Servus in Stadt & Land Deutschland 04/16

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04/2016 in Stadt & Land

Allgäuer Krautkrapfen

DIE HEILKRAFT DES VEILCHENS   DER ZAUBER DER BRUNNEN   DIE GENIALEN HÄUSER DER TIERE   DER SCHNEIDER VON ULM

Geheimrezept vom Meisterkoch

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EI N FAC H

.

GUT .

LEBEN

Ein echter Rheinhesse

Edler Balsamico vom Winzer

2 APRIL

04/2016 D 4,00 EUR CH 7,00 SFR IT/LUX 4,50 EUR

SÜSSE SCHÄTZE FÜR DAHEIM Kardinalschnitten, Makronen & ein Bienenstich

AUS GUTEM HOLZ GESCHNITZT Wie ein junger Handwerker aus dem Schwarzwald das Rad neu erfindet

Buntes Glück

Warum farbenfrohe Blumensträuße Körper &Seele guttun

Ein Juwel in Köln DE_Cover_April [P].indd 1

Die Meisterin des Mandala

Frühling im Schongauer Land

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09.03.16 13:02


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april 2 16

natur & garten 16 Gluckerndes Glück

Wie uns gezähmtes Wasser beim Menschwerden half.

24 Kopf hoch, Schönheit

Im Garten von Elisabeth HaimerlFürst bei Passau haben Tulpen und Gänseblümchen ihren Auftritt.

30 Tierische Baumeister

Ob Wasserburg, Liebesnest oder Kellerwohnung – auch im Tierreich gibt es großartige Architekten.

34 Der feine Immergrün

Der Buchsbaum macht eine gute Figur und freut sich über Friseurbesuche.

44 Hänsel und Gretel

Mit seinen zweierlei gefärbten Blüten ist das Lungenkraut ein Blickfang.

4 Servus

112

küche 54 In meiner kleinen Konditorei …

Willkommen in einer Welt, in der ein Bienenstich nicht wehtut und die süße Sünde Kardinalschnitte heißt.

64 Blamasche & Bodelack

Omas Kochbuch: Mandelsulz mit Karamellsoße aus dem Altbadischen.

66 Balsamico aus der Pfalz

Gutes von daheim: ein Essig-Geheimnis von Winzer Frank Kaltenthaler.

70 Allgäuer Krautkrapfen

Ein Wirtshausklassiker von der „Bräustatt“ in Weiler-Simmerberg.

72 Alle lieben Nudeln

Fünf Teigwaren-Rezepte, bei denen für jeden Geschmack etwas dabei ist.

wohnen 84 Treffpunkt „alle neune“ Hausbesuch: Innenansichten eines Kölner Juwels.

92 Kleine Spitzfindigkeit

Fundstück: Wie aus einer aus­ rangierten Zuckerdose ruckzuck ein praktisches Nähkästchen wird.

102 Sinnliches Farbenspiel

Wie bunte Wohnaccessoires und fröhliche Blumensträuße die Raumatmosphäre und unsere Stimmung beeinflussen.

108 Geballter Spaß

Kinderbasteln: Aus einer alten Schuhschachtel, Holzstäben und Wäscheklammern wird ein MiniKicker, den man sogar überallhin mitnehmen kann.

ZUSATZFOTOS COVER: EISENHUT & MAYER, BERNAHRD HUBER, HARDY MÜLLER

Inhalt 0

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102

142 30

standards

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land & leute 112 Verrückt nach Mandala

120 Eins auf die Löffel

130 Fahrrad vom Tischler

158 Der Traum vom Fliegen

Die gelernte Kirchenmalerin Kristina Maschek aus München weiht uns in die Kunst der magischen Kreise ein.

FOTOS INHALT: EISENHUT & MAYER, TOBIAS GERBER, JULIA ROTTER, KONRAD LIMBECK, BERNAHRD HUBER, MIRCO TALIERCIO, MAURITIUS IMAGES

brauchtum

Wie Raphael Much, ein mutiger Querdenker aus dem Schwarzwald, das Rad neu erfand.

134 Bitte nicht rascheln

Wehe, er hört einen falschen Ton. Dann ist er weg, der Auerhahn, der beim Balztanz ganz närrisch ist vor lauter Liebe. Protokoll einer Nacht im Berchtesgadener Land.

142 Am Anfang war das Wasser Früher blühten hier Handwerk und Handel. Schwabsoien, eine Wieder­ entdeckung im Schongauer Land.

