Coop Naturaplan 2023 DE

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Natürlich Bio

Wegweisend Biologische Landwirtschaft in der Schweiz

Weinbau

Natürliche Bio-Tropfen aus dem Waadtland

Bio-Neuheiten

So entstehen die Produkte von morgen

30 Jahre Coop Naturaplan

Wenn ein Plan funktioniert

Wertschätzung macht die Welt besser. Wertschätzung für unsere Mitmenschen, Wertschätzung von Tier und Natur.

Bio bedeutet Wertschätzung. Für das Produkt, weil es belassen wird, wie von der Natur angedacht. Für das Tierwohl, weil auf eine artgerechte Haltung geachtet wird. Für uns alle, weil die Umwelt nicht mit Pestiziden belastet wird.

Naturaplan hat das früh erkannt. Jetzt dürfen wir feiern, dass dieser vor 30 Jahren gefasste Plan funktioniert. Bio sorgt nicht nur für einen besseren Umgang mit Nutzflächen und -tieren. Bio hat auch dafür gesorgt, dass wir uns mehr mit der Herkunft und Herstellung von Produkten beschäftigen, diese eben mehr wertschätzen. Und wir haben es selbst in der Hand, diese Wertschätzung beim Einkauf zu zeigen.

Fabian Zürcher, Redaktionsleiter

Getreidezüchtung: Neue Bio-Weizensorten als Grundstein einer nachhaltigen

NATURAPLAN JUBILÄUM

Naturaplan, die erste und zugleich grösste Bio-Marke im Schweizer Detailhandel, wird 30 Jahre alt.1993 von Coop lanciert, setzt sich die Detailhändlerin seit drei Jahrzehnten unter dieser Eigenmarke und in enger Partnerschaft mit Bio Suisse für umwelt- und tier gerechte Produkte ein. Ausserdem finanzierte Coop beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL zahlreiche Projekte zur Förderung und Weiterentwicklung des Bio-Landbaus. Eine Erfolgsgeschichte, die ohne die Treue der Kundinnen und Kunden nicht möglich gewesen wäre. Es darf gefeiert werden!

3 INHALT Fotos:
Bühler,
Fabienne
Noe Flum, Christian Grund, Mono, Michael Rohner; Titelbild: Fabienne Bühler
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Bio-Gemüse aus dem Berner Seeland: Sein Anbau ermöglicht die Pflege von Förderflächen für mehr Biodiversität. Ernährung. Milch vom Demeter Hof: In Tägertschi BE wird ganzheitliche Landwirtschaft betrieben. Wie frisch geerntet: Die kaltgepressten Säfte, Shots und Smoothies von Naturaplan.
4 Foto: David Birri für Schweizer Illustrierte NATURAPLAN

Ein Plan für die Natur

Trotz Widerständen zum Durchbruch: Seit 1993 fördert

Coop mit Naturaplan die Bio-Landwirtschaft. 30 Jahre später ist Bio in aller Munde – und erst noch ein nachhaltiges Mittel gegen den Klimawandel.

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Text: Tom Wyss 30 JAHRE NATURAPLAN

Coop lanciert die Partnerschaft mit Bio Suisse. Die ersten Naturaplan Produkte mit der Knospe werden eingeführt.

1997

Coop startet die Partnerschaft mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). Ehre für

Naturaplan: Das Label erhält den GfM-Marketingpreis.

2003

Das 10-JahrJubiläum nutzt Coop zur Lancierung des NaturaplanFonds für Projekte zur Förderung der Nachhaltigkeit.

2004

Um die regionale Wertschöpfung zu fördern, werden regionale Bio-Produkte eingeführt.

2008

Naturaplan erhält nach 15 Jahren ein neues, lifestyligeres Kleid. Der «berühmteste Bauernhof der Schweiz» verschwindet aus dem Logo.

Die Schweiz ist ein gutes Bio-Pflaster. Kein anderes Land der Welt hat einen derart hohen Pro-Kopf-Konsum von biologischen Produkten wie wir. 459 Franken waren es 2021, Dänemark und Luxemburg folgen mit Respektabstand dahinter. 2021 betrug der Bio-Umsatz in der Schweiz erstmals über vier Milliarden Franken, parallel steigen die Anzahl der Bio-Bauern und die Bio-Landwirtschaftsfläche immer mehr an. Schon jeder sechste der Landwirtinnen und Landwirte der Schweiz ist Bio-zertifiziert.

Es sind Entwicklungen, die beeindrucken. Und die nicht nur der hohen Kaufkraft von Herrn und Frau Schweizer zu verdanken sind. Bio habe heute eine grosse Bedeutung in der Schweiz, bestätigt Knut Schmidtke, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) in Frick AG. «Die aktuelle Biobarometer-Umfrage des FiBL zeigt, dass rund die Hälfte der Befragten häufig Bio-Lebensmittel einkaufen. Laut der Befragung beabsichtigt zudem die grosse Mehrheit der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer, ihren Bio-Konsum auch zukünftig beizubehalten oder sogar weiter auszubauen.»

Bio hilft dem Klima

Das FiBL verspürt zudem einen steigenden Forschungs- und Beratungsbedarf in der Bio-Landwirtschaft und dem Biomarkt. Denn: Bio leistet einen essenziellen Beitrag zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels, wie Studien zeigen. Vorteile sind zum Beispiel der geringere Energieverbrauch oder die Förderung regionaler Wertschöpfungsketten. Weil Bio-Böden einen höheren Humusgehalt aufweisen und mehr Fruchtarten, insbesondere Leguminosen, angebaut werden, bleibt auch der Boden als lang-

Start geglückt: Felix Wehrle (l.), damaliger Leiter von Coop Naturaplan, prüft 1993 mit seinen Mitarbeitenden Benedikt Pachlatko (M.) und Markus Wyss die ersten Produkte.

fristige fruchtbare Grundlage erhalten und ist resilienter gegen die Einflüsse des Klimawandels, indem er Phasen der Trockenheit besser übersteht und bei Starkniederschlägen mehr Wasser aufnehmen kann.

Des Weiteren sorgt Bio dafür, dass unsere Flüsse und Seen sowie das Grundwasser geschont werden, weil keine chemisch-synthetischen Pestizide in die Gewässer gelangen. Wie stark wiederum die konventionelle Landwirtschaft unsere Gewässer belastet, zeigt eine Erhebung der Eidgenössischen Anstalt für Wasser-

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1993

20 Jahre Naturaplan. Coop führt Co-BrandingProdukte mit bekannten Schweizer Marken ein.

Coop knackt die 1-Milliarden-Franken-Marke beim Bio-Umsatz. Partnerschaft und Einführung der ersten Demeter Produkte.

2018

Zum 25-Jahr-Jubiläum führt Coop die Sub-Linie «Bio Campiuns» ein (siehe Reportage Seite 18). Es gibt nun mehr als 2500 Naturaplan Produkte.

2023

Coop feiert 30 Jahre Naturaplan. Es werden rund 200 neue Produkte lanciert. Das Sortiment umfasst jetzt bereits über 3000 Produkte.

versorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG): Nicht weniger als 104 Pestizide wurden in den untersuchten Gewässern nachgewiesen. Der Bio-Landbau kann hier abhelfen. Dasselbe gilt für den Klimawandel, denn BioAckerböden speichern CO2 in Form von Humus und tragen so dazu bei, den Anstieg des CO2-Gehalts in der Atmosphäre zu bremsen.

Eines der grössten Probleme ist der dramatische Rückgang der Biodiversität. Bio-Landbau schafft hier in vielerlei Hinsicht Abhilfe. Bio-Betriebe beherbergen

30 Prozent mehr Arten und 50 Prozent mehr Individuen, zudem wachsen auf Flächen, die biologisch betrieben werden, deutlich mehr Pflanzenarten, die durch Insekten bestäubt werden. Wildund Honigbienen, die aufgrund des Klimawandels bedroht sind, bleiben dank Bio erhalten. Auch Feldvögel können profitieren, ihre Populationsdichte ist auf Bio-Bauernhöfen bis zu achtmal höher als auf konventionellen Betrieben.

Und nicht zuletzt sind Bio-Produkte für uns Konsumentinnen und Konsumenten gut: Sie schneiden in Sachen Inhaltsstoffen meist besser ab als konventionelle. Der Gehalt an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen ist in vielen Fällen höher, der Gehalt von Schwermetallen, Nitrat und Pestizidrückständen deutlich geringer. Kurz: Es spricht im Grund alles für Bio. Dennoch ging diesem heute unangefochtenen Status ein langer, steiniger Weg voraus, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt. Nach ihren Anfängen in den 1920er- und 30erJahren blieb die Bio-Bewegung bis in die 70er- und 80er-Jahre eine Nische. Aufgrund von Umweltkatastrophen wie Tschernobyl oder Lebensmittelskandalen wie Hormonen im Kalbfleisch oder Nitrat im Salat findet dann ein Umdenken in Bevölkerung und Politik statt.

Das Naturaplan Ur-Logo aus dem Gründungsjahr. Später erhält das Signet eine sanfte Auffrischung.

Dann rückt «Naturaplan» in den Vordergrund.

Seit 2008 hat das Label diesen modernen, lifestyligen Auftritt.

 7 Fotos: Coop Content House; Joel Schweizer
2013
2016
LOGO HISTORY BIO GESTERN UND HEUTE 1993 1405 Bauern 20 800 ha Anbaufläche 6 Naturaplan Bio-Produkte 2023 7274 Bauern 177 060 ha Anbaufläche über 3000 Naturaplan Bio-Produkte

Knospe spriesst dank Coop

In dieser Phase tritt auch Coop auf den (Natura-)Plan. Einige findige Köpfe um Felix Wehrle, damaliger Leiter Wirtschaftspolitik beim Lebensmittelhändler, treiben Bio trotz grossen Widerstands intern und extern (siehe «5 Fragen») voran. Der Start gelingt – im Kleinen: Am Anfang besteht das Naturaplan Sortiment aus sechs Produkten, darunter Bio-Bündner Bergkäse, -Joghurt, -Birchermüesli und -Rüebli. Und Coop macht nicht einfach ein bisschen Bio. Die Detailhändlerin verpflichtet sich von Anfang an, bei den Naturaplan Bio-Produkten die strengen Richtlinien von Bio Suisse einzuhalten. Es sind Richtlinien, die weltweit zu den strengsten gehören und weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen, wie Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli im Interview (S. 10) erzählt.

Später untermauert Coop seine Vorreiterrolle durch eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit dem FiBL. Das Ziel: Den Bio-Landbau nachhaltig zu fördern, indem speziell für den Bio-Anbau geeignete Sorten entwickelt, Anbaumethoden optimiert und die Produktqualität insgesamt verbessert werden. Ein umfangreiches Engagement, das sich rasch auszahlt: Die Anzahl der Bio-Lieferanten und die Produktpalette vergrössern sich laufend, der Umsatz steigt

Heute ist Naturaplan unbestritten die grösste Bio-Marke der Schweiz. Zwei Drittel der Coop Kundschaft setzt auf die Naturaplan Produkte und kann mittlerweile aus einem Sortiment von über 3000 Produkten auswählen. Zu den Topsellern 2022 gehörten die Max Havelaar Bio-Bananen, Bio-Eier, das Bio-Pagnolbrot sowie Bio-Gurken. Die Knospe geniesst mittlerweile einen extrem hohen Bekanntheitsgrad und ist für nicht weniger als 89 Prozent der Bevölkerung ein Synonym für Vertrauen in die Bio-Qualität, wie Bio Suisse erhoben hat.

Es braucht mehr Bio-Bauern Bio in der Schweiz sei eine Erfolgsgeschichte, die durch Bio Suisse, das FiBL und Coop ermöglicht wurde und im Lebensmittelmarkt ihresgleichen suche, sind sich verschiedene Experten einig. Erfolge, die dieses Jahr mit dem 30-Jahr-Jubiläum von Naturaplan gebührend gefeiert werden – unter anderem mit der Einführung von rund 200 weiteren Produkten. Auf den Lorbeeren will sich Coop aber nicht ausruhen – im Gegenteil: Die Detailhändlerin hat klare Ziele, was Bio angeht und strebt 2026 an, erstmals die Umsatzmarke von zwei Milliarden zu knacken. Dabei ist Coop vor allem die weiterhin gute Partnerschaft mit den Bio-Bäuerinnen und -Bauern wichtig, damit man

den gemeinsam eingeschlagenen Weg weitergehen und auch weiterentwickeln kann. Zudem möchte die Detailhändlerin dafür Sorge tragen, dass dieses Wachstum nachhaltig entsteht und die Kundinnen und Kunden mit der Qualität weiterhin zufrieden sind.

Trotz allem gibt es in gewissen Bereichen noch Nachholbedarf, wie Knut Schmidtke vom FiBL betont. «Bei Milch und vor allem bei Fleisch ist im Gegensatz zu pflanzlichen Produkten nur ein verhaltener Zuwachs am Markt zu verzeichnen. Es braucht deshalb einen weiteren Schub an Landwirtschaftsbetrieben in der Schweiz, die auf biologischen Landbau umstellen, vor allem Betriebe mit einem hohen Anteil an Ackerbau.»

Fünf Premieren Naturaplan war und ist ein Pionier bei den

Joghurt-Auftakt

Das Bio-NatureJoghurt legte im Jahr 1993 mit weiteren fünf Produkten den Grundstein zum heute so umfassenden Naturaplan Sortiment.

Sushi-Sensation

Zu einer Innovation im Bereich Lifestyle-Produkte kommt es bei Naturaplan 2008: Das Bio-Sushi im CoopRegal ist weltweit das Erste seiner Art.

Superfood-Start

2018 werden unter dem Label

Naturaplan

Bio Campiuns die ersten Bio-Superfood-Produkte aus der Schweiz lanciert. Mehr dazu auf Seite 18.

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NATURAPLAN

Wann werden wir ganz Bio?

Schmidtke ist überzeugt, dass Bio in der Schweiz in einigen Jahren der neue Standard werden kann. Dies verdeutlicht eine neue Studie seines Instituts mit dem Namen «Wege zu einer klimaneutralen BioLandwirtschaft in der Schweiz», die zeigt, «dass dieses Ziel zwar eine grosse Herausforderung darstellt, aber grundsätzlich erreichbar ist». Nötig sei hierzu allerdings eine Zusammenarbeit aller Beteiligten des gesamten Ernährungssystems.

«Es braucht eine gut abgestimmte Strategie zwischen Agrarpolitik, Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung, des Detailhandels und natürlich der Nachfrage an Bio-Produkten seitens der Konsumentinnen und Konsumenten.»

Letztere können laut Schmidtke ihren

Bio-Produkten

Ohne Zuckerzusatz ­ Einstand

Unter Naturaplan sind schweizweit auch zum ersten Mal Fruchtjoghurts ohne Zusatz von Zucker oder künstlichen Süssstoffen erhältlich.

