

« Theilung des Huses

aus dem Jahre 1553
Zusammenfassung des Inhaltes
Die hier abgedruckte Urkunde vom 26. März 1553 beschreibt in allen Details die Modalitäten der Teilung des Hauses «Zur Haue unter den Tilenen beim Fischmarkt» unter die beiden jüngeren Brüder Mathee und Conrad Rollenbutz. Diese haben offensichtlich gleich nach dem Tod ihres Vaters, dem „fromen, fürnemen und wÿsen Meister Cuonraten Rollenbutz“ eine Vereinbarung zu Papier gebracht, wie das Haus unter ihnen und unter ihren Nachkommen gerecht aufgeteilt werden soll. Erwähnt wird dabei auch ihre Mutter Elsbeth Meyer die lebenslang noch ein Wohnrecht im obersten Gemach des Hauses haben sollte, sowie die Schwestern der drei Brüder, die ebenfalls im Haus wohnen durften. Der Sohn des verstorbenen älteren Bruders Hans Rollenbutz, Jakob Rollenbutz, wird mit 300 Pfund ausgekauft. Die Urkunde wurde unter Zeugen von den beiden Brüdern mit ihren Siegeln versehen.
Erläuterungen und Dank
Der nachfolgende Text ist eine Transkription des Textes von einer von fünf Urkunden, die unsere Gesellschaft 2017 aus dem Nachlass von Niklaus bzw. Jörg Rappold erhalten hat. Sie sind 1956 beim Kauf des Hauses an unsere Gesellschaft übergegangen. Die Urkunden stammen ursprünglich aus dem Besitz der Famile Beckert. Die Abbildungen zeigen Teile des Original-Dokumentes. Die wertvollen Originale befinden sich in einem Safe an sicherem Ort.
Ich danke unserem Archivar Peter Manz ganz herzlich für seine enorm aufwändige Arbeit des Transkribierens der alten Handschrift. Wir sind dadurch heute in der Lage die alten Texte und wertvollen Zeitdokumente - wenn auch nach wie vor in der Sprache und Schreibweise des 16. Jahrhundertslesen und verstehen zu können.
Mit diesem Neudruck möchte ich uns Kämbel-Zünftern sowie anderen interessierten Kreisen einen weiteren Mosaik-Stein zur Geschichte unseres heutigen Zunfthauses zugänglich machen. Denn: Was nützen uns die vielen interessanten und wertvollen alten Aufzeichnungen, wenn sie unbeachtet im Archiv ‚versteckt‘ bleiben?

Zürich, 20. Dezember 2018
Rudolf M. Fürrer, Haueherr

Zuwüssen sÿge allermencklichem: Nachdem dann uff den döttlichen Abganng des fromen fürnemen und wÿsen Meister Cuonraten Rollenbutzen dess Rats zuo Zürich seligen sine drÿg eelichen Sün sin als irens lieben Vatters seligen Hus und Hoffstat inn der meren Statt Zürich unnder den Tilinen bim Fischmarkt gelegen, genannt zur Howe, erbswis betzogen und ein zÿtlang inn gmein behuset, innghaet und besessen, das dissmals die zwen jungsten, mit Namen Mathee und Cuonrat die Rollenbutzen, als sÿderhar der ellter ir Bruoder, mit Namen Hans Rollenbutz, ouch Todes abgeganngen, und sinen Sun, mit Namen Jacob Rollenbutz, welichen sÿ siner Ansprachen (lut hierumb uffgerichter Brieff und Siglen) von disem Hus mit drühunndert Pfunden Züricher Weerung allerdingen dennen koufft hinder im verlassen, das selb ir ererpt und etwan nÿt erkoufft Hus und Hoffstat gantz frünntlich, tuogentlich und brüderlich miteinanndren theilt haben.
Und als Mathee Rollenbutz diss Hus mit Stuben, Küchinen, Kameren, Kelleren, Gadmen unnd andrer Gmachen inn zwo Bhusungen, uffs glichist als er können, getheilt unnd sinem Bruoder Cuonraten, als dem Jüngsten, der Statt Zürich Recht nach, die Waal glassen, hat der selb sin Bruoder inn der Waal als für sinen Theil (mit Lüterung und Gedinngen wie hienach beschriben wirt) angenomen: die unnder Stuben sampt der Kamer daran, Kuchi und Louben mit aller Zuhörung wie das mit dem Gatter ist ingefasset, item die Louben vor dem Gatter, dessglichen die Höwtili, item das Kämerli uff dem Laden, dessglichen die zwen kleineren Läden gegen der Zunfft Hus zun Saffren, item das ganntz Hinnderhus mit Kameren, Keller und Winnden ouch aller Zuhörung nümd Vorbehallten, dann allem die Keller im Höffli, so unnder dem selben hindren Hus sind.
Demnach ist dem Matheen als für sinen Theil mit hienachvollgender Erlütterung worden und bliben: das mittlist Stübli sampt der Kamer, Küche und aller Zuhörung so uff dem selben Boden ist, item das oberist Stübli sampt Kuchi, Kameren unnd der Winnden, dessglichen die unndren Keller im Höffli und der gross Laden gegen des Heideggers Hus sampt dem Theil daruff nebend dem Kram Kämerli.

