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RSC Weimar-Ahnatal e.V
Geschichtliches vom Radsportclub –101 Jahre von 1921 bis 2022
Das Radwandern erfreut sich im RSC fortlaufend großer Beliebtheit.
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Im Jahre 1921 wurde im hessischen Weimar der Radfahrerverein „Frisch auf“ gegründet und dem Radfahrerbund „Solidarität“ angeschlossen.
Es wurde Reigenfahren auf Straßenrädern betrieben, bis endlich 1926 spezielle Saalräder zum Reigenfahren angeschafft werden konnten. Ein Höhepunkt im Vereinsleben war ein großes Saalsportfest im Jahre 1932, bei dem Bundessieger aus Halle und Kassel-Nordshausen am Start waren und die Bevölkerung mit ihren Darbietungen begeisterte. 1933 wurde es still um den Radsport in Weimar. Ein Verbot aller „Solidarität“-Vereine betraf auch den Radfahrverein „Frisch auf“ in Weimar. Im Jahre 1950 kam es zur Neugründung. Der Verein umfasste damals 22 Mitglieder und es gelang nach einigen Jahren, durch eifrige Arbeit schöne sportliche Erfolge zu erringen. So wurde Herbert Graf 1953 Bundessieger in der Schülerklasse im Einer-Kunstfahren. Ein Jahr später errang er den 2. Platz im Einer-Kunstradfahren in der Jugendklasse bei den Deutschen Meisterschaften.
Mit dem Fortgang beziehungsweise Älterwerden einiger Aktiver kam der Hallenradsport zum Erliegen. 1959 löste sich der Radfahrerverein „Frisch auf“ in Weimar auf. 1962 zog der ehemalige Deutsche Jugendmeister im Zweier-Kunstradfahren Siegfried Pilz in den ersten Neubau am Kammerberg. Mit der Erweiterung der Siedlung kamen einige radsportbegeisterte Kinder und Eltern hinzu und gründeten eine Abteilung Weimar innerhalb des Stammvereins „RSV Flottweg 1924“. Die ersten großen Erfolge stellten sich 1967 ein: Siegfried Pilz jun. und Uli Günther wurden Deutsche Jugendmeister im Zweier-Kunstradfahren. Die Mitgliederzahl wuchs weiter, so dass man sich freundschaftlich vom Kasseler Stammverein löste und am 10. September 1968 einen eigenen Radsportverein unter dem Namen „Radsportclub Weimar-Hessen e.V.“ gründete. Unser Verein wurde gegründet, um Interessierten am Kunstradfahren und Wanderfahren die Möglichkeit zur Ausübung dieser Sportarten zu bieten.
Kunstradsport
Die Kunstradsparte ist Gründungsteil des RSC und hat somit bereits eine lange Tradition. Dank hervorragender Nachwuchsarbeit wurden seit 1968 zahlreiche Titel auf Landes- und Bundesebene, teilweise auch bei internationalen Wettkämpfen eingeheimst.
Kunstradsport bedeutet Eleganz und Kraft auf zwei Rädern. Um hier vorn mitfahren zu können braucht es Ehrgeiz,


Leonie Kahl bei der Übung Steuerrohrsteiger.
Disziplin sowie ein hohes Maß an Beweglichkeit, Konzentration und Ausdauer: Gerade bei den Fortgeschrittenen, die immer schwierige Figuren erlernen, werden die Übungsabläufe komplexer und so dauert es mitunter Wochen, bis eine Übung „sitzt“ und eine neue erlernt werden kann.
Aktuell werden 14 Kinder in den Altersklassen bis U15 von sechs Übungsleiterinnen trainiert. Diese hohe Betreuungsdichte, das parallel große Engagement der Trainerinnen, deren Akribie, Gelassenheit und Liebe zum Detail bei der Arbeit mit ihren Schützlingen sind Schlüssel zum Erfolg in dieser Sparte: 2017 wurden vier hessische Landesmeistertitel sowie der Gewinn der Hong Kong Open (!) und im Zweier der zwölfte Platz bei den „Deutschen Meisterschaften“ herausgefahren. Diese Ergebnisse und die Teilnahme von wieder vier RSC-Fahrerinnen im D-Kader des HRV („Hessenauswahl“) sind ein Beleg für das Qualitätssiegel „Kunstradsport - made in Ahnatal“.
