The Red Bulletin CD 03/24

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KING OF CROSS COUNTRY

Schnell, präzise, frei im Kopf: Wie Lars Forster im Rennen und im Leben gewinnt

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Contributors

JB LIAUTARD

Der französische Fotograf hat eine Vorliebe für Actionsport. Nicht nur hält er, seit er dreizehn ist, stets eine Kamera in den Händen, sondern ist selbst dem Radsport sehr zugetan. Das kam ihm beim Fotoshoot mit CrossCountry-Biker Lars Forster für unsere Titelgeschichte zugute. Ab Seite 36

GUNTHER MÜLLER

ist Autor und Musiker, spricht aber am liebsten mit Menschen, die so ganz andere Dinge tun als er. Trift sich gut: Für uns hat er Arnaud Psarofaghis porträtiert, Skipper bei Alinghi Red Bull Racing. Fazit: «Ein fokussierter Weltklasse-Segler, der vor dem wichtigsten Rennen seiner Karriere sehr entspannt wirkt.»

Seite 20

OLIVIA EL SAYED schreibt Bücher und Bühnenprogramme. Mit hinterhältigem Humor blickt sie in unserer Literaturkolumne «On a Positive Note» auf sprachliche Missverständnisse – und legt damit ofen, welch wunderbare Kraft und Poesie in den kleinen Fehlern des Lebens schlummern. Ab Seite 96

AUF DIE RÄDER …

… fertig, los! Bis Lars Forster genau im richtigen Moment alle störenden Nebengeräusche ausschalten konnte, brauchte es viel Arbeit. Nicht nur auf dem Track, sondern vor allem im Kopf. Wie es der Schweizer Cross-Country-Biker an die Weltspitze schafte und wie ihm das Neudenken gelang, erfahrt ihr ab Seite 36. Es war ein «blöder Unfall», der Sandra Stöckli schliesslich zum Handbiken brachte. Wir trafen sie in Australien, einer ihrer vielen Stationen auf dem Weg zur anstehenden Paracycling-WM in Zürich (ab Seite 48). Die ewige Dance-Pop-Queen Kylie Minogue erzählt ab Seite 16, wie sie der Generation Z Beine macht, während die britische Pop -Punk-Sensation Girli dieselbe Generation auf ihre Art anspricht – authentisch, chaotisch, verletzlich – und dabei wunderbaren Soundtrack für Outdoor-Abenteuer liefert (ab Seite 64).

Bis hierher war Alltag – ab jetzt ist Abenteuer!

Selbst ist der Biker: In der Vorbereitung für unseren Fotoshoot legte Cross-Country-Biker Lars Forster Hand an.

EDITORIAL
THE RED BULLETIN 3 JB LIAUTARD (COVER), FRANZISKA LIEHL

16

Die zeitlose Dance-Pop-Ikone erobert die Generation Z. Was hat die perfekte Welle damit zu tun?

HIT THE ROAD 18

In abenteuerlichen Höhen und Weisen erkundet dieses verrückte Duo unwegsame Orte der Welt.

ARNAUD PSAROFAGHIS 20

Einmal Segler, immer Segler? Der Skipper will Alinghi Red Bull Racing zum Sieg im America’s Cup führen.

PORTFOLIO

DIE SEELE DES POP 22

Der US-Fotograf Greg Noire zeigt rohe, ungeflterte Emotionen auf und hinter den Bühnen von Festivals.

COVERSTORY

HIT THE ROCK – AND ROLL 36

Lars Forster war schon immer schnell. Nur sein Kopf war im Weg. Um zur Cross-Country-Weltspitze zu gelangen, musste er umdenken.

HANDBIKE AUF DER ÜBERHOLSPUR 48

Ein Unfall, ein harter Kampf. Heute fährt Para-Bikerin Sandra Stöckli rund um die Welt ganz vorne mit.

BIKE

IM SIEBTEN BIKE-HIMMEL 56

Die rad-ikalsten Rider live erleben! Diese Events bringen Speichen, Federgabeln und Nerven ans Limit.

MUSIK

WEIL ICH EIN MÄDCHEN BIN 64

Brit-Popstar Girli rockt – auf der Bühne und im Skatepark. Ein Gespräch über Feminismus, Ängste und ihr neues Album «Matriarchy».

64 56 GALLERY 6 ZAHLEN, BITTE! 12 HYPE-CHECK 14 HEROES KYLIE MINOGUE
INHALT UND JETZT DU! REISEN 73 BIOHACKING 78 HÖREN 80 GAMING 81 UHREN 82 FITNESS 84 BIKEN 88 ERLEBEN 94 IMPRESSUM 95 ON A POSITIVE NOTE 96 CHECK-OUT 98 4 THE RED BULLETIN JOSE DUCH/RED BULL CONTENT POOL, AMANDA FORDYCE
510 PARIS/RED BULL CONTENT POOL DAVID PESENDORFER

Paris, Frankreich

In welcher Zeit Sasha Zhoya diesen Hürdenlauf absolvierte, ist nicht überliefert. Dafür aber, in welcher Höhe: 46 Meter. Denn das französische Ausnahmetalent sprintet hier über das Dach des Pariser Fussballtempels Stade de France. Im Sommer will der Junioren-Europameister im Hürdenlauf am selben Ort – dann aber 46 Meter tiefer – um eine Medaille kämpfen: bei Olympia. Instagram: @sasha.zhoya

DACH-GESCHOSS
THE RED BULLETIN 7

Teahupo‘o, Französisch-Polynesien

BLAUES WUNDER

«Dieser Tag war einzigartig!», schwärmt der französische Meeresfotograf Ben Thouard, dem dieses Foto einen Finalplatz beim Red Bull Illume-Fotocontest 2023 sicherte.

«Die Bedingungen in Teahupo‘o an diesem Tag: klarer Himmel bei Sonnenaufgang, kein Wind – so dass die Wasseroberfäche spiegelglatt war und man durch die Welle hindurchsehen konnte.» Und auf dem Brett? Zieht der auf Tahiti geborene Surfer Kauli Vaast, 22, durchs Bild.

Mehr Top-Bilder: redbullillume.com

8 THE RED BULLETIN BEN THOUARD/RED BULL ILLUME, EISA BAKOS/RED BULL CONTENT POOL

Lavaux, Schweiz

Wo vor rund tausend Jahren Mönche die heute berühmten Weinterrassen von Lavaux errichteten, legt der Schotte Kriss Kyle seine Lines an –als Erster und als Einziger! Erlaubt haben es ihm die Winzer auf ihren Privatgrundstücken. Im Winzerdorf Saint-Saphorin hält Fotograf Jan Cadosch den schwersten Trick der Serie fest: den «Open Loop». redbull.com/krisskylelavaux eisabakos.com

KREISVERKEHR

Castle Valley, Utah, USA

GRIFF-WEITE

Für dieses Bild musste US-Fotograf Jeremiah Watt lange kämpfen. Auf der spektakulären Route «Excommunication» in Utah wollte er sowohl Kletterer als auch Landschaft festhalten. «Starker Wind, schlechtes Licht und abstürzende Drohnen erschwerten aber die Luftaufnahmen.» Mehrere Anläufe und fünf Jahre später gelang ihm dann diese Aufnahme von Rob Pizem – und damit der Sprung ins Semifnale beim Red Bull Illume-Fotocontest. Beharrlichkeit zahlt sich aus! Noch mehr Bilder: redbullillume.com

THE RED BULLETIN 11 JEREMIAH WATT/RED BULL ILLUME

HOLLYWOOD ANIMIERT EMOTIONEN

Oscars, Aktien, Superstars: Die Pixar Animation Studios garantieren

Erfolg. Ihr 28. Spielflm, «Alles steht Kopf 2», beweist ab 12. Juni, dass auch Computer-generierte Figuren Gefühle haben.

23

Oscars haben Pixar-Filme gewonnen, darunter elfmal in der Kategorie «Bester animierter Spielflm».

59

Personen sind im neuen Film für die Animation der Figuren verantwortlich, 52 weitere sind für visuelle Efekte zuständig.

6

Pixar-Filme zählen zu den 100 kommerziell erfolgreichsten Filmen: «Die Unglaublichen 2», «Toy Story 4», «Toy Story 3», «Findet Nemo», «Findet Dorie», «Alles steht Kopf».

4,5

Millionen Franken zahlte Apple-Gründer Steve Jobs 1986 für George Lucas’ Computertrickflmstudio

The Graphics Group – und benannte es in Pixar um.

157

Millionen Mal wurde der Trailer zum neuen Pixar-Film in den ersten 24 Stunden nach Veröfentlichung auf YouTube und TikTok angesehen –Rekord für einen Animationsflm!

151 000

Computer waren im Einsatz, um 2023 Pixars «Elemental» zu produzieren. An einzelnen Frames des Films wurde bis zu 1000 Stunden gearbeitet.

130

Sekunden dauerte «Luxo Jr.», Pixars erster animierter Film 1986. Die kleine Schreibtischlampe wurde danach zum Maskottchen des Unternehmens.

9

animierte Gefühle – Freude, Traurigkeit, Wut, Angst (Stimme: Maya Hawke), Ekel, Besorgnis, Neid, Überdruss und Verlegenheit –durchlebt Hauptdarstellerin Riley im aktuellen Film.

45 000

Franken kassierte Tom Hanks (li. unten) für seine Synchronstimme von Woody in «Toy Story» (1995). Für Teil 2 (1999) das Hundertfache.

6,6

Milliarden Franken in Aktien investierte Disney 2006 in Pixar, Vorbesitzer Steve Jobs wurde zu deren grösstem Einzelaktionär.

BITTE! 12 THE RED BULLETIN ADOBE STOCK, GETTY IMAGES (3), IMAGO, UNIVERSAL HANNES KROPIK CLAUDIA MEITERT
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Dein Weg zur Arbeit. Neu gedacht.

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HIER RIECHT’S NACH ZOCKEN!

Von Gewehrfeuer bis Waldluft: Das GameScent-Tool erkennt, was in deinem Videospiel passiert, und stösst den passenden Duft aus. Tech-Checker Kirafn schnüfelt dem Trend hinterher.

Kirafin heisst bürgerlich Jonas Willbold, ist 29 und unterhält seine 1,2 Millionen Follower auf TikTok mit ComedyFormaten. Nebenbei folgt er seiner Faszination für Tech-Produkte und -Trends. Für uns nimmt er aktuelle Hypes unter die Lupe.

DAS TEIL

«Ein noch intensiveres Gaming-Erlebnis verspricht der Hersteller: Künstliche Intelligenz analysiert den Sound der Spielsituation und setzt den passenden Duft frei. Bereits verfügbar: Gewehrfeuer, Explosion, Racing, Sturm, Wald. In Planung: Zombie. Nach Spielende sorgt die ‹Clean Air›-Funktion für frische Luft.»

DER HYPE

«Auf TikTok bleiben Gamer an den Videos hängen, da das Feature eine absolute Neuheit auf dem Markt ist. Das erfolgreichste Video – derzeit 1,5 Millionen Views – stammt von JampackSam. Auch deutsche Creators wie AlexiBexi widmen sich dem Teil.»

Dampf ab! Aus diesen Düsen strömen die Düfte.

DER CHECK

«190 Euro kostet das Gadget, was für eine Weltneuheit okay ist. Allerdings ist die Trefsicherheit noch ausbaufähig. Hin und wieder stösst der GameScent den falschen Duft aus. Da muss der junge Hersteller noch weiterentwickeln.»

Go-get-it-Faktor:

PERFEKT FÜR ... Gaming-Enthusiasten, die jede neue Entwicklung als Erste testen wollen.

NICHT PERFEKT FÜR ... Wohngemeinschaften mit NichtZockern – für den Sound gibt’s Kopfhörer, Gerüche sind unaufhaltsam.

HYPE-CHECK
14 THE RED BULLETIN

SUBARU OUTBACK 4×4

Der Subaru Outback begeistert als rundum überragender Crossover: edel und elegant auf der Strasse, kraftvoll und robust im Gelände. Als sicherster und technologisch fortschrittlichster Outback, der je gebaut wurde, überzeugt dieser vielseitige SUV mit seinem überragenden Raumangebot und seiner reichhaltigen Ausstattung. Profitieren Sie von mehr Bodenhaftung, dank dem besten 4×4-Antrieb der Welt, dem tiefen Schwerpunkt des Boxermotors, dem proaktiven Fahrerassistenz-System EyeSight und dem X-Mode für noch bessere Traktion und Kontrolle.

Abgebildetes Modell: Outback 2.5i AWD Luxury, 169 PS, Energieeffizienz-Kategorie F, CO 2Emissionen kombiniert 193 g/km, Treibstoffverbrauch kombiniert 8,6 l/100 km, CHF 52’800.–(inkl. Metallic-Farbe). Outback 2.5i AWD Advantage, 169 PS, Energieeffizienz-Kategorie F, CO 2Emissionen kombiniert 193 g/km, Treibstoffverbrauch kombiniert 8,6 l/100 km, CHF 45’900.–(Farbe Crimson Red Pearl). Unverbindliche Preisempfehlung netto, inkl. MwSt. Preisänderungen vorbehalten.

subaru.ch

AB CHF 45’900.–

HEROES

KYLIE MINOGUE

bewegt mit ihrer Musik auch die Generation Z und holte sich kürzlich ihren zweiten Grammy. Was macht die Dance­Pop ­Ikone so zeitlos? Las Vegas Vibes, Wohnzimmer­Disco – und Wellenreiten ganz ohne Wasser.

«Wenn ich mir anhöre, was meine Kollegen so sagen, sollte man auf keinen Fall länger hierbleiben, sonst verliert man den Verstand», sagt Kylie Minogue. Mit «hier» meint die australische Pop­Ikone Las Vegas. Und mit «länger» jene sechs Monate, für die sie die neondurchfutete Wüstenstadt zur Homebase machte: Mit ihrer Konzertreihe im Mega­Nightclub «Voltaire», die sie im Mai abschliesst, reiht sich Minogue in eine Riege legendärer musikalischer Langzeitgäste – von Elvis bis Lady Gaga. Und das ist noch lange nicht alles: Nach Musikgrössen wie den Beatles und Taylor Swift wurde sie bei den diesjährigen BRITS Awards zur «Global Icon» gekürt. Und mit der Single­Auskopplung «Padam Padam» gewann sie nicht nur ihren zweiten Grammy (Best Pop Dance Recording), sondern auch die Aufmerksamkeit der globalen Generation TikTok. Kylie, wie macht man der Generation Z Beine?

ON POINT

Bekannt bereits als Teenagerin aus der britischen Kultserie «Neighbours»

Hatte 35 Top-Ten-Singles in Grossbritannien und ist dort die erfolgreichste Popsängerin nach Madonna

Ich bin alles andere als eine Weinkennerin, das habe ich auch im Zusammenhang mit «Kylie Minogue Wines» immer gesagt. Mir schmeckt einfach guter Wein. Aber das mit dem französischen Weingut ist schon eine meiner Fantasien. Allerdings müsste ich mir dort auch ein Tonstudio einrichten lassen, was mich endgültig zum typischen Popstar machen würde – Bono und Sting haben ja auch ihre eigenen Weingüter.

Vertreibt unter ihrem Namen Wein, Duftlinien, Heimtextilien – eine Lifestyle-Ikone Instagram @kylieminogue

the red bulletin: Deine Karriere hält schon 36 Jahre an. Fühlst du dich immer noch so motiviert wie zu Beginn? kylie minogue: Manchmal stelle ich mir diese Frage auch und denke: «So, das war’s jetzt, ich muss aufhören.» Aber dann rollen alle in meinem Team die Augen und sagen: «Wir wissen ja ohnedies, dass du nicht aufhören wirst.» Ich mache das alles, weil ich durstig nach Kreativität bin. Und ich liebe die Aufregung!

Keine Lust, ein Weingut in Südfrankreich zu kaufen und dort zu leben? Du vertreibst ja bereits eine Weinmarke …

«Padam Padam» ist deine erfolg reichste Single seit langem. Hast du diese Resonanz erwartet?

Die hat uns alle überrascht – der Erfolg insgesamt und dass «die Jugend» so darauf abfährt. Die junge Generation ist so ofen und unvoreingenommen. Als ich zwanzig war, hielt ich alle Vierzigjährigen für steinalt. Aber ich glaube, die jungen Leute erleben heute so vieles und haben gelernt, wie uncool Vorurteile sind. Die Einstellung gegenüber dem Alter muss sich ändern, fnde ich. Und erfreulicherweise ändert sich diese gerade tatsächlich.

Viele deiner Songs sind DancefoorKlassiker. Gehst du noch oft in Clubs? Ehrlich gesagt eher weniger. Meine krasseste Clubbing­Zeit war Mitte der Neunziger. Ich verkläre diese Zeit immer mehr, weil wir da noch keine Handys hatten und nicht ständig auf Twitter und Instagram und TikTok hingen – wir waren einfach da. Den Jüngeren geht es wohl auf die Nerven, dass wir Älteren immer von dieser Zeit schwärmen, aber es war einfach unglaublich. In letzter Zeit passiert es immer öfter, dass ich einfach zu tanzen beginne. Wenn

nach dem Abendessen die Musik lauter wird, schiebt man die Möbel an die Wand und hat plötzlich die beste Disco!

