Blick Reisen | Januar 2024

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BEI DEN BEDUINEN

KROATIENS MEERWERT

WÄRMSTENS EMPFOHLEN

Wir haben unsere Autorin in die Wüste Marokkos geschickt. Sie war begeistert.

Küsten-Kuren an der Kvarner Bucht boomen: Das Heilklima lindert viele Krankheiten.

Wellnesshotels mit dem gewissen Extra – von Kind bis Kunst – im Test.

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B L I C K

REISEN

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Leinen los! Foto: unsplash

Inselhüpfen mit dem Katamaran: Segel setzen rund um Antigua. Plus weitere Abenteuer, die man in diesem Jahr zwischen Hafen und Horizont erleben kann.

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REISEN | TRAUMZIEL

TIERISCHE ERLEBNISSE

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Schildkröte auf 9 Uhr

Das Glück dieser Erde …

Antigua, eines der besten Segelreviere der Welt. Ein Yachtcharter mit Skipper bringt uns komfortabel und sicher zu den Schnorchel-Spots der Karibikinsel. Christiane Neubauer

Einen Strand entlang zu galoppieren, steht bei vielen Pferdefreuden ganz weit oben auf der Wunschliste. Auf Antigua bietet die Sunfire Horse Riding Academy auf der Nordwestseite der Insel einen geführten Reitausflug an, der zu einigen der schönsten Strände Antiguas führt, darunter zum Runaway Beach und zu Sand Haven. 2,5 Std. ab 96 Franken.

Kondore des Meers Für Vogel-Liebhaber ist ein Tagesausflug auf Antiguas Schwesterinsel ­Barbuda ein Muss. Von der Hauptstadt St. John’s auf Antigua gibt es regelmässige Fährverbindungen. Auf Barbuda befindet sich das grösste Schutzreservat der westlichen Hemisphäre für Fregattvögel. Hier lassen sich die wunderschönen Tiere, die Charles Darwin angesichts ihrer Grösse ehrfürchtig «Kondore des Meers» nannte, besonders gut beobachten. Barbuda bietet zudem über 170 weiteren Vogelarten einen Lebensraum.

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Einen blauen Marlin oder einen Gelbflossen-Thunfisch am Haken zu haben, davon träumen Angler. Ein Traum, der bei einem Ausflug mit Kapitän Leroy von Mystic Amara Fishing Charters wahr werden kann. Seit 20 Jahren nimmt er Petri-Jünger ab Jolly Harbour mit zu Grundangelund Hochseeangel-Chartertouren. Kosten: halber Tag ab 483 Franken, ganzer Tag 790 Franken.

Kuscheln mit Stachelrochen Ein tierisches Erlebnis der besonderen Art erwartet Urlauber auf Antigua in Stingray City (Stadt der Stachelrochen). Hinter dem Namen verbirgt sich eine von Riffen umgebene Sandbank, in der Besucher Stachelrochen füttern, sie anfassen und mit ihnen schwimmen können. Da die Tiere mit Futter angelockt werden, sehen Tierund Umweltschützer das Angebot durchaus kritisch. Für viele AntiguaUrlauber ist es dennoch ein Erlebnis, auf das sie nicht verzichten möchten. 3 Std. ab 113 Franken, 6 Std. ab 151 Franken.

Fotos: Anett Wiegand, Christiane Neubauer, Sonia Oestreicher, Antigua and Barbuda Tourism Authority, Getty Images, Shutterstock, Mauritius, Keystone, Laif

Petri Heil

ech im Wortsinn war es, das am 9. Juni 1905 zum Untergang der Dreimast-Bark ­«Andes» führte. Über 1000 Fässer dieser teerartigen Flüssigkeit hatte der Handelssegler geladen, als er von Trinidad aus Richtung Südamerika in See stach. Das Pech sollte nach Chile gebracht werden, für den Strassenbau. Unglücklicherweise geriet die Ladung in Brand. Der Versuch des Kapitäns, das Schiff auf der Karibikinsel Antigua anzulanden, um das Feuer zu löschen, scheiterte. Die «Andes» sank in einer Bucht nur wenige Hundert Meter von der rettenden Küste entfernt. Deep Bay ist der Name der Bucht, wobei das Wort «deep» (englisch tief) irreführend ist. Tatsächlich ist die Deep Bay flach. Nicht mal zehn Meter tief ist

das Wasser an der Stelle, an der die «Andes» unterging. Ein Glücksfall für Schnorchler! Denn die meisten der 127 registrierten Schiffswracks vor Antigua liegen so tief, dass man eine Tauchausrüstung braucht, wenn man sie erkunden will. Für uns reichen Taucherbrille und Flossen. Nichts deutet mehr auf das Inferno hin, das dem Untergang vorausging. Auf dem stählernen Rumpf des Handelsseglers haben sich Hart- und Weichkorallen und Seeanemonen in allen Formen und Farben häuslich eingerichtet. Fächerförmige gelbe und violette Gorgonen wiegen sich in der Meeresströmung. Die geborstenen Masten, die Überreste der Kajüten und Ladedecks bieten einer Unzahl von bunten Fischen Unterschlupf: gelben

Redaktorin Christiane Neubauer an Bord des Katamarans «Marylee».

und blauen Offiziers­fischen, Papageien- und Kofferfischen, roten Sonnenund blauen Drückerfischen. Man kann sich an der Farbenpracht nicht sattsehen. Und dann ­umkreist auch noch ein Rochen mit einer Spannweite von mindestens eineinhalb Metern das Wrack. Das Schnorchel-Abenteuer ist der vorläufige Höhepunkt einer Charter­ reise mit dem 13 Meter langen Katamaran «Marylee», zu der wir drei Tage zuvor von Nelson’s Dockyard aus gestartet waren. Die Hafenanlage liegt an der Südküste von Antigua (sprich Antiga) und war im 18. und 19. Jahrhundert der bedeutendste Marinestützpunkt der Briten in diesem Teil der K ­ aribik. Seit 2016 zählen die restaurierten einstigen Werkstätten, Wohn- und Lagerhäuser zum Unesco-Weltkulturerbe.

Das Wrack der «Andes» aus der Vogelperspektive.

Deep Bay Long Island

Saint John’s Wrack der «Andes»

Guiana Island

ANTIGUA Green Island

Nelson’s Dockyard

Hauptstadt St. John’s Fläche 281 km² Einwohner 67 000, 238 pro km² Inselgruppe Kleine Antillen Amtssprache Englisch Währung Ostkaribischer Dollar


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TRAUMZIEL | REISEN

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KURZ UND KNAPP

Hinkommen Virgin Atlantic bietet ab Zürich via London-Heathrow Flüge nach Antigua ohne Zwischen-Übernachtungen an (dreimal pro Woche im Winter und einmal pro Woche im Sommer). British Airways fliegt sechsmal die Woche ab London-Gatwick nach Antigua – auf dem Hinweg ist eine Zwischenübernachtung in London nötig.

Rumkommen Yachten mit und ohne Skipper kann man u. a. bei Veranstaltern wie ­Sunsail oder The Moorings buchen. sunsail.de; moorings.de

Die Abendsonne taucht die Szenerie vom Aussichtspunkt Shirley Heights aus in magisches Licht.

Preisbeispiel: Yachtcharter für eine Woche und sechs Personen im Mai 2024: Sunsail ab 2158 Franken; The Moorings ab 2382 Franken. Im Preis sind ein Dingi mit Aussenbordmotor, Endreinigung, Bettwäsche, Handtücher und eine Tankfüllung Diesel enthalten. Kosten für den Skipper in Antigua: 175 Franken pro Tag plus 23 Franken für Verpflegung. Optional verpflegt man den Skipper während der Reise mit. Wer für Landausflüge mobil sein möchte, bucht am besten ein Taxi, zum Beispiel Javier’s Taxi Service (via E-Mail: jstapleton350@gmail.com)

Reisezeit

Zu den einheimischen Spezialitäten Antiguas zählt auch der Hummer, der oft mit Zitronenbutter verfeinert wird. Auch die in Seglerkreisen berühmte «Antigua Sailing Week» findet hier statt. Die Gewässer rund um Antigua zählen dank der steten karibischen Winde, allen voran der Nordostpassat, zu den besten Segelrevieren der Welt. Bevor es auf den tintenblauen Ozean geht, durchlaufen wir dasselbe Prozedere, das Seeleute seit Jahrhunderten durchlaufen. Wir nehmen Proviant und Wasser an Bord. Dann breitet Skipper Kishawn Harrigan eine Seekarte aus und erörtert mit uns Törn-Optionen. Der 42-Jährige, der mit vier Jahren ­segeln lernte, ist auf Antigua aufgewachsen, kennt jede Bucht und jedes Riff wie seine Westentasche. Wer sich für einen Yachtcharter mit Skipper entschliesst, profitiert also von dessen nautischen Kenntnissen – obendrein bringt

er seine Gäste als Revier-Insider, wohin sie wollen und zu Lokalen, Stränden und Schnorchel-Plätzen, die nur Einheimische kennen. Nun heisst es erstmals Leinen los! Zunächst noch unter Motor verlassen wir die relativ engen Fahrwasser des Naturhafens, an dem Nelson’s Dockyards liegt. Den Zugang hat die britische Marine einst mit militärischen Anlagen

Skipper Kishawn Harrigan im Dingi. Er ist auf Antigua aufgewachsen, kennt jede Bucht wie seine Westentasche.

gesichert: mit Fort Berkeley auf der ­einen und Fort Shirley auf der anderen Seite. Letzteres thront auf einer Anhöhe namens Shirley Heights und ist wegen der spektakulären Aussicht der wohl meistbesuchte Ort der Insel. Als wir das offene Meer erreicht haben, hisst Kishawn die Segel. Es weht ein wunderbar lauwarmer Wind aus Ost bis Nordost. Der treibt den Katamaran mit

Das glasklare Wasser schimmert in allen Türkis-Schattierungen – wie in der Bacardi-Werbung.

Nelson’s Dockyard, historische Hafenanlage und Unesco-Welterbestätte.

neun Knoten, also rund 18 km/h, vor sich her. Wie ein Messer durch weiches Brot pflügen die Rümpfe der «Marylee» durch die Wellen. Ein Schwarm fliegender Fische begleitet uns ein Stück. Wer mag, kann das Steuer übernehmen. Dank moderner Navigationselektronik lernen selbst Segel-Laien schnell, den Kurs zu halten. Und wenn alle Stricke reissen … Kishawn ist ja auch noch da! Am nächsten Tag steht einer von Kishawns Geheimtipps auf dem Pro­ gramm: Ffryes Beach, halbmond­ förmige Bucht mit Sand so weich wie Puderzucker, gesäumt von Palmen und jadegrünen Manchinelbäumen und umspült von glasklarem Wasser, das in ­allen Türkis-Schattierungen schimmert. «Wie in der Bacardi-Werbung», denke ich, während Skipper Kishawn den

Die Chartersaison in Antigua startet am 1. November und endet Mitte Juni. Zwischen Juli und Oktober ist Hurrikan-Saison, dann kann es tropische Wirbelstürme geben. Beliebt sind die Wintermonate mit angenehmen 27 bis 28 Grad am Tag und relativ kühlen Nächten (22 Grad). Tipp: Wer es ruhig mag, bucht im Mai. Dann ­laufen die meisten Kreuzfahrt­reedereien Antigua nicht mehr an, deshalb sind kaum noch Partyboote unterwegs.

