Rheinländer 43 März 12

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Das Heimatmagazin

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5. Jahrgang

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Heft 43

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März 2012

Königswinter · Bad Honnef · Unkel · Linz · Bad Hönningen · Asbach · Waldbreitbach

r de k ke t i er n w ma er o 1 st n r i l e i e i Te M Rh Fachwerk Leutesdorf

Unkeler Literaturfest

Willy-BrandtForum Unkel

Martin Stankowski, Franz Meurer und Jürgen Becker präsentieren den Nachmittag für Weltverbesserer

Früher – heute Wiedtal

Kindermode „Wilde Eva”

Rheinbrohler Neger


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Sonntag, 4. März, 11 Uhr Ausstellungseröffnung Beatrix Woeste-Just: „Mein spanisches Dorf“ Die Unkeler Malerin Beatrix Woeste-Just reist gern und sie hat lange auf Mallorca gelebt. Wer ihre Bilder sieht, spürt das. Im „spanischen Dorf“ von Beatrix Woeste-Just herrscht eine wunderbare Weite und Weltoffenheit. Die farbensatten Gassen, Häuser und Landschaften st i m m e n h e i te r u n d h o f f n u n g s f r o h . D i e Ausstellung im RHEINLÄNDER-Heimatladen ist Beatrix Woeste-Justs erste Einzellausstellung. Ausstellung bis 5. April 2012 Heimatladen, Pützgasse 2, Unkel Eintritt frei!

Beatrix- Woeste-Just

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Der Rheinländer · März 2012

Daniel Agi Freitag, 9. März, 19 Uhr Konzertvortrag: „Skurrile Begegnungen“ – eine Lesung mit Musik Leben ist Begegnung. Aber nicht immer verlaufen Begegnungen so, wie wir uns das wünschen. Im Gegenteil: Viel zu oft klaffen Erwartung und Reaktion auseinander. Diese Situationen haben Dichter und Schriftsteller seit jeher zu Texten inspiriert, die mal amüsant, mal aber auch zutiefst verstörend sind. Rezitatorin Anja Martin bringt sie mit viel Sinn für Situationskomik zu Gehör. Das gesprochene Wo rt w i r d ve r wo b e n m i t m u s i ka l i s ch e n Skurrilitäten, gespielt vom Flötisten Daniel Agi: kurze prägnante und zuweilen atemberaubend virtuose Stücke zwischen Spätromantik und klassischer Moderne von Siegfried Karg-Elert und Paul Hindemith. Anja Martin, Jahrgang 1961, lebt und arbeitet in Bonn. Mit großer Freude am gesprochenen Wort ist sie unterwegs mit musikalisch-literarischen Programmen und leiht ihre Stimme Film- und Hörbuchproduktionen. Ihre Lesungen sind „eventfreies Kopfkino“ eine Einladung, sich verführen zu lassen von den Geschichten und Gedichten, den Bildern und Rhythmen. Daniel Agi aus Königswinter-Rauschendorf, geboren 1979 in Mashta-Azaar, Syrien, studierte Flöte in Köln und Freiburg. Sein besonderes Interesse gilt der Neuen Musik. Heimatladen, Pützgasse 2, Unkel Eintritt frei, um Spenden wird gebeten!


Editorial

Liebe RHEINLÄNDER … … wollen Sie die Welt retten und dabei Martin Stankowski, Franz Meurer und Jürgen Becker begegnen? ie Kölner Martin Stan kows k i u n d J ü rge n Becker kommen gerne nach Unkel. Gelegentlich ziehen Sie sich in PAX-Gästeheim direkt an der Rheinpromenade zurück, um sich vom Getriebe der großen Stadt zu erholen. um „Unkeler Literatur fe st a n h i sto r i s ch e n Orten“ bringen sie nun Pfarrer Franz Meurer und ihr gemeinsames Buch „Von wegen nix zu m a ch e n …

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We r k z e u g k i ste f ü r We l t Zeitung über das Buch und die verbesserer“ mit, das sie am Fra n k f u rte r R u n d s ch a u 24. März vorstellen schreibt: „Becker, werden. Ideen, Meurer und Stan Idealismus n dem Büch kows k i s p r u d e l n ohne Angst lein hat das vo r I d e e n , i h r Kleeblatt „subverIdealismus ist an sive, originelle und garantiert steckend. Wer ihr Buch liest, be friedigende Ideen für Welt bekommt große Lust, die Welt verbesserer gesammelt“. zu retten.“ okalhistoriker, Pfar i e v i e l l e i ch t a u ch ? – rer, Kabarettist: Die dann kommen Sie zum aus Köln stammenden Autoren Nachmittag für Welt ver bes sind höchst unterschiedliche serer, Samstag, 24. März, 15 Vertreter engagierten städtiUhr. Veranstaltungsort: Mensa schen Bür gertums. Ein Trium der Stefan-Andres-Realschule virat, das ohne jede Angst vor plus in Unkel. arten gibt es im RHEIN Peinlichkeit und Ironie sein LÄNDER-Heimat laden, An liegen eines solidarischen Pützgasse 2, Unkel oder telefoGemein schafts lebens hinausnisch unter: 02224-7796512. ruft“, urteilte die Süd deutsche Im Eintrittspreis von 18 Euro ist das Buch enthalten!

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inhaltlich! A59

Stieldorf Vinxel

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Oelinghoven Oberpleis Oberdollendorf Niederdollendorf Thomasberg Berghausen Heisterbacherrott

Bonn

Königswinter

Königswinter

Buchholz

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3

Eudenbach

Ittenbach

Liebe RHEINLÄNDER … … wollen Sie die Welt retten?

Asbach Rhöndorf

Aegidienberg

VG Asbach

Bad Honnef

VG Unkel

Rheinbreitbach Bruchhausen

Remagen

KasbachOhlenberg Ockenfels

Linz

Neustadt

Vettelschoß

Sinzig

Roßbach Breitscheid

VG Linz Hausen

Bad Hönningen Rhein

Titel!

VG Waldbreitbach

St. Katharinen

Dattenberg Leubsdorf

Ahr

Nachrichten aus der Region

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Unkel Erpel

kurz & knapp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

Windhagen

Bad Honnef

H e i m a t m a g a z i n

Ein kunstsinniges Weltdorf auf dem Weg zur Kulturstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 Ehrenamt für Brandt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1 1 Literaturfest in Unkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14

Waldbreitbach

unternehmen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20

Niederbreitbach

Ein Herrenhemd im Mädchenkleid

VG Bad Hönningen B42

Wied

Datzeroth

Rheinbrohl Hammerstein

Der Vollmond erscheint über Bad Hönningen

literarisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 Wie es zu der Bezeichnung Rheinbrohler Neger gekommen ist

Leutesdorf Andernach

besichtigt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22

Neuwied

architektonisch!! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28 Wilder Mann und Sonnenrad

. IMPRESSUM Gründungsjahr 2008 Verbreitung: Königswinter, Bad Honnef. VG Unkel, VG Linz VG Bad Hönningen, VG Asbach, VG Waldbreitbach Erscheinungsweise: monatlich Jahresabonnement: p19,50 (nur Portokosten) Auflage: 15.000 V ERLAG D ER R HEINLÄNDER Inh. Sandra Peukert Pützgasse 2 · 53572 Unkel Tel: 0 22 24 - 7 79 65 12 info@rheinlaender-magazin.de www.rheinlaender-magazin.de Bankverbindung: Konto: 20006623, SSK Bad Honnef BLZ 38051290 Steuernummer: 32/128/57128, Finanzamt Neuwied Herausgeber: Wolfgang Ruland (v.i.S.d.P.) Grafisches Konzept und Satz: Ruland Werbung & Grafik, www.ruland-grafik.de

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Redaktion: Martina Kefer, Gudrun von Schoenebeck, Bernd Zimmermann, Andreas Kossmann, Cäcilia Frings-Ruland, Gaia Born, Hans Ziegler Fotos: Dieter Ruland, Wolfgang Ruland (falls nicht anders angebeben) Anzeigenannnahme: Wolfgang Ruland, Tel: 0 22 24 - 7 79 65 12, Mobil: 01 76 - 60 84 15 18 Anzeigenschluss: jeweils zum 15. des Vormonats Druckunterlagen an: info@rheinlaender-magazin.de Reprofähige Text- und ungerasterte Bildvorlagen EPS-, TIFF-, PDF-Dateien Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung und Nachdruck von Texten, Bildern und Grafiken nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandtes Bildund Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Alle Angaben im Heft nach bestem Wissen und Gewissen. Wir übernehmen keine Gewähr bei Irrtümern oder Druckfehlern.


inhaltlich!

ausgewählt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .35 Veranstaltungen im März

künstlerisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36 Faszination in Ton & Ei

damals! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38

Kunstsinniges Weltdorf

Früher – heute

besichtigt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40 Meisterwerke der Rheinromantik

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querbeet! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42 Garten im März

Herrenhemd im Mädchenkleid Seite 16

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Rheinbrohler Neger Seite 18

Wilder Mann und Sonnenrad Seite 28

Faszination in Ton & Ei Seite 36

Rheinromantik Seite 40

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kurz & knapp! Der aktuelle RHEINLÄNDER-Rechtstipp:

Mietrecht: Mieter hat Anspruch auf verbrauchsabhängige Heizkostenabrechnung Der Bundesgerichtshof (BGH) hat durch Urteil vom 1. Februar 2012 (Aktenzeichen VIII ZR 156/11) bestätigt, dass der Mieter einen Anspruch auf eine verbrauchsabhängige Heizkostenabrechnung hat. Der Vermieter darf nicht einfach seine Abschlagszahlungen an den Energieversorger der Verbrauchsabrechnung zu Grunde legen. In dem vom BGH zu entscheidenden Fall verlangt die Klägerin von den beklagten Mietern die Nachzahlung von Heizkosten für die Jahre 2007 und 2008. Bei den dieser Forderung zu Grunde liegenden Heizkostenabrechnungen wurden nach dem sogenannten Abflussprinzip lediglich die im Abrechnungszeitraum geleisteten Abschlagszahlungen der Vermieter an das Energieversorgungsunternehmen als entstandene Kosten berücksichtigt. Die Parteien streite n i n s b e s o n d e r e u m d i e Fra ge , o b d i e Abrechnung den Anforderungen der Heiz kostenverordnung entspricht. Der BGH vertritt die Auffassung, dass eine Heizkostenabrechnung nach dem Abf luss p r i n z i p d e n Vo rga b e n d e r H e i z ko ste n verordnung nicht entspricht. Gemäß § 7 Abs. 2 HeizkostenV seien die in die Abrechnung einzustellenden Kosten des Betriebs der zentralen Heizungsanlage einschließlich der Abgas anlage insbesondere „die Kosten der verbrauch-

ten Brennstoffe“. Dieser Regelung sei zu entn e h m e n , d a s s n u r d i e Ko ste n d e s i m Abrechnungszeitraum tatsächlich verbrauchten Brennstoffs abgerechnet werden könnten (sogenanntes Leistungsprinzip). Dem werde eine Abrechnung nach dem Abflussprinzip nicht gerecht. Der BGH hat darüber hinaus klargestellt, dass ein derartiger Mangel der Abrechnung nicht durch eine Kürzung der Heizkostenforderung nach § 12 HeizkostenV ausgeglichen werden kann, denn diese Vorschrift betreffe nur den Fall, dass über die Kosten des im Abrechnungszeitraum verbrauchten Brenn stoffs nicht verbrauchsabhängig abgerechnet wird. Um einen derartigen Abrechnungsfehler ging es jedoch im zu entscheidenden Fall nicht. Hat der Vermieter also fälschlicherweise H e i z ko ste n n a ch d e m A b f l u s s p r i n z i p i n Rechnung gestellt, so können die Mieter eine neue Heizkostenabrechnung verlangen. Dr. Heimermann Rechtsanwalt

