Munich
Reflections 1 Š Corinna Holthusen, www.lumas.com
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ISSUE #1
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the
to
top
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RIZE… TO THE TOP! RIZE IST EIN WORTSPIEL AUS DEM ENGLISCHEN UND IST ABGELEITET VON „TO RISE“ – AUFSTEIGEN, AUFSTREBEN! IM ÜBERTRAGENEN SINNE HEISST DAS FÜR UNS: DIE BESTE QUALITÄT ERREICHEN, NEUE HÖHEN ERKLIMMEN. UNSER ZIEL IST ES, SIE, DIE LESER, AUSGABE FÜR AUSGABE IN HÖCHSTER QUALITÄT ÜBER DIE RELEVANTEN THEMEN DES „GOOD LIFE“ ZU INFORMIEREN – UND DABEI GLEICHZEITIG ZU ENTERTAINEN. IN DIESEM SINNE, LET’S RIZE… TO THE TOP!
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BMW Motorrad
S 1000 RR
DEIN SCHNELLSTES ICH. So kompromisslos hat sich schnell noch nie angef체hlt. 146 kW (199 PS) und jede Menge Hightech sind jetzt noch leichter. Sp체re unglaubliche Kontrolle in jeder Kurve und unb채ndige Kraft auf jeder Geraden. Erlebe einen Super sportler wie nie zuvor. Die neue RR. Mehr auf bmw-motorrad.de/s1000rr
Freude am Fahren
Vorwort 7
Wir trafen Disco-Gottvater Giorgio Moroder, Rap-Legende Snoop Dogg, Topmodel Georgia May Jagger, Rennfahrerin Sabine Holbrook und TV-Star Andrea Kaiser. Sie alle hatten Interessantes zu erzählen. Neu sind die Kolumnisten, die künftig in RIZE ihr Wissen auf ihrem Fachgebiet mit Ihnen teilen: Justin G. Leone, Chefsommelier des Sterne-Restaurants Tantris, schreibt über Wein & Genuss; Peter Olsson, PR-Experte und Manager von u.a. BABAK SHAHVERDI HERAUSGEBER
ALEX GERNANDT CHEFREDAKTEUR
Matthias Schweighöfer und Joko Winterscheidt, über Leben, Karriere & Erfolg. Sternekoch Mario Gamba („Acquarello“) verrät in dieser Ausgabe
Liebe Leserinnen, liebe Leser, willkommen zur ersten Ausgabe des brandneuen Lifestyle-Magazins RIZE. Es ist entstanden aus den Vorgängern QUALITY TIME und MUNICH MAGAZINE. RIZE kommt aus dem Englischen und ist abgeleitet von „to rise“, was soviel bedeutet wie aufsteigen. Ja, wir wollen hoch hinaus! Unser Ziel: Sie mit jeder Ausgabe – künftig viermal pro Jahr – qualitativ hochwertig zu informieren, unterhalten und zu begeistern. Unsere Themenauswahl ist so umfangreich wie vielfältig: Lifestyle, Mode, Autos, Reisen, Kulinarik, Kunst, Architektur, Wissen, Musik, Film… Unser Motto: Von allem das Beste! In dieser Ausgabe erwarten Sie viele spannende Storys, exklusive Interviews mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten sowie jede Menge beeindruckende Bilder.
sein Lieblingsrezept – und wir zeigen Ihnen, wie Sie es nachkochen können („Der Teller“). Genauso spektakulär ist auch der Hausbesuch in der Casa Brutale, hoch über der Ägäis. Sie werden staunen über dieses einzigartige Bauwerk. Lassen Sie die Kunst und Fotografien von Sakoh und Corinna Holthusen auf sich wirken, die wir in dieser Ausgabe vorstellen und erfahren Sie, wer die zehn einflussreichsten Powerfrauen der Welt sind... Wir hoffen, mit RIZE Ihr Interesse geweckt und Ihren Geschmack getroffen und zu haben! Nutzen Sie auch unser Online-Angebot unter www.rize-magazine.de, besuchen Sie uns auf Facebook und folgen Sie uns auf Instagram! Und nun viel Spaß mit dem Debüt von RIZE!
Babak Shahverdi
&
Alex Gernandt
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Inhalt SNOOP DOGG 08 EYECATCHER 12 CASA BRUTALE 18 GEORGIA MAY JAGGER
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SAKOH 30 GIORGIO MORODER
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CORINNA HOLTHUSEN
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FASHION CHRISTIENE
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MARIO GAMBA 54 DER TELLER 58 KOLUMNE PETER OLSSON
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POWERFRAUEN 68 SABINE HOLBROOK
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KOLUMNE JUSTIN LEONE
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REPORT TRINKGELD
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FASHION SPACE OPERA
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MEINE FAVES ANDREA KAISER
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IMPRESSUM 96
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SNOOP DOGG INTERVIEW | FACES
Fotos: SONY MUSIC
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„Viel Glück, RIZE“ Diese Widmung schrieb SNOOP beim Interview in Paris.
„RAP HAT MIR DAS LEBEN GERETTET!“ Im Pariser Hotel Molitor trafen wir uns mit US-Rap-Superstar SNOOP DOGG (44) zum Interview. In einer von merkwürdigem Rauch (...) vernebelten Suite erzählte die HipHop-Ikone nicht nur vom neuen Album „Bush“ und der kongenialen Zusammenarbeit mit Soundgenie Pharrell Williams, sondern berichtete auch von der harten Jugend in East Long Beach, dem Leben in der „Crips“-Gang und wer ihn letztendlich da rausholte… INTERVIEW: ALEX GERNANDT
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SNOOP DOGG
„RAP HAT MIR DAS LEBEN GERETTET!“
RIZE: Sie wuchsen in East Long Beach auf und waren
Dr. Dre engagierte Sie 1992 als Gastrapper für sein
vor Ihrer Rap-Karriere in jungen Jahren als Drogendea-
genre-prägendes Solo-Debüt „The Chronic“…
ler aktiv – bis Sie Ihre Mutter erwischte und zu Hause
Und daraufhin produzierte er mein erstes Album „Doggy-
rausschmiss. Wo kamen sie unter?
style“. Es erschien im November 1993 und schaffte es bis
SNOOP DOGG: Nirgendwo. Ich pennte die nächsten Mona-
Platz 1 der Billboard-Charts. Ich war plötzlich ein Super-
te in meinem Wagen, einem 1969er Chevrolet Camaro, den
star. Ich dachte, ich träume. Das alles habe ich Dr. Dre und
ich von meinem Großvater geerbt hatte. Er war mit diesem
Warren G zu verdanken. Sie haben mir das Leben gerettet.
Auto einst aus seiner Heimat Mississippi nach Los Angeles übersiedelt, mit Sack und Pack. Der Wagen bedeutete mir
Dr. Dre berichtete mir vor Jahren in einem Interview,
was. Irgendwann stand ich im Parkverbot, der Camaro wur-
dass noch heute eine Kugel von einer Schießerei in sei-
de abgeschleppt und ich hatte keine Kohle, um ihn bei der
nem rechten Oberschenkel steckt.
Polizei auszulösen. Ich stand also da mit nichts!
So ist es. Ich stand damals direkt daneben, als er angeschossen wurde… Es war in Inglewood bei L.A., mitten auf
War das die Zeit, als Sie sich einer Gang anschlossen?
der Straße. Ich war mit Dre, Warren G und einer Freundin
Ja. Jeder bei uns hatte Onkel, Cousins, Brüder und Freun-
unterwegs. Unser Homegirl machte plötzlich einen Typen
de, die in Gangs waren. Das war ganz normal. In unserer
dumm an. Der ließ sich das nicht gefallen und stieß sie
Gegend gab es zwei Optionen: die „Insane Crips“ oder
weg. Das brachte Dr. Dre dazu, ihm eine zu verpassen. Dar-
die „Rolling 20s Crips“. Ich landete bei den „Rolling 20s“.
aufhin zog der Typ eine Waffe und schoss wild um sich. Wir
Ich war sehr jung, wollte cool sein und dazugehören. Es
flüchteten so schnell wir konnten.
ging mir nie darum, Schlägereien anzuzetteln oder Leute auszurauben. Für mich zählte die Freundschaft. Wir waren
Der Schütze schien aber getroffen zu haben.
eine Einheit und sind es bis heute. Trotzdem muss natür-
Ja. Doch wir bemerkten es in der Panik nicht. Dre meinte
lich gesagt werden, dass die herrschende Gewalt in Gangs
irgendwann, sein Bein würde höllisch brennen. Plötzlich
kein Märchen ist. Man darf das nicht romantisieren.
war da überall Blut. Erst dann war uns klar, dass er getroffen worden war.
Ihr Kumpel Warren Griffin, später selbst als Warren G erfolgreich, erkannte Anfang der 90er Ihr Raptalent
Harter Cut! Auf Ihrem neuen Album „Bush“ arbeiten
und soll Sie tatkräftig unterstützt haben.
Sie wieder mit Pharrell WIlliams zusammen. Wie wür-
Das stimmt. Warren glaubte an mich, er sah mein Showta-
den Sie die Zusammenarbeit mit ihm beschreiben?
lent und wurde mein „Hypeman“. Warren G war für mich
Mit Pharrell zu arbeiten, inspiriert mich immer aufs Neue.
das, was der legendäre Trainer Angelo Dundee für Mu-
Es ist ein kreativer Prozess, und es herrscht auch eine ge-
hammad Ali war, ein Top-Motivator. Als ihn sein Halbbru-
wisse Rivaliät zwischen uns – jeder will die cooleren Ideen
der Dr. Dre zu seiner Party einlud, nutzte er die Chance
haben. Er ist zwar etwas jünger als ich, aber er schafft
und überreichte ihm meine Democassette. Das war Anfang
es, mich am Mikro immer wieder zu Höchstleistungen zu
der 90er. Dre war mit seiner Gruppe N.W.A zum Rap-Su-
pushen. Er fordert mich und macht mich damit nicht zum
perstar geworden und hatte begonnen, selbst zu produ-
Besten, sondern zum Größten!
zieren. Meine Tracks und meinen Stil fand er gut. Der Rest ist Geschichte.
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Gangsta-Rap ist auf Ihrem neuen Album nicht zu fin-
Nein, ich habe keine Angst. Ich kann nachts sehr gut schla-
den. Was sagt das über den Zustand des US-HipHop
fen, denn ich habe meinen inneren Frieden gefunden, auch
aus?
dank meiner Frau und Kinder. Ich denke durch und durch
Richtig, „Bush“ ist ein reines Funk-Album geworden, mit
positiv und lasse mich nicht mehr von negativer Energie
Oldschool-Gästen wie Stevie Wonder oder Charlie Wilson
beeinflussen. Snoop Dogg steht heute für „Love, Peace
von der GAP Band. Ich bezeichne meinen Sound gern als
and Harmony“.
„retro-futuristisch“! In meiner Kindheit habe ich bei meiner Mutter immer coolen Funk gehört, daher der Einfluss.
Tragen Sie dennoch eine Waffe?
Und dass ich jetzt eine Funk-Platte mache, bedeutet, dass
Nein, niemals. Das brauche und das will ich nicht. Der liebe
der HipHop in einem sehr guten Zustand ist und nicht von
Gott passt auf mich auf.
mir gerettet werden muss… Einer Ihrer früheren Tracks heißt „Gangstaz don’t live that long“. Haben Sie etwa Angst um Ihr Leben? Ihre Kollegen 2Pac und The Notorious B.I.G. fielen beide Attentaten zum Opfer.
Alex Gernandt von RIZE im Interview mit SNOOP DOGG
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Eyecatcher
SEVENFRIDAY Im Mai 2012 gr체ndete Daniel Niederer die Marke Sevenfriday mit Hauptsitz in Z체rich. Sein Ziel: Uhren abseits des Mainstreams zu erschaffen, die durch besonderes Design bestechen. Die aktuelle Modellreihe bei Sevenfriday setzt sich aus den Serien P1-Industrial Essence, der P2-Industrial Revolution und der P3-Industrial Engines zusammen. Wie die Namen der Modelle verraten, ist das Konzept der Marke an industrielle Fertigungsprozesse angelehnt. Sevenfriday kreiert hochwertige Uhren, gepaart mit einem konsequent umgesetzten Konzept, das sich nicht an traditionelle Vorgehensweisen h채lt.
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MY THAI KITCHEN Das My ThaiKitchen ist ein kulinarischer Geheimtipp mitten in Schwabing, in der Feilitzschstr. 6, direkt an der Münchener Freiheit. Hier werden Sie verwöhnt mit authentischer Thai-Küche. Die thailändischen Köche zaubern Spezialitäten mit raffinierten Zutaten und Gewürzen. Das Ambiente im Restaurant ist modern, stylisch und cool. My ThaiKitchen freut sich auf Sie: Montags bis Freitags ab 12.00 Uhr. Samstags ab 16.00 Uhr. Reservierungen: info@mythai-kitchen.de
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POMADE SHOP Durch die Blumenstraße weht ab August ein Hauch Nostalgie. Denn direkt gegenüber der Schrannenhalle finden Gentlemen von heute ab sofort klassische Haarstylingprodukte der 1920er bis 1950er Jahre. Im Mittelpunkt steht hierbei die etwas in Vergessenheit geratene Pomade, die schon Legenden wie Elvis Presley und Johnny Cash ihren signifikanten Look verlieh. Die Produkte des PomadeShops werden nach den ursprünglichen Rezepturen hergestellt und in den nostalgisch anmutenden Verpackungen von damals verkauft. PomadeShop-Geschäftsführer Stan Soldan hat im Jahr 2008 mit der Etablierung des gleichnamigen Online-Stores Pomade nicht nur europaweit, sondern sogar weltweit wieder bekannt und beliebt gemacht. Mit seiner Begeisterung für die Produkte stand er anfangs sogar selbst Model, um den Kunden mit Hilfe von Bildern die Anwendung nahe zu bringen. Mit dieser gelebten Leidenschaft hat Stan Soldan Pionierarbeit für Pomade geleistet und möchte dieses Produkt nun auch dem Münchner Publikum näher bringen. Er und sein Team teilen nicht nur die Leidenschaft für den Stil der 1920-50er Jahre, sondern auch das Wissen über die Produkte und deren Anwendung sowie die fachliche Beratung. Die Erfahrung mit den Produkten ließ Stan auch in die Entwicklung seiner eigenen Linie „Dapper Dan“ einfließen.