Unnd als diss Hus umb sechtzig und acht Guldi und drÿssig Schilling järlicher Güllt so dann sÿ darab zuovertzinnsen schuldig hafft und pfandbar sol Cuonrat Rollenbutz als der so den bessern Theil dess Huses besitzt, alle Jar drÿssig und sechs Guldi drÿssig unnd fünnf Schilling und Mathee Rollenbutz drÿssig und ein Guldi drÿssig und fünff Schilling über sich nemen und järlich abferggen unnd jeder Innsonderheit alle Jar dermassen und dergestalt zinsen, das dem anndren kein Cost daruf ergannge. Und wo das nüt gescheche unnd einicher sovil sümig were, das dem anndren unbeschullter Sach sin Theil Huses angriffen, verganntet und zuo Costen gebracht würde, sol allweg der Sümig dem anndren Costen und Schaden abzuotragen schuldig sin.
Unnd ob sich begebe, das einer allein oder bed gmeinlich inn Willen kommind, etwan vil hievorgeschribner Zinnsen abzuolösen oder das sÿ lösen wüstind was jech die Ursach were, sol alsdann jedem sin Theil der Zinsen umb sovil als er abglöst gemindret werden, unnd er dannethin järlich sovil destoweniger zuo zinnsen schuldig sin. Doch sol keiner den anndren zur Losung znöten habenn sonnders so d‘Zinsherren unslagbar sind die Losung nüt erforderend und zur Losung kein Recht hand sol es lösen oder Zinnses halb allwegen zuo jedesd trÿgem Willen stan.
Hienebend sol ein jeder sinen Theil Huses und Gadmern inn guoten Büwen und Eeren halten und das so jederzit mannglet und abgat one dess andren Stür und Hilff inn eignem Costen widerumb büwen und inn Eer bringen.
Usgenomen so dem Hus etwas eehaffter büwe zuofielind das menklich sprechen und erkennen könnte, das billich bed Theil einanndren zuo helffen schuldig werind, sollen sÿ alsdann einanndren bhülffen sin unnd söliche eehaffte gmeine Schäden, Büü unnd Menngel inn gemeinem Costen widerumb ufbüwen. Darbÿ so ist vor aller Theilung berett und hat ouch Cuonrat Rollenbutz den obgemellten sin Theil Huses inn der Waal dergestalt angenomen. Ob er ald sine Kinder oder Erben allein den Gaden gegen der Zunfft Hus zur Saffren unnd nüt den mittlisten Gaden besitzen wellind und besessind das sÿ alsdann in den mitlisten Gaden keiner der sinem Bruoder Matheen dess selben Kinnden oder Erben mit

Gwärb und Handtierung zuowider sin und Schaden thuon möchte und namlich keinen Watma und gar keinen der wenig oder vil irens Gwärbs were, setzen söllind noch wellind. Ob sÿ aber den selben mittlisten Gaden selbs bsitzen würdind, sölle inen das unabgeschlagen sin und den mit allerleÿ Kouffmanschatz, Handtierung oder Gwärb wis sÿ dessmeinend zuo geniessen, zuo bewärben Fuog, Recht und Gwalt haben, von Mathee Rollenbutzen sinen Kinnden und Erben ouch sonnst allermenklichem daran unnverhinndert.
So sich aber fuogte und zuotrüge, das Cuonrat Rollenbutz (wis vorgmelldet) nüt bis Döden bewärben und sich allemdess einen bholfen und den andren um Zins verlichen wollte, das er dann den selben vilgemellten sinem Bruoder Mathee Rollenbutzen ald sinen Kinnden (sener sÿ dess begärend) was Gwärbs oder Handtierung dis jech sÿgind oder sin werdind, umb sovil Zins, als er gegen einem Frömdenn gellten möge, höchen sölle one Intrag.
Es ist ouch hierebend bedingt und von beden Theilen zuo Gfallen angenommen: so einer under inen beden mit Tod abgienge, das alsdann der lebend bliben dess Abgstorbnen Wÿb und Kinnder (ob er einiche hinnder im verliesse) von dem Hus und Gaden keinswegs stossen noch vertriben sölle, sonders sÿ alle diewÿl die Frow, das ist der Kinnden Muoter, unverendert blivt inn aller Form und Gstalt, als ob der Abgstorben noch lebte, inn söllichem Hus und Gaden wonen lassen.
So sÿ aber sölich Hus und Gaden Jugend oder andrer Sachen halb uobewärben nüt gschikt noch tuogentlich doch darvon nüt gan und das zuo werlichen gsinnet werind, söllend sÿ söliches dem Lebendblibnen (sener er dess begärt) umb den Zins so jetz daruff stat höchen unnd dann dess Abgstorbnen Wÿb und Kind disen iren Theil Huses und Gadmenenn mit Tach und Gmach inn Eeren hallten one dess Lebendblibnen Costen und Schaden.
Unnd so dann dis Kind erwachsend und zuo ire mannbaren Jaren komend diss irens theils widerumb begärend und selbs huszehalten understand, sol als dann inen den selb inn aller Wis und Mass wis er irem Vatter seligen inn dieser Theilung worden ist one alle Engeltnus widerumb überanntwort werden.