Hat eine Residency in Vegas immer schon zu deinen grossen Zielen gehört? Vegas ist neu für mich, eine produktive Herausforderung – für eine Künstlerin gewissermassen ein Initiationsritus, und darin besteht auch der Reiz der Stadt. In meiner Show geht es aber eher um die Intimität des alten Las Vegas – also um das Gegenteil dessen, was die meisten Leute erwarten.

Wie war es, für die letzte Folge zur TVSerie «Neighbours» zurückzukehren, die dich in den 80ern bekannt machte? Es war ein sehr kurzes Vergnügen. Ich habe seit «Neighbours» immer wieder ein bisschen geschauspielert, und es macht mir wirklich Spass, auf dem Set zu stehen. Ich fühle mich bei Film­ und Fernsehdrehs einfach zu Hause, weil das in meiner Jugend zweieinhalb Jahre lang mein Alltag war. Mir gefällt, dass alle zusammenarbeiten müssen, als Team – deshalb bin ich wahrscheinlich nie eine «Diva» geworden.

Und was kommt als Nächstes? Ich reite auf einer per fekten Welle. Hin und wieder muss ich auch paddeln, aber es bereitet mir grosse Freude. Ich bin keine Surferin, aber ich war schon mal surfen – deswegen weiss ich, wie es ist, auf die nächste Welle aufzuspringen. Und genau dieser Moment ist es, den ich geniesse.

Kylie Minogues Album «Tension» ist bei Darenote/BMG erschienen. kylie.com

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«Als ich 20 war, hielt ich alle 40-Jährigen für steinalt, das kennt man ja.»
«Erfrischend» fand Kylie Minogue, 55, die Reaktionen junger Musikfans auf «Padam Padam».
THE RED BULLETIN 17

HEROES

PAUL RDB

ist Teil des Duos «Hit the Road», das rund 838 000 Follower mit Kletter- und Parkour-Videos auf YouTube unterhält. Ihr Versprechen: Reise-Abenteuer an den schrägsten Orten der Welt.

Angefangen hat alles im Jahr 2010 mit der Mission, «in über 20 Ländern die höchsten Dächer zu erklimmen, in die tiefsten Tiefen einzutauchen und geheimste Orte zu erkunden». Seither hat «Hit the Road» immer wieder die Grenzen des Machbaren verschoben, sich neuen Herausforderungen gestellt – und damit Hunderttausende auf Social Media begeistert. Das verrückte Duo besteht zum einen aus Clément Dumais, ParkourAthlet, Filmemacher, siebenfacher Finalist bei Ninja Warrior in Frankreich sowie Weltmeister 2019 im Chase Tag. Und zum anderen aus Paul Roux-dit-Buisson (Rdb), Parkour-Athlet, Filmemacher und Fotograf. Während der Vorbereitungen auf ihr neuestes Projekt – die Rallye Dakar 2026 – haben wir mit Paul gesprochen.

the red bulletin: Wie hat die Zusammenarbeit mit Clément begonnen?

ON POINT

Wohnort

Lissabon – hier bietet die Natur rundum alle Möglichkeiten

Vorbilder

2015 hattest du eine Begegnung, die deinem Parkour einen völlig neuen Sinn gegeben hat … Ja, da waren wir in der Ukraine. Wir haben einen Typen namens Sol getroffen, der auch aus der Parkour-Community stammte, vor allem aber auf Entdeckungsreisen ging. Er ist beispielsweise nach Tschernobyl oder zu alten Bunkern aus dem Kalten Krieg gereist, die irgendwo mitten in der Stadt versteckt sind. Das war der Startschuss für das, was wir heute vorrangig machen. Es war ein Schlüsseljahr für uns, da wir unsere ParkourErfahrung fortan genutzt haben, um an Orte zu kommen, die normalerweise nicht zugänglich sind. Besonders neugierig waren wir auf Relikte aus Sowjetzeiten, zum Beispiel alte Stützpunkte.

David Belle (der King des Parkour), Sébastien

Foucan, Storm Freerun

Ungewöhnlichstes

Video

paul rdb: Wir haben beide im selben Vorort von Paris gewohnt. Parkour hat uns zusammengebracht. Im Jahr 2012 haben wir beschlossen, andere Traceurs in ganz Europa zu treffen. Wir haben uns einen Interrail-Pass gekauft, einen Rucksack geschnappt und sind von Metropole zu Metropole gezogen. Übernachtet haben wir auf Dächern oder auch mal bei anderen Leuten. Das war der Aufbruch in eine echte Parkour-Community, in der man Lebensgeschichten, Abenteuer und Skills geteilt hat. Wir sind vier Sommer lang durch Europa gereist und haben dabei Videos gedreht. Parallel dazu haben wir auch mit werblichen Videoproduktionen begonnen.

Paul war mit seinem Hund Mojo Gleitschirm fliegen

Paragliding-Mentoring @leo.flynazare

Und in diesem Zusammenhang ist aus euch «Hit The Road» geworden? Richtig. Auf YouTube hatten wir jedes Jahr Videos unter dem Namen «Parkour hits the Road» veröffentlicht, was so viel bedeutet wie Parkour auf Reisen. Dann haben wir das «Parkour» einfach gestrichen. Übrig geblieben ist «Hit the Road». Die Doppeldeutigkeit dieses Namens ist schon charmant: Einerseits heisst es ja, unterwegs zu sein. Andererseits kann es auch bedeuten, auf der Strasse aufzuschlagen. Und im Parkour geht es tatsächlich viel um Aufprall und die Landung. Schönes Wortspiel, wobei wir das Unterwegssein klar favorisieren

… das dennoch viel Kraft und Ausdauer erfordert. Wie oft trainiert ihr? Als wir noch voll auf Parkour ausgerichtet waren, haben wir jeden Tag trainiert. Heute hängt es von den jeweiligen Projekten ab.

Seit wir uns auch mit Paragliding, Speed Flying oder Motorradfahren beschäftigen, versuchen wir zu trainieren, wann immer wir nicht am Computer sind. Im Januar haben wir einen Skydiving-Kurs begonnen. Unterm Strich sind wir jedoch eine Produktionsfirma und müssen beispielsweise Dreharbeiten und andere Dinge organisieren. Es bleibt also eine Herausforderung, die Arbeit hinter dem Content und das Training, das den Content erst ermöglicht, in Einklang zu bringen.

Trotzdem möchtet ihr einen Traum verwirklichen und bei der Rallye Dakar 2026 auf dem Motorrad an den Start gehen. Wie bereitet ihr euch darauf vor? Für die Dakar muss man wirklich mit allem gerüstet sein, damit man die Sache auch geniessen kann und nicht nur leidet. Wenn man es schafft, sich das grosse Ziel vor Augen zu führen, ohne unüberwindbare Hürden zu sehen, wenn man aus dem Ziel viele kleine Etappen macht und ihm jeden Tag einen Schritt näher kommt, wird es mental einfacher. Das ist eine enorme Herausforderung, und es bedarf noch viel harter Arbeit, aber man kann es schaffen. Clément ist vor seiner Teilnahme bei der Enduropale du Touquet 2022, dem grössten Sandbike-Rennen der Welt, noch nie ernsthaft Motorrad gefahren. Demnächst werden wir Luc Alphand, Cyril Despres sowie Camille Chapelière und Benjamin Melot treffen. Wir werden bei ihnen hospitieren, um unsere Navigationsfähigkeiten mit einem Roadbook und unser fahrerisches Können zu verbessern.

YouTube : @HitTheRoad

18 THE RED BULLETIN
«Wenn ein Ort nicht zugänglich ist, wird er für uns erst interessant.»
Paul Rdb, 31, über

den

Abenteuer-

Ansatz

des Duos «Hit the Road». Das Foto zeigt Partner Clément auf einem Gebäude in Hongkong.
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HEROES

ARNAUD PSAROFAGHIS

lernte als Dreijähriger die ersten Handgrife des Segelns. 33 Jahre später will der Skipper von Alinghi Red Bull Racing sein Team zum Sieg beim America’s Cup führen. Hier verrät er, was ihm dabei Kraft gibt.

Dass Arnaud Psarofaghis das Segeln in die Wiege gelegt wurde, ist keine Übertreibung. Zum einen wuchs der 36­jährige Schweizer Segelprof in der Gemeinde Corsier auf, nur wenige Meter vom Ufer des Genfersees entfernt. Zum anderen sind seine Eltern und sein Onkel begeisterte Segler, die ihn schon als Kleinkind auf das Wasser mitnahmen. «Zum ersten Mal auf dem Boot war ich mit drei Jahren», erinnert sich Psarofaghis. «Mein Vater und mein Onkel haben mir früh die ersten Handgrife beigebracht.» Der Junge schaute zu. Und er lernte schnell.

ON POINT

Kommt aus Corsier am Genfersee Geboren am 14. September 1988

schaften sollte ein Skipper noch mitbringen? «Er muss alles im Blick haben, er muss Verantwortung übernehmen und manchmal Entscheidungen trefen, mit denen nicht alle zufrieden sind, zum Beispiel aus einem Team von fünfzehn Seglern acht für das Rennen auswählen», erklärt Psarofaghis. «Wichtig ist, dass alle an einem Strang ziehen. Ich proftiere von der Motivation der anderen und umgekehrt.»

Segelt seit er drei ist

Grösster Erfolg Weltmeister 2019 in der GC32-Klasse

Isst am liebsten Burger – mindestens einmal pro Woche

Mit sieben Jahren fuhr er in sein erstes Sommersegelcamp und beeindruckte die Trainer mit seinem Können. «Schon damals träumte ich davon, eines Tages vom Segeln leben zu können», erzählt Psarofaghis. Dass er knapp dreißig Jahre später Skipper des Alinghi Red Bull Racing­Teams sein würde und dieses zum Gewinn des legendären America’s Cup führen soll, klingt wie der Stof, aus dem Hollywood­Drehbücher gemacht sind. Der Weg an die Spitze war allerdings kein einfacher.

Und sonst so? Wakeboarden und Roadtrips

Als Jugendlicher verbrachte Psarofaghis jede freie Minute auf dem Segelboot. «Das Boot war der einzige Ort, an dem ich mich wirklich wohlfühlte, nur beim Segeln hatte das Leben für mich damals einen Sinn.» Gleichzeitig merkte Arnaud, dass er kein Einzelgänger ist, sondern am liebsten im Team segelt – vielleicht die wichtigste Voraussetzung für einen Skipper. «Ich muss nicht so sehr im Vordergrund stehen, auch bei Medienterminen lasse ich lieber den anderen den Vortritt», sagt er. Welche Eigen­

Kenn dein Boot!

Bis vor kurzem war der Sport so gut wie alles im Leben von Arnaud Psarofaghis. Seit rund zwei Jahren ist das anders – seit der Geburt seines Sohnes. «Das hat meine Sicht auf das Leben komplett verändert. Natürlich nimmt das Training viel Raum ein, zugleich möchte ich so oft wie möglich bei meiner Familie sein», sagt der «Male Sailor of the Year» von 2014. Talent und Hingabe zum Segelsport sind zwar extrem wichtig, reichen allein aber nicht aus für eine Profkarriere im Segelsport. Für Arnaud Psarofaghis führte der Weg dorthin über einen technischen Umweg. 15 Jahre lang designte er Segel für den renommierten Anbieter «North Sails». «Dadurch habe sowohl während meiner Arbeit als auch meiner Freizeit viel Zeit auf Booten verbracht und jede Menge über die Technik und die Beschafenheit verschiedener Modelle gelernt», sagt er. «Diese Erfahrung war für meine weitere Karriere Gold wert.»

Es dauerte nicht lange, bis auch die Profszene auf ihn aufmerksam wurde und er als Steuermann einen Europameistertitel in der Foiling­Moth­Klasse holte. Zwei Jahre später, mit 23, konnte er mit Rennen in unterschiedlichen Bootsklassen Geld verdienen,

arbeitete aber vorerst weiter in der Segelproduktion. Als er 2016 zu Alinghi wechselte, markierte das eine Zäsur in seinem Leben. Psarofaghis kündigte alle Nebenjobs und konzentrierte sich fortan ausschliesslich auf den Segelsport. Die Erfolge liessen nicht lange auf sich warten. Seit er zum Team gestossen ist, holte Alinghi in unterschiedlichen Segelklassen Titel, darunter mehrere D35­Trophäen sowie ein Weltmeistertitel in der GC32 Racing Tour. Im Oktober soll nun die Königsdisziplin des Segelsports diese Erfolgsserie krönen: der Seige beim 37. America’s Cup.

Mentale Stärke

Um dort antreten zu können, muss das Team jedoch zunächst im August die Challenger Series gewinnen. «Die vielleicht grösste Herausforderung für uns ist, dass wir noch nicht wissen, mit welchen Booten und welcher Taktik die anderen Teams ins Rennen gehen. Alles wird bis kurz vor dem Rennen geheim gehalten», sagt der Skipper. Sollte Alinghi Red Bull Racing die Challenger Series gewinnen, tritt das Team, das die Société Nautique de Genève repräsentiert, gegen Titelverteidiger Neuseeland an. Das bedeutet nicht nur hartes physisches Training, sondern auch enormen psychischen Druck. Psarofaghis nickt: «Es geht um die Balance zwischen Konzentration und Entspannung», so der Skipper. Spezielle Rituale vor einem Rennen habe er keine, dafür verrät uns Arnaud einen ganz persönlichen Trick: «Wenn ich mich konzentrieren will, denke ich einfach an meinen Sohn. Das gibt mir die grösste Kraft.»

Instagram: @arnaud_psaro @alinghiredbullracing

20 THE RED BULLETIN JOERG MITTER/ALINGHI RED BULL RACING/RED BULL CONTENT POOL
«Bis kurz vor dem Rennen wird alles geheim gehalten.»
Skipper Arnaud, 36, über die Herausforderungen des America’s Cup
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ZEN MIT ZÖPFEN

Tobe und Fat Nwigwe, Austin, Texas, 2022

Reduktion und Emotion: US-Rapper Tobe Nwigwe (re.) sorgt für verhaltene Bewegung. An vorderster Front sagt seine Frau Fat der Welt ganz klar die Meinung. Fotograf Greg: «Ich habe den Hintergrund extra aufgehellt, um Fat noch mehr Präsenz zu verleihen.»

DIE SEELE DES POP

Drake, Miley Cyrus, Rosalía, Travis Scott: Der Texaner Greg Noire ist einer der Lieblingsfotografen der Popwelt. Seine Spezialität: magische Live-Momente. Hier erzählt er uns von seinen besten Shots.

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TEXT SIMON SCHREYER FOTOS GREG NOIRE
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HIMMLISCHES

INFERNO

Travis Scott, Lollapalooza, Chicago, 2018 Vor und nach diesem Moment schoss Greg viele Variationen von Travis Scott, die ihn frontal inmitten der Laser- und Nebelefekte zeigen. Er entschied sich aber für diese Aufnahme mit dem Rücken zur Kamera. Greg: «Dieses Bild hat etwas Traumhaftes.»

«Mein FotoTipp: Finde heraus, wohin dein Blick dich führt.»

GLAMORAMA

Big Freedia, New Orleans, 2019

Greg über diese dynamische Aufnahme: «Wenn ich eine Linienformation sehe, möchte ich nie ganz in deren Zentrum stehen. Ich trete ein bisschen zur Seite, damit mehr Tiefe entsteht, was den Blick in diesem Fall direkt auf Sängerin Big Freedia zieht.»

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ZÄHNE ZEIGEN

Little Simz, Austin, 2022 «Ich sage das selten über meine Arbeit, aber ich liebe dieses Bild. Es ist der Goldstandard meiner Ambition: Es wirkt wie ein Studioporträt, aber ich habe es gemacht, als die britische Rapperin Little Simz für die Zugabe auf die Bühne kam.»

SHEEESH!

Lil Uzi Vert, Miami, 2021

Der US-Rapper Lil Uzi Vert ist ein Performer mit extrahohem Energielevel, der engen Kontakt zum Publikum hält. Greg: «Es ist, als ob er in dem Moment seine Ausstrahlung komprimiert.»

VIER GEWINNT

Rosalía, Barcelona, 2023 Häufg ist der Vordergrund eines Gigs nicht entscheidend für Greg: «Ich verehre Rosalía als Künstlerin, aber bei diesem Konzert felen mir ihre vier Background-Tänzer auf. Sie bewegten sich mit unglaublicher Präzision und dennoch sehr lässig.»

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«Mich inspiriert die Energie der Künstler, der Farbkontrast der Lichtshow oder ein bestimmtes

Detail.»

ÜBERLEBENSGROSS

Drake, Austin, 2016

«Der erste Gig von Drakes Summer Sixteen Tour fand in Austin statt – nicht weit von Houston, wo ich lebe. Ich verdiente mit meiner Kamera noch kein Geld in diesem Sommer, aber ich war voller Eifer, Kunst zu schafen.»

