Rheinländer 28 Dezember 2010

Page 1

n vo i n r d te ga rs in e m m Ir am H Antiquitäten Burg Linz

Kardinal Frings

Sei gegrüßt, lieber Nikolaus! Werner Lerdo aus Erpel engagiert sich als Darsteller des heiligen Mannes Ausstellung Rhein(an)sichten

Willi Feldens Erpel

Schifferverein Bad Honnef


Anzeige

Musicals in Concert am 30.12. erneut in Remagen Wegen des großen Erfolges gastiert „Musicals in Concert“ mit seiner fantastischen Live-Show und den Hits der schönsten und beliebtesten Musicals am 30. Dezember um 20 Uhr erneut und damit zum dritten Mal in der Rheinhalle Remagen. Internationale Musicalstars und die Rainbow Band werden wieder eine neue, spektakuläre Show präsentieren. Erleben Sie die rasante Show mit Hits aus Hair, Starlight Express, Der König der Löwen, The Rocky Horror Picture Show, Elisabeth, Das Phantom der Oper und vielen anderen internationalen Musicalproduktionen. Lassen Sie sich von den Nonnen der Show in die Musicalwelt von Sister Act entführen und genießen Sie mit den „göttlichen Schwestern“ diese MusicalComedy. Großes Entertainment und unsterbliche Musicalsongs – dargeboten von internationalen Musicalstars – werden Sie begeistern. Die Show ist völlig live und wird von der Rainbow Band, bestehend aus deutschen Spitzenmusikern, begleitet. Jeder Musiker bereichert die Show durch solistische Parts. Die künstlerische Gesamtleitung liegt beim Musicaldirektor Peter Wölke. Spektakuläre Lichteffekte entführen die Konzertbesucher in die Welt des Showbusiness, weitab von allem Alltäglichen. Die Show wurde schon in vielen europäischen Städten gezeigt und begeisterte immer wieder das Publikum. Eintrittskarten sind erhältlich bei der Touristinformation der Stadt Remagen in der Bachstraße 5, Tel: 02642-20187 sowie bundesweit bei allen CTS-Verkaufsstellen.


Editorial

Liebe RHEINLÄNDER… eine Weihnachtsgeschichte inder, wie die Zeit verorher möchten wir Sie geht. Zum dritten Mal n o ch e i n l a d e n z u m e r s ch e i n t e i n e D e z e m b e r Vortrag der berühmten Weihausgabe des RHEINLÄNDER, nachtsgeschichte von Charles Weihnachten und der JahresD i cke n s . H ö r b u ch s p r e ch e r wechsel stehen wieder vor der Andreas Muthesius liest am Tür. dritten Advent, Sonntag, 12. ir wünschen Ihnen D e z e m b e r, u m 16 U h r i m u n s e r e n Fr e u n d e n , H e i m a t l a d e n ( P ü t z ga s s e 2 , Unterstützern, LeUn ke l ) a u s d e r sern und Inserenten weltbekannten Geister - ein frohes Fest und und mehrfach verder einen guten Rutsch! filmten Erzählung Weihnacht um den Geizhals u n d M i e s e p e te r Ebeneezer Scrooge, der den Geistern der vergangenen, jetzigen und zukünftigen Weihnachten begegnet und sich doch noch zu einem gutherzigen Menschen wandelt. m vierten Advent haben Sie bei uns im Heimatl a d e n G e l e ge n h e i t , Ku n st objekte von Ulli Marten zu bestaunen und zu erwerben. Die Künstlerin hat ihre „Kunst am Ei“ weihnachtlich gestaltet.

K

V

W

A

IJ

udem laden wir Sie herzlich ein, jederzeit im Heimatladen vorbeizuschauen, um geeignete Geschenke für Ihre Lieben zu finden. Wir sind täglich von 10 bis 18 Uhr (auch sonntags) für Sie da und halten eine Auswahl aus regionalen Produkten bereit: handgemachte Naturseife, Fruchtaufstriche, Schmuck, Weine, Schinken und Keramik. Dazu viele Bücher mit regionalem und weihnachtlichem Bezug sowie Grafiken, Zeichnungen u n d G e m ä l d e h e i m i s ch e r Künstler. nd wenn Ihnen nach e i n e m b e s i n n l i ch e n und poetischen vorweihnachtlichen Abend zumute ist, besuchen Sie die Dichterlesung mit Peter Kolb am 17. Dezember in Leubsdorf.

Z

U

Wolfgang Ruland Herausgeber


inhaltlich! A59

Rauschendorf Vinxel

D a s

Oelinghoven Oberpleis Oberdollendorf Berghausen Thomasberg Niederdollendorf Heisterbacherrott

Bonn

Königswinter

Königswinter

Buchholz

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 Liebe RHEINLÄNDER… …eine Weihnachtsgeschichte

Eudenbach

Ittenbach

Asbach Rhöndorf

Aegidienberg

VG Asbach

Bad Honnef

Windhagen

Bad Honnef

VG Unkel

Rheinbreitbach Bruchhausen Erpel Remagen

KasbachOhlenberg Ockenfels

Linz

A3

Neustadt

St. Katharinen

VG Waldbreitbach

Sinzig

Roßbach Breitscheid

VG Linz

Dattenberg Leubsdorf

Ahr

Hausen

Bad Hönningen Rhein

kurz & knapp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 Nachrichten aus der Region

Vettelschoß

Unkel

Waldbreitbach Niederbreitbach

VG Bad Hönningen B42

Wied

Datzeroth

Rheinbrohl

Titel! Aus dunklem Wald tritt er heraus . . . . . . . . . . . . .8 Nikolaus, Weihnachtsmann, Christkind Wer bringt die Geschenke? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13 tradition ell! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16 „En Joddes Name“ poetisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18 Dichtung und Wahrheit rheinisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20 Leben mit dem Rhein

Hammerstein

Leutesdorf Andernach

H e i m a t m a g a z i n

Neuwied

arom atisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Himmlische Düfte untern ehm en! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 Antikes in alten Gemäuern

. IMPRESSUM Gründungsjahr 2008 Verbreitung: Königswinter, Bad Honnef. VG Unkel, VG Linz VG Bad Hönningen, VG Asbach, VG Waldbreitbach Erscheinungsweise: monatlich Jahresabonnement: p19,50 (nur Portokosten) Auflage: 15.000 V ERLAG D ER R HEINLÄNDER Inh. Sandra Peukert Pützgasse 2 · 53572 Unkel Tel: 0 22 24 - 7 79 65 12 info@rheinlaender-magazin.de www.rheinlaender-magazin.de Bankverbindung: Konto: 20006623, SSK Bad Honnef BLZ 38051290 Steuernummer: 32/128/57128, Finanzamt Neuwied Herausgeber: Wolfgang Ruland (v.i.S.d.P.)

Seite 4

Der Rheinländer · Dezember 2010

Redaktion: Martina Kefer, Gudrun von Schoenebeck, Bernd Zimmermann, Benedikt Schmidt, Cäcilia Frings-Ruland, Bernhard Niemann, Hannelore Prangenberg, Hans Ziegler Fotos: Dieter Ruland, Wolfgang Ruland (falls nicht anders angebeben) Grafisches Konzept und Satz: Ruland Werbung & Grafik, www.ruland-grafik.de Anzeigenannnahme: Wolfgang Ruland, Tel: 0 22 24 - 7 79 65 12, Mobil: 01 76 - 60 84 15 18 Anzeigenschluss: jeweils zum 15. des Vormonats Druckunterlagen an: info@rheinlaender-magazin.de Reprofähige Text- und ungerasterte Bildvorlagen EPS-, TIFF-, PDF-Dateien Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung und Nachdruck von Texten, Bildern und Grafiken nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandtes Bildund Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Alle Angaben im Heft nach bestem Wissen und Gewissen. Wir übernehmen keine Gewähr bei Irrtümern oder Druckfehlern.


inhaltlich! Aus dunklem Wald tritt er heraus Seite 8 weihnachtlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 Rhöndorfer Weihnachtsstimmung juristisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Nerven und Geld sparen persönlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30 Kardinal Frings: Für die Menschen bestellt d am als! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33 Der tragische Tod des Willi Feldens Teil 1 weihnachtlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36 Auf dem Weg zur Krippe

Leben mit dem Rhein Seite 20

Antikes in alten Gemäuern

untern ehm en! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38 Rahmen – kunstfertig

Seite 24

ausgewählt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40 Veranstaltungen im Dezember

Für die Menschen bestellt

musikalisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42 Yeah, Yeah, Yeah m ediz inisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44 Die Angst vor der Chemo d am als! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47 Ehestreit auf Hammersteiner Art

Seite 30

Der tragische Tod des Willi Feldens Seite 33

Auf dem Weg zur Krippe Seite 36

Yeah, Yeah, Yeah Seite 44

Der Rheinländer · Dezember 2010

Seite 5


kurz & knapp! Der aktuelle RHEINLÄNDER-Rechtstipp:

Wohnungseigentumsrecht: Zur persönlichen Haftung von Wohnungseigentümern B e i d e r B e l i e fe r u n g e i n e s i n Wo h n u n g s eigentum aufgeteilten Hauses mit Wasser sowie der Abwasserentsorgung haften die einzelnen Wohnungseigentümer nicht als Gesamtschuldner für die Forderung eines klagenden Ve rs o rg u n g s u n te rn e h m e n s . D i e s h a t d e r Bundesgerichtshof (BGH) entschieden (Az. XIII ZR 329/08). Für Verbindlichkeiten aus Verträgen, die eine Wohnungseigentümergemeinschaft mit Dritten geschlossen hat, haftet das einzelne Mitglied der Wohnungseigentümergemeinschaft in der Regel nach § 10 Abs. 8 WEG nur nach dem Verhältnis seines Miteigentumsanteils persönlich. E i n e d a r ü b e r h i n a u s ge h e n d e p e r s ö n l i ch e Haftung des einzelnen Wohnungseigentümers ist nur dann gegeben, wenn er sich neben der Gemeinschaft dem Gläubiger gegenüber unmiss-

verständlich auch persönlich verpflichtet hat. In dem vom BGH zu entscheidenden Fall ging es um rückständige Wasser- und Abwasserkosten für eine Wohnungseigentumsanlage. Der BGH verneinte eine gesamtschuldnerische Haftung einzelner Wohnungseigentümer für d e n a u f ge l a u fe n e n G e s a m t r ü ckst a n d , d a Vertragspartner des Versorgungsunternehmens alleine die insoweit rechtsfähige Wohnungseigentümergemeinschaft gewesen sei. Dr. Markus Heimermann Rechtsanwalt

Christkindchen-Markt in Waldbreitbach W a l d b r e i t b a c h . A m z we i te n u n d d r i t te n Ad ve n t wo ch e n e n d e , j ewe i l s S a m st a g u n d Sonntag, 4. und 5. Dezember bzw. 11. und 12. Dezember lockt der Christkindchen-Markt in das Weihnachtsdorf an der Wied. Am dritten Advent wird der Markt rund um den Platz am alten Kreuz im stimmungsvoll beleuchteten Ort von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet: weihnachtliche Musik von Posaunen und Chören, Kutschfahrten und Besuch des Christkinds. Daneben gibt es die alljährlichen At t r a k t i o n e n w i e d e n ü b e r d i m e n s i o n a l e n Adventskalender, die drei Meter hohe Weih-

nachtspyramide, den Krippenwaldweg auf dem beleuchteten Stern, den auf der Wied schwimmenden Adventskranz, den kleinen und großen Krippenweg durch den Ort bzw. zu den Klöstern sowie die Rekordwurzelkrippe in der Pfarrkirche. Der Gewerbeverband Waldbreitbach verweist zudem auf das reichhaltige Angebot der Fachgeschäfte im Ort, die an beiden Adventssonntagen geöffnet haben. Marktzeiten: samstags 14 bis 20 Uhr, sonntags 11 bis 19 Uhr. Weitere Informationen beim Touristik-Verband Wiedtal, Info-Tel: 02638-4017, www.weihnachtsdorf-waldbreitbach.de


kurz & knapp! Kölscher Advent mit Bruce Kapusta Kasbach. Star-Trompeter Bruce Kapusta aus Troisdorf spielt auf zum Kölsch-Klassichen Advent mit Trompetenklängen und Weihnachtsgeschichten am Dienstag, 14 . D e z e m b e r u m 19 . 3 0 U h r (Einlass ab 16.30 Uhr) auf dem nostalgischen Weihnachtsmarkt der Alten Brauerei im Kasbachtal.

Der Entertainer verbindet Besinnlichkeit mit Humor, denn „kriesche un laache“ gehören für den echten Rheinländer untrennbar zusammen! Die Konzertbesucher können sich freuen auf ein liebevoll zusamm e n ge ste l l te s P r o g r a m m m i t Liedern wie „Ich bete an die Macht der Liebe”, „Leise rieselt der S ch n e e ” „ T h e Fi r st No e l “ u n d „White Christmas“. Neben klassischen Titeln wie „Ave Maria“ und „Joy to the world“, wird Kapusta auch kölsche Weihnachtslieder singen und spielen wie „Höösch fällt d ’ r S ch n i e “ , „ K l e i n e St r o ß e musikant“ und „Weihnachten bei Oma und Opa“. Ergänzt wird der Abend durch kölsche Geschichten, auf unnachahmliche Art vorgetrage n vo n A n n e m i e L o r e n z . B e i s ch l e ch te m We t te r f i n d e t d a s Konzert in der Brauereischänke statt. Eintritt: 15 Euro, Info-Tel: 02644-980780

Hexenwahn als Film Rheinbrohl. Das im April von der Kolpingfamilie aufgeführte Historiendrama „Hexenwahn“ ist ab Anfang Dezember auch a l s Fi l m a u f D o p p e l - DV D erhältlich. Zu sehen ist das komplette Theaterstück über die Lebensgeschichte der AnnaCatharina von Spee, die im 17.

