Nuklear Policy von Raiffeisen Capital Management

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Policy der Raiffeisen KAG und Raiffeisen Salzburg Invest

Nuklear Policy

Version: 01 2022, Herbert Perus

Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG | www.rcm.at und Raiffeisen Salzburg Invest GmbH oder kurz RSI | www.raiffeisen- salzburg-invest.at

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1. Zielsetzung der Nuklear -Policy der Raiffeisen KAG ................................ ..... 3 2. Atomenergie im Überblick ................................ ................................ ....... 3 3. Die Brundtlandt Doktrin ................................ ................................ ........... 4 4. Nachteile der Atomenergie ................................ ................................ ...... 4 5. Ausstiegspfad ................................ ................................ ........................ 5 5.1 Aktien und Unternehmensanleihen ................................ .......................... 6 5.2 Staatsanleihen ................................ ................................ ..................... 7 6. Fazit ................................ ................................ ................................ ..... 7
Inhalt

Konsequenter

Ausstieg aus Finanzierung der Nuklear - und Uranindustrie bis 2030 – mit Etappenzielen bis 2025

1. Zielsetzung der Nuklear -Policy der Raiffeisen KAG

Die Raiffeisen Kapitalanlage- Gesellschaft m.b.H. 1 strebt den konsequenten Ausstieg aus der Finanzierung der Nuklearindustrie bis 2030 an. Die Nuklear- Policy der Raiffeisen KAG umfasst alle investierbaren Unternehmen, die im Bereich Nuklearenergie, Uran abbau, Uranverarbeitung, dem Transport und sonstiger I nfrastruktur tätig sind.

2. Atomenergie im Überblick

Wenn wir von Atomenergie (oder Nuklearenergie) sprechen, dann behandeln wir die Themen: Technologie, die Produktion sowie den Transport und die Endlagerung von Atommüll. Wir beziehen auch Produzenten von Uran in das Thema ein. Die Produktion und Weiterleitung von Strom bedingen systemimmanent die Problematik des nicht eindeutig nachvollziehbaren Ursprungs der Herstellung (Strom -Mix , auch in Bezug auf etwaige Atomstromanteile) .

Technologie: Seit der Entdeckung und dem Beginn der Erforschung von Energie aus der Kernspaltung zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es selbstverständlich enorme technologische Fortschritte und Weiterentwicklungen. Leider konnten dadurch die größten Risiken (wie man an den Unfällen der letzten Jahrzehnte sehen kann) nicht verringert werden. Vielversprechende Konzepte wie die Kernfusion (wird erst in mindestens 20 Jahren produktionsreif) oder Mini -K ernkraftwerke werden medial zwar häufig diskutiert, bieten jedoch keinerlei Alternativen in einem für unsere Investoren maßgeblichen Zeithorizont.

Endlagerung: Durch die enormen Halbwertszeiten der spaltbaren Produkte im Atommüll (z. B. Uran: 700 Mio. Jahre) braucht es Konzepte, die über die kommenden Jahrmillionen tragfähig sind. Das ist der Wissenschaft bis dato nicht gelungen, daher werden die aktuellen Risiken auf kommende Generationen abgewälzt. Das steht im Widerspruch zur Nachhaltigkeitsstrategie der Raiffeisen KAG .

Uran ist nicht nur der wichtigste Rohstoff zum Einsatz in Kernk raftwerken, sondern auch ein Hauptbestandteil in der Atomwaffentechnologie.

1I m Folgenden als „Raiffeisen KAG“ bezeichnet

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Das Nachhaltigkeitsverständnis der Raiffeisen KAG

3. Die Brundtlandt Doktrin

Die Brundtland Kommission, auch Weltkommission für Umwelt und Entwicklung genannt, veröffentlichte 1987 den Report „Unsere gemeinsame Zukunft “ , in dem erstmals das Konzept der nachhaltigen Entwicklung formuliert und definiert wurde und damit der Anstoß für einen weltweiten Diskurs und öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Nachhaltigkeit war.