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FEUERWERK

Tyler, the Creator, Austin, 2021

«Da ich Tylers Show am ersten Wochenende des Austin City Limits Music Festivals gesehen hatte, konnte ich mich auf den Showdown seines zweiten Konzerts vorbereiten. Bei der Pyrotechnik holte ich in der Nachbearbeitung den Goldton noch stärker heraus.»

RAINBOW WARRIOR

Miley Cyrus, Las Vegas, 2019

«Wann immer ich etwas Glitzerndes im Sucher sehe, kann ich mir nicht helfen: Dann muss ein Starflter oder Cross Screen auf die Linse. Dadurch entstehen sogenannte Starbursts: sternförmige Strahlen, die von einer Lichtquelle nach aussen leuchten.»

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UMKEHRSCHUB

KennyHoopla, Austin, 2021 Auf Händen getragen oder an die frische Luft gehängt: alles eine Frage der Perspektive. Das Schwarz­Weiss minimiert die Information des Fotos, das Greg auf den Kopf stellte: «Somit erreichen die Gefühle in Kennys Gesichtsausdruck den Betrachter direkter.»

STURMESHÖHE

Kodak Black, Miami, 2021

Dieses Bild von Kodak Black im Rotlicht unter blauen Gewitterwolken ist einer von Gregs Lieblingen: «An dem Tag sorgte ein Sturm für Drama am Himmel über Florida. Kodak erinnert mich hier an einen Krieger in der afrikanischen Steppe.»

DER FOTOGRAF

Greg entdeckte die Fotografe, als er in der Fotoabteilung eines Warenhauses arbeitete. Inspiriert von den Filmrollen der Kunden, kaufte er eine FujiflmFinePix-Kamera und begann, etwa 500 Bilder pro Tag zu schiessen. 2009 fotograferte er ein Konzert des Hip-Hop-Duos Clipse. Greg: «Ich verliebte mich sofort in den Job, obwohl ich zunächst gar keine Ahnung hatte, was ich tat.»

2014 dokumentierte er erstmals das Lollapalooza Festival, seit 2019 ist Greg einer der gefragtesten Fotografen der Branche. Zu seinen Kunden gehören Drake, Travis Scott, Chance the Rapper, Kendrick Lamar, Chil-

dish Gambino oder Demi Lovato. Seine Liebe zu Schwarzweiss sowie zum Film Noir, insbesondere zu «Citizen Kane», inspirierte ihn zu seinem Pseudonym. Als seine Einfüsse nennt er Fotografe-Grössen wie Chi Modu, Gordon Parks, Devin Allen und Bruce Talamon. Seine Konzertfotos erwecken den Eindruck, sie seien nach einem ausgeklügelten Konzept im Studio entstanden. Dabei ist Greg einfach nur «live» im Moment und wartet lieber den entscheidenden Augenblick ab, anstatt in rascher Serie abzudrücken. Das Ergebnis: intim, stark und voller Soul.

Instagram: @gregnoire

GREG NOIRE 34 THE RED BULLETIN

BEFLU ¨ U ¨ U ¨ GELT DURCH DEN SOMMER. NEU

Curuba-Holunderblüte

BELEBT GEIST UND KÖRPER.

UND DANN GAB ES NUR NOCH LARS

TEXT SAMUEL WALDIS
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FOTOS JB LIAUTARD Abfahrt! Lars Forster auf seiner HeimTrainingsstrecke bei Wangen, Schwyz

Trail mit Aussicht

Lars auf seinem hauseigenen TrainingsTrack am Buchberg: im Hintergrund der Zürcher Obersee

Lars Forster zählt zu den besten Cross-Country-Mountainbikern der Welt. Gut war er von Anfang an, Spitze wurde er aber erst, als er die Gangschaltung in seinem Kopf neu einstellte.

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Getting ready Lars bereitet sich auf eine Trainingsfahrt am Buchberg vor.

Unten in der Tiefgarage, hinten an der Wand auf dem obersten Regal eines Holzgestells, steht ein Zitronenbaum. Der wirkt zwar ein wenig deplatziert, verströmt mit seinem Duft aber einen Hauch Wohnlichkeit, der Lars Forster schon viele Stunden versüsst hat. Denn Lars Forster parkt hier unten nicht nur sein Auto. Er pfegt und putzt hier auch seine Fahrräder, wenn er sie auf den Trails in den Wäldern hinter dem Haus richtig dreckig gefahren hat. Der Hausbesitzer hat dafür einen Wasseranschluss bereitgestellt und Lars eine Gartenschlauchrolle an die Wand montiert. Der Dreck fiesst beim Abspritzen in die Rinne, die mitten durch die Tiefgarage verläuft. Nicht allen Nachbarn gefällt das. Aber irgendwo muss Lars schliesslich seine Räder säubern. Er steht auf seinem Parkplatz, in T-Shirt, Jogginghose und Badesandalen. Lars hebt eines der drei Bikes von der Wand, schwarz und blitzblank. Dieses hat er noch nie sauber gespritzt. Es ist das neue. Er wird es nach Brasilien mitnehmen, wo im April die Weltcupsaison losgeht.

Lars ist 30 Jahre alt und gehört zu den besten Cross-Country-Mountainbikern der Welt. 2018 und 2021 war er Europameister, er hat Weltcuprennen gewonnen und das Cape Epic in Südafrika, eine Art Tour de France der Mountainbiker. 2023 war er zwischenzeitlich sogar die Nummer eins der Weltrangliste. Er wohnt in Rieden, Kanton St. Gallen, ziemlich weit oben am Hang über dem östlichsten Zipfel des Zürichsees. Hier oben hat er

zusammen mit seiner Frau diese Wohnung in einem Neubau gefunden. Seine neun Bikes verstaut er nicht nur in der Garage beim Zitronenbaum. Er lagert sie in zwei weiteren Kellerräumen: Mountainbikes, Endurorad und Quervelo; E-Bike, PumptrackVelo, das Rennvelo für die Strasse und das alte Citybike mit den Rahmenschalthebeln, ziemlich aus der Zeit gefallen. Wenn er mal in Uznach auf den Zug muss, dann nimmt er dieses Relikt. Er kann ja schlecht eines seiner 10 000  Franken teuren Bikes am Bahnhof stehen lassen. Vor ein paar Monaten hat er mit Gleitschirmfiegen begonnen, auch diese Ausrüstung muss er irgendwo verstauen. Der Platz wird knapp. Aber die Lage stimmt: Auf den Trails hinter seinem Haus hat er so lange trainiert, bis er 2023 das erfolgreichste Jahr seiner Karriere feierte. Auf dem Weg dahin musste er auch einstecken. Albstadt im Mai 2019, Weltcup-Auftakt. Es regnet. Eigentlich mag Lars diese Bedingungen. Er fährt an diesem Tag im weissen Trikot des Europameisters, und alles geht gut bis zu einer Rechtskurve auf einer nassen Wiese. Lars stürzt, ein «Stürzchen» sei das gewesen, wie er sagt. Er fährt weiter, und in einer Abfahrt stürzt er nochmals. Diesmal ist es kein «Stürzchen». Lars landet gut zehn Meter von seinem Bike entfernt. Er taumelt zurück, hebt seine Brille auf, torkelt, hievt sich zurück in den Sattel. Lars erinnert sich nicht mehr an diesen Moment. Heute weiss er aber, dass dies der Moment war, in dem er das Rennen hätte aufgeben müssen. Doch er fährt weiter. Und er stürzt ein drittes Mal, wieder bei einer Abfahrt. Er liegt im Wald, neben dem Trail, vom Weiss des Trikots ist nichts mehr zu sehen, sein ganzes Gesicht ist voll mit Dreck. Er ist so heftig gestürzt, dass er nur mit Hilfe der Bergwacht auf die Beine kommt.

Eigentlich war Lars in guter Form. Aber nach diesem einen Rennen war er am Boden, wie er später sagen wird: «Ich hatte Zweifel. Und zwischenzeitlich glaubte ich danach nicht mehr an mich.» Nach dem schlimmsten Rennen seiner Karriere verbringt

«Ein Stürzchen» war der Beginn des gedanklichen Wandels.
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Lars viel Zeit auf dem Sofa. Trainieren liegt nicht drin, ein bisschen Schwimmen geht. Als er schliesslich in den Weltcup zurückkehrt, merkt er: «Ich bin einfach nicht in der Lage, vorne mitzufahren.» Es dauert bis zum Ende der Saison, bis er wieder an der Konkurrenz dran ist. Dann gewinnt er in den USA sein erstes Weltcuprennen. Dass er heute in der Weltspitze fährt, hat viel mit seinem Kopf zu tun. Er hat in den letzten Jahren die entscheidenden mentalen Puzzleteile zusammengebracht.

Drei Methoden zur mentalen Stärke

Lars sitzt an seinem Esstisch, hinter ihm die Berge und der Obersee, vor ihm die Espressotasse, die Rückstände eingetrocknet. Er spielt mit der Tasse, dann stellt er sie vor sich hin, als Requisit der folgenden Theorielektion, für die er auch seine Zeigefnger braucht. Der eine Finger ist er selbst, der Fahrer. Der andere ist die Stelle vor ihm auf dem Trail, dort, wo Lars beim Fahren hinblickt. Die beiden Finger wandern um die Espressotasse, die eine Kurve darstellt. Lars sagt: «Manchmal kannst du nicht sehen, was kommt, weil es vorne runtergeht oder um eine Kurve. Dann musst du abschätzen, was es leiden mag.» In der Praxis prägt sich Lars also die Stelle weit vorne ein. Wenn er zu der Stelle kommt, fährt er sie blind, während er sich bereits die nächste Stelle einprägt. Er sagt: «Aber das geht nur, wenn du geschmeidig auf dem Rad bist.»

Und es geht nur, wenn er seinen Fähigkeiten vertraut. Nur so schaft er es, sich in den Abfahrten der Rennen zu erholen, auch wenn er dabei über alle möglichen Hindernisse donnert. Das muss er. Denn wenn er auch noch in den Abfahrten alles

investieren müsste, hätte er keine Chance. Aber wie schaft es Lars, sich bei Abfahrten mit bis zu 50 Kilometern pro Stunde zu erholen? Wenn Lars spricht, schaut er sein Gegenüber an. Und immer wieder macht er Pausen. Es gibt Fragen, nach denen er gestoppte 27 Sekunden lang überlegt, bis er eine Antwort gibt. Diese Stille ist das Geräusch seiner Ruhe.

Damit diese Ruhe ihn auch in den Rennen begleitet, hat Lars die letzten zwei Jahre viel in seine mentale Verfassung investiert. Zusammen mit Sandro Stäheli, einst Filialleiter einer Kantonalbank, heute Mentalcoach. Die zwei lernen sich bei einem Skitourenrennen kennen. Sie bildeten ein Team für den Aufstieg. «Am Ende habe ich ihn dann abgehängt», erzählt Lars lachend.

Seit Sandro Lars’ Mentalcoach ist, sind die beiden vor allem drei mentale Aspekte angegangen. Der erste: Die Welt um Lars herum muss verschwinden. Früher dachte Lars während der Rennen darüber nach, welcher Fahrer vor ihm liegt, welcher Fahrer ihn verfolgt, ob das Resultat am Ende reichen würde, zum Beispiel für die Qualifkation einer Weltmeisterschaft. Diese Gedankenlast wurde immer grösser. Mit dem Mentalcoach lernte er, wie

«Manchmal kannst du nicht sehen, was kommt. Dann musst du schätzen.»
Scharfe Kurven
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Wenn Lars heute fährt, denkt er in Fragmenten. Diese aber taktet er genau durch.

er diese abbauen kann. Eine seiner Methoden ist, das Rennen zu fragmentieren. Lars setzt sich also Zwischenziele: «Ich klettere 30 Sekunden den Hügel hoch, das ist mein Ziel; dann fahre ich 20 Sekunden bis zur Waldgrenze, das ist mein Ziel; dann brettere ich 15 Sekunden über Wurzeln hinunter, das ist mein Ziel.» Lars fährt keine Rennen mehr. Er fährt Fragmente der Rennen.

Die Methode bringt ihn zu sich selbst. Den Fahrer vor ihm gibt es nicht mehr. Den Verfolger auch nicht. Lars schaft es so, nur noch das anzugehen, was er selbst beeinfussen kann: seine Leistung auf dem Streckenabschnitt, auf dem er sich gerade befndet. Jetzt gibt es nur noch Lars.

Während er früher Rennen verhaute, erreicht er heute selbst dann befriedigende Resultate, wenn er keinen guten Tag erwischt. Er ist heute so konstant, dass er 2023 zwischenzeitlich die Nummer eins der Welt war. Entscheidend auf dem Weg, einer der Besten zu werden, ist das Jahr 2014. Lars rückt in die Sportler-Rekrutenschule nach Magglingen ein. Appell am Morgen, Schiessübungen, Zugschule. So weit, so normal. Aber Lars absolviert hier eine Art Luxus-RS – und kann so viel trainieren wie noch nie. Ein paar Monate nach der RS gewinnt er sein erstes Weltcuprennen bei der U23. «In diesem Moment habe ich mich entschieden: Ich probiere es als Radprof. Ich gehe nicht mehr arbeiten.»

In der gleichen Saison lernt Lars an einem Etappenrennen Stefanie Thalmann kennen, die ihn als medizinische Masseurin betreut. Heute heisst sie Stefanie Forster, kauft einmal die Woche im Hofladen das Gemüse für den gemeinsamen Haushalt ein und trainiert mit Lars. Manchmal nimmt sie das E-Bike, um Lars, der auf dem normalen Rad sitzt, nachzukommen. So können sie bis zu drei Stunden zusammen trainieren. Oder sie gehen auf Skitouren. Zum Training, das sich nie wie Training anfühle, wie Lars sagt.

Repetition, Repetition, Repetition

Und damit zum zweiten mentalen Aspekt, den Lars in den letzten Jahren angegangen ist: Er muss sich entspannen. Lars hat gelernt, wie er bewusster atmet, konzentrierter. Und er hat autogenes Training entdeckt, gelernt, wie man sich in eine Art Selbsthypnose versetzt. Er sagt: «So verkopfe ich nicht vor den Rennen. Ich entspanne mich, fnde zu mir, baue ein inneres Gefühl von Sicherheit auf, von Zufriedenheit. Ich denke nicht zu viel über das Rennen nach, ich gehe einfach raus auf die Strecke und fahre.» Im Idealfall ist er so entspannt, dass er den Rennmodus erst erreicht, wenn er für die letzte Viertelstunde vor dem Start in die Box muss. Erst in dieser abgesperrten Zone nimmt der Kopf langsam Fahrt auf, bis Lars aufgerufen wird, zur Startlinie geht – und die Entspannung mit dem Startschuss förmlich explodiert.

Früher dauerten Cross-Country-Rennen mehrere Stunden. 2023 hat Lars das Weltcuprennen in Leogang in weniger als einer Stunde zwanzig Minuten gewonnen. Die Rennen sind technischer geworden, auch weil sie auf Trails gefahren werden, die weniger Natur als vielmehr menschengemacht sind.

Das hat sich auch auf die Bikes ausgewirkt. Während sie früher in erster Linie leicht sein mussten, schauen die Fahrer heute vor allem auf den Rollwiderstand: Die Reifen werden nicht mehr steinhart gepumpt, sondern so, dass kleine Hindernisse keine Rückschläge mehr produzieren. So muss der Fahrer etwa nicht mehr bei jeder Wurzel einen zusätzlichen Impuls geben, weil der Reifen die Wurzel

Pause mit Aussicht

Der heimatverbundene Lars Forster geniesst die schöne Aussicht neben seinem Home-Trail auf den Obersee bei Wangen, Schwyz.

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Etappenziele: Anstieg – 30 Sekunden.

«Dann brettere ich 15 Sekunden über die Wurzeln hinunter.»

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Focus is Key

Lars denkt stundenlange Rennstrecken in Fragmenten – eine Uphill-Strecke, eine Abfahrt, eine Kurve.
«Meine Beine fühlen sich gut an»:
Lars’ Sprachmemo an sich selbst

Trainingsschluss

Auf den letzten Metern nach Hause in Rieden bieten der Obersee und das Bergpanorama eine wohlig kitschige Kulisse.

im besten Fall einfach schluckt. Zudem sind heute die Räder sind grösser und die Reifen breiter geworden.

Im Velokeller hat sich Lars eine kleine Werkstatt eingerichtet. Eine Werkbank in einer Ecke, neben den Bikes der Nachbarn und den Stützrädern ihrer Kinder. Hier kann Lars das Wesentlichste reparieren. Alles andere erledigen die Mechaniker seines Teams Thömus Maxon. Ein ehemaliger Mechaniker sagte einmal: «Lars ist ein sehr feinfühliger Fahrer. Er merkt jeden Millimeter. Und er kennt jedes Setup.» Als ausgebildeter Polymechaniker versteht Lars die Technik besonders gut. Bei einem seiner Quervelos hatte er Probleme mit dem Wechselauge, dem Teil, das die Schaltung mit dem Rahmen verbindet. Immer wieder verbogen, manchmal sogar gebrochen. Also baute er es sich einfach selbst. «Funktionierte einwandfrei», sagt er.