Essen und Trinken Auf regionale und saisonale Zutaten setzt der Küchenchef des Restaurants im «Weatherills Hotel». Ein Besuch lohnt sich auch wegen des Settings: Es befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerrohrplantage, die einst eine der produktivsten Zuckermühlen Antiguas war. weatherillshotel.com Auch das Restaurant «The Fox House» setzt auf ein sorgsam ausgesuchtes Netzwerk regionaler Lieferanten. Wer hier speist, lernt die Inselküche in seiner authentischsten Form kennen. thefoxhouseantigua.com

Weitere Infos visitantiguabarbuda.com

Säfte aus tropischen Früchten werden überall angeboten. Kunterbunte Fassaden sind das Markenzeichen der Hauptstadt St. John’s.


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REISEN | TRAUMZIEL

SPORT UND SPASS

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Der Hafen von St. John’s ist der bedeutendste der Inselrepublik – und obendrein ein Fest fürs Auge.

Vom Winde verweht Kitesurfer finden auf Antigua und Barbuda hervorragende Reviere. Auf Antigua gilt der Jabberwock Beach als «Geburtsort» des Kitesurfens. Unter anderem bietet dort Kite Surf Antigua Könnern Ausrüstung zum Ausleihen und Anfängern verschiedene Kurse an. Preise: 3 Std. ab 286 Franken.

Machs wie Tarzan Eine perfekte Möglichkeit, Antiguas tropischen Regenwald zu erkunden, bietet die Antigua Rainforest Zipline. Etwa zweieinhalb Stunden dauert die Tour, bei der man sich mit Hilfe von verschieden langen Seilrutschen im Zickzack durch die Baumwipfel schwingen und sich dabei wie Tarzan fühlen kann. Preise: ab 69 Franken pro Person.

Und ne Buddel voll Rum Rum ist das Nationalgetränk auf Antigua. Es gibt viele Bars und Geschäfte, in denen man lokal hergestellte Spirituosen probieren oder selbst eine Buddel voll Rum kreieren kann, z. B. bei der «Academy of Rum» am Galleone Beach. Dort gibt man den «Schülern» Zutaten und Anleitungen an die Hand, mit denen sie innerhalb von cirka zwei Stunden ihren eigenen Rum herstellen können. Die Flasche (0,75 Liter) darf man als Souvenir mit nach Hause nehmen. Preise: ab 81 Franken pro Person.

Anker auf den Grund rasseln lässt. Nach einem Strandspaziergang und ­einem «Coconut Crush» (Kultgetränk auf Antigua) in Dennis’ Beach Bar gibt es Lunch an Bord. Während wir essen, beobachten wir eine Gruppe brauner Pelikane auf Nahrungssuche. «Braunpelikane sind leichter und schlanker als andere Pelikan-Arten», weiss Kishawn. «Es ist daher auch die einzige Pelikanart, die ihre Beute tauchend erbeutet.» Offensichtlich ers­pähen die Vögel, die eine Flügelspannweite von bis zu zwei Metern haben, ihre Beute aus der Luft. Dann stürzen sie sich mit eng angelegten Flügeln wie Pfeile ins Meer. Wasser spritzt auf, als sei eine kleine Seemine explodiert. Dann tauchen die Vögel wieder auf – meist aber ohne Mahlzeit. Weitere Tiere, die uns auf unserem Törn oft begegnen, sind Meeresschildkröten. Kishawn entdeckt sie mit geschultem Blick immer als Erster. «Schildkröte backbord auf neun Uhr!», ruft er dann. Doch die faszinierenden Reptilien, die seit der Zeit der Dinosaurier auf der Erde leben, sind scheu und kommen nur kurz zum Luftholen an die Oberfläche. Seit Tagen brenne ich darauf, sie einmal auch beim Schnorcheln unter Wasser zu sehen. Vergebens. Am vierten Törntag buchen wir ein Taxi, das uns von Deep Bay aus nach St. John’s bringt. Die Hauptstadt des Inselstaats Antigua und Barbuda wurde ab 1632 von englischen Siedlern errichtet und bezaubert mit bunten Häusern im viktorianischen Stil. Im Haupthafen werden von jeher Zucker, Rum, Kunsthandwerk und Töpferwaren umgeschlagen. Wir decken uns in den Markthallen mit Proviant ein und machen vor Sonnenuntergang noch einen Abste-

Feste feiern Egal zu welcher Jahreszeit, auf Antigua ist immer etwas los. Es gibt eine Vielzahl von Veranstaltungen, Events und Festivals. Keine ist jedoch so bedeutend wie die «Antigua Sailing Week», die wichtigste Segelregatta in der Karibik. Sie wird seit 1967 alljährlich Ende April vor Antigua ausgetragen und lockt Jahr für Jahr rund 1500 Crew-Mitglieder und 5000 Zuschauer an. Die nächste «Antigua Sailing Week» findet vom 27.April bis 3. Mai 2024 statt. Ein weiterer Höhepunkt ist der Antigua-Karneval (25. Juli bis 8.August 2024) in St. John’s. Jedes Jahr um ­dieselbe Zeit feiern die Einheimischen zehn Tage lang ihre Befreiung aus der Sklaverei mit Kostümen, Paraden, Wettbewerben, Shows und Musik.

Skipper Kishawn Harrigan lotst die Gäste fachkundig durchs Meer.

Die Schildkröte taucht wie aus dem Nichts auf. Ich folge ihr mit sanften Flossenschlägen und wage kaum zu atmen. cher zu den Ruinen des berühmten Fort James. Die Festung wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf einer Landzunge errichtet und sollte den Hafen der Stadt sichern. Die meisten Kanonen stehen bis heute noch alle an ihrer ursprünglichen Stelle – das ist einzigartig auf Antigua. Die Geschütze der anderen Forts wurden längst verkauft. Nach ­einem Barbecue an Bord sitzen wir bis spät in die Nacht an Deck zusammen, um die Erlebnisse des Tages Revue passieren lassen, während Zikaden in den Bäumen am Ufer beim Musizieren zur Hochform auflaufen. Eine Woche ist natürlich nicht genug, um alle Attraktionen der Insel zu entdecken, die – glaubt man den Einheimischen – 365 Strände hat, also für jeden Tag einen. Doch eine besondere Perle zaubert Kishawn für den letzten Ferientag aus dem Hut: Er wirft Anker in Diepp Freeman’s Bay, einem versteckten Juwel inmitten tropischer Vegetation. Mit dem Dingi fährt uns der Skipper in eine Ecke der Bucht, in der es ausgedehnte Seegraswiesen gibt. Hier halten sich Meeresschildkröten besonders häufig auf. Eine letzte Chance, vielleicht doch noch mit einer zu schwimmen? Leider hat die Dünung den Sand am Meeresboden aufgewirbelt, die Sicht unter Wasser ist miserabel. Ich habe die Hoffnung bereits aufgegeben, da taucht plötzlich wie aus dem Nichts eine Karettschildkröte vor mir auf. Ich folge ihr mit sanften Flossenschlägen und wage es kaum zu atmen. Die Schildkröte erlaubt mir, sie bei ihrem «Flug» über die Seegraswiesen zu begleiten. Ihr Panzer weist eine schöne Maserung auf, die in Bernsteinfarbtönen schillert. Nach rund 10 Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen, beschleunigt sie ihren Flossenschlag und ist innerhalb von Sekunden aus meinem Blickfeld verschwunden.

In den Ruinen von Fort James stehen noch Geschütze aus dem 18. Jahrhundert.

Antigua ist Karibik, wie aus dem Bilderbuch.


PRÄSENTIERT VON

Städtereise mal anders!

Jeden Morgen in einer anderen Stadt aufwachen und nur einmal den Koffer packen müssen! Das ist einer von vielen Vorzügen, die Städte-Kreuzfahrten von MSC Cruises bieten. Bereits ab vier Nächten kann dieses Reise-Vergnügen auf hoher See erlebt werden.

Die etwas andere Städtereise kann an Bord verschiedener MSC-Schiffe genossen werden.

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om, Barcelona, Marseille oder lieber Riga, Tallinn, Helsinki, ­ Stockholm, Danzig? Cityhopping an Bord eines der komfortabeln Kreuzfahrtschiffe von MSC Cruises ist auf dem ­Mittelmeer genauso möglich wie an der Ostsee. Der Reiz dieser Reiseformel liegt in der Entspannung. Um von einer Traum-Metropole zur nächsten zu ge­ langen, muss weder ein Zug noch ein Flugzeug erwischt werden – es geschieht quasi im Schlaf. Wer sich gestern an der französischen Riviera bettete, erwacht heute im Hafen von Barcelona. Einmal vor Anker gegangen, wollen die Städte entdeckt werden. Individuell oder geführt. Neben klassischen Führungen durch lokale Guides stehen je nach Destination auch E-Bike-Touren, Bootsfahrten, Weinverkostungen und Rentierfütterungen zur Auswahl. Sind die Füsse vom Gang durch die Ewige

Ein bisschen Pool, ein bisschen GaudÍ, ein bisschen Petersdom – so vielfältig gestalten sich die Tage einer MSC-Städte-Kreuzfahrt.

Stadt erst mal erschöpft, das Portemonnaie nach ausgiebigem Shopping in den Ramblas merklich leichter und stellt sich nach dem Gläschen Pastis im Vieux Port langsam eine leichte Müdigkeit ein, ist es Zeit, zurück an Bord zu gehen. Das Leben auf dem schwimmenden Feriendomizil ist eine Welt für sich. Alle Kreuzfahrtschiffe der MSC-Flotte bieten

eine Vielzahl einzigartiger Details. So ­locken Pools zum Entspannen, je nach Schiff sorgen Wasserrutschen für Adrenalin, Hochseilgärten und Seilrutschen für Nervenkitzel. Fitness, Joggingstrecke und Co. halten den Kreislauf in Schwung, der Spa verschönert die Tage und kulinarisches Verwöhnprogramm wird in den Spezialitäten-Restaurants und Bars ge-

boten. Zur Auswahl stehen stets eine gesunde, genussvolle, gehobene oder ­ legere Küche – Meerblick garantiert. ­ Shows im Broadway Style mit inter­ nationalem Line-up, Live-Bands, Kino, Casino und natürlich einem Kids Club unterhalten Gross und Klein. Bei allen Reisen kann zwischen Vollpension, All Inclusive und diversen

­ abinentypen gewählt werden. Egal ob K Balkon- oder Duplex-Kabine, Suite oder Familienzimmer mit Verbindungstür – jedes Bedürfnis wird mit Wohlfühl­ momenten belohnt. Auf vielen Schiffen verfügbar ist der MSC Yacht Club. Das exklusive «Schiff im Schiff»-Konzept verbindet den gehobenen Service und das exklusive Ambiente einer Privat­ yacht mit dem umfangreichen Angebot eines grossen Kreuzfahrtschiffs. Etwas, das gerade die Schweizer Kundschaft sehr schätzt. Übrigens, für Cruise-Neulinge eignen sich die Schnupper-Kreuzfahrten besonders gut. Diese sind bereits ab vier Nächten buchbar. Aber Vorsicht! Sie ­machen süchtig.