Beitrag durch eine Änderung des Konsumverhaltens leisten. Mehr pflanzliche Lebensmittel und weniger tierische Lebensmittel zu konsumieren, helfe auch, um Klimaneutralität zu erreichen. Das FiBL will mittels Forschung und Beratung die Lösungen entwickeln, die die gesamte Bio-Landwirtschaft sowie die Transformation des Ernährungssystems hin zu mehr Bio-Landwirtschaft unterstützen. Für Schmidtke ist klar: «Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, dann wird sich dies schnell zu noch mehr Bio-Landwirtschaft in der Schweiz entwickeln.» Damit auch unsere Enkelinnen und Enkel auf fruchtbare Böden, sauberes Wasser und rückstandsfreie Lebensmittel und damit auf eine lebenswerte Zukunft zählen können.

Salat ­ Neuheit

Zu den allerneusten Produkten im Naturaplan Sortiment zählt die Bio­Poké­Bowl, bestehend aus einem bunten Salat und Lachs.

Wie kam der Bio­Stein bei Coop ins Rollen?

Wir erlebten in den 80er­ Jahren und Anfang der 90er­ Jahre viele Lebensmittelskandale mit Chemikalien. Die Landwirtschaft war einseitig auf Ertrags maximierung ausgerichtet. Wir waren ein paar Leute bei Coop, die das hinterfragten und in Bio und Freilandhaltung die grössten Chancen sahen.

Es regte sich viel Widerstand. Stimmt. Zum einen von Seiten Bauernverband und SVP, die uns vorwarfen, wir würden die Landwirtschaft schlechtmachen. Allerdings: Es gab auch Coop ­ intern viele, die nicht an Bio glaubten.

Wie gelang der Start doch?

Der damalige Coop ­ Chef Anton Felder stand hinter Bio und Freilandhaltung und setzte sich durch. Wir lancierten unsere Naturaplan ­ Linie mit einer Pressekonferenz auf einem Bio ­ Bauernhof, und die «Tagesschau» brachte einen grossen Bericht. Ab da kam der Stein ins Rollen.

Wie gings weiter?

Wir vergrösserten das Sortiment, und der Erfolg sorgte für neuen Drive, auch intern. Aus einer Idee von wenigen Leuten wurde eine Coop ­ DNA.

Eine grosse Genugtuung?

Ich freue mich vor allem darüber, dass Bio nicht mehr eine reine Coop ­ Geschichte ist, sondern dass auch andere Player und Konkurrenten Verantwortung übernommen haben, sich ein Sortiment ohne Bio nicht mehr leisten können.

9 Fotos: Pascal Mora für Schweizer Illustrierte, Coop Content House
FÜNF FRAGEN
Felix ehemaliger Leiter Naturaplan bei Coop
«Aus einer Idee von wenigen Leuten ist mittlerweile eine Coop-DNA geworden»
Felix Wehrle, Ex-Leiter Naturaplan

BIO SUISSE-PRÄSIDENT URS BRÄNDLI

«Coop und Bio Suisse ziehen am gleichen Strang»

Bio Suisse-Präsident

Urs Brändli erklärt im Interview, wieso das Schweizer KnospeLabel zu den strengsten weltweit gehört – und wieso Coop eine wichtige Rolle dabei spielt.

Herr Brändli, wie bio ist der Präsident von Bio Suisse?

Urs Brändli: Auf unserem Hof, der seit 2015 von meinem Sohn geführt wird, sind wir natürlich zu 100 Prozent biologisch. Beim privaten Konsum sind wir vielleicht bei 85 bis 90 Prozent, da achte ich jetzt nicht sklavisch drauf. Ich sage immer: Bio ist keine Religion. Aber es bietet hohen Genuss – und das erst noch mit gutem Gewissen.

Eine Einstellung, die immer mehr Menschen teilen.

Ich kenne einige, die privat sogar noch konsequenter sind als ich. Aber es gibt auch viele, die einfach zeitweise auf Bio setzen. Oder bei Frischprodukten. Der Marktanteil zeigt, dass die Bio-Kundschaft in der Schweiz laufend wächst.

Wann fand dieses Umdenken statt? Früher wurde Bio eher belächelt.

Wichtig für diese Beständigkeit ist das Knospe-Label. 89 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer vertrauen darauf. Was bedeuten Ihnen das?

Wir können die Früchte ernten, die vor über vierzig Jahren mit der Institutionalisierung der Knospe gesät und seither sorgsam gepflegt wurden. In all diesen Jahren gab es keine Skandale, wie sie zum Beispiel bei EU-Bio schon vorgekommen sind. Trotzdem begegne ich auch heute noch Leuten, die misstrauisch sind. Das zeigt eben, wie lange es braucht, um das Vertrauen aufzubauen. Aber diesen Leuten kann ich dann guten Gewissens sagen, dass sie keinem Label so stark vertrauen dürfen wie der Knospe.

Wofür steht die Knospe?

möglichst standortgerecht sein soll. Seit 2022 muss das Futter ausschliesslich aus der Schweiz kommen. Und der Kraftfutteranteil darf nur 5 Prozent betragen. All das entspricht den natürlichen Bedürfnissen der Tiere. Zum Vergleich: In der EU, aber auch in der Schweizer Bio-Verordnung beträgt der maximale Kraftfutteranteil 40 Prozent. Auch auf eine schonende Verarbeitung legt die Knospe grossen Wert. In einem Knospe-Produkt gibt es zum Beispiel keine Aroma- und Farbstoffe. Hinzu kommt eine starke soziale Verantwortung – mit Richtlinien, die sicherstellen, dass auch die Mitarbeitenden auf ausländischen Betrieben faire soziale Bedingungen haben. Die Liste liesse sich natürlich noch fortsetzen.

DAS KNOSPE-LABEL

Seit der Lancierung der Marke Naturaplan

1993 setzt Coop auf die Knospe von Bio Suisse und hält deren strenge Richtlinien ein.

Als Bio-Pionier führt

Coop über 3000 Naturaplan Bio-Produkte.

3800 Bio-Produkte bei Coop tragen die Knospe von Bio Suisse.

Es war ein Umdenken, das sehr nachhaltig, über viele Jahre vonstattenging. Also anders als zum Beispiel bei der Light-Welle, die in den 80er-Jahren auf einmal da war, dann aber wieder verschwand. Viele Leute begreifen, dass Bio kein Hype ist, sondern zahlreiche hervorragende Eigenschaften hat.

So leistet Bio zum Beispiel einen essenziellen Beitrag beim Bekämpfen der Ursachen und der Folgen des Klimawandels.

Die Knospe steht für Verlässlichkeit. Sie ist ein Garant für die vielfältigen umwelttechnischen Vorteile des biologischen Landbaus, der gut für den Boden ist, für unser Trinkwasser, für die Tiere und insgesamt fürs Klima. Wir fordern unsere sehr strengen Richtlinien von den Produzentinnen und Produzenten ein. Richtlinien, die deutlich strenger sind als die Bio-Standards in anderen Ländern.

Was macht sie so streng? Nehmen wir das Beispiel Wiederkäuerfütterung, die

Schreckt die Strenge die Produzenten nicht mitunter ab? Die Produzentinnen und Produzenten, die sich bereit erklären, unter den KnospeRichtlinien zu produzieren, achten vor allem auf die Nachfrage des Marktes – und weniger auf die Strenge der Richtlinien. Aber klar, wenn unsere Anforderungen den Plänen eines Produzenten in die Quere kommen, zum Beispiel, wenn er sein angestrebtes Ziel in der Milch- oder Fleischproduktion ohne viel Kraftfutter nicht erreicht, überlegt er es sich vermutlich zweimal. Aber wir stellen

10 INTERVIEW
Interview: Tom Wyss

diese Bedingungen ja nicht auf, um ihnen das Leben schwer zu machen, sondern aus klaren, vorausschauenden Überlegungen heraus: Wie können wir die wachsende Weltbevölkerung auch in Zukunft ausgewogen ernähren, und wie schaffen wir es, die nötigen Ressourcen dazu zu erhalten? In diesem Bereich geht Bio konsequent voraus und die Knospe in besonderem Masse.

Wie beschreiben Sie Ihre Partnerschaft?

Sie funktioniert seit 30 Jahren bestens. Coop und Bio Suisse ziehen am gleichen Strang. Beide können voneinander profitieren. Bio Suisse, weil Coop grossen Wert darauf legt, das ganze Bio-Sortiment abzudecken. Das heisst, es finden sich auch Produkte darunter, die eher Nischenprodukte sind als andere, aber z. B. in die Fruchtfolge auf

ZUR PERSON

Urs Brändli führte während 30 Jahren einen Milchbetrieb in Goldingen SG, stellte nach der erfolgreichen Meisterprüfung 1994 auf Bio um. 2015 übergab er den Betrieb seinem Sohn. Brändli ist seit 2011 Präsident von Bio Suisse und vertritt damit rund 7500 Biobetriebe. Er steht in regelmässigem Kontakt mit Vertretern der gesamten Wertschöpfungskette.

einem Bio-Ackerbaubetrieb gehören. Davon profitiert der gesamte Bio-Landbau in der Schweiz. Oder der Coop Fonds für Nachhaltigkeit, der Bio-Züchtung und -Forschung unterstützt (Beitrag Getreidezucht auf Seite 24). Umgekehrt profitiert Coop vom guten Image der Bio-Betriebe und von der Verfügbarkeit der Produkte. Klar, dann und wann gibt es Diskussionsstoff, etwa wegen der strengen Anforderungen an die Verarbeitung. Aber am Ende sind wir uns einig: Die Knospe muss höchsten Ansprüchen genügen!

Ein Blick in die Zukunft: Wird Bio das neue Normal? Wir sind auf einem guten Weg in Richtung Bioland Schweiz. Weiter, als es die 11,2 Prozent Marktanteil suggerieren. Das Bewusstsein in der Bevölkerung ist sehr hoch, viele kaufen mindestens zum Teil Bio

ein. Auch in der Landwirtschaft tut sich einiges. Dazu trägt auch die nachwachsende Generation bei, die die Folgen des Klimawandels am eigenen Leib zu spüren bekommt. Es wäre wichtig, dass auch die Politik begreift, dass es die Umwelt und Natur nicht gratis gibt. Sie sollte die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Landwirtschaft auch in vielen Jahren noch der Nährboden für unser Essen ist. Ich denke da an eine Besteuerung schädlicher Kunstdünger und Pestizide. Was können wir alle tun?

Wir sollten keinesfalls denken: Ich kann ja eh nichts tun! Weil jeder Griff ins Bio-Regal im Hintergrund eine Bestellung auslöst. Ich sage immer: Wenn jede Person ihren Bio-Konsum pro Jahr nur um 10 Prozent steigern würde, dann wäre die Schweiz in zehn Jahren ganz Bio!

11 Foto: Patrick Luethy/BioSuisse

ERDBEERE DAS BIRTHDAY CAKE GLACE

30 Jahre Naturaplan – das muss gefeiert werden. Und zwar am besten mit einem feinen Glace. Aus diesem Grund hat Coop zusammen mit Betty Bossi das Birthday Cake Glace entwickelt. Was diese Eigenkreation einzigartig macht? In das Doppelrahm-Vanilleglace ist gebackener Kuchenteig eingearbeitet. Die Erdbeersauce macht den süssen Genuss perfekt. Kreiert und produziert wurde das Jubiläumsprodukt in der Schweiz. Das Birthday Cake Glace ist ein echter Schweizer Geburtstagskuchen. Unbedingt probieren.

ZWEINUTZUNGSHUHN CHANCENGLEICHEHEIT

Normalerweise läuft es so: Die Brüder der Legehennen werden unmittelbar nach dem Schlupf getötet. Bio Suisse gibt seit 2023 in ihren Richtlinien vor, dass ab 2026 keine männlichen Küken mehr getötet werden dürfen. Wie der Ausstieg aus dem Kükentöten gelingt? Beispielsweise mit der Bruderhahnaufzucht und dem Zweinutzungshuhn. Bei Letzterem handelt es sich um eine Rasse, deren Hennen genügend Eier legen und deren Hähne genügend Fleisch ansetzen. Das Konzept geht zurück Richtung Ursprung und weg von Hochleistungs rassen. Eine Idee, die Coop bereits 2014 mit einigen Naturaplan Eierproduzenten in der Praxis umgesetzt hat und seither stetig ausbaut.

Zum Wohl Tier und SCHUTZ

DER WÄLDER

Weltweit fallen immer grössere Waldflächen der Rodung zum Opfer. Deforestation und Abholzung verringern die Bio diversität und haben Folgen für die lokale Bevölkerung sowie das Klima. Bei Naturaplan Produkten ist die Rodung und Zerstörung von Wald sowie Flächen mit hohem Schutzwert (High Conservation Value Areas) für eine landwirtschaftliche Nutzung verboten. Zum Beispiel von Primär- und Sekundärwäldern, Mangrovenwäldern, Moor- und Sumpfgebieten, Steppen, Savannen, Hochgebirgsvegetation und Kultstätten indigener Volksstämme. Naturaplan Produkte fördern die Biodiversität – zum Wohl von Mensch, Tier und Pflanze.

12 MIX

von Mensch, Pflanze

ANANAS ECHT GUT IM GESCHMACK

Ananas aus der Büchse? Kennen wir. Diese Bio und Fairtrade Max Havelaar Ananas ist anders. Das sieht man bereits an ihrer etwas dunkleren, natürlichen Farbe. Und sie hält, was sie verspricht. Die spezielle Sorte aus Sri Lanka ist sehr intensiv und echt gut im Geschmack. Speziell ist aber auch das Glas. Es wurde in Zusammenarbeit mit der lokalen Glas-Fabrik in Sri Lanka entwickelt – damit die Kundinnen und Kunden die Ananasringe mühelos aus dem Glas bekommen.

HOCHSTAMM ES LEBE

DIE BIODIVERSITÄT

Hochstamm-Obstbäume schützen das Klima und sind ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Damit die Bäuerinnen und Bauern HochstammObstgärten pflegen, braucht es einen Absatz für die Früchte. Mit über 200 nationalen und regionalen Produkten, die das Gütesiegel von Hochstamm Suisse tragen, unterstützt Coop den Erhalt der Hochstamm-Bäume –und fördert damit die Biodiversität. Zum Beispiel mit der feinen Naturaplan Zwetschgen-Konfitüre aus Hochstamm-Früchten.

GEWUSST?

KLIMASCHUTZ

In vielen Bereichen gehen die Naturaplan Richtlinien weiter als die gesetzlichen Anforderungen an Bio-Produkte. In Sachen Klimaschutz heisst es bei der Knospe: Keine Flugtransporte, Einschränkungen beim Heizen von Gewächshäusern im Winter. Keine Frischprodukte aus Übersee ausser tropischen Früchten. Inland produkte bevorzugt. www.naturaplan.ch

13 Fotos: Shutterstock, Getty Images, Imago, Coop

Hart ackern für zartes Gemüse

14 BIO-GEMÜSE

Bio-Bauern aus Leidenschaft:

Thomas Augstburger, David Ramseier und Peter Hurni. Im Berner Seeland bauen sie unter anderem für Coop Naturaplan

Broccoli, Salat und Co. an – und pflegen daneben Förderflächen für mehr Biodiversität.