Dieses tiefe Verständnis für sein Arbeitsgerät kann Lars auch tiefes Vertrauen geben – vorausgesetzt, er nimmt es an. Womit wir beim dritten mentalen Aspekt sind, an dem Lars in den letzten Jahren gearbeitet hat. Lars muss positiv denken. Eine der Methoden, die ihm das erlaubt, sind Sprachmemos:

Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass Lars vor dem Schlafen Nachrichten seines Mentaltrainers abhört. Oder er kreiert sich die Sprachnachrichten selbst. Dann spricht er ins Smartphone Sätze wie «Meine Beine fühlen sich gut an» und lässt sie sich in unzähligen Wiederholungen ins Ohr speisen. Repetition. Repetition. Repetition. Zudem schaft er es inzwischen, während der Trainings die positiven Erlebnisse aus den Rennen zu visualisieren. So fühlte ich mich, als ich 2023 in Leogang mein zweites Weltcuprennen gewann. So fühlte ich mich, als ich 2023 die Nummer eins der Welt war. Diese Emotionen nimmt er mit, wenn er losfährt. Mit diesen Emotionen hat er den Grundstein für seine mentale Verfassung gelegt, die für den Erfolg auf der Strecke ganz entscheidend sind. Am Tag, als Lars von diesen Methoden erzählt, etwa eine Stunde vor dem Mittagessen, geht er wieder hinunter in die Garage zum Zitronenbaum. Anstatt der Jogginghose trägt er jetzt das Velodress, auf seine Out-of-Bed-Frisur setzt er den Helm. Er schnappt sich das Rad, das neue schwarze, das er nach Brasilien zum Weltcup-Auftakt mitnehmen wird. Dann macht er sich auf, ein Intervalltraining steht an.

Gut eine Woche danach zieht sich Lars bei einem Sturz eine Schnittwunde am Schienbein zu. Sie ist tief, bis runter zum Knochen, er muss sie mit elf Stichen nähen lassen. Vier Tage später, nach vier Tagen Trockentraining auf Rollen in der Wohnung, überlegt er sich, ob er erstmals wieder auf die Trails soll. Raus in die Wälder hinter seinem Haus.

Instagram: @larsrace

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Home, sweet Home

In der Garage seiner Wohnung in Rieden, Gommiswald, hat Lars einen Bike-Keller eingerichtet.

Globetrotter Für ein WM-Rennen flog Sandra Stöckli nach Australien. Am Henley Beach, nahe Adelaide, trifft sie uns für einen Fotoshoot.

Die Folgen ihres Unfalls wollte Sandra Stöckli zunächst nicht akzeptieren. Dann kämpfte sie sich nach oben –zur Weltklasse-Athlethin. Ihr nächstes Ziel liegt diesmal vor der Haustüre: die Paracycling-WM in Zürich.

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TEXT CHRISTOF GERTSCH FOTOS BEN COOK

SCHNELLER ALS DAS SCHICKSAL

Als Sandra Stöckli ein halbes Jahr nach ihrem Unfall wieder zu Hause war, wollte sie nur eines: auf ihr Zimmer verschwinden und nie mehr herauskommen. Sie war fünfzehn und fürchtete sich vor den Blicken der Menschen im Dorf, wenn sie sich nach so langer Zeit wieder zeigen würde. Nicht mehr aufrecht gehend, sondern sitzend im Rollstuhl. Sie konnte die Fragen schon hören, die bohrenden, schmerzenden Fragen. Aber auch das Mitleid, das mitschwingen würde. Mitleid fürchtete sie mehr als alles andere.

Dass sie trotzdem schon bald wieder unter Leute ging, verdankt sie ihrer Mutter. Die schien just zu jener Zeit immer zerstreuter zu werden, merkte oft erst zu Hause, dass sie auf ihrer morgendlichen Einkaufstour etwas vergessen hatte. «So dumm von mir», sagte sie dann und, an Sandra gewandt: «Könntest du für mich bitte nochmals in die Migros gehen? In die Bäckerei? Zum Metzger?»

Heute weiss Sandra, dass ihre Mutter das absichtlich getan hatte. Damals aber ärgerte sie sich. Sie war ein bockiger Teenie, also vor allem nach dem Unfall. «Eine unglaublich mühsame Patientin war ich», sagt sie. Wenn die Physios und Ärztinnen und Ergotherapeuten

im Paraplegiker-Zentrum in Nottwil mit ihr Rollstuhltraining machen wollten, fragte sie bloss: «Was soll das?» Sie sollte üben, selbständig in den Rollstuhl zu gelangen, über einen Randstein zu fahren, die Rolltreppe zu benutzen, dachte aber: «Das brauche ich doch alles gar nicht!» Sie war überzeugt, bald wieder gehen zu können, betrachtete die Lähmung als vorübergehende Erscheinung, den Unfall als einschneidend, aber nicht lebensverändernd.

Der «blöde» Unfall

Vielleicht müssen wir, bevor wir Sandras Geschichte weitererzählen, zuerst klären, wie es überhaupt zu ihrer Querschnittlähmung kam. Oft denkt man, dass eine schwere Verletzung eine spektakuläre Ursache haben muss, dass sich Sandra etwa beim Skifahren, Gleitschirmfiegen oder im Strassenverkehr verletzt haben muss. Doch das stimmt nicht. Aus ihrer Reha kennt Sandra Querschnittgelähmte, deren «Unfall» darin bestand, dass sie zu Hause über ein Stromkabel stolperten. «Viele sitzen wegen total blöden Unfällen im Rollstuhl», sagt sie.

Ihr Unfall? War auch ein bisschen blöd.

Es passierte in der Physio. Sie war wegen ihrer Skoliose dort, unter der sie seit ihrer Kindheit litt, das ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. An dem Tag, als der Unfall geschah, war sie von der Therapie schon etwas erschöpft, wollte die Übung aber unbedingt noch zu Ende bringen. Sie hatte in sportlicher Hinsicht null Ambitionen, aber bewegte sich gerne, und wenn ihr jemand eine Aufgabe auftrug, wollte sie die richtig machen.

Wie es zum Unfall kam, kann niemand sagen. Hatte sie ein Kreislaufproblem? Oder bloss feuchte Hände? Jedenfalls hing sie an der Sprossenwand – und dann plötzlich nicht mehr. Sie rutschte ab, fel auf den Boden, wo keine Matte lag, und war sofort ab dem ersten Lendenwirbel gelähmt.

Eine Querschnittlähmung – dies kurz zur Erklärung – liegt vor, wenn die Nerven im Rückenmark teilweise oder vollständig durchtrennt sind. Gemeinsam mit dem Gehirn zählt

«Ich musste
mein ganzes Leben neu lernen.»

Obenauf Sandra Stöckli hat sich durch ihr grösstes Tief gekämpft und fährt heute an der Weltspitze mit.

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The Bike Grenzen gibt es keine für die Ausnahmesportlerin. Sandras massgefertigtes Bike am Henley Beach im Bundesstaat South Australia, wo sie Anfang des Jahres am UCIWeltcup teilnahm.

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Überfliegerin

Sandra gibt entlang der Promenade von Henley Beach so richtig Gas.

«Mein ‹Rucksack› ist durch den Rollstuhl nur etwas sichtbarer.»

das Rückenmark zum zentralen Nervensystem, es ist so etwas wie die Fortsetzung des Gehirns im Körper. Umgeben von einer Flüssigkeit, liegt es gut geschützt im Wirbelkanal. Abhängig davon, an welcher Stelle das Rückenmark verletzt ist, sind von der Lähmung nur die Beine oder auch der Rumpf und die Arme betrofen. Sandras obere Extremitäten sind nicht eingeschränkt, der Rumpf nur teilweise. Die Beine hingegen kann sie nicht bewegen und hat keine Sensibilität, spürt dort also weder kalt noch warm. Sandra weiss noch genau, wie schlecht sie sich fühlte, als sie nach dem Unfall die Reha beginnen sollte. Sie stand vor einem riesigen Scherbenhaufen. «Schuhe anziehen, aufs WC gehen, mich duschen – ich musste mein ganzes Leben neu lernen, wie ein Kleinkind. Es war so viel, ich hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte.»

Entweder oder

Also fng sie einfach gar nicht an. Die Kraftübungen, mit denen sie ihren Oberkörper hätte stärken sollen, machte sie nur halbbatzig, wich allem Anstrengenden aus, ignorierte die Realität, dass sie im Rollstuhl sass. «Ich nutzte jede Gelegenheit, mich vor der Arbeit zu drücken», sagt sie, «es reichte, dass die Physiotherapeutin mir den Rücken zukehrte oder ihr Telefon klingelte.» Irgendwann bestand Sandra nur noch aus Haut und Knochen. «Ich wog vierzig Kilo, sah aus wie ein Skelett.» Doch noch nicht einmal das war der Wendepunkt. Sie musste noch tiefer fallen, musste an den tiefsten Punkt gelangen, in ein stockfnsteres Loch, aus dem man keinen Ausweg mehr sieht. Es ist der Punkt, von dem viele Menschen mit Querschnittlähmung berichten. Der Punkt, an dem man eine Wahl trefen muss. Entweder man gibt auf – gibt sich selbst auf –, oder aber man fängt an zu kämpfen. Sandra Stöckli hatte in der Reha Kolleginnen und Kollegen, die den Weg zurück ins Leben nie gefunden haben. Sie begingen Suizid oder verfelen dem Alkohol. Sie aber schafte es, auch wenn es Jahre dauerte. Sie vergleicht es mit einer Felswand, die sie

hochklettern musste, mit den Menschen, die ihr dabei halfen, als Grifen. Ihre Eltern. Die Fachleute in Nottwil, die sie trotz schlechter Laune ertrugen. Und der junge Rollstuhl-Leichtathlet, den sie ebenfalls in der Reha kennenlernte. Er war es, der sie an den Sport heranführte. (Angesichts des Widerstands, den Sandra zunächst auch in dieser Sache leistete, hätte er dafür eigentlich eine Goldmedaille in Geduld verdient.)

Wenn man sie heute sieht, mit 38 Jahren, kann man im ersten Moment fast nicht glauben, dass hinter Sandra Stöckli ein derart beschwerlicher Weg liegt. Sie wirkt gelöst, zufrieden, auch frei. Dabei ist sie all dies nicht trotz, sondern eher wegen ihres beschwerlichen Wegs. Nicht trotz, sondern wegen der Herausforderungen, die ihr das Leben stellte, ist sie heute eine der erfolgreichsten Handbike-Fahrerinnen der Welt, ist Gesamtweltcup-Siegerin 2022, mehrfache Medaillengewinnerin an Weltmeisterschaften, Aushängeschild der Rad- und ParaCycling-WM diesen Herbst in Zürich.

Stundenlang kann sie über ihren Sport reden, über ihr Handbike – eine Spezialanfertigung, für die sie, die Perfektionistin, jede Schraube persönlich ausgewählt hat –, über die eineinhalbbis zweieinhalbstündigen Rennen, in denen sie mit durchschnittlich 35 km/h über den Asphalt rast. Über die Hitze, die so nah am Boden häufg herrscht, über die Gegnerinnen aus aller Welt: Südkorea, Norwegen, Kanada.

Ginge es nach Sandra Stöckli, würde sie nur darüber reden. Das, was wir hier gerade getan haben – die Geschichte ihres Unfalls erzählen –, würde sie am liebsten auslassen. Genau darum mag sie Sport: weil es dort immer nur um die Leistung geht, darum, was man selbst beeinfussen kann. Nicht um Vergangenes, nicht um Zukünftiges, nur um den Augenblick. Sie fndet, dass alle Menschen ihren Rucksack zu tragen haben, «meiner ist durch den Rollstuhl nur ein bisschen sichtbarer». Sie macht nicht Behindertensport. Sie macht Sport. Ihr Handbike mag ihr Arbeitsgerät sein, aber über ihr Handbike defniert werden will sie nicht. Sandra Stöckli will durch ihre Leistung auffallen.

THE RED BULLETIN 53

Lockerheit als Mantra Sandra entspannt sich auf dem berühmten Anglersteg von Henley Beach über dem Pazifik.

Auch deshalb bedeutet ihr die WM diesen Herbst in Zürich so viel: Es ist für sie nicht nur eine Heim-WM – sie lebt noch immer in Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen gleich an der Grenze zu Zürich –, es ist auch die erste WM überhaupt, die Rad- und Para-Cycling-Sport vereint. Zum allerersten Mal kämpfen Radfahrerinnen und Para-Cycling-Athletinnen vor dem gleichen Publikum, zum gleichen Zeitpunkt und teils auf den gleichen Strecken um WM-Medaillen. Es ist so etwas wie Inklusion in Vollendung, eine Seltenheit nicht nur im Sport.

Training heisst Ernstkampf

Lange waren Handbike-Rennen in Sandras Kategorie nicht besonders aufregend, denn die Siegerin stand schon im Voraus so gut wie fest: Die Niederländerin Jennette Jansen, heute 56 Jahre alt, ist die Dominatorin der letzten Jahre. Sie war so überlegen, dass keine ihrer Gegnerinnen auch nur davon zu träumen wagte, auch mal den ersten Platz zu belegen. Keine ausser Sandra. Sie war es, die mit der Zeit ein Umdenken im Feld herbeiführte, sie stärkte nicht nur ihr eigenes Selbstvertrauen, sondern auch jenes ihrer Konkurrentinnen. Heute sind die Rennen ein Spektakel, egal in welchem Land, egal auf welcher Strecke. Der Sport hat Sandra zu einer Globetrotterin gemacht. Die Rennen fnden in Belgien ebenso wie in Australien statt, in japanischen Grossstädten ebenso wie in der kanadischen Pampa, in hügeligen Gebieten ebenso wie auf topfebenen Kursen. Sie liebt diese Reisen, geniesst sie wirklich. Wenn sie sich in ihr Renndress zwängt und sich an der Startlinie in den Carbonsitz ihres Handbikes legt, wenn sie den Helm überzieht und ein letztes Mal die Gangschaltung kontrolliert, ist der härteste Teil der Arbeit nämlich schon getan.

Das ist vielleicht der grösste Trugschluss im Sport: zu denken, der Wettkampftag sei der wichtigste Tag. Natürlich ist es für den Sieg entscheidend, ob man die Leistung, zu der man imstande ist, im Wettkampf auch abrufen kann. Aber abrufen kann man nur, was man vorher geübt hat. Vorher heisst: im Training.

Sandra hat diese Erkenntnis verinnerlicht wie nur wenige. Für sie ist jedes Training ein Ernstkampf, in jedem Training verlangt sie von sich grösstmögliche Hingabe und Sorgfalt. Sie nimmt die Trainings so ernst, dass sie in ihrem Leistungsmesser eine Stopp-Funktion eingebaut hat: Muss sie an einer Ampel oder bei einem Bahnübergang einen Halt einlegen, wird das in der Buchhaltung von der Trainingszeit abgezogen. So kommt sie auf zwanzig Stunden reinste Fahrzeit pro Woche, dazu zwei bis drei Krafteinheiten im Gym.

Die härtesten Trainings sind Intervalltrainings, wenn sich kurze, intensive Belastungsphasen mit ebenso kurzen Erholungsphasen abwechseln, wobei die Erholungsphasen wirklich nur so kurz sein dürfen, dass der Körper nicht vollständig regenerieren kann. Sandra bestreitet solche Einheiten mit beinahe heiliger Konzentration, aber sie bereitet sie auch schon so seriös vor wie andere höchstens ihre Wettkämpfe.

Konsequenz und Lockerheit

Wenn sie weiss, dass sie gleich leiden wird, dass sie sich gleich wird quälen müssen, sucht sie sich einen ruhigen Ort und setzt sich die Kopfhörer auf. Doch sie hört nicht Musik. Sie lauscht den Stimmen ihres Trainers und ihres Sportpsychologen, die ihr Sätze auf Band gesprochen haben, kurze Sequenzen, die ihr dabei helfen, sich einzuprägen, worauf sie gleich wird achten müssen.

«Konsequenz» ist so ein Stichwort. «Irgendwann im Training», sagt Sandra, «meistens recht früh, kommt der Moment, in dem alles schmerzt. Der Körper schreit, ich soll aufhören, und auch ich selbst denke: Ihr könnt mich alle mal, ich höre jetzt auf! Um sich gegen diesen Impuls zu wehren, braucht es Konsequenz.» Ein anderes Stichwort ist «Lockerheit». Sandra sagt: «Je härter die Belastung, desto grösser ist die Gefahr, dass man verkrampft. Die Schultern verspannen sich, man kurbelt nicht mehr dynamisch, sondern ruckartig. Das wirkt sich sofort auf die Leistung aus. Trotz Belastung locker zu bleiben ist die grösste Herausforderung.»