Bummeln, shoppen, genießen Linz. Zwei Wochen vor dem Osterfest, am Samstag, 24. und Sonntag, 25. März 2012, legen – initiiert von einem engagierten Kreis von Geschäf tsinhabern – Linzer Einzelhändler Bürgern und Besuchern der Bunten Stadt am Rhein ein schmackhaftes „Ei“ ins vorösterliche Nest: Das Linzer Altstadtfest! Ergänzt wird dieses Ereignis durch einen verkaufsof fenen Sonntag des Linzer Fach- und Einzelhandels von 13 bis 18 Uhr. „Breit gestreut“, „attraktiv“ und „überraschend“ sind die Stichworte für das Sortiment des Fach- und Einzelhandels. In aller Ruhe, bei fachkundi-

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ger Beratung inmitten des malerischen Linzer Ambientes, lässt sich bei frühlingshaftem Flair schauen, stöbern und shoppen. Zusätzlich unterhält Live-Musik am Marktplatz und in der Neustraße die Besucher. Für die Jüngsten bietet das Altstadtfest wieder einen kunterbunten vorösterlichen Strauß abwechslungsreicher Unterhaltung. Die kleinen Besucher dürfen sich in diesem Jahr auf Po ny r e i te n , K i n d e rs ch m i n ke n u n d e i n e Kaninchen-Ausstellung freuen. Die Angebote für Kinder sind gratis! Mehr unter www.werbegemeinschaft-linz.de


kurz & knapp! Lasst Blumen sprechen Buchholz/Oberscheid. Eine Frülings-Vernis sage lässt das kulturelle Leben in Oberscheid erwachen. Am Samstag, 31. März ab 14 Uhr veranstaltet der Kulturverein Taftahü e.V. im alten Telegrafenamt (Bonner Str. 21, 53567 Buch holz/Oberscheid) seine erste Vernissage des Jahres. Kunst, Fotografie, Musik und Performance zum Thema Frühling sollen die Besucher erfreuen, verwirren, erwärmen und begeistern. Die Bonner Ärztin, Künstlerin und Fotografin Sabine Össenich stellt einen Zyklus zum Thema Frühling vor. Mit Auge für kleine Details hat sie ihre Fotos geschossen, die in Oberscheid erstmalig aus ausgestellt werden.

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Foto: Sabine Össenich Hausherr Rolf Schwechheimer will die Besucher mit neuen Arbeiten überraschen. Die Winter tage hat er genutzt, um mit neuen Techniken zu experimentieren. Nicht nur Leinwände wurden von ihm verwendet, diesmal stellt er auch erstmalig handgemalte Dias in einem extra dafür hergerichteten Raum vor. Auch die Musik soll nicht zu kurz kommen. Der mexikanische Sänger und Gitarrist Rodrigo Sanchez-Marin, der beim letztmaligen Kulturtag in Oberscheid begeistern konnte, trägt Lieder von Viktor Jara und anderen vor. Die Hausband „Harter Kanten Graubrot“ wird in der Besetzung Rolf Schwechheimer (dr, perc, voc), Thomas Breuer (g, tt, voc) und, neu am Bass, Maila Shrestha improvisieren. Taftahü wäre nicht Taftahü, gäbe es keine Performance. Der Winter wird verbrannt und der Frühling tanzt. Eine „feurige“ Inszenierung nach Bräuchen und Motiven aus Schwech heimers pfälzischer Heimat soll die Besucher überraschen. Hausgemachte Kuchen und Snacks zu zivilen Preisen stehen bereit. Weitere Infos unter: Tel: 02683-6316

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Titel!

Ein kunstsinniges Weltdorf auf dem Weg zur Kulturstadt

von Wolfgang Ruland

Schon seit etwa 200 Jahren lassen sich in Unkel gerne Kunst- und Kulturschaffende nieder. So sind hier nicht nur Ateliers sondern auch etliche Salons und Treffpunkte herausragender Künstler entstanden. Das „Projekt Unkel“ unter Mithilfe des Mainzer Wirtschaftsministeriums soll das Städtchen jetzt zur „Kulturstadt am Rhein“ erheben.

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er historisch-kulturellen Tra d i t i o n ve rga n ge n e r Jahrhunderte fühlt man sich in Unkel verpflichtet und viele e n ga g i e rte B ü rge r, Ve r e i n e und Institutionen pflegen dieses Erbe der Stadt, die auch Heimat für Konrad Adenauer (während seines Exils 19 3 5 / 3 6 ) u n d Wi l ly Brandt (Wohnort 1979 b i s 19 9 2 ) u n d v i e l e n a n d e r e n b e d e u te n d e n Persön lichkeiten aus Kunst, Wirt schaft und Politik war. er ehemalige spanische Ministerpräsident Felipe Gonzales adelte Unkel

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in seiner Rede zur Eröffnung des Willy-Brandt-Forums im März 2011 als „aldea global“, was der spanischen Übersetz u n g vo n „ gl o b a l v i l l a ge “ (= Auswirkung der Globali sie r u n g a u ch a u f k l e i n e E i n heiten) entspricht, und vom D o l m e t s ch e r w i e d e r u m a l s

Künstlerische Zirkel „Weltdorf“ übertragen wurde. Auch wenn man sich über diese Übersetzungskette streite n k ö n n te , s o t r i f f t d i e Bezeichnung „Weltdorf“ doch

gut die Gefühlslage des alten Rotweinstädtchens direkt am Rhein. Weltdorf im Gegensatz zu Weltstadt – man trifft sich hier, doch in einem beschaulichen, überschaubaren Rah men. e r Vo rs i t z e n d e d e s Un ke l e r G e s ch i ch t s vereins, Professor Piet Bovy, beschreibt in seiner Einleitung zum „ B u ch d e r Un ke l e r K ü n st l e r “ a n s ch a u l i ch d i e k ü n st l e r i s ch e n Z i r ke l u n d Salons, die sich rund um die Ku l t u r s ch a f fe n d e n ge b i l d e t haben. So gilt die Sommer -

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residenz der Rheingräfin Sibylle MertensSchaaffhausen im ehemaligen Zehnthof (heute Christinenstift) als „erster Unkeler Künstler treff, denn viele Künstlerinnen jener Epoche gaben sich dort ein Stelldichein“. päter entpuppt sich das Freiligrath-Haus als weiterer Treffpunkt für Künstler z i r ke l . D i ch te r, M a l e r, S ch r i f t ste l l e r u n d Musiker verkehrten hier. Einen weitereren Mittelpunkt kultureller Veranstaltungen bildete seit 1943 Kunstpädagogin Leni Mecke, die Liederabende, Rezitationen, Theaterstücke und viele Darbietungen verschiedenster künstlerischer Art organisierte. Und schließlich gab sich im „Haus Kore“, dem Wohnhaus von Stefan Andres und seiner Familie, in den fünfziger Jahren die Prominenz die Klinke in die Hand. „Das Haus Kore war ein richtiger Taubenschlag der damaligen Kulturszene, „jedes Jahr empfing der erfolgreiche Schriftsteller hunderte Gäste aus aller Welt.“ Bovy stellt resümierend fest, dass „Unkel immer ein attraktives kulturelles Klima für Künstler geboten hat.“ n dieser reichen Tradition sehen sich auch die Organisatoren der heutigen Unkeler Kulturveranstaltungen wie „Carl-Loewe-Musik tage“, „Kunst in Unkeler Höfen“, „design + gestaltung am rhein“, „Unkeler Literaturfest“ oder des Straßenmusikfestivals „Ars fontana“. uch die vielen kulturell-historisch-unterhaltenden Abende, die Geschichtsverein und RHEINLÄNDER-Heimatladen ausrichten, reihen sich dazu ebenso ein wie die kürzlich erfolgte Gründung einer Künstlergruppe. o nimmt es nicht wunder, dass Unkel nun eine Ausrichtung als „Kulturstadt am Rhein“ anstrebt, wie es vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium in Mainz formuliert wird. Denn von dort soll nun im Rahmen des „Projektes Unkel“ Hilfe kommen. Wenn auch das kulturelle Leben im rheinromantischen Städtchen floriert, der Zustand der Altstadt ist mit Leerständen, ungepflegten Gebäuden und etlichen ungelösten Immobilienproblemen mehr als bedauernswert. nser Unkel soll sich weiter zur liebenswerten Freizeitdestination und zu einem lebenswerten Wohnort entwickeln, und es sollen möglichst viele Bürger daran mitwirken“, wünscht sich Bürgermeister Hausen. Dieser Ansatz hat auch die Experten im Mainzer Wirtschaftsministerium überzeugt. Dr. Silke Dierks, Leiterin des Referats „Mittelstand, Dienstleistungen, Freie Berufe“, signalisierte deshalb grünes Licht für eine fachliche und finanzielle Unterstützung und freute sich über

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Titel! den entsprechenden Stadtratsbeschluss, d e r d i e I n i t i a t i ve n u n a u f d e n We g bringt. Sie hält das Un ke l e r Vo r h a b e n für ein „Pilotprojekt vo n l a n d e s we i te r Bedeutung“. „Mich überzeugt das bürgerschaftliche Engagement, das in Un ke l vo n Wi rt schaft, Kultur und Tourismus getragen wird“, sagt Dierks auch in Bezug auf das von Unkeler Bürgern vor fünf Jahren formulierte „Leitbild 2012“, das den Weg der Stadt in die Zukunft weisen soll. Und Bürgermeister Gerhard Hausen ergänzt: „Wir wollen ein Vorzeigebeispiel für eine kulturwirtschaftlich ausgerichtete Stadtentwicklung werden und d a m i t a n u n s e r e e i ge n e b e m e r ke n s we rte Kulturgeschichte anknüpfen.“ er „Verein Kultur und Arbeit“, der das am 1. März startende „Projekt Unkel“ leitet, hat seinen Blick mit Dr. Karin Drda-Kühn auf kulturwirtschaftliche Stadtentwicklung und mit Professor Dietmar Wiegand auf innerstädtische Immobilienentwicklung gerichtet.

Unkeler Lehngasse anz oben auf der Wunschliste vieler Unkeler für die auf zehn Monate angesetzte Entwicklungsarbeit steht dabei „das Immo bilienmanagement der Altstadt, um diese zu be le ben und attraktiver zu gestalten – für Ein hei mische wie für Gäste“. Hieran wird letztendlich auch der Erfolg des Projektes gemessen werden.

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INFO Start „Projekt Unkel“ mit Bürgerbeteiligung Mittwoch, 7. März, 19 Uhr „Kleines Schulz“, Vogtsgasse

Immo-News Nie mehr in Fliesen bohren Die Bohrmaschine ist im Bad nicht gern gesehen. Denn ein Loch in Fliesen zu bohren, ist selbst für erfahrene Hand- und Heimwerker eine Herausforderung: Die Gefahr, dass die Bohrmaschine abrutscht oder dass die Fliese springt, ist groß. Auch droht die Beschädi gung von Kabeln oder Leitungen. Und selbst wenn die Aktion geglückt ist – zurück bleibt immer ein hässliches Loch. Für Mieter und Eigenheimbesitzer, die keine Löcher in die Fliesen bohren möchten, ist daher das neue Powerstrips Waterproof Sortiment von tesa die optimale Lösung. Haken, Halte rungen und Ablagekörbe – jeweils aus Edel stahl oder hochwertigem weißem Kunst stoff – lassen sich ganz einfach ohne Werkzeug befestigen und rückstandslos wieder entfernen. Die

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eleganten Ordnungs helfer tragen bis zu drei Kilo Gewicht und halten sogar unter der Dusche. Die Voraussetzung dafür schafft ein von tesa entwickeltes und patentiertes Tuch mit einem speziellen Grundierungsmittel zur Vor berei tung der gewünschten Flächen. Dieser sogenannte „Waterproof Primer“ garantiert eine optimale Verbindung zwischen Untergrund und Klebestreifen und sorgt dafür, dass kein Wassertropfen unter die Klebeschicht gerät./ txn-p.


