ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
VON NULL AUF
10 Gründe, warum Formel -1 - Weltmeister Max Verstappen der Schnellste ist

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
VON NULL AUF
10 Gründe, warum Formel -1 - Weltmeister Max Verstappen der Schnellste ist
LONGINES SPIRIT ZULU TIME LONGINES SPIRIT ZULU TIME
Da hat’s aber einer eilig. Immer. Denn fährt er keine Rennen, so simuliert er sie am Bildschirm: Unser Autor Werner Jessner hat sich vor dem Grand-PrixWochenende am Red Bull Ring im Windschatten von Formel-1-Weltmeister Max Verstappen angesaugt – um herauszufnden, was den 25-jährigen Niederländer sooo zum Rasen bringt. Fürs Erste nur so viel: Es gibt drei Frauen, denen er blind vertraut. Einen Ingenieur, der ihm stets im Ohr liegt. Und eine Katze, die schnurrt, wenn er sie „Toto“ nennt. Runterschalten, vorblättern – bis Seite 36.
Nicht weniger überraschend kommt das Porträt der Turner Twins ab Seite 56 daher. Die britischen Abenteurer Hugo und Ross Turner suchen im Boot nach den entlegensten Punkten der Welt – und fnden im Augenblick der Gefahr durchaus auch Entspannung: „Solange die Lage nicht lebensbedrohlich ist, machen wir einen Witz darüber.“
Auch sehr witzig: der Wiener Künstler
Constantin Luser (ab Seite 66). Er formt tönende Skulpturen aus Instrumenten und geht so dem Ur-Sound der Saurier auf den Grund. Urleiwand!
Bis hierher war Alltag – ab hier ist Abenteuer. Die Redaktion
„New Orleans steckt mich jedes Mal an mit seinem speziellen Spirit – und bei diesem Besuch hat Big Freedia das auch getan“, sagt die in Brooklyn, New York, lebende Autorin unseres Porträts der Hip Hop-Künstlerin. „Ich hatte Freedia schon im Reality-TV gesehen und wusste, dass sie einzigartig ist, aber ihre authentische Freundlichkeit hat mich dann doch noch mal überrascht.“ Ab Seite 48
Geboren 1984 in Wien, studierte Anatol Vitouch Soziologie an der Universität Wien sowie Buch und Dramaturgie an der Wiener Filmakademie. Er schreibt Theaterstücke, Prosa, Lyrik, Filmdrehbücher – und Schachkolumnen. Der freie Schriftsteller arbeitet als Textchef für das Monatsmagazin „Datum“ und hat für The Red Bulletin den Künstler
Constantin Luser getroffen. Ab Seite 66
Die Spezialität des Fotografen sind seine lebendigen Porträts – und da hatte er bei dem Shooting mit dem ehemaligen Model und Designer Yannik Zamboni, der sich als „Epizentrum der Anti-Fashion“ betrachtet, viel Freude. Umso mehr, als in Zürich geshooted wurde, wohin der Schweizer Philip Müller nach 25 Jahren in Paris vor kurzem wieder zurückgezogen war. Ab Seite 75
Gönn‘ dir diese tollen Gelegenheiten und buche gleich deine Probefahrten unter:
Als DJ und Produzentin macht sie Papas Lebensweisheiten zu Musik – unterlegt mit Wal-Gesang.
RAFAEL „VENI“ EISLER 20
Der Wiener Prof-Gamer verrät, wie man’s mit „Minecraft“ ganz nach oben schafft.
JOANA MÄDER & ANOUK VERGÉ - DÉPRÉ 22
Zur EM kommt das Schweizer Beachvolleyball-Duo nach einer Verletzung erstarkt zurück.
PORTFOLIO
ROCK UND ROLL 24
KUNST
66
Big Freedia erzählt ihre
Erfolgsstory
– und wie sie als rundlicher Chorknabe begann.
FORMEL 56 6 THE RED BULLETIN
Warum Max Verstappen alle abhängt – und was wir beim GrandPrix-Wochenende am Red Bull Ring von ihm erwarten dürfen. PKC MEDIA/TURNER TWINS, JUSTEN WILLIAMS
56 Die Zwillinge Hugo und Ross Turner suchen die entlegensten Punkte der Welt. Dort, sagen sie, macht sogar der Stress Spaß.
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Hier wirft sich der kanadische Wasserskifahrer Dorien Llewellyn bei den World Waterski Open 2020 in Pose. Er war der Champion der Panamerikanischen Spiele, als er 2019 in Lima Gold gewann, und sammelte 21 nationale Titel. Diesen Sommer kehrt der 27-Jährige für Contests nach Österreich zurück und besucht dabei auch seine Heimat Gmunden, wo seine Mutter Britta Grebe, selbst zweifache Wasserski-Weltmeisterin, den regionalen Nachwuchs trainiert. Und ja: Er dreht durch, Überschlag mit anschließender Wasserlandung gegen die Fahrtrichtung!
Instagram: @dorienllewellyn
Austin, Texas, USA
Die besten Rider der Welt geben beim Cryptodata Motorrad Grand Prix von Österreich von 18. bis 20. August am Red Bull Ring am Spielberg Gas. Hier bringt sich der Deutsche Stefan Bradl, 2011 Weltmeister in der Moto2-Klasse, schon mal beim Grand Prix of the Americas von Austin in Stimmung für die Steiermark. Und in die damit verbundene Schräglage.
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Eigentlich ist die kreisrunde Plattform am Dach des 321 Meter hohen Luxushotels Burj al Arab für Helikopter gedacht, die sich mit betuchten Kunden senkrecht vom Himmel schrauben. Doch Luke Czepiela, Pilot bei Red Bull Air Race, pfiff kurzerhand auf die althergebrachten Gepflogenheiten – und machte einen flachen Landeanflug (fast) zur Punktlandung: Gerade einmal 21 Meter „Piste“ brauchte er, um seine Maschine zum Stillstand zu bringen. Sechs Meter mehr, und es wäre steil bergab gegangen.
Von 20. Juli bis 20. August steigt in Neuseeland und Australien die Fußball-WM der Frauen – hier vor dem ersten Match elf Zahlenspiele.
190
5
Minuten benötigte Fabienne Humm 2015 für ihre drei Tore beim 10 :1 der Schweiz gegen Ecuador – der schnellste Hattrick.
6
Siege in Serie ohne Gegentreffer – dieses Kunststück gelang der deutschen Mannschaft mit Torfrau Nadine Angerer bei ihrem Titelgewinn 2007.
46,5
Zentimeter hoch und 4,6 Kilo schwer ist der 1998 von William Sawaya designte WM-Pokal. Er besteht aus Migmatit, vergoldeter Bronze und poliertem Aluminium.
12
der 32 qualifizierten Teams werden von Frauen trainiert –darunter Deutschland (Martina Voss-Tecklenburg) und die Schweiz (Inka Grings).
Teamtore hat die Kanadierin Christine Sinclair (Stand April) erzielt –mehr als jeder andere Mensch weltweit.
8
Fußball-WM wurden seit 1991 ausgetragen. Viermal ging der Titel an die USA, die nie einen schlechteren Platz als einen dritten erreichten –zuletzt 2015 und 2019.
2.000.000.000
TV-Zuseher erhofft sich die Fifa in Summe. 2019 waren es weltweit 1,12 Milliarden, das Finale sahen 260 Millionen.
17
Tore erzielte die Brasilianerin Marta bei Weltmeisterschaften –eines mehr als der treffsicherste Mann, Miroslav Klose aus Deutschland.
64
Spiele werden in 10 Stadien in 9 Städten ausgetragen, die Eröffnung (Neuseeland gegen Norwegen) in Auckland, das Finale in Sydney.
150.000.000
Dollar (135,8 Millionen Euro) schüttet die Fifa bei der Frauen-WM als Preisgeld aus – fünfmal so viel wie 2019, deutlich weniger als bei den Herren 2022 (440 Mio. Dollar).
Tore wurden sowohl bei der WM 2015 als auch der WM 2019 erzielt – in je 52 Spielen. 2023 finden (mit 32 statt 24 Teams) 64 Spiele statt.
Klicks, Euros, Awards: Erfolg im Hip-Hop lässt sich in vielen Einheiten messen. Rapper Bausa misst ihn aber auch an diesem Paar Sneakers.
Eine Diamant-Schallplatte für 1,3 Millionen verkaufte Einheiten seines Songs „Was du Liebe nennst“, ein schwarz-goldener Versace-Bademantel, ein Exemplar seines ersten Albums „Dreifarbenhaus“ – gefragt nach Dingen, die seinen Weg in die Champions League des Deutschrap prägten, fallen Bausa beim Interview mit The Red Bulletin Gegenstände wie diese ein. Aber auch ein paar
Nike Air Max 97 Ultra ’17 Skepta haben eine besondere Bedeutung für den deutschen Rapper. Handbeschriftet mit seinem Spitznamen „Baui“, wurden ihm die Sneaker vom Hersteller als Geschenk geschickt – für Bausa ein weiteres Zeichen dafür, dass er es nach ganz oben geschafft hat. Im Oktober startet seine „Drei Jahre später“-Tour, am 20. 10. spielt er in Wien in der Bank Austria Halle.
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erkundet als DJ und Musikproduzentin neue Wege: Sie mixt Dance Music mit den aufgezeichneten Lebenserinnerungen ihres Vaters – und dem Gesang der Wale.
Mein Vater starb, als ich zehn war. Davor lebte er etwa fünf Jahre lang im Bewusstsein, sterbenskrank zu sein, und als er nicht mehr viel Zeit hatte, begann er mit den Videoaufnahmen. Jetzt, zwanzig Jahre später, wurde mir bewusst, wie gut sich die Geschichten, die er da erzählt, als Inspiration für Musik eignen. Daraufhin begann ich, alle Videos zu durchforsten. So habe ich besser verstanden, was er für ein Mensch war und wie er gelebt hat.
Erzähle uns von ihm!
Jayda Gs Album
„Guy“ (Ninja Tune) ist seit 9. Juni erhältlich; Instagram: @jaydagmusic
Ihren Durchbruch schaffte Jayda Guy, besser bekannt als Jayda G, im Jahr 2017, als ein Video von ihrem DJ-Set in Amsterdam viral ging. Ihre energetischen Tanzmoves an den Turntables machten die kanadische DJ und Musikproduzentin rasch berühmt. Doch da war mehr als dieser beschwingte Mix aus Soul, Disco und House. Als Umwelttoxikologin hatte sie in ihre frühen Nummern Klänge aus der Natur eingewoben, etwa die Gesänge von Schwertwalen, um Gespräche über ein Thema anzuregen, das ihr am Herzen liegt: Naturschutz.
Heute ist Guy 34, lebt in London, und ihr neues Album mit dem Titel „Guy“ ist unterlegt mit Archivaufnahmen, auf denen ihr verstorbener Vater seine Erinnerungen an sein Leben als junger Afroamerikaner teilt. „Das Album soll eine Sammlung an Geschichten sein, über Tod, Trauer und Verständnis – und darüber, wie es ist, in Amerika schwarz zu sein“, sagt Guy.
the red bulletin: „Guy“ ist persönlicher als deine bisherigen Werke. Warum?
jayda g: Jayda G ist eine ziemlich eindimensionale Figur: Sie ist happy, sie tanzt, sie spielt fröhliche Musik. Dabei habe ich noch eine ganz andere Seite – Jayda Guy, die eher nachdenklich unterwegs ist und sich im Leben manchmal ziemlich schwertut.
Wie kamst du dazu, für das neue Album Archivaufnahmen deines Vaters zu verwenden?
Mein Vater war ein Schwarzer in Kansas City, in den Fünfzigerjahren. Er wuchs in Armut auf, heute würden wir sagen im Ghetto – und ihm war klar, dass er da rausmusste. Also schrieb er sich bei der Army ein und wurde im Zuge des Vietnamkriegs in Thailand stationiert. Man stelle sich diesen Mann aus Kansas City vor, der nur eine Art zu leben kannte – und plopp, plötzlich ist er in Thailand, in einer Umgebung, die kaum gegensätzlicher sein könnte. Danach kam er nach Washington, D. C., und wurde DJ, legte nachts im Radio auf und geriet 1968 unfreiwillig in die Rassenunruhen. Schließlich fand er in Kanada ein neues Leben mit meiner Mutter. Man merkt, wie abenteuerlustig er war und wie sehr er sich nach einem besseren Leben sehnte. Meine Geschwister und ich sind ein Ergebnis dieser Sehnsucht.
Du sagtest, „Guy“ sei für „alle, die mehr erreichen wollen“. Wie ist das gemeint?
Dieses Album ist jenen gewidmet, die unterdrückt wurden und ein schweres Leben hatten. Je älter ich werde, desto mehr erkenne ich, wie bemerkenswert es ist, mehr erreichen zu wollen, wenn man keine Beispiele dafür aus dem eigenen Umfeld oder der eigenen Community kennt. Nur wenige schaffen es, sich ein anderes Leben überhaupt vorzustellen. Mein Vater war einer von ihnen.
Welche Botschaft soll das Album vermitteln?
Es passiert immer etwas im Leben, Gutes wie Schlechtes, und es ist an dir zu entscheiden, wie dich diese Dinge beeinfussen. Wenn ich das Leben meines Vaters in den Mittelpunkt stelle, sehen die Leute hoffentlich, dass er entschieden hat, sich zu verbessern, sich mehr anzustrengen und aus seinen Fehlern zu lernen. Diese Werte hat er an mich und meine Familie weitergegeben, und sie fnden sich auch auf diesem Album wieder.
Wie würde es deinem Vater wohl gefallen, dass seine Lebensgeschichte über deine Musik in der Welt gelandet ist?
Er würde sich gehörig was darauf einbilden! Aber Scherz beiseite, er wäre stolz.
„Meine Musik ist für alle, die mehr erreichen wollen.“
Jayda G, 34, über ihren Anspruch, bewegende Alben zu produzieren
Die Karriere des Wieners begann, als er mit drei Jahren auf Papas Bürorechner zockte. Heute ist er 26, Prof-Gamer und verrät, wie man’s mit „Minecraft“ ganz nach oben schafft.
Und schon bald wurde Rafael alias Veni bei einschlägigen Events von Fans nur so bestürmt. Was sein schüchternes Gemüt nicht unbedingt zu pimpen vermochte und man auch heute noch an seinem vermeintlichen Styling-Spleen sieht: Veni trägt schon einmal bunt lackierte Fingernägel. „Ich bin ja ein leidenschaftlicher Nägelbeißer“, sagt er und schmunzelt. „Und so kam ich auf die Idee mit dem Nagellack. Aber den hab ich mir halt auch immer wieder runtergeknabbert. Seit ich Shellack, also diesen harten Gel-Lack, verwende, klappt das aber super.“
Eins zu einer Million
Instagram: rafi_veni
YouTube: VeniCraft
„Red Bull For The Win“Finale am 15. Juli im Palais Wertheim in 1010 Wien, Qualifier finden von 24. Juni bis 8. Juli in Innsbruck, Salzburg und Wien statt. redbull.com/FTW
Als Vierzehnjähriger startete er mit Spielen wie „Minecraft“ seine Karriere auf YouTube. Eigentlich eh sehr spät, wie er meint, saß er doch bereits als Knirps von drei Jahren am Firmenrechner seines Vaters, um zu zocken. Das mögen andere Kinder in diesem Alter freilich auch gemacht haben. Nur – Rafael blieb dran. Und katapultierte sich in der Folge unter dem Künstlernamen Veni (Abwandlung der Figur Vanitas aus der Action-RollenspielReihe „Kingdom Hearts“) zum Shootingstar der Gaming-Branche – mit „Minecraft“, einem vergleichsweise harmlosen Spiel, das offziell für Kinder ab sechs Jahren freigegeben ist: Der Fokus liegt auf der Erkundung der von Höhlen durchzogenen Spielwelt sowie dem Bau eigener Gebäude und Vorrichtungen. Der Spieler kann Rohstoffe abbauen („to mine“), diese zu anderen Gegenständen weiterverarbeiten („to craft“) und gegen Monster kämpfen.
Veni hatte dieses Spiel offenbar derart gut drauf, dass er recht schnell hunderttausende Follower zählen konnte. Und alle wollten ihm beim Gamen zusehen. Was ihn als Teenager doch recht überwältigte: „Ich war, bevor ich mit YouTube begonnen hatte, eigentlich sehr schüchtern. Und diese Masse an Views hat mich zu Beginn ziemlich verlegen gemacht.“ Und das kann Gamer mitunter auch träge machen. „Wenn du neben der Schule daheim stundenlang vor dem Computer sitzt, nimmst du recht schnell zu.“ Deswegen stand auch das Gym am Plan. Mit dem Erfolg kam der Ruhm.
Auch seine schulischen Leistungen in einer Wiener HTL für Netzwerktechnik waren lange Zeit recht passabel. Bis zur Matura – zu der er nicht antrat. „Meine Klasse war damals der erste Zentralmatura-Lehrgang. Und niemand hat gewusst oder konnte uns sagen, was uns erwartet. Es war das pure Chaos. Und ganz ehrlich, ich hatte eh schon keine Lust mehr.“ Während seine Kollegen also die Matura absolvierten, weilte Veni längst auf einem BrandEvent in China. Die Entschuldigung für sein schulisches Fernbleiben schrieb er sich selbst. „Ich bereu’s auch nicht. Aber empfehlen würde ich das heute niemandem. Die Chance, ohne Matura und mit meinem Lebenslauf so erfolgreich zu werden, steht meines Erachtens bei eins zu einer Million.“ Auch ein davor angestrebtes Studium war schnell keine Option mehr. „Ich hab auf YouTube mehr für mein Leben gelernt als in der Schule oder vielleicht bei einem Studium, bei dem mich eh nur ein Teil interessiert.“ Lebensschule YouTube? „Auf jeden Fall! Ich hab beim Gamen viele amerikanische Creators gesehen und perfekt Englisch gelernt. Das kann dir in der Schule kein Lehrer in dieser Form beibringen.“
Heute leitet der Gamer nebenher eine SocialMedia-Agentur und unterstützt tatkräftig andere Spieler – gemeinsam mit der Tiroler Gamerin Veyla. „Teamgeist, Zeitmanagement und Kreativität sind bei den Spielen ganz wichtig“, sagt Veni. Die beiden suchen nun für den großen Gaming-Event „Red Bull For The Win“ am 15. Juli die besten Spielerinnen- und Spielerteams Österreichs. „Was etwa bei einem Fünferteam zum Wichtigsten zählt, ist die Kooperation. Und die will als Einzelkämpfer gelernt sein. Aber man muss kooperieren können und vor allem – vertrauen! Du musst dich auf den anderen unbedingt verlassen können.“
Bei Veni trifft das in jedem Fall zu. Ohne viel Aufhebens organisiert er nebenbei immer wieder Charity-Turniere zugunsten schwerkranker Kinder. Es heißt ja: Wie man schnell und gut reagiert, lernt man am schnellsten und besten beim Gamen.