Das Training konsequent durchziehen, dabei aber die Lockerheit bewahren? Klingt wie eine Binsenweisheit. Hier ist noch eine: Wer Erfolg haben will, muss die kleinen Sachen richtig machen, muss die Binsenweisheiten nicht nur nachplappern, sondern beherzigen. Von allen Einsichten, zu denen Sandra Stöckli gelangt ist, als sie sich in der Reha in Nottwil und in den Jahren danach aus ihrem Loch herauskämpfte, ist das vielleicht die wichtigste.

Instagram: @sandra_stoeckli sandrastoeckli.ch

«Die grösste Heraus forderung: trotz Belastung locker zu bleiben.»
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IM SIEBTEN BIKE-HIMMEL

Die rad-ikalsten Rider live erleben: Diese Bike-Events bringen 2024 Federgabeln, Speichen und unsere Nerven ans Limit.

Wer sein Rad liebt … der fliegt Der Spanier Bienvenido Aguado gewann 2023 bei Red Bull Rampage drei Awards, darunter den «Best Trick».

56 THE RED BULLETIN CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL CONTENT POOL

«Der wichtigste Event der MountainbikeGeschichte»: So nennt das renommierte «BikeMag» das Freerider-Gipfeltrefen Red Bull Rampage (deutsch: Randale). Die Super Bowl des Mountainbiking fndet seit 2001 in der Wüste von Utah statt, hat eine exklusive Gästeliste und ein süsssaures Extra: Jeder Rider designt und baut seine Line selbst. Das lässt die Kreativität explodieren, aber auch die Kräfte. Denn wer zu lange schaufelt, muss müde an den Start … Besonders heiss auf die Wüstenparty ist heuer Clemens Kaudela. Er war im Vorjahr als erster Österreicher dabei, crashte – und brennt auf Revanche.

Wann und wo: 11. Oktober, St. George, Utah, USA und live auf redbull.tv

Genres: Freeride, Enduro

RED BULL RAMPAGE ROTE FELSEN
UND RANDALE

UCI MOUNTAINBIKE WELTCUP

BESTES ALLER

KLASSENTREFFEN

Von der Erfndung des Mountainbikes (1977) bis zum ersten Mountainbike-Weltcup (1990) brauchte die UCI zwar eine dreizehnjährige Schrecksekunde. Nun geht das Kräftemessen der ofziell besten Athletinnen und Athleten aber auch schon in die 34. Runde. Im leicht gekürzten Rennkalender verteilen sich heuer fünfzehn Rennwochenenden auf zehn Länder in Europa, Nord- und Südamerika. Sechs Locations sind neu dazugekommen: je zwei in Brasilien und der Schweiz, je eine in Polen und den USA.

All eyes on: Zehnfacher Weltmeister und neunfacher UCI-Gesamtweltcup-Sieger Nino Schurter (SUI, XCO), WM-Titelverteidigerin Valentina Höll (AUT, DH), Tour-de-France-Etappensieger Tom Pidcock (GBR, XCO) Don’t miss: Mountainbike World Series Crans-Montana Wann und wo: 21. bis 23. Juni, Crans-Montana Genres: Downhill, Enduro

Fast forward Vorjahrssiegerin

Rachel Atherton in Lenzerheide: Der Kurs gilt als einer der schnellsten des Jahres.

Multitool

Cross-CountryOlympiasieger Tom Pidcock gewinnt auch auf der Strasse und im Cyclocross –wie hier in Hulst, Niederlande.

Feieralarm

Die Österreicherin

Vali Höll war nicht nur in Loudenvielle, Frankreich, die Schnellste, sie will 2024 auch den dritten WM-Titel.

58 THE RED BULLETIN BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL (2), TWILA FEDERICA MUZZI/RED BULL CONTENT POOL
THE RED BULLETIN 59

Wer bremst, verliert

Der spätere Sieger

Rónán Dunne aus Irland tastet sich im Maydena Bike Park in Tasmanien ans Limit heran.

RED BULL HARDLINE ROCK UND ROLL

Hinter dem härtesten Downhill-Rennen der Welt stecken die drei berüchtigsten Geschwister der Bike-Szene. Mit Hilfe von Gee und Rachel baute Dan Atherton in Wales einen Kurs, der handelsübliche WM-Downhills zu gemütlichen Senioren-Parcours degradiert. Drops von 10 Meter Höhe und 30 Meter weite Sprünge kurbeln schon beim Zusehen die Schweissproduktion an, ein Sieg (zuletzt gewann der Kanadier Jackson Goldstone als jüngster Fahrer der Geschichte) bringt mehr Prestige als jeder Weltcup-Erfolg. 2024 eröfneten die Athertons erstmals eine Filiale: Im Februar gewann der Ire

Rónán Dunne den ersten Event in Australien.

Wann und wo: 1. und 2. Juni, Dyfi Valley, Wales und live auf redbull.tv

Genre: Downhill

BRETT HEMMINGS/RED BULL CONTENT POOL
THE RED BULLETIN 61

Das Dutzend voll

Sein 12. CrankworxErfolg im Vorjahr 2023 katapultierte

Emil Johansson zum Rekordsieger.

CRANKWORX WORLD TOUR

OFFEN FÜR ALLE(S)

Die vierteilige Crankworx-Serie ist bunt wie ein Wühltisch beim Bikeshop-Abverkauf. Erstens deckt sie fast alle Disziplinen ab, etwa Speed & Style, Pumptrack, Enduro und Dual Slalom. Zweitens reicht das Event-Angebot vom exklusiven Invite-Only-Race bis zur NachwuchsChallenge. Neu in diesem Jahr: Erstmals gibt’s auch eine Frauen-Slopestyle-Kategorie. Im Rahmen der ersten rein weiblichen Crankworx FMBA Slopestyle World Championship kämpfen sechs Fahrerinnen um das gleiche Preisgeld wie die Männer. Den einzigen Event in Europa richtet zum achten Mal Innsbruck aus.

All eyes on: Comeback-King Szymon Godziek (POL), Rekordsieger Emil Johansson (SWE), Tausendsassa Erik Fedko (GER)

Wann und wo: 12. bis 16. Juni, Europa-Stopp Crankworx Innsbruck

Genres: Downhill, Freeride, Slopestyle, Enduro, Pumptrack

Style-Vorlage

Robin Goomes (NZL) und Tomas Lemoine (FRA) holten sich im Vorjahr in Innsbruck den Speed & Style Award.

RED BULL CERRO ABAJO HOP ON, HOP OFF

Stadtrundfahrt mal anders: Beim UrbanDownhill-Exzess Red Bull Cerro Abajo stürzen sich die Rider in Häuserschluchten über steile Treppen, Wallrides und Holzrampen, schnelle Gerade und schulterbreite, verwinkelte Gässchen talwärts. Nach zwei traditionellen Austragungen in der UNESCO-Weltkulturerbestadt Valparaíso (Chile) und in der legendären Silber-Metropole Guanajuato (Mexiko) kommt Cerro Abajo erstmals nach Europa. Schauplatz des Debüts: Italien.

Wann und wo: 20. Oktober, Europa-Stopp in bella Italia. Live auf redbull.tv

Genre: Downhill

den QR für mehr Infos!

Aus dem Weg! Der Kolumbianer

Sebastian Holguin testet beim Event im März das mexikanische Radwegenetz.

62 THE RED BULLETIN BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL (2), JOSE DUCH / RED BULL CONTENT POOL
Scan
THE RED BULLETIN 63

DAS MILLIONSTREAMGIRL

Die Karriere der Londonerin Girli begann als massgeschneidertes Produkt eines Labels. Mit ihrem neuen Album befreit sie sich aus der MarketingSchablone und schraubt sich tief in das Seelenleben der GenZ. «Matriarchy» ist wie die Musikerin selbst: authentisch, chaotisch, verletzlich.

TEXT LOU BOYD FOTOS AMANDA FORDYCE
64 THE RED BULLETIN

Kreative Körpersprache

Singer-Song writerin Girli (bürgerlich Amelia Toomey) spielt am 16. Juni im «Exil» in Zürich.

Popstar am Board Als Skaterin fühlt sich Girli in der inklusiven SkatingCommunity Londons richtig zu Hause.

Amelia Toomey liebt die Kamera, und die Kamera liebt Amelia Toomey. Es ist gerade mal dreissig Minuten her, dass die 26-Jährige im Studio aufgetaucht ist, in Schlabberjeans und T-Shirt, ihr pink-blondes MarkenzeichenHaar zurückgekämmt, ein abgewetztes Skateboard unter dem Arm. Jetzt trägt die Elektropop-Musikerin ein Neonkleid und himmelhohe Stiefeletten, wirft sich in dramatische Posen, während aus den Lautsprechern des Studios Hip-Hop aus den Neunzigern dröhnt.

Die Londonerin hat das Performen im Blut. «Meine Eltern waren beide Theaterschauspieler, meine Grosseltern waren Schauspieler, meine Tanten, Onkel, Cousins, aus irgendeinem Grund hat es alle zur Schauspielerei gezogen», sagt sie. «Ich wuchs quasi hinter der Bühne auf.» Das Rampenlicht ist ihr also in die Wiege gelegt, Amelia kippte die Wiege jedoch in Richtung Musik. Und das nicht sanft: rotzige Sounds, kompromisslose Texte, radikaler Look. Ergibt in Summe einen musikalischen «Queer-Schläger», dessen Name auf der Insel mittlerweile in einem Atemzug mit den Sex Pistols genannt wird. Amelia Toomey ist ein Neo-Pop-PunkPhänomen, ein Girli, das drauf und dran ist, eine ganze Generation emotional abzuholen.

«Auf der Bühne zu stehen hat sich für mich immer absolut natürlich angefühlt», sagt sie, «mit meiner angeborenen Kreativität, meinem Style, meiner Kunst.» Während sie erzählt, wechselt sie in Skater-Jeans und einen leuchtend blauen Strumpfgürtel.

Die Skater-Jeans sind eine gute Wahl, denn zum zweiten Teil unseres Fotoshoots wechseln wir in den Stockwell Skatepark im Süden Londons, einen der wichtigsten Trefs der Szene in der Gegend. «Wenn du in der Stadt aufwächst, beginnst du irgendwann zu skaten», sagt sie. «Das gehört einfach dazu. Aber ich liebe auch das Surfen und Snowboarden in der Natur.» In Toomeys Karriere gibt es nur eine Konstante: das pinke Haar. Sie war siebzehn, als sie 2015 mit einer EP namens «So You Think You Can Fuck With Me Do Ya» auf sich aufmerksam machte. Mit der Girli von heute hat das alles kaum mehr etwas zu tun, zu viele ästhetische und klangliche Veränderungen hat sie seither

Die Londonerin hat das Performen im Blut. Eltern, Grosseltern, Tanten, Onkel, Cousins: alle Schauspieler.
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hinter sich. Bei jedem Entwicklungsschritt gewann sie neue Fans, aber der Erfolg im Mainstream kam erst 2021 mit der Single «More Than a Friend». «So we kept in touch, because I wanted to touch her», lautet eine Zeile des Songs, der vom Verliebtsein in eine Freundin erzählt. Innerhalb kürzester Zeit erreichte der Song über 58 Millionen Streams auf Spotify. Man könnte sagen: Mit «More Than a Friend» begann Amelia Toomeys eigentliche künstlerische Karriere, als mutige, authentische, verletzliche Vertreterin einer Generation.

Erster grosser Meilenstein auf ihrem neuen Weg ist «Matriarchy». Ihr zweites Album entstand in einer schwierigen Zeit ihres Lebens: Eine Beziehung zerbrach, und sie wurde von dem Major Label fallen gelassen, bei dem sie davor unter Vertrag gewesen war. In der Krise entstanden kraftvolle Tracks, in denen sie ihre persönliche Entwicklung beschrieb, ihren Weg zum Feminismus, zu neuem Selbstbewusstsein und neuem Vertrauen zu sich selbst. «Das Album handelt vor allem von der Heilung nach Verletzungen. Und davon, welchen Platz man als Frau in der Welt einnimmt», sagt sie.

Nach dem Shooting wechselt Amelia wieder in Schlabberjeans und T-Shirt. Wir wollen über ihre Welttour sprechen, die in wenigen Tagen startet.

the red bulletin: Du hast schon als Teenager Musik veröffentlicht. Einen künstlerischen Weg zu gehen war wohl unausweichlich, wenn man sich deine Schauspielerfamilie ansieht. girli: Ich begann schon als Teenager, meine eigenen Songs zu schreiben. Ich wusste relativ schnell, dass ich nichts anderes machen möchte. Ich hatte zwar schon von klein auf bei meinen Eltern gesehen, wie schwierig das Leben eines freischafenden Künstlers ist, also hatte ich Bedenken, mich für die Kunst als Beruf zu entscheiden. Aber meine Familie bestärkte mich, meinen Weg zu gehen. Und schliesslich bin ich ja auch mit Literatur und Sprache aufgewachsen, mit Kreativität und mit dem Performen vor Publikum, das alles war in meiner Familie immer schon ganz normal. Einem Publikum Emotionen zu vermitteln ist eine besondere Art von Magie, die ich auch beherrschen wollte.

Als du achtzehn warst, wurdest du von einem grossen Label unter Vertrag genommen. Ich war fest entschlossen, Musikerin zu werden, meine Sachen rauszubringen. Ich ging in eine Musikschule, in der auch immer wieder Leute aus der Musikindustrie Vorträge hielten, und jedem von ihnen lief ich nach ihrem Referat nach, bat sie, sich meine Musik anzuhören, zu meinen Auftritten zu kommen. Damals gab es ja noch kein TikTok, also musste man den Leuten auf die Nerven gehen und so lange auftreten, bis man entdeckt wurde. Und genau das tat ich.

Wie sahen deine Auftritte damals aus?

Ich war noch ein Teenager, also minderjährig, deshalb wollte mir keiner einen richtigen Auftritt verschafen, mit Vertrag und all dem Zeug. Also bin ich in London einfach zu Open Mics gegangen. Das sind öfentliche Veranstaltungen, bei denen jeder auftreten, etwas vor-

Offenes Buch Girli sieht sich extravertiert: «Ich würde an der Bushaltestelle meine Lebensgeschichte erzählen.»

spielen oder singen kann. Ich habe mich einfach auf die Bühne gestellt und über Tracks gesungen, die ich an dem Tag in der Schule produziert hatte. An einem dieser Abende wurde ich tatsächlich entdeckt. Das war alles, worauf ich hingearbeitet hatte!

Deine Erfahrungen mit dem ersten Label waren nicht besonders positiv. Was passierte denn? Ich war einfach viel zu jung, als ich den Vertrag mit dem Label unterschrieb. Damals wusste ich noch nicht, das Major Labels nicht unbedingt darauf aus sind, mit dir gemeinsam deine Karriere aufzubauen. Sie wollten schnell Ergebnisse sehen, machten irren Druck, sofort einen Hit zu landen. Das Label hatte ein Bild von mir erschafen, das ich nie erfüllen konnte.

Wie genau meinst du das?

2 3

Ich ging in diese Sitzungssäle voller älterer Männer in Anzügen und sang ihnen meine Lieder vor, in denen es um das Gefühlschaos und das Durcheinander im Leben eines ängstlichen Teenagermädchens ging. Sie schüttelten ihre Köpfe und sagten so was wie: «Du bist nicht radiotauglich. Wir müssen das ändern. Du musst gefälliger werden.» Ich hatte Angst vor diesen Typen. Ich hatte Angst, dass mich alle auslachen oder mir sagen, dass meine Gefühle lächerlich sind.

Wie bist du mit der Situation umgegangen?

Das war bestimmt wahnsinnig viel Druck. Es war verdammt schwer. Kein Selbstbewusstsein, kein Selbstwertgefühl. Da waren nur diese Erwachsenen, die mir dauernd eintrichtern wollten, wie man sich in der Branche verhält und worum es geht: viel Geld haben, bei jeder Menge Partys auftauchen, all dieses Zeugs. Und auf einmal war ich selbst dabei, hing bei Partys ab, trank zu viel Alkohol. Ich ass kaum noch was, weil so wahnsinnig viel Wert auf deinen Körper und dein

«Beim Schreiben der Songs habe ich erkannt, dass ich die Person lieben kann, die ich geworden bin.»
68 THE RED BULLETIN

«Patti Smith und Sofia Coppola zeigen die Stärke im Sanften und Verletzlichen.»

machen zu wollen. Es braucht Mut, sich selbst und anderen einzugestehen, dass man auch als Künstlerin auf der Bühne nicht übermenschlich ist, sondern ein echter, lebendiger Mensch, der Musik über sein Leben, seine Gedanken und Gefühle macht.

Das neue Album beschäftigt sich viel mit deinen Gefühlen am Ende einer Beziehung. Ist es also in gewisser Weise auch ein klassisches Trennungsalbum?

Trickreich

Toomey auf ihrem Skateboard im Stockwell

Skatepark im Süden Londons

Aussehen gelegt wird. Damit hatte ich hart zu kämpfen. Ich bekam eine körperdysmorphe Störung (das ist eine übermässige Konzentration auf einen eingebildeten oder tatsächlichen leichten Makel im Erscheinungsbild; Anm.), und mir ging es auch mental immer schlechter.

