business OÖ - NR. 3/2022

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Neuer Knotenpunkt für Wien // Wirtschaftsmotor Digital-Uni // Smart City NR. 3 / 2022 www.rlbooe.at/business Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich
DIE STADT VON MORGEN SCHWERPUNKT URBANISIERUNG

WIR ENTWICKELN SICHERHEIT.

Im Wirtschaftsleben lassen sich manche unliebsamen Ereignisse einfach nicht ausschließen. Daher ist ein Partner an Ihrer Seite besonders wichtig, der diese Gefahrenquellen kennt und mit einem durchdachten System abfedert. Die RVM Versicherungsmakler betrachten Ihre Risikosituation ganzheitlich und entwickeln zukunftsweisende Lösungen.

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STÄDTE ERZEUGEN SOGWIRKUNG FÜR

WERTSCHÖPFUNG UND INNOVATIONEN

Seit dem Jahr 2007 lebt erstmalig über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, und diese Zahl ist seither weiter stark angestiegen: Aktuell sind es bereits mehr als 4,5 der insgesamt acht Milliarden Menschen weltweit. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Anteil im Jahr 2030 bei 60 Prozent liegen wird. Den größten Zuwachs erleben dabei Metropolen in Asien, Afrika und Südamerika, aber auch Städte in Österreich wachsen stetig. Sie erzeugen zudem eine Sogwirkung für Wertschöpfung und Innovation: Linz ist unbestritten ein beliebter Wirtschaftsstandort – viele der umsatzstärksten Unternehmen Österreichs sind hier angesiedelt. Zudem werden in der Landeshauptstadt jährlich rund 900 Unternehmen neu gegründet.

Innovationen für die Stadt der Zukunft sind gefragt Diese urbanen Entwicklungen und Veränderungen erfordern eine effiziente und infrastrukturelle Planung, um dem Wachstum gerecht zu werden. Ein Umdenken im Umgang mit knappen Ressourcen ist schon jetzt notwendig. Die Stadt der Zukunft wird deshalb von energieeffizienten Gebäuden, Recycling, der Nutzung von erneuerbaren Energien und natürlich auch von innovativen Mobilitätslösungen geprägt sein. Städte sind zudem gefordert, Gemeingüter wie Bildung, Gesundheit und Kultur und eine saubere Umwelt für die gesamte Bevölkerung zugänglich zu machen. Speziell vor dem Hintergrund der aktuellen Inflationsraten, der Zinsentwicklung und den seit August 2022 geltenden strengeren Regeln für Wohnbaufinanzierungen wird es leider für junge Familien immer schwieriger, sich den Traum vom eigenen Haus auf dem Land zu erfüllen. Günstiger Wohnraum in der Stadt wird also sicherlich in Zukunft noch gefragter sein, als das schon bisher der Fall war.

Hebebühnentechnologie für parkende Autos

Die aktuelle Ausgabe des Magazins business beschäftigt sich mit unterschiedlichen Aspekten des Zukunftstrends „Urbanisierung“. Sie beleuchtet nicht nur Lösungen, wie man städtischen Hitze-Hotspots mit Fassadenbegrünung entgegenwirken kann, sondern auch innovative Ansätze in puncto Mobilität. Dazu zählen etwa die futuristischen Lösungen des Start-ups „Parkstory“, die für ihre platzsparenden Parkhäuser eine Smartphone-App mit Hebebühnentechnologie und künstlicher Intelligenz verbinden. Auch das Thema Energieeffizienz wird für die Stadt der Zukunft ein wesentlicher Faktor sein. Gerd Pollhammer, verantwortlich für den Bereich Smart Infrastructure bei der Siemens AG Österreich, erklärt im Interview, wie Digitalisierung uns zu kleineren CO2-Fußabdrücken verhelfen kann und warum die Seestadt Aspern in Wien ein absolutes Erfolgsmodell ist.

Rückenwind für Sport- und Wirtschaftsstandort

Ein gelungenes Vorzeigemodell für Bauprojekte in der Stadt ist das Vio Plaza an der Meidlinger Hauptstraße in Wien. Das Projekt der Real-Treuhand verbindet Arbeiten, Freizeit und Wohnen, großes Augenmerk wurde auf nachhaltige Energieversorgung mit Solarenergie gelegt. Zudem wird Wasser aus dem angrenzenden Donaukanal zur Gebäudekühlung genutzt. Auch in Linz entsteht eine neue Landmark, die dem Sportland Oberösterreich, aber auch dem Wirtschaftsstandort zusätzlichen Rückenwind gibt. Die Raiffeisen Arena ist ab dem kommenden Jahr die neue Fußball-Heimstätte des LASK. Auch hier hat man bei der Planung besonderen Wert auf nachhaltige Energieversorgung und einen möglichst umweltfreundlichen Betrieb gelegt. Die RLB OÖ bringt sich hier als Namenssponsor und auch in anderen Bereichen als starker Partner ein. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre!

EIN UMDENKEN IM UMGANG MIT KNAPPEN RESSOURCEN IST SCHON JETZT NOTWENDIG.

Ihr
VORWORT
Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ.
© RLB OÖ/Erwin Wimmer
Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ Aktiengesellschaft.
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3 VORWORT

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender.

6 MOBILITÄTSFLUSS

Wie wachsende Städte mit neuen Ideen den Verkehr in Fluss halten. Und wo Elektromobilität wirklich sinnvoll ist.

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SMARTE PARKPLATZLÖSUNG

Ein Start-up kämpft gegen die Parkplatznot: Mit Parkstory hat die Sorge um Abstellmöglichkeiten für Auto oder Fahrrad ein smartes Ende gefunden.

12 WIE STÄDTE GRÜNER WERDEN

Begrünte Dächer, Bäume und Sträucher, die auf Hausfassaden wachsen – wie neue Ideen für mehr Lebensqualität sorgen.

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DIGITALES ENERGIEMANAGEMENT

Gerd Pollhammer leitet die Einheit Smart Infrastructure in der Siemens AG. Im Interview spricht er über die Herausforderungen durch Urbanisierung.

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SMART CITIES

Die Zukunft der Stadt braucht intelligente Lösungen. Digitalisierung bietet dabei echten Mehrwert, wie Beispiele aus Linz und Ulm zeigen.

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DIE RAIFFEISEN ARENA

Die neue Heimstätte des LASK ist viel mehr als nur ein Stadion: Die Raiffeisen Arena ist auch abseits der Matchtage eine Erlebniswelt.

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NEUER KNOTENPUNKT

Das Vio Plaza im Wiener Bezirk Meidling beherbergt eine ganze Kleinstadt. Moderne Energielösungen halten den ökologischen Fußabdruck klein.

Impressum/Offenlegung

28 KLEINE STADT UND GROSSE FIRMA

Viele österreichische Unternehmen mit Weltruf sind in kleinen Städten zu Hause. Eine Symbiose, die hervorragend funktioniert.

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FÜR SIE GELESEN

Buchempfehlungen für den Businessalltag.

Medieninhaber und Herausgeber: Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktiengesellschaft, Europaplatz 1a, 4020 Linz. Aktionäre der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktiengesellschaft sind zu rund 98,92 Prozent die RLB Verbund registrierte Genossenschaft und zu rund 1,08 Prozent die RLB Holding registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung OÖ. Nähere Details sind im Internet unter www.rlbooe.at/impressum abrufbar. • Vorstand: Dr. Heinrich Schaller, Mag. Michaela Keplinger-Mitterlehner, Dr. Michael Glaser, Mag. Stefan Sandberger, Mag. Reinhard Schwendtbauer • Konzept und Produktion: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), Lavaterstraße 1, RH 3, 1220 Wien, Tel.: +43/1/405 46 40-762, s.wagner@cpg.at • Für den Inhalt verantwortlich/Chefredaktion: Wolfgang Aschenwald (Corporates) und Johannes Grüner (Public Relations) • Bestellung oder Abbestellung des Magazins: business@rlbooe.at • Beratung: Mag. Stefan Schatz/CPG • Autoren dieser Ausgabe: Christof Binder, Rosi Dorudi, Markus Mittermüller, Christian Prenger, Leo Szemeliker • Layoutkonzept: CPG • Artdirection: Gerald Fröhlich/CPG • Lektorat: Mag. Charlotte Babits • Redaktionsmanagement: Silvia Wagner/CPG • Geschäftsführung CPG: Markus Wagner, Tel.: +43/1/405 46 40-768, m.wagner@cpg.at; Stefan Schatz, Tel.: +43/1/405 46 40-760, s.schatz@cpg.at • Coverbild: Getty Images/kynny • Druck: Gutenberg, 4020 Linz • gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des österreichischen Umweltzeichens, Gutenberg-Werbering GmbH, UW-Nr. 844

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz:

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktiengesellschaft, Europaplatz 1a, 4020 Linz. Grundlegende Richtung und Blattlinie: business ist das Finanzmagazin der Raiffeisenlandesbank OÖ und beleuchtet wichtige Finanz- und Wirtschaftsthemen. Das Magazin informiert über interessante Chancen und Entwicklungen, nützliche Services und zahlreiche Best-Practice-Beispiele. Es ist politisch unabhängig und bekennt sich zur sozialen Marktwirtschaft und zur Integration in Europa. Im Sinne leichterer Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen meist nur in ihrer männlichen Form angeführt. Satz- und Druckfehler vorbehalten.

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© PX, Getty Images/iStockphoto, xxxx
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ALLES FLIESST

Mobilität ist ein ganz wesentlicher Faktor für das Wirtschaftswachstum. In den rasant wachsenden Städten wird sie aber zur Herausforderung. Um Verkehrsinfarkte und Luftverschmutzung zu vermeiden, braucht es neue Lösungen.

Text: Christof Binder • Foto: Getty Images / iStockphoto / seamartini

WENN JEMAND 5.000 KILOMETER IM JAHR FÄHRT, IST EIN KLEINER BENZINER ÖKOLOGISCH

SINNVOLLER ALS EIN E-AUTO.

UM EINTRITTSBARRIEREN IN DIE E-MOBILITÄT ABZUBAUEN, HABEN WIR EINE ANLAUFSTELLE RUND UM DAS THEMA LADEN ERÖFFNET.

Immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Die Bedürfnisse der urbanen Bevölkerung haben sich aber nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Pandemie und des Klimawandels stark verändert. Vor allem die Mobilität in der Stadt wird immer öfter zum Streitpunkt. Diese Entwicklung verlangt komplett neue Konzepte und Ideen für den städtischen Raum, Dutzende Projekte mit unterschiedlichem Erfolg wurden bereits gestartet.

In Linz können die Bürger beispielsweise bereits seit 2019 das multimodale Mobilitätsangebot von tim (täglich. intelligent. mobil.) der LINZ AG nutzen. Es soll die Verwendung eines eigenen Autos überflüssig machen. An den multimodalen Verkehrspunkten stehen dazu neben Bus und Straßenbahn auch (E-)Carsharing-Angebote für individuelle Fahrten zur Verfügung. Damit kann man auch jene Ziele bequem und ohne Fußmarsch erreichen, die nicht an das Öffi-Netz angeschlossen sind. Im Stadtgebiet von Linz stehen dazu bereits neun Standorte zur Verfügung, in der Nachbarstadt Leonding gibt es einen weiteren Platz für den Umstieg.

