business - Das Finanzmagazin von Raiffeisen OÖ

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Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich

NR. 2 / 2022

www.rlbooe.at/business

SCHWERPUNKT SICHERHEIT

RISIKOMANAGEMENT AUF DEM PRÜFSTAND Cybersecurity // Zins- und Währungsabsicherung // Europas Energiezukunft


VORWORT

SICHERHEIT IST KEIN ZUSTAND, SONDERN EIN PERMANENTER PROZESS

D

ie Coronapandemie, der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise in Europa, enorme Preissteigerungen, globale Lieferkettenprobleme und die immer öfter sicht- und spürbaren Folgen der Klimaerwärmung – unsere Gesellschaft befindet sich aktuell im Daueralarm. Wir müssen uns laufend mit neuen politischen, ökonomischen und ökologischen Krisenherden auseinandersetzen. Besonders Unternehmen sind gefordert, die richtigen Strategien zu finden, damit das eigene Geschäftsmodell tragfähig bleibt und für die Zukunft gerüstet ist. Big Data ermöglicht treffsichere Prognosen Risiken im 21. Jahrhundert sind komplex und vor allem dynamisch geworden. Sicherheit ist heute kein Zustand, den man herstellen kann, sondern vielmehr ein Prozess, der ständig neu ausgerichtet und aufgebaut werden muss. Wie gehen wir also konstruktiv mit Unsicherheiten um? Big Data, das Sammeln von großen Datenmengen, ermöglicht es uns heute, anhand von Algorithmen und Modellen treffsichere Prognosen zu treffen und damit auch Risiken zu minimieren. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig: von der Wettervorhersage bis hin zur Lagerlogistik, zu neuen Sicher­heitstechnologien im Auto oder zum Konsumentenverhalten. Speziell die Coronapandemie hat uns für den Umgang mit diesen Prognosen sensibilisiert, schließlich waren die Berechnungen Grundlage für weitreichende Maßnahmen. Sicherheit spielt zudem auch als Standortfaktor eine immer wichtigere Rolle. Gibt es zusehends Sicherheitsprobleme oder eine subjektiv wahrgenommene Verschlechterung der Lage in einer Re­gion, hat das Auswirkungen auf das Standortimage und dadurch letztlich auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.

WIR ENTWICKELN SICHERHEIT. Im Wirtschaftsleben lassen sich manche unliebsamen Ereignisse einfach nicht ausschließen. Daher ist ein Partner an Ihrer Seite besonders wichtig, der diese Gefahrenquellen kennt und mit einem durchdachten System abfedert. Die RVM Versicherungsmakler betrachten Ihre Risikosituation ganzheitlich und entwickeln zukunftsweisende Lösungen.

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Wir informieren Sie gerne, wie Sie auch Ihr Unternehmen wirksam absichern können! Tel.: +43 732 65 96-25651 | E-Mail: office@rvm.at www.rvm.at

© RLB OÖ/Erwin Wimmer

Unsere Kernkompetenzen:

Wege aus der Abhängigkeit Diese Ausgabe des Magazins business beschäftigt sich mit unterschiedlichen Zugängen und Ausprägungen rund um den Zukunftstrend Sicherheit. Vor dem Sommer hat die Raiffeisenlandesbank OÖ einen Talk@Raiffeisen veranstaltet, ein Onlineformat, zu dem wir eine hoch­ karätige Expertenrunde zum Thema „Energiesicherheit in Europa“ eingeladen haben. Alfons Haber, Vorstand der E-Control, voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner und Verbund-CEO Michael Strugl haben dargelegt, wie aus ihrer Sicht künftig der Weg aus der starken Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen gelingen könnte. Den Nachbericht dazu lesen Sie im ­aktuellen Heft. Klimarisiken versichern Sicherheitsexperten haben noch vor wenigen Jahren ökonomische ­Gefahren als Toprisiken eingeschätzt, heute sind es zunehmend auch ökologische Risiken wie Naturkatastrophen, Wetterextreme und Klima­

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ.

erwärmung. Eine wesentliche Rolle im Umgang mit diesen Risiken kommt der Versicherungsbranche zu. In dieser Ausgabe gehen wir der Frage nach, wie man sich bestmöglich gegen Klimarisiken absichern kann und mit welchen weiteren Zukunftsthemen sich die Versicherungsunternehmen beschäftigen müssen. Mit der Raiffeisenlandesbank OÖ Exportrisiken minimieren Sicherheit spielt auch im Bankgeschäft eine wesentliche Rolle und gehört zu den wichtigsten Attributen eines Finanzdienstleisters. Speziell exportorientierte Unternehmen wollen ihre Aktivitäten im Ausland bestmöglich finanziell absichern. Die Raiffeisenlandesbank OÖ kann als Partner für diese Vorhaben dabei nicht nur auf ein starkes internationales Netzwerk und über Jahrzehnte aufgebautes Know-how zurückgreifen, sondern auch optimal auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen anbieten und so etwa Zins- oder Währungsrisiken minimieren. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre! Ihr

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ Aktiengesellschaft.

Ihre Meinung ist gefragt! Mit dieser kurzen Umfrage ­ (3 Minuten) zum business helfen Sie uns, das Magazin weiterzuentwickeln und ­k ünftig Themen und Bereiche, die Sie besonders interes­ sieren, zu berücksichtigen. QR-Code scannen und mit­ machen! Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

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INHALT/IMPRESSUM

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VORWORT

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender.

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ENERGIE-ZUKUNFT

Unsichere Zeiten für Österreichs Gasversorgung: In der Raiffeisenlandesbank OÖ diskutierten Topmanager mögliche Energiealternativen.

WIE SCHÜTZT MAN UNTERNEHMEN?

Prof. Timo Kob, Experte für Cybersecurity und Wirtschaftsschutz, erklärt im Interview, wie man sich gegen Digitalisierungsrisiken wappnet.

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VERSICHERN GEGEN KRISEN

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Können sich Unternehmen gegen Cybercrime und Klimakatastrophen versichern? Und wo liegt die Belastbarkeitsgrenze für Versicherungen?

MIT SICHERHEIT ERFOLGREICH

Vier Unternehmen mit hervorragenden Aussichten: ein Einblick in das facettenreiche Geschäft mit der Sicherheit.

WAS TUN GEGEN EXPORTRISIKEN?

Internationale Risiken gefährden Exporterfolge. Die OeKB und die Raiffeisenlandesbank OÖ bieten zahlreiche Instrumente zur Absicherung an.

PAPIERLOS UND SMART

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Impressum Medieninhaber: Land Oberösterreich

Impressum

Herausgeber: Impressum Amt der OÖ Landesregierung Amt der OÖ Landesregierung Tickets für Verkehrsmittel und Parkhäuser werden Medieninhaber: Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft ebenso digital wie Eintrittskarten für Stadien und Land Oberösterreich Herausgeber: Impressum Abteilung Wasserwirtschaft Abteilung Anlagen-, Umwelt- und Wasserrecht Markus Groiss hat ein System gegen falsche Konzerte. Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Herausgeber: Amt der OÖ Landesregierung Amt der OÖ Landesregierung Kärntnerstraße 12, 4021 Linz Kärntnerstraße 12, 4021 Linz Medieninhaber: Feueralarme entwickelt. Sein Start-up GROMA247 Amt der OÖ Landesregierung Amt der OÖ Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Tel.: (+43 732) 7720-12424 Tel.: (+43 732)Landesregierung 7720-12599 Land Oberösterreich ist seitdem begehrter Partner der Industrie. Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Abteilung Wasserwirtschaft Abteilung Anlagen-, Umwelt- und Wasserrecht E-Mail: ww.post@ooe.gv.at E-Mail: auwr.post@ooe.gv.at Herausgeber: Abteilung Kärntnerstraße Wasserwirtschaft Abteilung Anlagen-, Umwelt- und Wasserrecht Kärntnerstraße 12, 4021 Linz 12, 4021 Linz Projektleitung: Verschlüsselte Daten, gehackte Server, gefälschte Amt (+43 der OÖ Amt (+43 der OÖ Kärntnerstraße 12, 4021 Linz Kärntnerstraße 12, 4021 Linz Tel.: 732)Landesregierung 7720-12424 Tel.: 732)Landesregierung 7720-12599 Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Mails mit Zahlungsanweisungen: Diese Gefahren Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Tel.: (+43 732) 7720-12424 Tel.: (+43 732) 7720-12599 E-Mail: ww.post@ooe.gv.at E-Mail: auwr.post@ooe.gv.at Buchempfehlungen fürww.post@ooe.gv.at den Businessalltag. Abteilung Wasserwirtschaft Abteilung Anlagen-, Umwelt- und Wasserrecht lauern auf Unternehmen im Netz. Projektbegleitung: E-Mail: E-Mail: auwr.post@ooe.gv.at Projektleitung: Kärntnerstraße 12, 4021 Linz Kärntnerstraße 12, 4021 Linz Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS – Integrated Sustainability Solutions) Projektleitung: Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Tel.: (+43 732) 7720-12424 Tel.: (+43 732) 7720-12599 AutorInnen: Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Projektbegleitung: E-Mail: ww.post@ooe.gv.at E-Mail: auwr.post@ooe.gv.at Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Projektbegleitung: Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS – Integrated Sustainability Solutions) Projektleitung: Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS) Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS – Integrated Sustainability Solutions) Impressum/Offenlegung AutorInnen: Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Dipl.-Ing. Klaus Wachtveitl (Abt. WW) Medieninhaber und Herausgeber: Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktien­gesellschaft, Europaplatz 1a, 4020 Linz. ­Aktionäre der Raiffeisenlandesbank ­Ober­österreich AutorInnen: Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) a Astrid Wagner mit (Abt. AUWR) MMag.­G ­Aktiengesellschaft sind zu rund 98,92 Prozent die RLB Verbund registrierte G ­ enossenschaft und zu rund 1,08 Prozent die RLB Holding registrierte enossenschaft ­beschränkter Projektbegleitung: Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS) Haftung OÖ. Nähere Details sind im Internet unter www.rlbooe.at/impressum a ­ brufbar. • Vorstand: Dr. Heinrich Schaller, Mag. Michaela Keplinger-Mitterlehner, Dr. Michael Glaser, Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS – Integrated Sustainability Solutions) Fotos/Illustrationen: Land OÖ/Abt. Wasserwirtschaft ٠ Bayerisches Landesamt für Umwelt ٠ Gerald (Steindlegger ISS) Mag. Stefan Sandberger, Mag. Reinhard Schwendtbauer • Konzept und Produktion: PG The C ­ orporateDipl.-Ing. ­PublishingKlaus Group GmbH (CPG), RH 3,Steindlegger 1220 Wien, Tel.: Wachtveitl (Abt. Lavaterstraße WW)Dipl.-Ing. 1, ©Trueffelpix - stock.adobe.com ٠ ©alexandrink1966 - stock.adobe.com ٠ ©Alex from the Rock AutorInnen: a +43/1/405 46 40-762, ­s.wagner@cpg.at • Für den Inhalt ­verantwortlich/Chef­redaktion: Wolfgang Aschenwald (Corporates) und Johannes Grüner (Public Relations) • Bestellung oder Dipl.-Ing. Klaus Wachtveitl (Abt. WW) MMag. Astrid Wagner (Abt. AUWR) stock.adobe.com ٠ ©Olivier Le Moal - stock.adobe.com ٠ ©Gajus - stock.adobe.com ٠ ©Robert ­Abbestellung des M ­ agazins: business@rlbooe.at • Beratung: Mag. Stefan Schatz/CPG • Autoren dieser Dipl.-Ing. Ausgabe: Rosi Dorudi, Robert Prazak, Susanne Mittermüller, Christian Kneidinger (Abt. WW) a Mayer, Markus Astrid Wagner (Abt. AUWR) MMag. Fotos/Illustrationen: Land OÖ/Abt. Wasserwirtschaft ٠ Bayerisches Landesamt- für Umwelt ٠ ­Christian Prenger, Stefan Schatz • Layout­konzept: CPG • ­Art­direction: ­Gerald Fröhlich/CPG • L ­ ektorat: Mag. Charlotte Babits • Redaktions­ manage­ ment:ISS) Silvia Wagner/CPG • ٠ ©smolaw11 Kneschke - stock.adobe.com stock.adobe.com ٠ ©fotomek - stock.adobe.com Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ­Geschäftsführung CPG: M ­ arkus Wagner, Tel.: +43/1/405 46 40-768, m.wagner@cpg.at; Stefan Schatz, Tel.: +43/1/405-46 40-760, s.schatz@cpg.at • Coverbild: -Getty Images / Fotos/Illustrationen: Land OÖ/Abt. Wasserwirtschaft ٠ Bayerisches Landesamt für Umwelt ٠ ©Trueffelpix stock.adobe.com ٠ ©alexandrink1966 stock.adobe.com ٠ ©Alex from the Rock Dipl.-Ing. Klaus Wachtveitl (Abt. WW) Grafik/Layout: Julia Tauber Ridvan Celik • Druck: Druckerei Haider Manuel e.U., 4274 Schönau i.M. - stock.adobe.com ٠ ©alexandrink1966 - stock.adobe.com ٠ ©Alex from the Rock stock.adobe.com ٠ ©Olivier Le Moal©Trueffelpix - stock.adobe.com ٠ ©Gajus - stock.adobe.com ٠ ©Robert a MMag. Astrid Wagner (Abt. AUWR) Druck:- Druckerei Manuel e.U.- -stock.adobe.com stock.adobe.com ٠Haider ©Olivier Le Moal Kneschke - stock.adobe.com ٠ ©smolaw11 stock.adobe.com ٠ ©fotomek stock.adobe.com٠ ©Gajus - stock.adobe.com ٠ ©Robert Fotos/Illustrationen: Land OÖ/Abt.Kneschke Wasserwirtschaft ٠ Bayerisches Landesamt- für Umwelt ٠ stock.adobe.com ٠ ©smolaw11 stock.adobe.com ٠ ©fotomek - stock.adobe.com Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: 1. Auflage,-Mai 2021 Grafik/Layout: Julia Tauber nach der Österreichisches ©Trueffelpix ٠ ©alexandrink1966 - stock.adobe.com ٠gedruckt ©Alex from theRichtlinie Rock - „Druckerzeugnisse“ Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: R ­ aiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktien­gesellschaft, ­Europaplatz 1a,- stock.adobe.com 4020 Linz. Grafik/Layout: Julia Tauber des Österreichischen Umweltzeichens, Umweltzeichen Dank für die Mitarbeit an: Druck: Druckerei Manuel e.U.- stock.adobe.com ٠ ©Gajus - stock.adobe.com ٠ ©Robert stock.adobe.com ٠Haider ©Olivier Le Moal Grundlegende Richtung und Blattlinie: business ist das Finanzmagazin der Raiffeisenlandesbank OÖ und beleuchtet wichtige Druckerei Haider Manuel e.U., UW 1157 UW 1157 Mag. Markus Einberger, Roland Mag.a Ulrike Steinmair, Finanz- und ­Wirtschaftsthemen. Das Magazin informiert über interessante C ­ hancen und Entwicklungen, nützliche stock.adobe.com Services und Druck: HaiderMag. Manuel e.U. Graspon, Kneschke ٠ ©smolaw11 - Druckerei stock.adobe.com ٠ ©fotomek - stock.adobe.com 1. Auflage,-Mai 2021 gedruckt nach der Josef Richtlinie „Druckerzeugnisse“ zahlreiche Best-Practice-Beispiele. Es ist politisch unabhängig und b ­ ekennt sich zur sozialen Marktwirtschaft undÖsterreichisches zur Integration Dipl.-Ing. Franz Stiebitzhofer, Mag. Johannes Weichselbaumer, Dr. Harald Wimmer 1. Auflage, Mai 2021 Grafik/Layout: Julia Tauber des Österreichischen Umweltzeichens, in Europa. Im Sinne leichterer Lesbarkeit werden geschlechts­spezifische B ­ ezeichnungen meist nur in ihrer männ­ ichen Form Umweltzeichen Dank für ldie Mitarbeit an: Weitere Informationen zum erhalten Sie unter: Druckerei Haider Manuel e.U., UWDatenschutz 1157 UW 1157 angeführt. Satz- und Druckfehler ­vorbehalten. a Dank für die Mitarbeit an: Ulrike Steinmair, Mag. Markus Einberger, Roland Druck: Druckerei HaiderMag. Manuel e.U. Graspon, Mag. www.land-oberoesterreich.gv.at/datenschutz Mag.Johannes Markus Einberger, Mag. Roland Graspon, Mag.a Ulrike Steinmair, Dipl.-Ing. Franz Josef Stiebitzhofer, Mag. Weichselbaumer, Dr. Harald Wimmer 1. Auflage, Mai 2021 Dipl.-Ing. Franz Josef Stiebitzhofer, Mag. Johannes Weichselbaumer, Dr. Harald Wimmer Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie unter: Dank für die Mitarbeit an: 04 business Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie unter: www.land-oberoesterreich.gv.at/datenschutz Mag. Markus Einberger, Mag. Roland Graspon, Mag.a Ulrike Steinmair, www.land-oberoesterreich.gv.at/datenschutz Dipl.-Ing. Franz Josef Stiebitzhofer, Mag. Johannes Weichselbaumer, Dr. Harald Wimmer