Was wurde aus dem Plattenvertrag?

Der wurde aufgelöst. Das war das Beste, was mir je passiert ist! Klingt verrückt, weil es ja ein Albtraum sein kann, wenn dich dein Label fallen lässt wie eine heisse Kartofel. Aber bei mir war das eine Befreiung. Es hätte mir vertraglich untersagt werden können, weiter Musik zu veröfentlichen! Zum Glück bin ich jetzt bei einem unabhängigen Label, das mich und meine Arbeit wirklich versteht und schätzt.

Wieso hast du den Namen «Matriarchy» –Matriarchat – für dein Album gewählt?

Für mich steckt im Begrif Matriarchat mehr als die technische Bedeutung, dass Frauen das Sagen haben. Der Begrif defniert für mich einen Raum, in dem jeder frei sein kann, auch die, die es im aktuellen Patriarchat nicht sind: Frauen, die LGBTQIA+ Community, Minderheiten. Mein Album soll ein Safe Space für alle sein, die das Gefühl haben, dass diese Gesellschaft nicht ihr Freund ist. Musik hat für mich immer die Sicherheit bedeutet, meine Gefühle so auszudrücken, wie ich es für richtig empfnde.

Du hast gesagt, dass du mit deiner Musik auch einen neuen Blick auf Weiblichkeit eröffnen möchtest. Wer inspiriert dich dazu?

Alle Frauen, die sich keinen Vorgaben oder Erwartungen unterwerfen und die ofen für Experimente sind. Und alle Künstlerinnen, die ihre Arbeit nicht als Business verstehen, die nicht an Zielgruppen denken oder ihre Kreativität verkaufen wollen. Patti Smith oder die Riot Grrrls haben mich durch ihre Art inspiriert, wie sie gesellschaftliche Normen infrage gestellt haben. Oder auch die Regisseurin Sofa Coppola. Ich bin ein riesiger Fan davon, wie sie Frauen darstellt. All diese Frauen zeigen die Stärke im Sanften und Verletzlichen. Das ist auch die Kraft, aus der meine Musik entsteht.

Was meinst du mit «Stärke im Sanften und Verletzlichen»?

Alle zerbrechlichen und verletzlichen Teile von sich ofen zu zeigen. Keine Angst davor zu haben, echt und authentisch zu sein, und nicht immer alles perfekt

Ja, auf jeden Fall. Das Album erzählt von einer Trennung und all der Scheisse, die sie mit sich bringt. Du verlierst ja nicht nur eine Person, sondern musst auch wieder lernen, allein zu sein. Man beginnt in so einer Situation sehr schnell, sich selbst und alles andere infrage zu stellen. Viele Tracks des Albums handeln davon, wie man seine mentale Gesundheit wiederherstellen kann, wie man lernt, Grenzen zu setzen.

Der Song «Be With Me» thematisiert deine Beziehung zu dir selbst. Was hat dich dazu inspiriert?

Während der Arbeit am Album wurde mir bewusst, dass ich zum ersten Mal seit langer Zeit allein richtig glücklich bin. Kurz nach einer Trennung hat man oft das Bedürfnis, immer von Leuten umgeben zu sein. Man empfndet eine Leere, man will den Platz ausfüllen, den die Beziehung eingenommen hat, und man sucht nach Bestätigung, nach Anerkennung, will gesehen werden, anerkannt werden, geliebt werden. Beim Schreiben des Songs habe ich erkannt, dass ich die Person lieben kann, die ich geworden bin. Der Song «Be With Me» erzählt davon, wie heilsam es ist, Zeit in sich selbst zu investieren.

Du hast eine sehr leidenschaftliche Fan-Base, eigentlich schon mehr eine Community. Wie besonders meine Fans sind, habe ich bei den Konzerten nach den Shows wahrgenommen, als ich meine jüngeren Fans getrofen und mir ihre persönlichen Geschichten angehört habe. Es berührt mich extrem, wenn Leute sagen, dass ihnen meine Musik durch schwere Zeiten hilft, dass sie sich verstanden fühlen. Mir ging es ja als Teenager auch so, dass ich in der Musik Zufucht fand. Eine Stütze für Teenager zu sein, denen es nicht so gut geht, ist ein riesiges Privileg.

Auf dem Onlinedienst Discord gibt es eigene Kanäle, in denen sich Leute vor deinen Shows connecten. Wie ist es dazu gekommen?

Das ist eine Initiative meiner Fans. Meine Konzerte bringen Leute dazu, Freundschaften fürs Leben zu schliessen, wie grossartig ist das denn? Es gibt zwei Fans, die vergangenes Jahr auf allen Konzerten meiner Europatour waren. Sie haben sich bei einer Show kennengelernt und gehen jetzt gemeinsam durch dick und dünn. Erst gestern habe ich auf Discord eine Filmvorführung gestreamt. All diese Fans versammelten sich im Chat. Und auch hier zeigt sich: Musik bedeutet Verbindung.

Girli spielt am 16. Juni in Zürich im «Exil», Instagram: @girlimusic

THE RED BULLETIN 71 STYLING: SUZIE WALSH, HAARE UND MAKE-UP: YONG-CHIN MARIKA BRESLIN

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BEANTWORTE 6 FRAGEN ZU THE RED BULLETIN UND ERHALTE 20 % RABATT FÜR DEN REDBULLSHOP.COM Teilnahme möglich für Personen ab 18 Jahren. Mitarbeiter von Red Bull oder mit Red Bull verbundenen Unternehmen sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Der Rabattcode ist gültig für eine Bestellung auf der Website redbullshop.com und ausschließlich bei Lieferung innerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz bis 13. August 2024. Barablöse nicht möglich. Die Anzahl der erlaubten Teilnahmen ist beschränkt auf eine Umfrage pro Ausgabe.

Dein Guide für ein Leben abseits des Alltäglichen

REISEN, HÖREN, OPTIMIEREN, BIKEN – UND ERLEBEN!

Fast schon kitschig: Der Uphill unterhalb des Rinerhorns zählt zu den landschaftlichen Höhepunkten beim Alps Epic Trail Davos.

UND JETZT DU!

THE RED BULLETIN 73 MARTIN BISSIG FRANZ THOMAS BALMER

YIPPIE-YA-YAY

Drei Tipps von Pro-Biker und zweifachem Weltrekordhalter Tom Öhler für die Bike-Region Davos Klosters.

GROSSES KINO –«BIKE HARD»

Tom Öhler ist Bike-Botschafter der Destination Davos Klosters. Im Film zeigt er, wie verspielt man die Trails dort shredden kann.

QR-Code scannen und «Bike Hard» anschauen. davos.ch/bike

1

TRAIL DER SUPERLATIVE

Der Name: Alps Epic Trail Davos

Der Ort: vom Jakobshorn nach Filisur

Die Daten:

Gesamtlänge: 40,1 km

Höhenmeter:

916 m,   2400 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung:

Es ist der längste Singletrail mit der längsten Wegentfechtung der Schweiz sowie die einzige Bike­Route in den Alpen, die es in die Liste «Epic Rides» der IMBA (International Mountain Bike Association) geschaft hat. Noch mehr Flow bieten die acht Kilometer komplett neuer Trails.

2 ENDUROTIEFENRAUSCH

Der Name: Bahnentour

Der Ort: von Davos bis Küblis

Die Daten: Gesamtlänge: 120 km Höhenmeter:  650 m,   9500 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung: Neunmal mit den Bergbahnen hoch – und knapp 10 000 Höhenmeter auf verschiedenen Singletrails hinunterbrettern. Und das Ganze, ohne je einen einzigen Trail zweimal zu fahren. Die legendäre Bahnentour kann von Geübten in ei nem Tag, aber auch in Etappen gefahren werden.

Naturerlebnis

Trotz guter Trailpflege bleibt der Hochgebirgscharakter der Singletrails von Davos Klosters erhalten. Tom Öhler zeigt vor, wie’s gemacht wird.

3

DAS GEHEIME HIGHLIGHT

Der Name: Pischa-Trail

Der Ort: Rundtour Davos

Die Daten: Gesamtlänge: 29 km

Höhenmeter:  1120 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung: Ein berauschendes Panorama hinauf zur Bergstation der Pischabahn, kombiniert mit spassigen Singletrails, zeichnen diese Tour aus. Eine gute Beinmuskulatur ist defnitiv von Vorteil für den Aufstieg. Die Tour ist auch für E­Mountainbikes geeignet – auch dabei bleibt der Anspruch hoch.

REISEN
Davos GRAUBÜNDEN Bern
74 THE RED BULLETIN MARTIN BISSIG, LUKAS PILZ/RED BULL CONTENT POOL

ABWECHSLUNG PUR

Anspruchsvolle Cross-Country- oder gemütliche E-BikeTouren: Engelberg-Titlis bietet etwas für jeden Fahrstil.

1

FÜR DIE

TECHNIKER

Der Name:

Jochpass-Trail

Der Ort:

Jochpass, Berg- bis Talstation

Die Daten:

Gesamtlänge: 3,8 km

Höhenmeter:  435 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung:

Dieser Trail mit viel Flow, aber auch knif l igeren Passagen verspricht unbegrenzten Fahr spass. Ab der Bergstation Jochpass schlängelt sich der Trail zum Trübsee hinunter. Kurven, Wellen und Sprünge sind so konzipiert, dass vor allem Fortgeschrittene auf ihre Rechnung kommen.

2

FÜR LIEBHABER DES NATÜRLICHEN FLOWS

Der Name: Hells-Bells Trail

Der Ort: Jochpass zum Engstlensee

Die Daten:

Gesamtlänge: 1,6 km

Höhenmeter:  277 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung: Harmonisch in die Berglandschaft eingebettet, ist dieser ein Meter breite Trail keineswegs nur etwas für Abfahrtsbegeisterte. Unten angekommen am Engstlensee, gelangt man per Sessellift bequem zurück zum Start auf 2200 Metern – nur um gleich noch eine Runde zu drehen.

3

FÜR DOWNHILLGENIESSER

Der Name: Gerschni-Trail

Der Ort: Gerschnialp bis Bänklialp

Die Daten: Gesamtlänge: 1,4 km

Höhenmeter:  207 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung: Dieser Naturtrail führt quer durch den Gerschniwald und wartet mit fowigen, aber auch einigen herausfordernden Stellen auf. Einzelne Abschnitte können je nach Tempo und Können gefahren oder auch gesprungen werden. Am Ende gelangt man über die Strasse zurück nach Engelberg.

Gute Aussichten Auf dem Hells-Bells Trail geniesst man wunderbare Berglandschaften –wie hier beispielsweise den Blick auf den Engstlensee.

OBWALDEN

EngelbergTitlis

NATUR, IDYLL – UND ACTION!

Das Hochtal und die eindrückliche Bergwelt bieten ein herrliches Panorama und Fahrvergnügen für jede Art von Bike-Abenteuer.

engelberg.ch/bike

Bern
THE RED BULLETIN 75 ENGELBERG-TITLIS

ENDLOSKURVEN

Die Lugano Region lässt sich auf gut 415 Bike-Trail-Kilometern erkunden: gemütlich oder auch actiongeladen.

RUNDUM-PAKET

Es geht über Stock und Stein – im Anschluss laden Bike­friendly Unterkünfte und ausgezeichnete Gastronomie zum Verwöhnen ein.

luganoregion.com/ bike-redbull

1

FÜR ANSPRUCHSVOLLE MOUNTAINBIKER

Der Name: Lugano Bike – Nr. 66

Der Ort: Monte Brè bis Ponte Tresa

Die Daten:

Gesamtlänge: 123 km

Höhenmeter:

4136 m,   4789 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung:

Einer der schönsten und abwechslungsreichsten Trails im Tessin schlängelt sich oberhalb von Lugano zum imposanten Monte Tamaro und durch die hügeligen Wälder des Malcantone. Eine anspruchsvolle Tour über Schotter und technische Singletrails mit einem tollen Panorama.

2

FÜR ADRENALINJUNKIES

Der Name: Monte Tamaro Bike – Nr. 362

Der Ort: Alpe Foppa bis Rivera

Die Daten:

Gesamtlänge: 31,6 km

Höhenmeter:  662 m,   1711 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung:

Diese Rundtour für Erfahrene führt zunächst von der Alpe Foppa bergauf bis zur Capanna Tamaro. Belohnt wird man mit herrlichem Blick auf das Tal, den Luganersee und den Lago Maggiore. Die Abfahrt durch Wälder ist technisch anspruchsvoll – und macht richtig Laune.

Breites Angebot

Hier finden sich nicht nur topgewartete Routen, sondern jede Menge Angebote ums Bike – von geführten MTB­Touren über Shuttleservice bis Verleih.

3

ZWISCHEN NATUR UND KULTUR

Der Name: Vicania Bike – Nr. 351

Der Ort: Paradiso bis Alpe Vicania

Die Daten:

Gesamtlänge: 24,7 km

Höhenmeter:  648 m,   620 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung:

Auf dieser Route lässt sich die Halbinsel rund um Lugano gut erkunden: Schotter und kleine Pfade führen unter anderem zur Kirche Madonna d’Ongero, der Alpe Vicania mit dem empfehlenswerten Restaurant (saisonal geöfnet) und dem Parco San Grato kurz vor Carona.

REISEN
TESSIN Lugano Bern
76 THE RED BULLETIN PARISIVA, LUGANO REGION/DAVIDE ADAMOLI

VELO, VINO UND WASSER

Montreux Riviera ist berühmt für seine Seepromenade, Palmen, Weinberge, das Jazzfestival – und Bike-Trails!

1

FÜR

MOUNTAINBIKER MIT ERFAHRUNG

Der Name: Montreux Panorama Bike

Der Ort: Montreux – Rundtour

Die Daten:

Gesamtlänge: 29 km

Höhenmeter:  1350 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung:

Diese Route beginnt mit einem Anstieg durch Wälder, Lichtungen und über historische Pfade zum Col de Soladier. Die Streckenführung oberhalb der Montreux Riviera garantiert nicht nur Geländevielfalt, sondern auch ein grandioses Panorama – und ist ein absolutes Muss.

2

FÜR STRASSENVELOFAHRER

Der Name: Tour du Léman (Etappe)

Der Ort: Lutry bis Montreux

Die Daten:

Gesamtlänge: 23 km

Höhenmeter:  373 m,   545 m

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung:

Lass die hektische Stadt hinter dir und erkunde die Weinbergterrassen des Lavaux, das zum UNESCO ­Weltkulturerbe gehört. Empfohlen ist diese Etappe der Genfersee­Rundtour für Velofahrer, die verkehrsreiche Strassen gewohnt sind – und Freude am regionalen Weinbau haben.

3

MAL WAS ANDERES: WAKEBOARD & CO

Der Name: Montreux Riviera

Der Ort: Montreux

Die Daten: Gesamtfäche: 580 km2

Höhenmeter: 372 m. ü. M.

Schwierigkeitsstufe:

Die Beschreibung:

Die Gegend um den Genfersee gleicht einem weitläufgen Spielplatz für Outdoor­Fans. Doch auch der See selbst hat etwas für wasserliebende Action­Fans zu bieten: Das breite Angebot reicht von Wakesurfen und Wakeboarden über Wasserski fahren bis hin zu Stand­up ­Paddling.

Berg und See Makellose Strassen, wie hier auf einem Abschnitt der Tour du Léma, aber auch idyllische Waldwege machen die Gegend um Montreux zu einem Raderlebnis.

ACTION AUF DEM GENFERSEE

Von der Seepromenade lässt es sich wunderbar auf den Genfersee gleiten – sei es auf dem Wakeboard oder mit dem Stand­upPaddle­Board.

montreuxriviera.com

Montreux VAUD Bern
THE RED BULLETIN 77 MONTREUX RIVIERA TOURISM/ALAIN RUMPF, SÉBASTIEN STAUB

Sonnenlicht am Morgen und die abendliche Sonne stabilisieren unser Gemüt.

IM TAKT DES LICHTS

Wie du Sonnenaufgang, Sonnenuntergang und nächtliche Dunkelheit für deine Gesundheit nützt, verrät Biohacker Andreas Breitfeld.

Wenn du diese Kolumne halbwegs regelmässig konsumierst und vielleicht ab und zu in die «Biohacking-Praxis» reinhörst, dann weisst du ja schon von der Bedeutung des Sonnenlichts am Morgen: 10 bis 20 Minuten raus in den Garten oder auf den Balkon, das versetzt die innere Uhr in den Tagesmodus – und aktiviert jenen Timer, der 14 Stunden später die Melatoninproduktion anwirft und dich selig schlummern lässt.

Wenn du also hin und wieder mit dem Einschlafen Probleme hast, Trick eins: morgens raus ins natürliche Licht. Wirkt abends Wunder. Denn die photochromatischen Sensoren in unseren Augen sind deutlich komplexer als ursprünglich angenommen.

