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WIE STÄDTE GRÜNER WERDEN

Ob der Linzer Traditionsverein LASK einmal bis ins Halbfinale der Champions League aufsteigen wird, steht noch in den Sternen. Dass die Mannschaft diese Spiele auf höchster sportlicher Ebene zumindest theoretisch auf der Linzer Gugl bestreiten kann, daran wird derzeit noch intensiv gearbeitet. Denn Anfang kommenden Jahres wird dort mit der Raiffeisen Arena die neue, moderne Heimstätte des LASK eröffnet. Und diese entspricht sogar uneingeschränkt der Kategorie 4 der UEFA, womit internationale Spiele bis einschließlich eines Champions-League-Halbfinales möglich wären. „Die Raiffeisen Arena spielt wirklich alle Stücke, für jeden Fussballer wird es eine Freude sein, hier spielen zu dürfen“, zeigt sich LASK-Trainer Didi Kühbauer bei einem Besuch der Stadionbaustelle begeistert. 19.080 Zuschauer werden künftig hier Platz finden – in einer Arena, die mit Innovationen überzeugt, die weit über den sportlichen Bereich hinausgehen. Denn die neue Arena fördert nicht nur den Fußball, sondern auch die Wertschöpfung und damit den Standort Linz. Aber was zeichnet die zukünftige LASK-Heimstätte eigentlich aus?

Heimtribüne wird zur „Fanwand“

Zuerst zur Arena selbst: Diese wurde vom Architekten und Geschäftsführer der Raumkunst ZT GmbH, Harald Fux, radikal neu konzipiert. Der Baukörper ist kompakt und geschlossen und die steilen Ränge liegen nahe am Spielfeld – und das Ganze ohne Sichteinschränkungen für die Fans. Die Heimtribüne im Westen wird zur echten „Fanwand“ mit mehr als 4.500 Stehplätzen und wirkt innerhalb der Arena wie ein Megafon, ohne jedoch die Ruhe außerhalb der Spielstätte zu stören. Denn der Metallmantel der Arena schirmt die Stadionstimmung nach außen hin ab. Auch die Kennzahlen zum Stadionbau sind beeindruckend: 1.523 Pläne wurden für den Bau entworfen, der eine Gesamtfläche von 39.000 Quadratmetern aufweist. Zudem wurden rund 1.500 Duktilpfähle verbaut, wofür 14 Kilometer an Stahlrohren benötigt wurden. Anstatt zu brechen, reagieren solche Stützen mit Verformung auf extreme Belastungen.

Spielort für das Nationalteam

„Die Raiffeisen Arena ist unser Jahrhundertprojekt. Ein konkurrenzfähiges Stadion ist einerseits die Basis für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg des Vereins, wir können hier künftig auf einem völlig neuen Level arbeiten. Natürlich wollen wir aber auch unseren Fans ein modernes Umfeld und eine echte Wohlfühlatmosphäre bieten“, erklärt LASK-Präsident Siegmund Gruber. Die Arena erfüllt natürlich auch die internationalen Anforderungen des ÖFB für Länderspiele und das ÖFB-Cup-Finale. Für ein prickelndes Fanerlebnis sorgen nicht nur die Kicker am Rasen, sondern auch die Ausstattung mit drei Premium-Ebenen, 42 Logen mit vorgelagerten Tribünenplätzen und zwei Eventlogen mit Außenterrassen, die einen diagonalen Einblick in die Arena ermöglichen. Restaurants, Clubs und Bars wie die an der Mittellinie gelegene „Kick Off Bar“, aber auch der „Club 100“ direkt neben dem Spielertunnel, der einen Blick auf die Fußballstars vor und nach dem Match erlaubt, runden das Fanerlebnis ab.

ES WIRD FÜR JEDEN FUSSBALLER EINE FREUDE SEIN, HIER SPIELEN ZU DÜRFEN.

DIDI KÜHBAUER, LASKTRAINER

DIE RAIFFEISEN ARENA IST UNSER JAHRHUNDERTPROJEKT.