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PATEK PHILIPPE NAUTILUS Seit 1839 übt Patek Philippe die traditionelle Genfer Uhrmacherkunst aus. Als letzte unabhängige Genfer Manufaktur in Familienbesitz profitiert sie von einer kreativen Freiheit, die es ihr erlaubt, ganz den Visionen ihrer Gründer Antoine Norbert de Patek (1839) und Adrien Philippe (1845) zu folgen und sich bis heute auf das Entwerfen, Entwickeln und Fertigen von Uhren zu konzentrieren, die für viele Kenner als die besten der Welt gelten. 5711/1R-001 - Roségold - Herren - Nautilus - 45.910 € 7010/1R-012 - Roségold - Damen - Nautilus - 42.850 €
BOCONCEPT MONACO SOFA MONACO ist ein wahrer Blickfang und äußerst komfortabel zugleich. Hier wird klassisches Design mit schönen handgefertigten Details vereint. Sofort ins Auge fallen die charakteristischen Design-Merkmale von MONACO: Die breiten Ziernähte in Kombination mit den ästhetischen sechseckigen Armlehnen. Für höchsten Komfort sorgen die aus zwei Schichten und einem robusten Schaumstoffkern bestehenden Sitz-und Rückenpolster. MONACO spricht Körper und Sinne an.
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IWC INGENIEUR AUTOMATIC AMG BLACK SERIES CERAMIC Als Tribut an ihren Namensgeber haben die Designer bei der Ingenieur Automatic AMG Black Series Ceramic, Referenz 3225, die Farbe Schwarz elegant in Szene gesetzt. Das reizvolle Wechselspiel der Oberflächen – mal hochglänzend wie Pianolack, mal seidenmatt – macht den Zeitmesser, der auch mit einem braunen Zifferblatt angeboten wird, zu einem attraktiven Blickfang. Kostenpunkt: 11.300€
PORSCHE BOXSTER SPYDER Der neue Boxster Spyder ist die eigenständige Interpretation einer Legende, die in den 50er Jahren mit dem 550 Spyder begann und in den 60ern mit dem 718 RSK eine Fortsetzung fand – auf der Rennstrecke, versteht sich! Die Maxime bis heute: extrem hohe Agilität und konsequenter Leichtbau. Auf die Spitze getrieben in einem Mittelmotorsportwagen mit 276 kW (375 PS) und 3,8 Liter Hubraum – so viel Leistung wie noch nie zuvor in einem Boxster. Das sind Zahlen, deren ganze Tragweite Sie spüren werden, wenn Ihnen die Welt ungefiltert um die Ohren weht. Zu haben ab 79.945€
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Alles aus Papier direkt vom Hersteller Gmund.com | Online-Shop Hier finden Sie Gmund Papier Produkte Papierwelt Gmund | Papier und Druck M端nchen | Kaut-Bullinger M端nchen | Schreibmayr M端nchen | La Casita Regensburg | Papeterie Seel Heilbronn | Schreibfant Stuttgart | Hugo Hamann Kiel | Schacht + Westerich Hamburg | Gut zum Druck Mettmann und Hackenbuchner Papeterie Salzburg
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WELCOME TO
CASA BRUTALE
CASA BRUTALE | DESIGN
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HOCH ÜBER DER ÄGÄIS! Ein einzigartiges Traumhaus – an einer kargen Felsküste direkt ins Erdreich eingelassen! Mit nur zwei Fensterfronten: Eine nach oben zum meist tiefblauen Himmel, die andere geradeaus aufs schier endlose Meer. Es ist ein architektonisches Wunderwerk, das seinesgleichen sucht. Wir führen Sie hier exklusiv durch die „Casa Brutale“, die ihrem Namen alle Ehre macht...
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Was für Domizil! Es mit „spektakulär“ zu umschreiben, wäre noch untertrieben! Die „Casa Brutale“ ist eine geometrische Übersetzung der Landschaft, in der sie liegt. Ein Statement der Einfachheit und Harmonie zeitgenössischer Architektur. Ein chamäleonartiger Lebensraum, gebaut, um den Bewohnern zu dienen – und die Umgebung zu respektieren. Eine Referenz an die berühmte Casa Malaparte auf Capri, die mit „traurig, hart und streng“ beschrieben wird. Das Haus, hoch über der Ägäis gelegen, ist eingelassen in die Erde, die die menschliche Zivilisation seit Jahrtausenden beherrbergt. Eine Studie von Ästethik, Struktur, Funktion und Ingenieurskunst, durchdacht bis ins letzte Detail. Casa Brutale ist OPAs Vision innovativer Architektur, bei der sich Innovation auf längst vergessene Werte wie Umgebung und Material bezieht. Seine einzigartige Form erlaubt eine atemberaubende Aussicht, bei der das Spiel von Licht und Schatten im Mittelpunkt steht. Die Residenz ist konstruiert mit einfachen Materialien: Holz, Glas und Beton und penetriert die Erde, auf der bzw. in der sie errichtet ist. Das Dach der Casa Brutale ist ein riesiger Swimmingpool aus verstärktem Glas und quasi eine Fortführung des Ägäischen Meeres. Er steht in perfekter Kommunikation zum weiten, tiefblauen Himmel. Das Haus steht auf drei stabilen Beton-
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pfeilern. Die enorme Glasfassade rahmt die Schönheit der Ägäis effektvoll ein. Schwarzer Stahl und rotbraunes Holz vervollständigen die imposante Optik des Gebäudes. Es ist perfekt in die Landschaft eingelassen und verschmilzt mit der Erde, so dass es von Landseite fast unsichtbar ist und nur von Meeresseite gesehen werden kann.
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LEBEN AM ABGRUND
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Der Name Casa Brutale rührt übrigens vom unverputzten, naturbelassenen, kalten Beton her. So spektakulär das Haus von der Bauweise her ist, so roh und unprätentiös wirkt es auf den Betrachter. Über 50 Treppenstufen gelangt man runter zur Ägäis, wo sich der Eingang befindet. Mit einem einem Aufzug gelangt man wieder nach oben. Das gesamte Gebäude ist pur und überraschend einfach gehalten. Minimalismus at its best! Ein überdimensionaler Esstisch mit Sitzbänken aus Beton beherrscht den Wohnraum. Der Kamin ist hingegen in seiner Form abgerundet und steht so im Kontrast. Dahinter verbirgt sich ein Gästezimmer sowie Bäder und Toiletten. Die Treppe, die in den oberen Bereich führt, ist aus Stahl geformt. Hier befindet sich der Master Bedroom – mit einem ebenfalls atemberaubenden Ausblick auf das schier endlose Meer. Das Bett ist aus Beton gegossen und von Holz umrandet, während die Wände verspiegelt sind und so das Spiel von Licht und Schatten zulassen. Die Casa Brutale macht ihrem Namen also alle Ehre. Sie definiert die harmonische Koexistenz von Mensch und Natur eindrucksvoll – und ist eine positive Hommage an den Brutalismus, jenen Architekturstil, dessen Namen vom Begriff „béton brut“ (dt.: roher Beton) abgeleitet wird und dessen Blütezeit zwischen 1953 und 1967 lag.
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CREDIT: WWW.OPAWORKS.COM // LOOMDESIGN
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GEORGIA MAY JAGGER INTERVIEW | FACES
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SPOTLIGHT ON
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GEORGIA may jagger
INTERVIEW: ALEX GERNANDT
Gott, diese Gene! Eine perfekte Kombination aus Supermodel und Rock-Ikone! Ihre Mutter ist JERRY HALL, blonde Schönheit aus Texas und das Topmodel der 1980er Jahre – und ihr Vater: MICK JAGGER, Rocklegende und Kopf der Rolling Stones, der keiner weiteren Erklärung bedarf. Doch GEORGIA MAY JAGGER (23, Markenzeichen: Schmollmund mit süßer Zahnlücke) steht keineswegs im Schatten ihrer berühmten Eltern, sondern hat sich längst selbst einen Namen gemacht – als Model, Designerin und neuerdings auch als Fotografin. Ihr neuestes Projekt: Ein modisches Makeover für Disneys Minnie Mouse anlässlich der London Fashion Week. Im exklusiven RIZE-Interview verrät Georgia May Jagger Details dazu und vieles mehr…
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GJ M
MINNIE JAGGER
RIZE: Georgia May, schön, dass Sie sich Zeit für uns
Und haben Sie die?
nehmen. Sie scheinen momentan ziemlich busy zu sein.
Ich fürchte, nein (lacht)...
Jagger: Das kann man wohl sagen. Den ganzen Tag spreche ich schon über Minnie… (lacht)
Beim „Minnie“-Projekt ist auch die junge Designerin Ashley Williams involviert, die als „London’s Queen Of
Wie es kam es dazu, dass Disney Sie als Testimonial für
Kitsch“ gilt. Wie lief die Zusammenarbeit?
die Minnie-Mouse-Aktion auswählte?
Super! Wir wurden schnell ein gut eingespieltes Team,
Ich war schon immer großer Fan von Minnie Mouse. Sie war
denn ich bin in der Vergangenheit bereits ein paar Mal auf
die Heldin meiner Kindheit und ist es bis heute. Ich habe
ihren Modeschauen gelaufen. Ashley ist eine der talen-
bereits früher als Model einige Shootings im Disney-Stil
tiertesten neuen Modedesignerinnen Englands und eine
gemacht, das ist den Disney-Machern wohl aufgefallen
wirklich inspirierende Persönlichkeit. Ich freue mich, mit
und so es dazu, dass sie bei meiner Agentur anfragten. Ich
ihr arbeiten zu dürfen.
musste nicht lange nachdenken, um zuzusagen. Auf der London Fashion Week wird es auch eine FotoWie jedes normale Kind haben Sie also Disney-Filme
ausstellung zum Thema Minnie Mouse geben…
geliebt.
Ja, und ich bin die Kuratorin. Wir zeigen die Entwicklung
So ist es. Neben Minnie waren Daffy Duck und natürlich
und den Einfluss auf die Mode, den Minnie seit vielen Jahr-
Pocahontas meine Heldinnen.
zehnten hat.
Was macht Minnie Mouse in Ihren Augen so besonders?
Es heißt, dass Sie selbst auch Fotos beisteuern! Sind
Sie ist das ultimative „Girl’s girl“ und so zu einer Ikone
das Momentaufnahmen mit Ihrem iPhone aufgenom-
der Popart geworden – durch ihren Humor und ihre Mode,
men?
immer stylish, immer classic. Niemand kann Kleider mit
Nein, nein (lacht). Ich bin zwar in erster Linie Model, aber
Polkadots so cool tragen wie sie. Außerdem ist Minnie un-
auch leidenschaftliche Fotografin und benutze selbstver-
abhängig und viel mehr als nur Mickys Girlfriend.
ständlich professionelles Equipment. Das macht mir viel Spaß. Modeln alleine empfinde ich nicht als abendfüllend.
Was außer Stil und Humor macht eine Frau Ihrer Mei-
Haben Sie denn auch Ambitionen in Richtung Schau-
nung nach sexy?
spiel oder Musik? Ich meine, bei dem Vater…
Selbstvertrauen! Eine starke, selbstsichere Ausstrahlung!
Ich denke, eher nicht. Das überlasse ich lieber Dad.
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Man kann also sagen, Sie haben eher das Talent Ihrer
tig. Aber ich bin gut zu allen Tieren, die mir über den Weg
Mutter geerbt als das Ihres Vaters…
laufen.
Ja, so ist es wahrscheinlich… Sind Sie Vegetarierin? Haben Sie sich denn jemals gewünscht, ein Kind ganz
Nein, bin ich nicht. Ich esse ab und zu schon gern Fleisch,
normaler, eher langweiliger Eltern zu sein – und nicht
das muss ich gestehen. Trotzdem liebe ich Tiere über alles.
die Tochter von weltberühmten Superstars?
Das geht.
Nein, ich fand es immer ganz toll, wie es war. Und ich kenne es ja auch nicht anders.
Sie modeln seit Ihrem 16. Lebensjahr für TopMarken wie Chanel, H&M, Miu Miu, Vivienne Westwood
Ist es von Vorteil oder von Nachteil einen großen
oder Cavalli. Was macht Ihnen mehr Spaß: Fotoshoo-
Namen wie Jagger zu tragen?
tings oder Modeschauen?
Für mich ist es easy, wirklich, ganz normal. Es ist meine
Ich bevorzuge Fotoshoots, denn da hat man mehr Freihei-
Familie – und die heißt eben Jagger. Ich habe damit kein
ten und Spielraum, um sich in Szene zu setzen. Ich mag
Problem.
natürlich auch Modeschauen, das gehört schließlich zum Model-Job, aber so ein Runway-Walk ist immer viel zu
Sie sehen Jerry Hall und Mick Jagger eben nicht als
schnell vorbei.