Das ist ein bezahlter Beitrag.


REISEN | KREUZFAHRT

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Diese Giganten stechen in See Spektakel auf den Weltmeeren: die neuen Schiffe tragen gläserne Mützen, haben Hochseilgarten an Bord – und Mickey Mouse mischt auch noch mit. Hans-Werner Rodrian

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rei Jahre lang tat sich die Kreuzfahrtbranche in der Pandemie und ihren Nachwehen schwer. Inzwischen boomt das Segment wieder. Auf diese Neulinge können sich Kreuzfahrtfreunde freuen:

«Icon of the Seas»

Ab 27. Januar 2024 wird es ein neues grösstes Kreuzfahrtschiff der Welt geben: Die «Icon of the Seas» geht auf Jungfernfahrt. 365 Meter lang, wird sie zwei Decks höher werden und 100 Kabinen mehr bekommen als der bisherige Rekordhalter «Wonders of the Sea». Bei voller Belegung sind 7600 Gäste und 2350 Crewmitglieder an Bord. Hingucker ist der Aquadome am Bug, eine gigantische Glaskuppel, die sich wie eine gläserne Baseballmütze über ein Showtheater mit Pool, Sprung­türmen und Wasserfall spannt. Einsatzgebiet: östliches und westliches Mittelmeer.

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«Sun Princess»

Auch die neue «Sun Princess», die im Februar für die Reederei Princess Cruises in See sticht, hat eine «gläserne Mütze». Unter der verglasten Kuppel versteckt sich ein mehrstöckiger Poolbereich. Höhepunkt des Schiffsneubaus für 4300 Passagiere ist der «Roll Glider», eine Seilrutsche, bei der sich die Passagiere in luftiger Höhe über das Schiff bewegen. Einen Hochseilgarten gibt es auch. Die «Sun Princess» cruist durchs Mittelmeer, später auch durch die Karibik.

«Queen Anne»

Die Reederei Cunard (gehört zum US-Riesen Carnival), bringt am 3. Mai «Queen Anne» aufs Wasser. Die knapp 3000 Passagiere können sich auf den 13 Passagierdecks auf stilvoll-elegante Seereisen freuen. Die Routen umfassen 2024 ganz Europa (Mittelmeer, Ostsee, Nordsee), bevor es im Januar 2025 auf Weltreise geht.

«Mein Schiff 7»

Am 23. Juni legt «Mein Schiff 7» Richtung Nordkap ab. Danach geht es im Sommer 2024 vorwiegend nach Norwegen und in die Ostsee. Die «Mein Schiff 7» hat z. B. Singlekabinen als Besonderheiten. Kulinarisch trumpft sie mit einem Asia-&-Sushi-Restaurant sowie einem traditionellen Kaffeehaus auf.

«Silver Ray»

Die Luxusreederei Silversea geht mit dem zweiten Schiff der Nova-Klasse an den Start. Für die 728 Gäste sind ausschliesslich Suiten ab 33 m2 vorgesehen, alle verfügen über Balkon und Butlerservice. Die «Silver Ray» bietet viel Deckfläche unter freiem Himmel und acht Restaurants. Die Jungfernreise erfolgt am 15. Juni von Lissabon nach Civitavecchia. Bis Dezember cruist das Schiff im Mittelmeer, dann gehts auf Karibik-Pazifik-Törns.

«Explora II»

Mit der «Explora I» war der Kreuzfahrtkonzern MSC 2023 ins Geschäft mit kleinen Luxuskreuzfahrtschiffen eingestiegen. Jetzt folgt die «Explora II» (Bild). Punkten will sie mit Kabinengrössen von 35 m2 und vier Mitarbeitern für fünf Gäste. Bei schönem Wetter dürfen sich die 922 Passagiere über vier Swimmingpools, Whirlpools und private Cabanas freuen. Nach der Jungfernreise ab 11. August von Barcelona nach Civitavecchia wird das Schiff im westlichen Mittelmeer eingesetzt, mit Schwerpunkt auf kleinere italienische Ziele wie Portofino, Argentario, Sorrent, Sizilien, Liparische Inseln und Costa Smeralda.

«Disney Treasure»

Ende Dezember 2024 sticht Disney mit der «Disney Treasure» in See – ein schwimmender Freizeitpark, der die Welten von Pixar, Star Wars und Marvel auf hoher See fortsetzt. Die Decks und Restaurants der «Disney Treasure»

orientieren sich an Disney-Filmen. Klar, dass es für die bis zu 4000 Reisegäste auch eine Mickey-Mouse-Wasserrutsche, einen Toystory-Babypool und eine Filmlounge im König-der-LöwenStil geben wird. Routenmässig schippert der Familien-Cruiser ab der Jungfernfahrt ab 28. Dezember durch die östliche und westliche Karibik ab Port Canaveral in Florida.

«MSC World America»

Vorschau auf 2025: Bereits zur Buchung freigegeben ist die «MSC World America», die ab 12. April 2025 ab Miami zu einwöchigen Karibik-Kreuzfahrten startet. Das kinderfreundliche Schiff für bis zu 6782 Passagiere hat sechs Pools, Kinderclubs und eine Rutsche über elf Decks. Neu ist «The Harbor», ein Outdoor-Areal für Familien mit Attraktionen wie Aqua-Park, Hochseilgarten, Zip-Line und Food Trucks.


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SCHWEIZ | REISEN

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Auf die sanfte Tour

Liebliche Landschaften vor imposanten Kulissen: Die Freiburger Voralpen sind prädestiniert für Erkundungen auf Schneeschuhen. Wir stapfen ab Les Paccots gen Gipfel, mit vielen Höhepunkten. Susi Schildknecht

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aum hat man Schneeschuhe montiert, fühlt man sich im Modus eines Trappers und dem Abenteuer nahe. Genau das will ich, wohl dosiert. Meine Tour heisst «La Corbetta», die 1401 m ü. M. stehen zwar für einen kleinen Gipfel, aber für ein grossartiges Panorama. Auf der sieben Kilometer langen Rundtour werden gut 370 Höhenmeter auf- und abwärts zu bewältigen sein, gemütlichen Schrittes ist das in etwa dreieinhalb Stunden Marschzeit machbar. Es startet entspannt. Durchschnittsbesucher aus der Romandie fahren mit dem Auto zum Restaurant «Les Rosalys» (1119 m) ausserhalb von Les Paccots und geniessen erst mal das Hiersein. Fondue und ein Glas Weisswein schon vor dem Mittag, pourquoi pas? Es dampft aus den Caquelons. Auf der Speisekarte stehen all die verführerischen Köstlichkeiten des Terroir Fribourg: Fondue moitié-moitié, Bergsuppe, Meringues mit Doppelrahm etc. Als vernünftige Deutschschweizerin mit einem Plan im Kopf begnüge ich mich mit Kaffee und stapfe los.

Ein Genuss! Unterwegs auf leisen Sohlen über die Höhenzüge der Freiburger Voralpen.

Foto: Explora Tourismus, La Gruyère Tourisme, Schwarzsee-Senseland Tourismus

Schönheit auf Schritt und Tritt Zügig durchquere ich die kleine Ebene und lasse alle Infrastruktur hinter mir. Wildnis pur. Da und dort lese ich die Tierspuren neben dem Schneeschuhpfad … da ist eindeutig ein Hase vorbeigehoppelt, von der anderen Seite die unverwechselbare Schnür-Spur eines Fuchses. Beide führen unter ein schneebedecktes Tännchen. Was ist da wohl passiert? Ein GuteNacht-Sagen von Fuchs und Hase? Nach der kurzen Waldpassage trete ich auf eine sonnengeflutete Lichtung. Linkerhand gucken die spektakulären Felswände des Vanil des Artses (1991 m) hervor. Vanil heisst auf Freiburger Patois «schroffer Zacken». Ein erster Wow-Moment! Ein Glücksgefühl durchströmt mich angesichts von so viel Schönheit auf Schritt und Tritt. Dann zweigt die Schneeschuhroute rechts ab bis zur nächsten Lichtung. Der voll südwärts exponierte Hang

NOCH MEHR SCHNEETIPPS Jaun: Antreten zum Soldatenhaus-Trail Die SchweizMobil-Route 273 führt in sechs anspruchsvollen Stunden von der Bergstation des Gastlosen-Expresses zum legendären Berghaus und zurück ins Tal. Im Zweiten Weltkrieg zur alpinen Ertüchtigung der Freiburger Truppen erstellt, steht das Soldatenhaus heute für Gastfreundschaft und Genuss. Bis 13. Februar blitzt die Sonne durch das sagenumwobene Grossmutterloch. Voller Wut habe der Teufel einst sein Grosi an den Berg geschleudert. Wer das Spektakel erleben will, muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und Wetterglück haben.

Charmey: Top für Ruhesuchende Unweit von Charmey lockt im einsamen Val de Javro der Parcours L’Auta Chia, die SchweizMobil-Route 288, eine gut sechsstündige, genussreiche Runde. Start ist beim Kartäuserkloster «La Valsainte». Gipfelschönheiten wie Moléson, Dent de Broc, Vounetz und La Berra prägen das Panorama. Nach 680 Höhenmetern kann man beim Alpbeizli «L’Auta Chia» über einen Kamm zur Bergstation La Berra aufsteigen oder in weitem Bogen talwärts zurückkehren.

Dort knackt etwas, Vögel zirpen. Meine Sinne sind wach. Erquickend und schön! Lila Markierungsschilder mit einem zufrieden lächelnden Comic-Männchen (ein Schneeschuh-Schlumpf?) führen mich in den tief verschneiten Wald. Die zwischen hohen Fichten einfallenden Sonnenstrahlen sorgen für eine märchenhafte Atmosphäre. Ich folge dem vorgepfadeten Weg eine knappe halbe Stunde in Richtung Les Joncs. Diese Strecke wird auch von Spaziergängern gerne begangen – wohl weil an beiden Enden eine Restaurantterrasse lockt. Der präparierte Weg durch den Wald endet in Les Vérollis, wo drei Skilifte und ein Übungslift starten. Das Skigebiet Les Paccots ist für Waadtländer vom Lavaux bis Lausanne ein beliebtes Naherholungsgebiet.

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Schwarzsee: Panorama auf der Riggisalp Am Fuss der stolzen Hausberge Kaiseregg und Spitzfluh, mit Blick auf den Schwarzsee und die Voralpen wandert man in zwei Stunden über 500 Höhenmeter vom Gypsera-Parkplatz auf die Riggisalp (SchweizMobil-Route 285, im Bild). Auf der Panoramaterrasse des «Bärghuus Riggisalp» locken Freiburger Spezialitäten, für die Talfahrt steht die Sesselbahn bereit. Danach: Die Eispaläste im Wald vor Schwarzsee bilden eine Märchenwelt aus Eis und Licht.