Jahrhundert in Rheinbrohl und Bruchhausen lebte. Sie wurde der Hexerei beschuldigt und im Prozess in Erpel zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Neben dem Theaterstück, einem Zusammenschnitt aus drei Vorstellungen, gibt es als Bonusmaterial interessante Szenen aus der Planung und den zahlreichen Proben sowie eine Dokumentation des komplexen Bühnenaufbaus und

der Bühnentechnik. Die Laufz e i t d e r DV D b e t r ä g t 14 0 Minuten. Sie kann zum Preis von 15 Euro bei Michaela Roos, Tel. 02365-2177, Mail: mmlroos@web.de, bestellt werden.


Titel!

Rolf Dieter Reichard und Aline Pongratz als Nikolaus und Engelchen

Aus dunklem Wald tritt er heraus von Hans Ziegler Auch dieses Jahr ist der Nikolaus wieder bei vielen Kindern zu Gast. In Over, dem kleinen, zu Waldbreitbach gehörenden Dorf, wird sein Kommen mit viel Raffinesse in Szene gesetzt. Auch in anderen Orten treten engagierte Männer als Nikolaus auf und bewahren die Tradition des Gabenbringers.

Seite 8

Der Rheinländer · Dezember 201


irklich sicher voraussagen lässt sich nur ganz wenig, ziemlich gewiss ist aber zum Beispiel das: Wenn es am 6. Dezember dunke l w i r d , r i ch te t s i ch i n Waldbreitbach, im hoch über dem Wiedtal gelegenen Ortsteil Over ein großer Suchscheinwerfer auf den Waldrand und leuchtet die Baumreihen an. Verfolgt wird d i e A k t i o n vo n d e r B e ge g n u n g s st ä t te a u s n i ch t n u r vo n v i e l e n E r wa ch s e n e n , s o n d e rn vo r allem von Kindern. Die Nasen a n d e n S ch e i b e n p l a t t ge drückt, folgen ihre Augen dem L i ch t ke ge l , d e r d i e B a u m r e i h e n e n t l a n g st r e i f t , u n d diese Aufmerksamkeit wird belohnt: Ja, da ist er wieder, der Nikolaus. Wie schon im vergangenen Jahr tritt er aus d e m Wa l d , m i t we i ß e m Vollbart, gekleidet in einen roten Bischofsmantel, auf dem Kopf die Bischofsmütze, die Mitra und in der Hand einen langen Stab. lleine gekommen ist der Nikolaus nicht; mit ihm aus dem Dunkel des Waldes tritt ein Engelchen, in weißem Kleid und mit goldenen Flügeln. In seinen Händen hält

W

A

es ein großformatiges, dickes Buch, ebenfalls goldfarben so wie die Flügel. Das Buch hat es in sich, denn als der Nikolaus im Bürgerhaus angekommen ist und die dort versammelte D o rf ge m e i n d e b e g r ü ß t h a t , s ch l ä g t e r d i e S e i te n d e r dicken Kladde auf und da staunen die Kinder nicht schlecht: Offenbar weiß dieser Mann

i e L i ste d e r Fra ge n , Verfehlungen und wohl dosierten Ermahnungen setzt sich fort. Es geht nicht nur um das manchmal vernachlässigte Kaninchen und um den fehlenden Sturzhelm, sondern natürlich auch um die Klassiker, also um übermäßigen FernsehKo n s u m , ve rge s s e n e H a u s aufgaben, zu viel Unordnung im K i n d e r z i m m e r, nicht geputzte Zähne, St r e i t mit den Geschwistern und ähnliches. In diesem Jahr sind es in Waldbreitbach-Over fünfzehn Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren, denen der Nikolaus so den Spiegel vo r h ä l t . „ E s w ä r e falsch zu behaupte n , d a s s d i e Wi r k u n g d e s Nikolaus-

D

…komm in unser Haus! eine ganze Menge über sie, auf j e d e n Fa l l m e h r a l s e s s o Manchem recht ist. „Ich habe hier in meinem goldenen Buch notiert, dass du wieder mal mit dem Fahrr ä d ch e n d u r ch s D o rf ge fa h r e n bist, ohne den Sturzhelm auf zu h a b e n “ , wendet sich der Nikolaus an das erste Kind, und zum zweiten gerichtet fährt er fort: „Kann es sein, dass du nicht immer daran denkst, dein Kaninchen zu füttern?“

Abends ein ga n z e s J a h r l a n g vo r h ä l t , ein paar Wochen aber schon. Und das reicht häufig, um eine echte Verhaltensänderung


Titel! Werner Lerdo als Nikolaus in der Erpeler Pfarrkirche

Seite 10

Der Rheinländer · Dezember 2010


zu erreichen“, sagt Rolf Dieter Reichard und er muss es wissen. Reichard ist jetzt im 21. Jahr als Nikolaus in Over im Einsatz. „Der Nikolaus bin ich schon für diejenigen gewesen, die heute ihre Kinder mit ins Bürgerhaus mitbringen“, sagt Reichard und lacht. e i ch a r d i st s i ch e r : D u r ch d e n Nikolausabend wird die Dorfgemeinschaft in Over gestärkt, der Zusammenhalt gefestigt; als Sprecher des knapp zweihundert Einwohner zählenden Ortes ist ihm das wichtig. Reichard bereitet die Rolle des Nikolaus deshalb viel Freude; auch das Engelchen, das in diesem Jahr von Aline Pongratz gespielt wird, genießt den Auftritt. Bei aller Freude steht aber fest: Der Auftritt muss gut vorbereitet sein. Reichard betont: „Ohne ein ausführliches Gespräch mit den Eltern bleibt das goldene Buch leer; der Spickzettel in Form des Buches ist ganz, ganz wichtig; ich sehe mir auch immer an, was ich im Vorjahr notiert hatte. Wenn mir die Eltern sagen, eine echte Besserung habe es nicht gegeben, dann spreche ich das Thema eben nochmals an.“ o wie sich Rolf Dieter Reichard gewissenhaft auf seinen Auftritt vorbereitet, so gilt dies auch für Werner Lerdo aus Erpel. Einen ganzen Aktenordner rund um seine Aktivitäten als Nikolaus hat Lerdo zusammengetragen, viele fein säuberlich gefüllte Spickzettel sind darunter. Sein Wirkungsradius beschränkt sich nicht nur auf die Erpeler Herrlichkeit, sondern reicht von dort bis Bad Honnef, und auch auf dem Rhein ist Lerdo unterwegs: „Ich bin als Nikolaus auch auf einem Passagierschiff zugegen. In Linz steige ich zu, und bis Bad Honnef versuche ich dann auf dem Schiff das deutlich zu machen, wofür der Nikolaus steht, nämlich für christliche Grundwerte, für Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe“, betont der engagierte Katholik und ergänzt: „Inzwischen trete ich seit siebzehn Jahren in die großen Fußstapfen des Nikolaus; wenn es Spenden für meine Arbeit gibt, dann gehen die Gelder an Pater Paul Becker in Chile. Er ist ein Missionar, mit dem ich seit langem befreundet bin; der Pater investiert das Geld in den Aufbau von Werkstätten und lässt es Waisenkindern zukommen.“ eht es Werner Lerdo mit Entschiedenheit um die christliche Komponente und Rolf Dieter Reichard primär um die Stärkung der Dorfgemeinschaft, so hat sich Fritz Ockenfels aus Linz vor allem dem städtischen Rahmen verschrieben. „Auf der Weihnachtsfeier, die die Stadt Linz alljährlich für ihre Senioren ausrichtet, bin ich als Nikolaus präsent und werde von

R

S

G

Der Rheinländer · Dezember 2010

Seite 11


Titel! Mein Wort: gut und günstig

WERBETEXTE

bernd-z-mann.de

01 78 - 8 09 16 10

B ü rge rm e i ste r Ad i B u ch wa l d a l s Ü b e rr a schungsgast angekündigt. In den vergangenen Jahren war die Stadthalle immer voll besetzt; vor dreihundert Menschen aufzutreten und den richtigen Ton zu treffen, kann schon eine Herausforderung sein“, sagt Ockenfels, der den ö f fen t l i ch e n Au f t r i t t a b e r a u s d e m E f fef f beherrscht. Schließlich ist er Stadtführer und als solcher gewohnt, vor Publikum zu stehen. ritz Ockenfels agiert dabei nicht nur auf d e r st ä d t i s ch e n S e n i o r e n fe i e r a l s Nikolaus, sondern ist mit drei Auftritten auch in der Seniorenresidenz St. Antonius vertreten; „Die Atmosphäre bei der Nikolausfeier ist dort

F

Rolf Palm:

Die Brücke von Remagen Der dokumentarische Bericht über die dramatischen Ereignisse am Rhein im Fühjahr 1945 gebundene Ausgabe: h 19,90 kartonierte Ausgabe: h 15,90 erhältlich in allen Buchhandlungen und im Heimatladen, Unkel, Pützgasse 2 signierte Exemplare im Heimatladen vorrätig

sehr familiär, viele Angehörige der Heimbewohner sind ebenfalls dabei“, freut sich Ockenfels, zu dessen Programm noch ein weiterer Auftritt zählt: Zu sehen als Nikolaus ist er auf dem Weihnachtsmarkt, den die Brauereischänke im Kasbachtal veranstaltet. as Kostüm, das Ockenfels trägt, hat sich dabei schon in unzählig vielen Vorstellungen bewährt. Bevor er sich vor vier Jahren erstmals mit dem Bischofsgewand kleidete, war Fred Schmitz aus Linz in diesem Kostüm als Nikolaus unterwegs. „Fred Schmitz ist ein Linzer Urgestein, für viele ist sein Name h e u te n o ch e i n B e g r i f f “ , we i ß Ockenfels und fügt hinzu: „Ich bin sto l z darauf, sein Nikolausgewand zu tragen. Es ist wichtig, dass wir hier in Linz gute alte Traditionen pflegen und fortsetzen.“

D


Titel!

Nikolaus, Weihnachtsmann oder Christkind. Wer bringt die Geschenke? von Hans Ziegler und Wolfgang Ruland

F

a st h a t e s d e n A n s ch e i n , a l s w ü r d e Nikolaus als Geschenkebringer ins Abseits geraten, der Weihnachtsmann ist dem Nikolaus auf den Fersen, macht ihm das Leben schwer und hat ihn wohl schon überh o l t . D i e s e r E i n d r u ck j e d e n fa l l s e rg i b t s i ch , we n n m a n i n d e r Vo r we i h n a ch t s z e i t die S ü ß wa r e n abteilungen der Kaufhäuser, die Au s l a ge n i n d e n S u p e r märkten begutachtet. Die S c h o ko l a d e n - We i h -

Nothelfer, ein Schutzpatron der Kinder, Bäcker und Schiffsleute“. Er „ruft in Erinnerung, Gutes zu tun, an den Nächsten zu denken und Freude zu schenken.“ Seit dem 14. Jahrhundert ist Nikolaus als Gabenbringer bekannt. An seinem Patronatstag, am 6. Dezember, wurden seit dem Mittelalter viele hundert Jahre lang die Kinder beschenkt. Erst im 19. und 20. Jahrhundert setzt sich Weihnachten als Fest für die Familie und Tag des Beschenkens durch.

Soziales Engagement

nachtsmänner sind dort gegenüber dem Schokoladen-Nikolaus klar in der Überzahl und in den Werbeaktivitäten, die der Einzelhandel im Vorfeld des 24. Dezembers veranstaltet, spielt der Nikolaus – wenn überhaupt – nur eine Nebenrolle. a s B o n i fa t i u s we r k d e r d e u t s ch e n Katholiken sieht sich deshalb schon seit Jahren in der Pflicht, eine „weihnachtsmannfreie Zone“ auszurufen. Der im Internet einsehbare Aufruf wird erläutert und begründet mit einer Kontrastierung der Figuren. So ist der Weihnachtsmann definiert als eine „Kunstfigur“, als „eine Erfindung der Werbung“, die „Handel und Umsatz steigern“ soll. Dagegen heißt es vom Nikolaus: Er „ist ein Heiliger, ein

D

a s s N i ko laus als Helfer und Gabenbringer zu verstehen ist, belegen v i e l e h i sto r i s ch gesicherte Quellen s ow i e L e ge n d e n u n d Erzählungen, die sich um seine Figur ranken. Nikolaus ließ als Bischof von Myra vor 1700 Jahren Armen- und Waisenhäuser errichten. In der Bischofsstadt, die über einen eigenen Hafen verfügte, sorgte er außerdem dafür, dass die Seeleute auch im Alter abgesichert waren.

D

Der Rheinländer · Dezember 2010

Seite 13


Titel!