Wie von Geisterhand gelenkt, tuckert der Traktor mit noch nicht einmal halbem Schritttempo über den Acker. Thomas Augstburger, 36, der gerade noch am Steuer des Fendt 211 Vario sass, läuft gebückt hinter der Pflanzmaschine her, drückt einzelne Batavia-Salat-Setzlinge, die, statt im Pflanzloch vergraben, obenauf liegen, mit den Händen in den Boden und häufelt noch etwas Erde um die Pflänzchen. «Früher hätten wir dafür eine zusätzliche Arbeitskraft gebraucht», sagt der Bauer. Dank modernster Computertechnologie und GPS im Führerhaus rollt die Zugmaschine mit der von Augstburger programmierten Geschwindigkeit von 1,1 km/h schnurgerade über das 150 Meter lange Feld bei Bargen im Berner Seeland. «Sässe ich hinterm Steuer, ich bekäme niemals eine so geradlinige Spur im Pflanzbeet hin», gesteht er.

Während Augstburger hinter dem landwirtschaftlichen Gespann von der Maschine nicht ganz einwandfrei vergrabene Setzlinge in die Erde presst, weil ein Andruckrad streikt, sitzt Peter Hurni, 63, zusammen mit Melanie, 48, und der Saisonniere Monica, 32, auf der Pflanzmaschine und bestückt das Förderband im Akkord mit den Salat-Setzlingen – im Abstand von je 30 Zentimetern landet ein Pflänzchen in der Erde. Hurni und Augstburger sind zwei von drei Betriebsleitern der Betriebsgemeinschaft Aare-Bio. Der dritte im Bunde, David Ramseier, 44, setzt auf einem anderen Feld in der Nähe Bundzwiebeln.

Biodiversität wird aktiv gefördert

Die drei legten 2019 ihre Höfe zusammen, gründeten die Betriebsgemeinschaft Aare-Bio. David Ramseier und Peter Hurni hatten zuvor schon fünf Jahre in Oltigen BE erfolgreich zusammengearbeitet, ehe

Hurnis Schwiegersohn Thomas aus Bargen dazustiess. Was alle eint, ist der Wunsch, auf ihrem Land biologisch zu wirtschaften. «Würde jeder für sich buure, hätte keiner von uns in diesem Ausmass Gemüse», hält der gelernte Gemüsegärtner Ramseier fest. Ehe Augstburger dazukam, konnte er seinen Hof mit 19 Hektaren, davon ein Teil Pachtland, nur im Nebenerwerb betreiben. Zu dritt aber haben sie Schlagkraft und arbeiten wirtschaftlich. «So lohnt sich’s für uns, demnächst eine neue Pflanzmaschine zu kaufen, weil wir sie mit unseren Betrieben auslasten», sagt Hurni. Vor drei Jahren schafften sie sich einen zweiten Traktor mit GPS für ihren Maschinenpark an, den sie zum Setzen, Hacken und teilweise zum Ernten einsetzen können.

Jeder der drei hat seine Rolle im gemeinsamen Betrieb gefunden: Peter Hurni ist für den Pflanzenschutz zuständig, stärkt den Boden mit Effektiven Mikroorganismen und wendet, wenn im Sommer nötig, Bio-Hilfsstoffe wie Braunalgen und Steinmehl an. Auch Humusaufbau ist den Bio-Landwirten wichtig, weshalb sie so weit als möglich pfluglos arbeiten. «Das ist regenerative Landwirtschaft», sagt David Ramseier, der vom Va-

ter dessen bereits 1979 auf Bio umgestellten Hof übernommen hat. Für David war schon während seiner GemüsegärtnerLehre klar, «dass ich nur mit Bio weitermachen will». Bei Aare-Bio ist er fürs Personal verantwortlich, pflegt Kontakt zu den drei Schweizer Mitarbeitern und bis zu 20 Saison-Arbeitskräften in Rumänien und Polen – und betreut den Verkauf der Gemüse an Terraviva. Die Produzentenorganisation, in der 80 Bio-Betriebe zusammengeschlossen sind, vermarktet Früchte und Gemüse, das nach den Anforderungen der Bio Suisse Knospe angebaut und bei Coop unter dem Label Naturaplan im Verkaufsregal angeboten wird. Um den Fuhrpark kümmert sich Augstburger, er ist gelernter Landmaschinenmechaniker. Als Knospe-Betrieb setzen Augstburger, Hurni und Ramseier mindestens zwölf Fördermassnahmen um, die helfen, die Biodiversität zu verbessern. Neben der Schaffung und Pflege von Hecken zählen dazu Ackerrandstreifen, Hochstammbäume und andere Biotope. «Mit welchen Massnahmen die Landwirtinnen und Landwirte unsere Vorgaben zur Förderung der Biodiversität erfüllen, bleibt ihnen überlassen», betont Lukas Inderfurth, 61, von Bio Suisse.

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Text: René Haenig Fotos: Fabienne Bühler
«An einem Tag pflanzen wir rund 60 000 Setzlinge auf unseren Feldern»
Gemüsebauer Peter Hurni Jonas, 4, hilft seinem Papa David gern auf dem Feld.

Randstreifen locken Nützlinge an Beim Gemüse-Betrieb Aare-Bio zählt auch das Anlegen von insektenfreundlichen Randstreifen zur Förderung von Nützlingen und Bestäubern als Fördermassnahme. Dafür wird an Ackerrändern Saatgut mit meist bunt blühenden Pflanzenarten eingesät. «Ein solcher Streifen bereichert nicht nur das Landschaftsbild, sondern trägt dazu bei, die Artenvielfalt zu erhalten und natürliche Schädlingsbekämpfer zu fördern», weiss Inderfurth.

Mehr als 40 000 Salat-Pflänzchen haben die Landwirte bis zum Nachmittag auf ihren Feldern bei Bargen und Oltigen gesetzt. Während die Saison-Arbeitskräfte Pause machen, wechseln David Ramseier und Thomas Augstburger an der Pflanzmaschine ein Zahnrad, das den Abstand zwischen den Pflanzlöchern regelt. Jetzt müssen noch BundzwiebelSetzlinge gepflanzt werden. Im Gegensatz zum Salat benötigen die aber nur einen Abstand von 23 Zentimetern zueinander.

Im Vergleich zu konventionell geführten Gemüsebau-Betrieben, die Setzlinge in bis zu neun Reihen ausbringen, arbeiten Hurni, Augstburger und Ramseier mit einer Pflanzmaschine, die nur dreireihig setzt. «Als Bio-Betrieb lassen wir mehr Luft zwischen den Pflanzen, schützen sie so vor Fäule und Krankheiten.»

Konsequente Bio-Landwirtschaft

Dass Coop als Endabnehmer auf Betriebe wie Aare-Bio setzt, hat gute Gründe. «Einerseits sind Umweltbewusstsein und soziale Verantwortung bei unseren Kundinnen und Kunden sehr ausgeprägt, entsprechend steigt auch die Nachfrage nach Bio-Produkten», sagt Matthias Hofer, 45, zuständig für Früchte und Gemüse bei Coop. Andererseits setze man sich zum Wohl von Mensch, Tier und Natur konsequent für eine biologische Landwirtschaft ein. Coop hat seit 30 Jahren Naturaplan Bio-Produkte im Angebot. «Mit einigen wenigen Artikeln gestartet, haben wir heute wöchentlich über 115 Naturaplan Bio-Früchte- und -Gemüse-Produkte im Sortiment, die saisonal wechseln. Damit bieten wir das breiteste Angebot im Handel», erklärt Hofer nicht ohne Stolz.

Mehr als 60 000 Setzlinge haben die Landwirte von Aare-Bio am Ende dieses Tages auf ihren Feldern in den Boden gebracht. Der Feierabend ist wohlverdient.

Biodiversitäts-Förderfläche: Ein farbenfroher Ackerandstreifen trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei und fördert Nützlinge.

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COOP-LABEL RAGT HERAUS

Naturaplan Bio-Früchte und -Gemüse werden nach den strengen KnospeRichtlinien angebaut, die weit über die gesetzlichen Anforderungen und die EU-Bio-Standards hinausgehen. Importiert werden darf nur, wenn es in der Schweiz keine ausreichende Versorgung gibt – etwa aus saisonalen Gründen. Um Transportwege kurz zu halten, wird nur aus Europa und den Mittelmeeranrainerstaaten importiert. Der WWF urteilt: «Ausgezeichnet».

FÜNF FRAGEN

Was muss ein Betrieb tun, um sein Gemüse als Naturaplan Produkt im Coop-Verkaufsregal platzieren zu können?

Er muss auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralischen Dünger verzichten, auf robustere Sorten setzen, Schädlinge durch Nützlinge bekämpfen, und Früchte und Gemüse müssen in natürlichem Boden wurzeln.

Wie viele Bio-Betriebe beliefern Coop mit Naturaplan Früchten und Gemüse?

In der Schweiz sind es rund 300 Produzentinnen und Produzenten, weitere 450 im Ausland. Mit etlichen arbeiten wir bereits seit Jahrzehnten zusammen.

Kontrollieren Sie auch die Einhaltung der Kriterien?

Bio Suisse übernimmt als einer unserer wichtigsten strategischen Partner seit 30 Jahren die Qualitätssicherung der Knospe-Produkte. Die Betriebe werden jährlich von unabhängigen, zugelassenen Kontrollstellen geprüft und beurteilt.

Engagiert sich Coop bei der Verpackungsreduktion?

Wo möglich, verzichtet Coop auf Verpackungen oder optimiert ökologisch. Die PapierUmstellung bei Naturaplan Bio-Karotten zum Beispiel spart jährlich 60 Tonnen Plastik.

Wie wichtig ist Coop das Thema Biodiversität?

Sehr wichtig: Partnerschaften mit ProSpecieRara und Hochstamm Suisse fördern Sortenvielfalt und Biodiversität; mit dem FiBL entwickeln wir den Früchteund Gemüseanbau weiter.

17 Foto: zVg © Pro Natura Matthias Sorg
Früchte und Gemüse bei Coop

Kleine Helden mit grossem Nutzen

Sie sind in aller Munde –und das im wahrsten Sinn des Wortes: Superfoods. Aber was sind diese Helden unserer Ernährung eigentlich? Und sind sie wirklich so gesund, wie alle sagen?

Plötzlich sind all unsere Social-MediaFeeds voll von ihnen. Gesundheits- und Food-Influencerinnen und -Influencer bekommen von den sogenannten Superfoods gar nicht genug. Und wir Normalsterblichen fragen uns zu Recht: Was ist denn nun eigentlich so super an diesem besonderen Food?

Eine offizielle Definition oder festgelegte Kriterien für Superfood gibt es nicht. «In der Regel handelt es sich um Lebensmittel, die besonders hohe Gehalte an bestimmten positiven Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen oder ungesättigten Fettsäuren aufweisen», erklärt Isabel Drössler von der Coop Fachstelle Ernährung. Coop selber hat für die Superfoods der Linie Naturaplan Bio Campiuns gemeinsam mit der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) strenge Kriterien festgelegt: Sie müssen relevante Mengen der Nährstoffe enthalten, die eine erwiesene positive Auswirkung für die Gesundheit haben. Produkte mit mehreren Zutaten müssen eine ernährungsphysiologisch ausgewogene Zusammensetzung aufweisen.

Letzteres gilt zum Beispiel für das Naturaplan Bio-Früchtemüesli ohne zusätzlichen Zucker, aber mit einem hohen Gehalt an Magnesium. Dieser Mineralstoff spielt eine Rolle in unserem Energiestoffwechsel und trägt zudem zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei. Eine Überraschung im Bio Campiuns-Angebot sind die Naturaplan BioRapskerne, denn Raps ist nicht nur als Öl super. Die kleinen schwarzen Kügelchen schmecken im Salat, Müesli, mit Frischkäse oder im Brot, und das darin enthaltene Vitamin E trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen. Das Buchweizenmehl ist nicht nur reich an Vitamin B1 – was eine normale Funktion des Nervensystems unterstützt – sondern auch ein Segen für alle, die kein Gluten vertragen: Als Pseudogetreide enthält es nämlich kein Gluten, kann aber ähnlich verwendet werden wie Weizen und Co. Besonders am Herzen liegt Coop auch bei den Superfoods die Nachhaltigkeit.

«Es braucht keine Produkte, die Tausende Kilometer Transportweg hinter sich haben», sagt Isabel Drössler. Sie ist erfreut über den Trend, der weg von exotischen und hin zu regionalen Superfoods geht. «Die Schweiz hat viele davon zu bieten. Für eine Menge ausländische Produkte gibt es einheimische Alternativen. Zum Beispiel kann man statt Gojibeeren aus China genauso gut getrocknete CassisBeeren aus Schweizer Anbau verwenden.» Der fruchtige Snack unterstützt den Körper mit einer geballten Ladung Vitamin C, das wichtig für ein normal funktionierendes Immunsystem ist.

So stammen alle Naturplan Bio Campiuns Produkte sowie ihre Zutaten aus Schweizer Bio-Anbau oder zertifizierter Wildsammlung. «Es gibt auch in der Schweiz viele Lebensmittel, die durch ihre Nährwerte überzeugen und eine

18 SUPERFOOD
Text: Sandra Casalini Foto: Paul Seewer

nachweislich positive Auswirkung auf die Gesundheit haben», sagt Coop Brandmanagerin Nadine Moppert. Dabei geht es nicht nur um die Nährstoffe, sondern auch darum, dass die Rohstoffverfügbarkeit in der Schweiz genügend hoch ist,

FÜNF FRAGEN

Nadine Moppert Brandmanagerin für Regionalitätund Swissness-Brands bei Coop

Seit wann hat Coop Superfood im Sortiment?

Im Jahr 2018 hat Coop in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE die Pro duktlinie Bio Campiuns lanciert. Alle Artikel der Reihe kommen aus der Schweiz und sind mit der Knospe von Bio Suisse zertifiziert.

Was heisst der Name Campiuns?

Er ist rätoromanisch und bedeutet «Sieger» oder «Helden». Das sind unsere Superfoods tatsächlich.

Wie stellen Sie sicher, dass die Produkte auch wirklich Ihren Kriterien entsprechen?

damit der Markt abgedeckt werden kann. Isabel Drössler: «Es wird kein Bio Campiuns Produkt eingeführt, ohne dass es von der Coop Fachstelle Ernährung und der SGE freigegeben wurde.»

Bio, regional, nachhaltig, gesund und dabei auch noch richtig fein. Da kommt wohl wirklich keine andere Bezeichnung als Superfood in Frage, oder?

Echte Champions!

Getrocknete

Cassis-Beeren (v. l.) mit viel Vitamin C, Früchtemüesli mit Magnesium ohne zusätzlichen Zucker, Rapskerne mit ungesättigten Fettsäuren und hoher Menge Vitamin E und Buchweizenmehl mit Vitamin B1 und Magnesium.