Stars, sondern als Mom und Dad… Genau so ist es. Es sind oft außenstehende Menschen, die
Fühlt man sich nicht ein bisschen wie ein Rockstar,
da einen großen Deal daraus machen. Wir nicht.
wenn man vor den Augen des Publikums über den Runway geht?
Ihre Mutter ist Texanerin, Ihr Vater Brite. Wo sind Sie
Natürlich gibt es manche Models, die das so sehen und
aufgewachsen?
sich wie Rockstars aufführen, aber ich nicht. Für mich ist
Jagger: In London, bei meiner Mutter, wo ich auch heute
es ein Job, aber ein cooler.
noch lebe. Daher auch mein britischer Akzent. Wann haben Sie Ihren Dad mit den Rolling Stones zuWelche Erinnerungen haben Sie an Ihre Schulzeit?
letzt auf der Bühne erlebt?
Ich blicke – wie wohl fast alle Schüler – mit gemischten Ge-
Das war erst vor wenigen Wochen, bei einem Konzert in
fühlen darauf zurück. Es gab Fächer die mir Spaß mach-
Buffalo/ New York. Eine echt beeindruckende Show. Ja, ich
ten, etwa Kunst oder Englisch, aber auch welche, die ich
bin wirklich ein Fan der Stones (lacht). Ich liebe den Sound,
nicht mochte. Mathe habe ich immer gehasst.
den sie machen.
Gibt es für Sie außerhalb der Modelbranche einen
Verraten Sie uns noch Ihre nächsten Projekte?
Traumjob?
Zunächst kommt das Shooting mit Minnie Mouse in Lon-
Ja, ich wäre gerne Tierärztin geworden. Ich liebe Tiere
don für die Ausstellung während der Fashion Week. Da
über alles, immer schon. Und ich wäre auch gern Artistin
werden auch einige Selbstporträts von mir zu sehen sein.
in einem Zirkus geworden.
Außerdem geht in Kürze meine eigene Kollektion bei Mulberry an den Start mit von mir designten Lederjacken, Ta-
Aber nicht im „Rock’n’Roll Zirkus“, wie Ihr Dad…
schen und Seidenschals. Außerdem habe ich Aufträge von
No, no, nicht in diesem Zirkus. Lieber in einem echten, der
Sunglass Hut, der französischen Schuhmarke Minelli und
gefällt mir besser!
für Reserved. Ich liebe die Kleider von Reserved.
Haben Sie Haustiere?
Man
Oh ja, einen Hund namens „Daisy“ und eine Katze, „Lynx“.
tionen im Rock-Biz zu haben...
Ich sehe sie viel zu selten, aber liebe sie über alles.
sieht,
Absolutely
Sie not!
scheinen Das
wirklich
überlasse
ich,
lieber meinem Vater. Aber keine Maus (kleine Anspielung auf Minnie)… Jagger: Nein, die würde sich sicher mit meiner Katze nicht so gut vertragen (lacht). Einen Minnie-Mouse-Aufsteller habe ich allerdings. Engagieren Sie sich auch im Tierschutz? Nein, da bin ich nicht aktiv, weil mir dazu momentan einfach die Zeit fehlt. Und wenn ich etwas mache, dann rich-
Georgia, vielen Dank für das Gespräch.
keine
Ambi-
wie
gesagt,
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MINNIE JAGGER
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SAKOH | ART
SAKOH SAKOH SAKOH
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SABINA SAKOH IN REALITÄTSNÄHE TEXT: MAMÉ GAMAMY
Was wäre, wenn unser heutiges Leben durch eine ver-
genössische Interpretation ihrer historischen Abbilder.
gangene Kunstepoche abgebildet würde? Die Künstlerin
So ist auf dem Bild „February ‚14“ eine halbnackte Frau zu
SABINA SAKOH, 1968 in München geboren und sich selbst
sehen, die in einer Muschel liegt und ihre rechte Hand nach
als „Paintress“ bezeichnend, vermittelt uns einen Eindruck
etwas auszustrecken scheint. Das Ölgemälde erinnert an
davon. Mit ihren großformatigen Ölbildern kreiert sie sur-
Rembrandts Danaë, einer Figur der griechischen Mytho-
reale Fantasie-Szenarien und Traumwelten, die das aktuel-
logie, die von ihrem Vater Akrisios in einen bronzenen Kä-
le Zeitgeschehen in früherem Kontext darstellen.
fig gesperrt wurde, damit sie nicht der Sünde verfällt und kinderlos bleibt. Mit ausgestrecktem Arm erwartet sie die
Inspiriert von der Kunst des Barock, in der religiöse und
Rettung. In Sakohs Bild scheint es eine Anspielung auf die
mythologische Szenen dramatisch mit kräftigen Körpern
gesellschaftliche Stellung der Frau, die auch heute noch-
inszeniert wurden, zeichnet Sabina Sakoh Figuren als zeit
viel zu oft vom Patriarchat dominiert wird.
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„Meine Kunst befasst sich mit dem immerwährenden
schen Kontext der Bundesrepublik, ohne konkret für oder
Überlebenskampf. Die existenziellen Kämpfe von damals
gegen etwas zu sein oder Handlungsanweisungen zu ge-
wiederholen sich in anderer Form auch heute. Es geht
ben. „Mich inspiriert die französische Revolution. Von dem
um die Frage, in welche Richtung sich alles bewegt – mit
Zeitpunkt an, gingen wir in Europa einen demokratischen
den Flüchtlingen, der IS, dem Terrorismus, den Konflikten,
Weg. Zwar immer drei Schritte vor und zwei zurück, aber
dem Universaldrama und Weltrecht auf der Erde. Es fallen
immerhin bewegt sich etwas.“
Dinge vor, die wir bereits aus der Vergangenheit kennen, und aus denen wir hätten lernen sollen. Es sind desaströse
Dieser Drang der politischen Auseinandersetzung in der
Wiederholungen der Geschichte,“ so Sabina Sakoh.
Malerei, wurde bei Sabina Sakoh schon früh geweckt. Ihr Großvater, Günther Strupp, Anhänger des Widerstands
Ihre Werke zeigen Fluten, die Menschen auf notdürftigen
im 3. Reich und selbst Künstler, nahm sie schon als Kind
Flößen bezwingen, sie zeigen Szenarien, die eine Umkeh-
mit in sein Atelier. „Bei ihm ging es immer um Auseinan-
rung ahnen lassen, da die Ausgesetzten weiß sind, Frauen,
dersetzungen mit dem status quo – vor allem politisch im
die Fackeln empor strecken, das Licht der Aufklärung, und
3. Reich, was ihn zum KZ-Opfer machte und in der Nach-
Männer, die Totenköpfe in ihren Händen halten als Symbol
kriegszeit. Existenzielle Kämpfe kommen in meiner Familie
der Vergänglichkeit. Dennoch sind die Kunstwerke alles
vor und es fließt auch in meinen Adern.“
andere als düster, sie strotzen vor intensiven Farben. Bilder, wie „July ‚13 // Volk & Freiheit“, das an das Gemälde
Die in München lebende Künstlerin, die von dem bekann-
„Die Freiheit führt das Volk“ von Eugène Delacroix erin-
ten Berliner Galeristen Michael Schultz vertreten wird,
nert, ist positiv gestimmt. „Es gibt in all dem Chaos auch
ist weltweit auf allen namhaften Kunstmessen präsent,
immer einen Funken Hoffnung und die Vision, dass wir im-
zum Beispiel auf der New Yorker Armory Show und der
mer wieder ins Licht gehen können.“
Art Basel in Miami sowie auf Kunstmessen in Deutschland. Noch bis November diesen Jahres sind die wunderbaren
Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit – Sabina Sakoh
Werke von Sabina Sakoh auf der Biennale in Venedig
bringt humanistische Themen auch in den aktuellen politi-
ausgestellt. Wenn das keine Reise wert ist . . .
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GIORGIO MORODER INTERVIEW | FACES
GIORGIO MORODER Der mehrfache Oscar- & Grammy-Gewinner über seine Jugend in einem südtiroler Dolomitendorf, seine Zeit in München, den Aufstieg zum „GODFATHER OF DISCO“, Diven, Drogen und Daft Punk…
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Gut 50 Jahre ist es her, seit Sie vom abgelegenen Grödnertal in Südtirol auszogen, um die Musikwelt zu revolutionieren. Hatten Sie das genau so geplant? Nein, so ganz sicher nicht. Ich war ja zunächst nur ein ganz normaler Musiker in einer Tanzband. Musik war nur mein Hobby. Wie verlief Ihre Jugend damals in Südtirol? Ich bin in St. Ulrich, italienischer Name Ortisei, aufgewachsen. Das ist ein abgelegenes Dorf in den Dolomiten. Ich INTERVIEW: ALEX GERNANDT
hatte dort eine wirklich schöne Jugend. Da es außer Bergen und Natur aber nicht viel Abwechslung gab, habe ich früh eine Faszination zur Musik entwickelt. Der amerikani-
RIZE: Herr Moroder, Sie gelten als „Godfather of Disco“
sche Sänger Paul Anka war mein großes Idol. Seinen Hit
und „Erfinder des Elektro-Sounds“. 2015 starteten Sie
„Diana“ hörte ich immer wieder im Radio. Das hat etwas
nach vielen Jahren Pause Ihr musikalisches Comeback.
in mir geweckt.
Das haben Sie doch gewissermaßen Daft Punk zu verdanken, oder?
Wie sind sie zur Musik gekommen?
MORODER: Ja, absolut. Ich bekam eines Tages einen
Zunächst habe ich neben der Schule viel gejobbt. Ich war
Anruf von den Daft-Punk-Jungs, Thomas Bangalter und
Liftboy oben auf dem Langkofel, war Eisverkäufer und
Guy-Manuel Homem-Christo. Sie würden mich gern ken-
habe im Dorf Gemüse ausgefahren. Doch irgendwann, so
nenlernen, weil sie mein Synthesizer-Sound aus den 70ern
mit 16, 17, habe ich mir Gitarrespielen beigebracht und
beeinflusst hatte. Als ich meinem Sohn Alessandro, er ist
fortan an nur noch in Tanzcafés gespielt. Das war mehr
26 und Künstler, davon erzählte, drängte er mich zuzusa-
meine Welt.
gen und wollte bei dem Treffen unbedingt dabei sein. Er hat Daft Punk mal beim Coachella-Festival erlebt und ist
Und was war dann der nächste Schritt?
ein großer Fan. Nach dem ersten Gespräch in L.A. luden
Mich hat’s hinausgezogen in die Welt. Am Tag meiner
mich die Jungs zu sich nach Paris ins Studio ein. Das war
letzten Schulprüfung habe ich hingeschmissen und bin
aber erst ein Jahr später. Ich hatte sie schon fast wieder
los. Meine erste Station war Grindelwald in der Schweiz,
vergessen…
danach ging’s nach Genf. Bis 1968/69 war ich nonstop als Musiker unterwegs, nannte mich einfach „Giorgio“. Mit
Und dann?
„Looky Looky“ gelang mir ein erster Hit. Man nannte den
Die zwei baten mich, im Studio mein Leben zu erzählen.
Sound damals Bubblegum-Pop. Ich habe viel experimen-
Ich war verdutzt und wusste nicht, was sie vorhatten.
tiert, u.a. auch mit Michael Holm und dem Trio „Spinach“.
Letztlich landete mein Monolog „Giorgio by Moroder“ auf ihrem Album „Random Excess Memories“. Damit war ich
Anfang der 70er Jahre gründeten Sie in München das
plötzlich im Gespräch und bekam Lust, wieder selbst Musik
legendäre „Musicland“-Studio!
zu machen.
Ja, im Keller des Arabellahauses, einem großen Hotel in Bogenhausen. Mit dem Studio habe ich mir einen Traum
Ergebnis ist Ihr aktuelles Album „74 is the new 24“.
erfüllt. Nur zwei Wochen nach der Eröffnung kam Marc
Als „Godfather of Disco“ mischen Sie plötzlich wieder
Bolan mit T.Rex vorbei und wollte im Studio produzieren,
in der jungen Elektro-Szene mit. Wie schaffen Sie das?
kurz danach die Rolling Stones, Queen und Deep Purple.
Alter ist für mich überhaupt kein Thema. Ich fühle mich
Da konnte ich nicht nein sagen und hab sie reingelassen.
viel jünger als die 75, die ich jetzt bin. Alter ist ja in erster
Die Bands brachten allerdings ihre eigenen Produzenten
Linie eine reine Kopfsache. Der Dance Music ist es vollkom-
mit, mich haben Sie für die Dauer der Aufnahmen rausge-
men egal, wo du herkommst, wieviel Geld du hast oder wie
schmissen. Es gab nämlich nur einen Aufnahmeraum.
alt du bist. Es ist egal, ob du 24 oder eben 74 bist. Im Studio habe ich bei diesem Peojekt mit bedeutend jüngeren Sän-
Ihre Popstar-Karriere haben Sie damals beendet. Heut-
gerinnen gearbeitet, z.B. Charli XCX, Britney Spears, Kylie
zutage treten Sie wieder als DJ auf. Was ist das für ein
Minogue, Foxes oder Sia. Da gab es unter uns keinerlei
Gefühl?
