungsfragen. Das Angebot (Geschwistertreffen, Ambulatorium, Kindergarten) kann von Familien kostenfrei in Anspruch genommen werden. • Selbsthilfe Salzburg – Informationen über Selbsthilfegruppen bekommen Sie im Haus der ÖGK Salzburg DV, Engelbert-Weiß-Weg 10, 5021 Salzburg, Ebene 01/Zi 128 Tel: 05 0766-171800 office@selbsthilfe-salzburg.at

• Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Neuropädiatrie und EEG-Ambulanz, Tel: 05 7255-26222 • Informationsstelle für Psychotherapie Salzburg, Landesverband Psychotherapie: Tel: 0662 8238-25 slp@psychotherapie.at (Verzeichnis der Psychotherapeutinnen und -therapeuten)

• FIDS: Fachbereich Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik der Bildungsdirektion Salzburg, Infos für den Schulbereich. Tel: 0662 8083-1058

• Institut für Heilpädagogik Tel: 0662 433091 • Integration im Kindergarten: Land Salzburg, Referat Kinderbetreuung, Elementarpädagogik, Familien Tel: 0662 8042-2319 oder Mobiltelefon: 0664 8284129

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at

• SIS Soziale Initiative Salzburg, Familienberatung bmfj, mail@soziale-initiative.net, Tel: 0699-10109259

Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


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Religiöse Erziehung

Wir freuen uns, dass Sie den Elternbrief Religion bestellt haben. Viele Eltern – auch viele von denen, die nicht regelmäßig am kirchlichen Leben teilnehmen – wollen ihrer Tochter oder ihrem Sohn mitgeben, dass sie an etwas glauben können, dass es mehr gibt als die sichtbare und begreifbare Welt. Viele Eltern sind zugleich unsicher, wie sie ihr Kind christlich erziehen sollen. Christliche Erziehung ist nicht ein „Sonderbereich“ der Erziehung am Sonntag, sondern hat viel mit der Lebenseinstellung, die Sie weitergeben, zu tun. Dieser Elternbrief ist ein christlichökumenischer Brief, der Sie bei diesen Gedanken begleiten möchte.

RELIGION

Liebe Mütter, liebe Väter!


Elternbrief spezial

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Warum mein Kind christlich erziehen?

Christliche Erziehung dient dazu, Erfahrung und Kenntnis zu erwerben, um zu einem eigenen, gereiften Glauben zu finden. Wir gehen davon aus, dass der Glaube sich – wie der Mensch – ein Leben lang entwickelt und verändert. Sie als Eltern können einen guten Boden für diese Entwicklung schaffen, wenn Sie Ihrem Kind das nötige Vertrauen in die Menschen, eine lebensbejahende Grundeinstellung und die Fähigkeit, zu Mitmenschen und Mitwelt gelingende Beziehungen aufzubauen, mitgeben. Das ist der fruchtbare Boden, auf dem Gebete, biblische Geschichten und sonntäglicher Gottesdienst zu einer guten Beziehung auch zur Kirche führen können. In der Taufe erbitten Sie den Segen Gottes für Ihr Kind und

lassen es Teil der Kirche werden. Bei der Firmung bzw. Konfirmation kann Ihr Kind dann selbst Ihre Entscheidung bekräftigen – oder auch nicht. Viele Eltern werden durch ihr Kind auch auf ihre eigene Lebensgeschichte und das Religiöse darin verwiesen, werden erinnert an erste Kirchenbesuche, an gemeinsame Gebete in der Familie, ihr kindliches Bild von Gott und wie sich dieses verändert hat, an die Religionslehrerin/den Religionslehrer in der Volksschule. Wenn Sie sich mit der christlichen Erziehung Ihrer Tochter/Ihres Sohnes auseinandersetzen, leisten Sie auch ein Stück „Erinnerungsarbeit“: Vielleicht haben Sie sehr gute Erin-

nerungen, vielleicht aber auch sehr schlechte Erfahrungen mit christlicher Erziehung. Durch eigene Kinder werden die eigenen Fragen nochmals angestoßen. Manches wollen Sie anders oder besser machen, als Sie es in Ihrer Familie erlebt haben. Vielleicht ist es gut, darüber mit Ihrem Partner/ Ihrer Partnerin oder anderen Müttern und Vätern zu sprechen, etwa über folgende Fragen: - Was von dem, was ich in meiner Kindheit erlebt habe, möchte ich auch meinem Kind ermöglichen? - Was soll ihr/ihm erspart bleiben? - Was habe ich als gut und wichtig erfahren und möchte es deshalb meinem Kind ermöglichen?