Unnd so aber uff dess einen Absterben der Lebendbliben diss Hus und Gadens uvtzid wollte, als dann mögend dess Abgstorbnen Wÿb und Kinnder söliches wol anderweg verlÿchen one dann sÿ ire Vögt und Verwannte dess meinend zuo geniessen von den Lebendblibnen ungehinndert.
Zum anndren ob einer under inen beiden, oder so er (wis gmelldet) mit Tod abgienge, sin Wib unnd Kinder frÿg allerdingen vom Hus ze stan und den selben iren Theil zuo verkouffen inn willen kömind, söllend sÿ gegen einem Frömden zuo verkaufen nüt Gwalt haben, sonders so sol inen der annder Theil, so bÿ dem Hus bliben würde, für all ir Grechtigkeit und Ansprach diss Huses geben und dess Abtrettenden Theil zuo nehmen schuldig sin. Drühunndert Pfund, dessglichen einhundert und fünfftzig Pfund so dann der selbig abtrettend Theil irens Bruoders seligen Kinnderen für ir Ansprach diss Huses zuoerliggen versprochen, und one Zwÿfel bis dar erleit hat. Und ob bis zur selben Zÿt der selb abtrettend Theil etwas zinnsen abe dem Hus glösst hette, sol dem selben söliches mit den vorgeschribnen beden Sumen ouch erleit werden und hiemit um und für alle Ansprach dess Huses dennen kouft usgericht vervügt und bezalt sin, vorbehalten die Ansprach so sÿ bed an irens Bruoders Hannsen seligen Kind (so das vor inen mit Tod abgienge) vermög eines Vertrags darumb Brieff un Sigel ufgricht sind, habend.
Inn diser Theilung aber sol heiter vorbehalten sin ir liebe Muoter Elsbetha Meÿerin dergestalt, das sÿ ir Leben lang das oberist Gmach, dessglichen den kleinen Keller im Höfli, so vor hin ein Staal gsin, one Zins besitzen und innhaben möge.
Unnd diewÿl aber sölicher zuo dess Matheen Theil ghörig und er dess selben der Muoter lebenlang manglen muos, sol im dargegen sin Bruoder Cuonrat von sinem Theil, als lang die Muoter lept, der hinderen Kamer eini ingeben und nutzen lassen und bÿ der Muoter Leben, keiner dem anndren der Gmachen halb zrumen schuldig sin. So dann aber sÿ mit Tod abganngen, das Gott lang wolle verhüten, als dann sölle jedem Theil widerumb gefollgen und zu sinem Theil gefallen alles das so darzuo dienet und dissmals zuosamen geordnet ist.


Sovil dann die Schwösteren belangt, sind sÿ bed dess miteinanndren übereinkomen alldiewÿl die mit Mannen vorsech das sÿ bed inen mit Bhusung wellind bhülffen sin und inen wie trüwe Brüderen nebend einandren inn glicher Bürdi das best thuon.
Zuoletzt ist abgrett und hand sÿ beid das einandren zuogseit, das keiner für sich selbs und allein hinder dem andren sinen Theil Huses und Gadmen weder mit Vorsehen noch Verpfennden noch keiner Gstalt zuobeschwären nüt sölle Gwalt noch Recht haben.
Wir obgenannten Mathee Rollenbutz an einem und Cuonrat Rollenbutz am andren Theil bekennend uns diser früntlichen und brüderlichen Theilung dergestalt, das wir dis mit Lüterung und Gedinngen wie hie vor gnuogsam beschriben wolbedacht und mit guoter zÿtlicher Vorbetrachtung zuo unnser beder Nutz miteinanderen uf und angenommen habind.
Wir lobend und versprechend ouch bÿ unnsern guoten Trüwen für uns all unser Erben und Nachkomen jetz und hienach darbÿ zuobelÿben, darwider nie mer zestnd noch zethuond keins weg Gefar und Arglist harinn vermiden.
Und zuo warem Urkund so haben wir bed und jeder innsonderheit sin eigen Insigel, für uns unnd unser Erben an diser Brieffen zwen glich geschriben, getrukt.
Uff den sechs und zwentzgisten Tag Mertzens als man tzallt von Christÿ unsers lieben Herren Gewurt fünfftzechenhunndert fünfftzig und drü Jar. Hiebÿ warend Herr Johans Hab Bürgermeister, Junker Hans Edlibach, Meister Jacob Werdmüller, bed Sekelmeister, Meister Bernhart Sprüngli, Junker Jacob Rordorff, all des Rats, und Cuonrat Heidegger Bürger zuo Zürich.