SIEGMUND GRUBER, LASKPRÄSIDENT

Nachhaltigkeit steht im Zentrum

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind zwei wesentliche Elemente, auf die das gesamte Stadionkonzept aufbaut. So wird der Strom durch eine eigene Photovoltaikanlage selbst erzeugt und Lüftungsanlagen werden mit Wärmerückgewinnung ausgeführt. Die nachhaltige Bauweise ist nicht nur dem Klimaschutz geschuldet – sie soll auch zu langfristiger Kosteneffizienz führen. Schließlich werden dadurch die Betriebskosten niedrig gehalten, die Energiekosten bleiben überschaubar. Als erste Arena Österreichs wird die LASK-Heimstätte auch frei von Plastikflaschen, es werden ausschließlich Mehrwegflaschen und Becher ausgegeben. Möglich macht das der LASK-Partner BWT, einer der weltweit führenden Anbieter von Wasseraufbereitungssystemen. Lokales Wasser wird gefiltert, mit Magnesium mineralisiert und still oder prickelnd serviert. Das reduziert den CO2-Ausstoß durch unnötige Transporte und sorgt für weniger Plastikmüll. Die Raiffeisenlandesbank OÖ bringt sich nicht nur als Namensgeber der neuen Raiffeisen Arena ein, das Engagement ist viel weiter gefasst. „Uns ist es wichtig, dass die Landeshauptstadt ein schönes, modernes und zukunftsweisendes Stadion bekommt, das dem Status von Linz als

© RAUMKUNST ZT GMBH, LASK

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und LASK-Abo für die Raiffeisen Arena sichern. RLBOÖGeneraldirektor Heinrich Schaller hat bereits im Herbst feierlich die Stadionbeleuchtung in der Raiffeisen Arena eingeweiht.

Sportstadt gerecht wird. Davon profitiert schließlich ganz Oberösterreich. Daher haben wir uns bereits im Vorfeld intensiv Gedanken darüber gemacht, was wir als starker Partner zu diesem Projekt beitragen können“, sagt Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ.

Verkehrskonzept entlastet Region

So wird etwa der Zahlungsverkehr beim Stadionbesuch modern und komfortabel gestaltet – etwa beim Ticketing und beim Einkauf in der Raiffeisen Arena. Auch die Verkehrssituation rund ums Stadion soll verbessert werden. Geplant ist, die Raiffeisen-eigenen Parkgaragen in ein gesamthaftes Verkehrskonzept einzubinden, um die direkte Umgebung nachhaltig zu entlasten. Weiters ist für die Raiffeisenlandesbank OÖ der groß angelegte Veranstaltungsbereich in der Arena interessant. Schaller spricht hier von einer Win-win-Situation: „Wir haben jedes Jahr eine große Anzahl von Veranstaltungen. Da hat es doch Charme, zumindest einen Teil davon in der Raiffeisen Arena abzuhalten.“

Größte Kinderarena Europas

Der Stadionkomplex bietet außerdem erweiterte Trainingsflächen, Besprechungs- und Büroräume sowie einen Business Club, ein Restaurant und mit 1.000 Quadratmetern die größte Kinderarena Europas. Nicht fehlen dürfen natürlich auch ein eigener Sport- und Fan-Shop. „Ein Besuch in der Raiffeisen Arena soll ein Erlebnis für die ganze Familie sein“, sagt Gruber. Viele Einrichtungen sind auch außerhalb der Matchtage nutzbar – wie etwa das Restaurant, das LASK-Museum oder der wochentags als Bewegungskindergarten geführte Kinderclub. Der Stadionvorplatz wird als LASK-Fandorf genutzt, um den Fans auch vor und nach dem Match etwas zu bieten. Dort finden sich zum Beispiel regionale Foodtrucks, mit DJs oder Livemusik wird für Stimmung gesorgt. ••

UNS IST WICHTIG, DASS DIE LANDESHAUPTSTADT EIN MODERNES STADION BEKOMMT.

HEINRICH SCHALLER, GENERALDIREKTOR RLB OÖ

Der BWT Business Club

Auf insgesamt drei Etagen empfängt der LASK im BWT Business Club pro Heimspiel über 2.000 Gäste. Helles, stylisches Ambiente sorgt – gepaart mit Designelementen – für exklusive Fußballatmosphäre. Für das leibliche Wohl der Besucher sorgt das hochwertige Catering. Darüber hinaus bietet der BWT Business Club eine Plattform, um innerhalb eines attraktiven Branchenmixes regelmäßig Kontakte pflegen zu können. Insgesamt gibt es AboModelle in vier Abstufungen, von der exklusiven „Leading Loge Ebene“ mit 42 Logen, den „1908Paketen“ bis hin zu „Premium Plus“ bzw. „Premium“. Alle Gäste genießen hier einen tollen Blick auf das Spielfeld. Je nach AboPaket werden aber auch Werbemöglichkeiten, Parkplätze oder eigene Sitzbereiche mit Firmenbranding angeboten.

