Retroblatt - 4/2019 - Das Vintage-Magazin vom Retrokiosk

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4/2019

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Tante ju

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Impressum: Herausgeber/Redaktion/V.i.S.d.P: Roman Steiner, Stötthamerstr. 12, 83339 Chieming. E-Mail: kontakt@retrokiosk.net, Fax: +49 3222 3945980, impressum.retrokiosk.net. Druck: SPEEDY`S Kopie + Druck Helminger GmbH, St-Georg-Str. 1, 83278 Traunstein. Das Retroblatt ist ein nicht-kommerzielles Projekt. Genannte Marken gehören den jeweiligen Eigentümern. Alle Rechte vorbehalten. Technische Angaben beruhen auf Informationen der Hersteller und sind ohne Gewähr.


Schwer, klobig und mit Holzoptik: Regal mit Fernsehgeräten, Anfa ng der 1980er Jahre.

ediaMarkt“, 1979. Der TV-Abteilung eines „M s Fernseher „Radiovorn aufgebaute Philip DM. recorder“ kostete 548,-

Bilder: © Media-Saturn-Holding GmbH

r 80er Faszinierend: Anfang de as das Jahre sind Videokamer r aber fü Neueste des Neuen, da nige noch teuer und groß. Ei r die Geräte bespielten soga n. te großen VHS-Kasset

Schallplatten und Kass etten: Blick in die HiFi-Abteilung, 80er Ja hre.

Gerätekauf Damals


Aktenzeichen Seit über 50 Jahren ist „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ auf Sendung. In über 500 Ausstrahlungen konnte die Fernsehfahndung der Polizei behilflich sein, Verbrechen aufzuklären, Mörder festzunehmen und Vermisste wiederzufinden.

ligen SRG im schweizerischen Zürich (mit Werner Vetterli und danach Konrad Tönz).

Mit der Sendung und ihren Moderatoren wachsen Generationen auf. Noch heute können sich viele an die schlaflosen Nächte nach dem, natürlich offiziell Am 20. Oktober 1967 startet die Sendung aus Halle verbotenen, Ansehen der Sendung erinnern. 1 A des ZDF-Studios „Unter den Eichen“ in Wiesbaden. Mit den legendären Worten: „Den Bildschirm „Aktenzeichen XY .. ungelöst“ ist Kult geworden. Im zur Verbrechensbekämpfung einzusetzen, das ist Internet werden sogar die ersten Ausgaben aus den der Sinn unserer neuen Sendereihe“, gibt Eduard 1960er-Jahren rege angesehen. Fanclubs recherZimmermann den Startschuss für die bis heute chieren Ergebnisse zu den gezeigten Fällen und in dieser Form einzigartige Fernsehfahndung in oft auch kleine Fakten zum Schmunzeln, etwa, wie Deutschland. oft es in den gezeigten Filmfällen am heimischen Küchentisch mal wieder Suppe zu Mittag gab oder Bereits in der sechsten Sendung, am 7. Juni 1968, welche Diskotheken mit welcher Musik im Laufe der wird der erste Mordfall mithilfe der XY-Zuschau- Zeit gezeigt wurden. Lesen Sie hierzu das Interview er geklärt: der Mord an Dr. Boll. Nur zwölf Stunden mit Fan Andreas Leinweber auf der nächsten Seite. nach der Sendung kann der Täter verhaftet werden. Im März 1968 beteiligt sich auch Österreich an der Und vielleicht ist ja Aktenzeichen die beste ErfinSendung. 1969 kommt die Schweiz hinzu. XY wird zur dung im deutschen Fernsehen überhaupt. Welche Eurovisionssendung. In beiden Ländern wurden ei- Sendung schafft es schon, ein sowohl junges als gene Aufnahmestudios eingerichtet, für Österreich auch älteres Publikum zu unterhalten, zu informiebeim ORF in Wien (zuerst moderiert von Teddy Pod- ren und dabei der Polizei weiterzuhelfen? ST/ZDF gorski, später von Peter Nidetzky) und beim dama-


Treffen am Originalschauplatz des Soldatenmordes von Lebach (XY April 1969): Andreas Leinweber links mit Fans.