Mit einheimischen Guides unterwegs

verlangt mir ein paar Schweisstropfen ab. Ich beschliesse, mir beim Alpchalet La Mayetta (1275 m) eine Rast zu gönnen. Der Blick zurück ist grandios, zumal nun auch die steilen Freiburger Bergschönheiten Dent de Lys (2014 m) und Teysachaux (1909 m) in mein Blickfeld gerückt sind. Steinbockland! Die Sonne gleisst, und die vom Dach fallenden Tropfen üben eine fast hypnotische Wirkung auf mich aus. Allerbestes Antidepressivum! Der Schneeschuhpfad führt weiter bergan und in einer leichten Drehung auf die Krete. Vorhang auf!

Der Genfersee liegt mir zu Füssen, im Schönheitsschlaf unter einer flauschigen Nebeldecke.

Fondue schmeckt nirgends besser Der Gipfel der La Corbetta (1401 m) selbst ist unspektakulär, dafür mit freiem Blick nach Westen und mit einem Holztisch zum Picknicken ausgestattet. Ich teile das Gipfelglück mit anderen Wanderern. Dann trete ich über den Grat von Corbetta den Rückweg an. Und da! Schon wieder ein Fondue – ganz ohne Beiz! Zwei einheimische Geniesserinnen haben sich an schöns-

Sicherheit geht vor Mit einem Guide oder einer geführten Gruppe laufen  Signalisierte SchneeschuhTrails wählen  Genug Zeit einplanen und sich nicht überfordern  Sich über Schneeverhältnisse und Wetter informieren  Nicht alleine losmarschieren 

Geübte Bergsportler, die sich abseits der signalisierten Routen bewegen möchten, müssen dieselben Vorsichtsmassnahmen treffen wie Skitourenläufer. Insbesondere haben sie die aktuellen Infos zur Lawinengefahr zu konsultieren, etwa auf der Website des SLFs (Instituts für Schnee- und Lawinenforschung). slf.ch

ter Aussichtslage niedergelassen und rühren andächtig in einem kleinen Caquelon. Diese Variante hat das Tourist Office von Les Paccots in ein Angebot namens «Fondue-Abenteuer» gepackt. Man bestellt das Fondue-Kit vorab, drin ist alles, was es zum Fondueplausch unter freiem Himmel braucht. Nirgendwo sonst schmeckt ein Fondue moitié-moitié besser als hier, in der Heimat der Käsesorten Gruyère und Vacherin Fribourgeois. Mein Schneeschuhpfad lotst mich am Skilift vorbei talwärts. In den steilen Lichtungen bewundere ich nochmals das Glitzern in den verschneiten Tannen. Mystisch schön! Ich bin nun ganz allein unterwegs. Und doch ist die Stille nicht absolut. Der Wald lebt, da lädt ein Ast seine stiebende Schneelast ab, dort knackt etwas, Vögel zirpen. Meine Sinne sind wach. Auch das ist erquickend und schön! Zurück in Les Vérollys schliesst sich die Runde der La-Corbetta-Schneeschuhtour, die SchweizMobil als Route Nr. 267 auflistet. Und jetzt? Zur Stärkung hat man die Wahl zwischen der «Auberge du Lac des Joncs» oder dem Restaurant «Les Rosalys». Da wie dort gibt es (natürlich!) ein wohlverdientes Fondue.

Viel Mehrwert bietet eine geführte Schneeschuhtour, da man vom Erfahrungsschatz der Wanderleitung profitiert. In den Regionen Schwarzsee und La Gruyère finden sich Perlen, etwa eine Mondscheinwanderung mit Sagen und Geschichten und anschliessendem Fondue. An mehreren Terminen im Februar (je 18.30 Uhr) führt Wanderleiterin Véronique ab der Talstation der Bergbahnen Charmey auf eine zweistündige, technisch einfache Schneeschuhtour – mit Fondue-Abschluss. la-gruyere.ch/charmey; fribourg.ch

IMPRESSUM Dieses Extra ist eine Gratisbeilage des Blick vom 27. Januar und des SonntagsBlick vom 28. Januar 2024. Auflage Blick: 74 852 Exemplare (WEMF/beglaubigt 2023) Leser Blick: 291 000 (MACH Basic 2023-1) Auflage SonntagsBlick: 91 215 Exemplare (WEMF/beglaubigt 2023) Leser SonntagsBlick: 325 000 (MACH Basic 2023-1) Herausgeber: Ringier AG, Brühlstrasse 5, 4800 Zofingen Verlag: Ringier AG, Dufourstrasse 23, 8008 Zürich Tel.: 044 259 62 62 E-Mail: brandstudio@ringier.ch Herstellung: Ringier Brand Studio (Leitung Fabian Zürcher) Produktion: Anna Blume Bildredaktion: Ulli Glantz Gestaltung: Zuni Halpern, Dominique Signer Vermarktung: Ringier Advertising Tel.: 058 269 20 00 E-Mail: digitalservices@ringier.ch Anzeigenpreise und AGB: www.ringier-advertising.ch Druck: DZZ Druckzentrum Zürich AG Bekanntgabe von namhaften Beteiligungen der Ringier AG gemäss Art. 322 Abs. 2 StGB: Admeira AG, DeinDeal AG, Energy Broadcast AG, Energy Schweiz Holding AG, Energy Bern AG, Energy Zürich AG, Energy Basel AG, Grupa Ringier Axel Springer Polska AG, JobCloud AG, OneLog AG, Ringier Central and Eastern Europe AG, Ringier Axel Springer Schweiz AG, Ringier Digital Ventures AG, Ringier Print Holding AG, Ringier Sports AG, Ringier Sports Media Group AG, SMD Schweizer Mediendatenbank AG, Ticketcorner Holding AG, Ringier Emerging Markets GmbH (Deutschland), Ringier Innovation GmbH (Österreich), S.C. Ringier Romania S.R.L. (Rumänien), EJOBS GROUP S.R.L. (Rumänien), REALMEDIA NETWORK SA (Rumänien), Ringier Pacific Limited (Hongkong), Homsters Asia Pte. Ltd. (Singapur), IM Ringier Co., Ltd. (Myanmar), Ringier South Africa (Pty) Ltd (Südafrika), Ringier One Africa Media (Pty) Ltd. (Südafrika), Marketplace Group Africa Ltd. (Mauritius)


REISEN | CITYTRIP

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Gewusel, Geschäfte und Wäsche zwischen den Balkonen: In den engen Gassen der Altstadt, wie in der Via dei Tribunali, schlägt das Herz Neapels lauter und schneller.

Pompeji mit dem Apollo-Tempel ist Unesco-Weltkulturerbe und einen Besuch wert. Oder man wagt sich unter die Erde (unten) in die Katakomben von San Gennaro.

Die Piazza del Plebiscito ist der auffälligste Platz im Stadtzentrum. Unten: Mit seinen 1281 Metern thront der Vesuv über der quirligen Metropole.

NEAPEL

Tanz um den Vulkan Neapel ist Sehnsuchtsziel und eine Stadt der Kontraste: Pizza und Pompej, Charme und Chaos, hoch hinaus auf den Vesuv oder unter die Erde zu Katakomben – wir sagen, was sich lohnt. Susi Schildknecht

Überblick verschaffen Vom Castel Sant’Elmo zuoberst im schicken Vomero-Quartier überblickt man die Altstadt und den Golf von Neapel. Hinauf gehts mit dem Funicolare Centrale, hinunter schlendert man mit Gelato in der Hand. Übersicht gewinnt man auch im Hop-on/Hop-off-Bus, der die historische Grandezza und die einmalig schöne Küsten­ strasse Neapels abfährt. Die Infos im Audio-Guide sind mit schmachtenden Liebesliedern stimmig untermalt.

Paläste und Gassen Von der Piazza Municipio spaziert man zur Festung Castel Nuovo, zum Königspalast, zum Opernhaus Teatro San Carlo, in die Galleria Umberto und über die grandiose Piazza del Plebiscito. Danach wagt man sich in die Altstadtgässlein: in die schnurgerade «Spaccana­poli», die legendäre Krippen­strasse San ­Gregorio Armeno oder das

­ rsprüngliche Viertel La Sanità, u wo Gott und König Fussball ­gleichermassen verehrt werden.

Kirchen für alle Zuallererst ist da der Duomo San Gennaro mit den Reli­quien des Schutzpatrons der Stadt, der uralten Taufkapelle und der Schatzkammer mit dem Blut des Heiligen. Bei der Piazza del Gesù Nuovo besucht man die gleichnamige Kirche und die Klosteranlage Santa Chiara mit ihrem Garten. Die «7 Werke» von Caravaggio ­lassen sich in der Kapelle Pio Monte della Misericordia bestaunen. Wer auf ein Wunder hofft oder heiraten möchte, ist in der Chiesa del Buon Consiglio beim Capodimonte richtig.

Unter der Erde Die Zeitreise in den Katakomben von San Gennaro führt bis ins 2. Jahrhundert zurück. Im Tuffgestein betteten die frühesten Christen ihre Verstorbenen zur Ruhe und schmückten die Stätten mit Fresken und Mosai-

ken. Einzigartig ist die im 4. Jahrhundert erbaute unter­ irdische Basilika. Dass Teile des verschlungenen Labyrinths heute profane Parkplätze sind, stört niemanden.

Zum Abendessen lassen sich die Einheimischen gern dort nieder, wo etwas läuft, etwa auf der Piazza Dante. Romantische Kulissen am Meer bieten die Fischrestaurants am Hafen von Santa Lucia und im antiken Borgo Marinari.

Pomp in Pompeji Im Jahr 79 n. Chr. vom VesuvAusbruch zerstört und metertief begraben, offenbaren die Ausgrabungen einen einmaligen Einblick ins Leben der ­Römer. Strassenzüge mit stattlichen Wohnhäusern, Lokalen und Werkstätten, Forum, Amphitheater, Tempel und Thermen lassen diese Epoche auf­ leben. Unbedingt bis zur Villa dei Misteri (2. Jh. v. Chr.) ­bummeln, um den leuchtend bunten Freskenzyklus zum ­Dionysoskult zu bewundern. Nach Pompeji Scavi gelangt man bequem mit dem Zug.

Hotspots am Abend Lebhafter Treffpunkt der Jugend ist die Piazza Bellini mit quirligen Bars und Lokalen.

Geburtsort der Pizza Margherita Das kulinarische Erbe Neapels lässt sich bei ­einer geführten Street Food Tour häppchenweise einverleiben, inklusive der Geschichten dazu. Ein Muss ist die Pizza Margherita: Sie wurde 1889 in Neapel erfunden, zu Ehren des Besuchs von Italiens Königin Margherita. Der Fladen war belegt mit den Farben der Nation: ­Tomaten (rot), Mozzarella (weiss) und Basilikum (grün). Auch köstlich: knusprige Tarallo-Kringel, das kul­tige Cuoppo, eine Papiertüte voller frittierter Meeresfrüchte, die zusammen­ gefaltete Pizza Porta­foglio sowie Dessertgebäck wie Babà oder Sfogliatella.