MUSTERSCHÜLER

Urbane Baukonzepte brauchen nachhaltige Ideen. Mit Solarmodulen auf dem Dach, innovativer Wärme und Kühltechnik aus Abwasser und smarten Armaturen für den reduzierten Wasserverbrauch präsentiert sich das neue Wiener Stadtquartier VIO Plaza als absolutes Vorzeigeprojekt.

Auf dem Baugrund zwischen der Rechten Wienzeile und der Schönbrunner Straße im Wiener Bezirk Meidling herrscht seit zwei Jahren Hochbetrieb. Hier entsteht mit dem VIO Plaza ein neuer Arbeits- und Lebensraum, der Büroflächen, Einkaufszentrum, Hotel und Fitnesscenter sowie moderne Mietwohnungen an einem einzigen Ort vereint. „Aktuell ist die Bautätigkeit im vierten Obergeschoss angelangt“, berichtet Klaus Miro, Geschäftsführer von VIO Plaza, einem Unternehmen der RLB-OÖ-Tochter RealTreuhand. „Wir sind im Plan und werden voraussichtlich im Herbst 2023 fertig.“ Insgesamt hat das Sockelgebäude sieben oberirdische Stockwerke, darauf kommt ein Turm mit 16 Etagen und ein Wohnbau mit zwölf Etagen. Was die Immobilie so besonders macht: Das Konzept von VIO Plaza hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben. Dokumentiert wird dies durch das Platin-Vorzertifikat für „Leadership in Energy and Environmental Design“ (LEED). Das seit 1993 bestehende US-Gebäudebewertungssystem berücksichtigt energetische und ökologische Kriterien und bezweckt eine Standardisierung im Bereich nachhaltiger Gebäude.

Grün wird wichtig

Grüne Immobilien bestimmen zunehmend den Investorenmarkt. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, dürfen sie mittlerweile in keinem Portfolio fehlen“, konstatiert Geschäftsführer Miro. Auch das Interesse seitens der Mieter sei gewachsen, da ressourceneffiziente Gebäude helfen, Energiekosten zu sparen. „Als eigenständiger Bauträger sind wir daher stets auf der Suche nach zeitgemäßen Liegenschaften, die wir von der Entwicklung über die Realisierung bis hin zur Betreuung unserer Kunden nach der Fertigstellung begleiten“, erklärt Miro die Interessen des Mutterunternehmens Real-Treuhand. Das VIO Plaza erfüllte diese Vorgaben. „Als 2003 für die Bebauung der sogenannten Komet-Gründe in Wien-Meidling ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben wurde, waren nachhaltige Immobilien noch eine Seltenheit“, so Miro. „Den Auftrag gewannen die Delta Podsedensek Architekten, die bereits damals rund 2.000 Quadratmeter Fotovoltaikanlagen auf dem Dach und an der Südfassade ihres modernen Gebäudekomplexes geplant hatten.“ Verzögert durch Bürgerinitiativen, wurde das Projekt 2016 schließlich adaptiert und neu eingereicht. „Wir haben es 2019 baurechtlich genehmigt übernommen.“ Als im Frühjahr 2020 der Spatenstich erfolgte, musste die Fassade jedoch neu angepasst werden, da die ursprünglich geplanten PV-Module nicht mehr verfügbar und die neuen viel größer waren. „Die modernen Solarmodule warten dafür mit einer stärkeren Leistung auf“, so Miro. „Sie werden nun auf über 2.300 Quadratmetern integriert.“ Eine intelligente Energiesteuerung errechnet nach Inbetriebnahme laufend den tatsächlichen Bedarf und sorgt für eine gleichmäßige Lastabnahme. „Das hilft, die Energiespitzen auszugleichen und den Bezug aus externen Quellen auf ein Minimum zu reduzieren“, erläutert Miro. Die Idee zur Nutzung des Abwassers aus dem Wiental-Kanal zur Erzeugung von Wärme und Kälte war bereits 2016 im Bauplan enthalten. „Diese unkonventionelle Art der Energienutzung war für uns mit ein Grund, das Projekt zu erwerben“, bekräftigt Miro. „Wir sind damit der erste private Investor, der ein energetisches Konzept unter Verwendung eines öffentlichen Kanals umsetzt.“ Die Anlage ist österreichweit die größte ihrer Art. Während sich das Abwasser als erneuerbare Energiequelle bestens zum Heizen und Kühlen eignet, musste auch für den Wasserverbrauch an sich eine nachhaltige Lösung gefunden werden. „Gerade Hotels gehören zu jenen Gebäuden, die im Vergleich zu Büro- und Wohnhäusern am meisten Wasser verbrauchen“, so Miro. „Für das Hotel H2, das mit seinen rund 260 Zimmern ebenfalls Teil des VIO-PlazaGebäudekomplexes ist, haben wir schließlich durch den Einsatz von smarten Armaturen eine nachhaltige Lösung gefunden“, berichtet Miro.

