Residentenkurier 32

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Residentenkurier O n lin e ze it u n g f 端 r d e u ts c h s p r a c h i g e Re s id e n te n in S pa n ie n

Jahrgang 6, Ausgabe 32

Winter 2013-2014

Happy 2014

Foto: 123rf.com


Editorial Herzlich willkommen zur Winterausgabe des Residentenkuriers Liebe Freunde und Leser des Kuriers,

Inhaltsverzeichnis ● Grussworte Konsulen

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● Weihnachtsprogramm

Sevilla

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● Ruta bética Romana:

Santiponce, Römerstadt Itálica ● Buch “Saunageflüster”

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● Was an Weihnachten

Genießen Sie gerade die „staade Zeit“, mit Plätzchen, Glühwein, Hausmusik und Weihnachtsmärkten? Oder gehören Sie eher zu denen, für die die Vorweihnachtszeit in puren Stress ausartet? Dann lesen Sie einfach unseren Kurier gut durch. Unsere Autorin Gabriele Hefele hat die besten Tipps, wie man dem Stress entgeht, und was heuer an Weihnachten „in“ ist. Vielleicht hilft es In Spanien gibt es erste Anzeichen dafür, dass es ab 2014 wieder ein wenig aufbei der Geschenkeauswahl. wärts geht. Vielleicht ist dies eher PsychoViele Residenten überwintern im warlogie, aber genau die ist wichtig, damit men Süden. Das ist die ideale Zeit, um aus der nationalen Depression wieder Ausflüge zu machen, und immer wieder etwas Hoffnung keimt. So ein ganz klein Neues zu entdecken. Die Temperaturen wenig spürt man tatsächlich schon eine sind meist angenehm, zumindest weBesserung: musste man bei öffentlichen sentlich angenehmer als in Deutschland. Stellen und Rathäusern etwa 6 Monate Die Städte und Dörfer im Landesinnebis zu 2 Jahren auf sein Geld warten, ren sind nicht überfüllt, im Gegenteil: begleichen viele plötzlich die Rechnundie spanische Hotellerie und Gastronigen innerhalb von 6 Wochen bis maximie ist gerade darauf angewiesen, dass mal 3 Monate! Na wenn das kein gutes auch in der „flauen Zeit“ Gäste komZeichen ist!! men. Mein persönlicher Tipp: besuchen Sie die kleineren Orte der Ruta bética Wollen wir hoffen, dass 2014 wirklich Romana, der römisch betischen Route, ein Jahr des positiven Umbruchs ist. im Grunde entlang von Granada, In diesem Sinne wünsche ich allen frohe, Córdoba, Sevilla, den klassischen anda- gemütliche Weihnachtstage, und für das lusischen Städten. Einen ausführlichen Neue Jahr 2004, dass alle Wünsche in Bericht über diese Route und die entzüErfüllung gehen mögen, und das Leben ckenden kleineren Orte finden Sie in wieder ein wenig lebenswerter wird, vor der aktuellen Ausgabe von Alparaiso, allem für die leidgeplagten Spanier. unter www.alparaiso.com. Herzlichst

● Überlebenstipps für

Weihnachten

Wagen wir einen kleinen Ausblick auf das neue Jahr 2014, was wird es uns bringen? In Deutschland eine große Koalition. Lassen wir uns überraschen, ob dabei die Weichen für die Zukunft richtig gestellt werden. Für Autofahrer tut sich einiges, vor allem durch die Reform des Punktesystems in Flensburg. Ob es eine PKW-Maut geben wird, dürfen wir getrost abwarten.

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Beatrice Hohler

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“in” ist ● Weihnachtsgeschichte

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● Pflegesachleistungen im

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Ausland ● “andalusisch”, sprachlich

betrachtet, Erwin Penkert ● Der Junge von der

Hühnerfarm

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Weihnachtsgrüße Konsulen

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, sehr geehrte, liebe Leserinnen und Leser des Residentenkuriers, wir schauen auf ein bewegtes Jahr, das wie im Fluge vergangen ist, zurück. Ich freue mich über die Gelegenheit, Ihnen auf diesem Wege von Herzen ein friedliches und besinnliches Weihnachtsfest sowie Glück und Gesundheit für 2014 zu wünschen. Mit freundlichen Grüßen Günther Necas Konsul

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Entdeckungsreise Ruta Bética Romana Warum denn in die Ferne schweifen….. Residenten an der Costa del Sol oder der Costa de la Luz haben sie direkt „vor der Haustür“: die römisch betische Route. Diese umfasst heute im Wesentlichen Andalusien. Vermutlich kennen die meisten Sevilla, Cordoba, Granada. Aber auch die kleineren Orte entlang der Route, wie Carmona, Ecija, Osuna, Almodóvar del Río, Montoro, Almedinilla und vor allem Priego de Córdoba eignen sich bestens als Ausflugsziele, gerade jetzt in der ruhigeren Zeit. Ich kann es selbst nicht fassen, dass wir in 7 Jahren, in denen wir in Chiclana gelebt haben, keine Zeit gefunden haben, uns dies alles anzusehen. Es gibt so Vieles zu entdecken. Nutzen Sie die Winterzeit, entweder für eine ganze Tour, oder interessante Ausflüge. Zeigen Sie Ihrem Besuch aus Deutschland einmal Orte abseits der üblichen Besuchsziele, die die meisten schon kennen. Diesmal: die Römerstadt Itálica bei Sevilla.

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evilla ist immer eine Reise wert. Allerdings liegen die Temperaturen in der Stadt meist 10 Grad höher als an den Küsten, das heißt im Sommer ist es dort unerträglich heiß, und von Ostern (Semana Santa) bis Ende Oktober ist die Stadt hoffnungslos überlaufen. Dafür ist jetzt die günstigste Zeit, diese herrliche Stadt ausgiebig zu erkunden: die Temperaturen sind angenehm, und vor allem die Preise sind besser als sonst.

Über die Feiertage ist ein reichhaltiges Programm geboten. Ausstellungen, Weihnachtsmärkte, Theateraufführungen, Marionettentheater, am 4. Januar kommt der königliche Postbote, um die Wunschzettel der Kinder einzusammeln, und am 6. findet dann, wie überall, der Umzug der Heiligen Drei Könige statt, mit Geschenken.

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Santiponce — Römerstadt Itálica

Reste der Römerstadt Itálica Photos: Roland Beysel-Hohler

Nur ca. 7 km außerhalb von Sevilla liegt der Ort Santiponce, wo man Reste der ehemaligen Römerstadt Itálica sehen kann. Sie wurde 206 v. Chr. von Publius Cornelius Scipio Africanus gegründet. Unter Augustus erhielt Itálica den Status eines Municipiums und das Vorrecht, eigene Münzen zu prägen. Die Stadt ist Geburtsort der Kaiser Trajan und Hadrian. In seiner Blüte entstanden in Itálica viele neue öffentliche Gebäude wie das Amphitheater, aber auch private Villen mit Mosaikböden und breite Straßen, die die unterschiedlichen Stadtteile miteinander verbanden. Unter Kaiser Hadrian wurde neben der alten Stadt, die heute unter dem Ort Santiponce begraben ist, auf einem Hügel die Neue Stadt gebaut. Dank der Ausgrabungen ist vieles davon zu besichtigen. Man bekommt einen Eindruck von den immensen Stadtanlagen und großen Herrschaftshäusern: 1 Haus umfasste etwa 4000 qm, verfügte über Eingangsräume mit Lagern, einem repräsentativen Atrium mit Brunnen und Säulengang.

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Entdeckungsreise Ruta Bética Romana

Rund um das Atrium gruppierten sich weitere Räumlichkeiten, wie Bibliothek, Esszimmer, Empfangszimmer etc. Im hinteren Bereich des Hauses waren die Schlafzimmer untergebracht, jedes mit einem besonderen Mosaikboden. Bei einigen Häusern kann man noch sehen, wie die Römer ihren Fußboden beheizten. Sie verfügten auch über Badeanlagen und Sauna im Privathaus. Die Siedlung war rechteckig angelegt. Breite Prachtstraßen sind mit den originalen Pflastersteinen gut erhalten. Ist schon ein besonderes Gefühl, über solch ehrwürdige Steine zu schreiten, auf denen die Kaiser Hadrian und Trajan, aber sicher auch Julius Cäsar gegangen ist. Bei einigen Häusern sind vor allem die unterschiedlichen Mosaike beeindruckend. Die Casa de Pajaros hat beispielsweise schöne Vogelmotive in vielen Farben. Die Casa del Planetarium stellt auf einem Mosaik die sieben planetarischen Gottheiten dar, deren Namen

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wir zu unseren Wochentagen umgemünzt haben. In der Casa de Neptuno sind die Thermen noch gut zu erkennen. Insgesamt sind etwas 50 Häuser freigelegt.