Titel! Anne Werner, Sigrid Wesely und Elfriede Probst erwarten die Besucher im WillyBrandt-Forum

Ehrenamt für Brandt Das Willy-Brandt-Forum in Unkel, dem ten Wohnort des Kanzlers, schaut auf einjähriges Bestehen zurück. Während neue Besuchergruppen erschließen gewährleisten ehrenamtliche Helfer Museumsbetrieb.

letzsein man will, den

von Hans Ziegler

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ei der Eröffnung des Willy-Brandt-Forums i m M ä r z ve rga n ge n e n J a h r e s wa r e n b e ka n n te Po l i t i ke r zugegen, so der frühere spanische Regierungs chef Felipe Gonzaléz und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck. Hohe politische Prominenz ist seitdem nicht mehr in Unkel gewesen - jedoch haben in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 7.000 Besucher das Willy-Brandt-Forum aufgesucht. „Fürs Erste sind wir damit ganz zufrieden, wir wollen die Zahl aber noch steigern“, betont Museumsleiter Rudolf Rupperath und erläutert: „Bislang haben wir zwar allgemeine Werbung betrieben, auf ein gezieltes Marketing aber weitgehend verzichtet, das ändern wir

jetzt. Mir geht es darum, das Willy-BrandtForum als einen Eckpunkt in der hiesigen Museums landschaft zu verankern, das heißt konkret: Wir haben das Adenauerhaus knapp zehn Kilometer von hier in Rhöndorf, vis-à-vis befindet sich das Friedensmuseum an der berühmten Brücke von Remagen und bis nach Bonn zum dortigen „Haus der Geschichte“ sind e s 2 0 K i l o m e te r. D r e i M u s e e n z u r Z e i t geschichte befinden sich also im direkten Umkreis; ich wünsche mir, dass zusammen mit dem Wi l ly - B ra n d t Fo r u m d a ra u s ein Vi e r e r- G e s p a n n w i r d u n d d e r B e s u ch d e s einen Museums zu dem des nächsten führt.“ upperath setzt aber nicht nur auf eine Vernetzung des Museums mit anderen Häusern, sondern baut auch auf jüngeres Publikum: „Wir wollen verstärkt Schüler in das Forum holen. Wir wenden uns natürlich an alle Schulen hier in der Region, wollen aber auch darüber hinaus für unser Angebot werben“, betont Rupperath, der vor seiner Tätigkeit als Leiter des Forums 36 Jahre lang als Gymnasial lehrer unterrichtete.

Bürger unter Bürgern

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Titel! WILLIY-BRANDT-FORUM

Der Mavari-Lebensrat

Präsenz im Alltag Lassen Sie sich für zwei Minuten auf die folgende Übung ein: Setzen Sie sich entspannt hin, lehnen Sie sich an, die Arme ruhen auf der Lehne oder im Schoß. Schließen Sie Ihre Augen. Nun fragen Sie sich: „Woher weiß ich, dass meine rechte Hand noch da ist?“ Albern? „Geradezu lächerlich“, sagt vielleicht Ihr Verstand. Als Sie zuletzt an Ihrem Arm heruntersahen, war Ihre Hand noch da, warum soll sie nun weg sein? Das ist logisch und Ihr Verstand hat völlig recht. Aber um Logik geht es jetzt nicht, sondern um Wahr nehmung. Fragen Sie sich also nochmals: „Woran merke ich, dass meine rechte Hand noch da ist?“ Spüren Sie ein Kribbeln in Ihrer Hand, merken Sie, wie sie schwer auf der Armlehne liegt? Spüren Sie Wärme oder Kälte? Lassen Sie sich ganz darauf ein und warten Sie ab, es werden viele Kleinig keiten sein, die Sie wahrnehmen können. Diese Übung der Wahrnehmung können Sie nach Lust und Laune ausweiten auf ihre linke Hand, Ihre Füße, Ihre Nasenspitze … So führen Sie Ihre Aufmerksamkeit in sich selbst und der Lärm und Alltag darf in diesen Minuten schweigen. Ihr Verstand wird sich immer wieder d a ge ge n we h r e n d e n n i h m w i r d d a b e i s ch n e l l l a n g we i l i g . D i e s i st e i n e g u te Möglichkeit, Ihren eigenen Gedanken zu lauschen und damit eine weitere Übung auf dem Weg zur Achtsamkeit. Innere Ruhe und Klarheit ermöglichen es Ihnen, sich selbst, aber auch Ihr Umfeld intensiver zu erleben. Wenn Ihnen diese kleinen Hinweise für den Alltag gefallen haben, finden Sie schnell weitere Wege für sich selbst, Ihre Acht samkeit zu schulen. Gemeinsam macht dies noch mehr Spaß und hierzu bieten sich die Ku rs e a u s d e r Re i h e „ E x p e rte d e r Selbstführung“ von Mavari an. Mehr Infos erhalten Sie bei Marcus van Riet, Tel: 02645974751, office@mavari.de, www.mavari.de

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Willy-Brandt-Platz 5, Unkel Tel.: 02224-7799303 www.willy-brandt-forum.com Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 bis 17 Uhr. Eintritt: 5 Euro (Ermäßigung für Senioren, Schüler, Studenten, Familien und Behinderte) F ü h r u n ge n u n d S o n d e r ö f f n u n ge n f ü r Gruppen nach Anmeldung: Tel: 0228-9480923

orbereitet auf jegliches Interesse ist das Museum auf jeden Fall. Das mit rund 300 Quadratmetern Ausstellungsfläche eher kompakte Haus trägt in seiner Konzeption die Handschrift von Dr. Jürgen Reiche. Der WahlUnkeler ist Ausstellungsdirektor des Bonner „Hauses der Geschichte“ und bekannt für seine „narrativen Konzepte“. Ihm geht es um ein Museum, das gleichsam wie eine Erzählung aufgebaut ist; der Besucher soll die Ausstellungs stücke als eine Geschichte mit Anfang und Ende verstehen.

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u sehen ist das originale Arbeitszimmer des Kanzlers mit allen Utensilien, es gibt Willy Brandt-Gemälde und Plastiken, viele Fotos aus den 60er und 70er Jahren und auch ganz schlichte Objekte mit Bezug zu seinem Wohnort Unkel. s geht also auch um Willy Brandt als Mensch, als Bürger unter Bürgern. Dass er ein solcher tatsächlich war, betonen unisono Sigrid Wesely, Anne Werner und Elfriede Probst. Die drei Damen, allesamt aus Unkel gebürtig, sind im Willy-Brandt-Forum tätig und alle haben sie den Politiker persönlich kennengelernt. „Wir haben fast gegenüber von Willy Brandt gewohnt; wenn er nach Hause kam, fuhren immer zwei Wagen vor, einer nur für den Personenschutz. Wenn die Leibwächter weg waren, ging Brandt aber immer allein und ohne jede Bewachung unten am Rhein spazieren. Meist war er tief in Gedanken. Hinter vorgehaltener Hand haben ihn manche in Unkel deshalb auch ‘Willy Wolke’ genannt“, erzählt Sigrid Wesely.

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mmer tief in Gedanken kann Willy Brandt bei seinen Spaziergängen in Unkel allerdings nicht gewesen sein. Beleg dafür ist ein Erlebnis, von dem Anne Werner zu berichten weiß: „Es muss Anfang der 80er Jahre gewesen sein; mein Mann hat im Garten die Rosenhecke geschnitten, Willy Brandt kam zufällig vorbei und die beiden haben gefachsimpelt. Als dann auch mein damals achtjähriger Sohn Jochen dazu kam, gab ihm Willy Brandt die Hand. Unser Kind war ganz aufgeregt: ‘Mama, ich darf mir ab sofort nicht mehr die Hände waschen. Willy Brandt hat sie mir geschüttelt.‘ “ nne Werner ist wie ihre beiden Kolle ginnen und wie alle anderen Mitarbeiter des Willy-Brandt-Forums ehrenamtlich tätig, denn das Museum erhält zumindest bislang keine laufenden Fördergelder. Die ehrenamtliche Arbeit hilft, die laufenden Kosten zu minimieren und mehr noch: Es macht den Betrieb des Museums letztlich erst möglich. Darauf verweist nicht nur dessen Leiter Rudolf Rupperath, sondern auch der Vorstand der Einrichtung, Klaus-Henning Rosen: „Wir sind stolz auf unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter und deren Zuverlässigkeit. Ohne ihre Arbeit wäre der Museums betrieb gar nicht zu gewährleisten“, ist sich Rosen als Vorstand der Bürgerstiftung Willy-Brandt-Forum bewusst. lar ist: Das ehrenamtliche Engagement ist zeitaufwendig und es verlangt viel Hintergrundwissen und Kenntnisse der jüngeren Geschichte, speziell zur Biografie von Willy Brandt, wie Elfriede Probst weiß: „Einige unserer Besucher sind echte Willy-Brandt-Experten. Bei Besichtungen und Führungen kommt es vor, dass Besucher selbst von persönlichen Begeg nungen und Erlebnissen mit Willy Brandt berichten. Das freut uns deshalb, weil das Forum auch als Ort für Gespräche, Diskussionen und Dialoge angelegt ist“, so Probst.

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VERANSTALTUNGEN IM MÄRZ Freitag, 2. März, 18 Uhr Meistermann und Willy Brandt Im Rahmen der Reihe „Willy-Brandt-Dialoge“ berichtet Klaus-Henning Rosen über die Brandt-Porträts von Georg Meistermann. Eintritt: 3 Euro, Anmeldung erbeten. Freitag, 23. März, 18 Uhr liest Schriftsteller Kai Schlüter aus seinem Buch: „Günter Grass auf Tour für Willy Brandt – die legendäre Wahlkampfreise 1969“. Anmeldungen zur Veranstaltung erbeten.


Titel!

Unkeler Literaturfest an historischen Orten

Lesungen Vorträge Theater en ung Buchvorstell

Mittwoch, 21. März bis Sonntag, 25. März 2012 Literaten, Dichter und Schriftsteller haben sich gerne in Unkel aufgehalten, haben hier gelebt und gewirkt. Die illustre Reihe reicht von Adele Schopenhauer und Ferdinand Freiligrath über Stefan Andres bis zu Leonhard Reinirkens.

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em besonderen Unkeler literarischen Erbe sind Veranstaltungen gewidmet, die sich vor allem mit den heimischen Dichtern beschäft i ge n , s i ch a b e r m i t Krimi-Lesungen, einem M ä r ch e n -T h e a te r f ü r Kinder und Erwach sene und dem Auftritt von Jürgen Becker, Martin St a n kows k i u n d Fra n z M e u r e r a u ch d e r Vermittlung von Literatur im Ganzen widmet und das Interesse für sie vielschichtig wecken möchte. ußerordentliche Attraktionen sind neben den Texten und den Vortragenden die historischen Veranstaltungsorte und OriginalSchauplätze Unkeler Literatur wie etwa das Freiligrath-Haus, das Stefan-Andres-Haus, das Christinenstif t (ehemaliger Zehnt hof), das Vogtshaus (heute: „Kleines Schulz“) und der Gewölbekeller der Schweppenburg, die zum Teil nur selten für Publikum zugänglich sind.

ie Eintrittskarten für die Veranstal tungen sind aus Platzgründen begrenzt, eine frühzeitige Reservierung empfiehlt sich. E i n t r i t t s ka rte n s i n d erhältlich im RHEIN LÄNDER-Heimatladen, P ü t z ga s s e 2 , Un ke l , Tel.: 02224-7796512 – auch Post versand der Tickets ist möglich.