Religion

Kindertaufe 3

Die Taufe bringt die Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche zum Ausdruck, aber auch und vor allem Gottes Ja zu Ihrem Kind: Diesen ganz speziellen, kleinen Menschen nimmt Gott in seine Hände und schützt ihn mit seinem Segen. Viele Eltern betonen in der Erziehung die Freiheit ihres Kindes und fragen sich deshalb auch, ob das Kind nicht später selbst entscheiden sollte, ob es in die Kirche aufgenommen werden will. Einige Meinungen dazu: • Meine Tochter soll religiös nicht bevormundet werden, deshalb keine Taufe. • Mein Sohn soll eine christliche Gemeinschaft erfahren, damit er später eine Entscheidungsgrundlage hat.

• Kirche und Glaube sind ein so wichtiger Teil unseres Lebens, dass wir unsere Tochter hier mit hineinnehmen wollen. • Für meinen Sohn erhoffe ich mir Schutz durch Gott und deshalb lasse ich ihn taufen. • Ich will die Geburt unserer Tochter feiern, und die Taufe ist ein schöner Rahmen dafür.


Elternbrief spezial

Ist Gott groß? Gottesbilder von Kindern 4 Wenn wir eine Beziehung zu Gott haben, brauchen wir ein Bild von Gott, wollen uns Gott vorstellen. Manche stellen sich Gott als vertrauenswürdigen und gütigen alten Mann vor, andere als liebende junge Mutter, wieder andere sehen Gott in Farben oder Symbolen. So verschieden die Gottesbilder bei Erwachsenen sind, so verschieden sind sie auch bei Kindern. In den ersten Lebensjahren verbindet das Kind die Erfahrungen von Nähe, Geborgenheit und Vertrauen als Gefühle mit Gott. Später, wenn das Kind laufen lernt, ist Gott für manche Kinder einer, der alles sieht, und manche malen ihn daher mit einer großen Brille oder großen Augen. Gott wird später von den Kindern sehr groß und mächtig dargestellt, aber auch als fürsorgender Begleiter auf dem Weg in die Welt. Gott sollte neben dem, der aufpasst, dass die Leute nichts Böses tun, auch als ein

Gott dargestellt werden, der über die fantasievollen Initiativen der Kinder verständnisvoll lächelt. Gegen Ende der Kindergartenzeit will das Kind nicht nur Initiative entfalten, sondern auch das Richtige tun. Der Vergleich mit anderen wird wichtiger: Kann es mithalten oder wird es nicht akzeptiert? Gott wird nicht mehr allmächtig gesehen, sondern sehr irdisch – die Errungenschaften des Kindes (Schuhe binden, nicht allein sein) werden auch Gott zugesprochen, und das Kind malt Gott vielleicht mit riesigen Füßen und Schuhen. Oder als einen Menschen mit einem großen Kopf – weil Gott ebenso viele gute Ideen hat, wie das Kind selbst. Sie können Ihrem Kind bei der Entfaltung des Gottesbildes helfen – wenn Sie von Gott sprechen, der nachsichtig ist, der die Menschen mag, der die Menschen begleitet, der die wunderbare Welt geschaffen hat, in der wir leben ...


Religion

Schön, dass es dich gibt! Feste und Feiern 5 Feste und Feiern sind wichtige HochZeiten in unserem Leben – Geburtstag (in nicht-reformierten Kirchen auch der Namenstag), der Hochzeitstag oder auch die kirchlichen Feste, die – früher mehr als heute – den Jahreskreis prägen. Feste teilen unsere Tage in bestimmte Zeiten ein, bilden einen Rhythmus, der sich jedes Jahr wiederholt. Geburtstag. Das grundlegende Angenommensein und die Freude über unser Dasein feiern wir an diesem Tag. Diese Freude drücken wir in Geschenken, Briefen, Karten oder Anrufen aus, und darin, dass wir uns füreinander Zeit nehmen. Vielleicht zünden Sie am Geburtstag die Taufkerze Ihres Kindes an, betrachten die wachsende Anzahl der Kerzen auf der Geburtstagstorte und schauen gemeinsam die Fotos von der Geburt bis heute an. Manche Eltern

gestalten anschließend an den Geburtstag ein „Geburtstagsbuch“, in dem Fotos und Glückwunschkarten gesammelt werden. Advent und Weihnachten. Advent ist für die Christinnen und Christen die Zeit des Wartens und der Besinnung, des Innehaltens. Diese Zeit ist voll von Symbolen und bedeutenden Personen: Hl. Martin, Hl. Nikolaus, Hl. Lucia, der Adventkranz, das Kekse-Backen – sinnliche Gestalten und Anlässe, sich zuhause gemeinsam vorzubereiten und die Kinder aktiv mittun zu lassen, wie beim gemeinsamen Binden des Adventkranzes oder beim gemeinsamen Abendgebet um den Adventkranz. Ein guter Begleiter kann ein Adventkalender sein, der für jeden Tag eine kleine Geschichte oder eine Anregung zum gemeinsamen Tun enthält. Oder Sie basteln nach und nach eine Krippe, die am Heiligen Abend fertig gestellt wird.