„ Ich hab auf YouTube mehr für mein Leben gelernt als in der Schule.“
Rafael „Veni“ Eisler, 26, über sein ganz persönliches Bildungsprogramm
waren als Beachvolleyballerinnen voll auf Erfolgskurs. Bis eine Verletzung sie aus der Sandkiste warf – aber als Team stärkte. Nun feiern sie bei der EM in Wien ihr Comeback.
Rom kegelte sich Joana beim Service die Schulter aus. Eine Zeitlang konnte sie nicht einmal ihre Hand bewegen. „Es war ein Schock für uns. Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder auf diesem Level spielen kann“, sagt Joana. „Ich hätte verstanden, wenn sich Anouk anders orientiert hätte. Aber sie hat auf mich gewartet.“ Anouk hat entschieden, dass der Weg gemeinsam weitergeht: „Wir sahen uns nicht in der Opferrolle. Nach ein paar Wochen war da die Frage: Wie können wir beide diese Zeit bestmöglich nutzen, um noch stärker zurückzukommen?“ Beachvolleyball sei manchmal wie eine intensive Paartherapie, erzählt sie. Man lernt sich selbst und seine Spielpartnerin extrem gut kennen: „Wir gehen tagtäglich zusammen ans Limit und möchten es gemeinsam verschieben. Wir haben so viele Situationen erlebt, schöne wie schwierige. Joana weiß ganz genau, wie ich funktioniere, und umgekehrt.“
Die Macht der kontrollierten Gefühle
Anouk war wichtig, Joana zu vermitteln, dass es keinen Zeitdruck gibt, sie wissen zu lassen: „Ich bin ready, wenn du es bist.“ Joana musste in den letzten Monaten ihren Spielstil verändern, um mit der frisch operierten Schulter mit den Weltbesten mitzuhalten. „Platzierte Bälle waren vorher nie mein Talent, ich bin sehr athletisch und habe durch Power gepunktet.“ Die zehnmonatige Auszeit hat beide vielseitiger gemacht. „Wir haben gelernt, zu akzeptieren, dass es Unsicherheiten gibt. Aber wir wissen jetzt auch, es gibt für alles eine Lösung.“
Seit 2017 ein Team, waren beide am Anfang sehr impulsiv im Wettkampf. „Wir waren jung, unerfahren und laut“, bringt es Anouk auf den Punkt. Sie mussten trainieren, ihre Gefühle bewusster einzusetzen: „Es gibt Emotionen, die Aggressivität und Überzeugung ins Spiel bringen. Aber es gibt auch unkontrollierte Emotionen, die dich von wichtigen Spielentscheidungen ablenken.“ Nach der Verletzung waren sie auf Rang 40 der Weltrangliste zurückgefallen. Jetzt kämpfen sie sich zurück. Wollen Punkte sammeln, Stabilität und Rhythmus im Spiel fnden. Ihr Ziel ist es, bereits dieses Jahr bei den Großanlässen wieder Medaillen ins Visier zu nehmen. Ihr Fernziel: Gold bei den Olympischen Spielen in Paris 2024.
Die A1 CEV BeachvolleyballEM kehrt von 2. bis 6. August 2023 auf die Wiener Donauinsel zurück. Instagram:
@joanamaeder
@anoukvergedepre
@beachvolleyballmajors
Eine BeachvolleyballMannschaft ist ein spannendes Konstrukt: Sie besteht aus zwei Spielerinnen, die sich blind verstehen müssen, um ein perfektes Team zu sein. Sie kommunizieren oft ohne Worte. Wenn aber eine ausfällt, wird es brenzlig, denn es gibt keine Ersatzspielerin.
Das mussten die Schweizerinnen Joana Mäder, 31, und Anouk VergéDépré, 31, im Vorjahr hautnah erleben. Sie waren gerade auf Erfolgskurs, standen auf Position vier der Weltrangliste. Im BronzeMatch bei der WM in
Nach zwei Jahren treten die Europameisterinnen von 2020 erstmals wieder zusammen an: bei den A1 CEV BeachvolleyballEuropameisterschaften im August in der Red Bull Beach Arena auf der Wiener Donauinsel. Für sie wird es eine Art Heimspiel: „Außer in den Spielen gegen Österreich dürfen wir in Wien glücklicherweise immer auf die Unterstützung der Fans zählen“, strahlt Anouk. „Die Stimmung in Wien ist ein Wahnsinn. Es macht uns immer viel Spaß, dort zu spielen“, ergänzt Joana.
Die Pollera ist der wallende Rock ihrer Mütter und Großmütter. Und sie tragen ihn stolz wie eine Uniform – im Kampf gegen Diskriminierung.
Fotografin Celia D. Luna besuchte in Bolivien sieben Skateboarderinnen, die alle Klischees überrollen.
„Das war eines der wichtigsten Fotos meiner gesamten Karriere“, sagt Luna.
„In diesem Moment konnte ich all die Kraft und die Einheit spüren, die diese jungen Frauen ausstrahlten.“
TEXT LOU BOYD FOTOS CELIA D. LUNASkaterin Teffy Morales beim Ollie: Sie springt, doch die Füße bleiben in Kontakt zum Board.
BAUSCH & BOGEN
„Der Anblick von Unterröcken kommt in Bolivien dem Anblick von Unterwäsche gleich“, sagt Luna. „Das ist etwas, was frühere Generationen nicht gezeigt haben.“
Hier rollt Elinor Buitrago ganz zwanglos durch den Skatepark. Und ihre Röcke wehen im Fahrtwind – als würde sie tanzen.
ls Kind einer alleinerziehenden Mutter in der ländlichen Region Ayacucho, knapp 600 Kilometer südöstlich von Lima, waren die frühen Jahre der peruanischen Fotografn Celia D. Luna von Folklore und Tradition der Anden geprägt. Mittlerweile ist Luna 41, lebt in Miami und ist selbst alleinerziehende Mutter. „Ich wollte immer schon Frauen fotograferen, die Träumerinnen sind“, sagt sie. „Kämpferinnen wie meine Mutter, farbenfroh wie mein Land.“
Und dann stieß Luna auf Instagram auf eine Gruppe junger Frauen in Cochabamba, Bolivien, die in die bunten Stoffe und bauschigen Spitzenunterröcke gehüllt waren, die sie aus ihrer eigenen Jugend kannte.
Sie hatten die Haare zu langen Zöpfen gefochten und trugen die traditionelle Kleidung indigener Andenfrauen: an breitkrempige Melonen erinnernde BowlerHüte, PolleraRöcke (voluminöse Röcke aus Baumwolle oder Wolle mit bis zu zehn Unterröcken) und AguayoWickeltücher (aus einem farbenfrohen, handgewebten Stof f). Und – diese Frauen waren allesamt Skateboarderinnen. Mit Kickfips mitten am Gehsteig und Jumps in der Halfpipe. Und fiegenden Polleras samt rüschenverzierten Unterröcken, die bei jedem Trick zum Vorschein kamen. Luna wusste sofort – da musste sie hin, die musste sie selbst fotograferen. „Ich konnte etwas von mir selbst in ihnen sehen und war so fasziniert davon, wie selbstverständlich sie ihre traditionelle Kleidung trugen, während sie Sport trieben“, sagt sie.
Mit Hilfe von lokalen Führern konnte Luna eine der Skaterinnen ausfndig machen und sich der Gruppe vorstellen. Genauer gesagt der bolivianischen Skatergruppe ImillaSkate. Imilla bedeutet in den indianischen Sprachen Aymara und Quechua so viel wie „junges Mädchen“, die Gruppe wurde 2019 von der damals 23jährigen Dani Santiváñez in der 631.000 E inwohnerStadt Cochabamba,
A220 Kilometer südöstlich von La Paz, gegründet. Und alle sieben Mitglieder brettern in der traditionellen Tracht der Hochlandregionen.
Die Ästhetik von ImillaSkate ist ein Symbol des Widerstands gegen die abwertende Verwendung des Begriffs „cholita“ – eine Bezeichnung für indigene Andenfrauen in der damit verbundenen Kleidung. „ Als ich in den Anden aufwuchs, war es eine Art Beleidigung, wenn man jemanden ‚cholita‘ oder ‚chola‘ nannte“, sagt Luna. „Es war ein Schimpfwort, mit dem man seinem Gegenüber herabwürdigend sagen wollte: ‚Du sprichst nicht richtig Spanisch, du hast keine richtige Bildung und überhaupt –wie du aussiehst!‘ Aber ich sah, dass diese bolivianischen Mädchen dem Wort ‚cholita‘ eine ganz andere Bedeutung geben. Sie benutzen es mit so viel Stolz und Freude, und sie wollen diesen Stolz zeigen, indem sie die gleiche traditionelle Kleidung tragen wie früher ihre Mütter und Großmütter. Sie beleben ‚cholita‘ völlig neu, während sie diesen Sport betreiben, der sie in die Zukunft katapultier t.“
Als Luna ihren FotoTrip nach Bolivien vorbereitete, kam ihr sofort die einzig logische Reisebegleiterin in den Sinn: Celia Victoria Morales, ihre Mutter. „ Ich wusste, dass sie einverstanden sein würde, denn sie liebt das Abenteuer“, sagt Luna. „Und sie lebt die Unabhängigkeit.“ Also reisten die beiden Frauen gemeinsam nach Cochabamba, um die neuen „cholitas“ zu treffen und zu fotograferen. Und ihre Botschaft in die Welt jenseits der Anden hinauszutragen: Frauen, seid stolz darauf, wer ihr seid und wie ihr seid. „So wie ich stolz auf meine Mutter bin“, sagt Luna.
celiadluna.com
Zwischenstation auf der Reise ins bolivianische Cochabamba: Luna und ihre Mutter Celia Victoria auf dem Hexenmarkt in der Hauptstadt La Paz
„Deysi Tacuri Lopez ist die Draufgängerin in der Gruppe“, sagt Luna. „Die Mädchen schauen zu ihr auf.“
„Wir skaten als Gruppe weiter, bis wir unser Ziel erreicht haben“, sagt Belen Fajardo, hier in Aktion in der Halfpipe. Und das Ziel ist: „Schluss mit der Diskriminierung von uns jungen Frauen! Wir haben Botschaften von Mädchen aus dem ganzen Land erhalten, die uns in den Medien gesehen haben und nun Skaten lernen.“
„
Kämpferisch wie meine Mutter, farbenfroh wie mein Land –ich fühlte sofort: Da ist eine Verbindung zwischen diesen jungen Frauen und mir.“
Fotografin Celia D. Luna über ihr Bedürfnis, den Skaterinnen von Cochabamba ein Denkmal zu setzen
„Diese Kleidung zu tragen erfüllt mich mit Stolz“, sagt die Skaterin Susan Mesa, „denn meine Großmutter war genau so angezogen. Ich konnte damit nichts anfangen, bis ich selbst die Pollera trug und zu verstehen begann: Die soziale Stigmatisierung, der meine Oma ausgesetzt war, betrifft nun auch mich. Ich skate also nicht nur für mich, sondern auch für meine Großmutter, meine Mutter und alle Frauen, die jemals mit Verachtung behandelt wurden, weil sie diese Kleidung trugen.“
„Mir geht es um unsere Identität als bolivianische Frauen. In diesem Look fühle ich mich meiner Oma nahe, die traditionelle Kleidung trug und mir einen Teil davon überließ“, sagt Belen Fajardo. „Sie ist glücklich, wenn sie mich so sieht.“
„Das Mädchen auf diesem Bild heißt Huara und ist verantwortlich für das Graphik-Design und die Web-Inhalte der Gruppe“, sagt Celia D. Luna.
„ Als ich erstmals die wunderbaren Kleider und Röcke meiner Oma trug, spürte ich plötzlich diese Stigmatisierung. Nun skate ich nicht nur für mich, sondern auch für sie.“
Ein abschließendes Gruppenbild von ImmilaSkate – sieben Frauen skaten für ihre Rechte.
Instagram: @imillaSkate
Mehr Skate-Inhalte gefällig? Hier geht’s zur Red Bull TV-Serie „ABC of … Skateboarding“.
Nicht zu bremsen Max Verstappen vor dem Start zum Grand Prix in Miami am 7. Mai: Der Welt
meister fuhr vom neunten (!) Startplatz aus zum Sieg.
Volle Härte, vor allem gegen sich selbst. Drei Frauen, denen er blind vertraut. Zwei Katzen namens Lewis und Toto. Und noch sieben weitere Gründe, warum Max Verstappen der beste Rennfahrer der Gegenwart ist – und was wir beim Grand Prix am Red Bull Ring von ihm erwarten dürfen.
Jos Verstappen, selbst 107-facher Formel-1Starter, erkannte bald, dass seine eigene Karriere unvollendet bleiben sollte – und sah gleichzeitig das Potenzial in seinem Sohn Max. Im Wohnwagen von Kart-Piste zu Kart-Piste durch Europa tourend, bekam Mäxchen mit, wie viel mehr als ein schwerer Gasfuß nötig ist, um ein erfolgreicher Rennfahrer zu werden. Als Teenager brach er die Schule ab und sammelte stattdessen Renn-Erfahrung, die so manch alte Hasen neidisch werden ließe. Sein Leben war aufs Rennfahren ausgerichtet, nichts anderes.
In die Formel 1 zu kommen ist die eine Sache. Dort erfolgreich zu sein eine ganz andere. Mit siebzehn war Max bereit für den großen, den letzten Schritt.
Interview mit dem Red Bulletin vor seinem ersten Rennen:
the red bulletin: Bist du nervös?
max verstappen: Warum sollte ich? Solange ich denken kann, war mein Ziel die Formel 1. Endlich kann ich das tun, worauf ich mein Leben lang hin trainiert habe. Ich freue mich darauf.
„Ich, nervös? Nein, warum sollte ich?“
Volle Konzentration Vor dem Start –Max beim Formel‑1‑ Grand Prix von Miami auf dem Weg zu seinem Arbeitsgerät
Mutter Sophie Kumpen war selbst Rennfahrerin und hat als solche männliche Konkurrenten besiegt, die es später bis in die Formel 1 schaffen sollten. Niemand kennt Max so gut wie sie. Und sie entdeckt Unterschiede: „ Als ich noch gefahren bin, habe ich immer den Druck gespürt. Ich konnte vor Nervosität nichts essen und habe Magenschmerzen bekommen – Max hat das alles nicht.“ Und bei allem Wissen um die Qualitäten ihres Sohnes sind unverändert Muttergefühle im Spiel: „Klar bleibt im Rennsport immer ein Risiko. Das ist der Grund, warum ich am Donnerstag vor jedem Rennen in der Kirche eine Kerze anzünde.“
Mit seiner um zwei Jahre jüngeren Schwester Victoria, die im Unterschied zu ihm selbst bei Mutter Sophia in Belgien aufgewachsen ist, verbindet Max eine herzliche Beziehung, die Victorias Kinder Luca und Lia explizit mit einschließt. Und dann ist da natürlich seine Liebe zu Kelly Piquet, der Tochter des dreifachen F1-Weltmeisters Nelson Piquet. „Sie hat einen guten Einfuss auf Max“, beobachtete auch Helmut Marko. „Er ist ruhiger geworden.“
Auch im Job setzt Verstappen auf Frauen-Power: Chef-Strategin Hannah Schmitz trifft Entscheidungen über den besten Zeitpunkt und die Anzahl von Boxenstopps, über geforderte Rundenzeiten oder perfektes Reifen-Management. Die Britin, Mutter zweier Kinder, ist ein Ruhepol, der so glasklar kommuniziert, wie es Max entspricht. „Das Wort ‚vielleicht‘ gibt es bei ihr nicht“, sagt Dr. Helmut Marko, Mastermind von Red Bull Racing. Der Lohn: Geniestreiche wie Max’ Sieg in Ungarn im Vorjahr von Startplatz 10 aus – auf einer Strecke, auf der Überholen fast unmöglich ist.
Als er in die Formel 1 kam, erinnerte Max an seinen heißblütigen Vater Jos: ein Crash hier, ein Abfug da, ein Gerangel mit einem Gegner in der Box dort. Eine potenzielle Schwäche, obwohl es an seinen phänomenalen Voraussetzungen nie Zweifel gab. Franz Tost, Verstappens erster F1-Teamchef: „ Das Gesamtpaket aus Speed, Auftreten und Selbstvertrauen war einzigartig.
Ruhepol
Mit Kelly Piquet, 34, ist Max Verstappen, 25, privat glücklich.
Auch die Renn-Intelligenz war von Anfang an da.“ Doch woher kommt die neue Coolness von Max?
Franz Tost sagt dazu: „Der erste WMTitel hat ihn entspannter denn je werden lassen.“ Dr. Helmut Marko ergänzt: „Max hat einen unglaublichen Reifeprozess durchlaufen. Er weiß, dass er auf eine Runde gesehen der Schnellste im Feld ist, und kann mittlerweile unterscheiden, was wichtig ist und was unwichtig. Er akzeptiert Fakten, die er nicht ändern kann.“
Chef-Strategin
Hannah Schmitz trifft Entscheidungen – etwa über die Anzahl der Boxenstopps.
Max, wie nah an der Perfektion war deine Karriere bisher? „Man versucht immer, so knapp wie möglich an die 100 Prozent zu kommen. Das muss der Anspruch sein. Man kann Dinge immer anders machen, aber in Summe war unser Weg nicht so schlecht.“ Diese Aussage hat das Potenzial zum Understatement des Jahrzehnts.
FRANZ TOST
Wer bei Geschwindigkeiten bis 360 km/h, Verzögerungswerten bis zum Fünffachen des Körpergewichts und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in zweieinhalb Sekunden Zeit und Muße hat, sich mit dem Team am Funk über die Strategie zu unterhalten, die Reifentemperatur und den Ladezustand des Akkus im Auge zu behalten, daneben über das Lenkrad, das mit seinen drei Dutzend Knöpfen, Schaltern und Reglern eher einem Computer gleicht, das Auto für die kommende Kurve perfekt feinzutunen, muss per defnitionem ein ziemlich fokussierter Mensch sein.
So verwundert es nicht, dass Doppelweltmeister Verstappen auch abseits des Cockpits den Faden nicht verliert. Exzesse,
Hoffnungsvoll Max Verstappen im Mai beim Qualifying für den Grand Prix in Miami
wilde Partys, Skandale? Nicht mit Max. Yellow Press und Schlagzeilen – an derlei Interessierte wenden sich frustriert ab. Exotische Hobbys, seltsame Vorlieben? Auch nicht. Sport, um ft für die Rennen zu sein, Familie, guter Schlaf – das macht ihn happy. Die Einzigen, die ihn ablenken dürfen, sind die beiden Katzen in seiner Wohnung in Monaco: Jimmy und Sass. Als sie just bei einem Simulatorrennen zu lästig wurden, taufte er sie kurzerhand um, und zwar in „Toto“ und „Lewis“ nach seinen langjährigen Kontrahenten Wolff und Hamilton. Feine Klinge, Herr Verstappen!