Kommunikationsprobleme. Ich kann ihnen übrigens verra-
Phänomenal. Auf dem Dancefloor tanzen junge Menschen,
ten, dass ich auch sehr gern Pharrell Williams als Gast auf
die waren noch lange nicht geboren, als meine Hits wie
meinem Album dabei gehabt hätte, aber der ist leider bis
„I Feel Love“ oder „Call Me“ in den Charts waren. Aber sie
zum Ende des Jahrzehnts ausgebucht…
singen Zeile für Zeile mit, gehen ab und jubeln. Ein tolles
Fotos Š Sony Music / Anna Maria Zunino
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WENN ICH AM DJ-PULT STEHE, FÜHLE ICH MICH EIN BISSCHEN WIE MICHAEL JACKSON.
Wer war eigentlich die größere Diva – Donna Summer, Barbra Streisand oder doch Freddie Mercury? Freddie Mercury, ganz klar (lacht). Ich habe festgestellt, dass alle großen britischen Rockstars Diven sind. Bei Freddie war das Problem, dass er als Sänger, Pianist und Komponist so gut war, dass er sich überhaupt nichts sagen oder gar vorschreiben ließ. Er war ein großer Könner, aber er konnte manchmal auch ein bisschen überheblich sein. In München haben Sie mit Donna Summer revolutionäre Disco-Hits wie „Love to Love you Baby“ und „I Feel Love“ produziert und wurden mit Ihrem pulsierenden Synthie-Sound zum „Urvater des Elektro-Pop“. Während der Aufnahme zu „Love to Love you Baby“ kam mir die Idee, Donna mitten im Song stöhnen zu lassen. Als sie loslegte, hörte sich das aber alles andere als erotisch an. Sie wirkte verklemmt. Da habe ich alle anderen Männer im Studio rausgeschickt, meine Assistenten und auch ihren Ehemann Dr. Helmuth Sommer. Und siehe da, plötzlich ging sie ab. Das Ergebnis sorgte dann für einen echten Skandal und wurde von den Radiosendern boykottiert. Sowas Anrüchiges hatte man bis dahin halt noch nicht gehört. Die 70er Jahre waren im Musikbiz eine wilde Zeit. Kamen Sie damals mit Drogen in Kontakt? Nein, null! Ich hatte immer viel zu viel Angst vor der Wirkung und den Folgen… Hätte ich früher Drogen konsumiert, wäre ich heute sicherlich nicht so fit und ausgeglichen. 1979 gewannen Sie gleich für Ihre erste Filmmusik zu „Midnight Express“ einen Oscar. Und vier Jahre später haben Sie den Soundtrack zum Kult-Thriller „Scarface“ gemacht. Waren Sie damals bei den Dreharbeiten dabei? Eigentlich war ich bei den meisten Filmen selten am Set, aber bei „Scarface“ in Miami war ich dabei. Damals drehte
Alex Gernandt von RIZE im Interview mit GIORGIO MORODER
Brian dePalma die legendäre Szene, als Al Pacino, sprich „Tony Montana“, in seinem Wohnzimmer in der riesigen Badewanne liegt, und seine Frau Elvira, gespielt von Michelle Pfeiffer, wüst beschimpft. Das war recht interessant. Mit Al Pacino bin ich auch über die Dreharbeiten hinaus in
Gefühl. Wenn ich am DJ-Pult stehe, fühle ich mich ein biss-
Kontakt geblieben. Ein feiner Kerl.
chen wie Michael Jackson. Sie wirken absolut agil, voller Tatendrang. Machen Sie Sie haben mit unterschiedlichsten Künstlern wie Donna
sich dennoch ab und an Gedanken über den Tod?
Summer, David Bowie, Barbra Streisand, Nina Hagen,
Nein, nie! Mir geht’s gesundheitlich im Großen und Ganzen
Freddie Mercury, Debbie Harry, Irene Cara, Cher, Brigit-
gut, nur hin und wieder hab ich mal Rückenschmerzen. Das
te Nielsen und Falco gearbeitet…
sind Spätfolgen eines Unfalls vor anderthalb Jahren. Ich
Stimmt. Und alle hatten ein besonderes Talent. Anhand
bin beim Rollerbladen gestürzt, dabei sind mir Sehnen an
dieser Namen und Personalities kann man auch erkennen,
der Schulter gerissen. Aber ansonsten geht’s mir bestens,
dass es für mich in der Musik keine Grenzen gibt. Ich woll-
Gott sei Dank.
te mir nie Limits setzen. Musik bedeutet für mich Freiheit.
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CORINNA HOLTHUSEN | ART
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(Sur)Reale Reflektion Uber die Schonheit von Corinna Holthusen „MICH FASZINIERT DIE MÖGLICHKEIT DINGE ZU ZEIGEN, DIE PRAKTISCH NICHT ABBILDBAR SIND. LETZTLICH BIN ICH IMMER AUF DER SUCHE, DIE SOGENANNTE SCHÖNHEIT IN FRAGE ZU STELLEN.“ TEXT: MAMÉ GAMAMY
Was ist die Realität von Menschenbildern und wie sieht de-
Betrachter ein und lassen ihn nicht mehr los. Mit intensi-
ren Darstellung in der heutigen Fotografie aus?
vem, fast durchdringendem Blick, fesseln diese menschlich anmutenden, zauberhaft schönen Wesen ihr Gegenüber,
Strahlender Teint, makellose Körper, glänzende Haare – das
und lassen dabei dennoch erkennen – konträr zu dem, was
Bild der Perfektion begegnet uns täglich überall in Maga-
die Werbewelt suggerieren uns möchte – dass sie nicht real
zinen, auf Plakaten und in der Werbung. Es sind Abbilder
sein können. Denn bei genauerer Betrachtung stellt man
einer idealisierten Welt, der wir versuchen nachzueifern, je-
fest, das dass perfekte Bild durch feinste Überlagerungen
doch größter Wahrscheinlichkeit nach so niemals erreichen
gestört wird. Gerade die intensiv glitzernden Augen, in de-
werden. Es sind gerade diese allgegenwärtigen und schon
nen man die Lichter verschiedener Kameraeinstellungen er-
zur Normalität gehörenden stilisierten Schönheitsideale,
kennt, verraten die Illusion. Die Komposition der Schönheit
die die Hamburger Künstlerin Corinna Holthusen in ihren
erfährt durch diese Entdeckung einen sanften Bruch.
fotografischen Arbeiten aufgreift und kritisch reflektiert. „Die Fotografie gilt seit jeher als das Abbild der Wahrheit. „Mich reizt es, das perfekt inszenierte, beleuchtete, retu-
Dies hat sich in kürzester Zeit, durch die Möglichkeit der
schierte Bild wieder aufzubrechen. Dabei finde ich die Kon-
digitalen Manipulation, geändert. Doch traut die Mehrzahl
vergenz von Schönheit - Ekel - Künstlichkeit - Natürlichkeit sehr spannend,“ erklärt Holthusen.
der Menschen noch immer der Fotografie. Damit spiele ich gerne und mache die Manipulation sichtbar. Doch ahnt man
Die in tiefrot und mitternachtsblau getauchten großfor-
die Manipulation, sollte man sie in meinen Arbeiten nicht
matigen Portraits ihrer Serie [M] Reflections, fangen den
immer herleiten können. Meine Porträts beinhalten immer
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Reflections 1 Š Corinna Holthusen, www.lumas.com
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Reflections 1 Š Corinna Holthusen, www.lumas.com
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Reflections 1 Š Corinna Holthusen, www.lumas.com
Reflections 1 Š Corinna Holthusen, www.lumas.com
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mehrere Personen bzw. Körperteile,“ sagt Holthusen, die
de ich früh an Kunst und Fotografie herangeführt. Er war
mit ihrer Serie [M] Reflections bereits 2006 begonnen hat
es auch, der mich von Anbeginn des Bildbearbeitungpro-
und sie aufgrund ihrer Faszination für die Dekonstruktion
gramms Photoshop an den Computer brachte.“
der Schönheit, bis heute fortführt. Holthusens Bilder erwecken den Eindruck, simple Aufnah-
Im Spiel mit den stilistischen Mitteln der klassischen
men zu sein, die durch verschiedene Farbüberlagerungen
Portrait-Fotografie und den vielfältigen Darstellungsmög-
dramatisiert werden. In Wahrheit sind ihre Arbeiten sehr
lichkeiten der digitalen Bildbearbeitung, vermittelt Holthu-
komplex. Was in der finalen Darstellung so einfach aus-
sen mit ihren höchst ästhetischen Bildern dem Betrachter,
sieht, ist das Ergebnis eines langen künstlerischen Prozes-
dass nicht alles real sein muss, was real zu sein scheint.
ses. Die Grundlage ihrer Arbeiten, unzählige Fotografien
Ihre Bilder fordern dazu heraus, Perfektion und Schönheit
der gleichen Person in sich minimal unterscheidenden
ganz bewusst zu hinterfragen.
Posen, entstehen meist im Studio mit einer Großbild- oder Mittelformatkamera. In der Nachbearbeitung kombiniert Holthusen schließlich alle Aufnahmen und kreiert mittels digitaler Fotomontage Kompositionen aus mehreren Versatzstücken. Neue fiktive Abbilder der Realität entstehen! Die Inspiration, sich mit der digitalen Manipulation ihrer Fotografien künstlerisch auseinanderzusetzen, kommt nicht von ungefähr: „In meiner Familie gab es einigen
LUMAS bietet in über 30 Galerien weltweit Editionen in
kreativen Einfluss. Mein Großvater war Werbefilmer, mei-
musealer Qualität. Mehr als 1.400 Arbeiten von 160 eta-
ne Großmutter väterlicherseits gründete schon in jungen
blierten Künstlern und viel versprechenden Newcomern
Jahren eine Modezeichenschule in Prag“, so Holthusen.
liefern einen umfassenden Einblick in die zeitgenössische
„Durch meinen Vater, der auf der Hochschule für Bildende
Kunst- und Designszene. In München ist die Editionsga-
Künste Hamburg (HFBK) sechs Jahre Kunst studierte und
lerie mit zwei Dependancen vertreten: LUMAS München,
dann in die Entwicklung von Fotosatzmaschinen ging, wur-
Brienner Straße 3 & Rindermarkt 16
Corinna Holthusen lebt und arbeitet als freie Fotografin in ihrer Heimatstadt Hamburg. Sie studierte Kunst in den Studio Art Centers International in Florenz und Fotografie am Istituto Europeo di Design in Mailand. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Lead Award und dem Prix de la Photographie Paris.
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CHRISTIENE | FASHION
christiene CHRISTIENE MODEL DERRYN LESTER @ OUTLAWS MODELS PHOTOGRAPHER MARIE BÄRSCH WWW.MARIEBAERSCH.COM MAKE-UP/HAIR THEO SCHNÜRER @ BLOSSOM MANAGEMENT ASSISTENT ALEX WÄTZEL POSTPRODUCTION DGTL-CRAFT LOCATION KAPSTADT / SÜDAFRIKA
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YO DA
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VON UNS GERETTET.
Wasserspeier am Kirchturm von Ulm, dem höchsten Kirchturm der Welt (161,5 Meter). Mehr über die Geschichte dieses Denkmals: www.dieganzegeschichte.de Eines von vielen tausend geförderten Denkmalen.
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www.denkmalschutz.de
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MARIO GAMBA INTERVIEW | GUSTO
MarioGamba
„ICH BIN GASTGEBER VON GANZEM HERZEN!“
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Gebackene Zucchiniblüten auf Safranschaum und Tomatenconcassée mit gebratenen Gambas. Rindercarpaccio mit Papaya-Paprikarelish, Kartoffelstroh, Pistazien und Parmesan. Flusskrebs-Gurken-Carpaccio umrandet von Basilikum-Mayonnaise. Glattfelder-Kaviar in Zitronengelee mit Blattgold… Das ACQUARELLO in Bogenhausen gilt unter Feinschmeckern, Experten und Kritikern als das beste italienische Restaurant Deutschlands. Doch Inhaber und Sternekoch MARIO GAMBA, ursprünglich gelernter Dolmetscher aus Bergamo, kam erst über einige Umwege – quasi auf dem zweiten Bildungsweg – „in die Küche“. Nach Stationen u.a. im Palace Hotel in St. Moritz und bei Sternekoch Alain Chapel in Paris, zog es ihn nach München, wo er zusammen mit Heinz Winkler im Gourmet-Tempel Tantris anfing. 1994 verwirklichte er mit dem Acquarello seinen Traum vom eigenen Restaurant. Dort empfing uns der „Gaumenverzauberer“, der Ihnen übrigens auf den folgenden Seiten eines seiner Lieblingsrezepte verrät, jetzt zum exklusiven Interview. Interview: Babak Shahverdi & Alex Gernandt
RIZE: Seit nunmehr 21 Jahren führen Sie Ihr Acquarello erfolgreich in Bogenhausen und sorgen für wahre „Geschmackssensationen“. Wie würden Sie Ihre Rolle als Gastronom umschreiben? Gamba: In allererster Linie sehe ich mich nicht als Koch, sondern als Gastgeber! So bezeichne ich mich auch in meinen Kochbüchern. Der Begriff Koch ist mir zu begrenzt. Das darf man nicht falsch verstehen. Aber meine Aufgaben sind ja umfassender.