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Lebendige Literatur

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Mittwoch, 21. März, 19 Uhr Vortrag Gabriele Büch: „Die Sternenblume der Freundschaft“ – Sibylle MertensSchaaff hausen und Adele Schopen hauer in Unkel – bereits ausverkauft –


Donnerstag, 22. März, 20 Uhr Erzähltheater mit Menü Schauspieler Achim Brock spricht, spielt und führt auf: „Die kulinarischen Abenteuer des Fra Bartolo“ von Leonhard Reinirkens

Freitag, 23. März, 15.30 Uhr Märchen-Erzähl-Theater für Kinder und Erwachsene Schauspieler Achim Brock spricht, spielt und führt auf: Das Märchen „Zwerg Nase“ von Wilhem Hauff

chim Brock entführt sein Publikum mit seinem schillernden Vortrag in die weiie Geschichte erzählt vom zwölfjährigen ten, welligen Landschaften der Toskana, lässt Jakob, der von einer Zauberin in einen hässlichen Zwerg mit einer riesigen Nase vergenuine Zutaten zu köstlichen Speisen verschmelzen und zaubert Bilder der amourösen wandelt wird. Nur ein geheimes Kräutlein kann Erlebnisse des einfachen Klostergärtners, der ihm seine alte Gestalt wieder zurückgeben … rzähler und Schauspieler Achim taucht wegen seines Wissens um die Heiligen und seiganz ein in das Hauffsche Märchen, das ner skurrilen Argumentationen fälschlicherwei1826 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. se Fra Bartolo genannt wird. In fein gesetzten Stimme, Haltung und Mimik verändern sich, um Worten, mit einer hervorragend ausgebildeten die Rolle anzudeuten. Brock erzählt und stellt Stimme erzählt Brock von Fra Bartolos Begeg dar, bringt sich als Erzähler phasenweise in nungen mit Jägern, Gastwirten und Bauern, insErinnerung und taucht dann wieder in das Mär besondere aber ihren Frauen, die sich an dem chen und ihre Personen ein. Brock macht die „Mönch lein“, das keines ist, erfreuen. Selten Geschichte des von der Hexe sind Kochrezepte verzauberten Jakob in der so ausdrucksstark G e ge n wa rt e rfa h r b a r. E r u n d fa st s ch o n bekommt einen Buckel, eine s i n n l i ch wa h r Nase bis unter das Kinn, sein nehmbar beschrieHals ve r s ch w i n d e t . Er ben worden. Der beschwört innere Bilder, die sparsam gestikuEinbildungskraft entwickeln. lierende, aber mit D e r Z u s ch a u e r w i r d z u m h e f t i ge r M i m i k M i t s ch ö p fe r d e r I n s z e n i e a g i e r e n d e rung, beteiligt sich bei Inter E r z ä h l e r b ewe g t aktionen. Innere Bilder, die sich im Publikum, Schauspieler Achim Brock Brock erzeugt, werden lebenlässt teilhaben an dig. Kleine und große Zuhörer den Sorgen, noch schrecken auf, wenn Brocks Stimme unerwartet lieber aber an den Freuden von Bartolo, der be laut wird, und sie fiebern mächtig mit. Der kanntesten literarischen Figur des Unkeler Übergang von „es war einmal“ zum „jetzt“ Schrift stellers Leon hard Reinir kens. amit die Vorstellung nicht nur ein literagelingt mühelos. Brock verkörpert die Mutter rischer Leckerbissen wird, sorgt die von Jakob, eine Markt frau. Er schlüpft in die Küche vom Weinhaus zur Traube in einem FünfRolle des verhärmten Vaters. Er lässt Meer Gänge-Menü für die zur Erzählung passenden schweinchen, Eichhörnchen und die Küchen Speisen. Es kommen zum Vortrag die Kapi tel: jungen der Hexen ihr Unwesen treiben. Brock Fra Bartolos Aus sendung, Der gehörnte Jäger beschwört eine ganze Galerie von Charakteren, und seine Frau, Fra Bartolos Verwandlung, Die die er zwischen Bühne und Zuschauerraum zum Mozzarella-Spießchen des seligen Simeon und Leben erweckt. Sfogliata allo Beato Simeone. Das Fünf-GängeM e n ü b e ste h t a u s : M o z z a r e l l a - S p i e ß ch e n , Veranstaltungsort: Mensa der Stefan-AndresNudeln mit Bohnen, Forellenfilet, Hähnchen Realschule plus, Linzer Str. 17 B nach Jägerart, Dessert. Eintritt: Erwachsene 5 Euro, Kinder 3 Euro, Geschwisterkinder 2 Euro Veranstaltungsort: Weinhaus Zur Traube, Lühlingsgasse 5 Makuladegeneration – Augenakupunktur – auch bei Glaukom, beginn. Grüner Star, Sehnerv-Schäden, u. a. Eintritt inkl. Fünf-Gänge-Menü: 59 Euro Getränke werden separat abgerechnet -, Die Sehkraft erhalten, statt Blindheit verwalten Anmeldung bis 20. März erforderlich A. Vogeler www.nhp-av.de 0 22 24 / 901 55 30 (Besucherzahl auf 90 begrenzt)

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Titel! Freitag, 23. März, 20 Uhr Krimi-Abend lokal Judith Merchant aus Königswinter und Thomas Görden aus Linz lesen aus ihren Kriminalromanen: „Nibelungenmord“ und „Die Krypta“ i n e Fra u e n leiche wird in einer sagenumwobenen Höhle des Siebengebirges gefunden. Noch am selben Tag wird in K ö n i g s w i n te r d i e Ehefrau des Notars vermisst. Kommis sar Jan Seidel und seine auf eigene Judith Merchant Faust ermittelnde Großmutter, die Züge von Miss Marple trägt, stehen vor einem rätselhaften Fall. utorin Judith Mer chant hat ihren ersten K r i m i n a l r o m a n i n i h r e m Wo h n o rt Königs winter angesiedelt – für ihre Kurz geschichten wurde sie bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Gleich zweimal erhielt sie einen der renommiertesten deutschen Literaturpreise: den Friedrich-Glauser Preis in der Kategorie „Beste Krimi-Kurzgeschichte“, vergeben vom „Syndicat“, der Vereinigung d e u t s ch s p r a ch i ge r K r i m i a u to r e n . J u d i t h Merchant studierte Germanistik in Münster und Bonn. In einer Schreibkrise während ihrer Doktorarbeit mit dem Titel: „Hysterie bei Goethe und Fontane“ begann sie, erste Kurzgeschichten zu verfassen. Gleich ihre zweite Arbeit, „Mono poly“ wurde ausgezeichnet und er weckte das Interesse großer Verlage. Mit dem Münchner Droemer-Knaur-Verlag konnte Judith Merchant einen Vertrag über eine Krimiserie mit dem Königswinterer Kriminal kommissar Jan Seidel und seiner eigenwilligen Großmutter Edith, abschließen. Nachdem nun „Nibe lungen mord“ vorliegt, erscheint im Juni bereits der zweite Roman der Reihe: „Loreley singt nicht mehr“. udith Merchant arbeitet als Do zen tin für Literatur wis sen schaft in der Erwach senen bildung an der Uni versität Bonn und lebt mit ihrer Familie in Nieder dollendorf.

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Veranstaltungsort: Gewölbekeller der „Schweppenburg“, Lehngasse 1 Eintritt: 9 Euro inkl. freier Getränke (Besucherzahl auf 40 begrenzt) Achtung: steile Treppe, für Gehbehinderte ungeeignet!

Foto: privat

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homas Görden, freier Autor und Übersetzer, siedelt seinen Mystery-Roman „Die Krypta“ rund um den Kölner Dom an. Der Domp robst ist ermordet wo r d e n . A l s d a n n a u ch noch eine rätselhafte Zunft aus dem Mittelalter und finsterer Aberglaube ins Spiel kommen, zieht Kommissarin Susanne Wendland eine ganz besondere Expertin zu Rate – die Schamanin Chris Adrian. Das ungleiche Paar stößt bei seinen Ermittlungen auf eine geheime Krypta tief unter dem Dom, von der eine jahrhundertealte Gefahr ausgeht …

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Thomas Görden


Foto: Carmen Wölm

Samstag, 24. März, 15 Uhr Nachmittag für Weltverbesserer Jürgen Becker, Martin Stankowski und Franz Meurer stellen ihr Buch „Von wegen nix zu machen … – Werkzeugkiste für Welt verbes serer“ vor u bist Deutschland.“ Klar. Doch wie kann man über seinen Alltagskram hinaus etwas bewirken? Kann es sich unsere Gesellschaft wirklich leisten, Menschen mit 50, Foto: privat

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Jürgen Becker klein, unscheinbar, aber auch leicht umzusetzen. Buch und Vortrag sollen Appetit machen auf gute Taten, freche Verän derungen und neue Ideen. Nicht aus karitativen Erwägungen, sondern mit der ganz egoistischen Erkenntnis, dass Glück und Zufriedenheit entstehen, wenn man für andere wichtig ist. ürgen Becker erklärt als Kabarettist die Welt und unterstützt engagierte Projekte. Martin Stankowski, Journalist, beobachtet und organisiert politische und soziale Netzwerke. Franz Meurer entwickelt als kat holischer Pfarrer im Kölner Arbeiter stadtteil Höhen bergVingst ein umfangreiches Netzwerk, das die Lebens qualität spürbar erhöht. Sein Motto: „Wir essen das Brot, aber wir leben vom Glanz.“

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Martin Stankowski 60, 70 Jahren Lebenserfahrung den ganzen Tag „Mensch ärgere Dich nicht“ spielen zu lassen? An vielen Stellen läuft die Entwicklung böse aus dem Ruder, und wir müssen etwas tun. Vom illegalen Garten auf einem Brachgelände über den Shop, der kostenlos Business-Kleidung an Hartz-IV-Empfänger verleiht, bis zur rollenden Dorfkneipe. Solche Ideen liegen in der Luft. Oft

Veranstaltungsort: Mensa der Stefan-Andres-Realschule plus, Linzer Str. 17 B Eintritt: 18 Euro, darin enthalten: Buch „Von wegen nix zu machen“ (Wert: 8,99 Euro), Getränke und Speisen werden separat angeboten (Besucherzahl auf 199 begrenzt)

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Titel! an Costin Wagner, geboren 1972, lebt als freier Schriftsteller und Musiker in der Nähe von Frankfurt. Finnland, der Schauplatz der Romane um den jungen Ermittler Kimmo Joentaa, ist seine zweite Heimat. Wagners Romane, von Kritikern gefeiert, wurden in 14 Sprachen übersetzt und mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet. Veranstaltungsort: ehemaliges Vogtshaus, Kleines Schulz, Vogtsgasse Eintritt: 18 Euro inkl. Speisen vom BuffetGetränke werden separat abgerechnet (Besucherzahl auf 80 begrenzt)

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Foto: privat

Foto: Sarah Koska

Samstag, 24. März, 20 Uhr Krimi-Nacht national mit Jürgen Kehrer (Wilsberg-Krimis), Brigitte Glaser (Köln- und Katharina-Schweitzer-Krimis) und Jan Costin Wagner (Kimmo-Joentaa-Krimis)

Jürgen Kehrer ürgen Kehrer, geboren 1956 in Essen, lebt in Münster. Er ist der geistige Vater des Buch- und Fernseh detektivs Georg Wilsberg. Er schrieb achtzehn Wilsberg-Krimis und etliche Wilsberg-Dreh bücher für das ZDF. Außerdem hat Jür gen Kehrer einige historische Krimi nal romane sowie Sachbücher veröffentlicht. rigitte Glaser, geboren 1955 am Fuße des Schwarz wa l d e s , l e b t i n K ö l n . 19 9 6 erscheint ihr erster Krimi „Kölsch für eine Leiche“, seit 2003 lässt sie Köchin Katharina Schweitzer in einer erfolgreichen Krimi-Reihe ermitteln. Neben vielen Kurzkrimis schreibt sie auch Jugendthriller.