Die Sharing-Idee bietet aber nicht nur Privatpersonen eine Alternative zum eigenen Pkw. Mit einem eigenen Businessangebot ist es auch für Unternehmen eine interessante Alternative, um Mitarbeiter im beruflichen Alltag mobil zu halten – ohne dass diese private Fahrzeuge nutzen müssen oder das Unternehmen einen eigenen Fuhrpark braucht. 80 Unternehmen haben sich bereits für die Businesslösung von tim entschieden. „Hier erkennen wir einen wachsenden Trend. Immer mehr Unternehmen nutzen und schätzen das flexible tim-Angebot. Das Sharingkonzept ist für den Businesssektor sehr attraktiv und gleichzeitig der Schritt in Richtung nachhaltige Mobilitätsnutzung und Klimaschutz. Ideal ist das Modell für Pendlerinnen und Pendler, die öffentlich zum Arbeitsplatz fahren und tagsüber Geschäftstermine wahrnehmen müssen. Diese können bequem und günstig mit einem tim-Auto erledigt werden“, erklärt LINZAG-Vorstandsdirektorin Jutta Rinner die wesentlichen Vorteile.

Smarte Ampeln für ein sicheres Miteinander

Was Nutzer von tim-Autos mit allen anderen Fahrzeuglenkern gemeinsam haben: Sie stoßen sehr rasch auf Produkte von SWARCO. Tatsächlich gibt es weltweit kaum ein anderes Unternehmen mit einer vergleichbar breiten Palette an Verkehrstechnologien. Die innovativen Tiroler färben Straßenabschnitte mit Hightechmaterialien, um die Nutzung für bestimmte Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer zu verdeutlichen, sie entwickeln smarte Parkleitsysteme, Lösungen für vernetztes Fahren und den öffentlichen Verkehr ebenso wie komplette VerkehrsmanagementSysteme. Größere mediale Aufmerksamkeit erzielte SWARCO mit innovativen Ampeln, sogenannten SafeLights. „Wir statten unsere Ampeln immer häufiger mit intelligenten Zusatzfunktionen aus, die ihre Wirkung

SWARCO bietet viele Lösungen für sicheren Verkehr. Die Beschichtung von Fahrradwegen ist eine davon.

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CHRISTOPH KNOGLER, CEO KEBA ENERGY AUTOMATION
MOBILITÄT
© Chrisitian Houdek, Florian Stöllinger, Andreas Nagel, LINZ AG / Bayer

direkt an der Kreuzung zeigen“, erklärt Konzernsprecher Richard Neumann. „SafeLight projiziert das rote Licht der Ampel auch senkrecht nach unten auf den Gehsteig. Dieser zusätzliche Lichtimpuls soll abgelenkte Verkehrsteilnehmer ,aufwecken‘ und so vor einer gefährlichen Situation an einer roten Ampel bewahren. Das rote Licht spiegelt sich nämlich unter anderem auch im Display des Smartphones“, erklärt Neumann. Neu im Programm ist auch AirDec, eine in die Ampel integrierte Halbkammer, die direkt an der Kreuzung Umweltparameter wie CO2, NOx, Ozon, Feuchtigkeit, Temperatur und Feinstaubbelastung misst. Diese Informationen können in Echtzeit über die Verkehrsleitzentrale einer Stadt verarbeitet werden und Basis für Strategien sein, das Verkehrsgeschehen im Sinne der Luftqualitätsverbesserung zu beeinflussen.

Im bayerischen Dachau wiederum erkennen Wärmebildkameras von SWARCO Fußgänger, die die Straße überqueren möchten. Ohne Anforderung über Drucktaster wird berührungslos die Grünphase für Fußgänger eingeleitet. In Pandemiezeiten auch ein hygienischer Vorteil.

Software für urbane Mobilität

Nur ein kleiner Auszug aus Ideen für den besseren Verkehr von morgen. Sie werden bei SWARCO in ein Gesamtsystem eingebettet. Um den Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten, die Luftqualität zu verbessern und die diversen Verkehrsträger intelligent zu managen, bietet SWARCO nun kleinen, mittleren und großen Städten eine praktische Lösung: die urbane Mobilitätsmanagement-Software-Suite MyCity aus der eigenen Cloud. „Man könnte MyCity als eine Art Microsoft-Office-Paket für das Verkehrsmanagement betrachten“, weist Neumann auf die modulare und skalierbare Software hin, die über eine benutzerfreundliche Oberfläche, sei es am PC, am Smartphone oder am Tablet, bedienbar ist. „Die städtischen Verkehrsverantwortlichen möchten einen klaren Überblick darüber haben, was in ihrem Straßennetz und mit ihrer Straßeninfrastruktur tatsächlich passiert. Sie wollen flexibel Strategien umsetzen können, wenn die Performance des gesamten Mobilitätsökosystems nicht so reibungslos funktioniert wie gewünscht“, nennt Neumann Erkenntnisse aus Diskussionen mit Magistraten. Hier setzt MyCity mit Lösungen für Infrastrukturüberwachung, adaptives Verkehrsmanagement, Cooperative, Connected and Automated Mobility (CCAM), Luftqualitätsüberwachung, Beschilderungsmanagement und Parkleitmanagement an.

Individuelle Nachhaltigkeit an erster Stelle Luftqualität und Klimaschutz sind auch die Gründe, dass immer mehr private Personen die Anschaffung eines E-Autos in Erwägung ziehen. „Aber das reine E-Auto wird nicht die alleinige Lösung sein“, gibt Gregor Strassl, Vorsitzender des Vorstandes der Wolfgang Denzel Auto AG, zu bedenken. So sei trotz Förderungen für viele Menschen ein E-Auto nur schwer leistbar. „Wenn jemand 5.000 Kilometer Autobahn im Jahr fährt, ist ein kleiner Benziner insgesamt ökologisch und ökonomisch sinnvoller als ein E-Auto. Wer meist in der Stadt oder am Land fährt, ist mit einem Plug-in-Hybrid gut beraten. Für jemanden, der daheim oder im Betrieb laden kann, kann das E-Auto sinnvoll sein“, führt Strassl aus. Auf der Langstrecke ist der Diesel nach wie vor die beste Wahl. Denzel investiert derzeit rund drei Millionen Euro in die Unternehmensstandorte, um diese mit Fotovoltaik(PV)-Anlagen und Ladeinfrastruktur auszurüsten. Mit der Firma Strombox wurde zudem ein Unternehmen mitgegründet, das sich

österreichweit auf die Einrichtung von Ladeinfrastruktur und nachhaltigen Technologien wie PV-Anlagen oder Speichersystemen spezialisiert hat. Im Mittelpunkt, so Strassl, müsse stets der echte Mehrwert für den Kunden stehen – insbesondere im Sinne der Nachhaltigkeit. Großen Wert legt Denzel daher auf persönliche und markenunabhängige Beratung auf Basis einer profunden Bedarfserhebung. Dabei werden Kunden auch in Bezug auf Fördermöglichkeiten, Vorsteuerabzugsfähigkeit, Vorteile bei der motorbezogenen Versicherungssteuer sowie beim Sachbezug und bei der Errichtung von Ladestationen, Fotovoltaikanlagen und Energiespeichern unterstützt. „Das verstehen wir unter 360-Grad-Sichtweise: unsere Kunden niemals allein lassen und sie umfassend beraten und betreuen“, so Strassl. Schließlich sind Mobilitätslösungen nur dann gut, wenn die Nutzer damit auch zufrieden sind.

Umfassende Beratung rund ums Laden

Als europaweit führender Hersteller von Ladeinfrastruktur entwickelt und produziert KEBA seit 2009 Ladestationen in Linz. Mit September dieses Jahres wurde die 500.000 Wallbox ausgeliefert. Trotz dieses Erfolgs stellt KEBA fest, dass es noch viele Fragen gibt, die E-Auto-Interessenten den Abschied von Benzin und Diesel erschweren. Um diese Eintrittsbarrieren in Linz abzubauen, hat KEBA einen eMobility Store eröffnet, in dem Experten fachkundig Auskunft zu allen Fragen zum Laden von E-Fahrzeugen geben. „Wir haben in Gesprächen mit unseren Kunden erkannt, dass rund um das Thema Laden ein zusätzliches Beratungsangebot sinnvoll wäre, und uns deshalb entschieden, in Linz mit unserem eMobility Store ein solches Angebot zu schaffen. Vom direkten Austausch mit unseren Endkunden profitieren wir auch selbst, lernen spezifische Anforderungen kennen und können dieses Wissen in die laufende Weiterentwicklung unseres Produktportfolios einfließen lassen“, so Christoph Knogler, CEO von KEBA Energy Automation, dem KEBA-Geschäftsfeld mit Fokus auf Elektromobilität.

Im KEBA eMobility Store kann jeder aktiv in das Thema Aufladen eines E-Autos eintauchen, das Zusammenspiel mit PV-Anlagen kennenlernen und alle weiteren Fragen von Experten im Bereich E-Mobilität beantworten lassen: Welche Ladestation brauche ich? Wer installiert die Wallbox? Wie kann ich den eigenen Solarstrom „tanken“? Aber auch: Wie lade ich unterwegs?

KEBA setzt ausschließlich auf klimaneutrale Wallboxen. Neben fabriksneuen gibt es im eMobility Store auch aufbereitete Ladestationen – sogenannte „Refurbished Wallboxen“. Diese werden im Sinne der Kreislaufwirtschaft von KEBA-Spezialisten auf den neuesten Stand gebracht und durchlaufen die gleichen Testprozesse wie Neugeräte. ••

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MOBILITÄT
Der Chef der LIMAK Austrian Business School Gerhard Leitner und Linz-AG-Vorstandsdirektorin Jutta Rinner setzen auf „tim“.

HIGHTECH SCHAFFT PLATZ

Spazierfahrt statt Stresstest: Parkstory will mit smarten Lösungen das Abstellen von Autos und Fahrrädern in Städten revolutionieren. Jetzt nimmt das platzsparende und umweltfreundliche Geschäftsmodell global Fahrt auf.