Exakt so war’s auch bei mir. Eigentlich durfte ich als Kind die Sendung nicht sehen, bin dann Freitagabend aber trotzdem ins Wohnzimmer geschlichen, habe mich unter einem Sofa versteckt und die Sendung mitgeschaut. Natürlich hat mein Vater mich jedes Mal entdeckt, aber außer mir zuzuzwinkern hat er nichts unternommen. Albträume hatte ich zum Glück allerdings nie. Was macht diese Sendung für Sie so besonders? Das in wenigen Sätzen zu beschreiben fällt mir schwer. Ausschlaggebend ist bestimmt das Gruselige, Verbotene, Spannende – ähnlich Kurzkrimis, aber ohne Auflösung. Hinzu kommt die Darstellungsform, die an ein verfilmtes Polizeiprotokoll erinnert, in Szene gesetzt von Schauspielern, deren Leistungen oft zweifelhaft sind, zu dem holzschnittartigen Stil aber perfekt passen. Und nicht zuletzt die exzellenten Sprechertexte, die den chronologischen Ablauf Richtung Katastrophe perfekt untermalen – auch heute noch. Die XY-Fanszene ist sehr engagiert, ein Projekt ist die XY-Wiki ... Als ich mit einem winzig kleinen Kreis von XY-Fans 1999 angefangen habe, online weitere Gleichgesinnte für unsere Leidenschaft zu finden, kam schnell eine beeindruckende Anzahl Anhänger zusammen, was uns zunächst sehr erstaunt hat. Das XY-Diskussionsforum, das kurz darauf entstand und bis heute gerne frequentiert wird, war dann ein weiterer Schritt zum Austausch über die Sendung und Nachbesprechung der ausgestrahlten Fälle. Die XY-Wiki basiert zu einem Großteil auf unserer

„Netakte“, einer tabellarischen Zusammenfassung aller ausgestrahlten Filmfälle. Allerdings haben die WikiMacher die Angaben inzwischen wesentlich ergänzt, teilweise sogar die kompletten Hauptsendungen „zerpflückt“. Die XY-Wiki ist für mich mittlerweile die Nachschlagequelle Nummer eins. Über dieses Engagement freue ich mich, weil da ganz viel Herzblut drinsteckt. Gerade die Sendungsjahre mit Eduard Zimmermann bergen ja rückblickend etwa beim Schauspiel viele unfreiwillig komische Momente, die immer wiederkehren - de Suppe zu Mittag, die unterlegte Musik usw. Welches Highlight haben Sie hier für sich entdeckt? Das sind bereits zwei gelungene Beispiele für die XY-Besonderheiten, die seit Beginn der Sendung immer wieder auftauchen. Aber mein persönliches Highlight sind die Dialoge, Wörter und Sätze, die man im normalen Leben nicht verwenden würde ... Da ist etwa das Disco-Mädchen, das einen Song besonders „fitz“ findet und dem ein Freund mit „astgeil“ beipflichtet; da sind redundante Gespräche wie „Servus Frau Kreitmeier, immer schön fleißig?“ – „Ja mei, hilft ja nix.“ – „Ja da ham’s recht“; oder sprachliche Themaverfehlungen wie „Du gehsch mr aber ned den Weg durch’d Weinberg, gell?“ – „Noi, i nimm scho der Bus, au wenn’s später wird.“ – „Des spielt koi Rolle! Nachts isch der Weg durch’d Weinberg nix!“ Derartige Szenen tauchen auch heute noch immer wieder auf und sorgen trotz aller Ernsthaftigkeit der Thematik gerne für „allgemeine Heiterkeit“ ... Welche Fälle haben Sie besonders beschäftigt? Exemplarisch sind hier die Fälle Gaum (Folge 13), Jugoslawien-Express (Folge 19), Löw (Folge 25), BAB-Rätsel (Folge 174) oder Fern-Feuer (Folge 193). Derartige mys- teriöse Geschichten sorgen gern mal für Diskussionen.

Bilder: © XY-Fans: Andreas Leinweber, Sendungsbilder: ZDF/Renate Schäfer

Herr Leinweber, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Kontakt mit XY? Das typischerweise verbotene Sehen mit anschließenden Albträumen?