Um die Gehalte der Nährstoffe sicherzustellen, werden Laboranalysen durchgeführt. Für die Zusammensetzung der Produkte mit mehreren Zutaten werden zusammen mit der SGE für jedes einzelne Produkt nährwert- und rezepturbezogene Anforderungen festgelegt.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit dem Verkauf gemacht?

Die Naturaplan Bio Campiuns Produkte kommen bei unserer Kundschaft gut an. Ein sehr beliebtes Produkt sind die Haferflöckli, die verkaufen sich besonders gut.

Haben Sie persönlich ein Lieblingsprodukt?

Ja, das Bio Campiuns Vollkornbrot. Es passt hervorragend zu einem feinen Brunch am Wochenende.

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BIODYNAMISCHER WEINBAU

Die blauegrüneFlasche

20 NATURAPLAN BIO-WEIN

Mit

seinem Weingut La Capitaine in Gland-Begnins VD setzt Winzer Reynald Parmelin als einer der ersten auf die natürlichen Tropfen. Heute produziert er 200 000 Flaschen Bio-Wein im Jahr – auch für Coop Naturaplan.

Zufall? Schicksal? Pures Glück? Wer weiss das jeweils schon so genau. Jedenfalls hätte das Timing von Reynald Parmelin nicht besser sein können, als er vor Jahren zu früh ins Büro des Coop-Einkäufers platzt, mit dem er einen Termin hat. «Ich finde einfach niemanden mit einem qualitativ hochwertigen Bio-Wein», hört er diesen ins Telefon seufzen. «Ich musste nur noch sagen: Hier bin ich», erzählt der Waadtländer Winzer schmunzelnd.

So einfach läufts nicht immer. Die Domaine La Capitaine ist die Hälfte des elterlichen Weingutes, das Reynald Parmelin übernimmt. Die andere Hälfte gehört seinem Bruder. Und er überlässt diesem die gesamte bestehende Kundschaft, als er sich 1994 als einer der Ersten in der Schweiz für biologischen – später dann biodynamischen – Weinbau entscheidet. «Mein Vater hatte wegen der Chemikalien in den Pflanzenschutzmitteln Magenprobleme. Daher interessierte mich früh, ob es eine Möglichkeit ohne Chemie gibt», erzählt Parmelin.

Auf seinen Reisen und Arbeitseinsätzen im Ausland wie in Kalifornien und Australien lernt er sie kennen, diese Möglichkeiten. Zurück in der Schweiz merkt er schnell: «Hier bin ich der Zeit voraus.»

Ganz allein ist er allerdings nicht: Sieben Winzer in der Romandie wagen bereits Mitte der Neunzigerjahre den Versuch, ohne Chemie anzubauen, treffen sich regelmässig, tauschen sich aus. «Learning by Doing» sei das gewesen, so Reynald Parmelin.

Den Wein an die Kundschaft zu bringen, ist alles andere als einfach. Parmelin: «Bio hatte damals einen schlechten Ruf. Diejenigen, die biologischen Wein herstellten, waren oft keine Winzer. Dementsprechend kannten sie sich mit dem Handwerk nicht aus.» Die potenzielle Kundschaft will nicht mal degustieren. «Ich entfernte gar das Wort Bio von der Etikette, um eine Chance zu bekommen.»

 21
Text: Sandra Casalini Fotos: Anoush Abrar Das Weingut La Capitaine liegt am Ufer des Genfersees. Aus 24 verschiedenen Rebsorten zaubert Reynald Parmelin hier seine Bio-Weine.

Reynald Parmelin, jung, wild, mit tausend Ideen im Kopf, füllt seinen Bio-Wein in blaue Flaschen ab. «Das war keine durchdachte Marketing-Strategie, sondern ein Versuch, das Image von Bio zu modernisieren.» Der Anfang harzt. «Die Meinungen gingen sehr weit auseinander, vor allem bei den Winzern selbst.» Mittlerweile ist die blaue Flasche das Markenzeichen von La Capitaine.

Wichtiger als dieses sind aber die Zertifizierungen, die Bio Knospe und Demeter, denn nur sie verleihen Glaubwürdigkeit. Wer Reynald Parmelin sprechen hört, merkt allerdings beim ersten Wort, wie wichtig ihm der biologische und biodynamische Anbau ist: «Es geht nicht nur um den Verzicht auf Chemie, sondern um eine generelle Denkweise. Man kämpft

nicht gegen etwas an, sondern versucht, ein Gleichgewicht zu finden.» Wer sich nicht auf die Chemie verlassen könne, müsse nicht nur die Reben und den Boden viel besser verstehen, sondern auch die meteorologischen Umstände. «Man muss gleichzeitig sowohl besser planen als auch flexibel sein, das ist oft eine grosse Herausforderung.» Zudem ist der Winzer auch in seinem Können gefordert, denn man «schmeckt» sein Handwerk besser: «Beim Einsatz von chemischen Schutzmitteln saugen die Samen mehr Wasser auf, um zu wachsen, das heisst, der Geschmack verwässert. Ohne Chemie sind die Aromen intensiver.»

Zurück zu jenem Tag, als Reynald Parmelin beschwingt und mit einem breiten Lachen das Büro des Coop-Einkäufers

verlässt. Kurze Zeit später beginnen die Degustationen mit einem der hausinternen Önologen von Coop. Die Wahl fällt auf je einen weissen und einen roten Cuvée, die in der Folge exklusiv für Coop hergestellt werden. Der «Naturaplan BioCuvée Noble Blanc Domaine Capitaine» ist sehr rund, fruchtig, aromatisch und passt zum Apéro, zu Fisch und Spargel. Der Geschmack von roten Früchten und einem Hauch Barrique des «Naturaplan Bio-Cuvée Noble Rouge Domaine Capitaine» bleibt lange im Mund haften.

Wie viel Bio sonst im Leben von Reynald Parmelin steckt? «Ich bin kein Extremist», sagt er. «Aber ich kann nicht Bio verkaufen und mich jenseits des Weinkellers überhaupt nicht darum scheren.»

Reynald Parmelin meint damit nicht nur

22 NATURAPLAN BIO-WEIN
«Früher war das Wort Bio auf der Etikette hinderlich. Heute herrscht ein anderer Zeitgeist»
Reynald Parmelin, Winzer

die eigene Ernährung oder die Solarpanels, die gerade auf seinem Dach montiert werden – sondern auch eine gewisse soziale Verantwortung. «Für mich ist wichtig, dass meine Angestellten fair bezahlt werden. Zudem herrscht hier eine sehr familiäre Atmosphäre.»

Sagts, und giesst ein Glas seines Cuvée Blanc aus der markanten blauen Flasche. Das Wort Bio auf der Etikette muss er nicht mehr entfernen – im Gegenteil. Es ist, zusammen mit der Qualität, eines seiner stärksten Verkaufsargumente. «Der Zeitgeist ist ein anderer als damals. Die Menschen sind sensibilisiert auf Umweltthemen. Auf den Planeten und auf sich selber zu achten, gilt nicht mehr als Panikmache. Die Zukunft trägt ohne Zweifel das Label Bio.»

GROSSE VIELFALT VON NATURAPLAN BIO-WEINEN

Vor 30 Jahren rief Coop Naturaplan ins Leben. Bereits im zweiten Jahr seines Bestehens wurde der erste nachhaltig produzierte Rotwein lanciert. Heute führt Coop insgesamt über 100 Naturaplan BioWeine. Grosse Vielfalt besteht nicht nur in verschiedenen Weinstilen, sondern auch punkto Herkunftsländer. Verschiedene Weiss ­ , Rosé ­ , Rot ­ oder Schaumweine stammen aus Frankreich, aus der Schweiz und aus Italien. Spanien, Portugal, Deutschland und Österreich sind ebenfalls vertreten. www.naturaplan.ch

FÜNF FRAGEN

Wie unterscheiden sich BioWeine von herkömmlichen?

Grundsätzlich gibt es keinen geschmacklichen Unterschied. Dieser bezieht sich eher auf die Rebsorten, Mikroklimata, Anbaugebiete oder Bodentypen. Eine höhere Biodiversität in den Rebbergen kann jedoch durchaus zusätzliche Aromen in den Wein bringen. Was macht Bio-Wein anders?

Bio ­ Weinbauern setzen zur Schädlingsbekämpfung auf natürliche Methoden wie Pflanzenschutzmittel aus Pflanzenextrakten und verzichten auf synthetische Pestizide. Sie achten auf die Erhaltung der Artenvielfalt und natürliche Lebensräume, setzen also etwa Schafe statt chemische Entlaubungsmittel ein.

Wie haben sich Bio-Weine entwickelt?

Die Qualität der Bio ­ Weine hat sich in den letzten 30 Jahren erheblich verbessert. Früher galten sie als qualitativ minderwertig und waren mit Vorurteilen konfrontiert. Dank vielen professionellen Winzern, die auf Bio ­ Weinbau umgestellt haben, und strengeren Regeln, um ein Bio ­ Zertifikat zu erhalten, sind diese Vorurteile Vergangenheit.

Bio-Wein und Klimawandel: Wie gut verträgt sich das?

Biologischer Weinbau trägt dazu bei, den Klimawandel zu bekämpfen, weil er nachhaltige Anbaumethoden fördert und durch die verbesserte Bodengesundheit mithilft, CO 2 aus der Atmosphäre zu binden. Ist die Zukunft bio?

Eindeutig. Der Bio ­ Weinbau ist aufgrund der wachsenden Nachfrage nach umweltfreund

lichen Produkten bei vielen Konsumenten hoch im Kurs.

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Tobias Gysi Weinakademiker und MondovinoExperte Im Keller von Reynald Parmelin lagern 15 verschiedene Weinsorten – Weisswein, Rotwein und Rosé.

Die fleissigen Weizenmacher aus Feldbach

Der Aufwand ist immens, doch regelmässig entwickelt die Getreidezüchtung Peter Kunz neue Bio-Getreidesorten. Coop verwendet diese beim Bio-Brot.

Beim Besuch der Felder Ende März sind die Pflänzchen noch zart und grün, die Blätter nur etwas grösser als der Bärlauch, der nun Saison hat. Doch jetzt im Frühsommer werden die einzelnen Parzellen in Feldbach ZH während der Abreife wie ein geometrisch exakt ausgelegtes Mosaik in abgestuften Sonnenuntergangs­Farben erscheinen: orange Rechtecke neben roten, zwischendurch violette neben gelben Parzellen.

Für dieses farbige Spektakel auf dem landwirtschaftlichen Feld ist nicht etwa ein Künstler mit einem vergänglichen Werk verantwortlich. Im Gegenteil: Es ist die wissenschaftliche Forschungsarbeit, um neue, biologisch anbaubare Weizensorten zu finden. Ist der Weizen ein paar Wochen später schliesslich erntereif, erstrahlt er im Sonnenlicht gar golden.

Das Landstück erstreckt sich zwischen der Seestrasse und dem Zürichsee in Feldbach und wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Getreidezüchtung Peter Kunz bestellt. Das Unternehmen, das heute unter dem Kürzel

 24 FORSCHUNG
GETREIDEZÜCHTUNG
Text: Thomas Zemp Fotos: Noë Flum

Die Züchtung von Bio-Weizen erfordert viel Arbeit auf dem Feld. Jedes Jahr werden Tausende Zuchtstämme ausgesät.

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gzpk auftritt, hat Peter Kunz vor 35 Jahren gegründet, als Pionier hat er die Notwendigkeit der Züchtung von Getreide für den biologischen und biodynamischen Landbau früh erkannt. Unterstützt wird die gemeinnützige Organisation seit über 20 Jahren vom Coop Fonds für Nachhaltigkeit. Neben Weizen züchtet das Unternehmen auch neue Sorten für Dinkel, Triticale (eine Kreuzung zwischen Hartweizen und Roggen), Emmer, Erbsen, Lupinen, Sonnenblumen und Mais. Bei all diesen Kulturen dürfen im Bio-Anbau weder Kunstdünger noch Herbizide für den Pflanzenschutz verwendet werden.

Wiwa ist der grosse Star

Der Erfolg des Unternehmens ist gross. Etwa die Hälfte des Weizens, der in der Schweiz biologisch angebaut wird, stammt von Sorten ab, die hier gezüchtet wurden. Sie sind auch in Süddeutschland und in Frankreich verbreitet. Eine Sorte ist der grosse Star: Die seit 2005 zugelassene Züchtung Wiwa macht den Hauptteil aus. Sie kommt auch bei den diversen Bio-Broten von Naturplan von Coop zum Einsatz.

Die Züchtung einer neuen BioWeizensorte ist eine äusserst aufwendige Arbeit, erklärt Michael Locher. «Es dauert bis zu 20 Jahre von der ersten Kreuzung bis zum Zeitpunkt, an dem Landwirte die neue Sorte erstmals auf ihren Feldern säen können.» Die reine Züchtung nimmt acht bis neun Jahre in Anspruch. Die Zulassung braucht drei bis fünf Jahre,

COOP FONDS FÜR NACHHALTIGKEIT

Die Bio-Züchtung von Weizen ist für die Zukunft des biologischen Landbaus elementar. Mit ihr können zum Beispiel die Ertragsunterschiede zwischen konventionell angebautem Weizen und Bio-Weizen minimiert werden. Aus diesem Grund unterstützt der Coop Fonds für Nachhaltigkeit die Züchtung von Saatgut aus Bio-Weizen und Bio-Dinkel. Ein konkreter Erfolg daraus: Die Bio-Weizensorte Wiwa der Getreidezüchtung Peter Kunz in Feldbach, deren Züchtung der Fonds über Jahre hinweg gefördert hat. Heute ist sie die gefragteste Sorte im Bio-Getreideanbau der Schweiz.

danach folgt die Vermehrung und Vermarktung. Die Sorte muss sich aus Hunderten von Pflänzchen herausschälen.

4000 Einzelähren aussortieren

«Jedes Jahr kreuzen wir 100 bis 150 Weizenkreuzungen von Hand», sagt Locher.

«Wir bringen dabei Sorten zusammen, von denen wir ausgehen, dass sie unter den künftigen Umwelt- und Produktionsbedingungen ideal wachsen können –auch wenn wir nicht wissen, wie die sein werden.» Von den Kreuzungen würden

etwa 4000 Einzelähren mit guten Eigenschaften geerntet und später wieder ausgesät. Nur etwa 10 Prozent bewährten sich und kämen in einen parzellierten Anbau. Über die Jahre hinweg werden die selektionierten Züchtungen immer wieder geprüft – auch an verschiedenen Standorten, damit sie unter unterschiedlichen Bedingungen wachsen können.

