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DIGITALES ENERGIEMANAGEMENT

TGW – von Wels und Marchtrenk in die Welt befördert

TGW hat weltweit 4.000 Mitarbeiter. Nicht ganz die Hälfte davon arbeitet in Oberösterreich. Zwischen 2016 und 2018 hat die TGW Logistics Group, die vor mehr als fünf Jahrzehnten als Transportgeräte Wels von Diplomkaufmann Ludwig Szinicz und Heinz König als Schlosserei gegründet worden war, ein neues Headquarter in Marchtrenk errichtet: den TGW Evolution Park. Dort arbeiten heute rund 700 Menschen. 55 Millionen Euro hat der Produzent von mechatronischen Materialfluss- und Lagerlogistiklösungen am Standort Marchtrenk investiert, der vorige Standort in Wels war zu eng geworden. In Wels sind weiterhin 900 Mitarbeiter beschäftigt. „Die beiden Standorte arbeiten aber eng vernetzt zusammen. Dabei spielt Wels – wo sich der Großteil unserer Produktion befindet – eine zentrale Rolle“, sagt TGW-Chef Harald Schröpf. So ist also statt der zweitgrößten Stadt Oberösterreichs mit 63.000 Einwohnern die Nachbargemeinde mit 14.000 Einwohnern zur Zentrale geworden – in der Region ist TGW somit ein gewichtiger Player am Arbeitsmarkt und für Kommunalsteuereinnahmen. TGW-Gründer Ludwig Szinicz ist 2017 mit 78 Jahren verstorben. Die Oberösterreichischen Nachrichten nannten ihn in einem Nachruf „Gründer und Wohltäter“. Seit 2000 hatte er sich aus dem operativen Geschäft von TGW zurückgezogen und überließ drei damals rund 30-jährigen Managern das Geschäft. Der studierte Betriebswirt stammte aus Linz, besuchte die HTL und ging danach nach Wien. 1964 gründete er eine Baueisen- und Stahlbearbeitungsgesellschaft, 1969 schließlich die TGW. Gestartet wurde mit zehn Mitarbeitern, Magazinwagen, Schubkarren und Schwerlastanhänger. Für einen österreichischen Versandhändler wurde 1970 das erste Förderband der Unternehmensgeschichte entwickelt. Das war der Start in die sogenannte Intralogistik. Im Geschäftsjahr 2020/21 erzielte TGW einen Umsatz von 813 Millionen Euro. Szinicz hat sich immer als sozialer Unternehmer verstanden: Die Philosophie seiner 2004 eingerichteten Stiftung fasst ein Zitat aus seinem Nachlass gut zusammen: „Der Mensch steht bei der TGW Logistics Group im Mittelpunkt, die

SEIT 1492 BIS HEUTE WIRD BEI UNS JEDES STÜCK VON HAND GEFERTIGT.

ANDREAS GLATZ, GMUNDNER KERAMIK

Andreas Glatz

leitet Gmundner Keramik seit September 2020 als Geschäftsführer.

Robert Machtlinger

stieg vom Lehrling bei Fischer Ski zum CEO des FACC Konzerns auf. TGW Logistics Group ist für die Menschen da. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und auch jene Menschen, für die wir gemeinnützige Projekte durchführen – bekommen die Möglichkeit, zu lernen und zu wachsen, also sich weiterzuentwickeln, fachlich wie persönlich.“ Den Menschen in den Mittelpunkt schieben so gut wie alle Unternehmen in ihren Leitbildern. TGW unterstreicht das starke Wertegerüst mit ganz konkreten Projekten. Zwei Drittel des Unternehmensgewinns sollten nicht ausgeschüttet werden. Eine Tochterstiftung der TGW nennt sich Future Wings, fördert gemeinnützige Projekte, um jungen Menschen in ihrer Entwicklung zu helfen – insbesondere durch Entwicklungshilfeprojekte für Kinder, Jugendliche und deren Familien, die in großer Armut leben. TGW stiftete auch Schule Morgen, die ähnliche Zwecke verfolgt. Eine weitere Stiftungsaktivität ist die private Volksschule B.E.L. (Bildung und Entfaltung Linz), Geld fließt aber auch in den Verein Kinderhilfswerk Sueniños in San Cristóbal in Mexiko. Stiftungsvorstand ist der Sohn des Firmengründers, Ludwig Christian Szinicz, der Sitz beider Stiftungen ist in Marchtrenk.