Bild: © Video Hipp, Michael Hipp

Die sogenannten Höhensonnen erfreuten sich in den 50er und 60er Jahren neben anderen Hausmittelchen großer Beliebtheit. Die Werbung stellte Gesundheitsaspekte, etwa die Behandlung von Akne, heraus. Heute sind solche UV-Strahler aus der Mode gekommen. Diese schicke Sonne war in den 50er Jahren bei Quelle zu bestellen. Heute ein Designklassiker im 50s-Stil.

Bild: © Anjum Malik, Tobias Dürschinger

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Nein, das sind keine Fieberthermometer oder Briefwaagen. Das ist Autoknips, ein Selbstauslöser für Fotokameras. In den 50er und auch den 60er Jahren gab es noch Kameras, die lediglich den Drahtanschluss zum Auslösen boten, jedoch kein zeitversetztes Auslösen. Der Autoknips wurde auf diesen Anschluss geschraubt und auf die gewünschte Zeit aufgezogen. Nach Ablauf klickte es.


retroWohnung Susanne Flach verkauft nicht nur Vintage Things, Sie lebt auch mit ihnen in ihrer Wohnung. Zu Besuch in einem liebenswerten Kleinod. Das Interview fĂźhrte Roman Steiner.


Susanne Flach liebt alte Dinge. Einige besondere dienen als Deko in ihrer Wohnung.

Wer bei Susanne Flach klingelt und eintreten darf, taucht ein in ein Kleinod. Mit Liebe zu alten Dingen hat die Kauffrau ihre Wohnung eingerichtet. Stilsicher kombiniert, geben die alten Gegenstände ihren Räumen einen markanten Charakter, der keinesfalls sentimental oder überfrachtet wirkt. Vielmehr entdeckt der Betrachter beim zweiten oder dritten Hinsehen immer wieder neue Details in der kleinen bewohnten Ausstellung. Natürlich steht im Flur auf dem Sekretär ein Telefon „W48“ in Farbgebung elfenbein. Dort findet sich aber auch ein Zigarettenautomat aus DM-Zeiten oder aber eine Werbetafel für das Magazin „Quick“. Gerade die Industriegüter sind es, die jede Dekoration auflockern und ihr etwas Ungezwungenes, oftmals auch Humorvolles geben, etwa wenn über dem Bild einer durch den Bahnhof durchgebrochenen Lok die Schilder „Kurzzug“ und „Nicht von der Seite springen!“ stehen. Und auch die Wohnzimmer-Lampe fällt dem Betrachter ins Auge: ein leuchtendes Michelin-Männchen auf Ständer. Frau Flach, Sie wohnen sozusagen im Lager Ihres Vintage-Shops „GermanZeitgeist“. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Konstellation? Ich würde eher sagen, dass ich im „Ausstellungsraum“ meines Online-shops lebe. Aber einen Lagerraum habe ich natürlich auch in meiner Wohnung. Der ist voll bis unter die Decke…

und Antiquitätengeschäften zu stöbern. Freunde und Bekannte rufen mich an, wenn es eine Haushaltsauflösung in der Familie gibt usw. Da kommt also ständig etwas „neues Altes“ in meine Wohnung. Die ist zwar groß, aber doch nicht groß genug für meine Sammelleidenschaft. Also muss ich mich immer wieder von einigen Dingen trennen. Und weil ich die allermeisten Stücke so toll finde, dass ich sie auch behalten würde, wenn ich unendlich Platz hätte, habe ich irgendwann angefangen, manche Stücke zu dekorieren, bis sie jemand kauft. So kann ich mich daran erfreuen, bis es ein Anderer tut! Außerdem bringe ich Dinge auch gerne in einen anderen Kontext. Freunde und Bekannte wundern sich oft, wenn sie Stücke, die sie mir mal gegeben haben, weil sie sie „alt und doof“ fanden, in meiner Wohnung wiederentdecken. Dann ist die Begeisterung immer ziemlich groß, wie cool und wirklich zeitlos dieses „alte Zeug“ doch ist. So entstand die „Showroom-Wohnung“. Fällt da der Verkauf eines Stückes nicht besonders schwer, wenn es in der eigenen Wohnung stand?