Attraktive Büroflächen

Auf insgesamt rund 22.000 Quadratmetern bietet das VIO Plaza zukünftig Büroflächen, die sich durch besondere Flexibilität auszeichnen. „Sie befinden sich in den fünf Obergeschossen des Turms sowie im Sockelgebäude“, sagt Miro. „Wir haben bereits jetzt eine hohe Nachfrage, da wir als einer der wenigen Anbieter zusammenhängende Flächen auf einer Ebene von bis zu 3.500 Quadratmetern zur Verfügung stellen können.“ Natürlich lasse sich der Trend zum Homeoffice nicht verleugnen, „aber Unternehmen setzen zunehmend auf flexible Arbeitsmodelle und neue Bürowelten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“. Das beinhalte Ruhezonen und Möglichkeiten zu teamorientierten Begegnungszonen, die den Kommunikationsaustausch fördern sollen. „Unsere flexiblen Flächen verfügen über die nötige digitale Ausstattung und lassen sich nach individuellen Wünschen gestalten.“

DER WUNSCH NACH KURZEN WEGEN ZWISCHEN WOHNEN, ARBEITEN UND EINKAUFEN IST GESTIEGEN.

KLAUS MIRO, GESCHÄFTSFÜHRER VON VIO PLAZA

Wohnen, Shoppen und Freizeit: Das VIO Plaza vereint eine ganze Stadt der kurzen Wege in einer Immobilie.

© Telegram71, VIO PLAZA GmbH & Co KG

Multifunktionale Immobilien

Neben dem gewerblichen Bereich mit Büroflächen, Hotel, Fitnesscenter und dem Shoppingareal entsteht zudem ein Wohnkomplex mit 166 frei finanzierten Mietwohnungen verteilt auf zwölf Stockwerken. „Diese stehen auf einem eigenen Grundstück, das unterirdisch mit den anderen Gebäuden verbunden ist“, so Miro. „Die Ein- bis Vierzimmerwohnungen werden mit Fußbodenheizung und Stützkühlung ausgestattet.“ Zudem gebe es in den oberen Stockwerken zusätzliche Klima-Split-Geräte. „Mit unserem Projekt tragen wir insgesamt zu einem gemischt genutzten Stadtquartier bei und erhöhen damit auch die Attraktivität der Umgebung“, ist Miro stolz. Es sei auch diese Kombination aus unterschiedlichen Nutzungen an einem Standort, die das Gebäudekonzept des VIO Plaza zu einem attraktiven Investment mache. „Durch die wachsende Urbanisierung ist der Wunsch nach kurzen Wegen zwischen Wohnen, Arbeiten und Einkaufen gestiegen.“ Gerade in gefragten Lagen der Stadt habe sich die einseitige Nutzung von Immobilien als ineffizient erwiesen. Sogenannte Mixed-Use-Immobilien lägen im Trend und gehören in Amerika und Asien längst zum Standard. Miro argumentiert: „Aus unternehmerischer Sicht liegt der Vorteil solcher Immobilien in der breiteren Steuerung des Risikos.“ Was er damit meint: Die einzelnen Assetklassen unterliegen zwar den Marktzyklen, aber sie gleichen sich gegenseitig aus und schwächen die Auswirkungen auf den Gesamtwert der Immobilie ab. Ein wesentlicher Aspekt, um Investoren eine interessante und äußerst zukunftsfähige Alternative zu bieten. Sind diese Immobilien zudem nachhaltig, verfügen sie darüber hinaus über den großen Vorteil, sich in einem dynamischen Umfeld stets an neue Bedarfe anpassen zu können. ••

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und ORF-Beitrag zum Thema Energiesparen inklusive VIO PLAZA-Porträt ansehen.

DIE GROSSEN AUS DER KLEINSTADT

Es gibt Unternehmen, die prägen einen Ort. Und manche Orte prägen die Unternehmen. In Kleinstädten spielen jene, die in unterschiedlichen Dimensionen Global Player geworden sind, oft ganz besondere Rollen. Ein Blick aus historischer Perspektive auf drei oberösterreichische Leitbetriebe.