Es ist eine tägliche Belastungsprobe. Die ersehnte Lücke will einfach nicht auftauchen, lautes Hupen dokumentiert den Gemütszustand des Hintermanns und die Zeit wird knapp. Generationen hinter dem Lenkrad sind mit dem Phänomen vertraut, das so geschätzt wird wie ein leerer Tank im Schneesturm: die Suche nach einem Parkplatz in der Stadt. Aber: Die Lösung naht. Ein Start-up namens Parkstory will dafür sorgen, dass jeder schnell einen Stellplatz findet. Das zumindest verspricht deren Geschäftsmodell. „Nachhaltigkeit gewinnt beim Thema Mobilität zunehmend an Bedeutung. Deshalb haben wir Ideen für effizienteres Parken von Autos und Fahrrädern entwickelt. Solche Lösungen bieten Mehrwert“, sagt Jürgen Lukas, Geschäftsführer des 2021 gegründeten Unternehmens. Es bündelt die Kompetenzen von Software-Entwickler Actimage, Technologieanbieter Presscontrol, Bluemont Consulting sowie der Nussbaum Gruppe mit über 25 Jahren Erfahrung bei Parksystemen. Im Verbund ist eine Technologie entstanden, die als automatisiertes Hochregallager funktioniert. Dafür navigiert der Lenker in eine Übergabelounge, platziert den Wagen auf einer Palette, schließt ab und geht. Ein Shuttle oder Regalbediengerät befördert das Fahrzeug automatisch zum Platz in einer Hoch- oder Tiefgarage. E-Modelle können vor Ort gleichzeitig auch Strom tanken. Radfahrer wiederum vertrauen ihren Drahtesel samt Helm oder Rucksack einer Spezialbox an. Wenig später wird das Rad ebenso automatisch wie sicher garagiert.

Modernste KI-Software-Plattform mit Reservierungsapp

Ein praktisches System, das wohl heiß begehrt ist. Wer nicht vor BesetztSchildern umkehren will, braucht ein Smartphone. Verkehrsteilnehmer mit zwei und vier Rädern können ihr Mietterritorium damit via App reservieren. Wer ungern wartet, kann damit sogar einen Abholtermin aus der Ferne vereinbaren. Kunden ohne Smartphone erhalten eine Keycard als Ticket für die Autounterkunft, wo auch Beschädigung, Wetter oder Vandalismus keine Chance haben sollen. Denn: Jeder hat nur Zugang zu seinem eigenen Fahrzeug. Und das ist erst ein Bruchteil der Vorzüge des neuen Parkstory-Systems. Eine große Portion Hightech sorgt für zusätz-

liche Annehmlichkeiten. So erkennt etwa künstliche Intelligenz die Ankunft von Kunden und speichert Verhaltensmuster. Damit gelangen User rascher zurück in das Verkehrsgewühl. Solche Vorzüge passen in eine Epoche, in der Verbraucher in jeder Lebenslage ebenso ausgefeilte wie wirksame Online-Services erwarten. Das von Parkstory angepeilte wirtschaftliche Wachstum auf einen Umsatz von vier Millionen Euro 2023 sollte daher realistisch sein.

Denn jetzt nimmt der Absatz der Gruppe mit zusätzlichen Standorten im baden-württembergischen Kehl und im amerikanischen Gastonia global Fahrt auf. Die Referenzliste zieren bereits Projekte wie Radhäuser in Deutschland oder der Basler Volvo Tower. Für Online-Gebrauchtwarenhändler Carvana wurden in den USA 38 mehrstöckige Türme entwickelt, produziert und installiert. Die Bauwerke ermöglichen sogar die automatische Auslieferung von Pkw. Systeme für Mehrfamilienhäuser in München und Stockholm werden nächstes Jahr fertiggestellt. In Helsinki soll das umfassende Know-how von Parkstory ab 2024 mobile Mitarbeiter einer Firmenzentrale entlasten.

Effizienz schont Umwelt

Ökologische Argumente dürften den Aufwind unterstützen. Das Parkstory-System verspricht nicht nur bis zu 50 Prozent weniger Platzbedarf als bei konventionellen Garagen, sondern erweist sich zudem als umwelttauglich. Wer bei der Parkplatzsuche nicht literweise Treibstoff verschwendet, reduziert den CO2-Ausstoß. Zudem lassen sich Autoplätze rasch für Selfstorage oder Fahrräder adaptieren, sollten motorisierte Fahrzeuge in Städten nicht mehr erwünscht sein.

Für Lukas ist das erst der Beginn einer expansiven Zukunft, Ideen und Ausbaupläne liegen griffbereit in der Schublade, wie etwa die Vernetzung von Parkstory-Häusern mit Smart Cities. Vom Erfolg ist Lukas überzeugt: „Es ist kaum mehr vermittelbar, wenn parkende Autos unnötig viel Raum beanspruchen. Gleichzeitig wird Nachhaltigkeit immer wichtiger. Wir forcieren die Digitalisierung zugunsten deutlich verbesserter Benutzererlebnisse. So entsteht eine optimierte und nahtlose Customer Journey.“ ••

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START-UP
Text: Christian Prenger

NACHHALTIGKEIT GEWINNT BEIM THEMA MOBILITÄT

ZUNEHMEND AN BEDEUTUNG.

DESHALB HABEN WIR IDEEN FÜR EFFIZIENTERES PARKEN

VON AUTOS UND FAHRRÄDERN

ENTWICKELT.

JÜRGEN LUKAS, GESCHÄFTSFÜHRER PARKSTORY

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Die Parkstory ­ Idee: Auto auf eine Plattform stellen, abschließen, fertig. Den Rest erledigen Roboter.

DIE STÄDTE DER ZUKUNFT SIND GRÜN

Der Klimawandel trifft Städte besonders hart, sommerliche Hitzewellen werden in Asphaltwüsten zur Herausforderung. Jetzt sollen Pflanzen für Kühlung sorgen und Mitarbeiter in urbanen Unternehmen leistungsfähig halten. Die Potenziale für neues Grün auf und an Gebäuden sind enorm.

Text: Markus Mittermüller • Foto: iStock / Getty Images / Getty Images

BEGRÜNUNG

Wenn es ums Thema Hitze geht, jagt auch in Österreich ein Rekord den anderen. Und das nicht unbedingt mit positiven Auswirkungen. So gilt der heurige Sommer als viertwärmster der immerhin schon 255-jährigen Messgeschichte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Damit steigt auch die Zahl der Hitzetage, an denen das Thermometer 30 Grad und mehr anzeigt. Das war in den meisten Landeshauptstädten heuer rund 40 Prozent öfter der Fall als im Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Hotspot im engeren Wortsinn war die Bundeshauptstadt: An der Messstation Wien Innere Stadt wurden im heurigen Sommer 39 Hitzetage gemessen.

Doch es gibt einen Ausweg – und der ist grün: Pflanzen sind ein wesentlicher Schlüssel, um das Leben in Städten erträglicher zu machen. Denn sie spenden nicht nur Schatten, sondern kühlen durch die Wasserverdunstung über ihre Blätter auch die Luft ab. Bäume übertreffen zum Beispiel die Leistung von Klimaanlagen um ein Vielfaches. Je nach Baumgröße kann sie bis zu 30 Kilowatt betragen, während eine herkömmliche Raumklimaanlage gerade einmal drei Kilowatt schafft – so eine Berechnung der niederländischen Universität Wageningen.

Potenziale für Begrünungen

Dabei sind Bäume keineswegs die einzige Möglichkeit, der Natur wieder Raum in urbanen Zentren zu geben. So werden in Österreich zum Beispiel jedes Jahr rund 40.000 Quadratmeter Fassaden begrünt. Wie groß das Potenzial für mehr Flora in der Stadt ist, verdeutlicht Gerald Hofer vom Forschungs- und Innovationslabor GrünStattGrau: „Allein in Wien gibt es 120 Millionen Quadratmeter bepflanzbare Fassadenflächen.“ Gemeinsam mit seinen Kollegen berät er Unternehmen, Städte und Organisationen bei den rechtlichen, technischen und botanischen Möglichkeiten von Begrünungen. „Der positive Effekt auf das Klima, die Speicherung von Niederschlagswasser, die Luftreinigung oder auch die Erhöhung der Biodiversität sind nur ein paar der vielfältigen Gründe, die für Bepflanzungen in der Stadt sprechen“, sagt Hofer.

Grüner Schutz für Fassaden und Dächer

Eine zusätzliche Wirkung von Fassaden- und Dachbegrünungen ist wohl vielen nicht gleich im ersten Moment bewusst. „Sie schützen die Fas-

sade und erhöhen die Nutzungsdauer der Dächer, weil diese durch die Bepflanzung beispielsweise vor Wetterextremen geschützt werden“, bestätigt Renate Fußthaler von der Fachabteilung Garten- und Landschaftsgestaltung beim Maschinenring Oberösterreich. Schon allein deshalb sieht sie vor allem die Dachbegrünung als wichtiges Zukunftsthema. Am häufigsten nachgefragt sind derzeit laut Fußthaler die extensiven Dachbegrünungen, die nur einen mindestens acht Zentimeter hohen Aufbau erfordern. Als Bepflanzung eignen sich dafür die unterschiedlichen Sedum-Arten – hierzulande etwa als Mauerpfeffer oder Fetthenne bekannt –, da diese robust, winterhart, resistent gegen die Umweltbedingungen am Dach und zudem auch noch als natürliches Dekor hübsch anzusehen sind. Der nötige Pflegeaufwand ist bei einer extensiven Begrünung relativ gering. Es genügt, wenn Pflegearbeiten wie Entfernen von Fremdbewuchs oder die Erhaltung der Funktionsfähigkeit von Abflüssen und Entwässerungseinrichtungen ein- bis zweimal pro Jahr durchgeführt werden. „Bei der intensiven Begrünung ist ein Aufbau von 30 Zentimetern bis zu einem Meter nötig, dann sind auch Bepflanzungen mit Sträuchern und Bäumen möglich“, erklärt Fußthaler.

Dachgarten als Erholungsort

Vor allem für Unternehmen bietet sich dadurch die Möglichkeit, die häufig ungenutzten Gebäudedächer ihren Mitarbeitern zugänglich zu machen. „Mitarbeiter können diese Dachgärten für Pausen oder Besprechungen nutzen“, sagt Landschaftsarchitektur-Expertin Stefanie Haindl von der Gartengestaltung hennerbichler naturdesign. Besonders viel Spielraum zur Begrünung eröffnen auch die Außenanlagen von Unternehmen. „Von Wasserflächen über Parkanlagen mit größeren Pflanzen bis zu reduzierter Bepflanzung ist dabei alles möglich“, so Haindl.

Positiv für Gesundheit

EINE GRÜNE UMGEBUNG WIRKT SICH POSITIV

AUF DIE PSYCHE UND DIE GESUNDHEIT AUS.

STEFANIE HAINDL, LANDSCHAFTSARCHITEKTIN HENNERBICHLER NATURDESIGN

IN WIEN GIBT ES 120 MILLIONEN QUADRATMETER BEPFLANZBARE FASSADENFLÄCHEN.

GERALD HOFER, GRÜNSTATTGRAU

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Neben dem Beitrag zum Klimaschutz haben Begrünungen im unternehmerischen Umfeld sogar Effekte, die den wirtschaftlichen Erfolg des Betriebs beeinflussen können. „Eine grüne Umgebung wirkt sich positiv auf die Psyche und die Gesundheit aus“, weiß Haindl aus entsprechenden Studien. Und Gerald Hofer von GrünStattGrau konkretisiert: „Die Mitarbeiter werden dadurch leistungsfähiger und sind sogar seltener im Krankenstand.“ © GrünStattGrau, hennerbichler naturdesign, PackShot –stock.adobe.com

Eine besonders effektive Möglichkeit, Büroräume im Sommer abzukühlen, sind laut Fußthaler auch Fassadenbegrünungen. „Ein sehr einfaches System ist, die Pflanzen direkt in den Boden zu setzen und mit Seilen an der Fassade hochwachsen zu lassen. Das kühlt die Fassade, und die Pflege ist nicht aufwendig“, so die Expertin. Neben dieser sogenannten bodengebundenen Bepflanzung gibt es auch noch die fassadengebundene Bepflanzung. Dabei werden Pflanzentröge gleichmäßig über die gesamte Fassade verteilt. Der Vorteil davon ist, dass damit Grünfassaden auch in höheren Stockwerken realisiert werden können.