Radwandern
Das Radwandern begann 1969 mit kleinen gelegentlichen Fahrten einzelner Mitglieder am Sonntagmorgen mit einfachen Rädern. Die Entwicklung war, nach Steigerung des Bekanntheitsgrades des Radfahrens auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene, enorm. Durch das Erstellen von Plänen mit Fahrten zu festen Zeiten, die regelmäßige Teilnahme an Bezirksfahrten, das Führen von BDR-Vereinswanderkarten und Einzelfahrtenpässen, wurden Verein und Fahrer bei den überregionalen Wertungen bekannt. Hatten die ersten Vereinswanderfahrten 1969 nur wenige Teilnehmer, so wurden es von Jahr zu Jahr mehr. Zum Saisonende 1981 waren schon 21 Fahrer aktiv. Teilnahme an Bezirksfahrten, Volksradfahren und Radtouristikfahrten folgten. So konnte später auch an größere Aufgaben gegangen werden. Es kamen Mehretappenfahrten auf Vereinsebene hinzu. Karl Persch, seit 1985 Wanderfahrwart, brachte verstärkten Schwung in die Gruppe. Vereinsinterne Wertungen und Auszeichnungen inspirierten die Radler, die sich mit Mehrgang-Rädern ausgestattet hatten, zu verstärkter Teilnahme. Der Lohn waren entsprechende Auszeichnungen auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene.
Von 1983 bis 2016 war der RSC in der Jahreswertung des Bundes Deutscher Radfahrer immer unter den ersten zehn Vereinen mit der höchsten Gesamt-Kilometerleistung pro Jahr. Zweimal konnte sogar Platz eins erreicht werden. Die größte Leistung lag bei 211.162 km, das ist mehr als fünf Mal um den Äquator. Eine schier unglaubliche Strecke.
Als eine besondere Attraktion stellte sich die Teilnahme an den jährlichen, einwöchigen Bundesradsporttreffen heraus. Mittelpunkt war das Ringen der Vereine um den Gewinn des wertvollen „Greger-Nissen-Gedächtnis-Wanderpreises“. Dieser ging nach viermaligem Gewinn in Folge oder insgesamt fünf Erfolgen endgültig in den Besitz des Gewinners über. Nach je vier Erfolgen der R.V. 1898 Wanderlust Bad Lauterberg und des RSC Weimar-Ahnatal kam es 1991 in Idar-Oberstein zum großen Finale. Mit einem Großaufgebot von unglaublichen 71 Fahrerinnen und Fahrern und einer Leistung von 50.739 km (in einer Woche) ging der begehrte Preis nach der zehnten Anstrengung endlich in den Besitz des RSC Weimar-Ahnatal über. Welch phänomenale Leistung. Radtouristikfahrten sind eine über die gesamte Republik verbreitete Veranstaltungsform des BDR. Sportliches Radfahren steht dabei im Vordergrund.
30 Jahre lang wurde jedes Jahr eine Radtouristikfahrt für Teilnehmer aus ganz Deutschland organisiert, die die landschaftlichen Reize unserer Region auf überwiegend verkehrsarmen Straßen und Wegen „erfahrbar“ machten. Leider ist es um unsere Wanderfahrer stiller geworden. Neue Mitglieder zu gewinnen fällt schwer. Radwandern im Verein hat offenbar seine Anziehungskraft verloren. Gesellschaftliche Veränderungen zeigen Wirkung. Ist dies eine schöpferische Pause, die einem Start zu neuen Höhenflügen vorausgeht?
Wir bieten eine Vielzahl geplanter Strecken, die auch mit GPS zu fahren sind:
` 25 Touren für Rennräder auf asphaltierten und verkehrsarmen Straßen ` 22 Touren für E-Bikes und andere
Räder auf asphaltierten Feld- und Wirtschaftswegen


Die BMX-Arena Ahnatal - Austragungsort nationaler und internationaler Top-Events.
Mountainbike
Nordhessen mit seiner gebirgigen und waldreichen Umgebung bietet für das Mountainbiken ideale Bedingungen. Mit unserer Vereinssparte, dem Mountainbiken, wollen wir dem Rechnung tragen. Wir bieten in zwei Leistungsklassen samstags geführte Touren rund um Kassel an. Auch angrenzende Mittelgebirge wie der Harz oder die Rhön sind Etappenziele. Mit großer Begeisterung wurde schon eine mehrtägige professionell geführte Alpenüberquerung organisiert. Unser Ziel und Maxime ist es, interessierte Bürger / Sportler für diesen Sport zu begeistern und diesen gemeinsam zu erleben. Im Vordergrund steht die Freude am naturnahen On- und Offroad-Fahren mit dem Grundgedanken des Breitensports. Unsere Touren bieten neue Herausforderungen und bringen eine persönliche Bereicherung.
