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Mini-Demo für Toleranz Im September stand Ernst-Heinrich Prinz mit seinem Rollstuhl an drei Freitagen auf dem Wochenmarkt in Neuenhaus (Grafschaft Bentheim). Mit drei verschiedenen Plakaten rief der frühere Neuenhauser Pastor seine Mitbürger dazu auf, tolerant und friedliebend zu bleiben. „Die Fernsehbilder aus Chemnitz haben mich schockiert. Die haben mich richtig vom Patt abgebracht“, sagt Ernst-Heinrich Prinz. Der 77-Jährige, der von 1968 bis 2001 Pastor der reformierten Kirchengemeinde in Neuenhaus war, verspürt das Gefühl, auf den offen gezeigten Fremdenhass reagieren zu müssen. Der frühere Neuenhauser Pastor Ernst-Heinrich Prinz rief seine Mitbürger dazu auf, tolerant und friedliebend zu bleiben.
Als Mann des Wortes fasst er den Plan, den Neuenhausern den Spiegel vorzuhalten. Mit seiner Frau Ruth gestaltet er drei Plakate. Auf dem ersten ist in bunten Lettern zu lesen: „Danke Neuenhauser für eure Toleranz – bleibt so!“ Auf dem zweiten: „Nicht überall ist Neuenhaus – leider!“ Und auf dem dritten: „Neuenhaus:
gut, freundlich, tolerant. Klasse!!!“ Mit den Plakaten macht sich Ernst-Heinrich Prinz an drei aufeinanderfolgenden Freitagen auf den Weg zum Wochenmarkt. Mit seinem Rollstuhl nimmt er zwischen dem Gemüse- und dem Kleiderstand Position ein. Er klemmt das Plakat an die blaue Einkaufskiste, die auf seinem Schoß steht – und wartet. Aber nicht lange. „Ich bin sofort mit den Leuten ins Gespräch gekommen“, erzählt er. Mit seiner Aktion wollte Ernst-Heinrich Prinz seinen Mitbürgern eine wichtige Botschaft vermitteln. „Gegen etwas zu demonstrieren, ist einfach. Ich hingegen sage: Wir sind gut – und das soll bitteschön auch so bleiben“, erläutert der 77-Jährige. Jeweils von 8 bis 11 Uhr war er auf dem Wochenmarkt. Hat es sich gelohnt? „Für mich auf jeden Fall“, sagt er. Und eine wichtige Erkenntnis nimmt er auch mit: „Solche Bilder, wie es sie in Chemnitz gibt, sind in der Grafschaft nicht möglich.“ Von Andre Berends
POSITION
Foto: Andre Berends