Oh ja! Der Zigaretten-Spender SPUTNIK zum Beispiel. Den fand ich richtig toll. Man kriegt ihn auch nicht an jeder Ecke. Da fiel mir der Abschied schon ein bisschen schwer. Im ersten Moment denke ich dann imIch liebe es, auf Flohmärkten, in Recyclingbörsen mer: „DIE Lücke kriegst Du nicht vernünftig gefüllt!“


Bilder: © Susanne Flach/Sven Hagmeister/SH-Postproduction.de

Bisher hat’s aber immer geklappt. Außerdem: Meine Asservatenkammer gibt noch Einiges her. ;-)

Haben Sie ein persönliches Lieblingsstück?

Auweia. Ich kann mich kaum entscheiden! Als Erstes Was macht für Sie den Reiz alter Dinge aus? fällt mir der mint-farbene PROMETHEUS Heiz-Ventilator von 1960 ein. Für mich ein unglaublich tolles, Einerseits ist es das Gefühl, etwas Besonderes in spaciges Design. Dann gibt es den 70er-Jahre-ZiHänden zu halten. Oftmals ist das gar kein seltenes garettenautomaten im Flur (noch mit D-Mark zu Einzelteil oder ein wertvolles Unikat. Aber allein füttern) und die Michelin-Lampe im Wohnzimmer. aufgrund des Alters sind diese Dinge in ihrer Menge Also, wenn ich so darüber nachdenke, kommen mir begrenzt. Von alten Stücken kommt eben kein schi- noch ganz viele Sachen in den Sinn. Aber, das würde er endloser Nachschub aus einem Weit-Weit-Weg- wohl den Rahmen sprengen! Land über die Meere geschippert. Ich habe kürzlich in einem Artikel den Satz „Design ist die neue Kunst“ Wo finden Sie Nachschub für Ihre Sammlerliebe? gelesen. Statt teurer Kunstwerke kauft man also Design-Klassiker des täglichen Lebens. Die stei- Auf Flohmärkten, in Recyclingbörsen, über Kleinangen gerne mal im Wert und sind somit eine Investiti- zeigen oder auf anderen Plattformen und sehr viel on, die auch für kleine Geldbeutel funktioniert. Und: über Freunde und Bekannte.…und es hilft natürlich, Nachhaltiger als „immer alles neu zu kaufen“ ist es mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. auf jeden Fall. Was bevorzugen Sie: Patina oder Restauration? Auf der anderen Seite finde ich es auch unglaublich interessant, zu entdecken, wie sehr sich der jewei- Als Erstes reinige ich also grundsätzlich alle Salige Zeitgeist in Gegenständen des täglichen Ge- chen, die ich kaufe oder bekomme. Mit Einmalhandbrauchs widerspiegelt. Alte Sachen erlauben mir, schuhen und Putzlappen bewaffnet freue ich mich verschiedene Epochen und Stile wild zu mixen, wie richtig, wenn ich sehe, wie die Dinge wieder in „alman ja an meiner Wohnung sieht. So kann ich meine tem, neuem Glanz“ erstrahlen. ZU perfekt muss Augen auf eine immer wieder neue Reise durch die es für mich aber nicht sein. Im Gegenteil. Man darf Zeit schicken. Für die nötige optische Ruhe sorgen den Dingen ruhig ihr Alter ansehen. Ich käme zum bei mir ein paar klare Designbasics aus Schweden, Beispiel nicht auf die Idee, dem abgerockten Zigadie ich natürlich nicht so oft tausche wie ihren In- rettenautomaten einen neuen Lackanstrich zu verhalt. Sie sind eher die Leinwand für meine Entde- passen oder Flugrost von einer hundert Jahre alten ckungen. Blechdose zu entfernen. Das fänd‘ ich „sträflich“ und sehr langweilig.


RUINEN Die Heilstätten Beelitz und die »verbotene Stadt« Wünsdorf: zwei berühmt-berüchtigte Orte der deutschen wie der europäischen Militärgeschichte. Die junge Autorin Lara Morri zeigt in beeindruckenden Bildern den jetzigen Zustand der verlassenen Objekte.