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BRANDHEISSES START-UP

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FÜR SIE GELESEN

ANGRIFF AUS DEM CYBERSPACE

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WEGE AUS DER ABHÄNGIGKEIT Erst der Boom nach den Corona-Lockdowns, dann der russische Überfall auf die Ukraine: Die Energiepreise explodieren, die Lieferung von russischem Erdgas ist unsicherer denn je. Was aber sind die ­Alternativen für Europa? Und mit welcher Energie wird sich Österreich in Zukunft versorgen? Text: Robert Prazak • Foto: Getty Images | Paul Souders | WorldFoto


ENERGIE

Frühwarnstufe ausgelöst Diese Veranstaltung widmete sich der Energiezukunft Europas. Eine hochkarätige Expertenrunde diskutierte über dieses Thema, das auch für die Industrie von zentraler Bedeutung ist. Alfons Haber, Vorstand der E-Control, wies zu Beginn darauf hin, dass Österreich die zentrale Schnittstelle für den Gastransport in Europa sei. Doch die Gassituation in Europa und speziell in Österreich habe sich nun massiv geändert. Die Maßnahmen der E-Control zielen darauf ab, „die Versorgung weiterhin zu sichern. Die bestehenden Notfallpläne umfassen Frühwarnstufe, Alarmstufe und Notfallstufe“, sagte Haber. Derzeit befinde man sich in der Frühwarnstufe und es werden Aktivitäten gesetzt, um zeitnah die relevanten Informationen zu bekommen. Michael Strugl, Verbund-CEO, analysierte die Preisentwicklung: „Mit Auslaufen der Pandemie haben wir eine enorme Nachfrage nach Rohstoffen und nach Energie weltweit beobachtet.“ So habe der wachsende Energiehunger in Asien dazu geführt, dass das Flüssiggas LNG aus den USA nicht in Europa angekommen ist, sondern nach Asien geliefert

WIR MÜSSEN IN GANZ EUROPA DIE NOTWENDIGE INFRASTRUKTUR BAUEN. ALFONS HABER, VORSTAND E-CONTROL

Alfons Haber Der Vorstand der E-Control bemüht sich im Krisenfall darum, die Versorgung zu sichern.

wurde. „Russisches Gas wurde zwar nach Europa geliefert, aber am unteren Rand der Bandbreite. Und dann ist noch der Krieg gegen die Ukraine dazugekommen.“ Preisnachteil gegenüber Deutschland Die hohen Energiepreise belasten Privathaushalte und Wirtschaft. Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine, wies darauf hin, dass die enormen Kosten dafür auch die Inflation weiter antreiben: „Das wird uns die nächste Zeit beschäftigen.“ Ein weiteres Problem seien bestehende Verträge, die nicht an die Geldentwertung angepasst werden könnten. „Die europäische Industrie steht hier vor einer sehr großen Herausforderung.“ Die große Frage: Ist damit die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft insgesamt und der oberösterreichischen Industrieunternehmen im Speziellen gefährdet? „Es gibt tatsächlich Preisunterschiede“, sagte Eibensteiner. So gäbe es in Österreich bei den Energiepreisen einen Nachteil gegenüber Deutschland. „Der ist aber hausgemacht und hat nichts mit der derzeitigen Situation zu tun“, sagte der voestalpineChef. Es würde nicht genügend Netze geben und daher könnte die heimische Industrie durchaus an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Deren Vorteil: „Wir sind innovativ und technologieorientiert und daher wird sich die Situation langfristig einpendeln.“ Dennoch sei der Ausbau der Netze jetzt ein wesentliches Thema und es sollten auch Verfahren wie UVPs verkürzt werden. Alfons Haber gab ihm recht: „Die Wettbewerbssituation ist wesentlich, daher müssen wir die nötige Infrastruktur bauen – aber nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa.“ Kein Zugang zu billigem Strom Verbund-Chef Strugl bestätigte, dass der Netzwerkausbau zu langsam vorangeht. „Wir haben das Problem, dass das zu lange dauert.“ Das sei ein echter Nachteil, etwa im Vergleich zu Deutschland. „Dort gibt es schon Beschleunigungsprogramme.“ Die Folgen: Netzengpässe führen dazu, dass in Europa verfügbarer billiger Strom für Österreich am Markt nicht bereitsteht. „Nur ein rascher Ausbau der erneuerbaren Erzeugung in Österreich, aber auch in ganz Europa ist die einzige Chance, dass wir wieder zu günstigem Strom kommen.“ Skandinavien sei ein gutes Beispiel, wie das gehen könne. „Wir brauchen dafür die Unterstützung der Politik auf allen Ebenen“, so Strugl.

DIE GRÜNE TRANSFORMATION IST EINE GROSSE CHANCE, NEUE GESCHÄFTSFELDER ZU ERSCHLIESSEN. HEINRICH SCHALLER, GENERALDIREKTOR RLB OÖ

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QR-Code scannen und den gesamten Talk@Raiffeisen „Energiezukunft Europa“ ansehen. Michael Strugl Der Verbund-Vorstand setzt auf erneuerbare Energien als Strompreisbremse.

WASSERSTOFF IST EINE MÖGLICHKEIT ZUR DEKARBONISIERUNG. MICHAEL STRUGL, CEO VERBUND AG

© Hermann Wakolbinger, Georg Wilke, www.christianjungwirth.com, Andreas Hofer

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kraine-Krieg, Sanktionen gegen Russland und ein möglicher Stopp der Gaslieferungen nach Europa: ein toxischer Mix, der für stark steigende Preise sorgt und zu bangen Fragen nach den unmittelbaren Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft führt – und damit auf den Wohlstand im ganzen Land. „Wir sind mit großen Fragen konfrontiert und müssen über die Energieversorgung grundlegend nachdenken. Eine grüne Transformation ist aber auch eine große Chance, neue Geschäftsfelder zu erschließen und im internationalen Konzert wieder eine Vorreiterrolle einzunehmen“, ist Heinrich Schaller, General­ direktor der Raiffeisenlandesbank Ober­ österreich, überzeugt und lud zum Talk@Raiffeisen.

ENERGIE

Aber kann die Industrie überhaupt mit erneuerbarer Energie betrieben werden? Herbert Eibensteiner: „Wir müssen Gas und Kohle ersetzen, das ist unabdingbar.“ Für ihn stellt sich aber die Frage, welche Belastung die Industrie aushalten könne. „Die Ziele zur CO2-Reduktion werden ständig hinaufgesetzt.“ Die voestalpine will bis 2027 die Transformation zur Elektrotechnologie bei Hochöfen schaffen, das würde auf einen Schlag 30 Prozent der CO2Emissionen einsparen. „Wir sind startbereit und haben erste Maßnahmen gesetzt. Doch es fehlt der klare Plan, wie die Energieversorgung für unsere Werke zur Verfügung gestellt wird.“ Ein weiterer heikler Punkt: Europa, und damit auch Österreich, will die Abhängigkeit von Gas aus Russland reduzieren; zudem könnte Russland von sich aus den Hahn zudrehen. Michael Strugl meinte, dass der Ersatz von russischem Gas bis 2027 ein „sehr ambitionierter“ Plan sei. Dazu müsse man andere Gasquellen oder andere Energiequellen wie Wasserstoff nutzen, auch die Steigerung der Effizienz sei nötig. „Das alles in fünf Jahren zu schaffen und zugleich wettbewerbsfähig zu bleiben im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen, ist gerade in Österreich sehr schwierig, weil wir eine hohe Abhängigkeit von russischem Gas haben.“ Und was passiert, wenn tatsächlich von heute auf morgen kein Gas aus Russland mehr nach Europa kommt? Nach Ansicht von Herbert Eibensteiner würden wesentliche Industrieproduktionen zum Stillstand kommen. „Stahl kann man ohne Gas nicht erzeugen.“ Strugl wies darauf hin, dass ein Teil der Stromproduktion in Österreich immer noch auf Gas basiert – im Winter sind es bis zu 30 Prozent, im Jahresschnitt rund 20 Prozent. Die Gaskraftwerke gleichen nicht nur die zeitweise geringe Stromproduktion etwa aus Wasserkraft und Windkraft aus, sondern dienen auch zur Stützung des Netzes. Ein Wegfall hätte daher erhebliche Auswirkungen auf die Stromversorgung in Österreich. Haber merkte an, dass die voestalpine zu den „größten Kunden“ gehöre. „In Österreich verbrauchen 50 Kunden 50 Prozent des Erd­ gases.“ Zuletzt wurde ja etwa von der IV eine Diversifizierung des Gas-

Herbert Eibensteiner Der CEO der voestalpine AG beklagt die fehlenden Stromnetze in Österreich.