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Das Christkind – Fantasiegestalt? Lüge der Eltern und herbe Enttäuschung? Kinder lieben Symbolgestalten wie das Christkind, Engel, den Nikolaus – und es ist gut, ihnen diese zu lassen. Wer von den heute Erwachsenen hat nicht in der Kindheit einen Brief ans Christkind geschrieben – und war enttäuscht, als sie/er entdeckte, dass die Eltern die Geschenke kaufen? Ein Vater meint: „Weihnachten feiern wir so wie die Geburtstage unserer Söhne. Jeder Geburtstag ist besonders gestaltet, es gibt ein kleines Fest und Geschenke. Unsere Buben verstehen, dass wir den Geburtstag von Jesus feiern und singen gemeinsam ‚Happy birthday, Jesus!‘“ Eine Mutter sagt dazu: „Mir ist wichtig, meiner Tochter die Gestalten der christlichen Tradition zu erklären, ohne Lügen zu verbreiten, die nur mit

herben Enttäuschungen rückgängig gemacht werden können. So erzähle ich beispielsweise die Legenden vom Bischof Nikolaus. Wenn meine Tochter die vielen ‚Nikoläuse‘ um den 6. Dezember sieht, sage ich ihr, diese sind ‚nachgespielt‘. Für meine Tochter bleibt auch ein nachgespielter Nikolaus ein wirklicher Nikolaus – so wie sie auch den Kasperl als lebendig und wirksam erlebt, obwohl sie ihn nach dem Theater als leblose Handpuppe herumliegen sieht.“ Ostern ist wohl eines der wichtigsten Feste im christlichen Jahreskreis. Auch wenn das Suchen nach Osternest und Ostereiern in der Bibel nicht vorkommt, ist es doch das erste, mit dem Kinder bei diesem besonderen Fest in Kontakt kommen. Christen glauben an ein Leben nach dem Tod, und das ist auch eine gute Gelegenheit,

Kinder an diesen Inhalt heranzuführen. In vielen Gemeinden finden am Karfreitag eine eigene Kinderliturgie statt.


Religion

Lieber Gott, mach mich fromm? Beten mit Kindern

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Wiederkehrende Verhaltensweisen, Worte und Gesten gibt es in allen Familien, und wenn diese regelmäßig geschehen, werden sie zu Ritualen, es entstehen feste Formen zur Begrüßung oder Verabschiedung und für vieles, was wir täglich tun. Abendgebet. Die ersten gemeinsamen Rituale finden Eltern und Kinder beim Einschlafen: die gleichen Bewegungen, Gesten und Worte werden beim Ins-Bett-Bringen verwendet. Bis zum Alter von fünf bis sechs Jahren sind Übergangsrituale wichtig, die Vertrauen und Nähe symbolisieren, wenn die Eltern nicht da sind. So ein Übergangsritual kann ein Teddy sein, das Erzählen oder Vorlesen, gemeinsam singen oder auch das Abendgebet: spontane Worte und Rückblick darauf, was an diesem Tag geschehen ist oder vorgeformte Gebete.

Gott, du hast heute mich bewacht, beschütz´ mich auch in dieser Nacht. Du wachst für alle, Groß und Klein, drum schlaf´ ich ohne Sorgen ein. (Egbert Haug-Zapp) Der Tag hat mir gefallen. Du hast ihn schön gemacht. Nun schenke mir und allen bitte eine gute Nacht. (Friedrich Johannsen)

Größere Kinder haben es auch gern, wenn man sich manchmal vor dem Einschlafen dafür Zeit nimmt, den Tag nochmals zu bedenken.


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Tischgebet. Das gemeinsame Essen ist in vielen Familien kaum mehr möglich – und doch ein wichtiger Ort der Gemeinschaft. Freude über das Dasein der Familie und Dank dafür, dass wir täglich satt werden, können wir im Tischgebet zum Ausdruck bringen. Auf einen „rituellen“ Beginn des gemeinsamen Essens können Kinder sich schon mit gut einem Jahr einlassen – einfache Verse eignen sich dazu und dass sich alle an der Hand nehmen. Solche Verse können sein: Gott, von dem wir alles haben, wir danken dir für deine Gaben. Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, o Gott, von dir! Dank sei dir dafür. (Friedrich Johannsen)

Größere Kinder „erinnern“ die Eltern manchmal schon an das gemeinsame Tischgebet und können auch selbst kurze Dankgebete frei formulieren. Manche Eltern haben auch gute Erfahrungen mit einem „Gebetswürfel“ gemacht, auf dem sich verschiedene Tischgebete finden: Am Beginn des Essens wird das Gebet „erwürfelt“. Stille-Übungen mit Kindern. Neben dem Gebet mit Worten oder im Singen gibt es im Christentum eine lange Tradition des wortlosen Gebetes. Eine kurze Zeit der Stille ist schon mit Kindern ab drei bis fünf Jahren möglich, allerdings auf die Art und Weise der Kinder: ganz konkret und anschaulich. In diesem Alter kann das Kind seine Gefühle von denen anderer unterscheiden und in kurzen Momenten auf Gefühlsregungen, Körpererfahrungen, Wünsche, Ge-

danken und Vorstellungen, die aus seinem Inneren kommen, achten. Sie können mit Ihrem Kind vor dem Essen eine kurze Zeit der Stille halten und im Schweigen auf Geräusche und Düfte aus der Küche achten. Auch ein Spaziergang kann sich gut für eine kurze gemeinsame Stille eignen – im Wald stehen bleiben und hören, was da ist – einen großen Baum bewundern, den Himmel, ...