Wie definieren Sie Ihre Gastgeberrolle? Gastgeber zu sein ist für mich eine Berufung. Es ist ein 360-Grad-Modell, dazu gehört u.a. die Gäste zum empfangen, zu betreuen und beraten, immer aufmerksam zu sein. Wenn Sie beispielsweise heute Abend vier Gäste zu sich einladen, machen Sie ihnen die Tür auf, begrüßen sie, nehmen die Garderobe ab, begleiten sie zum Tisch und erzählen, was Sie vorbereitet haben. Genau so ist das im Acquarello. Es ist wie ein Wohnzimmer, in dem man sich als Gast nicht nur wohl, sondern auch zuhause fühlt.
Verraten Sie uns das Geheimnis Ihrer sogenannten „Cucina del Sole“, der Küche der Sonne… Das größte Geheimnis ist wohl, dass wir versuchen, die Zeit zu entdecken! Zeit zum bewussten Genießen. Eine Langsamkeit, in einer Ära, in der alles immer schnelllebiger erscheint. Qualität braucht Zeit! „Cucina del Sole“ bedeutet auch, mit der Saison zu gehen und auf die richtigen Produkte zu warten. Erdbeeren gibt es nicht das ganze Jahr über und schon gar nicht in Topqualität. Qualität bedeutet für mich Wissen und Können und man muss mit Herz und Leidenschaft bei der Sache sein. Ein Geheimnis sind natürlich auch die Zutaten und wie man sie einsetzt und kombiniert. Alle Speisen, die Sie bei uns bekommen, sind nach einer bestimmten Linie gekocht – aber auch immer
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„HeuteAbend haben wir 40-50 Gäste und
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Wandmalerei von Rainer Maria Latzke
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Gedämptes Licht sorgt für eine harmonische Atmosphäre
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Hier wird feinste italienische Küche serviert
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Herausgeber Babak Shahverdi (l.) und Chefredakteur Alex Gernandt (r.) im Gespräch mit Mario Gamba
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Familienbetrieb wird im Acquarello groß geschrieben: Hier Sohn Massimo Gamba
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Von Mario Gambas Frau desgint: Der außergewöhnlich schöne Weinschrank
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werden zwischen 400 und 600 Gerichte ausgeben.“ individuell auf den Gast abgestimmt. Jeder hat eine andere Vorstellung, einen anderen Wunsch oder Geschmack. Dem versuche ich, Rechnung zu tragen. Der Gast bringt uns schließlich auch großes Vertrauen entgegen, und das ist für mich ausschlaggebend. Ich bin Gastgeber von ganzem Herzen und lege Wert darauf, dass der Gast sich bei uns wohlfühlt. Die gegenseitige Wertschätzung ist mir sehr wichtig. Wie managen Sie Ihre Küche im Restaurant? Unsere Küche ist ein geschlossenes System! Ich kann es mir hier nicht erlauben, zu improvisieren. Das können Sie machen, wenn Sie zu Hause für zwei Personen kochen. Wir haben im Acquarello zwischen 16 und 17.000 Gäste pro Jahr. Da muss alles perfekt abgestimmt sein, damit wir
Ins Auge fallen auch die maritimen Wandmalereien!
die erwartete Topqualität liefern können. Kreativät ist im
Sie stammen von dem Künstler Rainer Maria Latzke, der
Vorfeld gefragt. Kreativität bedeutet für mich Recherche
früher auch mal mit Josef Beuys zusammengearbeitet
und Wissen, immer mit einer Verantwortung dem Gast ge-
hat. Er ist einer der führenden Wandmaler unserer Zeit.
genüber. Heute Abend haben wir vierzig bis fünfzig Gäs-
Seine Bilder sind in der ganzen Welt zu sehen, im Wiener
te bei uns und werden zwischen 400 und 600 Gerichte
Rathaus, in den Königspalästen der Vereinigten Arabi-
ausgeben. Da muss wirklich alles passen. Deshalb gibt es
schen Emirate, selbst in China. Er wurde mal als „moder-
in der Küche eingespielte Rituale. Alle, die hier arbeiten,
ner Michelangelo“ bezeichnet.
benötigen ein Höchstmaß an Disziplin und Konzentration, perfekte Koordination ist gefragt. Seit 21 Jahren versu-
Wie kamen Sie auf ihn?
chen wir, täglich unser Bestes zu geben und so soll es auch
Latzke hat in den 90er Jahren die Wandmalerei in Eckart
in Zukunft sein.
Witzigmanns „Aubergine“ gemalt und war ein Bekannter meines damaligen Partners. Wir haben ihn gebeten, das
Uns fiel auf, dass Ihre Bedienungen beim Servieren der
Acquarello künstlerisch zu charakterisieren und ihm dazu
Speisen nie „Guten Appetit“ sagen, sondern stets „Viel
einige Stichpunkte an die Hand gegeben. An was denkt
Spaß“…
man bei Italien? Natürlich an Sonne und Meer! Also hat er
Das stimmt. Essen ist eine Freude, mit der eine positive
zwei Meereslandschaften an die Wände gezaubert. Eine ist
Energie einhergehen soll. Das wollen wir vermitteln. Na-
der Küste bei Castiglioncello in der Toskana nachempfun-
türlich ist Essen in erster Linie Ernährung, aber es ist eben
den, die andere zeigt die historische Villa Jovis auf Capri.
auch Kultur. Essen bedeutet Erinnerung. Erinnerung an
Auch nach 21 Jahren haben diese Bilder ihren Reiz nicht
einen guten Geschmack. Das fängt ja schon bei einem ein-
verloren und sorgen mit ihrem wunderbaren Meeresblau
fach Butterbrot an. Aber es muss ein gutes Brot sein und
für gute Stimmung.
gute Butter. Qualität eben. Sie sind nicht nur Gastgeber und Sternekoch, sondern Würden Sie das Acquarello als Familienbetrieb bezeich-
auch Buchautor und halten Vorträge an internationalen
nen?I Unbedingt! Meine Familie ist stark eingebunden.
Universitäten. Was sind Ihre nächsten Pläne?
Mein Sohn arbeitet hier und unterstützt mich täglich,
Mein Plan und mein Ziel ist, das, was ich mache, am Bes-
meine Tochter, von Beruf Übersetzerin, kümmert sich u.a.
ten zu machen! Ich konzentriere mich voll und ganz auf
um die Auslandskorrespondenz. Und meine Frau, eine Ar-
mein tägliches Business. Und ich will immer noch besser
chitektin, hat das Restaurantkonzept und das Interieur ge-
werden…
staltet – mitsamt dem Weinschrank, einem ganz wichtigen Bestandteil.
Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
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Zutaten GURKEN-AVOCADOCARPACCIO MIT
FÜR DIE TOMATEN-VANILLESAUCE:
TOMATENESPUMA UND FLUSSKREBSEN
10 Kirschtomaten
1 Gurke
Mark von einer halben Vanilleschote
2 Avocados
100 ml weißer Balsamico-Essig
Ingwerdressing (siehe Grundrezept)
Salz
dreierlei Sprossen
Pfeffer
12 Flusskrebsschwänze, gegart
Zucker
R E LL
FÜR DEN ESPUMA:
E T R
10 Tomaten 1 l Wasser 10 Pfefferkörner, weiß 2 Lorbeerblätter Salz Zucker 1 Topf Basilikum 6 Blatt Gelatine
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DER TELLER DER TELLER | GUSTO
Gurken-Avocadocarpaccio mit Tomatenespuma und Flusskrebsen
MARIO GAMBA SEIT 21 JAHREN FÜHRT GENUSS-EXPERTE MARIO GAMBA NUN SEIN „ACQUARELLO“ IN MÜNCHEN. BEREITS MEHRFACH WURDE ES ZUM BESTEN „ITALIENISCHEN RESTAURANT DEUTSCHLANDS“ GEKÜRT. EXKLUSIV FÜR RIZE KREIERT MAESTRO GAMBA EIN RAFFINIERTES AVOCADO-CARPACCIO MIT FLUSSKREBSEN – INTERESSIERTEN LESERN ZUM NACHKOCHEN EMPFOHLEN. BUON APPETITO! ODER WIE MAN IM ACQUARELLO SAGT: VIEL SPASS!
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ZUBEREITUNG: Für den Espuma die Tomaten vierteln und mit den restlichen Zutaten einmal aufkochen und 45 Minuten ziehen lassen. Den Fond durch ein sauberes Baumwolltuch passieren und die eingeweichte, ausgedrückte Gelatine darin auflösen. Den Fond abkühlen lassen und in eine Espumaflasche füllen. Zwei CO2-Kapseln dazu geben. Drei Stunden kalt stellen. Für die Tomaten-Vanillesauce alle Zutaten mixen und durch ein feines Sieb passieren. Für das Carpaccio die Gurke schälen und in dünne Scheiben schneiden. Die Avocado schälen und mit Hilfe eines Schälers in Streifen schneiden, salzen und zu kleinen Röllchen formen. Die Gurkenscheiben mit Ingwerdressing marinieren und kreisrund auf den Tellern anrichten. Je 7 Avocadoröllchen in die Mitte setzen, die Röllchen mit Espuma füllen und mit Sprossensalat dekorieren. Die Flusskrebsschwänze mit Ingwerdressing marinieren und auf das Carpaccio legen. Die Tomaten-Vanillesauce in Punkten um das Carpaccio geben. MISE EN PLACE: Gurkenscheiben, mariniert Avocadoröllchen Tomatenespuma Tomaten-Vanillesauce Flusskrebsschwänze, mariniert Sprossensalat
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Gurken-Avocadocarpaccio mit Tomatenespuma und Flusskrebsen by Mario Gamba
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KOLUMNE
PETER OLSSON
PETER OLSSON, 53, ist ist Werbeprofi und Marken-Experte. Der gebürtige Schwede ist Chef mehrerer Agenturen in München. Er vertritt Joko Winterscheidt, Matthias Schweighöfer, Elyas M’Barek und Ottmar Hitzfeld. Peter Olsson schreibt künftig als Kolumnist in RIZE über Wege zu einem erfolgreichen und ausgeglichenen Leben...
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„FÜHRE, FOLGE – ODER MACH PLATZ!“ Dieser Claim, den ich vor Jahren erstmals las, hat mich auf Anhieb fasziniert: „Führe, folge oder mach Platz!“ Für mich ist das die perfekte Definition, um Erfolg zu haben. Ted Turner, Gründer und Inhaber von CNN, hatte diesen Spruch auf seinem Bürotisch stehen, geschnitzt in ein Stück Holz und so platziert, dass ihn seine Besucher lesen konnten. Der Sinnspruch war genau so klar wie arrogant – und passte perfekt zu diesem Selfmade-Multimillionär. Die heutige Realität ist etwas anders. Es reicht nicht aus, einen coolen Spruch auf dem Schreibtisch zu haben. Heute geht es um ein modernes Verständnis von Erfolg – und Erfolg als Teil des gesamten Lebens. Früher bedeutete Erfolg einfach, zu gewinnen und soviel Geld zu verdienen wie möglich. Heute geht es auch darum, seinen Alltag erfolgreich zu managen. Karriere, Familie und Freundschaften zu „managen“ wird heutzutage zusehends schwieriger. Früher musste man lernen, sich stetig zu verbessern und in allem schneller zu werden. Heute muss man darauf achten, sein Leben in Balance zu halten (die vielzitierte „Work/Life-Balance“) und sich mit positiver Energie zu umgeben. Ja, ich weiß, „positive Energie“ hört sich im ersten Moment sehr trivial und überbewertet an, aber glauben Sie mir – selbst der talentierteste Mensch wird es nicht schaffen, wenn er von negativer Energie umgeben ist!
DIE HEUTIGE REALITÄT IST ETWAS ANDERS
„Heute muss man darauf achten, sein Leben in Balance zu halten“ In den vergangenen 30 Jahren habe ich mit einigen außergewöhnlichen Persönlichkeiten zusammenarbeiten dürfen. Dabei wurde mir bewusst, dass sich die meisten erfolgreichen Menschen auf 8 „Key-Areas“ konzentrieren. Vielleicht sind es sieben, vielleicht auch neun. Aber diese Key-Areas sind für alle Menschen gleich. Dieses Wissen hat mich schließlich dazu gebracht, meine Erfahrungen und Erkenntnisse auf diesem Gebiet in einem Buch – „Erkenne Dein Talent!“ – teilen zu wollen. In der nächsten RIZE-Ausgabe werden wir einen Blick auf die acht verschiedenen Key-Areas werfen, die Ihnen zu persönlichen Glück und Erfolg verhelfen können. Herzlichst, Ihr Peter Olsson
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POWER FRAUEN | SUCCESS
POWER
frauen
Die Emanzipation trägt ihre Früchte! Trotz der andauernden Diskussion um ungleiche Gehälter, werden Frauen zunehmend präsenter und wichtiger in der Wirtschaftswelt. Seit 2004 kürt Forbes in der Liste der „World’s 100 Most Powerful Women“ die erfolgreichsten Frauen des Jahres. Kriterien für die Bewertung der Macht sind das Auftreten in den Medien, die Anzahl von Pressezitaten sowie der politische und wirtschaftliche Einfluss. Hier die Top-Ten.