Die Stadt wurde durch ein Aquädukt mit Wasser versorgt, das sich in ein Netzwerk von Zisternen ergoss. Zu den Häusern und öffentlichen Gebäuden gelangte es über Bleirohre. Das Abwasser war auch hervorragend geregelt: es gab ein ganzes System von Abwasserkanälen. An einigen Straßenkreuzungen kann man einen Blick darauf werfen.

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Santiponce — Römerstadt Itálica

Foto: andalucia.org

Direkt neben den Ausgrabungen der Stadt ist das Amphitheater, größtenteils noch sehr gut erhalten. Es war unter Augustus erbaut worden und war eines der größten Amphitheater des Römischen Reiches. 25.000 Zuschauer hatten auf 3 Tribünen Platz. Davon sind heute nur noch 2 erhalten. Man kann sie sehr einfach begehen und hat auf den Balkonen einen ausgezeichneten Panoramablick über das gesamte Areal. Die Zugänge zu den Rängen erfolgen durch lange Gänge mit Bögen.

Sehenswert ist auch das Kloster San Isidoro del Campo..

Im Zentrum der Stadt ist ein weiteres römisches Theater gut erhalten.

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Neues Buch: „Saunageflüster“ durchhecheln, vom Comeback des Pos über den Einsatz von Urinal und Doppelbadewannen, der Bedeutung der Zahnpastatube für eine Partnerschaft und der Sexfallen im Urlaub. Aber es geht auch um ernsthaftere Themen wie Kinderkriegen als Berufstätige oder nicht. Typische Frauenthemen halt? Klar, außerdem ohne Tabu und nicht immer mit politischer Correctness diskutiert. Andererseits haben sich männliche Testleser auch ganz schön amüsiert!

Autorin Dr. Gabriele Hefele Ungeschminkte Saunagespräche eines Frauentrios

Drei Frauen im gestandenen Alter so um die 40 Jahre treffen sich jeden Donnerstagvormittag im Dantebad in München am sogenannten Frauentag in der Sauna. Sie lernten sich als Arbeitskolleginnen beim Bayerischen Fernsehen kennen.

Wenn es ein bisschen an „Sex and the City“ erinnert, dann hat die Autorin, als Kolumnistin und Publizistin von inzwischen acht Büchern und erfahren in süffisanten Kommentaren und humorvollen Anekdoten, nichts dagegen. Sie meint, auch ihr neuestes Werk könne man gut und gerne verfilmen oder als Theaterstück verwenden. Denn in Dialog- und Drehbuchform kennt sie sich aus, begann doch ihre Schriftstellerkarriere mit 17 bereits mit einem Fernsehspiel in der ARD.

Gabriele Hefele: Saunageflüster. Worüber Frauen tratschen, lachen, Da ist einmal Andrea, die beim Fern- lästern. 80 Seiten . Paperback . sehen ihre Ausbildung machte, und 5,90 Euro. Books on Demand . nun in leitender Position in einem ISBN 978-3-229-112-0 Münchner Buchverlag tätig ist. Verheiratet, keine Kinder. Dann Ingrid, mondäne Norddeutsche, mächtige Assistentin des Programmdirektors, mit ungebrochenem Ehrgeiz. Single, die nichts anbrennen lässt und immer für eine spitze Bemerkung gut ist. Helen ist die seelenvolle Sekretärin, der mütterliche Typ. Das unterstreichen schon ihre ausladenden Hüften. Sie hat aber Geschmack, was ihre Verhüllung derselben angeht. Weniger bei Männern.

Belauschen kann man dieses „Frauentrio“ sozusagen auf den Saunabänken, auf den Ruheliegen und im Umkleideraum, wenn sie Probleme Página 8

Zitate aus „Saunageflüster“: aus dem Kapitel „Feng Shui in der Liebe“ ...Andrea: „Sehr wichtig ist aber die Farbe rot, logischerweise sogar überaus wichtig – wir schenken uns ja auch rote Rosen in der gewissen Anspielung - aber jetzt bitte weg mit den Dornen nach Fengshui! Und natürlich keine Blumen, schon gar nicht Topfpflanzen ins Schlafzimmer - das weiß man ja schon ohne Feng-Shui. Auch keinen Fernseher oder Computer ins Schlafzimmer. Das kann Untreue bedeuten. Aber sonst rote Vorhänge nehmen, rote Tapeten, die können wiederum geblümt sein. Ingrid: “Ja spinnst du! Das sieht doch dann aus wie in einem Bordell!“ Helen: „Ich hätte allerdings so schöne bordeauxrote Vorhänge, die könnte ich austauschen gegen meine naturfarbenen, seidenen!“ Ingrid schüttelt den Kopf und steht auf. Andrea: „Jedenfalls sollte man wenigstens in die Südwestecke was Rotes stellen. Oder aus dem Kapitel : Wie halten wir´s mit Fitnesstraining und Bodyshaping? „Wie machst du das eigentlich, Ingrid, dass du auch nach den ganzen Weihnachtsfeiertagen so deine Figur behältst?“ fragt Helen auf der mittleren Saunabank.“ „Tja, zweimal die Woche gehe ich auch noch ins Fitnessstudio“, antwortet Ingrid, die sich gerade über ihr auf der oberen Bank wie immer ausstreckt. „Ohne Fleiß kein Preis!“ Andrea nickt. „Also, zum Aerobic hat mich ja meine Sekretärin neulich überredet – aber Hanteln stemmen? „Wieso denn“, richtet sich Ingrid auf und schaut zu Andrea hinun-

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Überlebenstipps für Weihnachten zu einer Schnupperstunde mitnahm!“ Helen verschmitzt, die zum hölzernen Aufgusslöffel greift: “Ich kann mir vorstellen, dass unsere Andrea doch erst einmal fasziniert davon war, sich neue Klamotten mit hohem Beinausschnitt zu erwerben, oder?“ Andrea: „Du hast recht, bin los gezogen und habe mir so einen Body in mint Türkis gekauft. Aber nicht ich bin eigentlich das Problem, sondern Göttergatte Philipp! Der war ja mit dabei und fand es großartig. Der ist ja auch immer so brav und setzt auch das gleich um, was ihm die Übungs-leiter sagen. Der wollte auch gleich unsere ganzen Ernährungsgewohnheiten umstellen. Ab sofort quoll auch unser Esstisch über von diversen Pülverchen, Mineraldrinks, Eiweißpräparaten, Vitamintabletten. Für jeden von uns beiden in anderer individueller Zusammensetzung, versteht sich. Mit oben genannten Ingredienzen ein fantasievolles Menü zusammen zu-stellen, gelang mir immer seltener, wie unsere spärlicher werdenden spontanen Freundesbesuche signalisierten.“ Ingrid richtet sich etwas auf und blickt auf Andrea hinunter: „Man muss ja nicht gleich so übertreiben!“ Andrea: „Aber er gestaltete auch noch unser Schlafzimmer zu einem Fitnesscenter um: An der einen Dreimeterwand wurde ein Regal allein für die Hantelkollektion eingerichtet, das Renaissancebett vom Flohmarkt musste einer Trampolinwiese weichen und die mühsam hochgepäppelte Sicapalme einem Beincurler.“ Helen schüttelt sich vor Lachen. „Und ich habe euch immer für ein ideales Paar gehalten!“ Gabriele Hefele

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Überlebenstipps für Weihnachten Ein kleiner Survival-Führer durch die stressige Vorweihnachtszeit und die Festtage Weihnachten droht wieder - wie alle Jahre. Und für manche schwebt es tatsächlich über den Köpfen wie ein Damoklesschwert! Durch all den damit verbundenen Stress der Vorbereitungen, des Geschenkemarathons, der Adventsdekoration, des Baumsuchens, Plätzchenbackens im Schweiße des Angesichts, der Verwandschaftsbesuche mit vorprogrammiertem Streit und dergleichen. Hier ein paar Ratschläge, wie man dem Weihnachtsstress ausweicht. Feiertagsstress muss nicht sein! Man kann sich das Leben auch deutlich erleichtern. Denn sonst, so Ulrica Marshall, eine Journalistenkollegin, bringe die Vor- und Weihnachtszeit nur unser wahres Selbst zum Vorschein, aber in der neurotischen Version! Deshalb hier meine Tipps: 1. Man kauft und schreibt in der Regel kaum mehr Kitschkarten dank der neuen Social-NetworkUmgangsformen. Ich habe längst einen E-mail-Verteiler namens Weihnachtsadressen und dann gibt es einen Rundbrief - meist auch Jahresrückblick. Den unterteile ich höchstens noch in Geschäftsadressen mit weniger intimen Geständnissen und private Ansprechpartner. Also einmal eingetippt und in einem Knopfdruck zu versenden und außerdem für den Rest der Welt in Ausschnitten über Facebook zu verbreiten. Spart auch ungemein trocken werdende Zungen durch Briefmarkenablecken und somit horrendes Porto! Geschieht auch der Post recht. Ach ja: Bewahrt etliche Bäume vor dem Abholzen - also, wenn es mehrere so halten. Wenn ich gut in Form bin, dann gibt es eine Weihnachtsgeschichte aus meiner Tastatur dazu und unbedingt Fotos. Die mit den Tieren sind besonders beliebt.