Religion

Geschichten von Sara und Jesus Bibel für Kinder? Die Bibel ist eigentlich ein Buch von Erwachsenen für Er wachsene. Viele Texte sind auch für Erwachsene nur schwer zu verstehen. Doch viele Erzählungen aus der Bibel möchten wir auch unseren Kindern nicht vorenthalten. Der erste Zugang dazu können Bibelbilderbücher sein, die Eltern und Kinder gemeinsam betrachten. Bis zu einem Alter von sieben oder acht Jahren sind einzelne Geschichten aus der Bibel am sinnvollsten. Die Bebilderung soll deutlich und klar sein, es soll in einer einfachen, anschaulichen Weise erzählt werden und Raum für's eigene Nachdenken und Deuten lassen. Einige Kinderbibeln finden Sie im Kasten auf der nächsten Seite.

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Elternbrief spezial

Hilfreiche Literatur für Eltern 10

Zur christlichen Erziehung allgemein: • Kinder nicht um Gott betrügen. Warum religiöse Erziehung so wichtig ist, Albert Biesinger, Herder, 2019 • Mit Kindern kommt Gott ins Haus. Wie religiöse Erziehung gelingt, Christiane Bundschuh-Schramm, Schwabenverlag, 2011 • Wurzeln und Flügel. Wie spirituelle Erziehung für das Leben stärkt, Anton Bucher, Patmos, 2007 • Große Kraft in kleinen Dingen. Spiritualität im Zusammenleben mit Kindern, Helmut Tschöpe, Sigrid Tschöpe-Scheffler, Patmos, 2012 Anregungen zu Gebet und Stille: • Du machst mich froh. Kindergebete für jeden Tag, Stephan Sigg, Verena Körting, Gabriel-Verlag, 2015 • Du bist bei mir. Mit Gott durch den Tag. Kindergebete, Marianne Rössner, Gertraud Höslinger, Barbara Steinrück, Rachel van Kooij und Birgit Antoni, Tyrolia, 2015 – schon für die Allerkleinsten

Zum Umgang mit Kinderfragen: • Wie ist es so im Himmel? Kinder fragen nach Gott und der Welt, Margot Käßmann, Herder, 2016 • Gott ist wie Himbeereis. Simone Jörger, Fariba Gholizadeh, Patmos, 2019 – schon für die Allerkleinsten • Wie ist das mit den Religionen? Kinderfragen über Weltreligionen, Karlo Meyer, GABRIEL Verlag, 2018, ab 8 Jahren • Gibt es ein Leben nach dem Tod? Kinder fragen - Forscherinnen und Forscher antworten, Albert Biesinger, Helga Kohler-Spiegel und Simone Hiller (Hg.), Kösel, 2017 Zum gemeinsamen Betrachten: • Wie war das am Anfang. Heinz Janisch, Linda Wolfsgruber, Tyrolia, 2012 – ab 4 Jahren • Das Wimmelbuch der Weltreligionen. Anna Wills, Nora Tomm, Beltz & Gelberg, 2017 • Bibelwörter. Pappbilderbuch, Susanne Göhlich, Moritz Verlag, 2017 – 2 bis 5 Jahre

• Der Fluss. Michael Rohers, Jungbrunnen, 2016, für ältere Kinder • Sophia und das große Spiel. Eine Schöpfungsgeschichte, Gudrun Rathke, Isolde Christandl, Tyrolia, 2017 – ab 4 Jahren Empfehlenswerte Kinderbibeln: • Die große Ravensburger Kinderbibel. Das Alte und Neue Testament, Ravensburger Buchverlag, 2017 • Herders Kinderbibel. Ursel Scheffler, Herder, 2019 - auch in der Reihe „Sprechende Bücher“ • Die Bibel erzählt für Kinder. Erich Jooß, Ute Thönissen, Herder, 2017 • Geschichten aus der Bibel. Heinz Janisch, Lisbeth Zwerger, NordSüd Verlag, 2016 • Die neue Erzählbibel. Martina Steinkühler, Barbara Nascimbeni, Gabriel-Verlag, 2015 • Oder im Internet, zum Beispiel: Die Bibel einfach erzählt in kurzen Zeichentrickvideos. - für Kinder bis 6 Jahren: www.katholisch.de/video/serien/ die-bibel-einfach-erzaehlt


Religion

Und am Sonntag ... Gottesdienstbesuch mit Kindern

Mit Kindern „normale“ Gottesdienste zu besuchen, ist für Eltern meist eine große Herausforderung. Die Kinder können nicht lange still sitzen, die Eltern sind damit beschäftigt, ihr Kind ruhig zu halten, damit es nicht stört ... Eine gute Möglichkeit, Kindern auch die sonntägliche Gottesdienstgemeinde zugänglich zu machen, sind die in vielen Gemeinden angebotenen Familien-, Kinder- oder Krabbelgottesdienste, die speziell auch für Eltern mit jüngeren Kindern gedacht sind.