BMX-Rennsport
In den Jahren 2009 bis 2011 entstand auf dem Gelände der zentralen Sportanlage an der Rasenallee eine der schönsten BMX-Sportanlagen in Deutschland und Europa. Mit enormer Eigenleistung vieler Mitglieder wurde in unzähligen Stunden diese Anlage geplant und gebaut. “Stillstand ist Rückschritt” war und ist das Motto. Der Ausbau wird ständig vorangetrieben, um die Anlage immer up-todate zu halten! In kaum einer anderen Sportart wird von den Athleten mehr fahrerisches Können und mentale Stärke abverlangt als beim BMX-Rennsport! Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h und spektakuläre Zweikämpfe begeistern die Zuschauer, wenn acht Fahrer Ellenbogen an Ellenbogen um die vordersten Plätze kämpfen.
BMX ist aber noch mehr: Der seit 2008 olympische Sport verbindet seine Fans über Grenzen hinweg. Ein Sport, in dem Geschlechter, Rassen und Religionen gleichberechtigt nebeneinander vereint sind und Fairness, Akzeptanz und Respekt tatsächlich gelebt werden. BMX ist eine wertekonforme Sportdisziplin - auf der Rennstrecke und auch nach dem Sport!
Bereits im Jahr der Eröffnung (2012) fuhren Ahnataler Sportlerinnen und Sportler auf das Treppchen bei einigen Nordcup-Veranstaltungen. Ab 2013 war Ahnatal dann auch bei den Lizenzfahrern dabei. Seitdem können wir uns viele Deutsche Meister, Süddeutsche Meister, Hessenmeister und Cup-Titel auf die Fahne schreiben! Selbst im internatio-


Oben: Junge BMXer beim entspannen. Unten: Die BMX-Elite zu Gast in Ahnatal – weite Sprünge.
nalen Bereich fährt man mittlerweile erfolgreich mit. Die Sparte ist auch mit den Veranstaltungen gewachsen: Nach dem wir mit relativ kleinen Rennen in den Jahren 2012 und 2013 anfingen, konnten wir mit dem “internationalen 3-Nationscup” in den Jahren 2014 - 2021 eine Veranstaltung in Ahnatal etablieren, die jährlich tausende von Gästen nach Ahnatal lockt, sogar aus Australien, Kanada und Neuseeland - und das nicht nur zum BMX fahren: Die Gesamte Region profitiert vom “Sport-Tourismus”. Außerdem war Ahnatal Ausrichter der Deutschen BMX-Meisterschaft 2015 sowie der BMX-Bundesliga im Jahr 2017. Was noch fehlt: Ein Lauf zur UEC-Europameisterschaft! Um diesen veranstalten zu können, müssen jedoch noch ein paar Hausaufgaben erledigt werden ...
Fest steht: Ohne die Gemeinde Ahnatal und die Überlassung des Grundstücks auf Erbpacht-Basis wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen!
Die BMX-Sparte hat derzeit über 110 Mitglieder - Tendenz steigend! Wir freuen uns auf Nachwuchs bei einem unserer zahlreichen Schnuppertrainings. Termine dafür finden Sie auf unserer Homepage!
Förderungen
Das Land Hessen, der Landessportbund Hessen, der Landkreis Kassel und die Gemeinde Ahnatal kamen und kommen dem Verein durch finanzielle Zuschüsse und Zurverfügungstellung kommunaler Räumlichkeiten und Einrichtung entgegen. Nur durch diese große Solidargemeinschaft können die vielfältigen Ziele, die mit dem Sport verbunden sind, wie die Repräsentationsrolle des Sports für den Staat, die Förderung demokratischer Partizipation in der Gesellschaft, die Förderung der Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung bis hin zum Beitrag des Sports zur Kultur verwirklicht werden. Hinzu kommt die ökonomische Bedeutung des Sports.
Die Unterstützung der Vereine durch die Gemeinde Ahnatal bildet die Grundlage für darüberhinausgehende Förderungen, bis hin zur Landesförderung. Wir danken der Gemeinde Ahnatal für die langjährige Unterstützung, gratulieren zu „50 Jahren Ahnatal“ und wünschen uns allen ein erfolgreiches Jubiläumsfest!
&Klaus Kinne / Carsten Rövenstrunk
INFORMATIONEN
K www.rsc-weimar-ahnatal.eu