Titel! i e s e s s o z i a l e E n ga ge m e n t ka n n d e r Weihnachtsmann – so wie er sich heute präsentiert – nicht für sich reklamieren. Tatsächlich erscheint er reduziert auf die Rolle des Geschenke-Onkels, des Konsum-Anschiebers. Zu seiner Ehrenrettung gibt es aber auch Anlass. Zum einen ist zu berücksichtigen: Als eine rein moderne Kunstfigur der zeitgenössischen Werbung kann er nicht verstanden werden. Schon 1798 wird er in einem Theaterstück von Friedrich Gustav Hagemann als Gabenbringer am Heiligen Abend erwähnt. Auch die Gebrüder Grimm, die Anfang des 19. Jahrhunderts ihre Hausmärchen sammelten und ein bis heute bedeutsames deutsches Wörterbuch schufen, kannten den Begriff „Weihnachtsmann“. Und Heinrich Hoffman malte Nikolaus in seinem „Struwwelpeter“ im Jahre 1845 schon so, wie wir den Weihnachtsmann heute kennen: mit rotem Mantel und Zipfelmütze. radition ist dem Weihn a ch t s m a n n d a m i t nicht gänzlich abzusprech e n . D a s g i l t n o ch m e h r d e s h a l b , we i l der Weihnachtsmann u n d d e r N i ko l a u s eigentlich miteina n d e r ve r wa n d t sind. Protestanten aus den Niederlanden, so ist sich d i e h i sto r i s ch e Forschung sicher, brachten die Figur des heiligen Nikolaus mit in die USA. Die Auswand e r e r, d i e E u r o p a verließen, um in der Neuen Welt ein besseres Leben zu finden, wollten auf ihren „Sinte Klaas“ nicht verzichten. Aus diesem wurde dann „Santa Claus“ – ins Bild gesetzt nicht zuletzt von deutschstämmigem Illustratoren amerikanischer Zeitungen. Durch aufwendige Werbekampagnen der Firma Coca-Cola in den 30er Jahren kam es dann zu einer Ko m m e r z i a l i s i e r u n g d e r Fi g u r. Au s d e m ursprünglichen Heiligen mit echtem sozialem Engagement wurde der Mann mit dem prallen Geschenkebeutel in der Hand. a s C h r i st k i n d w i r k t a l s d r i t te r G e schenkebringer in dieser Runde eher konturlos. Oft als ätherische, ganz unschuldige,

D

T

D

Seite 14

Der Rheinländer · Dezember 2010


mädchenhaft und engelsgleiche Person dargestellt, zeigt es weder Einsatz für Benachteiligte noch scheint es als kommerzielle Figur greifbar und geeignet. Martin Luther wird oft als „Erfinder“ des Christkinds genannt, weil d i e P r o te st a n te n den Heiligenkult um N i ko l a u s nicht gutheißen und eine Gegenfigur aufbauen wollten. Allerdings war das Christkind vorher schon als B e gl e i te r vo n Nikolaus neben anderen Gestalte n w i e K n e ch t Ruprecht und Hans Muff und als Figur bei Krippenspielen b e ka n n t . M e r k w ü r d i g , dass sich das Christkind ausgerechnet in katholischen Landstrichen, so auch im Rheinland, durchgesetzt hat während im eher protestantischen Norden der Weihnachtsmann beliebter ist. Nikolaus erlebte durch den protestantischen Versuch, Weihnachten als Gabentermin mit dem Christkind zu etablieren, allerdings eine neuerliche Renaissance. Erst seitdem gibt es als Gegenbewegung den Brauch in katholischen Gegenden, Nikolaus als lobende und mahnende Person bei den Kindern einkehren zu lassen. Vorher war er e i n u n s i ch t b a r e r Geschenkebringer, wie es heute auch noch im Einlegebrauchtum der zu befüllenden Stiefel ablesbar ist. er nun s ch l u s s e n d l i ch d i e G e s ch e n ke bringt, bleibt der Tradition jeder Familie vo r b e h a l te n . Un d den Kindern ist es wohl nur recht, wenn es dafür mehr als eine Quelle gibt …

W


traditionell! von Wolfgang Ruland

Vereinsfahne des Honnefer Schiffervereins

„En Joddes

Name“

Der heilige Nikolaus ist auch der Patron der Schiffer. Deshalb ist er als Motiv auf der Vereinsfahne des ehemaligen Honnefer Schiffervereins zu sehen, der sein Stiftungsfest immer am 6. Dezember abhielt. e n H o n n e fe r S ch i f fe r verein gibt es nicht mehr. B e st a n d e n h a b e n m u s s e r jedoch zumindest seit 1843 – diese Jahreszahl schmückt die im Jahre 1929 gestaltete Vereinsfahne. Die Motive d a f ü r e n t wa rf d e r damals bekannte Honn e fe r Ku n st m a l e r Richard Huhnen. Die Fahne zeigt auf der Reliefseite als Motiv die Insel Grafenwerth, und den Spruch: „In Gottes Namen“. Auf der anderen Seite

D

ist das Bildnis des heiligen Nikolaus als Schifferpatron und Beschützer der Kinder zu s e h e n . D i e St a t u te n d e s Vereins aus dem Jahre 1866 haben sich erhalten. Darin

beitrag zehn Groschen beträgt, dass der Zweck des Vereins zunächst die Unterstützung notleidender Schiffer ist und ferner zur Hebung des Standes und der Religiosität dient, dass das Fest des heil i ge n N i ko l a u s a l s St i f t u n g s fe st fe i e r lich begangen wird, dass, wer sich grober sittlicher Vergehen schuldig macht und wer seinen Beitrag nicht zahlt, ausgeschlossen wird und dass jedes Mitglied verpflichtet ist,

Nikolaus als Schifferpatron

Seite 16

Der Rheinländer · Dezember 2010

heißt es, dass jeder unbescholte n e S ch i f fe r, we l ch e r d a s achtzehnte Lebensjahr zurückgelegt hat, Mitglied werden ka n n , d a s s d e r M i t gl i e d s -


s i ch a m B e g r ä b n i s e i n e s Mitglieds zu beteiligen, falls jemand nicht erscheint und seine Verhinderung nicht g r ü n d l i ch b e g r ü n d e n kann, einen Beitrag von fünf Groschen zu zahlen hat. U n t e r schrieben i st das Dokument von Männern mit Namen wie Krahe, Rings, Rechmann, Schwippert, Stang oder Kickel. nnemie ten Haaf, Tochter und Schwester d e r l e t z te n B a d H o n n e fe r Berufsfischers erinnert sich gut an die Patronatsfeste: „Vor dem Krieg und besonders nach 1945 bis noch etwa 1960 wurde d a s N i ko l a u s fe st vo n d e n Honnefer Schiffern und der Fischerfamilie Jansen feierlich begangen. Die Männer gingen zum festlichen Hochamt und trugen die Vereinsfahne um den Hauptaltar. Dann empfingen Männer und Fahne den S e ge n . D a r a u f h i n fa n d d i e Generalversammlung im Ratskeller mit Frühschoppen sowie Mittagsessen statt. Abends kamen die Angehörigen nach.

eute wird die Fahne im K ö n i g s w i n te r e r S i e bengebirgsmuseum aufgehoben. Ihren letzten Einsatz hatte sie bei der Beisetzung von Aalfischer Paul Jansen, der im Januar 19 6 6 st a r b . Tochter A n n e m i e te n H a a f b e r i ch te t : „Bei der Beerdigung stand ein kleiner Trupp Schif fer am Grabe. Die Fa h n e t r u g J u p p K ra h e , Fr e u n d m e i n e s Va te r s . E r senkte die Fahne ins offene Grab und hielt folgende Rede: ‘ Ts ch ü s s P ä u l , e n J o d d e s Name!’ Nur die Eingeweihten wussten, was das bedeutet. Zu Beginn eines Tagewerks oder einer besonderen Arbeit nimmt jeder alte Schiffer oder Fi s ch e r s e i n e Ka p p , d i e Schiffermütze, mit der linken Hand ab und hält sie über das Herz, mit der rechten Hand schlägt er a u f d i e G l o cke : ‘Bim, bimbim, bim’ und sagt: ‘In Gottes Namen’.“

H

A

Es wurde ge s u n ge n , getanzt und Gedichte a u f ge s a g t . Stundenlang saß mein Mann, Franz ten Haaf, am Klavier. Frau Kickel hat stets herrliche Plätzchen gebacken.“ a n ge J a h r e ve r wa h rte Helmut Krahe, der letzte Schiffer von Bad Honnef, treu die Vereinsfahne. Mit seinem Boot „Grafenwerth“ fuhr er die S ch ü l e r z u r I n s e l No n n e n werth.

L

Adventszeit – Bratenzeit

Ob Rind, Kalb, Geflügel, Wild oder Schwein bei uns wird’s immer der richtige Braten sein. Wir beraten Sie gerne!

Fleischerei & Party-Service Berg Rheinstraße 14 53545 Linz Fon 0 26 44 - 96 27 0 Fax 0 26 44 - 96 27 13 Öffnungszeiten: montags bis freitags durchgehend von 8 bis 18:30 Uhr samstags von 7 bis 13 Uhr


poetisch! Fotos: privat

Dichtung und Wahrheit

Im November eröffnete Gabriele Boellecke ihre Gaststätte „Zur (Rh)Einkehr“ – ehemals „Zur Traube“ in Leubsdorf. Auch Veranstaltungen gehören zu ihrem Angebot. Den Auftakt macht eine Lesung mit Gedichten am 17. Dezember. RHEINLÄNDER-Redakteurin Martina Kefer hat den Verfasser der Gedichte, Peter Kolb, nach Leubsdorf vermittelt und erzählt, wie es dazu kam – und macht sich dabei Gedanken über die Bedeutung von Poesie.

O

hnehin war es kein alltägliches Telefonat. Zu groß die Z e i t s p a n n e n z w i s ch e n d e n Anrufen. Mehr als ein Jahr diesmal. Und dann dieser eine Satz: „Ich habe angefangen, G e d i ch te z u s ch r e i b e n . “ – Männer in der Lebensmitte kommen halt bisweil e n a u f m e r k w ü r d i ge Ideen. nd ich merkte. Dass ich anfing nachzudenken. An die Mutter eines Freundes: D i e e i n z i ge m i r b e ka n n te Person, die ich je Lyrik lesend vorfand. An mittelalterlichen Minnesang, der mir das

U

Seite 18

Der Rheinländer · Dezember 2010

Germanistik-Studium vergällte. Aber eben auch an den zutiefst ergreifenden Kinofilm „Club der toten Dichter“, ebenso unvergesslich wie „Cyrano de Bergerac“. Schließlich die Erkenntnis: Lyrik ist unbe-

Lyrik ist unbequem quem, wenn sie denn gut ist. Kann nicht einfach konsumiert und dann vergessen werden. Bedeutet Auseinandersetzung. Ist reizvoll oder besser voller Reize. Hat vor allem Seltenheitswert. Die Zeit ist reif für

ein bisschen Lyrik, dachte ich vor statt nach. „Sende mir doch mal ein paar Werke zu“, bat ich. a ch d e r L e k t ü r e von e t wa z we i D u t z e n d Gedichten stand fest: Es wird Zeit, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie sind viel zu gut, zu schön, zu schade, um ein Schattendasein in der Schublade zu führen. nd so wird Peter Kolb, 49, lesen und dazu G i t a rr e s p i e l e n . Z u s ä t z l i ch rundet RHEINLÄNDER-Redakteur Bernd Zimmermann den

N

U


Vortrag mit seinem Saxophonspiel stimmungsvoll ab. Es soll ein Abend werden mit Gedichten „als Geschenke an die Aufmerksamen“ (Paul Celan). Alle Menschen, für die Wortklang, Wortsinn, Wortwitz von Bedeutung sind und die in Bildern denken und reden mögen, sind herzlich eingeladen! ans Magnus Enzensberger, selbst Lyriker, behauptete einmal, dass sehr viel mehr Gedichte geschrieben als gelesen werden. Gedichtbände gehören im Buchhandel zu den Exoten, wenn sie es denn bei einer Auflage von einhundert bis tausend Exemplaren überhaupt in die Regale der Buchläden schaffen. och gibt es viele gute Gründe, sich – zumindest einen Abend lang – Gedichten zu widmen: „Der Lyriker bietet uns die Pause, in der Zeit stillsteht”, sagte einmal die deutsche Schriftstellerin Hilde Domin (1909-2006), die vor allem als Dichterin bekannt war. Weniger pathetisch, aber ebenso zutreffend äußerte sich M a r c e l Re i ch - R a n i ck i : „ E s g i b t M i l l i o n e n Menschen, die noch nie ein Gedicht gelesen haben, und sie leben auch. Aber besser lebt es sich mit ihnen.”

H D

es wird zeit

AUTORISIERTER FORD SERVICE BETRIEB Dötsch KFZ Handels- und Servicegesellschaft mbH 56598 Rheinbrohl Tel. 0 26 35 / 39 11 www.autohaus-doetsch.de

beim flüchtigen umdrehen des heutigen wurde mir klar es ist endlich an der zeit, dem leben auf die schliche zu kommen (Peter Kolb)

Aroma-Ganzkörpermassage

„Himmlische Düfte“ ca. 100 Min/89c

POETISCHER ABEND MIT MUSIK Freitag, 17. Dezember, 20 Uhr Gaststätte „Zur (Rh)Einkehr“ (ehemals „Zur Traube“) in Leubsdorf, Hauptstr. 2 Der Eintritt ist frei!

mit warmen, erlesenen Ölen und Aroma-Kompressen Tipp: Dekorative Geschenkgutscheine! Termine nach tel. Vereinbarung Auch Abendtermine möglich Tel: 0 26 44 - 60 13 10 · In der Au 27 53545 Linz · www.aroma-atelier.de


rheinisch!

Leben mit dem Rhein von Annemarie Große-Jütte

Die Idee zum Ausstellungsprojekt „Kultur(ge)schichten und Rhein(an)sichten“ wurde auf dem Rheinsteig während einer Wanderung geboren, die zwei sportliche Damen gemeinsam unternahmen. Der bewusste Blick auf die vertraute Umgebung aus wechselnden Perspektiven führte ihnen wieder die atemberaubende Schönheit und Vielfältigkeit der Rheinlandschaft vor Augen.