bezugs gefordert. „Wir wollen das ermöglichen, müssen dafür aber an vielen Schrauben drehen.“ Als Alternative könnte auch Wasserstoff wichtiger werden. Eibensteiner will entsprechende Projekte vorantreiben, vermisst aber auch in dieser Hinsicht eine Strategie für Österreich und Europa. Strugl meinte dazu: „Es bilden sich in ganz Europa Konsortien, die gemeinsam Wasserstoff erzeugen und für die Industrie verfügbar machen wollen.“ Es sei wichtig, dass Österreich da nicht den Anschluss verliert und der Rahmen für eine österreichische Wasserstoffwirtschaft geschaffen wird. „Wasserstoff ist eine Möglichkeit zur Dekarbonisierung der Produktion.“ Preise bleiben hoch Abgesehen von solchen mittel- bis langfristigen Zielen stellt sich die Frage nach der Entwicklung der Energiepreise in den nächsten Monaten. Michael Strugl nannte die Terminmärkte für Strom, anhand derer man die Preisentwicklung sehen könnte. „Die Preise könnten in den nächsten Jahren zwar leicht sinken, aber auf hohem Niveau bleiben.“ Einzige Möglichkeit, den Preisanstieg zu mindern, ist die Erzeugung von mehr Energie im eigenen Land. „Das ist das Gebot der Stunde, wenn man die Preise nach unten bringen will.“ Auch Alfons Haber rechnet damit, dass die Preise zumindest bis ins zweite Quartal 2023 sehr hoch bleiben werden. „Wir müssen jetzt auf das Jahresende 2023 und das Jahr 2024 schauen.“ Herbert Eiben­ steiner denkt vor diesem Hintergrund in Szenarien. „Längerfristig ist die oberösterreichische Industrie ausgezeichnet aufgestellt, wir konzentrieren uns auf Innovationen und Technologie.“ Um die derzeitigen Schwierigkeiten zu bewältigen, müssten aber die erhöhten Preise auf den Märkten umgesetzt werden. „Die Regierung hätte ausreichend Möglichkeiten, uns auf der Energieseite zu helfen.“ Es sei zweifellos wichtig, die Menschen wegen der hohen Energiepreise zu unterstützen, aber die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie müsste ebenfalls gestärkt werden. ••

UNS HILFT, DASS WIR INNOVATIV UND TECHNOLOGIEORIENTIERT SIND. HERBERT EIBENSTEINER, CEO VOESTALPINE AG

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INTERVIEW

INTERVIEW

„OFFENE FIRMENKULTUR SCHÜTZT VOR BETRUG“ DIE GRÖSSTE GEFAHR IST, DIE DIGITALISIERUNG ZU VERPASSEN.

Professor Timo Kob zählt zu den renommiertesten Experten für Cybersecurity und Wirtschaftsschutz im deutschsprachigen Raum. Im Interview erklärt er, warum Bitcoin keine Lösung und Datenschutz unbedingt ernst zu nehmen ist. Interview: Stefan Schatz

PROF. TIMO KOB, HISOLUTIONS AG

business: Die Pandemie und der russische Überfall auf die Ukraine haben Themen wie Digitalisierung und Big Data aus den Schlagzeilen verdrängt. Dabei hat die Covidpandemie digitale Prozesse extrem beschleunigt. Welche Gefahren sind dadurch für Unternehmen entstanden? Timo Kob: Die größte Gefahr für Unternehmen ist, bei der Digitalisierung nicht mitzumachen. Wer sich vor den Risiken oder Kosten fürchtet und deshalb die Umstellung auf digitale Prozesse verweigert, begeht Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Natürlich muss man gewisse Dinge bei der Digitalisierung im Auge haben: etwa den Datenschutz und die Vertraulichkeit von Informationen. Und natürlich braucht die Digitalisierung auch Investitionen. Ich würde mir wünschen, die Unternehmen würden dabei mehr an Resilienz als an Kosten denken. Wenn man alle Prozesse über einen Server laufen lässt, dann mag das aus Kostensicht optimal sein. Aber wenn dieser Server ausfällt, steht der Betrieb. Ich rate zu einer Struktur, die aus Controllersicht vielleicht schlanker sein könnte, dafür aber auch im Krisenfall funktioniert. Sie sagen: Cybersecurity beginnt beim Chef. Viele Unternehmen werden von Eigentümern geführt, die keine Digital Natives sind. Wie gut sind solche Unternehmen gewappnet? Kob: Der klassische Mittelstand ist das Rückgrat der Wirtschaft in Österreich und Deutschland. Viele Firmen wurden von Ingenieuren erfunden, die vor Jahrzehnten eine tolle Idee hatten und darauf ein florierendes Unternehmen aufbauten. Das sind großartige Firmen! Aber solchen Unternehmern beizubringen, dass sie eine Million von ihrem Gewinn abgeben und in IT-Security stecken sollen, ist nicht ganz einfach, auch aufgrund unterschiedlicher Philosophien. Die IT will das Geld investieren, damit etwas nicht passiert. Der klassische Ingenieur will lieber in eine Maschine oder in die Forschung investieren: Er will ermöglichen, nicht verhindern.

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Obwohl man sehr viel über Ransomware-Angriffe liest: Mittlerweile schaffen es Cyberkriminelle, riesige Konzerne und öffent­ liche Organisationen mit ihrer Schadsoftware lahmzulegen. Gehen diese Nachrichten am Mittelstand vorbei? Kob: Keineswegs, der Mittelstand ist aus meiner Erfahrung hoch alarmiert und will, dass die IT-Abteilungen etwas dagegen machen. Aber: In den meisten Unternehmen haben IT-Abteilungen ganz andere Kompetenzen als Security und Schutz vor Cybercrime. Entsprechend ausgebildete Fachkräfte sind am Markt auch nicht zu bekommen. Weil diese innovativen Unternehmen zwar für Techniker sehr spannend und attraktiv sind, aber ein hoch qualifizierter Informatiker lieber zu Google geht als zum Weltmarktführer von Wasserwaagen in den hintersten Schwarzwald. Auch spezialisierte Dienstleister und Unternehmen haben volle Auftragsbücher und sind daher nicht leicht zu beauftragen.

weis stempelt. In unserem Unternehmen wird jede externe Mail mit dem deutlichen Hinweis gelabelt: „Achtung, diese Mail kommt nicht von intern.“ Zweitens und viel wirksamer: eine offene Unternehmenskultur. Je hierarchischer ein Unternehmen strukturiert ist, je weniger Fehlerkultur und je weniger Kommunikation es in einem Unternehmen gibt, desto größer ist die Gefährdung. Wenn eine Anweisung vom Chef als Gottes Wort gilt, dann traut sich ein Mitarbeiter die Aufforderung zu einer Überweisung nicht zu hinterfragen, auch wenn sie ihm seltsam vorkommt. Und wie schützt man sich gegen Ransomware-Angriffe? Kob: Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Aber die Gefährdung sinkt deutlich, wenn man ein paar Regeln beachtet: nur aktuelle Software verwenden, alle Updates durchführen, ein vom firmeninternen Netzwerk physisch getrenntes Back-up verwenden, dessen Funktion ab und an überprüft wird, das Netz segmentieren und Admi­ nis­ tratorenrechte beschränken. Ich selbst bin Eigentümer meines Unternehmens, trotzdem habe ich nicht die Administratorenrechte, um neue Software in unser System zu spielen. Weil ich sie nicht brauche und selbst ein potenzielles Angriffsziel bin. Ein für mich auch sehr wichtiger Punkt ist der Abschluss einer Versicherung für solche Fälle. Nicht wegen des Geldes, das man im Schadensfall bekommt, sondern weil Versicherungen mit kompetenten IT-Security-Experten zusammenarbeiten, die im Krisenfall helfen und an die man ohne Versicherung gar nicht mehr so leicht herankommt.

Das klingt düster. Haben Unternehmen gar keine Chance gegen Cyberkriminelle? Kob: Doch, aber man kann die Versäumnisse aus zwei Jahrzehnten nicht an einem Nachmittag aufholen. Das Thema ist komplexer und schließt den Kreis zur Digitalisierung. Digitalisierung ist ein Gamechanger, der das Geschäft jedes Unternehmens extrem stark beeinflusst. Unternehmen müssen sich fragen: Wie ist unsere Strategie, wie verändert sie sich durch Digitalisierung, was macht der Mitbewerb? Dabei müssen Entscheidungen getroffen werden, die ein IT-Leiter nicht treffen kann, weil es um Unternehmensgrundsätze geht. Manche Unternehmen behelfen sich, indem sie einen Chief Digital Officer bestellen. Auch das funktioniert nur bedingt, wenn er von seinen Kollegen in der Geschäftsführung nicht verstanden wird. Kurz gesagt: Eigentümer von kleinen Unternehmen und die Geschäftsführung von größeren Unternehmen müssen sich vom Gedanken verabschieden, man müsse IT nicht können. Das mag langfristig helfen, aber was können Unternehmen kurzfristig für ihre Sicherheit tun? Kob: Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Gegen den CEO-Fraud – also dass Mitarbeiter mit gefälschten Mails zur Überweisung von hohen Summen angestiftet werden – hilft zweierlei: zum einen als erste kleine Hilfe eine Vorkehrung, die jede externe Mail mit einem Gefahrenhin-

© HiSolutions AG

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enn in der HiSolutions AG das Telefon klingelt, ist meist Not am Mann. Das Unternehmen des CybersecurityExperten und Hochschulprofessors Timo Kob wird gerufen, wenn Cyberkriminelle Unternehmen oder Regierungen attackieren. Im Interview erklärt er, wie man mit einfachen Maßnahmen die Gefährdung des eigenen Unternehmens zumindest verringert.

Sind die Themen DSGVO, Privacy Shield, Datenschutz etc. für ­Unternehmen relevant oder ist das totes Recht? Kob: Das ist sehr relevant, die Strafen reichen bis zu den berühmten zwei Prozent vom Umsatz. Auch wenn die Maximalhöhe nur selten verhängt wird, fallen mir auf Anhieb einige Strafen in Millionenhöhe ein. Die Österreichische Post AG etwa musste aus dem DatenschutzTitel 9,5 Millionen Euro Strafe zahlen. Das Problem ist weniger das Gesetz, sondern die Strenge der Auslegung und der vorauseilende Gehorsam. In Deutschland gibt es schon Fälle, wo Unternehmen ihren

Sitz in jenen Bundesländern suchen, wo man in diesen Fragen kompromissbereiter ist. In Brandenburg etwa, wo Datenschutz sehr streng gehandhabt wird, hat man während des Home-Schoolings in der Pandemie die Verwendung von Microsoft Teams aus Datenschutzgründen untersagt. Man musste auf eine Plattform zugreifen, die zwar aus Europa kam, aber vom Hersteller selbst als Pilotprojekt bezeichnet wurde und nicht stabil funktionierte. Auch bei Cloud-Lösungen sind europäische Lösungen heute leider oft noch kein vollwertiger Ersatz zu den amerikanischen Angeboten. So sehr ich für Privacy und Datenschutz bin: Man kann den Unternehmen nicht einfach etwas verbieten, ohne alternative Lösungen zu haben. Sollen Unternehmen Kryptowährungen akzeptieren? Kob: Ich wäre glücklicher, wenn es Kryptowährungen nicht gäbe. Sie sind ein Mittel für Kriminalität, ohne Bitcoin & Co wäre das ganze Ransomware-Business deutlich erschwert. Abgesehen davon: Allein der Stromverbrauch fürs Mining ist in Zeiten der Klimakatastrophe absurd und widerlich. Zudem tun sich Unternehmen schon schwer, Währungen aus Emerging Markets zu akzeptieren, die hoher Inflation unterliegen. Warum also sollte man Kryptowährungen akzeptieren, deren Kurs einer Hochschaubahn gleicht? ••

Zur Person Seit 1992 berät Timo Kob nationale und internationale Unternehmen, ­B ehörden, Regierungen und supranationale Institutionen, darunter mehr als die Hälfte der DAX-Unternehmen, 75 Prozent der deutschen Top20-Banken, das deutsche Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI), das Bundeskanzleramt der Republik Österreich und die ­E uropäische Agentur für Netzwerk- und Informationssicherheit (ENISA) u. v. m. Der 52-jährige Deutsche lehrt als Professur am FH Campus Wien Wirtschaftsschutz und Cyber­s ecurity und ist Gründer und Vorstand des deutschen Sicherheits-­B eratungshauses HiSolutions AG mit Sitz in Berlin.

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KRISEN­ SICHER Die steigende Zahl an Naturkatastrophen wirft die Frage auf: Gibt es eine Versicherung gegen die Klimakrise? Aber auch Digitalisierung, internationale Konflikte und Lieferkettenprobleme stellen die Versicherungsbranche vor Herausforderungen. Text: Markus Mittermüller • Foto: Getty Images / Marian Vejcik


VERSICHERUNGEN

JEDER MÜSSTE LÄNGST ­GEGEN CYBERANGRIFFE VERSICHERT SEIN.