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Foto: privat

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Brigitte Glaser

Nur noch wenige Restkarten sind für folgende Veranstaltungen erhältlich

Freitag, 23. März, 18 Uhr, Lesung Henning Niemeyer trägt Gedichte von Ferdinand Freiligrath und zeitgenössische Balladen vor Ve r a n st a l t u n g s o rt : Fr e i l i g r a t h - H a u s , Eingang Pützgasse (Original-Schauplatz) E i n t r i t t : 8 E u r o i n k l . f r e i e r G e t r ä n ke (Besucherzahl auf 40 begrenzt) Sonntag, 25. März, 18 Uhr Lesung Schauspieler Matthias Haase liest aus der Novelle „El Greco malt den Großinquisitor“ von Stefan Andres Veranstaltungsort: Haus Kore, das ehemalige Wohnhaus von Stefan Andres und seiner Familie, Auf dem Rheinbüchel 36 (OriginalSchauplatz) Eintritt: 15 Euro inkl. Begrüßungstrunk (Besucherzahl auf 40 begrenzt)

Jan Costin Wagner

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Sonntag, 25. März, 12 Uhr Buchpräsentation Vorstellung der Neuauflage der Novelle „Adelaide – Beethovens Abschied vom Rhein“ von Josef Winckler osef Wincklers Novelle erschien zum ersten Mal 1936 und in zweiter Auflage 1951. Winckler, der auch in Bad Honnef lebte, greift literarisch die Anfang des 20. Jahr h u n d e rt s e n t st a n d e n e L e ge n d e a u f , d a s s Beethoven, der gerne in Unkel musiziert und dem Rotwein zugesprochen hat, zum Aus nüchtern in einer Zelle des Gefängnisturmes eingesessen und hier das Stück „Adelaide“ komponiert habe - in Erin nerung an eine junge Frau, die er am Vorabend in Unkel kennenlernte. Der Ve r l a g D e r R h e i n l ä n d e r l e g t n u n d i e s e s Büchlein erneut vor. uf der gemeinsamen Wanderung mit seinem Freund Matthias Saatweber, Kantor in Köln, von Bonn den Rhein entlang nach Unkel z u m j ä h r l i ch e n Tr e f fe n m i t L e h r e r J e a n Florentin Antweiler, wird es Beethoven glühend klar, dass er zu Größerem, zu Großem bestimmt sei und seinem Genius oder Dämon werde folgen müsse. Josef Winckler (1881 – 1966), Autor von „Der tolle Bomberg“, ein Bestseller-Erfolg der Weimarer Republik, und „Der Großschieber“ beschreibt in seiner zauberhaften Beet hovenNove l l e i n r e i z vo l l e r Au s d e u t u n g d e s Anekdoti schen und Geschicht lichen, sprachgewaltig und mit klingendem Vokabular, voller Kraft und Zartheit, humorig und prall das ungebärdig gärende Genie des jungen Beethoven der Bonner Zeit und die E n t ste h u n g s ge s ch i ch te des unsterblichen Liedes „Adelaide“, einst komponiert im noch heute b e r ü h m te n G e f ä n g n i st u rm z u Unkel am Rhein. Aus einer tollen Kneipnacht, in welcher der maßlos e B e e t h ove n Ve r w i rr u n g , St r e i t u n d Versöhnung unter Freunden stiftet, geht rein und schön hervor: „Adelaide!“, dies herrliche traurig-süße Liebeslied auf Adelhaid Pützchens, die Braut des Lehrers. Es wurde dann Jahre später auf dem Wiener Kongress vor den versammelten Fürsten Europas unter Beet hovens Begleitung zur Festesfeier gesungen …

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Veranstaltungsort: Gefängnisturm an der Rheinpromenade (Original-Schauplatz) Eintritt frei!


unternehmen!

von Gaia Born

Ein Herrenhemd im MaDchenkleid

Fotos: Thomas Huseman, HDCA

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Mit ihrer neuen Kollektion der Marke „Wilde Eva“ haucht die in Unkel ansässige Designerin Ute Giesen vergessenen Textilien neues Leben ein.

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ormalerweise ist das hier nicht so ordentlich“, ge steht Ute Giesen, als sie den Blick auf ihr geräumiges Atelier direkt unter dem Dach freigibt. Tatsächlich: Da liegen sauber aufgereiht und fertig für den Versand zur Näherei die süßen Haarbänder auf dem großen Arbeitstisch. Sie passen zu der neuen Kollektion von Kleidchen, die die Desig nerin im März auf der Mode m e s s e „ B l i ck fa n g “ i n Stuttgart aus der Taufe heben wird. Mädchen k l e i d e r, H a a r b ä n d e r, Accessoires – das an sich wäre ja noch nichts Besonderes. Aber die gelernte Schneider meisterin Giesen stellt sich e i n e r g r o ß e n H e ra u s fo r d e rung: Sie kreiert ihre Modelle a u s a l te n H e rr e n h e m d e n , Tischdecken, Taschentüchern, S p i t z e n ga r d i n e n u n d B e t t wäsche. Wer nun an wildes Hippie-Patchwork denkt, liegt falsch. Die zarten Mädchen kleider erinnern im Schnitt

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und Wirkung an traditionelle Kleidchen vergangener Jahr hunderte – und tragen auch d a m i t d e n G r u n d ge d a n ke n „aus alt mach neu“ in die Moderne. ie es dazu kam? „Ich habe das klassische Schneiderhandwerk noch von

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Aus alt mach’ neu der Pike auf gelernt“, sagt Giesen. Doch nach einigen gut bezahlten Jahren im Mode atelier war ihr klar: „Das kann doch nicht alles gewesen sein.“ Also ließ sich die heute 46jährige gegen den Rat ihrer Kollegen, Freunde und Eltern auf ein Abenteuer ein und b e ga n n e i n M o d e d e s i g n Studium in Trier. Dass das eine aufregende Zeit war, sieht man noch heute an ihren blitzen-

den Augen, wenn sie davon erzählt: „Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Es war alles so spannend, und man wird freier, viel freier!“ Giesen darf sich endlich von den vielen, strikten Regeln des S ch n e i d e r h a n d we r ks l ö s e n , darf imaginieren, probieren, sich ohne die Vorgaben d e r A l l t a g s t a u gl i ch keit, der sie sich in der Maßanfertigung unterwerfen musste, fre i schwimmen. ach dem Studium entw i rf t s i e e t wa f ü r Marithé & Francois Girbaud, engagiert sich in verschiedenen Entwicklungs hilfeprojek ten in Nepal, Usbekistan und Georgien. „Die Menschen in diesen Ländern können nicht aus dem Vollen schöpfen. Aber sie können aus nichts Gold machen.“ Giesen ist bis heute

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davon tief beeindruckt und trägt diese Idee begeistert weiter: Ihre Stoffe für die neue Kollektion stammen von virtuellen und realen Flohmärkten und aus den Kleiderschränken von Freunden, Bekannten und ihrer beiden Töchter. Mit Witz und Charme bringt sie unterschiedlichste Materialien und Muster zusammen, stellt besondere Eigenschaften der Stoffe durch ausgefeilte Schnitt-Technik heraus. „Viele Dinge entstehen erst, wenn ich sie zuschneide. Daher kann ich auch nicht in Serie produzieren

Blick ins Nähkästchen lassen. Alle meine Stücke sind Unikate“, ist Giesen stolz. Ein wenig Näharbeit lässt sie sich durch eine deutsche Produktionsstätte abnehmen. „Ich zahle gute Löhne, die Leute sollen gern für mich arbeiten“, sagt sie. Irgendwie kann man sich da schon fast vorstellen, dass die bezaubernden Designerkleidchen nicht gerade günstig sind: rund 250 bis 380 Euro muss man anlegen. „Wir sind guten Mutes, dass die Leute das Projekt über den Preis unterstützen“, meint Giesen. Was also ist ihr dringendster Wunsch an die Leser des RHEINLÄNDER? „Schauen Sie mal in Ihren Wäscheschrank und bringen Sie mir Ihre alten, vergessenen Schätzchen“, lacht sie.

INFO Übrigens: Namenspatin für die Marke „Wilde Eva“ stand die älteste Tochter von Ute Giesen. Die kleine Eva entpuppte sich schnell als Wildfang und inspiriert die Mutter gemeinsam mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Klara zu immer neuen Kreationen. Neben der hier vorgestellten Kollektion gibt es auch n o ch a u s ge fa l l e n e St r i ck f i g u r e n u n d Accessoires wie Strick-Krägen und Taschen zu entdecken. www.wildeeva.de


besichtigt!

Der Vollmond erscheint über Bad Hönningen in der abendlichen Dämmerung zur blauen St u n d e . A m R h e i n u fe r h a b e n s i ch n a ch Dauerfrost Eisschollen gebildet – zum ersten Mal seit langer Zeit.

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Schloss Arenfels erstrahlt ebenso wie die Rheinpromenade im stimmungsvollen Licht.


Foto: Andreas Pacek

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literarisch! von Leonhard Reinirkens

Wie es zu der Bezeichnung „Rheinbrohler Neger“ gekommen ist

Warum man die Rheinbrohler „Neger“ nennt ist unklar und darüber gibt es verschiedene Ansichten. Der Unkeler Schriftsteller Leonhard Reinirkens hatte darüber seine ganz eigene Theorie. Der bisher unveröffentlichte Text wurde dem RHEINLÄNDER von Ortsbürgermeister Dieter Labonde überlassen, für den der Autor diesen Text verfasst hat.

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ie Rheinländer sind fromme Leute, vorab die Frauen. Und in der Rheinbrohler Pfarrei wurde darüber hinaus jahrhundertelang ein bebilderter „Jungfrauenspiegel“ aufbewahrt, den man dann schließlich doch ins Rheinische Landesmuseum gegeben hat, weil die wahrhaft standhaften Jungfrauen immer seltener wurden. ie Zuneigung der Weiber zum männlichen Geschlecht ist gottlob angeboren und deshalb schwer zu bremsen; wenn aber erst ein Mann auftaucht, der etwas völlig anderes darstellt als die gewohnten Kerle, dann schmelzen die frommen Vorsätze vollends dahin. o erschien im Jahre 1838 in Rheinbrohl ein äußerst stattlicher aber denkbar fremd artig aussehender Herr, der auf einer Wanderung von Leutesdorf hier im „Weinstock“ einkehrte und feststellte, dass ihm der Wein vom Monte Jupiter besser schmeckte als der Leutesdorfer. ies drückte der etwas dickliche Herr mit der schwarzen, kraushaarigen Mähne in französischer Sprache aus. Die Tochter des Hauses, Emilie, die den feinen Herrn bediente, verstand kein Wort. Und deshalb rief man den Barbier Würzfeld herbei. Barbier Würzfeld hatte noch unter Napoleon gedient und sogar einmal dem Marschall Oudinot den Bart geschabt. er vornehme Herr, erfreut, sich unterhalten zu können, ließ sich von Würzfeld fris i e r e n u n d b a l b i e r e n . D e r we l t gewa n d te Haarkünstler begann ein Gespräch, fragte die Kunden nach dem Woher und Wohin, wie das

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üblich ist, und erfuhr Staunenswertes: Der Monsieur reiste keineswegs in Geschäften, sondern zum puren Vergnügen am Rhein. Er war a u ch ke i n M o n s i e u r, sondern ein Graf – auf Französisch ein Comte. Er besaß nahe bei Paris ein Schloss, das Château Monte Christo. Heiser vo r Au f r e g u n g te i l te d e r B a r b i e r s e i n e n Dorfgenossen mit, dass ein Graf von Monte Christo dem Ort Rheinbrohl die Ehre gegeben habe, den Wein höchlichst zu loben geruhte und versprochen habe, bald wiederzukommen. nd er kam nun öfter mit der Kutsche nach Rheinbrohl, und die Bürger sahen den Grafen von Monte Christo mit dem schwarzen Kraushaar und den üppigen Lippen – sinnlich, sagten die Weiber – im „Weinstock“ sitzen oder im „Monte Jupp“ und einen Pokal nach dem anderen leeren.