Pilotprojekt mit 17.000 Pflanzen

Ein Pilotprojekt von außergewöhnlicher Dimension zeigt bereits seit zwölf Jahren, wie fassadengebundene Begrünung in der Praxis funktioniert: Es handelt sich dabei um das Gebäude der Magistratsabteilung MA 48 in Wien. Ziel der Planung war, den Ziegelbau ohne Wärmedämmung aus den 1960er-Jahren im Zuge eines Sanierungsverfahrens innovativer und effizienter zu gestalten. Auf 850 Quadratmetern wachsen nun 17.000 Pflanzen, vor allem Stauden, Gräser und Kräuter. Die Universität für Bodenkultur (BOKU) überwacht die mikroklimatischen Auswirkungen, die durchaus beachtlich sind. Der winterliche Wärmeverlust des Gebäudes reduziert sich durch den gesamten Systemaufbau um bis zu 50 Prozent. Und die sommerliche Verdunstungsleistung aller Pflanzen entspricht einer Kühlleistung von rund 45 Klimakühlgeräten mit jeweils 3.000 Watt Kühlleistung und acht Stunden Betriebsdauer.

Ein neuer Trend, der in diesem Bereich immer öfter Einzug hält, ist die Kombination von Gründächern mit Fotovoltaikanlagen. Das bringt zusätzlich zur Begrünung und zur Stromerzeugung einen weiteren interessanten Effekt. Denn der Ertrag von PV-Modulen sinkt mit steigender Temperatur. „Die durch die Pflanzen generierte Verdunstungskälte reduziert die Erwärmung der Module“, erklärt Hofer. Studien zeigen, dass in den Sommermonaten ein Mehrertrag von bis zu fünf Prozent auf begrünten Dächern möglich ist. Höchste Zeit also, dass Bäume und Sträucher die Städte zurückerobern. ••

BEGRÜNUNGEN SCHÜTZEN FASSADEN UND DÄCHER VOR

WETTEREXTREMEN.

RENATE FUSSTHALER, MASCHINENRING

Infos

So wirken Begrünungen (Quelle: www.gruenstattgrau.at)

•  Mikroklima: Pflanzen wirken wie natürliche Klimaanlagen. Durch Begrünungen und ihre natürlichen klimatischen Effekte wird die gefühlte Temperatur um bis zu 13 °C gesenkt.

•  Energie: Flächige Begrünungen auf dem Dach und an der Fassade wirken wie eine Gebäudedämmung gegen Hitze und Kälte und reduzieren damit den Energieverbrauch.

•  Überflutungen: Kanalsysteme sind bei Starkregen von den Wassermassen überfordert und es kommt zu Überflutungen. Pflanzen können Regenwasser sogar bis zu 100 Prozent zurückhalten oder zeitverzögert langsam abgeben, wodurch die Kanalisation entlastet wird.

•  Lebensqualität: Lebendiges Grün fördert die Gesundheit. Bauwerksbegrünungen verringern die Lärm ­ und Schadstoffbelastung.

•  Kosten: Bauwerksbegrünungen wirken wie Schutzschilder gegen Verwitterung und helfen, Sanierungs ­ und Wartungskosten zu senken.

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Zurück zur Natur: Grüne Fassaden kühlen Immobilien besser als leistungsstarke Klimaanlagen.

„BIS 2050 LEBEN 70 PROZENT DER MENSCHEN IM URBANEN UMFELD“

Gerd Pollhammer ist Leiter der Einheit Smart Infrastructure in der Siemens AG Österreich. Im Interview spricht er über Krisen als Entwicklungstreiber, kleinere Öko­Fußabdrücke durch mehr Digitalisierung und Herausforderungen durch die Ausbreitungen der Städte – und warum die Forschung in der Seestadt Aspern ein voller Erfolg ist.

Gerd Pollhammer: Dramatisch steigende Gas ­ und Strompreise rücken erneuerbare Energien in den Fokus.

INTERVIEW
Interview: Leo Szemeliker
© Markus Schieder 16 business

Digitalisierung ist ein Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft. In der Siemens AG widmet sich der Unternehmensbereich Smart Infrastructure den notwendigen Technologien, um die Energieversorgung von Städten zu sichern und den ökologischen Fußabdruck der urbanen Zentren zu verringern. Gerd Pollhammer leitet diesen Unternehmensbereich. Im Interview erklärt er, wie der steigende Energiebedarf der rasant wachsenden Metropolen nachhaltig gedeckt werden könnte.

business: Die Energiepreise schießen in Höhen wie nie zuvor. Ohne zynisch sein zu wollen, aber brauchte die smarte Stadtentwicklung erst eine derartige Krise, damit sich etwas bewegt?

Gerd Pollhammer: Ja und nein. Wir stecken mitten in einer anderen Krise – der Klimakrise – und haben schon vor der Explosion der Energiepreise auf eine smarte, energieeffiziente Stadtentwicklung gesetzt. Die Aspern Smart City Research, kurz ASCR, forscht seit 2013, unser Forschungsprojekt Campus Microgrid wurde 2019 eröffnet. Aber natürlich gewinnen mit der spürbaren Preiserhöhung die erneuerbaren Energien noch mehr an Relevanz, genauso wie eine effiziente Nutzung und Verteilung von Energie.

business: Wenn die Menschen konsequentes Energiesparen nicht alleine schaffen – wie helfen uns smarte Systeme bei den richtigen Entscheidungen? Oder nehmen sie uns diese heute schon ab?

Pollhammer: Um den stetig steigenden Energiebedarf zu decken, müssen alle Technologien, die CO2 reduzieren, zum Einsatz gebracht werden. Smart Buildings etwa schaffen bis zu 30 Prozent Einsparungen – ohne dass Bewohnerinnen, Bewohner und Gebäudenutzende an Komfort einzubüßen müssen. Der ökologische Fußabdruck eines Gebäudes lässt sich durch Digitalisierung und Vernetzung um 80 Prozent gegenüber dem eines durchschnittlichen Gebäudebestands verringern. Ebenso sorgt eine reaktionsfähige und resiliente Energienetzinfrastruktur dafür, dass Nachfrage und Versorgung intelligent gesteuert werden.

business: Was haben Sie aus dem Referenzprojekt der „Seestadt“ in Wien-Aspern gelernt? Was würden Sie heute wieder so machen, was neu überdenken?

Pollhammer: Die ASCR ist ein europaweit einzigartiges Energieforschungsprojekt in Wien mit dem Ziel, marktnahe, skalierbare und wirtschaftliche Lösungen für die Energiezukunft im urbanen Raum zu entwickeln und das Energiesystem effizienter und klimafreundlicher zu machen. Über 100 Personen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen sind beteiligt und haben schon prototypische Systeme entwickelt, die angewandt werden. Das Projekt hat sich als voller Erfolg erwiesen – ich würde nichts ändern wollen.

business: Siemens hat mit dem Campus Microgrid in Wien-Floridsdorf am Unternehmenssitz ein Vorzeigeprojekt gestartet. Warum? Was sind die Highlights – im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen?

Pollhammer: Unser Campus Microgrid ist ein intelligentes System zur Optimierung des Strom- und Wärmebedarfs, bestehend aus Fotovoltaikanlagen, E-Ladeinfrastruktur, Stromspeicher und Microgrid-Controller. Durch die vermehrte Nutzung von Elektroautos kann es durch deren Ladung zu Lastspitzen im Stromnetz kommen. Das Campus Microgrid stellt elektrische Energie zuverlässig und sicher zur Verfügung und reduziert gleichzeitig die CO2-Footprints und Lastspitzen. Weil der Strom mit Fotovoltaik erzeugt wird, sinken nebenbei natürlich auch die Energiekosten.

business: Was sind aus Ihrer Sicht die Megatrends der kommenden zehn Jahre bei Strom und Wärme? Wohin entwickeln wir uns? Und wie wird hierbei der ländliche Raum im Vergleich zu Städten zu beurteilen sein?

Pollhammer: Die Bewältigung der Klimakrise bzw. deren unmittelbare Schritte, wie Dekarbonisierung ganzer Bereiche wie des Individualverkehrs und der Heizung und Kühlung von Gebäuden, führen zu einem massiv steigenden Bedarf an elektrischer Energie sowie einem gesamtheitlichen Ansatz durch Koppelung verschiedener Energiesysteme. Modernste Technologien wie Blockchain und Digitalisierungsanstrengungen ermöglichen neue Marktmodelle, etwa Bürger-Energiegemeinschaften, die auch im ländlichen Raum funktionieren. Allerdings rechnen wir damit, dass 2050 rund 70 Prozent der Menschen in Städten und im urbanen Umfeld leben werden. Wir können und müssen also hier ansetzen und mit intelligentem Energiemanagement den Carbon-Footprint ganzer Städte reduzieren. ••

DER ÖKOLOGISCHE FUSSABDRUCK EINES GEBÄUDES

ZUR PERSON

Gerd Pollhammer leitet seit 2019 die Einheit Smart Infrastructure der Siemens AG Österreich mit Verantwortung für 25 weitere Länder (Lead Country Austria).

Bis vor drei Jahren war er für die Geschäftseinheit Energy Management in CEE zuständig und davor für das Businesssegment Energy Automation global verantwortlich. Der Niederösterreicher wurde gleich nach dem Studium an der TU Wien (Elektrotechnik) Siemensianer, gestartet hat er seine Karriere im Jahr 1983 in der Programm ­ und Systementwicklung.

Ziel von Siemens Smart Infrastructure ist es laut eigener Definition, Nachhaltigkeit über die Digitalisierung zu erreichen. Das Portfolio erstreckt sich über die gesamte Wertschöpfungskette von Gebäuden und Elektrifizierung. Es umfasst Produkte, Systeme, Lösungen und Dienstleistungen für intelligente Gebäude und Elektrifizierung, für Energieund Ressourceneffizienz, für die Umstellung auf erneuerbare Energien, für eine dezentrale Stromerzeugung, generell für eine widerstandsfähige und zuverlässige Energieversorgung.

Es geht also um die Schlagworte: Smart Grids und Smart Buildings und um Grid Edge, das Verbinden der intelligenten Systeme.

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LÄSST SICH DURCH DIGITALISIERUNG UM 80 PROZENT VERRINGERN. GERD POLLHAMMER, SIEMENS AG ÖSTERREICH

DIE STADT DENKT MIT

Digital, nachhaltig, klimaschonend: Städte der Zukunft stehen im Zeichen intelligenter Reformen. Die „Smart City“ soll Bewohnern spürbar mehr Lebensqualität bescheren. Linz und Ulm zeigen vor, wie das funktionieren könnte.