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2. Sich den Kopf wochenlang zerbrechen wegen der Geschenke? Erst schon einmal hilft eine Liste, die man unterteilt in eine Spalte mit den Personen, die unbedingt beschenkt werden müssen, also die nächste Umgebung, und eine zweite Spalte, die nur mit dem Wörtchen "können" versehen wird. Besonders für letztere ziehen Sie die spanische Sitte aus dem Hut, sie erst zum 6. Januar zu beschenken, das ist überlieferungsmäßig richtiger, da dann erst das Fest der Heiligen Drei Könige gefeiert wird, die mit ihren Gaben daher kamen. Damit entzerrt man schon mal den Geschenkestress, und außerdem gibt es um diese Zeit schon Sonderangebote und Rabatte! Ganz rational Vorausdenkende haben übrigens schon das ganze Jahr über auf Vorrat gesammelt, wenn sie über etwas Originelles stolperten und dafür den Adressaten schon im Hinterkopf hatten. Ich selbst ziehe mich wie folgt aus der Affäre: Seit ich Books on Demand entdeckte, gibt es seit vier Jahren immer ein kleines selbst verfasstes Büchlein gesammelter Glossen von mir, die bisher meist nur regional begrenzt in der Zeitung erschienen. Nicht zu umfangreich wegen des Portos ins Ausland. Darin reserviere ich die letzten vier Seiten auch noch Página 9


Was an Weihnachten 2013 „in“ ist: ungeniert für Eigenanzeigen. Das dient dann für private wie Geschäftsfreunde. 3. Selber backen?? Also das habe ich früher gemacht als Studentin der Geisteswissenschaften mit freier Zeiteinteilung des Studiums! Und war frustriert, wenn die Vanillekipferln aus teuren Zutaten so hart aus dem Backofen kamen, dass man sie an die Wand werfen konnte und sie unzerstört zurück kamen. Heute gehört das für mich in die Rubrik: Warum etwas machen, das andere besser können? Damit meine ich vor allem die Schwiegermutter, die so reichlich CarePakete vor Weihnachten in unsere Richtung schickt, dass ich daraus kleine Geschenktütchen für Kollegen erstellen kann. Ich geniere mich auch nicht, in entsprechende Geschäfte, Bäckereien genannt, zu stiefeln, wenn der Schwiegermuttervorrat nicht ausreicht. Heißer Tipp obendrein: Vor Weihnachten eine Besichtigungstour in Keksfabriken unternehmen, da bekommt man die Ware dann zum Outletpreis. Bruchkekse kann man ja auf den Transportweg schieben. 4. Adventsdekoration und Wohnung weihnachtlich schmücken. Kann man sehr verkürzen, indem man die Weihnachtsdekoration gleich das ganze Jahr über hängen lässt bis zum nächsten Weihnachten, das ja sicher kommt!

5. Gastgeberin spielen an Weihnachten. Vor allem, was ein üppiges selbst gekochtes Menü angeht? Hilfe! Zum Glück tut dies seit Jahren eine Reiterfreundin und wir sind eingeladen. Ansonsten denke ich da gerne an ein Schild, das meine Freundin Irmgard über ihrer Küche hängen hat: "Wenn Gott wollte, dass ich selbst koche, warum hat er dann die vielen guten Restaurants geschaffen?" Ergo: an Weihnachten gibt es viele solcher festlicher Weihnachtsdiners in den Restaurants. Zugegeben, meist teurer als im Rest des Jahres.

Gabriele Hefele

Was an Weihnachten 2013 „in“ ist:

Will man also unbedingt zu sich einladen, dann mal an Caterer denken oder zur Not die Gäste jeweils um einen mitgebrachten Essensgang bitten. Dies aber gut vorher delegieren und koordinieren.

Für den eigenen Beitrag sich vielleicht mal die Zutaten vom Supermarkt liefern lassen. Die drei bis fünf Euro Transportkosten ist es als Vermeidungsstress im vorweihnachtlichen Supermarktgedränge allemal wert. 6. Angst vor Streit und Familienfehden unterm Weihnachtsbaum? Bekanntlich ist ja die Harmonie an solchen Festtagen besonders gefährdet, gerade weil man sich so stark um sie bemüht und zu viel Zeit miteinander verbringt. Kollegin Ulrica hat da ein - allerdings gefährliches - Rezept, das ich nicht unbedingt zur Nachahmung empfehlen möchte: den Tag quasi anästhesieren mit einem Glas Sekt oder Wein, jede Stunde während der Auseinandersetzungen dieser Treffen. Aber nicht mit Härterem, gibt sie wenigstens zu bedenken.

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7. Als Alternativprogramm: an diesen Tagen flüchten, machen ja auch immer mehr. Eine Safari buchen, einen Skiurlaub oder eine Kreuzfahrt und währenddessen jeden Tag lachend daran denken, welchem Stress man entgangen ist!

Nichts geht mehr ohne Elch! Vergessen Sie den pausbäckigen, rotgesichtigen Santa Claus mit Geschenkesack auf dem Rücken, vielleicht auch noch zusammen mit Schneemännern blinkend vor der Haustüre. Sein Rentier rückt jetzt in den Mittelpunkt! Elch und Rentiere, wohin man blickt vom Adventskranz mit Rentierkerzen bis zur Weihnachtstischdecke oder Schlüsselanhänger. Kitsch as Kitsch can. Ein kleiner Trost: Der Teddy bleibt aktuell als Dekoration. Beliebte kleine Geschenke in letzter Minute eingedenk der Energiewende: Wärmflasche, wenn möglich auch im nordischen Design Touch-Handschuhe für SMSen in Eiseskälte: Taschenwärmer für Wintersportler

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Weihnachtsgeschichte “Roswithens Weihnachtswunsch” Die Sache begann sehr harmlos. Als ich vor Jahren einmal mit Roswithen spazieren ging, fragte sie mich: “Vater, magst du gern Ziegen leiden?” Ich kann eigentlich nicht behaupten, dass ich Ziegen überwältigend reizvoll finde. Ich antwortete also langsam und gedehnt: “Nun jaaaa - hm - wie man`s nimmt - warum nicht?” “Ich schrecklich gern!” seufzte Roswitha. “So kleine junge Ziegen find` ich reizend!” Ja, wenn sie noch klein sind, sind sogar Menschen reizend. Dachte ich, sagte ich natürlich nicht. Damit schien dieses Thema erschöpft. Die Lektüre seiner Kinder kann man nicht sorgfältig genug überwachen. Ich hatte es daran fehlen lassen: Roswitha erwischte eine Geschichte mit einer Ziege darin. Es war “Heidi” von Johanna Spyri, eine nette Geschichte, wenn nur keine Ziege drin wäre und wenn die nicht noch obendrein “Schneehöppli” hieße. Nun hatte Roswithens Sehnsucht einen Namen: “Schneehöppli”, nun saß die Sehnsucht fest. “Wenn ich verheiratet bin, dann kann ich doch tun, was ich will, nicht?” Sie nahm mein Schweigen für Bejahung. “ - und wenn ich den Ludwig heirate, denn kauf ich mir `ne Ziege, und die soll Schneehöppli heißen. Wenn ich Fritz heirate, der will drei Kinder haben; aber wenn ich Ludwig heirate, der will keine Kinder haben, denn schaff ich uns `ne Ziege an.” Von Zeit zu Zeit rückte der Termin des Ziegenkaufes ein tüchtiges Stückchen vor. “Wenn ich groß bin, dann kauf ich mir usw.” - “Wenn ich nicht mehr zur Schule gehe und `n ganzen Tag frei habe, dann kauf ich mir usw.” Als einmal wieder die Weihnacht nahe war, wurde Roswitha nach ihren Wunsch gefragt. “Mein höchster Wunsch ist ja natürlich `ne Ziege, aber - “ “Aber Liebling”, rief meine Frau, “wie sollen wir denn hier in der Stadt eine Ziege halten! Wenn wir so ein Tierchen anschaffen, muss es doch Jahrgang 6, Ausgabe 32

sein Recht haben! Wo sollen wir es denn unterbringen!” “Hm”, machte Roswitha mit nachdenklichem Gesicht, “in der Küche kann sie ja nicht sein?” “Nein”, erklärte meine Frau entschieden, “in der Küche kann sie ja nicht sein!” Dieser Versuchsballon war geplatzt. “Das arme Tierchen würde sich gar nicht wohl fühlen bei uns”, versicherte meine Frau.

