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Finanzen
from risControl 11 2020
by risControl
Startup-Beteiligungen oder Private Equity Dachfonds?
Startup-Beteiligungen haben schon eine Reihe Millionäre hervorgebracht, wie beispielsweise die Fitness-App „Runtastic“, doch das Totalverlustrisiko ist nicht zu unterschätzen. Hingegen bei minimalen Risiken solide kontinuierliche Wertzuwächse sind mit Private-Equity Dachfonds möglich. risControl befragte Experten zu Chancen, Risiken und der richtigen Vorgangsweise bei Startup-Beteiligungen sowie den Perspektiven bei Private-Equity Investments.
von Michael Kordovsky
Inspiriert von der Sendung „Die Höhle der Löwen“ gründen immer mehr junge Teams auf den ersten Blick vielversprechende Startups. Alleine in den Jahren 2018 und 2019 gab es in Österreich jeweils über 39.000 Firmengründungen verglichen mit ca. 35.000 in den Jahren 2011 und 2012. Viele davon sind den Bereichen Gastronomie und Handwerk zuzuordnen und sind aufgrund eines gewissen „Selbstläufercharakters“ nicht für Beteiligungen offen. Auf der anderen Seite gibt es die Startups mit guter Idee aber wenig Kapital und stets auf der Suche nach Investoren. Häufig handelt es sich dabei um Hightec-Firmen, die ihre Innovation noch technisch entwickeln müssen und dies über Förderungen und Business Angels in der SeedPhase finanzieren. Als Business Angel bringt man neben Kapital noch gewisses Know How und ein breites Kontaktnetzwerk mit ein und kann somit die Erfolgsaussichten erhöhen.
Doch diese Investments sind nicht mit Aktien vergleichbar. Während die Pleiten börsennotierter Firmen wie Skandale durch die Medien gehen, gelten diese in der Startupszene fast als alltägliches Ereignis. Ein Venture-Capital Fonds mit Fokus auf frühe Entwicklungsphasen generiert die Performance mit einigen wenigen Durchbrüchen im Portfolio, während der Rest pleitegeht oder dahinvegetiert. Um aber die kritische Anzahl an Positionen im Portfolio zu haben erfordert die Anlageklasse „Startups“ ein Mindestbudget von mehreren Millionen Euro und selbst dann sollte deren Anteil am Gesamtvermögen laut Meinung des Autors nicht größer als 25 Prozent sein.
25.000 Euro als absolute Untergrenze
Zu den erforderlichen Beträgen äußerte sich Business Angel und Impact Investor, Michael Altrichter, (bekannt aus: „Die Höhle der Löwen“) gegenüber risControl wie folgt: „Investments, die zu Beteiligungen an Unternehmen führen, sind unter einem mittleren fünfstelligen Betrag nicht sinnvoll. Dazu kommt, dass man sicherlich die gleiche Summe noch einmal für “Follow on Investments” reservieren sollte. Berücksichtigt man dann noch eine gewisse Diversifizierung, ist unter einer halben Million Euro kein sinnvolles Investieren als Business Angel möglich. Crowdinvesting-Plattformen wie Conda bieten hier Alternativen, hier ist man bereits ab ein paar hundert Euro dabei“. Und Viktor Pasquali, Leiter des Startup Investor Matching Service, i2 Business Angels und des aws Business Angel Fonds, nennt ähnliche Größenordnungen: „Die absolute Untergrenze beträgt 25.000 Euro pro Unternehmen (bei einem Kapitalbedarf von 100.000 Euro), unterschreitet man diese, sollte man eher als Crowdinvestor agieren. Richtig mitmischen kann man ab Ticketgrößen von 50.000 Euro aufwärts. Die Startups suchen über i2 Business Angels Investments zwischen 100.000 Euro bis einer Million Euro“.
