3 minute read

SMARTE PARKPLATZLÖSUNG

DIE STADT DENKT MIT

Digital, nachhaltig, klimaschonend: Städte der Zukunft stehen im Zeichen intelligenter Reformen. Die „Smart City“ soll Bewohnern spürbar mehr Lebensqualität bescheren. Linz und Ulm zeigen vor, wie das funktionieren könnte.

Abfallbehälter sind in der Regel wenig spektakulär. Doch das Exemplar auf dem Linzer Taubenmarkt mag durchaus beeindrucken. „WasteMate 240“ ist die größte und nachhaltigste Hardware ihrer Art, prädestiniert für Orte mit Spitzenlasten. Eine integrierte Presse verdichtet den Müll fünf- bis achtmal. Die clevere Tonne werkt dabei umweltbewusst: Die Presse wird über ein Solarpanel auf der Oberseite betrieben. Zudem erlangen ihre Betreuer in der Verwaltung von Oberösterreichs Hauptstadt mittels Sensoren stets Echtzeitinformationen über den Füllstand und die Zahl der Einwürfe. Eine Eigenschaft wurde nicht aktiviert, damit die Nachtruhe gewahrt bleibt. Der reinliche Helfer kann theoretisch nämlich auch sprechen und sich für Mistnachschub höflich bedanken. Vielleicht ist sauberer Small Talk bald Normalität in vielen Zentren. Die Stadt Linz hat sich in puncto Nachhaltigkeit viel vorgenommen: Bis 2040 möchte man klimaneutral sein. Dabei helfen sollen vor allem auch smarte Technologien, mit Institutionen wie der Ars Electronica oder der künftigen Digitaluniversität schafft man jedenfalls einen guten Nährboden für kreative und innovative Lösungen. „Smart Cities fördern nachhaltige Entwicklung und stellen Menschen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt digitalen Handelns. Innovationen sollen das Leben erleichtern. Von der klugen Steuerung diverser Mobilitätsformen über Klimaschutz bis hin zu Tools wie diesem schlauen Abfalleimer“, erklärt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger. In modernen Metropolen werden die Uhren also künftig anders ticken. In Ulm, einer der ersten deutschen Großstädte des Bundes-Förderpro-

GEBÄUDE INNERHALB EINER SMART CITY MÜSSEN PERMANENT MITEINANDER KOMMUNIZIEREN KÖNNEN.

NORBERT HARTL, CEO UND EIGENTÜMER DER SCHMID BAUGRUPPE

Ulm will mit dem Infostand vor dem Rathaus seine Bürger in die smarte Zukunft mitnehmen.

© Westend61 / Walter G. Allgöwer, Karin Lohnberger Photography gramms „Smart Cities“, stehen ebenfalls Reformen auf dem Programm: Intelligente Vernetzung soll mehr Effizienz, Fortschritt und Komfort bringen. Nachhaltigkeit sowie Klimaschutz bilden weitere Eckpfeiler für urbane Zukunftsfitness. „Digitale Lösungen liefern eine größere Bandbreite an Alternativen zur Bewältigung kommunaler Herausforderungen, selbst angesichts kurzfristiger Entwicklungen“, so Karl Michael Dittrich, Sprecher der Abteilung Digitale Agenda in Ulm. Die angesprochene Digitalisierung soll zudem für praktische Orientierungshilfen sorgen. Wie etwa das elektronische Leitsystem in der Ulmer Innenstadt, das bis 2025 realisiert werden soll. Via Touchscreen lassen sich dann auf den Displays verschiedenste Informationen abrufen. Die Palette reicht von Stadtplänen über Veranstaltungskalender bis zu Standorten von Parkhäusern oder Shopfindern. Lokale Medien werden dem Benutzer Nachrichten von der kleinen bis zur großen weiten Welt liefern. Ebenfalls geplant: „sprechende Bäume“. Sie erheben etwa wertvolle Klimadaten, die in Echtzeit auf mobilen Endgeräten betrachtet werden können.

Technologische Renovierung

Eine Meldung wert wären auch die Innovationen auf dem Immobiliensektor. Bauwerke werden ab jetzt nämlich auch technologisch renoviert. Der Nutzen daraus: Vernetzte Häuser erkennen automatisch den Bedarf ihrer Bewohner und liefern Ressourcen stets zur passenden Zeit. So wie etwa im Fall der gemeinschaftlichen Nutzung von Sonnenstrom oder Wärmeaustausch. „Gebäude innerhalb einer Smart City müssen permanent miteinander kommunizieren können. Auf diese Weise steigt die Effizienz von Abläufen und Services werden besser“, weiß Norbert Hartl, CEO und Eigentümer der Schmid Baugruppe. 1902 wurde die „Firma Schmid“ von

INTELLIGENTE STÄDTE STELLEN MENSCHEN UND IHRE BEDÜRFNISSE IN DEN MITTELPUNKT DIGITALEN HANDELNS.

KLAUS LUGER, LINZER BÜRGERMEISTER

Alois Schmid als Zimmermeisterbetrieb in Frankenburg gegründet. 120 Jahre später ist die Schmid Baugruppe unter der Führung von Norbert Hartl zum erfolgreichen General- und Totalunternehmen mit visionärem Blick in die Zukunft gewachsen. So setzt man etwa auf sogenanntes „Building Information Modeling“. Derartige Systeme erschaffen einen digitalen Zwilling von Heimstätten. Durch verschiedenste Daten, eingespeist von allen Projektteilnehmern, lässt sich eine optimale Planung und Nutzung von Häusern ableiten. So wird virtuell transparent, wie energieeffizient Räume sind. Oder ob Mieter gewisse Nutzflächen tatsächlich relevant verwenden. Solche Verhaltensmuster bilden auch eine Basis für Innovationen, die Anforderungen der Community noch besser erfüllen sollen. Die Stadt denkt schließlich mit. ••

PUBLIKUMS- MAGNET

Mit dem Neubau der Raiffeisen Arena wird in Linz ein neues Fußballzeitalter eingeläutet. Auch abseits der Matchtage wird die LASKHeimstätte zur Erlebniswelt.

Text: Markus Mittermüller • Foto: RAUMKUNST ZT GmbH