Nachhaltig ist demnach eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“

Aus Sicht der Raiffeisen KAG entspr echen Investitionen in Unternehmen, die mit Nuklearenergie verdienen, und in Staaten, die eine expansive Nuklearpolitik betreiben, nicht diesem Grundsatz.

4. Nachteile der Atomenergie

Die Nachteile der Atomenergie überwiegen die Vorteile (kein CO2-Ausstoß) bei weitem

Von Atomkraftwerken geht ein unkalkulierbares Risiko aus. Daher wird auch keine Versicherungsgesellschaft je ein Atomkraftwerk versichern. Reaktorkatastrophen , wie die von Tschernobyl oder Fukushima , haben drastisch gezeigt, wie verheerend die Folgen eines Unglücks sein können. Bei technischen Störungen, Erdbeben o der anderen Naturkatastrophen, aber auch bei möglichen Terroranschl ägen oder in Zusammenhang mit kriegerischen Handlungen stellen Atomkraftwerke eine große Gefahr dar. An dieser Einstellung ändert sich auch bei der Betrachtung von MiniAKWs nichts.

Ein sehr großer Nachteil von Atomenergie ist der anfallende radioaktive Abfall. Dieser braucht teilweise hunderttausende Jahre , bis er keine gefährliche Strahlung abgibt und muss für diese Dauer sicher gelagert werden. Bis jetzt ist es nicht gelungen, eine sichere Lösung in der Endlagerung von Atommüll zu finden.

Kernkraft birgt außerdem die Gefahr, dass radioaktive Materialien für Waffen verwendet werden. Es bestehen zwar internationale Verträge, die das Untersagen , dennoch ist ein Missbrauch von Nuklearenergie durch die Rüstungsindustrie möglich.

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Jeder Euro, der in Atomkraft investiert wird, fehlt bei den Investitionen in erneuerbare Energieformen bei weitem

Die Produktion von Atomstrom harmoniert nicht mit erneuerbaren Energie quellen wie Wind - , Wasser - oder Solarenergie. Erneuerbare Energieträger unterliegen gewissen Schwankungen und bedürfen dynamischer komplementärer Energiesysteme. Zu solchen passt die konstante Einspeisung von Atomstrom ins Stromnetz nicht.

Atomstrom ist im Vergleich mit erneuerbaren Energien die teuerste Form der Energiegewinnung, dabei sind externe Kosten noch gar nicht einberechnet. Weiters fehlt jeder Euro, der in Atomkraft investiert wird, in der Investition in den zukunftsträchtigeren Technologien der erneuerbaren Energieformen Während sich die Preise der Energie aus erneuerbaren Quellen im Einklang mit dem Moor‘schen Gesetz verbilligen, sind die Kosten von Atomenergie steigend. Daher ist n icht nur aus Umweltgründen, sondern auch aus fundamentalen Bewertungsargumenten , die Investition in Atomkraft aus Sicht der Raiffeisen KAG nicht zielführend.

Uranvorkommen sind endlich. UN - und OECD -Daten gehen von Reserven aus, die bei heutigem Verbrauch nach 20 Jahren erschöpft sein werden. Ein Bericht von G reenpeace spricht von maximal 65 Jahre reichender Reserven.

Obwohl Atomkraftwerke Strom klimaneutral produzieren, sehen wir Nuklearenergie kritisch : Zum einen wird Nuklearenergie keine signifikante Rolle in der Energiewende spielen können , denn ein Ausbau der notwendigen Kapazitäten ist –im Unterschied zu Wind - und Solarenergie – über den relevanten zeitlichen Horizont hinaus schlicht nicht realistisch. Zum anderen geht es bei der Bewertung letztlich um externe Kosten. Diese sind bei Nuklearenergie zwar hinsichtlich des Kohlendioxids zwar sehr gering, dagegen stehen jedoch die massiven externen Kosten aus der sicheren Endlagerung der radioaktiven Stof fe, die für uns zu einer negativen Gesamtsicht führen.