Vesuv zu Fuss «La Montagna» mit seinem wunderschönen Vulkankrater lässt sich zu Fuss erobern. Gücksgefühle auf dem Gipfel (La Cima, 1281 m ü. M.) inklusive. Dieses Panorama! Tiefblau glitzert der Golf mit den Inseln, da liegt das quirlige ­Napoli, dort die Reste von Pompeji, im Süden die Halb­ insel von Sorrent. Im Nationalparkzentrum in San Sebastiano gibts Informationen zu den Wanderwegen. parconazionaledelvesuvio.it

Abtauchen Wie wäre es mit einem Tauchgang zu römischen Thermen und Mosaiken? Infolge Verän-

derungen des Meeresspiegels liegen in Baia Teile des antiken Heilbads unter Wasser. Der ­archäologische Unterwasserpark Baia lässt sich mit einem Boots- oder Tauchausflug erkunden. Achtung: Aktuelle Infos zum vulkanischen Geschehen auf den Phlegräischen Feldern einholen. subaia.com

Filmreifes Procida Weniger prominent als Capri oder Ischia, aber authentisch charmant: Die 4 km2 kleine Insel Procida ist per Schnellboot in 40 Minuten zu erreichen. Pastellfarbene Häuser am Hafen, gemütliche Bars und Beizen, auf dem Hügel die Festung Terra Murata, wo in der Abtei di San Michele die Grabstätten der Insel-Bruderschaften besucht werden können. Am schwarzen Lavastrand Chiaia badet man mit Blick zum alten Hafen von Corricella, Drehort des Films «Il Postino».

Publireportage

Doch Deutschland hat weit mehr zu bieten als Fussball. Köln und Frankfurt – die Spielorte der Schweizer Nationalmannschaft – bieten durch die gute Erreichbarkeit und zentrale Lage viele Möglichkeiten, weitere Highlights zu entdecken. Die lokalen Spezialitäten wie Kölsch und Ebbelwoi, Tagesausflüge in das Rheintal mit zahllosen Burgen und Schlössern oder zur Industriekultur

im Ruhrgebiet – es gibt unendlich viele Möglichkeiten, die den Aufenthalt unvergesslich machen. So auch die Weinberge und die Automuseen in der Region Stuttgart, wo die Nati übernachten und trainieren wird. Kommen Sie nach Deutschland für den Fussball und bleiben Sie für die Kultur, Geschichte und Gastfreundschaft.

www.germany.travel

Fotos: Getty Images, Shutterstock

Das Herz des Fussballs pulsiert diesen Sommer in Deutschland: in zehn Städten findet vom 14. Juni bis zum 14. Juli 2024 die Europameisterschaft der Männer statt. Das Erlebnis beschränkt sich nicht auf die Spiele im Stadion: auf Fanfesten und Public Viewings erleben Fans und Besuchende aus aller Welt die unvergleichliche Atmosphäre beim Fussball-Ereignis des Jahres.

Foto: AdobeStock/Jacob Lund

Fussballsommer in Deutschland – ein Erlebnis, das über den Sport hinausgeht



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REISEN | MAROKKO

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Die malerische Lage am Fuss des Atlasgebirges und die prächtige Aït-Ben-HaddouKasbah machen die Region rund um Ouarzazate zum Besuchermagneten.

Die Wüste lebt Von Christiane Neubauer

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s ist eine Begegnung der be­ sonderen Art. Eine, mit der ich an diesem lebensfeind­ lichen Ort nicht gerechnet hatte. Heisser Sand, so weit das Auge reicht. So heiss, dass ich mich erst traue, barfuss zu laufen, als die Dünen der Sahara im Licht der tief stehenden Sonne bereits lange Schat­ ten werfen. Da taucht er völlig über­ raschend aus eben diesem heissen Sand auf: ein kleiner, schwarzer Käfer. Zielstrebig läuft er direkt auf mich zu – fast so, als wollte er Hallo sagen. Wie er so krabbelt, kritzeln seine lan­ gen, dünnen Beinchen geheimnisvolle Hieroglyphen in den Sand. Ich setze mich, lasse ihn auf meine Hand krabbeln, und wir beäugen ein­ ander. Das erste Mal, als ich so einen

Käfer sah, war ich noch ein Kind. Im Fernsehen lief «Die Wüste lebt», ein mehrfach preisgekrönter Film über die Überlebensstrategien von Tieren und Pflanzen in Wüstenregionen. Er hat mich seinerzeit so schwer beein­ druckt, dass ich beschloss, Tierfilme­ rin zu werden. Daraus wurde dann leider doch nichts. Dass mir der Käfer aus dem TV Jahrzehnte später in echt begegnet, rührt mich daher zutiefst. An den Namen des Krabbeltiers kann ich mich leider nicht erinnern. Zurück im Wüstencamp berichte ich meinen Mitreisenden, die zwischen den Zelten auf Decken und Fellen um ein Lagerfeuer sitzen und «Whisky marocain» schlürfen, von dem Déjàvu-Erlebnis. «Marokkanischen Whis­ ky», so nennen die Einheimischen

Eine Übernachtung im Wüstencamp ist ein beeindruckendes Marokko-Erlebnis.

ihr Nationalgetränk augenzwinkernd: grüner Tee mit Minze und Zucker. Er wird zu jeder Gelegenheit in kleinen Gläsern serviert, heiss und süss. Farb­ lich ähnelt der Tee dem Whisky. Das sind dann aber auch alle Ähnlichkei­ ten. Hamdullah! (Gottseidank) – fin­ den die Marokkaner, die überwiegend muslimischen Glaubens sind und kei­ nen Alkohol trinken dürfen. «Das war ein Nebeltrinker-Käfer», hilft Hassan Taki meinem Gedächtnis auf die Sprünge. «Seinen Namen ver­ dankt der Käfer seiner Fähigkeit, Ne­ beltröpfchen auf seinem Chitinpanzer zu sammeln und sie von dort in seinen Mund zu leiten.» Sein Spitzname sei aber Tok Tokkie. «Denn in der Paa­ rungszeit lockten die Männchen die Weibchen an, indem sie mit ihrem

Panzer auf den Sand klopfen, fügt Hassan schmunzelnd hinzu. Der 61-Jährige ist ein wandelndes Lexi­ kon, das fliessend Deutsch spricht, und unser Guide auf dieser Reise. Seit rund einer Woche entdecken wir gemeinsam mit Hassan und Bus­ fahrer Mohammed den touristisch bislang kaum erschlossenen Süden Marokkos. Eine Rundreise, die uns von der quirligen Metropole Marrakesch aus zunächst über das Atlasgebirge und dann bis an die Grenze Algeriens geführt hat. Hier liegt Erg Chegaga, Marokkos grösste Sandwüste, ein schier endloses Meer aus rötlichen Dünen. Eine Übernachtung in einem der Wüstencamps dort gehört zu den beeindruckendsten Erlebnissen, die der Süden Marokkos zu bieten hat, und sollte daher auf keiner Reise fehlen. Ein weiterer Höhepunkt ist der Be­ such der Festungsstadt Aït-Ben-Had­ dou, der wohl schönsten und daher auch berühmtesten aller Kasbahs. So heisst Festung auf Arabisch. Aït-BenHaddou besteht aus ineinander ver­ schachtelten Wohntürmen, die aus Stampflehm errichtet wurden. «Bereits

Rabat

MAROKKO Boumalne Marrakesch Asif Mellah Aït-Ben-Haddou Atlas-Gebirge Erg Chegaga

Todra-Schlucht

Tinghir NOOR Ouarzazate Kasbah Taourirt

ALGERIEN

Hauptstadt Rabat Fläche 712 550 km² (mit Westsahara) Einwohner 37,5 Millionen (2022) = 84 Einwohner pro km² Amtssprache Arabisch und Tamazight (Berbersprache) Währung Marokkanischer Dirham MAD (1 CHF = 11,61 MAD) Staatsoberhaupt König Mohammed VI.

In den Zelten des Beduinencamps Azawad nächtigt man gemütlich.

Fotos: Christiane Neubauer, Claudia Schade, Getty Images

Bizarre Wüsten, pittoreske Oasen und jahrhundertealte Festungsstädte: Ein Streifzug durch Marokkos Süden, dem Hollywood schon lange verfallen ist.


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MAROKKO | REISEN

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KURZ UND KNAPP

Hinkommen Edelweiss fliegt mehrmals die Woche nonstop nach Marrakesch sowie nach Agadir. flyedelweiss.com

Reinkommen Für die Einreise benötigen Reisende aus der Schweiz kein Visum. Erforderlich ist ein Reisepass, der mindestens für die Dauer des Aufenthalts gültig ist.

Rumkommen Ab Marrakesch individuell mit Miet­wagen, Sammeltaxis oder Bus. Regionale Veranstalter bieten zwei- oder mehrtägige Ausflüge im Kleinbus mit oft einfacher Übernachtung im Wüstenzelt an.

Organisation Die beschriebene Tour wurde von Gebeco organisiert. Der Reiseveranstalter hat acht Marokko-Reisen im Programm. Preisbeispiel: «Kasbahs, Königsstädte und Oasen», 11 Tage, ab 1824 Franken inkl. Flüge. Oder «Strasse der Kasbahs» (10 Tage, ab 1488 Franken inkl. Flüge). gebeco.de

Mit Reiseführer Hassan Taki (Mitte) Marokkos Schätze ent­ decken. Dazu zählt ein Besuch auf dem Souk (l.), die Erkun­ dung der spektaku­lären Todra-Schlucht und natürlich Marrakesch (r.).

Unterkommen Marrakesch: Das «Riad Nelia De Marrakech Hotel Boutique & Spa» am Rand der Altstadt mit Pool, Hamam und ­Massageservice, DZ ab 123 Franken. riadnelia.com Erg-Chebbi-Wüste: Die Zelte im «Luxury Camp by Dar Azawad» gibt es für Soloreisende, Paare und Familien. Mit eigenem Badezimmer, DZ ab 154 Franken. azawad-luxury-camp.com