Erkenntnis eins: Ofenbar ist die abendliche Sonne ebenso wichtig für unsere

AURORA BEGRÜSSEN

Wer etwas für seinen Schlaf tun möchte, gönnt sich morgens 10 bis 15 Minuten echtes Sonnenlicht so früh wie möglich nach dem Aufstehen. Sollte die Sonne nach dir aufstehen, geh einfach raus, sobald der Sonnenaufgang beginnt. So startest du zuverlässig die Operation «MelatoninReset»

zirkadiane, also tagesrhythmische Gesundheit wie die morgendliche. Das scheint am Wechsel zwischen blauem und orangem Licht zu liegen, der für die charakteristische Himmelsfärbung verantwortlich ist und dem wir wohl auch die Entwicklung unserer Fähigkeit verdanken, Farben zu erkennen. Fest steht, dass wir mit künstlichem Licht viel besser umgehen können, wenn wir davor das Licht der untergehenden Sonne an unsere Augen gelassen haben. Erkenntnis zwei: Augenscheinlich wirkt nächtliche Dunkelheit ziemlich mächtig auf unsere Stimmung, und zwar sowohl aufhellend als auch stabilisierend. Also richtig dunkel schlafen! Denn umgekehrt irritiert extensive nächtliche Kunstlichtexposition nicht nur die Stimmung und die innere Uhr in den Folgetagen, sondern verstärkt auch die Auswirkungen von psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder einer bipolaren Störung.

Andreas Breitfeld ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München. Biohacking umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.

Die Biohacking-Praxis ist der PerformanceLifestyle­Podcast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR­Code scannen und reinhören.

BIOHACKING
78 THE RED BULLETIN PRIVAT ANDREAS BREITFELD BRATISLAV MILENKOVI Ć

Natürlich schöne Momente.

Natürlich erfrischend.

NEU CH-BIO-004

Das fünfte Soloalbum von Albert Hammond Jr heisst «Melodies on Hiatus», mehr auf: redbullrecords.com

Nick Lowe

I LOVE THE SOUND OF BREAKING GLASS (1978)

«Während ich mein Haus renovierte, wohnte ich in der Villa Carlotta, einem coolen Apartmenthaus in L. A., in dem viele Musiker und Schauspieler abhängen. Ich freundete mich mit der Musikerin Joy Downer an, und sie hatte diesen Song in ihrer Playlist. Ich dachte: ‹Wow, was ist das?› Ich liebe Nick Lowe, aber ich kannte diesen Song nicht. Eine coole Entdeckung.»

Blondie HEART OF GLASS (1978)

«In unseren frühen Tagen wurden wir mit Bands wie Blondie verglichen. Die sind grossartig, und es tut so gut, sie immer noch spielen zu sehen. Wenn man jünger ist, will man einfach nur schnell leben. Dann wird man älter und merkt, wie aufregend es ist, immer noch etwas zu erschafen. Was man mit dem Alter an Speed verliert, gewinnt man an Wissen und Können.»

VIER PERLEN AUS GLAS

Zart, aber unzerbrechlich: StrokesGitarrist Albert Hammond Jr liebt Songs, die mit Glas(s) zu tun haben.

NDer QR-Code führt zur Podcast-Playlist von und mit Albert Hammond Jr auf Spotify.

ach einem Konzert in Minneapolis, Minnesota, liess Albert Hammond Jr, Singer-Songwriter und Gitarrist der New Yorker Rockband The Strokes, backstage eine seiner Playlists laufen: ein Stück des Komponisten Philip Glass, dann den Nick-Lowe-Hit «I Love the Sound of Breaking Glass» und noch zwei Songs mit Glas-Referenzen – was Strokes-Schlagzeuger Fabrizio Moretti zu der Frage veranlasste, ob es denn damit irgendeine persönliche Bewandtnis hätte? «Ich sagte: ‹Nein, aber ich mache weiter, denn es scheint allen Spass zu machen›», erinnert sich der 43-jährige Hammond Jr – Spass wie seine ganz eigene Musik: Albert ist seit 2016 auch als Solokünstler tätig und hat kürzlich sein fünftes Album veröffentlicht.

Philip Glass STRING QUARTET

NO. 3

(1985)

«Ich gehe jeden Sonntag mit Freunden in die Sauna und eisbaden. Einmal lief da diese Komposition. Obwohl ich Philip-Glass-Fan bin, kannte ich sie nicht, doch ich liebte sie vom ersten Moment an! Es ist ein Stück, das ich defnitiv auf jede Playlist setze. Es macht Spass, es nachts im Auto zu hören. Es ist auch Inspiration und Kreativitätsquelle, wenn man gerade eine Flaute hat.»

Julian Casablancas GLASS (2009)

«Ich mochte Julian von Anfang an, und das ist ein Song aus seinem erstem Soloalbum. Er hat ein unglaubliches Gespür für Melodien. Selbst wenn ich manchmal nicht weiss, was er eigentlich sagen will, machen mich seine Worte und Melodien melancholisch. Er ist gut darin, dich mit kleinen Dingen zu trefen – mit Dingen des Alltags, die genauso auch deinem Leben entstammen können.»

HÖREN
80 THE RED BULLETIN GETTY IMAGES FLORIAN OBKIRCHER

WER SCHLÄFT, VERLIERT

Federgewicht mal anders: Das Game «Pillow Champ» hebt die Kissenschlacht auf eine virtuelle Ebene. Zwei Profis verraten, wie es richtig geht.

Kissenschlachten sind nur etwas für Leute in Weichspülerwerbungen? Wer das glaubt, hat noch nie von «Pillow Champ» gehört. Das skurrile Computerspiel für zwei Personen funktioniert nach dem Prinzip «Street Fighter» – nur mit Bettwäsche. Das utopische Game mutet ein wenig schräginfantil an, es herrscht nämlich Weltfrieden, der allein von Kissenschlachten bedroht wird. Und hier mischen die Pillow Knights mit, eine Art geheimnisvoller Ninjas, die unsere Welt in dunkle Zeiten katapultieren wollen

Acht Figuren mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen – vom Krankenpfeger über die Holzfällerin bis hin zum Bibliothekar –treten in «Pillow Champ» zum Kampf an. Und das ist nicht nur virtuell ein Hit: Auch in der echten Welt gibt es die Kissenschlachtmeisterschaft,

die sogenannte Pillow Fight Championship (PFC). Sportlerinnen und Sportler, etwa aus den Mixed Martial Arts (MMA), treten in bis zu drei Runden gegeneinander an, bewafnet mit ungefähr ein Kilo schweren ofziellen PFCKissen aus Ripstop­Nylon, also einem besonders reissfestem Gewebe.

Der Geschäftsführer der PFC, Steve Williams, und die amtierende Meisterin im Frauenbewerb, Istela Nunes, verraten hier ihre Kampftipps:

Keine Hemmungen

Im Profbewerb bekommen die Kombattanten Punkte für direkte Kopftrefer. «Prügeln Sie von allen Seiten auf Ihren Gegner ein», rät Williams. «Wenn Sie nach einem Trefer weitere Angrife hinterherschicken, können Sie ihn auf dem falschen Fuss erwischen, und er verliert das Gleichgewicht und die Deckung.»

Das Videospiel «Pillow Champ» punktet mit witziger Pulp-Optik und schrägen Charakteren.

Auf die Kissen, fertig, los. Istela Nunes ist amtierende Meisterin im Frauenbewerb Polsterschlacht – und gibt Tipps fürs Game.

In Bewegung bleiben

«Die beste Verteidigungstaktik: den Kopf schützen und sich permanent hin und her bewegen», erklärt Nunes, die auch zweifache Weltmeisterin im Thaiboxen und UFC­Prof ist. «Ich bin mit Capoeira (Anm.: eine brasilianische Kampfkunst) aufgewachsen. Dabei habe ich schnelle Bewegungen und Rhythmen gelernt, die mir als Kämpferin gute Dienste leisten.»

Abstand halten

Anders als in anderen Kampfsportarten wie Boxen oder MMA nutzt es in der Polsterschlacht nichts, dem Gegner auf die Pelle zu rücken.

«Wenn Sie zu nah dran sind, können Sie nicht mit vollem Schwung ausholen», warnt Williams. «Der richtige Abstand zum Gegner ist Ihre Armlänge plus der Polster.»

Nicht einschlafen

Und wann ist der richtige Moment für eine Attacke? Dazu darf man die gegnerische Figur nicht aus den Augen lassen. «Es ist wie beim Boxen oder Thaiboxen», erläutert Williams. «Sobald der Gegner einen Move macht, muss man rechtzeitig reagieren, sodass er danebentrift und du einen Gegenangrif starten kannst.»

Kurz: Timing ist alles. Und bei all der Bettwäsche gilt umso mehr: Wer schläft, verliert.

«Pillow Champ» erscheint im Frühjahr 2024 für Nintendo Switch, Steam und Netfix Games; pillowchamp.com

GAMING
THE RED BULLETIN 81 PAUL PIASECKI JJ DUNNING

PERFECT MATCH

FÜR REISENDE

Drei Zeitzonen in einer Uhr? Mit der Certina DS Action GMT Powermatic 80 hat man alles im Blick.

Certina steht für Schweizer Tradition (gegründet 1888), aber auch für Innovation. Das zeigt die Marke mit dieser urbanen, aber dennoch sportlichen Uhr: 41­mm­Stahlgehäuse, bis 200 Meter wasserdicht. Ausgestattet mit einer beidseitig drehbaren Lünette und GMT­Funktion (einem zusätzlichen Stundenzeiger), ermöglicht sie Reisenden, sich in bis zu drei Zeitzonen gleichzeitig zurechtzufnden. Dank dem automatischen Uhrwerk Powermatic 80 bietet dieser Zeitmesser eine Gangreserve von 80 Stunden. Erhältlich ist die Uhr in Schwarz und Grün (Foto) oder Blau und Rot, mit Edelstahlarmband und in einer Version mit Lederarmband, das sich dank Certina­Schnellwechselsystem leicht austauschen lässt.

CHF 1070; certina.com

Das dunkle Ziferblatt lässt die Super­LumiNova®­Elemente so richtig erleuchten.

Die Uhr verfügt über eine Nivachron™Spiralfeder, die einen besseren Schutz vor Magnetfeldern bietet.

GMT­Funktion für Weltenbummler: Der grüne Zeiger ermöglicht es, eine zweite Zeitzone im Blick zu behalten.

Erhältlich in verschiedenen Versionen: mit leicht austauschbarem Leder­ oder Edelstahlarmband

UHREN
Treuer Begleiter: 80 Stunden Gangreserve, wasserdicht bis 200 Meter
82 THE RED BULLETIN CERTINA WILLY BOTTEMER

READY FOR ACTION!

Running, Biken, Wandern – raus mit uns! Gemeinsam mit Experten haben wir ein Workout entwickelt, das dich für die warme Jahreszeit in Form bringt. Fitness-Ass Imke Salander zeigt, wie es läuft.

ÜBUNG 1 SKATER JUMPS

Sprungkraft, Schnellkraft, Ausdauer, Balance, Koordination, Beweglichkeit –es gibt wenig, was diese Ganzkörperübung nicht trainiert. Aus dem aufrechten Stand zur Seite springen, auf dem äusseren Fuss landen. Dann aus der einbeinigen Kniebeuge mit nach vorne gebeugtem Oberkörper explosiv auf die gegenüberliegende Seite springen und immer weiter hin und her. Beine, Rumpf und Po proftieren am meisten.

DIE ATHLETIN

Von Kraft über Ausdauer bis Ernährung: Content Creator und Sport-Moderatorin Imke Salander ist absoluter FitnessProf. Auf Instagram teilt sie Tipps zu Training, Erholung oder Mindset. Zudem tritt sie bei Hyrox an, einem Contest, der Laufen und funktionelle Fitness kombiniert.

Instagram: @imkesalander

FITNESS
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ÜBUNG 2 REVERSE ROWING

Verleiht oberem Rücken und Schultergürtel Power (hallo, Kletterer!). Aus den Ellenbogen rausdrücken. Schulterblätter hinten zusammenziehen. Auch im Wallsit mit dem Rücken an die Wand gelehnt möglich.

Und so gehst du es an:

Sofern nicht anders angegeben, kannst du die Übungen je nach Fitnessgrad 12 bis 15 Mal wiederholen. Hör auf, wenn du die Bewegungen nicht mehr sauber ausführen kannst. Wird nur eine Seite trainiert, nach der Hälfte der Wiederholungen wechseln!

Die ersten Trainings kannst du als Zirkel angehen, also nach jeder Übung zur nächsten wechseln, mit 30 Sekunden Pause dazwischen. Dann kannst du nach und nach die Anzahl der Runden erhöhen. Wenn du die Intensität steigern willst, absolviere die Sätze einer Übung nacheinander – ebenfalls mit 30 Sekunden Pause. Denkbar sind bis zu vier Sätze pro Übung. Zwei Einheiten pro Woche sind ein super Start, drei sind ideal.

CHECK DIE ÜBUNGEN

Du willst sehen, wie die Übungen genau funktionieren? Scan die Codes für die Videos!

ÜBUNG 3

SPLIT SQUAT CALF RAISE

Wichtig für jede OutdoorSportart und Problemzone selbst bei Profs: der SoleusMuskel in der Wade; hier trainiert durch ein Anheben der Ferse des vorderen Fusses. Voraus geht ein Absenken der Hüfte, bis das Knie kurz vor dem Boden ist. Ausweichbewegung der Beine zur Seite vermeiden!

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ÜBUNG 4

STEP UP AND OVER

Stärkt Oberschenkel und Hintern, erhöht Kniestabilität. Ein Fuss bleibt auf der oberen Stufe, der andere steigt vor (1) und zurück (2). Aufsteigen belastet die Muskeln konzentrisch, vorsteigen exzentrisch – wie beim Wandern. Geht auch mit Gehsteigkanten.

ÜBUNG 5 BÄRENGANG

Trainiert den ganzen Körper –Schultern, Oberarme, Rumpf, Oberschenkel. Rechter Arm und linkes Bein werden gleichzeitig angehoben (und umgekehrt), das fordert die Koordination. Fünf Steps vor, fünf zurück. Vor allem auf die Stützmuskulatur kommt es hier an. Super fürs Biken!

DIE EXPERTEN

Ob zur Saison-Vorbereitung oder nach Verletzungen: Als Trainer des Red Bull Athlete Performance Center nahe Salzburg helfen Elisabeth Obermüller und Mark Waldhuber Athletinnen und Athleten, ihre Bestform zu erlangen – mit massgeschneiderten Workouts auf Basis aktueller Forschung. Eigens für uns haben sie dieses Workout zur Vorbereitung auf deinen Outdoor-Sport entwickelt.

ÜBUNG 6

STEP-THROUGH LUNGES

Hier sind neben den Bein- auch viele Rumpfmuskeln gefragt –vor allem, wenn dein Oberkörper kerzengerade bleibt. Ein Fuss bleibt stehen, der andere macht Ausfallschritte nach vorne und hinten. Efekt: Du entwickelst Kraft für Explosivität aus den Beinen heraus. Wichtig etwa für Touren durchs Gelände.

REISEN
Location
Steglitz Hair & Make-up Theo Schürer /  Kult Artist 2 86 THE RED BULLETIN WILL JIVKOFF
Videos Angelo Carlucci
Elbgym Berlin

DAS JAHRESABO

8 The Red Bulletin -Ausgaben FÜR NUR 28 CHF getredbulletin.com GLEICH BESTELLEN!

SO ROLLT DER SOMMER AN

Schnell, praktisch oder gleich beides in einem. Mit diesen innovativen Velos darf man sich auf frischen Fahrtwind freuen.

TEXT ANNA KERBER

Mit einem 250-Watt-Motor und einer Reichweite von bis zu 150 Kilometern kommst du locker an jedes Ziel.

SCHALTEN? WAR GESTERN!

BTWIN CITY TREKKINGRAD

LD 920 E

Der Owuru-Mittelmotor passt sich je nach Gelände und Tretkraft an. Da muss man sich um das Schalten zwischen Gängen keine Gedanken mehr machen. Federgabel und hydraulische Scheibenbremsen sorgen für Fahrkomfort. Nettes Gimmick: Das Bike lässt sich mit deinem Smartphone orten, wenn es entweder geklaut wurde oder du nicht mehr sicher bist, wo du es abgestellt hast. CHF 2999; decathlon.ch

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Integrierter Akku und Ladeanschluss verstecken sich im Unterrohr und im Tretlager.

LEICHTGEWICHT

DESIKNIO X20 GRAVEL

Dieses Velo vereint das Beste aus zwei Welten: Urban E-Bike und Gravel. Dank Carbonrahmen und Carbongabel wiegt dieses E-Bike nur unglaubliche 12 kg. Das designstarke X20 bietet dir Rückenwind in Form von Tretunterstützung bis 25 km/h. Bonus: Das slicke Design inklusive spanischer Ingenieurskunst ist wirklich ein Hingucker. CHF 5995; desiknio.com

BTWIN City Trekkingrad LD 920 E für sie und ihn. Es gibt das Bike in zwei Ausführungen: Middle Frame und High Frame.

Landstrassen.

