ML Magazine N.1 / 2020 Deutsche Fassung

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ď‚— Cover: Johann Zarco photographed by Mirco Lazzari


I am not afraid of changing, I am terrified of staying the same

(marco montemagno)


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Mirco Lazzari ď‚– Valentino Rossi in box Sepang International Circuit Nikon D5 Nikkor 24mm 1.4 ď‚– 1/10 f.4

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Raffaella Gianolla  Maverick Vinales, Nikon D5 Nikkor 500 5.6  1/1000 f5.6

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Mirco Lazzari  Bangkok ambiance, Mirco Lazzari  Ducati Mission Winnow MotoGP launch ambiance, Palazzo Re Enzo Bologna Nikon Z6 Nikkor 24/70 4  1/15 f 9 Nikon Z6 Nikkor 24/70 4.5  1/30 f 4.5

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motorsport and life

mlmagazine 2020#01


#1 summary 4

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Mi r c o ’ s s p e e c h

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behind the scene

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when i was young

40 missionwinnow

ducati launch 2020

48 portraits 54 australian open 62 sepang 78 bangkok

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Mi r c o ’ s s p e e c h

Danke. Und von hier starten wir wieder. Vielen Dank an alle, die unseren Traum von einem reinen Fotografie-Magazin haben wahr werden lassen. Nach den ersten drei Ausgaben Ende der vergangenen Saison, nennen wir sie Testausgaben, haben uns die Ergebnisse in den unten gezeigten Karten

davon überzeugt, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Ein Magazin, das durch Fotografie spricht und durch Bilder erzählt, was wir auf unseren Reisen erleben durften. Es sind wichtige Ausgaben für uns und darüber hinaus für die involvierten Länder, die belegen, dass Fotografie eine universelle Sprache ist, vielleicht sogar die Sprache, die

R eaders ar o und t h e w o rld

t o p 1 0 c o untries Italy 1,591 Thailand 524 United Kingdom 410 Japan 330 Spain 135

United States 133 Australia 115 France 110 Ireland 107 Malaysya 78


allen Männern gemein ist. ML Magazine - ML steht für unsere Initialen, für meine und für fast alle in meiner Familie. ML steht für die Agentur, die vor Jahren zusammen mit zwei besonderen Leuten wie Carlo und Raffaella gegründet und durch Motorsport und Life verstärkt wurde. Motorsport war schon immer mein Leben. Und Leidenschaft die treibende Kraft, die mich in diese besondere Welt führte. Eine Welt, in der ich seit über dreißig Jahren lebe und die mich offensichtlich dazu gebracht hat, einen privaten Teil von mir aufzugeben, damit der künstlerische Teil in mir Raum hat, sich auf seine eigene Weise auszudrücken. Und sich weiterzuentwickeln, zu wachsen, auch durch diejenigen, die mich immer unterstützt und mir geholfen haben und durch diejenigen, die sich meiner Reise angeschlossen haben. Danke! ⚫ Mirco L azzari


Behind the scene the Second Life

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Second life

Hinter dem Fenster strahlt eine starke und wärmende Sonne, die das Blau des Himmels abschwächt. Es ist der ideale Tag für einen Grand Prix, das heißt... es wäre. Dieses Blau ist so klar wie der Himmel von Valencia, wenn die Novembersonne die Rennstrecke für die letzte Anstrengung des Jahres einhüllt, was, okay, für mich damals keine Anstrengung war, und im Grunde nie war, bis es anfing mich zu belasten, nämlich genau ab diesem einen Moment, in dem es mir bewusst wurde und ich mir selbst eingestehen musste, dass es Erschöpfung war. Es war anstrengender zu erkennen, dass es Erschöpfung war als die Belastung einer ganzen Karriere! Ich kann noch immer nicht sagen, ob es anstrengender war, es mir selbst einzugestehen oder es der ganzen Welt zu verkünden, diesen Millionen Fans und Kritikern, die auf jeden Fall erwartet hatten, dass ich weitermache. Es tröstet mich zu fühlen, dass ich, obwohl ich inzwischen sehr weit davon weg bin, immer noch dort bin, unter demselben Himmel, der den Zirkus in meinem früheren Leben geschützt hat, wie ein Regenschirm. Ich hatte großes Glück, ich wiederhole es als ein Mantra, auch wenn ich die schweren Momente, die ich durchgemacht habe, wirklich schlecht erlebt habe. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde mir klar, dass ich Angst hatte. Angst, zu stürzen und mich zu verletzen, Angst zu sterben, Angst, nicht bereit zu sein, Angst, es nicht mehr zu mögen. Angst,