Weitere Infos visitmorocco.com/de

im 11. Jahrhundert war dieser Ort eine wichtige Station auf der ­Handelsroute zwischen Timbuktu, einer Oasenstadt am Rand der Sahara im westafrikanischen Staat Mali, und Marrakesch», erklärt Hassan, während er uns durch das Labyrinth aus Gassen führt. Bereits in den 1960er-Jahren hat auch Hollywood dieses archaisch anmutende Juwel für sich entdeckt. Für über ­ 20 Filme und Serien diente Aït-BenHaddou seither als Kulisse, darunter Kultfilme wie «Lawrence von Arabien», «Die Jagd nach dem Juwel vom Nil», «Himmel über der Wüste» und «Game of Thrones». 1999 prügelte sich Gladiator Russell Crowe in einem ­ ­Amphitheater am Rand der Festung, und auch im vergangenen Jahr kehrte ­Regisseur Ridley Scott für die Dreh­ arbeiten für «Gladiator 2» nach AïtBen-Haddou zurück. Nach einem kurzen, aber durchaus schweisstreibenden Aufstieg erreichen wir den höchsten Punkt der Festungsstadt, die seit Jahrhunderten im Besitz der Berbersippe Ben Haddou ist und seit 1987 zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Von hier oben hat man eine atem-

beraubend schöne Aussicht auf die umliegende Umgebung und den Fluss Asif Mellah, der nicht nur die Einwohnerinnen und Einwohner seit jeher mit Wasser versorgt, sondern auch die Karawanen, die hier einst durchzogen. Auf der «Strasse der Kasbahs» geht es für uns weiter nach Ouarzazate, um eine weitere Kasbah zu erkunden. Taourirt heisst sie und war einst eine Residenz des mächtigen Berberfürsten Thami El Glaoui. «Als Pascha von ­Marrakesch unterstützte El Glaoui das Protektorat Frankreichs über Marokko. Im Gegenzug überliessen die Franzosen ihm eine faktisch unabhängige Herrschaft über weite Teile Süd- und Südostmarokkos. Die dehnte er immer weiter aus, bis er schliesslich etwa ein Achtel des gesamten Landes kontrollierte», weiss Hassan. Mittags führt uns Hassan zu einer lokalen Bäckerei, damit wir Medfouna kosten können – eine Teigtasche, die mit einer Paste aus Fleisch, Zwiebeln und Gewürzen gefüllt wird. Sie wird auch Berber Pizza genannt, fügt Hassan grinsend hinzu. Als wir weiterfahren, kommen wir an einer «Attrak­

tion» vorbei, die wie die Kulisse für ­einen Science-Fiction-Film wirkt: Es ist NOOR (arabisch für Licht), das derzeit grösste Sonnenkraftwerk der Erde. «Es soll das Königreich Marokko unabhängiger von Gas- und Öllieferungen machen», berichtet Hassan mit sichtlichem Stolz. Übernachtet wird in Boumalne, einer Stadt, die auf 1500 Metern über dem Meeresspiegel liegt. Am nächsten Tag fahren wir zunächst nach Tinghir. Die Stadt ist von üppigen Palmenhainen umgeben. Auch Aprikosen, Mandeln, Oliven und Granatapfelbäume gedeihen hier. Möglich macht das alles das Wasser des Flusses Oued Todra, der im Hohen Atlas entspringt. Doch die Zeiten, in denen man mit dem Anbau von Datteln reich werden konnte, sind längst vorüber. Und so wirkt der Souk, also der Markt, über den wir schlendern, wie aus der Zeit gefallen. Händler bieten Werkzeuge und andere Utensilien an, die aussehen, als seien sie aus dem Mittelalter. Kinder in schmuddeligen Klamotten tollen um uns herum, wie junge Hunde, und ­versuchen, uns billige Souvenirs made in China anzudrehen. «Ma’a salama»

Golf-Gepäck inklusive

rufen uns die Kinder nach, Golf hat in Marokko Tradition: Seit den frühen als wir in den Bus steigen. 20er-Jahren gibt es den Royal Golf Course Wörtlich übersetzt bedeuin Marrakesch. Heute ist die Stadt dank erstklassiger te das «mit Frieden», erAnlagen zu einem beliebten Golfreiseziel geworden. klärt Hassan. Es werde Wer mit Edelweiss in die Golf-Ferien nach Marokko aber wie das deutsche aufbricht, ist im Vorteil: Die Airline transportiert das «auf Wiedersehen» geerste Sportgepäck der Kategorie Normal braucht. (bis 23 kg) kostenfrei mit. Einfach direkt bei Die Fahrt geht weiter zur Todra-Schlucht, die mit ihder Buchung oder bis 4 Tage vor Abflug ren teils bis zu 300 Meter online anmelden. Infos: ­hohen Felswänden zu einem der flyedelweiss.com spektakulärsten Canyons auf unserem Planeten zählt. Im Lauf der Jahrtausende hat der Fluss Oued Todra auf seinem Weg vom Hohen Atlas in den Süden des Landes die Schlucht in den den Klang von Trommeln herüber, die roten Sandstein gefräst. Die imposanin einem anderen Wüstencamp geten Steilwände ziehen Kletterer und anschlagen werden. Der würzige Duft dere Abenteurer, die auf der Suche nach des frisch aufgebrühten Pfefferminzeinem Adrenalinkick sind, magisch an. tees schwebt über dem Lagerplatz, Wir hingegen wandern einfach durch während unsere Gastgeber Süssigkeidie Schlucht und geniessen die spektaten herumreichen, die mit Rosenwaskuläre Umgebung – eine Landschaft, ser parfümiert sind. Ein Mahl der die begrenzt ist und dennoch viel Platz ganz besonderen Art mitten im Nirlässt für Gedanken und das Gehen. gendwo. Abertausend Lichter funkeln Der Tag klingt am Lagerfeuer in am Firmament. Nirgendwo, so sagt dem am Anfang beschriebenen Wüsman, ist der Sternenhimmel so schön tencamp aus. Ein warmer Wind weht wie über der Wüste.

Die bewegte Geschichte der Berber Marokkos Ein hochwertiger Teppich – das ist wohl für viele der erste Gedanke, wenn sie mit dem Wort Berber konfrontiert werden. Weniger geläufig ist, dass die Berber auch eine Volksgruppe und als solche die «Ureinwohner» Nordafrikas sind. Das heisst, sie lebten in diesem Teil des Kontinents, lange bevor Phönizier, Römer, Araber, Franzosen und andere Eroberer eindrangen. Die Berber selbst nennen sich übrigens nicht so, sondern bezeichnen sich als «Imaziren», was übersetzt «freie Menschen» oder «edle Menschen» bedeutet. Der Begriff Berber stammt vom lateinischen

Begriff «barbarus» (Barbaren) ab. Verständlicherweise lehnt die Volksgruppe selbst diese Bezeichnung ab. Im Königreich Marokko machen die Berber bis heute zwei Drittel der Bevölkerung aus. Sie leben aber nicht nur in Marokko, sondern auch in Algerien, Tunesien, Libyen, Mauretanien und auch weiter südlich in Afrika. Als Ferienland wirbt Marokko gern mit dem Mythos der stolzen Berber – ihre Traditionen und ihr Kunsthandwerk sind Marken, mit denen sich gut Geld verdienen lässt. Tatsächlich gibt es aber noch viel Nachholbedarf,

was die Wertschätzung für die Imaziren angeht. Durch Arabisierung und Kolonialisierung wurden ihre Kultur und Sprache an den Rand gedrängt. Daran änderte auch die Unabhängigkeit Marokkos vom französischen Protektorat im Jahr 1956 nichts. Im Gegenteil. Marokko wurde zu einem zentralistischen Staat, in dem die ethnische Vielfalt nicht als Reichtum, sondern als Bedrohung wahrgenommen wurde. Herrscher wie König Hassan II. verwehrten den Berbern lange die Errungenschaften der modernen Zivilisation, wie etwa fliessendes Wasser oder Elektrizität.

Erst König Mohammed VI., der Ende der 90er-Jahre den Thron bestieg, leitete Reformen ein. Unter anderem ist die Muttersprache der Berber, Tamazight, seit 2011 auch als Amtssprache anerkannt. Die Berberteppiche sind übrigens nach wie vor ein lohnenswertes Souvenir aus Marokko. Folgendes sollte man aber im Hinterkopf haben, bevor man verhandelt: An einem zwei bis drei Quadratmeter grossen Teppich arbeitet eine Frau alleine bis zu drei Monate, wenn sie Hilfe hat bis zu zwei Wochen. Handeln Sie also nicht zu hart!


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REISEN | KROATIEN

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KURZ UND KNAPP

Hinkommen Die Kvarner Bucht ist von der Schweiz aus über Autobahnen via Italien, aber auch per Bahn erreichbar (mit dem Auto ab Zürich ca. 8 Stunden, mit dem Zug ca. 12 Stunden). Bis 8. Mai 2024 fliegt Croatia Airlines mittwochs und samstags von Zürich nonstop nach Pula, nach 8. Mai noch häufiger. Hin- und Rückflug ab 157 Franken. Von Pula via Mietwagen oder Busshuttle an die Kvarner Bucht. croatiaairlines.com Von Zürich täglich eine direkte Flugverbindung nach Zagreb mit Croatia Airlines oder KLM. Von Zagreb ist die Küste via Flixbus oder Zug (Arriva) schnell und günstig zu erreichen. global.flixbus.com Oder mit dem Nachtzug von Zürich nach Zagreb. nightjet.com

Unterkommen Das «Kvarner Palace» in Crikvenica begeistert mit dem Flair aus der «k. u. k. Zeit». Parkanlage mit Blick zur Insel Krk, hoteleigener Strand, DZ ab 300 Franken inkl. Frühstück. kvarnerpalace.info In Opatija verwöhnt das «Hotel Miramar» seine Gäste mit imperialer Eleganz. Das Vier-Sterne-Haus verfügt über ein Spa mit Innen- und Aussenpools und eine von den Gästen gelobte Küche. DZ ab 118 Franken. hotel-miramar.info

Medical Wellness Die Klinik Thalassotherapia Crikvenica ist spezialisiert auf Atemwegserkrankungen und Hautprobleme. Sogar Säuglinge können dort behandelt werden, zwei Villen mit Familienapartments bieten Quartier. thalasso-ck.hr Die Poliklinik Terme Selce wird von Dr. Vlasta Brozicevic, einer Koryphäe auf dem Gebiet der Sportmedizin, geleitet, ist mit modernsten medizinischen Geräten ausgestattet, die Preise sind dennoch moderat. terme-selce.hr Die Klinik Thalassotherapia Opatija hat sich auf Derma- und Rheumatologie sowie auf die Therapie von Herz- und Kreislaufprobleme spezialisiert. Sie bietet Physiotherapie, moderne Kinesio- und Hydrotherapie. thalassotherapia-opatija.hr Die Kvarner Therapiezentren haben auch «Post-Covid-Programme» entwickelt. In der Terme Selce etwa gibts ein sechs- bis zwölftägiges Rehabilitationsprogramm mit täglich fünf Behandlungen, vorzugsweise im Freien, um den Klimavorteil zu nutzen und zu erweiterter Atmungskapazität beizutragen.

Weitere Infos  kvarner.hr/deu/tourismus  visitopatija.com/de  croatia.hr/de-de

Das einstige Fischerdorf Volosko an der Kvarner Bucht hat sich zum beliebten Urlaubsziel entwickelt.

Mehr vom Meer Die Kvarner Bucht in Kroatien ist berühmt für ihr mildes Heilklima, das viele Krankheiten lindern oder heilen kann – einfach durch Anwesenheit.

