transplantation. Daymon lacht: âMann, das hĂ€tte ich wahrscheinlich nicht gemacht.â Die Freiheit, eine Idee umzusetzen, egal wie schlau sie scheint, macht Buffalo Chip aus.
E IN PA A R ST UN DEN vor den Flat-
Track-Rennen beginnt es zu schĂŒtten. Die Winde South Dakotas sind ziemlich fix im Transport von Gewitterwolken. Die Racer suchen Schutz in ihren Zelten und beobachten, wie die Strecke unter ihnen weggespĂŒlt wird. âDas wird ein Massaker da drauĂen!â, brĂŒllt eine Ansagerin. âWahre Schlachten â und alles nur zu eurer Unterhaltung!â WĂ€hrend eines Heats nimmt ein Racer die Kurve ein wenig zu eng, knallt gegen den Fahrer vor ihm, gerĂ€t mĂ€chtig ins Schleudern und klatscht auf den schlammigen Boden. FĂŒr eine Millisekunde herrscht Panik, weil er so wie in dieser Wagenrennenszene in âBen Hurâ ĂŒber fahren werden könnte. âSanitĂ€ter auf die Strecke!â, kommandiert der Ansager. Aber der Fahrer winkt sie zurĂŒck, klopft sich den Dreck tiefer in die Klamotten und setzt sich wieder aufs Motorrad. Der erste Turn des Tracks ist eng, die Fahrer lernen aber schnell, machen von der Bremse ihrer Geschosse ÂGebrauch. Und auĂerdem macht der ÂRegen die Strecke viel griffiger. Bei einem anderen Rennen tritt Leticia Cline, eine von zwei weiblichen Fahrerin nen an diesem Tag, gegen ihren Mann ÂJason Paul Michaels an. Keiner hĂ€lt sich zurĂŒck. Cline geht schnell in FĂŒhrung, aber Michaels rĂŒckt heran und ĂŒberholt sie. Auf dem Podium zeigt sie ihm den Stinkefinger, aber vielleicht nur im Scherz. Cline ist mit drei weiteren Mitgliedern der âIron Liliesâ hier, einer Gruppe ausschlieĂlich weiblicher Harley-Fahrerinnen aus Orlando, Florida. Sie ist MotorsportJournalistin und fĂ€hrt seit ihrer Kindheit. In den letzten zwei Monaten sammelte sie fast 13.000 Kilometer mit ihrer Harley Sportster Iron 883. âDie Leute kommen aus zwei GrĂŒnden herâ, sagt sie. âUm zu feiern und um in einer der schönsten Gegenden des Landes zu fahren.â Was Feiern angeht, weiĂ Cline, wie jeder hier, wie man es richtig angeht. Bei einer groĂen Feier in dieser Nacht fĂŒr die Biker und Trittbrettfahrer amĂŒsiert sie sich beim Barhocker-Derby. Sie trinkt ihr Bier auf ex, wĂ€hrend Roland Sands ihren Stuhl immer schneller dreht. THE RED BULLETIN
Der 2âÂœ Quadratkilometer groĂe Buffalo-Chip-Campingplatz hat eine eigene Postleitzahl, viele kommen wegen des besonderen Charmes Jahr fĂŒr Jahr. âWir sind eine Familieâ, sagt Veranstalter Rod Woodruâ .
âVor zwei Jahren wurde ich aus dem Chip verbannt!â, sagt sie und grinst. Beim Wrestling mit einem Freund rollte sie einen HĂŒgel hinunter und beschĂ€digte eine Stromleitung. Du kommst hier mit so ziemlich allem davon â Sex in der Ăffentlichkeit, Verbrennen von ScheiĂhĂ€usern â, aber StromausfĂ€lle gehen gar nicht. Cline und ihre Iron-Lilies-Kolleginnen sind die Antithese der ergrauten, stĂ€mmigen Biker, die hier das Bild prĂ€gen. Aber es sind gemĂŒtliche Kerle. Das Buffalo Chip vereint Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft â von vorÂbestraften Ingenieu ren bis zu Zahntechnikern auf Jobsuche, leistungsbewussten Tankstellenbesitzern und GebrauchtwagenhĂ€ndlern, die die ganz groĂe Karriere machten â, sie kommen alle hierher, um ihre Liebe zum Bier und zu den Maschinen auszuleben. Wenn du willst, kannst du hier in einer Kapelle vor Ort dein Bike heiraten â oder deinen menschlichen Partner. Oder du kannst deine Asche verstreuen lassen. Einzige Voraussetzung dafĂŒr: Du darfst nicht mehr am Leben sein. âNur wegen ein paar schwarzer Schafe haben Biker einen schlechten Rufâ, sagt Daymon Woodruff. âDabei sind sie die freundlichsten Leute, die du dir vorstellen kannst. Und sie passen aufeinander auf.â FĂŒr Stunt-KĂŒnstler wie die Seattle Cossacks ist dieses Aufpassen existenzÂ
sichernd. Seit 1938 formen diese Artisten, zwischen 12 und 58 Jahre alt, Menschenpyramiden, verbiegen sich spektakulĂ€r und schieĂen auf Vintage-Harley-Davidsons aus den DreiĂigern und Vierzigern durch brennende Hindernisse. Und das alles fĂŒr ein bisschen Applaus und Schulterklopfen. âEs braucht viel Ăbung und groĂes Selbstvertrauenâ, sagt Andrew Nicholson, ein langjĂ€hriges Mitglied der Cossacks, mit zitterndem Schnauzbart und funkelnden Augen. Er kommt seit 1990 hierher und ist ein Verehrer des Geists, der am Buffalo Chip herrscht: âWeiĂt du, man dachte eine Zeitlang, es wird kommerzieller. Wurde es aber nicht. Es ist groĂartig, dass die Leute von ĂŒberall herkommen. Wir sind hier wie eine groĂe Familie!â Und weiter: âDas ist aber kein Picknick hier. Jede Nacht Gewitter, wir in Zelten. Aber weiĂt du, was? Wir wĂŒrden nichts daran Ă€ndern.â WĂŒrde auch Woodruff senior nicht: âDas ist mehr als nur ein Business und mehr als nur ein Camp. Vom Spirit der Menschen geht etwas aus, das man nicht messen kann. Es ist eine Art Magie.â Mehr ĂŒber die Welt der Motorradfahrer erfahren Sie in âThe Greasy Hands Preachersâ auf Red Bull TV am 23. Oktober.
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