Der erste WMTitel hat Max entspannter denn je werden lassen.“
MAX VERSTAPPEN
...
the red bulletin: Wer spricht während eines Rennens mit dir? Wie kommen all die Informationen von der Strecke und aus der Zentrale in Milton Keynes, dem Herz von Red Bull Racing, die live Einblick in die Daten hat und sie analysiert, zu dir? Mit anderen Worten: Wer sind deine Augen und Ohren?
max verstappen: Es ist hauptsächlich mein Renningenieur Gianpiero Lambiase, genannt GP. Er ist mit all den anderen Teammitgliedern in Kontakt, die Infos laufen bei ihm zusammen. Er entscheidet dann, welche Infos ich sofort brauche und bei welchen sich das Team noch ein wenig Zeit lassen kann, um abzuschätzen, wie sich gewisse Dinge entwickeln. Das Timing ist entscheidend.
Wie ist das Verhältnis zu deinem Renningenieur?
Es ist total wichtig, eine gemeinsame Sprache zu sprechen, eine vertraute Art der Kommunikation zu pfegen. Im Rennauto wird es bisweilen recht hektisch. Darum brauche ich ein Gegenüber, das klar und ruhig bleibt. Je ruhiger man auch in StressSituationen kommunizieren kann, desto bessere Entscheidungen kann man treffen.
Wie viel Information möchtest du während eines Rennens bekommen? Abstände zu den Gegnern, wie sich die Strategie entwickelt, solche Dinge? Nicht alle Abstände, nein. Manchmal ist ein externer Hinweis auf eine geänderte Linienwahl wichtig oder darauf, auf welchen Reifen das Auto hinter mir unterwegs ist. Wie Strategien angepasst werden etwa. Infos, die ich auf meinem Lenkrad nicht sehe, mein Team in den Daten aber sehr wohl. Sie haben den Überblick über das Ganze, und das hilft mir, im Auto zu performen.
Die Kommunikation zwischen GP und dir ist aber längst nicht alles, korrekt? Korrekt! Das gesamte Team an der Strecke, im Simulator und in der „Fabrik“, also unserer Zentrale in Milton Keynes, hat nur ein Ziel: die Performance des Autos zu verbessern. Es herrscht ständige Kommunikation zwischen allen Abteilungen, vor allem an
Rennwochenenden zwischen den einzelnen Sessions. Ja, da arbeiten viele Menschen daran … sehr viele. GP spricht während eines Wochenendes mit bis zu fünfzig Teammitgliedern.
Fällt dir ein Rennen ein, das du nur wegen Informationen gewinnen konntest, die du von deinem Team erhalten hast? Oh, da gibt es viele. Im letzten Jahr fällt mir mein Heimrennen in Zandvoort ein oder natürlich auch Ungarn. Kommunikation zwischen dem Team und mir kann den RennAusgang beeinfussen. Manchmal ist dieser Prozess nach außen hin weniger plakativ. Es muss nicht immer ein Sieg sein. Jede einzelne gute Session ist das Ergebnis von Teamwork.
Franz Tost, Chef der Scuderia AlphaTauri, hat außer mit Max mit vielen Nachwuchspiloten gearbeitet. „Wer es in die Formel 1 schafft, für den muss Rennfahren absolute Priorität haben. Darum arbeite ich gern mit extremen Egoisten. Nur sie schaffen es, sich so radikal am Riemen zu reißen. Sie wissen, was sie für den Erfolg brauchen, und lassen sich durch nichts ablenken.
„Wichtig ist, eine gemeinsame Sprache zu sprechen.“Der 37. Sieg Max und Oracle Red Bull Racing gewinnen im April den turbulenten Grand Prix in Melbourne.
Max war von allen meinen Fahrern auf dem höchsten Niveau.“
Rennfahrer-Weisheit: Der Teamkollege ist dein erster Gegner. Und die Liste von Max’ Verfossenen ist lang: Carlos Sainz, Daniil Kwjat, Daniel Ricciardo, Pierre Gasly, Alex Albon und Sergio Pérez mussten einsehen, dass Max unmissverständlich den Anspruch auf die Alpha-Rolle stellt –immer. Als er einst von Teamchef Christian Horner gebeten wurde, seinen Teamkollegen überholen zu lassen, lehnte er rundum ab: „Don’t ever ask me that again.“
Aus einem Interview mit dem damaligen Teenie Max im Sommer 2016:
the red bulletin: Wenn du unverschuldet ausscheidest – etwa durch einen Crash, einen technischen Defekt –, wie gehst du damit um?
max verstappen: Egal. Weitermachen, nicht jammern. Man up!
Damals war Max Verstappen gerade einmal achtzehn Jahre alt. Gleichaltrige tun sich bisweilen schwer, bei „FIFA“ oder „Call of Duty“ zu verlieren, doch der junge Mann aus den Niederlanden konnte bereits zu diesem Zeitpunkt zwischen Eigenfehlern und höherer Gewalt unterscheiden. Dr. Helmut Marko, maßgeblich dafür verantwortlich, dass Max in Milton Keynes andockte: „Ich habe in meinem Leben so gut wie jede Ausrede gehört, warum es nicht läuft. Max war anders – schon als er mit fünfzehn zum ersten Mal in meinem Büro in Graz saß. Allein, ohne seinen Vater.“ Angesprochen auf Fehler, war ihm klar, wann er die Schuld trug und nicht Motor, Reifen oder die Abstimmung des Rennwagens.
„ Ich habe in meinem Leben so gut wie jede Ausrede gehört, warum es nicht läuft. Max war da ganz anders.“
DR. HELMUT MARKO
Michael Schumacher, Ayrton Senna, Sebastian Vettel: großartige Rennfahrer brillieren unter schwierigen Bedingungen. Je unberechenbarer die Piste, desto mehr ist der InstinktPilot gefragt, der sich permanent an geänderte Bedingungen anpasst. Wir sprechen von Regenrennen, bei denen Bäche über die Strecke fießen und Gischt die Sicht beeinträchtigt. Max’ Karriere wäre ohne das F3Rennen am Norisring 2014 vielleicht anders verlaufen, doch Dr. Helmut Marko sah im TV, wie er pro Runde ein, zwei Sekunden schneller fuhr als die Konkurrenz „und das gesamte Feld deklassierte“. Das war Max’ Eintrittskarte in die F1. Dass er gerade unter diffzilen Bedingungen so gut ist, liegt daran, dass er schon als Kind trainiert hat wie ein Elitesoldat. Marko: „In Italien kann man das ganze Jahr über Kart fahren. Doch sobald es zu regnen beginnt, füchten alle in die Cafeteria. Nur Max blieb draußen und trainierte im strömenden Regen weiter.“
Die Schule von Dr. Marko hat den Ruf, eine der härtesten der Welt zu sein. Wer sie übersteht, hat das Zeug zum Weltmeister: Sebastian Vettel ist das beste Beispiel und natürlich Max selber. Doch der hatte allen anderen gegenüber den Vorteil, vor der Schule des Doktors den Kindergarten seines Vaters Jos durchlaufen zu haben (auch wenn es natürlich keiner war, eher im Gegenteil). Wer mit zwölf Jahren nach einem verpatzten Kartrennen vom eigenen Vater an einer italienischen Raststation ausgesetzt wird, verinnerlicht das System des „Man up!“ ganz schnell. Marko: „Zum Erwachsenwerden gehört ein realistisches Selbstbild – und ein gesundes Misstrauen gegenüber Menschen, die an einem selbst ausnahmslos alles super fnden.“
Was macht Max, wenn er keine Rennen fährt? Er fährt Rennen – seit über einem Jahrzehnt Simulatorrennen auf höchstem Niveau. Beim Porsche TAG Heuer Esports Supercup musste sich Max unter 5000 virtuellen Rennfahrern für einen von 20 freien Plätzen im Hauptbewerb qualifzieren, bei dem 200.000 Dollar Preisgeld ausgeschüttet werden. Tatsächlich schaffte er es gleich bei seinem zweiten virtuellen Rennen aufs Podium, obwohl das Niveau der virtuellen Racer sehr hoch ist: Nach der Quali lagen 29 Fahrer innerhalb von sieben Zehntelsekunden! Max ist überzeugt, dass SimulatorRacing mit unterschiedlichen Rennwagen sich positiv auf seine F1Performance auswirkt: „Man muss seinen Fahrstil passend für den jeweiligen Rennwagen adaptieren.“
MAX VERSTAPPEN
Und falls er nicht am Rennsimulator sitzt? Hat er in der Vergangenheit gemeinsam mit Vater Jos zur Entspannung schnelle Runden auf der Rennstrecke gedreht, und zwar in einem 700 PS starken Porsche 911 GT2 RS Clubsport. Bestzeit? Max natürlich! (Heute steht der VerstappenNeunelf in Amerika zum Verkauf, nur falls jemand gerade 750.000 Dollar übrig hat.)
Es ist nahezu unmöglich, Rennfahrer aus sieben Jahrzehnten fair zu vergleichen. Der Argentinier Juan Manuel Fangio gewann 47,06 Prozent all seiner Grands Prix – allerdings in den 1950er Jahren mit viel weniger Saisonrennen und etlichen Gegnern, die nur einzelne Rennen bestritten. Dennoch: absoluter F1Rekord. In der Saison 2022 schaffte Max die atemberaubende Quote von 68,18 Prozent. Bedeutet: Von 22 Grands Prix gewann der Niederländer 15 – ein Stück Geschichte!
Es gibt kaum eine F1Statistik, in der der erst 25jährige Max nicht in den Top 10 der AllzeitRekorde auftaucht oder sie längst schon anführt – und die Vermutung liegt nahe, dass er etliche noch deutlich verbessern wird. Ein Rekord Max’ besteht für die Ewigkeit: Seit er mit gerade einmal 17 Jahren und 177 Tagen WMPunkte geholt hat, wurde das Reglement geändert: Nunmehr muss mindestens 18 Jahre alt sein, wer in die F1 will. Lex Verstappen – der erste von vielen Schritten zur Legende.
Renntier Was macht Max, wenn er keine Rennen fährt? Simulatorrennen fahren.„ Klar gibt es Rennen, die ich nur durch Infos aus der Box gewinne.“
Zum dritten Mal in Folge stellt CUPRA seine Rennsport-Gene bei den CUPRA Performance Days von 2. bis 5. Oktober 2023 unter Beweis.
Wer träumt nicht davon, auf derselben Rennstrecke wie die großen Motorsport-Stars Max Verstappen oder Marc Márquez eine Runde zu drehen?
Im Rahmen der CUPRA Performance Days macht es die spanische Performance-Marke möglich. Von 2. bis 5. Oktober 2023 finden sich am Red Bull Ring treue Kund:innen, Partner und auch Journalist:innen sowie Interessierte ein, um die CUPRA DNA hautnah mitzuerleben. Auf der Rennstrecke können die Modelle auf Herz und Nieren geprüft, die Beschleunigung der elektrisch betriebenen Autos erlebt und die neueste Technologie im Straßenverkehr ausprobiert werden.
Der CUPRA Formentor im Renneinsatz
Wie es sich anfühlt, einen als Crossover-SUV getarnten „Rennwagen“ zu pilotieren, vermittelt der spanische Automobilhersteller mit dem CUPRA Formentor VZ5. Dieses Modell kombiniert die überragenden Fahrleistungen des Fünfzylinder-Turbos mit einem dynamischen Design. Er beherbergt einen 2.5-TSI-Fünfzylindermotor mit 287 kW (390 PS) Leistung und einem maximalen Drehmoment von stattlichen 480 Newtonmetern – ein kraftvoller Motor, der auch akustisch beeindruckt. Zu den Highlights im Innenraum gehören das CUPRA Lenkrad, die CUPRacer Carbon-Schalensitze in Leder, das 12-Zoll-Infotainment-System und neueste Konnektivitätslösungen.
Dieses und viele weitere Modelle warten darauf, getestet zu werden!
• bis zu 450 PS starke CUPRA Modelle bei der Racetrack Experience (ca. 1,5 h Nettofahrzeit auf der Rennstrecke)
• geballte Effizienz bei der Infield Challenge
• die neuesten Features beim Scenic Drive
• extra viel Fahrspaß beim Kart Race
STARTBEREIT
Am Red Bull Ring zeigt der CUPRA Formentor VZ5 sein ganzes Potenzial.
Du möchtest dich gemeinsam mit CUPRA Markenbotschafterin und Motorsport-Moderatorin von ServusTV Andrea Schlager am Red Bull Ring messen?
CUPRA verlost 3× zwei exklusive Tickets zu den CUPRA Performance Days am 3. Oktober inklusive Übernachtung im zauberhaften Steirerschlössl, einem „beflügelnden Ort“ von Tauroa, sowie An- und Abreise mit einem CUPRA.
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Ein Tornado fegt über New Orleans – und drinnen beginnt Hip-Hop-Musikerin und Showstar Big Freedia zu erzählen: Wie sie als Chorknabe startete. Wie sie mit Beyoncé Songs schreibt, für Drake Sounds entwirft. Eine amerikanische Erfolgsstory. Aber anders. Aufregend anders.
TEXT LAKIN STARLING FOTOS JUSTEN WILLIAMS„Ich mach der ganzen Welt Feuer unterm A****.“
ptown New Orleans, Musikclub Tipitina’s. Umringt von ihrem eingeschworenen Team hat sich die „Queen Diva“ zum Interview vor der Kamera auf einer schwarzen Ledercouch ausgebreitet und wirft dabei ihrem Spiegelbild bewundernde Blicke zu. Sie wirkt selbstbewusst und zurückhaltend zugleich. „Yes, honey, shine bright like a diamond“, antwortet sie singend auf ein Kompliment für ihren Glitzer-Look.
Seit zwanzig Jahren arbeitet BounceMusic-Star und LGBTQIA*-Ikone Big Freedia unermüdlich daran, Bounce Music rund um den Globus bekanntzumachen. Sie hat etliche EPs veröffentlicht, ein Album und ein Buch (2015 erschien „Big Freedia: God Save the Queen Diva“), sie war der Star von sechs Staffeln ihrer höchst erfolgreichen US-Reality-Show („Big Freedia Bounces Back“), begann gerade mit den Dreharbeiten zu einer Spin-off-Serie („Big Freedia Means Business“) und bereitet ein neues Album vor. In den vergangenen fünf Jahren standen Kollaborationen mit und Samples für Drake, Lizzo und Beyoncé auf dem Programm. Und kürzlich erhielt sie auch bei den Grammys die längst überfällige Anerkennung: Beyoncés „ Renaissance“, für das sie als Songwriterin mitverantwortlich zeichnete, wurde für das Album des Jahres 2023 nominiert, ging aber – noch – leer aus.
UEgal. „Ich bin unendlich dankbar dafür, dass sich der Kreis geschlossen hat, dass ich nominiert wurde und endlich als Songwriterin anerkannt werde“, sagt Freedia, 45. Freedias Musikstil Bounce Music entstand in den späten 1980er-Jahren in den Sozialsiedlungen von New Orleans und vereint Herz, Seele und Vibes der Stadt. Diese Untergattung des Hip-Hop verschmilzt Upbeat Rhythm mit druckvollen Basslines und repetitiven Raps. Für ihre Auftritte switchen Freedia und ihre Dance-Crew zwischen winzigen Clubs und riesigen Konzerthallen. Hauptsache, keiner steht still. „Der ganzen Welt Feuer unterm Arsch machen“ nennt sie das.
Den Ton anzugeben lernte sie bereits in jungen Jahren beim berühmten Chor „Gospel Soul Children of New Orleans“ und später als stellvertretende Leiterin ihres Kirchenchors. „Dort begann meine Selbstfndung“, sagt sie, „die Kirche war mein sicherer Hafen. Meine Patentante Georgia, die Chorleiterin, empfng mich mit offenen Armen und akzeptierte mich, wie ich war.“ Und wie war sie? „Ich war ein Schwergewichts-Chorknabe aus New Orleans“, sagt sie. Bevor Bounce ihr Zufuchtsort wurde, war Freedia Freddie, genauer gesagt Freddie Ross Jr. – und die Kirche ihre Chance, dem Viertel ihrer Kindheit zu entkommen.
Schmetternd durch die Schule
Die Mutter, eine Friseurin, und der Vater, ein Lkw-Fahrer, taten ihr Bestes, Freddie ein gutes Leben zu bieten. Die Familie konnte bald in ein Haus in einer besseren Gegend umziehen, Freddie in die Walter L. Cohen High School in Uptown wechseln. „Ich war schon in der Schule laut und auffällig“, sagt Freedia lachend. „Jeder kannte Big Freddie. In den Gängen habe ich Chormelodien geschmettert. Die meisten haben es geliebt, einigen ging ich damit auf die Nerven. Aber das war einfach meine Berufung.“
Ihr Talent erkannte Freedia früh, und sich zu verbiegen kam nicht infrage. Keine Selbstverständlichkeit für einen jungen schwarzen, queeren Menschen im Süden. „Schwarz und schwul zu sein war damals nicht so akzeptiert“, sagt Freedia. „Es war ein Tabuthema, die Durchschnittsfamilie hat
sich vermutlich dafür geschämt, eine schwule Person im Haushalt zu haben.“ Bevor Freddie … bevor Freedia ihr Selbstvertrauen fand, outete sie sich mit zwölf bei ihrer Mutter, die sich sofort schützend vor sie stellte. „In der Highschool war ich dann Chorleiterin und hatte die Schlüssel zur Aula. Ich war diese Queen, die überall herumstolziert.“
Am Tag nach dem Fotoshooting im Tipitina’s braut sich über New Orleans ein gewaltiger Tornado zusammen. Die Wolken verdunkeln sich, während wir uns Freedias Haus nähern. Freedia steht auf der Veranda und raucht in Ruhe eine Zigarette zu Ende. Einen schwarzen, dreibeinigen Hund mit dem Namen Yoncé schickt sie vorsorglich ins Haus. Für unser heutiges Treffen hat sie den FotoshootGlam abgelegt und trägt einen violetten Hausmantel mit Seidenhaube.
Ihr gemütliches, wetterfestes Heim ist voll mit handgemalten Porträts, die sie zeigen. Neben dem Eingang ist das Esszimmer mit weißen Möbeln und Gedecken, die zu makellos aussehen, um wirklich zum Essen verwendet zu werden. Wir sitzen im Wohnzimmer auf einer senffarbenen Samtcouch vor einer dazu passenden Wand aus Samt und Cord. Darüber prangt ein Neonschild mit der Aufschrift „Big Diva Energy“.