Der Aufwand hin zu einer neuen Bio-Weizensorte ist also riesig. Doch die jahrelange Züchtung ohne Unterbruch lohne sich, sagt Locher. Taucht beispiels-

26 FORSCHUNG
Aus Hunderten von Kreuzungen die richtige auswählen: Ein Meer aus Getreide-Parzellen: Das Feld zwischen der Seestrasse und dem Zürichsee. Seit elf Jahren bei der gzpk: Michael Locher weiss alles über den Weizenanbau.

weise eine neue Krankheit auf, die für bisherige Weizensorten gefährlich werden könnte, ist es den Weizenspezialisten meist möglich, auf bereits vorhandenes Saatgut zurückgreifen, das noch nicht zur Anwendung kam, sich aber in genau diesem Fall als resistent erweist und mit der jährlichen Anmeldung neuer Sortenkandidaten rasch in die Praxis gelangen kann. Locher, der seit elf Jahren für die gzpk arbeitet, kennt die Landwirtschaft auch von der praktischen Seite. Neben seinem Teilzeitpensum von knapp 50 Prozent ist der 38-Jährige selbst auch Bauer. Zusammen mit seiner Familie und einem Partner betreibt er die Pachtgemeinschaft auf dem Bio-Lindenhof in Freienstein im Zürcher Bezirk Bülach. Locher ist für die Mutterkuhhaltung und den Rebbau zuständig. «Unser Ziel ist nicht, die ertragsoder proteinreichsten Sorten zu finden, sondern solche, die auch unter schwierigen Bedingungen einen sicheren Ertrag ergeben und gleichzeitig eine gute Verarbeitungsqualität garantieren.» Denn der Bio-Weizen soll nicht nur gut auf den Feldern der Bauern wachsen, sondern von den Bäckern auch perfekt verarbeitet werden können.

DREI FRAGEN

Gerade in der heutigen Zeit mit enormen klimatischen Schwankungen wird es zunehmend wichtiger, Sorten zu kennen, die damit klarkommen. So kompliziert die letzten Jahre für die Landwirtschaft waren, so interessant waren diese für die Züchterinnen und Züchter: Mitten in die extrem warmen und trockenen Sommer kam es 2021 zu einem überaus nassen Halbjahr.

COOP FÖRDERT SCHWEIZER

BIO-GETREIDE

Coop fördert den BioGetreideanbau in der Schweiz. Ziel ist, bis 2027 bei Naturaplan Bio-Broten nur noch Schweizer Knospe-Getreide zu verwenden. Coop bietet rund 100 verschiedene Bio-Brot und -Kleinbrotsorten im Verkauf an. Dazu gehören auch saisonale Spezialitäten wie die Gritti bänzen.

Wie wichtig ist für die Bio-Getreideforschung die Unterstützung von Coop?

Die Partnerschaft mit Coop als wichtiger Player im Bio-Wertschöpfungskreis stärkt die Grundlagen für eine nachhaltige Ernährung in der Schweiz. Wir schätzen den inhaltlichen Austausch und die Kontinuität der finanziellen Unterstützung unserer Zuchtprogramme durch Coop seit über 20 Jahren sehr.

Welche Pflanzenschutzmittel darf ein Bauer für Bio-Weizen verwenden?

Es sind keine synthetischen Pestizide zugelassen, diese sind auch nicht nötig. Wir entwickeln unsere Sorten für die spezifischen Bedürfnisse des Bio-Landbaus: Pflanzen, die mit weniger Input und Krankheiten umgehen können und stabil in Ertrag und Qualität sind.

Und welchen Dünger?

Auf Bio-Äcker kommen vor allem Hofdünger wie Mist und Gülle.

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Monika Baumann Co-Geschäftsleiterin Getreidezüchtung Peter Kunz Die Züchtung von Bio-Weizen erfordert viel Arbeit.

STEINPILZE

Nicht Wildejeder ist auch bio

Welche Kriterien machen eigentlich Pilze aus Wildsammlung zum Bio-Produkt? Die freie Natur natürlich! Neben Naturaplan Bio-Pilzen aus Zucht darf sich nicht jeder Wildpilz mit dem Wort Bio schmücken. Es gelten Vorgaben betreffend der Kontrolle über Sammelgebiet, Sammeltätigkeit, Verarbeitung sowie Lagerung der Pilze. Alles nach den strengen Richtlinien von Bio Suisse. So dürfen sowohl im Sammelgebiet als auch in der Nachbarschaft keine schädlichen Emissionsquellen vorhanden sein. Erst, wenn die ökologische Unbedenklichkeit gewährleistet ist, darf der Pilz nach langem Kontrollverfahren mit «Bio» gekennzeichnet und unter Naturaplan verkauft werden. Bei Steinpilzen lohnt es sich also, auf Qualität zu achten. Ein sicheres Produkt dank Naturaplan.

UELI MÄDER DER KRÄUTERPIONIER

GEWUSST? SWISSNESS

Importe sind nur erlaubt, wenn es keine Schweizer Ware gibt. Keine Frischprodukte aus Übersee – ausgenommen sind tropische Früchte. Bei importierten Produkten gelten dieselben strengen Richtlinien wie für Schweizer Produkte. www.naturaplan.ch

Kräuter sind gesund. Das weiss Ueli Mäder schon lange. Er beliefert den Detailhandel mit seinen frischen Naturaplan Bio-Kräutern. Bei der Ernte muss es schnell gehen: von Hand ernten, Kräuter kühlen, rüsten und verpacken. Die Zeitspanne ist kurz, die Ansprüche hoch. Braune Stellen bei den Frischkräutern? Inakzeptabel. Neben einer perfekten Optik muss die Qualität stimmen. Das bedeutet: keine Rückstände, keine Beikräuter – also viel Aufwand. Denn chemisch-synthetische Pestizide sind ein absolutes No-Go im biologischen Landbau. Um den ressourcenintensiven Anbau ökologischer zu machen, hat Mäder nun Wasserreservoirs, eine eigene Photovoltaikanlage und eine moderne Holzschnitzelfeuerung installiert. Mehr Bio geht nicht.

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MIX

MILCH ZWÖLF MAL «MIINI REGION»

Haben Sie gewusst? Die regionale Bio-Milch aus dem Naturaplan-Sortiment kommt aus zwölf verschiedenen Regionen der Schweiz. Eine davon ist das wunderschöne Emmental. Aber auch Graubünden, das Berner Oberland oder die Region Gruyère und das Tessin liefern frische Milch für Coop. Naturaplan ist übrigens die einzige Bio-Marke der Schweiz, die regionale Bio-Milch verkauft. Ausserdem fördert das Gütesiegel «Miini Region» zusätzlich die saisonale und nahe Produktion. Mmmilch!

ZUCHTLACHS FISCH GUT, ALLES GUT

Bio-Lachs? Logisch. Gemessen am gesamten Lachs-Umsatz beträgt der Bio-Anteil heute bereits 30 Prozent. Naturaplan Bio-Lachs setzt auf kleinere Produktionsstätten statt auf industrielle Grossbetriebe. Den beliebten zertifizierten Fisch produzieren Lachszuchten in Schottland und Irland. Ob die Züchter die Knospe-Richtlinien einhalten, kontrollieren unabhängige Stellen. Dazu zählen eine tierfreundliche Haltung und Fütterung mit Futtermittel aus nachweislich nachhaltiger Quelle. Auf vorbeugenden Medikamenteneinsatz verzichten die Produzierenden ebenfalls. Fisch gut, alles gut.

FAIRTRADE BIOBANANE SCHMECKT AM BESTEN

Die Bio-Banane ist das beliebteste Produkt von Naturaplan. Wen wunderts? Die Bio-Bananen kommen aus der Dominikanischen Republik per Schiff und Bahn in die Schweiz. Beim Anbau achten die Produzierenden darauf, die Biodiversität zu fördern. Zusammen mit Fairtrade Max Havelaar setzt sich Coop für existenzsichernde Löhne der Erntehelferinnen und -helfer ein. Fairtrade schmeckt eben am besten.

29 Fotos: Getty Images, Shutterstock, Jacques Bopp/Unsplash, Coop

Kühe im Glück

Claudia Schneider und Bendicht Glauser aus Tägertschi BE leben hauptsächlich von der Milch, die ihre Kühe geben – auch für Naturaplan Produkte. Auf dem Hof mit Demeter Label arbeiten sie mit einer ganzheitlichen Landwirtschaft.

DEMETER 30
Text: Thomas Zemp Fotos: Christian Grund

Glück

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Sie heissen Bangfriede, Becane, Bigudi, Bobby und Blingeli. Fast alle Kühe, Kälber und Rinder im Stall von Claudia Schneider (46) und Bendicht Glauser (51) tragen Namen, die mit B beginnen.

Claudia Schneider muss selber etwas lachen, als sie erzählt: «Fast alle stammen aus einer Zuchtlinie, die auf eine Kuh namens Brenda zurückgeht.» Selbst der stolze Stier, der das ganze Jahr über mitten in der Milchkuhherde lebt, hat einen Namen, der mit B startet: Bamigo. Er ist der Vater vieler der Tiere auf dem Hof. Doch nicht von ganz allen. «Wir müssen vorsichtig sein, dass der Verwandtschaftsgrad nicht zu nah ist – das könnte zu Kälbern führen, die nicht gesund auf die Welt kommen.»

Schneider und Glauser leben mit ihren Tieren auf dem Gut Tiefmoos in der Gemeinde Tägertschi, etwa 15 Kilometer ausserhalb von Bern. Vom Hof hat man eine grossartige Aussicht auf die Stockhornkette, eine Gebirgskette der Voralpen. Mitte März sind die Gipfel noch weiss verschneit. Der Himmel strahlt blau, auf den Weiden spriesst ein zartes Grün. Doch das Vieh selber kann das frische Futter noch nicht direkt vom Feld geniessen. Momentan sind die 25 bis 30 Tiere noch im offenen Laufstall untergebracht. Denn die zarten Pflänzchen auf den Weiden würden zu stark leiden, wenn

die Hufe der Vierbeiner darauf herumtrampeln. Ab Ende März, Anfang April sind die Kühe und Kälber wieder auf der Weide. Dann entscheiden sie selber, ob sie auf der Weide oder im Stall sein wollen. Im heissen Sommer suchen die Tiere gern den Schutz im Schatten.

Eine enge Beziehung aufbauen

Für das Jungvieh, das erst im Spätherbst oder im Winter zur Welt gekommen ist, wird das dann eine Premiere sein. Claudia Schneider freut sich auf diesen Augenblick. «Sie entdecken eine neue Welt, das mitzuerleben und zu sehen, wie sie auf der Weide rumhüpfen, ist immer wieder schön und spannend.»

Schneider und Glauser suchen gleich nach der Geburt der Tiere ihre Nähe. «Um ein enges Vertrauensverhältnis zu den Kälbern aufzubauen, sprechen und spie­

len wir oft mit ihnen», sagt Schneider. «Wir wollen ihre Eigenheiten und Charaktereigenschaften kennenlernen. Und es ist uns wichtig, dass wir die Tiere herbeirufen können, beispielsweise wenn wir sie am Morgen früh oder am Abend melken.» Natürlich klappe das nicht ganz immer: «Manchmal müssen wir sie auch von der Weide holen.»

Die Milch der Kühe steht auf dem Hof Tiefmoos im Zentrum, sie bringt dem Bauernpaar den höchsten Anteil am Einkommen. Nach dem Melken sammeln sie die Milch im Tank und kühlen sie auf 4 Grad hinunter. Viermal wöchentlich fahren sie diese dann zur Biomilk AG in Worb, wo sie zu Coop Naturaplan BioProdukten wie Joghurt und neu auch Mozzarella verarbeitet wird. Die Kühe auf dem Hof der beiden sind keine Hochleistungstiere, die auf eine möglichst grosse

32 DEMETER
Die Milch der Kühe ist die wichtigste Einkommensquelle von Claudia Schneider und Bendicht Glauser.

«Wir achten auf eine konsequente Kreislaufwirtschaft und Mondphasen»

Milchproduktion hin gezüchtet wurden. Durchschnittlich gibt eine Kuh etwa 5500 Kilo Milch pro Jahr – das ist die Hälfte eines auf die Spitze getriebenen Zuchttiers.

Das hat mit dem ganzheitlichen Ansatz der Arbeit auf dem Hof zu tun, den Claudia Schneider und Bendicht Glauser verfolgen. Vor drei Jahren haben sie ihren Hof von Bio auf Demeter umgestellt, ein biodynamisches Label.

Bei der biodynamischen Landwirtschaft geht es um die Stärkung des gesamten Systems eines Bauernhofs: Menschen, Tiere, Pflanzen und Böden werden als Teil eines Kreislaufs gesehen, in dem alle aufeinander angewiesen sind und sich unterstützen. So dürfen Kühe nicht enthornt und Demeter Milch nicht homogenisiert werden. Dadurch rahmt Demeter Milch auf. Ein Langzeitversuch des Forschungsinstituts für biologischen

DEMETER UND NATURAPLAN

Seit 2017 gibt es bei Naturaplan auch Demeter Produkte. Diese er füllen zusätzlich zu den strengen Knospe-Richtlinien von Bio Suisse auch die Demeter Anforderungen. Mittlerweile gibt es bereits rund 300 Demeter Produkte im Naturaplan Bio-Sortiment.

Landbau (FiBL) mit dem staatlichen Forschungsinstitut Agroscope beweist den Erfolg: Biologisch-dynamisch bewirtschaftete Böden haben 60 Prozent mehr Bodenlebewesen als konventionell bewirtschaftete Felder. Zudem produziert die Demeter Landwirtschaft massiv weniger schädliche Klimagase – 61 Prozent weniger als konventionelle Landwirtschaft.

Bei der Umstellung mussten Schneider und Glauser nicht viel anpassen. «Wir achteten bereits auf eine konsequente

 33

Die meisten Flächen sind besser für die Viehwirtschaft geeignet. Im Tiefmoos lässt der Boden kaum Ackerbau zu.

Kreislaufwirtschaft und berücksichtigten teils bereits Mondphasen beim Gemüseund Getreideanbau», sagt Schneider.

Schneider und Glauser setzen bei der Viehzucht auf Zweinutzungsrassen. Was bedeutet: Die Tiere dienen nicht nur zur Milch-, sondern auch zur Fleischproduktion. Die Kälber, die sie nicht selber behalten, geben sie nach der Aufzucht im Alter von etwa einem halben Jahr auf einen anderen Hof zur Weide-Rindermast. Aber auch bei den eigenen Kühen lässt sich das hochwertige Fleisch später verwerten, auch wenn sie bei der Schlachtung schon ein stolzes Alter haben.

Der geringere Milchertrag hat einen weiteren Grund. Schneider und Glauser züchten ihr Vieh selber auf dem Hof. Ein Teil der Milch geht darum an die jungen Kälber. Diese leben mit ihren Müttern zusammen und werden von diesen oder auch Ammenkühen mit Milch gesäugt. In den ersten Wochen ernähren sie sich vor allem davon, danach erhalten sie immer mehr Heu und Gras. Diese Milch steht damit der kommerziellen Verwertung also nicht zur Verfügung.

Die eigene Aufzucht führt zu einem weiteren Vorteil: Das junge Vieh kommt so nicht mit Tieren von anderen Höfen in Kontakt. Damit ist die Gefahr von übertragbaren Krankheiten massiv geringer.