Lara Morri „Auf den Spuren der Erinnerung“, Fotografien von Lara Morri, Bildband Mitteldeutscher Verlag, ISBN 978-3-96311-017-7 Preis: 25,00 Euro

Bilder: © Lara Morri/Mitteldeutscher Verlag

Lara Morri, geb. 1997 in Aarau in der Schweiz, besitzt die deutsche, schweizer und italienische Staatsbürgerschaft. Sie interessiert sich für Lost Places, Fotografie, Psychologie, Grafik und visuelle Kommunikation. Ab September 2018 wird Lara Morri »Multimedia Production« an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur studieren. »Auf den Spuren der Erinnerung. Die Beelitzer Heilstätten und die ›verbotene Stadt‹ in Wünsdorf« hat sie 2016 im Rahmen ihrer Maturarbeit an der Neuen Kantonsschule Aarau (NKSA) verfasst und gestaltet. Beelitz: Lazarett und Sanatorium der kaiserlichen Armee, der Reichswehr und der Wehrmacht, später größtes Hospital der Sowjetarmee im Ausland. Wünsdorf: Militärstandort von 1910 bis 1994. Kriegsgefangenenlager, Hauptquartier der Reichswehr, »Herz der Wehrmacht«. Bunkeranlagen, Nachrichtenzentralen. Nach 1945 »Leninstadt« der Sowjetarmee mit ihrem Hauptquartier in der DDR… Heute: Ruinen, weitgehender Zerfall. Morbider Charme. Museen zur Erinnerung und Mahnung. Lara Morri zeigt beeindruckende Bilder vom jetzigen Zustand der Gebäude. Interviews mit Zeitzeugen und Ortschronisten, ergänzt durch Daten, Fakten und Hintergrundinformationen, geben Einblick in die Vergangenheit und Gegenwart dieser beiden historisch interessanten Orte. www.mitteldeutscherverlag.de


Bild: © ebay.de/usr/highlandtrex

Bild: © ebay.de/usr/highlandtrex

8 track „Was willst du denn damit?“. Eine solche oder eine ähnliche Aussage von weniger Vintage-Interessierten ist sicher nicht ganz ausgeschlossen. Wer hört denn schließlich heute noch Kassetten, und dann noch so eine komische? Der komische und heute fast gänzlich unbekannte Tonträger heißt 8Track, zu deutsch 8-Spur-Kassette. Entwickelt von einem gewissen Herrn Lear (ja, der mit dem Learjet) und 1965 veröffentlicht, war sie vor allem in den 1960er- und 70er-Jahren verbreitet und gegen die kleinere Compact Cassette von Philips erfolgreich. Wie funktioniert eine 8-Spur-Kassette? Das Band ist als Endlosband auf einer Wickelspule im Gehäuse. Das 6,3 mm breite Band ist in 4 Sektoren aufgeteilt, die jeweils 2 Spuren haben. Insgesamt sind also 8 Mono- oder 4 Stereo-Tonspuren auf einem Band, daher der Name. Die Verbreitung des Systems, vor allem in den USA, erklärt sich durch die konzeptionsbedingte Einfachheit der Kassetten: Es gibt nur eine Wiedergaberichtung, da das Band endlos ist. Ein Zurückspulen ist technisch nicht möglich. Dies führte zu einer Vielzahl von einfach aufgebauten und daher preiswerten Abspielgeräten. Aufnahmegeräte hingegen waren äußerst selten. Auch in Autos und LKWs fand das 8-Track als eines der ersten Systeme größere Verbreitung. Fertig bespielte Kassetten bekannter Künstler waren an Tankstellen und in Supermärkten erhältlich. Zurück im Auto steckte