Abfallbehälter sind in der Regel wenig spektakulär. Doch das Exemplar auf dem Linzer Taubenmarkt mag durchaus beeindrucken. „WasteMate 240“ ist die größte und nachhaltigste Hardware ihrer Art, prädestiniert für Orte mit Spitzenlasten. Eine integrierte Presse verdichtet den Müll fünf- bis achtmal. Die clevere Tonne werkt dabei umweltbewusst: Die Presse wird über ein Solarpanel auf der Oberseite betrieben. Zudem erlangen ihre Betreuer in der Verwaltung von Oberösterreichs Hauptstadt mittels Sensoren stets Echtzeitinformationen über den Füllstand und die Zahl der Einwürfe. Eine Eigenschaft wurde nicht aktiviert, damit die Nachtruhe gewahrt bleibt. Der reinliche Helfer kann theoretisch nämlich auch sprechen und sich für Mistnachschub höflich bedanken. Vielleicht ist sauberer Small Talk bald Normalität in vielen Zentren. Die Stadt Linz hat sich in puncto Nachhaltigkeit viel vorgenommen: Bis 2040 möchte man klimaneutral sein. Dabei helfen sollen vor allem auch smarte Technologien, mit Institutionen wie der Ars Electronica oder der künftigen Digitaluniversität schafft man jedenfalls einen guten Nährboden für kreative und innovative Lösungen. „Smart Cities fördern nachhaltige Entwicklung und stellen Menschen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt digitalen Handelns. Innovationen sollen das Leben erleichtern. Von der klugen Steuerung diverser Mobilitätsformen über Klimaschutz bis hin zu Tools wie diesem schlauen Abfalleimer“, erklärt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger. In modernen Metropolen werden die Uhren also künftig anders ticken. In Ulm, einer der ersten deutschen Großstädte des Bundes-Förderpro-

GEBÄUDE INNERHALB EINER SMART

© Westend61 / Walter
VERNETZUNG
G. Allgöwer, Karin Lohnberger Photography Text: Christian Prenger
CITY MÜSSEN PERMANENT MITEINANDER KOMMUNIZIEREN KÖNNEN.
NORBERT HARTL, CEO UND EIGENTÜMER DER SCHMID BAUGRUPPE

gramms „Smart Cities“, stehen ebenfalls Reformen auf dem Programm: Intelligente Vernetzung soll mehr Effizienz, Fortschritt und Komfort bringen. Nachhaltigkeit sowie Klimaschutz bilden weitere Eckpfeiler für urbane Zukunftsfitness. „Digitale Lösungen liefern eine größere Bandbreite an Alternativen zur Bewältigung kommunaler Herausforderungen, selbst angesichts kurzfristiger Entwicklungen“, so Karl Michael Dittrich, Sprecher der Abteilung Digitale Agenda in Ulm. Die angesprochene Digitalisierung soll zudem für praktische Orientierungshilfen sorgen. Wie etwa das elektronische Leitsystem in der Ulmer Innenstadt, das bis 2025 realisiert werden soll. Via Touchscreen lassen sich dann auf den Displays verschiedenste Informationen abrufen. Die Palette reicht von Stadtplänen über Veranstaltungskalender bis zu Standorten von Parkhäusern oder Shopfindern. Lokale Medien werden dem Benutzer Nachrichten von der kleinen bis zur großen weiten Welt liefern. Ebenfalls geplant: „sprechende Bäume“. Sie erheben etwa wertvolle Klimadaten, die in Echtzeit auf mobilen Endgeräten betrachtet werden können.

Technologische Renovierung

Eine Meldung wert wären auch die Innovationen auf dem Immobiliensektor. Bauwerke werden ab jetzt nämlich auch technologisch renoviert. Der Nutzen daraus: Vernetzte Häuser erkennen automatisch den Bedarf ihrer Bewohner und liefern Ressourcen stets zur passenden Zeit. So wie etwa im Fall der gemeinschaftlichen Nutzung von Sonnenstrom oder Wärmeaustausch. „Gebäude innerhalb einer Smart City müssen permanent miteinander kommunizieren können. Auf diese Weise steigt die Effizienz von Abläufen und Services werden besser“, weiß Norbert Hartl, CEO und Eigentümer der Schmid Baugruppe. 1902 wurde die „Firma Schmid“ von

INTELLIGENTE STÄDTE STELLEN MENSCHEN UND IHRE BEDÜRFNISSE IN DEN MITTELPUNKT DIGITALEN HANDELNS.

Alois Schmid als Zimmermeisterbetrieb in Frankenburg gegründet. 120 Jahre später ist die Schmid Baugruppe unter der Führung von Norbert Hartl zum erfolgreichen General- und Totalunternehmen mit visionärem Blick in die Zukunft gewachsen.

So setzt man etwa auf sogenanntes „Building Information Modeling“. Derartige Systeme erschaffen einen digitalen Zwilling von Heimstätten. Durch verschiedenste Daten, eingespeist von allen Projektteilnehmern, lässt sich eine optimale Planung und Nutzung von Häusern ableiten. So wird virtuell transparent, wie energieeffizient Räume sind. Oder ob Mieter gewisse Nutzflächen tatsächlich relevant verwenden. Solche Verhaltensmuster bilden auch eine Basis für Innovationen, die Anforderungen der Community noch besser erfüllen sollen. Die Stadt denkt schließlich mit. ••

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Ulm will mit dem Infostand vor dem Rathaus seine Bürger in die smarte Zukunft mitnehmen.

PUBLIKUMSMAGNET

Mit dem Neubau der Raiffeisen Arena wird in Linz ein neues Fußballzeitalter eingeläutet. Auch abseits der Matchtage wird die LASK­Heimstätte zur Erlebniswelt.

Text: Markus Mittermüller • Foto: RAUMKUNST ZT GmbH

Ob der Linzer Traditionsverein LASK einmal bis ins Halbfinale der Champions League aufsteigen wird, steht noch in den Sternen. Dass die Mannschaft diese Spiele auf höchster sportlicher Ebene zumindest theoretisch auf der Linzer Gugl bestreiten kann, daran wird derzeit noch intensiv gearbeitet. Denn Anfang kommenden Jahres wird dort mit der Raiffeisen Arena die neue, moderne Heimstätte des LASK eröffnet. Und diese entspricht sogar uneingeschränkt der Kategorie 4 der UEFA, womit internationale Spiele bis einschließlich eines Champions-League-Halbfinales möglich wären. „Die Raiffeisen Arena spielt wirklich alle Stücke, für jeden Fussballer wird es eine Freude sein, hier spielen zu dürfen“, zeigt sich LASK-Trainer Didi Kühbauer bei einem Besuch der Stadionbaustelle begeistert. 19.080 Zuschauer werden künftig hier Platz finden – in einer Arena, die mit Innovationen überzeugt, die weit über den sportlichen Bereich hinausgehen. Denn die neue Arena fördert nicht nur den Fußball, sondern auch die Wertschöpfung und damit den Standort Linz. Aber was zeichnet die zukünftige LASK-Heimstätte eigentlich aus?

Heimtribüne wird zur „Fanwand“

Zuerst zur Arena selbst: Diese wurde vom Architekten und Geschäftsführer der Raumkunst ZT GmbH, Harald Fux, radikal neu konzipiert. Der Baukörper ist kompakt und geschlossen und die steilen Ränge liegen nahe am Spielfeld – und das Ganze ohne Sichteinschränkungen für die Fans. Die Heimtribüne im Westen wird zur echten „Fanwand“ mit mehr als 4.500 Stehplätzen und wirkt innerhalb der Arena wie ein Megafon, ohne jedoch die Ruhe außerhalb der Spielstätte zu stören. Denn der Metallmantel der Arena schirmt die Stadionstimmung nach außen hin ab. Auch die Kennzahlen zum Stadionbau sind beeindruckend: 1.523 Pläne wurden für den Bau entworfen, der eine Gesamtfläche von 39.000 Quadratmetern aufweist. Zudem wurden rund 1.500 Duktilpfähle verbaut, wofür 14 Kilometer an Stahlrohren benötigt wurden. Anstatt zu brechen, reagieren solche Stützen mit Verformung auf extreme Belastungen.

Spielort für das Nationalteam

„Die Raiffeisen Arena ist unser Jahrhundertprojekt. Ein konkurrenzfähiges Stadion ist einerseits die Basis für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg des Vereins, wir können hier künftig auf einem völlig neuen Level arbeiten. Natürlich wollen wir aber auch unseren Fans ein modernes Umfeld und eine echte Wohlfühlatmosphäre bieten“, erklärt LASK-Präsident Siegmund Gruber. Die Arena erfüllt natürlich auch die internationalen Anforderungen des ÖFB für Länderspiele und das ÖFB-Cup-Finale. Für ein prickelndes Fanerlebnis sorgen nicht nur die Kicker am Rasen, sondern auch die Ausstattung mit drei Premium-Ebenen, 42 Logen mit vorgelagerten Tribünenplätzen und zwei Eventlogen mit Außenterrassen, die einen diagonalen Einblick in die Arena ermöglichen. Restaurants, Clubs und Bars wie die an der Mittellinie gelegene „Kick Off Bar“, aber auch der „Club 100“ direkt neben dem Spielertunnel, der einen Blick auf die Fußballstars vor und nach dem Match erlaubt, runden das Fanerlebnis ab.

DIE RAIFFEISEN ARENA IST UNSER JAHRHUNDERTPROJEKT.

Nachhaltigkeit steht im Zentrum

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind zwei wesentliche Elemente, auf die das gesamte Stadionkonzept aufbaut. So wird der Strom durch eine eigene Photovoltaikanlage selbst erzeugt und Lüftungsanlagen werden mit Wärmerückgewinnung ausgeführt. Die nachhaltige Bauweise ist nicht nur dem Klimaschutz geschuldet – sie soll auch zu langfristiger Kosteneffizienz führen. Schließlich werden dadurch die Betriebskosten niedrig gehalten, die Energiekosten bleiben überschaubar.

Als erste Arena Österreichs wird die LASK-Heimstätte auch frei von Plastikflaschen, es werden ausschließlich Mehrwegflaschen und Becher ausgegeben. Möglich macht das der LASK-Partner BWT, einer der weltweit führenden Anbieter von Wasseraufbereitungssystemen. Lokales Wasser wird gefiltert, mit Magnesium mineralisiert und still oder prickelnd serviert. Das reduziert den CO2-Ausstoß durch unnötige Transporte und sorgt für weniger Plastikmüll.

DIDI KÜHBAUER, LASK­TRAINER

Die Raiffeisenlandesbank OÖ bringt sich nicht nur als Namensgeber der neuen Raiffeisen Arena ein, das Engagement ist viel weiter gefasst. „Uns ist es wichtig, dass die Landeshauptstadt ein schönes, modernes und zukunftsweisendes Stadion bekommt, das dem Status von Linz als

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LANDMARK © RAUMKUNST ZT GMBH, LASK
SIEGMUND GRUBER, LASK­PRÄSIDENT
ES WIRD FÜR JEDEN FUSSBALLER EINE FREUDE SEIN, HIER SPIELEN ZU DÜRFEN.