war auch dieser Angriff abgeschlagen … Aber eines Morgens beim Frühstück begann sie: “Vater, ich weiß was. Unten im Keller haben wir doch so `ne große Bücherkiste, nicht?” “Ja?” “Da machen wir einfach `ne Tür hinein, und denn ist das `n Ziegenstall.” Da riss mir die Geduld. “Roswitha”, sagte ich ernst, “nun hörst du endlich auf mit deiner ZieNein, wenn es sich nicht wohl fühlte, ge, nun hab ich`s satt. Du bekommst dann ging`s nicht, das sah Roswitha keine Ziege, und damit basta!” ein, wenigstens für einige Monate. Die Absage wirkte. Roswitha sprach Unglücklicherweise musste sie dann weder von Stall noch Ziege mehr, über den Robinson geraten. Hatte nicht einmal andeutungsweise, nicht Heidi eine Ziege gehabt, so hatte Ro- einmal zu den Geschwistern. Sie ging binson eine ganze Insel voll wilder fortan still einher, aber nicht etwa Ziegen. Ich bin überzeugt, der arme traurig, nicht etwa gedrückt, nein, Schiffbrüchige erschien Roswithen als Roswitha schien durch ihren Verder beneidenswerteste der Menschen, zicht gesetzter, ihre Augen, ihr ganzes weil er in Ziegen förmlich schlampam- Gesicht schien seelenvoller geworden pen konnte. zu sein. Dann kaufte ich ein Haus auf dem Lande mit einem großen Garten, und dann musste ein Unglücksbengel aus dem Dorfe Roswithen eines Tages erzählen, er könne ihr eine kleine Ziege für eine Mark fünfzig verkaufen.

Meine Frau und ich kamen spät in der Nacht aus fröhlicher Gesellschaft heim und wollten uns eben zur Ruhe begeben, da sahen wir auf dem Nachttischchen einen Brief liegen. Auf dem Umschlag stand von Roswithens Hand: “An Mami und Papi”. Wir öffneten und lasen gemeinsam:

Meine süßen geliebten WonneEltern bitte bitte schenkt mir doch eine ganz kleine Ziege, ich will auch gar nichts zu meinem Geburtztag und zu Weinachten haben und ich will mir auch schrecklich Mühe in der Ortografi geben, Du sollst sehen, Mami, wenn ich groß bin, schreib ich ganz richtich, und ich will auch ein guter Mensch werden und garnicht mehr heftig und jezornig sein. Ich bitte euch so schrecklich, schenkt - Aufgelöst kam Roswitha nach Hause. mir `ne Ziege, wenn Mutti mich “Vater! Mutter! `ne Ziege kostet bloß unterichtet denk ich immer blos an eine Mark fünfzig! Ich hab` ja fünf die Ziege. Mark in mein`m Spartopf; darf ich sie mir holen?” “Liebe Roswitha, es ist Tausend Billionen Küsse von eurer nicht wegen der Mark fünfzig; eine Roswitha. Ziege braucht doch auch einen or- Was soll ich weiter sagen - am nächsdentlichen Stall, und den haben wir ten Morgen bewilligten wir die Ziege. nicht, können wir in unsern Garten auch gar nicht unterbringen.” - Damit Otto Ernst Winter 2013-2014

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Klage beim Sozialgericht eingereicht

Klage beim Sozialgericht eingereicht Zur Angleichung des Tarifs PVN an PVB in der privaten Pflege Pflichtversicherung Ende November 2013 wurde von einem Mitglied des Seniorennetzwerkes Costa Blanca Klage vor einem Sozialgericht eingereicht. Begründung Bei der privaten Pflege Pflichtversicherung existieren 2 Tarife nebeneinander. Tarif PVN => für Personen ohne Anspruch auf Beihilfe Tarif PVB => für Personen mit Anspruch auf Beihilfe In der Tarifstufe PVN ist der § 34 Abs. 1 Ziffer 1 SGB XI nachgebildet, d.h. der Anspruch auf Leistungen ruht solange der Versicherte sich im Ausland aufhält. Pflegesachleistungen im EU-Ausland werden nicht bezahlt. Dies wurde von verschiedenen Versicherungen bestätigt. In der Tarifstufe PVB haben privat pflegeversicherte Ruhestandsbeamte Anspruch auf Kostenerstattung auch im EU-Ausland, d.h. Pflegesachleistungen werden im EU-Ausland bezahlt. Dies wurde von verschiedenen Versicherungsunternehmen bestätigt. Die Änderung in diesem Tarif wurde auf Grund des Urteils des Bundessozialgerichtes ( vom 28.09.2006, B 3 P 3/05 R ) vorgenommen. Die Nichtumsetzung des Urteils des Bundessozialgerichtes im Tarif PVN ist sachlich nicht zu rechtfertigen und ein Rechtfertigungsgrund ist nicht erkennbar. Beide Personenkreise sind

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nicht in der gesetzlichen Krankenversicherung und haben Anspruch auf Pflegesachleistungen. Auf Grund dessen wurden Versicherungsunternehmen aufgefordert den Tarif PVN an den Tarif PVB anzupassen, denn der Gleichheitssatz ius respicit aequitatem, „Das Recht achtet auf Gleichheit“, ist ein Grundsatz im Verfassungsrecht, siehe Artikel 3 Ziffer 1 Grundgesetz. Die Pflegeversicherung ist eine Pflichtversicherung und wird durch Beiträge der Versicherten finanziert. Der Eintritt einer Pflegebedürftigkeit ist Personen- und nicht Wohnortbezogen. Zur freien Persönlichkeitsentfaltung (Art. 2 Abs. 1 GG) gehört auch die Entscheidung über den Wohnort und damit auch den Ort der Inanspruchnahme der Leistungen frei wählen zu können. Weiterhin hat jeder Unionsbürger das Recht sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten vorbehaltlich der in den Verträgen und in den Durchführungsvorschriften vorgesehenen Beschränkungen und Bedingungen frei zu bewegen und aufzuhalten. Die Grundkonzeption des Pflegeversicherungsgesetzes sieht gesetzlich definierte Leistungsbeträge (Pauschalen) in Eurobeträgen sowohl für das Pflegegeld wie auch die Pflegesachleistung vor. Die Zulassung der Leistung Pflegegeld innerhalb Europas ändert nichts an dem Befund der Ungleichbehandlung von hoher Intensität. Die verweigerte Sachleistung hat ungefähr den doppelten Wert im Vergleich zum Pflegegeld. Dies widerspricht einerseits dem Solidaritätsgedanken der Sozialen Pflegeversicherung und andererseits kann mit dieser weitgehenden Entwertung der Versicherungsleistung von einer Absicherung des Risikos der Pflegebedürftigkeit keine Rede mehr sein. Im Falle einer Pflegebedürftigkeit entstehen gravierende

finanzielle Nachteile, die Lebensplanungen von Menschen in ungerechtfertigter Weise negativ beeinflussen. Von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn, die zur Prüfung eingeschaltet wurde, kam folgende Antwort: "Sofern Zweifel an der Rechtmäßigkeit dieser Regelung besteht bleibt es Ihnen überlassen, diese gerichtlich überprüfen zu lassen. Die BaFin darf Streitfragen aus einzelnen Versicherungsverträgen nicht mit rechtsverbindlicher Wirkung entscheiden". Die Haltung der BaFin ist für uns nicht nachvollziehbar, zumal wir von einem anderen Mitglied darüber informiert wurden, dass seine Versicherung Pflegesachleistungen im EUAusland im Tarif PVN bezahlt. Wir konnten es nicht glauben, aber das Bestätigungsschreiben liegt uns vor. Somit steht eindeutig fest, dass bei gleichem Sachverhalt Versicherte von den Versicherungsunternehmen in erheblichem Maße unterschiedlich behandelt werden. Sowohl die Ungleichbehandlung der Tarife PVN zu PVB innerhalb eines Unternehmens als auch die Ungleichbehandlung der Versicherten zwischen den verschiedenen Versicherungsunternehmen betrifft mit Sicherheit hunderte oder gar tausende von Menschen, die per Gesetz in die private Pflege Pflichtversicherung einzahlen müssen. Aus all den genannten Gründen wurde nun Klage gegen ein Versicherungsunternehmen eingereicht und beantragt, dass dieses dazu verurteilt wird die Leistungen des Tarifes PVN den Leistungen des Tarifes PVB anzupassen. Hilfsweise wurde eine Anpassung der Versicherungsbedingungen der privaten Pflege-Pflichtversicherung an die Bedingungen der privaResidentenkurier