D

ie promovierte Historikerin Inge Steinsträßer fragte sich, wie wohl Menschen, die hier leben, diese L a n d s ch a f t wa h rn e h m e n : I n te r e s s i e r e n s i e s i ch f ü r d e r e n B e s o n d e r h e i te n u n d Geschichte oder nehmen sie sie als selbstverständliche Alltagskulisse hin? on der Frage bis zur Idee, diese mit einem Ausstellungsprojekt zu b e a n t wo rte n , wa r e s n i ch t weit. Die zweite Wanderin und Leiterin der Bonner Volkshochschule, Dr. Ingrid Schöll, wa r s p o n t a n b e r e i t , d a s Projekt zu unterstützen, dem sich die VHS Siebengebirge anschloss.

V

Seite 20

Der Rheinländer · Dezember 2010

in passender Rahmen bot sich mit der Regionale 2010 an, einer regionalen Strukturförderungs-Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen. Dabei wird in einem zwei- und ab 2010 dreijähri-

E

Interesse an der Region gem Rhythmus jeweils eine Region ausgewählt, die die Möglichkeit erhält, innovative und gemeinsame Projekte über Kreis- und kommunale Grenzen hinweg zu realisieren; dies war 2010 unter dem Motto „Brücken bauen“ die Region von Wesseling bis an die südliche Landesgrenze von NRW.

ereits das große Echo auf einen Aufruf in der regionalen Presse zu Anfang 2009 beantwortete die Frage n a ch d e m I n te r e s s e d e r Rheinländer an ihrer Region eindeutig. Von den interessierten Bürgern verblieb ein harter Kern von 32 Aktiven, unter ihnen interessierte Neulinge wie langjährig b ew ä h rte E x p e rte n , A n ge h ö r i ge vo n Ve r e i n e n u n d Einzelne, die über ein Jahr lang zu den Themen: arbeiten, wohnen und Freizeit am Rhein Material sammelten. ach einer Einführung in die Archivarbeit durch I n ge Ste i n st r ä ß e r w u r d e recherchiert, Zeitzeugen und

B

N


Experten interviewt, gesammelt und fotografiert. eben den klassischen Themen wie Rheinromantik, -lyrik, -malerei und -tourismus, Burgen und Wein wird auch ein weniger romantischer Blick auf Leben und Alltag der Menschen am Fluss geworfen. Es wird erzählt vom der Arbeit der Fischer, Wäscherinnen und Ziegelbrenner, von Hochwasser, Fähren und Brücken. Ein Blick wird geworfen auf Häuser, Villen und Hotels. Nicht nur schöne Fassaden werden gezeigt, sondern auch die Menschen, die dahinter lebten und leben. as Problem bestand keinesfalls darin, Material zu finden und Ergebnisse zu erarbeiten, im Gegenteil, die fleißigen Forscher mussten sich häufig schweren Herzens von ihren recht umfangreichen Funden trennen und

N

D

WEINHAUS & RESTAURANT Illustrationen aus der Ausstellung konnten nur einen winzigen Teil dessen, was sie z u s a m m e n ge t r a ge n h a t te n , p r ä s e n t i e r e n . Manche Aspekte fielen den beschränkten Platzund und Finanzmitteln ganz zum Opfer. ach dem die Auswahl getroffen war, ging es darum, sie möglichst professionell zu präsentieren. Dazu hatte Inge Steinsträßer Lehrer und Schüler des Heinrich-Hertz-EuropaKollegs in Bonn gewinnen können, die in intens i ve r u n d h o ch p r o fe s s i o n e l l e r A r b e i t d i e Vorlagen für den Druck erstellten und geduldig den technisch nicht so versierten Heimatforschern mit Rat und vor allem mit Tat zu Seite standen. as VHS-Projekt leistete so nicht nur einen Beitrag zur Regionalgeschichte sondern wurde – übrigens als einziges im Rahmen der diesjährigen Regionale - durch bürgerschaftliches und generationsübergreifendes Engagement verwirklicht.

N

D

Unkel am Rhein

Ab November ist unser Restaurant in den Weinstuben Donnerstag bis Sonntag ab 17 Uhr geöffnet Nach Absprache auch an anderen Tagen möglich!

· Gänse-Essen auf Vorbestellung · Wild aus hiesiger Jagd · Haben Sie schon Ihre Weihnachtsfeier geplant? Auf Vorbestellung 1. und 2. Weihnachtstag mittags geöffnet Silvester geöffnet Familie Lanz Telefon (0 22 24) 33 15 · Fax (0 22 24) 7 33 62 Lühlingsgasse 5 · 53572 Unkel

www.traubeunkel.de


rheinisch! In der Ausstellung zu sehen: Rheinpanoramá des 19. Jahrhunderts

ie Ausstellung startete im März des Jahres im f r i s ch e r ö f f n e te n Ka m e h a Grand Hotel am Bonner Bogen; nächster Gastgeber war das Rheinhotel Dreesen. Danach wa n d e rte s i e i n s K ö n i g s winterer und ins Oberpleiser Rathaus. Zum Jahresabschluss ist sie bis Mitte Dezember im B a d H o n n e fe r R a t h a u s z u s e h e n , u m i n te r e s s i e rte n Betrachtern eine neue Antwort auf die alte Frage „Warum ist es am Rhein so schön?“ bieten zu können.

D

AUSSTELLUNG Kultur(ge)schichten und Rhein(an)sichten noch bis zum 16. Dezember im Rathausfoyer Bad Honnef geöffnet montags bis freitags 8 bis 12 Uhr und zusätzlich donnerstags 14.30 bis 17 Uhr

Seite 22

Der Rheinländer · Dezember 2010


aromatisch!

Himmlische Düfte E von Cäcilia Frings-Ruland

i n h e rr l i ch e s D u f t ge m i s ch vo n L e b kuchen, Bratapfel, Zuckerwatte, Weißtannen, Moos, Plätzchen und Glühwein liegt in der Luft – die Vorboten der Weihnachtszeit, die eigentlich etwas Muße, Ruhe und Besinnlichkeit bringen soll. Doch allzu oft verfallen wir genau in der Vorweihnachtszeit immer wieder in Unruhe, Stress und Hektik. Um so wichtiger ist es sich zumindest ab und zu eine kurze „Auszeit“ zu gönnen. Zum Beispiel durch einen Waldspaziergang oder zu Hause im warmen Wohnzimmer mit einem heißen Vanille-Tee bei Kerzenschein, umgeben von Düf ten hochwertiger ät herischer Öle. Eine ganze Reihe von g u te n D u f t m i s ch u n ge n w i e Zimt & Sterne, Weihnachtsduft, Wintermärchen oder Angels bieten sich gerade in der Adventszeit an, doch auch Einzelöle wie Ingwer, Zimt, Tonka, Gewürznelke oder Weihrauch und Myrrhe entführen uns zu den Träumen, lichtfrohen Farben und Düften ferner Länder. Sie vermitteln zugleich eine wohltuende, behagliche Wärme, die wir in dieser oft trüben, nasskalten Jahreszeit so sehr ersehnen. Schalenöle wie Orange, Limette, Zitrone und Mandarine sind wahre Stimmungsaufheller und lassen alte Urlaubserinnerungen in uns wach

werden. Diese können Sie mit Gewürzölen wunderbar kombinieren. Auch hölzerne Öle wie Sandelholz und Rosenholz zaubern im Nu ein stimmungsvolles Ambiente. ast nebenbei klimatisieren und reinigen diese hochwertigen naturreinen Öle die t r o cke n e R a u m l u f t u n d k r ä f t i ge n u n s e r Abwehrsystem. Entdecken Sie diese kleinen duftenden Begleiter für Ihr persönliches Wohlbefinden – ob als fertige Duftmischung oder Einzelöl, ob in der Duftlampe oder im pflegendem Aroma-Ölbad, ob auf dem D u f t t u ch o d e r a l s K ö r p e r ö l . Gönnen Sie sich oder anderen doch mal eine entspannende M a s s a ge z . B . „ H i m m l i s ch e Düfte“ mit warmen Ölen im Aroma Atelier. erade jetzt im Winter ist die rechte Zeit für entspannende Massagen mit feinsten Ölen, denn sie entkrampfen nicht nur den verspannten Rücken, sie können ausgleichend auf die Psyche wirken, stimulieren das Immunsystem und beleben Körper und Seele in angenehmster Form und bald schon wird die innere Stimme lauter und die Welt leiser! önnen Sie sich eine wohltuende Auszeit ganz nach dem Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann?

F

G

G

Ätherische Öle sind hochwirksame Konzentrate, die nur verdünnt und sparsam dosiert angewendet werden dürfen. Nähere Informationen erhalten Sie bei AromatherapeutInnen und ApothekerInnen oder in der entsprechenden Fachliteratur.

Dachstühle · Innenausbau · Carports · Überdachungen Aufstockungen · Gauben · Sanierungen · Dachdeckerarbeiten

Dachdämmmaßnahmen ökologische Dämmung KfW-geförderte Dämmmaßnahmen Zum Ziegenbusch 28 · 53545 Linz Tel: 02644-3732 · Fax: 809656 · zimmerei-schnor@t-online.de


unternehmen!

Antike$ in alten Gemäuern In der Linzer Burg haben Andreas Launhardt und Frank Posthausen, beide ausgewiesene Kenner für seltene historische Sammlerstücke, einen Antiquitätenhandel mit vielen Unikaten eröffnet.

A

rt Deco- oder Jugendstilvitrinen, hergestellt vom Hoflieferanten des deutschen Kaisers, eine gotische Truhe aus dem frühen 16. Jahrhundert, eine S ch wa r z w ä l d e r T u rm u h r vo n 19 0 3 , h a n d ge st a l te te K l a n g schalen aus Nepal, eine dreihundert Jahre alte indische Tempeltür – wer solche außergewöhnlichen Schätze sucht, findet sie jetzt in der Linzer Burg. Anfang August haben dort Frank Post hausen und Andreas Launhardt ein Antiquitätengeschäft eingerichtet, wie es wohl seinesgleichen sucht. In den weiten und hohen Räumen, in denen zuvor die Museen für mechanische Musikinstrumente und für Schifffahrt auf dem Rhein e i n ge r i ch te t wa r e n , h a b e n d i e b e i d e n Antiquitätenhändler ihre besonderen und nicht alltäglichen Exponate aufgestellt. „Wir sind besonders froh darüber, hier Stücke zeigen zu können, die man normalerweise nicht in einem Ladengeschäft unterbringen kann“, betont Frank Posthausen. Die hohen D e cke n l a d e n z u großzügiger Präsentation von meterho-

hen Schätzen ein. Dazu gehören neben Möbeln, Säulen und bleiverglasten Fenstern auch Teakholzwurzel-Skulpturen, die aus dem indonesischen Urwald stammen. Einheimische Künstler haben aus den Überresten von vor langer Zeit abgeholzter Bäume bizarre Skulpturen geschaffen, die zum Fantasieren einladen. Daneben sind in der bunten Sammlung aus aller Welt auch seltene Wertpapiere wie Aktien, kostbare Einrichtungsge ge n st ä n d e , S ch i f fs m o d e l l e und als besondere Raritäten auch antike Tür- und Vorhänges ch l ö s s e r z u f i n d e n . E i n i ge davon wurden als Trickschlösser vor zweihundert Jahren von Schlossergesellen konstruiert „und sie funktionieren heute noch“, versichert Frank Posthausen.

Bunte Sammlung an Raritäten

Seite 24

Der Rheinländer · Dezember 2010


Foto: Bert Gaebler

Frank Posthausen und Andreas Launhardt ie beiden Geschäftsleute kennen sich von ge m e i n s a m e n A n t i k- M a r k t - Z e i te n . Andreas Launhardt beschickte mit seinen Angeboten auch schon den Linzer Antik- und Trödelmarkt. „Inzwischen ist das Marktgeschäft aber sehr schwierig geworden, man kann in der Regel nur einen Teil seiner Ware präsentieren, muss sie hin und her transportieren – und man wir ja auch nicht jünger“, begründet er die im Sommer erfolgte stationäre Niederlassung in Linz. Dass dies im passenden Ambiente der fast 650 Jahre alten Linzer Burg möglich war, beglückt die beiden Betreiber: „In den historis ch e n R ä u m e n d e r B u rg ko m m e n u n s e r e Sammlerstücke besonders gut zur Geltung. Aber auch die ganze mittelalterliche Atmosphäre der Linzer Altstadt beflügelt uns. Wir sehen hier eine Menge Entwicklungspotenzial d u r ch d e n To u r i s m u s u n d damit auch für unsere Angebote“, sind Posthausen und Launhardt überzeugt. hre seltenen Stücke find e n s i e b e i H ä n d l e rn europaweit oder bei eigenen Reisen, etwa nach Indien. Die Antik-Experten, freuen sich aber auch auf Angebote von Privatpersonen aus der Region. Ansprechbar sind sie nicht nur zu den Öffnungszeiten ihres Antiquitätenhandels in der Burg Linz, sondern auch gerne nach telefonischer Vereinbarung.

D

I

ANTIQUITÄTEN IN DER BURG LINZ Burgplatz 4, 53545 Linz Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag und an Feiertagen 12 bis 19 Uhr Tel: 0171-7067966 Andreas Launhardt, Tel: 0160-94173126 Frank Posthausen www.antiquitaeten-burg-linz.de


weihnachtlich!

Rhöndorfer Weihnachtstimmung

D

ie Marienkapelle und das Gasthaus "Zur Alten Kapelle" bilden nicht nur zur Weihnachtszeit ein anheimelndes Ensemble. Nach der Zerstörung von 1689 durch französische Truppen wurde die Kapelle in Eigenleistung Rhöndorfer Bürger neu errichtet und 1716 unter dem Titel "Mariae Heims u ch u n g " e i n gewe i h t . E b e n fa l l s n a ch d e r Zerstörung des Jahres 1689 hat man das gegenüberliegende Gasthaus im rheinischen Zierfachwerkstil wieder aufgebaut.