Daniel Neuner aus Garmisch macht eine Musik der besonderen Art. Er spielt mit zwei Löffeln auf.

Das Leben war nicht gut zu ihm. Er wollte entkommen. Albrecht Ludwig Berblinger, der Schneider aus Ulm. Eine Geschichte aus alten Zeiten.

3 Vorwort 6 Briefkasten, Ortsnamen 8 Mundart 10 Servus im April 22 Der Garten-Philosoph 40 Unser Garten, Mondkalender 48 Natur-Apotheke: Veilchen 50 Was unserem Körper jetzt guttut 52 Schönes für draußen 78 Goldene Regeln: Nudelküche 80 Schönes für drinnen 110 Schönes Zuhause: Dekotipps für den April

118 Schöne Erinnerungen:

Dossier Die Magie der Farben

Farben sind eine Sprache der Natur und das größte Kommunikationsmittel der Welt. Eine Zusammenfassung ihrer Symbolund Heilkraft ab Seite 94.

Warst du auch brav?

138 Michael Köhlmeier: Der Mond 154 Doris Knecht: Vergissmeinnicht sind aber auch schön

156 ServusTV: Sehenswertes im April 162 Impressum, Ausblick Titelfoto: Konrad Limbeck

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GARTENBESUCH

kopf hoch,

schönheit

Werdet ihr Tulpen und ihr Gänseblümchen eigentlich genug gepriesen? Bei Elisabeth Haimerl-Fürst in Niederbayern habt ihr euren großen Auftritt. Lobgesang für echte Schönheiten vom Land. TEXT: STEPHANIE LAHRTZ FOTOS: NICOLE LAUTNER

24 Servus


Wonach sehnt sich eine Tulpe? Vielleicht danach, dass wir alle erkennen, wie schön sie ist. Anmutig reckt diese Tulpe (persisch dulband: bezeichnet einen Turban) ihre Blütenblätter, sie hat getrunken, sie sonnt sich, vielleicht vernimmt sie schon das verheißungsvolle Summen einer Biene. Wir sind zu Gast bei Elisabeth Haimerl-Fürst, 35, in Obersatzbach bei Passau im schönen Niederbayern. Ihr Garten ist ein Rückzugsort, still, geschützt. Die Mauern des 155 Jahre alten Bauernhofs halten die Sonnenwärme und schützen vor kalten Winden. Hinter der Hainbuchenhecke gibt es einen Platz zum Innehalten. Vorn, neben prächtigen Funkien, ist ein nacktes Eckchen. „Nein, ich hab nicht vergessen, da was zu pflanzen.“ Hier sonnt sich gern mindestens eine der fünf Katzen. Oder die Hühner, hier leben zehn, fliegen heran, scharren, glucken gemütlich. „Abends fliegen sie in ihren Stall. Sie wissen, im nahen Wald schleicht der Fuchs umher.“

Nachbarn im Innenhof: weiß-grüne Funkien, Akelei, Schwertlilien, Frauenmantel, Zierlauch, noch ohne Blüten. Linke Seite: Eine Tulpe ­zelebriert ihren Auftritt.

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FAST VERGESSENE REZEPTE

Aus Omas Kochbuch Rosmarie Mäder, 75, aus Sulzburg schickte das Rezept ihrer Tante.

Blamasche & Bodelack aus dem Altbadischen

Mmh, Mandelsulz mit Karamellsoße – was für ein Fest. Darauf freute sich die kleine Rosmarie die ganze Ferienzeit. REDAKTION: HEIDI KNOBLICH FOTO: EISENHUT & MAYER

Seinen köstlichen Namen bekam Tante Hildes heißbegehrter Nachtisch in den 1950er-Jahren, als Rosmarie Mäder, 75, und ihr Bruder Hans­ peter noch Kinder waren. Weil sie „Blanc Manger“ (franz. für „weiße Speise“) nicht richtig aussprechen konnten, machten sie in ihrer Markgräfler Sprache daraus „Blamasche“. Und weil die Karamellsoße auf dem Boden des Tellers glänzte wie Lack, hieß sie fortan „Bodelack“. Klar wusste Tante Hilde, was gemeint war, wenn sie das Rezept aus dem handgeschriebenen Kochbuch ihrer Mutter, Rosmaries Oma, schmunzelnd nachkochte. Sie hatte noch alte regionale Maße verwendet, den Schoppen für 500 ml, heute 250 ml, und das Lot, das etwa 15 Gramm entsprach.