Sportstadt gerecht wird. Davon profitiert schließlich ganz Oberösterreich. Daher haben wir uns bereits im Vorfeld intensiv Gedanken darüber gemacht, was wir als starker Partner zu diesem Projekt beitragen können“, sagt Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ.

Verkehrskonzept entlastet Region

So wird etwa der Zahlungsverkehr beim Stadionbesuch modern und komfortabel gestaltet – etwa beim Ticketing und beim Einkauf in der Raiffeisen Arena. Auch die Verkehrssituation rund ums Stadion soll verbessert werden. Geplant ist, die Raiffeisen-eigenen Parkgaragen in ein gesamthaftes Verkehrskonzept einzubinden, um die direkte Umgebung nachhaltig zu entlasten. Weiters ist für die Raiffeisenlandesbank OÖ der groß angelegte Veranstaltungsbereich in der Arena interessant. Schaller spricht hier von einer Win-win-Situation: „Wir haben jedes Jahr eine große Anzahl von Veranstaltungen. Da hat es doch Charme, zumindest einen Teil davon in der Raiffeisen Arena abzuhalten.“

Größte Kinderarena Europas

Der Stadionkomplex bietet außerdem erweiterte Trainingsflächen, Besprechungs- und Büroräume sowie einen Business Club, ein Restaurant und mit 1.000 Quadratmetern die größte Kinderarena Europas. Nicht fehlen dürfen natürlich auch ein eigener Sport- und Fan-Shop. „Ein Besuch in der Raiffeisen Arena soll ein Erlebnis für die ganze Familie sein“, sagt Gruber. Viele Einrichtungen sind auch außerhalb der Matchtage nutzbar – wie etwa das Restaurant, das LASK-Museum oder der wochentags als Bewegungskindergarten geführte Kinderclub. Der Stadionvorplatz wird als LASK-Fandorf genutzt, um den Fans auch vor und nach dem Match etwas zu bieten. Dort finden sich zum Beispiel regionale Foodtrucks, mit DJs oder Livemusik wird für Stimmung gesorgt. ••

UNS IST WICHTIG, DASS DIE LANDESHAUPTSTADT EIN MODERNES STADION BEKOMMT.

HEINRICH SCHALLER, GENERALDIREKTOR RLB OÖ

Der BWT Business Club

Auf insgesamt drei Etagen empfängt der LASK im BWT Business Club pro Heimspiel über 2.000 Gäste. Helles, stylisches Ambiente sorgt –gepaart mit Designelementen – für exklusive Fußballatmosphäre. Für das leib liche Wohl der Besucher sorgt das hochwertige Catering. Darüber hinaus bietet der BWT Business Club eine Plattform, um innerhalb eines attraktiven Branchenmixes regelmäßig Kontakte pflegen zu können. Insgesamt gibt es Abo ­ Modelle in vier Abstufungen, von der exklusiven „Leading Loge Ebene“ mit 42 Logen, den „1908 ­ Paketen“ bis hin zu „Premium Plus“ bzw. „Premium“. Alle Gäste genießen hier einen tollen Blick auf das Spielfeld. Je nach Abo ­ Paket werden aber auch Werbemöglich keiten, Parkplätze oder eigene Sitzbereiche mit Firmen branding angeboten.

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LANDMARK
RLB ­ OÖ ­ Generaldirektor Heinrich Schaller hat bereits im Herbst feierlich die Stadionbeleuchtung in der Raiffeisen Arena eingeweiht. QR-Code scannen und LASK-Abo für die Raiffeisen Arena sichern.

MUSTERSCHÜLER

Urbane Baukonzepte brauchen nachhaltige Ideen. Mit Solarmodulen auf dem Dach, innovativer Wärme­ und Kühltechnik aus Abwasser und smarten Armaturen für den reduzierten Wasserverbrauch präsentiert sich das neue Wiener Stadtquartier VIO Plaza als absolutes Vorzeigeprojekt.

Auf dem Baugrund zwischen der Rechten Wienzeile und der Schönbrunner Straße im Wiener Bezirk Meidling herrscht seit zwei Jahren Hochbetrieb. Hier entsteht mit dem VIO Plaza ein neuer Arbeits- und Lebensraum, der Büroflächen, Einkaufszentrum, Hotel und Fitnesscenter sowie moderne Mietwohnungen an einem einzigen Ort vereint. „Aktuell ist die Bautätigkeit im vierten Obergeschoss angelangt“, berichtet Klaus Miro, Geschäftsführer von VIO Plaza, einem Unternehmen der RLB-OÖ-Tochter RealTreuhand. „Wir sind im Plan und werden voraussichtlich im Herbst 2023 fertig.“ Insgesamt hat das Sockelgebäude sieben oberirdische Stockwerke, darauf kommt ein Turm mit 16 Etagen und ein Wohnbau mit zwölf Etagen. Was die Immobilie so besonders macht: Das Konzept von VIO Plaza hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben. Dokumentiert wird dies durch das Platin-Vorzertifikat für „Leadership in Energy and Environmental Design“ (LEED). Das seit 1993 bestehende US-Gebäudebewertungssystem berücksichtigt energetische und ökologische Kriterien und bezweckt eine Standardisierung im Bereich nachhaltiger Gebäude.

Grün wird wichtig

Grüne Immobilien bestimmen zunehmend den Investorenmarkt. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, dürfen sie mittlerweile in keinem Portfolio fehlen“, konstatiert Geschäftsführer Miro. Auch das Interesse seitens der Mieter sei gewachsen, da ressourceneffiziente Gebäude helfen, Energiekosten zu sparen. „Als eigenständiger Bauträger sind wir daher stets auf der Suche nach zeitgemäßen Liegenschaften, die wir von der Entwicklung über die Realisierung bis hin zur Betreuung unserer Kunden nach der Fertigstellung begleiten“, erklärt Miro die Interessen des Mutterunternehmens Real-Treuhand. Das VIO Plaza erfüllte diese Vorgaben. „Als 2003 für die Bebauung der sogenannten Komet-Gründe in Wien-Meidling ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben wurde, waren nachhaltige Immobilien noch eine Seltenheit“, so Miro.

„Den Auftrag gewannen die Delta Podsedensek Architekten, die bereits damals rund 2.000 Quadratmeter Fotovoltaikanlagen auf dem Dach und an der Südfassade ihres modernen Gebäudekomplexes geplant hatten.“ Verzögert durch Bürgerinitiativen, wurde das Projekt 2016 schließlich adaptiert und neu eingereicht. „Wir haben es 2019 baurechtlich genehmigt übernommen.“ Als im Frühjahr 2020 der Spatenstich er-

folgte, musste die Fassade jedoch neu angepasst werden, da die ursprünglich geplanten PV-Module nicht mehr verfügbar und die neuen viel größer waren. „Die modernen Solarmodule warten dafür mit einer stärkeren Leistung auf“, so Miro. „Sie werden nun auf über 2.300 Quadratmetern integriert.“ Eine intelligente Energiesteuerung errechnet nach Inbetriebnahme laufend den tatsächlichen Bedarf und sorgt für eine gleichmäßige Lastabnahme. „Das hilft, die Energiespitzen auszugleichen und den Bezug aus externen Quellen auf ein Minimum zu reduzieren“, erläutert Miro.

Die Idee zur Nutzung des Abwassers aus dem Wiental-Kanal zur Erzeugung von Wärme und Kälte war bereits 2016 im Bauplan enthalten. „Diese unkonventionelle Art der Energienutzung war für uns mit ein Grund, das Projekt zu erwerben“, bekräftigt Miro. „Wir sind damit der erste private Investor, der ein energetisches Konzept unter Verwendung eines öffentlichen Kanals umsetzt.“ Die Anlage ist österreichweit die größte ihrer Art. Während sich das Abwasser als erneuerbare Energiequelle bestens zum Heizen und Kühlen eignet, musste auch für den Wasserverbrauch an sich eine nachhaltige Lösung gefunden werden. „Gerade Hotels gehören zu jenen Gebäuden, die im Vergleich zu Büround Wohnhäusern am meisten Wasser verbrauchen“, so Miro. „Für das Hotel H2, das mit seinen rund 260 Zimmern ebenfalls Teil des VIO-PlazaGebäudekomplexes ist, haben wir schließlich durch den Einsatz von smarten Armaturen eine nachhaltige Lösung gefunden“, berichtet Miro.

Attraktive Büroflächen

Auf insgesamt rund 22.000 Quadratmetern bietet das VIO Plaza zukünftig Büroflächen, die sich durch besondere Flexibilität auszeichnen. „Sie befinden sich in den fünf Obergeschossen des Turms sowie im Sockelgebäude“, sagt Miro. „Wir haben bereits jetzt eine hohe Nachfrage, da wir als einer der wenigen Anbieter zusammenhängende Flächen auf einer Ebene von bis zu 3.500 Quadratmetern zur Verfügung stellen können.“ Natürlich lasse sich der Trend zum Homeoffice nicht verleugnen, „aber Unternehmen setzen zunehmend auf flexible Arbeitsmodelle und neue Bürowelten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“. Das beinhalte Ruhezonen und Möglichkeiten zu teamorientierten Begegnungszonen, die den Kommunikationsaustausch fördern sollen. „Unsere flexiblen Flächen verfügen über die nötige digitale Ausstattung und lassen sich nach individuellen Wünschen gestalten.“

DER WUNSCH NACH KURZEN WEGEN

ZWISCHEN WOHNEN, ARBEITEN UND EINKAUFEN IST GESTIEGEN.

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IMMOBILIEN © Telegram71, VIO PLAZA GmbH & Co KG
KLAUS MIRO, GESCHÄFTSFÜHRER VON VIO PLAZA

Multifunktionale Immobilien

Neben dem gewerblichen Bereich mit Büroflächen, Hotel, Fitnesscenter und dem Shoppingareal entsteht zudem ein Wohnkomplex mit 166 frei finanzierten Mietwohnungen verteilt auf zwölf Stockwerken. „Diese stehen auf einem eigenen Grundstück, das unterirdisch mit den anderen Gebäuden verbunden ist“, so Miro. „Die Ein- bis Vierzimmerwohnungen werden mit Fußbodenheizung und Stützkühlung ausgestattet.“ Zudem gebe es in den oberen Stockwerken zusätzliche Klima-Split-Geräte. „Mit unserem Projekt tragen wir insgesamt zu einem gemischt genutzten Stadtquartier bei und erhöhen damit auch die Attraktivität der Umgebung“, ist Miro stolz. Es sei auch diese Kombination aus unterschiedlichen Nutzungen an einem Standort, die das Gebäudekonzept des VIO Plaza zu einem attraktiven Investment mache. „Durch die wachsende Urbanisierung ist der Wunsch nach kurzen Wegen zwischen Wohnen, Arbeiten und Einkaufen gestiegen.“ Gerade in gefragten Lagen der Stadt habe sich die einseitige Nutzung von Immobilien als ineffizient erwiesen. Sogenannte Mixed-Use-Immobilien lägen im Trend und gehören in Ame-

rika und Asien längst zum Standard. Miro argumentiert: „Aus unternehmerischer Sicht liegt der Vorteil solcher Immobilien in der breiteren Steuerung des Risikos.“ Was er damit meint: Die einzelnen Assetklassen unterliegen zwar den Marktzyklen, aber sie gleichen sich gegenseitig aus und schwächen die Auswirkungen auf den Gesamtwert der Immobilie ab. Ein wesentlicher Aspekt, um Investoren eine interessante und äußerst zukunftsfähige Alternative zu bieten. Sind diese Immobilien zudem nachhaltig, verfügen sie darüber hinaus über den großen Vorteil, sich in einem dynamischen Umfeld stets an neue Bedarfe anpassen zu können. ••

QR-Code scannen und ORF-Beitrag zum Thema Energiesparen inklusive VIO PLAZA-Porträt ansehen.