5. Ausstiegspfad

Der Entwicklungspfad zum Ausstieg aus Aktien und Anleihen mit Nuklearanteil findet in allen von der Raiffeisen KAG aktiv verwalteten Fonds mit nachhaltiger Ausrichtung Anwendung.

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Totalausstieg

über Stufenplan bis 2030

Quelle: eigene Konzepte;

*unterstützt durch Nachhaltigkeits-Gütesiegel

**Ausnahmen bei positivem Engagement-Erfolg (verpflichtendes Ausstiegsszenario)

***Umfasst sind beispielsweise die Lieferung von Materialkomponenten, technische Unterstützung, Wartung und die Entsorgung nuklearer Abfälle

5 .1 Aktien und Unternehmensanleihen

Bei Aktien und Unternehmensanleihen betrachten wir den Umsatz des jeweiligen Unternehmens im Bereich der Nuklearenergie und der Uranproduktion. Dazu gibt es einen Ausstiegsplan, der über verschiedene Stufen einen Totalausstieg aus solchen Unternehmen bis zum Ende des Jahres 2030 vorsieht So, wie es auch verschiedenen Initiativen, wie beispielsweise die Green Finance Alliance und die Net Zero Asset Owner Alliance vorschlagen. Beim Umsatz der Unternehmen kommt das Dual Use Prinzip zur Anwendung

Im Zusammenhang mit Nuklearenergie bezeichnet der Begriff „Dual Use“ solche Produkte, die in Atomkraftwerken oder Atommülltransporten zwar verwendet werden, deren Entwicklung ursprünglich, aber nicht speziell, für diese Zwecke erfolgte. Dazu zählen etwa Industriekomponenten (z. B. von Siemens hergestellt), allgemeine Software (wie z. B. SAP) oder mechanische Komponenten bei LKWs oder Zügen. Unternehmen aus diesen Bereichen werden nicht zur Investition ausgeschlossen.

Seite 6 von 7 POLICY | N UKLEAR Atomenergie – Entwicklungspfad

Für die Raiffeisen

KAG zählt Atomkraft nicht zu Energieformen, die mit Investitionen unterstützt werden sollten

5.2 Staatsanleihen

I n den „Sovereign ESG - Indicator“ der Raiffeisen KAG fließen viele Faktoren zur Beurteilung eines Staates im nachhaltigen Bereich ein. Das betrifft Indikatoren aus allen drei Bereichen (E, S & G). Im Umweltbereich hat die Atomkraftpolitik eines Staates mit aktuell 3,1 % das höchstmögliche Gewicht im Indikator. Dabei werden der Energiemix - , mögliche Ausstiegs- und Expansionspläne berücksichtigt. Durch das maximal hohe Gewicht der Nuklearpolitik in diesem Indikator, werden Staaten mit expans iver Atompolitik tendenziell niedrig gewichtet.

6. Fazit

Die Raiffeisen KAG bekennt sich zum Ausstieg aus Atomkraft- und Uranproduktion b is 2030 bei Unternehmen. Staaten mit expansiver Atompolitik wer den durch den hohen Nuklearanteil im „Sovereign ESG -Indicator“ der Raiffeisen KAG tendenziell niedrig gewichtet. Mit dieser Politik ist die Raiffeisen KAG im Einklang mit der österreichischen Atompolitik der letzten Jahrzehnte und der Haltung ihrer Eigentümerin, der Raiffeisen Bank International AG Für die Raiffeisen KAG gehört die Atomkraft nicht zu den Energie formen , die wir mit unseren Investitionen unterstützen sollten. Das steht zwar nicht im Einklang mit der EU -Taxonomie, die Investitionen in Atomenergie mit gewissen Einschränkungen als nachhaltig einstuft , aber a us Sicht der Raiffeisen KAG könnte jeder Euro, der in Atomkraft investiert wird, zukunftsträchtiger und nachhaltiger in erneuerbare Energien investiert werden.

Unsere Einschätzungen zum Thema werden laufend überprüft und gegebenenfalls aktualisiert respektive angepasst.

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