Doppelt glückliches Ereignis

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r sieht ein bisschen aus wie ein Neger, so dunkel“, wurde geflüstert. – Aber man hatte in Rheinbrohl noch nie einen richtige n Ne ge r ge s e h e n , u n d e s fe h l te a n Vergleichsmöglichkeiten. – „Er hat eben ein bisschen einen dunklen Teint“, stellte man fest, „das ist französisch.“ ie Wirte jedenfalls freuten sich über den fleißigen Zecher und die prompte Bezah lung. Die Emilie vom „Weinstock“ und die Schankmagd Aenn ch e n vo m „ M o n te Jupp“ freuten sich ü b e r d i e u n ve r gl e i ch l i ch h o h e n Trinkgelder. – Sie wa r e n b e i d e s o h ü b s ch w i e d i e Weiber mit 18 eben sind, dazu ziemlich blond h a a r i g und eindeutig blauäugig. Man weiß: Gegen sätze ziehen sich an. ie beiden h a b e n s i ch später nie darüber ge ä u ß e rt , o b d e r G r a f vo n M o n te C h r i sto a u ch d e n normalerweise b e d e ck te n und somit unsichtbaren B e r e i ch e n s e i n e s Körpers diese interessante dunkle Tönung aufwies, obwohl sie es unstreitig gewusst haben müssen. enn sowohl Aennchen als auch Emilie bekamen, mit geringem Abstand etwa ein Dreivierteljahr nach der endgültigen Abreise des Comte de Monte Christo, Nachwuchs: Emilie ein Mädchen, Aennchen einen Buben. it schwarzem Kraushaar waren sie versehen, mit üppigen Lippen und dunklem Teint, sodass niemand nach dem Erzeuger zu fragen brauchte. Barbier Würzfeld versicherte, dass man ganz ohne seine Dolmetscherkünste ausgekommen sei. – Aber er fand sich bereit, einen Brief an den Comte de Monte Christo auf Château Monte Christo tout prés Paris zu verfassen, in dem von dem doppelten glücklichen Ereignis Nachricht gegeben werde. ber was man mit Sicherheit erwartet hatte, es trat nicht ein. Man wartete vergebens auf die Anreise des Kindsvaters, der

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Foto: Hans-Joachim Röder

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literarisch! offensichtlich nicht das Bedürfnis hatte, die en Müttern ging es gut. Ergebnisse seiner Ausflüge nach Rheinbrohl in Und so war denn die Emilie die Arme zu nehmen. Und auch der Postillion, vom „Weinstock“ bereits bald mit den man in den nächsten Wochen und dann einem Schreinermeister verheiratet, Monaten immer noch hoffnungsvoll erwartete, das Aennchen mit einem Winzer brachte keine Nachricht, keinen Brief, keine sohn verlobt. Geldanweisung. ie Rheinbrohler aber ließen un regt man sich am Rhein über derartisich inzwischen mit Stolz ge Ereignisse niemals langdauernd auf, „die Grafen“ nennen. Da geschah es, nimmt die Sache nicht als Unglück, sondern dass wieder ein Franzose am Rhein freut sich des neuen Lebens. entlang reiste. Und als er nach ie Leutes dor fer aber, denen die Rhein Leutesdorf kam, da erzählten broh ler nur zu oft hohnlächelnd und von ihm die Leute dort mit oben herunter berichtet hatten, dass der franzöHohnlachen von jenem Anzeige sische Graf ihren Wein besser gefunden habe als fortpf lanzungsfreudigen all die be rühmten Leutes dor fer Lagen, sie freuG r a fe n vo n M o n te ten sich nun hämisch. Christo. nd wenn sie wieder mal von einem Rhein a, sie konnten mit brohler zu hören kriegten: „Die Franz d e m Fr e m d e n e i n m ä n n e r h a b e n j a b e ka n n t l i ch d i e fe i n ste G e s p r ä ch b e i m We i n Musikhaus Weinzunge, zumal die von Adel!“, dann grinsten führen, denn dieser OMMERICH sie und meinten, wenn der Leutesdorfer Wein Victor Hugo verstand mit den Leu tesdorfer Mädchen versüßt würde, leidlich die deutsche Haus der Gitarren dann kämen sogar Könige und Kardinäle und Sprache. Er fand den Franfurter Str. 23 nicht bloß Grafen. L e u te s d o rfe r We i n 53572 Unkel nd wo fortan Tel./Fax 02224-5697 e i n L e u te s www.gitarrenhommerich.de dorfer einem Rhein brohler begegnete, da verbeugte er sich tief, zog den Hut und hervorragend. Aber s a g te : „ H a b e d i e als er hörte, dass der E h r e , H e rr G ra f ! “ , C o m te d e M o n te oder „Untertänigste Christo im Nach bar G r ü ß e n a ch Pa r i s , o rt z we i Na ch Herr Graf!“ kommen hinterlasie Rhein broh sen habe, da bog er ler hießen von sich vor Lachen und nun an nur noch die schlug sich prustend „Gra fen“. Das dauerauf die Schenkel. te ein paar Jahre. Die ie sah er beiden dunkelhäutidenn aus, der vornehme Herr? gen Sprösslinge lieK r a u s e , s ch wa r z e fe n s ch o n m u n te r und allseits beliebt Haare, dunkle Haut, im Dorf herum. Das dicke Lippen?“ Und Mädchen war auf den als alle im Kreis n i ck te n , r i e f e r : Namen Emilie – fran„Mon Dieu, da ist der zösisch auszusprechen – getauft, das A l e xa n d r e D u m a s Jüngelchen hatte den wieder mal tätig Vornamen Alexander geworden?“ “Alexan dre Dumas?“, – es war der Vor fragte man befremname des gräflichen det. Erzeugers. Alexandre Dumas

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a, natürlich, so heißt der dicke, dunkle Mon sieur mit den Neger lippen. Und den Grafen von Monte Christo, den hat er nur erfunden, hat einen dicken und leider auch sehr erfolgreichen Roman daraus gemacht. Ich hoffe nur, dass ich mit meinem „Glöck ner von Notre Dame“ genauso viel Geld verdiene. Und, par Dieu, ich werde besser damit umgehen! Denn dieser Ale xandre Dumas hat sich ein prachtvolles Schloss bauen lassen bei Paris, aber inzwischen ist er total bankrott und hat Schul den bis über die Ohren, kann nicht einmal die vielen Alimente bezahlen, denn er hat überall enfants illégitimes.“ nd er ist also gar kein Graf?“, fragte man. „Alles andere“, rief Victor Hugo. „Sein Vater war zwar bei Napoleon General, das war meiner auch, aber seine Großmutter war eine waschechte Negersklavin aus Haiti!“ a johlten die Leutesdorfer vor Vergnügen los. Ihnen war’s schon lange bitter aufgestoßen, dass die Rheinbrohler sich nur zu gerne „Die Grafen“ nennen ließen. Von jetzt an, wenn ein Leutesdorfer einem Rheinbrohler begegnete, dann hieß es, „Na, wie geht es, du Neger!“ Das hat sich allgemein durchgesetzt. ie Rheinbrohler Neger“ heißt es bis heute, obwohl keiner mehr daran denkt, dass dem Alexandre Dumas, dem hochberühmten Schriftsteller, der Rheinbrohler Wein und die Rheinbrohler Mädchen besser ge f i e l e n a l s We i n u n d We i b l i ch ke i t vo n Leutesdorf. nd es ist unübersehbar, bis heute werden in Rheinbrohl ab und an Kinder geboren mit auffallend dunklen und krausen Haaren.

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Leonhard Reinirkens (1926 – 2008) lässt in seiner amüsanten Geschichte Alexandre Dumas („Die drei Musketiere“, „Der Graf von Monte Christo“) und Victor Hugo („Der Glöckner von Notre Dame“, „Die Elenden“) in Rheinbrohl und Leutesdorf auftreten. Tatsächlich haben die beiden großen französischen Romanciers den Rhein bereist. Victor Hugo reiste 1840 per Kutsche und z u F u ß m e i st a u f d e r l i n k e n R h e i n s e i t e . Leutesdorf hat er immerhin beschrieben – vom Andernacher Ufer aus betrachtend. A l e x a n d r e D u m a s u n t e r n a h m 18 3 8 s e i n e Rheinreise per Schiff, in seinen Aufzeich nungen skizziert er etwa Bemerkungen zu Bonn und der Loreley. Auch wenn ein etwaiger Aufenthalt der Rhein-Romantik-Reisenden in Rheinbrohl und Leutesdorf letztlich nicht nachzuweisen ist, die schriftstellerische Fantasie mag dies nicht gänzlich auszuschließen …

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Wilder Mann und Sonnenrad Wer in Leutesdorf durch den Ort spaziert, dem werden einige schöne Fachwerkhäuser auffallen. von Werner Schönhofen

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a s s ch m u cke B a l ke n we r k vo n Fa ch werkbauten zeugt vom Reichtum ihrer Erbauer, denn aus statischen Gründen sind oft nur wenige Querverstrebungen im eigentlichen Fachwerkrahmen erforderlich. Das auffällige Balkenwerk, das wir etwa in den Fachwerk giebeln der Häuser an der Rheinstraße in Leutesdorf vorfinden, hat eine tiefe Bedeu tung. Die einzelnen Elemente haben ihre Wurzel im germanischen Runenalphabet, der Futharke. D i e s e R u n e n wa r e n a u s B u ch e n st ä b ch e n geschnitzt, wurden ausgeworfen und dienten der Wahr sagerei. Auch wenn daher unser Wort Buch stabe kommt, so hat es heute doch eine andere Bedeu tung. Ent sprechend der germanischen Be deutung der Buch staben haben auch die einzelnen Fach werkzeichen eine Schutz funktion. Besonders schön sind die Fach we r k r i t z e n i n d e r Rhein straße ausgeprägt. ir sehen dort im Gie bel die leere Raute ( 1 ) , e i n S ch u t z symbol gegen den Blitz, denn wenn der einschlug, hatte das in den engen Gäs schen, in denen die strohgedeckten Fach werkhä u schen d i ch t a n e i n a n d e r klebten, oftmals verh e e r e n d e Au s w i r kungen. Ganze Orte konnten so ein Raub der Flammen werden. i ch t m i n d e r gefährlich am Fluss war das Hoch wa s s e r, b e s o n d e r s

wenn die Wasser massen durch die Eisbar riere aufgestaut wurden. Die Raute mit dem An dreas kreuz (2) sollte vor dieser Gefahr schützen. as Sonnenrad (3) mit dem Kreuz ist das Zeichen Wotans, des höchsten germanischen Gottes und Herrschers über die bösen Geister . benso wie der Hexenstuhl (4), der in seiner Form an einen mittelalterlichen, gotischen Faltstuhl erinnert und als Schutz für das Haus und seine Bewoh ner vor allen Bösem in Menschengestalt, wie etwa Hexen, diente. in besonders häuf i g a n z u t r e f fe n d e s Z e i ch e n i st d e r „Wilde Mann“(5); diese Figur kommt als Voll figur in der Frontmitte des Hauses, aber auch als Halbfigur an den Haus ecken vor; sie ist ein Zeichen der Lebens sicherheit. Der Er bauer des Hauses in der R h e i n st ra ß e k ö n n te wo h l e i n Kaufmann gewesen sein, jedenfalls hat das Haus im Giebel eine entsprechende S p e i ch e r l u ke , w i e sie andernorts bei Kaufmanns häusern anzutreffen sind. a ch we r k häuser waren die Fertig bau häuser früherer Jahrhund e rte ; d e n n d a s Rahmenwerk konnte vo m Z i m m e rm a n n vorgefertigt werden. Mit dem Beil beschlug er die Balken, ke n n z e i ch n e te s i e d u r ch r ö m i s ch e Zahlen zwecks späte r e r Z u s a m m e n fügung und stellte