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Was macht Gott den ganzen Tag? Kinderfragen Die Fragelust der Kinder bringt Eltern oft an die Grenzen ihrer Geduld und setzt unter Stress, wenn die Erwachsenen meinen, Kinderfragen möglichst schnell durch eine plausible Antwort erledigen zu müssen. Die großen Fragen, die die Kinder stellen, wie „Ist Oma jetzt ein Engel?“, „Kommt das Meerschweinchen auch in den Himmel, wenn es stirbt?“ oder „Ist Gott auch einmal klein gewesen?“, sollten Sie nutzen, um mit Ihrem Kind zu „philosophieren“: Zuerst rückfragen, wie das Kind darauf kommt, was eigentlich hinter der Frage steht. Und wenn Sie eine Antwort geben – bleiben Sie ehrlich. Sagen Sie Ihrem Kind, was Ihre Meinung oder Überzeugung ist in einfachen Worten, die das Kind verstehen kann.

Und wenn Sie – wie viele andere Eltern auch – selbst keine Antwort wissen, sagen Sie ganz einfach „Ich weiß es nicht“ oder „Darüber muss ich erst nachdenken“.

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020

Kontaktadressen der christlichen Kirchen in Salzburg finden Sie hier: www.kirchen.net/oekumene - In vielen Orten gibt es Eltern-KindGruppen, die verschiedene Aktivitäten für Kinder und Eltern anbieten. Die regionalen Adressen erfahren Sie unter www.bildungskirche.at/ ElternKindEinrichtungen - Zahlreiche Angebote auch zur Weiterbildung über religiöse Fragen im Zusammenleben mit Kindern bietet das Bildungszentrum St. Virgil www.virgil.at - In Salzburg gibt es auch die Bibelwelt - sie ist mit der Familie einen Besuch wert. In der Elisabethkirche können Sie auf 600 m² den Schatz der Bibel in einer interaktiven Erlebniswelt entdecken. Bibelwelt, Plainstraße 42 A, 5020 Salzburg, Tel: 0676-8746 7080 info@bibelwelt.at www.bibelwelt.at


Elternbrief spezial

Manchmal hilft der beste Wille nichts. Vater und Mutter kommen als Paar nicht mehr miteinander zurecht. Eigentlich kann man den Gedanken gar nicht mehr ertragen, mit dem Partner, der Partnerin unter einem Dach zu leben. Wenn da nicht die Kinder wären ... Trennung ist immer schlimm für die Kinder, denn sie bedeutet Verlust eines sicheren Ortes, an dem Streit und Konflikte so ausgetragen werden können, dass Versöhnung immer wieder gelingt und niemand das „Schiff“ verlassen muss.

Als Mutter und Vater sollten Sie aber verstehen, was eine Trennung für das Kind bedeutet. Denn dann können gemeinsam Lösungen für den Umgang mit der Trennung gefunden werden.

Diese Vorstellung zerbricht, wenn sich die Eltern scheiden lassen. Und dennoch: Trennungen erweisen sich manchmal als notwendig, weil man die Nähe des anderen nicht mehr ertragen kann, weil es keinen Ausgleich mehr gibt zu den Kränkungen und seelischen Wunden, die sich manche Paare zufügen.

TRENNUNG

So geht das nicht mehr weiter


Elternbrief spezial

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Und das alles ist meine Schuld

Zwei Dinge beherrschen die Gedankengänge eines Kindes, das mit der Situation der Trennung seiner Eltern konfrontiert ist: „Ich bin schuld!“ und „Alles kann wieder wie früher werden!“ Sehr oft fühlen sich Kinder Schuld an der Trennung. Sie haben das Gefühl, vielleicht nicht brav genug gewesen zu sein und damit einen Elternteil vertrieben zu haben. Mit Schuldgefühlen zu leben ist extrem belastend – auch oder gerade für ein Kind, das die Hintergründe eines Partnerschaftskonfliktes nicht verstehen kann. Dazu kommt ein Gefühl der Scham, denn wenn das Kind keine „richtige“ Familie mehr hat - was soll es da seinen Freunden sagen? Dass Papa oder Mama in Amerika ist und bald wiederkommt? Wenn nur die Hoffnung nicht wäre ... Neben Schuld und Scham dominiert die Hoffnung: „Das muss doch alles wieder gut werden und die Eltern bleiben doch zusammen.“ Mit dieser Hoffnung umzugehen und sie in eine realistische Sicht der Dinge zu verwandeln, ist oft schwieriger, als dem Kind die Schuldgefühle zu nehmen.