nie wieder zu gewinnen. “...einhundertsechzigtausend Zuschauer sind zum Grand Prix von San Marino gekommen, hier zur Rennstrecke Marco Simoncelli in Misano und es sind nur noch wenige Minuten, bis die Ampeln erlöschen und die Startaufstellung komplett ist...“ Das auf dem Glas reflektierende Bild meines neuen Fernsehers erzählt mir von der Zukunft - ohne mich. Mein Blick verlässt den Himmel und geht zurück auf den großen Bildschirm, auf dem die konzentrierten Augen von denen gezeigt werden, die sich auf der Pole Position befinden. Die Kamera der neuesten Generation dringt durch das Visier hindurch und erfasst die Iris zwischen ihren unbeweglichen Wimpern. Ich kenne diesen Blick, den sie alle haben - den wir alle hatten - zwei Momente bevor die Ampel ausgeht. Heute lache ich ein wenig, wenn ich darüber nachdenke: vorher das Auge des Tigers, alle maximal angespannt den Gashahn in der Hand, doch wenn es beim Start schlecht läuft, schauen sie nur drei Kurven später wie Schafe und du erkennst sofort, dass sie das Auge des Tigers nur gespielt haben, he, he, he. “...der die harte Gummimischung vorne und die mittlere hinten gewählt hat, während...“ 


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...continues from page 18

 Es dauerte einige Zeit, bis ich darüber lachen konnte. Ich habe mich zurückgezogen, weil es erst in mir heilen musste. So als wenn du die noch volle Zigarettenschachtel wegwerfen musst, weil du ansonsten wieder rauchen wirst. Ich wollte nichts mehr darüber wissen, ich versuchte mich in meiner Freizeit davon abzulenken. Das erste Mal war befremdlich aus dem Fahrerlager zu gehen. Ich versuchte, das Leben da draußen zu lieben, aber ich fühlte meine Liebe nicht erwidert. Ich drehte mich um und es war nichts mehr übrig. Ich meine... ich habe nichts gesehen oder vielleicht war mir damals egal, was da war. Ich fühlte mich allein, wenn auch mit einer Welt voller Fans, die mich verehrten, zu denen sich viele Kritiker gesellten und sich mit meinem Rückzug schließlich zufrieden fühlten. “...und die letzten Journalisten, Fotografen, Mechaniker und auch die Gridgirls, die die Piloten mit einem Schirm schützen, kommen aus der Startaufstellung, was ein spannendes Rennen verspricht, wenn man bedenkt, dass ...“ Gewiss, ich hätte die Kategorie wechseln können, vielleicht zumindest versuchen sollen. Ich bin davon überzeugt, dass ich nicht versagt hätte. Wenn du ein bestimmtes Level erreicht hast, nimmst du neue Herausforderungen entweder wirklich ernst

oder du hörst besser auf. Dann sagst du dir nach einer Weile, dass du krank warst und es leid warst, um die Welt zu reisen, aber die Wahrheit ist, dass wenn du deinen Helm einmal an den Nagel gehängt hast, es immer schwieriger wird, ihn wieder herunter zu nehmen. Auch wenn du dich in einer Ecke mit dir im Reinen fühlst, musst du irgendwann aus dieser Ecke wieder raus. Manchmal trifft man Entscheidungen, nur um da wieder rauszukommen. Ab dem Tag der Bekanntgabe meines Rücktritts von der Weltmeisterschaft träumte ich einige Zeit lang vom Qualifying. Niemals vom Rennen, sondern immer und nur vom Qualifying. Als ich noch Rennen fuhr, kam es vor, dass ich in der Nacht vor dem Rennen von mir träumte und mich selbst von hinten fahren sah: Mein Rücken, mein Name auf dem Anzug, ich folgte mir und ich war angenehm überrascht, diese Kurven fast wie einen Walzer zu tanzen, wir zwei, du und ich, perfekt zusammen. Dann plötzlich: Bam! Ich stürzte und erwachte mit erhöhtem Pulsschlag. Und am nächsten Tag im Rennen bin ich tatsächlich gestürzt. Nachdem ich einige Male diesen Traum hatte, begann ich zu verstehen, wann es ein Traum war und ich lernte rechtzeitig aufzuwachen, bevor ich stürzte. Und im Rennen bin ich seitde  m nicht mehr gestürzt.


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...continues from page 22

 Endlich kann ich über meine Welt sprechen, die Welt, die tief in mir vergraben war und von der ich damals niemandem erzählt hätte. Ich hätte mich nackt und verletzlich gefühlt. “...am Ende der Startaufstellung wird die grüne Flagge gezeigt, das Safety Car steht dahinter bereits in Wartestellung...“ Die Magenkrämpfe. Alles andere habe ich abgelegt, aber es sind die Magenkrämpfe vor dem Rennen, die ich am meisten vermisse. Es begann in der Nacht vor dem Rennen und verschwand am nächsten Morgen, sobald ich meinen Lederanzug schloss. Die Magenkrämpfe hemmen den Appetit, aber du bist gezwungen ¬zu essen, um dem entgegenzuwirken. Ja, das hat mich natürlich gestört, tatsächlich habe ich versucht, es zu verhindern oder abzuwenden. Ich erinnere mich an meinen persönlichen Trainer, der darauf bestand, nach Yoga zu atmen, ... und acht Sekunden lang einatmen - acht Sekunden halten - acht Sekunden lang ausatmen - wieder halten ... aber die Magenkrämpfe waren auch mein größter Verbündeter, das einzige, das dazu in der Lage war mich mit Adrenalin zu versorgen, um mich der Weltmeisterschaft zu stellen und die ganzen Rennen und Titel gewinnen zu können, die ich letztlich gewonnen habe.