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Zeichen mit Schutzfunktion

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das Haus an Ort und Stelle auf. Römische Zahlen konnten mit dem Beil leicht in die Balken geschlagen werden, da sie ja aus geraden Strichen bestehen. Der Fach werkrahmen konnte leicht wieder ab- und an anderer Stelle aufgeschlagen werden; in der Tat kam es immer wieder vor, dass jemand sein Haus auf diese Weise verlagerte – was heute auch noch geschieht, wenn Fach werkhäuser in ein Freilicht museum verbracht – transloziert – werden. In die einzeln e n G e fa ch e w u r d e n z u n ä ch st we n i ge Haselnuss stäbe gestellt, zwischen die dicht an dicht Weiden ruten geflochten wurden. Dieses Geflecht wurde innen und außen mit einem Gemisch aus Lehm, gehäckseltem Stroh und Kuhmist beworfen. Lehm ist ein hervorragendes Baumaterial, das heute in der alternativen Bautechnik wieder entdeckt wird. Die Balken waren je nach Landschaft schwarz oder rot gestrichen, Schmuckbalken auch farbig; die Gefache waren wohl immer weiß. Die Fach werkhäuser waren bei uns wohl ursprünglich mit Stroh gedeckt. An den Flüssen war wegen der Hochwassergefahr das untere Stockwerk aus Stein gemauert, was wohl teurer als Fachwerk war aber nach dem Hochwasser wieder leichter trocknete. atürlich haben Fachwerkhäuser auch Nachteile. So schön sie – bei rechter Pflege – von außen auch aussehen mögen, innen sind sie oft kleinräumig und haben niedrige Zimmerdecken, sie sind sicher reparaturanfälliger und brandgefährdeter als unsere modernen Steinhäuser. Wer sich mit solchen Problemen jedoch nicht befassen muss, den erfreuen sie allemal bei gepflegtem Zustand.

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damals!

Als der Krieg zu uns kam

Der Kreis Neuwied im März 1945 Jakob Weilers heimatgeschichtlicher Bericht einer schweren Zeit Ö f fe n t l i ch e B u ch vo rste l l u n g a m S a m st a g , 31. März, 17 Uhr im Erpeler Eisenbahntunnel Der Bad Hönninger Heimatforscher Jakob Weiler recherchierte 50 Jahre für dieses Buch, sammelte Dokumente, Fotos und Augenzeugenberichte und reiht sie ein in einen Tag-für-Tag-Bericht des März 1945, als der Zweite Weltkrieg auch in unserer Region wütete. Mit einem Nachwort von Staatsminister a.D. Heinz Schwarz. Das Buch erscheint im Verlag Der Rheinländer, Preis: 19,90 Euro. Mehr dazu in der nächsten RHEINLÄNDERAusgabe, Heft April 2012.

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„Selbst die Vögel sind hier zutraulicher als anderswo.“

Ausschnitt aus einem Aquarell des Unkeler Künstlers Werner Moritz

(Stefan Andres)

Sie sind Künstler/-in, Kunsthandwerker/-in oder Designer/-in? Sie haben erfolgreich Ihr Studium oder Ihre Ausbildung abgeschlossen? Jetzt sind Sie auf der Suche nach einem Atelier oder einer Werkstatt? Oder suchen Sie einfach einen Wohnort mit besonderem Flair? Dann sollten Sie Unkel am Rhein kennenlernen.

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Unkel liegt im Landkreis Neuwied. Die Stadt selbst hat 5 000, die Verbandsgemeinde 13 000 Einwohner. Die Lage ganz im Norden von Rheinland-Pfalz ist ideal: im Herzen von Europa und mitten in der Natur.

Leben Sie im Herzen Europas Unkel liegt am Rand der Region Köln/Bonn. Hier leben etwa drei Millionen Menschen. Die Region bietet über 1,3 Millionen Arbeitsplätze und ist eine der wichtigsten europäischen Wirtschaftsregionen. Das Plus von Unkels Lage ist die hervorragende Verkehrsanbindung: es sind 15 Minuten Fahrzeit bis nach Bonn, 45 Minuten bis Köln. Der internationale Flughafen Köln/Bonn ist in 30 Minuten zu erreichen. Nach Koblenz fahren Sie etwa 45 Minuten. Alle Orte sind problemlos mit Bahn und Bus zu erreichen.

„In Unkel leben und sterben, was sonst?“ (Leonhard Reinirkens)

Zugleich hat Unkel Anteil am Naturpark RheinWesterwald. Es liegt am Unteren Mittelrhein, in Sichtweite von Rolandsbogen und Drachenfels. Die autofreie Rheinpromenade ist ein beliebtes Ausflugsziel. Kunst- und Kunsthandwerkermärkte finden dort jedes Jahr statt. Unkel ist eine der nördlichsten Rotwein-Anbaustätten in Deutschland. Ein berühmter Wein ist der Unkeler Funkeler. Die verkehrsgünstige Lage und ihre besondere landschaftliche Schönheit haben in der über 1100-jährigen Geschichte der Stadt immer wieder große Persönlichkeiten nach Unkel gezogen. So lebten hier der Dichter Ferdinand Freiligrath sowie die Schriftstellerinnen Johanna und Adele Schopenhauer. Im 20. Jahrhundert waren es unter anderem die beiden Bundeskanzler Konrad Adenauer und Willy Brandt, der Komponist Tilo Medek, die Schriftsteller Stefan Andres und Leonhard Reinirkens sowie der Maler Josef Arens.

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Erleben Sie eine kunstsinnige Stadt All diese Menschen haben ihre Spuren in der Stadt hinterlassen und sie zu einem kunstsinnigen Ort gemacht. Davon legen die reichen Architekturschätze Unkels Zeugnis ab. Das Kulturleben des kleinen Rotwein-Ortes ist ausgesprochen reich. Zu den jährlich wiederkehrenden Höhepunkten gehören: q Ars fontana – Musik in Unkeler Gassen q Carl-Löwe-Musiktage q design + gestaltung am rhein q Kunst in Unkeler Höfen q Literaturfest an historischen Orten q Rhein in Flammen q Unkeler Kreativ q Wein- und Heimatfest Die einzelnen, oft mehrtägigen Veranstaltungen ziehen zahlreiche Besucher aus nah und fern in die Stadt. Besonders zu erwähnen ist das Museum zur Zeitgeschichte „Willy-Brandt-Forum“, das 2011 eröffnet wurde und an den ehemaligen Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger erinnert. Die Eröffnung fand internationale Beachtung. Seitdem hat sich das Forum zu einem überregionalen Besuchermagnet entwickelt.

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Arbeiten und Leben am Rhein Unkel am Rhein ist Lebensqualität pur und ideal für Familien. Alle notwendigen Einkaufsmöglichkeiten sind in der Stadt vorhanden. Es gibt zwei Kindergärten, eine Grundschule und die Stefan-AndresRealschule plus Unkel. Andere weiterführende Schulen sind problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Bezahlbarer Wohnraum ist in Unkel leicht verfügbar. Gemütliche Kneipen und Weinstuben laden zum Genießen ein. Die Stadt ist bestrebt, sich weiter als kulturelles Zentrum am Mittelrhein zu etablieren, wobei besondere Schwerpunkte auf Kunst, Design und Kunsthandwerk liegen. Deshalb vermittelt sie gern günstige Ateliers und Werkstätten in zentraler Lage an junge Kunsthandwerker/-innen und Designer/innen. Informationen zu konkreten Angeboten erhalten sie unter: design-gestaltung-in-unkel@t-online.de Kulturstadt am Rhein c/o Tourist- und Bürgerinformation der Stradt Unkel Willy-Brandt-Platz 5 53572 Unkel Weitere Informationen zu Unkel finden Sie im Internet unter: www.unkel.de www.vgvunkel.de www.zukunftswerkstatt.unkel.de www.willy-brandt-forum.com

W Köln/Bonn Köln

Bonn

Unkel

RHEIN Neuwied

Koblenz

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ausgewählt!

Veranstaltungen im

10 bis 19 Uhr

19 Uhr

20 Uhr

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Freitag, 2. März Windhagen | Johannisberger Akademie Kursreihe „Experte der Selbstführung“, dritter Teil: „Kommunikation ist mehr als Worte“ Teilnahmevoraussetzungen bestehen keine. Infos und Anmeldung bei Marcus van Riet unter Tel: 02645-974751 oder office@mavari.de auch Samstag, 3. März, 10 bis 18 Uhr Sonntag, 4. März Königswinter | Haus Bachem, Drachenfelsstr. 4 Klavierabend: Jamina Gerl „eine musikalisch feinsinnige Gestalterin“ spielt Mozart, Smetana, Liszt, Mendelssohn-Bartholdy Abendkasse: 15 Euro Info: www.michaelagi.de Samstag, 10. März Leubsdorf | Gaststätte “Zur (Rh)Einkehr” Konzert: „The 50s” spielen Rock’n’Roll von Elvis, Chuck Berry, Little Richards, Fats Domino und Johnny Cash

11 bis 15 Uhr

19 Uhr

19 Uhr

Mittwoch, 14. März Windhagen | Johannisberger Akademie Infoabend zur Ausbildungsserie „Experte der Selbstführung“ mit dem Thema „Innere & äußere Welt“. Teilnahme ist kostenfrei. Infos und Anmeldung bei Marcus van Riet unter Tel: 02645 974 751 oder office@mavari.de Donnerstag, 15. März Bad Honnef | Buchhandlung Werber, Hauptstr. 40 Buchvorstellung: „… der Breiberg neu entdeckt!“ Nur wenige kennen den Breiberg, seine Eigenarten und Besonderheiten. Buchvorstellung über den sagenhaften Berg am Stadtrand von Bad Honnef mit Renate Mahnke M.A., Info-Tel.: 02224-2601

Rheinbreitbach, Obere Burg Konzert: 6-Zylinder: „Acapulco“ Die 6-Zylinder gehören schon viele Jahre zur ersten Garde der Vokalensembles in Deutschland und mit Ihrer aktuellen Show „Acapulco“ haben die fünf charmanten Herren eine Mischung aus bekannten Popsongs, neuem Liedgut und witzigen Eigenkompositionen zusammengestellt, die Begeisterung erzeugt. Eintritt: 15 Euro, Info-Tel.: 02224-74512

Samstag, 24. März 11.45 bis Bad Honnef | Bahnhof 16.45 Uhr Frühlingswanderung: Nachtigallental, Petersberg und Bittweg ca. 3 Std. über 10 km mit Einkehr. Veranstalter: KVV - Kulturu.VerkehrsVerein Bad Honnef e.V. Gäste zahlen 5 Euro zzgl. Fahrt. Anmeldung bei Jutta Oberbillig: Tel: 02224-961841

20 Uhr 19 bis 21 Uhr

Sonntag, 18. März Königswinter | Margarethenhöhe „Wander-Coaching-Treff“ Mavari lädt ein zum Wandern und einem anregenden Austausch über die Heraus forderungen des Lebens. Diesmal unter dem Motto: „Die innere Welt“. Teilnahme ist kostenfrei. Infos und Anmeldung bei Marcus van Riet unter Tel: 02645 974 751 oder office@mavari.de

19 Uhr

Sonntag, 25. März Waldbreitbach | Hotel zur Post, Neuwieder Str. 44 Kabarett: Ludger K.: „RTL ist alles schuld wie die Medien unser Leben diktieren“ Eintritt: 15,50 Euro Info-Tel: 02638-9260 Samstag, 31. März Königswinter | Aula der CJD Christophorusschule Frühjahrskonzert der Bläserfreunde Niederdollendorf unter dem Motto „Stadt-Land-Fluss“ statt. Eintritt: Erwachsene 9 Euro, Kinder 4,50 VVK: Schreibwaren Helbig, Heisterbacher Str., Oberdollendorf Tel. Kartenbestellung: 02244-80239

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Lassen Sie Ihren Verstand ausnahmsweise mal zuhause. MĂśchten Sie wirklich etwas verändern? Dann gĂśnnen Sie Ihrer Ratio eine Pause und hĂśren mal wieder auf Ihren Bauch. :HUGHQ DXFK 6LH HLQ ĂœExperĂŠ te der SelbstfĂźhrung“ XQG ILQGHQ 6LH ,KUHQ /HEHQVZHJ $Q MHGHP HUVWHQ :RFKHQHQĂŠ GH LP 0RQDW YRQ )UHLWDJ 8KU ELV 6DPVWDJ 8KU ILQGHQ GLH .XUVH LQ HLQHU NOHLQHQ *UXSSH VWDWW Weitere Informationen und Anmeldung unter: ĂŠ VRZLH LP ,QWHUQHW XQWHU GLHVHP /LQN ZZZ PDYDUL GH GRZQORDG DXVELOGXQJH[SHUWHVI SGI ,FK IUHXH PLFK DXI 6LH ,KU 0DUFXV YDQ 5LHW

kĂźnstlerisch!