3.000 FACC-MITARBEITER VERSORGEN DIE LUFTFAHRT MIT INNOVATIONEN.

ROBERT MACHTLINGER, CEO FACC

© Schrott Christina, Werner Bartsch, TGW, Knud Dobberke TGW produziert in Wels und Marchtrenk schlaue Lagerlogistiklösungen für Konzerne wie Puma, GAP und Mango.

IN WELS BEFINDET SICH NACH WIE VOR DER GROSSTEIL DER PRODUKTION.

HARALD SCHRÖPF, CEO TGW LOGISTICS GROUP

FACC erobert nun auch den Weltraum

Die Luftfahrtbranche gilt als eine der innovativsten, aber auch faszinierendsten Branchen weltweit. Sie beflügelt im wahrsten Sinne des Wortes das Grundbedürfnis des Menschen nach individueller Mobilität. Vom oberösterreichischen Innviertel aus hat ein heute international erfolgreicher Konzern diese Branche nachhaltig geprägt: die FACC AG. Ende der 1980er-Jahre begann die außergewöhnliche Erfolgsstory des Unternehmens: Damals noch in einer Fachabteilung des Rieder Skiproduzenten Fischer nahmen einige Visionäre Forschungsarbeiten mit Leichtstoffkomponenten auf. Was ursprünglich als strapazierfähiges Material für Hochleistungsski galt, sollte nach Überzeugung dieser Visionäre auch für hoch innovative Flugzeugkomponenten ein optimaler Baustoff sein. Aus einer Vision wurde Realität: Die Nachfrage nach den neuartigen, hoch belastbaren und leichten Bauteilen für Flugzeuge stieg rasant an. 1989 wurde FACC als eigenständiges Unternehmen gegründet. Mit der ehemaligen Mutterfirma teilt sich FACC noch den Standort: Ried im Innkreis. Insgesamt hat FACC 13 internationale Standorte, mit vier Werken in Oberösterreich. Dank ihrer ausgeprägten Innovationskraft hat sich die FACC in den drei Bereichen Aerostructures, Engines und Cabin Interiors an der Weltmarktspitze positioniert und ist bei allen modernen Flugzeugen mit neuen Technologien mit an Bord. Weltweit arbeiten 3.000 Personen für den Konzern mit 500 Millionen Euro Umsatz. Seit 2021 verfolgt der Konzern im Rahmen der Konzernstrategie FACC 2030 auch ein neues Geschäftsfeld: Space, also den Weltraum. Noch im selben Jahr wurde ein Zulieferauftrag für das europäische Raumfahrtprogramm Ariane 6 gewonnen. Mehrheitseigentümer der FACC ist Aviation Industry Corporation of China Ltd (AVIC), ein staatlicher Aerospace-Konzern mit Sitz in Peking. AVIC ist unter den Fortune-500-Unternehmen gelistet und zählt mit über 100 Niederlassungen und 27 Tochtergesellschaften zu den zehn größten chinesischen Industriekonzernen. Seit dem Einstieg der AVIC konnte FACC den globalen Footprint signifikant ausbauen, über 400 Millionen Euro am Standort investieren und die Unternehmensgröße verdreifachen. Die Coronapandemie und die durch die radikalen Groundings ab März 2020 existenzielle Krise der Luftfahrtindustrie ist an FACC nicht spurlos vorübergegangen. Der Zulieferer hat das Geschäftsjahr 2021 mit roten Zahlen abgeschlossen. Im Halbjahr 2022 hat sich FACC jedoch finanziell wieder deutlich erholt. Die Pandemie hat an Bedrohungspotenzial verloren, die Menschen fliegen wieder. Derzeit erweitert FACC wieder die Kapazitäten: „Mit einem Investitionsvolumen von 12,5 Millionen Euro für die erste Ausbaustufe ist das Projekt das größte Greenfield-Investment außerhalb Österreichs in der Geschichte der FACC“, sagte CEO Robert Machtlinger heuer im Sommer zum Neubau eines Werks in Kroatien, das Leichtbauteile für den Kabineninnenraum fertigt.

