Bericht puralpina im Berner Oberländer 2017

Page 1

Region

Berner Oberländer/Thuner Tagblatt Donnerstag, 22. Juni 2017

|

5

Wie kommt das Murmeltier in die Dose? FRUTIGEN Das genaue Rezept ist geheim. Vor 25 Jahren hat Andreas Schmid seine Murmeli-Kräutersalbe entwickelt. Nun führen die Söhne Reto und Silvan die Tradition weiter und gewähren Einblick in die Herstellung eines ungewöhnlichen Produkts.

PURALPINA AG

Dann kam der Hobel

Nein, der Keller steckt nicht voller Tierleichen, und es gibt auch keine Container hinter dem Haus, aus denen Kadaver quellen. Doch wer auf der Staatsstrasse von Frutigen Richtung Kandersteg kurz hinter dem Viadukt einen Zwischenstopp einlegt, um sich das markante Gebäude aus Holz und Glas mal etwas genauer anzusehen, wird dann doch einige Tiere zu sehen bekommen: Gämsen, Rehe, Hirsche und eben auch Murmeltiere. Ausgestopft und präpariert füllen die Jagdtrophäen einen eigenen Raum im hinteren Bereich des Gebäudes.

An der Rezeptur gefeilt «Das gehört alles meinem Vater», berichtet Reto Schmid, und schon befindet man sich mitten in der Geschichte der Firma Puralpina, die er gemeinsam mit seinem Bruder Silvan führt und deren Anfänge mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegen. Damals stiess Andreas Schmid eher zufällig auf das, was sich zum Kerngeschäft des Vaters und seiner Söhne entwickeln sollte. Sein Schwiegervater, der unter einer chronischen Polyarthritis litt, schwor auf die heilende Wirkung von Murmeltierfett für seine schmerzenden Fingergelenke. Auf einem Fellmarkt in Thun traf Schmid, ein passionierter Jäger, mit einem Kräuterkundler zusammen, und die Idee von einer eigenen Murmeltiersalbe nahm Gestalt an. Erst durch die Zugabe bestimmter Kräuter entfalte die Salbe ihre volle Wirkung, habe ein Drogist damals geraten, erzählt Reto Schmid. Also wurden verschiedene Mischungen ausprobiert, bis die richtige Rezeptur gefunden war. Das war vor 25 Jahren. Seither produziert Schmid in Frutigen seine Murmeli-Kräutersalbe. 2012 übernahmen seine Söhne den elterlichen Betrieb und machten aus der AS Alpenprodukte GmbH die Puralpina AG. Am Produkt änderte sich jedoch nichts. Das wird wie damals aus Murmeltieröl als einem wesentlichen Bestandteil hergestellt. Aber wie viel Murmeltier steckt in einer Dose? «5 bis 10 Prozent macht der Anteil aus», sagt Reto Schmid. Hinzu kommen Gamsfett, das für die pomadige Konsis-

Die beiden Puralpina­Geschäftsführer Reto (links) und Silvan Schmid vor ihrem Shop an der Staatsstrasse in Frutigen.

Infos: www.puralpina.ch.

Mitarbeiterin Christa Schmid füllt die noch flüssige Murmeli-Kräutersalbe in die Döschen ab.

«Wir erhalten das Öl direkt von Schweizer Jägern, zum überwiegenden Teil aus Graubünden.» Reto Schmid, Geschäftsführer

tenz sorgt, ein geringer Anteil Dachsfett, Olivenöl sowie eine Reihe von ätherischen Ölen und Kräutern wie Johanniskraut, Wallwurz, Farnkraut oder Rosmarin. «Die genaue Rezeptur ist natürlich geheim», meint Schmid.

Abschuss zur Regulierung Und wie kommt das Murmeltier in die Dose? Jedenfalls gibt es keine Murmelipresse in den eher unspektakulären Produktionsräumen. «Wir erhalten das Öl direkt von Schweizer Jägern, zum überwiegenden Teil aus Graubünden», erklärt Reto Schmid.