Faszination Ton Die beiden KĂźnstlerinnen Maria Bugl (Kera-Mia) und Ulli Marten (Kunst am Ei) sind mit ihrem Kunsthandwerk nun dauerhaft im RHEINLĂ„NDER-Heimat laden vertreten und zu regelmäĂ&#x;igen Terminen auch persĂśnlich vor Ort. Bei der ErĂśffnung ihrer Dauer ausstel lung am 17. und 18. März zeigen sie ihre neuesten Werke aus Ton und Ei.

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i e Fa s z i n a t i o n „ To n “ begann fĂźr KĂźnstlerin Maria Bugl vor gut 18 Jahren. Die KĂźhle der ersten BerĂźh rung, die Anpas sung an die KĂśrper wärme, der schnelle Wandel aus der Festigkeit in die Geschmeidigkeit und die MĂśglich keit, den Ideen For men zu geben, lieĂ&#x;en ihre Leidenschaft fĂźr den natĂźrlich Werkstoff erwachen. m Laufe der Jahre hat sie sich verschiedene Bearbei tungs techniken und Stilrichtungen wie Aufbau-, Platten-, Dreh- und Wu l st te ch n i k a n ge e i g n e t . I h r Haupt augen merk liegt jedoch auf der freien Arbeit. Einige Kunst we r ke b l e i b e n n a ch d e r Ve r a r beitung naturbelassen, dadurch wirken sie je nach Ton-Art entweder rustikal oder apart. Durch lang jähriges Experi mentieren hat Maria Bugl eine spezielle Brenntechnik entwickelt, die ihre Wer ke sehr witterungsbeständig macht. Viele Anfer t i g u n ge n we r d e n m i t fa r b i ge n Glasuren noch einmal veredelt und erhalten dadurch einen ganz eigen e n C h a r a k te r. D i e We r ke d e r KĂźnst lerin reichen von dekorativer Gartengestaltung Ăźber Lichtkugeln, Wohn nraumacces soires passend zu jeder Jahreszeit, Zimmerbrunnen bis hin zu Mode schmuck. aria Bugl unterstĂźtzt auch b e h i n d e rte M e n s ch e n i n integrativen TĂśpfer-Seminaren, die

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Ausdauer, Motorik und Kreativität der Teilnehmer fĂśrdern. ie Faszination „Ei“ begann bei Ulli Marten mit eigenen Eierlieferanten, die vor ihrer Nase im Garten herumliefen. Ihr auĂ&#x;ergewĂśhnlicher SrauĂ&#x;eneischmuck und eine kleine Aus wahl an Kunst objekten sind schon seit geraumer Zeit im Heimat laden zu sehen – das Ange bot wird nun um vielfältige Arbeiten erweitert. rrtĂźmlich wird die Eierkunst meistens nur mit Ostern in Z u s a m m e n h a n g ge b r a ch t . U l l i Marten versteht es jedoch, auch Kunstwerke zu schaffen, mit denen sich rund ums Jahr Haus oder Wohnung geschmackvoll dekorieren lässt. Nicht nur schĂśn bemalte

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Neueste Werke

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und perforierte Eier in den unterschiedlichsten Größen, auch Weih nachtsdekorationen und Kerzen arrangements für jede Gelegenheit finden sich in der breit gefächerten Produktpalette von Ulli Marten. Ihre Kunst, die sie mit beispielloser Genauigkeit bis ins kleinste Detail ausführt, umfasst auch außerge-

wöhnliche Tisch lampen und Wind l i ch te r a u s St ra u ß e n e i e rn . D a s natur belassene Ei erhält durch die Perforation ein einzigartiges Aus sehen, das tagsüber in seiner natürlichen Form ein schönes Deko rations stück ist und abends ein traumhaft warmes Licht erzeugt. | WR

Maria Bugl und Ulli Marten

ERÖFFNUNG DER DAUERAUSSTELLUNG Samstag, 17. und Sonntag 18. März, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Die Künstlerinnen sind anwesend und zusätzlich ansprechbar im Heimatladen für Beratung und Verkauf an jedem dritten Dienstag im Monat (Maria Bugl) und an jedem dritten Freitag im Monat (Ulli Marten) – jeweils von 14 bis 18 Uhr. Der RHEINLÄNDER-Heimatladen, Pützgasse 2, Unkel, Tel. 022247796512. www.kunst-am-ei.de, www.kera-mia.de.


damals!

Früher – heute

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Grafik: GeoBasis-DE/LVermGeoRP2012-01-25

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wischen 1801 und 1814 wurden die Rhein lande auf persönlichen Be fehl Napo leons unter dem Kommando von Oberst Jean Joseph Tranchot topografisch (linksrheinisch) aufgenommen. Ab 1815 setzte Karl von Müffling das Projekt im Auftrag der preußischen Re gierung fort (rechtsrheinisch) Die Bear beitung wurde 1828 beendet. Das Werk besteht aus 264 Einzel blättern im Maßstab 1 : 20.000 (ein Zenti meter auf der Karte sind 200 Meter in der Natur). Die Karten sind bis heute nützlich für historische und ökologische Forschungen, da sie ein sehr genaues und ästhetisches Bild der damaligen topograf ischen Verhältnisse festgehalten haben. Der Vergleich mit der heutigen topograf ischen Karte zeigt die Veränderung und zu nehmende Besiedlung der Landschaf t wie hier im Wiedtal bei Waldbreitbach und Roßbach.

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besichtigt!

Meisterwerke der Rheinromantik Teil 1: „Ruine Heisterbach im Schnee“ aus dem Siebengebirgsmuseum

Carl Schlickum, Ruine Heisterbach im Schnee, um 1845. Öl auf Leinwand, 47 x 62 Zentimeter, Signatur unten rechts auf dem Grabkreuz: C . Schlickum Das Gemälde von Carl Schlickum, eine Neuerwerbung im Bestand der Samm lung RheinRomantik des Siebengebirgsmuseums, ist ein weiteres wichtiges Werk der Düssel dorfer Malerschule, das zudem Zeugnis ablegt über den Kreis der Roman tiker in Unkel. er gebürtige westfälische Maler Carl Schlickum (*Hagen 1808 † 1869 Blum field, Mich., USA) wurde 1839 von dem Verleger Werner Langewiesche beauftragt, die landschaftlichen Skizzen für den Band „Westfalen“

zu erstellen, der für die Gesamtausgabe „Das malerische und romantische Deutschland“ vorgesehen war. Die Texte dazu sollte der Dichter Ferdinand Freiligrat h l i e fe rn – ge m e i n s a m erwanderten die beiden Freunde in den Jahren 1839 und 1840 von Unkel aus die nähere und fernere Umgebung. uf einer dieser Wanderungen werden im Wi n te r d i e Vo rz e i ch n u n ge n z u d e m Gemälde „Heisterbach im Schnee“ entstanden sein. Schlickum malte die Ruine Heisterbach verschiedentlich, mindestens zwei Stahlstiche

Romantisches Deutschland

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der Klosterruine nach seinen Vorzeichnungen sind heute bekannt. Beide befinden sich in der Sammlung Stiftung Abtei Heisterbach, die im Siebengebirgsmuseum aufbewahrt wird. n dem Gemälde hat Schlickum eine Ansicht gewählt, welche die Ruine Heisterbach aus südwestlicher Perspektive zeigt: Raffiniert geht der Blick schräg in den Chor und erlaubt trotzdem noch, den Chorumgang von außen mit einzubeziehen. Die Einbettung in eine winterliche Landschaft evoziert beim Betrachter Erinne rungen an die romantischen Winterbilder

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Carl Schlickum Caspar David Friedrichs. Gleichzeitig spielt Schlickum mit dem gesamten Repertoire der Vergänglichkeitsromantik: gotische Kirchen ruine, Gräber, Schnee, entlaubte Bäume und umgefallene Grabkreuze verbinden sich zu einem Bild von Tod und Vergänglichkeit. Die gemalte Landschaft spiegelt diese Stimmung u n d e r h e b t s i ch d a m i t ü b e r d i e r e i n e Architekturvedute, ihr Bild erinnert an das Vergehen jeden Lebens. Einzig der lichte helle Himmel über der Ruine vermittelt eine transzendentale Note und verweist auf die letztendliche Wiederkehr des Lebens.

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querbeet! von Heidemarie Liebetrau

Garten im März

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un haben uns ür eine PrimelSchnee und Kälte doch blüte zur gleichen noch erreicht: Der Feb Zeit an einem sonnigen ruar hat uns gezeigt, St a n d o rt w ä h l e n S i e w i e e i n o r d e n t l i ch e r b i t te Ku ge l p r i m e l n Winter aussehen kann. (Primula denticulata), b dem 1. März die den Namen ganz zu beginnt die Recht tragen: über einer Vogel schutzzeit: Haben bodenständigen Blatt S i e I h r e B r u t k ä ste n rosette erhebt sich ein schon gereinigt? e t wa 3 0 Z e n t i m e te r ie könnten jetzt hoher straffer Stiel, auf Ihre Gartenwerk dem eine aus vielen zeuge hervorholen und E i n z e l b l ü te n z u s a m diese, falls im Herbst m e n ge s e t z te Ku ge l nicht gereinigt und einsitzt. ge ö l t , e n t r o ste n u n d Kugelprimel n n den Farben weiß, einsatzbereit machen. violett und purpurenn Sie beim Frühjahrs rot leuchten diese sehr dekoratiputz in Ihrem Garten ven Frühlings blüher. Da, wo sie noch eine nicht begrünte oder sich wohlfühlen, blühen sie im kümmernde schattige Ecke entAu g u st / S e p te m b e r n o ch e i n decken, dann pflanzen Sie doch zweites Mal und vermehren sich dort einmal die echten Schlüs durch Aussaat. eide Primelarten sind Stauden, die über sel blumen (Primula elatior). ie Urform zeigt ein helles strahlendes viele Jahre hinweg verlässlich immer wieGelb der Blüten mit einem orange gefärbder austreiben. Die Kugelprimel sollte man etwa ten Schlund. Es gibt eine Vielzahl von Sorten jedes dritte Jahr aus dem Boden nehmen, teilen dieser Primelart, sodass Sie eine farbkräftige und neu anpflanzen, mit reichem Blütenflor Pflanzung erstellen können, wenn Sie dies wolwird sie es danken. len. Von Mitte März bis Anfang Mai haben Sie dann einen ausdauernden Blütenflor. Ein feuchter Standort, lehmhaltiger gut durchlässiger Boden und der Schutz unter sommergrünen Sträuchern werden hier bevorzugt.

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Dekorativer Frühlingsblüher

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Musik in Unkeler Gassen StraĂ&#x;enmusikfestival Samstag, 12. Mai 2012



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