Denn unrealistische Erwartung muss enttäuscht werden, um zu weichen - und gerade an der Enttäuschung leiden Männer und Frauen selbst am meisten, wenn sie vor den Scherben ihrer Liebesbeziehung stehen. Trennung ist ein einschneidendes Erlebnis für Ihr Kind. Und es wird auf dieses Ereignis gefühlsmäßig reagieren. Mit Wut, Traurigkeit, vielleicht mit Rückzug und unvernünftigen Handlungen, mit schweren Vorwürfen und hoher Reizbarkeit. Damit müssen Eltern rechnen, wenn sie auseinander gehen - noch dazu in einer Zeit, in der sie selbst kein stabiles Nervenkostüm haben. Wenn man selbst sehr belastet ist, kann man sich in andere nicht gut hineinfühlen. Auch das ist oft ein Grund, warum Kinder sehr drastisch auf die Scheidung ihrer Eltern reagieren – damit sie nicht ganz im Durcheinander der Gefühle untergehen.


Trennung

Getrennte Wege, gemeinsame Verantwortung Sie als Mutter oder Vater können Ihrem Kind helfen, die Trennung zu verarbeiten. Bleiben Sie ein liebevoller und verlässlicher Elternteil für Ihr Kind! Sich von einem Partner zu trennen, die Lebensgemeinschaft aufzulösen, ist eine Sache. Aber Elternschaft kann man nicht einfach auf irgendeinem Amt auflösen. Eltern bleibt man sein ganzes Leben lang – auch „ehemalige Großeltern“ bleiben Großeltern und sollten weiterhin Kontakt zum Kind haben können. Verantwortung für Ihr Kind kann nicht einfach mit dem Ausziehen aus dem gemeinsamen Haushalt enden. Papa und Mama sind auch dann, wenn

sie nicht mehr im selben Haushalt leben, für die psychische Entwicklung des Kindes extrem wichtig. Und selbst wenn es einen neuen Partner, eine neue Partnerin gibt – die leiblichen Eltern bleiben das ganze Leben lang als „Wurzeln“ für die eigene Persönlichkeit wichtig. Auch wenn es aus verschiedenen Gründen vielleicht sehr schwer fallen sollte: Bemühen Sie sich, mit der Ex-Partnerin, mit dem Ex-Partner im Gespräch zu bleiben, da manche Entscheidungen in der Erziehung Ihres Kindes weiter gemeinsam getroffen werden sollten. Es ist eine stärkende Erfahrung für Ihr Kind, dass sich beide Elternteile noch um sein Schicksal kümmern. Es fühlt sich dadurch weniger allein gelassen und spürt, dass es im Leben von Mutter und Vater seinen Platz hat. Bei einvernehmlicher Scheidung verordnet der Staat des-

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halb nach § 95-1a Außerstreitgesetz, dass Eltern sich darüber informieren, wie sie ihrem Kind bestmöglich beistehen können. Ganz wichtig ... Welcher Groll auch immer gegen die ehemalige Partnerin, den ehemaligen Partner gehegt wird: Kinder sind niemals Druckmittel, niemals eine Gelegenheit, es dem Gegenüber heimzuzahlen. Was Sie mit so einer Haltung anrichten könnten, braucht gar nicht groß erwähnt zu werden – Kinder kämpfen ein Leben lang mit den Nachwirkungen dieses Benutztwerdens.


Elternbrief spezial

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Na typisch, der Andere! Konflikte werden sich aber dennoch bei bestem Willen nicht vermeiden lassen (das lassen sie sich ja auch in einer Lebensgemeinschaft nicht). Beim Papa werden vielleicht andere Regeln gelten als bei der Mama, aber: die gibt es ja bei der Oma auch, oder im Kindergarten, in der Schule. Das ist an sich kein Problem, aber es wäre schädlich, wenn sich aus den Unterschieden jahrelange Streitereien und Konkurrenzkämpfe ergeben. Es geht nicht darum, wer der „bessere“ Erzieher ist. Ihr Kind wird automatisch in diese Streitereien hineingezogen, ob es nun will oder nicht. Und das schadet ihm mehr als verschiedene Auffassungen darüber, wie denn nun erzogen werden sollte. Da Ihr Kind Sie beide nach wie vor liebt, kämpft es auch um die Zuneigung von Papa UND Mama. Merkt Ihr Kind zum Beispiel, dass Sie ein offenes

Ohr für „Negativgeschichten“ über die Ex-Partnerin, den Ex-Partner haben, dann kann es durchaus sein, dass es diese Geschichten mit kindlicher Fantasie ausschmückt und verstärkt. Es schafft damit – ohne es zu wollen – böses Blut. Um dem vorzubeugen, sollten Sie mit dem Kind von Anfang an nicht schlecht über den anderen Elternteil sprechen. Was Sie noch an Ärger in sich tragen, sollten Sie lieber woanders loswerden, vielleicht in einer dafür vorgesehenen Beratungseinrichtung. Ihr Kind ist ein denkbar schlechter Ablageplatz für solchen Ärger. Ganz besonders gerne spießt es sich an den Besuchsregelungen. Entschärft werden sie durch einvernehmliche Regelungen (wenn möglich) und durch eine zeitliche Begrenzung der Regelungen (z.B. zunächst einmal auf ein Jahr), damit auf veränderte Lebensumstände Rücksicht genommen werden kann. Für Kinder ist es wichtig, immer das Gefühl zu haben, dass es gut und richtig ist, beide Elternteile sehen zu können.