Unterhaltung ten Pflege-Zusatzversicherung beantragt. Dies deshalb, weil in den Allgemeinen Versicherungsbestimmungen der privaten Pflege -Zusatzversicherung der Geltungsbereich des Versicherungsschutzes bereits auf das Gebiet der Europäischen Union sowie der Vertragsstaaten des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum ausgedehnt wurde. Nachdem eine Vielzahl von Menschen betroffen ist wurde das Sozialgericht gebeten diese Klage dem Bundessozialgericht zur Entscheidung vorzulegen. Weiterhin wurde darauf hingewiesen, dass im September 2013 Verfassungsbeschwerde durch die Kanzlei Bernzen Sonntag, Berlin, durch Herrn Professor Bernd Schlüter, im Namen einer Betroffenen, eine Verfassungsbeschwerde (Vorabentscheidung nach § 90 Abs. 2 S 2 BVerfGG) gegen die einschränkende Wirkung des § 34 Abs. 1 SGB XI eingereicht wurde. Wir halten Sie auf dem laufenden über den Fortgang sowohl dieses Verfahrens als auch über die Verfassungsbeschwerde. Seniorennetzwerk Costa Blanca

PS: Zur vollständigen Finanzierung des Rechtsgutachtens und der Einreichung der Verfassungsbeschwerde fehlen immer noch ca. 500 €. Danke für Ihre Unterstützung

Spendenkonto: Banco Sabadell Konto Nr. 1390942 IBAN: ES46 0081 0692 1900 0139 0942; BIC: BSABESBB Viele weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf unserer Web Seite: www.snwcb.org

Die Denksportaufgaben der Problemreihe Kniffel-Schach stellen unter den Schachrätseln eine Besonderheit dar. Es geht nicht mehr darum, in zwei, drei oder mehr Zügen matt zu setzen, Remis zu halten oder den Gewinnzug zu ermitteln, sondern es gilt, mit kriminalistischem Fingerspitzengefühl, Phan-tasie, Kombinationsgabe, Köpfchen und logischem Denken z.B. vergangene Züge zu rekonstruieren, unbekannte Schachfiguren zu ermitteln oder andere Zusammenhänge zu erkennen. Alle denkbaren Fragestellungen sind erlaubt. Die Rätsel werden bewusst künstlich konstruiert, sind aber streng legal und können mit Computern (noch) nicht gelöst werden. Herausgeber + Copyright: Peter Krystufek Postfach 1505, D-71205 Leonberg e-Mail: PeterKrystufek@aol.com Internet: www.kniffel-schach.de

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Andalusisch Diesmal wagt es Erwin, den andalusischen Dialekt zu schreiben. Da hat er wieder viel Interessantes zu berichten. Seien Sie gespannt…..

J

etzt könnte natürlich jemand sagen: Was soll das? Andalusisch wird gesprochen oder gesungen, nicht geschrieben. Und wie will man einen Dialekt schriftlich darstellen, also be“schreiben“, ohne mündliche Beispiele für die Aussprache zu liefern? Es geht, aus verschiedenen Gründen, und ich will es später auch beweisen. Dagegen würde es mir nicht im Traum einfallen, an dieser Stelle dem deutschsprachigen Leser die Aussprache der spanischen Hochsprache, also des „castellano“ (wie ja Spanisch in Lateinamerika vorzugsweise genannt wird), zu erläutern. “Dem Leser“ soll hier heißen, jemandem, der an den andalusischen Dialekt um ihn herum gewöhnt ist, aber wenig Gelegenheit hat, „richtiges“ Spanisch zu hören, vielleicht im Radio oder Fernsehen, oder gar im Kino. Warum, bzw. warum nicht? Nun, das Spanische hat rund ein halbes Dutzend Laute, die dem Deutschen fremd und deshalb schriftlich schwer wiederzugeben sind. Natürlich haben das zahlreiche Lehrbücher versucht und tun dies immer noch. Allerdings heutzutage unterstützt von „audiovisuellen“ Hilfsmitteln wie Audio-Kassetten, CDs, DVDs usw. Von diesen im Hochdeutschen nicht existenten Lauten hätten wir z.B. das „z“ (in allen Stellungen) und das gleichlautende „ce“ und“ci“mit den uns aus dem Englischen einigermaßen vertrauten „Lispellauten“ des stimm-

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haften oder stimmlosen „th“ („the“, „this“ bzw. „thick“, „thin“), wie wir es stimmlos in „cerveza“, „civilización“, „urbanización“, Jerez, Andalucía haben. Dann gibt es die im Spanischen unentbehrlichen stimmhaften Reibelaute b, d, g, wie in „la bodega“ (auch wer die Aussprache nicht hinbekommt, eine Bodega kennt doch im Lande des Sherry und des Brandy jeder), „abogado“ oder „¡Digo!“ (auch gutes Andalusisch im Sinne von „Sag ich doch! Genau!“). Wir kennen im Deutschen nur die stimmlosen Varianten von b,d,g, („aber, „Bube“, „Adler“, „goldgelb“), wie sie allerdings auch die Spanier haben, wie in „un buen vino (gesprochen „umbuembino“) „en Berlín“ („emberlín“), „en Valencia“ (embalencia“), „endonde“, „con gas“. Auch sind „ll“ und „ñ“ nur für den “Hausgebrauch” einfach „l + j“ („Maljorka“, Sewillja") bzw. „n + j“ („sennjor“, „ninnjo“, „Espannja“), sondern dem Spanischen eigene Laute. „La eñe” gilt als “españolísima” und hat es zu einem gewissen Symbolwert für das Spanische überhaupt gebracht (so wie der frühere Osborneund heute namenlose Stier für Spanien). Wie oben gesagt, „ll“ und „ñ“ muß man hören oder vorgesagt bekommen. Ähnliche Laute haben wir übrigens auch in anderen Sprachen (Portug. „lh“ und „nh“, Franz. und Ital. „gl“ und „gn“: Bourgogne, Auvergne, Livigno, Cagliari, serbokr. Ljubljana). Schließlich gibt es noch das spezifisch spanische „s“, das zwischen „s“ und „sch“ liegt und besonders gut beim jetzigen spanischen Regierungsschef Mariano Rajoy zu hören ist. Ich würde allenfalls ein paar allgemeine Hinweise für die Aussprache geben, die auch für die andalusische Mundart gelten, und die helfen, dass das Spanische eben nicht wie Deutsch mit spanischen Wörtern, sondern

„spanisch“ klingen. Ein paar solcher Richtlinien wären: - Die spanischen Vokale (a, e, i, o, u) sind kurz und offen zu sprechen. Es gibt keine langes, geschlossenes „e“ wie in „Beete“ und kein langes, geschlossenes „o“ wie in „Boot“ (nicht „Peepö“, sondern „Päppä“ für Pepe und nicht „Loopö dö Weega“ für Lope de Vega. - Das Spanische wird nicht „staccato“, sondern „ligato“ gesprochen, wenn ich hier einmal „musikalisch“ werden darf, d.h. die Wörter werden gebunden und verbunden, nicht mit dem deutschen „Knacklaut“ oder Stimmabsatz zerhackt. Im Deutschen wird oft übertrieben mit „auf-ein-ander“, „be-ob-achten“. Besonders hässlich: „Gu-atemala“ oder sogar „bu-eenoo“, weil das „u“ hier ja kein „u“ ist, sondern mehr „w“, also „Gwatemala“ und „bweno“. Wir sagen also „Ssomossalemanes“ oder „elairedeandalucía“ für „Somos alemanes“ und „el aire de Andalucía”. Schon viel ist getan, wenn der Deutsche den Hauchlaut “h” nach p, t, k vermeidet, also “capitán“, „tomate“, „total“, „teatro“, „patata“ und nicht „khaphithaan“, „thomaathe“, „thothaal“, „theathro“, „phathatha“ sagt und „paquete“ nicht „phakheethe“, sondern „pakkätä“ ausspricht. Wie gesagt, diese oben angeführten Aussprachehilfen gelten auch für den andalusischen Dialekt. Aber im Gegensatz zum „castellano“, wie es eben in Kastilien gepflegt wird, hat die andalusische Sprechweise eigentlich keine Besonderheiten, die sich nicht auch schriftlich erklären lassen. Darüber hinaus wird Andalusisch ohnehin kaum geschrieben, außer in Namen von bestimmten Örtlichkeiten wie Restaurants oder Bars, wie „Er Quejío“ (El Quejido) oder „Marsalao“ (Mar salado) .