Langersehnte Belohnung

Tante Hilde – ihr graues Haar trug sie stets zu ­einem strengen Knoten gesteckt – war Pfarrerswitwe im rund 40 Kilometer entfernten Wieslet im Südschwarzwald. Rosmarie und Hanspeter durften bei ihr immer die Sommerferien verbringen. „Einen Großteil des Weges zur Tante mussten wir damals noch zu Fuß gehen. Ein Stück nahm uns dann das Milchauto mit, wo wir auf der

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Lade­f läche zwischen den großen Milchkannen saßen“, erinnert sich Rosmarie Mäder. Oft halfen die Kinder in Wieslet auch bei der Heuernte. Zur Belohnung machte Tante Hilde am Ende der Fe­ rien als Sonntagsnachtisch „Blamasche & Bode­ lack“. Rosmarie schwärmt: „Die gemahlenen Mandeln spüre ich noch heute auf der Zunge.“

Himmlisch weiße Berge

Tante Hilde hielt neben Schweinen auch Kühe, und Hühner. Sahne, Milch und Eier waren trotz der kargen Nachkriegsjahre immer vorrätig. Zucker und Mandeln musste sie aber über Wochen zusammensparen. Es hatte immer etwas Feier­ liches, erzählt Rosmarie, wenn die Tante in der blau-weißen Schürze am Holzherd stand und im Milchtopf die weiße Süßspeise rührte. „Den Topf kratzte sie mit einem Gummischaber aus, damit ja nichts verlorenging.“ Da freuten sich auch Cousine Johanna und Cousin Fritz – und der neue Pfarrer Ulrich. Alle saßen sie erwartungsvoll am langen Holztisch in der Küche, bis Tante Hilde endlich die himmlischen weißen Berge auf die Dessertteller schöpfte und aus dem braunen Milchkrug ihre sahnigsüße Karamellsoße darübergoss. 3

ZUSATZFOTO: PRIVAT

Süßer Kindermund


ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN Zeitaufwand: ca. 45 Minuten Zutaten Mandelsulz 1 l Milch 1 Vanilleschote 45 g geschälte und ­gemahlene Mandeln 90 g Zucker 60 g feines Mehl, Type 405 4 Eiweiß Zutaten Karamellsoße: 125 g Zucker 125 ml Wasser 500 ml Sahne 4 Eigelb

ZUBEREITUNG MANDELSULZ: 1. Die Milch mit dem ausgekratzten Mark der Vanilleschote zum Kochen bringen. 2. Die Eiweiß zu Eischnee schlagen. 3. Die gemahlenen Mandeln, den Zucker und das Mehl zu einem Teig verrühren. 4. Den Teig in die kochende Milch einrühren und aufkochen lassen, bis die Masse dick ist. 5. Den Eischnee in die puddingartige Masse unterheben. 6. Die Masse noch einmal aufkochen lassen. 7. Die fertige Mandelsulz in eine Schüssel gießen und erkalten lassen. ZUBEREITUNG KARAMELLSOSSE: 1. Den Zucker gleichmäßig und dünn in eine trockene, fettfreie Pfanne streuen. 2. Bei großer Hitze karamellisieren lassen. 3. Wenn der Zucker goldbraun ist, vorsichtig zunächst mit dem Wasser und dann mit der Sahne ablöschen. Damit sich keine Klumpen bilden, zunächst nicht umrühren, sondern die Pfanne auf der Herdplatte hin und her schieben. Der Zucker darf nicht zu braun werden, da sonst die Soße bitter wird. 4. Die Eigelb unterrühren. 5. Die Soße in einer Schüssel erkalten lassen und zum Servieren in eine Sauciere oder ein Milchkännchen füllen. Tipp: Flüssiger Zucker wird sehr heiß und kann leicht zu Hautverbrennungen führen, benutzen Sie daher am besten einen langen Holzlöffel zum Umrühren. Die erkaltete Mandelsulzmasse auf einem Dessertteller servieren und mit der erkalteten Karamellsoße übergießen.