Täglicher Begleiter, ganz gleich ob in der Stadt oder auf
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DRAHTESEL? PACKESEL!

BTWIN E-LASTENFAHRRAD CARGOBIKE R500E V2

Mit dem äusserst praktischen elektrischen Longtail Cargobike lassen sich insgesamt satte 170 Kilogramm Lasten transportieren: ganz egal ob Grillierausstattung, Stand-up-Paddleboard oder zwei Kinder. Und dabei unterstützt dich das E-Bike mit Anfahrtshilfe und pro Aufadung auf Strecken von bis zu 90 Kilometern. CHF 2999; decathlon.com

Balanceakt: Das kleinere Hinterrad sorgt für bessere Stabilität.

SCHNELLE XC-EFFIZIENZ

SPECIALIZED EPIC 8 S-WORKS Für das neue Epic 8 wurde an allen Variablen der Formel für Schnelligkeit geschraubt. Um immer anspruchsvolleren XC-Tracks gerecht zu werden, wurde auf Performance, Efzienz und Leichtbau geachtet. Die optimierte Kinematik macht es pedalierefzient, während die Dämpfer mit speziellen Tunes harte Stösse besser als zuvor abfedern. CHF 14 500; specialized.com

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Von der GoldEdition gibt es weniger als 6000 Exemplare –ein wahres Sammlerstück.

GOLD ZUM 50ER

FOX 38

PODIUM GOLD LTD GABEL

Wenn du es richtig krachen lassen willst (ohne dass es kracht), dann ist das deine Suspension: ein Spezialist für Enduro- und Gravity-Biker mit langem Federweg. Die schicke Gold-Edition gibt es passend zum 50-jährigen Jubiläum. CHF 1559; ridefox.com

Lässt sich nicht erschüttern: Dank Top-Stossabsorption bleibt mehr Kraft für den Angrif.

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SCHNELL WIE DER WIND

STROMER ST7 ARBR.2

Vor dem America’s Cup lanciert Stromer eine neue Alinghi Red Bull Racing Edition. Dieses Speed Pedelec mit Sonderlackierung ist ein Powerpaket: Mit seinem kraftvollen 940­WHinterradmotor unterstützt Stromers Flaggschifmodell bis zu 45 km/h und lässt dich lautlos und dynamisch durch den Verkehr gleiten, bis zu 260 Kilometer weit! Im Fachhandel erhältlich ab CHF 13 999; stromerbike.com

Super zum Pendeln, wenn man auch weitere Strecken in kürzester Zeit zurücklegen will.

Exklusiv mit dem ST7 ABRB: der Smart Helmet 2.0 mit Clip-on-Visier, Lichtern und Bremslichtübertragung.

BIKEN
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JOIN THE REVOLUTION RACE ACTION BIKE FESTIVAL GUSTO RIDES Presenting Partner Official Sponsor Official Sponsor

ES LIEGT WAS IN DER LUFT

Rasante Action, Street Food oder heisse Rhythmen:

Diese Events läuten den Sommer so richtig ein

Ein einziger Funpark? Kriss Kyle katapultiert sich durch die Weinberge des Lavaux. ON DEMAND FREERIDE LAVAUX

Wenn einer wieder mal alle Grenzen sprengt, dann ist es Kriss Kyle mit seinem Mountainbike. Diesmal zieht er seine Lines mitten durch die weltberühmten Weinterrassen des Lavaux. Erlaubt haben es dem Schotten die Winzer auf ihren Privatgrundstücken im pittoresken UNESCO­Weltkulturerbe. Die perfekten Bedingungen für die Weintrauben dort befügeln Kriss’ Fantasie. Jede Terrasse ist ein Step­down, Steinmauern sind Wallrides, und gut versteckt zwischen den Rebstöcken fnden sich sogar Singletrails. redbull.com/krisskylelavaux

MAI BIS 28. JUNI STREET FOOD FESTIVAL

Da schlagen die Herzen von Gassengourmets und Genussmenschen gleich ein paar Takte schneller: Zum zehnjährigen Jubiläum wartet dieser Fixstern der Street­FoodBewegung in diesem Jahr mit gleich zwei Events auf. Nach dem Auftakt auf der WERFT in Wollishofen folgt das Festival an der Hardturmbrache von 1. Juni bis 14. Juli. streetfoodfest.ch

MAI

PFINGSTMOTOCROSS IN MURI

Traditionell fndet auch dieses Jahr am Pfngstmontag das jährliche Rennen in Muri statt. Bis zu 10 000 Personen werden auf der Aspipiste erwartet. Neben den jungen Fahrern in den Kategorien Mini85, MX2 und MX Open sorgen Europas beste Seitenwagenfahrer für ordentlich Spannung. Schweizer und internationale Racer donnern und springen mit Vollgas über die anspruchsvolle Strecke. Alle Infos: mrsc­muri.ch

UND 23. JUNI XTERRA S WITZERLAND

Das internationale CrossTriathlon­Event lockt mit einer Location zwischen Seen, Wäldern und Weiden um La Brévine in Neuchâtel – die perfekte Kulisse für OfroadTrailsport also. Auf dem Programm stehen verschiedene Bewerbe: Triathlon über volle Distanz, Sprint­Triathlon, Kinder­Triathlon und ­Duathlon. Auch für Unterhaltungsprogramm ist gesorgt! xterraplanet.com

ERLEBEN
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BIS 26. MAI CYCLE WEEK

Zum vierten Mal trefen sich bei der CYCLE WEEK Fans und Profs, Branche und Tourismus in Zürich zum grössten Velofestival des Landes. Neue Trends, 180 Workshops, Shows und internationale MTB- und BMX-Contests. Neu: die Campus Night, ein Bikepacking-Event und das Europaallee-Velofest. Alle Infos: cycleweek.ch 30

MAI BIS 2. JUNI

VIBISCUM FESTIVAL

Mit voller Power geht es in die dritte Runde! Es erwarten dich vier aussergewöhnliche Abende im wunderschönen Rahmen des Place du Marché in Vevey. Mit aufstrebenden und renommierten, lokalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern bietet die 3. Ausgabe reiche Vielfalt: Zola, Hamza, Shaka Ponk, Juan Diego Flórez, Hardwell oder auch Lost Frequencies bringen den Marktplatz zum Grooven. Alle Infos und Tickets gibt es hier: vibiscumfestival.ch

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MAI BIS 2. JUNI ÖKK BIKE REVOLUTION

Nächster Halt des jährlichen Biking-Highlights: Engelberg. Dort warten Trails und Rennen, gemütliche Gusto-Rides und Workshops auf dich. Bei den vielen Bike-Ausstellern erhältst du Infos über aktuelle Trends und testet die neuesten Modelle für den Sommer. Alle Rennen live auf rebull.tv; bike-revolution.ch

Herausgeber

Andreas Kornhofer

Chefredakteur

Andreas Rottenschlager

Executive Creative Director

Markus Kietreiber

Creative Directors

Erik Turek (Ltg.), Kasimir Reimann

Grafik

Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Miles English, Kevin Faustmann-Goll, Carita Najewitz, Tara Thompson Fotoredaktion

Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.), Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör

Chefin vom Dienst

Marion Lukas-Wildmann

Managing Editor Ulrich Corazza

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Lithografie

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IMPRESSUM
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THE RED BULLETIN 95 SIMON VON GUNTEN/CYCLE WEEK, BR EVENT AG

Hier schreiben Schweizer Literaturtalente über Themen, die sie bewegen – und liefern ihren positiven Spin dazu.

Schöne kleine Fehler

oder: Wie Schlafmangel
Olivia El Sayed dabei hilft, die Welt durch andere Augen zu sehen.

Die Welt ist laut, und es ist viel los. Da kann es schon passieren, dass man nicht immer alles mitbekommt oder Dinge einfach auch mal falsch versteht. Als der Begrif Cancel Culture aufkam, war ich beispielsweise so anderweitig abgelenkt vom Leben, dass ich mir, ohne mich jemals einzulesen, einfach eine Bedeutung zusammenreimte. Als ich irgendwann erfuhr, dass es den kollektiven Ausschluss von Menschen oder Firmen meint, die mutmasslich diskriminierend handeln, ging mir ein beschämtes Lichtlein auf. Hatte ich doch tatsächlich viele Monate

lang geglaubt, Cancel Culture bezeichne die sich durch Corona etablierte Unanständigkeit, dass man Verabredungen ohne schlechtes Gewissen auch im letzten Moment noch absagen dürfe.

Wer Schlafmangel kennt, weiss, dass er ziemlich seltsame Symptome mit sich bringt, die von Vergesslichkeit und Panik über geistige Umnachtung bis hin zu vermeintlicher Selbsthilfe durch blinde Kalorienzufuhr reichen können. Oft trift diese gesellschaftlich noch nicht zur Genüge akzeptierte Belastungsstörung junge Eltern, aber die Gründe für ein Schlafmanko sind mindestens so facettenreich wie die Missverständnisse, die es mit sich bringt. Erdbeertorte und Erdbebentote – just sayin’.

Bei uns daheim hatten solche sprachlichen Missverständnisse immer schon einen eigenen Namen, da mein ägyptischer Vater die Angewohnheit hatte, Sprachen immer nur bis zu dem Punkt zu lernen, bis sie ihm persönlich gut genug erschienen. Viele Dinge behielten deshalb immer die Namen, die er für am schönsten und passendsten befand, auch wenn sie nicht korrekt waren. «Nur weil etwas nicht richtig ist,

ON A POSITIVE NOTE
96 THE RED BULLETIN KORNEL STADLER

Gelierzucker oder doch Geiler Zucker?

«Wir würden etwas verpassen, wenn wir immer alles richtig machen würden.»

ist es noch lange nicht falsch», erklärte er seine Handhabung der Dinge. Und auch nach 20 Jahren in der Schweiz nannte er das Land unbeirrt Suisland und den Franz Carl Weber Carl Frantis Wibb Pharmacil bezeichnete, auch wenn es so klingt, kein Medikament, sondern Vermicelles. Sauce Drelia war nichts für auf trockene Teigwaren, sondern Australien. Seinen liebsten deutschen Fussballer Miroslav Klose taufte er Mister Klaus, Robert De Niro hiess bei ihm Roberto de Janeiro und Angela Merkel klang aus seinem Mund wie ein engelsgleiches Wunder: Angel Miracle. Verbesserungsvorschläge waren nicht erwünscht. Mein Vater war der Ansicht, dass, wenn man ihn verstehen wolle, das mit ein bisschen Willensstärke sicher möglich sei; man müsse halt einfach ein bisschen ofen sein für Poesie und fowery wordis.

Nicht alle seiner Wortschöpfungen waren jedoch derart blumig. Die Eselsbrücke, um sich den Schweizer Nachnamen Bischofberger zu merken, war für ihn Piss Of, Berger. Und Areschloch mochte für ihn zwar nichts anderes als ein Ausfugsziel in der Nähe von Meiringen (Anm.: Aareschlucht) meinen, aber Aussenstehenden war das natürlich nicht immer sofort klar – und oft sass ich da und starb neben ihm tausend Tode, bis sich mir jeweils die Möglichkeit bot, seine mal mehr, mal weniger fowery wordis aufzulösen. So auch dieses eine Mal in der Confserie Sprüngli, als ich die zähen Minuten aushalten musste, bis ich der überforderten Angestellten endlich erklären konnte, was dieser immer wütender werdende Mann meinte, der da so energisch gegen die Patisseriescheibe klopfte und zum dritten Mal das Wort Phar-ma-ciil wiederholte.

Mit dieser Vergangenheit im Rücken glaubte ich lange, nichts würde Missverständnisse so sehr begünstigen wie mein Vater, aber dann bekam ich zwei Kinder, von denen eins satte sechs Jahre lang nicht durchschlief. Und als dann endlich doch, besorgten wir uns eine Katze (angesichts der insgesamt vielleicht zehn durchgeschlafenen Nächte in den letzten Jahren ist das

zugegebenermassen eine nur schwer nachvollziehbare Entscheidung). Wie es das Schicksal so will, erwischten wir eine, die uns am liebsten nachts laut miauend von ihren Abenteuern erzählt und uns viele und nur lebendige Mäuse nach Hause bringt, die wir im Morgengrauen mithilfe von zu Wurfgeschossen umfunktionierten Löchersieben einfangen müssen. Ungestörter Schlaf bleibt demnach ein rares Gut.

Anders ist auch gut Olivia ist Autorin und trägt ihre Texte auch auf Bühnen vor. Ihr neues Programm «0814 – Leben am Durchschnitt» feiert im Herbst Premiere. Alle Spieldaten sowie ihre Bücher findest du auf oliviaelsayed.ch @oh_olives

Dafür führe ich inzwischen eine Liste von Dingen, die ich vor lauter Müdigkeit falsch verstanden habe. Darauf fndet sich ein Lied, das ich im Fernsehen sah: Mitte März durch die Wand, sang ich fröhlich mit, bis ich am Ende des Songs in der Bauchbinde las, dass es der singenden Person gar nicht um die spezifsche Monatsangabe für dieses Vorhaben ging, sondern um das Wie – «mit dem Herz» wollte sie nämlich durch die Wand (das schien mir ein fast noch schwierigeres Unterfangen als das mit dem fxen Datum, aber im Schlager ist einiges möglich). In der Zeitung wurde aus der Headline «Sogwirkung für Terroristen» in meiner müden Welt ein fast liebevolles Kursangebot, und ich las Songwriting für Terroristen. Und in einem Kinderbuch stapelten sich in Grossmutters Küche gemäss meinen Augen statt «Gelierzucker» viele Packungen Geiler Zucker. Es ist noch nicht lange her, dass ich mir vor lauter Schreck heissen Kafee über meine Jacke goss, als ich mir eine Broschüre zu Weiterbildungsmöglichkeiten durchblätterte und dort statt «Karriereschritt» Ihr nächster Kaiserschnitt! las. Und doch sehe ich in meinem Schlafmangel auch einen Vorteil.

Natürlich sind Wortschöpfungen und Missverständnisse besonders vielschichtig, wenn muttersprachliche Strukturen auf eine Fremdsprache angewendet werden. Wenn der französischsprechende Postkartenabsender mit Dicker Nordwind unterschreibt und das wie eine Sturmwarnung klingt, bis man merkt, dass es nur falsch ausgesuchte Übersetzungen von «grosses» und «bises» sind. Oder eben: mein Vater, der das Wunder meiner Geburt anderen gegenüber gern wie folgt beschrieb: For me it was gliich she look like Af when she was born. Was etwas weniger charmant klingt als die sinngemässe Übersetzung des arabischen Sprichworts, das er zu zitieren meinte: «Selbst für die Mutter des Afen sieht ihr Neugeborenes aus wie das Kind eines Rehs.»

Mein Schlafmanko hat mir aber vor Augen geführt, dass wir alle Sprache verändern. Aussprache, Herkunft und unsere persönlichen Geschichten prägen die Art, wie wir denken, reden und verstehen. Und dank meiner langen Liste voller schöner kleiner Fehler wird mir immer wieder bewusst, dass in nur einem überlesenen oder verdrehten Buchstaben der Schlüssel zu einer schönen Geschichte oder Anekdote liegen kann, die man verpasst hätte, wenn man alles nur immer richtig gemacht hätte. So gesehen hat nicht nur Ludwig Wittgenstein recht, wenn er sagt Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt. Sondern eben auch mein Vater, der sagt: Nur weil etwas nicht richtig ist, ist es noch lange nicht falsch.

THE RED BULLETIN 97

LEO KHALIFA

Leo macht «ab und zue mal lustige» Sachen. Als Leonard Stucki ist er auch Co-Geschäftsführer einer Content-Agentur. Was den Creator bewegt, verrät er uns hier.

Kein Filter. Über 240 000 Follower unterhält Comedian Leo auf TikTok und anderen Social-Media-Kanälen. @leonardkhalifa

Auto, Velo, Zug oder zu Fuss?

Guilty of

«Ich realisiere oft nicht, dass der Tag nur 24 Stunden hat, und plane zu viel. Nicht ideal.»

Lieblingsfilm «The Game» mit Michael Douglas. Und die «Truman Show».

Peinliche Angewohnheit

«Ich mag es nicht, wenn Leute vor mir länger als eineinhalb Sekunden bei Grün nicht anfahren – dann hupe ich sie an.»

Überraschendste DM Spontane Einladung für ein Meet & Greet mit der amerikanischen Sängerin Madison Beer

Aktuelle Nr. 1 auf meiner Playlist «Alles von Cro.»

Was sagst du zur Red Bull Summer Edition? «Sweet. Aber auch erfrischend. Ich kann mir gute Mocktails damit vorstellen.»

Lieblings-Podcast

«Ich habe angefangen, die KaulitzBrüder von Tokio Hotel zu hören (Anm.: ‹Kaulitz Hills›), weil ich fnde, die haben einen Realitätsfehler.»

Gehört aufs Brot «Sicher mal Butter. Und dann Nutella. Geile Mischung.»

CHECK-OUT
Anm.: Leo liebt seinen Tesla 98 THE RED BULLETIN TESLA, UNIVERSAL, GETTY IMAGES

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