DER EINSATZ DIGITALER TECHNOLOGIEN IST DIE BASIS, UM SICH KONSEQUENT AN KUNDEN UND IHREN ANSPRÜCHEN AUSRICHTEN ZU KÖNNEN.

OTHMAR NAGL, GENERALDIREKTOR OÖ VERSICHERUNG AG

GÜNTHER GRÖSSMANN, GESCHÄFTSFÜHRER RVM VERSICHERUNGSMAKLER

„Im Gegensatz zu den Katastrophenfonds der Bundesländer, die bei Extremereignissen einspringen, bietet eine Versicherungslösung einen Rechtsanspruch für die Versicherten“, so Nagl. Während die Auswirkungen und die damit einhergehenden Gefahren der Klimakrise vielen Versicherten deutlich bewusst sind, herrscht im Bereich Cyberkriminalität noch massiver Aufholbedarf. Grössmann präzisiert: „Bedrohungen durch Cyberangriffe sind längst allgegenwärtig. Versicherungen müssen auf diese Entwicklungen reagieren und ihre Produkte auf neue Gefahren aus dem Internet hin anpassen. Nicht nur internationale Konzerne mit ihren Datenströmen müssen sich entsprechend gut absichern. Besonders kleinere und mittlere Betriebe, Einzelunternehmer und Privatpersonen sind kaum durch professionelle IT-Security geschützt und im Zuge der Digitalisierung in den Fokus der Cyberkriminellen geraten. Sie benötigen dringend entsprechende Vorsichtsmaßnahmen.“

Naturkatastrophen nehmen zu Umgeknickte Bäume, durch die Luft gewirbelte Gartenmöbel und sintflutartige Regenfälle: Das Sturmtief Bernd hat im Sommer des vorigen Jahres in vielen Regionen ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Der Rückversicherer Swiss Re schätzt die Summe der Schäden, die in Deutschland, Belgien und den benachbarten Ländern im Juli aufgetreten sind, auf bis zu 13 Milliarden Dollar. Weltweit sind 2021 versicherte Schäden in der Höhe von 105 Milliarden Dollar angefallen, so die Berechnungen der Experten. Das wäre die bisher vierthöchste Summe in den mehr als 50 Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1970. Und die Zahl an Naturereignissen mit katastrophalen Folgen nimmt weiter zu. Schon wird die Frage nach staatlichen Eingriffen in die Absicherung damit einhergehender Risiken diskutiert. Offen ist auch, in welchem Ausmaß Naturgefahren überhaupt noch versichert werden können. „Die

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Entschädigungen für Folgen aus bestimmten Naturereignissen sind bereits jetzt summenmäßig limitiert oder gar nicht mehr versicherbar, wie etwa in diversen Hochwassergebieten“, erklärt dazu Günther Grössmann. Er ist Geschäftsführer der RVM Versicherungsmakler GmbH, eines Tochterunternehmens der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG. Vorbild Hagelversicherung „Die Versicherungswirtschaft ist mit Schäden aus solchen völlig unvorhersehbaren Naturkatastrophen eigentlich überfordert. Erstversicherungsgesellschaften können Risiken dieser Art nur mit der Absicherung einer Rückversicherung stemmen“, meint Othmar Nagl, Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung AG. Er spricht sich daher für einen österreichischen Spezialversicherer nach dem Vorbild der heimischen Hagelversicherung aus. Diese wurde bereits 1947 mit dem Auftrag gegründet, den landwirtschaftlichen Betrieben einen ausreichenden Schutz gegen extreme Wetterereignisse anzubieten. Das Besondere dabei ist, dass die Prämien der Landwirte dabei zu 55 Prozent vom Staat gestützt werden. Damit einher geht aber auch eine Versicherungspflicht. „Der gesetzliche Zwang vermeidet eine negative Risikoselektion und hält damit auch die Prämien für die gesamte Risikogemeinschaft in einem leistbaren Rahmen“, sagt Grössmann. „Die Schweiz war dabei Vorreiter.“ Die kanto­nale Gebäudeversicherung ist dort in vielen Kantonen obligatorisch und kann auch in Bauvorschriften eingreifen. „In überschwemmungsgefährdeten Regionen haben sie ein Vetorecht, von dem sie auch Gebrauch machen“, berichtet Nagl. Auch er kann sich im Immobilienbereich für eine solche Pflichtversicherung hierzulande erwärmen. Es gäbe zwar Notfallstöpfe der öffentlichen Hand, die aber einen entscheidenden Nachteil hätten:

© Hermann Wakolbinger, RVM Versicherungsmakler

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ine beeindruckende Zahl: 18,7 Milliarden Euro haben die im Versicherungsverband (VVO) vereinten Unternehmen im Vorjahr im direkten Inlandsgeschäft an verrechneten Prämien registriert. Die Leistungen an Kunden sind im Vergleich zu 2020 um 2,9 Prozent auf 16 Milliarden Euro gestiegen. Insgesamt kann die heimische Versicherungsbranche mit der Entwicklung im Vorjahr also durchaus zufrieden sein. Trotzdem wird schon jetzt eifrig an neuen Herausforderungen gearbeitet. Denn ob Klimawandel, digitale Geschäftsmodelle, Lieferkettenprobleme oder internationale Konflikte – jede der Entwicklungen hat auch Konsequenzen für die Versicherer. Die Frage ist daher brennender denn je: Wie wird die Branche künftig mit den immer größer werdenden Klimarisiken umgehen? Und in welche Richtung entwickelt sich die Versicherungsbranche insgesamt?

Awareness fehlt Die RVM hat hier bereits ein Produkt am Markt, das unterschiedliche ­Szenarien der Cyberkriminalität abdeckt. Auch die OÖ Versicherung bietet eigene Cyberversicherungen: „Wir wundern uns, dass die branchenweite Awareness dafür noch immer sehr niedrig ist“, meint Nagl. Und das, obwohl prominente Beispiel zeigen, welche Gefahren aus dem Internet lauern. Zuletzt wurde das Amt der Kärntner Landesregierung im Mai Opfer eines Angriffs, der Rechner verschlüsselte und die Behörden zur Untätigkeit verdammte. „Jeder glaubt, es trifft immer nur die anderen. Dabei steigt die Zahl der Cyberangriffe jährlich rasant an. Eigentlich müsste längst jeder dagegen versichert sein“, meint der Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung. Was allerdings nicht ganz einfach ist, wie Grössmann weiß: „Die steigenden Schäden in diesem Bereich belasten die Kapazitäten der Versicherer enorm. Viele Gesellschaften fordern daher die Abarbeitung sehr aufwendiger und umfangreicher Fragebögen bis hin zu Risikoaudits, bevor sie überhaupt ein Versicherungsangebot erstellen. Sind die Ergebnisse daraus für die Versicherer nicht zufriedenstellend, wird gar kein Offert gelegt.“ Anders gesagt: Unternehmen, die sich nicht um den Schutz ihrer IT kümmern, können sich auch nicht gegen Cyberrisiken absichern. Digitale Customer Journey Eine Alternative zum Investment in die IT-Security bleibt nicht. Die Digitalisierung hat einfach zu viele Vorteile, um sich von ihr abzuwenden. Auch für die Versicherungsbranche. Die Customer Journey wird digitaler, der Kunde informiert sich im Internet und kauft online. „Der Einsatz digitaler Technologien ist die Basis, um sich konsequenter an Kunden und ihren Ansprüchen ausrichten zu können“, sagt der RVM-Geschäftsführer. Nicht erst seit der Pandemie hätten sich die Kundenerwartungen an Dienstleistungen radikal verändert. „Der Vertrieb, die Servicebereiche – eigentlich die gesamte Art der Interaktion mit Kunden – müssen sich darauf einstellen“, so Grössmann weiter.

Derzeit sei der digitale Abschluss zwar noch auf relativ einfache Produkte wie Kfz-Versicherungen beschränkt. „Die Kunden kennen sich aber auch bei anderen Versicherungsmöglichkeiten gut aus, weil sie sich die Informationen im Internet besorgen“, so Nagl. Bei komplexeren Produkten sei aber weiterhin der Bedarf da, „sich mit einem Berater aus Fleisch und Blut über Vor- und Nachteile auszutauschen und konkrete Fragen zu stellen“. Die digitale Vernetzung zwischen Kunden und Versicherer biete aber ohnehin viel mehr Möglichkeiten als nur den Vertrieb, wie Grössmann am Beispiel der Fracht- und Warenversicherungen erklärt. Die Unterbrechung der Lieferketten – ausgelöst durch die Coronapandemie, politische Krisen oder Staus bei den Containerschiffen – erfordere hier eine neue Vorgangsweise. „Die Zukunft geht klar in Richtung Echtzeitzugriffe auf versicherungsrelevante Risikodaten. Daraus können wir ableiten, welche Entwicklungsmöglichkeiten sich ergeben“, so Grössmann. Das Beispiel zeigt: Versicherer und ihre Kunden stehen bei Gefahren auf derselben Seite, denn beide wollen sie vermeiden. Was aber nur gelingt, wenn beide an einem Strang ziehen – und sich gemeinsam auf eine Strategie einigen, wie der mit entsprechenden Versicherungsprodukten geschützte Kunde sicher planen kann. ••

QR-Code scannen und im Video mehr über RVM erfahren.

Die RVM Versicherungsmakler GmbH (RVM) • D ie RVM Versicherungsmakler GmbH ist ein Tochterunternehmen der RLB OÖ und feiert heuer 25-jähriges Bestehen. • M it den Beteiligungen beschäftigt die RVM Gruppe rund 90 Mitar­b eiterinnen und Mitarbeiter und verwaltet ein Prämienvolumen von 150 Millionen Euro. • D ie RVM ist damit der größte Industrieversicherungsmakler ­O berösterreichs und gehört zu den Top 5 in Österreich. • D as Unternehmen kann auf langjährige Erfahrung in Zusammenarbeit mit Kunden aus den verschiedensten Bereichen – von der Herstellung bis zum Handel, von der Bauplanung bis zum fertigen Objekt – ­z urückgreifen. • G emeinsam mit dem Netzwerk der UNIBA Partners stellt die RVM – in mehr als 120 Nationen in Zusammenarbeit mit über 300 Partner­ büros – einen globalen Service zur Verfügung.

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ZUKUNFTSMODELLE Gigantische Stahlseile für schwere Bauwerke, smarte Türöffner ohne Schlüssel, digitale Zutrittskontrollen mit Videoüberwachung und intelligentes Einsatz­ management für Rettungskräfte: Vier Beispiele zeigen, wie vielfältig, ­facettenreich und innovativ das Geschäft mit der Sicherheit ist. Text: Rosi Dorudi • Foto: Teufelberger


SICHERHEITSBRANCHE

SICHERHEITSBRANCHE

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Smarte Zugangsberechtigung Als multifunktionaler Begleiter unseres Alltags wird das Smartphone zunehmend zum digitalen Türöffner. So ermöglicht auch das intelligente AirKey-System des Wiener Traditionsunternehmens EVVA den Zutritt

HERAUSFORDERND SIND DIE STEIGENDEN ROHSTOFFUND ENERGIEPREISE. FLORIAN TEUFELBERGER, GESCHÄFTSFÜHRER TEUFELBERGER

Florian Teufelberger Sein gleichnamiges Familienunternehmen ist Spezialist für Seile.

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Stefan Ehrlich-Adám EVVA: Die Spezialisten für ­Z utrittssysteme setzen auf Forschung & Entwicklung.