TEXT: SABINE HOFMANN ILLUSTRATIONEN: RUDIS SKUKALEK | WWW.SKUKALEK.DE
A
Merkel
1. Angela Merkel, 61 – Deutsche Bundeskanzlerin Das deutsche Staatsoberhaupt platzierte sich bisher seit 2006, mit Ausnahme von 2013, jedes Jahr an der Spitze der Liste. Die gelernte Physikerin beweist als Kanzlerin seit 2005 starke Führungsqualitäten in Deutschland und weltweit, und konnte ihr Kohl-Schützling-Image erfolgreich ablegen. Mit einem monatlichen Verdienst von 20.000 Euro ist sie in dieser Liste der einflussreichsten Frauen eher Schlusslicht, in puncto Einfluß und Macht jedoch eben ganz klar auf Platz Eins. Zitat Merkel: „Ich habe mich nie unterschätzt und denke auch nicht, dass Ehrgeiz eine negative Eigenschaft ist.“
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J
YELLEN
2. Janet Yellen, 68 – Präsidentin der US-Notenbank Fed Die Weltwirtschaft in weiblichen Händen: Yellen ist die erste Frau, die die einflussreichste Bank der Bank verwaltet. Die Ökonomin durchlief mit Yale, dem MIT und Harvard die Eliteuniversitäten Amerikas und war Wirtschaftsberaterin des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Ihr Vermögen beläuft sich auf zwischen fünf bis 14 Millionen (die genaue Summe muss sie nicht angeben, ein Spanne reicht). Eines ihrer Hobbys: Ihre Briefmarkensammlung!
M GATES
3. Melinda Gates, 50 – Philanthropin Melinda ist nicht nur Mutter von drei Kindern und die Frau des reichsten Mannes der Welt, sondern auch eine smarte Geschäftsfrau. Als Projektmanagerin bei Microsoft führte die gelernte Informatikerin viele herausragende Projekte. 1999 gründete sie mit ihrem Mann die Bill & Melinda Gates Foundation, die mit einem Vermögen von 40 Milliarden Dollar die größte private Entwicklungshilfe-Organisation der Welt ist. Das private Gates-Vermögen wird auf 80 Milliarden Dollar geschätzt. Zitat Gates: „Ich mache mir vielmehr daraus, das Leben von Müttern und Kindern zu retten, als in ein Museum zu gehen.“
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D
rousseff 4. Dilma Rousseff, 67 – Staatspräsidentin Brasilien Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist seit 2011 brasilianische Staatspräsidentin. Im Januar hat ihre zweite Amtsperiode begonnen. Jedoch wird seit April Kritik an ihrer Politik laut. Mit Rückschlägen kennt Dilma sich allerdings gut aus: In ihrer Jugend war sie im Widerstand gegen die regierende Militärregierung, lebte zeitweise sogar im Untergrund und war zwei Jahre lang im Gefängnis. Heute tröstet sie ihr Vermögen von 275 Mio. Dollar, das sie mit ihrer Restaurant-Kette, ihrem Fußball-Team Belo Horizonte Angels, ihrer eigenen Wodka-Marke und Parfüm- und Modemarken gemacht hat, über das politische Tief hinweg. Zitat Rousseff: „Ich hoffe, dass Väter und Mütter ihre kleinen Mädchen ansehen und ihnen deutlich sagen: ,Ja, Frauen können etwas erreichen’.“
C
LAGARDE 5. Christine Lagarde, 59 – Geschäftsführende Direktorin des IMF Obwohl sie das Wort ‘ehrgeizig’ nicht mag, war sie genau dies bereits als Jugendliche – als Synchronschwimmerin gewann sie Bronze bei den französischen Meisterschaften. Heute ist die gelernte Rechtsanwältin, die sich sehr für Frauen in der Arbeitswelt einsetzt, die erste Frau an der Spitze der 188-Länder umfassenden Finanzorganisation. Mit etwa 600.000 Dollar jährlich ist die Mutter zweier Söhne eher im unteren Bereich der Bestverdienenden angesiedelt. Zitat Lagarde: „Geschlechterdominierte Umgebungen sind nicht gut... vor allem nicht im Finanzsektor, wo es viel zu wenig Frauen gibt. Ich denke, dass niemals zu viel Testosteron im Raum sein darf.“
H
CLINTON 6. Hillary Clinton, 67 – US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton ist heiße Anwärterin auf das US-Präsidentenamt 2016. Mit einem Sieg wäre sie die allererste Präsidentin Nordamerikas. Aber Hillary ist schon sehr lange auf der Vorreiterposition als leidenschaftliche politische Kraft: als First Lady, als Senatorin und als Außenministerin hat sie bereits bewiesen, dass ihr Führungspositionen nichts anhaben können. Zitat Clinton: „Ich denke, dass die Rechte von Frauen und Mädchen die unerledigten Aufgaben des 21. Jahrhunderts sind.“
M BARRA
7. Mary Barra, 53 – CEO General Motors Ihre Karriere begann sie bereits mit 18 Jahren bei General Motors, während sie Elektrotechnik studierte. Heute ist sie die erste weibliche Chefin des großen Autokonzerns. 2013, in ihrem ersten Jahr als CEO (Jahresgehalt: rund 14 Mio. Dollar), kam es jedoch zu einer unglaublichen Pannenserie samt Rückruf-Debakel. Der Grund waren defekte Zündschlösser in Millionen Fahrzeugen. Barra musste sich wegen den damit zusammenhängenden Todesfällen sogar vor dem Senat dafür verantworten.
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OBAMA
8. Michelle Obama, 51 – First Lady der USA Dass die Harvard-Doktorandin eine starke Frau ist, bewies sie bereits als Unternehmensanwältin. Sie war damals die Chefin ihres Mannes, dem heutigen US-Präsidenten Barack Obama. Als First Lady setzt sie sich in vielen karitativen Projekten für Kinder und Jugendliche ein. Zudem leistet sie als mediale Person, die unter anderem für ihr „mom dancing“-Video mit Jimmy Fallon über 18 Millionen Youtube-Klicks verbuchen konnte, die beste Publicity für ihren Mann. Zitat Obama: „Ich habe nie die Schule geschwänzt. Ich habe es geliebt, die Note eins zu bekommen. Für mich ist Intelligenz das coolste Accessoire der Welt.“
S
SANDBERG 9. Sheryl Sandberg, 45 – COO Facebook Vizepräsidentin bei Google, Stabschefin im US-Finanzministerium und jetzt leitende Geschäftsführerin von Facebook. Die Frau weiß, was sie will. Nicht nur hat sie Facebook zu mehr Umsatz verholfen, die zweifache Mutter und Harvard-Absolventin, setzt sich mit der Hälfte ihres Vermögens (etwa eine Milliarde Dollar) auch für gemeinnützige Projekte ein. Seit ihrem Buch „Lean In: Women, Work, and the Will to Lead“ wird sie zudem als neue Stimme des Feminismus gefeiert. Tragisch: Im April verstarb ihr Ehemann Dave Goldberg (47) bei einem Laufband-Unfall. Zitat Sandberg: „Ich sage Frauen nicht, dass sie so sein sollen wie Männer. Es geht darum, dass wir Männer und Frauen in der Arbeitswelt und zu Hause gleichermaßen bewerten, ganz geschlechterneutral.“
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ROMETTY
10. Virginia Rometty, 57 – CEO IBM Die vor drei Jahren zur IBM-Chefin berufene Rometty ist Ziehkind der Firma. 1981 begann sie mit 24 Jahren als gelernte Systemingenieurin ihre Karriere bei IBM. Als erste Frau in der Männerdomäne, versucht sie den Konzern für das moderne Technologiezeitalter fit zu machen. „Ginni“, so ihr Spitzname, ist nach Condolenza Rize und Darla Moore das dritte weibliche Mitglied des exklusiven Traditions-Golfclubs Augusta National. Wenn das mal nicht Beweis genug ist für ihren Einfluss. Zitat Rometty: „Wachstum und Behaglichkeit können nicht gleichzeitig vorhanden sein.“
WOMEN MAKE THE WORLD GO ROUND...
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SABINE HOLBROOK | MOTORING
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Sabine Holbrook DIE SUPERKLASSE-FRAU TEXT: DAVID LEMMER
Was würden Sie machen, wenn Sie gerade den Motorrad-Führerschein frisch in der Tasche haben? Eine Ausfahrt übers Land? Eine Tour an den Gardasee? Die Schweizerin SABINE HOLBROOK fragte einen Rennveranstalter, ob sie sich am Ende seines Rennens anstellen und mitfahren könne. Sie durfte und schaffte es durch das gesam-
MODEL SABINE HOLBROOK
te Rennen und beendete es zur Krönung auf einem besseren Platz als sie startete.
POSTPRODUCTION KAROLINA BERDYCKA PHOTOGRAPHER MARKUS HOFMANN
Nicht mal fünf Jahre später fährt sie in der Supersport-Klasse in ihrer ersten Rennsai-
WHITE-PHOTO.COM
son und ohne jegliche Streckenkenntnisse unter die Top 10 von 40 Teilnehmern. 2014
MAKE-UP/HAIR HANNA HUENLICH
wechselt die 34-jährige Mutter zweier Kinder in die Alpe Adria Championship und
STYLING KINGA HORVATH
lässt als einzige Frau der Superbike-Klasse Rennen um Rennen mehr offene Münder
FASHION WOLFORD
am Streckenrand und frustrierte männliche Kontrahenten auf dem Rennasphalt hin-
WATCH TAG HEUER
ter sich... Wir haben SABINE HOLBROOK zum Interview getroffen.
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RIZE: Kennen Sie denn gar keine Angst?
2015
betrachte
ich
mit
der
Umstellung
auf
die
1000ccm-Klasse und dem jetzt deutlich PS-stärkeren Bike Sabine Holbrook: Doch, klar, hab ich auch mal Angst.
als Lernjahr. Nicht zuletzt natürlich auch aufgrund des
Aber nicht vorm Rennfahren. Wenn ich fahre, habe ich
großen Feldes sehr talentierter Fahrer, in dem jeder mich
vielmehr Respekt als Angst. Schließlich beeinflussen vie-
unbedingt schlagen will. Doch um ehrlich zu sein, denke
le Faktoren wie Reifen, Federung oder die mentale und
ich in diesem Jahr noch nicht an Platzierungen. Läuft
physische Stärke die Performance. Und alle müssen letzt-
diese Saison jedoch wie geplant, wäre es fantastisch im
endlich harmonisieren. Doch für Motorradfahrer ist dieses
kommenden Jahr unter die Top 10 zu kommen. Das wäre
Gefühl einfach einzigartig. Hat man es einmal erlebt, ist
ein durchaus mögliches Ziel – wenn nicht sogar unter die
es kaum zu toppen.
Top 6.
Aber wie kommt man dazu, diese Herausforderung zu
Aktuell sind Sie auf einer BMW S 1000 RR unterwegs –
wagen?
ein echtes Geschoss. Welches Gefährt würde Sie noch
Schon als Kind wollte ich schon immer aufs Bike, aber mei-
reizen?
ne Mutter erlaubte es nie. Also erfüllte ich mir den Traum,
Keines eigentlich. Ich bin rundum glücklich mit der RR. Sie
als ich älter war und kaufte mir mein erstes Motorrad.
ist schließlich eine der besten 1000ccm-Bikes überhaupt.
Mein Fahrlehrer meinte, ich hätte Talent und schlug mir
Außerdem bin ich ohnehin in der glücklichen Lage, immer
ein Fahrtraining vor. Das war auch meine erste Erfahrung
wieder mal andere BMW-Modelle zu testen. Neulich zum
mit einer Rennstrecke. Vom ersten Moment an war ich mit
Beispiel erst die RnineT – was für ein großartiges Motor-
dem „Renn-Virus“ infiziert!
rad für die Straße!
Ihr Aufstieg im Renn-Business hat in der Szene für
Ihre Leidenschaft für den Motorsport merkt man Ihnen
Furore gesorgt. Welche Ziele verfolgen Sie persönlich?
sofort an und scheint Ihnen sehr viel zu bedeuten.
Absolut! Vor allem Motorradrennen sind zu einem integralen Bestandteil meines Lebens geworden. Ein Wettbewerbstyp war ich schon immer, darum passt dieser Sport auch perfekt zu mir. Es gibt nichts, was nur annähernd an den Adrenalinrausch herankommt, mit dieser unvorstellbaren Geschwindigkeit. Das Konzentrationslevel, das man benötigt, um das Bike Runde für Runde mit absoluter Präzision so schnell es nur irgendwie geht durch den Circuit zu bringen, ist hoch. Jede Zehntelsekunde kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Das ist genau die Herausforderung, die ich brauche – sowohl mental, als auch physisch. Und Rennenfahren ist für mich der einzige Weg, die zu bekommen. Was macht Sie glücklich? Abseits des Motorradfahrens liebe ich es, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich genieße es auch wahnsinnig, Freunde einzuladen und etwas leckeres für uns zu kochen. Natürlich gehe ich auch gerne shoppen wie jede Frau, aber aus Zeit- und Geldmangel kommt das meist zu kurz. Großartige Erinnerungen weckt vor allem immer wieder unser letzter Familienurlaub, als wir zusammen in Frankreich campen waren. Während der Rennsaison sind Urlaube unmöglich. Mein großer Traum ist es, einestages mit einer Enduro durch Lateinamerika zu fahren.
Super Holbrook
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EIN WETTBEWERBSTYP WAR ICH SCHON IMMER Mit Ihrem Enthusiasmus und Ihrer Power inspirieren Sie bestimmt weitere Frauen, sich im Motorradsport zu versuchen. Welchen Rat können Sie ihnen auf den Weg geben? Frauen, habt vor allem keine Angst, sondern arbeitet stetig und konstant daran, eure Ziele zu erreichen. Macht einfach solange weiter bis ihr an eurem Ziel angelangt seid! Denn letztendlich ist es doch so: Wenn der Traum groß genug ist, zählen die Fakten nicht mehr!