Ebenso wichtig ist es, bei den Besuchen nicht immer Highlife serviert zu bekommen, sondern den Alltag mit beiden Eltern zu erleben. Gemeinsam kochen, aufräumen und einkaufen oder Dinge reparieren sind genau so wichtig für Ihr Kind wie Ausflüge.


Trennung

Wer ist denn das schon wieder? Trennung ist für ein Kind nicht einfach. Eine neue Partnerin, ein neuer Partner oder die Gründung einer Stieffamilie ist es auch nicht. Deshalb ist es ratsam, Menschen erst dann als neuen Partner, als neue Partnerin vorzustellen, wenn eine gemeinsame Zukunft geplant ist. Was danach kommt, ist wahrscheinlich Eifersucht und die Angst, den Elternteil jetzt mit noch jemandem teilen zu müssen. Der neue Lebenspartner muss nicht der bessere Vater oder die bessere Mutter sein. Präsentieren Sie Ihrem Kind den neuen Partner oder die neue Partnerin erst gar nicht als Vater oder Mutter – sie sind es nicht. Vater und Mutter kann jeder Mensch jeweils nur einmal haben. Sie sollten Ihrem Kind einfach die Möglichkeit lassen, das neue Gegenüber so zu akzeptieren, wie es selber will.

Es ist tatsächlich seine eigene Entscheidung, die sie ihm nicht aufzwingen können. Wenn es gelingt, eine gute Beziehung aufzubauen, kann es durchaus sein, dass ein Stiefelternteil Lücken füllt, die beim leiblichen Elternteil offen geblieben sind. Eine Stiefbeziehung bietet dann für beide Seiten positive Entwicklungschancen. Kommen in der „neuen“ Familie vielleicht auch noch neue Geschwister dazu, ist das eine zusätzliche Herausforderung: Schon wieder ist der eigene Platz neu zu finden, schon wieder muss sich das Kind umstellen – und da ist schon wieder jemand, der einem vielleicht etwas streitig machen könnte. Letztendlich aber sind auch diese Schwierigkeiten – so wie alle – eine Chance, an ihnen zu wachsen. In unserer heutigen Gesellschaft gibt es so viele Formen des Zusammenlebens, die abseits der Tradition stehen – und darin liegt auch die Möglichkeit, sich in vielen verschiedenen sozialen

Situationen zurechtfinden zu können. Erfreulich ist, wenn das Kind das Gefühl bekommt, dass es mehr Menschen gibt, die es gut kennt und denen es vertrauen kann – und dass es selbst stark und gleichzeitig flexibel genug ist, mit neuen und neuartigen Herausforderungen des Lebens umgehen zu können.

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Dafür wirst du zahlen!

Mediation

Trennung und Scheidung ziehen finanzielle Veränderungen nach sich, die oft zum Streitpunkt werden. Darum zählen Alimente und Geschenke ans Kind auch immer wieder zu den heikelsten Punkten einer Trennung und des Lebens danach. Die Alimente sollten mit Anwälten oder Mediatorinnen möglichst genau abgesprochen werden, denn von einer genauen und „wasserdichten“ Regelung profitieren beide Teile. Eigentlich alle drei – denn die Alimente dienen ja der finanziellen Absicherung des Kindes, seiner Ausbildung und seiner Bedürfnisse. Angemessenheit ... Geschenke ans Kind sollten nie als Liebesbeweis und noch weniger als Beruhigungspille fürs eigene schlechte Gewissen gegeben werden. Der Wochenendpapa oder die Teilzeitmama, bei denen es sündteure Sachen regnet, ist einer realistischen Beziehung nicht wirklich förderlich. Angemessenheit ist das Zauberwort,

Wenn man sich selbst nicht mehr helfen kann, dann sollte man Hilfe annehmen. Manche Lebensgemeinschaften krachen derart zusammen, dass selbst der willigste Mensch aus dem Schlamassel nicht mehr alleine herausfindet. Und ja, es gibt Fälle, in denen sich der einstmals geliebte Partner bei einer Trennung aufführt wie der mieseste Knochen der Welt. Und nochmals ja, auch selbst kann man so ziemlich das Letzte sein, was einem anderen Menschen zuzumuten ist. Aber wenn man davon ausgeht, dass kaum ein Mensch erst lieb und dann von sich aus abgrundtief böse ist, dass Hass, Kampf und Zorn zumeist aus Kränkung und eigener Verletzung entstehen, dann ist klar: Damit die Elternschaft weiter funktioniert, ist es nötig, für sich oder für beide Hilfe zu suchen. Bevor mit fliegenden Fahnen zu Gericht gezogen wird, können Sie zum Beispiel Mediation in Anspruch nehmen. Mediatoren sind speziell ausgebildete Psychologinnen, Sozial-

Ihr Kind liebt Sie nicht wegen der Geschenke, sondern wegen der Zuverlässigkeit Ihres Daseins, Ihrer Bereitschaft, sich mit ihm auseinanderzusetzen und wegen der Zeit, die Sie gemeinsam verbringen.