Seite 26

Der Rheinländer · Dezember 2010


Foto: Frank Homann

Der Rheinländer · Dezember 2010

Seite 27


juristisch!

Nerven und Geld sparen Gerichtliche Erbstreitigkeiten sind langwierig und teuer. Als Alternative bietet sich nunmehr auch in unserer Region ein Schiedsverfahren an, da in diesem Sommer eine Geschäftsstelle der Deutschen Schiedsgerichtsbarkeit für Erbstreitigkeiten in Linz eingerichtet wurde, die für den Großraum Bonn zuständig ist. Diese Geschäftsstelle befindet sich in den Räumlichkeiten der Fachanwaltskanzlei Paul & Haltenhof. Der RHEINLÄNDER sprach mit dem Leiter der Geschäftsstelle, Fachanwalt für Erbrecht und Familienrecht Michael Paul, der seit 1984 als Rechtsanwalt in Linz tätig ist.

Welche Vorteile bietet ein Schiedsverfahren? Aufgrund meiner Erfahrungen musste ich feststellen, dass Mandanten insbesondere die oft jahrelange Verfahrensdauer bei den staatlichen Gerichten als sehr belastend empfunden haben, zumal in dieser Zeit die Verteilung des Erbes blockiert ist. Demgegenüber kann man im Schiedsverfahren innerhalb weniger Monate einen rechtskräftigen Abschluss und damit eine Nachlassverteilung erreichen. Hieraus resultiert auch der zweite Vorteil, da das Schiedsgerichtsverfahren sehr viel geringere Kosten verursacht als das Klageverfahren, bei dem sich die Gerichts-, Rechtsanwalts- und Sachverständigenkosten bereits in der ersten Instanz auf bis zu 20 Prozent des Nachlasswertes summieren können. Einen weiteren Vorteil sehe ich darin, dass Schieds-

gerichtsverfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt werden. Hierdurch wird bei erbrechtlichen Streitigkeiten, in welchen sehr

häufig familieninterne Angelegenheiten vorgetragen werden, die Privatsphäre der Parteien besser geschützt als in einem Klageverfahren.


Jeder Erblasser möchte vermeiden, dass seine Erben untereinander in Streit geraten und dadurch Vermögen zerschlagen und der Familienfrieden nachhaltig gestört wird. Was sollte man unbedingt beachten, wenn man ein Erbe hinterlässt? Auf jeden Fall raten alle Erbrechtsexperten zu einem Testament oder Erbvertrag. Ohne eine solche letztwillige Verfügung kommt die gesetzliche Erbfolge zum Zuge, die oftmals ungewollte Erbengemeinschaften entstehen lässt, bei deren Auseinandersetzung aufgrund der unterschiedlichen Interessen fast zwangsläufig Streit entsteht. Der Erblasser kann im Rahmen einer solchen letztwilligen Verfügung auch bereits zu Lebzeiten das Schiedsgerichtsverfahren anordnen mit der Folge, dass seine Erben für den Fall einer Uneinigkeit verpflichtet sind, ein Schiedsgericht anzurufen. Aber auch die Erben können sich jederzeit aus Kosten- oder Zeitgründen darauf verständigen, unter Ausschluss der staatlichen Gerichte vor einem Schiedsgericht zu verhandeln. Ansprechpartner sowohl für den Erblasser als auch die Erben ist unsere Geschäftsstelle in Linz.

Vorteilhaftes Verfahren In welcher Form können Sie die Qualität des Schiedsgerichtsverfahrens garantieren? Zum einen zeichnet sich das Schiedsgerichtsverfahren der DSE durch eine sehr hohe Fachkompetenz aus, da ausschließlich Juristen, die langjährige Erfahrungen in Erbstreitigkeiten besitzen und zudem einen Schiedsrichterlehrgang erfolgreich absolviert haben müssen, als Schiedsrichter eingesetzt werden. Zum anderen organisiert die DSE bereits seit 1998 Schiedsgerichtsverfahren und verfügt damit über die nötige Erfahrung, um ein in fachlicher wie auch menschlicher Hinsicht vorteilhaftes Verfahren durchzuführen.

DSE GESCHÄFTSTELLE LINZ Schulplatz 3, 53545 Linz/Rhein. Telefon: (02644) 2657 und 4051 Telefax: (02644) 1601 www.paul-haltenhof.de www.dse-erbrecht.de


persönlich!

Für die Menschen bestellt von Michael Klein

Für die Menschen bestellt – so lautete der Wappenspruch von Kardinal Josef Frings (1887-1978) und war schon Leitsatz des jungen Theologiestudenten. So sagte er einmal: „Ich will Leutepriester werden und für die Menschen und deren wahres zeitliches und ewiges Wohl da sein.“ Kardinal Frings hatte vielfältige Verbindungen zu Bad Honnef, vor hundert Jahren wurde der gebürtige Neusser in Köln zum Priester geweiht.

F

r ü h e n ga g i e rte sich der Theologe innerhalb der katholischen Arbeitervereine. G a n z e n t ge ge n d e m noch vorherrschenden wilhelminischen Zeitgeist des wohlhabenden r h e i n i s ch e n B ü rge r t u m s wo l l te Fr i n g s nicht bloße Almosen. Vi e l m e h r s u ch te e r nach Möglichkeiten, ein M i t s p r a ch e r e ch t f ü r Zeichnung von Kardinal Frings im KSI, Bad Honnef benachteiligte Gesellschaftsgruppen zu erzurück“, erinnerte er sich einmal, „als meine reichen. Dies war auch Jahrzehnte später sein Geschwister und ich Keuchhusten hatten, wurAnliegen bei der Gründung der weltweit tätigen den wir mit meiner Mutter dort im Haus Ditges ka t h o l i s ch e n H i l fs we r ke M i s e r e o r u n d zur Erholung untergeAdveniat, die heute das b r a ch t . “ E r wa r h i e r Erbe des Kardinals fortRe ge n s d e s P r i e ste r führen. n H o n n e f ve r seminars, das ab brachte Frings mehrfach kurze aber bedeuDezember 1941 vorübergehend im Antoniusheim in Selhof untergebracht war. Frings erhielt tende Lebensspannen: „Meine Erinnerungen an dort die Nachricht seiner Ernennung zum Honnef gehen bis zu meinem vierten Lebensjahr

I

Seite 30

Der Rheinländer · Dezember 2010

„Fringsen“ war die Rettung


Erzbischof von Köln. Die letzten Kriegsmonate des Zweiten Weltkrieges erlebte er dann in Rommersdorf, nachdem er in Köln zweimal ausgebombt worden war und mehrmals in Lebensgefahr schwebte. Welche Nähe der Erzbischof hier zu den Menschen pflegte, dazu hat Heinz Pfälzer vom Rommersdorf-Bondorfer Heimatverein viele Begebenheiten aufgeschrieben. So berichtet Pfälzer von den Spaziergängen, die der mit menschenfreundlichem Humor ausgestatte Rheinländer Frings ins Annatal unternahm. Bei einer dieser Wanderungen scheute sich Frings nicht, dem Schuhmachermeister Lutz zu helfen, ein Jauchefass aufs Feld zu ziehen. uch schreibt Pfälzer von Frings’ Erlebnissen im Keller des Hauses Spießgasse 9 während der Bombennächte. Als er dort einmal zu seinen gewohnten Zigarillos griff, kam es schlaftrunken aus dem Mund eines kleinen Jungen: „Onkel Bischof, darf ich dir de Pief anmaache?“ Wie ein Va ter streckte seine Eminenz dem Bitsteller den Glimmstengel entgegen und ließ ihn sich, verfolgt von glänzenden Kinderaugen, anzünden. n diesem Keller hat Frings aber auch sehr jungen, Schutz suchenden deutschen Soldaten die Generalabsolution erteilt. Ein anderes Mal hat er einem kleinen Jungen nach einer halben Stunde Unterricht zwischen Briketts und Einmachgläsern die Erstkommunion gegeben. iligst wurde ein provisorischer Bischofssitz in der Pfarrkirche St. Johann Baptist eingerichtet, wo Frings die Christmette 1944 mit den Honnefern feierte. Nachdem er den p ä p st l i ch e n S e ge n e rte i l te u n d d a s L i e d „Menschen, die ihr wart verloren“ erklang, verblieben noch viele an der Krippe, bis die Weihnachtkerzen abgebrannt waren und Pfarrer Wüsten die Menschen bat, das Gotteshaus doch zu verlassen, bevor ein weiterer Fliegeralarm das Heimgehen unmöglich machte.

Foto: KSI

A

I

E

Seine Eminenz bei einem seiner Besuche in Bad Honnef urück in Köln erwies sich Frings als Segen für die Bevölkerung in der völlig zerstörten Stadt. Schnell suchte er den Kontakt zur Militärregierung und erreichte dort Hilfe und Erleichterungen für die Bevölkerung. Auch setzte er sich für das Schicksal der Kriegsgefangenen ein. Berühmt wurde seine Silvesterpredigt von 1946: „Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf ande-

Z

Gynäkologische Praxis in Bad Honnef Gerne möchte ich Sie in meiner Privatpraxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe als Patientin willkommen heißen. Fragen Sie nach Ihrem Wunschtermin.

DIANA JUNG Weyermannallee 11 53604 Bad Honnef Telefon 0 22 24 - 9 60 15 50


persönlich! r e We i s e , d u r ch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann. Aber ich glaube, dass in vielen Fällen weit d a r ü b e r h i n a u s ge gangen worden ist. Und da gibt es nur einen Weg: unverz ü gl i ch u n r e ch te s G u t z u r ü ckge b e n , sonst gibt es keine Ve r z e i h u n g bei G o t t . “ D a n a ch b e z e i ch n e te m a n i n Köln und später in ganz Deutschland das „Organisieren“ von Lebensmitteln und Kohlen mit dem Verb „fringsen“, einem Begriff, der in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist und bis heute verwendet wird. rings war in der Weltkirche bereits ein hoch angesehener Kardinal als man 1962 das 2. Vatikanische Konzil mit dem Ziel zu einer pastoralen und ökumenischer Erneuerung einberief. Hier wurde er zur zukunftsweisenden Symbolfigur und hatte maßgeblich Anteil an dem Gelingen. Als beratender Konzilstheologe

F

Wappen des Kardinals gestaltet von Ewald Mataré wurde ihm damals ein junger Bonner Professor zur Seite gestellt, sein Name: J o s e p h R a t z i n ge r. Als Benedikt XVI. wird Ratzinger späte r e i n m a l s a ge n , d a s s d i e s e B e ge g n u n g m i t Fr i n g s bestimmend für seinen eigenen Lebensweg gewesen sei. ie Honnefer ernannten ihn bereits am 19. März 1946 zum Ehrenbürger. Im folgenden Jahr gründete Frings hier das Katholische Soziale Institut, das seit 1982 seinen Namen trägt. ls Josef Frings im Jahre 1978 im Alter von über 90 Jahren verstarb, war er über 70 Jahre im Dienst der katholischen Kirche tätig. Ob als Kaplan oder in den höchsten Ämter der Weltkirche, er versah seinen priesterlichen Dienst, so wie er ihn stets verstand: für die Menschen bestellt.

.

D

A


damals!

Der tragische Tod des Willi Feldens

Journalist Rolf Palm beschreibt in seinem Tatsachenbericht „Die Brücke von Remagen“ auch das Schicksal des Erpeler Eisenbahners Willi Feldens, der am 7. März 1945, dem Tag, als die Brücke von amerikanischen Soldaten erobert wurde, angeschossen wurde. Zivilist Feldens verstarb am nächsten Morgen und war damit der einzige Tote infolge der Kämpfe um die Ludendorff-Brücke an diesem historischen Tag. Mit seiner Familie und vielen anderen Erpeler befand er sich im Eisenbahntunnel, um Schutz zu suchen.

Auszug aus dem Buch „Die Brücke von Remagen“ von Rolf Palm: ie Schüsse vom Rheinausgang des Tunnels treiben die Zivilisten immer weiter zum Hinterausgang des Tunnels. Viele rennen schreiend auf den Ausgang zu. Auf der Zementbrücke vor dem nördlichen Ausgang hören die

D

Foto: privat

Teil 1

Eisenbahner Willi Feldens GIs den plötzlichen Aufruhr von Stimmen, die sie nicht verstehen. Sie feuern ihre Maschinenpistolen in das TunnelLoch, schleudern Handgranaten. Entsetzt weicht die Menge im Tunnel zurück. Frauen und

nen. Was ist mit Karl? Wo ist er hin? in Mann läuft mit einem weißen Tuch, das er von einem Kinderwagen weggerissen hat, aus dem Tunnel. Es ist der Bahnbeamte Willi Feldens i n s e i n e r s ch wa r z e n Reichsbahnuniform. Karl Busch, trotz seiner fünfzehn Jahre als Flak-Helfer viel kriegserfahrener als der E i s e n b a h n e r, s ch r e i t n o ch : «Nicht du, Willi, du mit deiner Uniform!» ie amerikanischen Soldaten auf der Zementbrücke sehen die schwarze Uniform. Erinnerungsbilder blitzen in ihnen auf: Die

E

„Mütterchen, hilf mir!” kleine Kinder stürzen, geraten unter trampelnde Füße, schreien und beten. Eisenbahnerfrau Maria Feldens, mit Mutter und Söhnchen Karli etwa in der Tunnelmitte, sieht plötzlich ihren Mann Karl nicht mehr neben sich. Beide Frauen halten aneinander fest und wei-

D

Der Rheinländer · Dezember 2010

Seite 33


damals! schwarzen Uniformen von SS-Männern, die ihnen in den Ardennen und später mit erhobenen Händen und weißen Fahnen entgegenkommen und dann doch noch schießen. Sergeant DeLisio brauchte kein Kommando geben. Aus ihren Maschinenpistolen prasseln die Schüsse. Tödlich verwundet liegt Willi Feldens zwischen den Schienen. m Tunnel ruft der Pionier: «Frauen müssen mit den weißen Fahnen nach draußen!» Die 19-jährige Anny Lindlohr packt sich in ihrer Familiennische dicht am Tunnelausgang ein weißes Tuch und läuft mit dem Pionier hinaus. Auch Karl Busch reißt sich von seiner Mutter los, die ihn verzweifelt festhalten will, tritt mit erhobenen Händen aus dem Tunnel und schwenkt ein weiteres weißes Tuch. angsam, schweigend, teils bedrückt, teils erleichtert, und erschöpft von den panischen Ängsten der letzten Minuten verlassen die Menschen den Tunnel über die Bahngleise, um dann über die Leitern die Böschung hoch zur O r s b e rge r St r a ß e h i n a u f z u k l e t te rn . M a r i a Feldens, ihr Söhnchen und ihre Mutter sind unter den letzten. Sie haben noch im Tunnel nach ihrem Willi gesucht. Sie sehen ihn erst, als sie vor den Tunnel treten. Da liegt er, unter Decken, die Nachbarn über ihn gebreitet haben. Er ist ganz bleich im Gesicht. Er hat einen Bauchschuss erlitten. Maria legt sich zu ihm. Sie zieht die Decken über sie beide. «Mütterchen, hilf mir!», flüstert er. Tränen rinnen ihm aus den Augen. Aber es ist niemand mehr da. Marias Mutter versucht, in Erpel Hilfe zu finden. Maria ist allein mit ihrem sterbenden Mann. Und sie wird lange allein mit ihm bleiben...