Nachkredit fürs Musiklokal Der Musikverein Interlaken-Unterseen nutzt nach den erforderlichen Abklärungen den Raum des ehemaligen Lernschwimmbeckens in der Schulanlage Steindler als neues Probelokal. Für die sanfte Sanierung des vom Verein bisher genutzten und jetzt frei gewordenen Musiklokals im Unterstufenschulhaus wird ein Nachkredit von 13 000 Franken zur Verfügung gestellt. pd ISELTWALD

Gottesdienst an der Ländte Rund 40 Interessierte nahmen am Ländte-Gottesdienst in Iselt-

Rot wärmt, blau kühlt: Seit 25 Jahren wird die Murmeli-Salbe mittlerweile im Frutiger Familienbetrieb hergestellt.

«Die Tiere werden zur Bestandsregulierung geschossen, aber nur selten verzehrt.» Dazu müsse das Fett der Tiere, das etwa 30 bis 50 Prozent des Körpergewichts ausmacht, wegen des starken Eigengeschmacks ohnehin zuvor gründlich entfernt werden. Anschliessend wird es zerkleinert und geschmolzen. «Wir verwerten hier also eigentlich ein Abfallprodukt.» In Frutigen wird das Öl ohne Zugabe von Farb- und Konservierungsstoffen mit den anderen Bestandteilen gemischt, erwärmt, was bis vor kurzem noch in einem handelsüblichen Glühweintopf erfolgte, und anschlies-

send in Dosen abgefüllt, etwa 40 000 Stück im Jahr. Für die insgesamt 4 Tonnen Salbe werden rund 400 Liter Murmeltieröl benötigt. Klingt viel, doch der Geschäftsführer relativiert: «Aus einem erwachsenen Tier lässt sich circa ein Liter Öl gewinnen.»

Natürliches Cortison Bleibt die Frage nach den Anwendungsmöglichkeiten. «Dass Murmeltierfett bei Arthrose, Rheuma, Muskel- und Gelenkschmerzen eingesetzt wird, hat im Alpenraum eine Jahrhunderte zurückreichende Tradition», erzählt Reto Schmid. Die Salben werden

«Wir verwerten hier also eigentlich ein Abfallprodukt.» Reto Schmid, Geschäftsführer

aber auch zur Entspannung der Muskulatur und der Gelenke vor und nach dem Sport verwendet. Bei einer wissenschaftlichen Untersuchung an der Universität München Ende der Achtzigerjahre wurden Cortisonsubstanzen im Murmeltierfett nachgewiesen. «Da die Bestandteile im Fett je nach Tier schwanken, können wir es nicht als Arzneimittel anbieten, wollen das aber auch gar nicht.» Stattdessen verweisen die Frutiger Salbenmacher auf die «wohltuende Wirkung» ihrer Naturprodukte aus der Region und liegen damit ganz im Trend der Zeit. Claudius Jezella

SVP unterstützt Aeschimann

In Kürze UNTERSEEN

Bilder Claudius Jezella

Angefangen hat alles auf Fell­ märkten, Messen und anderen Märkten. Dort verkaufte Andreas Schmid seine Murmeli-Kräutersalbe mit wärmender oder kühlender Wirkung. Stets dabei etwas Wildwurst, passend zu den Jagdprodukten. Geschnitten wurde die Wurst mit einem Hobel, der bei den Kunden auf so viel Interesse gestossen sei, dass ihn die Puralpina AG ebenfalls mit ins Sortiment genommen habe, erläutert Geschäftsführer Reto Schmid. Hergestellt werden die Wurst- und mittlerweile auch der Käsehobel aus hochwertigem Holz im Blinden- und Behindertenzentrum Bern und bei Silea in Thun. Neben der Salbe gibt es auch Murmeli­Massageöl. Verkauft werden die Produkte im eigenen Shop in Frutigen, per Versand im Internet und bei rund 700 Partnern, darunter Hotels, Drogerien und Apotheken in der Schweiz und in Deutschland. «Letzte Woche haben wir einen Hobel nach Neuseeland verschickt und eine Bestellung für einen Kunden in Saudiarabien fertiggemacht.» Elf Mitarbeiter hat das Unternehmen, das zuletzt auch für den Jungunternehmerpreis beim Swiss Economic Forum nominiert war. Und zum 25-JahrJubiläum der Salbe wird es im Shop ab Juli eine kleine Murmeltier-Ausstellung geben. jez