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Eigenarten der andalusischen Sprache Gesungen wird es dann oft ziemlich unverständlich. Das gilt aber nicht nur für „andalú“. Andalusisch ist ein „dialecto post reconquista“, der sich also erst nach Beendigung der Reconquista 1492 herausgebildet hat. Literatursprache wurde es nie, im Gegensatz etwa zum Plattdeutschen (mit Theodor Fontane oder Theodor Storm) oder dem aus dem Mittelhochdeutschen mit dem Nibelungenlied und den süddeutschen (bairisch-österreichisch-süd – Tiroler und fränkischen) Minnesängern wie Walter von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach und Oswald von Wolkenstein hervorgegangenen Bairisch. Wie die meisten deutschen Mundarten viel älter als das lutherische Hochdeutsch sind, gibt es auch in Spanien alte, gewachsene Dialekte, die sich heute noch neben dem „castellano“ behaupten, wie das Asturische („bable“) oder das Aragonesische, die sich beide bereits als regionale Amtssprachen etabliert haben. Wo wird Andalusisch gesprochen? Grob gesagt, im südlichen Drittel Spaniens, d.h. außer in der heutigen Autonomen Gemeinschaft Andalusien auch in der südlichen der beiden Provinzen der Extremadura, nämlich Badajoz (in der nördlichen Provinz Cáceres spricht und hört man Kastilisch!), in der Region Murcia und etwas „gemäßigt“ auf den Kanarischen Inseln. Mit der „Entdeckung“ Amerikas, d.h. der Insel Guanahaní durch den Matrosen Rodrigo de Triana, also einem Sevillaner, mit seinem Ruf „¡Tierra a la vista!” (Land in Sicht) setzte alsbald die Kolonisierung der Neuen Welt ein. Diese Kolonisatoren des späteren Spanisch-Amerika waren vornehmlich Andalusier. Deshalb finden wir im Spanischen Mittel- und Südamerikas vom Río Grande del Norte (Río Bravo) bis Feuerland viele Merkmale der Sprache des „atlantischen Spaniens“ mit Andalusien und Canarias wieder (Venezuela z. B. wurde von den Kanaren aus besiedelt).

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Übrigens: Geographisch gehört Mexiko zum großen Teil nicht zu Mittel-, sondern zu Nordamerika, jedenfalls bis zur Landenge von Tehuantepec. Nun zum Andalusischen: Auch hier könnte jemand fragen, warum so eine lange „Einleitung“ und Darstellung des „castellano“, also der spanischen Hochsprache, bevor es ans „Eingemachte“, also in die hiesige Mundart geht. Im Normalfall ist es vernünftiger und logischer, erst einmal die richtige, die Hochsprache zu erlernen und sich dann mit irgendeinem Dialekt zu befassen. Das gilt für Hochdeutsch, Standard-Französisch oder Hocharabisch genauso wie für „castellano“. Was hätte es einem ausländischen Diplomaten in Bonn genützt, sich in und mit dem dort gesprochenen rheinischen Platt zu versuchen und dann erst Hochdeutsch zu lernen. Das Gleiche gilt für den Ausländer in der jetzigen Bundeshauptstadt, der ohne das richtige Deutsch, das er vielleicht bei „Goethe“, d.h. einem unserer Goethe -Institute im In- und Ausland, gelernt hat, kaum „Da kiekste, Männeken, wa?“, sondern nur „Bahnhof“ und nicht einmal das verstehen wird. Natürlich sind Ausnahmen denkbar. Wer nur für kürzere Zeit in Kairo zu tun hat, kann sich Hocharabisch und die arabische Schrift ersparen, weil er gut mit dem von allen Ägyptern vom Präsidenten zum einfachen Fellachen gesprochenen sog. Ägyptischen Vulgär -Arabisch zurecht kommt. Zur Sache (¡Al grano!): Was macht Andalusisch aus? Auffallendstes Merkmal und kennzeichnend für die andalusische Mundart ist die Aussprache des „s“, insbesondere die Gleichbehandlung des „s“ und des „z“ (in allen Stellungen) bzw. des „c“ in „ce“ un d“ci“, nämlich als „s“ /“ss“. Diese das Andalusische prägende Erscheinung nennt man „seseo“, im Gegensatz zum hochsprachlichen, „kastilischen“ „ceceo“, d.h. die Aussprache von „z“ und „ce“/“ci“ als

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„Lispellaut“ (wie das englische „th“). Der andalusische „seseo“ bedeutet, daß in der Aussprache nicht unterschied en w ird zw ische n z.B. „casa“ (Haus) und „caza“ (Jagd), zwischen „taza“ (Tasse) und „tasa“ (Steuer), zwischen „cocer“ (kochen) und „coser“ (nähen), zwischen „cerrado“ (geschlossen) und „serrado“ (gesägt), zwischen „ciervo“ (Hirsch) und „siervo“ (Diener), zwischen „cegar“ (blenden) und „segar“ (säen), zw i sc he n „ z u mo“ (S a ft ) u n d „sumo“ (höchster). Für „cerveza“ hören wir also „sserwessa“, für „azúcar“ „assúkar“, für „Andalucía“ „Andalussía“, für „Santa Lucía“ „Ssanta Lussía“, für „Cecilia“ „Ssessilia“, für „urbanización“ „urbanissassión“, für „civilización“ (wo wir im Kastilischen gleich dreimal den Lispellaut haben) „ssiwilissassión“ usw. Darüber hinaus werden „s“ und „z“ am Silben- oder Wortende oft überhaupt nicht oder als schwaches „h“ gesprochen. So wird aus „andaluz“ „andalú“ oder „andaluh“ („andaluza“ wird natürlich „andalussa“), unser Jerez lautet “Heré“, Cádiz sogar „Cai“, das man manchmal sogar so lesen kann (in Conil heißt eine Straße am Anfang „Calle Cádiz“, am Ende „Calle Cai“), Badajoz hört man als „Badahó“. Zur Aussprache von „j“, „d“ usw. kommen wir schon noch. Wie schon erwähnt, finden wir den „seseo“ auch als Merkmal des auf den Kanaren und in Spanisch-Amerika gesprochenen „castellano“. Ein besonders reines „s“ hört man in Mexiko und den Andenregionen von Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien. Das „schlampige“ Weglassen von Schluß-„s“ oder „z“ bzw. Ersetzen durch „h“ („nossotroh loh andalusseh“ für „nosotros los andaluces“- Wir Andalusier) finden wir dagegen auch in den Küstenregionen und Inseln der Karibik (von Mittelamerika bis Venezuela, Kuba, Puerto Rico, „DomRep“ /“RepDom“ = Dominik. Republik, República Dominicana, das „Mallorca der Karibik“) wieder. Página 15


Andalusisch „h“ wie in „Herr“ oder „sehen“ (also nicht Dehnungs-h wie in „sehr“ oder „Ohr“). Jerez wird so zu „Heréss“ oder „Heré“, Vejer zu „Wehé“, Jaén zu „Haénn“, „mujer“ (Frau) zu „muhé“, „las mujeres“ zu „lah muhereh“, „hijo“ (Sohn) zu „iho, „cortijo“ (Landgut, Bauernhof) zu „kortiho“, „reloj“ (Uhr) zu „reloh“, „ajo“ (Knoblauch) zu „aho“.