Viele Startups verschwinden binnen weniger Jahre wieder von der Bildfläche
Eine Statistik über Neugründungen in der Schweiz (Quelle: Bundesamt für Statistik) zeigt im Gründungsjahr 2013 nach einem Jahr eine durchschnittliche Überlebensquote von 83 Prozent und nach drei Jahren von 61,7 Prozent. Nach drei Jahren am höchsten war mit 72,3 Prozent die Überlebensquote im Gesundheits- und Sozialwesen, am niedrigsten mit 49,6 Prozent im Bereich Gastronomie u. Beherbergung, gefolgt
von Handel u. Reparaturen mit 55,2 Prozent während im beliebten Bereich Information und Kommunikation noch 61 Prozent der Firmen die ersten drei Jahre überlebt haben. Und wie sieht es hier in Deutschland aus? Laut Erhebung des Statistischen Bundesamtes waren von den ca. 334.000 Unternehmen, die 2005 gegründet wurden, 2010 noch 137.000 am Markt. Und bei den klassischen Startups kann davon ausgegangen werden, dass gut zwei Drittel die ersten fünf Jahre nicht überleben. Doch durch ihre Investments und ihr Know How können Business Angels die Pleitenrisiken drastisch senken. „Aus dem langjährigen Schnitt können wir sagen, dass ca. 90 Prozent jener Startups, die ein Investment bekommen, die ersten drei Jahre überleben. Circa 70 Prozent sind nach fünf Jahren noch aktiv“, so Pasquali. Und Altrichter hat ein entspanntes Verhältnis zum sogenannten „Scheitern“: „Grundsätzlich gehört das Scheitern zum Startup-Gründen wie das Amen im Gebet. Funktioniert ein Unternehmen nicht, ist das ja per se keine Niederlage, sondern eine Lernkurve, die bessere Gründer hervorbringt. Wenn Startups gut ausgewählt und die Gründer gut betreut sind, dann wird aus dem Großteil der Startups auch etwas“.
Wo findet man die Möglichkeit mit Startups in Kontakt zu treten?
Auf diese Frage des risControl antwortete Altrichter: „Es gibt eine Vielzahl an Gelegenheiten, bei denen sich Gründer und Business Angels treffen können. Empfehlenswert ist, dass beide Seiten auf möglichst professionelle Rahmenbedingungen achten. Bekannte Player am Markt wie startup300 mit den SubMarken zero21 oder der Crowdinvesting-Plattform Conda oder die Austrian Angel Investors Association (AAIA) sind hier zu nennen. Wer am ernsthaften Investieren in Startups interessiert ist, sollte sich auch überlegen, bei einer dieser Plattformen mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen“. Eventuell Investmentgelegenheiten findet man laut Meinung des Autors auch bei Erfindermessen und unter solidem Rahmen bietet das aws i2 Business Angels, die Möglichkeit, sich bereits an vorselektierten Startups zu beteiligen. Dazu Pasquali: „aws i2 Business Angels ist das unabhängige Startup-Investoren Matching Service der aws und wird bereits von mehr als 400 Investorinnen und Investoren in Anspruch genommen. Dabei werden Start-ups ganz gezielt interessierten Business Angels vorgeschlagen. Konkret bedeutet das: Über das ganze Jahr verteilt werden in etwa 60 anonymisierte Investment Summaries an die Investorinnen und Investoren versendet. Diese Zusammenfassungen sind zweiseitige neutrale Stellungnahmen zum Status Quo des Unternehmens. Bei Interessensbekundung der InvestorInnen wird der Kontakt zu dem kapitalsuchenden
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Startup hergestellt. Ergänzend gibt es ca. sechs Veranstaltungen (u.a. der Business Angel Summit in Kitzbühel), bei denen Startups die Möglichkeit haben sich live zu präsentieren. Aufgrund von Covid-19 werden diese Events momentan digital abgehalten“.
So selektiert aws i2 Business Angels die Angebote
Ein großer Vorteil der Startup-Kontakte er aws liegt in einer gezielten Vorselektion des Angebots, die Pasquali wie folgt kommentiert: „Um einen großen Nutzen sowohl für die Startups als auch die Investoren sicherzustellen, werden im Vorfeld Startups sehr genau ausgewählt. Vor allem geht es darum, ein effizientes und qualitativ hochwertiges Netzwerk anbieten zu können. Dies ist vor allem für die Business Angels wichtig, die sehr schnell einen Überblick über die besten Unternehmen bekommen möchten. Gleichzeitig bekommen die vorgestellten Startups damit mehr Aufmerksamkeit von Investoren“.