I

L

merikanische Soldaten, die nach der Eroberung der Brücke den Tunnel untersuchen, kommen an dem Häuflein Elend vorbei, das da auf den Schienen liegt – Maria Feldens, die unter Decken ihren tödlich verwundeten Mann im Arm hält. Da stehen sie mit ihren Maschinenpistolen und in ihren Kampfanzügen um sie herum, fragen, wer der stöhnende Mann in der schwarzen, blutgetränkten Uniform sei. Maria sieht vom Boden zu ihnen hinauf. «Ein schwer verwundeter Zivilist!» en verwundeten Feldwebel Rothe haben die GIs über die Brücke abtransportieren lassen. Der ist Soldat wie sie, und nun ein Kriegsgefangener. Für Zivilisten fühlen sie sich nicht zuständig. Sie gehen. Maria ist wieder allein mit ihrem Karl, der fiebrig fröstelt, immer flacher atmet, immer wieder flüstert: «Ach. Mütterchen …»

A

D


s ist schon dunkel, an diesem frühen, nasskalten Märzabend, nach 19 Uhr, als endlich ein Eisenbahner-Kollege, den Marias Mutter in Erpel aufgetrieben hat, sich mit einem Nachbarn durch die US-Streifen schleichen kann. Im Tunnelbereich suchen sie eine Leiter, um sie mit untergelegten Decken als Bahre zu benutzen und Feldens in die nun verlassene Fe l s e n h ö h l e z u t r a ge n . S i e f i n d e n e i n e n Waggon, der offenbar von Ostarbeitern als Unterkunft benutzt worden ist. Feldbetten und ein kleiner Ofen stehen noch darin. n diesen Stunden beginnt Maria Feldens ihr Tagebuch zu schreiben. Zum Schreiben hat sie, in ihrem Luftschutzköfferchen mit den wichtigen Papieren, nur ihr Poesiealbum. Das ist ihr geschenkt worden, als sie am 1. August 1926 ihren Willi heiratete. Und so steht denn auch auf Seite 1 unter diesem Datum das liebevoll-naive Gedicht, das ihr am Hochzeitstag unter dem Titel «Zur Erinnerung» gewidmet wird.

E

I

Schön ist’s, wenn zwei Sterne Nah’ sich stehn am Firmament. Schön, wenn zweier Rosen Röte ineinander brennt. Doch in Wahrheit immer Ist’s am schönsten anzusehn Wie zwei, die einander lieben, Selig beieinander stehn. «Zur Erinnerung …» – sie bringt es nicht übers Herz, dort weiter zu schreiben. Sie dreht das Album um und beginnt auf der letzten Seite das Stundenbuch der letzten Nacht ihrer Ehe … Fortsetzung im nächsten Heft

DOKUMENTARBERICHT Rolf Palm: Die Brücke von Remagen erhältlich im Buchhandel oder im Heimatladen, Pützgasse 2, Unkel Tel: 02224-7796512 gebundene Ausgabe: 19,90 Euro kartonierte Ausgabe: 15,90 Euro


weihnachtlich!

Auf dem Weg zur Krippe von Wolfgang Ruland „Gustels Krippenwelt“ in Waldbreitbach gibt es nunmehr seit 15 Jahren. Die einmalige Krippenschau zeigt in diesem Jahr die Sonderausstellung: „Krippen aus Tschechien“.

1995

stellte Gustel Hertling zum ersten Mal in einem Hotel zur Weihnachtszeit Krippen aus. Damals waren es fünfzig Exemplare. Heute ist Hertling stolz auf über 1700 Exponate aus achtzig Ländern, die er seit fünf Jahren in seinem heutigen Domizil, einer eigentlich für den

Te n n i s - S p o rt ge d a ch te n H a l l e a u f 7 5 0 Quadratmetern ausstellt. „Diesen Erfolg hätte ich mir vor fünfzehn Jahren nicht träumen lassen“, beschreibt er bei der diesjährigen Saisoneröffnung seine Freude über die Entwicklung der Krippenwelt. Aus aller Herren Länder, sogar aus Übersee, kommen Besichtigungs- und Interviewanfragen für diese vielleicht weltweit einmalige Ausstellung von Krippen. So zeigt auch der Südwestfunk am 19. Dezember in sein e m Fe rn s e h p r o g r a m m d i e 4 5 - m i n ü t i ge Reportage: „Advent in Waldbreitbach“. Ein Besuch der Krippenwelt lohnt sich auch für diejenigen, die diesem katholischen Sujet nicht nahe stehen. Die Ausstellung besticht allein durch ihre staunenswerte Vielfalt und Fülle. rippen haben Gustel Hertling schon seit seiner Kindheit fasziniert. Er erzählt mit strahlenden Augen, wie er als kleiner Junge erlebt hat, dass die Waldbreitbacher ihre Nachbarn einluden, um die häusliche Krippe zu zeigen. So konnte jeder von Haus zu Haus gehen, bei jedem einkehren und eine intakte Gemeinschaft erleben. „Was war das für ein Erlebnis!“, schwärmt der Krippenbauer heute. „Am 6. Januar wurde nicht gearbeitet und der Tag genutzt, um sich die Krippen anzusehen.“ Das

Foto: creativ picture

„Krippaler Infekt“

K

Ilona Klawitter und Gustel Hertling vor der Krippe mit Alltagsszenen

Professionelles Grafik-Design für Logo · Flyer · Homepage · Geschäftspapiere … Dieter Ruland | Werbung & Grafik In der Au 27 | 53545 Linz/Rhein t : 0 26 44 - 80 78 80 | www.ruland-grafik.de


wünscht er sich auch heutzutage: „Waldbreitbacher, macht die Türen auf und zeigt eure Krippen mit Stolz!“, ruft er aus. Was auch den Wunsch ausdrückt, dass man sich in der Gemeinde gegenseitig mehr unterstützen sollte. Gustel Hertling sieht sich bis heute in der Rolle des Einzelkämpfers, der den Ruf von Waldbreitbach als Weihnachtsdorf begründet hat. Denn auch die Wurzelkrippe in der Pfarrkirche, die seit 1989 zu sehen ist und aufgrund ihrer beeindruckenden Größe 1999 ins GuinnessBuch der Rekorde aufgenommen wurde, geht auf die Initiative des Krippenbauers zurück. ie diesjährige Sonderausstellung tschechischer Krippen zeigt filigrane Meisterwerke aus Papier, Stroh, Holz und sogar aus Maisblütenblättern. Da sind Faltkrippen im Zieharmonikaformat, Laubsägearbeiten mit unzähligen Figuren und Krippen im Glassturz zu entdecken. Die vierhundertjährige Tradition des tschechischen Krippenbaus hat vielfältige Formen der Gestaltung hervorgebracht, die in Gustel Hertlings Sammlung zu sehen sind. lona Klawitter, tschechische Krippenbaumeisterin hat zudem eine moderne K r i p p e n ve r s i o n b e i ge ste u e rt : S i e z e i g t Alltagsszenen der heiligen Familie wie Jesus als Kind mit Maria und Josef beim Picknick sitzend. Ganz im Sinne von Gustel Hertling: „Es ist mein Anliegen, die Menschen auf den Weg zur Krippe zu führen.“

D

I

GUSTELS KRIPPENWELT Am Mühlenberg 3 · 56588 Waldbreitbach Tel. 0175-5141550 geöffnet an Wochenenden und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr zusätzlich bis 6. Februar 2011 täglich 11 bis 18Uhr Eintritt 5 Euro, Kinder 2 Euro


unternehmen!

Rahmen - kunstfertig von Wolfgang Ruland Ilona und Jürgen Böhm aus Ockenfels sind Spezialisten für feinste und ideenreiche Einrahmungen und bieten in ihrer Kunsthandlung in Bad Godesberg zudem alte Stiche und moderne Grafiken an.

S

eit Anfang der 90er Jahre stellt das Ehepaar B ö h m i n O cke n fe l s B i l d e rr a h m e n f ü r Kunstgalerien aber auch für Einzelhandelsunternehmen wie Fotofachgeschäfte her. ie Einrahmung selbst wird ebenfalls von dem kleinen Spezialunternehmen angeboten. Um auch Privatkunden zu erreichen, s u ch te n d i e E h e l e u te i n d e r N ä h e e i n Ladenlokal, das sie 1999 schließlich in Bad Godesberg fanden. Dort konnten sie die eingeführte, 1969 gegründete Kunsthandlung Kessel, die sie auch unter diesem Namen weiterführen, übernehmen. uf über 300 Quadratmetern bieten Ilona und Jürgen Böhm hier alles an, was man sich im Zusammenhang mit Einrahmungen nur vorstellen kann: Bilderrahmen aus Aluminium oder Holz, handvergoldet oder in allen erdenklichen Farben, in den verschiedensten Profilen und Verzierungen. Ob Modell- oder Wechselrahmen, ovale oder gar runde, hier sind alle Formen und Sorten von Rahmen zu finden. „Wir führen etwa 600 verschiedene Modelle und die Rahmenhölzer aneinandergereiht ergäben etwa eine Strecke von 15 Kilometern“, schildert Ilona Böhm die nahezu grenzenlose Auswahl

D

A

Reichhaltige Auswahl des Fachgeschäftes. Aber natürlich gehören Passepartouts in allen Farben und Größen, dabei alterungsbeständig und säurefrei ebenfalls zum Repertoire. Mindestens so wichtig wie der Rahmen ist das Glas. Entscheidet man s i ch f ü r M u s e u m s gl a s , e r h ä l t d a s d i e Farbbrillanz des Bildes und bietet neben der Entspiegelung einen hohen UV-Schutz.

Individuelle Objektrahmen

Seite 38

Der Rheinländer · Dezember 2010


ie Materialien werden zudem von Jürgen Böhm mittels seiner handwerklichen Kunst äußert einfallsreich eingesetzt. So lässt er sich zu ausgefallenen Kundenwünschen ganz individuelle Lösungen einfallen wie ObjektRahmen, die man öffnen kann oder Spezialanfertigungen für Sammlerstücke wie Schwerter, Trikots oder Urkunden. Sogar Kaffeetüten mit Liebhaberwert hat er auf diese Weise schon zu bester Geltung gebracht. So wird jedes Kunstobjekt „mit Sachverstand und viel Liebe zum Detail gerahmt“, wie es Jürgen Böhm beschreibt. Als Geschenk des Auswärtigen Amtes hat sogar Papst Johannes Paul II. eine Böhm-Einrahmung in Händen gehalten. ilderschienen, Bilderdraht, Haken und Diebstahlsicherungen werden ebenso bevorratet wie der gesamte Bedarf von Galerien. Neben dem Einrahmungsservice haben sich die Böhms auch auf den Verkauf von alten Stichen mit Rheinmotiven sowie zeitgenössischen Grafiken von Armin Müller-Stahl, Günter Grass, G ü n te r U e cke r u n d M o r i t z G ö t z e s ow i e Ölgemälde von Künstlern aus der Region verlegt. Kleine Originale sind schon ab 49 Euro zu haben. Daneben gehören zum Angebot auch Dienstleistungen wie Reinigung von Ölgemälden, Reparatur von Rahmen sowie Kaschierung und Oberflächenveredelung großflächiger Bilder. „Wir haben für jedes Problem die passende Lösung“, verspricht Ilona Böhm.

D

B

KUNSTHANDLUNG KESSEL Inh. Ilona Böhm Friesdorfer Str. 23 53173 Bonn-Bad Godesberg Tel. 02228-310230 www.Kunsthandlung-Kessel.de


ausgewählt!sch!