man die Kassette in den Schacht des Gerätes und es begann der Abspielvorgang mit übrigens doppelt so schneller Bandgeschwindigkeit wie bei einer Compact Cassette. Ist die erste Spur fertig wiedergegeben, löst ein Metallband, an dem das Endlosband zusammengeklebt ist, das Verrücken des Tonkopfs und damit die Wiedergabe der nächsten Spur aus. Die meisten Kassetten waren Stereo-Kassetten. Man konnte bei vielen Geräten die 4 Stereo-Spuren auch selbst mit Tastendruck wechseln. Jedoch wurde hier dann nicht der nächste Song von Anfang an wiedergegeben, sondern inmitten der jeweiligen Spur hinein gewechselt. In den 70er Jahren holte die Compact Cassette auf. Mit kleineren Abmessungen, einer verbesserten Qualität, längerer Aufzeichnungsdauer (durch die halbe Bandgeschwindigkeit) und schließlich der Autoreverse-Technik, die ein Cassetten umdrehen überflüssig machte, verdrängte die Cassette 8-Track. Für Vintage-Fans hat das alte System seinen ganz eigenen Charme: Die großen Plastik-Kassetten mit den bunten Covern machen etwas her, halbseitig in Wiedergabegeräte mit Holzoptik gesteckt, erklingt der Sound der 60er und 70er Jahre, so wie er auch in amerikanischen Straßenkreuzern jener Zeit tönte. 8-Track ist mehr Rock´n Roll und Zeitgeist als Cassette. Vielleicht aus deswegen, weil Sie nur in zwei Jahrzehnten intensiv verbreitet und gehört wurde. ST


Bild: © Schwarzbräu

Werbe welt

Selbstgehäkeltes und knallige Farben: Die 70er Jahre sind auf diesem Werbemotiv für den „Schwarzbräu“ nicht zu verkennen. Ob der Bierkasten wirklich so leicht für das Model war, bleibt un geklärt.


Bild: © Nestlé S.A.

„Probier doch erstmal“. Eine typische Aussage einer Hausfrau mit Maggi im Haus. Den nicht selten greift der Ehemann gleich zur braunen Flasche mit gelb-rotem Etikett, bevor die Suppe überhaupt probiert wurde. Die Würzsauce gibt es bereits seit 1886, erfunden hat sie Herr Maggi, Julius Maggi, der auch die Flaschenform erfand. Sie ist bis heute weitgehend gleich geblieben. Motiv von ca. 1930.


Bild: © Nestlé S.A.

Wer hätte gedacht, dass KitKat schon so alt ist? Seit 1935 gibt es den Schokoriegel, der seine Erscheinungsform bis heute behalten hat. In Deutschland kam Kitkat 1975 auf den Markt. Das Werbemotiv von 1957 ist typisch für seine Zeit. Gerne setzte man in den 1950er Jahren Zeichenfiguren in der Werbung ein. Vom HB Männchen bis zur Wahlwerbung wurden die Figuren eingesetzt.


Bild: © Nestlé S.A.

Ein frühes Motiv für die „Smarties“. Die Schokolinsen wurden seit 1937 in England von „Rowntrees“ produziert. 1988 wurde das Unternehmen von Nestle gekauft. In Konkurrenz zu den Smarties gibt es seit 1941 die „M & Ms“ von Mitbewerber Mars aus den USA. Noch lange vor dem Einsatz von Computern musste das Werbemotiv von Werbemalern von Hand gezeichnet werden. Eine kreative Leistung.


Bilder: © Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung

Immer noch eine „schmucke“ Erscheinung: Eine Ju52 neben einem modernen Verkehrsflugzeug heutiger Tage.

tante ju Es ist ein Comeback der ganz besonderen Art: Exakt an ihrem 81. Geburtstag, dem 6. April 2017, erlebte Deutschlands berühmtestes Oldtimer-Flugzeug, die Ju52 der Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung (DLBS), in Hamburg das offizielle „Rollout“ für die Flugsaison 2017. Nach anderthalb Jahren aufwändigster Reparaturen und Restaurierungsarbeiten in einem Hangar auf der Lufthansa Basis Hamburg ist die alte „Tante Ju“ jetzt wieder lufttüchtig und bereit für neue Rund- und Streckenflüge. Unter den Gratulanten war neben Ex-Lufthansa-Chef Jürgen Weber und dem DLBS-Vorstandsvorsitzenden Werner Knorr auch Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch. Schließlich war es die Freie und Hansestadt Hamburg, deren Kulturbehörde im August 2015 der Ju52 als weltweit erstem für den gewerblichen Flugbetrieb zugelassenem historischen Verkehrsflugzeug den ehrenvollen Status eines „fliegenden technischen Denkmals“ verlieh. Nur wenige Wochen später gab es schlechte Nachrichten für die vielen Fans des fliegenden Oldtimers: Die restliche Flugsaison 2015 musste abgesagt werden, denn bei einer Routinekontrolle wurde