wald teil, welcher von der Musikgesellschaft Iseltwald umrahmt wurde. Pfarrer Peter Eichenberger führte in seiner Predigt aus, dass uns für unser Leben von Gott Karten gegeben werden, ähnlich wie beim Jassen. Jeder Mensch sei deshalb selber dafür verantwortlich, wie er seine Karten spielen wolle, und habe damit einen grossen Einfluss auf sein Schicksal. mgt JUNGFRAUJOCH

Yoga auf dem Gletscher Am Sonntag, 25. Juni, werden zwanzig Yogamatten auf dem Aletschgletscher ausgelegt, teilen die Jungfraubahnen mit. Ziel sei es, mit mindestens 250 Teilnehmern auf 3454 Metern über

Meer einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde zu schaffen. Das indische Staatsfernsehen reise extra an und übertrage den Rekordversuch. pd

MATTEN Die SVP hat die Kandidaten für die Gemeinderatswahlen vorgestellt. Die Partei unterstützt Peter Aeschimann für eine dritte Legislatur als Gemeindepräsident.

GÜNDLISCHWAND

Belagsarbeiten von 26. Juni bis 7. Juli Ab Montag, 26. Juni, bis Freitag, 7. Juli, werden auf der Hauptstrasse in Gündlischwand zwischen dem Restaurant Linde und der Zufahrt zur Säumertaverne Belagsarbeiten ausgeführt. Die Strasse ist im Baustellenbereich von Montag bis Freitag jeweils zwischen 7 und 20 Uhr nur einspurig befahrbar. Der Verkehr wird durch den Verkehrsdienst oder mit einer Lichtsignalanlage geregelt. pd

Eine sichtlich zufriedene Parteipräsidentin Ami Bossard Gartenmann stellte bei der internen Nominierungsversammlung die sechs Kandidatinnen und Kandidaten der SVP Matten für die bevorstehenden Gemeinderatswahlen vom 24. September vor. Die SVP habe in Matten eine lange politische Tradition, sagte Bossard. Für die Partei sei die Gemeinde Matten eine Herzensangelegenheit. Wie bisher wollen sich die Kandidatinnen und Kandidaten für eine «lebenswerte, sichere Gemeinde in einer ausser-

ordentlich schönen Region» einsetzen. Die Kandidaten sind: Andreas von Allmen (Jahrgang 1967, Schreinermeister), Reinhard Gertsch (1985, Rechtsanwalt), Nando Gosteli (1978, Geschäftsführer), Walter Jorns (1978, Projektleiter, dipl. Ingenieur), Barbara Spahni (1964, Geschäftsführerin), Brigitte Ziebold-Zwahlen (1970, Verkaufsberaterin).

Im Notfall eigener Kandidat Die SVP Matten unterstützt zudem Peter Aeschimann für eine dritte Legislatur als Gemeindepräsident. Da gegen die Inkraftsetzung des neuen Organisationsreglements und damit gegen die Verlängerung der Amtszeit von zwei auf drei Legislaturen eine Beschwerde am Verwal-

tungsgericht hängig ist, könnte das Gerichtsurteil eine dritte Amtsperiode Aeschimanns verhindern. In diesem Fall würde die SVP Matten eine eigene Kandidatur für das Gemeindepräsidium aufgleisen. Gastreferent an der Nominationsversammlung war Martin Baltisser, ehemaliger Generalsekretär der SVP Schweiz. Er betonte in seinem Referat, dass das Engagement in den Gemeinden nach wie vor wichtig sei, und ermunterte die Kandidaten, sich für die Anliegen der Bevölkerung einzusetzen, auch wenn dies oft mit Unannehmlichkeiten verbunden sei. Baltisser sprach über die Unabhängigkeit von der EU und die Belastung der Gemeindehaushalte durch die Zuwanderung. pd


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.