Dezember

Veranstaltungen im

19 Uhr

17 Uhr

19.30 Uhr

Freitag, 3. Dezember Unkel | Heimatladen, Pützgasse 2 Vortrag von Gaby Limberger-Klein und Michael Klein: Westmänner am Rhein Die Romantisierung des Wilden Westens und das Indianerbild der Deutschen In den Hauptrollen: James Fenimore Cooper, Karl May und Konrad Adenauer! Eintritt frei! Info-Tel: 02224-7796512

Samstag, 4. Dezember Bad Honnef-Aegidienberg | Theodor-Weinz-Grundschule Benefiz-Konzert zugunsten der Familienhilfe für Lateinamerika und Osteuropa mit dem Bläserensemble CLAX der Musikschule Bad Honnef und beschwingter Musik aus Lateinamerika, Afrika und Europa Eintritt frei! Info-Tel: 02224-969905 Linz | Markt-Cafe, Marktplatz Christmas-Jazz eine vorweihnachtlich musikalische Reise durch Amerika und Europa mit Red & Martini Eintritt: 9 Euro Info-Tel: 02644- 800820

10.45 bis 15.30 Uhr

Sonntag, 5. Dezember Bad Honnef | Bahnhof Nikolauswanderung Rabenley, Kuckstein und Mühlental, 11 km leichte Wanderung von Oberkassel auf dem Rheinhöhenweg nach Dollendorf vom KVVKur-u.VerkehrsVerein Bad Honnef e.V. Bitte Wasser und Snack mitbringen! Beitrag: 3 Euro Info-Tel: Jutta Oberbillig 02224 - 961 841

12 bis 18 Uhr

Unkel-Scheuren | Dorfplatz 4. Unkeler Adventsmarkt Für musikalische Unterhaltung sorgen der Posaunenchor Linz, der Scheurener Kindergarten und die „Barhocker“. Der Nikolaus hält nachmittags für jedes Kind eine kleine Überraschung bereit. Außerdem liest die Märchentante in der „warmen Stube“ des Scheurener Hofes Geschichten. Dazu Handarbeiten und Basteleien, Kunst, Bilder, Rahmen und Musikalien.

10.30 Uhr

Bad Honnef-Rhöndorf | Adenauerhaus Themenführung „So wahr mir Gott helfe – Werte in Leben und Amtsführung Adenauers“ mit H. Schuhl, um vorherige Anmeldung wird gebeten. Info-Tel: 02224-921234

Winteröffnungszeit im Weinhaus „Im Lämmlein“ Unkel, Pützgasse 6, Tel: 02224-3179 Die vollständigen Öffnungszeiten des beliebten Weinlokals in den Wintermonaten lauten: mittwochs bis samstags ab 17 Uhr · sonn- und feiertags ab 12 Uhr Betriebsferien: 20.12.2010 bis 20.01.2011und 02.03.2011 bis 10.03.2011

Seite 40

Der Rheinländer · Dezember 2010


17 Uhr

15 Uhr

14 Uhr

Sonntag, 5. Dezember Rheinbreitbach | Obere Burg Festliches Adventskonzert mit Kammermusik von Beethoven, Haydn, Brahms und Mozart Karten an den bekannten Vorverkaufsstellen Eintritt: 10 Euro Info-Tel: 02224-74512 Montag, 6. Dezember Neustadt | Gemeindebücherei, Hauptstr. 23 „Weihnachtsmänner schlafen nicht“ – ein weihnachtliches Puppen-Märchenspiel von Björn Christian Küpper Eintritt frei! Info-Tel:02683-936529 Sonntag, 12. Dezember Bad Honnef-Rhöndorf | Adenauerhaus Archivthemenführung „Adenauer – der Privatmann“ mit A. Winter, um vorherige Anmeldung wird gebeten. Info-Tel: 02224-921234

16 Uhr

Unkel | Heimatladen, Pützgasse 2 Hörbuchsprecher Andreas Muthesius liest: Charles Dickens: Eine Weihnachtsgeschichte Eintritt frei! Info-Tel: 02224-7796512

20 Uhr

Waldbreitbach | Hotel Zur Post, Neuwieder Str. Konzert mit „Dacapella“ Das achtköpfige Vokalensemble präsentiert a-cappella-Gesang in höchster Perfektion Eintritt: 19 Euro Info-Tel: 02638-9260

14.30 bis 16.30 Uhr

19 Uhr

10 bis 18 Uhr

11.30 und 14 Uhr

Freitag, 17. Dezember Bad Honnef-Rhöndorf | Adenauerhaus „Kinderweihnacht im Adenauerhaus“ (6 bis 9 Jahre) mit C. Bley und G. Kroll, um vorherige Anmeldung wird gebeten Info-Tel: 02224-921234 Linz | Wein im Hof, Mühlengasse 1 Joachim Wester liest auf Einladung von MDL Renate Pepper eine heiter-besinnliche Geschichte: Vatis Weihnachtswunsch Für weihnachtliche Stimmung sorgen Glühwein, Plätzchen und ein bullernder Ofen Eintritt frei! Info-Tel: 02644-1496 Samstag, 18. Dezember Unkel | Heimatladen, Pützgasse 2 Verkaufsausstellung: Ulli Marten - Kunst am Ei – weihnachtlich auch Sonntag, 19. Dezember Eintritt frei! Info-Tel: 02224-7796512 Sonntag, 19. Dezember Bad Honnef-Rhöndorf | Adenauerhaus Themenführung „Weihnachten im Hause Adenauer“ mit I. Weidenfeld, um vorherige Anmeldung Info-Tel: 02224-921234


musikalisch!

YEAH, YEAH, YEAH von Wolfgang Ruland Da ist Gänsehaut garantiert: Die Cavern Beatles geben am 29. Januar 2011 auf Einladung von RHEINLÄNDER und Rhein-Westerwald News ein Konzert im Unkeler Center-Forum.

E

s gibt Cover-Bands, die das Liedmaterial ihrer Vorbilder kopieren und es gibt TributeBands, die nicht nur Songs nachspielen sondern auch so tun, als seien sie tatsächlich |die echten Stars. ie Cavern Beatles gelten als die Tribute-Band weltweit, die am nächsten an das Original herankommt. Sie spielen auf den gleichen Instrumenten, benutzen das gleiche Equipment, stecken in kopierter Bühnenkleidung – den berühmten Beatles-Anzügen –, tragen Pilzkopfperücken und ahmen die echten Fab Four in Benehmen und jeder Bewegung

nach. Aber das Beste: jede Note sitzt perfekt, sogar der zwei- oder dreistimmige Gesang klingt verblüffend nah am Original. Wenn man sich ein wenig auf eine Zeitreise einlässt, ist die Illusion, John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr vor sich zu haben, nahezu perfekt. Und um die Sache rund zu machen: Alle Mitglieder der Cavern-Beatles sind ebenfalls in Liverpool geboren und aufgewachsen. eatles-Kenner wissen, dass der Cavern Club in Liverpool eng mit dem Aufstieg der Band verknüpft ist. 1993 formierten sich die

Zeitreise

D

B

IJ

50 Jahre

Schreinermeister Uwe Böcking Am Schwimmbad 7 · 53545 Linz/Rh. Telefon: 02644/2265 · Fax 02644/7876 E-Mail: Uwe.Boecking@t-online.de

Beratung, Lieferung, Montage und Kundendienst aus Meisterhand! Fenster & Haustüren aus Holz, Kunststoff und Aluminium Rollläden Möbel- & Treppenbau Zimmertüren & Fußböden

Energieberatung & Isolierverglasungen Reparatur- & Renovierungsarbeiten Sicherheitstechnik

Musikhaus OMMERICH Haus der Gitarren Franfurter Str. 23 53572 Unkel Tel./Fax 02224-5697

www.gitarrenhommerich.de


Cavern Beatles, um dreißig Jahre später das Beatles–Repertoire von 1963, das auch im Cavern Club zu hören war, aufzuführen. Mit der Zeit erweiterte man das Programm, heute spielen die Cavern Beatles fast alle großen Hits und die schönsten Songs in Originalbesetzung, alles live, ohne zusätzliche Hilfsmittel wie Playback oder programmierte Musik. Auch die Songs der späteren Jahre spielen die Cavern Beatles so, wie sie wohl auch von John, Paul, George und Ringo vorgetragen worden wären. Wer also das einmalige Erlebnis eines Beatles-Live-Konzertes nachholen will, der ist bei den Cavern Beatles richtig. n d we r s ch o n e i n m a l e i n e n Vo rge schmack genießen oder sich von der Authentizität der Band überzeugen möchte, kann sich bei YouTube einige Videos der Cavern Beatles ansehen.

U

KONZERT DER BEATLES-TRIBUTE-BAND „The Cavern Beatles” Samstag, 29. Januar 201, 20 Uhr im Center Forum am Vorteil Center, Unkel Karten zu 29 Euro gibt es im Vorverkauf beim Vorteil Center Unkel, bei MediMax in Asbach und Unkel, bei MoBau Aegidienberg und im Heimatladen in Unkel, Pützgasse 2. Der RHEINLÄNDER sendet Tickets gerne auch per Rechnung zu. Info-Tel. 022247796512. „Eine perfekte Imitation” SUNDERLAND ECHO „Wie eine Szene aus ‘A Hard Days Night’ – begeisternd.” THE SUNDAY TIMES „Die Ähnlichkeit ist umwerfend, aber der Klang … der Klang, das könnten wirklich die Beatles sein.” IRISH TIMES „Die neuen Helden des deja vu” DUNDEE COURIER


medizinisch!

Die Angst vor der Chemo Die Diagnose „Krebs“ ist für jeden Menschen, der sich damit auseinandersetzen muss, zunächst ein Schock. Warum im Umgang mit der Existenz bedrohenden Krankheit nicht nur moderne medizinische Therapien, sondern auch eine „sprechende Medizin“ so wichtig ist, darüber spricht RHEINLÄNDER-Redakteurin Gudrun von Schoenebeck mit Dr. Helmut Forstbauer.

H

elmut Forstbauer arbeitet im Praxisnetzwerk Hämatologie und internistische Onkologie an den Standorten Tr o i s d o rf , B o n n - B e u e l und Bad Honnef. Das Ärzteteam behandelt Patienten, die an einer Erkrankung des Blutes oder Knoch e n m a r ks o d e r a n e i n e r Krebserkrankung leiden. Ein sehr großer Teil der Arbeit des 51-jährigen Mediz i n e r s b e ste h t darin, mit dem Patienten zu reden.

Ängsten. Zunächst frage ich, was der Patient von seiner Erkrankung weiß, dann sortieren wir dieses Wissen und

Sprechende Medizin überlegen, welche Informationen außerdem nötig sind. Dieses etwa einstündige Eingangsgespräch ist sehr

Wie verläuft der erste Kontakt, wenn ein neuer Patient zu Ihnen kommt?

Foto: privat

Der Patient kommt ja in einer emotional schwierigen Situation und ich will ihn dort abholen, wo er ist, mit seinen Erfahrungen und

wichtig und gut investierte Zeit. Der Patient soll die Therapie verstehen, damit er sie annehmen und durchstehen kann. Reden ist der Hauptteil, etwa zwei Drittel, meiner Tätigkeit. Hier ist es unter anderem wichtig, den richtigen Ton zu finden. Der Krebspatient wünscht eine Führung, die ihm einen roten Faden vorgibt ohne ihm seine Eigenständigkeit zu nehmen. Diese ‚sprechende Medizin’ gibt es noch nicht so lange und in der Ausbildung wird das leider noch wenig berücksichtigt.

IJ

Dr. Forstbauer im Patientengespräch


Wie gut sind die Patienten informiert, wenn Sie zu Ihnen kommen? Das ist sehr unterschiedlich. Manche haben im Internet alles mögliche gelesen und erzählen mir von den neuesten Studien. Andere wissen eher wenig. Es ist auch ein Unterschied, ob wir es mit einer heilbaren Situation oder mit einer weit fortgeschrittenen Erkrankung zu tun haben. Es geht mir nicht darum, die Wahrheit immer und bis ins letzte Detail dem Patienten aufzudrängen. Nicht jeder will alles wissen. Aber wir sollten schon ungefähr auf dem gleichen Kenntnisstand sein und über dieselben Ziele sprechen.

Wenn es um mögliche Therapieformen geht, was sind die größten Ängste der Patienten? Die Patienten kommen häufig mit der Vorstellung, dass eine Chemotherapie das Schlimmste ist, was einem passieren kann. Wir reden dann über Wirkungen, Nebenwirkungen und die damit verbundenen Ängste. Übelkeit und Erbrechen, das was in den Köpfen vieler Menschen noch an erster Stelle steht, ist oftmals vollständig oder weitestgehend zu vermeiden. Der Haarausfall ist meist der zweite Punkt, der angesprochen wird. Fast alle Patienten sagen aber später, dass dies für sie nicht so dramatisch gewesen ist. Man muss einfach sehen, dass die Perücken heute sehr viel besser aussehen, als noch vor zwanzig Jahren.

Raten Sie ihren Patienten dazu, in der Familie, bei Freunden und Bekannten offen über Ihre Erkrankung zu sprechen? Manche Patienten wollen sich schützen, indem sie am liebsten niemandem etwas sagen möchten. Ich rate dann dazu, der Familie auf Dauer nichts zu verschweigen, denn das wird häufig als Vertrauensbruch empfunden. Die meisten Patienten finden aber einen guten Mittelweg, wie weit sie sich gegenüber anderen öffnen. Das hat auch damit zu tun, dass mit dem Thema Krebs heute in der Gesellschaft viel offener umgegangen wird. Das frühere Tabu bricht langsam auf. Mehr Informationen zur HämatologischOnkologischen Schwerpunktpraxis unter www.onkologie-rheinsieg.de oder Tel: 02241-801871.


Anzeige

Weihnachtsromantik im malerischen Linz am Rhein Weihnachtsmarkt in der Bunten Stadt an allen vier Adventswochenenden ab Samstag, 27. November 2010 it seinen Verkaufs-Fachwerkhäuschen fügt sich der Linzer Weihnachtsmarkt perfekt in die Altstadt mit Fachwerk- und Bürgerhäusern aus fünf Jahrhunderten ein. An allen vier Adventswochenenden wird in d e r h i sto r i s ch e n L i n z e r A l t st a d t d i e S e h n s u ch t n a ch e i n e r s ch ö n e n We i h nachtszeit jeweils samstags und sonntags ab 11 Uhr auf „Marktplatz“ und „Burgplatz“ Wirklichkeit.