KLASSISCHE FEUERWEHRTECHNIK WIRD EINE DIGITALE ERGÄNZUNG ERFAHREN. DIETER SIEGEL, CEO ROSENBAUER INTERNATIONAL AG

Rosenbauer RT: Das elektrische Löschfahrzeug mit digitalisiertem Cockpit zeigt die Zukunft der Feuerbekämpfung.

ohne konventionellen Schlüssel und bietet vor allem für Firmen mit verteilten Standorten flexible Schlüsselübergaben. „AirKey bietet eine lückenlose Kontrolle über Türen“, erklärt EVVA-Geschäftsführer Stefan Ehrlich-Adám. „Mit der Send-a-Key-Funktion wird die Registrierung einfach online an die berechtigte Person versendet, die per SMS den Zutritt erhält.“ Smarte Funktionen wie Geotagging vervollständigen die Anwendungsmöglichkeiten. Die Digitalisierung der Sicherheitstechnik hat der Branche eine neue Dynamik beschert. „Die ersten elektronischen Schließsysteme kamen vor rund 30 Jahren auf den Markt“, erzählt EhrlichAdám. „Wir waren früh mit eigenen Entwicklungsarbeiten daran beteiligt und haben über die Jahre hinweg an Zutrittslösungen geforscht, um ein optimales mechatronisches Produkt anbieten zu können.“ Neben den Standorterweiterungen für die drei Power Plants am Wienerberg, in Krefeld in Deutschland und dem tschechischen Tišnov liege der Fokus vor allem auf den Themenkomplexen Industrie 4.0. EVVA will bis zum Jahr 2023 über 20 Millionen Euro in den Ausbau dieses Bereichs investieren – insbesondere in hochklassige Automatisierungslösungen. „Unser mittelfristiges Ziel heißt ‚Digital Twin‘, also eine durchgehende ­Digitalisierung von der Bestellung über die Produktion bis zur Aus­lie­ ferung“, so der Geschäftsführer. Die große Herausforderung für die ­Branche bestehe zukünftig bei den Themen Integration und Konvergenz. Dazu gehe EVVA Kooperationen mit externen Partnern wie dem Fraunhofer Forschungsinstitut ein, um auch weiterhin im Bereich Sicherheitstechnologie Innovationsführer zu sein. Speziell bei digitalen Video- und Zutrittskontrollsystemen sind in den letzten Jahren neue Funktionen hinzugekommen, die auch für den Nutzer

UNSER MITTELFRISTIGES ZIEL IST DIE DURCHGEHENDE DIGITALISIERUNG. STEFAN EHRLICH-ADÁM, GESCHÄFTSFÜHRER EVVA

© Rosenbauer, Christian Huber, Bernhard Schramm, Sipeko Sicherheitstechnik

eile sind vielseitig einsetzbar. Sie verbinden, tragen Lasten und halten sogar zentnerschwere Brücken. So wie die neue, 300 Meter lange Autobahnhängebrücke über der Donau in Linz, bei der tonnenschwere Stahlseile des Welser Familienunternehmens Teufelberger zum Einsatz kamen. Ein Meilenstein in der Auftragsgeschichte des Unternehmens und ein logistischer Drahtseilakt. „Jedes der 24 Stahlseile ist 500 Meter lang und rund 75 Tonnen schwer“, erzählt Vorstand Florian Teufelberger. „Die Hightechtragseile mit dem beachtlichen Durchmesser von 14,4 Zentimetern haben wir an unserem italienischen Standort Gardone Val Trompia gefertigt. Ihr Transport, vor allem durch den Bindermichl-Tunnel als Nadelöhr, war die große Herausforderung dabei“, erinnert sich der Seilspezialist. Die Firma Teufelberger blickt auf über 230 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von Faser- und Stahlseilen sowie der Extrusion von Kunststoffbändern zurück. „Bis Ende der 1960er-Jahre waren wir fast ausschließlich in Österreich aktiv“, erzählt der Geschäftsführer. Heute betreibt Teufelberger neben den drei Standorten in Österreich Produktionsniederlassungen in Italien, Tschechien, Schweden, China, den USA und Thailand. Mit der erst kürzlich erfolgten Übernahme des polnischen Unternehmens Maillis Plastics Solution ist ein weiterer Standort dazugekommen. „Die jüngste Akqui­ sition sichert uns die Möglichkeit für weiteres Wachstum im Bereich Strapping – also Kunststoffumreifungsbänder“, erläutert Teufelberger. Aktuell sei die Auftragslage ungebrochen hoch, „die wesentlichen Herausforderungen sind aber wie in vielen anderen Branchen auch die steigenden Rohstoff- und Energiekosten sowie die Angebotsverknappung am Fasermarkt“.

einen wesentlichen Mehrwert darstellen. „Videoanalyse und künstliche Intelligenz sind mittlerweile ein fester Bestandteil dieser Systeme und bieten unseren Kunden ein hohes Maß an Flexibilität und Funktionalität“, konstatiert Martin Kalchhauser, Geschäftsführer der Sipeko Sicherheitstechnik. Der traditionsreiche Anbieter von Sicherheitsanlagen ist Spezialist für Brandschutz, Zutritts- und Alarmanlagen sowie Videoüberwachung. „Die simple Erstellung von Berechtigungshierarchien ermöglicht eine optimale Anpassung an die jeweiligen Organisationsstrukturen“, erklärt Kalchhauser. „Änderungen können daher auch schnell und vor ­allem einfach in der Software durchgeführt werden.“ Die integrierte Protokollierung ermögliche darüber hinaus eine entsprechende Nachvollziehbarkeit und Transparenz. Ein weiterer Vorteil beim Einsatz elektronischer Zutrittskontrollen sei zudem der Investitionsschutz für den Betreiber. Bedeutete früher der Verlust eines Betriebsschlüssels den Austausch des gesamten Schließsystems, könne man jetzt die ­Zutrittskarten in der Verwaltungssoftware rasch sperren lassen. „Für ein effektives Sicherheitsmanagement geht es im Wesentlichen um eine Gesamtbetrachtung aller Risikofaktoren unter Berücksichtigung der spe­ zifischen Objekteigenschaften“, erläutert Kalchhauser. Die Vernetzung zwischen den einzelnen Sicherheitslösungen schaffe dabei einen markanten Mehrwert. „Daraus können wir die entsprechenden Maßnahmen zur Risikovermeidung definieren und den Kunden individuelle Schutzkonzepte anbieten.“ Neben dem Mangel an technischem Fachpersonal gilt es aktuell vor allem, die Versorgungssicherheit mit den notwendigen elektronischen Komponenten und die steigenden Einkaufspreise zu bewältigen. Feuerwehrtechnik 4.0 Seit mehr als 150 Jahren entwickelt und produziert die international agierende Firma Rosenbauer Feuerwehrtechnik und Löschgeräte. Vor allem Nordamerika ist für das Unternehmen zum wichtigen Absatzmarkt geworden. „Nordamerika ist der weltweit größte Feuerwehrmarkt mit einer sehr dynamischen Entwicklung und einem Beschaffungs­ volumen von über 6.000 Fahrzeugen im Vorjahr“, so CEO Dieter Siegel. „Besonderes Wachstumspotenzial sehen wir im Bereich der Fleet ­Accounts, bei denen städtische Feuerwehrkunden ihre Fahrzeugflotte

meist von nur einem Hersteller beziehen – inklusive After-Sales-Service sowie Ersatzbeschaffung nach der Ausmusterung.“ Auch das Thema E-Mobilität rücke zunehmend in den Fokus der amerikanischen Feuerwehrorganisationen. „Wir sehen hier einen klaren Trend in Richtung Elektrifizierung und Vernetzung, wodurch Einsatzorganisationen besser miteinander kommunizieren und Informationen austauschen können.“ Das Los Angeles Fire Department habe als eine der ersten Stationen in Nordamerika das von Rosenbauer entwickelte elektrische Feuerwehrfahrzeug RT im Einsatz. „Beim RT ist das Cockpit umfassend digitalisiert“, er­ läutert Siegel. „Mit dem von uns entwickelten Einsatzmanagement- und Informationssystem ‚Connected Command‘ wird der RT zur zentralen Kommandound Informationsdrehscheibe, da alle relevanten Informationen wie Brandschutzpläne, Gefahrstoffdaten oder Kfz-Rettungskarten über das Softwaretool von allen Rettungskräften überall und zu jeder Zeit abge­ rufen und genutzt werden können.“ Mit Blick auf die steigende E-Mobilität hat das Unternehmen ein innovatives Löschsystem für brennende Transaktionsbatterien in E-Autos entwickelt und bereits auf den Markt gebracht. „Das spezielle Löschsystem bringt das Löschwasser zur Kühlung der Zellen und Module direkt in das Akkugehäuse“, erklärt Siegel. „Dadurch wird ressourcenschonend gelöscht und die Ausbreitung der Rauchgase auf ein Minimum reduziert.“ Führten Engpässe in der Materialversorgung 2021 immer wieder zu Produktionsstörungen, belasten zurzeit die Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Teilen die Profitabilität zusätzlich. Große Herausforderung sei es aber zukünftig, die beiden Welten – analog und digital – miteinander zu verbinden. „Klassische Feuerwehrtechnik wird in Zukunft eine digitale Ergänzung erfahren, um sie im vernetzten Feuerwehralltag einsetzen zu können“, konstatiert Siegel. Für Rosenbauer bedeute dies, mit neuen digitalen Produkten und Lösungen neue Geschäftsfelder zu erschließen und sich auch bei der Transformation der Feuerwehren weiterhin als Technologieführer zu behaupten. ••

Martin Kalchhauser Sipeko Sicherheitstechnik ist bei Brandschutz-, Zutrittsund Alarmanlagen führend.

Dieter Siegel Rosenbauer International ist Weltmarktführer bei Feuerwehrtechnik.

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EXPORT

EXPORT

EXPORTRISIKEN ABSICHERN

Auch die galoppierende Inflation und die Androhung von steigenden Zinsen verunsichern Unternehmen. Schließlich könnte das für schwankende Währungen sorgen und so manches Exportgeschäft vermiesen. Michaela Keplinger-Mitterlehner, stv. Generaldirektorin der RLB OÖ, weiß: „Die heimischen Unternehmen sprechen im allgemeinen Tenor von herausfordernden Zeiten, die auf sie z­ ukommen.“ Dabei bergen neben der Lieferkettenproblematik vor allem die Preissteigerungen ein erhöhtes Risiko­potenzial, da nicht alle Unternehmen die steigenden Kosten an ihre Kunden weitergeben können. „Dadurch steigt die Gefahr, dass die operativen Erträge zurückgehen.“ Aufgrund der wirtschaftlich stabilen Ausgangssituation könne diese Phase jedoch von den meisten Unternehmen gut überbrückt ­werden – jedenfalls kurzfristig. „Die anstehenden Zinserhöhungen wurden, auch in Anbetracht des guten Risikomanagements der Unternehmen, bereits seit Längerem erwartet und sind daher keine Über­ra­schung.“ Allerdings würde die Zinsentwicklung in Hinblick auf zukünftige Neuinvestitionen genau beobachtet.

Inflation, steigende Zinsen, Währungsschwankungen und politische Unsicherheiten – exportorientierte Unternehmen sind aktuell gut beraten, Risiken abzusichern und zu minimieren.

Produkte zur Zinsabsicherung Welche Möglichkeiten stehen jetzt zur Zinsabsicherung zur Verfügung? Derivate seien bei Finanzierungen das Mittel der Wahl, erklärt KeplingerMitterlehner. „Dabei stehen bei den Unternehmen die Planbarkeit sowie das allgemeine Risiko im Vordergrund.“ Die Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich bietet aus diesem Grund zwei Produkte konkret zur Zinsabsicherung an. Erstens einen Zinsswap: Dabei wird der Austausch von Zinszahlungsverpflichtungen über einen festgelegten Zeitraum definiert. Auf diese Weise hat ein Unternehmen beispielsweise die Möglichkeit, einen Zinssatz von variabel in fix zu wechseln oder umgekehrt. Zweitens einen Zinscap: Dieser fungiert analog einer Versicherung. „Der Kunde wählt dabei eigenständig seine wirtschaftliche Zinsobergrenze. Wird diese überschritten, leistet die Bank dementsprechend Ausgleichszahlungen“, sagt Keplinger-Mitterlehner.

Text: Robert Prazak

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as Jahr 2022 hat für die Exportwirtschaft rasant begonnen: In den ersten beiden Monaten lagen die österreichischen Güterexporte um knapp 20 Prozent über dem Wert des Vergleichszeitraums 2021. Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich die Situation aber schlagartig geändert: Laut einer aktuellen Befragung des WIFO im Rahmen des Konjunkturtests ist die Mehrheit der österreichischen Unternehmen davon betroffen. Besonders beeinträchtigt sind größere Unternehmen (73 Prozent) in allen Sektoren und Unternehmen in der Sachgütererzeugung (67 Prozent), wobei steigende Energie- und Vorleistungspreise als häufigste Gründe genannt ­wurden. Die betroffenen Unternehmen haben im Durchschnitt pes­simistischere Geschäftslageerwartungen und gehen davon aus, ihre Verkaufspreise häufiger erhöhen zu müssen. Die Dringlichkeit der Situation spiegelt sich auch in den Ergebnissen e ­ iner Kundenbefragung der OeKB (Oesterreichische Kontrollbank AG) wider, die von INTEGRAL Markt- und Meinungsforschung durchgeführt wurde:

Um Abhängigkeiten vom Energiepreis zu reduzieren, planen 53 Prozent der befragten Exportunternehmen, in den nächsten drei Jahren Energiesparmaßnahmen umzusetzen („sehr wahrscheinlich“), weitere 37 Prozent bezeichnen dies als „eher wahrscheinlich“. Investitionen in eine autarke Energieversorgung sind bei insgesamt rund 58 Prozent geplant. Ein Zurückfahren der Produktion ist hingegen kein Thema, lediglich drei Prozent der Unternehmen bezeichnen dies als „eher wahrscheinlich“. „Seit Mitte April stellen wir einen zusätzlichen Kreditrahmen von einer Milliarde Euro bereit: Exportunternehmen, die von den Auswirkungen der kriegerischen Ereignisse betroffen sind, können damit eine temporäre Liquiditätsunterstützung in Anspruch nehmen. Bereits im letzten Sommer haben wir gemeinsam mit dem BMF ein umfangreiches Maßnahmenpaket erarbeitet, dem aufgrund der aktuellen Entwicklungen nun eine noch höhere Bedeutung zukommt“, erläutert Helmut Bernkopf, im OeKB-Vorstand für den Bereich Export Services ­zuständig.