Expansion geplant

Für das Geschäftsjahr 2022 wird ein Umsatzwachstum von zehn Prozent erwartet, der geplante Gewinn (Ebit) soll sich verdreifachen. 2022 stellte das Unternehmen an den oberösterreichischen Standorten über 200 neue Mitarbeiter ein. In den kommenden fünf Jahren sollen insgesamt 150 Millionen Euro in neue Projekte, Forschung und Entwicklung sowie Erweiterung der Produktionsanlagen investiert werden. Bis 2030 will sich FACC unter den Top-50-Aerospace-Konzernen weltweit sehen, derzeit ist man unter den Top 100. ••

Spezialberuf Flammer

Jedes Stück der GeflammtSerie von Gmundner Keramik wird seit 300 Jahren mit einer einzigartigen Kunsthandwerkstechnik, dem „Flammen“, in Gmunden hergestellt. Hierbei wird die Farbe nicht aufgemalt, sondern mit einem feinen Schlauch auf die Keramik gespritzt. Die Farbe muss dabei in ständigem Fluss sein und wird in kreisenden Bewegungen auf die Keramik aufgetragen. Dafür braucht es viel Übung und Erfahrung. In der Lehrausbildung zum Flammer dauert es zwei Jahre, um die 110 Formen des Flammens zu beherrschen. Weltweit gibt es keinen zweiten Betrieb, der diese Technik beherrscht.

DIE OFFENE STADT: EINE ETHIK DES BAUENS UND BEWOHNENS

Auch wenn durch Digitalisierung und Homeoffice das Leben auf dem Land wieder attraktiver wird – das Wachstum der Städte hält unvermindert an. Im Jahr 2050 werden bereits zwei Drittel aller Menschen in Städten leben – wie können Bewohner mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen eine friedliche Koexistenz führen? Richard Sennett stellt die Frage nach der Beziehung zwischen urbanem Planen und konkretem Leben: Wie hat sich diese historisch gewandelt? Wie kann eine offene Stadt aussehen, die geprägt ist von Vielfalt und Veränderung – und in der Bewohner Fähigkeiten zum Umgang mit Unsicherheiten entwickeln? Richard Sennett zeigt, warum wir eine Urbanistik brauchen, die eine enge Zusammenarbeit von Planern und Bewohnern einschließt und voraussetzt – und dass eine Stadt voller Widersprüche urbanes Erleben nicht einengt, sondern bereichert. Der weltberühmte Soziologe und Professor an der London School of Economics und der New York University beschäftigt sich schon lange mit Theorien über eine angemessene Stadtpolitik. Er warnt eindringlich, Stadtplanung unter das Diktat der Machbarkeit zu stellen. ••