Trennung

arbeiter, Pädagoginnen und Rechtsanwälte, die sich vor allem um faire Konfliktregelung bemühen. Sie versuchen, besonders im Sinne der Kinder zu vermitteln und eine für alle Seiten tragbare Lösung zu finden. Das auf diese Art verhandelte Ergebnispaket wird dann dem Gericht zum Beschluss vorgelegt (das erspart neben viel Nerven, ganz nebenbei für praktische Gemüter gesagt, auch eine Menge Kosten). Es gibt zudem die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung für die Mediation zu bekommen. Informieren Sie sich darüber bei Gericht oder in einer einschlägigen Beratungsstelle, bevor Sie mit der Mediation beginnen.

Im Fall der Fälle: Geschützte Besuchskontakte

Hilfe und Information ... Und wenn gar nichts geht? Wenn die Vernunft den ehemaligen Partner meidet wie die Pest und man befürchten muss, dass sonst was geschieht, wenn er oder sie das Kind sehen will? In diesen besonders schwierigen Fällen gibt es die Möglichkeit, das Angebot geschützter Besuchskontakte in Anspruch zu nehmen. Hier ist beim Besuch des anderen Elternteils immer ein Psychologe oder eine Sozialarbeiterin anwesend – und die Besuche finden auf neutralem Boden (zum Beispiel in einer Beratungsstelle) statt. Das gibt Ihrem Kind zumindest die – und man kann das gar nicht oft genug betonen – wichtige Möglichkeit, den anderen Elternteil zu sehen.

Geschützte Besuchskontakte bieten: Kinderschutzzentrum Salzburg Leonhard-von-Keutschach-Straße 4 5020 Salzburg Telefon: 0662 44911 www.kinderschutzzentrum.at KOKO Kiste – Kontakt- und Kommunikationszentrum für Kinder Ignaz-Harrer-Straße 38 5020 Salzburg Telefon: 0662 436369-0 www.koko.at Männerbüro Salzburg und Hallein – Rechtsberatung im Falle der Scheidung – Kinderkarussell – geschützte Besuchsbegleitung für Väter Kapitelplatz 6, 5020 Salzburg Telefon: 0662 8047-7552 www.maennerbuero-salzburg.at/ kinderkarussell.php

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Elternbrief spezial

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Einrichtungen, die helfen können:

Rechtsberatung bieten an:

Rainbows - Salzburg Münchner Bundesstraße 121, 1.OG 5020 Salzburg Telefon: 0662 825675 www.rainbows.at

Frauenbüro der Stadt Salzburg für Fragen bei Scheidung, Trennung, Obsorge und Unterhalt Termine unter 0662 8072-2043 www.stadt-salzburg.at/internet/leben_in_salzburg/frauen/service_ kontakt_frauen/rechtsberatung_ 354149.htm

Frau & Arbeit GmbH Allein erziehen Rechtsberatung Sterneckstraße 31/10, 3. Stock 5020 Salzburg Telefon: 0662 880723-10 info@frau-und-arbeit.at www.frau-und-arbeit.at Österreichischer Verein für CoMediation Weißgerberlände 40/10, 1030 Wien Telefon: 0664 1011159 www.co-mediation.or.at

Referat Frauen, Diversität, Chancengleichheit des Landes Salzburg Termine unter 0662 8042 3233 https://www.salzburg.gv.at/gesellschaft_/Seiten/rechtsberatung.aspx Beratung bei Gericht für einvernehmliche Scheidung Rudolfsplatz 3, 5020 Salzburg Erdgeschoß (Saal F) Dienstag 08:00 bis 12:00 Uhr (keine Voranmeldung erforderlich)

Informationen erhalten Sie auch bei: Ihrem zuständigen Jugendamt Kinder- und Jugendanwaltschaft Telefon: 0662 430550 www.kija-sbg.at

Familienberatung in den Bezirken: Info beim jeweiligen Bezirksgericht Vom Richter kann auch Familiengerichsthilfe verordnet werden.

Kontaktadresse: Land Salzburg, Elternbriefe 5010 Salzburg, Postfach 527 Telefon: 0662 8042-5615 elternbriefe@salzburg.gv.at www.elternbriefe.salzburg.at Änderungen berücksichtigt bis incl. 04/2020


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