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KOLUMNE
JUSTIN G. LEONE
Drink like a King Er ist „Sommelier des Jahres 2013“ und sorgt im renommierten SterneRestaurant TANTRIS in München für Qualität und Stimmung im Glas. In RIZE stellt JUSTIN G. LEONE (33) regelmäßig die neuesten Weintrends vor!
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Die besten Weissweine aus dem Garten Frankreichs! Entlang des malerischen Flusslaufs der Loire, war Frankreichs palastartige Spielwiese jahrhundertelang Gastgeber für die aristokratische Elite des Landes. Die üppige, grüne Landschaft, die dichten Wälder und die Fülle an frischem Gemüse, Fisch und Wild machen das Gebiet zum „Garden of France“. Es sollte deshalb nicht überraschen, dass hier auch die weltbesten Weißweine zu finden sind. Ob als Gastgeber Ihres eigenen Grand Balls oder zum sommerlichen Barbecue im Garten, verwöhnen Sie Ihre Gäste mit edlen Tropfen, die begeistern, ohne Sie aber finanziell in den Ruin zu stürzen.
2012 Muscadet Sèvre-et-Main “La Fief du Breil”, Jo Landron Als die berühmteste Austern Begleitung, wird der Muscadet zwar regelmäßig in den Pariser Bistros geschlürft, selten aber ernst genommen. Jo Landron jedoch weiß genau, wie großartig diese Weine tatsächlich sein können. Von den einfachsten Exemplaren bis hin zur erhabenen Weinbergauslese „Fief du Breil”, strahlt die feine und erfrischende Melon de Bourgone Traube durch ihren delikaten Säuregehalt und die sanften Anklänge von Schiefer. Außerhalb der Austernsaison, ist der Muscadet auch eine ideale Begleitung zum leichten Meeresfrüchtesalat oder zum Ceviche.
2012 Anjou blanc “Bonnes Blanches”, Pithon-Paillé Als einer der sicherlich verrücktesten Charaktere des Loiretals, wuchs Wunderkind Joseph Paillé buchstäblich in den Weinbergen auf und unterstützte schon kaum, dass er auf zwei Beinen stehen konnte, seinen Vater Jo Pithon bei der Lese. Zusammen mit ihm, versucht er die klassische Weinherstellung in ganz Anjou wiederzubeleben. Biodynamisch und, aufgrund seiner Schwefelallergie, mit den geringsten Mengen an Schwefel versetzt, verwandelten die beiden diesen trockenen, erdigen, schimmernden Chenin Blancs in einen der aufstrebenden Stars der Loire. Einfach himmlisch, ist die Kombination aus gegrilltem Kaiserhummer in leicht-säuerlichem Dressing mit frischen Früchten oder Gemüse und einer guten Flasche Bonnes Blanches.
2014 Sancerre Rosé, Domaine Vacheron Ein Pinot Noir wird nicht sofort mit einem Sancerre assoziiert; den auf den typisch bissigen, frechen Sauvignon Blanc basierenden Liebling der Loire. Tatsächlich wird hier auch ziemlich viel Rotwein produziert und sogar etwas von dem inzwischen so beliebten Rosé. Vacheron ist ein Familienunternehmen und ein biologisch-dynamisch bewirtschaftetes Weingut, das sich zum absoluten Anziehungspunkt der Region entwickelt hat. Die Weine sind derart Terroir geprägt, dass man in einem dunklen Glas, in dem der kupfer-lachsrosane Farbton nicht zu sehen ist, glatt vergessen könnte, dass der Pinot Noir und nicht der Sancerre dafür verantwortlich ist. Fast so grasig wie seine weißen Brüder, durchzogen von einer Spur Kalkstein und Grapefruit, begeistert er mit einem subtilen Hauch an roten Früchten. Alternativ zu einem schweren Rotwein, als Begleitung für Fleisch oder Fischgerichte vom Grill, sollten Sie unbedingt zu dieser Flasche greifen.
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TRINKGELD | REPORT
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TRINKGELD „Don ’ t mess around with tips! “
k TEXT: DAVID LEMMER
Der moderne, erfolgreiche Mensch ist als knallharter homo
Fakt ist: In vielen europäischen Ländern war es bereits im
oeconomicus verschrien. Er entscheidet pragmatisch und
Mittelalter üblich, die Dienstleistungen von Handwerkern,
rational. Bei Dienstleistungen zahlt er dennoch freiwil-
Boten, Helfern, Dienern oder Kellnern mit einem frei-
lig einen Betrag für eine bereits erbrachte und bezahlte
willigen und frei gewählten Geldbetrag zu honorieren.
Leistung – das Trinkgeld. Er tut dies selbst dann, wenn er
Wobei zu ergänzen ist, dass dabei die Grenzen zwischen
davon ausgeht, den Empfänger nie wiederzusehen und er
„Honorieren“ und „Bestechen“ nicht immer eindeutig
also von dieser Geste im Nachhinein nicht profitieren wird.
waren. Statt tatsächlich die Dienste angemessen zu würdigen, galt es vielmehr sich Loyalität und Exklusivität zu
Warum tut er das? Weil es sich so gehört, werden Sie sa-
erkaufen.
gen. Und Sie haben damit vollkommen Recht. Aber das Geben von Trinkgeld ist mehr als das Befolgen einer ge-
Auch in der Gegenwart stolpert man noch über diese
sellschaftlichen Norm. Das war es schon immer und ist
Ambivalenz. Im US-Amerikanischen zum Beispiel ist der
es noch immer. Und dennoch hat sich die Bedeutung des
Begriff „Tip“ gebräuchlich, der auch hierzulande zuneh-
Trinkgeldes bei uns im Laufe von rund sieben Jahrhunder-
mend Verwendung findet. Während der Historiker Kerry
ten verändert.
Segrave davon überzeugt ist, dass das englische Wort „Tip“ von „to tipple“ („trinken“) kommt und damit in der
Soweit nachgewiesen werden konnte, datiert der Beginn
gleichen Tradition wie im Deutschen steht, halten sich
des Trinkgeldgebens in Deutschland auf das 14. Jahrhun-
noch immer wacker Gerüchte, dass sich hinter dem Be-
dert. Als Dank für Gefälligkeiten und Dienste warfen die
griff viel eher „to insure promptness“ („Unverzüglichkeit
Herrschaften dem niederen Personal ein paar Münzen
sicherstellen“) verbirgt.
zu Boden gingen davon aus, dass diese damit nichts besseres anzustellen wussten, als sie zu vertrinken. Möchte
In der Tat war es im anglo-amerikanischen Kulturraum
man dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm
einst üblich den Tip bereits beim Betreten des Lokals zu
Glaube schenken, wurde das deutsche Trinkgeld sogar als
entrichten. Erst allmählich entwickelte sich die Gepflogen-
„drink-money“ ins Englische und „trinkguelte“ ins Franzö-
heit, erst die Qualität des Service abzuwarten und dann im
sische übernommen.
Anschluss entsprechend zu „tippen“.
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Diese Sitte hat sich über die Jahre derart eingebrannt,
(„Tipping is not a city in China“), sondern drängt den Kun-
dass das Trinkgeld vor allem in der Gastronomie in vielen
den mit kleinen Tricks zu höheren Beträgen. So werden
Ländern zu einer entscheidenden Einnahmequelle gewor-
dem Gast beim Bezahlvorgang per Kreditkarte zum Bei-
den ist. Von einer Geste entwickelte es sich so zu einem
spiel Beträge als Auswahlmöglichkeiten direkt angeboten.
Anrecht. Vor allem in den USA nahm diese Entwicklung in
Mit einem Tastendruck ist dieser Betrag gleich mitabge-
den letzten Jahren Züge an, welche die Amerikaner selbst
bucht.
mittlerweile verschrecken. „Tipping“, also Trinkgeldgeben, ist längst über die klassische Gastronomie hinaus gewach-
Den US-Amerikanern ist der ständige und aufdringliche
sen. Selbst in Coffee Shops, in denen es keinen Tisch-Ser-
Wunsch nach einem Tip mittlerweile selbst zu viel gewor-
vice mehr gibt, sind Tip Boxes seit Jahren Alltag.
den. Sie beklagen die Entwicklung und fürchten damit eine Abwertung sämtlicher Dienstleistungsberufe und so-
Wurde anfangs kleines Wechselgeld hineingeworfen, stan-
gar die Folge sinkender Grundlöhne. Der Historiker Kerry
den irgendwann Schilder mit der indirekten formulierten
Segrave, der sich intensiv mit dem Thema „Tipping“ be-
Aufforderung „We appreciate your tip“ („Vielen Dank für
schäftigte, ruft in seinen Arbeiten zum Trinkgeld in Erinne-
Ihr Trinkgeld“) daneben. In jüngster Zeit ist man nicht nur
rung, dass dieses anfangs als undemokratisch und damit
in der Formulierung des Schildes fordernder geworden
unamerikanisch empfunden wurde. Nur Sklaven wurden
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mit einem Tip abgetan, eine vornehme Geste sei es keines-
unterschiedliche kulturelle Normen kennen. Seine doch
wegs gewesen. Und so genormt wie es sich gegenwärtig
so überraschend simple Erkenntnis: „Trinkgeld bekommt
im Alltag beobachten lässt, ist es auch heute von einem
man oder nicht. Eigentlich relativ einfach.“
edlen Ausdruck des Danks weit entfernt. Doch wie damit umgehen? Ist Trinkgeld einfach als Zusatz-
Auch trotz seines Ursprungs wird Trinkgeld selbstver-
zahlung zu akzeptieren? Oder ist es als fast schon abwer-
ständlich keineswegs als abwertend wahrgenommen,
tende Geste gar grundlegend zu überdenken?
sondern ist gern gesehen. Die Art und Weise wie das Trinkgeld entrichtet wird, kann jedoch entscheiden, ob es
Einblicke in den Berufsalltag von Gastronomen helfen
positiv wahrgenommen wird. Institutionalisiertes Tipping
weiter. Marc Hofbauer ist General Manager im Restaurant
wie in den erwähnten US-amerikanischen Coffee Shops
„Yew Seafood + Bar“ des Four Seasons in Vancouver. In
raubt Gästen die Möglichkeit auf ein Geben mit Stil kom-
seiner Karriere arbeitete er bereits in mehreren Hochka-
plett. Der Gast wird in gewisser Weise entmündigt.
rätern der Fine Dining Restaurant-Szene in London, New York, den Seychellen, La Réunion oder auf einem Kreuz-
In welche Richtung sich das Tipping jedoch entwickelt,
fahrtschiff. In dieser Zeit bediente er nicht nur unzähli-
liegt allein in den Händen der Gäste. Denn Normen wie
ge Kunden aus sämtlichen Kulturkreisen, er lernte auch
diese werden nicht aufoktroyiert. Sie werden durch das
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alltägliche Handeln der Gemeinschaft geschaffen. Mit je-
nungen in Höhe von 299 Euro auf 300 Euro aufrunden.
der Rechnung haben wir also die Möglichkeit, zu entschei-
Ein solcher Betrag steht in keinem Verhältnis und ist viel
den: Lassen wir aus dem ursprünglichen, wörtlich und
eher als Fauxpas zu werten als gänzlich auf Trinkgeld zu
damit abwertend gemeinten „Trinkgeld“ eine kultivierte
verzichten – natürlich nur für den Fall, dass man nicht
Art Danke zu sagen heranwachsen? Oder ergeben wir uns
zufrieden war. „In der gehobenen Gastronomie ist es von
dem Drängeln nach einer Zusatzzahlung in Höhe von 5, 10
Haus aus Standard, kein Trinkgeld zu geben, wenn man
oder gar 20 % des Rechnungsbetrags und lassen so die
nicht zufrieden war. Wir, die wir selbst in der Gastro ar-
Herausbildung eines genormten Kostenpunkts zu.
beiten, machen das nicht anders, wenn wir ausgehen“, erzählt Marc.
Wollen wir dem Trinkgeld seinen kulturell wertvollen Aspekt nicht gänzlich entziehen, sollten wir der Frage nach-
Dass sich über zu wenig oder fehlendes Trinkgeld beklagt
gehen, was das „Geben mit Stil“ überhaupt ausmacht.
wird, komme natürlich vor, gesteht Marc. Doch mit einem
Marc Hofbauer fasst es mit einem griffigen Grundsatz
Erlebnis eines Kollegen macht er klar, dass dies nicht der
zusammen: „Über Trinkgeld spricht man nicht, man zeigt
Standard sei, den sich anspruchsvolle Restaurants setzen:
es nicht und erwähnt es auch nicht.“
„Ein Manager-Kollege wollte sich mit einem Kellner solidarisch zeigen. Dieser hatte bei einer 2.436-Dollar-Rech-
Natürlich gibt es ungeschriebene Gesetze und Gepflo-
nung lediglich 14 Dollar Trinkgeld bekommen. Der Mana-
genheiten. In jedem Reiseführer lässt sich nachlesen, wie
ger erkundigte sich daraufhin freundlich und diskret, ob
viel Prozent der Rechnung üblich sind. Doch das kleine
auch wirklich alles nach Wunsch und Geschmack des Gas-
Wörtchen „üblich“ darf man durchaus ernst nehmen. Es
tes war. Der Gast merkte, dass es aufs Trinkgeld hinauslief
ist weder Regel, noch Gesetz. Es ist allein die Qualität des
und beschwerte sich. Tags drauf war der Manager seinen
Service, die entscheidet, wie hoch das Trinkgeld wirklich
Job los! Die Moral von der Geschichte: Don’t mess around
ausfällt. Die „übliche“ Prozentangabe ist vielmehr als
with tips!“
Durchschnitt zu betrachten. War der Service überdurchschnittlich gut, spricht nichts dagegen mehr zu geben – im
Das Gleiche gilt jedoch auch für den Gast: Denn wie diese
Gegenteil!