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IMMOBILIEN
Wohnen, Shoppen und Freizeit: Das VIO Plaza vereint eine ganze Stadt der kurzen Wege in einer Immobilie.

DIE GROSSEN AUS DER KLEINSTADT

Es gibt Unternehmen, die prägen einen Ort. Und manche Orte prägen die Unternehmen. In Kleinstädten spielen jene, die in unterschiedlichen Dimensionen Global Player geworden sind, oft ganz besondere Rollen. Ein Blick aus historischer Perspektive auf drei oberösterreichische Leitbetriebe.

Gmunden zählt für viele Touristen aus dem Ausland zum Schönsten, was Oberösterreich zu bieten hat. Schließlich gibt es hier die noble Esplanade, das zu TV-Berühmtheit gelangte Schloss Orth, den malerischen Traunsee – und heiß begehrte Teller und Becher mit charakteristischem Streifenmuster in sattem Grün. Gmundner Keramik ist tatsächlich eine weltweite Berühmtheit. Und trug wesentlich dazu bei, dass die kleine Stadt am See heute so kosmopolitisch wirkt. Eine Karriere, die der 13.000 Einwohner starke Ort mit Ried im Innkreis, Wels und Marchtrenk teilt. Im Innviertel ist es der FACC-Konzern, der für Besuche internationaler Manager sorgt, im oberösterreichischen Zentralraum sorgt TGW für Vollbeschäftigung und ein hohes Aufkommen globaler Markenmanager. Die Reihe von Kleinstädten, die Unternehmen mit weltweitem Impact gebaren, ließe sich noch lange fortsetzen. Es ist schließlich sogar ein Charakteristikum der heimischen Hidden Champions, nicht nur weltweit erfolgreich, sondern auch fernab von Metropolen daheim zu sein. Die drei erwähnten Beispiele zeigen sehr gut, wie die Symbiose zwischen kleinstädtischer Struktur und Unternehmen funktioniert.

Gmundner Keramik – traditionelle Tischkultur in Flammen

Salz: Das war immer schon der Grundstoff für alles zwischen Hallstatt und Gmunden, zwischen dem Fuschlsee und dem Toten Gebirge. Tausend Jahre vor Christi Geburt hatten die Kelten begonnen, dort Salz abzubauen – dort, wo später Hallstatt, Lauffen und Ischl entstanden sind. Gmunden am Traunsee war das Zentrum des Salzhandels. Und blieb es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Wo Salz gehandelt und gelagert wurde, brauchte es Keramik, um das damals so wertvolle Kristall vor Feuchte zu schützen.

Heuer jährte sich zum 530. Mal, dass die Gmundner Keramik erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1843 erwarb Franz Schleiß das Hafnerhaus am Graben, sein Sohn Leopold Schleiß gründete 1903 die Gmundner Tonwarenfabrik. 1909 entstand die Künstlerische Werkstätte Franz und

Emilie Schleiß. Gmunden würde zur Künstlerkolonie. 1923 wurde das Unternehmen zur AG. Nach einigen Eigentümerwechseln erwarb 1968 Johannes Hohenberg das Unternehmen. Er verschob den Fokus von der figuralen Kunst zum Essgeschirr. Das Grüngeflammte machte Gmundner Keramik in ganz Europa bekannt. 1997 übernahm der Salzburger Unternehmer Johannes Moy de Sons (Besitzer von Schloss Anif), der zuvor 26 Prozent hielt, die restlichen Unternehmensanteile von der Familie Hohenberg. Sohn Max führte die Manufaktur bis August 2018. Heute gehört die Gmundner Keramik Manufaktur Gmbh dem ehemaligen Rennfahrer Markus Friesacher. Der Salzburger war nach seiner Rennkarriere Tankstellenbetreiber, heute besitzt er neben Gmundner auch den Alpengasthof Fageralm im Salzburger Flachgau. Die operativen Geschäfte bei Gmundner werden von Andreas Glatz geführt. Mit 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist man eine der größten Keramikmanufakturen Mitteleuropas.

2021 wurde die Technik des Flammens zum UNESCO-Kulturerbe. Jedes Stück Gmundner Keramik ist ein Unikat. Von der Masseaufbereitung über die Formgebung bis zur Malerei – alles entsteht in Österreich. 25 Malerinnen und Maler bearbeiten die Keramik. Vier Damen beherrschen die Technik des Flammens.

Neben den klassischen Designs wie Geflammt, Hirsch oder Streublume setzt die Manufaktur auch individuelle Kundenwünsche um (Monogramme, Wappen, individueller Farbwunsch).

Gmundner nutzte die vergangenen Jahre, um sich online neu aufzustellen: 2019 wurde die neue Website mit Onlineshop gelauncht. Wie früher das Salz über die Wasserwege in Europa von Gmunden aus verschifft wurde, verschickt Gmundner heute weltweit. Neben dem Geschirr-Fachhandel , dem seit heuer ein eigener B2B-Shop zur Verfügung steht, setzt das Unternehmen bereits seit Längerem auf den Bereich E-Commerce und ist auf nationalen und internationalen Plattformen vertreten. Der Exportanteil der zu Keramik gewordenen österreichischen Tischkultur beträgt mittlerweile 30 Prozent.

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Text: Leo Szemeliker • Foto: Gmundner Keramik
© Eva Iova FIRMENGESCHICHTE

Immaterielles Kulturerbe der UNESCO: Gmundner Keramik zog früher Künstler an den Traunsee. Heute kommen dafür Touristen.

TGW – von Wels und Marchtrenk in die Welt befördert

TGW hat weltweit 4.000 Mitarbeiter. Nicht ganz die Hälfte davon arbeitet in Oberösterreich. Zwischen 2016 und 2018 hat die TGW Logistics Group, die vor mehr als fünf Jahrzehnten als Transportgeräte Wels von Diplomkaufmann Ludwig Szinicz und Heinz König als Schlosserei gegründet worden war, ein neues Headquarter in Marchtrenk errichtet: den TGW Evolution Park. Dort arbeiten heute rund 700 Menschen. 55 Millionen Euro hat der Produzent von mechatronischen Materialflussund Lagerlogistiklösungen am Standort Marchtrenk investiert, der vorige Standort in Wels war zu eng geworden. In Wels sind weiterhin 900 Mitarbeiter beschäftigt. „Die beiden Standorte arbeiten aber eng vernetzt zusammen. Dabei spielt Wels – wo sich der Großteil unserer Produktion befindet – eine zentrale Rolle“, sagt TGW-Chef Harald Schröpf. So ist also statt der zweitgrößten Stadt Oberösterreichs mit 63.000 Einwohnern die Nachbargemeinde mit 14.000 Einwohnern zur Zentrale geworden –in der Region ist TGW somit ein gewichtiger Player am Arbeitsmarkt und für Kommunalsteuereinnahmen.

TGW-Gründer Ludwig Szinicz ist 2017 mit 78 Jahren verstorben. Die Oberösterreichischen Nachrichten nannten ihn in einem Nachruf „Gründer und Wohltäter“. Seit 2000 hatte er sich aus dem operativen Geschäft von TGW zurückgezogen und überließ drei damals rund 30-jährigen Managern das Geschäft. Der studierte Betriebswirt stammte aus Linz, besuchte die HTL und ging danach nach Wien. 1964 gründete er eine Baueisen- und Stahlbearbeitungsgesellschaft, 1969 schließlich die TGW. Gestartet wurde mit zehn Mitarbeitern, Magazinwagen, Schubkarren und Schwerlastanhänger. Für einen österreichischen Versandhändler wurde 1970 das erste Förderband der Unternehmensgeschichte entwickelt. Das war der Start in die sogenannte Intralogistik. Im Geschäftsjahr 2020/21 erzielte TGW einen Umsatz von 813 Millionen Euro. Szinicz hat sich immer als sozialer Unternehmer verstanden: Die Philosophie seiner 2004 eingerichteten Stiftung fasst ein Zitat aus seinem Nachlass gut zusammen: „Der Mensch steht bei der TGW Logistics Group im Mittelpunkt, die TGW Logistics Group ist für die Menschen da. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und auch jene Menschen, für die wir gemeinnützige Projekte durchführen – bekommen die Möglichkeit, zu lernen und zu wachsen, also sich weiterzuentwickeln, fachlich wie persönlich.“

SEIT 1492 BIS HEUTE WIRD BEI UNS JEDES STÜCK VON HAND GEFERTIGT.

ANDREAS GLATZ, GMUNDNER KERAMIK

Den Menschen in den Mittelpunkt schieben so gut wie alle Unternehmen in ihren Leitbildern. TGW unterstreicht das starke Wertegerüst mit ganz konkreten Projekten. Zwei Drittel des Unternehmensgewinns sollten nicht ausgeschüttet werden. Eine Tochterstiftung der TGW nennt sich Future Wings, fördert gemeinnützige Projekte, um jungen Menschen in ihrer Entwicklung zu helfen – insbesondere durch Entwicklungshilfeprojekte für Kinder, Jugendliche und deren Familien, die in großer Armut leben. TGW stiftete auch Schule Morgen, die ähnliche Zwecke verfolgt. Eine weitere Stiftungsaktivität ist die private Volksschule B.E.L. (Bildung und Entfaltung Linz), Geld fließt aber auch in den Verein Kinderhilfswerk Sueniños in San Cristóbal in Mexiko. Stiftungsvorstand ist der Sohn des Firmengründers, Ludwig Christian Szinicz, der Sitz beider Stiftungen ist in Marchtrenk.

FACC-MITARBEITER

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FIRMENGESCHICHTE
© Schrott Christina, Werner Bartsch, TGW, Knud Dobberke Robert Machtlinger stieg vom Lehrling bei Fischer Ski zum CEO des FACCKonzerns auf. Andreas Glatz leitet Gmundner Keramik seit September 2020 als Geschäftsführer.
MIT INNOVATIONEN.
3.000
VERSORGEN DIE LUFTFAHRT

TGW

IN WELS BEFINDET

SICH NACH WIE VOR DER GROSSTEIL DER PRODUKTION.