M

Auch die Tourist-Info der Bunten Stadt lockt mit einem breit gestreuten Linz-Angebot, das vorzüglich unter den Weihnachtsbaum passt: Schals und Shirts, hochprozentigen Strünzergeist und die beliebten „Strünzer-Schecks“ das Original städtischer Gutschein-Systeme oder die DVD „Romantik trifft Lebensfreude“, eine Entdeckungsreise durch die romantische Altstadt von Linz am Rhein! Linz im Advent mit Weihnachtsmarkt an allen vier Adventswochenenden: Öffnungszeiten: Am 27./28.11.2010, 04./05.12.2010, am 11./12.12.2010 sowie am 18./19.12.2010 ab 11 Uhr. Veranstaltungsort: Burgplatz/Marktplatz Stadtentwicklungs- und Touristikgesellschaft Linz am Rhein mbH Marktplatz 14 / Im Rathaus 53545 Linz am Rhein, Tel: 02644-2526 www.linz.de

Seite 46

Der Rheinländer · Dezember 2010

Immo-News Mindesttemperaturen in Wohnungen Die Heizperiode dauert von Anfang Oktober bis Ende April, falls im Mietvertrag nichts anderes vereinbart ist. Wenn aber die kalten Tage früher einsetzen oder – wie im Frühjahr dieses Jahres – d e r S o m m e r a u f s i ch wa rte n l ä s st u n d d i e Raumtemperaturen dauerhaft nicht über 18 Grad steigen, muss der Vermieter die Heizungsanlage in Betrieb nehmen. Insbesondere wenn abzusehen ist, dass der Kälteeinbruch mindestens einen Tag dauert. Während einer Heizperiode muss der Vermieter dafür sorgen, dass die Wohnung (je nach Zimmer) auf 20 bis 22 Grad beheizt werden kann. In Bad und Toilette müssen es mindestens 21 Grad sein. Diese Mindesttemperaturen werden zumeist im Mietvertrag vereinbart. In mehreren Gerichtsurteilen wurde entschieden, dass diese Richtlinien auch gelten, wenn dazu keine Klausel aufgeführt ist. Entsprechend sind Verträge, die lediglich eine Temperatur von tagsüber maximal 18 Grad festschreiben, in diesem Punkt ungültig. Der Vermieter ist allerdings nicht verpflichtet, die Mindesttemperatur von 22 Grad rund um die Uhr zu gewährleisten. Er erfüllt seine Aufgabe, wenn die Heizkörper diese Leistung zwischen sieben und 23 Uhr erbringen. Nachts reicht es aus, wenn die Raumluft auf 18 Grad erwärmt werden kann. Diese so genannte Nachtabsenkung spart zudem Energie. Kann der Mieter die Wohnung nicht entsprechend heizen, ist dies ein Mangel und er kann unter Umständen die Miete mindern. Die Gerichte akzeptierten beispielsweise eine Mietminderung von zehn Prozent, weil sich die Wohnräume tagsüber lediglich auf 18 Grad erwärmen ließen. 20 Prozent Mietabschlag gewährten Richter einem Mieter, der seine vier Wände im Winter auf weniger als 20 Grad erwärmen konnte (AG Segeberg, AZ: 12 C 35/76). Einen 50-prozentigen Abschlag fanden sie für eine Wohnung angemessen, in der die Heizung häufig und über einen längeren Zeitraum hinweg ausfiel (LG Hamburg, AZ: 7 O 80/74). Diese Beispiele sind lediglich Anhaltspunkte. Ob eine Mietminderung gerechtfertigt ist, muss im Einzelfall entschieden werden, falls es deshalb zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommt.


damals! Irmingard von Hammerstein (ca. 975 – ca. 1042)

Ehestreit auf Hammersteiner Art Irmingard (auch Irmgard), Gräfin von Hammerstein, wurde berühmt, weil sie im Zusammenhang mit den Streitigkeiten um die Rechtmäßigkeit ihrer Ehe mit Graf Otto im Jahre 1024 allein nach Rom reiste, um an Papst Benedikt VIII. zu appellieren. von Wolfgang Ruland

V

on Gräfin Irmingard sind keine persönlichen Zeugnisse bekannt. Deshalb liegt auch im Dunkeln, wie sie gelebt, gefühlt, gedacht und warum sie wie gehandelt hat. So bleibt auch das Motiv für ihre Reise nach Rom Quelle von Mutmaßungen. War es ein Akt treuester Liebe, wie man im 19. Jahrhundert romantisch formulierte, war es ein Aufbegehren gegen Unterdrückung durch übermächtige Gegner wie Kaiser und Erzbischof, waren es politische und w i rt s ch a f t l i ch e G r ü n d e z u m E r h a l t d e r G r a fs ch a f t o d e r wa r e s e i n ve r z we i fe l te r Versuch, im Hammersteiner Ehestreit Zeit zu gewinnen? – darüber darf man spekulieren. e l b st I rm i n ga r d s H e r kunft ist nicht zweifelsfrei gesichert. Heute nimmt man an, dass sie einer der bedeutendsten Familien des lothringischen Ad e l s e n t st a m m t , a l s i h r Va te r g i l t G r a f Gottfried von Verdun. erheiratet mit Reichsgraf Otto ist sie wohl seit dem Jahre 1000. Dieser ist Lehnsherr des Engersgaus, der vom Kasbach bis zur Lahn reichte mit Sitz auf Burg Hammerstein. Die wurde wohl von Ottos Vater erbaut, nachdem es in Adelskreisen Mode geworden war,

S

V

imposante Höhenburgen zu errichten. Die Anlage auf dem Hammersteiner Felsen war eine der ersten am Mittelrhein. hren politischen Gegnern bot das Hammersteiner Grafenpaar eine Angriffsfläche, die heute nicht nachvollziehbar erscheint, aber im hohen Mittelalter kanonisches Recht war: Otto und Irmingard galten als zu nah verwandt, um verheiratet sein zu dürfen. Die beiden hatten tatsächlich einen gemeinsamen Vorfahren, Irmgard war Urenkelin, Otto Ururenkel derselben Person – nach heutiger Rechtslage völlig unbedenklich. In den Jahrhunderten vor der e r ste n J a h rt a u s e n d we n d e h a t te s i ch i m Kirchenrecht jedoch ein Verbot b i s z u m s i e b te n Ve r wa n d t s ch a f t s g ra d e n t w i cke l t , d a s aber im realen Leben nicht recht praktikabel war. So dienten die kanonischen Auslegungen oft nur, um politische Einflussnahme zu gewinnen und Intrigen zu spinnen. Im Falle von Irmingard und Otto suchten der Mainzer Erzbischof Erchanbald und Kaiser Heinrich II. die Gültigkeit der Ehe zu annullieren. Seit 1016 hat Erchanbald das Paar wohl mehrmals zum Kirchengericht geladen. Irmingard und Otto erschienen nicht, auch nicht

I

Zoff am Hofe

Der Rheinländer · Dezember 2010

Seite 47


damals!

1018 zur großen Synode vom Nijmegen. Dort wurden sie daher exkommuniziert. Wie der Bonner Historiker Matthias Koch schreibt, bewog dies Graf Otto einige Wochen später, auf dem Hoftag von Bürgel bei Offenbach gnadeflehend vor Erzbischof und Kaiser zu treten. „Allein, er musste sich von seiner Gemahlin per Schwur lossagen“, so Koch. „Die Ehe konnte

d a m i t a l s ge l ö st ge l te n . Z wa r w u r d e d i e Exkommunikation aufgehoben, doch mussten sich Otto und Irmingard zu einer dauernden Trennung verpflichten. Der ausgedehnte Besitz drohte nach dem Tode Ottos der Familie verlorenzugehen und in die Verfügungsgewalt des Kaisers zu fallen. Mit einem solchen Schicksal wollten sich die Gatten offenbar nicht abfinden

.


r

De

de

und scheinen sich schon bald wieder vereint h a b e n . “ E r ch a n b a l d fo r d e rt d e s h a l b 10 2 0 erneut, die ungesetzliche Ehe aufzugeben. Graf Otto griff nun zur Gewalt, zog gegen Mainz zu Felde und wagte sogar einen Überfall auf den E r z b i s ch o f . Re i s e ge f ä h rte n d e s M a i n z e r Kirchenmannes wurden während einer Schifffahrt auf dem Rhein ergriffen und auf Burg Hammerstein gefangen gehalten. Diesen Affront konnte sich wiederum Kaiser Heinrich II. nicht gefallen lassen und er belagerte deshalb ab September die Burg. Nach drei Monaten ausgehungert, ergaben sich Otto und Irmingard am 26. Dezember 1020. Es ist nicht überliefert, was dann mit den renitenten Gatten geschah. „Ganz gleich, welche Maßnahmen getroffen wurden, das Zusammenleben des Paares haben sie offenbar nicht verhindert“, notiert Matthias Koch. In einer weiteren Provinzialsynode 1023 kam das Thema wieder auf die Tagesordnung. Aus Furcht vor dem Kaiser, so heißt es, war Otto wiederum auf den Verzicht der Ehe bereit, nur dieses Mal weigerte sich Irmingard und „richtete Recht und Gesetz gänzlich zugrunde“, wie Zeitgenossen berichten. Gemeint ist die Reise nach Rom und Irmingards Appellation an den Papst. Matthias Koch: „Wir wissen nicht, was sie zu diesem spektakulären Schritt bewog. Es ist nicht einmal zu sagen, ob sie auf eigene Faust handelte n i e l o d e r d i e E h e l e u te i h r h ä n rR u n te r s ch i e d l i ch e s Vo r ge h e n a b ge s p r o ch e n h a b e n , u m d a s Ve r fahren in die Länge zu ziehen. Sicher ist nur: Erst mit ihrer AppellaHe ga tion tritt Irmingard aus a imatm dem Schatten ihres Mannes heraus und als selbstständig Handelnde in Erscheinung. Dies ist es, auf das sich ihr Nachruhm gründet, und eigentlich das einzige, was wir konkret von Irmingard wissen.“ Erchanbalds Nachfolger als Mainzer Erzbischof, Aribo, reagierte auf die Reisepläne dergestalt, dass er eine Appellation an den Papst von seiner vorherigen Erlaubnis abhängig machte. Damit verstimmt er jedoch Papst Benedikt VIII., der ihm daraufhin den Gebrauch des Abzeichens seiner erzbischöflichen Würde untersagte. ie Reise Irmingards nach Rom und die Begegnung mit dem Papst steht im Zentrum des historischen Romans „Hammerstein“ von Günter Ruch, den der RHEINLÄNDER in diesen Tagen neu veröffentlicht hat. Ruch beschreibt in bunten und lebhaften Bildern die

zi

Da

n

Wir – von hier s

D

Der Rheinländer · Dezember 2010

Seite 49


damals! damalige Zeit und entwirft eine einnehmende Charakterisierung der Gräfin. Es ist das Privileg eines Romanautors, Irmingard als strahlende und bezaubernde Heldin darzustellen. eitgenossen empfanden ihr Verhalten jedoch zumindest als unerhört, wenn nicht gotteslästerlich. In einigen neuzeitlichen Beurteilungen des Falles ist zu lesen, dass Irmimgard tatsächlich ihr Ziel – die Legalisierung ihrer Ehe – bei Papst Benedikt VIII. erreicht hat. Davon ist aber nicht auszugehen. Der Papst hat sich bis zu seinem kurz danach erfolgten Tod nicht mehr zu Sache geäußert, ebenso wenig wie Kaiser Heinrich II., der ebenfalls bald starb. „Irmingard hat mit ihrem Gang nach Rom in erster Linie Zeit gewonnen“, schreibt Historiker Koch, „wertvolle Zeit, wie sich herausstellen sollte.“ Aribo versuchte 1027 noch einmal, ein Synodalverfahren gegen die Hammersteiner einzuleiten, aber der neue Kaiser Konrad II., ebenfalls mit einer „nahen“ Verwandten verheiratet, schlug das Verfahren nieder. Man darf annehmen, dass Irmingard und Otto weiterhin in trauter Zweisamkeit auf Burg Hammerstein lebten. Matthias Koch resümiert: „Bezeichnenderweise steht Irmingards modernes Bild in krassem Gegensatz zu dem des 11. Jahrhunderts. Was uns heute Respekt und Bewunderung einflößt, nämlich der hartnäckig und letztlich von Erfolg gekrönte Widerstand ge ge n u n s i n n i g e r s ch e i n e n d e k i r ch l i ch e Normen, wird von den Quellen durchweg verneint. Irmgard wäre nicht in die Überlieferung e i n ge ga n ge n , we n n i h r Ve r h a l te n n i ch t Aufsehen erregt und als folgenschwer gegolten hätte“. Immerhin können wir heute Achtung vor dem Mut u n d d e r E n t s ch l o s s e n h e i t einer Frau empfinden, die m i t te l a l te r l i ch e s D e n ke n überwand und die Beschwerlichkeiten einer Reise mit Wagen, zu Pferd und zu Fuß vo n H a m m e r ste i n n a ch Rom und zurück auf sich genommen hat, um ihre Ehe retten.

Z

HAMMERSTEIN Historischer Roman von Günter Ruch 480 Seiten, kartoniert, 15,90 Euro erhältlich im Heimatladen, Pützgasse 2, Unkel, Tel: 02224-7796512 gerne auch Zusendung per Post




Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.