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Ein Ganz Spezielles Jahr in der Ostsee

Segeln unter Pandemiebedingungen

Anna und Malin, beide Anfang 20 und aus Norddeutschland, machen nach ihren Ausbildungen ihren Traum wahr und reisen im Segelboot Richtung Traumziel Mittelmeer. Gerade als die beiden den nächsten Anlauf starten wollen bricht Covid 19 über die Welt und auch die Weltmeere herein - und die beiden sind in der Ostsee “gefangen”. Na ja, gefangen ist ein bisschen übertrieben, denn während so manch einer von uns in Quarantäne und mit Social Distance im heimischen Wohnzimmer gefangen ist, segeln die beiden so gut es geht in ihrem neuen Stammrevier. Was sich manchmal bei Grenze auf, Grenze zu und ähnlichem als gar nicht so einfach herausstellt. Über Liebe zu den Schären, Masken in Zügen und sich ständig wechselnde Voraussetzungen und Regeln: die beiden habe für uns Ihre Erlebnisse Monat für Monat zusammengefasst.

März 2020

Frühjahr kann kommen – und stattdessen steht die Pandemie vor der Tür Diesen Monat wollten wir nach dem Winter endlich zurück ins Wasser, doch dann kam da plötzlich diese Pandemie statt des Krantermins. Unser Schiff, die Hevandelli, bleibt also noch auf dem Trockenen. Zeit für weitere Bootsarbeiten und das Träumen von den schönsten Orten der Ostsee.

April 2020

Große Mittelmeerpläne? Nicht in diesen Zeiten! Keine große Besserung in Sicht, doch der Krantermin für Anfang Mai steht endlich. Die Idee Norwegen, Dänemark und Schweden unter Segeln zu entdecken festigt sich. Die Temperaturen steigen und somit auch die Vorfreude. Die Fallzahlen dagegen sinken langsam.

Mai 2020

Ab ins Wasser! Virus hin oder her… Es geht los, Hevandellis Schwert befindet sich endlich wieder im Wasser. Die finalen Einkäufe von Ausrüstung und Proviant werden erledigt. Die Lage rund um das Virus entspannt sich etwas. Deutsche Häfen sind endlich wieder geöffnet, wenn auch ohne Sanitäranlagen. Egal, hauptsache die Segelsaison ist eröffnet.

Juni 2020

Netflix und Couchsurfen in Quarantäne? Nein danke, lieber Bootcamp zu dritt mit Opa Auch für uns geht es endlich los – zu dritt an Bord machen wir bevor es in die Ostsee gehen soll noch einen Abstecher auf die einzige Hochseeinsel Deutschlands, nach Helgoland in der Nordsee. Die Häfen, die anfangs noch relativ leer sind, füllen sich im Laufe des Monats. Wir sind nicht mehr alleine. Angekommen in der Schlei ist dann ein Stück Normalität in Pandemiezeiten angesagt: Menschenmassen tummeln sich am Wasser und wer noch einen Platz im Hafen bekommen will, der muss schnell sein. Alles wie gehabt? Na ja für uns auf dem Boot ist das Okay, wir bleiben eh unter uns. Und statt nach Wohnzimmer riecht es einfach nach Salzwasser.

Juli 2020

Sommer, Sonne , Dänemark! Ab geht’s nach Dänemark, das Seglerparadies für die Deutschen. Große Inseln zum Besegeln und keine Maskenpflicht mehr. Sorgen zu erkranken macht sich hier irgendwie keiner mehr. Seltsam. Aber auch für uns geht es nicht weiter: Eigentlich wollten wir auf direktem Wege Richtung Norwegen, doch die Grenzen sind für Touristen noch immer geschlossen. Eine verrückte Welt hier mitten in Nordeuropa. Wir nehmen das was geht - und zwar die dänische Südsee. Von der Insel Anholt, wo wir dann auch einige schwedische Schiffe zu Gesicht bekommen zieht es uns in das Land, das in Bezug auf Covid19 sowieso alles anders macht – Schweden.

August 2020

Kulturschock: der schwedische Weg Ein herrlicher schwedischer Sommertraum, den wir hier erleben – alles ist erlaubt und geöffnet. Sogar feiern in den Bars und Klubs ist möglich. Wir fühlen uns wie in einer eigenen kleinen Welt, ganz weit weg von Deutschland. Steinige Schärenlandschaften und atemberaubende Ankerbuchten mit traumhaften Sonnenuntergängen.

September 2020

There is no way to Norway! Norwegen wollte uns immer noch nicht haben. Ob das nochmal was wird mit uns? Also geht es die schwedische Westküste wieder gen Süden, um einen geeigneten Ort für den Winter zu finden. Unter anderem auch wegen der Corona Lage entscheiden wir uns dazu dieses Jahr im Norden zu bleiben und den Winter nicht im etwas wärmeren Mittelmeer zu verbringen. Außerdem hat uns die Ostsee mit ihren vielfältigen Küsten und Inseln verzaubert.