MICHAELA KEPLINGER-MITTERLEHNER, STV. GENERALDIREKTORIN RAIFFEISENLANDESBANK OÖ

WIR HABEN BEREITS LETZTEN SOMMER EIN ­UMFANGREICHES MASSNAHMEN­PAKET ERARBEITET. HELMUT BERNKOPF, VORSTAND OESTERREICHISCHE KONTROLLBANK

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© RLB OÖ / Werner Harrer, www.davidsailer.com, Getty Images

DIE PLANUNGSSICHERHEIT STEHT BEI DEN ­UNTERNEHMEN IM VORDERGRUND.

Risiken für Exporteure Unternehmen, die ihre Kunden weit über die Grenzen Österreichs hinaus finden, sehen sich aber mit vielen weiteren Unsicherheiten als „nur“ dem Zinsrisiko konfrontiert – etwa mit Länderrisiken bzw. politischen R ­ isiken wie Krieg, Sanktionen oder Transferverboten. „Wirtschaftliche R ­ isiken wie Insolvenz, Zahlungsunwilligkeit oder Zahlungsverzug bestehen immer, nehmen aber in herausfordernden Marktsituationen zu“, analysiert Keplinger-Mitterlehner. Dazu kommen oftmals unbekannte Rechtsund Verfahrensvorschriften oder sich ändernde Gesetze in Partnerländern. „Zurzeit agieren wir in einem volatilen Marktumfeld und bei solchen Bedingungen wird der US-Dollar gerne bevorzugt.“ Es müsse davon ausgegangen werden, dass sich die Konjunktur im Euroraum in den nächsten zwölf Monaten aufgrund der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland abschwächt, was wiede­ rum den US-Dollar begünstigt. „Die Risiken neigen zu einem niedrigeren Euro-Dollar-Wechselkurs.“ Maßgeschneiderte Lösungen Wie können sich Unternehmen gegen solche Währungsschwankungen absichern? „Wenn die Auslandstransaktion nicht in Euro erfolgt, kann das Kursrisiko mit einem Devisentermingeschäft durch die Raiffeisenlandesbank OÖ abgesichert werden“, erläutert Keplinger-Mitterlehner. Bewährte Sicherungs- und Zahlungsinstrumente wie das Akkreditiv schreiben dabei die Währung und den Betrag für eine Handelstrans­­ aktion fest. Durch die Risikoübernahme zumindest einer Bank ist die Überweisung in der gewünschten Währung gesichert, selbst wenn es zu

Um Risiken im Exportgeschäft abzufedern, bietet die Raiffeisenlandesbank OÖ eine breite Palette an individuellen Lösungen an.

Devisenknappheit im Land des Geschäftspartners kommt. Zudem bietet die Raiffeisenlandesbank OÖ individuelle Beratung für jedes Auslandsgeschäft – ob dokumentäres Auslandsgeschäft wie Akkreditive, Dokumenteninkassi oder Bankgarantien – und darauf aufbauende Finanzierungen bei Liquiditätsbedarf. Das betrifft auch Exportfinanzierungen in Zusammenarbeit mit den relevanten Export Credit Agencies (kurz ECA; OeKB für Österreich bzw. E ­ uler Hermes für Kunden in Deutschland). „Wir beraten Exporteure und Importeure aus Österreich und Deutschland mit maßgeschneiderten Lösungen“, verrät Keplinger-Mitterlehner ihr Credo – und gleichzeitig das ­Geheimnis, warum so viele Unternehmen die Raiffeisenlandesbank OÖ als Partner wählen. ••

aws-Bankenranking: Raiffeisenlandesbank OÖ ist österreichweit stärkste Förderbank • I m Jahr 2021 hat die Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich laut ­a ktuellem Bankenranking des Austria Wirtschaftsservice (aws) 26 Prozent des Volumens (= 288 Kredite mit einem Gesamtvolumen von 157 Millionen Euro) aller in Österreich genehmigten aws erp-­ Kredite (Abkürzung von European Recovery Program = Europäisches Wiederaufbau-Programm) abgewickelt. • R aiffeisen Oberösterreich hält damit bundesweit sowohl bei der ­A nzahl als auch beim Volumen von erp-Krediten den mit Abstand größten Marktanteil. • D as Gesamtvolumen in Österreich für 2021 beträgt 600 Millionen Euro, insgesamt gab es 1.291 Förderzusagen an österreichische Unternehmen.

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SMARTE TICKETS

Komfortabel, bargeldlos und umweltfreundlich: Digitales Ticketing verspricht Mehrwert für Bahn, Tourismus, Stadien oder Parkplätze. Daraus entsteht rund um smarte Papieralternativen ein technologischer Zukunftsmarkt. Text: Christian Prenger • Foto: Axess AG


DIGITALISIERUNG

DIGITALISIERUNG

tiven per Internet. Das ist nicht nur komfortabler, sondern auch klimaschonender. Zumal es auch immer seltener Ausdrucke auf Papier braucht. Seit das Smartphone als Fernbedienung des Lebens gilt, müssen auch Tickets aller Art auf den Monitor übersiedeln.

TICKETDATEN AUF QR-BASIS WERDEN EINMALIG VERGEBEN. MISSBRAUCH IST NAHEZU AUSGESCHLOSSEN.

Parken ohne Ticket Das funktioniert etwa schon beim Parken. Lenker mit reservierten Stellplätzen am Flughafenparkplatz identifizieren sich über das Autokennzeichen oder einen QR-Code. Letzterer wird bequem in der Handy-Wallet gespeichert. Die Zahlungstransaktionen erfolgen im Zuge der Online­ buchung. Parkverträge lassen sich heute ohnehin schon häufig im Web abschließen. Deren Verwaltung können Kunden im Netz über eine Customer-Self-Administration-Plattform gleich einfach und unkompliziert eigenständig verwalten. Wer spontan Abstellmöglichkeiten für sein Fahrzeug benötigt, darf kleine Kartontickets und großen Aufwand auch immer öfter vergessen. „Selbst diese Parkvorgänge können mittlerweile digital ablaufen. Die Identifika­tion findet über spezielle Daten statt, das Payment erfordert die Kenn­zeicheneingabe am Automaten oder eine spezielle App. Überwachungstools machen dann sogar Schranken obsolet. Bei Ausfahrten ohne Bezahlung wird die Rechnung über die Identifikation des Kennzeichen nachgeschickt“, erläutert Jörg Bahn, Vertriebsleiter Deutschland bei Designa, einem Spezialisten für Parkraum­management. Mit über 16.000 installierten Parkmanagementsystemen und einer Vielzahl von Vertriebspartnern und Niederlassungen in über 50 Ländern ist die deutsche Tochter der Wiener MTH Gruppe einer der weltweit füh­renden Hersteller von vollautomatischen Parksystemen. An mehr als 200 Flughäfen auf der ganzen Welt nutzen Autofahrer bereits Designa-Systeme, etwa rund um die vier Flughäfen in New York und New Jersey oder beim europäischen Riesendrehkreuz Frankfurt. Auch zahlreiche Krankenhäuser, Städte und G ­ emeinden vertrauen ihre Parkhäuser Designa an. Angst vor Identitätsdiebstahl und Datenklau braucht ein Nutzer der modernen Parkmanagementsysteme dabei nicht zu haben, betont Bahn: „Solche Plattformen werden auf einer geschützten Infrastruktur mit Passwort gehostet. Zugriff erhält der Benutzer mittels Zwei-Faktor-Authentifizierung. Ticketdaten auf QRBasis werden einmalig vergeben. Durch diese Onlineserveranfrage ist Missbrauch nahezu ausgeschlossen.“

JÖRG BAHN, VERTRIEBSLEITER DEUTSCHLAND BEI DESIGNA

IN DER FREIZEITINDUSTRIE SCHAFFT DIGITALISIERUNG VON PROZESSEN MEHR KOMFORT, QUALITÄTSZEIT SOWIE UMSATZ. CLAUDIA WUPPINGER, MARKETINGLEITUNG AXESS AG

FÜR BETREIBER ERHÖHT SICH DER DURCHSATZ, FUSSBALLFANS PROFITIEREN ­AUFGRUND MINIMIERTER WARTEZEITEN.

B

arcelona befindet sich in Bewegung. Aber nicht unbedingt per Auto. Jährlich rollen hier Millionen Menschen per Bahn zu ihren Arbeitsplätzen oder den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Für gute Verbindungen dorthin sorgt die „Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya“ (FGC). Seit mehr als 40 Jahren bietet die Transportgesellschaft bereits öffentliche Alternativen zum privaten Pkw. Die Züge entsprechen den Ansprüchen der Reisenden voll und ganz. Nur beim Fahrscheinverkauf wurde der Umstieg Richtung Digitalisierung verpasst. Es war also auch für die FGC höchste Eisenbahn, in diesem Bereich Modernisierungen auf Schiene zu bringen. Das ist mit einer Komplettlösung samt Hard- und Software aus dem Hause Axess gelungen. Der Salzburger Lösungsanbieter für Zugangsmanagement und Ticketing hat seinen Webshop nahtlos in die vorhandene IT-Landschaft der FGC integriert. Optisch ist kein Unterschied erkennbar, die Raffinesse wartet im Hintergrund: Wer Tickets für eine Bahnfahrt bei der katalonischen Eisenbahn online kauft, nutzt die volle Funktionalität der österreichischen Software. Gleichzeitig wurden Pick-up-Boxen an FGC-Ticket-Verkaufsstellen platziert. Online be­ stellte Tickets lassen sich hier bequem ausdrucken. Was den Ein­ heimischen ohne eigene Computerperipherie eine zusätzliche Con­ venience-Option beschert.

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Touristen profitieren ebenfalls vom Servicepaket, das als Blaupause für die Optimierung vieler Abläufe gelten kann. „In der Freizeitindustrie schafft Digitalisierung von Prozessen mehr Komfort, Qualitätszeit sowie Umsatz. Der Gast kann bequem von zu Hause aus alle Leistungen ordern. Das Vergnügen beginnt sofort an Ort und Stelle ohne lange Wartezeiten oder weiteren Aufwand. Betreiber wiederum erzielen bessere wirtschaftliche Ergebnisse aufgrund maßgeschneiderter Angebote sowie individuell gesteuerter Vertriebskanäle“, unterstreicht Axess-Marketingleiterin Claudia Wuppinger. Das Unternehmen ist auf genau solche Lösungen spezialisiert. Mehr als 400 Mitarbeiter an 21 Standorten in 17 Ländern auf vier Kontinenten arbeiten an ebenso innovativen wie smarten Lösungen für Zutrittssysteme in den Bereichen Sport, Freizeit, Kultur und Verkehr. Der Mehrwert, den die Digitalisierung im Eingangsbereich verspricht, weckt vielerorts Interesse. Rund um moderne Papieralternativen entsteht gerade ein technologischer Zukunftsmarkt, der hohe Gewinne verspricht. An der Nachfrage dürfte es jedenfalls kaum scheitern. Weltweit ändern immer mehr Sportvereine, Eventveranstalter oder Tourismusregionen ihre Verkaufsprozesse. Konnten Eintrittskarten bis vor Kurzem nur über die Warteschlange an Ticketschaltern oder im besten Fall per Postversand nach Onlinebuchung erworben werden, gibt es jetzt komplette Alterna-