Startups, die aws i2 Business Angels an Investoren vorstellt, werden insbesondere auf folgende Kriterien geprüft: • Ist das Produkt / Service bereits „am
Markt“ (zumindest erste Testkunden)? • Gibt es einen Wettbewerbsvorteil durch Technologiesprung bzw. hohen
Innovationsgrad? • Liegt ein klar erkennbares Alleinstellungsmerkmal vor? • Ist das Produkt / Service skalierbar? • Adressiert das Produkt / Service einen großen und/oder neuen Markt?
Doch Achtung: Das Motiv der Vorselektion liegt nicht im Risikomanagement, sondern mehr in der Angebotsoptimierung: „Die Vorselektion dient nicht der Reduktion der Ausfallsquote. Jeder Investor entscheidet individuell und völlig unabhängig von uns, ob er ein Investment tätig. Die Vorselektion dient dazu den Investoren nur jene Projekte vorzustellen, die deren (sehr selektiven) Auswahlkriterien gerecht werden. Damit stellen wir eine qualitativ hochwertige Vernetzung sicher“, erklärt Pasquali, der sich auch zu aws Connect (www.awsconnect.at), der digitalen Plattform zur Abwicklung aller Vernetzungsservices der aws, äußert: „Die Plattform ist bereits seit rund 14 Monaten online. aws i2Business Angels ist dabei eines der angebotenen Services, besteht aber bereits seit 1997 und vermittelt jährlich ca. 15-20 Startups mit einem Finanzierungsvolumen von rund fünf Millionen Euro. Dabei gibt es eine Vielzahl an Erfolgsbeispielen – zu einzelnen Unternehmen können wir aber aufgrund unserer Verschwiegenheitsverpflichtung keine Angaben machen“.

Erfolgsfaktoren bei Startups
Michael Altrichter
Zu den Erfolgsfaktoren äußerte sich Altrichter wie folgt: „Ein gutes Gründerteam steht für 70 Prozent Unternehmensphase wird auf das Team des Erfolges, 20 Prozent macht ein per- ein hohes Augenmerk gelegt. Investiert fektes Timing aus - die restlichen zehn man also in 12 exzellente Teams, ist die Prozent verteilen sich auf die restlichen Wahrscheinlichkeit einen oder mehrere Faktoren. Dazu gehören dann auch gute High Flyer erwischt zu haben jedenfalls Gesellschafter, die auch mal in schwie- vorhanden“. rigen Zeiten Zwischenrunden finanzie- Doch wie sehen Erfolge und Misserren können und mit Netzwerk und auch folge in der Praxis aus? risControl fragte operativem Support das Startup wirklich Business Angel Altrichter nach seinen weiterbringen“. Vorsicht hingegen ist ge- größten Investmenterfolgen und Flops. boten, wenn es im Gründerteam Span- Seine Antwort: „Das ist sehr schwienungen gibt. Streit und Unstimmigkei- rig zu beantworten. Ist ein Flop, wenn ten im Gründerteam sind mit Abstand das Investment weg ist? Hat man dadie häufigste Ursache, dass Startups nicht bei nicht so viel gelernt, dass es eigentfunktionieren. lich nur eine bezahlte Erfahrung war,
Auf die Frage von risControl nach der die sich dann wiederum bei einem anBeschreibung des idealen Muster-Star- deren Investment doppelt und dreifach tup antwortete aws-Experte Pasquali: auszahlt? Aber natürlich gibt es enttäu„Das „ideale“ Startup existiert leider schende Entwicklungen. Ich habe beinicht. Es gibt so viele Einflussfaktoren, spielsweise stark an den Erfolg von Rudie sich noch dazu ständig ändern, dass blys bis zuletzt geglaubt und habe mich es unmöglich ist, diese alle gegenüber- hier nicht nur finanziell, sondern auch zustellen, um dann ex ante feststellen zu mit meinem zeitlichen Commitment können, welches Startup erfolgreich sein stark exponiert. Jeder Exit, als erfolgreiwird. Nichtdestotrotz gibt es Methoden, cher Verkauf eines Investments, ist imum das Risiko zu minimieren. Der Auf- mer ein Erfolg, so zum Beispiel heuer bau eines Portfolios an Unternehmen beim türkischen Payment-Startup iyzico. ist meiner Meinung nach unumgäng- Wie immer gilt: wenn man ein Portfolio lich, um sich nicht komplett der Fortuna aufbaut, kann man die Misserfolge besser auszuliefern. Speziell in der sehr frühen hedgen mit erfolgreichen Beteiligungen“.