Freedia reist um die Welt, um international Einfuss zu bekommen. Die größten Hits an der Spitze der Charts bedienen sich zwar häufg bei BounceSamples, im Mainstream ist das Genre trotzdem noch nicht angekommen. Und auch nicht Freedia. Bevor sie mit Anfang zwanzig begann, sich ernsthafter mit Musik zu beschäftigen, studierte sie
Krankenpfege an der University of Louisiana und arbeitete nebenbei als Dekorateurin für Events wie jene der „Queen Divas“, des Sozialprojekts ihrer Mutter. Ein Auftritt bei einer Blockparty gemeinsam mit ihrer besten Freundin Katey Red brachte dann die Dinge ins Rollen.
In ganz New Orleans wurde über den Auftritt gesprochen, und Freedia wurde für weitere Blockpartys gebucht. Das war anfangs ein nettes Hobby und eine einfache Möglichkeit, ein paar Dollar dazuzuverdienen. Im Jahr 2000 schließlich wurde das örtliche Plattenlabel Money Rules Entertainment auf Freedia aufmerksam. Es verhalf ihr zum ersten Clubauftritt und den ersten Schritten in der Branche. Ein weiteres Jahr später, mit wachsender Fangemeinde, veröffentlichte Freedia ihren ersten Song, „Uh Huh, Oh Yeah“.
„These hoes, they mad. Your boy, I had. I made my cash …“ – Sie beginnt zu strahlen, als sie ein paar Zeilen singt. Auch Superstar Drake gefel es – und zwar so gut, dass er sie Jahre später in seinem Megahit „Nice for What“ gesampelt hat. Zum Videodreh wurde Freedia trotzdem nicht eingeladen. Für den Dreh zu „My Feelings“, einer weiteren Single mit BounceEinfuss, kam Drake dann nach New Orleans. Freedia meldete sich, um diesmal nicht außen vor gelassen zu werden, und landete prompt im Video. „Wir sollten genauso mit dabei sein wie alle anderen, egal was unsere Geschichte oder unsere sexuelle Orientierung ist“, sagt Freedia.
Zweites Zuhause
Als Unterstützerin unabhängiger Bühnen spielt Big Freedia regelmäßig im Club Tipitina’s in New Orleans.
Live on stage Freedia mit ihren Tänzerinnen auf der Bühne des Tipitina’s in New Orleans
Ihrer Zeit voraus oder brandaktuell – als Bounce über die Grenzen von New Orleans hinaus die Welt eroberte, traf Freedia stets den Nerv der Zeit. 2005 zwang Hurrikan Katrina Tausende, ihre Heimat zu verlassen, und Freedia foh nach Houston, Texas. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach New Orleans startete sie eine Partyreihe namens „FEMA Fridays“ im „Caesar’s“, dem ersten wiedereröffneten Nachtclub der Stadt. Von da an blickte sie nie mehr zurück. Sie hatte die vielen Nebenjobs satt, es zählte für sie nur noch die Musik, die zu einem Teil ihres wahren Selbst geworden war. „Wir wurden nach Katrina in die ganze Welt verstreut, und die Leute wollten mehr über unseren Sound wissen“, erzählt sie.
Im Jahr 2010 verließ Freedia den Süden und trat in New York und L. A. auf.
„Im Süden schwarz und schwul zu sein war nicht immer so akzeptiert.“
Namhafte Medien begannen über sie zu berichten. Als „The New York Times“ 2010 über Freedia schrieb, war Bounce von großteils heterosexuellen schwarzen Männern bestimmt. Der vielbeachtete Artikel würdigte den Beitrag queerer Künstlerinnen und Künstler zum Subgenre, was die heterosexuellen Kollegen laut Freedia dazu brachte, „ein bisschen zurückzustecken“. Die Aufmerksamkeit brachte Freedias Community voran, auch wenn sie polarisierte. „Ich musste den Leuten beibringen, dass wir das in New Orleans nicht trennen: Es ist einfach Bounce-Musik, und ich bin eben ein schwuler Künstler. Es gibt homosexuelle Menschen, die sie machen, heterosexuelle Menschen, die sie machen, Mädchen, Jungs …“ Am Ende war es eine Verschiebung zugunsten von Freedia und anderen LGBTQIA*-Artists.
Nachhilfe von Miley Cyrus
Als Freedia von den beiden weißen Typen erzählt, die sie auf der Straße erkannt haben, muss man unweigerlich an das überwiegend weiße Publikum denken, das Karten für ihre Shows kauft. Ein Sinnbild für ihren genreübergreifenden Reiz und die Anerkennung, die mehr Aufmerksamkeit und weltweite Bekanntheit mit sich bringen. Mit dem Wachstum kam auch die Aneignung bestimmter Elemente, Stichwort Twerking.
Ab 2013 schien buchstäblich jede weiße Frau – nicht zuletzt dank der Nachhilfe von Miley Cyrus – die Moves zu kopieren. In Bars und Clubs oder auf Social Media wurden sie ausprobiert und durch Tanzkurse kommerzialisiert. Ging das für Freedia manchmal zu weit? „ Aufgeregt hat es mich schon, aber dann habe ich mir gesagt: ‚Du legst hier einen Grundstein, bringst Menschen auf der ganzen Welt deinen Sound und deine Kultur bei‘“, sagt sie.
„Leute, die Twerking-Kurse geben, schaden mir nicht. Wenn aber irgendein Superstar meinen Sound auf seinem Song verwendet und dafür die Lorbeeren einstreifen will, denke ich mir: ‚Hey, das ist verdammt noch mal meins!‘ Aber jetzt gehe ich in die Geschichte ein, und die anderen sind mir egal. Und wenn ich mich zu irgendeiner Sache oder einer bestimmten Situation äußern muss, dann werde ich das auch. Man soll nur denen Respekt zollen, die den Grundstein gelegt haben – den Pionieren, die diesen Sound und die Kultur von New Orleans geschaffen haben.“
Deshalb bedeutet es so viel, in einem Musikvideo aufzutauchen, in den Credits für einen Song erwähnt zu werden und endlich für Grammys nominiert zu sein. „Ich glaube, Dinge ändern sich“, sagt Freedia. „Türen öffnen sich noch ein Stück weiter,
„Privat bin ich die Person im Hintergrund, die alle füttern will.“
Style als Statement
Big Freedia mischt bei ihren Outfits
Glam und Klunker, Gechlechterrollen sind ihr völlig egal.
und man sieht, wie die Bounce-Kultur der Musikindustrie ihren Stempel aufdrückt.“
Auch wenn Freedia keine Bestätigung braucht, steht sie ihr zu. Es gab Zeiten, in denen sie aufgeben wollte, räumt sie ein. Als schwuler Künstler außerhalb der Grenzen des binären Geschlechts musste sie so viel härter arbeiten. Insbesondere in einer Industrie, die viel zu lange gebraucht hat, um sich weiterzuentwickeln. Sie half sich selbst, indem sie Grenzen setzte. Sie stand für sich selbst und ihre Community ein, erhöhte ihren Wert und wollte vorankommen.
Letztes Jahr begann Freedia, an ihrem neuen Album zu arbeiten. „Central City“ soll 2024 erscheinen. Weil Freedia und ein Topteam in einem Mega-Recording-Camp an einer Vielzahl an Songs tüfteln, ist das Projekt heute schon fast fertig. Ein Doppelalbum wird es werden, das an ihr Debüt von vor zwanzig Jahren anknüpfen soll. „Das ist, wie zu den Wurzeln zurückzukehren und sie mit ein paar neuen Sounds aufzuwerten“, sagt Freedia und wirkt dabei richtig aufgekratzt. „Es hat immer noch diese raue alte Freedia, die jeder kennt. Es ist mein Dance/Disco-Album, mit dem ich die Clubs zum Tanzen bringe. Diese Art Musik, die man auf Festivals spielen kann. Die Party geht weiter.“ Uh Huh, Oh Yeah!
Und bis es so weit ist, flmt sie ihre neue Reality-Show „Big Freedia Means Business“, die diesen Sommer in den USA ausgestrahlt werden soll. Die Serie schaut Freedia beim Regieren ihres Imperiums über die Schulter. Vor allem aber will sie einem jungen Publikum Einblicke in Essentials wie neue Geschäftsmöglichkeiten, das Verhalten in Meetings, die Gründung von GmbHs oder Steuererklärungen geben. Reality-TV zeigt dem Publikum eine Freedia, wie sie jetzt gerade ist: oberkörperfrei , aber dafür in Hausschuhen und Loungewear in ihrem stilvollen Wohnzimmer über ihr Leben erzählend.
Die echte Freedia ist bodenständig. Sie ist fürsorglich, ruhig, gastfreundlich – und wirklich witzig. „Ihr seht mich in meinem Alltag“, sagt Freedia. „Ich bin sehr bescheiden, wenn ich nicht auf der Bühne bin. Ich bin nicht laut und will nicht gesehen
werden und so. Ich bin diese eine Person im Hintergrund, die alle füttern will.“
Sie ist dankbar für ihren wachsenden Ruhm – sich daran zu gewöhnen ist aber nicht immer einfach. Freedia sieht sich immer noch als „that hood bitch“, die Normalität in ihrem Leben behalten möchte. Zeigt sie sich heute in der Öffentlichkeit, wollen alle ihren Standard-Satz hören: „You al-read-y knooooooow!“, und zwar in ihrer Singsang-Stimme. „Es kostet Kraft und Energie, das jedes Mal zu tun, wenn ich jemanden sehe“, sagt sie und lacht. „Ich bin ja nicht nur im Supermarkt, um das in jedem Gang einmal zu sagen, sondern versuche, dort meine Lebensmittel zu bekommen.“
Ein Lichtlein im Sturm
Während der Sturm stärker wird, überlegt Freedia, ob sie dennoch in den Supermarkt fahren soll, damit sie abends kochen kann. Draußen wird es unheimlich. Die Telefone und die Alarmanlage halten nicht mehr still und mahnen, sich vor dem herannahenden Tornado in Sicherheit zu bringen. Freedia –die Hurrikan Katrina überlebt hat, indem sie ein Loch in ihr Dach schnitt, einen lokalen Radiosender um Hilfe rief und von einem Boot gerettet wurde – bleibt auch bei peitschendem Regen und zuckenden Blitzen gelassen. Sie lässt das Verandalicht auffackern, um das Taxi für The Red Bulletin vor ihrem Haus anzuhalten, und sagt: „Wenn ihr am Flughafen feststeckt, gebt Bescheid, ich hole euch ab.“ Freedia kümmert sich. Sehr sogar. Und es ist mehr als die förmliche Südstaaten-Gastfreundschaft.
Schon die Bounce-Rhythmen allein stehen für sich selbst. Zusammen mit Freedias Charme und Witz wird aus dem Sound aber etwas Außergewöhnliches. „Ich liebe meine Musik. Ich liebe, was ich tue“, erklärt sie. „Und ich versuche, den Leuten damit gute Laune zu machen. Und wenn ihr nicht nach New Orleans kommen könnt, dann bringe ich New Orleans einfach zu euch.“
Der Weg zum Airport ist geschafft, das Flugzeug fiegt. Und auch der Aufstieg von Big Freedia ist nicht mehr zu stoppen.
Nachtwache
In der Dunkelheit des Südostatlantiks beobachten Ross (li.) und Hugo Turner den Horizont auf der Suche nach Schiffen, die eine Gefahr für ihre 12-Meter-Yacht darstellen könnten.
Dunkelheit hat sich über dem Golf von Biskaya im Nordostatlantik ausgebreitet. Hugo und Ross Turner – eineiige Zwillinge, beste Freunde und Abenteurer – scannen das düstere Wasser, ihre konzentrierten Gesichter leuchten rot im Nachtlicht des Bootes. Die Brüder halten Ausschau nach großen Schiffen, die mit ihrer wasserstoffgetriebenen 12MeterYacht kollidieren könnten. War da nicht eine Bewegung? Das CPASystem schlägt Alarm, kaum eine Sekunde später sehen sie es: Ein Koloss von einem Schiff bewegt sich mit beunruhigenden 18 Knoten (rund 33 km/h) unmittelbar auf sie zu, 48 Meter breit, 330 Meter lang, 218.000 Tonnen schwer – als sähest du dich dem 108stöckigen Willis Tower von Chicago gegenüber, nur ist dieses Monstrum noch ein bisschen schwerer. Das Problem: Um zu wenden, bräuchten die Brüder Windkraft oder Zeit, und beides ist im Moment Mangelware. Bleibt also nur die Möglichkeit, das andere Schiff um eine Kursänderung zu bitten. Ross funkt die Anfrage, fünf Grad nach Backbord zu steuern. Bange Sekunden vergehen. Es funktioniert. Die Gefahr einer Katastrophe ist gebannt. Vorerst. Denn das war erst der Beginn einer langen, dunklen Nacht.
Die 34jährigen „AbenteuerZwillinge“ aus Devon im Südwesten Englands sind an Nervenkitzel wie diesen gewöhnt. Hugo und Ross erforschen seit Jahren gemeinsam die Pole sowie die Berge und Ozeane dazwischen. Dass sie gerade am Atlantik herumschippern, hat mit ihrem mehrjährigen globalen Projekt zu tun: Sie sind auf der Jagd nach sogenannten „Poles of Inaccessibility“, kurz POIs. Diese „Pole der Unzugänglichkeit“ sind schwer erreichbare, gefährliche Orte an Land, auf Eiskappen oder in Ozeanen, maximal weit von der nächsten Küstenlinie entfernt. Neun davon haben sie sich insgesamt vorgenommen, vier bereits erreicht (Übersicht siehe Seite 60), das Ganze ist halb „Indiana Jones“Abenteuer, halb GPSgesteuerte „Pokémon GO“Mission.
Zwischen 2016 und 2019 hakten die Twins bereits die australischen, südamerikanischen, nordamerikanischen und iberischen POIs ab, und zwar mit motorisierten Paragleitern, Fahrrädern und Elektromotorrädern. Jetzt ist ihr „Blue Pole“Projekt an der Reihe: die Jagd nach dem mittelatlantischen Blue Pole, einem POI, der von jeder Kontinentalküste mindestens 2033 Kilometer weit entfernt liegt. Die Zwillinge verbinden jedes POIAbenteuer mit einem konkreten wissenschaftlichen oder ökologischen Ziel. Diesmal haben sie auf einer SeglerCharity ein gebrauchtes Boot gekauft, den Dieselmotor gegen einen Elektromotor getauscht und einen Generator für nachhaltige Wasserstoffzellen eingebaut. So wollen sie das Potenzial einer zu hundert Prozent emissionsfreien Yacht testen. Der Unsicherheitsfaktor: Ohne Dieselmotor ist die Abhängigkeit vom Wind größer – und die Begegnung mit Schiffen eine Zitterpartie.
Seebären im Touri-Look
Die gefährlichen Schifffahrtsrouten des Atlantiks sind eine ferne Sorge, als wir die Turners im Yachthafen Saxon Wharf in Southampton treffen, an einem freundlichen Nachmittag nur wenige Tage vor ihrem nächsten Aufbruch. Zwischen den glitzernden Yachten ähneln die Jungs in ihren Jeansshorts und Schmuddelshirts eher Rucksacktouristen als eingefeischten Seemännern. Dabei sind die Turners keineswegs typische Abenteurer.
Das beginnt schon damit, dass sie immer zu zweit unterwegs sind. „Uns bekommt man nur im Doppelpack“, sagt Hugo. „Fällt der eine in eine Gletscherspalte, holt ihn der andere raus. Wir streiten nie – das wäre ja, als stritte man mit sich selbst. Wir sind genetisch identisch. Wir haben sogar die gleichen komisch blondgrauen Haare über den Ohren und dieselben seltsamen Eigenheiten an unserem Körper.“
Hugs und Rossy, wie sie sich gegenseitig nennen, sehen einander so ähnlich, dass ihre Eltern ein „H“ und ein „R“ auf ihre Schulpullover genäht haben, damit die anderen Kinder sie unterscheiden können. Bis zum heutigen Tag sind die beiden unzertrennlich. Die
Die Brüder auf ihrer 12-Meter-Yacht, unter wegs zum mittelatlantischen „Pole of Inaccessibility“ – die nächste Küste wäre bei diesem POI 2033 Kilometer weit entfernt gewesen.
„Blue Pole“Als Kinder bauten sie gemeinsam Flöße, kletterten auf Bäume. Die Kinder wuchsen. Und mit ihnen auch die Abenteuer:
Die Zwillinge Hugo und Ross Turner suchen die entlegensten Punkte der Welt. Denn dort, sagen sie, macht selbst der größte Stress noch Spaß.
Die abgelegenen „Poles of Inaccessibility“ (POIs) liegen an Land, auf Eiskappen oder in den Ozeanen.
Diese POIs liegen weit von umliegenden Küstenlinien entfernt. Die Turner-Zwillinge wollen mindestens neun dieser abgelegenen Pole erreichen – um unvergessliche Abenteuer zu erleben und wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.
BAD POLE (2018)
Die Zwillinge radelten in vier Wochen 2500 Kilometer von Santa Monica durch die bis zu 51 Grad heiße MojaveWüste und die Rocky Mountains zum nordamerikanischen POI im Badlands National Park in South Dakota.
Hugo und Ross planen eine 2500 Kilometer lange Kiteski-Expedition zum Zentrum der grönländischen Eiskappe, um im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA die dortigen Schmelzvorgänge zu dokumentieren.
ROARING POLE (NOCH OFFEN)
Die Brüder wollen beim Rauschenden Pol zum legendären Point Nemo im Südpazifik segeln. Er liegt 2688 Kilometer von der nächsten Küste entfernt und ist damit der isolierteste Ort der Erde.
Die Zwillinge wollten mit einer umweltfreundlichen Yacht zum mittelatlantischen POI segeln. Sie legten mehr als 2600 Kilometer emissionsfrei zurück, mussten aufgrund schwacher Winde jedoch vorzeitig die Heimreise antreten.
Hugo und Ross radelten 2500 Kilometer durch den Dschungel, durch Salzwüsten, über die Anden und durch den weltgrößten Sumpf Pantanal bis zur Stadt Cuiabá, Brasilien. Sie haben in 34 Tagen jeweils 18 Kilo Körpergewicht verloren.
Die Zwillinge legten mit ihren emissionsfreien Elektromotorrädern vom Londoner Verkehrsmuseum bis zum iberischen POI in Toledo, Spanien, eine Strecke von 2534 Kilometern zurück. Die Fahrt dauerte sieben Tage und beanspruchte 59 Stunden Ladezeit.
Mit Wasserstoff als Treibstoff wollen die Zwillinge 3500 Kilometer quer durch China zum eurasischen POI in Xinjiang reisen. Angesichts der Menschenrechtsverletzungen in dieser Region erweist sich das Projekt aber als sehr schwierig.