der Bruch eines Mittelholms, eines der wichtigsten Strukturelemente des Flugzeugs, festgestellt, Die Reparatur erwies sich als so aufwändig und zeitraubend, dass schließlich auch auf die komplette Flugsaison 2016 verzichtet werden musste. Die DLBS machte aus der Not eine Tugend und nutzte die lange Zwangspause für eine sowieso anstehende Sanierung der Flächenholme. Dabei wurde technologisches Neuland betreten, denn den Austausch der Holme hatte der Flugzeugbauer Hugo Junkers in den 30er Jahren nicht dokumentiert, im Gegensatz zu allen anderen Vorgaben in den Junkers Handbüchern, nach denen auch heute noch gearbeitet wird. Aber niemand ahnte damals, dass das Flugzeug über 80 Jahre alt werden würde. Unzählige Rund- und Streckenflüge im In- und Ausland mit zusammen weit über 10.000 Flugstunden hat die Ju52 in den vergangenen drei Jahrzehnten absolviert. Fliegen mit der Ju 52 lässt den besonderen Stil des frühen Flugverkehrs selbst erleben und die Faszination der Luftfahrt in ihrer ursprünglichen Form spüren. www.lufthansa-ju52.de


Monaco Der Monaco Franze, jene von Helmut Fischer verkörperte Figur des Münchner „Stenz“, ist heute Kult. Eine Besichtigungstour führt regelmäßig zu Stationen des Monaco in München. Ein ganz besonderer Stadtausflug. Von Roman Steiner.


Preis: Erw. 15 Euro, Dauer: ca. 2,5 h Anmeldung unter 0176/97829197

Bilder: © Führungsbilder: Martin Kain, Filmbild: BR/balance-film (Folge „Der ewige Stenz“)

Los geht es bei der Filmwohnung des ewigen Stenz in der Münchener Agnesstraße, Nummer 16. In der Kurfürstenstraße erinnern sich Fans an die Disco „California New“, ein gewisser Thomas Gottschalk spielte hier in der Serie den Türsteher. In der Römerstraße befindet sich die Penthouse-Wohnung, in der einst Helmut Dietl mit Co-Autor Patrick Süskind die Serie schrieb. Wer aus der zehnteiligen Reihe die Faschingsszenen kennt, wird im Donnersberger Hof ein Déjà-vu erleben. In der Fürstenstraße werden die Monaco-Fans zu dem Geschäft geführt, das als Kulisse für den Antiquitätenladen von „Spatzl“, gespielt von Ruth Maria Kubitschek, diente. In der Leopoldstraße befand sich einst das Cafe Extrablatt, hier hatte Helmut Fischer jeden Samstag seinen Stammtisch. Auch die legendäre Modeboutique von „Sweetheart“ in der Siegesstraße 11 wird besichtigt. Hier stellte Modemacher Günter Schmalohr in den 1980er Jahren seine legendären Strickpullover mit Mickey Mouse-Motiv her. Mit einem Glas Sekt darf man sich als echter 80er-Promi fühlen. Zu den Originalschauplätzen gesellt sich Martin Kain, Monaco-Double mit großer Ähnlichkeit zum berühmten Original, Helmut Fischer, der bereits 1997 verstarb. Als charmanter Begleiter ganz im Stile des Franze übernimmt daher Kain dessen Part und sorgt für noch mehr Retro-Feeling. ST


Bild: © Diana Rumasuglia

Was machen mit der alten Glotze? Optisch zwar sehr hübsch, versagen die alten Geräte in der Regel nach Jahrzehnten des Stillstands Ihren Dienst. Hinzu kommt, dass das analoge Fernsehsignal seit Jahren abgeschaltet ist, ohne Modifikationen die Geräte also nicht mehr sich zum Fernsehen eignen. Eine schicke Idee ist hier, die schönen Holzchassis als Bar zu nutzen. Ist die alte Technik erst einmal entfernt, findet eine neue Verkleidung und ein Lichtband für passende Bar-Atmosphäre Platz.


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