Nun gibt es sicher nicht wenige Deutsche, die protestieren und anführen: Wir hören und treffen aber täglich „lispelnde“ Andalusier. Das stimmt auch. Es gibt eben nicht nur den Standard-„seseo“, sondern auch eine Reihe von Mischformen von „seseo“ und „ceceo“ („seceo“, „ceseo“). So hören wir „Y ¿Vozotro, cuándo pazai por caza?“ für „..vosotros, cuándo pasáis por casa.”(Und Ihr, wann schaut Ihr mal bei uns vorbei?). Dann gibt es die Umstellung von „st“ plus „ceceo“, d.h. aus „este castillo“ (diese Burg) kann „ehte cahstiyo“, aber auch „etze katziyo“, aus „Estado“ (Staat) neben „Ehtao“ auch „Etzao“ werden. Viele Andalusier haben anscheinend überhaupt etwas gegen das „s“, auch mitten im Wort oder gar am Anfang. Das ist der sogenannte „jejeo“ oder „heheo“. Dabei wird aus „Sevilla“ eben „Jeviya bzw. „Heviya“. Diese Aussprachevarianten hängen aber nicht zuletzt vom Bildungsstand des Sprechers ab. Insgesamt klingt das Andalusische durch Wegfall oder Abschwächung der „kernigen“ kastilischen Konsonanten weicher. Dazu gehört auch die weiche Aussprache des „j“, der „jota“ (die Namen der Buchstaben sind im Spanischen weiblich), unseres deutschen „ach“-Lautes. Unseren weichen „ich“-Laut kennt das Kastilische ohnehin nicht. Im Andalusischen klingt das „j“ wie unseres konsonantisches

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Will man einem Spanier erklären, daß das „h“ im Deutschen oder Englischen im Gegensatz zu den romanischen Sprachen (außer mglw. Rumänisch) normalerweise nicht stumm ist, aber auch nicht als spanischer „ach“Laut gesprochen wird (also nicht „Chaidi“ für Heidi, „Charri Potter“ für Harry P., „Chonkón“ für Hongkong), so sagt man ihm am besten: Englisches oder deutsches „h“ klingt genauso wie das spanische „j“ (die „jota“) in Andalusien, also „Herr“ wie in „Heré“ (Jerez). Bei einigen spanischen Wörtern haben wir im Andalusischen für ein eigentlich stummes Anfangs-„h“ die Aussprache als deutsches „h“ (wie in „Hut“) oder schwaches „ch“, geschrieben „j“. So wurde aus dem „cante hondo“, dem „tiefen Gesang“ des Flamenco, der „cante jondo“, und aus dem Wort „huelga“ (Streik) hat sich die „juerga“(loses Treiben, wilde Feier) entwickelt. Die „huelga“ gibt es daneben natürlich auch. „Harto“ (genug, satt, überdrüssig) ist oft „jarto“. Auch das harte kastilische „ch“ (gesprochen „tsch“) klingt im Andalusischen weicher: „noche“ (Nacht) nicht „notsche“, sondern etwa „noschje“. -Das „d“ zwischen Vokalen oder am Wortende, das ja schon im Kastilischen ein stimmhafter Reibelaut (wie englisch „this“, „that“), also „weicher“ als unser deutsches „d“ ist, fällt meist weg, vor allem bei den Endungen „ado“, „-ada“, „-ido“, „-ida“, „-odo“. Wir hören „colorao“ für „colorado“, „salao“ für

„salado“ (salzig, aber auch witzig, lustig. Río Salado!),. „mar salao“ (salziges Meer). Die drei typischen Vertreter bzw. Interpreten des Flamenco sind der „tocaó“ („tocador“, Gitarrist), der „cantaó“ („cantador“, Sänger) und der „bailaó“ („bailador“, Tänzer). Eine Frau ist „cantaora“ oder „bailaora“, seltener „tocaora“. Der „arrumbaó“ ist der „arrumbador“ (etwa Kellermeister). „-ada“ ird zu „á“: „una rosa colorá“ ist eine rote Rose („una rosa colorada“), „Graná” ist Granada, “ná” n ic h ts (“ n a da ” ) , “ n aí t a“ e in „Nichtschen“ („nadita“, Verkleinerung von „nada“). In Conil gibt es, wie schon erwähnt, eine Bar /Tasca „Er Quejío“, eigentlich „el quejido“, der Seufzer). „La vía“ ist „der Weg“, steht in Andalusien aber auch für „la vida“ (das Leben). „Tó“ kommt von „todo“ (alles, jeder), „toíto“ von „todito“ (alles). Das Andalusische liebt überhaupt die Verkleinerung, das Diminutiv, vor allem auf „-ito“, „-ita“, „-illo“, „-illa“.So wird aus „agua“ (Wasser) ein „agüita( gesprochen „aguita“, Wässerchen. Das muß kein russisches „Wässerchen“ – wodka- sein). Das End-„d“ fällt in der Aussprache meist weg: „verdá“ („verdad“, Wahrheit. “¿Verdad?” bedeutet “Nicht wahr?”), “ssiudá” (“ciudad”, Stadt), “salú” (“salud”, Gesundheit. “¡Salú!”, “Prost!”), “usté“ („usted“, Sie), Madrí (Madrid). Das „-ao“ und „á“ ist übrigens keineswegs auf Andalusien (oder zum Teil Hispano-Amerika) beschränkt. In der spanischen Alltags- und Umgangssprache hört man genauso vom König wie vom Professor oder Losverkäufer ein „-ao“ anstatt „-ado“. Also „¿Dónde has estao?” (Wo bist Du gewesen), “Me he enfadao” (Ich habe mich geärgert), “mi cuñao“ (“mi cuñado”, mein Schwager), “ná“ („nada“, nichts). Im Gegenteil, ein überkorrektes „-ado“ wird als affektiert („cursi“) empfunden. So macht man sich im Witz über jemanden lustig, der besonders „fein“ Residentenkurier


Eigenarten der andalusischen Sprache sprechen will und Folgendes von sich gibt: „Vengo de la Plaza del Callado, y mañana iré a Bilbado, donde se come buen bacalado“. Der Platz in Madrid heißt natürlich „Callao“ (nach der Hafenstadt in Peru), „Bilbado“ ist Bilbao und „bacalado“ ist „bacalao“.

Ganz charakteristisch wiederum für Andalusisch: Zum einen werden „l“ und „r“ am Wortende selten gesprochen. Zum anderen steht „r“ häufig für „l“. Also „señó” oder “zeñó” (“señor”), Er Parmá” (El Palmar), “er zó” (“el sol”), “la zá“ („la sal“, das Salz). Bei diesen Beispielen kommt noch der “ceceo” hinzu. Besonders nett: “er zeñó Arcarde” („el señor Alcalde. Der Herr Bürgermeister) . Man liest (!) sogar: „Se arquila“ („se alquila“, Zu vermieten). „Prazuela“ ist die kastilische „plazuela“, „Uerva“ ist korrekt Huelva, Unser Nachbar Melchor „schrieb sich“ zwar so, war aber in der Familie „Merchó“. „Bartazá“ ist natürlich Baltasar, auch der von den drei Reyes Magos (Hl. Dreikönige). „Grabié“, außerdem ein Zungendreher, ist Gabriel. -„b“ und „v“ sind im kastilischen Spanisch und auch andalusisch gleichwertig. Wie soll nun ein Andalusier ohne große Schulbildung wissen, wenn er nicht gerade das geschriebene Wort vor Augen hat, ob er nun „b“ („b de burro“) oder „v“ („v de vaca“) zu schreiben hat? Einer unserer Nachbarn betreibt seit Jahren seine „Venta“, schreibt aber „Benta“. -„ll“ und „y“ werden nicht wie im Kastilischen unterschieden. „ll“ wird fast immer als „y“ gesprochen: Ssewiya (Sevilla), „chiquiyo“ oder „quiyo“ („chiquillo“, eigentlich Kleiner), als Anrede sehr beliebt, fürs weibliche Geschlecht entsprechend „¡oye, chiquiya (quiya)!“.

Daß es wie bei jedem Dialekt eigene Wortprägungen für die Dinge des Alltags gibt, ist nichts Besonderes. In

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Madrid bestellt man eine „caña de cerveza“, in Andalusien einen „tubo“. Auch den „tinto de verano“ kennt man hierzulande mehr als anderswo. „Agua“ steht für „lluvia“ (Regen), „goma“ für „manga“ (Schlauch) usw.