1,88 Meter großen Brüder leben beide im Südwesten Londons – in verschiedenen Wohnungen, aber in unmittelbarer Nachbarschaft. „Wir mögen auch ähnliche Filme: alles, was aus dem echten Leben kommt oder wo Menschen erstaunliche Dinge tun“, sagt Ross. „ Aber ich bin ehrgeiziger. Und Hugs verträgt ein oder zwei Bier mehr als ich.“
Ihre Ähnlichkeit stärkt das Band zwischen ihnen, und dank ihrer Unterschiede haben sie doppelt so viel Power und doppelt so viele Ideen. „Ross kommt nicht gut mit großer Seehöhe klar, ich dafür schlecht mit extremer Hitze. Aber Teamwork erhöht unsere Chancen“, sagt Hugo. „Noch ein Unterschied: Ross liebt es, Dinge aus Schrott zu basteln. Er geht kreativ mit Problemen um, während meine Herangehensweise eher – nun ja – durchdacht ist.“
Großes Geschäft, kleiner Eimer
Viele Abenteurer sind mürrische, verschrobene Zeitgenossen. Nicht so die verspielten Zwillinge. Zur Begrüßung teilen sie ein Video von diesem „echt geilen“ Gewitter von letzter Nacht und debattieren im Anschluss darüber, wo auf hoher See der Kübel fürs große Geschäft hin soll. Auf dieser Reise werden sie von der Seglerin Lisa Kingston und dem Content Creator Patrick Condy begleitet und kurzzeitig auch von dem Meeresfotografen George Karbus. Privatsphäre? Fehlanzeige!
Als Nächstes wollen Hugo und Ross beim InselPOl 600 Kilometer ins Zentrum Madagaskars wandern und radeln, um die Auswirkungen der Abholzung und die Zerstörung natürlichen Lebensraums zu untersuchen.
„Wir blödeln herum, weil wir keine Ahnung haben, was wir da tun“, sagt Hugo. „Aber wir sind dabei, alles zu lernen. Unsere Reisen haben einen roten Faden: Wir haben eine Idee, die Spaß macht, kümmern uns um die Finanzierung und überlegen uns dann, wie wir das Ganze umsetzen können. Wir weichen wirklich von jeder Norm ab. Aber für Abenteuer darf man sich nicht an Regeln halten.“ Wobei der Humor auch ein Geheimnis ihrer mentalen Belastbarkeit sein könnte. Das sagt jedenfalls die Wissenschaft, zum Beispiel der SportpsychologieProfessor Andy Lane von der Universität Wolverhampton. Seine Studien kamen zu dem Schluss, dass Humor in schwierigen Zeiten vom Stress ablenkt sowie positive und kreative Gedanken weckt. „Klar sind wir auch mal schlecht aufgelegt, aber wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, dann lachen wir über uns selbst“, sagt Hugo. „Denn mit Erfahrung und Wissen kommen wir da schon wieder raus. Wenn die Situation nicht lebensbedrohlich ist, machen wir einen Witz drüber. Das ist unser Job, da braucht man ein gewisses Gleichgewicht. Wenn man Mordsspaß hat und es vermasselt, steht man blöd da, aber wenn man keinen Spaß dran hat, kann man es gleich lassen.“
Ausgerüstet mit motorisierten Paragleitern und 60 Stunden Trainingserfahrung, absolvierten die Zwillinge eine 18tägige, 1600 Kilometer lange MotorschirmExpedition von Adelaide bis zum australischen POI im glühenden Outback.
„ Fällt der eine in eine Gletscherspalte, holt ihn der andere wieder raus.“
Zwei akademische Tiefstapler
Wobei die beiden auch gerne ein wenig tiefstapeln: Denn sie sind erfahrene Segler und angesehene Mitglieder der Royal Geographical Society, sie haben Sponsoren wie Breitling und Land Rover und seit 2011 einen Abschluss in Industriedesign und -technologie. Den Spaß stellen sie trotzdem immer in den Vordergrund. „Es gibt einen schmalen Grat zwischen Badass, dem harten Typen, und Dumbass, dem Blödmann“, sagt Ross. „Wir versuchen, auf der richtigen Seite zu bleiben.“ Ihre Abenteuer verknüpfen die TurnerZwillinge mit durchaus ernsthaften Zielen: Neben der Förderung nachhaltiger Wasserstoffenergie soll diese Atlantikmission im Auftrag der International Marine Litter Research Unit der Universität Plymouth die Plastikverschmutzung der Meere untersuchen. „ Die POIs ziehen uns magisch an“, sagt Ross. „ Aber der Kern unserer Expeditionen ist die Neugier. Wir wollen etwas über Wissenschaft, unsere Umwelt, Technologie und den menschlichen Körper lernen.“ Während sich die meisten Abenteurer auf ein Gebiet spezialisieren, etwa das Bergsteigen, wechseln die Zwillinge unbeeindruckt vom Fahrrad aufs Boot, von den Polen auf die Ozeane. Am Rand der eigenen Fähigkeit zu balancieren macht für sie den Reiz aus: „Wir sind weder Hochseesegler noch Bergsteiger. Wir sind ein bisschen von allem“, sagt Hugo. „Genau das ist der Riesenspaß für uns. Wir können jeden neuen Ort neu erleben. Uns treibt unsere Neugier an, wir wollen das Leben hinterfragen und Unbekanntes entdecken.“
Der Abenteuerstil der Turners entspringt einer Kombination aus Kindheitsträumen, Teenagertragödien und erwachsenem Ehrgeiz: Geboren am 22. Oktober 1988 in Exeter, waren die Zwillinge von klein auf am liebsten in der Natur, bauten Flöße, kletterten auf Bäume und bastelten Schlitten. Jetzt segeln sie in zwölf Meter langen Booten, besteigen schneebedeckte Berge und ziehen Schlitten über die Polkappen. „Die Erfahrungen, die wir als Kinder gemacht haben, prägen unser Leben als Abenteurer“, sagt Hugo. Darüber, wie man leben soll, denken die Turners gerne nach. „ Ich habe auf YouTube ein Video gesehen, in dem Hundertjährige gefragt wurden, was sie im Leben am meisten bedauern“, sagt Ross. „Und die meisten bereuen, ihre Sehnsüchte vernachlässigt zu haben. Sie sagen: Tu, was du tun willst! Niemand wird es für dich tun!“
Die Unverwüstlichkeit der Turners rührt auch von einer traumatischen Erfahrung her. Mit siebzehn sprang Hugo ins Meer, prallte auf eine Sandbank und brach sich das Genick. Die Querschnittslähmung war nur Millimeter entfernt, sagten die Ärzte. Auf den Unfall folgten sechs Monate mit mehreren Operationen und achtzehn Monate Reha. Danach war er wieder der Alte.
„Wir wollen Abenteuer erleben, weil wir es fast nicht mehr gekonnt hätten“, erzählt Hugo. Aus diesem Grund unterstützen sie auch Wohltätigkeitsorganisationen zur Erforschung von Rückenmarksverletzungen wie Wings for Life.
Rudernd über den Ozean
Vier Jahre nach dem Unfall, gleich nach der Uni, starteten die Zwillinge ihr erstes Abenteuer. Mit ihren Freunden Adam Wolley und Greg Symondson stellten sie sich dem Ruderwettbewerb Talisker Whisky Atlantic Challenge. Die 4300 Kilometer lange Strecke war eine zermürbende Tortur: Ein einziger Zentimeter auf ihrer Atlantikkarte entsprach einer Strecke von 560 Kilometern und bedeutete eine Woche Rudern. Hugos Unfall war die Motivation, von jetzt an das Maximum aus ihrem Leben zu holen. Nach 42 Tagen stellten sie zwei Weltrekorde auf: als jüngstes Vierer team, das je den Atlantik überquert hat, und als erstes Zwillingspaar, das über einen Ozean gerudert ist. „Red
Pole“ Paramotoring zum australischen POI im unwirtlichen Mid-Outback
„ Es gibt einen schmalen Grat zwischen ,Badass‘ und ,Dumbass‘. Wir versuchen, auf der richtigen Seite zu bleiben.“
Nach ihrem ersten Misserfolg, 2014, wo sie auf einer Polarmission mit einem Hubschrauber gerettet werden mussten, hatte sich ihr Mindset geändert. „Bis dahin waren unsere Reisen vor allem eine persönliche Machosache“, gesteht Ross. „Von nun an wollten wir aber nicht nur Abenteurer sein, sondern Entdecker. So wie die Entdecker der Vergangenheit wollten wir nicht nur neue Orte fnden, sondern auch neues Wissen erlangen.“ Und damit begann das POIProjekt. „Wir haben ‚extreme Orte auf der Welt‘ gegoogelt, uns die Ergebnisse angesehen und gedacht: Warum versuchen wir nicht, uns zu jedem einzelnen durchzuschlagen? Und warum versuchen wir nicht, unterwegs neue Dinge zu entdecken?“
Zum Glück haben die Turners auch im Meistern kleiner Zwischentiefs reichlich Erfahrung. So wie damals, als sie während ihrer 4300 Kilometer langen Atlantiküberquerung nachts von zwölf Meter hohen Monsterwellen überrascht wurden. „Es klang wie ein Brüllen“,
Ein paar Kilometer Wasserstraße beim „Green Pole“ Die Twins waten Richtung des südamerikanischen POI, die Reise endet bei der Stadt Cuiabá in Brasilien.
„
So wie die Entdecker der Vergangenheit wollen wir nicht nur neue Orte finden, sondern auch neues Wissen erlangen.“
Hugo und Ross Turner haben als eineiige Zwillinge eine identische DNA – und doch zuweilen unterschiedliche Parameter wie etwa Blutzuckerspiegel und Darmfora.
Experten der Abteilung für Zwillingsforschung des King’s College London führen an Hugo und Ross Turner wissenschaftliche Untersuchungen durch und analysieren, wie ihre identischen Körper auf unterschiedliche Reize reagieren.
TRAINING: GERÄTE VS. KÖRPER
In einem zehnwöchigen Experiment trainierte Hugo mit Gewichten (zum Beispiel Bankdrücken), während Ross Körpergewichtsübungen (zum Beispiel Liegestütze) machte. Hugo legte sechs Prozent an Muskelmasse zu, Ross nur zwei Prozent. Trotzdem waren starke Verbesserungen messbar: „Beim
Kreuzheben steigerte ich mich von 90 auf 120 Kilo – ohne Gerätetraining“, so Ross. Seine maximale Sauerstoffaufnahme verbesserte sich um acht Prozent im Vergleich zu Hugos zweiprozentigem Zuwachs – vielleicht, weil Körpergewichtstrainings in einem höheren, die Lunge stärkenden Tempo absolviert werden.
ALT VS. MODERN
Auf einer Expedition zum grönländischen Polareis im Jahr 2014 trug Ross (li.) die gleiche Kleidung wie Sir Ernest Shackleton auf seiner TransantarktisExpedition von 1914 bis 1917: Wollpullover, Jacke aus Gabardine (gewebter Baumwolle), Tweedhose und Lederstiefel. Hugo trug synthetische Stoffe. „Die moderne Ausrüstung war leichter und hatte einen größeren Temperatureinsatzbereich, aber die natürlichen Materialien boten Wärme und Atmungsaktivität“, sagt Hugo.
2020 nahm Ross (links) in einem 12wöchigen Experiment mit fleischlastiger Ernährung
4,5 Kilo Muskeln und 2,8 Kilo Fett zu, während Hugo mit pflanzenbasiertem Essen nur 1,2 Kilo Muskeln zulegte, aber 1,8 Kilo Fett verlor. Hugo hatte mehr Energie und einen niedrigeren Cholesterinspiegel, doch seine Libido und seine Darmflora litten. „Eine höhere Anzahl von Mikroorganismen macht uns weniger krankheitsanfällig“, so Ross.
erinnert sich Hugo, „und dann traf uns mitten im Dun keln diese Welle. Mehr Angst als in diesem Moment hatte ich noch nie.“
In ihrem Alltag aus Barbesuchen, Einheiten in Fit nessstudios und Fahrradtouren sind solche Momente weit weg. Aber nicht die Planung neuer Abenteuer. Ross’ Freundin Rosie Tapner, eine TV‑Moderatorin für Pferdesportveranstaltungen, und Hugos Freundin Amy Poë, eine Lehrerin, unterstützen die verrückten Ambi tionen der beiden. Doch manchmal sehnen sich die Brüder selbst nach einem normaleren Leben. Ihre ältere Schwester Toddy, eine Innenarchitektin, und ihr älterer Bruder Crispin, ein Marketingexperte, leben ihnen vor, dass nicht jeder mit Gleitschirmen über polares Terrain fiegen möchte. „Crispin führt ein Vorzeigeleben – wir tun, was uns einfällt“, lacht Ross. „ Aber nach einem 18 Stunden Tag, den man mit dem Zerlegen und Neu‑ Zusammenbauen des Bootes verbracht hat, denken wir uns auch: Sollten wir uns nicht doch mal lieber einen halbwegs angenehmen Job suchen?“ Diese Frage ging den Zwillingen zum Beispiel durch den Kopf, als der eingangs erwähnte 218.000 Tonner im Atlantik auf sie zusteuerte. „Wir hatten die Hosen voll“, gibt Ross unumwunden zu.
Seither sind Monate vergangen. Nach einer ereignis reichen Expedition wieder in London, sahen sie – bär tig und sonnenverbrannt, wie sie waren – aus wie Schif fbrüchige.
Die Zwillinge wissen nun jedenfalls, wie man mit der Angst umgeht. „Das Geheimnis ist, möglichst lang sam panisch zu werden“, sagt Hugo, „denn sobald die Panik da ist, hat man sich nicht mehr unter Kontrolle. Wir planen, denken Pläne minutiös durch und passen uns an: Der fexibelste Baum ist meist der stärkste.“ Die beiden erzählen auch von den Höhepunkten der Reise: dem schillernden Sternenhimmel in der Nacht; den Delfnen, die um das Boot her umsprangen; dem magischen Moment in der Biskaya, als sie von den grü nen Küstengewässern in das leuchtende tiefe Blau des Ozeans glitten. Und von den skurrilen Erkenntnissen, die ein Leben auf See bringt, wie zum Beispiel: Hunde näpfe sind das optimale Essgeschirr. „Die sind nicht nur echt praktisch, man kriegt auch eine Menge hinein“, lacht Hugo.
Zum Abbruch brachte das Blue Pole Project dann ein unerwartetes Problem: anhaltende Windstille. Nach 1200 Kilometern blieb ihnen nichts anderes übrig, als umzukehren. „Nein, wir haben es nicht bis zum Blauen Pol geschafft“, sagt Ross. „ Aber wir konnten ein paar nützliche Dinge umsetzen: eine wissenschaftliche Un tersuchung zum Plastikmüll im Meer etwa. Wir haben eine Treibboje abgeworfen, die Wassertemperatur, Salzgehalt und biochemische Veränderungen misst und weitersendet. Und wir sind 2400 Kilometer weit 100 Prozent emissionsfrei gesegelt, ganz ohne fossile Brennstoffe. So konnten wir demonstrieren, dass nach haltiges Reisen möglich ist. Das war uns wichtiger als der POI.“
Die Turners hoffen, dass sie ihr Experiment in den kommenden Jahren wiederholen können. Aber davor ist dieses Jahr noch eine 600 Kilometer lange Wande rung zum POI in Madagaskar an der Reihe, um die
dortige Abholzung und Zerstörung von Lebensräumen zu untersuchen. Ihr Interesse an Umweltthemen hilft ihnen, all den Stress und die Rückschläge zu ertragen. Auf ihrer Fahrt durch den Dschungel und die Berge zum südamerikanischen POI im Jahr 2017 erlebten die Brüder die Abholzung und die Umweltverschmutzung hautnah. „Wir haben die Naturzerstörung aus nächster Nähe gesehen, es ist wirklich furchtbar“, sagt Hugo. „Für den südamerikanischen POI hatten wir uns Bilder wie aus dem ‚Dschungelbuch‘ ausgemalt, stattdessen war da nur eine Fläche nach der anderen ohne einen einzigen Baum. Und überall Plastiksackerl, Flaschen oder Windeln, sogar in der chilenischen Atacama Wüste. Die Umweltforschung gibt uns eine zusätzliche Motivation.“
Steuermänner ihres Lebens
Ihre Abenteuer haben die Brüder schon immer mit wissenschaftlichen Entdeckungen verbunden. Als Versuchskaninchen für die Abteilung für Zwillingsfor schung des King’s College London (siehe Kasten links) lassen die genetisch identischen Brüder ihre Reaktio nen auf verschiedene Reize – Kleidung, Bewegung, Er nährung – von Wissenschaftlern testen. Mehr als das interessiert sie aber die Welt da draußen. Je weiter weg, desto besser. „Unsere Expeditionen sollen langfristig Sinn stiften“, sagt Hugo. Mit ihren POI Abenteuern will das Duo andere Menschen dazu inspirieren, ihre Denkrichtung zu ändern. „Unser Motto ist: Lasst uns gemeinsam Dinge verändern und erforschen, wie wir grüne Technologie in unser Leben integrieren können“, sagt Ross.
Scann den QR-Code, und erlebe die Turner Twins in ihrem Film „Double or Nothing“ auf ihrer Mission zu den „Poles of Inaccessibility“.
Trotz ihrer Ziele bleiben die Turners im Grunde ihres Herzens staunende Touristen. „Von allen er reichten POIs haben wir Erde oder Wasser in 50 Milli liter Gläsern mitgenommen“, verrät Ross. Sie bergen unzählige Erinnerungen: Freerunning auf den Ber gen Südamerikas, Paddeln in den phosphoreszierend schimmernden Wellen des Atlantiks. „ Irgendwann kommt immer dieser Moment, für den sich der gan ze Wahnsinn lohnt“, sagt Hugo. „Ich erinnere mich an einen Flug in der Nähe des Uluru (früher: Ayers Rock; Anm.) in Australien, als neben uns die Sonne unterging. Ich weinte in der Luft und dachte: Für solche Momente lebe ich!“
Hätten die Zwillinge nicht ihre Träume verfolgt, wären daraus nie Erinnerungen wie diese geworden. „Unser Alltag kann echt stressig sein“, sagt Ross. „ Aber wir sind die Steuermänner unseres eigenen Lebens, und dafür lohnt sich alles.“
„ Hundenäpfe sind unser liebstes Essgeschirr – die sind so praktisch, und man bekommt jede Menge hinein.“
Lautstark
Constantin Luser in seinem Wiener Atelier. Aus den Schallbechern seiner Skulptur „Irokese“ strömt ein Mix aus Tönen und Urlauten.