© Andreas Wemheuer, Luigi Caputo, Sandra Pilz-Kathofer, Axess AG

JOHANNES REICHENBERGER, VENTOPAY

Riesiges Marktpotenzial Die Anbieter von Onlinetickets scheuen schon aus Eigeninteresse keine Mühen, wenn es um Datensicherheit geht. Sie wissen: Erfolgreiche Hackerangriffe könnten die Liebe der Kunden zur Buchung via Internet rasch trüben. Und damit einen milliardenschweren Markt beeinträchtigen. Derzeit nämlich schießt laut Unternehmensberatung PwC und ihrer Strategieberatung Strategy& das bargeldlose Transaktionsvolumen weltweit durch die Decke. Der Wert soll bis 2025 global um mehr als 80 Prozent auf 1,9 Billionen Euro steigen. Bis 2030 sollen sich die digitalen Zahlungen pro Person nahezu verdreifachen. Damit digitales Ticketing an diesem gewaltigen Kuchen mitnaschen kann, braucht es aber mehr als nur Insellösungen für einen Zutritt ohne herkömmliche Karten. Das elektronische Ticket am Smartphone soll vielmehr Teil eines Gesamterlebnisses sein, für welches es weder Papier noch Bargeld braucht. Für Fußballfans heißt das etwa, dass sich via Handy der Schranken zum Stadionparkplatz ebenso öffnen lässt wie das Drehkreuz am Tribüneneingang. Selbst das Pausengetränk am Buffet sollte über eine mobile Zahlungslösung verrechnet werden können. In der ratiopharm arena im süddeutschen Ulm ist eine solche Version schon weitgehend Wirklichkeit: ventopay, der österreichische Marktfüh-

rer im Bereich bargeldloser Kassen-, Bezahl- und Abrechnungssysteme mit großem Expansionsdrang in die Nachbarländer, hat in dem Fußballstadion sein System mocca® implementiert. 40 stationäre Kassen des Anbieters von bargeldlosen Zahlungslösungen sind in Kiosken, in der Business Lounge und im Payment Center präsent. 25 Smartphonekassen komplettieren die Infrastruktur. Sie dienen nicht nur zur raschen Begleichung von Speisen und Getränken, am Parkplatz und in der Garderobe ist die mobile Anwendung ebenfalls im Einsatz. Das Prinzip: Besucher laden ihre SchwabenCard oder ratiopharm arena card mit Guthaben auf und können damit alle Leistungen im Stadion bezahlen. Restguthaben können ausbezahlt oder beim nächsten Mal verbraucht werden. Auch im Allianz Stadion im Westen Wiens ist ein solches System im Einsatz. Dort hat man freilich keine SchwabenCard, sondern die RapidMari€, die offene Beträge mit moderner NFC-Technologie in Sekundenbruchteilen begleicht. Auch hier gilt: Karte kurz ans Kassenterminal oder ein Smartphone mit mocca.touch.mobile-App halten, schon ist der Einkauf erledigt. Was vor allem bei großem Andrang von Vorteil ist: „Während eine Zahlung mit Münzen bis zu 30 Sekunden dauert, funktionieren bargeldlose Varianten im Idealfall unter einer Sekunde. Vor allem in kurzen Pausen wie der Halbzeit bei Spielen, wo große Menschenmengen in nur wenigen Minuten verpflegt werden müssen, fällt das enorm ins Gewicht. Für Betreiber erhöht sich der Durchsatz, Fans profitieren aufgrund minimierter Wartezeiten“, schwärmt Johannes Reichenberger, Geschäftsführer von ventopay. Weil: Wer will schon gerne den Beginn der zweiten Halbzeit verpassen? ••

PKE Designa Parking Systems ist ­S pezialist für Parkraummanagement.

Das Hagenberger Unternehmen ventopay entwickelt bargeldlose Systeme.

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PIRATERIE IM NETZ Verschlüsselte Daten, attackierte Server, gefälschte Mails: Cyberkriminalität setzt Unternehmen massiv unter Druck, die Schäden können enorm sein. Der einzige Ausweg: gut geschulte Mitarbeiter und eine perfekt ausgebaute IT-Security. Text: Christian Prenger • Foto: istockphoto / Vladislav Lukyanov


CYBERSECURITY

Erpressung per Internet Existenziell bedrohlich wird es für Unternehmen, wenn Ransomware zum Einsatz kommt. Sie ist im sogenannten Dark Web – in versteckten Internetseiten mit oft illegalen Inhalten, die unter dem Radar von Suchmaschinen bleiben – als Dienstleistung mit Kundensupport erhältlich. Der Angriff auf Unternehmen folgt dann immer in der gleichen Regie. Die ­Kriminellen senden eine betrügerische Mail in der Hoffnung, dass Mitarbeiter auf den Schädling im Anhang klicken. Oder einen mitgelieferten infizierten Link betätigen. Ist die Schadsoftware in den Firmennetzwerken angekommen, werden alle Daten verschlüsselt und das System gesperrt. Das Management erhält eine Zahlungsaufforderung. Nach getätigter Lösegeldüberweisung in Bitcoin endet die Belagerung, lautet das Versprechen. Garantie, dass ­ der Horror damit tatsächlich aufhört, gibt es keine. Damit stehen die Entscheider mit dem Rücken zur Wand. „Den Unter­ nehmen droht über mehrere Tage, manchmal auch Wochen, teilweiser oder sogar vollständiger Stillstand. Die finanziellen Auswirkungen reichen von entgangenen Gewinnen bis zu hohen Extra­ kosten für die Wiederherstellung des Betriebes. Außerdem können solche Cyberangriffe die Reputation von Firmen beeinträchtigen“, warnt Beham.

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Geschärftes Bewusstsein Die einzige Chance, so verheerende Angriffe unbeschadet zu über­ stehen, ist die Investition in IT-Security. Dazu zählt auch die Schulung der Belegschaft. „Mitarbeitern muss eingeschärft werden, wachsam zu bleiben. Niemand darf verdächtige Links oder Attachments anklicken. Regelmäßige Updates von Systemen sowie umfassende Sicherheits­ anwendungen stärken gleichermaßen die Abwehr. Außerdem sollte keine Software unbekannter Hersteller installiert werden“, konstatiert Damian Izdebski, CEO von techbold. Das Wiener IT-Unternehmen ist einer der führenden IT-Dienstleister Österreichs für kleine und mittlere Unternehmen und betreut mit seinen 120 Mitarbeitern mehr als 500 Kunden aus 26 Branchen in zehn europäischen Ländern. Izdebski empfiehlt auch die regelmäßige automatisierte Sicherung von Dateien und Dokumenten. Back-ups an verschiedenen Speicherorten können auch Angriffen mit Ransomware den Giftzahn ziehen – wenn die Schadsoftware rechtzeitig entdeckt und keine infizierten Dateien auf dem Back-up mitgespeichert werden. Freilich gibt es auch Onlinebetrügereien, gegen die selbst hochgerüstete IT-Abteilungen machtlos sind. Der sogenannte CEO-Fraud etwa hat schon in vielen Unternehmen für monetären Schaden gesorgt. Bei dieser Art des Verbrechens tarnen sich Gangster in Mails als Vorgesetzte und fordern Angestellte unter dubiosen Vorwänden auf, Geld zu überweisen – meist ins Ausland. Sogar sogenannte Deepfakes werden dabei eingesetzt, bei der Videos oder Sprachdateien mittels künstlicher Intelligenz gefälscht werden und so tatsächlich eine vom Original kaum unterscheidbare Anweisung vom Vorgesetzten vorgaukeln. IT-Security-Hersteller Eset Deutschland verweist auf einen Fall vom August 2019: Cyberkriminelle konnten die Stimme des Chefs eines deutschen Konzern so echt nach­ ahmen, dass der Leiter dessen britischer Tochter 220.000 Euro transferierte. Das Opfer protokollierte, der Anrufer hätte ­Akzent und Stimmlage des CEO authentisch imitiert. Um sich vor so perfiden Angriffen aufs Unternehmenskonto zu schützen, empfehlen Spezialisten Awareness-Training. Wenn Angestellte sensibilisiert sind, kontrollieren sie E-Mail-Adressen von Absendern sowie korrekte Schreibweisen. Oder greifen zum Telefon, um Rücksprache mit dem Boss zu halten. Anonyme Tests der IT-Abteilung schaffen auch mehr Klarheit, ob jemand für ­sinistre Spielchen anfällig ist.

CYBERRISIKEN SIND DIE GRÖSSTE BEDROHUNG FÜR UNTERNEHMEN. GEORG BEHAM, CYBERSECURITY & PRIVACY PWC

CYBERSECURITY BETRIFFT NUN AUCH KLEINE UND MITTLERE UNTERNEHMEN. PRÄVENTION IST DAS UM UND AUF. DAMIAN IZDEBSKI, GRÜNDER UND CEO DER TECHBOLD TECHNOLOGY GROUP AG

PROFESSIONELLES MANAGEN VON CYBERRISIKEN IST BESTANDTEIL ZEITGEMÄSSER UNTERNEHMENSFÜHRUNG. ANGELIKA SERY-FROSCHAUER, BUNDESSPARTENOBFRAU INFORMATION UND CONSULTING WKO

© PwC Österreich / APA-Fotoservice / Tesarek, Hubert Tikatsch, Nadine Studeny

D

ie ersten Störversuche lösten oft nur mitleidiges Lächeln aus. Hacker wurden in den 1980ern als schrullige Jugend­liche abgetan, mit überzogenem Konsum von Hollywood-Filmen und pubertären Komplexen. Jetzt kann von Gelassenheit in den Chefetagen keine Rede mehr sein: Onlineangriffe setzen Unternehmen mittlerweile enorm unter Druck. In Deutschland, so schätzen Experten, betrug der Schaden durch Cyberkriminalität im Vorjahr ­unfassbare 223 Milliarden Euro. Die Täter sind auch keine pickeligen Jugendlichen mit Geltungsdrang mehr, sondern knallharte Verbrecher auf der Jagd nach Millionenbeute. Die schlechte Nachricht: Die Verbrechen via Datenleitung nehmen un­ gebremst zu. „Cyberrisiken sind aktuell die größte Bedrohung für heimische Betriebe“, weiß Georg Beham, Cybersecurity-Experte von PwC Österreich. Die Unternehmensberatung hat eine weltweite Studie zum Thema durchgeführt und die steigende Zahl digitaler Plattformen als einen der Treiber für kriminelle Angriffe identifiziert. E-Commerce, sozi­ale Medien oder Dienstleistungsportale öffnen neue Hintertüren für viele Gefährder. 40 Prozent der Unternehmen verzeichneten in diesem Bereich bereits Betrügereien.

CYBERSECURITY

Privater Laptop Bleibt noch das Homeoffice als Schwachstelle. Was in den Lockdownzeiten als Notlösung gedacht war, hat sich zum hybriden Arbeitsmodell mit wenigen Tagen mit Anwesenheitspflicht im Unternehmen entwickelt. Das Problem: Im Homeoffice wird außerhalb des geschützten Unternehmensnetzwerks gearbeitet, die Ablenkung ist größer, es sind auch keine Teammitglieder als zusätzliche Aufpasser im Raum. Was Cyberkrimi­ nellen sehr gelegen kommt. Wenn Mitarbeiter auch private Laptops ohne Schutzausrüstung verwenden, steht ihnen fast nichts mehr im Weg. „Unternehmen sollten eine schriftliche Vereinbarung für den Einsatz privater Geräte abschließen und die nötigen Richtlinien aufsetzen“, fordert Izdebski, der außerdem eine heikle Seite des Heiminternets nennt: „Passwörter sollten eigentlich schon nach der ersten Inbetriebnahme geändert werden. Auf dem Router ist ein werkseitiger WLAN-Schlüssel aufgedruckt, der für Hacker kein gröberes Problem darstellt. Als neues Passwort empfiehlt sich eine komplexe Abfolge von großen und kleinen Buchstaben, Zahlen plus Sonderzeichen, die keinen Sinn ergeben.“ Um Unternehmen für die Gefahr aus der Vernetzung zu sensibilisieren, bietet die Wirtschaftskammer Oberösterreich kostenlose Digitalisierungsberatung mit Schwerpunkt IT-Sicherheit. Im Rahmen der Aktion „ERFOLGPLUS“ werden zudem bis zu 750 Euro für Securityberatung an KMU und EPU vergeben. „Digital Starter 22“ von Kammer und Land fördert Beratung samt Umsetzung im Mittelstand durch maximal 10.000 Euro. Die Plattform „Digitalregion Oberösterreich“ ermöglicht Zuschüsse in der gleichen Höhe. Nützliche Informationen liefert auch das von der Wirtschaftskammer aufgesetzte Internetportal it-safe.at. Angelika Sery-Froschauer, Obfrau der Bundessparte Information und Consulting in der Wirtschaftskammer Österreich: „Digitalisierung durchdringt sämtliche Geschäftsbereiche. Professionelles Managen von Cyberrisiken ist daher heute Bestandteil jeder zeitgemäßen Unternehmensführung. Gänzlich unabhängig von Betriebsgrößen oder Branchen.“ ••

Gestärktes Bewusstsein Georg Beham, Experte der Unternehmensberatung PwC Österreich, nennt sechs Optionen für mehr IT-Sicherheit. Awareness-Training Awareness-Training für Mitarbeiter und Dienstleister soll das Bewusstsein für Angriffsmethoden wie Phishing oder Social Engineering s­ tärken. So wird ein sicherer Umgang mit Endgeräten vermittelt. Access-Management Unternehmen können Angriffsflächen reduzieren durch Access-­ Management gemäß Zero Trust. Berechtigungen für Zugriff und Zutritt werden sinnvoll eingeschränkt. Patch-Management Aktualisiert ein Unternehmen regelmäßig Betriebssysteme, Geräte und Software, dann gehen weniger Einfallstore auf. Segmentierung von Netzwerken Sinnvoll ist die Segmentierung von Netzwerken in unterschiedliche ­S icherheitszonen. Ein infizierter Bereich kann dann nicht auf andere Systeme übergreifen. Back-up und Recovery Pläne für Back-up und Recovery schaffen Prophylaxe für den Ernstfall. Systeme sollten regelmäßig gesichert und offline gespeichert werden. Am besten auf separaten Geräten. Dann sind Daten selbst nach erfolgreichen Angriffen verfügbar. Ransomware-Ernstfall Sicherungskopien und vor allem Notfallübungen sind Vorbereitungen auf Ransomware-Attacken, wenn plötzlich nichts mehr geht. Diese ­b einhalten Notfallchecklisten, Organisationsabläufe und Anleitungen, wie mit ­M itarbeitern und Kunden kommuniziert wird.