Von einer eigenen Grammatik kann man beim Andalusischen nicht reden. Aber eine Besonderheit sticht ins Auge (oder eher „ins Ohr“?): die 2. Person Mehrzahl, also span isch „vosotros/vosotras“ (deutsch „Ihr“) ist nicht so bekannt oder beliebt. D.h. es wird oft nicht zwischen „Ihr“ und „Sie (Mehrzahl)“ unterschieden. Man sagt zu einer Schar Kindern “¡Vengan ustedes aquí!” (anstatt “¡Venid aquí!“ Kommt her!)) oder „¡ Ahora váyanse ustedes a la cama!“ anstatt “¡Ahora iros a la cama!”(Marsch ins Bett mit Euch!). Dieses Phänomen gilt für ganz Spanisch-Amerika. D.h. es gibt in der Einzahl „tú“ (Du. Am Rio de la Plata steht dafür fast ausnahmslos „vos“. Die Ausnahme ist ein bestimmte Department in Uruguay, wo man auch „tú“ sagt. Aber dieser „voseo“ anstelle des „tuteo“, Duzen, ist ein Kapitel für sich), also es gibt „tú“ (Du) und „usted“ (Sie Einzahl). In der Mehrzahl keine Unterscheidung, sondern nur „ustedes“, das also „Ihr“ und „Sie“ heißen kann. In Andalusien kommt überdies bei v iel en S pre ch ern , s elb st be i „Studierten“ die Unsicherheit hinzu, wie man nun eigentlich sagt. Man hört dann „Vosostros ustedes sois alemanes, ¿ no?“ oder „Cuando ustedes estáis en casa“ für entweder „Cuando ustedes están en casa” oder “Cuando vosotros estáis en casa”. “¡Encon tradse!” für “¡Encontraos!”.¡No hablad!” oder “¡No callad!” für “¡No habléis!” bzw. “¡No calléis!”. Ich will das nicht so kompliziert darstellen, aber man sagt einfach so. Aber eine Parallele, besser gesagt ein Gegenbeispiel aus dem Deutschen will ich noch anführen: In manchen deutschen Landen unterWinter 2013-2014

scheidet man umgangssprachlich in der Mehrzahl zwischen „Ihr“ (Mehrzahl von Du) und „Sie“ Mehrzahl, sondern spricht eine Gruppe von Personen, die man als einzelne siezen würde, mit Ihr an. “Mögt Ihr noch etwas als Nachtisch?“ . Hierzu gehört auch die in einigen Gegenden immer noch anzutreffende Sitte, den Vater oder die Mutter zu „ihrzen“. „Wie geht’s Euch, Vater?“.

Bleibt zu hoffen, dass dieser Versuch einer zumindest groben Charakterisierung der andalusischen Mundart zu deren Verständnis beiträgt, wenn auch nicht zum Verstehen all dessen, was wir so um uns herum hören. Und andalusisch zu sprechen sollten wir erst gar nicht versuchen. Dialekte sollte man meiner Meinung nur dann nachmachen, wenn keiner in der Nähe ist, der den betreffenden Dialekt selbst spricht. Und: Ostfriesen-Witze sollten wir Norddeutschen, Ösi-Witze den Österreichern und Witze über die Andalusier und ihr Andalusisch allenfalls den spanischen „Nordlichtern“ überlassen. ¡Digo!

Zur Person: Erwin Penkert war Botschaftsrat, Dolmetscher für Spanisch und Portugiesisch sowie Arabist (Universitäten Madrid und Tunis): Jetzt ist er allerdings im verdienten Ruhestand und lebt in Conil de la Frontera. Er möchte sich als Landes– und Sprachkenner nützlich machen und ist auch bereit, Residenten zu Behörden, Ärzten, Krankenhäusern etc. zu begleiten. erwinpenkert@gmx.de Página 17


Jenseits von Andalusien Der Junge von der Hühnerfarm

Ein Andalusier ist mit 16 Jahren nach Deutschland ausgewandert, um in der Gastronomie zu arbeiten. Mit 60 Jahren kehrt er als Rentner nach Andalusien zurück und erzählt uns seine Geschichte. Gerade weil er beide Mentalitäten und Kulturen kennt, sind seine Erfahrungen für uns Residenten sehr interessant. Hier Teil 28 (die vorherigen Kapitel sind in den jeweiligen Ausgaben im Archiv)

Teil 28:

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ir waren getestet worden…von einem professionellen Tester, beauftragt von einem älteren Ehepaar. Die beiden besaßen einen Vorzeigebauernhof im Westerwald und ein wunderschönes Fachwerkhaus im Örtchen Vallendar. Dieser Ort hat ca. 9000 Einwohner und liegt gegenüber von Koblenz, auf der anderen Rheinseite…. Aber bevor ich weiter erzähle, wie und wo es mit uns weiterging, muss ich noch von einem wunderschönen Tag in meinem Leben berichten. Von der Feier 1982 zu meinem 40. Geburtstag in unserem Restaurant „Hubertusklause“ in BernkastelKues. Ich feierte verschiedene Jubiläen: 1962-1982: vor 20 Jahren kam ich in Bernkastel – Kues an 1972-1982: vor 10 Jahren bekam ich die deutsche Staatsbürgerschaft 1942-1982: meinen 40. Geburtstag Página 18

Kurios an meinem Geburtstagsdatum ist, dass ich 2x Geburtstag habe. Am 12. November wurde ich geboren, erzählte mir meine Mama. Aber da mein Papa an diesem Tag wie immer mit dem LKW unterwegs war, konnte er mich nicht offiziell anmelden, sondern erst als er zurück in Marchena war. Aber das war 2 Tage später und so steht in all meinen offiziellen Dokumenten das Datum des 14. November! All meinen Geschwistern, die nach mir geboren wurden, ist es genauso ergangen. Das lässt vielleicht erahnen, wie es mit der Bürokratie im Nachkriegs-Spanien bestellt war…! Aber zurück zum 12. November 1982, meinem 40. Geburtstag.

Ich nahm diesen Tag zum Anlass, mal all meinen Freunden und Unterstützern ein herzliches Dankeschön zu sagen für all die Jahre und die freundliche Aufnahme im Örtchen 20 Jahre vorher. Ich hatte meine wunderbare Frau gefunden, die Kinder waren gesund und ich war glücklich in meinem Beruf, auch wenn er immer eine Herausforderung war.´

die ich liebte, meine Familie und meine Freunde. Die Menschen, denen ich was zu verdanken hatte und ein paar Geschäftsleute, die häufig zum Essen kamen, oder die mir unter die Arme gegriffen hatten ( im übertragenen Sinne) Es wurde ein superschönes Buffet, meine Köche hatten sich wirklich „ins Zeug gelegt“, um sich und die Hubertusklause entsprechend zu repräsentieren. Ich war stolz auf meine Gäste aus dem Rathaus, der Presse, der Tourismusinformation… aber am meisten freute es mich, dass auch meine Mama gekommen war. Meine Schwiegereltern waren angereist und meine beiden Geschwister, die auch in Bernkastel wohnten, ferner liebe Freunde, liebe Kollegen. Mein allererster deutscher Chef, Willi, der mich vor 20 Jahren nach Bernkastel geholt hatte, kam leider allein, da seine Frau Renate leider inzwischen schon verstorben war, mit ungefähr 44 Jahren. Es war ein toller, sehr emotionaler Tag für mich. Ich war glücklich und hielt eine kleine Rede, in der ich mich bei all denen persönlich bedankte die mich auf meinem Weg unterstützt hatten. Alle Mühen hatten sich gelohnt!! Fortsetzung folgt…...

Also beschloss ich, mit meinen Mitarbeitern und Doris ein großes Buffet zu machen und all die Menschen einzuladen, Residentenkurier


Sprachunterricht in Zusammenarbeit mit www.super-spanisch.de Da wir Residenten in Spanien leben, ist es vor allem wichtig, die spanische Sprache gut zu beherrschen. Mit den Kreuzworträtseln stellen wir Ihnen eine unterhaltsame Weise vor, sich im Spanischen zu üben. Sicher gibt es dabei immer wieder neue Wörter zu entdecken und zu lernen. Viele Leser sind mittlerweile treue Fans von Super-spanisch.de geworden. Dort finden Sie Vokalbetrainer, Tandem-partner, Sprachreisen oder können per email täglich in etwa 5 min. neue Wörter und Ausdrücke üben. Hier wieder das beliebte Kreuzworträtsel des Monats. Auflösung wie immer: im nächsten Heft.

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Silvester Witze: ”Ach, du hast deiner Freundin tatsächlich eine Schachtel Weinbrandbohnen geschenkt?” fragt ein Schotte seinen Freund. “Nur die Bohnen, nur die Bohnen – den Weinbrand habe ich Abgezapft, damit feiern wir Silvester!” Veröffentlicht unter Silvester Witze

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