„Du spielst wie ein Dreiähriger“, befand seine Klavierlehrerin. Da war Constantin Luser sechs. Und pfff gefrustet auf klassische Musik. Nun kehrt der Künstler zu seinen Anfängen zurück. Und sogar weiter: Seine Spezialität sind dröhnende Riesenskulpturen – mit dem Ur-Sound der Dinos.
ie klingt eigentlich ein Dinosaurier? Das ist eine der Fragen, vor die sich Besucher der Ausstellungen von Constantin Luser gestellt sehen. Und das Gute ist, dass sie die Frage auch gleich selbst beantworten können. Denn Lusers überlebensgroße Urzeittiere – etwa die weibliche „Vibrosauria“, die er 2022 für die Ausstellung OPEN der Heidi Horten Collection schuf – sind aus Blechblasinstrumenten geformt und dürfen bespielt werden: von bis zu 24 Personen gleichzeitig.
Wobei für den Künstler nicht primär der akkurate und symphonische Klang im Vordergrund steht: „Man könnte sagen, das sind Instrumente für unmusikalische Leute, weil die genaue Tonlage nicht mehr so relevant ist.“ Stattdessen lernen Lusers Skulpturen mithilfe des Publikums, für sich selbst zu sprechen – mit Mundstück und Trichter ausgestattet, schaffen sie sich eine andere akustische Ebene, die über ihre materielle Präsenz weit hinausreicht.
Während das erwachsene Publikum manchmal anfangs noch zögert, muss Luser seine Werke Kindern kaum erklären: „Die haben keine Hemmungen zu spielen. Wenn ein Kind einmal einen Ton rausbringt, dann kommen auch die anderen, um zu probieren, und sie schaffen’s oft erstaunlich gut, Klang zu erzeugen, weil sie einfach nicht aufhören.“
WDass Musikinstrumente in den Skulpturen des 1976 in Graz geborenen Künstlers einmal eine so große Rolle spielen würden, war nicht vorgezeichnet. Mit sechs Jahren versucht sich der Sohn eines Architekten am Klavier. Aber noch bevor sich ein Talent fürs Musikalische entfalten kann, erklärt ihm die Lehrerin, dass das Stück, mit dem er sich abmüht, in Korea schon von Dreijährigen beherrscht wird. „Da hab ich mir gedacht: Gut, dann sollen die das spielen – und hab mit Klavier aufgehör t.“
Zeichnen, Löten, Blasmusik Erst Jahrzehnte später liefert eine Tuba, die der junge Künstler im Tauschgeschäft gegen eine seiner Zeichnungen erwirbt, die Initialzündung für das, was heute eine Art Markenzeichen Lusers ist: „Durch die Tuba bin ich draufgekommen, dass Musikinstrumente sehr interessante bildhauerische Medien sind. Die Röhre, die den Ton trägt, kann gleichzeitig auch das Rohr einer Skulptur sein. Das lässt sich vermischen, und so kann man Grenzen aufweichen.“
Das Aufweichen starrer Grenzen – es könnte als Motto über der Arbeit Constantin Lusers stehen. Bei ihm wachsen fligrane Zeichnungen mithilfe dünner Drähte von der Wand in den Raum und verfestigen sich dort zu undurchschaubaren Rohrsystemen, die als offene Skulpturen dreidimensionale Linien bilden.
Damit das alles hält, muss viel gelötet werden: ein handwerklicher Prozess, ohne den Lusers Arbeiten undenkbar wären und bei dessen Beschreibung der Künstler ins Schwärmen gerät. „Wenn die beiden Metallstücke genau die richtige Temperatur haben und miteinander verschmelzen, inklusive des Flussmittels und des Lötzusatzes, dann ist das eine Art Alchemie.“
Dass Constantin Luser Talent fürs Bildnerische hat, wird ihm schon als Kind beim freien Zeichnen klar. „Der belgische Chansonnier Jacques Brel hat gesagt: ‚Das Talent ist die Freude, etwas zu machen.‘ Genau diese Freude hat mir das Zeichnen immer bereitet. Und wenn etwas Freude macht,
Neben Skizzen und großen bespielbaren Werken ist Luser für seine filigranen Drahtskulpturen bekannt: „Die Erbfolge“ (o.) und „Der Bienenflug“ (beide stammen aus dem Jahr 2019).
Sicher abhängen Erreichen Lusers Werke eine gewisse Größe, wie hier seine „Vibrosauria“Skulptur, holt er sich Support von einem Statiker.
Bespielbare Skulptur
Im Auftrag der Sammlerin Heidi Goëss-Horten schuf Luser die „Vibrosauria“. Sie besteht aus poliertem Messing und Silber, einer Tuba, vier Trompeten sowie zwanzig Hörnern. Hier finalisiert Luser die Skulptur in seinem zweiten Atelier am Gelände des alten Wiener Nordbahnhofs.
Klangraum In den sieben Meter hohen Räumen seines Wiener-PraterAteliers spielt Luser in Arbeitspausen Tuba oder Bandoneon.
dann macht man das länger, man kann dadurch mehr Erfahrungen sammeln und seine Fähigkeiten verfeiner n.“
Ganz in diesem Sinne besucht Constantin als Sechzehnjähriger einen Aktzeichenkurs und erlebt bald, dass auch andere zu schätzen wissen, was er mit Stift und Papier zu fabrizieren vermag. Ein Aha-Erlebnis für den Teenager: „Unweit der Technischen Universität in Graz, im Galeriecafé, hab ich meine erste Ausstellung gemacht. Da hab ich einen dieser Akte verkauft und gemerkt: Okay, so könnte es auch gehen.“
Bevor es aber so geht, soll erst eine Ausbildung her. Das Studium an der Grazer Fachhochschule für Produktdesign wird für Luser zur intensiven, vier Jahre dauernden Schule der verschiedensten handwerklichen Techniken, die den Grundstein für seine spätere künstlerische Praxis legen.
Aber: Luser lernt an der FH auch, was er nicht machen will: „Ich hatte Schwierigkeiten damit, dass beim Industriedesign am Anfang schon feststeht, was am Ende herauskommen soll. Ich habe viel hinterfragt und einen gewissen Zweifel formuliert. Das hat die Leute schließlich genervt, und sie haben mir gesagt, wenn’s mich nicht freut, dann soll ich halt Kunst studieren.“ Das tut Luser nach seinem FH-Abschluss dann auch. Er bewirbt sich an der Universität für angewandte Kunst ebenso wie an der Akademie der bildenden Künste – und wird sofort an beiden Wiener Instituten aufgenommen.
In den Meisterklassen der US-amerikanischen Installationskünstlerin Renée Green und der für ihre Lichtskulpturen bekannten Österreicherin Brigitte Kowanz (a m 28. Jänner 2022 64-jährig verstorben), entwickelt Luser erste eigenständige Ideen. Zum Schlüsselmoment wird aber rückblickend der Moment, in dem er sich, damals noch ein gänzlich unbekannter Künstler, sein erstes Atelier anmietet. „ Da konnte ich Leute empfangen und meine Arbeiten herzeigen, aber zugleich musste ich das auch fnanzieren, was nicht leicht war. Ich glaube, es war ein wichtiger Schritt, mir diese Zeit und diesen Raum für die Dinge zu nehmen, die ich machen wollte.“
In den Jahren darauf wechselt Luser innerhalb Wiens oft den Arbeitsplatz. Er hantelt sich von Zwischenmiete zu Zwischenmiete, bis er 2019 den Vertrag für das Atelier im Wiener Prater bekommt, das seither zu seinem kreativen Basiscamp geworden ist: Ein verwunschenes Gärtchen vor dem Eingangstor. Hohe alte Räume aus der Zeit der Weltausstellung von 1873. In diesem Umfeld bereitet Luser dem Besucher einen türkischen Kaffee am Campingkocher
zu, während er seinen typischen Arbeitstag schildert. „In der Früh spiele ich erst einmal eine Runde gegen meinen TischtennisRoboter. Das ist wie Meditation, weil man nicht gleichzeitig denken und Tischtennis spielen kann.“
Offenbar ein Erfolgsrezept, denn die Ausstellungen jener Werke, die im PraterAtelier entstehen, lassen sich bald kaum mehr überblicken. Luser wurde 2020 zudem mit dem renommierten Dagmar Chobot Skulpturenpreis ausgezeichnet.
Dennoch gehören auch das Scheitern und der Neuanfang zu den Erfahrungen, die Constantin Luser als entscheidend für sein Leben bezeichnet. Scheitern nicht nur im symbolischen Sinn. „ Ich habe einmal in der Früh einen Anruf bekommen, dass ein riesiger begehbarer Klangkubus, der in einer Ausstellung auf einem Podest stand, zusammengebrochen ist. Der Besucher, der da grad drin war, konnte sich gerade noch mit einem Hechtsprung retten.“ Als Luser sich den Schaden ansieht, wird ihm klar, dass von den Skulpturen, die er mit so viel Liebe zum Detail baut, auch Gefahr ausgehen kann. Seither wacht ein Statiker über die Tragfähigkeit seiner Großwerke.
Aber Erfolg und Scheitern einmal beiseite: Wofür stellt man sich nach so vielen Jahren jeden Tag wieder in der Früh ins Atelier, um zu planen, zu bauen und zu feilen?
Der Künstler denkt nach, trinkt einen Schluck Kaffee. Und erzählt dann eine Geschichte: „Ich hab einmal eine Wandzeichnung in Paris gemacht und dann beobachtet, wie eine Aufseherin ihrer Kollegin detailliert beschrieben hat, was auf dieser Zeichnung alles vonstattengeht: Das waren abenteuerliche Geschichten. Sie hat einen Riesen gesehen und eine Explosion. ‚Das‘, hat sie gesagt, ‚ist das Rad, mit dem kann der Riese seinen Vater besuchen fahren. Denn es sind Engel auf die Erde gekommen und haben sich die schönsten Frauen ausgesucht, und dabei ist dieser Riese entstanden …‘ Nichts davon hatte ich beim Zeichnen geplant. Am Ende hat sie gesagt: ‚Das Einzige, was hier noch fehlt, ist ein Feuer.‘“ Der Künstler schmunzelt. „ Also habe ich noch ein Feuer dazugezeichnet.“ Flammende Leidenschaft nennt man das dann wohl.
Mehr Infos: galerieklueser.com; constantinluser.com; aktuell ist die Installation im Parlament in Wien zu sehen.
„
In der Früh spiele ich erst einmal eine Runde gegen meinen Tischtennis - Roboter. Das ist wie Meditation.“
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Designer Yannik Zamboni groovt durch Zürich –zu Wasser, zu Land. Und zwischendurch rollend.
Der Schweizer Designer Yannik Zamboni zeigt uns sein Zürich: So nah am Wasser gebaut – und wie gemacht für Rollschuhe.
Zürich ist meine Herzensstadt, seit ich 16 Jahre alt war – und daran hat sich bis heute nichts geändert“, sagt Yannik Zamboni. Der 36-jährige Modedesigner hat im Herbst 2022 die USReality-TV-Show „Making the Cut“ mit Heidi Klum gewonnen, mit einem Preisgeld von einer Million US-Dollar. Seine Karriere ging seither durch die Decke, er ist weltweit gefragt und könnte in jeder Stadt der Welt leben – doch Zürich ist seine Nummer eins.
Was liegt näher, als sich von ihm die schönsten Ecken der Stadt zeigen zu lassen – und das in Rollschuhen.
Wir starten im Herzen
Zürichs: beim Kunsthaus am Heimplatz, das erst 2021 durch den lichtdurchfuteten Neubau des britischen Architekten David Chipperfeld ergänzt wurde. Gemeinsam mit dem Neubau ist es nun das größte Kunstmuseum der Schweiz, mit bedeutenden Werken vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Es beherbergt
etwa auch eine der größten internationalen MunchSammlungen. „So ein eindrücklicher und schöner Ort“, sagt Zamboni über den Neubau, „diese Weitläufgkeit, diese hohen Wände!“ Außerdem liegt es mitten in der historischen Altstadt, wo man in engen Gassen auf Kopfsteinpfaster auch ohne Ziel fanieren kann.
Ausrollen vor dem Kunsthaus im Herzen Zürichs
Da in Zürich kaum ein Weg zu lang ist, steht man schon nach ein paar Rollschuhschwüngen auf der Münsterbrücke mit atemberaubendem Panorama – sowohl auf die Stadt als auch auf den Zürichsee. Es ist verlockend, einen Augenblick stehenzubleiben und diese Aussicht zu genießen, doch da drehen sich Zambonis kleine Rädchen schon wieder. „Weiter Richtung See!“, ruft er. Und man kann es ihm nicht verdenken, denn zu den landschaftlichen Vorzügen von Zürich gehört nicht nur ein wunderschönes Panorama auf die Berge, sondern auch, dass alles am Wasser liegt. Eines der Dinge, die Zamboni am meisten begeistern: „Das Wasser ist unglaublich sauber, man kann bis auf den Grund sehen“, schwärmt er. „Es gibt hier nicht nur die Limmat, den Fluss mitten durch die Altstadt, sondern auch den Zürichsee mit sei-
nen Booten und seinem vielfältigen Freizeitangebot.“ Ein Tretboot, „Pedalo“, wie es die Locals nennen, will Zamboni auch gleich ausprobieren –und damit gemütlich über den See schippern. Dafür zieht er dann auch die Rollschuhe aus und tritt in die Pedale. Wobei er auch gerne ins Wasser springen würde, gibt es in Zürich doch eine Menge sogenannter „Badis“, also kleinere Schwimmbäder – und egal ob Männer- oder Frauenbäder, Fluss- oder Strandbäder, es gibt für jede Vorliebe das richtige Bad.
Überhaupt entwickelt sich Zürich zum Geheimtipp für Wochenendtrips. Die Liste
der Vorzüge ist lang: Kultur, Kunst im Überfuss, Landschaft, Idylle, ein großes kulinarisches Angebot und ein animierendes Nachtleben. Es fällt nicht schwer, sich für die knapp 500.000-EinwohnerStadt zu begeistern. Für Zamboni ist Zürich Homebase und auserwählte Herzensstadt. Aufgewachsen ist er in einem 700-Einwohner-Dorf, doch
es zog ihn schon früh weg. „Ab meiner Jugend war ich ständig in Zürich“, erzählt er. „Im Oberbaselbiet, wo ich herkomme, fehlte mir die Repräsentation queerer Menschen, und für mich als queeres Kind gab es nur in Zürich irgendwie etwas Interessantes. Ich fühlte mich oft anders und verloren – aber in Zürich gab es für mich diese Toleranz und Vielfältigkeit, die ich suchte.“ Heute liegt der Arbeitsplatz des fast 1,90 Meter großen und fast ausschließlich in Weiß gekleideten Designers, sein Pop-up-Store, im BIG POP in der Bahnhofstrasse: international als eine der teuersten und exklusivsten
Eine Oase mitten im Industriegebiet: „Frau Gerolds Garten“
Einkaufsstraßen der Welt bekannt und die nächste Station unserer Route. Der Luxus Zürichs, wie man ihn der Stadt gerne attestiert – hier ist er greifbar: Boutiquen großer Modedesigner liegen neben Schmuck und Uhrengeschäften sowie Luxushotels. „Mein Store passt hier nicht rein“, sagt Zamboni. „Aber ich freue mich darüber, weil mich so Leute entdecken, die sonst nicht auf mich kommen würden.“ Die kleineren Designläden fndet man in Zürich im Viadukt, für viele ist das die spannendste Einkaufsstraße der Stadt. Das ist auch etwas, was an Zürich fasziniert: die Vielfalt und Inspirationsquellen in alle Richtungen. Wovon lässt sich Zamboni in seiner Kunst inspirieren? Ausschließlich von sozialpolitischen Themen, sagt er. „Alles, was ich in unserer Gesellschaft unfair fnde, gibt
mir Antrieb.“ Er entwirft für Menschen, die sich anders fühlen. „Ich glaube nicht an ein binäres Geschlechtersystem“, weshalb er bei seinem Label Maison blanche auf Geschlechtereinteilung und Konfektionsgrößen verzichtet.
Mittlerweile ist es Nachmittag, die Füße tun weh, doch der rollende Zamboni
will noch das andere Zürich zeigen: Industrieviertel, Bahngleise, Beton, Stahl, Unterführungen. Wir setzen uns in „Frau Gerolds Garten“, einen versteckten, lauschigen Stadtgarten. „Ich gehe unheimlich gerne her, man sieht eine Seite von Zürich, die nicht bekannt ist und einen Charme hat, den man nicht verpassen sollte“, sagt Zamboni. Er empfehlt auch die Rote Fabrik, ein Kulturzentrum auf einem einstigen Fabriksareal. Dann zieht er die Rollschuhe aus. Für heute. Und nur die Limmat rauscht.
Mehr Infos unter: zuerich.com
1 BIG POP
Pop-up-Stores für handverlesene Angebote wie etwa Maison blanche.
Bahnhofstrasse 73
2 Markthalle Viadukt Secondhand und High Fashion abseits des Mainstreams.
Viaduktstrasse
3 Frau Gerolds Garten Stadtgarten inmitten der Großstadt.
Geroldstrasse 23
4 Kunsthaus Zürich
Eine der bedeutendsten Kunstsammlungen des Landes.
Heimplatz 1/5
5 Bootsvermietung Enge Ob klassisches Pedalo oder Saunaboot –wer in Zürich ist, muss aufs Wasser.
Mythenquai 25
Im Herzen Europas gelegen, ist Zürich einfach und ideal per Bahn erreichbar und dann zu Fuß oder per Rad entspannt zu entdecken!
Mehr Infos: zuerich.com
Zamboni arbeitet an einer limitierten ZürichLinie in Kooperation mit dem Label Collectif mon Amour und Zürich Tourismus.
TShirts und Taschen sind in Arbeit und bald im BIG POP erhältlich!
Im neuen Podcast „Falsches Spiel – im Visier der Wettmafia“ betrachtet win2day das dunkle Gegenstück von Fairplay.
18. November 2021, 6 Uhr früh. Kuru schläft noch, als es an seiner Wohnungstür im 23. Wiener Gemeindebezirk läutet. Er ahnt nicht, dass zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehreren Monaten Ermittlungen gegen ihn wegen Spielmanipulation laufen und sein Telefon abgehört wird.
Bis dahin lebte Bartolomeˇj Kuru den Traum vom Dasein als Profifußballer. Im Podcast „Falsches Spiel –im Visier der Wettmafia“ spricht der Ex-Torhüter offen darüber, warum er Fußballspiele verschoben hat und weshalb die 99 Tage in Untersuchungshaft die härteste
Zeit in seinem Leben waren. Hinter dem fünfteiligen Podcast steht der Sportwetten- und in Österreich einzige konzessionierte Online-Glücksspiel-Anbieter win2day. True-CrimeSpannung vom Feinsten!
win2day setzt sich für Fairplay und Chancengleichheit im Sport ein und möchte die Schattenseiten aufzeigen, die an der Glaubwürdigkeit des fairen Wettkampfs rütteln. Denn nur was im kollektiven Bewusstsein landet, kann nachhaltig verändert werden. Die Hürde für kriminelle Machenschaften wird größer, wenn sie nicht im dunklen Hinterzimmer abseits der Öffentlichkeit stattfindet.
