VECTURA #15

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Mit der Modellpflege des DS5 entsteht eine neue Automobilmarke

60 Jahre Citroën DS – wenn man das Auto betrachtet, mag man es kaum glauben. Die Typenbezeichnung ist natürlich ein phonetisches Wortspiel – «La Déesse» steht im Französischen für «die Göttin» und passt ganz ausgezeichnet: Nur wenige andere Autos haben eine so erhabene Ausstrahlung, sind derart epochal wie das von Flaminio Bertoni (Achtung, hat mit Bertone nichts zu tun) gezeichnete Fliessheckmodell. Noch heute sieht die stromlinienförmige Limousine moderner aus als viele aktuelle Autos, obwohl: Ihre unnachahmlich cool verglasten Scheinwerfer erhielt sie erst 1968; zuvor ragten die Lichter aufrecht aus den Kotflügeln hervor wie auch beim Porsche 911 – dort allerdings erst ab 1963, also acht Jahre später. Bis 1975 entstanden 1,4 Millionen DS-Limousinen sowie über 54 000 fünftürige Break, mehr als 1300 Cabriolets plus einige andere Sonderserien, zum Beispiel Coupés, Repräsentationsfahrzeuge oder Grossraumschnelltransporter mit doppelter

Hinterachse (!). Doch so wegweisend, eigenständig und populär der grosse Citroën auch war – er hinterliess ein riesiges Problem: Was kann nach einer Göttin schon noch kommen? Abgesehen vielleicht vom CX (1974–91; knapp 1,2 Mio. Exemplare) konnten die Nachfahren XM (1989–2000; 300 000 Ex.) und C6 (2005–12; rund 23 000 Ex.) jene DS-Absatzzahlen nicht ansatzweise wiederholen und Citroën, Ex-Maserati-Besitzer mit Innovationsanspruch, rutschte zunehmend in die Durchschnittlichkeit ab. Gegen Mittelklasse ist eigentlich nichts zu sagen. Hier wird richtig Volumen gemacht und auch viel Geld umgesetzt. Die besten Profite erwirtschaften Autohersteller allerdings in den höher angesiedelten Segmenten, und genau da wollen auch die Franzosen unter ihrem neuen Markenchef Yves Bonnefont gerne wieder hin. Still und leise wurde mit den DS-Modellen DS3, DS4 oder DS5 seit 2010 eine schicke Nische aufgebaut für Kunden, denen ein gemeiner Citroën nicht extraordinaire genug ist. Kleine

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