«Wir müssen seit Jahren nur sehr wenig Antibiotika einsetzen, um Krankheiten im Stall zu bekämpfen», sagt sie. Ein guter Start ins Leben ist sehr wichtig für den Aufbau eines guten Immunsystems.

Die Milch ist aber nicht die einzige Einnahmequelle von Schneider und Glauser. Einen wichtigen Anteil macht die Stromproduktion aus. Auf dem riesigen Dach des Stalls haben sie eine Solaranlage installiert. Der Strom, den der Hof nicht braucht, wird ins Netz eingespiesen. Insgesamt produziert die Anlage ca. 180 000 Kilowattstunden pro Jahr. Zudem leben etwa 100 Hühner auf dem Hof, deren Eier in den Verkauf gehen. Im Weiteren baut das Bauernpaar Gemüse und etwas Getreide an und kann Früchte von den etwa 80 Hochstammbäumen als Moste oder Obst verkaufen. Und Bendicht Glauser hat

16 Bienenvölker und stellt Wald- und Blütenhonig her. Claudia Schneider wiederum hat beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau als Agrarökologin mit Doktortitel Aufträge als Beraterin.

Doch im Zentrum stehen die Kühe, Kälber und der Stier auf dem Hof Tiefmoos, der von der Familie Glauser seit über 200 Jahren bewirtschaftet wird. Die Kühe tragen Hörner. Den Tieren ist es wohl dort, das spürt man, wenn man ihnen zuschaut und sieht, wie Schneider und Glauser mit ihnen umgehen.

Es handelt sich vor allem um die Rasse der Simmentaler, die weltweit sehr verbreitet ist. Ursprünglich stammen sie aber aus dem Simmental. Dieses liegt nur wenige Kilometer weit von Tägertschi entfernt. Gleich hinter der Stockhornkette, die man vom Hof aus so gut sieht.

34 DEMETER

Für die Umstellung von Bio auf Demeter mussten Bendicht Glauser und Claudia Schneider nicht viel anpassen, da sie bereits zuvor auf eine konsequente Kreislaufwirtschaft gesetzt hatten.

FÜNF FRAGEN

Was zeichnet die Milch mit Demeter Label aus?

Demeter Milch stammt aus einer Landwirtschaft, die alle Beteiligten stärkt: den Boden, die Pflanzen, die Tiere und die Menschen. Sie ist naturbelassen und wird weder homogenisiert noch hocherhitzt.

Ist Demeter Milch gleich lang haltbar wie Milch von konventionellen Höfen?

Haltbarkeit ist nicht von der Tierhaltung abhängig. Pasteurisierte Demeter Milch ist gleich lang haltbar wie konventionelle – meistens über das Haltbarkeitsdatum hinaus. Demeter Rohmilch dagegen sollte man immer möglichst frisch geniessen.

Schmeckt man den Unterschied zwischen Milch vom Demeter Hof und einem konventionellen Hof?

Ja, Demeter Milch schmeckt rahmiger, weil bei der Verarbeitung auf jeden Schritt verzichtet wird, der die Fett ­ und Eiweissmoleküle beschädigt.

Lässt sich Demeter Milch ebenso gut schäumen für einen Cappuccino?

Aufschäumen ist gut möglich. Die saisonalen Schwankungen der naturbelassenen, nichtstandardisierten Demeter Milch können jedoch einen Einfluss auf die Stabilität des Schaums haben.

Wie werden Kühe auf Demeter Höfen gefüttert?

Die Kühe werden biologisch gefüttert. Das Gras und das Heu stammen zu mindestens 80 Prozent vom eigenen Hof.

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CoGeschäftsführerin Demeter
«Um ein Vertrauensverhältnis zu den Kälbern aufzubauen, sprechen und spielen wir oft mit ihnen»
Claudia Schneider

FIBL

DAS FORSCHUNGSINSTITUT FÜR

BIOLOGISCHEN LANDBAU UND COOP

SORGEN SEIT 30 JAHREN FÜR MEHR

BIO IN DER SCHWEIZ.

36 FORSCHUNG

Bio entwickelt sich stetig weiter. Im Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) wird mit Fleiss und Geschick – anstatt mit Chemie – an vielen spannenden Projekten gearbeitet. Coop unterstützt mit ihrem Coop Fonds für Nachhaltigkeit diverse Forschungsprojekte.

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau, kurz FiBL, hat sich zu 100 Prozent Bio verschrieben. Die Forschungseinrichtung in Frick AG arbeitet seit 1973 an der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung des Biolandbaus und feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Das FiBL hat sich von einer kleinen Forschungseinrichtung zu einem namhaften, international anerkannten und in sechs Ländern vertretenen Forschungsinstitut entwickelt. «Mittels unserer Beratungstätigkeiten, Kursangebote sowie über diverse Kommunikationskanäle gelangen Erkenntnisse aus der Wissenschaft direkt auf die Betriebe», erklärt der Vorsitzende der FiBL Geschäftsleitung, Knut Schmidtke. Und dank des engen Austauschs mit den Landwirtinnen und Landwirten erhalte das Institut Inputs aus der Praxis für die Forschung. «Diese enge Zusammenarbeit zeichnet das FiBL aus und macht uns stolz.» Das Forschungsinstitut arbeitet täglich an der Weiterentwicklung des Bio-Landbaus. Denn laut Schmidtke sollen auch kommende Generationen auf fruchtbare Böden, sauberes Wasser und rückstandsfreie Lebensmittel zählen können.

Noch mehr Bio aus der Schweiz

Seit 1993 verfolgen das FiBL und Coop eine intensive Zusammenarbeit. In dieser Zeit wurden etwa 60 Projekte vorangetrieben. Die Nachfrage nach biologisch erzeugten Lebensmitteln steigt Jahr für Jahr. «Das FiBL, aber auch Coop mit Naturaplan haben einen wesentlichen Beitrag zum Bio-Erfolg in der Schweiz beigetragen», erklärt Schmidtke.

Coop will in Zukunft noch mehr Rohstoffe aus Schweizer Herkunft einsetzen. Dies, weil die Konsumentinnen und Konsumenten immer mehr Wert auf vegetarische beziehungsweise vegane Lebensmittel, Nachhaltigkeit und Swissness legen. Aktuell hoch im Kurs stehen

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Foto: Keystone Text: Mark Baer

Hummus und Falafel aus Kichererbsen, die bisher importiert wurden. Der Anbau von Kichererbsen hierzulande ist aufgrund des Klimas und mangels geeigneter Sorten im Moment noch sehr risikoreich für die Produzentinnen und Produzenten und somit teuer für die Abnehmer. Das FiBL schaut sich deshalb schon länger nach proteinreichen Alternativen um. «Anstelle von Kichererbsen haben wir verschiedene Eiweiss­Erbsensorten angebaut, die sich gut für die Lebensmittelverarbeitung eignen», sagt FiBL Forscherin Marina Wendling. Diese Pflanzen sind besser an das hiesige Klima angepasst und wurden für Viehfutter hierzulande schon angebaut.

Widerstandsfähigere Schweizer Bio-«Herdöpfel»

Auch die Verfügbarkeit von Bio­Kartoffeln schwankt von Jahr zu Jahr. Aufgrund der sogenannten Krautfäule kommt es immer wieder zu massiven Ernteausfällen. «Mit besseren Sorten wollen wir eine stabilere Versorgung des Markts erreichen», sagt Tobias Gelencsér, Berater im Bereich Ackerbau am FiBL. Nach eigenen Versuchen empfiehlt das Forschungsinstitut den Bäuerinnen und Bauern aktuell zwei neue resistente Kartoffelsorten.

«Simonetta und Emanuelle werden in diesem Jahr in der Schweiz in grossen Mengen angebaut», erklärt der 31­jährige Aargauer. Beide Sorten werden als Naturaplan Bio­Kartoffeln festkochend bei Coop verkauft.

Im Kampf gegen die Kraut­ und Knollenfäule soll zukünftig bei der BioAufzucht auch weniger Kupfer eingesetzt werden. Gelencsér hofft, in grossen Schritten weiterzukommen, «um gesunde, deliziöse und im Respekt vor der Natur produzierte Kartoffeln anbieten zu können, die mit Fleiss und Geschick anstatt mit Chemie angebaut werden».

Mehr Schweizer Bio-Zucker

Ein weiteres FiBL Projekt, das zusammen mit Bio Suisse durchgeführt wird und vom Coop Fonds für Nachhaltigkeit unterstützt wird, soll dafür sorgen, dass Schweizer Bio­Zucker bald in grösserem Umfang bei Coop angeboten werden kann. Im Rahmen dieses Projekts konnte die Anbaufläche von Bio­Zuckerrüben im letzten Jahr auf 200 Hektaren ausgebaut werden. Der so produzierte Schweizer Bio­Zucker fliesst aus Mengenknappheit nur in ausgewählte BioProdukte wie in Naturaplan Bio­Joghurts. Um den derzeitigen Bedarf zu decken,

wären jedoch 1000 bis 1500 Hektaren nötig. Für viele Produzentinnen und Produzenten ist der Einstieg in den Rübenanbau, laut der FiBL Praxisforscherin Stephanie Schaz, herausfordernd: Dies aufgrund vieler Handarbeitsstunden in der Unkrautregulierung und diverser Schädlinge und Krankheiten, die einen guten Ertrag gefährden können. Das FiBL führt zusammen mit den Landwirtinnen und Landwirten deshalb weitere Versuche durch. «Meine Motivation ist eine lösungsorientierte Optimierung der Anbautechnik, damit der Einstieg in die Bio­Zuckerrüben­Produktion für interessierte Bauern verein­

FiBL Forschung

sei Dank: Diese Naturaplan Produkte sind in Coop-Regalen zu finden.

38 FORSCHUNG
Alltag: Im Parasitologielabor am FiBL wird geforscht und analysiert – beispielsweise Kotproben verschiedener Nutztierarten. Zukunft: Das Angebot von Schweizer Bio-Zucker soll wachsen. Die Anbaufläche von BioZuckerrüben konnte bereits auf 200 Hektaren ausgebaut werden.

facht wird», erklärt Schaz. Ziel ist es, die Anbaufläche in der Schweiz bis 2026 auf 600 Hektaren auszuweiten.

Auch im Ausland aktiv

Das FiBL ist weltweit tätig. So versucht das Forschungsinstitut gerade die massive Verbreitung der Zitrus-Pest einzudämmen. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Krankheit, die Zitrus-Bäume massenhaft sterben lässt. Dank eines FiBL Projekts kann die Verbreitung des Bakteriums nun aber zum Teil aufgehalten werden. Wie FiBL Agronom Salvador Garibay sagt, spielt dabei eine grosse Artenvielfalt in den Zitrus-Plantagen eine wesentliche Rolle. «Seit 2014 führten wir in Mexiko Feldversuche durch, die seither von Coop finanziert werden», so Garibay. Der BioOrangensaft aus diesem Projekt landet unter Naturaplan in den Coop-Regalen.

Eine andere FiBL Initiative sorgt dafür, dass Naturaplan Bio-Palmöl und Bio-Kokosnüsse in der Elfenbeinküste heute viel nachhaltiger und auch fairer produziert werden. Bereits wurden im westafrikanischen Land über 100 Kokos-Bäuerinnen und -Bauern sowie fast 150 Bio-PalmölProduzentinnen und -Produzenten ausgebildet und geschult, um sämtliche strengen Bio Suisse-Richtlinien umzusetzen. Der Co-Leiter des Projekts seitens FiBL, Paul van den Berge, hebt hervor,

FÜNF FRAGEN

Salome

Hofer

Leiterin Nachhaltigkeit/ Wirtschaftspolitik bei Coop

30 Jahre Zusammenarbeit mit FiBL – welches Projekt bleibt Ihnen in Erinnerung?

Jenes zur Förderung von BioBaumwolle in Indien. Durch die Implementierung eines Wassermanagements oder der Entwicklung von Bio-Saatgut bieten wir lokalen Kleinbauern langfristig Perspektiven. Und unsere «Naturaline»-Kundschaft profitiert von ökologisch produzierter Bio-Baumwolle höchster Standards.

Welche Bedeutung hat das FiBL für Coop?

dass biologisches Palmöl inzwischen auch in allen Nicht-Bio-Produkten der Coop-Eigenmarken eingesetzt wird. «In Schokolade wird nur noch «Bio Suisse»und Fairtrade-zertifiziertes Kokosöl verwendet, was ein sehr mutiger Entscheid ist», sagt der 70-jährige FiBL Experte.

Aktuell laufen 20 solcher FiBL-Projekte im In- und Ausland, die Coop seit 2003 jährlich mit einer Million Franken mitfinanziert. So wurden bisher in über 60 FiBL-Projekten mehr als 23 Millionen Franken investiert.

COOP FONDS FÜR NACHHALTIGKEIT

Zur Förderung der Nachhaltigkeit innerhalb und ausserhalb von Coop gibt es seit 2003 den Coop Fonds für Nachhaltigkeit. Bisher wurden in über 300 Forschungs- und Sensibilisierungs-Projekte rund 290 Millionen Franken investiert. Mit dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit unterstützt Coop jährlich mit mindestens 16 Millionen Franken Nachhaltigkeitsprojekte, die den Kundinnen und Kunden zugutekommen.

Eine sehr grosse. Gemeinsam führten wir biologisch produzierte Lebensmittel mit Pioniergeist und Standhaftigkeit aus der Nische und machen sie mit Naturaplan für alle zugänglich. Was zählt zu den grössten Errungenschaften des FiBL?

Das FiBL hat es geschafft, im biologischen Landbau eine hoch stehende Forschung und Entwicklung zu betreiben. Dies, ohne den Praxisbezug zu verlieren. Davon profitiert die Umwelt, die Land- und Ernährungswirtschaft und damit die gesamte Gesellschaft.

Was möchten Sie in Zukunft gemeinsam mit dem FiBL noch alles erreichen?

Bio ist extrem beliebt. Insofern ist es für uns ein grosses An liegen, den gemeinsam eingeschlagenen Weg weiterzugehen und Naturaplan BioProdukte weiterzuentwickeln.

Was wünschen Sie dem FiBL für die Zukunft?

Viel Tatendrang in der Forschung und bei deren Umsetzung in der Praxis. Ich hoffe, dass wir gemeinsam viele weitere Projekte zugunsten der Umwelt und unserer Kundschaft umsetzen können.

39 Fotos: Keystone, Coop
Ein Beispiel von vielen: Vorstufenzüchtung der Weissen Lupine auf Resistenz gegen Anthraknose (Pflanzenkrankheit) in einem Gewächshaus am FiBL.

SAFT FÜR DEN GESUNDEN LEBENSSTIL

Natur in der Flasche

Wie vom Baum in den Mund – frisch und ohne Nährstoffverlust: Das ist die Idee hinter den kaltgepressten «Juices» von Mono. Neu produziert Gründer Sandro Gassmann in seiner innovativen Getränkemanufaktur in Winterthur auch zwei Naturaplan Bio­Säfte für Coop.