Oktober 2020

Dänemark und der plötzliche Stopp! Wir segeln nochmal nach Dänemark rüber. Der Länderwechsel ist zunächst problemlos möglich, doch wenige Tage später, ist neben Schweden, nicht mal mehr eine Einreise aus Deutschland erlaubt. Für uns gibt es also keinen Besuch aus der Heimat. Schade.

November 2020

Mutationen und Ausweichstationen Nach langen Überlegungen haben wir uns für Schweden und damit gegen Dänemark entschieden. Dort tritt nämlich die erste mutierte Art des Virus auf. Die Dänen schließen die Grenzen und schränken das öffentliche Leben ein. Für uns heißt das, wir sind hier nicht mehr Willkommen und wählen anstatt Kopenhagen nun Malmö als Winterbasis. Dort wollen wir die kältesten Monate des Jahres abwarten und dann im Frühling Richtung Osten weiter zu segeln.

Dezember 2020

Xmas@home Weihnachten in der Heimat – das wär’s doch. Zum Glück dürfen wir ohne Probleme über Dänemark per Zug einreisen, müssen aber eine 10-tägige Quarantäne absolvieren und uns testen lassen. Ein Segeljahr nahezu ohne Corona geht für uns zu Ende. Allerdings befindet sich Deutschland in der zweiten Welle und es ist ein leichter Schock für uns aus dem offenen Schweden zurück zu kehren.

Januar 2021

Neues Jahr – neue Erlebnisse Voller Vorfreude starten wir in das neue Segeljahr. Zurück beim Boot beobachten wir nur durch die Medien, die Lage in Deutschland. Wir sind froh hier zu sein. Auch wenn noch längst kein Frühling in Sicht ist. An Deck unseres Schiffes liegt einige Tage sogar Schnee und wir sind froh eine laufende Heizung zu haben.

Februar 2021

Polarlichter von Land aus Da wir mit dem Schiff aufgrund des eingefrorenen Hafenbeckens sowieso noch nicht weiter segeln können, machen wir eine Zugreise in den hohen Norden nach Kiruna. Quer durchs Land reisen wir mit dem Zug – wie immer in Schweden ohne Maskenpflicht oder sonstige Reiseeinschränkungen - und bekommen die Nordlichter zu sehen. Atemberaubend. Wie das wohl erst mit dem Schiff mitten auf dem Ozean aussehen muss?

März 2021

One year so far Ein Jahr quält uns die Pandemie – und wir sind endlich wieder auf dem Wasser – wir hissen die Segel und fahren an der Südküste Schwedens entlang. Die sehr bekannte dänische Insel Bornholm dürfen wir aber leider nicht anlaufen. Doch das ist okay und wird akzeptiert, wir lassen dieses schöne Fleckchen Erde aus und segeln die Ostküste entlang Richtung Norden. Wir sind heilfroh hier überhaupt reisen zu dürfen -und gespannt, wie sich das nächste Jahr entwickelt.

Wer mehr von Annas und Malins Abenteuern und Erlebnissen hören, lesen und sehen möchte, im September kommt ihr Buch im GU Verlag heraus. Ansonsten kann man ihnen auf allen Kanälen folgen:

Die beliebtesten Plätze und Geheimtipps der beiden

Top 5 Spots

INSEL ANHOLT – DÄNEMARK Eine kleine Insel mitten im Kattegat, erreichbar nur mit Fähre oder auf eigenem Kiel. Autofrei. Abwechslungsreiche Natur - von breiten Sandstränden über Pinienwälder bis zur einzigartigen Dünenlandschaft. Der belebte Hafen ist ein schöner Ausgleich zur stillen Natur.

GÖTEBORGS SCHÄRENGARTEN – SCHWEDEN Viele kleine und große Inseln vor der Küste von Göteborg mit unzähligen Möglichkeiten geschützt zu Ankern – ob direkt am Felsen mit einem Heckanker oder in einer der beliebten Ankerbuchten. Manchmal hat man sogar eine eigene kleine Insel ganz für sich allein. Felsige, karge Landschaft und den schönsten Sonnenuntergängen, die wir an der Westküste erlebt haben.

FJÄLLBACKA – SCHWEDEN Viele rote Holzhäuschen, typisch schwedische Idylle. Ort am Fuße des Vettebergs, von dem man einen herrlichen Ausblick über die Schärenlandschaft hat. Die Kugsklyfta, eine eindrucksvolle Felsspalte befindet sich in der Nähe des Hafens.

KOSTER INSELN – SCHWEDEN Ein Archipel mit zwei Hauptinseln, welches das Zuhause von mehreren Seehundkolonien ist. Sie bilden den einzig maritimen Nationalpark Schwedens. Es gibt verschiedene Wanderpfade über die Inseln Süd- und Nordkoster mit traumhafter Natur und tollen Plätzen zum Baden.

IDDEFJORDEN – SCHWEDEN/ NORWEGEN Grenzfjord zwischen Schweden und Norwegen – felsige Landschaft mit dichten Tannenwäldern. Hier bekommt man ein richtiges Skandinavien Feeling. Tiefe Ankerbuchten. Ganz alleine in mitten der Natur. Gemacht für Waldspaziergänge zum Blaubeeren und Pfifferlinge suchen.

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