M

an kommt nicht umhin, das Mädchen mit der Möwe um ihren Aussichtsplatz zu beneiden. Zu ihren Füssen plätschert glasklar das Wasser der Adria an die Felsen, ihr Blick ist auf den Horizont gerichtet, der im Licht der untergehenden Sonne betörende Farbtöne angenommen hat: erst Orange, Lachs und Apricot, dann Rosa und Flieder durchsetzt mit Schlieren aus dunklem Violett. Ein lauer Abendwind weht aus dem nahen Park den herrlichen Duft von Pinien herüber. Dann ist da noch das Konzert der Zikaden, das zu einem Urlaub in Kroatien gehört wie das Rauschen der Palmen in der Karibik. Das Mädchen mit der Möwe ist eine Statue und das Wahrzeichen des Seebads Opatija an der Kvarner Bucht – seit Jahrzehnten bewundert, tausendfach fotografiert. Sie steht nur einen Steinwurf von Opatijas berühmten Lungomare entfernt auf einer Landzunge im Meer. Der Promenadenweg führt auf

Christiane Neubauer einer Länge von knapp zwölf Kilometern direkt an der Riviera von Opatija entlang – vorbei an mondänen Villen, an Parks und Gärten mit mediterraner Vegetation, an Kaffeehäusern und Restaurants. Flanieren kann man hier so gut wie das ganze Jahr über, denn die Kvarner Bucht ist eine der klimatisch mildesten Regionen Kroatiens mit rund 200 Sonnentagen pro Jahr. Bereits im 19. Jahrhundert suchten hier deshalb Europas Schöne und Reiche Zuflucht vor dem Schmuddelwetter in Paris, Berlin und Wien. Auch kreative Köpfe liessen sich von der malerischen Natur inspirieren. Doch seit jeher zieht es auch noch eine andere Klientel in die Region: Gäste mit Allergien und Asthma, mit Rheuma, Migräne, Hautkrankheiten, Übergewicht und Erschöpfung. Menschen also, die hier nicht nur Urlaub machen, sondern gezielt etwas für ihre Gesundheit und

Kastav Opatija

ihr Wohlbefinden tun wollen. Denn in der Kvarner Bucht erzeugen die ätherischen Öle der mediterranen Vegetation gemeinsam mit Aerosolen aus dem Meer ein spezielles Mikroklima, das viele Krankheiten lindert – einfach durch Anwesenheit.

Lungenkapazität erhöht sich «Wellness und Detox wurden an dieser Küste bereits gelebt, als es die Bezeichnungen noch gar nicht gab», sagt Marijana Biondić vom Tourismusverband der Stadt Crikvenica, die rund 40 Kilometer südlich von Opatija liegt. «Bei einem Aufenthalt von zwei Wochen erhöht sich die Lungenkapazität nachweislich um vier bis fünf Prozent», verspricht sie. «Kvarner Effekt» werde das Phänomen genannt. Man muss also nichts tun, einfach nur da sein! Aus diesem Grund wurde Opatija bereits 1889 zum heilklimatischen «Luftkurort» ernannt – wenige Jahre später holte sich auch Crikvenica diesen «Titel». Bald flanierten betuchte

Bade- und Kurgäste aus ganz Europa durch die ehemaligen Fischerdörfer. Innerhalb weniger Jahrzehnte entwickelte sich Opatija zum mondänsten Kurort der k.-u.-k.-Monarchie und schmückte sich mit Beinamen wie «Wien am Meer» oder «Königin der Adria». Zu den berühmtesten Gästen zählten die Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi), der Grossherzog von Luxemburg Wilhelm IV., der italienische Komponist Giacomo Puccini, der irische Schriftsteller James Joyce sowie das Schweizer Universalgenie Albert Einstein. An der Internationalität der Gäste hat sich bis heute nicht viel geändert. Die Poliklinik Terme Selce an der Riviera von Crikvenica behandelte nach eigenen Angaben bereits Patienten aus 86 Ländern! Doch was früher Adeligen und Reichen vorbehalten war, nennt sich heute «Medical Wellness» (engl. medizinisches Wohlbefinden) und ist auch für Otto Normalverbraucher erschwinglich. «Die Behandlungen sind wegen der niedrigeren Lohnkosten bei

Zagreb

Crikvenica Kvarner Bucht

Don au

KROATIEN Drina

Blick auf die Bucht samt Fischkutter. Hauptstadt Zagreb Fläche 56 594 km² Einwohner 3,83 Millionen (2021), 68 Einwohner pro km² Amtssprache Kroatisch Währung Euro Bruttoinlandsprodukt 68,96 Milliarden USD (2021) Der berühmte Spazierweg Lungomare führt an der Riviera von Opatija entlang.

Unabhängigkeit 25. Juni 1991 (von Jugoslawien)

«Medical Wellness» boomt im Luftkurort.

Fischerboote im kleinen Hafen von Opatija.

Fotos: Frank Heuer, Christiane Neubauer, Gerd Krauskopf, Shutterstock

Adria


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KROATIEN | REISEN

Symbol einer Tragödie

Die Statue des Mädchens mit der Möwe, das aufs offene Meer der Adria blickt, ist Opatijas bekannteste Sehenswürdigkeit.

uns deutlich günstiger als in Deutschland, Österreich und der Schweiz», erklärt die Leiterin der Terme Selce, Dr. Vlasta Brozicevic. Kostenorientierter Medizintourismus ist das Schlagwort. Die Ärztin und ihr 44-köpfiges Team haben sich vor allem der Reha­ bilitation nach operativen Eingriffen Anzeige

An der Stelle, an der heute Opatijas berühmteste Statue, das Mädchen mit der Möwe, zu finden ist, stand bis Anfang der 1950erJahre eine andere Skulptur: «Madonna del Mare». Sie sollte die Erinnerung an den deutschen Grafen Arthur Kesselstadt und seine Frau, Gräfin Anne Fries, wachhalten. Die beiden waren am 27. März 1891 bei einem Bootsausflug ertrunken. Zum Gedenken liess die Familie Kesselstadt eine steinerne Madonnenstatue auf einem Felsen im Meer aufstellen, stellvertretend für alle Liebespaare, die ein tragisches Ende fanden. Mit den Jahren setzten Wind und Wetter der Skulptur aber so zu, dass sie in ein Museum in Sicherheit gebracht und durch das bronzene Mädchen mit Möwe ersetzt wurde.

und der Behandlung von Sportverletzungen verschrieben. Neben Rentnern und Geringverdienern kuren auch zahlungskräftige Patienten hier, ebenso wie internationale Fussballprofis und Mitglieder der kroatischen Skimannschaft. Trikots und Autogrammkarten zieren die Wände in

der Lobby der Klinik, die gar nicht wie ein Spital daherkommt, eher wie ein Wellnesshotel. Und das ist die Terme Selce irgendwie auch: Denn AntiStress, Spa- und Beautyprogramme ergänzen auf Wunsch des Patienten das individuelle Therapieprogramm, das Fachärzte im Anschluss an die Anfangsdiagnose erstellen und das auch Physiotherapie, Ernährungsberatung und Psychologie einschliesst. In der Klinik Thalassotherapia Crikvenica hat man sich dagegen auf die Erkrankungen der Atemwege und des Bewegungsapparates spezialisiert. Auch Kinder werden erfolgreich behandelt. Die Klinik verfügt über 120 Betten mit Drei-Sterne-Zimmern und Appartements sowie einem umfangreichen Gesundheits- und Wellnessangebot. Sie kann eine Unterbringung mit Halbpension in der Nebensaison für moderate 50 Franken pro Tag und Person anbieten. In der Hochsaison sind es etwa 80 Franken. Ohne Reservierung mehrere Monate im Voraus ist kein Zimmer zu bekommen. Gäste, die sich ambulant behandeln lassen wollen, bekommen dagegen in der Regel noch am selben Tag einen Termin. Besonders stark ist der Kvarner Effekt übrigens dann, wenn der berühmtberüchtigte Fallwind Bora das Meer aufwirbelt und die Luft mit Meersalz­ partikeln anreichert. «Dann reiben sich Luft und Wasser aneinander und erzeugen reinigende negative Ionen auf natürlichste Weise. Spurenelemente und Mineralien wie Magnesium, Mangan und Kobalt wandern in feinster Form bis in die letzten Ecken der Lunge», schwärmt Dr. Vlasta Brozicevic. «Körperliche Bewegung verstärkt die Wirkung.» Erleichtert nehme ich zur Kenntnis, dass Joggen nicht nötig ist. Ein Spaziergang auf dem Lungo­ mare tut es auch. Mädchen mit der Möwe – ci vediamo!

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NICHT VERPASSEN Oh, wie süss!

Schlemmen im Piratennest Im Bergstädtchen Kastav (Bild), das einst die Küstenbewohner vor Piraten schützte, findet sich eines der besten Restaurants der Opatija Riviera. Patron Nenad Kukurin und sein neuer Küchenchef Ognjen Novkovic setzen im Restaurant des Design-Boutiquehotels «Kukuriku» auf die feinsten Produkte der Region Kvarner und eine Weinkarte, die die wiedererstarkte, kroatische Winzerszene eindrucksvoll widerspiegelt.

Antiker Frauenschwarm Mehr als zwei Jahrtausende Jahre ruhte eine Statue des griechischen Athleten Apoxyomenos am sandigen Grund der Adria vor der Insel Lošinj. 1996 wurde die Skulptur, deren Anblick Frauenherzen höherschlagen lässt, entdeckt und 1999 geborgen. Nach einer internationalen Tournee, die Apoxyomenos unter anderem in den Louvre Paris, ins British Museum London und ins Getty Museum Los Angeles führte, «residiert» er nun auf der Insel Lošinj in seinem eigenen, spektakulär designten Museum, wo frau ihn unbedingt besuchen sollte.

Die Kvarner Bucht ist auch eine beliebte Destination für Naschkatzen. Probieren Sie unbedingt die «Rabska-Torta» – ein schneckenförmiger Kuchen, der von der Insel Rab stammt. Die Hauptzutaten sind Mandeln und Maraschino-Kirschlikör. Ebenso köstlich ist die Frankopanska Torta (zu Deutsch: Frankopan-Torte), eine Spezialität aus Crikvenica. Sie besteht aus mehreren Schichten Blätterteig, Creme und Rahm mit Pfirsichen.

Echt bärig Wanderer finden nur wenige Kilometer von den Badestränden der Adria entfernt ihr Eldorado: die Hochebene des Gorski Kotar mit ihren Wasserfällen, Seen und bewaldeten Berghängen. Die Sichtung von frei lebenden Bären ist nicht ausgeschlossen.

Herz und Hafen Die Hafenstadt Rijeka genau zwischen den beiden beliebten Rivieren von Opatija und Crikvenica gilt als Herz der Kvarner Region. Hinter ihren historischen Mauern verbirgt sich so mancher Schatz, weshalb sie im Jahr 2020 zur Europäischen Kulturhauptstadt gekürt wurde.

Narretei mit Kuhglocken Den Karneval von Venedig kennt jeder – doch wer hat von den Glockenträgern aus Halubje, den «Halubajski Zvončari», gehört? Die Fasnachtstradition, bei der Männer mit Kuhglocken auf dem Po durch Dörfer ziehen und Raudau machen, ist so aussergewöhnlich, dass sie ins immaterielle Kulturerbe der Unesco aufgenommen wurde.


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REISEN | WELLNESS

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Für Spas(s) zu haben?

Winter ist Wellnesszeit. Wir haben besondere Orte in der Schweiz und in Österreich getestet. Dort kann man den Aufenthalt im Spa mit Kunst, Romantik, Sport oder Kinderprogramm verknüpfen.