“...du musst nur warten, bis die Ampel aufleuchtet...“ Eine andere Technik, um mich zu motivieren, war wütend zu werden... Ich lache jetzt darüber, weil niemand jemals verstanden hat, dass es gewollt war! Dem Ersten, der mich von der Seite ansprach, nahm ich es übel, he, he, he! Glücklicherweise fand ich ihn immer im Fahrerlager, jemanden, der mich provozierte. Ich brauchte ihn, weil ich den Adrenalinschub dazu benötigte, ihn in die treibende Kraft umwandeln zu können. Ich wurde auf irgendjemanden sauer, den ersten, der eine Augenbraue hob, das reichte! Und sie sagten zu mir: Du musst nicht sauer sein, aber ich antwortete, lass mich, denn es ist gut für mich! Wenn ich daran zurückdenke, wie oft ich wegen Mechanikern, Journalisten und den Fans schlecht gelaunt war! Menschen, die ich heute noch liebe, weil sie Teil dieser Welt sind, in der ich nicht nun mehr lebe, die aber nie aufgehört hat sich zu drehen und die sich heute noch immer dreht. Ohne mich. ⚫

by A lice margaria

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when i was young

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ď‚— Previous page: Andrea Iannone Left page: Pecco Bagnaia Right page: Jorge Lorenzo


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ď‚— Previous page: Andrea Dovizioso Left page: Alvaro Bautista Right page: Marc Marquez


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ď‚— From top left: Fahmi Karrudin playing tennis in Imola, Policcyo Espargaro, Johann Zarco in Tokyo airport, Jonas Folger (L) and Lorenzo Zanetti in Kuala Lumpur, Chaz Davies, Taka Nakagami (L) and Julian Simon


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From top left: Hiro Aoyama in Tokyo, Lucio Cecchinello, Romano Fenati, Jack Miller with Aki Ajo, Arthur Sissis and Dani Kent in KL Chinatown, Alex Marquez, Santi Hernandez (L) and Jeremy Burgess, Miguel and Paulo Oliveira Next page: Colin Edwards

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Mi s s i o n Wi n n o w Ducati launch 2020

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Mirco Lazzari ď‚– Ducati Mission Winnow MotoGP launch ambiance, Palazzo Re Enzo Bologna Nikon Z6 Nikkor 24/70 4.5 ď‚– 1/30 f 4.5

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portraits

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ď‚— Previous page: Jacky Ickx guest in Valencia Left page: dreaming expression of two grid girls Right page: Joan Mir portrait


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ď‚— Left page: Mattia Pasini Right page: a marshall... fans


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australian open play & emotions Photos by Bruno Silverii

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 Left and right page, left to right: the personalized shoes of the “big three” Rafa Nadal, Roger Federer and Novak Djokovic Previous page: Rafa Nadal during a match


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ď‚— Left page: Domenic Thiem during the final match Right page: Novak Djokovic with his 8th Australian Open trophy Next page: Sofia Kenin after winning the final


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sepang in 10 pics

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ď‚— This page: Aleix Espargaro riding the new Aprilia Previous page: Andrea Dovizioso in action


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ï‚— Left page: Alex Rijns Right page: Franco Morbidelli


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ï‚— Jack Miller playing with the brake of Ducati Team Pramac


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ï‚— This page: Kohta Nozane (Yamaha Factory Test Team rider) in action Next page: Joan Mir in Suzuki garage


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ď‚— Left page: Fabio Quartararo Right page: Valentino Rossi Next page: Franco Morbidelli on Petronas Yamaha M1


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bangkok inside the real city

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Editor Claudio Pavanello Art Director Mirco Lazzari Photographers Raffaella Gianolla Carlo Gambini Mauro Lazzari Mirco Lazzari Roberto Rimorini Bruno Silverii Translation Stefano Catellani Archive and Iconographic Research Raffaella Gianolla Graphic Design Silvia Lannutti Post Production Marco Mercuri Mirco Lazzari

all rig h ts reserved No part of this publication may be reproduced, distributed, or transmitted in any form or by any means, including printing, photocopying, recording, or other electronic or mechanical methods, without the prior written permission of the publisher, except in the case of brief quotations embodied in critical reviews and certain other noncommercial uses permitted by copyright law. For permission requests, write to the publisher at info@mircolazzari.com



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