40 BIO-SÄFTE
Text: Mirjam Oertli Fotos: Gian Marco Castelberg
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Zwei Dinge solltest du nie tun, habe sein BWL-Lehrer immer gesagt: ins Airlineoder ins Getränke-Business einsteigen. Sandro Gassmann lacht. Den Airlines ist er ferngeblieben. Getränke jedoch – genauer: Säfte – sind heute seine Passion. In Fleecejacke, Arbeitshose und gelbem Baseballcap steht er an den Laderampen seines Produktionsstandorts in Winterthur. Hier stellt er seine Juices, Shots und Smoothies her.

Möglichst viel Natur will der 37-jährige Zürcher in den handlichen Fläschchen wissen. Der Nährstoffgehalt der Säfte soll so nah wie möglich an jenem der Originalzutat bleiben: «Als steckte man sie sich vom Baum in den Mund.» Natürlich könne man eine Frucht auch direkt essen. Doch: «Säfte ermöglichen Bouquets, die eine einzelne Frucht nie hat.» Der Duft von Orangen hängt in der Luft, schon bei den Laderampen. Eine Mulde voller Fruchtabfälle steht zur Abholung bereit. Das werde alles zu Biogas verarbeitet, sagt Gassmann en passant. Zwei Stockwerke höher wird der aromatische, süss-saure Geruch intensiver. Eine riesige Kiste voller Orangen steht im Gang. «Die neuste Lieferung», so der Saftproduzent. Er tauscht das Cap gegen eine Wollmütze mit Mono-Logo, seinem Brand. Dann greift er nach einer der Früchte, drückt, riecht und sagt: «Tipptoppe Ware.»

Früher kontrollierte er jede Lieferung selbst. «Heute habe ich gute Leute.»

Neben den Juices, Shots und Smoothies, die er unter eigenem Brand herstellt, produziert er auch zwei Produkte exklusiv für Coop. Seit Anfang Jahr stehen zwei Naturaplan Bio-Säfte aus der «Manufaktur Gassmann GmbH» in Coop-Kühlregalen: der Naturaplan Bio Immunity Juice mit Orangen, Mango, Rüebli und Zimt und der Naturaplan Bio Impulse Juice, eine Randen-Apfel-Ingwer-Kombi. «Geschmacksexplosionen» nennt Gassmann die Säfte und lacht. «Ich finde sie toll,

da ich sie selbst mische und sie somit meinem Gaumen entsprechen.»

Wenn immer es geht, verarbeitet er Zutaten aus der Schweiz. Bei den Orangen sei das schwierig. Er zeigt auf die Kiste. «Diese kommen aus Spanien». Auch Mangos, Ingwer oder Zimt bezieht er im Ausland. Doch die Randen, Äpfel und Rüebli, die auch in den Naturaplan Bio-Säften enthalten sind, stammen von Schweizer Bauern. Dabei setze er auf Ausschussware. Er zeigt ein paar lustig geformte Karotten und Randen in Übergrösse.

Für die Naturaplan Bio-Säfte gilt zudem, dass sämtliche Zutaten den Richtlinien von Bio Suisse entsprechen müssen. «Damit bieten wir enorme Qualität.» Und auch im Geschmack macht sich diese Bio-Qualität bemerkbar. «Als ich erstmals den Saft eines Knospe Bio-Rüeblis trank, war ich total überrascht von dessen aromatischer Intensität und Süsse.»

Im Raum nebenan rattern Orangen in einer Maschine in Dreier- und Viererreihen aufwärts und plumpsen in eine Presse. Daneben, gerade nicht in Betrieb, eine Maschine, die Äpfel, Randen und Karotten wäscht, häckselt und presst. Der so kaltgepresste Saft jeder Zutat fliesst in einen eigenen Tank. Gemischt und abgefüllt wird am gleichen Tag.

Um seine Juices schonend haltbar zu machen, setzt Gassmann auf das innovative HPP-Verfahren. HPP steht für High Pressure Preservation, ein Konservierungsverfahren, das ohne Hitze funktioniert. «So behalten die Säfte ihre Rohkostqualität.» Die Flaschen kommen in die mit Wasser gefüllten Zylinder einer externen Anlage, wo sie einem Druck von 6000 bar ausgesetzt werden. «Sie büssen weder Geschmack noch Sensorik ein, schmecken weiterhin wie frisch gepresst und bleiben einige Wochen haltbar.» Dank HPP gehen, anders als bei Hitzepasteurisation, viel weniger Nährstoffe verloren.

42 BIO-SÄFTE
Der Affe als Firmen-Maskottchen und Namensgeber der Getränkemanufaktur Mono.

«Es wäre doch schade, sie wegzuwerfen», sagt Mono-Gründer Sandro Gassmann. In seinen Säften schenkt er Ausschussware – zum Beispiel einem so lustig geformten Rüebli oder auch übergrossen Randen – ein zweites Leben.

FRUCHTIG UND NÄHRSTOFFREICH

Diese innovativen Säfte stehen seit kurzem neu in Coop-Kühlregalen: Der Naturaplan Bio Immunity Juice enthält viel Vitamin A fürs Immunsystem. Der Naturaplan Bio Impulse Juice liefert Kalium, das zu einer normalen Funktion von Muskeln und Nervensystem beiträgt. Beide Säfte tragen die Knospe von Bio Suisse und bestehen aus frischen Früchten, Gemüsen und Gewürzen. Mit ihrem feinen Mango-Zimt- resp. RandenIngwer-Geschmack sind sie für den Gaumen ein Genuss.

gerade frisch gepresst»

Frisch, schonend und ohne Zusatzstoffe zubereitet: So beschreibt Gassmann seine Säfte. Vom Baum in den Mund, eben. Wie es die Affen taten, die er auf einer Lateinamerika-Reise beobachtete – damals, als er die Idee für die Säfte hatte. Vom «Luz de mono» – von der Weisheit des Affen – schreibt er auch auf seiner Website. Die Geschichte ist gut. «Sie hat wirklich so stattgefunden. Ich war beeindruckt, wie die Affen im Einklang mit der Natur sind und instinktiv essen, worauf sie Lust haben.» Das müsste auch für Menschen einfacher sein, fand Gassmann. Und startete 2015 in seiner Küche in Zürich mit dem Tüfteln an einem Ingwer-Shot. Das Wirtschaftsstudium brach er ab. Das Geld, das er von seiner Grossmutter geerbt hatte, steckte er in seine erste Presse. Und die ersten Shots lieferte er selbst mit dem Velo an umliegende Büros. Ganz so einfach sieht die «Vom Baum in den Mund»-Idee heute nicht mehr aus. Der Blick auf die Pressmaschinen, die rie-

sigen Tanks, die Abfüllanlage zeigt: Aus dem Start-up ist eine stattliche Firma geworden. «Wir haben uns entwickelt. Aber wir sind organisch gewachsen.»

Wie viele Rezepturen er herstelle? So zwischen 20 und 30 ja, das komme hin. Nach wie vor sei das Tüfteln an neuen Rezepturen seine grösste Leidenschaft. «Vielleicht bin ich auch etwas obsessiv.» Gassmann lacht. Inzwischen habe er aber so viel Erfahrung, dass er wisse, wovon es wie viel brauche, um etwa auf ein ausgewogenes Zucker-Säure-Verhältnis zu kommen. «Es gibt diesen Moment, in dem mir das Wasser im Mund zusammenläuft.» Diese «Geschmacksexplosion» wie bei den Naturaplan Bio-Säften, diese strebe er stets von neuem an. Obwohl die parallele Produktion so vieler Mischungen eine Wahnsinns-Logistik und viele Excel-Sheets bedeute – «wäre Profit mein oberstes Ziel, würde ich es anders angehen». Dann aber hätte er wohl auch auf seinen BWL-Lehrer gehört.

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«Unsere Säfte schmecken wie

JONES

«Ein Produkt muss in erster Linie einfach schmecken»

Die Idee zu den neuen Naturaplan Bio-Säften stammt aus dem Team von Simone Jones. Die Leiterin Food Solutions von Betty Bossi über das Aufspüren von FoodTrends, den Weg von der Idee bis ins Regal und die geschmacklichen Anforderungen an Naturaplan Bio-Produkte.

Frau Jones, was mögen Sie an den neuen Naturaplan Säften besonders?

Mir hat es vor allem der Naturaplan Bio Impulse Juice angetan. Ich liebe den erdig-süsslichen Geschmack der Randen, kombiniert mit der Schärfe von Ingwer. Aber auch die Mango-ZimtMischung des Naturaplan Bio Immunity Juices finde ich sehr fein.

Aus Ihrem Team stammt die Idee für die neuen Säfte. Jährlich entwickeln Sie mit

Coop mehrere Hundert neue Produkte. Wie stösst man auf Ideen?

Als Food Scouts gehen wir immer mit offenen Augen durch die Welt. Wir versuchen zu entdecken, welche kulinarischen Trends und Bedürfnisse es gibt und wie wir sie abdecken können. Dazu besuchen wir Hotspots der Gastronomie, sehen uns in Supermärkten im Ausland um, lesen Kochbücher oder erforschen das Internet und lassen uns ganz einfach von Zutaten und Kombinationen inspirieren.

Welche Trends oder Bedürfnisse führten bei den Säften zur Idee?

Zum einen möchten heute viele Menschen mit Dingen, die sie zu sich nehmen, einen gesunden Lebensstil unterstützen. Zum anderen lösen Lebensmittel oft Assoziationen aus. Honig mit Milch etwa steht für guten Schlaf, Ingwer-Tee für Wärme von innen. Die Säfte kombinieren diese Aspekte. Sie löschen nicht einfach den Durst. Sie unterstützen einen gesunden Lebensstil, und wir tun uns

mit ihnen Gutes. Es ist die Natur, die man schmeckt und die die Nährstoffe liefert.

Hat man erst eine Idee – wie verläuft der weitere Prozess der Produktentwicklung?

Stösst die Idee bei den Coop-Verantwortlichen auf Anklang, wie bei den Naturaplan Bio-Säften, wird sie oft zum Selbstläufer. Zuerst schreiben wir für das geplante Produkt ein Anforderungsprofil. Es enthält die genauen Zutaten, wie ein «Betty Bossi»-Rezept. Im

44 INTERVIEW
Interview: Mirjam Oertli Fotos: Gian Marco Castelberg
FOOD SCOUT SIMONE

Fall der Säfte suchten wir zusammen mit den Ernährungsexpertinnen von Coop erst nach Lebensmitteln mit hoher Nährstoffdichte. Deshalb setzten wir etwa beim Naturaplan Bio Impulse Juice auf Randen.

Da ist eine gute Vorstellungskraft wichtig?

Wir bringen alle einen kulinarischen Hintergrund mit. Daher können wir uns gut ausmalen, wie Lebensmittel harmonieren. Sind wir unsicher, tüfteln wir mit Proto­

NATURAPLAN NEUHEITEN

Von rund 800 Produkten, die Coop jährlich lanciert, sind meist über 100 für Naturaplan. So finden Kundinnen und Kunden auch im Jubiläumsjahr zahlreiche

Naturaplan BioNeu heiten: Neben den Juices, den zwei Glacés «Birthday Cake» und «Exotic» gibts rechtzeitig auf die Grillsaison Merguez und Grill Camembert. Ebenfalls neu unter Naturaplan erhältlich sind Hummus mit Pesto, Blutorangen-Sirup, Pfefferminztee aus Schweizer Anbau – und noch vieles mehr.

typen. Danach stellen wir das Profil fertig. Via Coop läuft dann die Suche nach einem Produzenten.

Und dann kommt der grosse Moment, die Degustation … Genau. Die Degustation findet gemeinsam mit den Coop­Verantwortlichen und manchmal auch mit den Produzenten in unseren Küchen statt. Dabei servieren wir das Produkt unter möglichst realitätsnahen Bedingungen. Wird ein Produkt also höchstwahrscheinlich kalt konsumiert,

machen wir das auch so. Wir tauschen Meinungen aus und machen Empfehlungen zur Anpassung der Rezepturen.

Wie macht man das doch subjektive Geschmacksempfinden messbar?

Eine Degustation ist keine exakte Wissenschaft. Aber wir sind trainiert, möglichst objektiv zu sein. Auch überlegen wir, wer ein Produkt kauft, was diese Leute bereits konsumieren und was daraus ableitbar ist. Kommt in einem Produkt zum Beispiel Ingwer vor, überlegen wir, wo die Schärfetoleranz der Zielgruppe liegt. Dank unserer kulinarischen Expertise können wir beurteilen, ob ein Geschmack für die Zielgruppe harmonisch ist oder aneckt.

Kommt es vor, dass man sich an einer Degustation nicht einig wird?

Wir degustieren pro Jahr 10 000 bis 15 000 Produkte. Rund 800 neue Produkte, die wir mit Coop entwickeln, schaffen es pro Jahr ins Regal. Die Zeitfenster für Entscheidungen sind dabei genau definiert. Auch gibt es klare Rahmenbedingungen, die uns leiten. Uneinigkeit kommt kaum vor.

Zurück zu den beiden neuen Säften: Als Naturaplan BioProdukte erfüllen sie strenge Richtlinien für biologische Produkte. Unterscheiden sich geschmackliche Anforderungen an Naturaplan Bio-Produkte von jenen an Produkte ohne Bio-Label?

Nein, in erster Linie muss ein Produkt einfach schmecken. Dabei gibt es aber teils automatisch Varianten im Geschmack. Ein Beispiel sind Kirschenjoghurts: Eines von Naturaplan schmeckt nach Früchten, wie wir sie in der Schweiz kennen, das nicht biologische Pendant meist nach Amarena­Kirschen. Der Unterschied ist gewaltig. Richtig und Falsch gibt es aber nicht. Auf ihre Art schmecken müssen sie beide.

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NUSSTORTE ECHT ARTISANAL

Die Naturaplan Bio-Nusstorte ist echte Handarbeit. Das spürt man bei jedem Bissen. Sie stammt aus einer Bündner Bäckerei in Sedrun. Inhaber und Zuckerbäcker Reto Schmid verwendet dafür nur die besten Zutaten. Für die feine Karamellfüllung wird Zucker geschmolzen und aufgekochter Rahm hinzugefügt, anschliessend mit Bienenhonig abgerundet. Gehackte Baumnüsse, Buttermürbeteig, natürlich aus bester zertifizierter Bergbutter. Echt artisanal. Echt lecker. Kein Wunder, nennt man Reto Schmid den «Gaumenverzauberer aus Sedrun». Das Nusstorten-Rezept hat er übrigens extra für Coop entwickelt.