Massage gegen Muskelkater Davos gehört im Winter zu meinen Lieblingsdestinationen. Das Bündner Bergdorf ist mit Zug und Auto gut erreichbar, beschaulich, aber dennoch vielfältig (Restaurants, Clubs, Einkaufsmöglichkeiten). Wichtig für Sportskanonen: Es bietet mit Parsenn und dem Jakobshorn gleich zwei traumhafte Skigebiete. Traumhaft unterkommen geht auch – und zwar im «Ameron Swiss Mountain Resort». Das Hotel ist zentral zwischen den Skigebieten gelegen, und die Zimmer bieten einen umwerfenden Ausblick auf die Bergwelt. Alles ist sehr stilvoll eingerichtet, «Alpenchic» beschreibt das Interieur wohl am besten. Die Profis aus dem Spa-Bereich machen meine Muskeln nach dem Tag auf der Piste wieder munter. Die Sportmassage hat wahre Wunder vollbracht. Am nächsten Morgen habe ich mich wie neugeboren gefühlt, und die sonst üblichen

s Wellnes und Spor t

s Wellnes und Kunst

Fürs kleine Budget Therme

Das Ameron Davos Swiss Mountain Resort bietet eine einzig­ artige Kombination aus Natur, Wellness und Erlebnis. Wehwehchen blieben fast aus. Zu meinem Wohlbefinden beigetragen hat sicher auch das sehr bequeme Bett und der 850 Quadratmeter grosse Spa-Bereich. Im Kneipp-Fussbad habe ich meine schweren Beine wiederbelebt, und die verschiedenen Saunen und das Dampfbad brachten mich ins Schwitzen. Im Ameron Davos Swiss Mountain Resort kann man Sport und

Belohnung nach einem Skitag: Abtauchen im Pool des 850 m2 grossen «4 elements spa» des Hotels.

Wellness geht auch ohne Hotel. So in der Therme Fortyseven in Baden AG: acht verschiedene Bäder (innen und aussen), elf Saunen sowie Dampfbäder, Spa, Ruhe-Kosmos und ein Restaurant – Bäderkultur vom Feinsten in einem Gebäude von Mario Botta. 3-StundenEintritt ab 41 Franken. fortyseven.ch

Wellness wunderbar miteinander kombinieren – und fühlt sich nach einem Wochenende auf der Skipiste trotz viel Bewegung sehr erholt. (gru) Carven, Freeriden, Boarden oder Langlaufen – rund ums «Ameron» findet jeder seine Piste. Zwei Übernachtungen im Februar inkl. Skipass ab 1100 Franken pro Nacht im DZ. ameroncollection.com

Das «The Alpina Gstaad» im Berner Oberland ist ein Kunst-Eldorado.

Hostel Jugendherberge und Wellness – das verträgt sich. Das WellnessHostel3000 in Laax GR z. B. wartet auf 1835 m2 mit Saunen, Dampfbad, Klangraum, Erlebnisduschen, Gletschergrotte, Hallenbad und Co. auf. Den Blick auf die Berge und den Laaxersee gibts gratis dazu. Auch im WellnessHostel4000 in Saas-Fee VS nächtigt man bezahlbar und spektakulär. Die Unterkunft ist Jugi, Hallenbad, Fitnesscenter und Wellnesstempel in einem. youthhostel.ch

Reka-Dorf Auch die Reka-Dörfer haben Wellness im Angebot, z. B. in Montfaucon JU, Hasliberg BE und Madulain GR. Ab einem Aufenthalt von drei Nächten kann man das Wellness-Special dazu buchen. reka.ch

Auf der Alp Eine spezielle Wohlfühl-Erfahrung gibts auf der Rigi LU. Die Alp Chäserenholz, ab Rigi-Kulm in 20 Minuten Marsch erreichbar, lädt zum Molkebad im Holzbottich (25 Franken), Outdoor-Whirlpool (12 Franken) und Alpensauna (15 Franken). Nur mit Voranmeldung! rigi.ch

Weitere Wellness-Angebote unter: myswitzerland.com

Wo Kunststücke gelingen Das Fünfsternehotel mit seinen vier Türmen liegt zwischen Chalets am Berghang. Von aussen ist es eine Wucht – auch im Innern bietet es viel fürs Auge. Kunst liegt Nachson Mimran, Kreativdirektor und Vorstandsvorsitzender des Hotels, am Herzen, sie ist omnipräsent. Zu seiner Sammlung gehören moderne Werke genauso wie filigrane Scherenschnitte aus dem Saanenland. Zwischen kulinarischen Höhenflügen und Abtauchen im Wellnessbereich kann man sich die Zeit wunderbar mit Kunstgenuss vertreiben. Im Entrée bleibt der Blick hängen an der Deckenmalerei aus dem 18. Jahrhundert. Im Garten steht eines meiner Lieblingswerke, die Skulptur «Drittes Tier» von Thomas Schütte. Ein liebenswertes Mischwesen, das aus den Nüstern dampft. Ganz hinten im Park eine unscheinbare Hütte, die gar nicht zum luxuriösen Ambiente passt: Das Tiny House «The Demountable House» von Jean Prouvé dient als Künstlerresidenz. Denn das «Alpina» fördert auch Gastaufenthalte von Kreativen, möchte eine Plattform für Innovation bieten. Im Nobelhaus mit 56 Zimmern herrscht eine familiäre Atmosphäre. Die meisten Gäste kom-

Blickfang im Entrée: Deckenmalerei aus dem 18. Jahrhundert.

Im Garten thront die Bronze-Skulptur «Drittes Tier» von Thomas Schütte. men immer wieder, berichtet der Hoteldirektor. Das liegt nicht nur an der Kunst, sondern auch am Kunststück, das das aufmerksame Personal vollbringt. Unsere Suite mit

Blick auf Gstaad ist gemütlich und grosszügig, im Hotel wurde viel mit recyceltem Holz aus alten Bauernhäusern gearbeitet. Der Sauna- und Hamambereich des Six Senses Spa befindet sich unter dem Garten, er ist eher klein und nach Geschlechtern getrennt. Vorteil: Ich habe ihn fast ganz für mich alleine und kann ungestört wellnessen. Eine BiohackingSitzung im Spa krönt die Auszeit: Es geht auf ein Sauerstoff-Velo, in die Rotlicht-Röhre und in den Kühlschrank (minus 87 Grad). Fancy – doch das nächste Mal setze ich lieber auf eine altbewährte Massage. (zh) Grand-Hotel mit 56 Zimmern und Suiten (alle mit eigener Terrasse). Ab 1200 Franken/ Nacht. thealpinagstaad.ch


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WELLNESS | REISEN

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Haut, Immunsystem, Herz und Psyche profitieren von einem Tag im Spa. Wer Glück hat, bekommt den Blick auf die Berge gratis obendrein, wie hier im «Schlosshotel Fiss».

Kuscheln und sprudeln

Das «Schlosshotel Fiss» (A) thront auf 1436 Metern auf einem Sonnenplateau, direkt an der Piste.

Gemeinsame Glückserlebnisse

Fotos: Mike Rabensteiner, The Alpina Gstaad, Christian Woeckinger

Skihasen könnten uns vorwerfen, wir hätten die ideale Ausgangslage nicht ideal genutzt. Denn das «Schlosshotel Fiss» liegt direkt an der Piste, und – der Hit – diese erreicht man über den hoteleigenen Lift. Bevor wir diesen besteigen, verpassen die kinderfreundli-

chen Mitarbeiter des hotelintegrierten Sportshops dem Nachwuchs geduldig Skischuhe, Ski und Helme. Eine Etage liftaufwärts dann die zauberhafte Entdeckung: Gleich vorm Hotel liegt der Zauberteppich. Er ruckelt uns ein paar Mal bergwärts, doch im End-

effekt brauchen wir die Ski nur 20 Minuten. Die Kinder haben den Aussenpool des Fünfsternehauses erspäht und wollen lieber Badespass. Können sie haben: 5000 m2 misst die Aqua Monte Wasserwelt. Für die Grossen gibts etliche Sauna-Highlights und tolle Treatments mit Wirkstoffen der Bergwelt (Tipp: Massage mit warmen Zirbenholz buchen!). Die Kleinen toben sich in der schall­ isolierten Wasserwelt Splash aus, samt Wellenrutsche und Babybecken. Im Family Spa können alle gemeinsam schwitzen und Glückserlebnisse sammeln. Die Kinder reiben sich im Dampfbad mit Aloe-Vera-Joghurt ein und staunen, wie weich die Haut wird. Den grössten Entspannungsmoment liefert dann in der Tat der Outdoor-So-

s Wellnes und Kinder

le-Whirlpool, der uns von der Piste gelockt hat. Die Sonne wärmt das Gesicht. Um uns blubberts und dampfts. Die Erwachsenen schliessen die Augen, die Kinder beobachten interessiert, wie die Skifahrer wenige Meter entfernt in Schwung kommen. Lange Zeit herrscht einfach mal Ruhe. Wellness mit Kindern – das klingt nach einem Widerspruch in sich. Das «Schlosshotel» beweist, dass es auch anders geht. «Ich möchte im Hotel bleiben, bis ich sterbe», sagt das Kind, als der Abschied naht. Das spricht wohl für sich. (bla) 5-Sterne-Spa- und Familienhotel (Kinderbetreuung von 8.30 bis 21.30 Uhr). Pauschale «Genusswoche im März», 7 Nächte ab 4425 Franken für 2 Personen im DZ. schlosshotel-fiss.com

Wie oft wurden wir enttäuscht, wenn wir uns auf ein kuscheliges Relax-Weekend zu zweit freuten? Überfüllte SpaBereiche, unfreundliches Personal und Stress statt Wellness waren schon in manchem Hotel absolute Romantikkiller. Umso erfreulicher deshalb unser Aufenthalt im zwei Autostunden entfernten VierSterne-Superior-Haus «Gams zu zweit» im österreichischen Bezau, das uns von Freunden empfohlen wurde. Schon bei der Ankunft im Zimmer wurde klar: Hier ist alles konsequent auf Paare ausgerichtet. Auf 45 grosszügigen Quadratmetern finden sich in diesen Kuschelsuiten ein Himmelbett mit Sternenhimmel, eine grosse Regenwalddusche, ein Cheminée sowie sogar ein eigener Whirlpool. Noch mehr Sprudel(n) gönnten wir uns am nächsten Tag im hauseigenen Spa

Spektakuläre Poolposition: Das RooftopBecken für prickelndes Wellnessvergnügen.

s Wellnes und tik Roman

Im «Gams zu zweit» in Bezau (A) spielt Liebe die Hauptrolle. namens «Paaradies» – mit dem Wellness-Treatment «Wolke 7 zu zweit». Dahinter verbirgt sich eine Badezeremonie bestehend aus privatem Dampfbad, Reinigungsritual im Hamam und dem krönenden Abschluss im Skypool auf dem Dach. Und spätestens beim 5-Gang-Dinner, das sowohl das Prädikat «gourmetmässig» als auch «romantisch» vollauf verdient, wird deutlich: Das

gut geschulte Personal liest den Gästen praktisch jeden Wunsch von den Lippen ab – vom Glas Sekt bis zum Dessert. Wir finden: Endlich ein heisser Wellness-Tipp! (wyt) Das Vier-Sterne-Superior-Hotel im Bregenzerwald hat sich auf Paare spezialisiert. Pauschale «Valentin Romantik» (3 Nächte mit diversen Extras) z. B. ab 625 Franken pro Person. hotel-gams.at


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