Wenn auch Sie ein fast vergessenes Rezept kennen, schicken Sie uns einfach eine Mail an: redaktion@servusmagazin.de

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HAUSBESUCH

Treffpunkt „alle neune“

Hier war mal ein sehr beliebtes Restaurant. Heute ist es ein Wohnhaus. Das Zuhause des Kölner Hotelier-Ehepaares Elisabeth und Manfred Brennfleck. Hier kocht der Hausherr jetzt für die Familie, für alle neune. TEXT: THOMAS G. KONOFOL FOTOS: THOMAS DREXEL

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Die Treppe ins Obergeschoss war eine „Hühnerleiter“. Auf dem Sideboard Familienfotos, darüber „Heidelandschaft“, Erbstück von Manfreds Eltern. Vorn Tulpen im Glas.

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BRAUCHTUM

Eins auf die Löffel

Schon die Fotos machen Stimmung. Wir erleben Daniel Neuner aus Garmisch, er spielt zünftig auf mit alten Wirtshaus-Löffeln. Da krümmen sich Messer und Gabeln vor Neid. TEXT: TRISTAN BERGER FOTOS: MIRCO TALIERCIO

Wie er leibt und spielt, Daniel Neuner, ganz großer Virtuose im Löffelschlagen. Griffbereit: Tuba, Gitarren, Geige, unterm Janker ein Hacklstecka. Im Fenster: seine bayerische Heimat mit der Alpspitze, 2.628 Meter, im Wettersteingebirge.

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utmütiger Blick, freundliche Stimme, mehr als zwei Zentner beste ­bayerische Mannespracht stehen vor uns. Daniel Neuner, 43, Garmischer Urgestein, jedes Kilo eine Schau. Schelmisches Grinsen überzieht sein ­Gesicht von einem Ohr quer hinüber zum anderen. Er sagt, gleich werde es etwas ­Besonderes geben, nämlich „was auf die ­Ohren“. Er lacht: „Also, spitzts die Löffel!“ Jetzt zieht er was aus seiner zünftigen Lederhose. Wir erspähen nichts anderes als Löffel, alte, dünne Wirtshauslöffel. Doch ehe wir uns wundern und vielleicht auch noch fragen können, was das zu bedeuten hat, fährt eine schneidige ­Polka in unsere Ohren. „Dani“, so wird er genannt, lässt die Löffel sausen. Auf seinen rechten Schenkel und federnd zurück zur linken Hand, ratternd über deren gespreizte Finger – so schnell, dass unser Auge gar nicht mehr mitkommt.

ÜBEN BEIM ESSEN?

Wir spüren, wie sich unsere Füße selbständig machen. Sie fangen an, im Takt der ­Löffel zu wippen. Die Stubn im Wirtshaus Fischer, in Pfatter bei Regensburg, wo wir uns getroffen haben, wackelt. Schweißperlen schmücken Danis Gesicht. Er ist nicht allein angetreten. Hinter Dani machen Freunde mit: Toni Bartl, 45, an der „Ziach“, einer Knopfgriff-Ziehharmonika, und Jürgen Lex, 50, kurz „Juri“, er fiedelt. Alle drei sind sie „Knedl & Kraut“. Sie spielen – Obacht, Wortspiel – „lachlederne Wirtshausmusi“. Man summt und wippt rhythmisch mit. Irgendwann wird’s gar so rasend schnell, puh, da muss man kurz innehalten, kurz durchatmen. Jetzt seien die Löffel so heiß, sagt Dani, „dass man damit eine Suppe ­aufwärmen könnte“. Er macht halt immer seine Späße, der Löffelmann. Dani und die Löffel. Das ist ja nicht selbstverständlich, dass man sein Talent ­dafür entdeckt. Wie denn auch. In den meisten Haushalten kommt es nicht gut an, wenn man bei Tisch beginnt, mit den Löffeln zu spielen. Schon gar nicht, wenn man noch ein Kind ist und sowieso aufpassen muss, dass man sich einigermaßen korrekt benimmt und keins hinter die Löffel kriegt. Wie soll man da ein Löffler werden? Aber es geht offenbar doch, am rechten Ort, in der richtigen Familie. „Ich hab ➻

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Kleines Grundbesteck von Meister Daniel, dem Löffelschlager: zwei blecherne Wirtshaus­ löffel. Sie sind leicht und federn, wenn sie beim Spiel gegeneinanderschlagen. Daneben zwei Schweizer Chlefeli (sprich: Klefferli) sie klingen ähnlich wie Kastagnetten. Der Hut, ein klassischer Werdenfelser, ist aus einem guten Rohling „selbst gezogen – auch die Applikationen habe ich gefertigt, aus Filz“.

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