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START-UP

START-UP

FEHLALARM WAR GESTERN

WIR HABEN JAHRE GEBRAUCHT, UM DEN ALGORITHMUS SO GUT ZU TRAINIEREN, WIE ER HEUTE IST. MARKUS GROISS, GRÜNDER VON GROMA247

Und warum die 247 im Namen? Die Zahl steht für die mögliche Einsatzdauer der Brandschutzsysteme. Weil kein Mitarbeiter 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche Wärmebilder nach Bränden durchforsten kann, machen die Systeme von GROMA247 das vollautomatisch.

GROMA247 fertigt Branderkennungssysteme, die so gut wie keine Täuschungsalarme auslösen. Von der zündenden Idee bis zur Perfektionierung vergingen einige Jahre an Tüftelei. Heute stattet das Unternehmen Recyclinganlagen, die Doppelmayr/​Garaventa Gruppe und riesige Flugzeughallen in Deutschland aus.

GROMA247 schlägt Weltmarken Das System funktioniert mittlerweile so gut, dass sich GROMA247 bei einem Großprojekt an einem deutschen Flughafen gegen große nam­ hafte Brandschutzfirmen durchsetzen konnte. Kein anderes System war so genau wie jenes aus dem kleinen Schöndorf. „Der Kunde war mit unserer Testanlage so zufrieden, dass er das Projekt vorfinanziert hat. Bei unserer damaligen Größe wäre das wohl anders gar nicht zu schaffen gewesen“, sagt Groiss, sichtbar stolz auf den Erfolg. Wenn es ums Geld geht, setzt er bei GROMA247 auf Kleininvestoren. Von Business Angels aus der Start-up-Bubble lässt er bisher die Finger. Diese wollen für ihr Geld meist erhebliche Zugeständnisse bzw. Mitspracherecht und wir wollten immer selbstbestimmt bleiben. „Meine Frau verantwortet bei uns die Buchhaltung und den Personalbereich und sieht genau, wie viele Stunden jeden Monat geleistet werden. Meine weit über 2.000 Stunden pro Jahr sind hier ein wichtiger Beitrag zum Erfolg.“ Ein Grund dafür, warum es Groiss schwerfallen würde, Teile dieses hart erarbeiteten Erfolgs Investoren anzubieten.

Text: Susanne Mayer

W

enn das so toll sein soll – wieso hat dann noch niemand davon gehört?“ Mit dieser Frage wurde Markus Groiss 2016 bei der Überreichung des Innovationspreises des Landes Oberösterreich konfrontiert. Der Erfinder hatte mit seinem vollautomatisierten Branderkennungssystem Groma den dritten Platz belegt. Die Frage spielte der Ingenieur vor laufender Kamera an den Moderator zurück: Woher, denke er, solle ein Klein­ unternehmen das Marketingbudget für laute Fanfarenstöße nehmen? Das wirkte. Eine Woche später wurde Groiss von einem Kamera­team besucht. In den Wochen darauf meldeten sich die Doppelmayr/​Garaventa Gruppe, ­Siemens und Egger Holz bei ihm. Heute beschäftigt seine ­Firma sieben Mitarbeiter am Standort Schöndorf und erwirtschaftet über eine Million Euro im Jahr.

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Zahlen & Fakten:

© tech2b, Andreas Balon

Tüftler am Werk: GROMA247 kann fast perfekt zwischen Brand und ungefährlicher Hitze unterscheiden.

Herr des Feuers Das Geheimnis hinter dem Erfolg soll auch eines bleiben. Denn InfrarotBranderkennungssysteme gibt es viele am Markt. Nur funktionieren die meisten nicht so wie jenes, das Groiss und sein Team unter dem Label „GROMA247“ über die letzten Jahre entwickelt haben. Der Algorithmus, der dem System zugrunde liegt, beruht auf einer riesigen, immer weiter wachsenden Datensammlung aus mehr als 40.000 Szenarien, die es ermöglicht, in weniger als 60 Sekunden eine Entscheidung zu treffen, und so mit über 99 Prozent Wahrscheinlichkeit einen Brand von einer ungefährlichen Hitzequelle unterscheiden kann. „Das Wichtigste am Brandmeldesystem ist erstens, einen Brand zu erkennen und zu melden, und zweitens, keine Täuschungsalarme auszu­ lösen“, erklärt Groiss. Die größten Herausforderungen sind sogenannte Täuschungsgrößen wie etwa starke Sonnenreflexion oder heiße Auspuffe. Diese können mehrere hundert Grad heiß werden und sind allein durch das Betrachten der Infrarotbilder durch eine Maschine nicht von einem Brand zu unterscheiden. Eine Mammutaufgabe, für die es keine einfache Lösung gibt: „Wir haben Jahre gebraucht, um den Algorithmus so gut zu trainieren, wie er heute ist. Corona war zwar auch für uns sehr herausfordernd, aber in dieser Zeit haben wir all die Tüftlerarbeit geleistet, die man sonst aufgrund vieler Projekte einfach aufschiebt“, erklärt der Techniker.

Laufmeter durch DACH Die vielen Stunden lassen sich auch in Kilometer übersetzen. Groiss ist für den Vertrieb zuständig. 50.000 Kilometer im Auto und ein Zigfaches an Flugmeilen braucht das Klinkenputzen, um die Produkte auch im Ausland zu verkaufen. In Deutschland hat er dafür mittlerweile auch Partner an der Seite, die mehrere Jahrzehnte Erfahrung in der Branche und die richtigen Connections mitbringen. Das spart Zeit und Mühe. Und wie sieht es mit dem Auftragsvolumen aus? „Gut. Wir sind bis ins zweite Quartal 2023 ausgebucht.“ ••

• Seit 1997 ist Markus Groiss in der Messregeltechnik tätig. • 2 013: Erste Erfolge von Groiss und seinem Ingenieurbüro bei Branderkennung eines Seilbahnprojekts. • 2 016: 3. Platz Landespreis für Innovation, Branderkennung in einer Papierfabrik. • 2017: Gründung der GROMA247 Branderkennung GmbH. • 2020: Umsatz von knapp einer Million Euro. • 2 021: Rückschlag durch Corona, Optimierung des Algorithmus. • 2 022: Umsatz mehr als eine Million Euro, Aufträge bis 2. Quartal 2023.

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BUCHTIPPS

DIE RESILIENTE GESELLSCHAFT: ZUKÜNFTIGE KRISEN MEISTERN

ZEITENBRUCH: DIE NEUERFINDUNG DER WELTPOLITIK

Kaum ein anderes Sachbuch aus dem Wirtschaftsbereich hat in jüngster Zeit so viel Aufsehen erregt wie „Die resiliente Gesellschaft“: Der in Deutschland geborene Princeton-Professor Markus K. Brunnermeier blickt darin über die Tagesaktualität der derzeit so facettenreichen Krisenlandschaft hinaus und fragt, wie man die Gesellschaft insgesamt widerstandsfähiger gegen Rückschläge und massive Einschnitte durch sogenannte „schwarze Schwäne“ machen kann. Er bemüht dabei den in jüngster Zeit oft gebrauchten, aber selten richtig verwendeten Begriff Resilienz – und stellt klar, dass damit keineswegs so etwas wie Robustheit gemeint ist. Vielmehr gelte es, an der „Comeback-Fähigkeit“ zu arbeiten, also nach starken Schocks wieder neu zu erstarken. Tatsächlich zeigte spätestens die Coronapandemie, dass jeder noch so dicke Schutzwall gegen unvorhersehbare Schocks wirkungslos ist und die derzeit so beliebte Risikovermeidung zwangsweise zum Stillstand führt, weil eben jede Weiterentwicklung mit Risiken verbunden ist. Wie aber sieht resiliente Fiskal-, Geld- und Klimapolitik aus? Brunnermeiers viele internationale Beispiele liefern dafür einen Leitfaden. ••

Das Zeitalter der kohlenstoffbasierten Energieerzeugung geht zu Ende. Eine vergleichbare Zäsur ist auch für das globale politische System zu erwarten. Menschen sind Gewohnheitstiere und stellen sich die Zukunft nur allzu gerne als eine Weiterführung der Gegenwart vor, das galt selbst nach so großen Umbrüchen wie dem Kollaps der Sowjetunion vor 30 Jahren. Und es gilt auch heute wieder, in Zeiten einer dreifachen Welterschütterung – der Pandemie, der galoppierenden Erderwärmung und der digitalen Revolution. Was aber, wenn der gewohnte Alltag nicht zurückkehrt? Die Menschheit erlebt rund um den Globus in Echtzeit, wie überkommene Institutionen unfähig sind, auf die planetaren Bedrohungen angemessen zu reagieren. Der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer zeigt in seinem neuen Buch, dass sich die Wirtschaft weltweit, wenn auch zu langsam auf die Dekarbonisierung der Energiege­ winnung zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen einlässt. Und er untersucht, warum und wo die internationale Politik trotz des Pariser Klimaabkommens bisher versagt und wo sich Aufbrüche zu neuen Horizonten zeigen. ••

Autor: Verlag: ISBN:

Autor: Verlag: ISBN:

Markus K. Brunnermeier Aufbau Verlag 978-3351039257

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Joschka Fischer Kiepenheuer & Witsch 978-3462002454

© (Symbolbilder), Aufbau Verlag, Kiepenheuer & Witsch, Campus Verlag, dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

BUCHTIPPS

CHEFSACHE CYBERSICHERHEIT: DER CHECK FÜR UNTERNEHMEN

DIE MACHT DER GEOGRAPHIE IM 21. JAHRHUNDERT

Ihr Unternehmen wurde gehackt. Sie wissen es nur noch nicht! Die Zahlen sind alarmierend: Nach Untersuchungen des deutschen Branchenverbandes Bitkom wurde jeder zweite Internetnutzer im vergangenen Jahr Opfer von Cyberkriminellen. Drei Viertel der deutschen Unternehmen waren von Onlineerpressern, Datendiebstahl oder Spionage betroffen. Die Schäden gehen in die Milliarden und können auch für etablierte Unternehmen existenzbedrohend sein. Thomas Köhler ist einer der profiliertesten Vordenker zum Thema Cybersicherheit und Verfasser mehrerer Bücher zur Sicherheit im Internet. Er bringt Erfahrung aus universitärer Forschung und Lehre, Unternehmensberatung und eigenen Unternehmen mit. Das neue Buch vom Research Professor am Center for International Innovation der Hankou University (China) ist als Schutzschild für Geschäftsführer und Manager kleiner und mittelständischer Unternehmen gedacht. Es sensibilisiert sie für potenzielle Gefahren und rüstet sie mit dem nötigen Basiswissen aus, damit sie sich mit ITExperten kompetent beraten können. So schaffen sie die größtmögliche Sicherheit für ihr Unternehmen. ••

Die großen internationalen Konflikte des 21. Jahrhunderts sind heute bereits angelegt. Mit bestechender Klarsicht identifiziert der ­Politikexperte Tim Marshall, welche zehn Regionen die größten ­Krisenherde der nächsten Zukunft darstellen. Der 63-Jährige ist Politikredakteur beim englischen Nachrichtensender Sky News und anerkannter Experte für Außenpolitik. Er hat aus 30 Ländern berichtet, über Kriege wie jenen im zerfallenden Jugoslawien ebenso wie aus Afghanistan und über amerikanische Präsidentschaftswahlen. Marshall wurde für seine Berichterstattung vielfach ausgezeichnet. In seinem spannend geschriebenen Buch erklärt er, welche Rolle geografische Faktoren spielen, wer in die Konflikte verwickelt ist und welche Lösungen es geben könnte. So wird Australien im Pazifik mit der Supermacht China konfrontiert sein, Griechenland mit der Türkei um Gebiete im Mittelmeer kämpfen, die Sahelzone eine neue Flüchtlingskrise in Europa hervorrufen und der Weltraum unterschiedlichste Besitzansprüche wecken – ein äußerst gut recherchiertes Buch, das uns die Augen für die großen Herausforderungen der kommenden Jahre öffnet. ••

Autor: Verlag: ISBN:

Autor: Verlag: ISBN:

Thomas R. Köhler Campus Verlag 978-3593513737

Tim Marshall dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG 978-3423283014

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VORSCHAU

In der nächsten Ausgabe von business lesen Sie über den Megatrend Urbanisierung. Städte sind heute nicht nur wichtige Lebensräume, Magneten für Kreativität und Innovation, sondern auch Knotenpunkte einer globalisierten Wirtschaft. Ballungszentren sind aber auch Orte des permanenten Wandels und ermöglichen mit spannenden Konzepten oftmals einen Blick in die Zukunft.

Erscheinungstermin: Winter 2022 FONDS

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Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Sie ersetzt nicht die Beratung und Risikoaufklärung durch den Kundenberater. Angaben über die Wertentwicklung beziehen sich auf die Vergangenheit und stellen keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung dar. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen – Kundeninformationsdokument (KID) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS Kapitalanlagegesellschaft m.b.H., Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich.


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