Text: Leo Szemeliker • Foto: Gmundner Keramik

Gmunden zählt für viele Touristen aus dem Ausland zum Schönsten, was Oberösterreich zu bieten hat. Schließlich gibt es hier die noble Esplanade, das zu TV-Berühmtheit gelangte Schloss Orth, den malerischen Traunsee – und heiß begehrte Teller und Becher mit charakteristischem Streifenmuster in sattem Grün. Gmundner Keramik ist tatsächlich eine weltweite Berühmtheit. Und trug wesentlich dazu bei, dass die kleine Stadt am See heute so kosmopolitisch wirkt. Eine Karriere, die der 13.000 Einwohner starke Ort mit Ried im Innkreis, Wels und Marchtrenk teilt. Im Innviertel ist es der FACC-Konzern, der für Besuche internationaler Manager sorgt, im oberösterreichischen Zentralraum sorgt TGW für Vollbeschäftigung und ein hohes Aufkommen globaler Markenmanager. Die Reihe von Kleinstädten, die Unternehmen mit weltweitem Impact gebaren, ließe sich noch lange fortsetzen. Es ist schließlich sogar ein Charakteristikum der heimischen Hidden Champions, nicht nur weltweit erfolgreich, sondern auch fernab von Metropolen daheim zu sein. Die drei erwähnten Beispiele zeigen sehr gut, wie die Symbiose zwischen kleinstädtischer Struktur und Unternehmen funktioniert.

Gmundner Keramik – traditionelle Tischkultur in Flammen

Salz: Das war immer schon der Grundstoff für alles zwischen Hallstatt und Gmunden, zwischen dem Fuschlsee und dem Toten Gebirge. Tausend Jahre vor Christi Geburt hatten die Kelten begonnen, dort Salz abzubauen – dort, wo später Hallstatt, Lauffen und Ischl entstanden sind. Gmunden am Traunsee war das Zentrum des Salzhandels. Und blieb es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Wo Salz gehandelt und gelagert wurde, brauchte es Keramik, um das damals so wertvolle Kristall vor Feuchte zu schützen. Heuer jährte sich zum 530. Mal, dass die Gmundner Keramik erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1843 erwarb Franz Schleiß das Hafnerhaus am Graben, sein Sohn Leopold Schleiß gründete 1903 die Gmundner Tonwarenfabrik. 1909 entstand die Künstlerische Werkstätte Franz und Emilie Schleiß. Gmunden würde zur Künstlerkolonie. 1923 wurde das Unternehmen zur AG. Nach einigen Eigentümerwechseln erwarb 1968 Johannes Hohenberg das Unternehmen. Er verschob den Fokus von der figuralen Kunst zum Essgeschirr. Das Grüngeflammte machte Gmundner Keramik in ganz Europa bekannt. 1997 übernahm der Salzburger Unternehmer Johannes Moy de Sons (Besitzer von Schloss Anif), der zuvor 26 Prozent hielt, die restlichen Unternehmensanteile von der Familie Hohenberg. Sohn Max führte die Manufaktur bis August 2018. Heute gehört die Gmundner Keramik Manufaktur Gmbh dem ehemaligen Rennfahrer Markus Friesacher. Der Salzburger war nach seiner Rennkarriere Tankstellenbetreiber, heute besitzt er neben Gmundner auch den Alpengasthof Fageralm im Salzburger Flachgau. Die operativen Geschäfte bei Gmundner werden von Andreas Glatz geführt. Mit 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist man eine der größten Keramikmanufakturen Mitteleuropas. 2021 wurde die Technik des Flammens zum UNESCO-Kulturerbe. Jedes Stück Gmundner Keramik ist ein Unikat. Von der Masseaufbereitung über die Formgebung bis zur Malerei – alles entsteht in Österreich. 25 Malerinnen und Maler bearbeiten die Keramik. Vier Damen beherrschen die Technik des Flammens. Neben den klassischen Designs wie Geflammt, Hirsch oder Streublume setzt die Manufaktur auch individuelle Kundenwünsche um (Monogramme, Wappen, individueller Farbwunsch). Gmundner nutzte die vergangenen Jahre, um sich online neu aufzustellen: 2019 wurde die neue Website mit Onlineshop gelauncht. Wie früher das Salz über die Wasserwege in Europa von Gmunden aus verschifft wurde, verschickt Gmundner heute weltweit. Neben dem Geschirr-Fachhandel , dem seit heuer ein eigener B2B-Shop zur Verfügung steht, setzt das Unternehmen bereits seit Längerem auf den Bereich E-Commerce und ist auf nationalen und internationalen Plattformen vertreten. Der Exportanteil der zu Keramik gewordenen österreichischen Tischkultur beträgt mittlerweile 30 Prozent.

© Eva Iova Immaterielles Kulturerbe der UNESCO: Gmundner Keramik zog früher Künstler an den Traunsee. Heute kommen dafür Touristen.