Autor: Richard Sennett Verlag: Hanser Berlin ISBN: 978-3446258594

SHENZHEN: ZUKUNFT MADE IN CHINA

Wer wissen möchte, wie wir und vor allem unsere Kinder bald schon leben, welche Technologien sie und die Welt prägen werden, muss durch Shenzhen streifen. Die 20-Millionen-Metropole in Südchina gehört zu den innovativsten Städten der Welt. Eine Megacity, die quasi aus dem Nichts entstand, wo Nachhaltigkeit und moderne Lebensqualität selbstverständlich sind, aber eben auch Gesichtserkennung und der gläserne Mensch. Die Cloud in Shenzhen weiß alles. Die Shenzhener Techies stellen inzwischen das Silicon Valley in den Schatten, ihre Start-ups zählen zu den wertvollsten der Welt. Shenzhen zieht immer mehr junge Talente aus aller Welt an, die nachts in eine ausgelassene Subkultur eintauchen können. Eine Stadt mit Modellcharakter und doch voller Ambivalenzen. Frank Sieren ist einer der führenden deutschen China-Experten und lebt als Korrespondent führender deutscher Medien seit 1994 in Peking. Mit ungetrübtem Blick und einem tiefem Verständnis für die europäische als auch die asiatische Perspektive zeigt er, wie man in der jungen Megacity lebt, wohnt und arbeitet und was wir von dort zu erwarten haben. ••

Autor: Frank Sieren Verlag: Penguin Verlag ISBN: 978-3328601524

© (Symbolbilder), Hanser Berlin Verlag, Penguin Berlag, S. Fischer Verlag, Carl Hansser Verlag

DIE WELTGESCHICHTE DER MENSCHHEIT IN DEN STÄDTEN

Wie kommt es, dass heute die Hälfte der Menschheit in Städten lebt? Der Historiker Ben Wilson spannt einen faszinierenden Bogen von der Urgeschichte in die Zukunft, um diese Frage zu beantworten. Seine Reise beginnt 4000 v. Chr. in Uruk, verläuft über die Zentren der antiken Welt nach London, Paris, New York und Warschau und endet in Los Angeles und Lagos. Jede Stadt steht für einen bestimmten Aspekt, Lübeck etwa für Handel, Warschau für Zerstörung durch Krieg, Lagos für die Megacity der Zukunft.

Farbig und detailreich erzählt Wilson vom Alltag der Menschen in der Stadt. Er beschreibt das bunte Treiben auf den Straßen und die Slums, erzählt von Seuchen und den ersten Wolkenkratzern, von der Industrialisierung und den Techparks des 21. Jahrhunderts. Bis heute verheißen die Städte Schutz und Wohlstand, Arbeit und Vergnügungen, Fortschritt und Konsum. Die Zukunft der Menschheit liegt in der Stadt – auch das zeigt Ben Wilson in seiner opulent ausgestatteten, farbig bebilderten Geschichte der größten Erfindung des Menschen. ••

Autor: Ben Wilson Verlag: S. Fischer ISBN: 978-3103973709

ENERGIESYSTEME DER ZUKUNFT IN SMART CITIES & RURAL AREAS

Das internationale Autorenteam aus Privatwirtschaft und Wissenschaft zeigt auf, was Entscheidungsträger in Bezug auf die Säulen der Energiewende und die digitalen Herausforderungen beachten sollten. Welche Rolle können Energie und Digitalisierung für die nachhaltige Entwicklung unserer Gemeinden spielen? Wie können sich die Kommunen auf zukünftige Herausforderungen wie künstliche Intelligenz oder die Forderung nach nachhaltigen Mobilitätskonzepten vorbereiten? Wie können lokal Verantwortliche Sektoren wie Wärme, Elektrizität und Mobilität miteinander verbinden?

Welche Maßnahmen sollen wir angesichts des begrenzten Budgets zuerst ergreifen? Welche Schritte müssen unternommen werden, um eine nachhaltige, technologisch fortschrittliche und zuverlässige Energieversorgung zu gewährleisten? Das sind nur einige der Fragen, die im Sinne eines Leitfadens für Städte und Dörfer auf dem Weg zu Smart Cities oder Rural Areas beantwortet werden. Projektbeispiele, praktische Erfahrungen sowie Vorschläge für die nächsten Schritte runden das fundierte Werk ab. ••

Autor: Alexander Schlüter Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG ISBN: 978-3446468221