Mehrheitseigentümer der FACC ist Aviation Industry Corporation of China Ltd (AVIC), ein staatlicher Aerospace-Konzern mit Sitz in Peking. AVIC ist unter den Fortune-500-Unternehmen gelistet und zählt mit über 100 Niederlassungen und 27 Tochtergesellschaften zu den zehn größten chinesischen Industriekonzernen. Seit dem Einstieg der AVIC konnte FACC den globalen Footprint signifikant ausbauen, über 400 Millionen Euro am Standort investieren und die Unternehmensgröße verdreifachen. Die Coronapandemie und die durch die radikalen Groundings ab März 2020 existenzielle Krise der Luftfahrtindustrie ist an FACC nicht spurlos vorübergegangen. Der Zulieferer hat das Geschäftsjahr 2021 mit roten Zahlen abgeschlossen. Im Halbjahr 2022 hat sich FACC jedoch finanziell wieder deutlich erholt.

FACC erobert nun auch den Weltraum

Die Luftfahrtbranche gilt als eine der innovativsten, aber auch faszinierendsten Branchen weltweit. Sie beflügelt im wahrsten Sinne des Wortes das Grundbedürfnis des Menschen nach individueller Mobilität. Vom oberösterreichischen Innviertel aus hat ein heute international erfolgreicher Konzern diese Branche nachhaltig geprägt: die FACC AG. Ende der 1980er-Jahre begann die außergewöhnliche Erfolgsstory des Unternehmens: Damals noch in einer Fachabteilung des Rieder Skiproduzenten Fischer nahmen einige Visionäre Forschungsarbeiten mit Leichtstoffkomponenten auf. Was ursprünglich als strapazierfähiges Material für Hochleistungsski galt, sollte nach Überzeugung dieser Visionäre auch für hoch innovative Flugzeugkomponenten ein optimaler Baustoff sein. Aus einer Vision wurde Realität: Die Nachfrage nach den neuartigen, hoch belastbaren und leichten Bauteilen für Flugzeuge stieg rasant an. 1989 wurde FACC als eigenständiges Unternehmen gegründet.

Mit der ehemaligen Mutterfirma teilt sich FACC noch den Standort: Ried im Innkreis. Insgesamt hat FACC 13 internationale Standorte, mit vier Werken in Oberösterreich. Dank ihrer ausgeprägten Innovationskraft hat sich die FACC in den drei Bereichen Aerostructures, Engines und Cabin Interiors an der Weltmarktspitze positioniert und ist bei allen modernen Flugzeugen mit neuen Technologien mit an Bord. Weltweit arbeiten 3.000 Personen für den Konzern mit 500 Millionen Euro Umsatz. Seit 2021 verfolgt der Konzern im Rahmen der Konzernstrategie FACC 2030 auch ein neues Geschäftsfeld: Space, also den Weltraum. Noch im selben Jahr wurde ein Zulieferauftrag für das europäische Raumfahrtprogramm Ariane 6 gewonnen.

Die Pandemie hat an Bedrohungspotenzial verloren, die Menschen fliegen wieder. Derzeit erweitert FACC wieder die Kapazitäten: „Mit einem Investitionsvolumen von 12,5 Millionen Euro für die erste Ausbaustufe ist das Projekt das größte Greenfield-Investment außerhalb Österreichs in der Geschichte der FACC“, sagte CEO Robert Machtlinger heuer im Sommer zum Neubau eines Werks in Kroatien, das Leichtbauteile für den Kabineninnenraum fertigt.

Expansion geplant

Für das Geschäftsjahr 2022 wird ein Umsatzwachstum von zehn Prozent erwartet, der geplante Gewinn (Ebit) soll sich verdreifachen. 2022 stellte das Unternehmen an den oberösterreichischen Standorten über 200 neue Mitarbeiter ein. In den kommenden fünf Jahren sollen insgesamt 150 Millionen Euro in neue Projekte, Forschung und Entwicklung sowie Erweiterung der Produktionsanlagen investiert werden. Bis 2030 will sich FACC unter den Top-50-Aerospace-Konzernen weltweit sehen, derzeit ist man unter den Top 100. ••

Spezialberuf Flammer

Jedes Stück der Geflammt ­ Serie von Gmundner Keramik wird seit 300 Jahren mit einer einzigartigen Kunsthandwerkstechnik, dem „Flammen“, in Gmunden hergestellt. Hierbei wird die Farbe nicht aufgemalt, sondern mit einem feinen Schlauch auf die Keramik gespritzt. Die Farbe muss dabei in ständigem Fluss sein und wird in kreisenden Bewegungen auf die Keramik aufgetragen. Dafür braucht es viel Übung und Erfahrung. In der Lehrausbildung zum Flammer dauert es zwei Jahre, um die 110 Formen des Flammens zu beherrschen. Weltweit gibt es keinen zweiten Betrieb, der diese Technik beherrscht.

business 31
FIRMENGESCHICHTE
produziert in Wels und Marchtrenk schlaue Lagerlogistiklösungen für Konzerne wie Puma, GAP und Mango.

DIE OFFENE STADT: EINE ETHIK DES BAUENS UND BEWOHNENS

Auch wenn durch Digitalisierung und Homeoffice das Leben auf dem Land wieder attraktiver wird – das Wachstum der Städte hält unvermindert an. Im Jahr 2050 werden bereits zwei Drittel aller Menschen in Städten leben – wie können Bewohner mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen eine friedliche Koexistenz führen? Richard Sennett stellt die Frage nach der Beziehung zwischen urbanem Planen und konkretem Leben: Wie hat sich diese historisch gewandelt? Wie kann eine offene Stadt aussehen, die geprägt ist von Vielfalt und Veränderung – und in der Bewohner Fähigkeiten zum Umgang mit Unsicherheiten entwickeln? Richard Sennett zeigt, warum wir eine Urbanistik brauchen, die eine enge Zusammenarbeit von Planern und Bewohnern einschließt und voraussetzt – und dass eine Stadt voller Widersprüche urbanes Erleben nicht einengt, sondern bereichert. Der weltberühmte Soziologe und Professor an der London School of Economics und der New York University beschäftigt sich schon lange mit Theorien über eine angemessene Stadtpolitik. Er warnt eindringlich, Stadtplanung unter das Diktat der Machbarkeit zu stellen. ••

Autor: Richard Sennett

Verlag: Hanser Berlin

ISBN: 978-3446258594

SHENZHEN: ZUKUNFT MADE IN CHINA

Wer wissen möchte, wie wir und vor allem unsere Kinder bald schon leben, welche Technologien sie und die Welt prägen werden, muss durch Shenzhen streifen. Die 20-Millionen-Metropole in Südchina gehört zu den innovativsten Städten der Welt. Eine Megacity, die quasi aus dem Nichts entstand, wo Nachhaltigkeit und moderne Lebensqualität selbstverständlich sind, aber eben auch Gesichtserkennung und der gläserne Mensch. Die Cloud in Shenzhen weiß alles. Die Shenzhener Techies stellen inzwischen das Silicon Valley in den Schatten, ihre Start-ups zählen zu den wertvollsten der Welt. Shenzhen zieht immer mehr junge Talente aus aller Welt an, die nachts in eine ausgelassene Subkultur eintauchen können. Eine Stadt mit Modellcharakter und doch voller Ambivalenzen. Frank Sieren ist einer der führenden deutschen China-Experten und lebt als Korrespondent führender deutscher Medien seit 1994 in Peking. Mit ungetrübtem Blick und einem tiefem Verständnis für die europäische als auch die asiatische Perspektive zeigt er, wie man in der jungen Megacity lebt, wohnt und arbeitet und was wir von dort zu erwarten haben. ••

Autor: Frank Sieren

Verlag: Penguin Verlag

ISBN: 978-3328601524

32 business BUCHTIPPS
©
(Symbolbilder), Hanser Berlin Verlag, Penguin Berlag, S. Fischer Verlag, Carl Hansser Verlag

DIE WELTGESCHICHTE DER MENSCHHEIT IN DEN STÄDTEN

Wie kommt es, dass heute die Hälfte der Menschheit in Städten lebt? Der Historiker Ben Wilson spannt einen faszinierenden Bogen von der Urgeschichte in die Zukunft, um diese Frage zu beantworten. Seine Reise beginnt 4000 v. Chr. in Uruk, verläuft über die Zentren der antiken Welt nach London, Paris, New York und Warschau und endet in Los Angeles und Lagos. Jede Stadt steht für einen bestimmten Aspekt, Lübeck etwa für Handel, Warschau für Zerstörung durch Krieg, Lagos für die Megacity der Zukunft.

Farbig und detailreich erzählt Wilson vom Alltag der Menschen in der Stadt. Er beschreibt das bunte Treiben auf den Straßen und die Slums, erzählt von Seuchen und den ersten Wolkenkratzern, von der Industrialisierung und den Techparks des 21. Jahrhunderts. Bis heute verheißen die Städte Schutz und Wohlstand, Arbeit und Vergnügungen, Fortschritt und Konsum. Die Zukunft der Menschheit liegt in der Stadt – auch das zeigt Ben Wilson in seiner opulent ausgestatteten, farbig bebilderten Geschichte der größten Erfindung des Menschen. ••

Autor: Ben Wilson

Verlag: S. Fischer

ISBN: 978-3103973709

ENERGIESYSTEME DER ZUKUNFT IN SMART CITIES & RURAL AREAS

Das internationale Autorenteam aus Privatwirtschaft und Wissenschaft zeigt auf, was Entscheidungsträger in Bezug auf die Säulen der Energiewende und die digitalen Herausforderungen beachten sollten. Welche Rolle können Energie und Digitalisierung für die nachhaltige Entwicklung unserer Gemeinden spielen? Wie können sich die Kommunen auf zukünftige Herausforderungen wie künstliche Intelligenz oder die Forderung nach nachhaltigen Mobilitätskonzepten vorbereiten? Wie können lokal Verantwortliche Sektoren wie Wärme, Elektrizität und Mobilität miteinander verbinden?

Welche Maßnahmen sollen wir angesichts des begrenzten Budgets zuerst ergreifen? Welche Schritte müssen unternommen werden, um eine nachhaltige, technologisch fortschrittliche und zuverlässige Energieversorgung zu gewährleisten? Das sind nur einige der Fragen, die im Sinne eines Leitfadens für Städte und Dörfer auf dem Weg zu Smart Cities oder Rural Areas beantwortet werden. Projektbeispiele, praktische Erfahrungen sowie Vorschläge für die nächsten Schritte runden das fundierte Werk ab. ••

Autor: Alexander Schlüter

Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

ISBN: 978-3446468221

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In der nächsten Ausgabe von business

lesen Sie über Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit als wesentliche Orientierungspunkte für unternehmerisches Handeln. Immer mehr Betriebe setzen auf kurze Wege, effiziente Energiesysteme oder klimafreundliche Produktion. Auch Anlegerinnen und Anleger wollen mit ihrem Kapitaleinsatz den ökologischen und sozialen Fußabdruck von Gesellschaft und Wirtschaft weltweit verringern.

Erscheinungstermin: Frühling 2023

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34 business VORSCHAU © Getty Images / iStockphoto / Jongho Shin,
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