Anekdote zeigt, ist das Verhältnis zwischen Kellner und Gast sehr sensibel. Vermutlich war der Herr sehr wohl zu-
Nach oben gibt es jedoch durchaus Grenzen. Ist das Trink-
frieden mit dem Service. Doch die Nachfrage nach dem
geld zu üppig, ist dies dem Kellner nicht nur unangenehm,
Trinkgeld empfand er als aufdringlich und schon bekommt
es kann ihn auch ernsthaft in Bedrängnis bringen. „Auf
der Besuch im letzten Moment eine unschöne Note. Um
dem Kreuzfahrtschiff hatten wir mal den Fall, dass ein Kol-
auszudrücken, dass man mit dem Service zufrieden war,
lege von einem Gast einen 500-Euro-Schein als Trinkgeld
reicht ein Trinkgeld kaum aus. Denn die Höhe des Betrags
bekam. Für einen Moment dachte er nicht nach und warf
fungiert nicht im Sinne einer Schulnote.
im Anschluss vor den Augen seiner Kollegen einen Blick darauf. Das macht man nicht. Denn Neid und Missgunst
Hinzu kommt: Guter Service ist etwas Zwischenmensch-
kommen da schnell auf. Auch wenn sich die Kellner in dem
liches. Ein guter Kellner arbeitet daher nicht standardi-
Moment natürlich freuen – für den gesamten Ablauf im
siert. Stattdessen geht er auf die Wünsche seiner Gäste
Restaurant wäre es besser, wenn Tips solch außergewöhn-
ein und versucht sich in sie hineinzuversetzen. Was fehlt?
licher Größenordnung gar nicht vorkommen.“
Was könnte gefallen? Womit könnte man überraschen? Ebenso persönlich wie er einem entgegentritt, sollte
„Zu viel Tip entgegenzunehmen, vielleicht auch noch zur
man demnach auch ihm entgegentreten. Mit einem kom-
falschen Zeit, am falschen Ort, ein freundliches Lächeln
mentarlosen Aufschlagen von 10% begegnet man den
für die Kamera und dergleichen kann dich deinen Job kos-
Leistungen des Kellners nicht auf Augenhöhe. Ein paar
ten“, erklärt Marc.
dankende persönliche Worte, dazu ein Blick in die Augen, werten das Trinkgeld zu dem auf, was es sein sollte: ein
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Gäste, die Rech-
stilvolles, ehrliches Dankeschön.
TRINKGELD
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ist mehr als nur ein Danke in Münzen (und Scheinen).
5 einfache Tipps für Trinkgeld geben mit StiL > TRINKGELD NIE AUF DEM TISCH LIEGEN LASSEN – MAN ÜBERGIBT ES PERSÖNLICH! > EGAL, WIE MAN ZAHLT: DAS TRINKGELD BITTE STETS IN BAR! > ZAHLT MAN DIE RECHNUNG FÜR MEHRERE PERSONEN, NIEMALS DEN GESAMTEN BETRAG NENNEN! „BITTE GEBEN SIE MIR 10 EURO ZURÜCK!“ ODER „RUNDEN SIE BITTE AUF 60 AUF!“ SIND DIE ELEGANTERE LÖSUNG! > KEIN TRINKGELD FÜR CHEFS! BEI GRÖSSEREN EVENTS KANN MAN SICH BEIM MANAGER MIT EINEM KLEINEN PRÄSENT BEDANKEN. TRINKGELD BEKOMMT DAS PERSONAL! > DANKE SAGEN – UND ZWAR PERSÖNLICH! HÖFLICHKEIT IST DIE HÖCHSTE TUGEND!
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Man in Black: Sakko und Pullover von KARL LAGERFELD, Stormtrooper Helm von Stylist’s own
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FOTOGRAF MARKUS HOFMANN WHITE-PHOTO.COM STYLING KINGA HORVATH KINGAHORVATH.DE RETOUCHE PX5 MÜNCHEN PRODUKTION KAROLINA BERDYCKA WHITE-PHOTO.COM MAKE UP ANA LUCIC ANA-LUCIC.COM MODEL PATRICK MEGA MODEL AGENCY MODEL LEA MEGA MODEL AGENCY TEXT ANNE BERWANGER R2D2 GERRALD HUBER DARTH VADER ANDREAS HERZ STORMTROOPER ANDREAS HERZ AUTO JAGUAR F-TYPE SPECIAL THANKS TO JAGUAR DEUTSCHLAND, PX5 SOPHIA PLAZOTTA
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L: Zauberhafte Prinzessin Leia 2.0: Flache Stiefel von URSULA MASCARÓ, Sonnenbrille von Emporio Armani, Kurzmantel von LONGCHAMP PARIS, Backpack von MCM, Strümpfe von FALKE
R: Space Babe Deluxe: silberne Mini-Bag von FURLA, Sonnenbrille von Dolce & Gabbana, Bikini Top und Panty von LA PERLA, Heels von Jimmy Choo
Helden-Epos 2.0 – oder Star Wars Advanced Level: Würden wir George Lucas’ Kult-Saga aus dem Kino in unser alltägliches Leben transferieren, würde das in Sachen Fashion und Lifestyle genau SO aussehen.
Unser Lifestyle verändert sich so schnell, dass wir selbst
Noblesse steht, die echte Qualität ausmachen.
kaum Schritt halten können. Gestern noch Trend, heute schon wieder passé. Kein Wunder also, dass Nachhaltig-
Um bei der Movie-Analogie und damit dem Leitthema
keit und Qualität zu immer ausdrücklicheren Schlagwor-
unseres Shootings zu bleiben: Wir sprechen hier von
ten werden. Fastfood und Fashion to go? So yesterday!
der guten Seite, vom Licht, von der Reinheit der Dinge. Von Luke Skywalker, der seinem väterlichen Widersacher
Glücklicherweise wird es zunehmend Trend, Trends zu
Darth Vader in punkto Stil, Attitude und Charisma um Län-
ignorieren und auf Altbewährtes zu setzen. Auf Handwerk,
gen voraus ist. Und dessen erste Wahl in Sachen Mobilität
auf die Beschaffenheit der Dinge und auf Tradition.
definitiv ein Modell wie der Jaguar F-TYPE wäre.
Das ist auch die Maxime der großen Fashion Labels und Modehäuser: Lagerfeld, Escada, Dior, Armani, Aigner, Dol-
Und an seiner Seite? Natürlich Zwillingsschwester Leia,
ce & Gabbana, MCM, Falke – für unser Shooting durften
gekleidet in State-of-the-Art High Fashion, die Schön-
wir das Who is Who der internationalen Modebranche vor
heit mit Funktionalität verbindet und gleichermaßen für
der Kamera versammeln. Unschlagbar in Kombination mit
Urbanität und modisches Erbe der wichtigsten Designer
unseren phantastischen Models und dem Jaguar F-TYPE,
des Jahrhunderts steht.
der ebenfalls für das erwähnte Understatement und die
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Als passionierten Fashion-Victims ist der Zoom auf Details
Original orientiert. Die Eltern unserer Hauptdarstellerin
für uns ein Muss: Butterweiches Leder trifft auf High-
waren schon zur Geburt des Models so große Star-Wars-
Tech- Material, leuchtendes Rot auf Silber und Schwarz.
Fans, dass nach einem Namen für ihr Baby nicht lange
Hier geht es nicht um Zwischentöne, sondern um eine kla-
gesucht werden musste: Lea (neue Schreibweise, aber
re Abgrenzung von dem, was gut ist, zu all dem Banalen,
Namenspatin war tatsächlich Prinzessin Leia). Weil sich
Mittelmäßigen, den Kompromissen...
das Gute eben durchsetzt. Sagten wir ja bereits.
Denn genau jene gilt es zu vermeiden. In einer Zeit, wo
Und wer sich selbst davon überzeugen möchte, den
alles auf dem Punkt sein muss, möchten wir uns auf das
erwartet die siebte Episode der Star-Wars-Saga voraus-
Wesentliche konzentrieren. Auf das, was uns nach vorne
sichtlich am 17. Dezember 2015 in den deutschen Kinos.
bringt, auf die Essenz der Dinge.
So oder so: Wir sind bereit!
Und die darf sich dann gerne am Original orientieren. So wie unsere Requisite etwa: Der silberne Helm ist eine Sonderedition und sicherlich kein Schnäppchen. Unser Model? Unbezahlbar! Zumal es sich ebenfalls am
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Black Beauty & Red Rose: Sie tr채gt eine Tasche mit goldenem Metallhenkel von AIGNER, Kleid und Schuhe von ESCADA; er tr채gt Rollkragenpullover von DAKS, Sonnenbrille von DIOR, Anzughose und Jackett von DRYKORN, Schuhe von Jimmy Choo
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Little Red Ridinghood auf dem Weg in ferne Galaxien: rote Tasche aus strukturiertem Leder von AIGNER, Sonnenbrille von FENDI, roter Mantel von Emporio Armani, Flats von Jimmy Choo, Str端mpfe von FALKE
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ANDREA KAISER | MEINE FAVES
MEINE FAVES
ANDREA KAISER Na dann, mal RAN!! Ob Fußball, Boxen oder Tiere – Andrea Kaiser hat sich bei SAT.1 zur „Allzweckwaffe“ entwickelt. Am 13. Februar 1982 in München geboren und aufgewachsen in Ismaning, ist sie als Moderatorin und Journalistin ein echtes Allroundtalent. Nicht nur sehr hübsch und sympathisch, sondern auch fachlich kompetent, immer mit dem richtigen Gespür für den Moment. Sie war mit ex-BVBProfi Lars Ricken verheiratet und ist nun mit dem französischen Rallye-As Sébastien Ogier liiert. In RIZE verrät die „Kaiserin“ exklusiv, auf was sie privat steht… INTERVIEW: ALEX GERNANDT
MÜNCHEN In welchen Clubs trifft man dich an? Einmal im Jahr im P1 Restaurant-Tipps? H‘ugos, Trader Vic‘s & Koi Wo shoppst du gern? Im Internet ;-) Wo chillst du am liebsten? Im Englischen Garten Lieblings-Ort in der Stadt? Nicht in der Stadt, sondern in Ismaning bei meinem Pferd
ESSEN & TRINKEN Dein Lieblings-Getränk? Cola light Lieblings-Cocktail? Hugos Bevorzugtes Food? Sushi Dein Lieblings-Rezept? Bestellen bei King Wok ;-) Kalorien-„Sünde“? Eis... Ich liebe Eis!!!
Lieblings-Hotel? Bayrischer Hof Lieblings-Museum? Das Deutsche Museum Dein Traumziel? Hawaii
13. Februar 1982
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STYLE Dein Lieblingsparfum? Chanel Chance Welche Schuhe trägst du am liebsten? Flip Flops Bevorzugte Designer? Just Eve aus München Lieblingsschmuck / Juwelier? Cartier & Chopard Absolutes Must-have? Mein Hund ;-) Favorite Gadgets? Wärmepads Dein erstes Auto? Peugeot 206 Cabrio
Deine Traumautos? Hauptsache, mein Mann fährt ;-) Im Moment VW Touareg
ENTERTAINMENT & SPORT Dein Jugendheld? Bryan Adams Absoluter Lieblings-Film? „Aus nächster Nähe“ Welcher Schauspieler beeindruckt dich? Robert Redford Was guckst Du gern im TV? RAN, Sportübertragungen und US-Serien Dein liebstes Magazin/ Website? WRC.com und SAT1.de Lieblings-BLOG? Hab ich keinen Lieblings-Computergame? Ich bin schon froh, wenn ich mit meinem Handy zurecht komm Lieblings-Musiker? siehe Jugendheld! Und was hörst du momentan? Aktuell Ed Sheeran, den guten alten Bryan Adams, dazu Kid Rock und AC/DC Dein Lieblings-DJ? Ich brauch eine Band und keinen DJ ;-) Deine Lieblingssportarten aktiv und passiv? Passiv: Fußball, Boxen und vor allem Motorsport Aktiv: Reiten, Inline Skaten, Klettern und Kickboxen Die drei coolsten Fußball-Stars? Franz Beckenbauer, Oliver Kahn und Neymar Deine größten Sporthelden? Beckenbauer, Ayrton Senna und Muhammad Ali
LEBENSMOTTO
Das Leben ist zu kurz für schlechte Laune!!
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impressum RIZE ERSCHEINT VIERTELJÄHRLICH OFFICE: CREATIVENGINE - ISMANINGERSTR. 91 81675 MÜNCHEN WEBSITE: WWW.RIZE-MAGAZINE.DE EMAIL: INFO@RIZE-MAGAZINE.DE TELEFON: 089 / 95 95 67 38
Alex Gernandt CHEFREDAKTEUR GERNANDT@RIZE-MAGAZINE.DE
Babak Shahverdi HERAUSGEBER SHAHVERDI@RIZE-MAGAZINE.DE
DESIGN & ART DIRECTION: CREATIVENGINE GRAFIK: RENÉ SCHILLER TEXTE: SABINE HOFMANN, DAVID LEMMER, MAMÉ GAMAMY, ALEXANDRA DOBRE, SVEN.TXT FOTOGRAFIEN: MARKUS HOFMANN, MARIE BÄRSCH DRUCK: BLUE PRINT AG DRUCKEREI LINDBERGHSTR. 17 - 80939 MÜNCHEN
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