Am Ende geht es nicht bloß um ein Sportereignis oder eine Wette. Spielmanipulation ruiniert die Glaubwürdigkeit und somit letzten Endes den gesamten Sport. Dagegen treten wir entschieden auf
Georg Managing DirectorTipp: Gleich Podcast abonnieren und keine Folge verpassen!
Macklemores Album „Ben“ ist jetzt im Handel. Live ist er am 17. August beim Frequency Festival zu sehen. Mehr Infos: macklemore.com
Rapper Macklemore erklärt vier Tracks, die ihn prägten – und warum wir unsere Nächsten feiern sollten.
Der QR-Code führt zur Podcast-Playlist von und mit Macklemore auf Spotify.
Dem Grammy-prämierten Rapper Ben Haggerty, 39, aka Macklemore, gelang 2012 mit „Thrift Shop“ der große Wurf. Der Track, den er mit seinem langjährigen Musikpartner und Produzenten Ryan Lewis aufgenommen hat, wurde bis heute 1,7 Milliarden Mal auf YouTube aufgerufen. Auf „Ben“, seinem ersten Soloalbum seit sechs Jahren, wirft der dreifache Vater einen gefühlvollen Blick auf die Umstände und Personen, die ihn zum Künstler gemacht haben. „Ich denke, es ist super wichtig, Menschen Rosen zu streuen“, sagt Macklemore. „Manche haben keine Ahnung, wie sehr sie geschätzt werden.“ Apropos Wertschätzung: Hier geht es zu den vier Songs, die Bens Karriere nachhaltig beeinfussten.
Hieroglyphics YOU NEVER KNEW (1998)
„Dieser Song kam heraus, als ich 15 war. Er leitet das Album ,3rd Eye Vision‘ des kalifornischen Hip-Hop-Kollektivs auf eine Weise ein, die diese Kunst für immer mit meinem Leben verbinden wird. Mit diesem Lied im Ohr spazierte ich manchmal leicht bedröhnt bis sechs Uhr früh kreuz und quer durch Seattle. Das war fast eine spirituelle Erfahrung für mich.“
OutKast SPOTTIEOTTIEDOPALISCIOUS (1998)
„OutKast hat mir die Ohren geöffnet: Die Dinge, die sie klanglich gemacht haben, wie die Abmischungen, das Panning – also die Art und Weise, wie ihr Gesang hin und her geht, wenn man Kopfhörer trägt –, haben mich als Künstler extrem beeinflusst. Diese Platte war der Soundtrack für Freitag- und Samstagabende. Nostalgisch und erfolgreich zur selben Zeit.“
Method Man feat. Mary J Blige I’LL BE THERE FOR YOU / YOU’RE ALL I NEED TO GET BY (1995)
„In gewisser Weise war diese Platte dafür verantwortlich, dass ich zu rappen begonnen habe. Mein bester Freund und ich gingen zur Schule, er besorgte das Beatboxing, und ich übernahm den Part von Method Man. Das brachte mich auf den Gedanken: Vielleicht sollte ich mein eigenes Zeug schreiben und schauen, was passiert.“
Rick James MARY JANE (1978)
„Ich hörte ,Mary Jane‘ zum ersten Mal auf dem Soundtrack zur Filmkomödie ,Friday‘ mit Ice Cube und Chris Tucker aus dem Jahr 1995, die mich mit so viel Musik in Berührung brachte, die ich als Hip-HopFan, der ohne Internet aufwuchs, sonst nie gehört hätte. Ich erinnere mich, dass ich den Song gerne hörte, während ich die Videogames ,Mario Kart‘ und ,GoldenEye‘ spielte.“
Wie du mit Kälte Fett verbrennst.
Mit welchen Tipps & Tricks du dein Leben verbesserst.
BREITFELDANDREAS(rechts), Prof-Biohacker, im Gespräch mit STEFANBuchautorWAGNER
Der Biohacking-Podcast von The Red Bulletin. Jeden Dienstag neu.
Angst einfach abschütteln?
G-g-geht – wenn man’s wie die Gazelle macht. Und auch wie Biohacker Andreas Breitfeld.
Ein Biohacker ist natürlich nicht unerschütterlich. Auch uns fährt mal der Schreck in die Glieder, auch wir kriegen Stress und Aufregung mal nicht aus dem System. Doch wir haben einen Trick, wie wir mit solchen Situationen umgehen – einen Trick, den wir uns von großen Naturdokus abgeschaut haben. Wir machen es nämlich so wie die Gazelle, die soeben dem Löwen entkommen ist – und schütteln uns kräftig durch, den ganzen Körper, die Arme und Beine, ein, besser zwei Minuten lang. (Im Gegensatz zur Gazelle tun wir das aber niemals vor TV-Kameras, sondern aus Rücksicht auf unseren Ruf an einem unbeobachteten Ort. Es sieht nämlich, wenn man’s richtig macht, ordentlich belämmert aus.)
Aber wieso machen die Tiere das? Erst eine natürliche Reaktion auf ein traumatisches oder extrem stressiges Ereignis bringt ihren Körper sowohl hormonell als auch physisch wieder ins Gleich-
Zwei Minuten schütteln – und dann passiert das: Die Stresshormone Cortisol und Adrenalin werden abgebaut, das Nervensystem wird aus dem FightorFlightModus (der nötig war, um vor dem Löwen fliehen zu können) in den RestandDigestModus (ruhen und verdauen) zurückgerüttelt.
gewicht: Überschüssige Energien werden aus dem System geschleust, die Stresshormone Cortisol und Adrenalin werden abgebaut. In diesem Modus werden übrigens auch physische Heilprozesse in Gang gesetzt, sollte der Löwe die flüchtende Gazelle doch ein wenig angeknabbert haben.
Nun gut, und warum shaken wir Biohacker ab? Tatsächlich aus genau denselben Gründen. Denn die Wissenschaft hat herausgefunden, dass dieses „stressinduzierte Schütteln“ – so der Fachbegriff – beim Menschen genauso wirkt wie beim Tier. Man muss nicht einmal buchstäblich um sein Leben gelaufen sein: Auch ein böses Kunden-Mail oder eine negative Podcast-Bewertung bereiten ausreichend Stress, um mich mal schnell in den Schüttel-Modus zu bringen.
Auch wenn sich Beobachter schrecken sollten – Angst lässt sich abschütteln.
Andreas Breitfeld ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München. Biohacking umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.
Die Biohacking-Praxis ist der PerformanceLifestylePodcast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QRCode scannen und reinhören.
zuerich.com/recreation
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Fitnesstrainer Alex Hopson und Physiotherapeut Matt Tinsley trimmen das Alinghi Red Bull Racing-Team für den America’s Cup 2024. Und auch dich!
Das Alinghi Red Bull Racing-Team hat beim America’s Cup ein Ziel: den Sieg. Doch die Konkurrenz ist groß und die Anforderungen an Athleten und Techniker gewaltig. „Beim Segeln brauchen wir ein perfektes Hightech-Boot, außerdem müssen die Segler körperliche und mentale Höchstleistungen bringen. Das macht den Sport einzigartig“, sagt Alex Hopson, der für das Fitnesstraining von Alinghi Red Bull Racing verantwortlich ist.
„Wir sorgen dafür, dass die Segler in den kommenden 15 Monaten eine ideale Vorbereitung bekommen“, ergänzt Matt Tinsley, Physio-
therapeut des Alinghi RacingTeams. An Bord gibt es zwei Gruppen: die Driving Group, die die Segel und Foils richtig einstellt, und die Power Group, jene Leute, die Energie bringen. Je nach Bedarf trainieren die 14 Athleten fünf bis sechs Tage die Woche, beim America’s Cup 2024 werden acht an Bord sein. „Es geht um Kraft und Ausdauer, genauso wichtig sind auch mentale Stärke und Refexe, denn Segler müssen schnelle Entscheidungen fällen“, sagt Alex Hopson. „Essenziell sind Kraft, Ernährung, mentale Stärke und Erholung.“ Und die folgenden vier Tipps, die auch dir helfen können.
Matt Tinsley betreut als Physiotherapeut das Alinghi Red Bull Racing-Team: „Der America’s Cup ist für uns der wichtigste Segelwettbewerb überhaupt.“
Alex Hopson ist Fitnesscoach des Alinghi Red Bull Racing-Teams: „Wir setzen massiv auf die Infrastruktur des Athlete Performance Centers von Red Bull.“
Diese vier Schlüsselfaktoren sind spezifisch für das Training der Power Group:
„Wie in allen Bereichen sind auch beim Krafttraining Disziplin und ein klarer Trainingsplan Schlüsselfaktoren. Unser Erfolgsrezept lautet daher: Bleib dran, auch an schlechten Tagen. Wir erstellen mit den Sportlern immer erst einen konkreten Trainingsplan, um herauszufinden, wo sie gerade stehen und welche Ziele wir bis zu welchem Zeitpunkt erreichen wollen. Wir können unsere Leistungen immer nur in geringen Dosen intensivieren. Wir haben es schon zu oft erlebt: Wer es am Anfang übertreibt, kann sich nicht davon erholen und wird das Training bald wieder
„Der Schlüssel zu sportlichen Höchstleistungen ist eine gesunde und ausgewogene Vollwertkostdiät, die lebensnotwendige Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Proteine und Kohlenhydrate enthält: Obst, Gemüse und der Konsum von gesunden Fetten aus Nüssen und Hülsenfrüchten, weitgehender Verzicht auf verarbeitete Lebensmittel.
An Bord des Segelbootes brauchen Sportler alle möglichen Ergänzungsmittel, um den Energiebedarf zu decken. Zunächst muss man sich aber fragen, ob die Athleten die Stoffe auch über natürliche Ernährung zu sich nehmen können.“
Die Alinghi Red Bull Racing Power Group beim Spinning: Théry Schir, Florian Trueb und Augustin Maillefer (v. li. n. re.)
„Unser Tipp: Vertraue der eigenen Intuition, denn alle Menschen ticken unterschiedlich. Die Athleten sollten zunächst herausfinden, welche mentalen Übungen für sie am besten funktionieren.
Die einen mögen Visualisierungen, andere arbeiten mit Atem oder Meditationsübungen, um Stress abzubauen und die bestmögliche Konzentration im richtigen Moment abzurufen. Immer beliebter werden auch Gespräche mit Sportpsychologen. Die Sportler sollten alles ausprobieren und dann entscheiden.“
„Es gibt so viele unterschiedliche Studien zum Thema Regeneration. Auch hier gilt es wieder, die Sportdisziplin und die individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Ein Beispiel: Bei Marathonläufern werden vor allem die Beine beansprucht, eine Sportmassage und ein SpaBesuch können den Regenerationsprozess beschleunigen.
Bei einem komplexen Sport wie dem Segeln geht es auch um mentale Erholung. Hier schwören viele Athleten auf Meditation und andere Arten des geistigen Stressabbaus.
Unterschätzt auf keinen Fall die Bedeutung von Regeneration: Sie ist auf dem Weg zu sportlicher Höchstleistung genauso wichtig wie das Training selbst!“
„ Soll die Leistung stimmen, dann muss es auch die Ernährung“
„ Finde heraus, ob dir Meditation oder Atemübungen zusagen“
GEIST
„ Bleib dran, auch an schlechten Tagen, und steigere dich schrittweise“
„ Regeneration ist genauso wichtig wie das Training“
Lernen von Geistesgrößen. Diesmal:
Öko-Philosoph Henry David Thoreau
erklärt die Wirkung der Wildnis
Und den Weg zur Natur tief in uns.
lles Gute ist frei und wild.“ Zu diesen Worten aus meinem Essay „Wandern“ stehe ich nach wie vor. Immer wieder habe ich diese Erfahrung gemacht: während meiner Zeit als Aussteiger in meiner Hütte am Walden-See genauso wie bei meinen Wanderungen in den Wäldern von New England. Die Wildnis tut uns Menschen gut. Wälder und Berge sind eine unvergleichliche Quelle der Kraft – gerade für moderne Menschen, die wir uns allzu schnell in unseren Komfortzonen einrichten. Nicht dass ich etwas gegen Komfortzonen hätte, aber wenn wir uns zu lange darin aufhalten, laufen wir Gefahr, das eigentliche Leben zu verpassen, träge zu werden, bequem, langweilig. Und letzten Endes krank an Leib und Seele. Deshalb rate ich allen Menschen, von Zeit
zu Zeit die Zivilisation hinter sich zu lassen und hinauszugehen. Sich Wind und Wetter auszusetzen, Mühen in Kauf zu nehmen, zur Einfachheit zurückzukehren – und vor allem: die Natur in sich selbst zu erleben, den eigenen Körper zu spüren, sich anzustrengen und abends wohlig müde auszuruhen. Das ist die beste Medizin, und ich kann nicht umhin, dich zu ermutigen, dem Ruf der Wildnis immer wieder neu zu folgen – höre nur genau hin. Er ergeht auch an dich. Er steckt in dir … Aber zugleich muss ich dich warnen. Nein, nicht vor den Gefahren der Berge, nicht vor den Bären oder Wölfen, die sich neuerdings wieder bei euch in den Alpen tummeln, nicht vor Wetterstürzen oder Nebel. Dass die Natur voller Risiken ist, weißt du längst. Was du vielleicht nicht weißt, ist etwas anderes: Das größte
Henry David Thoreau (1817–1862) gilt als Pionier der amerikanischen Naturschutzbewegung. Zwischen 1845 und 1847 lebte er als Aussteiger in einer Hütte am See Walden Pond. Dort verfasste er sein Buch „Walden oder Leben in den Wäldern“, in dem er von seiner Suche nach der Echtheit eines naturgemäßen Menschseins erzählt.
Risiko steckt in dir selbst – das Risiko, dem Ruf der Wildnis zwar zu folgen, aber auf eine Art und Weise, bei der dir das Beste entgeht: das Wilde, Freie und Gute – das, was deine Seele tanzen und vibrieren lässt, was deinen Geist erfüllt und sättigt.
Was ich damit meine? Etwas, was nicht leicht zu sagen ist. Man könnte es „die Melodie der Wildnis“ nennen: Sie schwingt in der Brise, die das trockene Gras der Almwiesen bewegt. Sie klingt im Rauschen der Bäche und im Lied der Vögel. Sie schweigt sich dir zu in der Wärme der sonnendurchglühten Felsen und im Staub am Wegrand. Sie fimmert dir entgegen im gleißenden Weiß der Schneefelder. Das alles spricht zu dir. Es füstert dir die Wahrheit zu: Du bist ein Teil von uns. Komm zu uns! Lass dich auf uns ein! Hör auf zu rennen und lass dich gehen! Setz dich in den Staub am Wegrand, setz dich auf den warmen Stein und höre auf das Lied der Vögel, Grillen, Bäche, Bäume – lass dich vom Wind liebkosen und atme durch.
Christoph Quarch beantwortet neue Fragen im Namen der alten Denker. Er ist Philosoph, Hochschullehrer, Gründer der Neuen Platonischen Akademie (akademie-3. org) und Autor zahlreicher philosophischer Bücher, unter anderem „Kann ich? Darf ich? Soll ich? Philosophische Antworten auf alltägliche Fragen“, legendaQ.
Verstehst du, was ich sagen will? Trailrunning ist gut, aber loslassen genauso. Wild und frei bist du nicht, wenn du rastlos mit der Uhr am Arm durch die Natur rennst. So bleibst du immer nur bei dir. Wild und frei bist du, wenn du den Mut aufbringst, zu einem Teil der Natur zu werden. Renn von mir aus in die Berge. Doch vergiss nicht, in der Wildnis anzukommen. Sonst bleibst du ein Gefangener deiner Komfortzone –selbst wenn dir der Schweiß noch so sehr von der Stirne tropft.
Das Streetdance Battle Red Bull Dance Your Style geht am 12. August an der Uni Wien in die nächste Runde. Leon V, der Vorjahressieger, setzt auf außergewöhnliche Methoden.
Es ist ganz einfach beim Red Bull Dance Your Style: Der DJ droppt die Songs. Die Tänzerinnen und Tänzer improvisieren unterschiedliche Styles. Von empowering Voguing über funky Locking bis hin zu ausdrucksstarkem Krumping, elegantem Waacking oder bouncendem HipHop. Ganz viel Bounce zaubert Leon Vočinkić auf die Tanzfäche. Er hat die Streetdance Battles 2022 für sich entschieden und Österreich auch beim World Final in Johannesburg, Südafrika, vertreten. Seine Geheimwaffe: Babypuder! „Mein Tanz ist viel Footwork. Um gut rutschen zu können, streue
ich das Puder auf den Boden und reibe die Schuhe damit ein“, erzählt der 24 Jährige. Seit sieben Jahren tanzt der HTL Absolvent, der im Wiener Empire Dance Studio unterrichtet, täglich und nimmt auch die Regeneration nach dem Training sehr ernst: „Ich gehe danach in die Sauna, um die Muskeln zu entspannen. Als Draufgabe gibt’s kaltes Wasser aus dem Schlauch oder zehn Minuten lang eine Badewanne mit Eiswasser. Ich bin der Herr über meinen Körper. Das geht schon.“ Auf die harte Tour lässt er sich auf YouTube vom Triathleten und ehemaligen Navy SEAL David Goggins
LEON V
Tänzer, Model, Tanzlehrer
Liebt es: Grenzen auszuloten
Mag nicht: Eifersucht und Neid Lieblingssong: „Drop“ von The Pharcyde Insta: @theleonv
Euphorie! Leon V kürt sich hier zum Sieger von Red Bull Dance
Your Style Austria 2022. Tickets und Infos für den 12. 8.: redbull.com/ dysaustria
schulen: Dieser läuft große Distanzen schon einmal mit gebrochenem Fußknochen.