DEMETER BIO-RINDFLEISCH

Weil Tierwohl wichtig ist

Das Wohl der Tiere liegt Demeter-Bäuerinnen und -Bauern am Herzen. Ein Plus, das die Käuferschaft bei einem der sechs verschiedenen Demeter Bio-Rindfleisch-Päckli von Naturaplan besonders schätzt. Die Rinder grasen entspannt auf saftigen Weiden und tragen ihre Hörner mit Stolz. Die Unversehrtheit der Tiere und die Gesundheitsvorsorge sind wichtige Kriterien bei Demeter-Betrieben. Einige Betriebe gehen noch einen Schritt weiter und begleiten ihre Tiere im Rahmen der Hoftötung bis zum Schluss. So entfallen Angst und Stress beim Transport und im Schlachthof. Die Methode der Hoftötung in der vertrauten Umgebung des eigenen Betriebes ist vom Schweizer Tierschutz STS zertifiziert. Das Demeter-Fleisch bei Coop Naturaplan erfüllt zusätzlich die strengen Knospe-Richtlinien von Bio Suisse. Wer eines der sechs verschiedenen Demeter Rindfleisch-Päckli von Coop Naturaplan degustieren möchte, kann diese unkompliziert auf coop.ch bestellen.

BIER ZUM

WOHL DER BERGE

BIO AUF GANZER LINIE

Wesentliches Merkmal von Naturaplan ist, dass Betriebe das Knospe-Label nur dann erhalten, wenn sie ganzheitlich biologisch bewirtschaften – von der Tierhaltung bis zum Ackerbau (Gesamtbetrieblichkeit). Dies gilt auch für ausländische Betriebe, die Naturaplan Produkte herstellen.

Bier trinken und dabei den Ackerbau in den Bündner Bergen unterstützen? Das schmeckt uns. Die Gran-Alpin Genossenschaft baut BioRog gen und -Gerste – voller Kraft und Energie der Bündner Sonne im Berggebiet an. Gebraut wird das Bier mit reinem Appenzeller Quell wasser von der Brauerei Locher im Appenzell. Das feinperlige Bier ist in den Varianten Amber, Lager und Senza, also ohne Alkohol, erhältlich. Gran-Alpin steht für gesunde und echte Lebensmittel aus der Bündner Berglandwirtschaft. Ökologische und nachhaltige Landwirtschaft ist dabei selbstverständlich.

46 MIX

JOGHURT OHNE ZUCKERZUSATZ

Wussten Sie, dass Coop die erste Detailhändlerin ist, die einen Fruchtjoghurt vollkommen ohne Zusatz von (Kristall-)Zucker kreiert hat? Normalerweise beträgt der zugesetzte Zucker etwa 8 Prozent. Allein die enthaltene Milch und der mehr als doppelt so hohe Fruchtanteil im Vergleich zu herkömmlichem Joghurt sorgen in diesem Naturaplan Bio-Joghurt für die perfekte Süsse. Ideal für eine gesunde, zuckerarme und lactosefreie Ernährung. Die Sorten sind so vielseitig wie ihr Geschmack: Mango-Passion, ErdbeereVanille, Kirsche, Aprikose (Limited Edition). Griechische Joghurt gibts in Feige-Baumnuss, Vanille, Kokos. Es ist für alle etwas dabei.

VERPACKUNG SO WENIG WIE MÖGLICH

Coop stellt Schritt für Schritt auf nachhaltige Verpackungsalternativen um. Die Plastikreduktion ist ein wichtiges Thema. Mit der Umstellung ist jedoch ein grosser Prozess verbunden. Denn die Alternative muss ökologischer sein als die vorherige Verpackung. Netze aus Zellulose und Kartons aus Graspapier wurden bereits erfolgreich eingeführt. «ElastiTags», elastische Bänder mit Etikette, sorgen für eine sparsame Verpackung bei Gemüse und Früchten. Bei den Coop Restaurants und den Take Its ist schweizweit Mehrweggeschirr im Einsatz. Bis 2026 soll gut 20 Prozent Plastik eingespart werden.

47 Fotos: Heiner H. Schmitt/Coop Content House, Shutterstock, Karl-Heinz Hug

FÜNF FRAGEN

Wann ist mein Garten bio?

In einem Biogarten werden keine synthetisch hergestellten Pflanzenschutzmittel oder Herbizide verwendet. Das bedeutet nicht zwingend den Verzicht auf alle Spritzmittel.

Bioerde, -samen, -dünger –was ist am nachhaltigsten?

Am nachhaltigsten ist der komplette Verzicht auf gekaufte Produkte. Dies ist jedoch kaum möglich. Eine Bodenanalyse kann den vorhandenen Gehalt an Nährstoffen klären. Wer guten Kompost herstellt, benötigt fast nur noch Aussaaterde.

Mit welchen drei Pflanzen erhalte ich das grösste Mass an Biodiversität?

Skabiosenflockenblume, Gewürzfenchel und in einen Topf eingegrenzte Brennnessel: drei Pflanzen, die intensiv von Insekten genutzt werden.

Sind Insektenhotels Sinn oder Unsinn?

Eine Nisthilfe für röhrenbrütende Insekten ist nur ein Puzzleteil. Ohne Nahrungsquellen in Form von Blüten, Blattläusen und Spinnen nützt dies wenig. Ein Vorteil ist das Verteilen von Röhrenbündeln, angebohrten Hölzern und Tonziegeln im ganzen Garten.

Welches ist der grösste Biogarten-Irrtum?

Wer biologisch gärtnern will, denkt oft, dies ginge in perfekter Harmonie. Dem ist nicht so. Mäuse, Läuse, Raupen können aufdringlich sein. Da gilt es, einen guten Mix zwischen Laisser­ faire und unsentimentalem Eingreifen zu entwickeln.

Saat gut, alles gut

Bio-Gemüse aus der eigenen Ernte – wer wünscht sich das nicht? Die Tipps und Tricks, wie es mit dem Naturaplan BioSaatgut auf dem Balkon oder im Garten funktioniert.

Das Samenkorn, es ist ein Wunderwerk der Natur. Denn es steckt schon alles drin: die Signatur der Pflanze, Anlagen für Blüte, Duft und die zukünftige Frucht. Es reagiert ausserdem auf Umweltfaktoren wie Kälte, Wärme, Licht und Höhenlagen. Die Wahl beim Saatgut bestimmt also, wie und in welcher Qualität die Pflanze später einmal Früchte tragen wird. «Bio-Saatgut, das in der Schweiz verkauft wird, ist oft auch in der Schweiz oder zumindest in Mitteleuropa produziert worden», sagt Urs Streuli. Er ist

Gartenberater von Bioterra, der führenden Organisation für den Bio- und Naturgarten in der Schweiz. «Das bedeutet, dass die Samen unter Bedingungen gereift sind, die denjenigen in unserem Garten ähneln.» Zudem müssen sich die Mutterpflanzen in der Produktion von Bio-Saatgut mit wenig Nährstoffen begnügen, und sich selbst gegen Umwelteinflüsse, Schädlinge und Krankheiten wehren. Man nimmt heute an, dass diese Erfahrungen im Saatgut gespeichert sind. «Ein weiterer Vorteil von Bio-Saatgut liegt in der naturschonenden Produktionsweise und dem Erhalt von traditionellen Sorten. Wer also Bio-Saatgut wie das von Naturaplan kauft und einsetzt, trägt zum Schutz unserer Ressourcen bei.»

Bevor man sät, pflanzt oder setzt, ist die Standortwahl entscheidend. Extreme Lagen – zu schattig, zu heiss oder zu windanfällig – verhindern den gärtnerischen Erfolg und bringen Stress für die Pflanzen, der sich oft in Krankheiten äussert. «Zuvorderst in den Ansprüchen

48 BIOGARTEN
Text: Manuela Enggist

aller einjährigen Garten- und Balkonpflanzen steht eine gute Besonnung», sagt Urs Streuli. Vor allem Morgensonne ist wichtig, am Nachmittag und Abend ist in den Sommermonaten etwas Schatten von Vorteil.

Auf dem Balkon kann die Erde selbst gewählt werden. Am besten geeignet ist Bio-Erde mit einem Anteil Landerde und Sand. Im Garten muss mit dem vorhandenen Boden gearbeitet werden. Idealerweise ist er zu gleichen Teilen

PFLANZEN UND PFLANZENERDE TORFFREI

aus Sand und Ton zusammengesetzt, also leicht lehmig. Im Hobbygarten – ob auf dem Balkon oder in den Beeten – gibt es viele Möglichkeiten, etwas zur Förderung für die Insektenwelt zu tun. Ein Liebling von vielen: die Cherrytomaten. «Nur leider helfen diese wenig, um die Biodiversität zu steigern. Tomaten blühen, bestäuben sich aber selbst im Innern der Blüten.»

Doch es gibt andere Möglichkeiten, mit einem Blütenangebot etwas zur Förderung der Insektenwelt zu tun. Einerseits gibt es Gemüse, das in seinen Blüten Nektar und Pollen anbietet, etwa Kürbisgewächse wie Gurken, Zucchetti und Kürbisse oder Hülsenfrüchtler wie Bohnen und Erbsen, aber auch Nachtschattengewächse, was zum Beispiel Peperoni und Auberginen sind. «Attraktiv für blütenbesuchende Insekten sind auch viele einjährige Sommerblumen wie Tagetes, Salvien und Ringelblumen.» Zudem riechen diese auch wunderbar. Ein nachhaltiger Farbtupfer für jeden Hobbygarten also.

Umweltfreundliches Gärtnern kann losgehen: Bei Coop und Jumbo sind alle getopften Bio-Setzlinge torffrei – beispielsweise Tomaten, Peperoni und Gurken, aber auch Frischkräuter. Insgesamt steht eine Auswahl von 50 verschiedenen Gemüse jungpflanzen in Naturaplan-, Bio- und ProSpecieRara-Qualität im Angebot. Es ist das grösste BioSortiment in der Schweiz. Bereits seit 2019 verzichtet Coop im gesamten Erdensortiment komplett auf Torf und führt das grösste Angebot von FiBL zertifizierten Erden für den biologischen Landbau. Alle Coop Naturaplan Bio-Samen und Bio-Setzlinge tragen die Knospe von Bio Suisse. Die Pflanzen werden in Bio Suisse zerti fizierten Gärtnereien aufgezogen.

Was immer Gärtnerinnenund Gärtnerherzen höherschlagen lässt: Bio-Setzlinge und -Samen für Beet und Topf. www.jumbo.ch

49 Fotos: Désirée Good/13Photo, Getty Images, Coop

Zero Waste einkaufen

Grüne Tipps für den Alltag

Viel Müll lässt sich vermeiden, wenn man das eigene Stoffsäckli dabei hat. Obst, Gemüse und Eier bekommen Sie bei Coop ohne Verpackung. Käse und Fleisch können an der Theke ins mitgebrachte Gefäss abgefüllt werden. Für rund 40 Lebensmittel führt Coop in mehreren Supermärkten in der ganzen Schweiz Abfüllstationen.

Aufs Velo sitzen

Nachhaltig einkaufen beginnt bereits beim Weg. Wer nicht gerade den Wocheneinkauf für eine Grossfamilie macht, sollte das Auto stehen lassen: Zu Fuss oder mit dem Velo sparen Sie CO 2Emissionen und tun gleich noch was für Ihre Gesundheit. Wer lieber mit dem Auto unterwegs ist, sollte möglichst versuchen, den Einkauf mit der Arbeitswegstrecke zu verbinden.

Saisonal, regional und bio wählen

Anstatt im Winter Tomaten und Peperoni zu kaufen, sollten Sie möglichst versuchen, nach saisonalen und biologischen Produkten aus der Schweiz zu greifen. So haben die Lebensmittel kurze Transportwege. Naturaplan Bio-Produkte dürfen zusätzlich nicht geflogen werden. Tipp: Ein Saisonkalender (coop.ch/ saisonkalender) hilft dabei, bewusst einzukaufen. Darauf sehen Sie, welche Früchte und Gemüsesorten in welchem Monat Saison haben.

Richtig im Kühlschrank lagern – dafür weniger Food Waste

Kühlschranktür oben, +10/+8 °C:

Butter, Eier, Mayonnaise, Senf, Konfitüren (Produkte, die nur leicht gekühlt werden müssen)

Kühlschranktür unten, +10 °C: Getränkeflaschen, Milch und spezielle Öle

Gemüseschublade, +8 bis +13 °C:

Obst, Gemüse, Salat (bei zwei Schubladen Obst und Früchte von Gemüse trennen)

Über Gemüseschublade, +2 °C: Fisch, Fleisch, Geflügel und Meeresfrüchte

Mittelfach, +5 °C:

Vorgekochte Gerichte, Backwaren, Käse, Wurstwaren und alle Lebensmittel, die nach dem Öffnen kühl gelagert werden müssen

Oberstes Fach +8 °C: Milchprodukte, frische Fertigprodukte

Bio-Produkte kaufen

Bio kaufen lohnt sich! Wer auf Bio-Produkte setzt tut Gutes für Mensch, Tier und Umwelt: Chemisch-synthetische Pestizide sind verboten, der Boden und die Gewässer werden geschont, das Tierwohl steht im Fokus, und Biodiversität wird gefördert.

IMPRESSUM Dieses Extra entstand in Zusammenarbeit mit Coop und erscheint in der Schweizer Illustrierten sowie L’illustré. Herausgeber Ringier AG, Brühlstrasse 5, 4800 Zofingen

Verlag Ringier AG, Dufourstrasse 23, 8008 Zürich Tel. 044 259 62 62 Fax 044 259 66 65 E-Mail brandstudio@ringier.ch Herstellung Ringier Brand Studio (Leitung Fabian Zürcher)

Produktion Bettina Bono, Alice Massen Gestaltung Dominique Signer Bildredaktion Ulli Glantz Vermarktung Ringier Advertising (Managing Director Thomas Passen) Tel. 058 269 20 00 E-Mail digitalservice@ringier.ch Anzeigen und AGB www.ringier-advertising.ch Druck Swissprinters Zofingen

Bekanntgabe von namhaften Beteiligungen der Ringier AG gemäss Art. 322 Abs. 2 StGB: Admeira AG, DeinDeal AG, Energy Broadcast AG, Energy Schweiz Holding AG, Energy Bern AG, Energy Zürich AG, Energy Basel AG, Grupa Ringier Axel Springer Polska AG, JobCloud AG, OneLog AG, Ringier Africa AG, Ringier Central and Eastern Europe AG, Ringier Axel Springer Schweiz AG, Ringier Digital Ventures AG, Ringier Print Holding AG, Ringier Sports AG, Ringier Sports Media Group AG, SMD Schweizer Mediendatenbank AGTicketcorner Holding AG, Ringier Innovation GmbH (Österreich), S.C. Ringier Romania S.R.L. (Rumänien), EJOBS GROUP S.R.L. (Rumänien), REALMEDIA NETWORK SA (Rumänien), Ringier Sports Media SingleMember I.K.E. (Griechenland), Ringier Pacific Limited (Hongkong), Homsters Asia Pte.

50 Illustrationen: Shutterstock
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TATEN STATT WORTE NR. 111

TATENDRANG

MACHT BIO LOGISCH.

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Seit 30 Jahren sind wir Bio-Pionierin und weltweite Bio-Spitzenreiterin mit rund 5000 Bio-Lebensmitteln, davon rund 3000 von Naturaplan.
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