Die Eigentümer des Hauses « Zur Haue»
ca.1300 - 1417 Familie Wetzwiler (die ursprünglich zwei Häuser wurden 1375 zum «Wetzwilerhus» zusammengebaut)
1417 - 1425 Ital Schwarzmurer-Wetzwiler
1425 - 1430 Friedrich Schön
1442 - 1465 Salzleute
(um 1450 wird erstmals der Name « Salzlütenhus genannt die Houw » erwähnt. Bereits ab 1440 - 1486 hatte die Gremplerzunft in der «Haue » ihre Trinkstube)
1465 - 1485 Hans Peter Nüscheler (1485)
1485 - 1532 diverse Besitzer
1532 - 1553 Konrad Rollenbutz, Tuchhändler (26.3.1553)
1553 - 1577 Mathee Rollenbutz (s. die hier abgedruckte Urkunde v. 26.3.1553)
1553 - 1583 Konrad Rollenbutz (dito)
1577/83 - 1601 Salomon Hirzel-Rollenbutz, Schultheiss (1601) (Kauf 12.7.1577 und 16.10.1583, Urkunde v. 16.10.1583)
1601 - 1609 dessen Sohn Hans Jakob Hirzel (1609)
1609 - 1652 dessen Bruder Salomon Hirzel-Meyer v.Knonau, Bürgermeister von 1637 - 1652 (1652)
(siehe Schild an heutiger Fassade und die Wappen im Treppenhaus: Doppel-Wappen Meyer v. Knonau und Keller v. Steinbeck, Gattinnen. 1620 Zukauf des Hinterhauses «Haus zum Schlegel», umfassender Umbau: Fassade, neuer Erker und Hirsch auf dem Dachgiebel)

1652 - 1664
dessen Sohn Salomon Hirzel-Werdmüller (1664) dessen Söhne Salomon, Beat, Hans Jakob, Bernhard (Konkurs) - 1691 deren Onkel Hans Kaspar Hirzel-von Orelli (1691) - 1706
1706 - 1751
1751 - 1780
Hans Jakob Hirzel-Escher (1706)
Heinrich Hirzel-Locher (1751), Hans Jakob Hirzel-Heidegger (1751)
Heinrich Hirzel-Hottinger (1787)
1780 - 1781 dessen 3 Kinder (am 27.9.1780 aus Konkurs zugesprochen)
1781 - 1783
1783 - 1808
Anna Barbara Sprüngli-Albrecht (1783) (Kaufurkunde v. 28.2.1781; Verkauf «Haus zum Schlegel» am 9.4.1781)
deren Schwiegersohn Hans Rudolf Rordorf-Sprüngli, Goldschmied (1808)

1808 - 1825 dessen Sohn Johann Jakob Rordorf, Goldschmied und Maler (1825) (malte die drei Bilder/Türfüllungen in der Gaststube. In der Mitte: Haue-Fassade, links: Mann mit Wappenschild Rordorf, rechts: Edelmann mit Wappenschild Sprüngli)
1825 - 1878 dessen drei Kinder Johann Rudolf , Barbara Louise (1870) und Emilie Rordorf (1891) (wohnten in der Haue bis 1870/91)
1878 - 1926 August Beckert, Kolonialwarenhändler (1926)
(Kaufvertrag vom 31.8.1878. 1879 vollständige Restauration, Stuckgesimse und Ornamente. Siehe auch Spezialdruck: Rundgang von F. Schulthess, Präsident Saffran-Zunft mit A.B. durch die Haue, 1896)
1926 - 1953 dessen Neffe Albert Beckert (1953) (1926 nochmalige durchgreifende Renovation in alten Zustand)
1953 - 1956 dessen Sohn Walter Beckert
(wohnhaft im Haus bis am 5.1.1967, anschliessend Umbau der Wohnungen in Büros)
1956 Verkauf an Dr. Hans Steiner, dann Übertragung an die Gesellschaft zum Kämbel in der Haue (Verkaufspreis: Fr. 810‘000. Am 31.5.1956: Übertragung an die am 25.5.1956 neu gegründete «Gesellschaft zum Kämbel in der Haue »)