„Und wenn ich mir einen Fuß verknackse, tanze ich halt auf dem anderen. Wenn ich mir die Daumen verletze, stütze ich mich auf den Rest der Hand“, sagt Leon, der das EntertainmentGen wohl von seinem kroatischen Papa vererbt bekam, der Bassgitarre in einer Rockband spielte. Ein weiteres Vorbild: GrammyPreisträger Chris Brown. „Der beste Performer und Artist dieser Welt“, sagt Leon strahlend und febert bereits den OpenAirBattles an Wiens Hauptuniversität am 12. August entgegen. „Denn Red Bull Dance Your Style ist ein Ort, wo man sich mit Tänzern aus verschiedenen Stilen messen und sich einen Namen in der Tanzwelt machen kann. Und kommt mal ein Song, den man nicht kennt: mit viel Positivity raus aus der Komfortzone! Der Vibe unter den Tänzern und im Publikum ist jedenfalls unvergesslich!“
„ Mein Papa hat mir ein Anti - Jammerlappen - Mindset mitgegeben.“
Leon V über seinen ganz privaten MotivatorMATTHIAS HESCHL/RED BULL CONTENT POOL NINA KALTENBÖCK
Die besten Events des Outdoor-Sommers: zwischen Freudentränen und Fettverbrennung
JUNI
IRONMAN KLAGENFURT
3,86 Kilometer durch den Wörthersee schwimmen, 180,2 Kilometer Rad fahren und 42 Kilometer laufen stehen beim IRONMAN Austria in Klagenfurt am 18. Juni auf dem Programm. 3000 Triathleten schwitzen bei dem Extremsport-Event um ein Preisgeld von 75.000 Dollar. Im Vorjahr gewann der Kasache Ivan Tutukin in 8:17:21 Stunden, der Österreicher Michi Weiss wurde mit 6½ Minuten Rückstand Zweiter. ironman.com
JULI
RED BULL LEDGEND
Ledge-Skater, aufgepasst! Es gibt für Tech-Fanatiker wieder die Chance, tief in die Trickkiste zu greifen. Nach einer feinen Session 2022 kehrt das Ledge-Skate-Format von Philipp Carl Riedl am 22. 7. zurück zum Copa Beach Plaza nach Wien. Zwölf Rider werden vorab von den Judges zum Main-Event eingeladen, vier weitere Startplätze werden vor Ort unter allen Teilnehmern des Open Qualifiers vergeben. redbull.com
BIS 19. AUGUST RED BULL STAGE AM FREQUENCY FESTIVAL
Im Green Park in St. Pölten geben sich an jedem Festivaltag musikalische Hochkaräter aus der nationalen und internationalen Musikszene die Klinke in die Hand: von vielversprechenden Newcomern aus der Hip-Hop- und Urban-Szene bis hin zu Indie-Pop-Kalibern. Am Samstag sorgen unter anderem The Aces mit Female Power für einen gebührenden Abschluss des FM4 Frequency Festivals. Die vierköpfige USIndie-Pop-Band steht für Ohrwürmer, raffinierte Lyrics und eine Bühnenpräsenz, die du so schnell nicht vergessen wirst. Tickets auf: frequency.at
JUNI MOZART 100
Mozart 100 ist der Name eines seit 2012 jährlich im Juni ausgetragenen Ultramarathons in Salzburg. Er umfasst neun Bewerbe und sechs Distanzen – von 9 bis 105 Kilometern –und ist in Österreich der größte seiner Art. Die längste Strecke führt von der Stadt Salzburg nach Fuschl am See, dann in die Wolfgangsee-Region, von da über den Nockstein und den Kapuzinerberg retour nach Salzburg. Zur Anmeldung: mozart.utmb.world
Ducati gegen den Rest der Welt: KTM, Aprilia, Yamaha und ein wiedergenesener Marc Márquez wollen Vorjahressieger „Pecco“ Bagnaia den obersten Podestplatz streitig machen. MotoGP-Premiere: Am Samstag findet ein Sprintrennen statt – da geht’s bereits um WM-Punkte. Brad Binders Foto vom Vorjahresrennen am Spielberg macht Lust aufs diesjährige Spektakel. tickets.redbullring.com
Das Bikefestival geht in die siebente Runde: Der einzige Europa-Stopp der Crankworx World Tour 2023 ist Innsbruck, die Contests finden im Bikepark Innsbruck in Mutters statt. Wieder mit dabei: Vali Höll, die Siegerin im DownhillBewerb 2022. Crankworx ist für alle da – vom Bikeanfänger bis zum Pro, vom Festivalkenner bis zum Sonntagspicknicker. crankworx.com; hier geht’s zum Livestream: redbull.com/crankworxinnsbruck
JULI
Jeden Sommer haben rund 4000 Rennradfahrer und Rennradfahrerinnen einen Traum: den anspruchsvollsten Radmarathon der Alpen zu finishen. Der Rundkurs führt auf 227 Kilometern von Sölden über vier Alpenpässe – den Kühtaisattel, den Brennerpass, den Jaufenpass und das Timmelsjoch – nach Südtirol und wieder retour. Unglaubliche 5500 Höhenmeter meistern die Teilnehmer, die schnellsten gelangen nach einer Fahrzeit von etwa sieben Stunden ins Ziel. Alle Infos unter: oetztaler-radmarathon.com
Der größte Actionsport-Fotowettbewerb holt die Künstler hinter der Kamera ins Rampenlicht: die Fotografinnen und Fotografen, die für ihre Bilder oft an ihre Grenzen gehen. Es spielt keine Rolle, ob du ein aufstrebender Amateur, ein erfahrener Profi oder ein Social-Media-Enthusiast bist, reich deine Werke bis 31. 7. ein – über Instagram mit den Tags @redbullillume und #rbi23submission oder auf redbullillume.com
Saalfelden Leogang ist der Ort für eine Pedal-Premiere: Erstmals wird in Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn ein Event des neu organisierten Mountainbike-Weltcups ausgetragen. Neben den Downhillund Cross-Country-Entscheidungen werden nun auch die Enduro-Rider ihre Weltcupsieger im Epic Bikepark Leogang und in Saalbach Hinterglemm ermitteln. mtb-weltcup.at
Wir sind reif für die Insel! Die A1 CEV Beachvolleyball Europameisterschaft findet nach dem Gastspiel am Wiener Heumarkt wieder auf Wiens Donauinsel statt.
„Mit der Rückkehr bieten wir den Fans wie den Aktiven und unseren Partnern die gewohnt große Bühne“, so Veranstalter Hannes Jagerhofer. Mit dabei: Martin Ermacora und Philipp Waller sowie Joana Mäder und Anouk Vergé-Dépré. Tickets: beachvolleyball.at
Leichtathletik cool gemacht –mit DJs, Food und Music Acts. Die On Track Nights definieren Rennen neu. Entgegen allen Regeln können Fans gegen ihre Favoriten unter den internationalen Star-Läufern antreten –falls sie schnell genug sind. Die Wiener Ausgabe der globalen Laufserie On Track Nights findet am 17. 6. von 15 bis 23 Uhr im LAZ Wien neben dem Ernst-Happel-Stadion statt. ontracknights.com, midsummertracknight.com
Das Bike-Eldorado Saalbach Hinterglemm wird Schauplatz des legendären Bike Festivals mit Big Air Shows der Masters of Dirt, Downhill, Expo- und Side-Events. Stars der Mountainbike-Szene versammeln sich im Zentrum von Hinterglemm und zeigen auf dem Big Air Track ihre Tricks, während Geschwindigkeits-Junkies beim Downhill die Strecke am Reiterkogel hinunterheizen. Material zum Testen gibt’s obendrauf. saalbach.com
JUNI
„ WALKING
Der Bike-und-Ski-Film zeigt bei der Premiere im Leokino in Innsbruck, dass Leidenschaft Menschen zu Er füllung verhelfen kann. Roman Rohrmoser, Ski-Freeride-Profi, und Einradexperte Gerald Rosenkranz treffen Jay Bearhead, einen kanadischen Ureinwohner, dem das Biken ein Ventil bot, seine traumatischen Erfahrungen aus der Kindheit zu verarbeiten. Termine: boff-film.com
nologs – „Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage …“ – am Hintern kratzte. Wir wissen nicht, war um, aber wenn der Papst furzt, reizt uns das mehr zum Lachen, als wenn ein Straßenbahnschaffner einen fahren lässt. Da frage ich: Was gibt es Banaleres als Butter? Jemand setzt die Butter als rebellisches Ding gegen eine Diktatur ein – das wärmt unser Herz, und wir freuen uns. Das hätte einem Charlie Chaplin einfallen können. Die großen pathetischen bösen Helden der Geschichte sind bisweilen lächerlich, aber selten komisch. Zur Komik fehlt ihnen Größe, Pathos und Bosheit. Sie umweht der Weihrauch der witzlosen Tragödie. Dem kleinen Mann, der kleinen Frau bleibt der Witz. Aber der kann mächtig sein.
Oskar Huth war ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, und seine Waffen waren Tusche, Nadel, etwas Farbe, Papier, eine Handpresse, Geduld – und Butter. Er war Fälscher, Fälscher vorzüglich von Buttermarken, und er hat damit viele Leben gerettet. Das ist heroisch und komisch zugleich. Es klingt so klein. Aber es gibt Zeiten, in denen das Kleine das Große schlagen kann.
Michael Köhlmeier
erzählt die außergewöhnlichen Geschichten inspirierender Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit.
Folge 36: Oskar Huth – der Humorist und Widerstandskämpfer, der dem Bösen die Butter vom Brot nahm
Niemand hat bisher eine bündige Defnition von Humor liefern können. Was kein Problem ist. Ein Problem wäre, wenn der Humor ausstürbe. Warum er in den vielen tausend Jahren, seit er beobachtet wird, nicht ausgestorben ist, wundert mich mehr als die Frage, was ihn ausmacht. Und das Wunderlichste ist, dass er gerade in dunklen Zeiten am grünsten sprießt. Theorie hilft da wenig. Es ist jemand nicht witzig, wenn er weiß, wie ein Witz funktioniert. Dennoch – ein Anzeichen wollen wir nennen: das Gefälle. Erhabenes trifft auf Banales, und wir müssen lachen. Zum Beispiel, wenn sich Hamlet während seines großen Mo
Oskar Huth wurde 1918 in Berlin geboren, und zwar im Februar, als der Krieg, der Erste Weltkrieg, noch tobte. Er sagte, seine Eltern hätten ihn eigentlich erst zeugen wollen, wenn der Krieg vorbei wäre, er aber habe sie aus dem Jenseits gebeten, die Zeugung vorzuziehen, weil er noch persönlich miterleben wollte, wie das kriegstreibende deutsche Kaiserreich mit Karacho untergehe. Das war seine Art von Witz, vorgetragen mit lässiger Geste, unaufgeregt, als handle es sich um eine ganz und gar unwitzige Tatsache. Freunde berichten, ihm sei zu allem, wirklich zu allem, noch ein Witz eingefallen – auch zu eigenem Unglück und Leid. Als er lebensgefährlich an einer Leberentzündung erkrankte, habe er, unter Schmerzen stöhnend, den behandelnden Arzt gefragt, ob er „der Herr über Leber und Tod“ sei. Der Arzt habe so laut gelacht, dass man es noch zwei Stockwerke höher habe hören können.
Oskar Huth machte eine Lehre als Drucker und ließ sich in den verschiedenen künstlerischen Drucktechniken ausbilden. Er ahme nur nach, betonte er immer wieder, behauptete aber zugleich, er sei letztendlich origineller als jedes Original. Bereits als Fünfjähriger –es war die Zeit der großen Wirtschafts und Finanzkrise, als sich das Geld von Stunde zu Stunde bis ins Bodenlose entwertete – habe er den Ehrgeiz entwickelt, eine Banknote zu zeichnen und zu malen, die seine Eltern nicht von einer echten unterscheiden könnten. Er habe etwas zur Haushaltskasse beitragen wollen, erzählte er. Ja, er sei der Erfnder des 18MarkScheins gewesen, er habe unter Aufbietung allen kindlichen Charmes versucht, den Schein auf der Straße gegen drei Sechser oder zwei Neuner einzutauschen. Ein typischer OskarHuthWitz: Trost durch Erheiterung. Die Passanten hätten ihm gern eine Million gegeben, kleiner hätten sie es leider nicht, hätten sie gesagt. Früh habe er gelernt: Die Wahrheit hänge manchmal von den Tatsachen ab, immer aber von der Redegewandtheit desjenigen, der sie verkündet.
Als dann der nächste Krieg ausbrach, Oskar Huth war gerade einundzwanzig geworden, „fälschte“ er seinen Verstand. Das hieß: Er stellte sich dumm, indem er auf intelligenten Fragen beharrte. Er erhielt den Musterungsbefehl und fand sich überpünktlich in der Kaserne ein, im Unterschied zu den anderen jungen Männern zeigte er Befissenheit und Begeisterung, und zwar so viel davon, dass die uniformierten Herren vom Dienst ein schlechtes Gewissen bekamen, weil sie selbst augenscheinlich nicht in vergleichbarer Weise dem Führer dienten. Er wolle alles richtig machen, verkündete er und wiederholte es immer wieder und vor jedem, so sei der Deutsche in der Welt, er mache alles richtig. Also fragte er bei allem und jedem: Warum? Es habe in der Kaserne viel zu lachen gegeben in den wenigen Tagen, als Oskar Huth dort untergebracht war, nur einer habe nie gelacht, er selbst, weswegen ihm eine spottende Absicht nicht nachgewiesen werden konnte. Schließlich wurde er als untauglich zurückgestellt. Er sei wohlmeinend, aber zu kompliziert, hieß es. Wieder habe er etwas gelernt: Die Wahrheit könne durchaus lustig sein, vor allem dann, wenn sie zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem nicht unterscheide.
Oskar Huth fühlte sich als Künstler, aber als Künstler einer nicht herkömmlichen, einer bisher nicht bekannten Art, für die es noch keinen Namen gab. Die Vervielfältigung eines Originals sei heutzutage mehr Kunst als das Original selbst, war seine Devise – ironisch vorgetragen, aber eben nicht nur ironisch. Die Vervielfältigung sei ein demokratischer Akt und als solcher von vornherein rebellisch, denn damit erinnere man daran, dass alle Menschen gleich seien. Der um zehn Jahre jüngere tschechoslowakischamerikanische Künstler Andy Warhol hätte ihm von ganzem Herzen recht gegeben. Tatsächlich verwies ein New Yorker Kritiker in einem Gespräch über Warhols „Campbell’s Soup Cans“ auf einen deutschen „allround artist“, dessen Namen er freilich nicht nannte, der aber Oskar Huth gewesen sein könnte.
Etliche seiner Freunde waren Juden, den meisten war dieser Umstand erst aufgefallen, als Hitler sie darauf aufmerksam machte – so Oskar Huth. Die Freunde verließen Deutschland oder versteckten sich in Berlin auf Dachböden oder in Kellern, als es für eine Flucht zu spät war. Wovon lebten sie? Oskar Huth fälschte Reisebuttermarken. Den Betrüger zu betrügen und damit jenen zu helfen, die der Betrüger betrog, auch das sei Kunst, soll er Vertrauten im Vertrauen gesteckt haben. Ein Künstler sei, wer ein Künstler sein will, also darf sich jeder Mensch einen Künstler nennen. Das sei das Gesündeste, was man in dunklen Zeiten tun könne. Es war seine Art, an alles, was er tat, eine Theorie anzuhängen, die aber, ganz anders als sonst üblich, die Sache ins Lustige verkehrte – ins Menschliche eben. Für eine Marke erhielt man in den Lebensmittelgeschäften 62,5 Gramm Butter. Reisebuttermarken fälschte er deshalb, weil diese nicht an einen bestimmten Namen gebunden waren. Nicht selten kam es nämlich vor, dass ein Ausweis verlangt wurde. Angeblich fälschte er so viele Marken, dass in Berlin bald keine Butter als Äquivalent vorhan-
Michael Köhlmeier
Der Vorarlberger
Bestsellerautor gilt als bester Erzähler deutscher Zunge. Jüngstes Werk: der Roman „Frankie“, 208 Seiten, Hanser Verlag.
den war. Die Marken aber konnten getauscht werden, gegen alle möglichen Lebensmittel, auch gegen Kleider, Brennholz oder Benzin. So konnten hunderte Untergetauchte versorgt werden. Einmal ist Oskar Huth erwischt worden. Die Polizisten hatten seine Werkstatt entdeckt, seine heimliche Arbeit aber himmelhoch unterschätzt. Die beiden Männer verzichteten schließlich auf eine Anzeige, weil ihnen die Formulierung derselben selbst so komisch vorkam – „Aneignung von gehäufter Butter mithilfe gesetzeswidriger Verwendung selbst gemalter Buttermarken“ –, dass sie sich nicht trauten, ihren Bericht weiterzuleiten, weil sie befürchteten, man könnte ihnen unterstellen, sie machen sich über die Nazi-Bürokratie lustig.
Oskar Huth hat nie mit seinen Taten geprahlt. Nach dem Krieg führte er das unkonventionelle Leben eines Bohemiens in Berlin, er ließ sich für einen guten Witz zu einem Abendessen mit zwei Glas Kognak einladen, trat als Klavierspieler auf, es gefel ihm, wenn er der „Künstler ohne Kunst“ genannt wurde. Als ihn eines Nachts – es war in der Zeit um 1968, also während der Studentenbewegung – ein linker Aktivist in der Kneipe in eine Diskussion verwickelte und am Ende die damals übliche Frage stellte: Was hast du zwischen 33 und 45 getan?, da soll er gesagt haben: „Ich habe das Leben mit Butter geschmiert.“ Ob der Student das verstehen konnte und wie er reagierte, ist nicht überliefert.
Oskar Huth war eine Persönlichkeit, die Witz und Tragik zusammenführte, „zusammenknetete“, hätte er gesagt, eine Persönlichkeit, die durch ihr schieres Dasein vorführte, dass auch in dunklen Zeiten das Lachen nicht ausstirbt. Von seinen Freunden und Bewunderern wurde er liebevoll „Hütchen“ genannt. Günter Grass, Literaturnobelpreisträger des Jahres 1999, setzte ihm in seinem Roman „Hundejahre“ ein literarisches Denkmal. Und Grass war nicht der Einzige, auch in Hans Magnus Enzensbergers biografschem Roman „Hammerstein oder Der Eigensinn“ tritt Oskar Huth auf. Die Dichter Günter Bruno Fuchs, Rolf Haufs, F. C. Delius und Reinhard Lettau schrieben Erzählungen, Gedichte, Szenen über ihn. Sein Talent, mit Witz zu trösten, inspirierte die Menschen und konnte sie nach dem Krieg mit der Menschheit versöhnen. Erhabenes trifft auf Banales, Ideales auf gebrechlich Menschliches, Grausames auf Ironie – und siehe da: Am Ende schlägt das Kleine das Große. Darin besteht die Macht des Witzes.
Am 21. August 1991 starb Oskar Huth, er wurde 73 Jahre alt. Auf den Friedhöfen am Halleschen Tor in Berlin wurde er in einem Ehrengrab beigesetzt.
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Oskar Huth wird genannt in der Gedenkstätte Stille Helden in Berlin, wo an Menschen erinnert wird, die unspektakulär und bescheiden, aber nicht weniger mutig als bekannte Helden und Heldinnen gegen das monströse Unrecht gekämpft haben. Wir fnden dort auch Heinrich List, den Bauer aus dem Odenwald, der sich weder für Politik noch für irgendeine Ideologie interessierte, der Juden versteckte aus unbegründeter, selbstverständlicher Anständigkeit und der dafür mit dem Tod bestraft wurde. Oder Luise Meier, die alles, was sie besaß, gab, um Flüchtenden zu helfen.
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