CinéCritique
Freundschaft, Familie und ein irisches Pub Der neue Film von Andy Bausch: „Little Duke“.
Schumi (Luc Feit) und Mill (André Jung) – Patricia Peribañez
Andy Bausch ist einer der Gründerväter des luxemburgischen Kinos. Nach einigen Kurzfilmen Ende der 1970er Jahre, sollte ihm 1988 der große Coup mit „Troublemaker“ gelingen. Im Kino sahen rund 17.000 Zuschauer den zum Kult gewordenen Film, mit dem Thierry Van Werveke zum beliebtesten Schauspieler des Landes wurde. Bausch realisierte ebenfalls eine Reihe Dokumentarfilme über diverse Persönlichkeiten und Ereignisse aus Luxemburg. Sein neuester Spielfilm „Little Duke“ handelt wieder von einfachen Leuten, die vom Leben nicht besonders begünstigt wurden, aber dennoch in ihrem kleinen Universum mehr oder weniger glücklich sind. Emile Knepper (André Jung), genannt Mill, und Victor Schumacher (Luc Feit), genannt Schumi, sind beste Freunde, seit sie sich im Kinderheim kennengelernt haben. Als Erwachsene haben sie im irischen Pub „Little Duke“ im Pfaffenthal gearbeitet, der O’Hara gehört, und der ein Vaterersatz für beide geworden ist. Während es Schumi in die Welt zog, blieb Mill im Pub zurück. Nun ist O’Hara tot und hat
die beiden als Universalerben eingesetzt. Es gibt nur ein Problem: O’Hara hat eine Unmenge an Schulden hinterlassen. Schumi, der O’Hara noch ein letztes Mal im Krankenhaus besuchen konnte, will den Vorschlag des Notars (Jean-Paul Maes) annehmen und das Wirtshaus verkaufen, dessen Grundstück einen Batzen Geld wert ist. Mill will das Pub aber behalten. Er hat zudem Probleme mit seiner drogenabhängigen Tochter Dani (Elisabet Johannesdottir), die einen kleinen Sohn, Jules (Mayson Bossi), hat. Als Opa kümmert er sich mit Herz und Seele um den Kleinen, hat aber das Sozialamt auf den Fersen, das Jules der Mutter wegnehmen will. Bausch erzählt die Geschichte mit viel Humor und versucht Gefühle unterzubringen. Dies funktioniert im ersten Teil recht gut, in dem man als Zuschauer die einzelnen Charaktere kennenlernt und ihnen Sympathien abgewinnt, selbst wenn sie nicht ganz tugendhaft sind. Und es gibt eine Mini-Hommage an Thierry Van Werveke. Jung als liebevoller Großvater und Feit als Frauenheld und Aufschneider
spielen einwandfrei, wie man es von ihnen gewohnt ist. Besonders Marco Lorenzini als Bernie sorgt für Lacher. Bernie ist ein lieber aber versoffener Kerl, der im Jahr 1988 lebt und sich täglich das Fußballspiel Irland gegen England während der Europameisterschaft ansieht, weil die Iren die Briten mit 1-0 besiegt haben. Elisabet Johannesdottir gefällt als liederliche Mutter, während Josiane Pfeiffer als Madame Deltgen vom Sozialamt gekonnt eine unliebsame Frau mimt. Leider benutzt Bausch in den Dialogen eine oft derbe Sprache. So kommt der „l.m.a.A.“Satz ein paar Mal vor, und verschiedene typische luxemburgische Sprüche klingen abgedroschen. Etwas mehr Feingefühl in der Auswahl der Sprache wäre angemessen gewesen. Nicht mehr zeitgemäß wirkt das stete Rauchen von Schumi, mit als peinlicher Apotheose, das Anzünden einer Zigarette in einer Klinik sowie dem respektlosen Wegwerfen dieser auf den Flur! Das muss absolut nicht sein! Sobald fast alle Figuren defiliert sind, stagniert die Geschichte einen Moment, da sich vieles wiederholt. Zum Schluss des Films passiert alles zu schnell, so dass man die tragischen Ereignisse nicht nachempfinden kann. Es bleibt somit ein Film, der vor allem von den Schauspielern getragen wird, teilweise witzig ist, aber von der Dramatik her zu wünschen übriglässt. Neben den genannten Schauspielern sieht man unter anderem noch Steve Karier, Marie Jung, Valerie Bodson, Leo Folschette, Monique Reuter, Larisa Faber und Serge Tonnar, der auch die Musik komponiert hat. Christian Spielmann LITTLE DUKE ★★★★★ Regie: Andy Bausch Mit: André Jung, Luc Feit, Elisabet Johannesdottir, Mayson Bossi, Steve Karier, Valerie Bodson Luxemburg 2022 – 111 Minuten
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